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Die Schätzung der Bewegungsgröße bei Gesichtsobjekten

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{"created":"2022-01-31T16:48:28.020467+00:00","id":"lit33550","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Fujita, T.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 44: 35-50","fulltext":[{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"35\n(Aus der physikalischen Abteilung des physiologischen Instituts zu Berlin.)\nDie Sch\u00e4tzung\nder Bewegungsgr\u00f6fse bei Gesichtsobjekten.\nVon\nDr. T. Fujita ans Tokio.\nEs ist eine bekannte Tatsache, dafs ein bewegter Gegenstand leichter bemerkt wird als ein ruhender. Das ist besonders beim indirekten Sehen mit peripheren Netzhautteilen der Fall. Exner1 hatte schon nachgewiesen, dafs die Bewegungsempfindung der Netzhaut in den peripheren Teilen relativ sch\u00e4rfer ist als das Distinktionsverm\u00f6gen daselbst. Die absolute Empfindlichkeit der Bewegungswahrnehmung selbst ist allerdings im Netzhautzentrum am gr\u00f6fsten, d. h. die Empfindlichkeitsschwelle ist dort am kleinsten, wie man leicht durch den CzERMAKschen Versuch an Sekundenzeiger einer Taschenuhr beweisen kann.1 Aubert hat durch genaue Messungen festgestellt, dafs die eben merkliche Bewegungsgeschwindigkeit im Zentrum am kleinsten ist, dafs sie nach der Peripherie zunimmt.2\nWie wird nun die L\u00e4nge der Strecke, welche ein bewegter Gegenstand zur\u00fccklegt, im direkten Sehen einerseits, im indirekten Sehen andererseits gesch\u00e4tzt? Wie verhalten sich die Sch\u00e4tzungen zueinander? Durch die Pr\u00fcfung solcher Verh\u00e4ltnisse w\u00e4re auch vielleicht eine Vergleichung der Merkf\u00e4higkeit der zentralen und der peripheren Netzhautteile f\u00fcr Bewegung m\u00f6glich. Wenn eine und dieselbe Bewegungsstrecke in einem Falle l\u00e4nger gesch\u00e4tzt\n1\tExnee, Sitzungsberichte der Wiener Akademie 72, III. Abteilung, S. 161 ff., 1875.\n2\tAubert, Pfl\u00fcgers Archiv 39, S. 362 ff.\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nT. Fajita.\nwird als im anderen Falle, so w\u00e4re zu fragen, ob auch die Bewegungswahrnehmung in einem Falle feiner ist, als im anderen. Exxer hat schon fr\u00fcher zur Unterst\u00fctzung seiner Theorie, dafs die Netzhautperipherie \u00fcberhaupt zur Bewegungswahrnehmung besonders beanlagt sei, ein Experiment angegeben und ist zu dem interessanten Resultat gekommen, dafs beim indirekten Sehen die Bewegungselongation stark \u00fcbersch\u00e4tzt wird.1 Aber die Anzahl der Beobachtungen scheint mir noch nicht hinreichend genug zu sein. Ich habe also eine neue Reihe messender Untersuchungen unternommen. In neuester Zeit hat Basler als Ergebnis seiner Untersuchungen angegeben, dafs die Bewegungsexkursionen auch beim direkten Sehen stark \u00fcbersch\u00e4tzt, unter gewissen Umst\u00e4nden aber untersch\u00e4tzt werden k\u00f6nnen.2 Hierbei handelt es sich ausschliefslich um die kleinsten eben sichtbaren Bewegungen. Bei meinen Y ersuchen f\u00fcr die Sch\u00e4tzungen gr\u00f6fserer Bewegungsstrecken bin ich zu etwas anderen Resultaten gekommen, so dafs die Ver\u00f6ffentlichung meiner Resultate nicht ohne Interesse sein mag. Ich wollte dann noch weiter sehen, ob etwa in verschiedenen Adaptationszust\u00e4nden, im reinen Tagessehen und im reinen D\u00e4mmerungssehen, Unterschiede in der Sch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6fse sich herausstellten, bzw. worauf' solche Unterschiede etwa beruhen k\u00f6nnten.3\nEhe ich die Resultate angebe, werde ich zun\u00e4chst die Untersuchungsmethode beschreiben.\n1\tExner, P flag er s Archiv 38, S. 217\u2014218.\n2\tBasler, Pfl\u00fcgers Archiv 115, S. 585 und 592; 124, S. 322. Diese II. Mitteilung erschien erst nach der Vollendung meiner Versuche, enth\u00e4lt auch die Ergebnisse \u00fcber die Sch\u00e4tzungen der Exkursionsgr\u00f6fsen im dunklen Baume.\n3\tDen An 1 als zu den vorliegenden Untersuchungen gab die von Herrn Prof. Nagel gemachte Beobachtung, dafs im Zustande des D\u00e4mmerungssehens die Bewegungen schwach beleuchteter Objekte h\u00e4ufig gr\u00f6fser erscheinen, als ihrer objektiven Winkelbewegung entspricht. Damit h\u00e4ngt die bekannte Erscheinung des unruhigen Schwankens lichtschwacher Objekte offenbar zusammen. Wie sich aus meinen unten zu beschreibenden Versuchen ergibt, d\u00fcrften diese Erscheinungen freilich kaum auf eine gesteigerte Bewegungsempfindlichkeit des Dunkelauges zur\u00fcckzuf\u00fchren sein, sondern sich eher daraus erkl\u00e4ren, dafs man im dunklen Baum, in dem wenig Gesichtsobjekte sich darbieten, \u00fcber die Gr\u00f6fse ausgef\u00fchrter Augenbewegungen im unklaren ist.