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Untersuchungen an einem protanomalen System

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{"created":"2022-01-31T16:29:18.971713+00:00","id":"lit33526","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Koffka, Kurt","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 43: 123-145","fulltext":[{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"123\n(Aus der physikalischen Abteilung des physiologischen Instituts zu Berlin.)\nUntersuchungen an einem protanomalen System.1\nVon\nKurt Koffka.\nIm folgenden sollen Beobachtungen beschrieben werden, die ich anstellte, um einige der L\u00fccken auszuf\u00fcllen, die unsere Kenntnis vom Farbensinn der Protanomalen aufweist. Ich selbst bin protanomal und habe alle Beobachtungen an mir selbst gemacht. Ich habe keinen anderen Beobachter vom gleichen Typus herangezogen, so dafs es nat\u00fcrlich nicht feststeht, ob die an mir beobachteten Erscheinungen f\u00fcr den Typus des Protanomalen charakteristisch sind, oder ob sie nur in einigermafsen extremen F\u00e4llen, wie dem meinen, auftreten. Wo im folgenden das Wort anomal gebraucht wird, was der K\u00fcrze wegen geschehen soll, da ist immer der Protanomale respektive mein eigenes System darunter zu verstehen.\nIn erster Linie habe ich mich der Untersuchung der Kontrasterscheinungen zugewandt. Es ist seit einigen Jahren bekannt, dafs die anomalen Trichromaten gesteigerten Kontrast haben.2\nDie verschiedenen von Professor Nagel angegebenen\n1\tDem Vorschlag des Herrn Prof. Nagel folgend, vgl. diese Zeitschrift 43, 76, brauche ich diese neue Terminologie, um damit auf die nahe Verwandtschaft hinzuweisen, die zwischen den anomal trichromatischen und den entsprechenden dichromatischen Systemen besteht.\n2\tVgl. Nagel, Sitzungsberichte d. physiol. Ges., Berlin, November 1903; Guttmann, Berichte \u00fcber den ersten Kongrefs f\u00fcr exper. Psychol, in Giefsen 1904, S. 14; Nagel, Klinische Monatsbl\u00e4tter f\u00fcr Augenheilkunde 42; ders., Fortgesetzte Untersuchungen zur Symptomatologie und Diagnostik der angeborenen St\u00f6rungen des Farbensinns; diese Zeitschrift 41, S. 261; ders., Versuche mit Eisenbahn-Signallichtern an Personen mit normalen und abnormen Farbensinn; diese Zeitschrift 41, S. 472.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nKurt Koffka.\ndiagnostischen Methoden zur Farbensinnpr\u00fcfung benutzen bekanntlich diese Eigenschaft der Anomalen zu deren Ermittlung. Es ist von Interesse, dafs sich hierbei die Protanomalen und Deuteranomalen hinsichtlich der Kontrasterregung sehr \u00e4hnlich verhalten, und dieselben Farbenzusammenstellungen auf den diagnostischen Tafeln wie auch im Farbengleichungsapparat zur Ermittlung der beiden Arten von Anomalen dienen. Systematische Untersuchungen \u00fcber diese Kontrastverh\u00e4ltnisse stehen indessen bis jetzt noch aus.1\nBesonderes Interesse gewann dies Gebiet noch dadurch, dafs, wie ich aus pers\u00f6nlichen Mitteilungen des Herrn Professor Nagel entnehme, die Personen mit erworbener Farbensinnst\u00f6rung, die im Laufe der Jahre im Berliner Institut untersucht wurden, zwar h\u00e4ufig gewisse \u00c4hnlichkeit mit einem anomal-trichromatischen System zeigten, ohne dafs jedoch bei ihnen im allgemeinen der Kontrast gesteigert war.\nAufserdem habe ich meinen Einstellungsbereich der Rayleigh-Gleichung und die Erm\u00fcdbarkeit untersucht.2\nI. Versuche \u00fcber Simultankontrast.\nDie von mir benutzte Anordnung war folgende :\nAuf dem RoTHEschen Farbenkreisel, der durch einen Motor so schnell gedreht wurde, dafs auch bei bewegtem Auge kein Flimmern mehr ein trat, wurde eine grofse farbige und je eine kleine schwarze und weifse Scheibe angebracht, so dafs sich die Kontrast erregende Farbe aufsen, das Grau als reagierendes Licht innen befand. Die benutzten Farben geh\u00f6rten zum gr\u00f6fsten Teil der von Rothe gelieferten Reihe einseitig farbiger Papiere an, doch waren auch einige der \u00e4lteren, zweiseitig farbigen Reihe dabei. F\u00fcr das neutrale Gr\u00fcn benutzte ich ein anderes sehr intensives Papier des Instituts.\nIch ging nun so vor, dafs ich mit rot beginnend durch die ganze Farbenreihe in ziemlich gleichen Schritten bis zum Purpurfortschritt, und zwar mit im ganzen 13 verschiedenen Farben. Ich suchte zun\u00e4chst ganz ungef\u00e4hr ein Grau zu ermitteln, das\n1 Mitteilungen von Dr. Guttmann \u00fcber Kontrastversuche an Deuteranomalen sind, wie ich von Herrn Dr. G. erfahre, im Druck.\nAuf beides weist Nagel hin in \u201eFortgesetzte Untersuchungen usw.u a. a. O. S. 2541, 261.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen an einem yrotanomalen System.\n125\nf\u00fcr mich der betreffenden Farbe angen\u00e4hert Helligkeits gleich erschien. Die Werte machen durchaus keinen Anspruch auf Genauigkeit. Sie liegen im grofsen und ganzen so, dafs der Helligkeitskontrast auf ein Minimum beschr\u00e4nkt wurde \u2014 bei der Beurteilung ist noch zu bedenken, dafs das benutzte Weifs nicht ganz rein und das Licht nicht sehr stark war, da die Versuche immer bei bedecktem Himmel im Winter stattfanden.