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Über die scheinbare Aufhellung des Fernrohrgesichtsfeldes in der Dämmerung

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{"created":"2022-01-31T15:59:14.880641+00:00","id":"lit33564","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"M\u00fcller, Aloys","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 44: 323-329","fulltext":[{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"323\n\u2022 \u2022\nUber die scheinbare Aufhellung des Fernrohrgesichtsfeldes in der D\u00e4mmerung.\nVon\nAloys M\u00fcller (Bonn).\n1.\tEin aufmerksamer Beobachter kann die Tatsache leicht feststellen, dafs das Gesichtsfeld gewisser Fernrohre in der D\u00e4mmerung heller erscheint als das Gesichtsfeld des blofsen Auges. In Betracht kommen Zielfernrohre, nicht zu stark (bis 4 oder 5 X) vergr\u00f6fsernde galileische Gl\u00e4ser und gute Prismengl\u00e4ser. Praktisch interessiert sind an dieser Tatsache die J\u00e4ger. Ich benutze dann und wann zur Birsch ein 4 X vergr\u00f6fserndes ausgezeichnetes galileisches Glas von Busch; die Aufhellung des Gesichtsfeldes in der D\u00e4mmerung ist geradezu frappierend. Ich erinnere mich ferner eines dunklen Maiabends vor einer Reihe von Jahren. Damals konnte ich mit einem Prismenglas \u2014 und die Prismengl\u00e4ser waren in den \u00e4lteren Konstruktionen durchaus nicht allzu vollkommen \u2014 auf 150 m ein Reh sich \u00e4send \u00fcber ein Kleest\u00fcck ziehen sehen, wo ich mit meinen \u00fcbernormal scharfen Augen nichts sah als schwarze Nacht. \u00c4hnliches wird jeder J\u00e4ger erfahren haben, und darum bildet diese Aufhellung ein von Zeit zu Zeit beliebtes Thema der Jagdzeitschriften, bei dessen Besprechung allerdings der gute Wille immer f\u00fcr die Tat zu nehmen ist. Meines Wissens ist das Problem in der psychologischen Literatur bisher noch nicht behandelt worden, trotzdem es ein psychologisches Problem ist.\n2.\tEs l\u00e4fst sich n\u00e4mlich leicht zeigen, dafs die Aufhellung nicht auf physikalischen Gr\u00fcnden beruhen kann. Die Lichtst\u00e4rke eines Fernrohres \u2014 gutes Material, scharfe Definition und m\u00f6glichste Beseitigung optischer Fehler vorausgesetzt \u2014 h\u00e4ngt ab 1. von dem durch Absorption und Reflexion verursachten Licht-","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nAloys M\u00fcller.\nVerlust, 2. von der Konstruktion des optischen Systems.1 Beschr\u00e4nken wir uns allein auf den zweiten Punkt, so ist die Lichtst\u00e4rke eine Funktion der Austrittspupille. Die Austrittspupille ist dasjenige der okularseitigen Blendenbilder, das vom zentralen Bildpunkt aus unter dem kleinsten Winkel erscheint. Sind H1 und H2 die Lichtst\u00e4rken zweier Bohre, p\u00b1 und p2 die Badien ihrer Austrittspupillen, so ist\n\u00fc = p_i\nl]i P2\nUm Lichtverlust m\u00f6glichst zu vermeiden, konstruiert man die Systeme so, dafs die Austritts pupille mit der Augenpupille zusammenf\u00e4llt. Genauer gesagt : mit der Eintrittspupille des Auges; da aber Eintrittspupille und Austrittspupille des Auges nur um 1/8 resp. 1/1S gr\u00f6fser sind als die Iris\u00f6ffnung, vernachl\u00e4ssigt man gew\u00f6hnlich diese Unterschiede. Man kann nun offensichtlich die obige Formel auch auf das optische System des Auges anwenden. Dann werden etwa H2 die Lichtst\u00e4rke auf der Netzhaut und p2 der Badius der Augenpupille. Ist demnach die Austrittspupille des Fernrohres gerade so grofs wie die Augenpupille oder gr\u00f6fser als sie, dann wird im ersten Falle H2 = H1, im zweiten wird H1 im Verh\u00e4ltnis der Pupillenfl\u00e4chen