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Über individuelle Verschiedenheit der Helligkeitsverteilung im Spektrum

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{"created":"2022-01-31T16:30:43.603838+00:00","id":"lit33524","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Maltzew, Catharina von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 43: 76-98","fulltext":[{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\n(Aus der physikalischen Abteilung des physiologischen Instituts\nder Universit\u00e4t zu Berlin.)\n\u00dcber individuelle Verschiedenheit der Helligkeitsverteilung im Spektrum.\nVon\nCatharina von Maltzew.\nIn seiner Abhandlung \u00fcber Farbengleichungen aus dem Jahre 1884 hat Donders 1 u. a. \u00fcber die Einstellung spektraler Mischungsgleichungen am langwelligen Ende des Spektrums berichtet, die er von zahlreichen Personen ausf\u00fchren liefs. Donders gelangte hierbei bekanntlich zu einer vollen Best\u00e4tigung der Entdeckung von Lord Rayleigh, derzufolge die Einstellung jener Gleichungen bei verschiedenen nichtfarbenblinden Personen gewissen individuellen Schwankungen unterliegt, aufserdem aber eine Minderzahl von ebenfalls nicht farbenblinden Personen aufgefunden werden kann, deren Mischungsgleichungen in der warmen Spektralh\u00e4lfte so weit von denen der Mehrheit abweichen, dafs man von verschiedenen Typen zu sprechen berechtigt ist. Das Farbensystem der Minderheit hat A. K\u00f6nig sp\u00e4ter genauer mit dem der \u201enormalen\u201c Mehrheit verglichen und alsanomal-trichromatisches dem normalen trichromatischen gegen\u00fcbergestellt. Man kennt zurzeit zwei sich deutlich vom normalen System abhebende anomale Systeme, die bisher im Anschlufs an v. Kries als rotanomal und gr\u00fcnanomal bezeichnet wurden.\nProfessor Nagel 2 hat k\u00fcrzlich darauf hingewiesen, dafs es naheliegend ist, der weitgehenden Analogie, die das rotanomale Farbensystem mit dem\n1\tFarbengleichungen. Arch. (f. Anat. u.) Physiol. 1884.\n2\tW. A. Nagel, Einf\u00fchrung in die Kenntnis der Farbensinnesst\u00f6rungen und ihre Diagnose. Wiesbaden (Bergmann) 1908 u. diese Zeitschrift 42, 67.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 *\nUber individuelle Verschiedenheit der Helligkeitsverteihing im Spektrum. 77\ndes Protanopen, das gr\u00fcnanomale mit dem des Deuteranopen aufweist, auch in der Benennung Rechnung zu tragen, indem man die Ausdr\u00fccke rotanomal und gr\u00fcnanomal durch die Bezeichnungen \u201eprotanomal\u201c und \u201edeuteranomal\u201c ersetzt. Wenn wir unter einem protanopisehen System eine Reduktionsform des normalen trichromatisehen Systems verstehen, die durch Ausfall der ersten Komponente (Rotkomponente) charakterisiert ist, so entspr\u00e4che diesem eine \u201eAlterationsform\u201c, im Sinne G. E. M\u00fcllers, hei der jene Komponente nicht ausf\u00e4llt, sondern nur alteriert erscheint.\nDa die vorliegende Untersuchung wiederum einen neuen Hinweis auf die engen Beziehungen zwischen den dichromatischen und anomal-trichro-matischen System ergibt, habe ich im Einvernehmen mit den Herren v. Kries und Nagel die Bezeichnungen protanomal und de u ter anomal f\u00fcr rotanomal bzw. gr\u00fcnanomal ben\u00fctzt.\nDorders, dem der etwas seltenere protanomale Typus noch nicht bekannt war, stellte fest, in welchem Betrage die Gleichungseinstellungen bei den ihm zur Verf\u00fcgung stehenden normalen und deuteranomalen Versuchspersonen schwankten. Es war Dokders auch nicht entgangen, dafs die bei der Herstellung einer Gleichung zwischen homogenem Gelb- und einem Rot-Gr\u00fcngemisch auf tretenden individuellen Unterschiede auch eine individuell verschiedene Lage der \u201erein gelb\u201c erscheinenden Stelle im Spektrum erwarten liefsen. Solche Differenzen fanden sich denn auch in der Tat in dem zu erwartenden Sinne. Dokders verfolgte in seiner Abhandlung zun\u00e4chst theoretische, an jene Feststellungen sich ankn\u00fcpfende Fragen, die hier aufser Betracht bleiben; dieselbe Abhandlung enth\u00e4lt aber auch den wichtigen Hinweis auf die Tatsache, dafs die anomalen Trichromaten im allgemeinen ,,farbenschwach\u201c sind, d. h. Farben unter r\u00e4umlichen und zeitlichen Verh\u00e4ltnissen nicht unterscheiden, unter denen sie der normale sicher erkennt.\nDiese wichtige Angabe ist neuerdings von Nagel in Untersuchungen besonders an Eisenbahnpersonal in vollem Umfange best\u00e4tigt worden und es ist hieraus die praktisch wichtige Konsequenz gezogen worden, dafs die Anomalen im gr\u00f6fsten Teil\n\u2022 \u2022\nvon Deutschland sowie in \u00d6sterreich als ebenso untauglich zum Eisenbahn- und Marinedienst gerechnet werden, wie die Farbenblinden.\nUnter diesen Umst\u00e4nden mufs es als w\u00fcnschenswert bezeichnet werden, genauer, als es bisher geschah, festzustellen, in\nwelchem Umfange die drei als Typen betrachteten trichromatisehen\n\u2022 \u2022\nFarbensysteme labil sind und speziell zu pr\u00fcfen, ob \u00dcberg\u00e4nge","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nCatharina von Maltzeiv.\nzwischen den drei Formen Vorkommen. Die bisherigen Untersuchungen haben eine solche Kontinuit\u00e4t der Systeme nicht ergeben , sie haben vielmehr f\u00fcr die beiden anomalen Systeme noch eine Anzahl charakteristischer Eigenschaften zutage gef\u00f6rdert, die man auf Grund der abweichenden Mischungsgesetze nicht Voraussagen konnte. Wie mir Herr Professor Nagel mitteilte, haben sich die s\u00e4mtlichen von ihm untersuchten (nichtaugenkranken und nicht- dichromatischen) Personen, von denen er die eingangs erw\u00e4hnten Gleichungen zwischen homogenem Gelb und einem Rot-Gr\u00fcngemisch (Rayleigh-Gleichung) einstellen liefs, ausnahmslos deutlich als zu einem der drei Typen geh\u00f6rig erwiesen. Diagnostische Schwierigkeiten haben sich nur insofern zuweilen ergeben, als bei einzelnen Protanomalen und Deuteranomalen die Unterscheidung von dem verwandten Dichromatentypus schwer sein kann.\nAuf Veranlassung von Herrn Professor Nagel habe ich die von ihm schon seit einer Reihe von Jahren mit Unterbrechungen ausgef\u00fchrten Versuche \u00fcber individuelle Unterschiede trichro-matischer Farbensysteme an einer gr\u00f6fseren Zahl von Personen systematisch durchgef\u00fchrt und zwar unter Beschr\u00e4nkung auf einige wenige Eigenschaften der betreffenden Farbensysteme, die besonderes Interesse zu bieten schienen.\nIch beschr\u00e4nkte mich durchweg auf die langwellige Spektralh\u00e4lfte, also auf Lichter zwischen Rot und Gr\u00fcn. In diesem Gebiet liefs ich Rayleigh-Gleichungen einstellen und zwar stets mit dem homogenen Vergleichslicht 589 /und dem Gemisch aus 671 und 536\nFerner wurde f\u00fcr ein rotes und ein gr\u00fcnes Licht das Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnis aufgesucht, bei dem die Lichter flimmer\u00e4quivalent waren, drittens ebenfalls f\u00fcr Rot und Gr\u00fcn das HelligkeitsVerh\u00e4ltnis nach dem Verfahren der Bestimmung von Minimalfeldhelligkeiten ermittelt.