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Über das Binokularsehen exzentrischer Netzhautteile: Nach Versuchen der Herren Dr. Inouye (Tokio), Dr. Silfvast (Helsingfors) und Dr. Fujita (Tokori, Japan)

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{"created":"2022-01-31T16:48:54.389551+00:00","id":"lit33555","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Kries, J. v.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 44: 165-181","fulltext":[{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"165\n(Aus dem physiologischen Institut zu Freiburg i. B.)\n\u00ab \u2022\nUber das Binokularsehen exzentrischer Netzhautteile.\nVon\nJ. v. Kbies.\n(Nach Versuchen der Herren Dr. Inouye (Tokio),\nDr. Silevast (Helsingfors) und Dr. Fcjjita (Tokori, Japan).)\nDie Leistungsf\u00e4higkeit unseres Sehorgans in denjenigen Hinsichten in denen ein Zusammenwirken beider Augen stattfindet, ist in einer Anzahl bemerkenswerter Untersuchungen gepr\u00fcft worden; so hat man vor allem f\u00fcr die Genauigkeit der binokularen Tiefenwahrnehmung Werte erhalten, die mit Hecht grofses Interesse erregt haben. Soweit mir bekannt, beziehen sich fast alle derartige Untersuchungen auf die Stelle des deutlichsten Sehens. Eine Ausdehnung entsprechender Ermittlungen auf die exzentrischen Netzhautteile ist nicht ohne Interesse, teils im Hinblick auf den Vergleich mit monokularen Unterscheidungsf\u00e4higkeiten (wie er bei den Untersuchungen \u00fcber Tief en Wahrnehmung von Anfang an gemacht worden ist), teils auch im Hinblick auf die Beurteilung der bei Strabismen bestehenden Seh\u00e4nderungen, wo ein Zusammenwirken \u00e4hnlicher Art zwischen prim\u00e4r nicht korrespondierenden Stellen in gewissem Mafse ausgebildet wird.\nAuch f\u00fcr exzentrische Stellen kann in erster Linie die Genauigkeit der binokularen Tiefenwahrnehmung gepr\u00fcft werden; daneben kann man, wie wir sehen werden, haupts\u00e4chlich noch zwei andere funktionelle Leistungen in Betracht ziehen, so dafs sich hier im ganzen drei Gruppen von Untersuchungen bieten. Untersuchungen der ersten Art sind auf meine Veranlassung von Herrn Dr. Inouye, solche der zweiten von Herrn Dr. Silevast, solche der dritten von Herrn Dr. Fujita ausgef\u00fchrt worden.\nZeitscbr. f. Sinnesphysiol. 44.\t11","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nJ. v. Kries.\nI\nDie Ermittlungen w\u00fcrden, wie nicht zu \u00fcbersehen ist, von greiserem Werte sein, wenn sie ulle von demselben Beobachter h\u00e4tten durchgef\u00fchrt und zugleich auch mit einer ausgiebigen Untersuchung der ein\u00e4ugigen Unterscheidungsf\u00e4higkeit nach verschiedenen Methoden verkn\u00fcpft werden k\u00f6nnen. Die Durchf\u00fchrung einer so umfangreichen Untersuchung war aus \u00e4ufseren Gr\u00fcnden keinem der genannten Beobachter m\u00f6glich, wie ich glaube werden die erhaltenen Ergebnisse auch so von einigem Interesse und als erste Orientierung in dem betreffenden Gebiete nicht ohne Nutzen sein.\nBinokulare Tiefenwahrnehmung (Beobachter Dr. Inoute).\nDas hier benutzte Verfahren schlofs sich im wesentlichen demjenigen an, das f\u00fcr die Pr\u00fcfung der entsprechenden Verh\u00e4ltnisse im zentralen Sehen schon vielfach verwendet woiden ist. Der Beobachter bediente sich zur ann\u00e4hernden Fixation des Kopfes eines passenden Halters.1 Gerade vor ihm war in einer, je nach den Versuchen verschieden zu w\u00e4hlenden Entfernung ein der Frontalebene paralleler schwarzer Schirm aufgestellt, der eine rechteckige \u00d6ffnung von 200 mm Breite und 82 mm H\u00f6he enthielt. Durch diese hindurch erblickte der Beobachter (wenigstens in den ersten Versuchen) ein Paar fest auf gestellter senkrechter St\u00e4be (weifs angestrichene Stricknadeln) in deren (frontale) Ebene ein mittlerer einzustellen war. Die Verschiebung dieses letzteren erfolgte mittels eines kleinen Wagens, der in passenden Schienen lief, und den der Beobachter mittels eines Schnurlaufs zu sich heran oder von sich fort bewegen konnte. Die Stellung des Wagens und somit des mittleren Stabes war an einer Millimeterteilung abzulesen.\nDie St\u00e4be projizierten sich gegen einen gleichm\u00e4fsigen Hintergrund und waren im \u00fcbrigen so angeordnet, dafs der Beobachter durch den Schirmausschnitt nur ein St\u00fcck ihres Verlaufes aber nichts von ihren Enden oder Befestigungen erblicken konnte.