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{"created":"2022-01-31T14:26:06.009884+00:00","id":"lit33569","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Dittler, Rudolf","role":"author"},{"name":"Johannes Richter","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 45: 1-8","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Leipzig.)\n\u2022 \u2022\nUber die von der Farbenempfindlichkeit unabh\u00e4ngige\n\u2022 \u2022\n\u00c4nderung der Weifsempfindlichkeit.\nVon\nPrivatdozent Dr. Rudolf Dittler,\nAssistent am physiolog. Institut zu Leipzig\nund\nstud. phil. Johannes Richter,\nHamburg.\nDurch zahlreiche, nach verschiedenen Methoden durchgef\u00fchrte Versuche wurde von E. Hering1 und A. Br\u00fcckner dargetan, dafs mit der Erm\u00fcdung einer Stelle des somatischen Sehfeldes f\u00fcr weifses Licht keine entsprechende Erm\u00fcdung f\u00fcr die farbige Wirkungskomponente eines farbigen Lichtes verbunden ist. Es widerspricht dies der Hypothese, nach welcher die wreifse Empfindung durch das Zusammentreffen dreier Sonderwirkungen zustande kommt, wovon jede einzeln genommen eine bunte Empfindung (Rot oder Gr\u00fcn oder Violett) bedingen soll, mag man nun, wie Helmholtz, St\u00e4bchen und Zapfen oder, wie Max Schulze und v. Kries, nur letztere als die Erzeuger dieses sogenannten trichromatischen Weifs betrachten.\nBei den Versuchen von Hering und Br\u00fcckner wurde unter anderem die eine von zwei unmittelbar nebeneinander und symmetrisch zum Blickpunkt liegenden Netzhautstellen durch weifses Licht erm\u00fcdet (umgestimmt), w\u00e4hrend die andere unbelichtet blieb. Wurden sodann beide Stellen mit demselben farbigen Licht bestrahlt, so erschien dieses auf der der unerm\u00fcdeten Stelle entsprechenden Seite in einer nicht nur helleren, sondern auch weifslicheren Farbe als auf der anderen Seite. Steigerte man die Intensit\u00e4t des auf die umgestimmte Stelle wirkenden farbigen\n1 Hering, Pfl\u00fcgers Archiv 94. 1903. S. 533 ff.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 45.\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nRudolf Dittler und Johannes Richter.\nLichtes soweit, dafs nun die Farbe auf der entsprechenden Seite ebenso hell erschien wie auf der anderen, so blieben doch die beiden Farben ungleich. Man sah jetzt noch immer mit der vorher verfinstert gewesenen Stelle eine viel weifslichere, mit der f\u00fcr Weifs erm\u00fcdeten eine viel freiere (ges\u00e4ttigtere) Farbe, und zwar war dies auch dann deutlich der Fall, wenn nur das foveale (st\u00e4bchenfreie) Gebiet der Netzhaut zum Versuch benutzt wurde.\nW\u00e4re die mit wTeifsem Licht bestrahlt gewesene Stelle f\u00fcr die angeblichen drei farbigen Reizkomponenten eines solchen Lichtes erm\u00fcdet worden, und h\u00e4tte deshalb das nachfolgende z. B. rote Licht auf dieser Stelle eine schw\u00e4chere Roterregung bewfirkt als auf der verfinstert gewesenen, so h\u00e4tte sich die geminderte Roterregbarkeit durch eine entsprechende Intensit\u00e4tssteigerung des roten Lichtes ausgleichen lassen, und man h\u00e4tte dann eine beiderseits ganz gleiche Empfindung erhalten m\u00fcssen. Da sich dies auch bei ausschliefslicher Benutzung des fovealen Gebietes nie verwirklichen liefs, so folgt, dafs die Erm\u00fcdung f\u00fcr weifses Licht nicht in einer Erm\u00fcdung f\u00fcr die drei angeblichen farbigen Reizkomponenten eines solchen Lichtes besteht.\nAuf Anregung von Geheimrat Hering pr\u00fcften wir das von ihm und Br\u00fcckner erhaltene Ergebnis nochmals mit Spektralfarben nach einer neuen Methode, bei welcher das ganze Gesichtsfeld mit Ausnahme des zum Versuch benutzten Netzhautbezirks verfinstert war und welche \u00fcberdies gestattete, das auf die erm\u00fcdete Stelle fallende homogene Licht mit einer beliebigen abmefsbaren Menge weifsen Lichtes zu vermischen. Es konnte also zugleich untersucht werden, ob es m\u00f6glich w\u00e4re, bei passender Zumischung weifsen Lichtes zum homogenen das so entstandene Gemisch mit der erm\u00fcdeten Stelle ebenso zu sehen, wie mit der unerm\u00fcdeten das unvermischte homogene Licht von derselben Qualit\u00e4t und Quantit\u00e4t.