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Über ein für das physiologische Praktikum geeignetes Verfahren zur Mischung reiner Lichter

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{"created":"2022-01-31T16:31:28.154469+00:00","id":"lit33522","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Kries, J. von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 43: 58-68","fulltext":[{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\n(Aus dem physiologischen Institut zu Freiburg i. B.)\n\u00dcber ein f\u00fcr das physiologische Praktikum geeignetes Verfahren zur Mischung reiner Lichter.\nVon\nJ. von Kries.\nF\u00fcr die Mischung reiner Lichter sind im Laufe der Zeit recht zahlreiche Verfahrungsweisen angegeben worden, die, wiewohl sie sich im Grunde immer einigen wenigen haupts\u00e4chlich von Helmholtz und Maxwell eingef\u00fchrten Prinzipien anschliefsen, doch in der Einzelgestaltung voneinander abweichen. Auch versteht sich, dafs die Vorrichtungen je nach dem besonderen Zwecke dem sie dienen sollen, sehr verschieden gestaltet werden mufsten; f\u00fcr wissenschaftliche, den Farbensinn betreffende Beobachtungen, f\u00fcr Massenuntersuchungen von Personen, die auf Anomalien des Farbensinns zu pr\u00fcfen sind, endlich f\u00fcr Demonstrationszwecke im Unterricht sind ganz verschiedene Anforderungen zu stellen. Von den zahlreichen beschriebenen Vorrichtungen haben daher die meisten auch den einen oder anderen dieser Zwecke speziell im Auge; andererseits sind auch f\u00fcr die meisten solcher besonderer Verwendungen eine Anzahl gerade f\u00fcr sie geeigneter Einrichtungen zusammengestellt und beschrieben worden. Was insbesondere die dem Unterricht dienenden Einrichtungen anlangt, so kann man sich mit den in allen physiologischen Instituten verf\u00fcgbaren Hilfsmitteln in recht mannigfaltiger Weise Zusammenstellungen schaffen, die f\u00fcr die Demonstration der wichtigsten Erscheinungen in der Vorlesung ausreichen. Da \u00fcberdies ein jeder nach Mafs-gabe dessen was ihm an optischen Hilfsmitteln zur Verf\u00fcgung steht, sowie dessen was er zu zeigen w\u00fcnscht, verschieden zu Werke gehen wird, so m\u00f6chte ich den Raum dieser Zeitschrift nicht mit einer Beschreibung der Verfahrungsweisen in Anspruch nehmen, zu denen ich nach mancherlei Herumprobieren als den","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"* \u2022\nUber ein f\u00fcr das physiologische Praktikum geeignetes Verfahren usw. 59\nmeinen W\u00fcnschen und den Einrichtungen meines Instituts entsprechendsten gekommen bin. Dagegen ist bis jetzt, soweit ich bemerkt habe, niemals etwas \u00fcber die Behandlung der entsprechenden Aufgaben im physiologischen Praktikum mitgeteilt worden. Vielmehr ist in den bekannten Praktikumsanleitungen (Heermann, Verworn, Fuchs u. a.) die genannte Aufgabe gar nicht ber\u00fccksichtigt. Dies hat wohl seinen Grund vornehmlich darin, dafs es tats\u00e4chlich weit schwieriger ist, den betr. Vorrichtungen eine solche Gestalt zu geben, dafs sie vom Studenten (und zwar, was man doch w\u00fcnschen mufs, vom Durchschnittsstudenten) hinreichend leicht verstanden und auch technisch behandelt werden k\u00f6nnen. Namentlich w7ird ja dabei w\u00fcnschenswert sein, dafs der Student zur L\u00f6sung bestimmter \u00dcbungsaufgaben veranlafst werden und somit sein Verst\u00e4ndnis an der praktischen Handhabung der Methode bew\u00e4hrt werden kann. Diese Forderung hat sich mir und \u00e4hnlich wohl auch vielen