\nDie beiden letzteren Versuchsreihen zielten darauf ab, einen Einblick in die Helligkeits Verteilung im Spektrum wenigstens insoweit zu erhalten, als ihn die Vergleichung der Rot- und Gr\u00fcnhelligkeiten ergeben kann. Die Beschr\u00e4nkung auf Rot und Gr\u00fcn erschien zweckm\u00e4fsig, weil etwaige Verschiedenheiten der Lichtabsorption im Auge durch gef\u00e4rbte Medien hier voraussichtlich eine geringere Rolle spielen mufsten, als bei Verwendung noch k\u00fcrzerwTelliger Lichter. Ganz auszuschliefsen sind solche","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber individuelle Verschiedenheit der Helligkeitsverteilung im Spektrum. 79\nEinfl\u00fcsse freilich auch bei den ben\u00fctzten Lichtern nicht, weshalb ich in besonderen Versuchen die Absorptionsverh\u00e4ltnisse bei einzelnen Versuchspersonen zu ermitteln bem\u00fcht war.\nDie Zahl der untersuchten Personen betrug 30, darunter 3 Protanopen, 1 Deuteranop, 4 Deuteranomale und 3 Protano-male; die \u00fcbrigen 19 sind normale Trichromaten. Nur die Versuche am Flimmerphotometer sind an allen Personen gemacht, die Einstellung der RAYLEiOH-Gleichung und die Ermittlung der Minimalfeldhelligkeiten beschr\u00e4nkte ich auf wenige Versuchspersonen, deren Verhalten besonderes Interesse bot, aus unten zu erw\u00e4hnenden Gr\u00fcnden. Die Mischungsgleichungen fielen bei den Dichromaten von selbst weg und ihre genauere Bestimmung bei den Anomalen war \u00fcberfl\u00fcssig, weil einige orientierende Versuche sogleich zeigten, dafs bei ihnen die Einstellung der Mischung so weit von der aller normaltricliromatischen Beobachter abwich, dafs von \u00dcbergang oder Ineinanderfliefsen zwischen den Typen nicht die Rede sein konnte.\nVon einem Teil der Versuchspersonen liefs ich auch sogenannte heterochrome-Helligkeitsgleichungen zwischen verschiedenen Lichterpaaren (Rot 671 und Gr\u00fcn 535 Blaugr\u00fcn 495 VV und Purpurgemisch) einstellen, in \u00e4hnlicher Weise, wie es fr\u00fcher A. K\u00f6nio tat. Diese Einstellungen ergaben aber nicht nur bei den unge\u00fcbten, sondern auch bei in optischen Untersuchungen ge\u00fcbten Beobachtern so grofse Schwankungen, dafs ich es nicht lohnend fand, die Versuche weiter auszudehnen. Es ist ja allerdings bekannt, dafs bei langer Ein\u00fcbung auch solche heterochrome Helligkeitsgleichungen mit leidlicher Konstanz eingestellt werden k\u00f6nnen, doch haftet solcher Gleichsetzung ungleicher Farben immer eine gewisse Willk\u00fcr an, wie namentlich v. Kries betont hat. Die \u201eEin\u00fcbung\u201c ist hierbei von anderer Art, als etwa bei Einstellung von Mischungsgleichungen vom Typus der Rayleigh-Gleichung ; hier wird bei richtiger Einstellung wirkliche Gleichung, d. h. Ununterscheidbarkeit der beiden Lichtei erreicht und wenn die Unterschiedsempfindlichkeit durch hinreichende \u00dcbung nach M\u00f6glichkeit gesteigert ist, erh\u00e4lt man Gleichungen, die bei beliebig h\u00e4ufiger Nachpr\u00fcfung f\u00fcr den betreffenden Beobachter immer gelten.\nDas gleiche trifft auch, wie bekannt, f\u00fcr die Einstellung flimmer\u00e4quivalenter Lichter zu, nicht aber f\u00fcr heterochrome Helligkeitsgleichungen, bei denen vielmehr Schwankungen in der","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nCatharina von Maltzew.\nBeurteilung Vorkommen, die derartige Einstellungen als recht wenig exakt erscheinen lassen.\nI. Mischungsgleichungen.\nDie Rayleigh - Gleichung liefs ich teils am grofsen Helm-HOLTzschen Farbenmischapparat, teils an dem NAGELschen Ano-maloskop 1, Modell II, einstellen, und zwar stets auf einem Felde von 1^2 bis 2\u00b0, so dafs der jeweilige Adaptationszustand ohne Einflufs auf die Einstellung blieb. Am Farbenmischapparat habe ich stets vor den Versuchen die Stellung der Natriumlinie f\u00fcr beide Kollimatoren neu bestimmt. Trotzdem liefs es sich nicht ganz verhindern, dafs eine und dieselbe Versuchsperson an verschiedenen Tagen etwas verschiedene Werte erhielt, aus Gr\u00fcnden, die in der Beschaffenheit des Apparates liegen. Es war deshalb notwendig, jedesmal wenn eine Versuchsperson zur Verf\u00fcgung stand, diese abwechselnd mit mir Einstellungen machen zu lassen, so dafs immer der Vergleich zwischen jener und mir vorlag. Wiederholt liefs es sich auch so einrichten, dafs mehrere Versuchspersonen gleichzeitig zur Stelle waren, wobei der Vergleich am einwandfreiesten war.\nDas Rot-Gr\u00fcnverh\u00e4ltnis, bei dem Farbengleichheit mit dem homogenen Gelb erzielt wird, habe ich in nachstehender kleiner Tabelle (S. 81) f\u00fcr einige Beobachter angegeben. Das f\u00fcr mich g\u00fcltige Verh\u00e4ltnis habe ich gleich 1 gesetzt, um die an verschiedenen Tagen erhaltenen kleinen Differenzen auszuschalten. Die Werte der \u00fcbrigen sind dann entsprechend umgerechnet.\nAuf diese Zahlen komme ich weiter unten noch zur\u00fcck.\nII. Versuche am Flimmerphotometer.\nEs lag, wie oben erw\u00e4hnt, nicht in meinem Versuchsplan, \u00e4hnlich wie Polimanti2 die Verteilung der \u201eFlimmerwerte\u201c durch ein ganzes Spektrum zu bestimmen, sondern die Absicht war nur die, f\u00fcr das Lichterpaar Rot und Gr\u00fcn das Verh\u00e4ltnis der \u201eFlimmerwerte\u201c (v. Kries) oder der \u201eIntermittenzhelligkeiten\u201c (Schenck) zu ermitteln. Dies sollte mit m\u00f6glichster Genauigkeit und f\u00fcr m\u00f6glichst viele Personen geschehen. F\u00fcr diesen Zweck\n1\tYgl. W. A. Nagel: Zwei Apparate f\u00fcr die augen\u00e4rztliche Funktionspr\u00fcfung, Adaptometer und kleines Spektralphotometer (Anomaloskop). Zeitschr. f. Augenheilk. 17, 3. 1907.\n2\tDiese Zeitschrift 19, S. 263.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber individuelle Verschiedenheit der Helligkeitsverteilung im Spektrum. 81\nempfahl sich die Ben\u00fctzung des sehr bequemen und zuverl\u00e4ssigen Differenz-Flimmerphotometers der optisch-mechanischen Werkst\u00e4tte von Fr. Schmidt u. Haersch. Da es Boltunow1 k\u00fcrzlich in dieser Zeitschrift beschrieben und abgebildet hat, erinnere ich hier nur kurz daran, dafs dem beobachtenden Auge im schnellen Wechsel durch eine Prismenvorrichtung die von den beiden Farben bestrahlten Seiten eines Gipskeiles dargeboten werden. Das Gesichtsfeld wird durch geeignete kreisf\u00f6rmige Blenden auf die gew\u00fcnschte Gr\u00f6fse, in unserem Falle 1%0 gebracht. Die Dotation der Prismenvorrichtung wird durch einen kleinen Elektromotor mit regulierbarer Geschwindigkeit bewirkt.\nTabelle 1.\nBeobachter\tRot-Gr\u00fcnverh\u00e4lt HELMHOLTZ-K\u00d6NIGSChen F arbenmisehapparat\tnis bestimmt am NAGELSchen Anomaloskop\nFrl. Hoch\t0,78\t0,79\nFrau E. Nagel\t0,81\t0,84\nFrl. Smirnow\t0,94?