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Zur Kenntnis der negativen Bewegungsnachbilder

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{"created":"2022-01-31T15:32:12.998610+00:00","id":"lit33543","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Kinoshita, Tosaku","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 43: 420-433","fulltext":[{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Wien.)\nZur Kenntnis der negativen Bewegungsnachbilder.\nVon\nDr. T\u00f6saku Kinoshita,\nProfessor an der medizinischen Akademie zu Osaka, Japan.\nDas Bewegungsnachbild ist ein subjektives Ph\u00e4nomen, welches sich nach dem Anblicke bewegter Objekte unter gewissen Umst\u00e4nden als Scheinbewegung von entgegengesetzter Richtung einstellt.\nNachdem es gewifs seit undenklichen Zeiten gelegentlich bemerkt worden war, ist es wohl zuerst von Purkinje (1825)1 als physiologisch-optische Erscheinung erkannt und beschrieben worden; nachher hatten viele Autoren, Johannes M\u00fcller (1840),2 3 4 5 Plateau (1849),3 Oppel (1856),4 Helmholtz (1866),5 Enoelmann\n1\tPurkinje: Beobachtungen und Versuche zur Physiologie der Sinne. II. Bd. 1825.\n2\tJohannes M\u00fcller: Handbuch der Physiologie des Menschen. 1840. S. 365.\n3\tPlateau: Vierte Notiz \u00fcber eine neue sonderbare Anwendung des Verweilens der Eindr\u00fccke auf der Netzhaut. Poggendorffs Annalen 80. 1849. S. 289.\n4\tOppel: Neue Beobachtungen und Versuche \u00fcber eine eigent\u00fcmliche und wenig gekannte Reaktionst\u00e4tigkeit des menschlichen Auges. Poggen-dorffs Annalen 99. 1856. S. 540.\n5\tHelmholtz: Handbuch der physiologischen Optik. 2. Aufl. 1896. S. 764.","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der negativen Bewegungsnachbilder.\n421\n(1867),1 Dvorak (1871),2 Kleiner (1878),3 Hoppe (1879, 1894),4 Thompson (1879),5 Zeheuss (1880),6 Budde (1884),7 Sigm. Exner (1887, 1888, 1899),8 Stern (1894)9, Borschke und Hescheles\n(1902),10 Szily (1905)11 und zuletzt Cords und E. Br\u00fccke (1907),12\n\u2022 \u2022\n\u00fcber dasselbe Untersuchungen angestellt. Uber die Arbeiten ihrer Vorg\u00e4nger haben die drei letzten Autoren in ihren Publikationen eine kurze und klare historische Zusammenfassung gegeben, auf welche ich hier verweisen zu d\u00fcrfen glaube.\nAuf Anregung und unter der Leitung des Herrn Professor Sigmund Exner ging ich daran, mich mit der Untersuchung dieser interessanten Erscheinung zu besch\u00e4ftigen.\nZun\u00e4chst legte ich mir die Frage vor, ob das negative Bewegungsnachbild auch dann entsteht, wenn das betrachtete Objekt\n1\tTh. W. Engelmann: \u00dcber Scheinbewegung in Nachbildern. Jenaische Zeitschrift 3 (4). 1867.\n2\tV. Dvorak: Versuche \u00fcber Nachbilder von Reizver\u00e4nderungen. Bericht der Wiener Akademie der Wissenschaften 61. 1871. S. 257.\n3\tKleiner: Physiologische Beobachtungen. \u00dcber Scheinbewegungen. Pfl\u00fcgers Archiv f\u00fcr die gesamte Physiologie 18. 1878. S. 42.\n4\tJ. Hoppe : Die Scheinbewegungen. 1879. Studien zur Kl\u00e4rung gewisser Scheinbewegungen. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7 1894. S. 29.\n5\tS. P. Thompson: Some New Optical Illusions. Monthly journal of science. 1879. (M\u00e4rzheft.)\n0 G. Zehfuss: \u00dcber Bewegungsnachbilder. Annalen der Physik und Chemie 9. Neue Folge. 1880. S. 672.\n7\tE. Budde. \u00dcber metakinetische Scheinbewegung. Archiv f. Anatomie und Physiologie. 1884. S. 127.