Fachkollegen besonders f\u00fchlbar gemacht, nachdem durch die neue Pr\u00fcfungsordnung die Notwendigkeit gegeben War, an Stelle eines mehr demonstrativ behandelten Kurses ein richtiges Praktikum zu setzen, das den Teilnehmern zu selbst\u00e4ndigem Arbeiten Gelegenheit gibt. Ich habe sie um so mehr empfunden als (auch hierin wird mir die Mehrzahl der Fachkollegen zustimmen) die Farbenmischungsversuche mit dem Kreisel, obwohl sie als ein Ausgangspunkt recht n\u00fctzlich sind, doch in verschiedenen Beziehungen sehr zu w\u00fcnschen \u00fcbrig lassen.\nEs versteht sich, dafs den hier zu stellenden Anforderungen Apparate von verwickelter Konstruktion, selbst wenn sie relativ einfach zu handhaben sind, nur mangelhaft gen\u00fcgen. So habe ich eine Zeitlang eine Anzahl von Einstellungen am Helmholtz-schen F\u00e4rbenmischapparat machen lassen, aber dabei wie zu erwarten die Erfahrung gemacht, dafs, wenn auch die verlangten Einstellungen glatt ausgef\u00fchrt wurden, Einrichtung und Wirkungsweise des Instrumentes und somit auch die Bedeutung der Einstellungen und etwaiger Abweichungen von der Norm trotz vieler auf die Erl\u00e4uterung verwandter Zeit nur von einem Bruchteil der Beteiligten ganz verstanden wurde. Aus den angegebenen Gr\u00fcnden habe ich schon seit einer Reihe von Jahren dahin gestrebt, ein Verfahren f\u00fcr die Mischung reiner Lichter herzustellen, das f\u00fcr die Benutzung im physiologischen Praktikum geeignet sein sollte; und nachdem es mir gelungen ist, hier zu","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nJ. von Kries.\neinem, wie ich glaube, recht befriedigenden Ergebnis zu gelangen, m\u00f6chte ich nicht unterlassen dasselbe den Fachkollegen zur Kenntnis zu bringen.\nIm Hinblick auf den verfolgten Zweck war zun\u00e4chst klar, dafs auf eine objektive Darstellung zu verzichten sein w\u00fcrde; denn die hierzu erforderlichen Einrichtungen sind immer recht kompliziert; andererseits ist auch die objektive Darstellung gerade im Praktikum, wo immer nur ein Einzelner oder die wenigen in einer Gruppe zusammen arbeitenden beobachten sollen, durchaus entbehrlich. F\u00fcr eine Farbenmischungsvorrichtung nach subjektiver (d. h. f\u00fcr die Beobachtung des Einzelnen eingerichteter) Methode bot sich als weitaus einfaches Prinzip dasjenige dar, das v. Frey und ich schon vor Jahren verwendet haben.\nDasselbe geht bekanntlich davon aus, dafs wenn ein reelles Spektrum auf einen Okularspalt geworfen wird, ein hinter den Okularspalt gebrachtes Auge die Fl\u00e4che der abbildenden Linse mit dem reinen Licht erhellt sieht, das der Okularspalt passieren l\u00e4fst. Bei Entwertung von zwei gegeneinander verschobenen Spektren schneidet der Okularspalt aus einem ein, aus dem anderen ein anderes Licht aus, und der Beobachter sieht die genannte Fl\u00e4che mit einer Mischung der beiden Lichter leuchtend. Um die beiden gegeneinander verschobenen Spektren zu erzeugen, haben wir damals einen vor einer hellen Fl\u00e4che aufgestellten Schirm mit zwei gegeneinander beweglichen Spalten benutzt. Im HELMHOLTzschen Apparat wird der gleiche Erfolg bekanntlich erreicht durch die Anwendung eines Spaltes, dessen Licht fin ver\u00e4nderlichem Abstande) einen doppelbrechenden Kalkspat zu durchsetzen hat. Man kann nun zu dem gleichen Resultat auch und zwar in einer weit einfacheren und anschaulicheren W eise gelangen, wenn man zwei gesonderte Lichtquellen an wendet. Will man dies tun, so ist nur zu ber\u00fccksichtigen, dafs