\t0,85\nHerr Boltunow\t\t0,92\nFrl. Jacobsohn\t0,91\t\nHerr Roumjantzeff\t\t1,00\nHerr Dr. Fujita\t1,00\t\nHerr Dr. Feilchenfeld\t\t1,05\nFrl. Maltzew\t1,00\t1,00\nFrl. Kjellgren\t\t1,06\nHerr Dr. Henius\t0,95\t0,98\nHerr Schindler\t1,07\t1,09\nHerr Dr. Simon\t\t1,10\nDa die Konstruktion des Apparates die Anwendung spektral zerlegten Lichtes nur mit ziemlichen Schwierigkeiten gestattet, verwendete ich farbige Gl\u00e4ser, die vor Auerlampen gestellt wurden. Sie liefsen aufser Bot bzw. Gr\u00fcn andere Farben nicht in einer irgendwie in Betracht kommenden Menge durch. Trotz Verwendung von Gasdruckregulatoren brannten die beiden Lampen nicht zu jeder Tageszeit und an jedem Tage mit ganz\n1 Ebenda 42, S. 359. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 43.\n6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nCatharina von Maltzew.\ngleicher Helligkeit. Um die hierin liegende Fehlerquelle auf das erreichbare Minimum zu reduzieren, habe ich jedesmal, ehe die Versuchspersonen beobachteten, die Stellung der Lampen so reguliert, dafs bei einer bestimmten, gut markierten Einstellung des Photometers die beiden Lichter f\u00fcr mein Auge flimmer\u00e4quivalent waren.\nDie Einstellung des Apparates erfolgt durch Verschiebung auf einer Photometerbank, an deren Enden die beiden Lichtquellen stehen. Um das Beobachtungsfeld frei von Flimmern zu machen, ist nat\u00fcrlich eine gewisse Minimalgeschwindigkeit des Farbenwechsels erforderlich. Je h\u00f6her die Geschwindigkeit der Rotation des Motors ist, desto gr\u00f6fser ist die Strecke auf der Photometerbank, um die das Photometer verschoben werden kann, ohne dafs Flimmern auftritt und theoretisch existiert eine bestimmte Geschwindigkeit, bei der die \u201eflimmerfreie Strecke\u201c auf der Photometerbank auf einen Punkt reduziert ist. Wie Boltunow in seiner zitierten Arbeit verzichtete auch ich darauf, die flimmerfreie Strecke allzusehr einzuengen, weil dies namentlich f\u00fcr unge\u00fcbte Beobachter den Versuch sehr schwer und erm\u00fcdend macht. Deshalb liefs ich das Photometer immer abwechselnd einmal von der Seite des gr\u00fcnen und dann von der Seite des roten Lichtes her bis zu dem Punkte verschieben, wo f\u00fcr den Beobachter das Flimmern eben unmerklich wurde. In solcher Art wurden an jedem Versuchstag von den einzelnen Beobachtern und von mir je 10 Einstellungen gewonnen und daraus der Mittelwert berechnet.\nBei manchen unge\u00fcbten Beobachtern waren die Einstellungsschwankungen bei der ersten Versuchsreihe recht grofs, bei der zweiten und den folgenden dann schon betr\u00e4chtlich kleiner. \u00dcbrigens liefsen auch schon die ersten Einstellungen bei allen Personen die f\u00fcr sie charakteristische Art der Helligkeitsverteilung erkennen.\nAus der Tabelle 2 auf S. 83 . sind die bei diesen Versuchen erhaltenen Werte ersichtlich. Im ersten Stabe stehen die Namen der Beobachter, im zweiten ist ihre Zugeh\u00f6rigkeit zu einem bestimmten Farbensystem angegeben und im dritten in Zentimetern der Abstand des Photometers von der gr\u00fcnen bzw. roten Lampe, hei dem das Flimmern erlosch (Mittelwerte aus mindestens 10 Einstellungen). In der Tabelle 3 sind sodann dieselben Messungen nochmals enthalten, die Lampenabst\u00e4nde aber in die","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber individuelle Verschiedenheit der Helligkeitsverteilung im Spektrum. 83\nHelligkeitsverh\u00e4ltnisse umgerechnet, bei denen die betreffenden Lichter flimmer\u00e4quivalent sind. Die Einheit f\u00fcr diese Verh\u00e4ltnis-Zahlen ist willk\u00fcrlich so gew\u00e4hlt, dafs f\u00fcr mich der Wert 1 gilt. F\u00fcr die Beobachter, f\u00fcr die Werte <C 1 angegeben sind, ist die zur Erzielung der Flimmer\u00e4quivalenz n\u00f6tige Rotintensit\u00e4t kleiner als bei mir, w\u00e4hrend Zahlen 1 angeben, dafs die Rotintensit\u00e4t gr\u00f6fser als f\u00fcr mich gew\u00e4hlt werden mufste.\nWie die Tabellen zeigen, ist das HelligkeitsVerh\u00e4ltnis zwischen Rot und Gr\u00fcn bei den einzelnen Beobachtern in sehr betr\u00e4chtlichem Mafse verschieden, und, was das bemerkenswerteste ist, in einer Weise verschieden, die keine ganz klaren Beziehungen zwischen Helligkeitsverteilung und Farbensystem erkennen lassen.\nHerr Professor Naoel hatte vor einigen Jahren gelegentlich f\u00fcnf Personen, n\u00e4mlich je einen Deuteranopen, Protanopen, Deuteranomalen, Protanomalen und einen normalen Trichromaten unmittelbar nacheinander Einstellungen mit einer ganz \u00e4hnlichen\nTabelle 2.\nBeobachtungen am Flimmerphotometer.\nBeobachter\tFarbensystem\tDas Flimmern erlosch bei einem Abstand des Photometers von der roten\tgr\u00fcnen Lampe (in cm)\t\nFrl. Hoch\tnorm, tri ehr.\t68,2\t31,8\nHerr W. Nagel\tdeuteranop\t58,4\t41,6\nFrl. Smirnow\tnorm, trichr.\t54,8\t45,7\nHerr Dr. May\tdeuteranomal\t53,3\t46,7\nFrl. Annenkow\tnorm, trichr.\t52,8\t47,2\nFrl. Jacobsohn\t\u00bb\t51,8\t48,1\nHerr Dr. Loeser\t>>\t51,8\t48,2\nHerr Maltzew\t\u00bb\t51,6\t48,4\nHerr Roumjantzeff\tV\t51,5\t48,5\nHerr Dr. Feilchenfeld\t})\t50,4\t49,6\nHerr Dr. Fujita\tV\t50,7\t49,3\nFrl. Maltzew\t\t50,0\t50,0\nHerr Dr. Henius\t)}\t48,9\t51,1\nHerr Schindler\t))\t45,6\t54,4\nHerr Dr. Simon\t\t43,0\t57,0\nHerr Koffka I\tprotanomal\t28,6\t71,4\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nCatharina von Maltzeiv.\nTabelle 3.\n1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t\n\t\t\u00f6 B u \u00f6 \u00df \u00a9\tRayleigh-\t\t-S -fl \u00a9\tb\u00df\t\n\t\t\tGleichung\t\tfl fl ^ :p\tfl p\t\n\t\tfH \u00a9 s\tGr\u00fcn-Rot-\t\thr, <33\t^ 2r qd G\u00fc b\u00df\t\t\u00ceH\n\t\t\tVerh\u00e4ltnis am\t\tS \u00bbrH (\u00a9\t\u00a9 :fl fl\t\n\tFarben-\t5-1\tO \u00a9 \u00d6D if -rj .rH O\tfl \u00a9 \u2022 rfl \u00a3 \u00a9 fl CL m <-h jr1 j H O m $ fl 50 bestim\tggf\t\u00a9 \u00a9 > S ^ S\tfl* S S p> -u s s\trH n\tM \u00a9 \u00a9\nBeobachter !\tsystem\tSS \u00ae\t\u00ae Qj R +? \u00a9 S o 0 \u00ae \u00f6S > flm\t\t>-1 A, Jr 2 c3 g fl n \u00a9 \u00a9 fl fl ao _ ifl .p-i en \u00a9 \u00aba \" 02 fl j unt\t2\u00abh^ ^ \u00ab \u00a9 2 <\u00a9.\u00a32*3 S fl fl\t^ fl fl\tfl .3 :d d \u00a9 fl \u2022 H OU ^\t\u00ae \u00a3\t\u00a9 \u00abs gq ^ \u00a9 \u00d6 S CJ \u00a3 b\u00df fl ^ \u00a9 cs\tM \u00ab b\u00df 4-3\nFrl. Hoch\tnorm, trichr.\t0,21\t0,79\ti 0,78\t0,74\t0,856\t\nHerr Borkowsky\tdeuteranomal\t0,37\ti\t\t\t\t\n\u201e W. Nagel\tdeuteranop\t0,50\t!\t. |\t0,96\t\t\n\u201e Lempp\tdeuteranomal\t0,54\t|\t\t\t\t\n\u201e Katz\t11\t0,58\t! etwa0,39\t0,39\t\t\t\n\u201e X.\t11\t0,61\t1\t\t\t\t\nFrau E. Nagel\tnorm, trichr.\t0,64\t0,84\t0,81\t\t\t\nFrl. Smirnow\tyy\t0,71\t0,85\t0,94?\t0,81\t0,856\t\nHerr Langfeld\tyy\t0,72\t\t\t\t\t\n\u201e Dr. May\tdeuteranomal\t0,77\t\t\t0,91\t\t\nFrl. Annenkow\tnorm, trichr.