herabgesetzt. Beidemal also wird das Fernrohr das Objekt gerade so hell zeigen wie das blofse Auge; in keinem Falle heller. Diese beiden F\u00e4lle k\u00f6nnen bei nicht zu stark (bis 4 oder 5 X) vergr\u00f6fsernden galileischen Gl\u00e4sern vorliegen ; auch dann gilt aber das Gesagte nur f\u00fcr die Mitte des Gesichtsfeldes. Ist p\u00b1 <Zlhi dann ist selbstverst\u00e4ndlich auch < fl2, d. h. die Helligkeit des Objektes ist beim Sehen mit dem Fernrohr kleiner als beim Sehen mit dem blofsen Auge. Selbst wenn man also Absorption und Beflexion aufser Betracht l\u00e4fst, ist das von Fernrohr und Auge entworfene Bild niemals heller als das vom Auge allein entworfene, nur in seltenen F\u00e4llen in der Mitte des Gesichtsfeldes gerade so hell. Da nun aber immer Lichtverlust durch Absorption und Beflexion vorliegt, so ist das erstere Bild niemals so hell wie das zweite. Daraus ergibt sich, dafs die\n1 Eine Begr\u00fcndung und eingehendere Darstellung des folgenden bei Czapski in Winkelmanns Handbuch d. Physik, 2. Aufl., VI. Bd., S. 212 ff. \u00dcbrigens gilt das Gesagte nicht mehr ganz f\u00fcr selbstleuchtende punktf\u00f6rmige Objekte; solche kommen aber \u00fcberhaupt hier nicht in Betracht.","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Uber d. scheinbare Aufhellung d. Fernrohrgesichtsfeldes in d. D\u00e4mmerung. 325\nAufhellung in der D\u00e4mmerung keine physikalischen Ursachen haben kann.\n3.\tWir scheiden nun zun\u00e4chst eine Reihe von Ursachen aus, die ausschliefslich bei der Benutzung einer Art des Fernrohres auftreten, n\u00e4mlich beim Zielfernrohr. Dafs das Zielfernrohr das B\u00fcchsenlicht um ein gut Teil Zeit verl\u00e4ngert, r\u00fchrt nicht nur von der Aufhellung, sondern auch von folgenden besonderen Umst\u00e4nden her. F\u00fcrs erste erm\u00f6glicht das scharfe schwarze Abkommen ein sichereres Zielen als das Visieren \u00fcber die verschwommenen Konturen von Korn und Kimme. F\u00fcrs zweite ist dabei das Gesichtsfeld um das Ziel frei, w\u00e4hrend es von Korn und Kimme teilweise verdeckt ist. F\u00fcrs dritte erscheint schon bei Tageslicht, wenn die Helligkeit des Objektes nicht sehr verschieden von der seines Hintergrundes ist, das Ziel beim Akkommo-dieren auf Korn und Kimme \u00e4ufserst verschwommen, w\u00e4hrend nat\u00fcrlich Korn und Kimme das gleiche Schicksal beim Akkommo-dieren aufs Ziel haben. Dieser \u00dcbelstand mufs in der D\u00e4mmerung noch bedeutend st\u00f6render wirken. Dagegen tritt er beim Visieren durchs Zielfernrohr gar nicht auf. \u2014 Diese Dinge sind klar. Es handelt sich jetzt nur darum, die Ursachen der Aufhellung zu finden.\n4.\tZur Deutung der Aufhellung bietet sich an erster Stelle das WEBE\u00dfsche Gesetz an, und ich glaube, dafs in den von ihm beschriebenen Verh\u00e4ltnissen die Hauptursache liegt. Das Weber-sche Gesetz besagt innerhalb gewisser unterer und oberer Grenzen : Wenn in einer Folge von objektiven Helligkeiten (O R) zwei beliebige, (nach derselben Richtung) unmittelbar aufeinanderfolgende bei der Division durcheinander denselben Wert ergeben, dann sind die Unterschiede der scheinbaren Helligkeiten (Sch H) einander gleich.\nEs seien nun zwei 0 R mit verschiedenen Werten gegeben. Wir lassen eine Verkleinerung der Werte eintreten und wenden das Gesetz auf die m\u00f6glichen F\u00e4lle an. Dieser F\u00e4lle gibt es vier, wenn wir als vierten einen Spezialfall des dritten gesondert heraussteilen. 1. Werden die OR so verringert, dafs der Unterschied der OR in dem vom Gesetze angegebenen Verh\u00e4ltnisse kleiner wird, dann wird zwar die Sch H jedes der Objekte auch verkleinert, aber der Unterschied der Sch H bleibt derselbe. 