\nAufser diesem einigermafsen der Farbe gleich hellen Grau wurde dann noch ein bedeutend helleres und ein, oder, wenn das gleich helle Grau schon sehr hell war, zwei dunklere Grau geboten. Beobachtet wurde, und zwar zun\u00e4chst immer beide Farben simultan, zuerst durch einen Schirm, in dem ein radial geschnittenes 45 0 breites und 6 cm hohes Diaphragma angebracht war, das in seiner gr\u00f6fsten horizontalen Ausdehnung einem Gesichtswinkel von etwa 8\u00b0 10' in seiner vertikalen \u2014 einem solchen von 6 0 50' bei einer Entfernung des Beobachters von 0,5 m entspricht. Der Schirm konnte w\u00e4hrend des Versuchs verschoben werden, so dafs man sowohl die Farbe wie auch das Grau gesondert ausschneiden konnte, um einen Anhalt zu haben, wenn das Urteil schwankte, ob ein Kontrast vorhanden war, und wie dieser beschaffen w\u00e4re.1 Alsdann wurden die ganzen Scheiben unverdeckt betrachtet; dieses wird im folgenden grofses, jenes kleines Feld genannt werden. Ich f\u00fchrte erst eine vollst\u00e4ndige Reihe an mir allein durch, wiederholte dann diese ganze Reihe in einem Parallelversuch mit einer farbent\u00fcchtigen Versuchsperson und machte schliefslich noch einen Kontrollversuch mit einer anderen normalen Versuchsperson, bei dem ich mich auf. die markantesten Punkte der Reihe, sieben im ganzen, beschr\u00e4nken durfte, da die Resultate gut \u00fcbereinstimmten. Die Angaben der Versuchspersonen, sowie meine eigenen wurden aufs Sorgf\u00e4ltigste protokolliert.\nDie Reihe meiner Farben war die folgende ; zwei verschiedene Rot 1. Rot1 und 2. Rot2, 3. Orange*, 4. Gelb*, zwei Arten von Gelbgr\u00fcn, 5. Gelbgr\u00fc^, 6. Gelbgr\u00fcn2, 7. ziemlich reines Gr\u00fcn*, zwei Arten von Blaugr\u00fcn, 8. Blaugr\u00fcn1? 9. Blau-gr\u00fcn^ 10. Hellblau, Blau*, 11. Dunkelblau*, Blau2, 12. Violett*, 13. Purpur* (die mit einem Stern versehenen wurden auch in\n1 Der dabei entstehende Successivkontrast wurde besonders protokolliert und bei dem Resultat nicht verwertet.","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nKurt Koffka.\nder Kontrollreihe verwendet). Die als Kontrastfelder herangezogenen Helligkeiten waren in Graden von Weifs ausgedr\u00fcckt ; 1. 90, 154, 270; 2. 90, 135, 270; 3. 90, 220, 270; 4. 90, 180, 283,\u2019 360; 5. 90, 180, 283, 360; 6. 90, 180, 303, 360; 7. 90, 180, 270; 8. 90, 237, 315; 9. 90, 205, 300; 10. 120, 225, 300; 11. 90, 159,\u2019 270; 12. 90, 160, 270; 13. 90, 135, 270, wobei die mittlere Mischung, wo vier vorhanden sind, die dritte, immer die ann\u00e4hernd Helligkeitsgleiche angibt.\nMeine Versuchspersonen waren f\u00fcr die erste Reihe Fr\u00e4ulein Gr\u00fcnewald, die grofse \u00dcbung in Farbversuchen besitzt, f\u00fcr die zweite Fr\u00e4ulein Klein, die einige \u00dcbung in psychologischen Versuchen hat.\nBeide wurden vorher von mir am NAGELschen Anomaloskop auf ihre Farbent\u00fcchtigkeit gepr\u00fcft. Im folgenden sollen sie durch Na und Nb symbolisiert sein, w\u00e4hrend f\u00fcr mich das Zeichen An. stehen m\u00f6ge.\nIch komme jetzt zur Beschreibung der Ph\u00e4nomene, die sich bei den Versuchen zeigten. Zun\u00e4chst war es ganz deutlich, dafs der Konti ast auf grofsem Felde den auf kleinem an St\u00e4rke \u00fcbertraf, was ganz den bekannten Tatsachen entspricht, und zwar beim Normalen durchweg beim Anomalen bis auf das Rot, wo es zweifelhaft war. Es zeigt sich dies deutlich wenn wir Zusehen, wie oft \u00fcberhaupt kein Kontrast vorhanden war. Dies ergibt folgende Tabelle.\nTabelle 1.\nDer Kontrast fiel aus in Prozentzahlen :\n\tNa\tNb\tAn\nalle Versuche\t11,5\t58,3\t5,1\nkleines Feld\t23,1\t72,2\t5,1\ngrofses Feld\t0\t44,4\t5,1\nDer grofse Unterschied zwischen Na und Nb beruht darauf, dafs Na in den meisten F\u00e4llen in denen f\u00fcr Nb kein Kontrast vorhanden war, noch einen ganz schmalen schwachen Randkonti ast zeigte, was vielleicht auch zum Teil darauf zur\u00fcck-ger\u00fchrt weiden kann, dafs Na gr\u00f6fsere \u00dcbung in Farbversuchen besitzt als Nb. An hatte nur bei vier Versuchen keinen Kontrast und zwar aufser einem Mal im Gelb bei geringster Helligkeits-","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen an einem protanomalen System.\n127\nstufe und kleinem Felde nur im Rot bei grofser Helligkeit. Hier fiel der Kontrast zweimal bei grofsem und einmal bei kleinem Felde aus. Im ganzen \u00fcbrigen Teile des Spektrums hatte der Anomale durchweg Kontrast, was bei den Normalen durchaus nicht der Fall wTar.\nWeiter l\u00e4fst sich ersehen, bei welcher Helligkeit der Kontrast relativ am st\u00e4rksten war. Folgende Tabellen m\u00f6gen die \u00dcbersicht erleichtern, wenn wir drei Helligkeitsstufen annehmen, eine helle, eine mittlere und eine dunkle, wobei bei den Versuchen mit vier Helligkeiten die zwischen der gleich hellen und dunkelsten stehenden unber\u00fccksichtigt geblieben sind, da sie auf die Resultate gar keinen Einflufs aus\u00fcbten. Die ersten Tabellen geben Rohzahlen, die zweiten die Umrechnung in Prozente, wobei die F\u00e4lle, in denen bei allen drei Helligkeiten kein Kontrast auftrat, zu den fraglichen F\u00e4llen gez\u00e4hlt wurden. Die horizontalen Kolonnen geben an, wie oft der Kontrast bei der betreffenden Helligkeit am st\u00e4rksten war. Zuerst in absoluten, unten in Prozentzahlen. Es ergibt sich dabei das Folgende:\nTabellen 2\u20144 (Rohzahlen).\nKleines Feld\tGrofses Feld\tAlle Versuche\n1 1 1\tNa\tNb ' An !\t\tNa\tNb\tAn\t\tNa\tNb\tAn\nHell\t1\tO o\tHell\t- 0\t0\t0\tHell\t; 1\t0\t0\nMittel\t5\t2 |\t9\tMittel\t8\t4\t7\tMittel\t13\t6\t16\nDunkel\t4\t2\t3\tDunkel\t2\t2\t5\tDunkel\t6\t4\t8\n?\t3\t3\t1\t?\t3\t1\t1\t?\t6\t4\t2\nSumme\t13\t7\t13 i\tSumme\t13\t7\t13\tSumme\t28\t14\t26\nTabellen 5\u20147 (Prozentzahlen).\nKleines Feld\tGrofses Feld\tAlle Versuche\n\tNa\tNb\tAn\t\tNa\tNb\tAn\t\tNa\tNb\tAn\nHell\t7,7\t9,1\t0\tHell\t0\t0\t0\tHell\t3,8\t0\t0\nMittel\t38,4\t28,6\t69,2\tMittel\t61,5\t57,1\t53,8\tMittel\t50\t42,8\t61,5\nDunkel\t30,8\t28,6\t23,1\tDunkel\t15,4\t28,6\t38,5\tDunkel\t23,1\t28,6\t30,8\n?\t23,1\t42,8\t7,7\t?\t23,1\t14,3\t7,7\t?\t23,1\t28,6\t7,7\nDirekt hieraus zu ersehen ist, dafs eine mittlere Helligkeit Entstehung des Kontrastes beg\u00fcnstigt. Auff\u00e4llig ist die hohe Zahl der fraglichen F\u00e4lle bei den Normalen. Sie beruht darauf,","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nKurt Koffka.