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Über die Lage der physiologischen Doppelbilder

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{"created":"2022-01-31T16:50:00.215966+00:00","id":"lit33554","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Lohmann, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 44: 100-115","fulltext":[{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\n(Aus der k\u00f6niglichen Universit\u00e4tsklinik und Poliklinik f\u00fcr Augenkranke.\nM\u00fcnchen. Vorstand: Prof. Dr. Eversbusch.)\n\u00dcber die Lage der physiologischen Doppelbilder.\nVon\nDr. med. W. Lohmann,\nPrivatdozent und Oberarzt.\nMit 8 Textfiguren.\n1. Yornotiz \u00fcber die Literatur.\nDie von Aguilonius gegebene Formulierung des Problems-von der Lage der Doppelbilder hat bis in den Anfang des vorigen Jahrhunderts die Forscher befriedigt; noch Joh. M\u00fcller war der Ansicht, dafs die Doppelbilder im Horopter, i. e. in gleicher Entfernung wie der fixierte Punkt, gelegen seien.\nEine genauere Besch\u00e4ftigung mit den physiologisch-optischen Fragen, wie sie seit dieser Zeit einsetzte, tat die Unhaltbarkeit jener Annahme und die Notwendigkeit einer neuen L\u00f6sung dar.\nW\u00e4hrend Meissner1 zu der Auffassung kam, dafs den Doppelbildern \u00fcberhaupt kein Ort zukomme, verlegte A. Nagel2 sie in die \u201eProjektionsfl\u00e4chen\u201c. Darunter verstand Nagel Kreise, die um die Knotenpunkte des Auges mit dem Abstand des fixierten Punktes als Radius beschrieben sind. Konstruiert man diese Kreise und zieht die Projektionslinien eines in der Medianlinie zwischen Fixierpunkt und Augen gelegenen Punktes, so schneiden sie die Kreise in Punkten, die der Lage der gekreuzten Doppelbilder wenigstens ann\u00e4hernd gerecht werden ; f\u00fcr die gleich-\n1\tBeitr\u00e4ge zur Physiologie des Sehorgans. Leipzig 1854.\n2\tDas Sehen mit zwei Augen. Leipzig u. Heidelberg 1861.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Lage der physiologischen Doppelbilder.\n101\nnamigen Doppelbilder bietet hingegen diese Konstruktion durchaus keine entsprechende Lokalisierung.\nHering- und Helmholtz zeigten ungef\u00e4hr gleichzeitig und unbeeinflufst1 voneinander, dafs die Doppelbilder in gleicher Entfernung gesehen werden, in welcher der sie erzeugende Gegenstand gelegen ist. Von Hering wurde die alte Frage nach der Lage der Doppelbilder besonders in den Brennpunkt des Interesses gestellt, da er sie zur St\u00fctze und Begr\u00fcndung seiner Auffassung des Sehorgans heranzog. Weil Herings Theorien f\u00fcr den Raumsinn sich heute sehr grofser Anerkennung erfreuen, ist die Betrachtung der Doppelbilder in Zusammenhang mit diesen Theorien von besonderer Wichtigkeit.\nNach Hering wird bekanntlich der Tiefeneindruck durch die gegensinnig in beiden Netzh\u00e4uten angeordneten Tiefengef\u00fchle hervorgerufen. Bei Verschmelzung der beiden monokularen Eindr\u00fccke zu dem trimensionalen einheitlichen Eindruck kann man von stereoskopischen Sehen im engeren Sinn reden; aber auch beim Doppelsehen, und zwar nur auf Grund querdistanter Doppelbilder, tritt eine Tiefenwahrnehmung ein. Der erste Fall \u2014 der binokularen Verschmelzung \u2014 stellt nur einen pr\u00e4zisen Spezialfall f\u00fcr die Tiefenwahrnehmung mit querdisparaten Netzhautelementen dar (Tschermak). \u2014Was die Breitendistanz der Doppelbilder angeht, so gilt nach Hering das Gesetz der identischen Sehrichtungen. \u00dcbertr\u00e4gt man im imagin\u00e4ren Cyklopenauge die Winkelabweichung des das Doppelbild verursachenden Punktes von der Sehrichtung des betreffenden Auges auf die gemeinschaftliche, in der Medianlinie des Kopfes gelegene Sehrichtung, so hat man die Richtung der Lage des Doppelbildes.\nEine vorurteilsfreie Nachpr\u00fcfung der Lage der Doppelbilder kann zum Pr\u00fcfstein dieser Anschauungen Herings werden; eine experimentelle Begr\u00fcndung ist ebenso unerl\u00e4fslich wie es andeiei-seits keineswegs feststeht, ob die Lage der Doppelbilder, wie sie v. Martini2 3 auf Grund richtiger Erfahrungstatsachen in Kombination mit logisch-mathematischen Deduktionen festlegt, der Wirklichkeit entspricht.\n1 Hering, in Hermanns Handbuch der Physiologie Seite 427 : Hering betonte zuerst nachdr\u00fccklich,........