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{"created":"2022-01-31T15:55:20.347363+00:00","id":"lit33532","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Samojloff, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 43: 237-240","fulltext":[{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"237\nDemonstration der objektiven Farbenmischung.\nVon\nProf. A. Samojloee.\nDas zu beschreibende Verfahren der objektiven Mischung spektraler Farben kann als eine Modifikation und vor allem eine Vereinfachung einer von Helmholtz1 angegebenen Methode betrachtet werden. Das Verfahren ist ungemein leicht und bequem auszuf\u00fchren und zum Zwecke der Demonstration in einem gr\u00f6fseren Auditorium geeignet.\nFig. 1.\nDer Kondensor (K) einer Bogenlichtlampe wird so eingestellt, dafs die Strahlen leicht konvergent austreten. Im Kegel dieser Strahlen stellen wir ein einfaches Fl\u00fcssigkeitsprisma (P) (Schwefelkohlenstoff) und projizieren die beleuchtete zum Kondensor am n\u00e4chsten liegende Fl\u00e4che des Prismas vermittels eines Objektivs (L) auf dem Schirme (S) genau in derselben Weise, wie man ein Diapositiv projiziert. Man erh\u00e4lt also auf dem Schirme eine hell beleuchtete, ziemlich grofse rechteckige weifse Fl\u00e4che. Das Bild der Vorderfl\u00e4che des Prismas mufs ganz scharf eingestellt werden und darf an den vertikalen B\u00e4ndern kaum gef\u00e4rbt erscheinen.\n1 H. y. Helmholtz. Handbuch der physiologischen Optik. 2. Aufl. 1896. S. 352 (zweite Methode) und 353.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nA. Samojloff.\nWie aus dem Gange der Strahlen Fig. 1 ersichtlich ist, kommt die weifse Farbe des Rechtecks auf dem Schirme so zustande, dafs die projizierten Spektra s\u00e4mtlicher Punkte der beleuchteten Fl\u00e4che des Prismas sich \u00fcberdecken. Bringen wir nun in die Strecke zwischen C und S irgend einen Gegenstand, z. B. einen vertikalen Stab, so erscheint der Schatten desselben mit sehr stark gef\u00e4rbten R\u00e4ndern; die eine Kante ist begrenzt durch die violette H\u00e4lfte des Spektrums, die andere durch die rote H\u00e4lfte. Befindet sich zwischen C und S eine die Strahlen abhaltende und mit einem vertikalen Spalt versehene Fl\u00e4che, so erscheinen die R\u00e4nder des Spaltes ebenfalls gef\u00e4rbt, wobei die beiden H\u00e4lften des Spektrums einander ber\u00fchren k\u00f6nnen und auf diese Weise ein schmales Spektrum bilden. Wie leicht einzusehen, haben wir es hier in objektiver Darstellung diejenigen Verh\u00e4ltnisse vor uns, die man subjektiv beim Betrachten einer ausgedehnten weifsen Fl\u00e4che unmittelbar durch ein Prisma wahrnimmt. Es ist das diejenige Erscheinung, die G\u00f6the bei seinem ersten fl\u00fcchtig angestellten Versuch mit dem von Hofrat B\u00fcttner geborgten Prisma beobachtete und die sp\u00e4ter zu seiner Ansicht von der Entstehung der Farben aus Schwarz und Weifs beigetragen hat. \u201eEr spricht dabei aus, dafs er die vorgetragenen Tatsachen zur Widerlegung von Newtons Theorie geeignet halte. Namentlich sind es zwei Punkte, an denen er Anstofs nimmt, n\u00e4mlich, dafs die Mitte einer weifsen breiteren Fl\u00e4che durch das Prisma gesehen weifs bleibe, und dafs auch ein schwarzer Streifen auf weifsem Grunde ganz in Farben aufgel\u00f6st werden k\u00f6nne.\u201c 1\nIm Punkte C schneiden sich die Strahlen und es entsteht hier das Bild der gl\u00fchenden Kohle; da aber die Strahlen durch das Prisma hindurchgehen, so entsteht hier kein einfaches Bild, sondern ein kleines objektives Spektrum, wobei der leuchtende Punkt der Kohle die Rolle des Spaltes bei der gew\u00f6hnlich \u00fcblichen Art der Projektion des Spektrums spielt. Stellen wir einen vertikalen Spalt in der Ebene C auf, so schneidet derselbe aus dem kleinen objektiven Spektrum einen Teil des Spektrums aus und das Rechteck auf dem Schirme erscheint monochromatisch. Man mufs den Spalt genau in denjenigen Punkt bringen, wo die Strahlen sich schneiden, sonst ist das Rechteck nicht gleichm\u00e4fsig\n1 H. v. Helmholtz. Vortr\u00e4ge und Reden. Braunschweig 1896. 