\t0,80\t\t\t\t\t\nHerr Bolttjnow\t11\t0,82\t0,92\t\t\t\t\nFrl. Jacobsohn\t11\t0,85\t\t0,91\t0,97\t\t\nHerr Dr. Loeser\t11\t0,86\t\t\t\t\t\n\u201e Maltzew\t11\t0,88\t\t\t\t\t\n\u201e Roumjantzeff\tyy\t0,90\t1,00\t\t\t\t\n\u201e Dr. Fujita\tyy\t0,94\t\t1,00\t\t\t\nFrl. Eigenbrodt\tii\t0,96\t\t\t\t\t\nHerr Dr. Feilchenfeld\th\t0,98\t1,05\t\t1,11\t\t\nFrl. Maltzew\tii\t1,00\t1,00\t1,00\t1,00\t0,753\t\n\u201e Kjellgren\tii\t1,01\t1,06\t\t1,08\t\t\nHerr Dr. Henius\tii\t1,10\t0,98\t0,95\t1,03\t\t\n\u201e Schindler\th\t\u00bb\t1,40\t1,09\t1,07\t1,20\t0,858\t\n\u201e Dr. Simon\t\u00bb*\t1,75\t1,10\t\t1,42\t\t\n\u201e Koffka I\t; protanomal\t6,30\t1\t\t\t\t\n\u201e Koffka II\tii\t8,18\t4,00\t4,00\t\t\t\n,, Dr. Kalischer\tii\t9,30\tj\t\t1,47\t\t\n\u201e Nowikoff\tprotanop\t10,40\t\t\t\t\t\n\u201e Chaym\tI !\tyy\t10,80\t\t\t\t\t\n\u201e Dr. Aub\u00fcrtin\tii\t15,60\t\t\t\t\t","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"Uber individuelle Verschiedenheit der Helligkeitsverteilung im Spektrum. 85\nVersuchsanordnung wie der meinigen ausf\u00fchren lassen; dabei bildeten die Einstellungen der beiden Dichromaten in ausgesprochener Weise die Extreme, die der beiden Anomalen lagen zwischen den Einstellungen der Dichromaten und der Normalen.\nDieser damalige Befund ist, wie die neuen Bestimmungen zeigen, nicht von allgemeiner Bedeutung, sondern durch die zuf\u00e4llige Wahl der Versuchspersonen mitbestimmt. Auch bei meinen Versuchen zeigte sich ja, wie selbstverst\u00e4ndlich, die betr\u00e4chtliche Unterempfindlichkeit der Protanopen und Protanomalen gegen rotes Licht. Ob zwischen Protanopen und Protanomalen in dieser Hinsicht noch ein wesentlicher Unterschied besteht, l\u00e4fst sich indessen nicht mit Bestimmtheit behaupten ; zwar liegen die Werte f\u00fcr die drei Protanopen aufserhalb derjenigen f\u00fcr die drei Potanomalen, aber der Unterschied ist klein und es ist daher durchaus nicht ausgeschlossen, dafs bei Untersuchung zahlreicherer Personen ein Durcheinandergehen der Werte f\u00fcr beide Farbensysteme sich f\u00e4nde.\nHinsichtlich der Deuteranopen war die Sachlage insofern noch ung\u00fcnstiger, als mir nur ein einziger gr\u00fcnblinder Beobachter zur Verf\u00fcgung stand (Prof. Nagel). Dagegen waren f\u00fcnf Gr\u00fcnanomale zur Stelle; ihre Einstellungen liegen teils diesseits teils jenseits von der des Deuteranopen. Herr X. geh\u00f6rt zu denjenigen Gr\u00fcnanomalen, die man leicht f\u00fcr Deuteranopen halten kann, und die fr\u00fcher, bei Untersuchung nach Holmgbens, Stillings u. a. Methoden mit diesen zusammengeworfen wurden. Der in der Tabelle unmittelbar neben ihm stehende Dr. May dagegen zeigt bez\u00fcglich der Farbenunterscheidung im praktischen Leben nur geringe Behinderung, und man k\u00f6nnte ihn eher f\u00fcr einen normalen Trichromaten halten. Stillings Tafeln liest auch er nat\u00fcrlich nicht.\nAuffallend ist nun aber die exponierte Stellung von Frl. Hoch, die jenseits selbst des Deuteranopen steht. Auch Frl. Smibnoav und Frau Prof. Nagel fallen mit ihren Werten noch aufserhalb der Anomalen X. und May. Auf der anderen Seite weichen die Einstellungen der normaltrichromatischen Herren Schindleb und Simon bedeutend von denen der Mehrzahl ab.\nGerade von diesen, zu auff\u00e4lligen Einstellungen gelangenden Versuchspersonen wurden besonders genaue Bestimmungen gewonnen, wefshalb es als ausgeschlossen gelten kann, dals etwa Zuf\u00e4lligkeiten so bedeutende Unterschiede vorget\u00e4useht h\u00e4tten.","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nCatharina von Maltzew.\nIch gebe hier als Beispiele der Versuchsprotokolle einige Zahlen, aus denen hervorgeht, wie grofs die Schwankungsbreite der Einstellungen f\u00fcr die betreffenden Beobachter war. Man sieht, dafs die niedrigsten Werte von Frl. Hoch immer noch h\u00f6her liegen, als die h\u00f6chsten von mir und auch von E. Nagel.\nTabelle IV.\nVersuchsprotokoll vom 4. Februar 1908.\nEinstellungen, an der Zentimeterskala der Photometerbank.\nFrl. Hoch\tFrl. Maltzew Dr. Auburtin\t\tFrau Prof. E. Nagel\tProf. Nagel\n114,4\t100,6\t71,6\t106,0\t115,1\n112,9\t100,6\t69,8\t105,1\t110,4\n113,8\t100,8\t70,8\t107,9\t115,0\n114,5\t100,4\t69,8\t103,8\t111,0\n115,4\t101,0\t69,3\t108,2\t113,8\n116,4\t101,1\t70,2\t105,4\t110,6\n114,6\t99,2\t70,8\t107,9\t112,6\n114,4\t101,1\t68,5\t105,5\t\n114,4\t100,9\t70,4\t106,3\t\n114,1\t100,8\t70,6\t104,5\t\nMittel 114,5\t100,6\t70,2\t106,1\t\nDie Differenzen\t\tzwischen den\tEinstellungen der\teinzelnen\nBeobachter \u00fcbersteigen also auch hier betr\u00e4chtlich die Schwankungsbreite der Einzelwerte einer Versuchsreihe. Nur bei den Personen etwa aus der Mitte der Tabelle III gehen die Werte so durcheinander, dafs erst die Berechnung des Mittelwertes aus einer gr\u00f6fseren Zahl von Einstellungen noch Differenzen zwischen den einzelnen Beobachtern erkennen l\u00e4fst.\nBei der Einstellung der einen Versuchsperson auf Erl\u00f6schen des Flimmerns ist im allgemeinen f\u00fcr eine andere in der Tabelle nur um wenige Nummern entfernte Person das Flimmern noch ganz deutlich.\nDiejenigen Zahlen der Tabelle 3, die die am Flimmerpbotometer gewonnenen Werte in Kursivschrift geben, beziehen sich auf eine Versuchsanordnung, die hinsichtlich der Anordnung der Lichtquellen ein wenig von den \u00fcbrigen Versuchen ab wich. Diese Zahlen sind also wohl unter sich, nicht aber mit den aufrecht gedruckten Zahlen direkt vergleichbar. Der Unterschied der Versuchsanordnungen ist \u00fcbrigens, wie ich mich durch besondere Versuche \u00fcberzeugt habe, von so geringem Einflufs, dafs er auf die Stellung der einzelnen Beobachter in der tabellarischen Beihenfolge fast ohne Einflufs ist. Nur in der Mittelstrecke der Tabelle, in der sich ausschliefslich normale Trichromaten befinden, w\u00fcrde sich die Beihenfolge","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber individuelle Verschiedenheit der Helligkeitsverteihmg im Spektrum. 87\nin geringf\u00fcgigem Mafse ge\u00e4ndert haben, wenn die Versuchsanordnung stets die gleiche geblieben w\u00e4re.\nHervorzuheben ist, dafs weder die Beobachter, die f\u00fcr Gr\u00fcn eine relative Unterempfindlichkeit zeigen (Hoch, Smienow, E. Nagel), noch die f\u00fcr Rot unterempfindlichen (Simon, Schindlee) als farbenschwach bezeichnet werden k\u00f6nnen. Die \u00fcblichen\npraktischen Pr\u00fcfungen auf Farbensinnsst\u00f6rung bestehen sie\n\u2022 \u2022\nfehlerlos, und nicht die geringste \u00c4hnlichkeit mit dem Verhalten anomaler Trichromaten ist zu bemerken. Einzelne STiLLiNGsche Tafeln entziffern sie nur m\u00fchsam, doch gilt dasselbe f\u00fcr einige Personen aus der Mitte der Tabelle. Ob bei feinsten Pr\u00fcfungsmethoden sich etwa doch noch kleine gesetzm\u00e4fsige Unterschiede in der Leistungsf\u00e4higkeit des Farbensinnes finden w\u00fcrden, vermag ich nicht zu entscheiden. Feststellungen hier\u00fcber lagen aufserhalb meines Versuchsplanes. Beabsichtigt war nur die Entscheidung dar\u00fcber, ob es sich um \u201eFarbenschwache\u201c im gew\u00f6hnlichen Sinn handle.