die Lichtquellen hinreichend schmal sein m\u00fcssen, um die erforderliche Reinheit des Spektrums zu erhalten und dafs sie einander hinreichend gen\u00e4hert werden k\u00f6nnen, damit man Lichter mischen kann, deren Abstand im Spektrum oder deren Wellenl\u00e4ngenunterschied sich auf hinreichend niedrige Werte bringen l\u00e4fst. Diese beiden Anforderungen werden nun erf\u00fcllbar, wenn man den Kunstgriff anwendet, die Lichtquellen in grofse Abst\u00e4nde vom Spektralapparat zu bringen. Ich habe diesen Abstand zun\u00e4chst auf 4 m festgelegt. Bei diesem","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Uber ein f\u00fcr das physiologische Praktikum geeignetes Verfahren usw. \u00dfl\ngrofsen Abstande geben nicht nur lineare Gl\u00fchlampen, sondern auch die im Handel gebr\u00e4uchlichen r\u00f6hrenf\u00f6rmigen, deren Breite etwa 2 cm betr\u00e4gt, eine gen\u00fcgend schmale Lichtquelle, um die Stelle des sonst \u00fcblichen Spaltes zu vertreten.1 Ferner gestatten die gebr\u00e4uchlichen Fassungen (mit dem normalen Edisongewinde) die beiden Lampen einander auf einen Abstand von 6 cm (von Mitte zu Mitte gerechnet) anzun\u00e4hern, was (wie sogleich noch genauer zu ber\u00fchren) mit R\u00fccksicht auf die zu w\u00fcnschende Verminderung der Wellenl\u00e4ngendifferenz ebenfalls gen\u00fcgt.\nAuch lehrt der Versuch (was von vomeherein h\u00e4tte zweifelhaft erscheinen k\u00f6nnen), dafs Lampen von m\u00e4fsiger Lichtst\u00e4rke bei dieser Entfernung vollkommen ausreichen, um den zu beobachtenden Feldern eine sogar sehr reichliche Helligkeit zu geben. Die benutzte Einrichtung entspricht also dem nebenstehenden Grundrifs. Fr ist das Prisma eines gew\u00f6hnlichen B\u00fcNSENschen Spektralapparates aus dem der Spaltansatz des Kollimatorrohrs entfernt ist. Die Kollimatorlinse wird durch eine Linse von 0,25 Dioptrien, C, ersetzt. An Stelle des Okulars ist ein Rohr mit einem Okularspalt OS (gebracht). In einem Abstande von 4 m von der Kollimatorlinse befindet sich eine horizontale Schlittenbahn mit Millimeterskala in der zwei Schieber gleiten. Jeder der Schieber tr\u00e4gt eine der gew\u00f6hnlichen Edison-\n1 Lampen mit einfachem linearem Gl\u00fchfaden w\u00e4ren nat\u00fcrlich noch vorzuziehen; doch sind diese vorl\u00e4ufig wenigstens f\u00fcr die hohe Spannung der hiesigen Zentrale in passenden Abmessungen nicht zu erhalten.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nJ. von Kries.\nfassungen und ist f\u00fcr die Aufnahme einer der in Handel gebr\u00e4uchlichen E\u00f6hrenlampen L1 und L2 eingerichtet. Die Fassungen werden auf den Schiebern derart angebracht, dafs sie eine m\u00f6glichst weitgehende Ann\u00e4herung der beiden Lampen gestatten.\nDie Objektivlinse 0 entwirft von den beiden Lampen die reellen Spektra Sp1 und Sp2 und der Beobachter, dessen Auge sich hinter dem Okularspalt befindet, sieht die Blende JB mit der Mischung der aus den beiden Spektren ausgeschnittenen Lichter erhellt.