\u201c Helmholtzs, Physiol. Optik : \u201eIch habe\nschon fr\u00fcher . . . (1864) und Hering hat best\u00e4tigt.\n3 Mitteilungen d. Thurgauer naturf. Gesellschaft 1888.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nW. Lohmann.\nExperimentelle Pr\u00fcfungen unseres Problems liegen aus j\u00fcngerer Zeit vor von Tschebmak - H\u00f6eer 1 und Peeieer 1 2. Sie beziehen sich auf die Tiefenlokalisation der Doppelbilder ;\nferner, was die Bez\u00fcglichkeit der Doppelbilder aufeinander an-\n\u2022 \u2022\ngeht, von Heine3. Uber die Breitenlokalisation und die Frage, wie die lineare Entfernung der Doppelbilder voneinander sich zum Sehapparat verh\u00e4lt, liegen meines Wissens keine n\u00e4heren Untersuchungen vor.4\n2. Die Tiefenlokalisation der Doppelbilder.\nTschermak-H\u00f6eers Experimente wurden nach Ausschaltung aller empirischen Momente teils bei Dauer- teils bei Momentreizen ausgef\u00fchrt; verwendet wurde eine Versuchseinrichtung mit Fixierpunkt und zwei je in Doppelbildern erscheinende Nadeln. Eine, die Standnadel, war fixiert; die andere, die Pr\u00fcfnadel, konnte in ihrer Stellung nach Mafsgabe der Direktion des Experimentierenden variiert werden. Es stellte sich bei diesen Versuchen heraus, dafs die Gleichheitsbreite, innerhalb deren die Pr\u00fcfnadel noch in gleicher Entfernung wie die Standnadel erschien, zunahm, wenn der Abstand zwischen Fixierpunkt und Nadel gr\u00f6fser wurde; ebenso war dies der Fall, wenn das Objekt auf exzentrischere Partien der Netzhaut fiel. Die Versuche bei Momentreizen hatten im wesentlichen dasselbe Ergebnis wie die bei Dauerreizen. Tschermak und H\u00f6fer kamen zu dem Schlufs, dafs die Genauigkeit dieses unzweifelhaft binokularen Lokalisationsverm\u00f6gens sich als keineswegs unbetr\u00e4chtlich erwies.\nPeeieer bem\u00e4ngelte in seiner Arbeit an diesen Versuchen, dafs es sich um die Ermittlung der Empfindlichkeit beider Augen f\u00fcr Tiefenunterschiede im indirekten Sehen handele ; \u00fcber den Ort, wo die Doppelbilder gesehen w\u00fcrden, sagten die Untersuchungen nichts aus. Tschermak hinwiederum hat sich in\n1\tArchiv f. d. ges. Physiologie 98.\n2\tW un dt s psychologische Studien 2, 107.\n3\tArchiv f. d. ges. Physiologie 104.\n4\tPfeifers Angabe, dafs Helmholtz (\u00dcber den Horopter 1864, Archiv f. Ophthalm 10) das Gesetz der identischen Sehrichtung bei seinen Versuchen best\u00e4tigt fand, konnte ich an der zitierten Stelle nicht als zutreffend best\u00e4tigen; wenigstens finden sich bei Helmholtz keine messenden Untersuchungen.","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Lage der physiologische?i Doppelbilder.\n103\neiner neueren Arbeit1 H\u00f6febs gegen diesen Einwurf verwahrt und bezeichnet Pfeifebs Ausspruch : \u201eDer \u00c4hnlichkeit des litels zufolge k\u00f6nnte man versucht sein anzunehmen, dafs die Problemstellung dort wie hier dieselbe sei. Das ist keines des lall,\u201c als sachlich unzutreffend.\nUnd doch, meine ich, liegt in Pfeifebs Einwendung ein logisch begr\u00fcndeter Einwurf. Denn gesetzt den Fall, die Tiefenlokalisation der Doppelbilder sei ungenau, so ist gerade dadurch eine Fehlerquelle f\u00fcr ihre Bemessung gegeben, wenn man wiederum Doppelbilder zum Mafsstab nimmt; es erscheint a priori zuf\u00e4llig, ob der Spielraum gleicher Tiefe f\u00fcr die Doppelbilder vergr\u00f6fsert\noder verringert angegeben wird.\nTats\u00e4chlich aber ergab die Konstanz der Tscheemak-H\u00d6FEBschen Erhebungen f\u00fcr den Satz, dafs mit dem Sehen in Doppelbildern eine Tiefenempfindung von erheblicher subjektiver Bestimmtheit verkn\u00fcpft sei, eine zahlenm\u00e4fsige St\u00fctze.\nTheoretisch ist die Untersuchungsmethode Pfeifebs entschieden jener Tscheemaks \u00fcberlegen; denn es wird bei ihm der durch Doppelbilder erzeugte Tiefeneindruck verglichen mit einem pr\u00e4zis binokul\u00e4r einfach erfafsten Tiefeneindruck. Dieser Umstand wird durch eine an bestimmtem Punkte eingeschaltete Spiegel Vorrichtung erreicht.