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Die Sch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6fse hei Gesichtsobjekten.\n37\nVersuchsanordnung.\nHauptprinzip der Untersuchungsweise war, den Beobachter einen periodisch hin und her bewegten Lichtpunkt im dunklen Raume einmal direkt mit den zentralen, das andere Mal indirekt mit den peripheren Netzhautteilen beobachten und die L\u00e4nge der zur\u00fcckgelegten Strecke sch\u00e4tzen zu lassen. Der Punkt war gr\u00fcn oder rot. F\u00fcr die fovealen Beobachtungen wurden m\u00f6glichst rein die Bedingungen des Tagessehens eingehalten, und das bewegte Objekt leuchtete in rotem Licht von solcher Intensit\u00e4t, dafs es foveal deutlich sichtbar war. F\u00fcr die Bedingungen des D\u00e4mmerungssehens ben\u00fctzte ich einen blaugr\u00fcnen Punkt, dessen Helligkeit eben unter der Schwelle des fovealen Sehens lag. Es wurde hierbei nur mit gut dunkel adaptiertem Auge beobachtet. Die Strecken der Bewegungen konnten innerhalb gewisser Grenzen beliebig ver\u00e4ndert werden.\nEs wurden folgende Sch\u00e4tzungen gemacht:\nIm Adaptationszu- | st\u00e4nde des Auges |\t] f\u00fcr Dunkel\t\t\t\tf\u00fcr Hell\nSch\u00e4tzungen der j Strecken der Be- \\ wegung\tt\tdes gr\u00fcnen Punktes\t\tdes roten Punktes\t\t\nim i\tdirekten Sehen\tindirekten Sehen\t(direkten Sehen)\t(indirekten Sehen)\tdirekten Sehen\nDer f\u00fcr die Bewegung eines Punktes eingerichtete Apparat wurde von Herrn Professor Nagel zur Verf\u00fcgung gestellt:\nDicht vor einem Kasten mit einer elektrischen Gl\u00fchlampe, dessen vordere Seite mit einem Fenster aus Milchglas versehen ist, h\u00e4ngt senkrecht ein dicker Kartonschirm mit einem kleinen kreisrunden Loch, dessen Durchmesser etwa 1/2 cm betr\u00e4gt. Dieser Kartonschirm ist in horizontaler Richtung verschiebbar. Was die Bew^egungsweise dieses Schirmes betrifft, so ist sie nichts anderes als die \u00dcbertragung der Kreisbewegung in die einfache Sinusbewegung, und zwar steht seitlich von dem Kasten eine Drehscheibe mit einem radialen Spalte, in dem an beliebiger Stelle das eine Ende einer Metallstange gelenkig angebracht ist. Das andere Ende dieser Stange ist mit dem Kartonschirm gelenkig verbunden. Beim Drehen der Drehscheibe durch einen","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nT. Fujita.\nElektromotor verschiebt sich also der Kartonschirm hin nnd her. Die Geschwindigkeit der Bewegung ist infolge dieser Anordnung nicht auf der ganzen Strecke gleichm\u00e4fsig, sondern sie ist in der Mitte am gr\u00f6fsten, an beiden Enden d. h. an den Umkehrpunkten gleich Null. An den Gelenken sind kleine Spielr\u00e4ume vorhanden. Der Punkt bleibt also am Umkehrpunkte einen Augenblick stehen, und dann f\u00e4ngt die Geschwindigkeit in entgegengesetzter Richtung wieder zu wachsen an.\nDie Verbindungsstelle der Pleuelstange mit der Drehscheibe ist an deren radialem Spalt verstellbar. Hierdurch erzielt man in gewissen Grenzen die gew\u00fcnschte Bewegungsstrecke. Am Spalte sind Skalenteile in Zentimetern markiert, wobei die Skalenzahlen der Bewegungsstrecke entsprechen m\u00fcssen. Die doppelte Skalenzahl kann also ohne weiteres als wirkliche L\u00e4nge der Verschiebungsstrecke angegeben werden, unter Voraussetzung der unvermeidlichen Fehler von 1\u20142 mm.\nDas Zimmer wurde m\u00f6glichst lichtdicht abgeschlossen, doch kam bei dem ersten Teil meiner Versuche etwas Licht aus dem Lampenkasten heraus, welches bei hohem Dunkeladaptationszustande bemerkt wurde. Jedoch war der dem Schirm entsprechende Teil des Gesichtsfeldes ganz dunkel (der Schirm ist etwa 30 cm hoch und 50 cm lang, der Punkt steht in der Mitte). Das Schimmern der Umgebung schien aber die Beobachtungen und die Sch\u00e4tzungen der Bewegungen gar nicht zu st\u00f6ren, sobald man die ganze Aufmerksamkeit auf den Punkt wendete und nur ihn zu fassen suchte. Doch mufs man bedenken, dafs ruhende Gegenst\u00e4nde in der Umgebung (in diesem Falle das schimmernde Licht) etwaigen Einflufs auf die Sch\u00e4tzungen der Bewegungen aus\u00fcben k\u00f6nnten, wie Aubebt1 und Fleische2 auch bei den Bestimmungen der Schwelle der Bewegungsempfindung beobachteten. Der wahrnehmbare Lichtschimmer lag aber bei unseren Versuchen soweit entfernt von dem bewegten Lichtpunkte, dafs er kaum st\u00f6rend wirkte, und als ich in sp\u00e4teren Versuchsreihen den Schimmer ganz auszuschalten vermochte, \u00e4nderte dies an den Resultaten nichts.\nDie Periode der oszillierenden Bewegung wurde zwischen\n1\tAubert, Pfl\u00fcgers Archiv 40, S. 459 ff.\n2\tFleischl, Gesamte Abhandlungen, Physiolog.-optische Notizen V.