\nIII. Vergleichung der Einstellungen am Flimmerphotometer mit den Einstellungen der Rayleigh-\nGleichung.\nWie schon oben erw\u00e4hnt, habe ich nicht alle Versuchspersonen auch Mischungsgleichungen systematisch ausf\u00fchren lassen; es gen\u00fcgte, einige in der obenstehenden Tabelle an besonders auff\u00e4lliger Stelle rangierende Beobachter mit einigen aus der Mitte zu vergleichen.\nHierbei zeigte sich nun, dafs unter den normaltrichromatischen Beobachtern die Einstellung der Mischungsgleichung ungef\u00e4hr dieselbe Reihenfolge ergab, wie die Einordnung in die Tabelle auf Grund der Flimmermessungen, und zwar verlangte z. B. Frl. Hoch in dem Rot-Gr\u00fcngemisch mehr Gr\u00fcn als Frl. Smienow, diese mehr als ich, und ich wiederum mehr als Herr Schindlee oder Herr Dr. Simon. Diese Unterschiede kommen sowohl am HELMHOLTz-K\u00d6NiGschen Farbenmischapparat, wie am NAGELschen Anomaloskop deutlich und in gleichem Sinne zum Ausdruck. An ersterem Apparat wird bekanntlich das Mischungsverh\u00e4ltnis der beiden farbigen Lichter durch Drehung eines NicoLsehen Prismas bestimmt und rechnerisch nach dem tg2 des Einstellungswinkels bemessen. Da die Angabe dieser tg2-Werte, f\u00fcr die einzelne Person absolut genommen, bedeutungslos ist, habe ich","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nCatharina von Maltzew.\nsie, wie oben erw\u00e4hnt, in Verh\u00e4ltniszahlen umgerechnet, derart, dafs das Rot-Gr\u00fcn-Verh\u00e4ltnis f\u00fcr mich = 1 gesetzt wurde. Die Werte f\u00fcr die anderen Beobachter sind im 4. und 5. Stabe der Tabelle enthalten. Zahlen < 1 bedeuten ein Mischungsverh\u00e4ltnis, bei dem das Rot relativ schw\u00e4cher, das Gr\u00fcn relativ st\u00e4rker als bei mir vertreten ist. Die Werte am NAGELsehen Anomaloskop ergeben sich direkt aus dem Verh\u00e4ltnis der Spaltweiten f\u00fcr Gr\u00fcn und Rot.\nDie Werte, die bei den beiden Farbenmischapparaten erhalten werden, k\u00f6nnen nicht v\u00f6llig \u00fcbereinstimmen, weil bei dem HELMHOLTzschen Apparat Nernstlampen , bei dem Anomaloskop dagegen Auerbrenner als Lichtquelle dienten. Doch sind die Unterschiede recht klein, wie sich besonders auch aus den in die Tabelle eingetragene Einstellungen der beiden Anomalentypen ergibt. Wo die an den beiden Apparaten gewonnenen Werte so stark differieren, wie bei Frl. Smibnow, liegt, wie ich glaube, ein unbemerkt gebliebener Fehler vor, und zwar in diesem Falle wahrscheinlich hei der Beobachtung am HELMHOLTzschen Apparat.\nF\u00fcr die Anomalen habe ich nur je eine Zahl angegeben, die als eine mittlere betrachtet werden kann. Um die angegebenen Werte herum findet man bei Pr\u00fcfung zahlreicherer Individuen (einer Mitteilung Herrn Prof. Nagels zufolge) die Einstellungen in geringem Grade schwankend, bei den Protanomalen etwa um + 0,1 bis 0,2, bei den Deuteranomalen um + 0,02.\nZwischen den Anomalen beider Typen und den extremen Formen der normalen Trichromaten (Hoch einerseits, Simon andererseits) bleibt also hinsichtlich der Mischungsgleichung immer noch eine grofse L\u00fccke, so dafs es nach wie vor gerechtfertigt ist, von drei Typen anomaltrichromatischer Systeme zu sprechen.\nIV. Minimalfeldhelligkeiten.\nIn der unter Leitung von v. Kbies entstandenen Arbeit von Siebeck 1 ist eine neue Methode angegeben, die Helligkeitsverteilung im Spektrum ohne Benutzung heterochromer Gleichungen zu ermitteln. Das Verfahren, wegen dessen Einzelheiten ich auf die zitierte Arbeit verweisen mufs, hat vor derjenigen der Peripherie Wertbestimmung den Vorteil, sehr viel leichter ausf\u00fchr-\n1 Diese Zeitschrift 41, 89.","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber individuelle Verschiedenheit der Helligheitsverteihmg im Spektrum. 89\nbar zu sein und sich infolgedessen auch zur Untersuchung weniger ge\u00fcbter Personen zu eignen. Es lag daher nahe, an meine Versuche wenigstens anhangsweise einige Bestimmungen nach dem neuen Verfahren anzuschliefsen. Dies erwies sich als gut durchf\u00fchrbar, doch sollten diese Versuche nur orientierenden Wert haben und keine abgeschlossene Untersuchung darstellen; sie ergaben auch Resultate, die nicht ohne weiteres in allen Punkten zu den \u00fcbrigen stimmen, lassen vielmehr eine Schwierigkeit bestehen, deren Erkl\u00e4rung weiteren Untersuchungen Vorbehalten bleiben mufs.\nDie Versuchsanordnung konnte sich eng an die SiebeCKsche anschliefsen, unter Einf\u00fchrung einer Vereinfachung wegen des eingeschr\u00e4nkteren Zweckes. Eine weifse Papierfl\u00e4che wurde durch eine Auerlampe hell mit gemischtem Lichte erleuchtet. Der Beobachter blickte aus 1 m Entfernung durch ein enges Okularloch auf diese Fl\u00e4che, auf der ein schwarzer Fixierpunkt angebracht war. Etwa 1 cm abseits von diesem Fixierpunkt war ein 3 4 mm weites Loch in das Papier gestochen. Durch dieses Loch konnte spektrales Licht beliebiger Farben in das Auge des Beobachters geleitet werden. Seine Intensit\u00e4t liefs sich variieren und messen durch \u00c4nderung der Spaltweite des Spektralapparates, der hinter der Papierfl\u00e4che stand. Der Strahlengang war so eingerichtet, dafs der Ort des reell entworfenen Spektrums im Okularspalt lag.\nNach den SiEBECxschen Erfahrungen gelingt es nun leicht, ein so kleines spektralerleuchtetes Feld, das auf dem Rand der Fovea abgebildet wird, bei geeignet gew\u00e4hlter Helligkeit zum verschwinden zu bringen, dann n\u00e4mlich, wenn die Helligkeit des Feldes und seiner Umgebung gleich grofs ist. F\u00fcr ein gr\u00fcnes Licht von der Wellenl\u00e4nge von etwa 540 vtL gelang das auch f\u00fcr meine Versuchspersonen ziemlich leicht, w\u00e4hrend es bei gelegentlichen Versuchen mit rotem Minimalfeld auf gr\u00f6fsere Schwierigkeiten stiefs. Ich beschr\u00e4nkte mich daher auf die Versuche mit gr\u00fcnem Fleck auf weifsem Grund, die ja die individuellen Unterschiede der Helligkeitsverteilung auch zum Ausdruck bringen mufsten, wenn auch minderdeutlich wie es bei Erleuchtung des umgebenden Feldes mit rotem Licht zu erwarten war.\nDa die Beobachtung noch mit fovealen oder hart neben der Fovea liegenden Teilen der Netzhaut erfolgte und die Intensit\u00e4t","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nCatharina von Maltze.iv.\nder Beleuchtung grofs war, brauchte man Verschiebung der Helligkeitsverh\u00e4ltnisse durch Eintritt von Dunkeladaptation und PuRKiNJEsches Ph\u00e4nomen nicht zu bef\u00fcrchten, obgleich das Zimmer im \u00fcbrigen verdunkelt war. Besondere Versuche zeigten in der Tat die Unabh\u00e4ngigkeit vom Adaptationszustand, indem f\u00fcnf Beobachter eine Versuchsreihe mit guter Helladaptation, eine zweite mit l\u00e4ngerem Verweilen im Dunkelzimmer anstellte und dabei fast genau gleiche Werte erhielten. Die folgende kleine Tabelle gibt diese Werte wieder.\nTabelle 5.\nMinimalfeldhelligkeiten.