\nDer Abstand der Einstellungsebene vom Beobachter betrug in den Versuchen \u00fcber die Stelle des deutlichsten Sehens 5 m,\n1 Wo, wie hier, eine vollkommen strenge Fixierung des Kopfes nicht erforderlich ist (f\u00fcr die die durchaus ein wandsfreien aber nicht sehr bequemen Beifsvorrichtungen unentbehrlich sind) bedienen wir uns in der Regel der sehr zweckm\u00e4fsigen Kopfhalter, die von Pfister & Streit in Bern ihren Perimetern beigegeben werden.","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Binokularsehen exzentrischer Netzhautteile.\t167\nin denen f\u00fcr 50 Exzentrizit\u00e4t 3 und in denen bei 100 Exzentrizit\u00e4t 1,5 m. Die St\u00e4be waren im ersten Falle in einer H\u00f6henausdehnung von nahezu 1 0 im zweiten (Exzentrizit\u00e4t 5 \u00b0) in einer solchen von 1\u00b0,8 im dritten (Exzentrizit\u00e4t 10\u00b0) von 3\u00b0,6 sichtbar. Die angegebenen Exzentrizit\u00e4ten beziehen dabei auf die Mitte des sichtbaren Teiles.\nDie Einrichtung stimmt, wie gesagt, insoweit ganz mit einer \u00fcberein, wie sie auch f\u00fcr die Pr\u00fcfung der zentralen Tiefenwahrnehmung sich geeignet h\u00e4tte. Um die Beobachtung auf exzentrische Netzhautstellen auszudehnen w\u00e4re im Grund nur erforderlich gewesen eine Fixiermarke anzubringen und den Beobachter die Einstellung des beweglichen Stabes bei dauernder Fixation derselben bewirken zu lassen, wobei denn sowohl der bewegliche Stab als die beiden, in deren Ebene er einzustellen ist, exzentrisch gesehen w\u00fcrden. Hierbei ergibt sich aber sogleich eine nicht unwichtige Komplikation. Wie zu erwarten und wie die Versuche best\u00e4tigen, macht es hier einen erheblichen Unterschied, in welcher Entfernung (vom Beobachter) die Fixiermarke selbst angebracht wird, welcher Tiefenwert dementsprechend der Ebene der festgestellten St\u00e4be mit Bezug auf die Marke zukommt. Wollte man nicht auch in dieser Hinsicht eine systematische Variierung durchf\u00fchren (was die Versuche in \u00fcberm\u00e4fsiger Weise verwickelt h\u00e4tte) so empfahl sich als einfachste und als einzige durch die Natur der Bedingungen ausgezeichnete Anordnung die, der Fixiermarke die gleiche Entfernung wie jener Einstellungsebene zu geben. Der Schirm wurde demgem\u00e4fs noch mit drei weiteren \u00d6ffnungen versehen, die \u00fcber, rechts und links neben der vorhin erw\u00e4hnten lagen, und durch die hindurch der Beobachter die Fixiermarken wahrnahm, die selbst in der Ebene der beiden \u00e4ufseren St\u00e4be angebracht waren. Hierbei zeigte sich nun aber, dafs die dem Beobachter gestellte Aufgabe sich nicht mehr streng von einer prinzipiell verschiedenen auseinanderhalten liefs, der n\u00e4mlich den beweglichen Stab mit der fixierten Marke selbst in die gleiche frontale (zur Blickrichtung normale) Ebene zu bringen. Aus diesem Grunde wurden denn in sp\u00e4teren Versuchen jene festen, die Einstellungsebene bestimmenden St\u00e4be ganz fortgelassen und direkt die Aufgabe gestellt, den beweglichen in die durch die Fixiermarke gelegte frontale Ebene einzustellen. Die Ergebnisse der Beobachtungen sind in den nachstehenden Tabellen zusammengestellt, wobei die Bezeichnung m\n11*","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nJ. v. Kries.\n(im zweiten Stabe) den ersteren Beobachtungsmodus (mit seitlichen St\u00e4ben) die Bezeichnung o den letzteren (ohne solche) bedeutet.\nIm ersten Stabe ist die gepr\u00fcfte Stelle des Gesichtsfeldes angegeben.\nTabelle I.\nGesichtsfeldstelle\tArt der Beobachtung\tMittlerer Fehler in mm\tMittlere Abweichung in mm\nZentral\t\t2,3\t6,6\n\t\t2,9\t5,9\n\t\t1,7\t5,9\n\t\t0,0\t5,9\n\t\t-1,2\t6,1\n\u25a0\t\t1,0\t6,8\nGesamtmittel\t\t\t6,2\n5\u00b0 unten\tm\t-1,7\t12,4\n1\t\u00bb\t-0,2\t14,6\n.\t\u00bb\t\u2014 8,5\t14,7\nGesamtmittel\t\t\t13,9\n5\u00b0 unten\t0\t\u2014 19,4\t21,8\n\t\u00bb\t\u2014 13,4\t16,2\n\tV)\t3,9\t17,0\n\t\u00bb\t13,2\t17,7\nGesamtmittel\t\t\t18,2\n5\u00b0 rechts\tm\t17,1\t[51,2]\n\t0\t32,1\t30,6\n\t\u00bb\t3,5\t27,4\n\t\t20,5\t24,4\n\t,5\t30,4\t29,1\nGesamtmittel\t\t\t27,9\n50 links\tm\t43,8\t[37,5]\n\t0\t19,7\t18,0\n\t\t\u2014 19,6\t21,2\n\t\u00bb\t\u2014 0,3\t25,3\n\t\u00bb\t\u2014 20,4\t20,9\nGesamtmittel\t\t\t21,4","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"Uber das Binokularsehen exzentrischer Netzhautteile.