\nEin Punkt wird binokular fixiert, w\u00e4hrend ein gerade vor ihm sich befindlicher in Doppelbildern erscheint. W\u00e4hrend nun die Fixierung vom ersten Punkt zu dem in Doppelbilder zer-f\u00e4llten \u00fcbergeht, wird durch Spiegel\u00e4nderung eine Punktorientierung substituiert, bei welcher der nunmehr zu fixierende Punkt dieselbe Entfernung wie in der ersten Anordnung besitzt. Es wurde dann ein Urteil dar\u00fcber verlangt, ob das vorher einfach gesehene Objekt oder das jetzt in Doppelbildern wahrgenommene\nsubstituierte Objekt n\u00e4her stand.\nWenn somit gegen\u00fcber der TscHEBMACKschen Versuchsanordnung ein pr\u00e4ziserer Mafsstab gewonnen wurde, so darf andererseits nicht vergessen werden, dafs es sich um einen sukzessiven Vergleich handelt, der wiederum der simultanen Abmessung, die bei Tschebmak Verwendung fand, an Genauigkeit\nnachstehen mufs.\n1 Beitrag zur Lehre vom Augenmafs bei zwei\u00e4ugigem und ein\u00e4ugigem Sehen. Archiv f. d. gesamte Physiologie 115.","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nW. Lohmann.\nNach Pfeifer werden ungekreuzte Doppelbilder in weit gr\u00f6fsere Entfernung als das bez\u00fcgliche stereoskopisch einfach gesehene Objekt verlegt; diese \u00dcbersch\u00e4tzung nimmt zu mit der Gr\u00f6fse des Abstandes des in Doppelbilder zerf\u00e4llten Objektes vom Blickpunkt. Bei gekreuzten Doppelbildern fand sich f\u00fcr Distanzen von 80\u2014150 cm des Fixationspunktes vom Beobachter eine ann\u00e4hernde \u00dcbereinstimmung in der Auffassung von Tiefendistanzen f\u00fcr direktes Einfach- und binokulares Doppeltsehen. Bei gr\u00f6fserer Entfernung des Fixationspunktes fand sich eine \u00dcbersch\u00e4tzung, f\u00fcr gr\u00f6fsere N\u00e4he schien eine Distanzuntersch\u00e4tzung Platz zu greifen.\nDie Tiefenempfindung von Doppelbildern ist keine zeitlich unbegrenzte. Nur im Anfang besteht pr\u00e4zise Tiefenempfindung, w\u00e4hrend nach einer gewissen \u2014 individuell verschiedenen \u2014 Zeit nach Tschermak und H\u00f6fer die beiden unokularen Eindr\u00fccke geradezu in dieselbe Entfernung wie der fixierte Punkt r\u00fccken. Diese Unstetheit der Tiefenlokalisation hatte schon Hering- bemerkt und in ihr eine wesentliche St\u00fctze seiner Annahme der Tiefengef\u00fchle der Netzhaut erblickt. Er sagt: \u201eDie beiden Trugbilder eines auf entsprechenden Netzhauth\u00e4lften liegenden Doppelbildes haben entgegengesetzte Tiefenwerte .... Fixiere ich anhaltend und fest, und konzentriere meine Aufmerksamkeit auf die fixierte Stecknadel, so tritt das eine Trugbild pl\u00f6tzlich hinter die Stecknadel und erscheint mit solcher Energie jenseits derselben, dafs ich diesen Eindruck durchaus dem zwingenden Eindruck vergleichen mufs, mit welchem Stereoskopenbilder sich in der Tiefe ausbreiten.\u201c Peeieeb hat diese Tiefeninversion, wie sie Hering beschreibt, ebenfalls einer n\u00e4heren Pr\u00fcfung unterzogen. Er beobachtete, dafs man in der Erzeugung von Lagever\u00e4nderungen eine solche \u00dcbung bekommen k\u00f6nne, dafs man die einzelnen Halbbilder gleich B\u00e4llen im Baum umherwerfen k\u00f6nne. W\u00e4hrend Hebing den steten Eindruck einer partiellen Inversion betont, der mit grofser Energie bei ihm auftrete, konnte Peeifeb bei sich eine grofse Labilit\u00e4t nachweisen gegen\u00fcber einer grofsen Konstanz der Verlegung in die Tiefe des die Doppelbilder erzeugenden Objektes.\nWenn also Pfeifer betont, dafs die nach der nativistischen Theorie a priori zu erwartende Lokalisation der Halbbilder eines einseitigen Doppelbildes als eine momentan nur bestehende sich erweist, gegen\u00fcber der normalen, welche entgegengesetzt der zu","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Lage der physiologischen Doppelbilder.\n105\nerwartenden bei ihm selbst und seinen Mituntersuchern f\u00fcr gew\u00f6hnlich eintrat, so hat er damit in der Tat ein triftiges Moment gegen Heeings Annahme eingeborener Tiefengef\u00fchle der Netzhaut ins Feld gef\u00fchrt. Dafs die Anordnung der Vorzeichen dieser Tiefengef\u00fchle auf die querdistante Anordnung der Augen zur\u00fcckgef\u00fchrt werden mufs, und dafs die Annahme, die Tiefengef\u00fchle seien ein gelernt, also nicht angeboren, die gleiche Berechtigung wie Heeings Auffassung hat, habe ich in meiner Abhandlung : zur Ontogenese der Baumanschauung1 darzutun versucht.\n8. Die Breitenlokalisation der Doppelbilder.