2. Wird der Unterschied der 0 R st\u00e4rker verkleinert, als das angegebene Verh\u00e4ltnis aussagt, dann wird auch der Unterschied","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nAloys M\u00fcller.\nder Sch H kleiner. 3. Wird der Unterschied der 0 H weniger verringert, als das Verh\u00e4ltnis angibt, so wird der Unterschied der Sch H gr\u00f6fser, als er urspr\u00fcnglich war. 4. Werden die OH so verkleinert, dafs ihr Unterschied derselbe bleibt, dann werden die Sch H der Objekte einzeln zwar verkleinert, aber der Unterschied der Sch H wird gr\u00f6fser, als er urspr\u00fcnglich war.\nWir spezialisieren das Gegebene, indem wir annehmen, es solle ein Objekt vor einem Hintergrund mit anderem Helligkeitswerte durchs Fernrohr in der D\u00e4mmerung beobachtet werden. Beim D\u00e4mmerungssehen, wo die Farbenunterschiede wegfallen, kommt es zun\u00e4chst nur auf Helligkeitsunterschiede an. Je gr\u00f6fser im allgemeinen die Helligkeitsunterschiede sind, desto deutlicher, klarer, bestimmter erkennen wir die Gegenst\u00e4nde. Weiterhin kommen f\u00fcr das Auf fassen der Form der Objekte nur die Teile in Betracht, die an der Grenzlinie liegen, in der die Objekte f\u00fcr unser Auge aneinander stofsen. Es wird sich, wenn wir ein bestimmtes St\u00fcck dieser Grenzlinie ins Auge fassen, jedenfalls um gleiche oder ann\u00e4hernd gleiche Randpartien handeln, Nun beachten wir, dafs der Lichtverlust im Fernrohr \u2014 wenigstens \u00fcber der Mitte des Gesichtsfeldes \u2014 proportional der Fl\u00e4chen-gr\u00f6fse ist. Wenn wir also unser Objekt vor seinem Hintergrund in der D\u00e4mmerung durchs Fernrohr betrachten, so nimmt das Bohr von jeder der gleichen oder fast gleichen Randpartien, die f\u00fcr das Erkennen der Helligkeitsunterschiede in Frage kommen, den gleichen Betrag des Helligkeitswertes weg. Der Unterschied der O H der Randpartien bleibt demnach derselbe, w\u00e4hrend die 0 H einzeln verkleinert werden. Gem\u00e4fs dem vierten unserer obigen F\u00e4lle folgt, dafs die Sch H einzeln zwar auch verringert werden, dafs aber der Unterschied der Sch H w\u00e4chst. Daraus ergibt sich ein deutlicheres, klareres, bestimmteres Erkennen des Objektes, als es mit dem blofsen Auge m\u00f6glich ist, und dieses klarere Erkennen assoziiert sich mit der Vorstellung einer gr\u00f6fseren Helligkeit.\n5. Die Vergr\u00f6fserung des Unterschiedes der Sch H h\u00e4ngt aber nicht nur von dem Lichtverlust, sondern auch von der Vergr\u00f6fserung des Fernrohres ab. Da das Fernrohr die O H auf eine gr\u00f6fsere Fl\u00e4che verteilt, so wird ein Teil im Gesichtsfelde des Fernrohres, der unter einem bestimmten Gesichtswinkel er? scheint, eine gem\u00e4fs der st\u00e4rkeren Vergr\u00f6fserung schw\u00e4chere OR haben als ein Teil des Gesichtsfeldes des blofsen Auges, der unter","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber d. scheinbare Aufhellung d. Fernrohrgesichtsfeldes in d. D\u00e4mmerung. 327\ndemselben Gesichtswinkel betrachtet wird. Die Unterschiede der 0 H bleiben nat\u00fcrlich f\u00fcr gleiche Gesichtswinkel die gleichen. Daraus folgt nach dem WEBEaschen Gesetz wieder eine Ver-gr\u00f6fserung des Unterschiedes der Sch H. Die Fernrohrvergr\u00f6fse-rung macht also diese Unterschiede der Sch H noch bedeutender, als sie durch den Lichtverlust allein schon wrerden. Da bei der Fernrohrvergr\u00f6fserung nicht nur der Helligkeits-, sondern auch der Raumfaktor variiert wird, so wird in ihr wohl die Hauptquelle f\u00fcr die \u00c4nderung der Unterschiede der Sch H zu suchen sein. Versuche an einem Fernrohr mit planparallelen Gl\u00e4sern scheinen mir zu ergeben, dafs der Lichtverlust lediglich zusammen mit der \u00c4nderung des Raumfaktors psychologisch im Sinne einer Unterschieds\u00e4nderung der Sch H wirksam ist; wenigstens konnte ich, wenn die Variation des r\u00e4umlichen Faktors auf diese Weise ausgeschaltet war, eine merkliche \u00c4nderung jenes Unterschiedes nicht beobachten.