\n8\tSigm. Exner: \u00dcber das Sehen von Bewegungen und die Theorie des zusammengesetzten Auges. Berichte der Wiener Akademie der Wissenschaften. 1872. S. 161. Einige Beobachtungen \u00fcber Bewegungsnachbilder. Zentralblatt f\u00fcr Physiologie. 1888. S. 135. \u00dcber optische Bewegungsempfindungen. Biologisches Zentralblatt. 1889. S. 437. Notiz \u00fcber die Nachbilder vorget\u00e4uschter Bewegungen. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21, S. 388.\n9\tWT. Stern. Die Wahrnehmung von Bewegung vermittels des Auges. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7. 1894. S. 321.\n10\tBorschke und Hescheles: \u00dcber Bewegungsnac\u00ffbilder. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27. 1902. S. 321.\n11\tA. v. Szily: BewTegungsnachbild und Bewegungskontrast. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38. 1905. S. 81.\n12\tR. Cords und E. Th. Br\u00fccke: \u00dcber die Geschwindigkeit des Bewegungsnachbildes. Pfl\u00fcgers Archiv f\u00fcr die gesamte Physiologie 119. 1907. S. 54.","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nTosaku Kinoshita.\nruhend erscheint, obwohl sich sein Netzhautbild auf der Netzhaut verschiebt. Dies ist dann der Fall, wenn sich vor dem ruhenden Objekte die Netzhaut bewegt, sei es, dafs diese bei festgehaltener Stellung des Bulbus im Kopfe sich samt Bulbus und Kopf vor dem Objekte bewegt, sei es, dafs sie sich vor dem Objekte um den Drehungspunkt des Bulbus dreht, wie das bei den Blickbewegungen der Fall ist.\nBei der gew\u00f6hnlichen Art die Bewegungsnachbilder zu erzeugen, \u201eb\u00fcrstet\u201c das Netzhautbild \u00fcber die Netzhaut, weil das Objekt bewegt, die .Retina in Ruhe ist. Bei der von mir gew\u00e4hlten Art die Bewegungsnachbilder hervorzurufen, \u201eb\u00fcrstet4\" auch das Netzhautbild \u00fcber die Netzhaut, hier aber, weil das Objekt ruht und die Netzhaut bewegt ist.\nEs ergab sich alsbald, dafs auch im letzteren Falle ein Bewegungsnachbild entsteht, was nicht wundernehmen wird, wenn man bedenkt, dafs Sigm. Exner schon vor vielen Jahren dadurch ein Bewegungsbild zustande kommen sah, dafs er gehend ein in der Hand gehaltenes Visierzeichen fixierte. Hier haben die Netzhautbilder des Fufsbodens, der doch sicher f\u00fcr ruhend gehalten wird, durch ihre Verschiebung \u00fcber die Netzhaut Veranlassung f\u00fcr das Nachbild gegeben.1\nMeine Aufgabe war es, dieses Nachbild genau zu untersuchen und mit dem in gew\u00f6hnlicher Weise erzeugten zu vergleichen.\nDie erste meiner Versuchsanordnungen bezweckte bei in den Augenh\u00f6hlen nach M\u00f6glichkeit fixiertem Bulbus den Kopf als Ganzes so zu senken, dafs die Netzhautbilder der ruhenden Objekte mit bestimmter und mefsbarer Geschwindigkeit \u00fcber die Netzhaut b\u00fcrsteten ; andererseits sollte dasselbe B\u00fcrsten mit gleicher Richtung und Geschwindigkeit durch Bewegung des Objektes und bei Fixation des Auges erzielt werden.\nAls Objekt diente mir ein System paralleler Linien (Faulenzer), welches auf einem durch das LuDwiG-BALZARsche Kymographion bewegten Papier ohne Ende gezeichnet war. Das Kymographion war auf einem festen Holzkasten, dessen H\u00f6he ca. 60 cm betrug, montiert. Die Achse der Kymographiontrommel sowie die der zweiten Trommel stand horizontal, so dafs die gleichfalls hori-\n1 Sigm. Exner: \u00dcber optische Bewegungsempfindungen. Biologisches Zentralblatt 8. 1889. S. 437.","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der negativen Bewegungsnachbilder.