\nDie hier in Betracht kommende optische Einrichtung besteht also in erster Linie in der wenigstens der \u00fcberwiegenden Mehrzahl der Studenten bekannten und gel\u00e4ufigen Entwertung eines reellen Spektrums. Da \u00fcberdies die hierzu dienende Optik, namentlich wenn man durch Entfernung des Deckels vom Spektralapparat das Prisma sichtbar macht, in allen ihren Teilen vollkommen \u00fcbersehbar ist, so kann man wohl sagen, dafs die Methode in Bezug auf Einfachheit und Anschaulichkeit den Anforderungen, die man stellen kann, im vollem Mafse entspricht. Die \u00c4nderung der Lichtart mit der Verschiebung der Lampen ist, wenn man nur eine derselben brennen und diese in der Schlittenbahn bewegen l\u00e4fst, gleichfalls so unmittelbar verfolgbar, dafs sie dem Verst\u00e4ndnis keine Schwierigkeit bietet. Die Zusammenf\u00fcgung zweier Lichter endlich ist durch die Benutzung der beiden Lampen in der anschaulichsten Weise gegeben ; und man \u00fcbersieht so auch ohne weiteres, wie die beiden zu mischenden Lichter durch Einstellung der Lampen auf diesen oder jenen Teilstrich der Skala beliebig gew\u00e4hlt werden k\u00f6nnen.1\nF\u00fcr die Ausf\u00fchrung irgendwelcher Beobachtungen ist nun aufser der Wahl der zu mischenden Lichter auch noch eine Ver\u00e4nderung des Mengenverh\u00e4ltnisses, in dem die beiden Lichter gemischt werden, erforderlich. Was diesen Punkt anlangt, so bediene ich mich hier einer besonderen Vorrichtung, die sich als sehr geeignet bew\u00e4hrt hat. Sie beruht auf der Variierung der Brennst\u00e4rke von Gl\u00fchlampen durch Vorschaltung von Widerst\u00e4nden. Die allgemein \u00fcblichen Rheostaten mit beweglichen Schiebern gestatten bei passendem Betrage des Wider-\n1 N\u00fctzlich ist es selbstverst\u00e4ndlich, wenn, wie es hier nicht nur mit dieser, sondern mit allen Versuchseinrichtungen geschieht die Studenten gedruckte Anleitungen in die Hand bekommen, in denen eine kurze Beschreibung des Apparates mit schematischer Zeichnung enthalten ist.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber ein f\u00fcr das physiologische Praktikum geeignetes Verfahren usiv. 63\nStandes leicht eine sehr ausgiebige Ver\u00e4nderung der Lichtst\u00e4rke. Da es in unserem Falle lediglich darauf ankommt, das Verh\u00e4ltnis der beiden gemischten Lichter abzustufen, so wird das Verfahren in angenehmer Weise vereinfacht, indem man die beiden der einen und der anderen Lampe vorgeschalteten Widerst\u00e4nde nebeneinander in entgegengesetzter Anordnung anbringt und ihre Schieber miteinander verkoppelt. Auf diese Weise wird bei einer Mittelstellung des Schiebers jeder Lampe der halbe Widerstand vorgeschaltet, w\u00e4hrend bei den beiden extremen Stellungen je eine Lampe den vollen und die andere gar keinen Widerstand vorgeschaltet hat. Hierdurch wird erreicht, dafs der Beobachter durch einen Handgriff das St\u00e4rkeverh\u00e4ltnis der beiden in die Mischung eingehenden Lichter von einem bis zum entgegengesetzten Extrem ver\u00e4ndert.\nL\u00e4fst man zun\u00e4chst den Schieber hin und her bewegen und dabei die ja direkt sichtbaren Lampen betrachten, so ist der Wechsel ihrer Lichtst\u00e4rken ohne weiteres zu verfolgen und es ist daher auch die Ver\u00e4nderung des Mengenverh\u00e4ltnisses der in die Mischung eingehenden Lichter von der h\u00f6chsten denkbaren Anschaulichkeit.\nEs sind schliefslich nur noch einige Einzelpunkte der Einrichtung zu erw\u00e4hnen. Das den Eheostaten tragende Brett enth\u00e4lt aufser diesen zwei Steckdosen, an die die beiden Lampen mittels langer Schn\u00fcre und der \u00fcblichen Stecker angeschlossen werden k\u00f6nnen. Die beiden Steckdosen sind andererseits mit einer zum Anschlufs an die Zentrale bestimmten gegabelten Leitungsschnur in Verbindung gesetzt, so dafs die Einsetzung e i n e s Steckers in eine Steckdose der Zentrale f\u00fcr den Betrieb des ganzen Apparates gen\u00fcgt. Dabei ist dann in jede der beiden Zuleitungen einer der beiden Eheostaten, \u00fcberdies in jedem auch noch ein Schalter eingef\u00fcgt. Die Anbringung der beiden Schalter ist insofern von besonderem Wert, als der Beobachter dadurch in die Lage gesetzt ist, nach Belieben jeden Augenblick die eine oder andere Lampe auszul\u00f6schen und somit von dem vorher gesehenen Gemisch den einen oder den anderen Bestandteil f\u00fcr sich zu betrachten.