4. Aufl., Bd. 1. \u00dcber G\u00f6thes naturwissenschaftliche Arbeiten. S. 25. Vgl. S. 31.","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Demonstration der objektiven Farbenmischung.\n239\ngef\u00e4rbt ; durch Hin- und Zur\u00fcckschieben des Spaltes, sowie durch leichte Drehungen desselben um den Mittelpunkt gelangt man leicht zum Ziel. Hat man die richtige Stelle getroffen, so l\u00e4fst man den Spalt sich langsam bewegen (ich benutze dazu den durch Uhrwerk getriebenen VERDiisrschen Wagen) und beobachtet auf dem Schirme das Rechteck, wie es ohne seine Stelle zu \u00e4ndern, in allen Farben des Spektrum erscheint.\nEs sei hier darauf aufmerksam gemacht, dafs die Gr\u00f6fse des Rechtecks nicht nur von der St\u00e4rke der Linse, sondern auch von den Dimensionen des Prismas, dessen Fl\u00e4che projiziert wird, abh\u00e4ngt. Nimmt man einen grofsen Kondensor und ein grofses Prisma, so bekommt man auf dem Schirme bei entsprechender Wahl des Objektivs sehr grofse intensiv beleuchtete mit spektralem Licht gef\u00e4rbte Fl\u00e4chen.\nNehmen wir anstatt eines Spaltes zwei Spalten, so erscheint das Rechteck in einer Mischfarbe. Die Analyse der Mischfarbe kann hier in der Weise geschehen, dafs man einen undurchsichtigen Gegenstand im Gebiete C\u2014S aufstellt und farbige Schatten erzeugt ; h\u00fcbsch ist es auch, wenn man vermittels eines d\u00fcnnen Prismas die aus dem einen Spalt kommenden Strahlen ablenkt: es erscheinen auf dem Schirme zwei monochromatische Rechtecke, die sich teilweise \u00fcberdecken und auf der \u00dcberdeckungsstelle die Mischfarbe auftreten lassen.\nBesitzt man einen Doppelspalt von geeigneter Konstruktion, so kann man in der beschriebenen Weise die Haupterscheinungen der Mischungsgesetze zwreier Farben in anschaulicher Weise demonstrieren.\nIch mache gew\u00f6hnlich noch den folgenden Versuch. Wenn das Rechteck scharf eingestellt ist und ganz weifs erscheint, wrird in die Strecke C\u2014S eine auf der Achse eines Motors aufgesetzte Pappscheibe mit radial ausgeschnittenen Spalten hineingebracht. Ein Teil des Rechtecks w\u00fcrd durch die Scheibe verdeckt und im verdeckten Teil erscheinen die radialen Spalten als schmale Spektren. In Fig. 2 stellen die hellen radial angeordneten Streifen solche Spektren dar. Man erh\u00e4lt also gewissermafsen eine Kreiselscheibe mit spektralen Farben. L\u00e4fst man nun die Scheibe sich drehen, so mischen sich die spektralen Speichen und man sieht auf dem schwarzen Grunde als Resultat der Mischung einen grauen Streifen.","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nA. Samojloff.\nFig. 2.\nEs sei erw\u00e4hnt, dafs mit dem auf dem Schirm entworfenen farbigen Rechtecke noch der Versuch des simultanen Kontrastes in Form der farbigen Schatten angestellt werden kann. Man beleuchtet zu diesemZ wecke mit einer Nernstlampe (die Intensit\u00e4t mufs durch Ausprobieren zweckm\u00e4fsig gemildert werden) den Schirm mit dem Rechteck und stellt einen Gegenstand zur Erzeugung der Schatten auf. Wenn man in der fr\u00fcher beschriebenen Weise die Farbe des Rechtecks sukzessive \u00e4ndert, so \u00e4ndert sich auch sukzessive die komplement\u00e4re Kontrast-\nfarbe des Schattens.\nEs empfiehlt sich, die obigen Versuche mit einem einfachen das Licht ablenkendem Fl\u00fcssigkeitsprisma anzustellen. Eine geradsichtige Prismenkombination ergibt schlechtere Resultate.\n(Eingegangen am 1. Juni 1908.)","page":240}],"identifier":"lit33532","issued":"1909","language":"de","pages":"237-240","startpages":"237","title":"Demonstration der objektiven Farbenmischung","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:55:20.347368+00:00"}