\n423\nzontal gestellten Linien beim Gang des Kymographions sich senkrecht von unten nach oben bewegten. Die Papierschleife hatte einen Umfang von ca. 150 cm, ihre Linien waren 1 mm dick und standen 5 mm voneinander ab. Sie waren matt schwarz auf weifsem Grunde.\nMittels des Kymographions liefs sich die Geschwindigkeit\nder Papierfl\u00e4che variieren. Als Fixierzeichen diente eine an\n\u2022 \u2022\neinem d\u00fcnnen Faden, der durch eine \u00d6ffnung des Tisches ging und von einem Gewicht in lotrechter Richtung erhalten wurde, nahe an der Papierfl\u00e4che befestigte Kugel von 3 mm Durchmesser. Das obere Ende des Fadens war an der Rolle eines Uhrwerks befestigt, welches vermittels eines Fl\u00fcgelregulators verschiedene Geschwindigkeiten erm\u00f6glichte. Bei der Drehung der Rolle wurde der Faden von der Rolle abgewdckelt, wodurch sich das Visierzeichen senkte. Sowohl dieses Uhrwerk wie das des Kymographions konnte durch Zug an je einem Faden in Gang gesetzt oder gestoppt werden. Um die Dauer der Fixation zu bestimmen, diente eine elektrische Glocke, die mittels einer von L. Castagkna konstruierten Kontaktuhr Schl\u00e4ge lieferte, die je nach Wunsch 1, 2, 3, 4, 5 oder 10 Sekunden voneinander ab-standen.\nDa Bewegungsnachbilder miteinander verglichen werden sollten, welche entstehen einerseits wenn Auge und Kopf mit gewisser Geschwindigkeit nach abw\u00e4rts r\u00fcckte und das Liniensystem ruhte, andererseits wenn Auge und Kopf ruhte, w\u00e4hrend sich das Liniensystem nach aufw\u00e4rts bewegte und in beiden F\u00e4llen die relative Bewegung der Netzhautbilder zur Netzhaut dieselbe sein sollte, so mufsten zun\u00e4chst die beiden Uhrwerke, von denen eines das Fixationszeichen, das andere das Liniensystem in Gang erhielt, auf gleiche Geschwindigkeit gestellt werden. Es gelang die gen\u00fcgende Genauigkeit zu erreichen, wenn man bei jedem Versuche die Uhrwerke bei vollkommen gespannter Feder anlaufen liefs, und erst, nach einigen abgez\u00e4hlten Sekunden, nachdem der Gang gleichm\u00e4fsig geworden war, mit der Exposition des Bildes begann. Um bei ruhendem Objekte den Versuch anzustellen, schliefst man beide Augen, setzt das Uhrwerk des Fixierzeichens in Gang, wodurch sich letzteres von oben nach unten bewegt. Beim ersten Glockensignal \u00f6ffnet man die Augen und blickt nach dem Fixierpunkt, wobei man besonders darauf zu achten hat, dafs einerseits Augen","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nTosaku Kinoshita.\nund Fixierpunkt sich n\u00e4herungsweise in derselben Horizontalebene befinden und dieser in der Medianebene des Kopfes liegt. Gleich nach \u00d6ffnung der Augen beginnt man eine Kniebeuge, die mit solcher Geschwindigkeit ausgef\u00fchrt werden mufs, dafs sich der Kopf ebenso schnell senkt, wie das Fixierzeichen, so dafs bei Festhaltung der Fixation desselben die Augen in der Orbita, so weit dies m\u00f6glich ist, keine Drehung ausf\u00fchren. Diese Verfolgung des Fixierzeichens richtig zu bewerkstelligen ist anfangs schwer, l\u00e4fst sich aber bei einiger \u00dcbung erlernen. Beim Ert\u00f6nen des zweiten Glockensignals arretiert man das Fixierzeichen, unterbricht die Verfolgung mit Kopf und Auge und beobachtet nun das auf tretende Nachbild. Stellt man das Experiment mit bewegtem Objekte an, so lehnt man zuerst seinen Kopf mit geschlossenen ilugen an eine fixe Stuhllehne, wobei die Entfernung von dem Liniensystem die gleiche ist, wie bei dem fr\u00fcheren Versuche; dann wird analogerweise wie fr\u00fcher 2 bis 3 Sekunden vor dem ersten Signal das Kymographion in Gang gesetzt ; beim Erklingen desselben macht man die Augen auf und blickt geradeaus auf das ruhende Fixierzeichen. Beim zweiten Signal arretiert man das Kymographion und beobachtet wieder das Nachbild.