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Die Sch\u00e4tzung der Beivegungsgr\u00f6fse bei Gesichtsobjekten.\n39\n1V2\u20142 Sek. gew\u00e4hlt,1 und zwar weil diese erstens aus technischen Gr\u00fcnden leicht zu erhalten war, und zweitens auch f\u00fcr die Sch\u00e4tzungen der Bewegungsgr\u00f6fsen besonders bequem erschien. Gr\u00f6fsere Geschwindigkeit erschwert die Sch\u00e4tzungen.\nDer Beobachter setzt sich vor den Schirm in der Entfernung von einem Meter, die Augen in der H\u00f6he des zu beobachtenden Punktes. Er blickt biuokular nach dem bewegten Punkte, und zwar beim direkten Sehen so bequem wie er will und wie beim gew\u00f6hnlichen Sehen, gleichg\u00fcltig, ob er den Punkt mit dem Blick verfolgt, verfolgen will oder nicht.\nBeim indirekten Sehen w\u00e4hlten wir zun\u00e4chst seitlich exzentrische Netzhautteile. Der Beobachter richtet den Blick nach rechts oder nach links. Nachher wurde das Sehen in vertikaler Exzentrizit\u00e4t gepr\u00fcft; er richtet den Blick nach oben. Um die bestimmte Exzentrizit\u00e4t zu erhalten, benutzten wir entweder einen Fixationspunkt oder einen Orientierungspunkt ; der letztere leuchtet nur bis zum Beginn der Bewegung des Beobachtungspunktes. Der Beobachter richtet den Blick nach der Richtung des eben erloschenen Orientierungspunktes. Dieser wurde manchmal w\u00e4hrend der Beobachtung nur kurz ab und zu beleuchtet, um die ungef\u00e4hre Blickrichtung nicht zu verlieren, die sich im\ndunklen Raum sehr leicht \u00e4ndert.\nDer Beobachter sch\u00e4tzt die L\u00e4nge der zur\u00fcckgelegten Strecke bei beiden Sehweisen und gibt sie in Zentimetern an. Um eine genauere Vorstellung von der L\u00e4nge zu erhalten, \u00fcbten wir uns schon vorher, vor dem Beginn der Beobachtung, im Tageslicht mit einigen Papierstreifen von verschiedenen L\u00e4ngen, deren Breite ungef\u00e4hr gleich dem Durchmesser des Punktes war.\nZum Vergleich mit den oben gemachten Sch\u00e4tzungen im dunklen Raume haben wir auch die Sch\u00e4tzungen der Bewegungen\n1 Diese Periode, zumal U/2\u2014l2/3 Sek., erschien besonders bequem zu sein f\u00fcr unsere Sch\u00e4tzungen. Die H\u00e4lfte dieser Zeit, d. h. die Dauer einer Hin- resp. einer Herbewegung von 3/4 Sek. oder etwas mehr, entspricht merkw\u00fcrdigerweise dem Rhythmus, welcher am genauesten gesch\u00e4tzt wird (Wundt, Physiolog. Psychologie 2, S. 315 f. 1887). Bei Baslers neuesten Unter-\nsuchungen, hei welchen die Elongationen \u00e4ufsert klein waren, sollen die Verschiebungen von 3\u20145 pro Sek. f\u00fcr Sch\u00e4tzungen am g\u00fcnstigsten gewesen sein. Also scheint diese bequeme Periode von der Exkursionsgr\u00f6fse abh\u00e4ngig aber nicht proportional zu sein, und doch auch nicht mit der Ver-\nschiebungsgeschwindigkeit zusammenzuh\u00e4ngen.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nT. Fujita.\neines schwarzen Punktes im hellen Raum ausgef\u00fchrt. Die Einrichtung ist fast gleich wie die obige. Nur wurde der hin und her verschiebliche Kartonschirm, der nun gleichm\u00e4fsig weifs gemacht wurde und auf dem ein schwarzer Punkt angebracht war, stark vergr\u00f6fsert. Seine vertikale Erstreckung ist jetzt 105 cm, die horizontale 140 cm grofs, entsprechend einem 550 bzw. 900 vertikal und 70\u00b0 bzw. 110\u00b0 horizontal sich ausbreitenden Teil des Gesichtsfeldes, je nachdem der Beobachter entweder in 100 cm oder 50 cm Entfernung vom Punkte sitzt. Ein so grofses Feld war n\u00f6tig, damit keine ruhenden Objekte im Gesichtsfelde erkennbar waren, sondern der gr\u00f6fste Teil des Gesichtsfeldes von dem weifsen Schirme eingenommen wurde. Es wurde entweder ganz ohne Fixationszeichen beobachtet, oder es wurde die Spitze eines festen Stabes als solches benutzt.\nBei allen Sch\u00e4tzungen sollte der Beobachter keine Ahnung von der wirklichen L\u00e4nge der Bewegungsstrecke haben. Die Strecke wurde also ohne sein Wissen variiert, und das Resultat des Versuchs ihm nicht mitgeteilt.\nVersuche.\nDie Sch\u00e4tzungen der Bewegungsstrecken wurden in einer Versuchsreihe 5\u201410 mal gemacht, die Summe davon wurde mit derjenigen der wirklichen Werte verglichen und in Prozentsatz umgerechnet und angegeben. So k\u00f6nnen wir die Resultate von verschiedenen Sch\u00e4tzungsreihen miteinander vergleichen, obgleich die Summe der wirklichen Werte im allgemeinen nicht gleich ist. Als Beispiel f\u00fchre ich hier eine der einfachsten Sch\u00e4tzungsreihen an.\nDie erste Kolumne gibt die in 6 Einzelversuchen eingestellten wirklichen Strecken an, die weiteren Kolumnen dann die diesen Strecken entsprechenden Sch\u00e4tzungen unter verschiedenen Versuchsbedingungen. Jede in den weiter folgenden Tabellen angegebene Zahl ist also eine umgerechnete Summe einer Reihe von Beobachtungen.