\ndafs die Angaben von Na h\u00e4ufig sehr \u00e4hnlich waren, so dafs sie keinen eindeutigen Schlufs zuliefsen, w\u00e4hrend bei Nb bei zwei Farben auf kleinem und eine auf grofsem Felde \u00fcberhaupt kein Kontrast auftrat. Es zeigt sich ferner, dafs in der Gesamtsumme der Anomale die gr\u00f6fsten Zahlen f\u00fcr mittlere Helligkeit hat, dafs dies aber allein auf den Resultaten beruht, die aus den\nBeobachtungen mit kleinem Felde gezogen sind. Hier ist der \u2022 \u2022\nUberschufs ein ganz erheblicher. Noch anders gestaltet es sich, wenn man die Farben gelb bis blaugr\u00fcn gesondert betrachtet, alles Farben, die keine roten Strahlen enthalten. Es ergeben sich hier f\u00fcr Na und An folgende Tabellen (Nb bleibt unber\u00fccksichtigt, da f\u00fcr sie aus dieser Region nur f\u00fcr zwei Farben Resultate vorliegen).\nTabellen 8\u201410 (Rohzahlen).\nKleines Feld\tGrofses Feld\tAlle Versuche\n\tNa\tAn\t\tNa\tAn\t\tNa\tAn\nHell\t0\t0\tHell\t0\t0\tHell\t0\t0\nMittel\t2\t6\tMittel\t4\t6\tMittel\t6\t12\nDunkel\t2\t0\tDunkel\t1\t0\tDunkel\t3\t0\n?\t2\t0\t?\t1\t0\t?\t3\t0\nSumme\t6\t6\tSumme\t6\t6\tSumme\t12\t12\nTabellen 11\u201413 (Prozentzahlen).\nKleines Feld\tGrofses Feld\tAlle Versuche\n\tNa\tAn\t\t1 Na\tAn\t\tNa\tAn\nHell\t0\t0\tHell\t0\t0\tHell\t0\t0\nMittel\t33,3\t100\tMittel\t66,6\t100\tMittel\t50\t100\nDunkel\t33,3\t0\tDunkel\t16,7\t0\tDunkel\t25\t0\n?\t33,3\t0\t?\t16,7\t0\t?\t25\t0\nSumme\t100\t100\tSumme\t100\t100\tSumme i\t100\t100\nHier zeigt sich ein ganz bedeutendes \u00dcberwiegen der Zahlen des Anomalen. Dafs die Zahlen von Na f\u00fcr kleines Feld soviel kleiner sind als f\u00fcr grofses beruht darauf, dafs die Erscheinungen hier f\u00fcr sie nur sehr schwach und schwer zu fassen waren. Dies zeigt sich schon in der bedeutend h\u00f6heren Zahl der fraglichen F\u00e4lle. Man wird also zu dem Schlufs gezwungen, dafs","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen an einem protanomalen System.\n129\ndie Helligkeit der kontrastiv erregten Fl\u00e4che f\u00fcr den Kontrast des Anomalen von gr\u00f6fserer Wichtigkeit ist als f\u00fcr den des Normalen und zwar gilt dies zun\u00e4chst f\u00fcr die Farben, die keine roten Strahlen enthalten. Hier ist der Kontrast bei An durchweg bei dem Grau am st\u00e4rksten, das der Farbe m\u00f6glichst Hellig-keits gleich ist. Es liegt aber nahe, den Satz zu verallgemeinern und auch auf die anderen Farben zu \u00fcbertragen. Es ist n\u00e4mlich sehr gut m\u00f6glich, dafs der Anomale, f\u00fcr den rot ja ganz besonders dunkel ist, das mittlere Grau nicht dunkel genug gew\u00e4hlt hat, so dafs das wirklich gleichhelle Grau n\u00e4her an dem dunklen als an dem mittleren Grau lag. Bei den \u00fcbrigen Farben sind die Helligkeitsgleichungen des Anomalen denen des Normalen viel \u00e4hnlicher und die Spr\u00fcnge zwischen dem mittleren und dunklen Grau sind jedenfalls viel gr\u00f6fser als die Helligkeitsunterschiede des Grau, die der Normale und Anomale als der Farbe gleichhell einstellen w\u00fcrden. Durch solche Einw\u00e4nde wird also unser Schlufs nicht ber\u00fchrt.\nIch komme jetzt auf ein Ph\u00e4nomen, das schon ber\u00fchrt worden ist, zur\u00fcck : w\u00e4hrend n\u00e4mlich f\u00fcr An der Kontrast immer die ganze Fl\u00e4che betraf, von der sich zuweilen noch ein schwacher Randkontrast abhob, trat diese Erscheinung bei Na und Nb sehr selten auf. Entweder bildet der Kontrast bei ihnen einen etwa 2 cm breiten Ring am Rande, von dem gew\u00f6hnlich nur sichelf\u00f6rmige Teile zu sehen sind, oder es entsteht nur ein ausgesprochener Randkontrast von sch\u00e4tzungsweise 1/2 bis 2 mm Breite. Die erste Erscheinung ist charakteristisch f\u00fcr Na1, w\u00e4hrend Nb, bei der sie auch zuweilen auf trat, noch relativ h\u00e4ufig die ganze Fl\u00e4che in der Kontrastfarbe sah. Jedenfalls ist die mit Kontrast reagierende Fl\u00e4che beim Normalen kleiner als beim Protanomalen.\nWeiter war ganz deutlich zu beobachten, dafs die Zeit des Anklingens beim Normalen viel gr\u00f6fser ist. An hatte, wenn er \u00fcberhaupt Kontrast sah, diesen fast immer instantan, wenn auch nur schwach, sowohl Na wie Nb dagegen sahen h\u00e4ufig zun\u00e4chst\n1 Na gab in solchen F\u00e4llen h\u00e4ufig an, dafs zwar die ganze Scheibe kontrastiv gef\u00e4rbt sei, dafs sich aber in der Mitte, und dies sei die gr\u00f6fsere Fl\u00e4che die kontrasterregende Farbe dar\u00fcber lege, etwa wie ein Chiffon. Es entstand so eine Dreiteilung: Aufsen die kontrasterregende Farbe in sehr starker S\u00e4ttigung, dann die kontrasterregte und schliefslich wieder die kontrasterregende stark unges\u00e4ttigt.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 43.\n9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nKurt Koffka.\ndie graue Scheibe unver\u00e4ndert. Erst allm\u00e4hlich gaben sie dann an, dafs dies Grau einen schwachen Ton bek\u00e4me. Inzwischen war der Kontrast bei An schon erheblich angestiegen und es zeigte sich immer noch eine grofse Diskrepanz in den Aussagen. Bei langer Beobachtung kann der Kontrast beim Normalen auch recht stark werden. So trat die in der Anmerkung beschriebene Erscheinung von Na erst nach l\u00e4ngerem Hinsehen ein. Quantitative Versuche zu machen w7ar bei der einfachen Anordnung nicht recht m\u00f6glich. Die Erscheinung wurde aber so durchgehend beobachtet und war h\u00e4ufig so frappant, dafs ein Irrtum unm\u00f6glich ist.\nEndlich m\u00f6chte ich an dieser Stelle noch eine Beobachtung anf\u00fchren, auf die sp\u00e4ter zur\u00fcckzukommen sein wird. Es handelt sich hier um die Qualit\u00e4t der Kontrast erregten Farbe. W\u00e4hrend diese n\u00e4mlich f\u00fcr Normale und Anomalen im grofsen und ganzen die gleiche wTar, zeigten sich Abweichungen im Violett und auch noch zum Teil im Purpur. Hier hat der Normale schon durchweg gr\u00fcngelbe respektive gr\u00fcne Kontrastfarbe, w\u00e4hrend An im Violett durchweg und einige Male auch im Purpur Orange als Kontrastfarbe sah.