\nDer Ausgang der nun folgenden Betrachtung der Lokalisation der Doppelbilder der Breite nach soll genommen werden von Heeings Darstellung, die von der Annahme ausgeht, dafs jedes der beiden Trugbilder relativ an derselben Stelle erscheint, die es einnimmt, wenn es bei unver\u00e4nderter Augenstellung ein\u00e4ugig gesehen wird. Seine Lage ist durch die Richtungslinie des zugeh\u00f6rigen Netzhautbildes gekennzeichnet, wenn man sich dabei diese auf ein zwischen beide Augen gelegenes, imagin\u00e4res Doppelauge bezogen denkt. Dieses \u201eCyklopenauge\u201c wird von Heeing folgen denn afsen erl\u00e4utert2 : \u201eDer Kopf, genauer gesagt, die Stelle, an welcher wir uns, bezogen auf die Sehdinge, unseren Kopf vor-ste\u00eelen, bildet das Zentrum der Sehrichtungen und Sehrichtungslinien. Wir k\u00f6nnen uns das Richtungsb\u00fcschel des rechten Auges mit dem des linken so zusammengelegt denken, dafs je zwei korrespondierende Linien zusammenfallen. Das Zentrum des so entstandenen einfachen Linienb\u00fcschels denken wTir uns in die Mitte zwischen beide Augen gelegt, so dafs alle den mittleren L\u00e4ngsschnitten der Netzh\u00e4ute zugeh\u00f6rigen Linien des B\u00fcschels in der\nMedianlinie des Kopfes liegen.\u201c\nFig. 1, die reduziert seinen Beitr\u00e4gen zur Physiologie entnommen ist, m\u00f6ge die Lage der Doppelbilder nach Heeing veranschaulichen. 4H(2 \u00ab = -A d K a2 und Kx a = d R a1. Bei Fixation von d erscheint a in gekreuzten Doppelbildern in cq und a2. Allerdings gibt Heeing selber an, diese genaue Fixierung der Doppelbilder solle nur schematisch sein; denn die Lokalisation\n1\tZeitschrift f. Sinnesphysiologie 42.\n2\tHermann, Handbuch der Physiologie, S. 390.","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nW. Lohmann.\nder Trugbilder w\u00fcrde yon den Raumgef\u00fchlen der Netzhaut einmal und sodann yon der Erfahrung bedingt. Streng g\u00fcltig sei das Schema nur in betreff der Sehrichtungen der Trugbilder; vom Punkte a m\u00fcssen sie also auf den Linien K 3 und K 5 gelegen sein.\nFufsend auf Herings Versuche, namentlich auf dessen Lehre vom Cyklopenauge und den identischen Sehrichtungen ist von v. Martini 1 der Versuch unternommen worden, die Lage der Doppelbilder genauer zu bestimmen.\nFL. 1.\nFig. 2.\nFig. 2 ist nach Fig. 13 der v. MARTiNischen Schrift gezeichnet. Um die Lage der Doppelbilder von A kennen zu lernen, zieht man vom Knotenpunkt des rechten Auges durch A eine Linie, die den Horopterkreis in ar trifft. Da die Linie f r gem\u00e4fs dem Gesetz der mittleren gemeinschaftlichen Sehrichtung nach D f verlegt erscheint, wird ar r nach ar D verlegt. Da umgekehrt die Medianlinie gekreuzt in die Blicklinien l f und r f verlegt wird, mufs der Punkt A als zugeh\u00f6rig zu D f in l f erscheinen. Der Schnittpunkt von D ar und l f ist a\\ a wird in derselben Weise gefunden. Die Verbindungslinie von a a |j Ir. Daher m\u00fcssen die Doppelbilder von B ebenfalls auf einer zu diesen Linien parallelen Linie liegen. I f \u00fcber f hinaus verl\u00e4ngert trifft diese Parallele in b\\ r f \u00fcber f hinaus verl\u00e4ngert in \u00df.\nDafs die Tiefenlage der Doppelbilder dieser Konstruktion durchaus nicht entspricht, geht aus den kurz referierten Arbeiten von Tschermak-H\u00f6eer und von Peeifer hervor. \u2014 Im folgenden\n1 Bericht der Thurgauer naturf. Gesellschaft 1888.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Lage der physiologischen Doppelbilder.\n107\ngehe ich nunmehr zur Beschreibung eigener Versuche \u00fcber die Breitenlage der Doppelbilder \u00fcber.\n4. Monokulare Registrierung der Breitenlokalisation der\nDoppelbilder.\nZwei Forderungen sollte die Versuchsanordnung erf\u00fcllen. Zun\u00e4chst mufste eine genaue Fixierung des Ortes der Doppelbilder der Breite nach \u2014 der Tiefe nach sollte vernachl\u00e4ssigt werden \u2014 erstrebt werden, und sodann mufsten diese Punkte in einer der Wirklichkeit entsprechenden Weise zu den Augen des Experimentierenden orientiert sein. Dies letztere wurde durch genau gepr\u00fcfte und gleichbleibende Arretierung des Kopfes erzielt. Zwei Wege erm\u00f6glichen die Registrierung der Breitenlage der Doppelbilder. Entweder man trifft eine \u00e4hnliche Anordnung, wie sie von Landolt 1 zur Lokalisation der pathologischen Doppelbilder