\nDie wirklichen L\u00e4ngen der Bewegungsstrecken, welche gesch\u00e4tzt werden sollten, liegen zwischen 6 und 20 cm, = 3\u00b0,5 \u2014 11\u00b0,5 Gesichts- resp. Drehwinkelgr\u00f6fse des Auges entsprechend, wTenn die Entfernung des Auges vom Punkte 100 cm ist, 7\u00b0\u201422\u00b0, wenn diese Entfernung 50 cm ist.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Die Sch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6fse bei Gesichtsobjekten.\n41\nTabelle I.\nSch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6fse im dunklen Raume (Exzentrizit\u00e4t 300 oberhalb der Fovea). Beobachter Dr. Sch.\nAdaptations- zustand\tDunkeladaptation\t\t\t\t\t\tHell- adaptation\t\nDatum\t3./7. 08\t\t\t4./7. 08\t\t\t17./7. 08\t\nFarbe des Punktes\tGr\u00fcn\t\t\tGr\u00fcn\t\t\tRot\t\n\twirkliche Gr\u00f6fse\tdirektes Sehen\texzentrisch. Sehen\twirkliche Gr\u00f6fse\texzentrisch. Sehen\tdirektes Sehen\twirkliche Gr\u00f6fse\tm \u00a9 rj 5 \u00a3 \u00a3 \u00a9 \u25a0\"O\n\t10\t6\t10\t6\t5\t4\t6\t4\n\t6\t4\t6\t10\t8\t7\t8\t8\n\t10\t6\t8\t15\t12\t13\t1 10 i\t10\n\t15\t8\t14\t20\t15\t14\t15 1\t14\n\t18\t10\t16\t12\t10\t10\t18\t15\n!\t20\t12\t18\t8\t6\t3\t20\t16\n\t15\t8\t10\t6\t4\t2\t15\t12\n\t12\t10\t12\t\t\t\t12\t8\n\t8\t5\t8\t\t\t\t10\t5\n\t6\t4\t6\t\t\t\t6\t4\nSumme\t120\t73\t108\t77\t60\t53\t120\t96\nUmgerechnet auf wirkliche Werte von 100\t100 j\t61\t90\t100\t78\t69\t| 100\t80\n(Siehe Tabelle II und III auf S. 42 u. 43.)\nAus diesen Tabellen ergibt sich folgendes:\n1.\tDafs die Bewegungsgr\u00f6fse eines bewegten isoliert gesehenen Punktes ohne Vergleich mit ruhenden Gegenst\u00e4nden in den meisten F\u00e4llen untersch\u00e4tzt wurde, beim direkten Sehen sogar in allen F\u00e4llen.1\n2.\tDie Untersch\u00e4tzung ist im direkten Sehen erheblicher, als im indirekten Sehen ; d. h. die Sch\u00e4tzungen der Bewegungen im indirekten Sehen sind gr\u00f6fser und\n1 Bei Basler (.Pfl\u00fcgers Archiv 124, S. 322) sind die Bewegungsexkursionen im Dunkeln untersch\u00e4tzt worden, so dafs er meinte, dafs der ExNERSche Satz dabei nicht gelten k\u00f6nnte.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\tT. Fujit a.\nTabelle IL\nDie Sch\u00e4tzungen der Bewegungsstrecke eines Lichtpunktes im dunklen\nBaume im direkten und indirekten Sehen.\n\t\tGr\u00fcn\t\t\t\tRot\t\t\t\t\t\n\t\tDunkeladaptation\t\t\t\tDunkel- adaptation\t\t\tHell- adap- tation\tm\u00e4fsige Llelladap- tation\t\nBeob- achter\tj Datum\tOQ \u00ae \u00d6 <X> i-M U CD \u2022r! ui TS\tse 30\u00b0\tindirekt itlich 400\u2014450\toben 30\u00b0\t-+J M <D 5-i \u2022 r-H\tindij seit!. 35\u00b0\trekt oben 30\u00b0\t-u M <D f-i \u2022 rH r\u00d6\t-4J \u00a9 f-t \u2022 r-H nd\tindirekt seitlich 40\u00b0\u201445\u00b0\nDr. H.\t2.11.1907 4. 5. 8. 13. 14. 22. 23. 27. 29. 29. 30.\t93 90 78 83 87\t\t112 97 102 98 105 88\t| 1 !\t90 87\t\t\t\t91 103 88\t95 92 90 98\n\t\t86\t\t100\t! 1\t\t\t\t94\t94\t\t\nF.\t2.11.1907 4. 5. 7. 21. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 15. 8. 1908 11.9.\ti 71 81 69 78 84 69 80\t93\t109 91 / 79 \\ 95 87\ti 82 84\t77 72\t101\t79 85\t66 75\t80 *97 72 79 71 73\t115 94 88 88 84\n\t76 1\t92\t\t\t\t1\t\t\t\t\t79\t94\t\nDr. Sch.\t3.7. 1908 4. 17. 21. 24. 10. 8. 10. 9.\t61 69 74 62 70 73\t86\t\t90 78 83 63 99 83\t74 66 72 72\t70\t100 73\t80 58 70 77\t\t\n\t\t68\t\t831 71\t\t\t\t\t71\t\t\nDr. T.\t23.1. 1908 6. 2. 20. 7.\t59 56 69 67\tf63\t\t85\t81\t\t\t52 47\t44 50\t58 +65\nS.\t14. 8. 1908\ti 109 |\t|\t\t\t111 106|\t\t\t| 105\t| 79\t\tt\n* M\u00f6glichst fest den Endpunkt der Elongation zu fixieren versucht. + Exzentrizit\u00e4t 25\u00b0.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Die Sch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6fse hei Gesichtsobjekten.\n43\nTabelle III.\nSch\u00e4tzungen der Bewegungsstrecke eines schwarzen Punktes auf einem\nweifsen Schirm in hellem Raum.\nBeob- achter\tim direkten Sehen\t\t\tim direkten Sehen\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\tExzentrizit\u00e4t seitlich\t\t\t\toben\t\t\n\tohne Merk- mal\tMerkmal resp. Fixierzeichen in der Mitte\tMerkmal in 17\u00b0 seitlich\t17\u00b0 mil F\t25-30\u00b0 jFixier- >unkt\t27\u00b0 ohne*\t45\u00b0 mit\t25-30\u00b0 mit\t25\u00b0 oben*\t45\u00b0 mit\nDr H.\t44\t85\t72\tCO oo\t77\t63*\t!\t|\t\t\nDr. F.\t60\t105\t84\t84\t80\t64*\t\t\t\t81\nDr. T.\t38\t101\t71\t67\t\t42*\t78\t\t\t\n>5\t44\t\t\t\t\t\t\t\t50*\t\nDr. Sch.\t\t107\t\t]\t\t\t\t94\t\t\nS.