\nVersuch I.\nZuerst suchte ich festzustellen, ob ein Bewegungsnachbild wirklich zustande kommt, wenn man bei ruhendem Objekt das bewegte Fixierzeichen synchron und parallel mit Kopf und Auge verfolgt und dann pl\u00f6tzlich die Bewegung des Fixierzeichens, der Augen und des Kopfes hemmt.\nObgleich mir der Versuch infolge mangelnder \u00dcbung anfangs nicht immer gut gelang, bekam ich bei Anwendung obiger Methode in der Regel bald die vollkommen deutliche Erscheinung des Bewegungsnachbildes. Es ergaben sich jedoch zwischen den Resultaten dieser neueren Methode und jener, wTelche Bewegung des Objektes voraussetzt, Abweichungen und zwar wie folgt.\na) H\u00e4ufiger als bei der gew\u00f6hnlichen Art, das Nachbild zu erzeugen (ruhendes Auge und bewegtes Objekt), hatte ich den Eindruck, dafs sich nicht so sehr die Linien als vielmehr das Fixationszeichen bewegen, und zwar in der Richtung, die der erwarteten entgegengesetzt ist. Wurde, wie fr\u00fcher beschrieben, das Fixierzeichen von oben nach unten verschoben, so schien es sich im Bewegungsnachbild von unten nach oben zu bewegen. Diese Erscheinung kam meistens bei geringer Deutlichkeit des","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der negativen Bewegungsnachbilder.\n425\nNachbildes vor und trat auch dann auf, wenn an den Linien kein Bewegungsnachbild zu erkennen war. Das Ph\u00e4nomen l\u00e4fst sich dahin deuten, dafs die Linien zwar die erwartete Scheinbewegung nach unten zeigen, dieselbe aber nur dadurch zum Bewufstsein kommt, dafs das in Fixation gehaltene Fixierzeichen im Bewegungskontrast nach aufw\u00e4rts zu steigen scheint.\nb)\tBisweilen beobachtete ich im Bewegungsnachbild die tats\u00e4chlich geraden Linien als nach oben konvexe Kurven. Seltener sah ich eine Verzerrung der Linien zu nach unten konvexen Bogen. Man sieht also das Bewegungsnachbild auf parallele horizontale Linien projiziert, bisweilen als eine Bewegung derselben, wobei ihre Teile entsprechend der Entfernung vom Fixationspunkt mit verschiedener Geschwindigkeit fortschreiten.\nc)\tDas Bewegungsnachbild l\u00e4fst sich auch von einem Auge auf das andere \u00fcbertragen. Fixiert man n\u00e4mlich mit einem Auge, w\u00e4hrend das andere geschlossen bleibt, so tritt bei Schliefsen des ersten, \u00d6ffnen des zweiten, und gleichzeitiger Arretierung des Liniensystems eine Scheinbewegung der nun mit dem nicht gereizten Auge betrachteten Linien ein. Ich rnufe jedoch hier die Tatsache beif\u00fcgen, dafs diese Scheinbewegung, was Deutlichkeit anbelangt, in viel geringerem Grade auf tritt, als bei der gew\u00f6hnlichen Methode, die Nachbilder zu erzeugen.\nVersuch II.\nWeiterhin suchte ich die Unterschiede zwischen den Nachbildern, die einerseits bei ruhendem Auge und bewegtem Objekt, andererseits bei bewegtem Auge und ruhendem Objekte erzeugt waren, genauer auf die Deutlichkeit, Geschwindigkeit und Dauer zu studieren, wobei ich mich auf die Frage, ob zwischen der Deutlichkeit und der Geschwindigkeit des Nachbildes ein Unterschied besteht, nicht n\u00e4her einlassen, sondern in dieser Beziehung auf die Darlegungen verweisen will, welche sich in den Abhandlungen von Borschke und Hescheles,1 von Szily2 und aus der j\u00fcngsten Zeit von Cords und E. v. Br\u00fccke3 finden.