beschrieben worden ist. Einerseits die kleinen Abweichungen, die notgedrungen bei einer solchen Aufzeichnung sich ergeben, andererseits die pr\u00e4zise Beantwortung nach dem genauen Ort, welche die Frage nach der Breitenverlegung der Doppelbilder verlangt, l\u00e4fst von vornherein diese Methode als ungeeignet erscheinen. In der Tat haben mir auch orientierende Vorversuche gezeigt, dafs diese Bedenken gerechtfertigt erscheinen. Darum w\u00e4hlte ich einen anderen Weg; ich habe n\u00e4mlich einen Teil des binokularen Gesichtsfeldes abgeblendet, so dafs er nur monokular sichtbar war. Ein in der oberen H\u00e4lfte des Gesichtsfeldes monokular gesehener Gegenstand kann genau die Breitenlage eines im unteren Teil des binokularen Gesichtsfeldes doppelt gesehenen Gegenstandes angeben. Zu \u00fcberlegen und zu pr\u00fcfen ist aber bei diesem Wege des weiteren, ob die gefundenen Monokularwerte auch f\u00fcr das binokulare Sehen g\u00fcltig sind.\nEin mit weifs get\u00fcnchten W\u00e4nden versehener Kasten tr\u00e4gt an einer Schmalseite eine dem Negativ der Kopfmaske entsprechende Bleiplatte, derart, dafs der Kopf in seiner Medianlinie mit der L\u00e4ngsmittellinie des Apparates zusammenf\u00e4llt. Ein auf dem Boden des Kastens liegendes Papier tr\u00e4gt die konstruktiv wichtigen Punkte, wie Fixierpunkt, Blicklinie, Pupillenabstand\n1 Unter\u00dfuchungsmethoden des Auges, Gr\u00e4fe-S\u00e4misch II, S. 740.","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nW. Lohmann.\nund Medianlinie; auf ihm werden zwei Nadeln, die Fixiernadel nnd Pr\u00fcfnadel befestigt. Vor den Augen\u00f6ffnungen der Bleimaske befinden sich Schieber, die wechselweise die Pupille jedes Auges zur H\u00e4lfte verdecken (s. Fig. 3). Dadurch ist bewirkt, dafs eine auf der halbverdeckten Augenseite von oben gehaltene Nadel monokular nur vom anderen Auge gesehen wird, das Doppelbild dieses Auges aber genau fixieren kann, dadurch dafs man die monokular gesehene Nadel und Doppelbild eine Linie bilden l\u00e4fst. Diese Registriernadel gleitet frei stehend in einer Querleiste ; durch Quadratverschiebung kann ihr jede gew\u00fcnschte Stellung gegeben werden. Bildet die nur monokular gesehene Registriernadel mit dem Trugbild eine Linie, so wird sie nach unten gestofsen und gibt auf dem Papier genau die Lage des Trugbildes an.\n1. Versuch. Die Pr\u00fcfnadel wird in verschiedene Entfernungen gebracht und die f\u00fcr die jeweilige Stellung bei konstantem Fixierpunkt mafsgebenden Doppelbilder von der in gleiche Entfernung mit der Pr\u00fcfnadel gebrachten Registriernadel notiert.\nFig. 4.\nFig. 3.\nFig. 4 gibt diesen Versuch wieder, f ist der Fixierpunkt Pi P2 Ps der Ort der Pr\u00fcfnadel ; l f und r f sind die Blicklinien. K\u00b1 K2 K:i sind die Bilder von p\u00b1 p2 ps des rechten Auges als Trugbilder f\u00fcr das linke aufgefafst. Die Verbindung von A1 K2 K% bildet mit der Medianlinie m f einen Winkel, der durch die Blicklinie f l geh\u00e4lftet wird. Um die Analyse der Doppelbilder anschaulicher zu machen, sollen noch zwei weitere Versuche angef\u00fchrt werden.\n2. Versuch. (Fig. 5.) p1 p2ps bezeichnet die Stellung der Pr\u00fcfnadel. F\u00fcr p\u00b1 ist die die obere H\u00e4lfte des Gesichtsfeldes f\u00fcr r aus-schliefsendeKlappe herabgelassen; f\u00fcrp2 die des linken Auges usf.","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Lage der physiologischen Doppelbilder.\n109\nDie Registriernadel verlegt das Doppelbild des nicht zugeh\u00f6rigen Auges in die Blicklinie des gleichnamigen Auges.\n3. Versuch. (Fig. 4.) ps ist die Stelle der Pr\u00fcfnadel; die Klappe ist f\u00fcr r herabgelassen und verdeckt die obere H\u00e4lfte des rechten Anteils des binokularen Gesichtsfeldes. Die in gleiche Entfernung mit gebrachte Registriernadel gibt als Ort des Trugbildes von r Ks an. rx rz r4 sind die Lagen des Trugbildes bei verschiedener Tiefe der Registriernadel. Eine Verbindungslinie dieser Punkte strebt auf L zu.