\nBeobachter\tSpaltweite des\tgr\u00fcnen Lichtes\n\t{ bei Dunkeladaptation\tbei Helladaptation\nFrl. Hoch\t32,3\t32\nFrl. Smirnow\t29,0\t29,25\nHerr Dr. May\t26,5\t26,2\nFrl. Maltzew\t23,75\t23,1\nHerr Prof. Nagel\t23,25\t24,7\nJede Zahl ist als Mittel aus mehreren Einstellungen berechnet. Ich habe auch diese Werte \u00e4hnlich wie die Flimmerwerte auf den Wert 1 f\u00fcr meine Einstellung umgerechnet. Die aus der Gesamtheit unserer Beobachtungen am Minimalfeld berechneten Werte sind in der Tabelle 3 auf S. 84 im 6. Stabe eingetragen.\nIm grofsen und ganzen zeigen sie, soweit es sich um normale Trichromaten handelt, eine befriedigende \u00dcbereinstimmung mit den am Flimmerphotometer festgestellten Unterschieden der einzelnen Beobachter. Nach Siebecks Versuchen war dies zu erwarten, da S. die Verteilung der Minimalfeldhelligkeiten im Spektrum sehr \u00e4hnlich der den Peripheriehelligkeiten fand und diese ja bekanntlich mit den Flimmerwerten \u00fcbereinstimmend gefunden worden sind. Eine \u00dcbereinstimmung oder auch eine grofse Ann\u00e4herung der Zahlen in den St\u00e4ben 3 und 6 durfte nicht erwartet werden, da es sich im einen Fall um Vergleichung von gr\u00fcn und rot, im anderen um gr\u00fcn und* weifs handelte, aufserdem im ersteren Fall Lichtfilter und im zweiten spektrale Zerlegung des Lichtes angewandt wurde. Diese Verschiedenheit der Versuchsbedingungen erkl\u00e4rt indessen kaum gen\u00fcgend","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber individuelle Verschiedenheit der Relligkeitsverteilung im Spektrum. 91\ndie auffallenden Minimalfeldwerte der an diesen Versuchen beteiligten Beobachter mit abnormem Farbensinn. Die Zahl f\u00fcr den protanomalen Herrn Dr. Kalischer (Tab. 3) ist auffallend niedrig, die f\u00fcr den Deuteranopen Professor Nagel auffallend hoch. Ich gebe auf diesen Punkt nicht n\u00e4her ein, weil hierzu erst umfassendere Versuche n\u00f6tig sind.\nV. Theoretisches.\nAus den hier mitgeteilten Beobachtungen ergibt sich zun\u00e4chst eine gr\u00f6fsere Schwankungsbreite der Helligkeitsverteilung f\u00fcr normale Trichromaten, als man sie nach den bisherigen Erfahrungen annehmen konnte. Zwischen den extremen F\u00e4llen Hoch und Simon besteht ein sehr erheblicher Unterschied; die am Flimmerphotometer gefundenen Werte f\u00fcr das Verh\u00e4ltnis der Helligkeiten des Rot und des Gr\u00fcn verhalten sich wie 1:8,3. Dabei sind diese extremen F\u00e4lle keineswegs aus einer grofsen Zahl ausgew\u00e4hlt, sondern die in der Tabelle 3 genannten Beobachter sind alle, die ich \u00fcberhaupt untersucht habe, und ihre Wahl ist ganz durch zuf\u00e4llige Umst\u00e4nde begr\u00fcndet. Nur die F\u00e4lle mit abnormem Farbensinn sind nat\u00fcrlich mit Absicht ausgew\u00e4hlt.\nDie HelligkeitsVergleichung zweier Lichter nach dem Prinzip der Flimmerphotometrie mufs ja nun freilich immer noch mit einer gewissen Vorsicht verwertet werden, da es nicht ohne weiteres \u00fcberzeugend klar zu machen ist, dafs zwei Lichter von verschiedener Farbe und bestimmter Intensit\u00e4t dann gleich hell erscheinen m\u00fcssen, wenn sie bei gen\u00fcgend schnell alternierendei Einwirkung auf die Netzhaut leichter zu einheitlichem Eindruck verschmelzen, als bei irgend einem anderen Intensit\u00e4ts\\erh\u00e4ltnis. Der Beweis f\u00fcr diese Notwendigkeit fehlt vielmehr durchaus. Gleichwohl hat das RooDsche Prinzip viel f\u00fcr sich und es ist jedenfalls bedeutungsvoll, dafs keine einzige Tatsache zu nennen ist, die einen Widerspruch gegen seine G\u00fcltigkeit enthielte. Farbenungleiche Lichter, die f\u00fcr einen Beobachter irgend eines Farbensystems flimm er \u00e4quivalent sind, erscheinen demselben Beobachter auch nach anderen Methoden verglichen gleichhell, sobald nur die wohlbekannten Bedingungen f\u00fcr den Eintritt des PuRKixjEschen Ph\u00e4nomens ausgeschlossen bleiben.\nEiner etwas auffallenden Tatsache mufs ich allerdings Ei-w\u00e4hnung tun : Die minimale Intermittenzgeschwindigkeit, bei dei das Flimmern erlischt, ist f\u00fcr die verschiedenen Beobachter unter","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nCatharina von Maltzew.\nsonst gleichen Bedingungen merklich ungleich. Bei meinen Versuchen wurde diese Tatsache nur insofern ber\u00fccksichtigt, als die Umdrehungszahl des Elektromotors f\u00fcr die einzelnen Beobachter ver\u00e4ndert wurde, und zwar so, dafs die Schwankungsbreite der Einstellungen auf der Photometerbahn hinreichend klein wurde. Es waren einige bestimmte Personen, die stets eine etwas gr\u00f6fsere Intermittenzzahl verlangten. F\u00fcr einen und denselben Beobachter wird, wie es in der Natur der Sache liegt, mit zunehmender Geschwindigkeit des Farbenwechsels die Strecke auf der Photometerbahn gr\u00f6fser, innerhalb deren das Flimmern fehlt. Die durchschnittliche Mitte der Einstellungen aber ist davon unabh\u00e4ngig.\nDer Vergleich der Beobachtungen am Flimmerphotometer mit den Messungen der Minimalfeldhelligkeit ergab eine deutliche Parallelit\u00e4t, wenigstens insoweit es sich um normale Trichromaten handelte. Hiernach ist es h\u00f6chst wahrscheinlich, dafs auch eine Bestimmung der Peripheriewerte meine Versuchs-personen \u00e4hnlicher Gruppierung zeigen w\u00fcrde, wie die Flimmerversuche sie ergaben.\nEs kann als sichergestellt gelten, dafs die Peripheriewertekurven (wie die Flimmerwertkurven) des Protanopen von der des normalen Trichromaten stark abweichen (v. Kries x, Poli-manti 1 2, Levy 3), etwas geringer erschien die Abweichung f\u00fcr den Deuteranopen (Polimanti, Angier 4), besonders geringf\u00fcgig bei Vergleichsversuchen zwischen v. Kries und Nagel als Beobachtern, so dafs v. Kries noch neuerdings von einer ann\u00e4hernden \u00dcbereinstimmung der deuteranopischen und der normaltrichro-matischen Peripheriewerte spricht.5\nHerr Professor Nagel, der sowohl bei den Versuchen von v. Kries wie bei denen von Polimanti und Angier als deuterano-pischer Beobachter fungiert hatte, nahm, wie er mir mitteilte, an, dafs sowohl der \u00e4ltere v. KaiESsche Befund einer fast v\u00f6lligen \u00dcbereinstimmung seiner Peripheriehelligkeiten mit den v. Kries-schen wie die bedeutenden Differenzen gegen\u00fcber den Angier-schen Werten zu recht best\u00e4nden, also unter den tri chromatischen Beobachtern betr\u00e4chtliche Verschiedenheiten bestehen m\u00fcfsten. Unter der Voraussetzung einer weitgehenden \u00dcbereinstimmung\n1\tDiese Zeitschrift 15, 247.\n2\tEbenda 19, 263.\t3 Ebenda 30, 74.\t4 Ebenda 37, 401.\n5 Nagels Handbuch der Physiologie III, 201.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber individuelle Verschiedenheit der Helligkeitsverteilung im Spektrum. 