\n1\tBorschke und Hescheles : \u00dcber Bewegungsnachbilder. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27. 1902. S. 321.\n2\tA. v. Szily: Bewegungsnachbild und Bewegungskontrast. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 38. 1905. S. 81.\n3\tR. Cords und E. Th. v. Br\u00fccke : \u00dcber die Geschwindigkeit des Bewegungsnachbildes. Pfl\u00fcgers Archiv f\u00fcr die gesamte Physiologie 119. 1907. S. 54.","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\nTosaku Kinoshita.\nBei der nun folgenden Beschreibung meiner Versuche werde ich mich nachstehender Bezeichnungen bedienen:\nD = Fixierdauer,\nV\u00b1 = Geschwindigkeit des Objektes,\nV2 = Geschwindigkeit des Fixierzeichens.\nGleiche Fixierdauer und gleiche Geschwindigkeit des Objektes resp. des Fixierzeichens.\n(Der Versuch wurde bei sonnigem, heiterem Wetter vorgenommen und abwechselnd nach den beiden Methoden gearbeitet.)\nI) = 10 Sek. Vi \u2014 F2=3,6 cm pro Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\t\tBewegung des Fixierzeichens nach unten\t\nNr. des Ver-su che s\tNachbild\tNr. des Versuches\tNachbild\n1\tdeutlich\t2\tschwach\n3\tmittelm\u00e4fsig\t4\tkaum wahrnehmbar\n0\tdeutlich\t6\t55\t55\n7\tmittelm\u00e4JTsig\t8\t55\t55\n9\tsehr deutlich und schnell\t10\t55\t55\n11\tdeutlich\t12\tmittelm\u00e4fsig u. Fixierpunkt\n\t\t\tnach oben wandernd\n13\tmittelm\u00e4fsig\t14\tschwach\n15\t57\t16\t55\n17\t\t18\t\u201e\tmit Einschlufs des Fixierzeichens\n19\tdeutlich mit Einschlufs des\t20\tkaum wahrnehmbar und\n\tFixierzeichens\t\tFixierzeichen\twandert\n\t\t1\tnach oben\n21\tschwach mit Einschlufs des\t22\tschwach\n\tFixierzeichens\t\t\n23\tschwach\t24\t55\n25\tdeutlich mit Einschlufs des\t26\tkaum wahrnehmbar und\n\tFixierzeichens\ti\tFixierzeichen\twandert etwas nach oben\n27\tdeutlich\t28\tmittelm\u00e4fsig\n29\t51\t30\tkaum wahrnehmbar\nHieraus ergibt sich, dafs bei gleicher Fixierdauer und Geschwindigkeit des Objektes resp. Fixierzeichens fast niemals die","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis cler negativen Bewegungsnachbilder.\n427\ngleiche Deutlichkeit der Bewegungsnachbilder zu beobachten war, vielmehr die Deutlichkeit des Bewegungsnachbildes bei der neuen Methode weit hinter der der gew\u00f6hnlichen zur\u00fccksteht.\nIch setzte nun die Versuche fort, indem ich beide Methoden bei gleicher Geschwindigkeit von Objekt resp. Fixierzeichen, jedoch wechselnder Fixierdauer verglich, wobei nat\u00fcrlich bei jedem einzelnen Paar von Vergleichsversuchen die Fixierdauer identisch war.\nFall A.\nVi = V2 = 6 cm pro Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\n\nD\n10 Sek. 5 4 3 2 1\nNachbild\nsehr deutlich mittelm\u00e4fsig schwach\n55\n\u00bb\n71\nsehr kurz\nkaum wahrnehmbar\nBewegung des Fixierzeichens nach unten\nNachbild\nmittelm\u00e4fsig nicht wahrnehmbar\n51\n5?\n55\n55\n55\n55\nFall B.\nVi = Fi \u2014 3,6 cm pro Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\t\tBewegung des Fixierpunktes nach unten\nD\tNachbild\tNachbild\n20 Sek. \u00ce\tsehr deutlich\tdeutlich\n15 \u201e\tdeutlich\tmittelm\u00e4fsig\n10 \u201e\t\u201e\tu. mittelm\u00e4fsig schnell\t\u201e\tbis schwach\n5 55\t5?\tschwach\n4\t57\t55\t\u201e\tmit Einschlufs des Fixierzeichens\n3 \u201e\tmittelm\u00e4fsig\tkaum wahrnehmbar doch Fixierzeichen nach oben wandernd\n2 \u201e\t\u201e\t(langsam)\tnicht wahrnehmbar doch Fixierzeichen nach oben wandernd\n1 \u201e\tschwach\tnicht wahrnehmbar\nZeitsckr. f. Sinnesphysiol. 