\nDie Winkelabweichung des Trugbildes eines Auges geht somit von der Blicklinie des anderen Auges ab; und die Lage von K\u00b1 K2 Kb ist gegeben durch folgende Winkelgleichungen r\nf r\nPi\nP2\nPs\niL\nAllgemein gesprochen hat diese unsere Analyse der Lage der Doppelbilder ergeben, dafs jedes Auge das Trugbild des anderen Auges als auf einer Winkelabweichung von seiner eigenen Blickrichtung gelegen auffafst. Um die Richtung zu finden, in welcher das Trugbild eines Punktes f\u00fcr das andere Auge liegt, verbindet man den Knotenpunkt des Auges, dessen Trugbildlage man sucht, mit dem die Trugbilder erzeugenden Punkt (P, Fig. 6).\nf\n----\\K}\nFig. 5.\nF\nDiese Verbindungslinie schneidet den Horopterkreis in c. C r ist die Richtungslinie, die f\u00fcr das Trugbild des linken Auges auf das rechte Auge bezogen mafsgebend ist; denn ^flc = ^.frc als Peripheriewinkel \u00fcber demselben Bogen. Diese letzte Fig. 6,. welche das bisherige Ergebnis unserer Analyse zusammenfafst, zeigt, inwieweit Beziehungen zwischen Doppelbildlage und Horopter bestehen.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nW. Lohmann.\nBei allen drei oben beschriebenen Versuchen wird das Bild des zugeh\u00f6rigen Auges von der monokularen Registriernadel an den richtigen Ort des die Doppelbilder erzeugenden Gegenstandes verlegt, oder anders gesprochen: in eine Winkelabweichung wiederum von der zugeh\u00f6rigen Blicklinie.\nBei der Pr\u00fcfung mit monokular sichtbaren Gegenst\u00e4nden bildet also die Blicklinie des zugeh\u00f6rigen Auges die gemeinschaftliche Sehrichtung, von der die Doppelbilder abweichen.\nEs erhebt sich nunmehr die Frage, ob die f\u00fcr das eine Auge geltenden Lagen der Doppelbilder des anderen Auges auch f\u00fcr das binokulare Sehen g\u00fcltig sind oder nicht. Bevor ich ein weiteres, den entscheidenden Beweis bringendes Experiment mitteile, m\u00f6chte ich in kurzer Abschweifung referieren \u00fcber das, wras \u00fcber die Bez\u00fcglichkeit der Doppelbilder aufeinander und auf das Objekt in der Literatur berichtet ist.\n5. \u00dcber die Bez\u00fcglichkeit der Doppelbilder aufeinander und die psychogene Natur ihrer Breitenlokalisation.\nTschermak-H\u00f6fer1 hatten behauptet, dafs die Doppelbilder ohne weiteres aufeinander bezogen w\u00fcrden; dieser Umstand tr\u00fcge neben den bekannten anderen Momenten dazu bei, dafs wir unter gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnissen keine Doppelbilder wahrn\u00e4hmen.\nDer erste Teil dieser gewifs zutreffenden Behauptung steht meines Erachtens doch in einem gewissen Gegensatz zu einer anderen Bemerkung derselben Schrift. N\u00e4mlich die Tatsache, dafs schon allein auf Grund von Doppelbildern und nicht erst bei Verschmelzung der binokularen Eindr\u00fccke zu einem einheitlichen Anschauungsbild (dem stereoskopischen Sehen im engeren Sinn) Tiefenwahrnehmung auftr\u00e4te, soll zugunsten einer physiologischen Begr\u00fcndung der binokularen Tiefenwahrnehmung sich \u00fcberhaupt anf\u00fchren lassen. \u201eDie zahlreichen psychologischen Theorien der Tiefenw7ahrnehmung operieren so h\u00e4ufig mit der unzutreffenden Voraussetzung, dafs erst auf Grund einer Verschmelzung zweier Empfindungen die Wahrnehmungen der relativen Tiefenwahr-nehmung zustande kommen sollte.\u201c Wenn nun andererseits die\n1 Archiv f. d. ges. Physiologie 98.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Lage der physiologischen Doppelbilder.\n111\nDoppelbilder ohne weiteres aufeinander bezogen werden, besteht da nicht eine psychische Zusammenfassung?\nWas die allbekannte Tatsache angeht, dafs unter gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnissen keine Doppelbilder wahrgenommen werden, \"so will ich im Vor\u00fcbergehen eine Bemerkung einschalten. A. Nagel beruft sich auf eine \u00e4ltere Beobachtung von Veith1, dafs Doppelbilder nur innerhalb des Konvergenzdreiecks wahrgenommen w\u00fcrden. Nagel best\u00e4tigte diese Angabe und fand den Grund hierf\u00fcr darin, dafs solche Objekte, die sich innerhalb der Sehachsen bef\u00e4nden, auf entgegengesetzte Seite des hinteren Augen-pols, das eine rechts, das andere links von der Macula lutea abgebildet, und somit jedes einer anderen Hemisph\u00e4re des Gehirns mitgeteilt w\u00fcrden. Nun werden aber aufser den innerhalb des Konvergenzdreiecks gelegenen, gekreuzte Doppelbilder erzeugenden und innerhalb des Scheitel winkeis jenes Dreiecks gelegenen, gleichnamige Doppelbilder erzeugenden Gegenst\u00e4nden auch aufser-halb dieses Gebietes