\nUm die Resultate nun auch quantitativ verwerten zu k\u00f6nnen, wendete ich folgendes Verfahren an. Ich bestimmte f\u00fcr jede Farbe und f\u00fcr die beiden Feldgr\u00f6fsen gesondert, wde oft der Normale (N-Fall), wie oft der Anomale (An-Fall) st\u00e4rkeren Kontrast 1 gehabt hatte, und wie oft dies unentschieden geblieben wTar (?-Fall). Unter die Rubrik der fraglichen F\u00e4lle zog ich sowohl die Versuche, bei denen keiner einen wahrnehmbaren Kontrast gehabt hatte, wie solche bei denen aus der Beschreibung des Ph\u00e4nomens nicht zu ersehen war, bei wem die Erscheinung in st\u00e4rkerem Grade auftrat. Hierbei wurden die Resultate von Na und Nb gemeinsam verwertet und denen von An gegen\u00fcbergestellt.\nIch erhielt, da die Farben 3 resp. 4 verschiedenen Helligkeiten gegen\u00fcbergestellt wurden, auch f\u00fcr jede Farbe 3 resp. 4 Angaben, und zwar sowohl f\u00fcr die Versuche mit kleinem wie die mit grofsem Felde, im ganzen also 84 Angaben (10 Farben mit 3, 3 mit 4 Helligkeiten). Es wurde dann f\u00fcr jede Farbe\n1 Im allgemeinen ist unter st\u00e4rkerem Kontrast zu verstehen, dafs die Kontrastfarbe ges\u00e4ttigter, intensiver war. Kur in einzelnen F\u00e4llen ist Fl\u00e4chenkontrast dem Randkontrast gegen\u00fcber als st\u00e4rker betrachtet worden.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen an einem protanomalen System.\n131\ndas Verh\u00e4ltnis der N-, An- und ?-F\u00e4lle zur Gesamtzahl in Prozenten ausgedr\u00fcckt und zwar einmal f\u00fcr kleines und grofses Feld gesondert, aufserdem f\u00fcr beide zusammen. Es ist vielleicht nicht \u00fcberfl\u00fcssig, die Berechnungsart an einem konkreten Falle zu erl\u00e4utern. F\u00fcr eine beliebig herausgegriffene Farbe z. B. Rot2 sahen die Rohtabellen folgendermafsen aus :\n14. Tabelle.\n15. Tabelle.\nFeld klein.\nFeld grofs.\n90 w\t135 w\t270 w\t90 w\t135 w\t270 w\t1\n\t\t\tN\t\t1\tN\n1\t1\t\tAn\t1\t\tAn\n\t\t1\t? 1\t\t\t?\nd. h. auf kleinem Feld ist der Kontrast beim Anomalen bei mittlerer und geringer Helligkeit gr\u00f6fser als beim Normalen, bei grofser Helligkeit ist es unentschieden. Auf grofsem Felde ist der anomale Kontrast bei mittlerer Helligkeit st\u00e4rker, bei geringer ist es fraglich und bei grofser hat endlich der Normale den h\u00f6heren Wert. Daraus folgt, bei kleinem Feld An 66,7 \u00b0/0, N 0 \u00b0/0, ? 33,3 \u00b0/0. Bei grofsem Feld An, N und ? je 33,3 \u00b0/0 und endlich f\u00fcr beides zusammen An 50 %, N 16,7 \u00b0/0, ? 33,3 %. Auf diese Weise sind die beigegebenen Diagramme entstanden. Sie sagen also nichts \u00fcber die absolute Gr\u00f6fse des Kontrasts bei den einzelnen Farben, sondern sie geben nur ein Mafs f\u00fcr die Verschiedenheit des Kontrastes beim Normalen und Protanomalen. Weiter unten wird des n\u00e4heren auf die Kurven einzugehen sein. Ganz analog sind die Tabellen gewonnen, in dem hier immer mehrere Farben zusammengefafst sind. Auch hier handelt es sich nat\u00fcrlich nie um absolute Zahlen, sondern immer nur um ein Mafs der Verschiedenheit.\nUm eine \u00dcbersicht \u00fcber die ganze spektrale Farbenreihe zu geben, dienen Tabellen 16\u201418.\nTabellen 16\u201418.\nAlle Versuche.\tKleines Feld.\tGrofses Feld.\nN\tAn\t?\tN\tAn\t0\tN\tAn\t?\n1,8\t63,1\t32,1\t4,8\t69\t26,2\t4,8\t57 1 7\t38,1\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nKurt Koffka.\nTabelle 16 zeigt uns, dafs der Protanomale jedenfalls dem Normalen gegen\u00fcber gesteigerten Kontrast hat. Tabellen 17 und 18 zeigen, dafs dies auf kleinem Felde st\u00e4rker hervortritt als auf grofsem.\nTeilen wir nun das Spektrum ein in die Farben, die Gr\u00fcn enthalten (Gelbgr\u00fc^ bis BlauJ und solche, die dies nicht tun (Rot-L bis Gelb und Blau2 bis Purpur), so ergibt sich folgendes Bild :\nAlle Versuche.\nTabellen 19\u201424.\nFarben, die Gr\u00fcn enthalten. Kleines Feld.\nGrofses Feld.\nN\tAn\t?\tN\tAn\t?\tN\tAn\t?\n0\t80\t20\t0\t95\t5\t0\t65\t35\n\t\tFarben,\tdie Gr\u00fcn nicht enthalten.\t\t\t\t\t\nAlle Versuche.\t\t\tKleines Feld.\t\t\tGrofses Feld.\t\t\nN\tAn\t?\tN\tAn\t?\tN\tAn\t?\n9,1\t47,7\t43,2\t9,1\t45,45\t45,45\t9,1\t50\t40,9\nEs zeigt sich, dafs die Steigerung des anomalen Kontrastes in den Gr\u00fcn enthaltenden Farben weitaus st\u00e4rker ist als in den anderen. Hier findet sich auch best\u00e4tigt, was schon aus Tabelle 16 bis 18 hervorging, dafs diese Steigerung auf kleinem Felde gr\u00f6fser ist als auf grofsem. Dies ist jedoch bei den \u00fcbrigen Farben nicht mehr der Fall. Hier zeigt sich vielmehr ein kleiner Ausschlag nach der entgegengesetzten Seite. Um zu untersuchen, ob dieser durch die lang- oder kurzwelligen Strahlen veranlafst wurde, habe ich nun diese Farben nochmal eingeteilt in Rot bis Gelb und Blau bis Purpur. Die Resultate hierf\u00fcr stehen in Tabellen 25 bis 30.\nTabellen 25\u201430.\nKot bis Gelb.\nAlle Versuche.\tKleines Feld.\tGrofses Feld.\nN\tAn\t?\tN\tAn\t?\tN\tAn\t?\n15,4\t38,5\t46,1\t15,4\t46,1\t38,5\t15,4\t30,8\t53,8","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen an einein protanomalen System.\n133\nBlau bis Purpur.\nAlle Versuche.\tKleines Feld.\tGrofses Feld.\nN\tAn\t?\tN\tAn\t?\tN\tAn\t?\n0\t61,1\t38,9\t0\t44,4\t55,6\t0\t77,8\t22,2\nWir ersehen hieraus, dafs f\u00fcr die langwelligen Farben, bei denen der Kontrast bedeutend weniger gesteigert ist, als bei den kurzwelligen, der Einflufs des kleinen Feldes in derselben Richtung liegt, wie in den bisher betrachteten F\u00e4llen. Bei den kurzwelligen Farben dagegen, bei denen der Kontrast des Anomalen weit mehr gesteigert erscheint \u2014 die Zahlen sind fast so grofs wie in Tabelle 16 \u2014 liegt die Sache umgekehrt. Der Unterschied kommt hier haupts\u00e4chlich auf Kosten des grofsen Feldes.