43.\n28","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nTosaku Kinoshita.\nFall C.\nFi \u2014 V2 = 1,9 cm pro Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\t\t| Bewegung des Fixierzeichens nach unten\nD\tNachbild\tj\tNachbild\n30 Sek.\tdeutlich\tschwach\n20 \u201e\t35\t33\n10 \u201e\t33\t33\n5 \u201e\tschwach\tkaum wahrnehmbar\n4 \u201e\t33\t33\t33\n3 \u201e\t\u201e\tbis kaum wahrnehmbar\t33\t33\n2 \u201e\tkaum wahrnehmbar\tnicht wahrnehmbar,Fixierzeichen etwas nach oben wandernd\n1 \u201e\t33\t33\tnicht wahrnehmbar\nAbermals Fi = F2 = 1,9 cm pro Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\tBewegung des Fixierzeichens nach unten\nD \\\tNachbild i\tNachbild\n30 Sek.\ndeutlich\n25\n33\n20\n33\n55\n55\n16\n15\n12\n10\n53\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n8\n55\no\n55\nmittelm\u00e4fsig\n55\n4\n55\n3\n53\nkaum wahrnehmbar schwach\n2\n55\nkaum wahrnehmbar\n1\n\u00bb\nnicht\n55\nmittelm\u00e4fsig\n55\nsehr schwach und mit Einschlufs des Fixierzeichens mittelm\u00e4fsig bis schwach schwach\n55\nsehr schwach aber Fixierzeichen deutlich nach oben wandernd schwach\nkaum wahrnehmbar\n55\n55\n55\nnicht\n53\n33\n53\nJT","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der negativen Bewegungsnachbilder.\n429\nFall D.\nVi = V2 =1,2 cm pro Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\nD\nNachbild\nBewegung des Fixierzeichens nach unten\nNachbild\n30 Sek. 20\n10\n5\n4\n3\n2\n1\n55\n55\n55\nn\n\u00bb\nr>\n55\ndeutlich\nmittelm\u00e4fsig (sehr langsam) schwach\nkaum wahrnehmbar\n55\nnicht\n55\n55\nnicht wahrnehmbar\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\nDie folgende Versuchsreihe bringt Ergebnisse gleicher Art, bei von Fall zu Fall abnehmender Expositionsdauer (D) des Vorbildes.\nFall a.\nD== 30 Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\t\tBewegung des Fixierzeichens nach unten\nVx und V2\tNachbild\tNachbild\n1,9 cm p. Sek.\tdeutlich\tmittelm\u00e4fsig\n1 9 55\t55\t55\ti \u00bb I\tschwach\nFall b.\n1) = 20 Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\t\tBewegung des Fixierzeichens nach unten\nVi und V2\tNachbild\tNachbild\n3,6 cm p. Sek.\tsehr deutlich\tdeutlich\n1 9 5^\t55\t55\t55\tdeutlich\ti I\tschwach\n1 9 55\t55\tn\tmittelm\u00e4fsig\tnicht wahrnehmbar\n28*","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\nTosaku Kinoshita.\nFall c.\nD = 10 Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\t\tBewegung des Fixierzeichens nach unten\nVi und V2\tNachbild\tNachbild\n6,0 cm p. Sek.\tsehr deutlich\tmittelm\u00e4fsig\ng \u00df 55\t5 5\t55\tdeutlich\tschwach\n1 0 5\t55\t55\t55\t\u00bb\t5?\n1 9 55\t55\t55\tschwach\tnicht wahrnehmbar i\nFall d.\nJ) = 5 Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\t\tBewegung des Fixierzeichens nach unten\nVi und V2\tNachbild\tNachbild\n6,0 cm p. Sek.\tmittelm\u00e4fsig\tschwach\nq \u00df *0 }} )} )>\tdeutlich\tyy\n1 0 }) }) )>\tschwach\tkaum wahrnehmbar, Fixierzeichen wandert nach oben\n1 9 X5\"\t55\t55\t55\t55\tnicht wahrnehmbar\nFall e.\nD = 4 Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\t\tBewegung des Fixierzeichens nach unten\nVi und V2\tNachbild\tNachbild\n6,0 cm p. Sek.\tschwach\tkaum wahrnehmbar\n3 \u00df 55\t55\t55\tdeutlich\tschwach\n1 9 X5*/\t55\t55\t55\tschwach\tkaum wahrnehmbar\n1 9 55\t55\t55\t\u25ba yy\tnicht\t\u201e\nFall f.\nD = 3 Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\t\tBewegung des Fixierzeichens nach unten\n\\\\ und V2\tNachbild\tNachbild\n6,0 cm p. Sek.