\n169\nGesichtsfeldstelle\tArt der Beobachtung\tMittlerer Fehler in mm\tMittlere Abweichung in mm\n10\u00b0 unten\tm\t\u2014 10,2\t7,5\n\t55\t\u2014 16,0\t6,4\n\t55\t\u2014 5,3\t6,2\n\t55\t- 4,1\t6,7\nGesamtmittel\t\t\t6,8\n10\u00b0 unten\t0\t-U\t8,5\n\t\u00bb\t\u2014 5,9\t9,6\n\t55\t\u2014 6,8\t10,2\n\t55\t-5,1\t8,5\nGesamtmittel\t\t\t9,2\n10\u00b0 rechts\tm\t1,5\t20,7\n\t55\t\u2014 0,9\t15,2\n\t55\t\u2014 0,6\t12,2\n\t!\t-3,2\t9,0\nGesamtmittel\t\t\t14,3\n10\u00b0 rechts\t0\t19,4\t21,8\n\t55\t21,0\t15,8\n\t55\t17,9\t17,1\n\t55\t21,2\t11,9\nGesamtmittel\t\t\t16,6\n10\u00b0 links\tm\t-5,1\t11,0\n\t55\t\u2014 9,0\t7,1\n\t55\t-1,9\t13,8\n\t55\t2,0\t9,9\nGesamtmittel\t\t\t10,45\n10\u00b0 links\t0\t1,2\t10,5\n\t55\t-6,4\t8,6\n\t55\t3,7\t11,4\n\t\u00ab\t\u2014 0,6\t9,7\nGesamtmittel\t\t\t10,0\nWie man sieht, erstreckten sich die Beobachtungen zun\u00e4chst auf die Stelle des deutlichsten Sehens selbst (Exzentrizit\u00e4t Null)","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nJ. v. Kries.\nferner auf Stellen die um 5 und 100 nach rechts, links und unten von der Mitte entfernt waren. Die Pr\u00fcfung einer \u00fcber der Mitte gelegenen Stelle h\u00e4tte die Anbringung der Marke unter den sichtbaren Teilen der St\u00e4be erfordert; dies stiefs auf Schwierigkeiten weil dabei die Befestigungen und Tr\u00e4ger der St\u00e4be sichtbar geworden w\u00e4ren. Die Untersuchung solcher Stellen ist aus diesem Grunde unterblieben.\nDie Zahlen des 3. und 4. Stabes enthalten die Ergebnisse einer Versuchsreihe, die stets 50 einzelne Einstellungen umfafste. Und zwar enth\u00e4lt der 3. Stab der durchschnittlichen Fehler der Einstellungen, wobei das positive Vorzeichen eine Einstellung in zu grofser, das negative eine in zu kleiner Entfernung bedeutet.\nDer 4. Stab endlich zeigt die uns hier vorzugsweise interessierenden Resultate, n\u00e4mlich die in der \u00fcblichen Weise berechneten \u201emittleren Abweichungen\u201c, d. h. die ohne R\u00fccksicht auf das Vorzeichen berechnete durchschnittliche Abweichung der einzelnen Einstellungen einer Reihe von dem Mittelwert der betreffenden Reihe.\nUnter jeder Gruppe gleichartiger Versuche ist ferner auch das Gesamtmittel aus den Ergebnissen aller Reihen aufgef\u00fchrt. Um eine \u00dcbersicht zu erleichtern sind ferner diese Gesamtmittel in der nachstehenden Tabelle II zusammengestellt. Und zwar\nTabelle II.\n\t\tMittlere A in mm\tbweichung in Sek.\nZentral\t\t6,2\t3,3\n5\u00b0 unten\tm\t13,9\t20,4\n\t0\t18,2\t26,7\n5\u00b0 rechts\tm\t51,2\t75,2\n\t0\t27,9\t41,0\n5\u00b0 links\tm\t37,5\t55,1\n\t0\t21,4\t31,4\n10\u00b0 unten\tm\t6,8\t40,3\n\t0\t9,2\t55,3\n10\u00b0 rechts\tm\t14,3\t86,0\n\t0\t16,6\t100,1\n10\u00b0 links\tm\t10,45\t63,1\n\t0\t10,0\t60,4","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Binokular sehen exzentrischer Netzhautteile.\n171\nsind hier die Zahlen im 3. Stabe (ebenso wie in Tab. I) in Millimetern aufgef\u00fchrt, im 4. dagegen (nach Mafsgabe der Entfernungen) in Winkel werte nmgerechnet und zwar in Sekunden angegeben.\nBetrachtet man die Zahlen, so zeigt sich, dafs die Genauigkeit der binokularen Tiefenwahrnehmung im Zentrum eine \u00e4hnlich hohe ist, wie sie bereits von anderen Autoren angegeben wurde. Doch ist zu beachten, dafs es sich hier um mittlere Fehler handelt, deren Betrag von etwa 3,3 Sek. einem erheblich h\u00f6heren f\u00fcr die eben merklichen Unterschiede entsprechen w\u00fcrde. Es zeigt sich ferner, dafs die Genauigkeit der binokularen Tiefenwahrnehmung in den untersuchten Exzentrizit\u00e4ten (5 und 10 \u00b0) schon sehr erheblich hinter der zentralen zur\u00fcckbleibt. Und vergleicht man die Ergebnisse mit den bekannten Angaben \u00fcber die Abnahme der (ein\u00e4ugigen) Sehsch\u00e4rfe gegen die Peripherie hin, so scheint es als ob die binokulare Tiefenwahrnehmung erheblich schneller gegen die Peripherie hin abnimmt. So finden wir diese bei 5\u00b0 schon auf etwa 1I10\u2014-V20 ihres zentralen Wertes gesunken, w\u00e4hrend f\u00fcr die (ein\u00e4ugige) Sehsch\u00e4rfe im allgemeinen noch etwa 1/5 angegeben wird. Indessen w\u00e4re es doch voreilig, hieran bestimmte Folgerungen kn\u00fcpfen zu wollen. In der Tat haben ja die Auseinandersetzungen Herings1 deutlich gemacht, dafs die binokulare Tiefenwahrnehmung an wesentlich andere Bedingungen gekn\u00fcpft ist, als die ein\u00e4ugige Unterscheidung gleichzeitig