\nDie verh\u00e4ltnism\u00e4fsig geringe Steigerung des Kontrastes im langwelligen Ende liegt wohl daran, dafs die Schwelle f\u00fcr diese Farben so sehr viel mehr verschoben ist, als f\u00fcr die anderen. Ich machte Schwellenbestimmungen f\u00fcr 3 Farben, s. u. und fand, dafs w\u00e4hrend die Schwelle im Blaugr\u00fcn2, das f\u00fcr mich nur wenig ges\u00e4ttigt ist, f\u00fcr An nur doppelt so hoch liegt, als f\u00fcr Nb, sie im RoR etwa um das F\u00fcnffache erh\u00f6ht erscheint. Im Purpur, das viel besser ges\u00e4ttigt war, ist denn auch der Unterschied viel kleiner. Die Schwelle ist hier um das 3\u20144 fache erh\u00f6ht.\nSehen wir nun schliefslich die Diagramme an.\nSie best\u00e4tigen das Bild, das wir eben aus den Tabellen gewonnen haben, vollkommen. Am typischsten f\u00fcr die Steigerung ist Diagramm 2, wo die bei kleinem Felde obwaltenden Verh\u00e4ltnisse dargestellt sind. Ganz deutlich tritt auch aus Diagramm 2 und 3 die Verschiebung des Einflusses hervor, den das kleine Feld auf die Steigerung des Kontrastes aus\u00fcbt. Man vergleiche nur die Werte f\u00fcr Violett. Ferner scheint es, als ob im reinen Gelb der Kontrast des Anomalen nicht gesteigert ist. Auch hier trifft Diagramm 2 am besten zu, wo An und N je 25 \u00b0/0 haben, die \u00fcbrigen 50 % fraglich sind. An hat nie mehr als 25 \u00b0/0, aber bei grofsem Feld kommen keine N-F\u00e4lle vor, so dafs in Kurven 1. und 3 die fraglichen F\u00e4lle steigen m\u00fcssen.\nErinnern wir uns jetzt an die eben beschriebene Erscheinung der qualitativen Verschiedenheit des Kontrastes auf Violett und","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nKurt Koffka.\nDiagramm I. Alle Versuche zusammen.\nAn-F\u00e4lle -------------- N-F\u00e4lle ------------ fragliche F\u00e4lle\nFarben\nDiagramm II. Die Versuche auf kleinem Felde.\t\u00b0/o\ngb ggrl ggr2 gr bgrx bgr2 bl\npu\nFarben","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen an einem protanomalen System.\n135\n\u00b0/0\tDiagramm III. Die Versuche auf grofsem Felde.\n100 95 90 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0\nrx r2 or gb ggrx ggr2 gr bgrx bgr2 blx bl2 vi pu Farben\nPurpur, so werden wir sagen, dafs Gr\u00fcn, die Farbe f\u00fcr die der Kontrast am meisten gesteigert ist, als Kontrastfarbe am wenigsten auftritt. Andererseits ist zu bemerken, dafs Rot, dessen Schwelle am meisten ver\u00e4ndert ist, als Kontrastfarbe am leichtesten und st\u00e4rksten erregt wird.\nIch m\u00f6chte nicht unterlassen an dieser Stelle auf eine bemerkenswerte Koinzidenz hinzuweisen, deren Kenntnis ich pers\u00f6nlichen Mitteilungen von Herrn Professor Nagel verdanke. Herr Professor Nagel hat n\u00e4mlich auf Gelb nur geringen Kontrast. Gr\u00fcn ist f\u00fcr ihn die am meisten Kontrast erregende Farbe und tritt als Kontrastfarbe f\u00fcr ihn gar nicht auf. Diese Angaben stammen aus jahrelanger Erfahrung, es sind aber keine systematischen Versuche dar\u00fcber angestellt worden. Es ist dabei zu bedenken, dafs Professor Nagel in der Fovea ein deuterano-pisches System hat, w\u00e4hrend sein Farbensinn auf grofsem Felde dem des Gr\u00fcnanomalen \u00e4hnlich ist.1 Die \u00dcbereinstimmung mit den eben beschriebenen Ergebnissen ist auffallend.\n1 Vgl. Nagel, Fortgesetzte Untersuchungen usw. a. a. O. S. 320f.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nKurt Koffka.\nIch stellte dann noch einige Versuche an, um den Kontrast quantitativ zu messen und benutzte hierzu folgendes Verfahren : Ich verwendete dieselbe Anordnung, die nur insofern modifiziert war, als in der Mitte zu schwarz und weifs noch eine Scheibe der Kontrast erregenden Farbe gemischt werden konnte. Ich nahm 3 Farben, bei denen das Ergebnis besonders interessant sein mufste. Kotl5 Blaugrmq 1 und Purpur w\u00e4hlte die Helligkeit, bei der der Kontrast am st\u00e4rksten gewesen war, und setzte solange die Kontrast erregende Farbe dem Grau zu, bis dies wieder neutral erschien. Die Menge der zugesetzten Farbe ist dann ein Mafs f\u00fcr die St\u00e4rke des Kontrastes. Dabei wurde immer das Verh\u00e4ltnis von schwarz und weifs unver\u00e4ndert gelassen, um die Helligkeit m\u00f6glichst konstant zu halten. Ich f\u00fchrte die Reihe in einem Parallelversuch mit Nb durch und bestimmte f\u00fcr uns beide die Empfindungsschwelle f\u00fcr die betr. Farbe.\nEs ist hier der Platz einige Worte zu sagen, warum ich nicht von vornherein diese quantitative Methode benutzt habe. Es stehen ihr n\u00e4mlich gewichtige Bedenken entgegen. Einmal ist es nur in sehr weiten Grenzen m\u00f6glich, die Helligkeit des Kontrastfeldes konstant zu halten, so dafs die Messung schon dadurch an Genauigkeit einb\u00fcfst. Viel schlimmer aber ist es, dafs die f\u00fcr den Normalen und den Anomalen gewonnenen Zahlen nicht direkt vergleichbar sind, da ihre Empfindungsschwellen f\u00fcr die betreffenden Farben zu verschieden hoch liegen. Schliefslich mifslingt der Versuch \u00fcberhaupt, wenn es sich nur um schwache Kontrastwirkung handelt, so fast immer auf kleinem Felde, das ich daher aus meinen Untersuchungen ausschliefsen mufste.\nDie Resultate sollen nur noch zeigen, wie stark der Kontrast absolut ist, irgend einen Schlufs auf die eben besprochenen Ergebnisse gestatten sie nicht. Die folgenden Tabellen zeigen die Resultate. In der linken Kolonne steht die Menge der Farbe die zum Grau hinzugef\u00fcgt werden mufste, um gerade an der Schwelle zu liegen. In der rechten die Menge derselben Farbe, die n\u00f6tig war, um den Kontrast aufzuheben. Beides in Bogengraden ausgedr\u00fcckt. Das Verh\u00e4ltnis von weifs zu schwarz im\n1 Dafs das reine Gr\u00fcn nicht gew\u00e4hlt wurde, beruht darauf, dafs es nicht in kleinen Scheiben vorhanden war.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen an einem protanomalen System.\n137\nKontrastfelde war bei rot 5:7. Bei blaugr\u00fcn 2:1 und bei purpur 1 :4.\nTabellen 31\u201432.