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{"created":"2022-01-31T16:31:40.605301+00:00","id":"lit33533","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Ohmann, Martin","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 43: 241-242","fulltext":[{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"241\n\u2022 \u2022\nUber eine ophthalmologisch interessante Beobachtung.\nVon\nDr. phil. Martin Ohmann.\nEs befinde sich eine Lichtquelle L gegen\u00fcber einem Auge. Das Auge selbst sei auf den Punkt B, der auf einem schwarzen\nSchirm liegt, gerichtet. W\u00e4hrend man den Kopf und das Auge still h\u00e4lt, so dafs immer der Punkt B in der Fovea centralis (Fc) des Auges liegt, versuche man, die Aufmerksamkeit von der Richtung der sch\u00e4rfsten Einstellung des Auges zu trennen. Man bemerkt dann nat\u00fcrlich zun\u00e4chst, dafs sich oben die Lichquelle L befindet. L\u00e4fst man alsdann die Aufmerksamkeit auf die entgegengesetzte Seite der Retina wandern, so hat man pl\u00f6tzlich die Empfindung, als k\u00e4me von dem Punkte C auf dem schwarzen Schirm ein schwacher Lichtstrahl. Benutzt man beide Augen zum Sehen, so erscheinen zwei solcher hellen Punkte G auf dem Schirm; benutzt man nur ein Auge, so hat man nur eine Lichtempfindung. Stellt man anstatt einer Lichtquelle zwei nebeneinander gelegene auf, so hat man beim Sehen mit einem Auge zwei, beim Sehen mit zwei Augen vier solcher \u201esekund\u00e4rer\u201c Lichtempfindungen.\nDie Erkl\u00e4rung dieser Beobachtung machte mehrere Versuche n\u00f6tig, deren Ergebnis kurz angegeben sei:\n1. Ich bewegte den Augapfel nach den Punkten R, Blt R2,","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nMartin Ohmann.\nBo, P4 usw. Die sekund\u00e4ren Bilder erschienen dann bzw. in den\no' 4\nPunkten 0, 0l5 C2, C3, C4 usw. Durch Messungen ergab sich, dafs die Strecken a, fr, c, ungef\u00e4hr halb so grofs waren wie die Strecken a, \u00df, y, \u00f6. Durch Messung der Strecken PP, LB1^ LB2, PP3, LB\u00b1 einerseits und PC, P, G,, P.2C2, P.,C3, P4C4 andererseits nrgab sich ferner, dafs Winkel y = Winkel </>' (in der Figur versehentlich als S und S' bezeichnet) ist.\n2. Ich n\u00e4herte mich, indem ich den Punkt B scharf im Auge behielt, dem schwarzen Schirm. Es zeigte sich deutlich, dafs die Entfernung der sekund\u00e4ren Bilder voneinander kleiner wurde. \u2014\nAus den Versuchen geht hervor, dafs das sekund\u00e4re Bild genau da erscheint, wo es nach dem Reflexionsgesetz zu erwarten ist. Dies brachte mich auf den Gedanken, dafs auf der gl\u00e4nzenden, gut reflektierenden Cornea des Auges (D) eine gewisse Menge Licht reflektiert wird, w\u00e4hrend der bei weitem gr\u00f6fste Teil des Lichtes direkt in das Innere des Auges dringt.\nDie Lichtwellen der reflektierten lichtschwachen Strahlen pflanzen sich ihrerseits in das Innere des Auges fort und l\u00f6sen die Empfindung des sekund\u00e4ren Lichtreizes auf der Retina aus. Das Licht wird nat\u00fcrlich von allen direkt beleuchteten Teilen der Cornea reflektiert. Zur Retina dringt nur das Licht, welches vor der Mitte der Pupille, d. i. vor der Eingangs\u00f6ffnung, die die Iris frei l\u00e4fst, reflektiert wird. Die Achse, die man durch die Fovea centralis und den Mittelpunkt der Iris legen kann, stellt das Einfallslot dar. So erkl\u00e4rt sich plausibel die Abh\u00e4ngigkeit des Ortes, an dem das sekund\u00e4re Bild erscheint, von der Stellung des Augapfels.\nSeit sich mein Auge f\u00fcr diese Erscheinung gesch\u00e4rft hat, begegnet mir diese auf Schritt und Tritt. Wenn ich z. B. der untergehenden Sonne entgegen auf einen dunkeln Wald blicke, so erscheinen unter dem entsprechenden Winkel nach unten die Doppelbilder der Sonne. In Zimmern, welche durch eine \u00fcber Augenh\u00f6he angebrachte Lichtquelle (z. B. elektrisches Licht oder Gasgl\u00fchlicht) erleuchtet sind, treten ohne meinen Willen die sekund\u00e4ren Lichtempfindungen auf. Selbstverst\u00e4ndlich hat man vermittels des sekund\u00e4ren Bildes nicht ein den Umrissen nach getreues Abbild des Objektes (da ja die Linse nicht zu gleicher Zeit auf verschiedene Punkte der Retina scharf eingestellt sein kann), sondern man hat die Empfindung, als sei unterhalb der wirklichen Lichtquelle eine schwach leuchtende Kreisfl\u00e4che.\n(Eingegangen am 7. Juli 1908.)","page":242}],"identifier":"lit33533","issued":"1909","language":"de","pages":"241-242","startpages":"241","title":"\u00dcber eine ophthalmologisch interessante Beobachtung","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:40.605307+00:00"}