benachbart dargebotener Gegenst\u00e4nde. Auch haben neuere Untersuchungen gezeigt, dafs auch f\u00fcr die ein\u00e4ugige Unterscheidung ganz andere und zwar h\u00f6here Werte gefunden werden, wenn man sie in anderer Weise pr\u00fcft, z. B. nach der sogenannten Noniusmethode2 oder durch die Ermittlung der kleinsten wahrnehmbaren Bewegungen.3 Erst wenn die ein\u00e4ugigen Unterscheidungsf\u00e4higkeiten in diesen verschiedenen Bedeutungen f\u00fcr die exzentrischen Netzhautteile ermittelt w\u00e4ren, w\u00fcrde sich die Leistung der binokularen Tiefenwahrnehmung damit fruchtbar und bedeutungsvoll in Vergleich bringen lassen.4\n1\tHering, Abhandlungen der k. s\u00e4chsischen Gesellschaft der Wissenschaften 1899.\n2\tW\u00fcleing, Zeitschr. f. Biologie VI. F., 11. 1893. S. 199.\n3\tBasler, Pfl\u00fcgers Archiv 115, S. 582. 1906.\n4\tHerr Dr. Inouye hat einige Beobachtungen \u00fcber die periphere Sehsch\u00e4rfe nach der Noniusmethode ausgef\u00fchrt, nach denen es in der Tat","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nJ. v. Kries.\nBinokulare Wahrnehmung von Doppelbildern.\nKoinzidenz- und Kontinuit\u00e4tseinstellungen.\nBeobachter Dr. Silfvast.\nDie Genauigkeit binokularer Tiefenwahrnehmung stellt, wie eingangs bemerkt wurde, nur eine der Beziehungen dar, in denen die binokularen Funktionen gepr\u00fcft werden k\u00f6nnen und hier f\u00fcr exzentrische Netzhautstellen gepr\u00fcft werden sollten. Eine zweite ist die Wahrnehmung von Doppelbildern. Gehen wTir davon aus, dafs eine binokulare Diplopie dann eintritt, wenn \u00fcbereinstimmende Bilder auf Netzhautorte fallen die nicht korrespondieren, deren eines vielmehr irgend einen bestimmten Abstand von der dem anderen korrespondierenden Stelle hat, so werden wir fragen k\u00f6nnen, wie grofs dieser Abstand sein mufs, damit Doppelbilder bemerkt werden. Auch in dieser Hinsicht liegen bis jetzt messende Untersuchungen f\u00fcr exzentrische Netzhautstellen nur sp\u00e4rlich vor.1 Als n\u00e4chstliegendes Verfahren w\u00fcrde sich hier darbieten, bei Fixierung eines Punktes zwei exzentrischen Netzhautstellen \u00fcbereinstimmende Bilder darzubieten, dabei diesen eine wechselnde Querdisparation zu geben und zu pr\u00fcfen, bei welchen Betr\u00e4gen dieser ein Doppeltsehen eintr\u00e4te. Diese Anordnung st\u00f6fst indessen auf Schwierigkeit, sobald eine binokulare Vereinigung der beiden Bilder mit Tiefenwahrnehmung stattfindet. Wenn dies der Fall ist, wird es in bekannter Weise sehr schwierig bei geringen Querdisparationen dar\u00fcber ins klare zu kommen, ob man Doppelbilder sieht oder nicht. Bei einem Verfahren insbesondere nach der Methode der mittleren Fehler, w\u00fcrde immer zu f\u00fcrchten sein, dafs man sich zu einer bestimmten Einstellung nicht durch das Verschwinden der Doppelbilder, sondern nach einer bestimmten Tiefenlage des exzentrisch gesehenen Objektes richtet.\nEs wurde aus diesem Grunde so zu Werke gegangen, dafs\nscheint, als ob diese Leistung schneller gegen die Peripherie hin abnimmt, als die Sehsch\u00e4rfe im gew\u00f6hnlichen Sinne. Da indessen diese Versuche einigermafsen fragmentarisch geblieben sind und ihnen in Verbindung mit anderen die r\u00e4umliche Unterscheidung betreffenden Beobachtungen gr\u00f6fseres Interesse als an der gegenw\u00e4rtigen Stelle zukommen wird, so ziehe ich es vor, erst bei sp\u00e4terer Gelegenheit und in anderem Zusammenh\u00e4nge \u00fcber sie zu berichten.\n1 Eine Anzahl hierher geh\u00f6riger Beobachtungen sind von Mandelstamm mitgeteilt worden. Arch. f. Ophth. 18 (2), S. 133. 1872.","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nTiber das Binokular sehen exzentrischer Netzhautteile.\n173\ndem rechten und linken Ange senkrechte schmale Streifen von auff\u00e4llig verschiedener Farbe dargeboten wurden. Des genaueren war das Verfahren das, dafs auf einem ca. 80 cm vom Beobachter entfernten Schirm eine Fixiermarke und ein farbiger (z. B. roter) Streifen angebracht wurde. Die Fixiermarke war f\u00fcr beide Augen sichtbar und wurde demgem\u00e4fs auch binokular fixiert. Dagegen wurde der Streifen dem einen Auge durch ein vor ihm angebrachtes kleines Spiegelchen verdeckt. Dies war auf einem um eine senkrechte Achse drehbaren Arm befestigt und so gestellt, dafs das rechte Auge einen seitlich aufgestellten blauen Streifen etwa an der gleichen Stelle des binokularen Gesichtsfeldes wahrnahm, wie das linke den roten.1 Durch Drehungen des Spiegels (die an einer Kreisteilung mit einer Genauigkeit von 1/20\u00b0 abzulesen waren) konnte nun der blaue gegen den roten Streifen verschoben und das Auftreten resp. Verschwinden von Doppelbildern beobachtet werden.