\nAn\tSchwelle\tKompensation\tNb\tSchwelle\tKompensation\nrot\t150\t120\trot\t45-60\t30\nblaugr\u00fcn\t90\t210\tblaugr\u00fcn\t30\u201450\t150\npurpur\t90\u2014120\t135\tpurpur\t30\t45\u201460\nGr\u00fcn ist hiernach also f\u00fcr den Normalen sowohl wie f\u00fcr den Anomalen die am st\u00e4rksten kontrasterregende Farbe, doch m\u00f6chte ich dies nicht als allgemein g\u00fcltig behaupten, da es nat\u00fcrlich nicht erlaubt ist, einen Fall so zu verallgemeinern. \u00dcberraschend bleibt das Ergebnis immerhin, da das Gr\u00fcn viel weniger ges\u00e4ttigt ist, als das Rot oder das Purpur, und der Kontrast von der S\u00e4ttigung der kontrasterregenden Farbe abh\u00e4ngt.1 Auffallend ist ferner die Tatsache, dafs sowohl f\u00fcr Nb wie An im Rot eine noch nicht wahrnehmbare Menge der Farbe gen\u00fcgt, um den Kontrast zu neutralisieren. Sehr bemerkenswert sind die enorm hohen Zusatzwerte, die An zur Kompensation seines Kontrastes braucht.\nIch mufs noch hinzuf\u00fcgen, dafs diese Versuche als vorl\u00e4ufige anzusehen sind. Eine Wiederholung m\u00f6glichst mit Spektralfarben, wo grofse S\u00e4ttigungsunterschiede vermieden werden, und mit gradueller Abstufbarkeit der Mischung w\u00e4re h\u00f6chst erw\u00fcnscht.\nEs zeigt sich, um die Ergebnisse noch einmal zusammenzustellen, als Resultat unserer Untersuchung das folgende Bild.\n1.\tMein Kontrast ist im Verh\u00e4ltnis zu dem des Normalen durch das ganze Spektrum erh\u00f6ht. Ausgenommen ist nur das reine Gelb.\n2.\tF\u00fcr die Entstehung meines Kontrastes ist es von noch gr\u00f6fserer Bedeutung, als f\u00fcr den des Normalen, dafs das Kontrastfeld dem Kontrast erregenden helligkeitsgleich ist.\n3.\tMein Kontrast ist \u00fcber eine gr\u00f6fsere Fl\u00e4che ausgedehnt als der des Normalen und klingt\n4.\tschneller an.\n1 Vgl. Ebbinghaus, Grundz\u00fcge der Psychologie S. 239.","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nKurt Koffka.\n5.\tDie Steigerung ist im allgemeinen auf kleinem Felde am gr\u00f6fsten. Eine Ausnahme hiervon machen die kurzwelligen Strahlen.\n6.\tDie Steigerung ist im Gr\u00fcn am st\u00e4rksten.\n7.\tGr\u00fcn ist auch absolut die am st\u00e4rksten Kontrast erregende Farbe.\n8.\tGr\u00fcn ist aber die am wenigsten Kontrast erregte.\n9.\tRot, das die am meisten erh\u00f6hte Schwelle aufweist, ist die am st\u00e4rksten Kontrast erregte.\nII. Untersuchung der Einstellungsbreite f\u00fcr die Rayleigh-\nGleichung und der Erm\u00fcdung.\nEs ist nicht uninteressant, einiges N\u00e4here dar\u00fcber zu wissen, in welchen Grenzen der Protanomale die RAYLEiGH-Gleichung noch anerkennt, und wie die Breite seiner Gleichung sich zu der des Normalen verh\u00e4lt. Wie Nagel schon hervorhob1, schwankt diese Breite auch innerhalb des Bereichs der Anomalen selber und vielleicht d\u00fcrfte die Breite der Einstellung ein Mafs f\u00fcr den Grad der Anomalie sein.\nMeine Beobachtungen wurden teils am grofsen Helmholtz-schen Spektralfarbenmischapparat teils am Anomaloskop2 angestellt. Besonderes Gewicht wurde darauf gelegt, dafs die\nGleichungen auch bei kurzer Beobachtung ohne Erm\u00fcdung aner-\n\u2022 \u2022\nkannt wurden. Ich stellte zun\u00e4chst unter \u00c4nderung sowohl des Mischungsverh\u00e4ltnisses wie der Helligkeit eine oder mehrere meiner Gleichungen ein und f\u00fchrte dann die Untersuchungen\nso fort, dafs ich die Mischungsverh\u00e4ltnisse willk\u00fcrlich variierte\n\u2022 \u2022\nund durch \u00c4nderung der Helligkeit versuchte, eine Gleichung zu bekommen. Zu einer Vergleichsreihe am HELMHOLTZschen Apparat zog ich eine normale Versuchsperson, Nb, heran. Am Anomaloskop machte dieselbe Versuchsperson nur zwei Einstellungen ihrer besten Gleichung. Die Zahlen f\u00fcr das Mischungsverh\u00e4ltnis geben an, wie sich die Rotmenge zur Gr\u00fcnmenge in der Mischung verhielt und zwar am HELMHOLTZschen Apparat3 ausgedr\u00fcckt als tg2 des am Mischungsnicol eingestellten Winkels,\n1\tA. a. 0.\n2\tBeschrieben in: W. A. Nagel zwei Apparate f\u00fcr die augen\u00e4rztliche Funktionspr\u00fcfung. Zeitschr. f. Augenheilkunde 1907.\n3\tDie Berechnung der am HELMHOLTZschen Apparate gewonnenen Werte verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Prof. Nagel.","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen an einem protanomalen System.\n139\nam Anomaloskop entsprechend berechnet.4 Die Helligkeiten sind in Collimatorspaltweiten der Apparate angegeben. Dies ist zul\u00e4ssig , da die Helligkeit mit zureichender Genauigkeit sich proportional der Spaltweite ver\u00e4ndert. Zu bedenken ist ferner, dafs im HELMHOLTZschen Apparat die Helligkeit der Mischung, im Anomaloskop die des homogenen Na-Lichtes variiert wurde.\nji\nEs folgen die Zahlen zun\u00e4chst f\u00fcr die freien Einstellungen.\nTabelle 1\u20142.\nFreie Einstellungen der RAYLEiGH-Gleichung am Helmholtz-schen Farbenmischapparat mit l = 589 fxfj, als homogenem Vergleichslicht. Mischungsverh\u00e4ltnis und Spaltweite wurde jedesmal frei eingestellt. Erm\u00fcdung w\u00e4hrend der Einstellung wurde vermieden, indem nur kurze Zeit beobachtet wurde.\nEinstellungen von\n\tAn\t\t\tNb\t\nRot-Gr\u00fcn- verh\u00e4ltnis 22,1 13,9\tSpalt- weite 99 82,5\tSpaltweite des homogenen > Vergleichslichtes\tRot-Gr\u00fcn- verh\u00e4ltnis 1,96 2,04 2,04 2,04\tSpalt- weite 80 72 45 56\tSpalt weite des homogenen > Vergleichslichtes\n\t\t= 6\t2,04\t59\t= 12\n8,72\t121\t\tAM 2,02\t\t\n12,1\t141\t\tM V 0,03\t\t\n5,04\t92\t= 12\t\t\t\n13,9\t134\t\t\t\t\n13,9\t115 J\t\t\t\t\nAM 12,81 M V \u00b1 3,53\t\tTabelle\t3\u20144.\t\t\nFreie Einstellungen der RAYLEiGH-Gleichung am NAGELschen Anomaloskop mit l = 589 als homogenem Vergleichslicht. Mischungsverh\u00e4ltnis und Spaltweite wurde jedesmal frei eingestellt. Erm\u00fcdung w\u00e4hrend der Einstellung wurde vermieden, indem nur kurze Zeit beobachtet wurde.