93\nzwischen Peripherie- und Flimmer werten erkl\u00e4ren sich nun die verschiedenen Befunde nach meinen neueren Messungen ganz einfach, wenn man annimmt, dafs in dem Farbensystem von v. Kbies eine Helligkeitsverteilung herrscht entsprechend etwra derjenigen von Frau E. Nagel, Frl. Smibnow oder Herrn Lang-eeld unter meinen Versuchspersonen, w\u00e4hrend Angiee und die mit ihm beobachtenden Herrn Busck und Pipeb etwa neben den Beobachtern Schindleb und Simon rangieren w\u00fcrden.\nEs ist hiernach wahrscheinlich, dafs die deutlichen Unterschiede in den Peripheriewertkurven von Polimanti und Angiee einerseits, von Nagel andererseits, nicht eigentlich einen typischen Unterschied in der Helligkeitsverteilung zum Ausdruck bringen, dafs vielmehr bei Beteiligung eines f\u00fcr Gr\u00fcn relativ unterempfindlichen normaltriehromatischen Beobachters als Vergleichsperson die Kurve der des Deuteranopen sehr \u00e4hnlich werden k\u00f6nnte, w\u00e4hrend ein Vergleich zwischen Prof. Nagel und Frl. Hoch die relative Lage der Kurven sogar umzukehren verm\u00f6chte.\nDerartige Versuche, unter Beteiligung mehrerer Deuteranopen sind von Herrn Prof. Nagel in Aussicht genommen. Wenn auch in der Beihe meiner Versuchspersonen nur ein einziger Deuteranop enthalten ist, kann man doch nach fr\u00fcheren (nicht ver\u00f6ffentlichten) Beobachtungen Prof. Nagels annehmen, dafs f\u00fcr alle Deuteranopen der Helligkeitswert der gr\u00fcnen Lichter merklich geringer ist, als f\u00fcr die Mehrzahl der normalen Trichromaten, und dafs die HelligkeitsVerteilung, wie ich sie bei Frl. Hoch fand, schon ungew\u00f6hnlich ist.\nSehr w^enig ist \u00fcber die Helligkeitsverteilung bei Anomalen bekannt. Levy (a. a. 0.) gibt an, dafs seine (protanomale) Helligkeitsverteilung mit der zweier Protanopen \u00fcbereinstimme. Prof. Nagel fand in \u00e4lteren, bisher nicht ver\u00f6ffentlichten Versuchen die Peripheriewerte des Deuteranomalen Herrn G\u00fcttmann denen des Normalen (Dr. Pipeb) \u00e4hnlicher wfie seinen (deuterano-pischen), bei dem ebenfalls deuteranomalen Prof. Schumann dagegen starke Ann\u00e4herung an die Deuteranopenwerte. Die Einstellungen am Flimmerphotometer lagen bei Herrn G\u00fcttmann zwischen denen von Prof. Nagel und Dr. Angiee, n\u00e4her den letzteren.\nSchenck1 hat k\u00fcrzlich angegeben, dafs nach seiner Erfahrung die Helligkeitsverteilung der Deuteranopen mit der der Deuter-\n1 Sitzungsber. naturforsch. Ges. Marburg 1907. Dezember.","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nCatharina von Maltzew.\nanomalen, die der Protanopen mit der der Protanomalen \u00fcbereinstimme und die der normalen Trichromaten dazwischen liege. Genauere Angaben \u00fcber das angewandte Verfahren bei diesen Untersuchungen liegen noch nicht vor. Meine Versuche k\u00f6nnen jedenfalls nicht zur Best\u00e4tigung der SchenCKschen Angabe dienen ; sie k\u00f6nnten h\u00f6chstens den Anlafs zur Aufstellung von zwei hinsichtlich der Helligkeits Verteilung typisch verschiedenen Gruppen geben: 1. Protanopen + Protanomale, 2. Normale -f-Deuteranomale + Deuteranopen. Dafs vereinzelte Normale gefunden werden k\u00f6nnten, die in relativer Unterempfindlichkeit gegen rotes Licht noch \u00fcber Dr. Simon hinausliegen, ist nicht unwahrscheinlich, doch w\u00fcrde auch hiermit der grofse Sprung zu den Protanomalen noch nicht \u00fcberbr\u00fcckt sein. Die Deuteranopen und vor allem die Deuteranomalen bilden mit den Normalen eine kontinuierliche Leihe mit successive sich \u00e4ndernder Helligkeitsverteilung. In der Leihe meiner Versuchspersonen ist hier kein Sprung zu bemerken. Unverkennbar ist freilich, dafs die Normalen mit relativ herabgesetzter Gr\u00fcnempfindlichkeit, also niedrigem Quotientenwert in meiner Tabelle (wie Hoch, E. Nagel, Smirnow) und die mit hohem Quotienten wert (Simon) seltener sind als die mit mittleren Werten. Soweit aus Versuchen an einer immerhin noch nicht grofsen Zahl von Beobachtern zu schliefsen ist, scheint es, als ob sich die Deuter anomalen in der Hauptsache zwischen die Normalen und Deuteranopen einsch\u00f6ben, derart, dafs die Leihe noch kontinuierlicher wird, als wenn man nur die Normalen und die Deuteranopen ber\u00fccksichtigen wollte. Bestimmteres wird erst nach Untersuchung zahlreicherer Deuteranopen und Deuteranomalen zu sagen sein.\n2. Eines der anf\u00e4nglichen Ziele bei der Durchf\u00fchrung meiner Versuche, das freilich nachher etwas in den Plintergrund trat, war die Ermittlung, ob mit den individuellen Schwankungen in der Beschaffenheit tri chromatischer Farbensysteme eine deutliche Verschiedenheit in der praktischen Leistungsf\u00e4higkeit des Farbensinnes verkn\u00fcpft sei, ob also etwa besondere Farbensysteme, die noch zu den \u201enormalen\u201c zu rechnen w\u00e4ren, aber unter diesen eine extreme Stellung einnehmen, als \u201efarbenschwach\u201c anzusprechen seien. Derartiges w\u00e4re nun wohl am ehesten von solchen Individuen zu erwarten, bei denen die Helligkeits Verteilung am meisten von der durchschnittlichen ab weicht, wromit ja, wie erw\u00e4hnt, auch eine etwas ungew\u00f6hnliche Einstellung der","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Uber individuelle Verschiedenheit der Helligkeitsverteilung im Spektrum. 95\nMischungsgleichungen verkn\u00fcpft ist. Es hat sich aber keine Tatsache ergeben, die in diesem Sinne spricht; die in der Tabelle mit besonders niedrigen Quotienten figurierenden Beobachter zeigen im \u00fcbrigen keine Ann\u00e4herung an das Verhalten der Anomalen.\nEs h\u00e4ngt dies wohl mit der im n\u00e4chsten Abschnitt zu besprechenden Tatsache zusammen, dafs die individuellen Verschiedenheiten innerhalb des Typus der normalen Trichromaten nicht nur dem Grade, sondern der Art nach abweichen von jenen, die den Anomalen von normalen Trichromaten trennen. F\u00fcr die eigent\u00fcmlichen, zurzeit noch nicht erkl\u00e4rten Besonderheiten der anomalen Systeme, die abnorme Steigerung des Farbenkontrastes und das verlangsamte Anklingen der spezifischen Farbenempfindung, fehlt bei den ungew\u00f6hnlicheren Formen normaltrichromatischen Systems, wie sie mir zur Beobachtung kamen, jede nachweisbare Analogie oder \u00c4hnlichkeit.\n3. Wohl das meiste theoretische Interesse darf die Frage beanspruchen, von welcher Art der Zusammenhang zwischen den beobachteten Differenzen der Helligkeitsverteilung und der Einstellung langwelliger Mischungsgleichungen ist. Dafs ein solcher Zusammenhang besteht, geht aus den Zahlen der Tabelle 3 mit Sicherheit hervor. Je gr\u00f6fser der Gr\u00fcnanteil an dem Gr\u00fcn-Rotgemisch der RAYLEioH-Gleichung ist, der zur Gleichheit der Mischfarbe mit dem homogenen Vergleichslicht 589 f\u00fchrt, desto gr\u00f6fser mufs die Intensit\u00e4t des Gr\u00fcn bei den flimmerphotometrischen Bestimmungen gemacht werden, damit es einem gegebenen Rot flimmer\u00e4quivalent werde. Diese Regel scheint in der Gruppe der normalen Trichromaten allgemein zu gelten, dagegen eine bedeutende Modifikation zu erteilen, sobald man von den normalen zu den anomalen Trichromaten \u00fcbergeht. Der niedrigste Quotient des Gr\u00fcn-Rot-Gemisches unter den Normalen in der Tabelle betr\u00e4gt 0,78 (Frl. Hoch); ihm entspricht ein Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnis von Gr\u00fcn zu Rot am Flimmerphoto* meter von 0,21. Die entsprechenden h\u00f6chsten Zahlen sind 1,1 bzw. 1,75 (Dr. Simon). Der Mischungsquotient f\u00fcr Deuteranomale geht dagegen herunter auf 0,39, f\u00fcr Protanomale hinauf auf 4,0, w\u00e4hrend das Intensit\u00e4tsVerh\u00e4ltnis am Flimmerphotometer f\u00fcr die Deuteranomalen durch die Zahlen 0,37\u20140,77, f\u00fcr die Protanomalen durch 6,3\u20149,3 ausgedr\u00fcckt wird.