\nIn erster Linie wurde hier ein Verfahren benutzt, das sich dem der ebenmerklichen Unterschiede anschlofs, d. h. es wurde die Aufgabe gestellt, dem Spiegel solche Drehungen zu erteilen, dafs eben die Abweichung des blauen vom roten Bilde ihrem Sinne nach erkannt werden konnte, das eine also um einen ebenmerklichen Betrag links oder rechts von dem festen gesehen wurde. Wir wollen diese Methode als die der ebenmerklichen Lateralverschiebungen bezeichnen und mit dem Symbol A bezeichnen. Es erschien jedoch ratsam, neben dieser auch noch andere Verfahrungsweisen heranzuziehen, bei denen allerdings wesentlich die gleiche Funktion in Betracht, aber in methodisch anderer Weise zur Erscheinung kommt. Und zwar wurde zun\u00e4chst neben der Methode der eben merklichen Unterschiede auch hier die der mittleren Fehler verwendet, also die Aufgabe gestellt, die beiden Streifen zu m\u00f6glichst genauer Koinzidenz zu bringen. Wir wollen hier von Koinzidenzeinstellungen sprechen und das Verfahren mit B bezeichnen. \u2014 Endlich wurde dieses Verfahren auch in der abge\u00e4nderten Weise benutzt, dafs es sich der Noniusmethode ann\u00e4herte, n\u00e4m-\n1 Wichtig ist dabei, dafs das gespiegelte virtuelle Bild des einen Streifens in genau dem gleichen Abstand vom Beobachter liegt, wie der direkt gesehene, so dafs durch kleine Bewegungen des Kopfes oder des Auges keine parallaktischen Verschiebungen der beiden Streifen gegeneinander stattfinden k\u00f6nnen.","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nJ. v. Kries.\nlieh dem rechten und linken Auge zwei Streifen dargeboten, die sich in der H\u00f6he genau aneinander schlossen, so dafs bei bestimmter Stellung des Spiegels beide sich zu einem gradlinigen Sammelbilde vereinigten, von dem das linke Auge die obere, das rechte die untere H\u00e4lfte sah, w\u00e4hrend Drehung des Spiegels die eine gegen die andere H\u00e4lfte verschob. Auch hier wurde die Aufgabe gestellt, so einzustellen, dafs die untere H\u00e4lfte die genaue geradlinige Fortsetzung der oberen bildete und die mittleren Fehler ausgewertet. Wir k\u00f6nnen dies Verfahren als das der Kontinuit\u00e4tsein s tellungen nennen und mit C bezeichnen.\nAuch hier wurde mit Exzentrizit\u00e4ten von 5 und '100 nach oben, unten, rechts und links beobachtet.1\nDie Ergebnisse dieser Versuche und zwar nach allen 3 Methoden enth\u00e4lt Tabelle III, zu deren Erl\u00e4uterung im \u00fcbrigen nur noch zu bemerken ist, dafs jede Zahl der Ergebnisse einer Reihe von 50 Einstellungen ist.\nTabelle III.\nGesichtsfeld- stelle\tEbenmerkliche Lateralverschiebung A Bogenminuten\tMittlere A der Koinzidenzeinstei B Bogenn\tbweichung der Kontinuit\u00e4tslungen C linuten\n| 5\u00b0 unten\t15\tV\u00ab GO\t1,44\noben\t!\t17,4\t4,2\t2,4\nrechts\t11,4\t3,6\t1,2\nlinks\t8,4\t3,6\t4,6\n10\u00b0 unten\t10,1\t2,3\t4,9\noben\t36\t25,2\t22,9\nrechts\t21,6\t10,8\t11,4\nlinks\t19,2\t8,2\t6,8\n1 Man bemerkt, dafs bei dem ganzen Verfahren die genaue binokulare Fixation der Marke vorausgesetzt werden mufs und vorausgesetzt wird. Es wird daher zuverl\u00e4ssig sein, wo wir annehmen d\u00fcrfen, dafs diese in der Tat hinreichend genau ist, d. h. ihre etwaigen Schwankungen gegen\u00fcber der Unsicherheit der zu pr\u00fcfenden Einstellungen gering sind. Dies wird in der Tat hier wohl angenommen werden d\u00fcrfen ; aber gerade im Hinblick hierauf wird eine Ausdehnung analoger Versuche auf die Stelle des deutlichsten Sehens selbst nicht ohne weiteres einwandsfrei erscheinen.","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber das Binokidarsehen exzentrischer Netzhautteile.