\nDie Einrichtung einer, wie uns scheint, nach allen Richtungen hin befriedigenden Versuchsanordnung war mit Hilfe des grofsen HERiNGschen Farbenmischapparates in folgender Weise m\u00f6glich:\nVor jeder Versuchsreihe wurde zun\u00e4chst jede H\u00e4lfte des Gesichtsfeldes eines kleinen Fernrohres aus einem anderen Kollimator mit homogenem (z. B. blauem) Licht von beiderseits gleicher Wellenl\u00e4nge und gleicher Intensit\u00e4t beleuchtet, so dafs beide H\u00e4lften ganz gleich erschienen. Das homogene Licht der linken H\u00e4lfte wurde sodann abgeblendet. Statt dessen wurde","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die von der Farbenempfindlichkeit unabh\u00e4ngige \u00c4nderung usw. 3\ndiese H\u00e4lfte mit gespiegeltem Himmelslicht erleuchtet und dem auf der rechten H\u00e4lfte sichtbar gebliebenen homogenen Licht das zu ihm komplement\u00e4re (z. B. gelbe) homogene Licht soweit zugemischt, bis das so entstehende bin\u00e4re Mischlicht ebenfalls weifs und dem linksseitigen Himmelsweifs von passender Lichtst\u00e4rke vollkommen gleich erschien. Hierauf wurde das letztere wieder abgeblendet und dadurch die linke Gesichtsfeldh\u00e4lfte ganz lichtfrei gemacht, w\u00e4hrend das rechtsseitige bin\u00e4re Mischweifs sichtbar blieb.\nMit letzterem f\u00fchrten wir nun die partielle Weifserm\u00fcdung des Sehorgans herbei. Nach hinreichend langer Fixierung eines Punktes der Grenzlinie zwischen dem weifsen und dem schwarzen Halbfelde wurden die auf den beiden Gesichtsfeldh\u00e4lften eingestellt gewesenen gleichen homogenen Lichter den beiden, jetzt verschieden gestimmten Sehfeldstellen zum Vergleich wieder sichtbar gemacht. Dies geschah mit Hilfe einer von einem Assistenten bedienten mechanischen Vorrichtung, durch welche gleichzeitig die eine Komponente des erm\u00fcdenden (bin\u00e4ren) Weifs wieder abgeblendet und das f\u00fcr die andere (zuvor lichtlose) Feldh\u00e4lfte eingestellte homogene Licht wieder freigegeben wurde. Die auffallende Verschiedenheit, mit welcher nach Hering und Br\u00fcckner das objektiv gleiche homogene Licht unter diesen Umst\u00e4nden auf den beiden Feldh\u00e4lften gesehen wird, ist hierbei mit grofser Eindringlichkeit zu erkennen. Diese und die folgenden Beobachtungen machten wir mit helladaptiertem Auge, und zwar sowohl bei verh\u00e4ltnism\u00e4fsig grofsem Gesichtsfeld (10 cm scheinbarer Durchmesser bei 39 cm scheinbarem Abstand mit einem Netzhautbild von ca. 4 mm Durchmesser) als auch unter aus-schliefslicher Benutzung des fovealen st\u00e4bchenfreien Netzhautbezirks bei kleinem Gesichtsfelde (13 mm scheinbarer Durchmesser bei 39 cm scheinbarem Abstand mit einem Netzhautbild von 1/2 mm Durchmesser). Die Ergebnisse waren in beiden F\u00e4llen im wesentlichen die gleichen, nur war bei Beobachtung im kleinen Felde die Verschiedenheit der beiden Halbfelder etwas weniger ausgesprochen.\nZun\u00e4chst versuchten wir, wie dies Hering und Br\u00fcckner getan hatten, durch Verst\u00e4rkung des homogenen Lichtes auf der zuvor erm\u00fcdeten Sehfeldstelle einen Ausgleich der Verschiedenheit, mit der die beiden Feldh\u00e4lften gesehen werden, herbeizuf\u00fchren. Dies gelang jedoch bei keiner Farbe. Wir konnten\n3*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nRudolf Dittler und Johannes Richter.