\t88\t\t\t\t\t\t\t103\t\t\n\u2022 \u2022\nrichtiger als im direkten Sehen; sie sind manchmal sogar \u00dcbersch\u00e4tzungen. Im Vergleich mit den ExxERschen Resultaten1, bei welchen die gesch\u00e4tzten Elongationen das 2\u20143 fache der wirklichen betrugen, sind sie jedoch erheblich kleiner. In einigen wenigen F\u00e4llen war bei derselben Person an demselben Tage die Sch\u00e4tzung im indirekten Sehen gleich, ja sogar etwas kleiner wie die im direkten Sehen. Aber das Durchschnittsresultat aus mehreren Tagen zeigt, dafs das Gr\u00f6fserseh\u00e4tzen im indirekten Sehen ziemlich betr\u00e4chtlich ist, und \u00fcber die Schwankungsbreite der einzelnen Sch\u00e4tzungsreihen hinaus ging.\n3. Wenn irgend ein ruhender Gegenstand in der Umgebung des bewegten Punktes vorhanden ist, so wirkt er auf die Sch\u00e4tzungen merklich ein; die Sch\u00e4tzungen werden jetzt genauer und richtiger, besonders ist dies beim direkten Sehen der Fall.\n* Diese Beobachtungen wurden ohne Fixierzeichen ausgef\u00fchrt, und zwar so, dafs der Beobachter nach einer Stelle von gew\u00fcnschter Exzentrizit\u00e4t auf dem bewegten Schirm blickte. Da aber der Schirm fortw\u00e4hrend hin und her bewegt wurde, so konnte das Auge sich nicht sicher auf eine bestimmte Richtung fixieren, sondern oszillierte unwillk\u00fcrlich mit dem Schirm resp. mit dem Punkt gleichsinnig. Die Sch\u00e4tzungsgr\u00f6fsen sind hier merklich klein.\n1 Exner, Pf l\u00fcg er s Archiv 38, S. 218.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nT. Fujita.\nJe n\u00e4her das Merkmal neben dem Punkte steht, desto genauer werden die Sch\u00e4tzungen (s. Tabelle III).\n4.\tF\u00fcr irgendeinen Einflufs der Farbe des bewegten Punktes bietet sich keinerlei Anhalt. Die Versuche mit dem roten und dem gr\u00fcnen Punkte fanden ja auch unter verschiedenen Bedingungen statt, da die Intensit\u00e4t des Gr\u00fcnen in der N\u00e4he des fovealen Schwellenwertes, die des Roten dagegen merklich \u00fcber denselben gehalten wurde. Die Absicht war nicht, die Wirkung verschiedenfarbiger Lichter zu vergleichen, sondern das Verhalten bei zwei Lichtern von sehr ungleichem D\u00e4mmerungswert und hei deutlich verschiedenem Adaptationszustand. Zu bemerken ist \u00fcbrigens, dafs bei rotem Objekt die zentralen und die peripheren Sch\u00e4tzungen h\u00e4ufiger gleich grofs ausfallen, als bei gr\u00fcnem Objekt.\n5.\tAuch beim roten Licht sind geringe Unterschiede der fovealen Sch\u00e4tzungen im Hell- und Dunkeladaptationszustande manchmal vorhanden. So wurde an demselben Tage die Sch\u00e4t-zungsgr\u00f6fse mit der Helladaptation pl\u00f6tzlich kleiner. Die Untersch\u00e4tzungen beim direkten Sehen im hellen Raum (bei schwarzem Punkt) sind st\u00e4rker, als solche im dunklen Raume (bei leuchtendem Punkt). Die peripheren Sch\u00e4tzungen bleiben aber ohne deutliche Unterschiede.\n6.\tVerschiedenheiten der Sch\u00e4tzungen nach den verschiedenen Netzhautmeridianen scheinen vorhanden zu sein. In der horizontalen Exzentrizit\u00e4t sind die meisten Sch\u00e4tzungen grofser als in der oberen. Das ist besonders deutlich bei den in den letzten Zeilen des Beobachters F. angegebenen Zahlen. Es ist aber zu bemerken, dafs die Objektbewegungen stets in horizontaler Richtung stattfanden.\nDie starke Untersch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6fse des isolierten Punktes beim direkten Sehen l\u00e4fst sich wohl daraus erkl\u00e4ren, dafs das Auge den Punkt mit dem Blick verfolgt und daher eine Verkleinerung der Verschiebung des Netzhautbildes stattfindet. Wie das Auge ein schon in der Fovea, der Stelle des deutlichsten Sehens, abgebildetes Objekt nicht mehr zu verlieren strebt, und das gew\u00f6hnliche Augenmafs auch gewissermafsen durch das Betasten des Objekts mit dem bewegten Blick geschieht, so ist es jetzt bei der Messung der Bewegungsgr\u00f6fse nicht anders. Aber auch hier wird die genaue Bewegungsgr\u00f6fsenwahrnehmung resp.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Die Sch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6fse bei Gesichtsobjekten.\n45\n-Sch\u00e4tzung nicht durch die Empfindung der Augenbewegung, sondern haupts\u00e4chlich durch die Gr\u00f6fse des Netzhautbildes entstehen. Eine durch den dem Objekt folgenden Blick gemessene und in Ged\u00e4chtnis behaltene Gr\u00f6fsensch\u00e4tzung ist, wie von y. Kries genau untersucht wurde, h\u00e4ufig sehr falsch.1 Das Auge bewegt sich sehr leicht, ohne dafs man sich der Bewegung bewufst wird, so dafs auch dadurch die sogenannte autokinetische Empfindung (Exner) hervorgerufen werden kann.2 Trotzdem man eine Stelle auf der Bewegungsstrecke zu fixieren versucht, folgt doch der Blick unwillk\u00fcrlich der Objektbewegung, was man bei der Beobachtung leicht bemerken kann. Wenn also ein Merkmal oder ein Fixationszeichen daneben angebracht wird, so entsteht nun eine viel genauere Sch\u00e4tzung.3\nDie Erscheinung des Gr\u00f6fsersch\u00e4tzens