\nDie Methode gewinnt an Wert, wenn man die Skala, an der die Lampentr\u00e4ger verschoben werden, derart eicht, dafs f\u00fcr jede Stellung die Wellenl\u00e4nge des ins Auge gelangenden Lichtes direkt abgelesen werden kann. Ich habe mir zu diesem Zwecke einen Blechschirm mit Spalt auf ein Edisongewinde aufsetzen lassen,","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nJ. von Ki 'les.\nvon derselben Art wie die Lampen es haben. Dieser kann ohne weiteres in die Fassungen der Schieber eingesetzt werden und ist so eingerichtet, dafs der Spalt an die Stelle kommt, die sonst der Mitte der Lampe entspricht.\nIn bekannter Weise kann dann eine mit Na-Licht usw. leuchtend gemachte Flamme hinter den Spalt gebracht und diejenige Stelle auf gesucht werden, bei der die betreffenden Lichter in den Okularspalt gelangen. Sehr angenehm ist es, sich eine Messingskala in entsprechender Weise mit den Angaben der Wellenl\u00e4ngen gravieren zu lassen und diese auf die Schlittenbahn aufzuschrauben. Um die Wellenl\u00e4ngen der Lichter direkt ablesen zu k\u00f6nnen, ist es dann nur n\u00f6tig, bei der Aufstellung den Spektralapparat in die richtige Lage im Vergleich zu der Schlittenbahn zu bringen, wozu nat\u00fcrlich die Kontrollierung einer Linie gen\u00fcgend ist. Ich lasse also zu diesem Ende einen Schieber auf diejenige Stelle bringen, die mit 589 {.iii bezeichnet ist und es wird alsdann dem Spektralapparate diejenige Stellung gegeben, bei der das Gesichtsfeld von dem Na-Licht erleuchtet ist.\nIst dies geschehen, so kann dann ohne weiteres jede gew\u00fcnschte Wellenl\u00e4nge eingestellt oder f\u00fcr jede sich im Versuch ergebende Lampenstellung die Wellenl\u00e4nge abgelesen werden.\nIn bezug auf die Aufstellung der Apparate sei dann hier kurz nur noch daran erinnert, dafs der Ort der reellen Spektra genau in der Ebene des Okularspalts liegen mufs (andernfalls erscheinen die Felder ungleichm\u00e4fsig gef\u00e4rbt). Man kontrolliert dies wie bekannt, am besten, indem man einen mit Na-Licht erleuchteten Spalt abbildet und den Okularspalt so einstellt, dafs bei Betrachtung mit einer starken Lupe die R\u00e4nder des Spaltes und die gelbe Linie gleichzeitig scharf erscheinen. Selbstverst\u00e4ndlich wird man diese Einstellung nicht von den Praktikanten ausf\u00fchren, sondern vom Leiter des Kursus vorher bewirken lassen. Ist diese Einstellung einmal gemacht, so kann man nat\u00fcrlich die richtige Stellung des Okularspalts durch eine Marke bezeichnen und kann dann bei h\u00e4ufigerer Benutzung des Apparates den Okularspalt ohne wiederholte Pr\u00fcfungen sogleich danach richtig einstellen.