\n4 Die Zahlen sind nat\u00fcrlicherweise verschieden von den von v. Kries\nrot\ngr\u00fcn\nangegebenen, da diese das Verh\u00e4ltnis -\t-, meine das Verh\u00e4ltnis\ngr\u00fcn\nangeben.","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nKurt Ko ff lia.\n\tEinstellungen An\tvon\tNb\nRot-Gr\u00fcn- verh\u00e4ltnis\tSpaltweite des homogenen Lichtes\tRot-Gr\u00fcn- verh\u00e4ltnis\tSpaltweite des homogenen Lichtes\n15,1\t6,5\t3,5\t16,5\n15,1\t6,5\t*\t3,5\t13\n11,0\t7,0\t\t\n13,5\t6,5\t\t\n15,1\t5,5\t\t\n11,0\t7,5\t\t\n22,8\t7,0\t\t\n12,2\t9,5\t\t\n10,1\t7,5\t\t\n7,5\t10,5\t\t\nA M 13,34 MV \u00b1 2,8\t\t\t\nDas Rot-Grtinverh\u00e4ltnis, das an den beiden verschiedenen Farbenmischapparaten erhalten wurde, stimmt, wie man sieht ann\u00e4hernd, doch nicht genau \u00fcberein. Dies ist auch nicht zu erwarten, da die Lichtquellen verschieden sind, Auerlieht beim Anomaloskop, Nernstlampen am HELMHOLTzschen Farbenmischapparat. Die Zahlen zeigen jedoch, und das ist hier die Hauptsache, wieviel gr\u00f6fser die Einstellungsschwankungen beim Anomalen sind als beim Normalen.\nJetzt die Einstellungen mit gegebenem Mischungsverh\u00e4ltnis. Die Reihen, die an verschiedenen Tagen auf genommen wurden, sind gesondert angegeben, um eventuellen Unterschieden in der Beleuchtung gerecht zu werden, -f- neben den Zahlen bedeutet, dafs die Gleichung keine v\u00f6llige mehr war, +, dafs auch eine N\u00e4hrungsgleichung nicht mehr erhalten wurde. Tabelle 5 wurde von mir allein gewonnen, Tabellen 6 und 7 in einem Parallelversuch mit Nb.\nTabellen 5\u20147.\nMischungsgleichungen am HELMHOLTzschen Farbenmischapparat. Homogenes Vergleichslicht 589 fi/u. Das Gemisch Rot (671) 4- Gr\u00fcn (536) wurde willk\u00fcrlich in verschiedenen Mischungsverh\u00e4ltnissen gezeigt und die Spaltweite gesucht, bei der am besten Gleichung zu erhalten war.","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen an einem protanomalen System.\n141\nEinstellungen von\nAn\n\tRotgr\u00fcn-\t\t\t\n\tVerh\u00e4ltnis\tSpaltweite\t\t\t\n\t6,78\t-b\t\t\n\t7,55\t61,5 +\t\t\n\t8,43\t59\tSpalt des\t\t\n\t9,47\t65,5\thomogenen\t\t\n\t10,70\t69,5\tVergleichs-\t\t\n\t12,16\t78,5\tlichtes 6\t\n\t13,92\t81 +\t\t\n\t16,00\t83,5 +\t\t\n\t18,76\tH~\t\t\n\tAn\t\tNb\t\nRotgr\u00fcn-\t\t\tRotgr\u00fcn-\t\nVerh\u00e4ltnis\tSpaltweite\t\tVerh\u00e4ltnis\tSpaltwe\n4,2\t80 +\t\t1,63\t45 +\n4,6\t104 +\tSpaltweite\t1,76\t60\n16,2\t121\tdes\t2,37\t62\n22,1\t\u00b1\t: homogenen\t2,77\t60 +\n5,04\t74 +\tVergleichs-\t1,52\t39 +\n16,08\t124,5\tlichtes 12\t1,63\t43\n18,76\tH~\t\t2,56\t55\n\tj\t\t2,77\t60 +\nDie drei folgenden Tabellen geben die auf die gleiche Weise am Anomaloskop gewonnenen Gleichungen von An.\nTabellen 8\u201410.\nMischungsgleichungen am NAGELschen Anomaloskop. Homogenes Vergleichslicht 589 Das Gemisch Rot (671) + Gr\u00fcn (536) wurde willk\u00fcrlich in verschiedenen Mischungsverh\u00e4ltnissen gezeigt, die Spaltweite gesucht, bei der am besten Gleichung zu erhalten war; + bedeutet wieder unvollkommene Gleichung, + Unm\u00f6glichkeit, auch nur eine N\u00e4herungsgleichung zu erhalten.\nRotgr\u00fcn- verh\u00e4ltnis\tSpaltweite des homogenen Lichtes\tRotgr\u00fcn- verh\u00e4ltnis\tSpaltweite des homogenen Lichtes\tRotgr\u00fcn- verh\u00e4ltnis\tSpaltweite des homogenen Lichtes\n6,2\t-b\t7,0\t10,0 +\t5,5\t12,0 +\n7,0\t10,0 +\t8,0\t9,5 +\t6,2\t11,0 +\n8,0\t9,5 +\t13,5\t6,5\t9,3\t8,5\n9,3\t8,5 +\t16,9\t5,5\t11,0\t7,0\n11,0\t8,0\t22,8\t5,0 +\t13,5\t6,5\n13,5\t6,5\t34,7\t4,0 +\t16,9\t6,0\n16,9\t6,0\t\t\t22,8\t5,0 +\n22,8\t5,0 +\t\t\t34,7\t4,0 +\n34,7\t\u00b1\t\t\t\t","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nKurt Koffka.\nEs springt sofort in die Augen, dafs beim Anomalen die Mischung viel heller, resp. das homogene Licht viel dunkler gemacht werden mufs als beim Normalen, entsprechend dem st\u00e4rkeren .Rotanteil in der Mischung. Es zeigt sich ferner, dafs der Unterschied um so gr\u00f6fser wird, je mehr Rot die Mischung enth\u00e4lt. Im HELMHOLTzschen Apparat bei der gr\u00f6fseren Helligkeit des homogenen Lichtes treten einige Unregelm\u00e4fsigkeiten auf, doch schwanken die Helligkeiten hier \u00fcberhaupt recht erheblich, so dafs die Abweichungen innerhalb der Fehlergrenzen liegen. Die Schwankungsbreite ist am HELMHOLTzschen Apparat f\u00fcr den Normalen von 2,56 bis 1,63, f\u00fcr den Anomalen von 22,11 bis 5,04, am Anomaloskop f\u00fcr den Anomalen 22,8 bis 7,5. Die Zahlen der Normalen kommen aus den Reihen mit systematischer Ver\u00e4nderung des Mischungsverh\u00e4ltnisses, die des Anomalen aus den freien Einstellungen, was sehr charakteristisch ist. W\u00e4hrend n\u00e4mlich die Schwankung hier beim Normalen betr\u00e4chtlich kleiner ist als beim Anomalen, ist dies bei den Werten, die aus den Reihen mit willk\u00fcrlicher Einstellung des Mischungsverh\u00e4ltnisses hervorgegangen sind, nicht mehr der Fall. Es verh\u00e4lt sich n\u00e4mlich der h\u00f6chste Wert des Rotgr\u00fcnquotienten mr den Anomalen zum niedrigsten in der am HELMHOLTzschen Apparat erhaltenen Reihe, und zwar bei der mit der Spaltweite 6 des homogenen Vergleichslichtes (die am vollst\u00e4ndigsten ist), v ie 1,44 :1, am Anomaloskop wie 1,82 : 1. Das entsprechende Verh\u00e4ltnisse f\u00fcr die normale Versuchsperson, am ersteren Apparat bestimmt, ist 1,57:1, also etwas gr\u00f6fser wie bei mir. Dies erkl\u00e4rt sich ohne weiteres daraus, dafs Nb in den nicht leichten Einstellungen am HELMHOLTzschen Apparat wenig \u00dcbung besitzt. Bei gleichm\u00e4fsig ge\u00fcbten normalen und anomalen Be- * obachtern d\u00fcrfte sich das Verh\u00e4ltnis wohl etwas zu gunsten der noimalen v eischieben. Doch ist der Unterschied jedenfalls gering.