\nNun geht nat\u00fcrlich die Vergr\u00f6fserung der Unterschiede der Sch H \u2014 und damit das scheinbare Aufhellen des Gesichtsfeldes \u2014 weder mit der Vergr\u00f6fserung des Fernrohres noch mit dem Abnehmen der objektiven Helligkeiten durch die fortschreitende D\u00e4mmerung ins Unbegrenzte weiter. Haupts\u00e4chlich deshalb nicht, weil das WEBEEsche Gesetz f\u00fcr ganz schwache 0 H nicht mehr gilt, sondern weil dann die Vergr\u00f6fserung des Unterschiedes der Sch H um so geringer w\u00e4chst, je mehr sich die 0 H verkleinern. Und dann verwischen sich ja auch die Unterschiede der 0 H immer mehr. Dafs aber jene Vergr\u00f6fserung in gewissen F\u00e4llen selbst bei tiefer Dunkelheit noch ein tritt, mag das spezielle Beispiel in (1) zeigen.\nMan k\u00f6nnte schliefslich noch fragen, warum denn das scheinbare Aufhellen nicht bei jedem Fernrohre eintrete, da doeh in jedem dieselben physikalischen Bedingungen gegeben seien. Tats\u00e4chlich findet auch eine Aufhellung des Gesichtsfeldes, die auf den Verh\u00e4ltnissen, die das WEBEEsche Gesetz beschreibt, beruht, in jedem Falle statt. Anders ausgedr\u00fcckt: In allen Fernrohren ist das Gesichtsfeld heller, als es sein w\u00fcrde, wenn die vom WEBEKschen Gesetz beschriebenen Verh\u00e4ltnisse nicht existierten. Aber dieses Aufhellen wird uns nicht immer bewufst, sondern nur dann, wenn es das Gesichtsfeld des Fernrohres scheinbar heller macht, als das Gesichtsfeld des blofsen Auges ist; d. h. es wird uns nur bei lichtstarken Fernrohren bewufst.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nAloys M\u00fcller.\n6. Neben den besprochenen Verh\u00e4ltnissen greifen noch andere in die Erscheinung ein, vor allem der Helligkeitskontrast.\nZun\u00e4chst wird durch die schwarze Umrahmung des Fernrohrbildes der st\u00f6rende Kontrasteinfluls der weiteren Umgebung, im besonderen des meist helleren Himmels gr\u00f6fstenteils aufgehoben. Indes bedeutet \u2014 abgesehen von einzelnen F\u00e4llen mit stark ausgepr\u00e4gten Helligkeitsgegens\u00e4tzen \u2014 dieses Aufheben nicht so viel, wie man vermuten k\u00f6nnte. Mir schien zwar bei vielen Beobachtungen durchs Fernrohr mit ausgeschraubten Gl\u00e4sern eine schwache Aufhellung vorhanden zu sein, die manchmal aber so wenig charakteristisch war, dals ich sie kaum als solche anzusprechen wagte. Auch Zimmerversuche zeigten deutlich, wie wenig f\u00fcr gew\u00f6hnlich der Kontrast der Umgebung st\u00f6rt. Ich blendete in meinem Zimmer bei stark vorgeschrittener D\u00e4mmerung die an und f\u00fcr sich nur schwach erhellten Fenster durch Pappdeckel f\u00fcr meinen Stand vollst\u00e4ndig ab, so dafs jeder st\u00f6rende Kontrasteinfiufs der Umgebung ausgeschlossen war oder wenigstens durch das Fernrohr nicht noch wreiter ausgeschlossen werden konnte. Dann beobachtete ich eine farbige Reproduktion von B\u00f6cklins \u201eSommertag\u201c. Mit dem blofsen Auge konnte ich haupts\u00e4chlich zwischen der oberen und unteren Partie des Bildes, sowie zwischen den Stellen, wo die beiden linken und der rechte der vorderen vier Knaben sich befinden, und ihrer Umgebung schwache Helligkeitsunterschiede bemerken. Im Fernrohr \u2014 es war das in (1) erw\u00e4hnte galileische \u2014 war die Aufhellung des Gesichtsfeldes so \u00fcberraschend grofs, dafs ich sogar den an sich nur schwachen Helligkeitsunterschied zwischen dem Wasser in der hinteren Kr\u00fcmmung des Fl\u00fcfschens und dem Ufer wTahr-nahm. Daraus ergibt sich, dafs auch unter anderen Umst\u00e4nden die scheinbare Aufhellung nicht wesentlich von dem Aufheben des Umgebungskontrastes mitbestimmt sein kann.