\nDie Einrichtung ist so, wie ich sie eben beschrieben habe, in einigen Hinsichten im Vergleich zu anderen unvollst\u00e4ndig; es ist nicht schwierig, sie in mehreren Punkten noch zu erweitern. Doch glaube ich, dafs es sich mit R\u00fccksicht auf die","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Uber ein f\u00fcr das physiologische Praktikum geeignetes Verfahren usw. 65\nim Praktikum zu stellenden Aufgaben (worauf ich unten noch zur\u00fcckkomme) nicht empfiehlt, die Dinge komplizierter zu ge-gestalten. Eher d\u00fcrfte dies in Frage kommen, wenn sich vorger\u00fccktere Sch\u00fcler zur \u00dcbung etwas eingehender mit dem Gegenst\u00e4nde besch\u00e4ftigen wollen und die f\u00fcr solche Zwecke bestimmten kostspieligen Apparate (wie der HELMHOLTzsche Farbenmischapparat) nicht zur Verf\u00fcgung stehen. Zun\u00e4chst ist hier zu erw\u00e4hnen, dafs der Apparat nur ein einfaches mit dem Lichtgemisch zu erleuchtendes Feld darbietet, nicht aber ein Vergleichsfeld. Er gestattet daher nicht die Einstellung eigentlicher Gleichungen. Ich halte dies im Hinblick auf den Gebrauch, zu dem die Einrichtung bestimmt ist, f\u00fcr keinen Nachteil. Die Herstellung ganz genauer Gleichungen ist, da es sich immer um die passende Bestimmung von mindestens zwei Ver\u00e4nderlichen handelt, stets schwierig, und so wird der Student oft durch den Eindruck, dafs sich eine ganz zutreffende Gleichung doch nicht erzielen, z. B. ein ganz reines Weifs nicht gewinnen l\u00e4fst, eher verwirrt und in Zweifel gebracht, w\u00e4hrend die unten zu erw\u00e4hnenden subjektiven Einstellungen f\u00fcr den \u00dcbungszweck vollkommen ausreichen und mit solchen Schwierigkeiten nicht behaftet sind.\nWill man sich ein Vergleichsfeld hersteilen und die Herstellung wirklicher Gleichungen zur Aufgabe machen, so ist dies leicht zu bewerkstelligen. Es ist zu diesem Zwecke nur n\u00f6tig, an der Objektivlinse ein schmales Prisma mit horizontaler brechender Kante zu befestigen, das aus dem Gesichtsfeld einen mittleren Streifen ausschneidet. Eine Lichtquelle mufs, um durch diesen Streifen Licht in den Okularspalt und in das beobachtende Auge gelangen zu lassen, um einen nach dem brechenden Winkel des Prismas sich richtenden Betrag h\u00f6her gelegen sein. Um diesen Streifen unabh\u00e4ngig zu erleuchten, ist es daher nur n\u00f6tig, in passender H\u00f6he \u00fcber der einen mit zwei Lampen versehenen Schlittenbahn eine zweite anzubringen, die man nach Belieben auch mit zwei oder auch nur mit einem Lampentr\u00e4ger ausr\u00fcsten kann. So ist z. B. die Vergleichung homogener gelber Lichter mit Li-Tl-Gemischen leicht zu bewerkstelligen.\nDer zweite hier zu erw\u00e4hnende Punkt ist der, dafs die Abstufung der Lichtst\u00e4rken resp. des Mengenverh\u00e4ltnisses, in dem zwei Bestandteile gemischt werden, keine zahlenm\u00e4fsige Be-\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 43.\t5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nJ. von Kries.\nWertung gestattet. Zu einer solchen zu gelangen, w\u00fcrde auch wohl m\u00f6glich sein, jedoch unter allen Umst\u00e4nden ziemlich verwickelte Hilfseinrichtungen erfordern. Ich habe deswegen f\u00fcr den hier verfolgten Zweck die beschriebene sehr einfache Methode der Abstufung festgehalten. Sie erlaubt nat\u00fcrlich, wenn man den Doppelrheostaten mit einer Skala versehen l\u00e4ist, an der die Stellung des Schiebers abgelesen wird, bestimmte Einstellungen zu fixieren und die Ergebnisse mehrerer Beobachter zu vergleichen, was im allgemeinen gen\u00fcgen wird.