\nHieraus ergibt sich, dafs, wenn man s\u00e4mtliche drei Typen","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nCatharina von Maltzeiv.\nvon Trichromaten in Betracht zieht, die Helligkeitsverteilung ganz \u00fcberwiegend von der Wirksamkeit der Rotkomponente im Sehorgan bestimmt ist, die Gr\u00fcnkomponente dagegen nur einen geringeren Anteil hat. Bekannte Erfahrungen sprechen ja daf\u00fcr, dafs im deuteranomalen Auge die Rotkomponente, im protano-malen die Gr\u00fcnkomponente intakt ist. Die Alteration der Gr\u00fcnkomponente verschiebt das Helligkeitsverh\u00e4ltnis Gr\u00fcn : Rot wohl etwas, aber immer noch im Rahmen des auch bei Normalen vorkommenden. Die Alteration der Rotkomponente dagegen r\u00fcckt die HelligkeitsVerteilung gleich um ein merkliches St\u00fcck \u00fcber den Schwankungsbereich der Normalen hinaus. Man \u00fcberzeugt sich leicht, dafs, wenn die Rayleioh-Gleichung u \u2022 hn + b \u2022 ^535 = c \u2022 \u00c4589 f\u00fcr einen normalen Trichromaten richtig\neingestellt ist, sie im allgemeinen f\u00fcr den Deuteranomalen g\u00fcltig\n* *\ngemacht werden kann durch blofse \u00c4nderung des Verh\u00e4ltnisses a\\b, w\u00e4hrend die Intensit\u00e4t des homogenen Vergleichslichtes ganz oder fast ganz unver\u00e4ndert gelassen werden kann. Sie braucht nicht mehr ge\u00e4ndert zu werden, als es auch vorkommt, wenn mehrere Normale nacheinander einstellen. Das Helligkeitsverh\u00e4ltnis zwischen dem Licht der Lithium- und der Thalliumlinie ist also f\u00fcr den Normalen und den Deuteranomalen durchschnittlich ziemlich \u00e4hnlich, w\u00e4hrend zur Einstellung der Gleichung f\u00fcr einen Protanomalen aufser der \u00c4nderung des Mischungsverh\u00e4ltnisses stets auch eine betr\u00e4chtliche Herabsetzung der Intensit\u00e4t des homogenen Vergleichslichtes n\u00f6tig ist.\nDie bedeutenden Unterschiede in der Einstellung der Mischungsgleichung zwischen Anomalen und Normalen scheinen zun\u00e4chst eine andere Grundlage zu haben, als die kleineren Unterschiede zwischen den verschiedenen Individuen vom normal-trichromatischen System, da letzteren Unterschieden die Differenzen in der Helligkeitsverteilung ann\u00e4hernd parallel gehen, den ersteren dagegen, wie wir sahen, nicht. Da liegt es nun sehr nahe, daran zu denken, dafs die 3 typischen trichromatischen Systeme durch verschiedenen Aufbau des empfindenden Apparates sich unterscheiden, die einzelnen Individuen innerhalb eines Typus dagegen durch ungleiche Absorptionsverh\u00e4ltnisse bei den einzelnen Individuen. Differenzen in der Tingierung der Makula und der Linse k\u00f6nnten Unterschiede wie die beschriebenen wohl erkl\u00e4ren und es soll nicht bestritten werden, dafs solche tats\u00e4chlich mitsprechen.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber individuelle Verschiedenheit der Helligkeitsverteilung im Spektrum. 97\nDafs sie die einzige oder auch nur die haupts\u00e4chliche Ursache f\u00fcr die individuellen Verschiedenheiten innerhalb eines Typus darstellen, ist gleichwohl nicht wahrscheinlich. Ein Vergleichsversuch zwischen Frl. Hoch, Frl. Smirnow, Herrn Schindler und mir ergab, dafs jedenfalls die makulare Absorptionsdifferenz aufser Betracht bleibt.\nWir stellten am HELMHOLTZschen Farbenmischapparat die RAYLEiGH-Gleichung zun\u00e4chst auf kleinem Felde (ca. 1,5\u00b0) mit fovealer Fixation, alsdann auf gr\u00f6fserem Felde (4,5\u00b0) exzentrisch ein, unter Einhaltung guter Helladaptation, und notierten die Werte der Mischung, woraus dann Mittelwerte berechnet wurden. \u00c4hnlich wie es fr\u00fcher bei Untersuchungen von v. Kries u. a. geschah, berechnete ich dann f\u00fcr jeden von uns die Quotienten des Kot-Gr\u00fcn-Verh\u00e4ltnisses bei zentraler und exzentrischer Beobachtung, also y (zeir^ial) Die werte dieser Quotienten\ntg2a (exzentrisch)\nsind in Stab 7 der Tabelle 2 eingetragen. Man sieht, dafs zwischen mir einerseits und den drei anderen Beobachtern andererseits ein deutlicher Unterschied besteht, indem das gr\u00fcne Licht bei mir zentral mehr geschw\u00e4cht wird, wie bei ihnen. Die anderen drei aber stimmen untereinander fast genau \u00fcberein, obwohl sie an weit auseinanderliegenden Stellen der Tabelle rangieren.\nNat\u00fcrlich bleibt immer noch die M\u00f6glichkeit einer deutlich verschiedenen F\u00e4rbung der brechenden Medien und dadurch bedingte Absorption im ganzen Gesichtsfeld. Inwieweit diese eine Kolle spielt, inwieweit in gewissen F\u00e4llen die makulare Schw\u00e4chung bestimmter Lichter doch in Betracht kommt, vermag ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls mufs die M\u00f6glichkeit ber\u00fccksichtigt werden, dafs die individuellen Unterschiede in der HelligkeitsVerteilung auf ungleicher Entwicklung der Kotkomponente im Sehapparat beruhen, etwa (wie man sich denken k\u00f6nnte) auf ungleicher quantitativer Vertretung des materiellen Substrates der Kotkomponente, mag man sich dieses Substrat nun vorstellen wie man will. F\u00fcr die Erkl\u00e4rung der Typenunterschiede unter den Trichromaten reichen solche quantitativen Differenzen, wie meine Versuche von neuem zeigen, nicht aus, sondern hierf\u00fcr bleibt nach wie vor die Annahme qualitativer Differenzen der Komponente (neben denen quantitative nicht zu fehlen brauchen) die beste Erkl\u00e4rung.\nZeitsckr. f. Sinnesphysiol. 43.\n7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nCatharina von Maltzew.\nZum Schl\u00fcsse sei es mir gestattet, Herrn Prof. Dr. W. Nagel meinen herzlichsten Dank auszusprechen f\u00fcr die Anregung zu dieser Arbeit, f\u00fcr die dauernde t\u00e4tige Anteilnahme an derselben, sowie f\u00fcr die Gew\u00e4hrung der theoretischen Grundlage zu den von mir gewonnenen Resultaten. Auch m\u00f6chte ich nicht unterlassen den zahlreichen Damen und Herren, die mich bei meiner Arbeit unterst\u00fctzten, verbindlichst zu danken.\n(jEingegangen am 18. M\u00e4rz 1908.)","page":98}],"identifier":"lit33524","issued":"1909","language":"de","pages":"76-98","startpages":"76","title":"\u00dcber individuelle Verschiedenheit der Helligkeitsverteilung im Spektrum","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:30:43.603843+00:00"}

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