der Bewegung im indirekten Sehen stimmt mit der Sch\u00e4tzung der Bewegungsgeschwindigkeit des Gesichtsobjektes \u00fcberein, welch letztere beim indirekten Sehen und zwar beim Fixieren eines ruhenden Objekts gr\u00f6fser wird als beim direkten. Also macht das Verfolgen des bewegten Objekts mit dem Blick, d. h. die Augenbewegung in der Dichtung der Objektbewegung, die Sch\u00e4tzungen in beiden Beziehungen ungenau.4 Man darf aber nicht ohne weiters meinen, dafs, damit die Geschwindigkeit gr\u00f6fser gesch\u00e4tzt werde, die zur\u00fcckgelegte Strecke gr\u00f6fser sein m\u00fcfste, und dafs die Strecke deshalb gr\u00f6fser gesch\u00e4tzt werden w\u00fcrde, weil die Geschwindigkeit gr\u00f6fser erscheint, sondern die Geschwindigkeitsunterscheidung geht meist direkt aus der Bewegungsempfindung hervor, ohne irgendwelche \u00dcberlegung des Verh\u00e4ltnisses des Baumes und der Zeit, was\n1\tv. Kries, Beitr\u00e4ge zur Lehre vom Augenmafs, Helmholz - Festschrift 1891.\n2\tvgl. Nagels Handbuch 3, S. 374.\n3\tDie von Basler (Ff l\u00fcg er s Archiv 115, S. 585 und S. 592, 124, S. 322) angegebene \u00fcber zehnfache \u00dcbersch\u00e4tzung bei Tagesbeleuchtung kann, abgesehen von dem Vorhandensein von Vergleichsgegenst\u00e4nden, auch dadurch bedingt sein, dafs die Exkursionen so klein waren, dafs sie sich unseren Erfahrungen entziehen (unter 1 mm, sogar einige Vioo mm). Die \u00fcberhaupt als Bewegung gesehene Exkursion m\u00fcfste vom Beobachter stets so beurteilt werden, dafs sie \u00fcberhaupt eine mit blofsem Auge mefsbare Strecke zur\u00fccklegte. Bei gr\u00f6fseren Exkursionen k\u00f6nnten so starke \u00dcbersch\u00e4tzungen nicht mehr Vorkommen.\n4\tv. Fleischl, Gesammelte Abhandlungen, physiolog. optische Notizen V, S. 164 f.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nT. Fujit a.\naber bei der Sch\u00e4tzung der Hin- und Herbewegung von einer gewissen Bedeutung ist.1\nAls das zweite die Sch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6fse beeinflussende Moment ist die gegen die Netzhautperipherie abnehmende Bewegungsempfindlichkeit anzunehmen. Man h\u00e4tte von vornherein vermuten k\u00f6nnen, dafs die Sch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6fse im direkten Sehen gr\u00f6fser sein m\u00fcsse als im indirekten Sehen, wie es bei der Bewegungsempfindlichkeit der Fall ist. Aber umgekehrt ist die Sch\u00e4tzung beim direkten Sehen, wie eben besprochen, kleiner. Unter den Sch\u00e4tzungen im indirekten Sehen und zwar beim Anbringen des Fixationszeichens in verschiedenen Exzentrizit\u00e4ten, kann man sehen, dafs die Sch\u00e4tzung mit den gr\u00f6fseren Exzentrizit\u00e4ten etwas kleiner wird. Aber diese Verst\u00e4rkung der Untersch\u00e4tzung gegen die Peripherie ist nicht so stark wie man erwarten k\u00f6nnte 2, sondern sie ist sehr gering. Also hat die Bewegungsempfindlichkeit in der Netzhautperipherie keinen direkten Zusammenhang mit dem Gr\u00f6fsersch\u00e4tzen der Strecke einer Hin- und Herbewegung. Auch scheint der Einflufs der dem Distinktionsverm\u00f6gen gegen\u00fcber relativ gr\u00f6fseren Sehsch\u00e4rfe f\u00fcr Bewegungswahrnehmung auf die Sch\u00e4tzungen kaum vorhanden zu sein, wie aus den Tabellen III und V (S. 43 u. 49) zu ersehen ist. Die Verh\u00e4ltnisse der Sch\u00e4tzungen der Bewegungs-\n1\tWie deutlich die Augenbewegung in der Richtung der Objektbewegung oder nach der entgegengesetzten Richtung von Einflufs ist f\u00fcr die Bewegungswahrnehmung, ist schon aus der Tatsache zu erkennen, welche von Aubert beschrieben aber unerkl\u00e4rt gelassen war (Pfl\u00fcgers Archiv SO, S. 370). Bei der Vergleichung und Unterscheidung der Geschwindigkeit zweier Objektbewegungen, welche nebeneinander je auf einem Zylinder nach rechts verlaufen, kommen bestimmte Fehler vor, welche darin bestehen, dafs die Geschwindigkeit der Objektbewegung auf dem linken Zylinder stets relativ kleiner (langsamer) gesch\u00e4tzt wurde. Es d\u00fcrfte die Folge davon sein, dafs bei der Blickwendung von rechts nach links scheinbare Beschleunigung der Rechtsbewegung, bei dem Wegsehen von links nach rechts aber, d. h. in der Richtung der Bewegung, scheinbare Verlangsamung der Linksbewegung hervortritt.\n2\tAubert (a. a. O. S. 362) hat die eben als Bewegung wahrnehmbare Geschwindigkeit f\u00fcr verschiedene Exzentrizit\u00e4ten von der Fovea bis 10\u00b0 festgestellt. In der neuesten Zeit haben Ruppert (diese Zeitschrift 42, S. 409) und Basler (Pfl\u00fcgers Archiv 115, S. 585) \u00fcber Bewegungsempfindung f\u00fcr Winkelverschiebung in einer Zeiteinheit genau untersucht. Nach diesen Angaben ist die Abnahme der Bewegungsempfindlichkeit gegen die Peripherie sehr rapid.