\nEs wird endlich auf den ersten Blick vielleicht als ein Mangel erscheinen, dafs bei der weiten Entfernung der Lampen vom Beobachtungsplatze der Beobachter nicht selbst die Lampen bewegen und die damit verkn\u00fcpfte Farbenver\u00e4nderung wahrnehmen und verfolgen kann. Nat\u00fcrlich w\u00fcrde es ein leichtes sein, auch die Bewegung der Lichtquellen vom Beobachtungsplatze aus bewirken zu lassen; es w\u00e4re nur n\u00f6tig, die Schieber mit einer Schraubenspindel auszur\u00fcsten, deren Drehungen in bekannter Weise zu einer Verschiebung verwendet werden und vom Beobachtungsplatze mittels Schnurlaufs ausgef\u00fchrt werden k\u00f6nnten. Ich habe indessen davon Abstand genommen, dem Apparat eine Einrichtung dieser Art zu geben, teils um ihm die grofse Einfachheit, die wie ich glaube seinen Hauptvorzug bildet, unverk\u00fcrzt zu erhalten, teils noch aus einem anderen Grunde. Die Einrichtung des Praktikums ist hier und wohl auch sonst meistens, der Art, dafs zwei oder drei Studenten in eine Gruppe vereinigt, an derselben Aufgabe besch\u00e4ftigt sind. Bei dieser Einrichtung ist es dann m\u00f6glich und, wie ich glaube, auch weit besser, dem Beobachter selbst nur eine Einstellung, n\u00e4mlich die oben erw\u00e4hnte des Doppelrheostaten, zu \u00fcbertragen. Dagegen wird die Bewegung der Lampen von einem an diesen aufgestellten Gehilfen nach Anweisung des Beobachters bewirkt. Es hat dies nicht nur den Vorteil, dafs noch ein zweiter an den Versuchen t\u00e4tig teilnimmt,, sondern auch den, dafs der Beobachter gezwungen ist, sich \u00fcber das, was er sieht, klar zu werden und danach seine Anweisungen zu geben.\nDa die beschriebene Einrichtung im Hinblick auf bestimmte Arten von Versuchen zusammengestellt ist, so wird es von Nutzen sein, wenn ich \u00fcber die Art der Beobachtungen, f\u00fcr die sie in erster Linie gedacht und geeignet ist und f\u00fcr die sie hier Verwendung findet, noch einige Bemerkungen hinzuf\u00fcge. Ich","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber ein f\u00fcr das physiologische Praktikum geeignetes Verfahren asiv. 67\npflege zun\u00e4chst um die Verh\u00e4ltnisse der Lichtmischung im allgemeinen, das Gleicherscheinen objektiv ungleicher Lichter und die Abh\u00e4ngigkeit des Aussehens von dem Mengenverh\u00e4ltnis der Bestandteile zu erl\u00e4utern, Mischungen aus Rot und gr\u00fcnlichem Gelb herstellen zu lassen. Zu diesem Zwecke werden die Lampentr\u00e4ger auf zwei bestimmte Stellen geschoben, und zwar so, das Lichter von 670 und 547 gemischt werden. Und da es ja stets empfehlenswert ist, den Praktikanten eine bestimmte Aufgabe zu stellen, deren L\u00f6sung durch ein bestimmtes Resultat gegeben ist, so wird hier eine Einstellung des Rheostatenschiebers verlangt, bei der das Gemisch rein gelb erscheint. Die \u00c4nderung des Aussehens der Mischung mit der Verschiebung des Rheostaten, die Betrachtung der beiden zu einem reinen Gelb sich kombinierenden Bestandteile (spektrales Rot und gelbliches Gr\u00fcnJ, endlich die Vergleichung der von den verschiedenen Beobachtern gemachten Einstellungen machen schon diesen einfachen Versuch zu einem im hohen Grade belehrenden. Die Ausf\u00fchrung einer analogen Beobachtung am brechbareren Spektralh\u00e4lfte mufs bei der stets beschr\u00e4nkten Zeit im allgemeinen unterbleiben. Dagegen wird dann stets als zweiter Fall der Mischungserscheinung die Kombination eines dem langwelligen und eines dem kurzwelligen Ende des Spektrum nahen Lichtes genommen, die so erhaltenen Purpurt\u00f6ne und ihre Abstufung nach der einen und anderen Seite beobachtet.