\t175\nWir erkennen, wie im Voraus zu erwarten, dafs die mittleren Fehler der Koinzidenzeinstellungen erheblich kleiner sind, als die ebenmerklichen Unterschiede. Ferner ist ersichtlich, dafs die Sicherheit der Kontinuit\u00e4tseinstellung derjenigen der Koinzidenzeinstellung durchschnittlich mindestens gleich kommt (sie ist in einigen F\u00e4llen geringer, in anderen aber auch merklich gr\u00f6fser als jene) doch scheint in diesen F\u00e4llen der Unterschied doch kein so ausgesprochener und grofser zu sein, als dies f\u00fcr die entsprechenden monokularen Beobachtungen der Fall ist. \u2014 Nur mit Vorsicht werden wir die Ergebnisse der einen und anderen Versuchsreihe untereinander in Beziehung setzen d\u00fcrfen, da sie sich auf verschiedene Beobachter beziehen. Indessen haben wir jedenfalls keinen Anlafs zu der Annahme, dafs zwischen ihnen sehr erhebliche funktionelle Unterschiede best\u00e4nden. Im Hinblick hierauf wird man es immerhin beachtenswert finden d\u00fcrfen, dafs die Genauigkeit der Tiefenwahrnehmung sich sehr viel gr\u00f6fser herausstellt, als die der binokularen Koinzidenzbeobaehtungen, denn bei diesen bewegen sich die mittleren Fehler f\u00fcr die Exzentrizit\u00e4ten von 5\u00b0 zwischen 3,6 und 4,8 Min., bei Exzentrizit\u00e4ten von 100 zwischen 2,3 und 22,2 Min., w\u00e4hrend f\u00fcr die Tiefeneinstellungen die entsprechenden Werte sich auf 20 bis 75 und 40\u2014100 Sek. belaufen.\nRegulierung der Konvergenz nach exzentrisch\ngesehenen Objekten. Beobachter Dr. Fujita.\nDie letzte Gruppe von Versuchen bildet in gewisser Weise das Gegenst\u00fcck der soeben besprochenen; es wurde hier gepr\u00fcft, mit welcher Genauigkeit die Konvergenzstellung der Augen nach exzentrisch sichtbaren Objekten geregelt werden kann, also die Genauigkeit einer \u201eexzentrischen binokularen Fixation\u201c, wenn wir das Wort der binokularen Fixation in dem Sinne nehmen, dafs dadurch die Abbildung eines Objektes auf korrespondierenden Punkten gemeint ist. Bieten wir einem Beobachter z. B. in einem sonst verdunkelten Raume zwei \u00fcbereinanderstehende und durch einen Zwischenraum unterbrochene helle Linien dar, so kann er den Blick auf die Mitte zwischen ihnen richten, und dabei seinen Augen gr\u00f6fsere oder geringere Konvergenz geben: er bemerkt dann leicht, dafs die Streifen je nach der Konvergenz einfach oder doppelt erscheinen und kann sich die Aufgabe stellen, den zur einfachen Wahrnehmung erforderlichen Konver-","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nJ. v. Kries.\ngenzgrad herzustellen, also wie man in dem eben festgelegten Sinne sagen kann, mit den exzentrischen Teilen binokular zu fixieren. Dafs dies ganz wohl m\u00f6glich ist, liefs sich im voraus erwTarten und wird auch durch den Versuch leicht best\u00e4tigt. Die Hauptfrage war, ob und wie es gelingen werde, das Ergebnis eines solchen Versuches festzustellen und die Genauigkeit, mit der die gestellte Aufgabe gel\u00f6st wird, zu ermitteln. Da an eine objektive Kontrolle der Augenstellungen jedenfalls nicht zu denken war, so blieb auch hier nur der subjektiv-optische Weg \u00fcbrig, d. h. es mufste die Augenstellung, die nach Mafsgabe der exzentrischen Objekte erzielt worden ist, irgendwie subjektiv kontrolliert werden. Dies kann nat\u00fcrlich nur unter Benutzung der Stelle des deutlichsten Sehens geschehen. Da es \u00fcberdies darauf ankam, die M\u00f6glichkeit einer Ver\u00e4nderung der zu pr\u00fcfenden Augenstellung auszuschliefsen, so ergab sich als geeigneter Weg der folgende. Sobald der Beobachter die ihm gestellte Aufgabe gel\u00f6st, d. h. also, die Augen auf ein Einfachsehen der exzentrischen Objekte eingestellt hat, wird durch einen m\u00f6glichst einfachen Handgriff (Druck auf einen Taster) ein vorher verdecktes sehr helles Objekt sichtbar gemacht, das derart aufgestellt ist, dafs es bei der betreffenden Augenstellung ann\u00e4hernd auf den beiden Stellen des deutlichsten Sehens abgebildet wird, und das \u00fcberdies lichtstark genug ist, um bei ganz kurzer Exposition Nachbilder zu ergeben. Diese k\u00f6nnen alsdann zur Kontrolle der Augenstellung verwendet werden. Es war dabei einerseits aus technischen Gr\u00fcnden w\u00fcnschenswert, andererseits aber auch im Interesse der Beobachtung ratsam, dies Kon-trollobjekt nicht in der gleichen Entfernung mit den zur Einstellung dienenden exzentrischen anzubringen, sondern um einen gewissen Betrag dahinter. Bei dieser Anordnung wurde das Kontrollobjekt auch bei der genau richtigen Einstellung nicht einfach, sondern in Doppelbildern von kleinem Abstande gesehen. Die Kontrolle der Augenstellungen erforderte alsdann nur, diese Doppelbilder auf einen Mafsstab in bekannter Entfernung zu projizieren und ihren Abstand voneinander zu bestimmen.