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Die Sch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6fse bei Gesichtsobjekten.\n47\ngr\u00f6fse zu denen der Linienl\u00e4nge im direkten Sehen und im indirekten Sehen weichen voneinander nicht ab. Nur beim Beobachter H. ist das Verh\u00e4ltnis im indirekten Sehen betr\u00e4chtlich gr\u00f6fser als im direkten Sehen gewesen.\n\u00dcbrigens kann auch T\u00e4uschung \u00fcber die Entfernung des Beobachters von dem bewegten Objekt eine Ursache mancher Untersch\u00e4tzungen sein. Die Entfernung des Lichtpunktes vom beobachtenden Auge wird oft zu klein taxiert, besonders beim Beobachten im Dunkeladaptationszustande, da dabei das Gesichtsfeld wegen des starken Eigenlichtes schimmernd erscheint und der Lichtpunkt infolgedessen in scheinbar schw\u00e4cherer Lichtst\u00e4rke als sonst im schimmernden Gesichtsfelde schwebt. Dadurch k\u00f6nnte vielleicht die h\u00e4ufig vorkommende merkliche Verschiedenheit der Sch\u00e4tzungen der Bewegung des roten Punktes im Dunkel- und im Helladaptationszustande entstehen. In jedem Falle ist die Sch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6fse bald nach Beginn des Abbruchs des Hellaufenthaltes ungenauer als sp\u00e4ter.\nF\u00fcr die unter 5 (S. 44) beschriebene Verschiedenheit zwischen den Sch\u00e4tzungsgr\u00f6fsen im hellen Baume und denen im dunklen Baume weifs ich eine ganz befriedigende Erkl\u00e4rung nicht zu geben. Sie k\u00f6nnte die Folge der verschiedenen Sicherheit der Entfernungssch\u00e4tzung sein. Nur f\u00fcge ich hinzu, dals der bewegte gleichm\u00e4fsig weifse Schirm, auf welchem der Punkt angebracht war, als solcher erkannt, (da eine absolut gleichm\u00e4fsig weifse Fl\u00e4che nicht zu erzielen war) und auch als bewegt erkannt wurde, w\u00e4hrend im Dunkeln aufser dem bewegten Punkte nichts zu sehen war.\nWenn ich nun das oben Mitgeteilte kurz zusammenfasse, so ist die Sch\u00e4tzung der Strecken-gr\u00f6fse bei Hin- und Herbewegung eines isoliert gesehenen Punktes meist eine Untersch\u00e4tzung; die Sch\u00e4tzungen sind im indirekten Sehen gr\u00f6fser, also richtiger; die Netzhautperipherie ist in bezug auf solche Sch\u00e4tzungen in einer g\u00fcnstigeren Lage, und besitzt relativ st\u00e4rkere Merkf\u00e4higkeit f\u00fcr Bewegungen.\nDie Objektbewegung war bei meinen Versuchen eine hin-und hergehende. Das Ergebnis k\u00f6nnte sich also anders darstellen, wenn das Objekt sich immer nur nach einer Bichtung bewegte. Letzterenfalls d\u00fcrfte die Beziehung der Streckensch\u00e4tzung zur","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nT. Fujita.\nGeschwindigkeit der Objektsbewegnng und zu der Sch\u00e4rfe der Bewegungswahrnehmung in verschiedenen Exzentrizit\u00e4ten der Netzhaut viel inniger und betr\u00e4chtlicher sein.1\nDie Versuche bei noch mehreren anderen Exzentrizit\u00e4ten durchzuf\u00fchren, habe ich noch nicht Gelegenheit gehabt; doch ergiebt sich, so weit wie es untersucht worden ist, dafs kein grofser Unterschied bei anderen Exzentrizit\u00e4ten Vorkommen w\u00fcrde. Nur in der \u00e4ufsersten Netzhautperipherie k\u00f6nnte ein anderes Verhalten vorhanden sein.\nUm die Beziehungen zwischen den Sch\u00e4tzungen der Bewegungsstrecken und denen der Linienl\u00e4ngen, die relativ gr\u00f6fsere Genauigkeit der Bewegungsstreckensch\u00e4tzungen im Vergleich mit Liniensch\u00e4tzungen beim direkten sowie beim indirekten Sehen zu untersuchen, habe ich noch folgende Versuche angestellt.\nBei den Untersuchungen im dunklen Raume wurde an Stelle des beweglichen Lichtflecks ein horizontaler Lichtstreif gesetzt, welcher die gleiche Breite hatte, wie der Durchmesser des Flecks in den fr\u00fcheren Versuchen. Die L\u00e4nge liefs sich beliebig ver\u00e4ndern. Bei den Untersuchungen im hellen Raume wurden verschieden lange schwarze Papierstreifen verwendet, welche auf dem grofsen weifsen Schirm an Stelle des Punktes horizontal angeklebt und je nach dem Belieben gewechselt wurden.\nDie Resultate der Sch\u00e4tzungen werden in den nebenstehenden Tabellen IV und V angegeben. \u2014 Jede Zahl bedeutet die Summe einer Reihe von Sch\u00e4tzungen, welche auf den wirklicher Wert von 100 umgerechnet ist. In einer Zeile stehende Zahlen sind Ergebnisse an einem und demselben Tage ausgef\u00fchrter Sch\u00e4tzungen.\nDie Sch\u00e4tzungen der Linienl\u00e4ngen im direkten Sehen sind\nim Gegensatz zu denen der Bewegungsstrecken meistens genauer\n_\u2022 \u2022\nund richtiger, dabei gr\u00f6fser als die im indirekten Sehen. \u00dcbersch\u00e4tzungen sind aber nicht selten und zwar manchmal ziemlich stark. Beim indirekten Sehen sind die L\u00e4ngensch\u00e4tzungen, sowohl im dunklen wie im hellen Raume, kleiner als die beim direkten Sehen gemachten (Tabelle IV). Gelegentlich fallen sie\n1 Basler (Ff l\u00fcg er s Archiv 124, S. 326) bemerkt, dafs das Urteil der Exkursionen bei Hin- und Herbewegung besonders g\u00fcnstig ist, ein Eindruck, den auch ich gewann.