liegende Objekte Doppelbilder erzeugen. F\u00fchrt man jedoch einen in gekreuzten Doppelbildern erscheinenden Finger seitw\u00e4rts \u00fcber das Konvergenzdreieck hinaus, so erscheint in der Tat alsbald ein Doppelbild undeutlich, da der MAmoTTEsche Fleck die Deutlichkeit eines Trugbildes verwischt. F\u00fcr gew\u00f6hnlich fixieren wir einen Punkt derartig, dafs das Konvergenzdreieck aus Luft besteht. Die Doppelbilder der links und rechts von ihm stehenden Gegenst\u00e4nde werden an der Stelle, wo eine noch gute Sehsch\u00e4rfe sie auffallender machte, z. T. durch den MARiOTTEschen Fleck verwischt. Mit dieser Betrachtung k\u00f6nnen wir dem MARiOTTEschen Fleck, dessen Lage bedingt ist durch das Ausweichen des Optikus vom hinteren Pol, ge-wissermafsen eine physiologische Funktion zusprechen.\nSicherlich tr\u00e4gt auch die Tatsache, auf die Tschermak und H\u00f6eer hinweisen, dafs n\u00e4mlich die Doppelbilder ohne weiteres aufeinander bezogen w\u00fcrden, dazu bei, dafs unter gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden die Doppelbilder nicht ins Bewufstsein treten. Peeifer2 erkl\u00e4rte diese Bez\u00fcglichkeit der Doppelbilder aufeinander f\u00fcr das Ergebnis einer Deflexion ; Tschermak betont hingegen sp\u00e4ter ausdr\u00fccklich3, dafs seines Daf\u00fcrhaltens jene Zueinandergeh\u00f6rig-\n1\t\u00dcber die Richtung der Augen, Gilberts Annalen 58.\n2\tWundts Psychol. Studien 2.\n3\tArchiv f. d. ges. Physiologie 115.","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nW. Lohmann.\nkeit durchaus dem tats\u00e4chlichen prim\u00e4ren Empfindungsinhalt zu entsprechen schien.\nHeine 1 konnte experimentell nachweisen, dafs binokulare Doppelbilder auch dann, wenn die \u00e4ufsere Versuchsanordnung eine andere Auffassung zuliefs, mit einem gewissen Zwang aufeinander bezogen werden, wenn sie der Form nach sehr \u00e4hnlich sind. Heine bewaffnete jedes Auge mit einem gr\u00fcnen und einem roten Glas, welches jeweils das komplement\u00e4r gef\u00e4rbte Quadrat von 2 zur Seite des Fixierpunktes in gleicher Tiefe mit diesem sich befindlichen Quadraten \u2014 das eine war wiederum rot, das andere gr\u00fcn gef\u00e4rbt \u2014 f\u00fcr das betreffende Auge ausschlofs. Die gegenf\u00e4rbigen Doppelbilder wurden aufgefafst als zu einem weifsen, vor, oder bei Vertauschung des Brillenglases hinter der Fixierpunktebene gelegenen Quadrat geh\u00f6rig. Sobald an Stelle der beiden Quadrate zwei gegenf\u00e4rbige Dreiecke gew\u00e4hlt wurden mit verschieden gerichteter Spitze, trat diese binokulare Lokalisation nicht ein.\nDieses Versuchsergebnis scheint mir doch sehr zugunsten eines psychischen Faktors bei der Perzeption der Doppelbilder zu sprechen. \u2014 Doch ich fahre in der Analyse der Lage der Doppelbilder fort und teile zun\u00e4chst einen Versuch mit, auf den die weiteren Er\u00f6rterungen sich gr\u00fcnden.\nH\u00e4lt man bei Fixierung eines weiter gelegenen Punktes die beiden Zeigefinger in derselben Tiefe in seitlicher Distanz \u00fcbereinander, so sieht man jeden in Doppelbildern, also 4 Finger. N\u00e4hert man nunmehr dieselben, so dafs die beiden mittleren Trugbilder sich decken, so befinden sich beide Finger, einerlei ob der obere rechts und der untere links, oder umgekehrt steht, in derselben bestimmten Entfernung. Versucht man nunmehr, das Trugbild eines Fingers, welches mit dem einen des anderen Fingers zusammensteht, auf das andere Trugbild dieses letzteren zu bringen, so ber\u00fchren sich die wirklichen Finger. \u2014 Die hier sich aussprechende Bez\u00fcglichkeit der Doppelbilder zum wirklichen Objekt, ist offenbar begr\u00fcndet in der tats\u00e4chlichen Lagerung der Objekte zueinander. In dem wir sie in der oben angef\u00fchrten Weise zur Registrierung der Doppelbildlage benutzen, k\u00f6nnen wir aus diesem planimetrischen Ergebnis die Antwort auf die noch \u00fcbrig-\n1 Archiv f. d. ges. Physiologie 104.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Uber die Lage der physiologischen Doppelbilder.\n113\nbleibende Frage in der Analyse der Breitenlage der Doppelbilder finden.