\tschwach\tnicht wahrnehmbar\n9 \u00df 'JyJ 55\t55\t55\tmittelm\u00e4fsig\tkaum\t\u201e\n1 9 a5\u00fc\t55\t55\t55\tschwach\t5 5\t55\n1 9 l5\t55\t55\t55\tkaum wahrnehmbar\tnicht","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der negativen Bewegungsnachbilder.\n431\nFall g. D = 2 Sek.\nBewegung des Objektes nach oben\t\tBewegung des Fixierzeichens nach unten\nFi und V2\tNachbild\tNachbild\n6,0 cm p. Sek.\tschwach\tnicht wahrnehmbar\nyy yy\tyy\t\u201d\tjj\tr\n1 9 ^y^ yy yy\tyy\tkaum wahrnehmbar\t??\trj\n1 9 1 * \u201c )> >> >>\ti yy\tyy\tyy\tyy\nDie Ergebnisse des Versuches lehren uns folgendes:\n1.\tIm allgemeinen zeigt das Bewegungsnachbild, welches bei bewegtem Objekt und ruhendem Auge entsteht, gr\u00f6fsere Deutlichkeit und Dauer als das bei bewegtem Fixierzeichen entstehende.\n2.\tStellt man den Versuch bei gleicher Geschwindigkeit von Objekt und Fixierzeichen, aber wechselnder Fixationsdauer an, so zeigt sich, wie zu erwarten war, dafs bei l\u00e4ngerer Fixierdauer beide Arten der Bewegungsnachbilder deutlicher sind.\n3.\tDafs es f\u00fcr den Fall des bewegten Objektes ein Optimum der Geschwindigkeit f\u00fcr die Entstehung des Nachbildes gibt, ist selbstverst\u00e4ndlich ; ebenso wird es auch f\u00fcr den Fall des bewegten Fixationszeichens sein. F\u00fcr diesen zeigt Fall B, mit einer Geschwindigkeit des Fixationszeichens von 3,6 cm p. Sek. die besten Nachbilder; weniger auffallend ist dieses Optimum bei der Bewegung des Objektes. Wurde der Versuch nach der alten Methode durchgef\u00fchrt, so bekam ich bei V1 = 3,6 cm p. Sek., und D=4 Sek. schon ein deutliches Bewegungsnachbild; wurde die neue Methode angewendet, so erhielt ich bei derselben Geschwindigkeit d. i. F2 = 3,6 cm p. Sek. und D = 20 Sek. ein Bewegungsnachbild, das das deutlichste, und anhaltendste unter den bei der neuen Methode erzielten Nachbildserien war.\nVersuch III.\nEin Versuch \u00fcber den Einflufs der Augenbewegung auf das Bewegungsnachbild.\nDer Versuch bezweckte den Vergleich zweier Nachbilder, von denen das zweite so erzeugt wurde, wie in jenen vorstehenden Versuchen, bei denen das Objekt ruhte und das Auge, in der Orbita festgehalten, durch Senkung des Kopfes bewegt wurde; das erste war aber dadurch hervorgerufen, dafs bei ruhendem","page":431},{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"432\nTosaku Kinoshita.\nObjekte nur der Bulbus, durch die \u00e4ufseren Augenmuskeln bewegt, eine Drehung erfuhr. Die Versuchsanordnung war dieselbe wie bei jenen Experimenten, in denen das B\u00fcrsten des Netzhautbildes \u00fcber die Netzhaut durch Senken des Kopfes bewirkt wurde, nur wird jetzt, in dem Parallelversuch, nicht der Kopf, sondern nur die Blickebene der Augen bei ruhig gehaltenem Kopfe gesenkt.\nDie Ergebnisse sind folgende :\nD = 10 Sek. F2 \u20143,6 cm p. Sek.\nBlofse Bewegung der Augen\tBewegung von Kopf und Augen i\nNachbild\tNachbild 1\nschwach\tdeutlich\n\tmittelm\u00e4fsig\nmittelm\u00e4fsig\tdeutlich\nHieraus ist zu ersehen, dafs das Nachbild nach der Ausf\u00fchrung von Blickbewegungen weniger deutlich ist, als nach der Bewegung des ganzen Kopfes unter Fixation des Bulbus in der Orbita,\nVersuch IV.\nEs hat mich weiter interessiert, ob die Blickbewegungen einen nachweisbaren Einflufs auf die Lebhaftigkeit eines vorhandenen Bewegungsnachbildes aus\u00fcben, da man doch weifs, dafs Helligkeits- und Farbennachbilder w\u00e4hrend einer Blickbewegung,1 wenigstens unter gewissen Umst\u00e4nden, zu verschwinden pflegen.