\nDer Kontrast braucht aber nicht hemmend einzuwdrken, er kann auch f\u00f6rdernd eingreifen. In Betracht kommt der Randkontrast. Bekanntlich wird mit diesem Worte ausgedr\u00fcckt, dafs aneinanderstofsende, verschieden helle Randpartien der Objekte sich f\u00fcr unser Auge gegenseitig so beeinflussen, dafs der Unterschied der Helligkeiten (Sch H) gr\u00f6fser wird. Man mufs nun beachten, wie diese Kontrastwirkung mit dem WEBERschen Gesetze zusammenh\u00e4ngt. Je kleiner die O H sind, ein desto kleinerer Zuwachs ist nach diesem Gesetze n\u00f6tig, damit die Aufhellung","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"Uber d. scheinbare Aufhellung d. Fernrohrgesichtsfeldes in d. D\u00e4mmerung. 329\nempfunden wird. W\u00fcrde also der Randkontrast beim Sehen mit dem blofsen Auge und beim Sehen durchs Glas in der gleichen St\u00e4rke wirken, so w\u00fcrde doch im letzteren Falle seine Vergr\u00f6fse-rung des Unterschiedes st\u00e4rker empfunden. Abgesehen von diesem Zusammenhang gilt aber das Gesetz, dafs der Kontrast bei gr\u00f6fseren Helligkeitsunterschieden st\u00e4rker wirkt als bei kleineren. Da nun beim Sehen durchs Fernrohr die Unterschiede der Helligkeiten scheinbar vergrofsert werden, wird der Randkontrast in diesem Falle von bedeutenderem Einflufs sein als beim Sehen mit dem blofsen Auge. Das stimmt \u00fcbrigens nur f\u00fcr nicht zu weit vorgeschrittene D\u00e4mmerung. Ist der Unterschied der Helligkeiten sehr klein, so treten andere, kompliziertere Gesetze als das angegebene in Kraft; danach kann der Kontrast, soweit er von den Verh\u00e4ltnissen, die das WEBEEsehe Gesetz beschreibt, unabh\u00e4ngig ist, auch hindernd eingreifen.\n\u2022 \u2022\n7. Das Resultat unserer \u00dcberlegungen ist dies:\nDie scheinbare Aufhellung des Fernrohrgesichtsfeldes in der D\u00e4mmerung r\u00fchrt von einer gegen\u00fcber der Verteilung der objektiven Helligkeiten ver\u00e4nderten Verteilung der scheinbaren Helligkeiten her, die haupts\u00e4chlich von den im WEBEEschen Gesetz beschriebenen, im Zusammenhang mit der Vergr\u00f6fserung des Fernrohres wirkenden Verh\u00e4ltnissen verursacht ist. Psychologisch wirken die in (1) genannten Fernrohre nicht anders als s\u00e4mtliche Fernrohre, speziell nicht anders als die astronomischen Rohre, wenn sie bei Tage oder Nacht nicht sichtbare Sterne sichtbar machen, nur dafs in diesem letzteren Falle das Rohr schon einen gr\u00f6fseren Unterschied der objektiven Helligkeiten herstellt. Damit wird unsere Erscheinung in den Zusammenhang der Helligkeitserscheinungen des t\u00e4glichen Lebens eingestellt, die ja von den im WEBEEschen Gesetz beschriebenen Verh\u00e4ltnissen ganz aufser-ordentlich stark mitbedingt sind; sie ist nur bei einer gewissen Lage der physikalischen Bedingungen scheinbar eine Ausnahmeerscheinung.","page":329}],"identifier":"lit33564","issued":"1910","language":"de","pages":"323-329","startpages":"323","title":"\u00dcber die scheinbare Aufhellung des Fernrohrgesichtsfeldes in der D\u00e4mmerung","type":"Journal Article","volume":"44"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:59:14.880646+00:00"}

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