\nvielmehr nur den Befund von Hering und Br\u00fcckner best\u00e4tigen, dafs auf die genannte Weise zwar ein Lichtst\u00e4rkenverh\u00e4ltnis der auf die verschieden gestimmten Sehfeldstellen wirkenden Lichter gefunden werden kann, bei dem beide Feldh\u00e4lften gleich hell erscheinen, aber nie ein auch nur angen\u00e4hertes Gleichwerden der beiderseitigen Empfindungen erreicht wird. Mit der weifserm\u00fcdeten Stelle wird dashomo-gene Licht immer auffallend sch\u00f6n und frei gesehen, w\u00e4hrend es an der zuvor verfinstert gewesenen sehr stark mit Weifs verh\u00fcllt erscheint. Man hat beim Anstellen dieses Versuches unbedingt den Eindruck, dafs ein vollkommener Ausgleich der an den beiden Sehfeldstellen hervorgerufenen Empfindungen, wenn sich ein solcher \u00fcberhaupt herbeif\u00fchren liefse, nur dadurch m\u00f6glich w\u00e4re, dafs dem homogenen Lichte auf der zuvor f\u00fcr Weifs erm\u00fcdeten Seite weifses Mischlicht in passender Menge zugesetzt wird.\nAuf Grund einer von Hering 1 angestellten \u00dcberlegung w\u00e4re (rein theoretisch gesprochen) allerdings nicht zu erwarten, dafs eine nach Helligkeit und S\u00e4ttigung vollst\u00e4ndige Gleichung durch einfachen Weifszusatz auf der einen Seite \u00fcberhaupt zu erzielen ist. Denn wenn infolge der Wechselwirkung der Sehfeldstellen ein sonst weifs erscheinendes Licht auf einem durch farbiges Licht alterierten Bezirk wie ein schwach gegenfarbiges Licht wirkt und also die farbige Valenz des homogenen Lichtes zum Teil neutralisiert, so m\u00fcfste beim Eintritt gleicher S\u00e4ttigung auf beiden Seiten die mit der zuvor weifserm\u00fcdeten Sehfeldstelle gesehene Farbe an Helligkeit hinter der anderen zur\u00fcckstehen, bzw. m\u00fcfste sich eine S\u00e4ttigungsdifferenz dann zeigen, wenn der Weifszusatz bis zur Erzielung beiderseits gleicher Helligkeit fortgesetzt w\u00fcrde. Im Hinblick auf diese theoretischen Folgerungen war also zu pr\u00fcfen, welchen Erfolg bei der von uns benutzten Versuchsmethode der Zusatz von weifsem Licht zu dem auf die erm\u00fcdete Stelle wirkenden homogenen haben w\u00fcrde.\nBei einer ausgedehnten Reihe entsprechender Versuche am Spektralapparat kamen wir zu dem Ergebnis, dafs man durch blofsen Zusatz einer passend gew\u00e4hlten Menge weifsen Mischlichtes zu dem auf die zuvor f\u00fcr Weifs erm\u00fcdete Stelle wirkenden homogenen Lichte einem\n1 Hering, a. a. O. S. 552 f.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die von der Farbenempfindlichkeit unabh\u00e4ngige \u00c4nderung usw. 5\nGleichwerden der Empfindung an den beiden verschieden gestimmten Sehfeldstellen auf alle F\u00e4lle ganz unvergleichlich viel n\u00e4her kommt, als dies durch eine Intensit\u00e4ts\u00e4nderung des auf dieseStelle wirkenden homogenen Lichtes jemals erreicht werden kann. Zum mindesten werden sich die beiden Halbfelder durch den Weifszusatz nach Helligkeit und S\u00e4ttigung immer sehr \u00e4hnlich. Ohne dafs die Menge oder Qualit\u00e4t des homogenen Lichtes an einer der beiden Gesichtsfeldh\u00e4lften gleichzeitig irgendwie ge\u00e4ndert worden w\u00e4re, schien uns in vielen F\u00e4llen durch entsprechenden Weifszusatz der angestrebte Ausgleich der Empfindung an den verschieden gestimmten Sehfeldstellen sogar ein vollst\u00e4ndiger zu sein. Dies gilt in erster Linie von Rot, in beschr\u00e4nkterem Mafse aber auch von den \u00fcbrigen untersuchten Farben, von Gr\u00fcn, schwach gr\u00fcnlichem Gelb und schwach r\u00f6tlichem Blau. Auch diese Erscheinung trat bei Beobachtung im kleinen Felde nahezu mit derselben Deutlichkeit hervor wTie bei gleichzeitiger Benutzung eines gr\u00f6fseren Netzhautbezirkes. Auf jeden Fall d\u00fcrfen f\u00fcr die Beurteilung nur die ersten Sekunden nach dem Verschwinden des erm\u00fcdenden weifsen Mischlichtes und dem gleichzeitigen Eintritt der Bestrahlung mit dem homogenen Lichte in Betracht gezogen werden. Von den unerheblichen \u00c4nderungen des Farbentones, wie sie gelegentlich beobachtet wurden und die zum Teil auf die Beschaffenheit des als Zusatzlicht verwendeten weifsen Mischlichtes (s. u.) zur\u00fcckzuf\u00fchren sein d\u00fcrften, zum Teil (wie das R\u00f6tlichwerden des Blau bei Verh\u00fcllung mit Weifs) aber auch eine bekannte physiologische Eigent\u00fcmlichkeit gewisser Farben darstellen, soll in unserem Zusammenhang abgesehen werden.