\n4. Versuch. Beide Klappen werden hochgezogen, so dafs Pr\u00fcfnadel und Registriernadel doppelt erscheinen. Damit das rechte Bild der Pr\u00fcfnadel mit dem linken Bild der Registriernadel zusammenf\u00e4llt, mufs die letztere in 2 (Fig. 7) sich befinden; soll das rechte Trugbild der Registriernadel mit dem linken Trugbild der Pr\u00fcfnadel zusammenfallen, so mufs sie in 3 stehen. Befindet sich Pr\u00fcfnadel und Registriernadel in 1, so fallen auch beide Doppelbilder zusammen.\nf\nNun gilt es zu entscheiden, ob die Doppelbildlage der 3 Nadeln objektiv eine Anordnung zeigt, wie sie Fig. 7, oder eine solche, wie sie Fig. 8 wiedergibt (X stellt das Trugbild des rechten, Q das des linken Auges dar; die der Basallinie des Konvergenzdreiecks n\u00e4her liegenden Zeichen sollen den Ort der Trugbilder von 1, die der Spitze des Dreiecks gen\u00e4herten Zeichen den Ort der Trugbilder von 2 und 3 andeuten). Fig. 7 w\u00fcrde der HERiNGschen Cyklopenaugentheorie, Fig. 8 der Annahme gem\u00e4fs sein, dafs die Doppelbildlagen den oben monokular gefundenen Werten entsprechen, da die nach dem oben entwickelten Gesetz sich ergebende Lage des f\u00fcr r g\u00fcltigen Bildes von 2 in b sich finden m\u00fcfste, und da die in a sich findende Lage des f\u00fcr l\nZeitschr. f. Smnesphysiol. 44.\t8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nW. Lohmann.\ng\u00fcltigen Bildes von 2 charakterisiert sein m\u00fcfste durch die Gleichung\t=\nNun erscheint, wenn die Registriernadel in 2 steht, cb = ab] w\u00e4re also die der Fig. 8 entsprechende Annahme richtig, so m\u00fcfste auch tats\u00e4chlich a b = 2, 3 sein. Wenn jedoch a von der Nadel 2 in derselben Weise monokular, wie oben beschrieben ist, gesucht wird, so ergibt sich, dafs ab = J/2 2, 3 ist. Daher ist nur m\u00f6glich die Doppelbildlage, wie sie Fig. 7 wiedergibt. Daraus geht hervor, dafs die Zweiheit des perzipierenden Organs, die sich bei monokularer Registrierung noch kenntlich machte, beim binokularen Sehen zu einheitlichem Eindruck verschmolzen ist.\nf\nF is. 8.\n6. Ergebnis der Untersuchung.\nW\u00e4hrend also in bezug auf ein Auge die f\u00fcr dieses Auge g\u00fcltige Registriernadel die Trugbildlage des anderen Auges in einer Winkelabweichung von der Blicklinie des ersten aufzeichnet, wird die Blicklinie des rechten und des linken Auges im binokularen Sehakt vereinigt, und f\u00fcr ihn liegen die Doppelbilder in einer Winkelabweichung von einer Linie, die den Konvergenzwinkel h\u00e4lftet. Beim Blick geradeaus, liegt diese gemeinsame Sehrichtung in der Medianlinie des Kopfes. Physikalisch gesprochen bildet diese Linie die Resultante der Blicklinie beider Augen und ist zu finden aus der Konstruktion des","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Lage der physiologischen Doppelbilder.\t115\nParallelogramms der Kr\u00e4fte, in dem die Sehrichtungen die Seitenlinien bilden.\nAus dieser Inkongruenz der Lokalisierung der Doppelbilder im wirklichen Raum, die sich bei monokularer Registrierung gegen\u00fcber dem unmittelbaren binokularen Anschauungsinhalt ergibt, folgt erstens, dafs bei der Perzeption der Doppelbilder ein synthetischer Faktor eine Rolle spielt, und zweitens, dafs bei der experimentellen Analyse der Doppelbilder noch die Zweiheit des perzipierenden Organs sich dokumentiert.\nWie also einerseits die vorliegenden Untersuchungen f\u00fcr Herings Cyklopenaugentheorie einen neuen experimentellen Beweis bringen, so tun sie andererseits dar, dafs die Auffassung der in der mittleren Sehrichtung gelegenen Dinge und der zu ihr in Winkelabweichungen gruppierten Doppelbilder kein Attribut einer einfach sinnlichen Empfindung, sondern eine zentrale Vereinheitlichung, eine psychische Synthese1 darstellt,\nMeinem hochverehrten Chef und Lehrer, Herrn Geheimrat Eversbusch, erlaube ich mir f\u00fcr das Interesse, das er dieser Arbeit entgegengebracht hat, meinen herzlichsten Dank auszusprechen.\n1 F\u00fcr diese Auffassung spricht auch der von Helmholtz (Physiol. Optik, 2, S. 757) mitgeteilte Versuch.\n8*","page":115}],"identifier":"lit33554","issued":"1910","language":"de","pages":"100-115","startpages":"100","title":"\u00dcber die Lage der physiologischen Doppelbilder","type":"Journal Article","volume":"44"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:50:00.215972+00:00"}

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