\nIch versuchte denn auch die Sache zu pr\u00fcfen und ben\u00fctzte dazu ein System vertikaler Linien, die auf dem Papier einer senkrechtstehenden Kymographiontrommel aufgetragen, und durch einen Ausschnitt eines Schirmes sichtbar waren, der in seiner Mitte ein Fixationszeichen trug. Dreht man nach Arretierung der Trommel, sobald das Bewegungsnachbild erscheint, seinen Kopf um eine vertikale Achse, wobei die Augen immer auf das Fixier Zeichen gerichtet sind, so sieht man die Linien ganz stille stehen oder es wird ihre Scheinbewegung zum mindesten langsamer und undeutlicher. Herr Prof. Exner und ich selbst sahen das Objekt manchmal ganz still stehen. Herr Prof. Kreide,\n1 Sigm. Exner: Verschwinden der Nachbilder bei Augenbewegungen. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1. 1890. S. 47.","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der negativen Bewegungsnachbilder.\n433\nHerr Dr. Stigler und Herr Castagna, welche gelegentlich in meinem Versuchszimmer anwesend waren, sahen die Bewegung jedoch niemals ganz sistiert, sondern sie nur in eine langsamere und weniger deutliche Bewegung \u00fcbergehen.\nH\u00e4lt man w\u00e4hrend der Seitw\u00e4rtsdrehung des Kopfes pl\u00f6tzlich still, so erscheint das Bewegungsnachbild abermals.\nBewege ich aber den Kopf in der Bahn eines in der Horizontalebene gelegenen Kreisbogens, dessen Zentrum das Visierzeichen ist, so dafs die Medianebene des Kopfes stets im Visierzeichen bleibt (d. h. die Augen ruhen in der Orbita), so sehe ich das Bewegungsnachbild noch, aber mit recht geringer Deutlichkeit.\nDies lehrt, dafs Bewegungsnachbilder durch die T\u00e4tigkeit der Augenmuskeln und Skelettmuskeln ganz oder teilweise zum Erl\u00f6schen gebracht werden.\nZusammenfassung.\n1.\tDas Ph\u00e4nomen des Bewegungsnachbildes wird nicht nur bei bewegtem Objekt und fixierten Augen erhalten, sondern zeigt sich auch, wenn an dem ruhenden Objekt das Fixierzeichen, vorbeibewegt wird. Im letzteren Falle weicht das Nachbild in quantitativer Beziehung jedoch mehr oder weniger von dem des erster en ab.\n2.\tDeutlichkeit und Dauer des Nachbildes sind geringer als bei der alten Methode.\n3.\tBewegungen der \u00e4ufseren Augenmuskeln, sowie Ortsver\u00e4nderungen und Drehungen des Kopfes wirken st\u00f6rend auf das Ph\u00e4nomen.\nWorauf es beruht, dafs gleiches \u201eB\u00fcrsten der Netzhaut bildet\u2019 \u00fcber die Netzhaut\u201c Nachbilder von verschiedener Deutlichkeit erzeugt, vermag ich nicht anzugeben, will aber hervorheben, dafs meines Erachtens die Genauigkeit der Fixation dabei eine Bolle spielen d\u00fcrfte. Es wird kaum m\u00f6glich sein, bei Senkung des Kopfes das sich senkende Fixationszeichen so scharf im Auge zu behalten, wie bei ruhendem Kopf das ruhende Fixationszeichen.\nZum Schl\u00fcsse meiner Ausf\u00fchrungen sage ich Herrn Prof. Sigm. Exner f\u00fcr seine g\u00fctige Anregung und werkt\u00e4tige Unterst\u00fctzung meiner Arbeit, sowie Herrn Assistenten Dr. Stigler f\u00fcr die liebensw\u00fcrdige Beihilfe bei den Beobachtungen, meinen herzlichsten Dank.\n(Eingegangen am 7. Dezember 1908.)","page":433}],"identifier":"lit33543","issued":"1909","language":"de","pages":"420-433","startpages":"420","title":"Zur Kenntnis der negativen Bewegungsnachbilder","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:32:12.998615+00:00"}

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