\nOb mit diesem Verfahren die Stellung der Augen mit der f\u00fcr den verfolgten Zweck erforderliche Genauigkeit sich ermitteln l\u00e4fst, konnte freilich zun\u00e4chst zweifelhaft erscheinen. Es wurde aus diesem Grunde so verfahren, dafs zuerst die analogen Versuche bei zentraler binokularer Fixation angestellt wurden. In der","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"Uber das Binokularsehen exzentrischer Netzhautteile.\n177\nTat zeigte die Lage der Nachbilder auch in diesem Falle kleine Schwankungen, die wohl ohne Zweifel nicht auf wirkliche Schwankungen des Konvergenzgrades bei der binokularen Fixation, sondern auf die Unsicherheit in der Bestimmung der Lage der Nachbilder (zum Teil vielleicht auf kleine Bewegungen der Augen im Moment der Aufdeckung des hellen Objekts), zur\u00fcckzuf\u00fchren sind. In einigen Reihen dieser Art betrug die mittlere Abweichung 1\u20142 Minuten. Es wird hiernach gerechtfertigt sein, soweit die Versuche \u00fcber binokulare Einstellungen nach exzentrischen Objekten eine merklich geringere Genauigkeit (gr\u00f6fsere Schwankungen) ergeben, die gefundenen Schwankungen auf die Unsicherheit dieser Einstellung zu beziehen und als Mafs derselben zu betrachten. Wo dagegen die Schwankungen sich jenen (auch bei zentraler Fixation) ermittelten Werten ann\u00e4hern, wird sich nicht ausschliefsen lassen, dafs die Unsicherheit, mit der die Augenstellung ermittelt wird, an ihnen einen erheblichen Anteil hat; und die so ermittelten Genauigkeiten werden nur als Minimalwerte betrachtet werden d\u00fcrfen. Wir werden sehen, dafs bei den geringen Exzentrizit\u00e4ten in der Tat dies letztere der Fall war.\nIn bezug auf die spezielle Einrichtung der Versuche ist noch einiges wenige zu bemerken.\nAls das helle (nachbildliefernde) Objekt diente das St\u00e4bchen einer Nernstlampe, das durch einen kleinen Elektromagneten f\u00fcr einen Moment aufgedeckt werden konnte. Die Versuche wurden im erleuchteten Raume ausgef\u00fchrt, so dafs bei der allgemeinen Beleuchtung die Streifen gen\u00fcgend deutlich zu erkennen waren ; doch wurde die Helligkeit immer ziemlich gering gewT\u00e4hlt, was die Beobachtung der Nachbilder erleichterte.\nDie beiden Streifen, nach deren Betrachtung die Augenstellung zu regulieren war, wurden in allen F\u00e4llen senkrecht gestellt. In einer ersten Reihe von Versuchen standen sie \u00fcbereinander, so dafs der eine die Fortsetzung des anderen bildete,1\n1 Bei den Versuchen mit \u00fcbereinander stehenden Streifen, machte sich die Abweichung der scheinbar vertikalen Meridiane bemerkbar. Sie brachte es mit sich, dafs, wenn die Streifen wirklich senkrecht und senkrecht \u00fcbereinander standen sie nicht gleichzeitig einfach gesehen werden konnten. Es war aus diesem Grund notwendig, sie so anzuordnen, dafs sie einer in der Medianebene liegenden, nicht genau senkrechten, sondern mit dem oberen Ende etwas vom Beobachter weg geneigten Linie angeh\u00f6rten.","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nJ. v. Kries.\nin einer zweiten dagegen einander parallel in gleicher H\u00f6he, demgem\u00e4fs so, dafs sie bei der geforderten Fixation rechts und\nlinks von der Gesichtsfeldmitte lagen.\nDa die Versuche ziemlich anstrengend waren, so ist nicht immer die gleiche Zahl einzelner Beobachtungen in einer Reihe ausgef\u00fchrt worden. Demgem\u00e4fs ist im 3. Stabe die Zahl der in einer Reihe vereinigten Versuche angegeben worden, aus denen die mittlere Abweichung berechnet ist.\nDie Ergebnisse dieser Versuche sind in den Tabellen IV und V zusammengestellt. Diese enthalten im 1. Stabe den Abstand der beiden Streifen voneinander, einen Wert, dessen H\u00e4lfte, wie ersichtlich, den Abstand der beiden f\u00fcr die Augenbewegungen bestimmenden Objekte von der Gesichtsfeldmitte darstellen w\u00fcrde. Der 2. Stab enth\u00e4lt die auch hier wiederum vorzugsweise interessierenden mittleren Abweichungen in Bogenminuten.