\nIch machte dann noch folgenden Versuch. Bei den eben beschriebenen Beobachtungen hatte ich bemerkt, dafs ich an den Grenzen noch Gleichungen erhielt, wenn ich etwas l\u00e4nger beobachtete und dadurch erm\u00fcdet war. Dies legte es nahe, nun s\u00e4mtliche m\u00f6glichen Mischungsverh\u00e4ltnisse daraufhin durchzuprobieren, ob es \u00fcberall solche N\u00e4herungsgleichungen g\u00e4be. Dies gab emeiseits einen weiteren Anhalt f\u00fcr die Schwankungen\nRAYLEiG-H-Gleichung, andererseits ein Mafs f\u00fcr die Erm\u00fcdbarkeit der in Betracht kommenden perzipierenden Organe. Ich","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen an einem protanomalen System.\n14B\nmachte am Anomaloskop einmal eine Reihe f\u00fcr mich allein, in der ich s\u00e4mtliche Mischungsverh\u00e4ltnisse vom reinen Rot bis zum reinen Gr\u00fcn in ziemlich kleinen Spr\u00fcngen durchprobte, und mats in einer zweiten Reihe die Zeiten, die ich brauchte, um die Einstellungen als Gleichungen anzuerkennen. Sp\u00e4ter wiederholte ich dasselbe Verfahren an einer normalen Versuchsperson (Nb) und machte hierbei einige Vergleichsbeobachtungen. Zun\u00e4chst m\u00f6gen meine eigenen Beobachtungen stehen.\nTabelle 11.\nErm\u00fcdungsgleichung am Anomaloskop f\u00fcr An.\nKot-Gr\u00fcnver- h\u00e4ltnis\tSpaltweite des homogenen Vergleichslichtes\tRot-Gr\u00fcnver- h\u00e4ltnis\tSpaltweite des homogenen V ergleichslichtes\noc\t3,0\t0,53\t47\n34,7\t4,0\t0,39\t49\n9,3\t8\t0,25\t54\n5,0\t12\t0,16\t61\n3,2\t17,5\t0,07\t68,5\n2,6\t22,5\t0\t68,5\n1,7\t29\t\t\n1,2\t30\t\t\n0,94\t35\t\t\n0,12\t38,5\t\t\nSo ergaben sich Gleichungen durch das ganze Gebiet hindurch. Wie zu erwarten, mufste die Helligkeit des homogenen Vergleichslichtes erh\u00f6ht werden, je mehr Gr\u00fcn die Mischung bekam. Die gemessenen Zeiten gehen nie \u00fcber 21 Sekunden hinaus, doch sind sie wohl etwas zu kurz, wie sich aus den weiter unten angegebenen Versuchen schliefsen l\u00e4fst, wo teilweise doppelt so lange Zeiten n\u00f6tig waren. Die Diskrepanz ist zum Teil wohl dadurch zu erkl\u00e4ren, dafs ich bei diesen Versuchen schon mit einer der Gleichung sehr nahe stehenden Einstellung zufrieden war, w\u00e4hrend ich sp\u00e4ter, um eine bessere Vergleichsm\u00f6glichkeit mit dem Normalen zu haben, auf v\u00f6llige Gleichheit achtete. Das Maximum der Zeit lag bei den Mischungsverh\u00e4ltnissen um 1,7 herum. In der N\u00e4he des reinen Gr\u00fcn wurden die Zeiten wieder erheblich k\u00fcrzer. Im reinen Rot steigt die Zeit pl\u00f6tzlich mit einem Sprung. Bei 34,7 waren nur 7, bei oc","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nKurt Koffka.\n41 Sekunden Erm\u00fcdungszeit n\u00f6tig. Die Messungen sind nat\u00fcrlich nur ganz ungef\u00e4hr und k\u00f6nnen keinen Anspruch auf Genauigkeit machen. Es kommen so viele st\u00f6rende Einfl\u00fcsse, wie unbeabsichtigte Augenbewegungen, Blinzeln, usw. hinzu, dafs gute Messungen wohl kaum ausf\u00fchrbar sind. Immerhin gen\u00fcgen die Zahlen, um zu zeigen, wie grofs der Unterschied gegen den Normalen ist. Nb erhielt n\u00e4mlich folgende Gleichungen. (Wie erinnerlich s. o. S. 140 liegt die wahre Gleichung f\u00fcr Nb bei 3,5.)\nTabelle 12.\nErm\u00fcdungsgleichungen am Anomaloskop f\u00fcr Nb.\nKot-Gr\u00fcnver- h\u00e4ltnis\tSpaltweite des homogenen V ergleichslichtes\n9,3\t11,5\n2,6\t27\n1,7\t49\n1,2\t26,5\nAndere Gleichungen konnte Nb auch bei einer Beobachtungszeit von 90 Sekunden nicht anerkennen. Die Zeiten f\u00fcr diese in Tabelle 12 angegebenen ,.Er mti dungsgleichungen\u201c hegen alle \u00fcber 60 Sekunden. F\u00fcr mich sind diese Gleichungen alle auch noch nach 90 Sekunden unannehmbar, da die Helligkeiten zu verschieden sind. Die wahre BAYLEiGH-Gleichung von Nb mit Mischungsverh\u00e4ltnis 3,5 und Spaltweite 13 erkannte ich nach 78 Sekunden an. Zwischendurch machte ich die oben erw\u00e4hnten Kontrollversuche. Die dabei eingestellten Gleichungen f\u00fcr die Verh\u00e4ltnisse 2,6 und 1,7 konnte Nb nicht anerkennen. Meine\nBot\nBAYLEiGH-Gleichung Q^n = 9,3, Spaltweite 9, war f\u00fcr sie nach\n80 Sekunden ziemlich gleich. Es ist hier darauf hinzuweisen, dafs die Grenzzahlen, bei denen der Normale noch eben Gleichungen erhielt, auf der einen Seite mit den vom Protanomalen, auf der anderen mit den vom Deuter anomalen eingestellten Mischungsverh\u00e4ltnissen ann\u00e4hernd zusammenfallen.\nEs erhellt aus alledem, wenn man von den Beihen absieht, wo ein gegebenes Mischungsverh\u00e4ltnis geboten wurde, was f\u00fcr den Anomalen den weitaus g\u00fcnstigsten Fall darstellt, dafs die Ver\u00e4nderlichkeit der BAYLEiGH-Gleichung, auch wenn sie nur an-","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen an einem protanomalen System.\n145\nn\u00e4hernd eingestellt werden soll, f\u00fcr den Normalen in weit engeren Grenzen liegt, als f\u00fcr den Protanomalen und dafs bei diesem die Erm\u00fcdbarkeit eine viel st\u00e4rkere ist. Diese beiden Umst\u00e4nde wirken, wie schon Nagel angegeben hat1, zusammen um die Diagnose der Protanomalie zu erschweren. Es ist mir trotz grofser \u00dcbung schon begegnet, dafs ich, wenn zuf\u00e4llig das Vergleichsfeld eine sehr grofse Helligkeit hatte, die Gleichung des Deuter anomalen eingestellt habe. Der Normale dagegen kann, wie aus den Versuchen mit Evidenz hervorgeht, nie \u00fcber seine Gleichung im Zweifel sein.\nBei meiner Arbeit hat mich Herr Professor Nagel durch viele Anregungen und Ratschl\u00e4ge zu grofsem Danke verpflichtet. An dieser Stelle m\u00f6chte ich auch meinen Versuchspersonen f\u00fcr die Liebensw\u00fcrdigkeit danken, mit der sie mir ihre Zeit zur Verf\u00fcgung gestellt haben.\n1 A. a. 0.\n(Eingegangen am 12. M\u00e4rz 1908.)\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 43.\n10","page":145}],"identifier":"lit33526","issued":"1909","language":"de","pages":"123-145","startpages":"123","title":"Untersuchungen an einem protanomalen System","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:18.971719+00:00"}

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