\nDie dritte und vorzugsweise wichtige Aufgabe bildet dann die Bestimmung eines oder einiger komplement\u00e4rer Farbenpaare. Zu diesem Zwecke wird stets ein Licht festgelegt, und die Aufgabe besteht nun darin, einerseits durch richtige Stellung der anderen Lampe das zu jenem komplement\u00e4re Licht ausfindig zu machen, andererseits dem Rheostatenschieber diejenige Stellung zu geben, bei der das Verh\u00e4ltnis der beiden Lichter das f\u00fcr die Farblosigkeit erforderliche ist. Es ist dabei empfehlenswert, die Einstellung eines solchen Lichtes zur Aufgabe zu machen, bei dessen Variierung die Farbe sich schnell \u00e4ndert, weil man in diesem Falle sehr pr\u00e4zise Einstellungen erh\u00e4lt, w\u00e4hrend in anderen F\u00e4llen, wenn erst starke Verschiebungen eine merkliche Farben\u00e4nderung bewirken, die Resultate naturgem\u00e4fs stark schwanken und das Verfahren weniger befriedigend wird.\nIm allgemeinen lasse ich zun\u00e4chst dem rechten Schieber\neine bestimmte-Stellung geben und hierdurch ein blaues Licht\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nJ. von Kries.\n(460 /:i(.i) fixieren. Der Beobachter hat sich nunmehr klar zu machen, dafs wenn er bei Hin- und Herbewegung des Schiebers das Gemisch nicht rein weifs erhalten kann, sondern es noch gr\u00fcnlich bleibt, der langwellige Mischungsbestandteil noch zu gr\u00fcn ist und mehr gegen Rot hin gebracht werden mufs, also der linke Schieber nach linksw\u00e4rts, von dem rechten ab, zu bewegen ist; dafs dagegen, wenn das Gemisch statt rein weifs rosa bleibt, der linke Schieber ein zu rotes Licht liefert und daher gegen Gr\u00fcn hin geschoben werden mufs. Indem nach seiner entsprechend gegebenen Aufforderung der an den Lampen stehende Gehilfe die Stellung vorsichtig \u00e4ndert, gelingt es ohne Schwierigkeit eine Einstellung zu erhalten, bei der das beobachtete Feld\nc\nvollkommen rein weifs erscheint. Als Ergebnis wird die Stellung des bewegten Schiebers und die Rheostateneinstellung abgelesen. \u2014 Ebenso kann der Versuch mit Festlegung eines roten Lichtes und Verschiebung der anderen, das komplement\u00e4re Blaugr\u00fcn liefernden Lampe ausgef\u00fchrt werden.\nIch habe die beschriebene Einrichtung seit geraumer Zeit in Gebrauch und finde, dafs die betreffenden Versuche zu denjenigen geh\u00f6ren, die die Praktikanten am allermeisten interessieren und fesseln, und dafs sie das Verst\u00e4ndnis und die Einpr\u00e4gung der doch nicht ganz einfachen Verh\u00e4ltnisse der Lichtmischung in sehr wertvoller Weise erleichtern. Ich glaube daher, dafs das Verfahren den an eine Praktikumsmethode zu stellenden Anspr\u00fcchen in der Tat recht gut entspricht.\n1 Herr Mechaniker Petzold hat es \u00fcbernommen, die im obigen beschriebenen Hilfseinrichtungen zum Spektralapparat (Doppelrheostat nebst Schalter und Steckdosen), sowie die Schlittenbahn mit Lampentr\u00e4gern zu liefern. Der Preis derselben wird sich etwa auf 80\u2014100 Mk. stellen. Dagegen habe ich die Mitlieferung eines besonderen Spektroskops nicht in Aussicht genommen, da ich von der Annahme ausgehe, dafs die Mehrzahl der Fachkollegen vorziehen wird, einen in ihrem Besitze befindlichen Spektralapparat f\u00fcr den Zweck herrichten zu lassen, was, da es sich im wesentlichen nur um die Ersetzung des Okulars durch einen Okularspalt und der starken durch eine schwache Kollimatorlinse handelt, mit den \u00fcberall verf\u00fcgbaren Hilfskr\u00e4ften leicht zu bewerkstelligen ist.","page":68}],"identifier":"lit33522","issued":"1909","language":"de","pages":"58-68","startpages":"58","title":"\u00dcber ein f\u00fcr das physiologische Praktikum geeignetes Verfahren zur Mischung reiner Lichter","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:28.154474+00:00"}

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