\nDie Tabellen lassen als Hauptergebnis erkennen, dafs eine Regulierung der Augenbewegungen in der hier gepr\u00fcften Weise, nach exzentrisch gesehenen Objekten, mit einer doch recht grofs zu nennenden Genauigkeit stattfinden kann. Wollen wir sie, \u00fcber die Verschiedenheit der beobachtenden Personen uns hinwegsetzend, mit denen der vorigen Versuchsgruppe in Verbindung bringen, so w\u00e4re sie am ehesten denjenigen der Versuchsweise B und C vergleichbar.1 Dort wurde bei fixiertem Blicke die Stellung der gesehenen Objekte, hier bei fixierten Objekten die Einstellung der Augen ge\u00e4ndert, w\u00e4hrend der f\u00fcr die Einstellung mafsgebende Erfolg in beiden F\u00e4llen ann\u00e4hernd der gleiche ist. Man sieht, dafs die Genauigkeit im letzteren Falle, wohl etwas aber nicht sehr erheblich hinter der des ersteren zur\u00fcckbleibt.\n\u00dcberblickt man die mitgeteilten Tatsachen im Zusammenh\u00e4nge, so kann man etwa sagen, dafs die beiden zuletzt erw\u00e4hnten Aufgaben, bei gegebener Augenstellung rechts- und links\u00e4ugig gesehene Gegenst\u00e4nde auf korrespondierende Punkte zu bringen, und die Augen so zu stellen, dafs (unbewegliche) rechts- und links\u00e4ugig gesehene Gegenst\u00e4nde auf korrespon-\n1 Es ist hierbei zu ber\u00fccksichtigen, dafs die hier angegebenen Zahlen den Abstand der Streifen voneinander bedeuten, w\u00e4hrend in den Silfvast-schen Tabellen angegeben ist, um wie viel die Mitte der Objekte von der Gesichtsfeldmitte absteht.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"179\n\u2022 \u2022\n\u00dcber das Binokular sehen exzentrischer Netzhautteile.\nTabelle IV.\nObjekte \u00fcber und unter der Mitte des Gesichtsfeldes.\nAbstand der Streifen\tMittlere Abweichung in Minuten\tZahl der Einstellungen\n5\u00b0\t4,6\t6\n\t3,9\t6\n\t1,5\t8\n\t3,1\t9\n\t2,5\t10\n\t2,8\t10\n\t[3,1]\t\n10\u00b0\t10,3\t6\n\t6,6\t6\n\t13,3\t6\n\t8,8\t9\n\t4,4\t6\n\t6,1\t10\n\t9,0\t10\n\t6,6\t10\n\t[8,1]\t\n20\u00b0\t13,9\t9\n\t23,8\t8\n\t10,9\t9\n\t9,5\t12\n\t7,7\t9\n\t10,8\t11\n\t19,6\t13\ni\t8,8\t13\n\t6,6\t10\nI\t11,9\t10\n\t[12,2]\t\n25\u00b0\t17,4\t9\n1\t12,1\t12\n!\t19,4\t13\n\t11,3\t11\n\t7,5\t10\n\t[13,6]\t\n31\u00bb 2\u00b0\t12,3\t6\n\t14,6\t10\n\t[16,0]\t","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nJ. v. Kries.\nTabelle V.\nStreifen rechts und links yon der Mitte des Gesichtsfeldes.\nAbstand der Objekte\tMittlere Abweichung in Minuten\tZahl der Beobachtungen\n5\u00b0\t6,9\t10\n\t5,8\t10\n\t5,5\t10\n\t7,6\t10\n\t9,4\t10\n\t6,2\t10\n\t3,3\t10\n\t[6.4]\t10\n10\u00b0\t5,9\t12\n\t5,2\t10\n\t8,9\t10\n\t13,7\t10\n\t12,1\t12\n\t5,8\t10\n\t9,0\t10\n\t[8.7]\t\n20\u00b0\t14,6\t10\n\t14,6\t10\n\t9,0\t10\n\t8,4\t9\n\t7,3\t9\n\t6,6\t10\n\t8,7\t12\n\t12,4\t10\n\t[10,1]\t\n25\u00b0\t14,8\t10\n\t10,5\t10\n\t11,3\t10\n\u2022\t14,7\t9\n\t7,9\t10\n\t10,6\t10\n\t00\t10\n\t[11,2] 1\t","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Binokular sehen exzentrischer Netzhautteile.\t\\\ndierenden Punkten abgebildet werden, mit ann\u00e4hernd gleicher Genauigkeit gel\u00f6st werden ; dafs die Genauigkeit der binokularen Tiefenwahrnehmung \u00fcber diese erheblich hinausgeht, und dafs es sich endlich einer sicheren Beurteilung noch entzieht, ob diese sich in einer der ein\u00e4ugigen Sehsch\u00e4rfe proportionalen Weise \u00fcber die Netzhaut verteilt. Wichtiger als diese Beziehungen (denen wegen der Beteiligung der verschiedenen Beobachter nur eine beschr\u00e4nkte Bedeutung zukommen kann), scheint mir die Feststellung, dafs \u00fcberhaupt die gepr\u00fcften Funktionen binokularen Zusammenwirkens selbst bei betr\u00e4chtlichen Exzentrizit\u00e4ten noch eine relativ hohe Entwicklung zeigen. Denn auch eine Einstellung mit einem mittleren Fehler von 10 Winkelminuten wird man in manchem Sinne noch recht genau nennen d\u00fcrfen. Auch d\u00fcrfte f\u00fcr die Beurteilung der bei anomalen Augenstellungen sich ausbildenden abweichenden Korrespondenzbeziehungen hier in der Tat ein gewisser Anhalt gegeben sein. Allerdings mufs wohl beachtet werden, dafs die Beobachtungen sich hier nicht auf sehr hohe Exzentrizit\u00e4ten erstreckt haben. Ob auch f\u00fcr solche die Dinge \u00e4hnlich liegen, entzieht sich vorderhand der Beurteilung.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 44.\n12","page":181}],"identifier":"lit33555","issued":"1910","language":"de","pages":"165-181","startpages":"165","title":"\u00dcber das Binokularsehen exzentrischer Netzhautteile: Nach Versuchen der Herren Dr. Inouye (Tokio), Dr. Silfvast (Helsingfors) und Dr. Fujita (Tokori, Japan)","type":"Journal Article","volume":"44"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:48:54.389557+00:00"}

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