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Die Sch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6fse bei Gesichtsobjekten.\n49\nTabelle IV.\nSch\u00e4tzungen der L\u00e4nge der Lichtstreifen im dunklen Raume im Dunkeladaptationszustande (binokulare Beobachtung). Der Farbenunterschied hat keine besondere Bedeutung; rot war viel heller beim direkten Sehen\nals gr\u00fcn.\n\t\tGesch\u00e4tzte L\u00e4ngen\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\tGr\u00fcn\t\t\t\t\tRot\t\n\tWirk- liche L\u00e4nge\t\t\t\t\t\t\t\t\nBeob- achter\t\tdirek-\tindirektes\t\tSehen\tdirek-\tindirektes\t\tSehen\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\ttes\tseitlich\t\toben\ttes\tseitlich\t\toben\n\t\tSehen\t\t\t\tSehen\t\t\t\n\t\t\t25\u00b0\t40\u00b0\t25\u00b0\u201427\u00b0\t\t25\u00b0\t40\u00b0\t25\u00b0\u2014-27\u00b0\nDr. H.\t100\t\t\t\t\t98\t\t80\t\nF.\t\t\t\t\t\t99\t\t63\t\n\t\t118\t\t\t100\t111\t\t\t85\n\t\t97\t65\t57\t81\t105\t73\t62\t86\n\t\t95\t74\t67\t\t107\t77\t\t\nDr. Sch.\t\t140\t\t\t147\t149\t\t\t114\nI\t\t\t\t\t\t121\t110\t98\t140\n!\t\t\t\t\t\t117\t96\t\t\nS.\t\t125\t155\t132\t142\t\t\t\t\nTabelle V.\nSch\u00e4tzungen der L\u00e4ngen der schwarzen Linien im hellen Raum.\n\t\tGesch\u00e4tzte L\u00e4nge\t\t\t\t\nBeobachter\tWirk- liche L\u00e4nge\t\tindirekt\t\t\t\n\t\tdirekt\tseitlich\t\toben\t\n\t\t\t25\u00b0\u201430\u00b0\t45\u00b0\t25\u00b0\u201430\u00b0\t45\u00b0\nDr. H.\t100\t124\t100\t\t\t\nDr. F.\t\t105\t86\t79\t92\t100\nDr. J.\t\t98\t\t,117\t102\t\n\t\t\t\t1102\t\t\nDr. Sch.\t\t115\t\t\t105\t\n\t\t117\t\t\t105\t\naber auch gr\u00f6fser aus. Es kann auch eine Lichtlinie beim indirekten Sehen \u00fcbersch\u00e4tzt werden.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 44.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nT. Fujita.\nSolche \u00dcbersch\u00e4tzungen bei beiden Sehweisen kamen merkw\u00fcrdigerweise auch vor, als der Beobachter, unter Kontrolle mit den Papierstreifen von bekannten L\u00e4ngen direkt vor oder nach der Beobachtung, die gesch\u00e4tzte L\u00e4nge angab.\nEs zeigt sich also, dafs der Unterschied zwischen den Sch\u00e4tzungen der Bewegungsstrecken und denen der Linienl\u00e4ngen beim direkten Sehen sehr bedeutend ist, w\u00e4hrend derselbe beim indirekten Sehen sehr klein bleibt, und dafs der Einflufs der dem Lokalisationsverm\u00f6gen gegen\u00fcber relativ sch\u00e4rferen Bewegungsempfindlichkeit der Netzhautperipherie auf die Sch\u00e4tzungen kaum heraus zu finden ist.\nAufserdem habe ich gefunden, dafs unter den Sch\u00e4tzungen im binokularen indirekten Sehen etwa von gleichen Exzentrizit\u00e4ten solche, bei welchen mit den oberen Netzhautteilen beobachtet wurde, gr\u00f6fser ausfallen, als solche mit den seitlichen Netzhautteilen. Bei mir als Beobachter sind die Sch\u00e4tzungen beim indirekten Sehen mit den temporalen Netzhautteilen des rechten Auges merklich kleiner, als die mit den nasalen \u00fc eilen des linken Auges.1 Ob diese letzte Erscheinung mit der Gr\u00f6fsen-t\u00e4uschung bez\u00fcglich der Schenkel eines Kreuzes bei Feilchexeelds Untersuchungen2 im Zusammenhang steht, ob die Sch\u00e4tzungsverschiedenheiten nach verschiedenen Netzhautmeridianen mit den Empfindungskreisen resp. Sehsch\u00e4rfen und mit den Sehfeldausdehnungen in \u00dcbereinstimmung ist, dar\u00fcber bedarf es noch genauerer Untersuchungen.\nZum Schl\u00fcsse sei es mir gestattet, Herrn Prof. Dr. W. Nagel f\u00fcr die freundliche Anregung und stetigen Anweisungen meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen. Auch den Herren Kollegen Dr. Hexius, Dr. Schwab und Dr. Takamatsu m\u00f6chte ich an dieser Stelle f\u00fcr die freundliche Beihilfe herzlich danken. Besonders f\u00fcge ich hinzu, dafs ich diese Arbeit mit Herrn Dr. Hexius gemeinsam angefangen habe.\n1\tMyopie links \u20142, rechts \u20144 D., korrigiert.\n2\tFeilchenfeld, G-raefes Archiv f. Ophthabnologie 53, S. 401. Guillery, \u00dcber das Augenma.Cs der seitlichen Netzhautteile, Zeitschrift f. Psychologie 10.","page":50}],"identifier":"lit33550","issued":"1910","language":"de","pages":"35-50","startpages":"35","title":"Die Sch\u00e4tzung der Bewegungsgr\u00f6\u00dfe bei Gesichtsobjekten","type":"Journal Article","volume":"44"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:48:28.020472+00:00"}

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