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{"created":"2022-01-31T15:52:03.272931+00:00","id":"lit33542","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Nagel, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 43: 417-419","fulltext":[{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"417\nSchlufswort \u00fcber Herrn A. GUTTMANNS Priorit\u00e4tsreklamationen in der Anomalenforschung.\nVon\nW. Nagel (Rostock).\nDamit nicht die Diskussion von dem Ausgangspunkt zu weit ahgedr\u00e4ngt werde, bin ich gen\u00f6tigt, mich noch einmal, ein letztes Mal, mit Herrn Guttmann zu besch\u00e4ftigen.\n1. Ich stelle folgendes fest: Herr G. hat (diese Zeitschrift 42, S. 260) mich historisch unrichtiger Darstellung beschuldigt, weil ich im Jahre 1906 (diese Zeitschrift 41, S. 256), als ich von der Unsicherheit der anomalen Trichromaten gegen\u00fcber farbigen Objekten von kleinem Gesichtswinkel sprach, in Parenthese Donders als Entdecker dieser Tatsache nannte. Desgleichen griff er eine aus meinem Laboratorium stammende Arbeit deswegen an, weil in ihr Donders als Entdecker der Farbenschw\u00e4che der Anomalen genannt war (diese Zeitschrift 43, S. 297). G. erkl\u00e4rte rund heraus sich f\u00fcr den Entdecker jener Tatsache.\nJetzt endlich, nachdem ich in meiner \u201eErwiderung\u201c (S. 310) die Reklamation G.s als ungerechtfertigt gekennzeichnet habe, l\u00e4fst Herr G. sich zu dem Zugest\u00e4ndnis herbei, dafs Donders jene Eigenschaft der Anomalen doch schon gekannt habe. Herr G. schreibt jetzt (oben S. 412): \u201eDar\u00fcber jedoch, dafs ich dies Symptom ohne jede Kenntnis der DoNDERSschen Arbeit und auf ganz anderem Wege gefunden habe, kann f\u00fcr jeden, der meine Arbeit (besonders Kapitel 3) gelesen hat, kein Zweifel bestehen.\u201c\nDafs Herr G. die Arbeiten von Donders nicht kannte, als er mit seinen Versuchen begann, ist richtig. Genau kannte er sie aber, als er seine Untersuchungen ver\u00f6ffentlichte und trotzdem mich und andere falscher Darstellung bezichtigte und die in Rede stehende Beobachtung als seine Entdeckung ausgab.","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nW. Nagel.\n2.\tHerr G. meint (\u201eSchlufsbemerkung\u201c S. 44 2) ich verwechsele die Unf\u00e4higkeit der Anomalen, Farben schnell zu erkennen, mit der Unf\u00e4higkeit sie schnell zu benennen. 0 nein, das verwechsele ich nicht. Es ist ja gerade eine der interessantesten Feststellungen unserer Anomalenforschungen aus dem Berliner Institut, dafs das, was man fr\u00fcher f\u00fcr \u201eFarbendummheit\u201c und Ausdruck mangelnder Intelligenz hielt, in Wirklichkeit meistens auf der verlangsamten Entwicklung des Farbeneindruckes beruht, und dafs diese fr\u00fcher f\u00fcr dumm gehaltenen Leute gr\u00f6fstenteils Anomale sind. Gerade die Beobachtungen von und an Herrn G. haben mir diese Auffassung besonders nahe gelegt. Die Tatsache der verlangsamten Erkennung kannte Donders. Die ersten systematischen Versuche dar\u00fcber hat Herr Guttmann gemacht, das habe ich nie bestritten, sondern besonders hervorgehoben. Er m\u00f6ge aber sich nichts zuschreiben, was ihm nicht geb\u00fchrt.\n3.\tBetreffs der Soldatenuntersuchung habe ich pflichtgem\u00e4fs festgestellt, dafs sie wegen mangelhafter Methodik statistisch unbrauchbar sind, was ich \u00fcbrigens Herrn G. sofort m\u00fcndlich erkl\u00e4rte, als er mir \u00fcber seine Versuche berichtete. Herr G. fragt, woher ich \u00fcber die Beteiligung \u201enicht sachkundiger\u201c Personen bei jenen Versuchen Bescheid weifs, und ich antworte ihm: von ihm selbst. Von ihm auch weifs ich, dafs er Stillings und meine Farbentafeln (ob alte oder neue Auflage, ist gleichg\u00fcltig), sowie meinen F\u00e4rbengleichungsapparat vorschriftswidrig angewandt hat, um M\u00fche und Zeit zu sparen. Was n\u00fctzt es, nachher die als \u201everd\u00e4chtig\u201c gefundenen Personen am Spektralapparat nachzupr\u00fcfen, wenn die Methode, die zur Ermittlung der \u201eVerd\u00e4chtigen\u201c dienen soll, falsch angewandt wurde? So kann man sich wohl reichliches Material an farbenunt\u00fcchtigen Personen zur genaueren Untersuchung verschaffen, so kann man aber nicht statistisch brauchbare Werte erhalten.\nHerr G. dreht \u00fcbrigens h\u00f6chst \u00fcberfl\u00fcssigemeise die Sache so, als ob ich seine Untersuchungen am HELMHOLTzschen Farbenmischapparat beanstandet h\u00e4tte; diese habe ich mit keinem Wort \u2022 \u2022\nerw\u00e4hnt. Uber den Mifsbrauch, den er mit meinem Farben-gleichungsapparat getrieben hat, und worauf sich meine Kritik bezog, geht er glatt hinweg. Er weifs, wTarum. Ich auch.\n4.\tHerr G. stellt zum Schlufs zwei Urteile von mir \u00fcber seine Anomalenuntersuchungen zusammen, ein fr\u00fcheres g\u00fcnstiges","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"Schlufswort \u00fcber Herrn A. Guttmanns Priorit\u00e4tsreklamationen usw. 419\nund mein jetziges ung\u00fcnstiges. Er findet darin einen Widerspruch. Der Widerspruch kl\u00e4rt sich leicht. In den Untersuchungen selbst lag viel N\u00fctzliches, wissenschaftlich Brauchbares; die Art der Ver\u00f6ffentlichung hat die Untersuchungen entwertet, weil sie solides und unsolides Beobachtungsmaterial kraus durcheinander wirft und auch auf das minderwertige ausdr\u00fccklich den Stempel der Voll Wertigkeit dr\u00fcckt.\nDen Anlafs f\u00fcr mich, auf diese Dinge \u00fcberhaupt einzugehen, gaben nur die Angriffe des Herrn Guttmann gegen mich und vor allem gegen meine Mitarbeiter. Auf die \u00fcbrigen Punkte in Guttmanns \u201eSchlufsbemerkung\u201c gehe ich nicht ein, bemerke aber, dafs ich von dem in meiner \u201eErwiderung\u201c Gesagten jedes Wort aufrecht halte.\n/\n(Eingegangen am 6. Januar 1909.)","page":419}],"identifier":"lit33542","issued":"1909","language":"de","pages":"417-419","startpages":"417","title":"Schlu\u00dfwort \u00fcber Herrn A. Guttmanns Priorit\u00e4tsreklamationen in der Anomalenforschung [, Zeitschr. f. Sinnesphysiol., 1909, Bd. 43, S. 411-416]","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:52:03.272936+00:00"}