\nUnsere im praktischen Versuch gewonnenen Ergebnisse zeigen also, dafs die \u00c4nderung im Aussehen, die ein homogenes Licht durch Weifserm\u00fcdung des Sehorganes erf\u00e4hrt, nicht durch einseitige Intensit\u00e4tssteigerung des homogenen Lichtes, wohl aber durch blofsen Zusatz weifsen Misch lieh tes zu letzterem zum mindesten sehr angen\u00e4hert kompensiert werden kann. Die Verschiedenheit im Aussehen, die ein mit weifserm\u00fcdeter Sehfeldstelle gesehenes, derart korrigiertes homogenes Licht aus dem oben angef\u00fchrten Grunde doch noch zeigen m\u00fcfste gegen\u00fcber demselben homogenen Lichte ohne Weifszusatz, wenn es","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nRudolf Dittler und Johannes Richter.\nauf die verfinstert gewesene Sehfeldstelle wirkt, mufs demnach der Art sein, dafs sie unter unseren Beobachtungsbedingungen nur in g\u00fcnstigen F\u00e4llen deutlich bemerkbar wurde. Wenn sich aber bei unseren Versuchen eine Gleichung zwischen den beiden Halbfeldern nicht voll erreichen liefs, so unterschieden sich die beiden gesehenen Farben, soweit bei den oft \u00e4ufserst geringen Differenzen und der Fl\u00fcchtigkeit der Erscheinungen hier\u00fcber \u00fcberhaupt ein b\u00fcndiges Urteil m\u00f6glich ist, jedenfalls in dem Sinne, dafs nach Herstellung scheinbar gleicher Helligkeit die Farbe auf der erm\u00fcdeten Seite etwas geringere S\u00e4ttigung zeigte als die andere. Am leichtesten l\u00e4fst sich dies nach unseren Erfahrungen bei Versuchen mit Gelb (schwach gr\u00fcnlichem Gelb) feststellen.\n\u00dcber die Versuchseinrichtung, mit der wir zu den soeben erw\u00e4hnten Ergebnissen gelangten, ist kurz noch folgendes nachzutragen :\nDas weifse Mischlicht, das wir zur Herbeif\u00fchrung eines S\u00e4ttigungsausgleiches zwischen den beiden Halbfeldern dem auf die weifserm\u00fcdete Sehfeldstelle wirkenden homogenen Lichte in wechselndem Betrag zusetzten, vrurde am Prisma eines dritten Kollimators in das Fernrohr gespiegelt. Durch eine an passender Stelle angebrachte aufrechtstehende spaltf\u00f6rmige Blende konnte die Intensit\u00e4t dieses Zusatzlichtes in mefsbarer Weise variiert wrerden. Sollte durch diesen Zusatz weifsen Lichtes der Farbenton des homogenen Lichtes nach M\u00f6glichkeit unbeeinflufst bleiben, so mufste zu diesem Zweck ein Licht von gleichem Aussehen wde das anfangs benutzte Himmelslicht und das zur Erm\u00fcdung benutzte bin\u00e4re Mischweifs verwendet werden. An hellen Tagen spiegelten wir dementsprechend am einfachsten ebenfalls Himmelslicht in geeigneter Weise in den Apparat. Wenn es sich um die Feststellung der Menge wreifsen Zusatzlichtes handelte, die im Versuch f\u00fcr die Herstellung m\u00f6glichster Gleichheit der Farbe auf den beiden Halbfeldern jedesmal n\u00f6tig wer, so wer allerdings zu bedenken, dafs die Intensit\u00e4t unserer Lichtquelle fortgesetzten Schwankungen unterlag. Durch die sogleich zu erw\u00e4hnende st\u00e4ndige Kontrolle ihrer jeweiligen Intensit\u00e4t konnten Fehler, die hierdurch h\u00e4tten bedingt werden k\u00f6nnen, jedoch leicht ausgeschlossen werden.\nBei einem Teil unserer Versuche (vor allem an sehr tr\u00fcben Tagen) verwendeten wir als Zusatzlicht an Stelle des Himmels-","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"\u2666 I\t_ \u2022 \u2022\nUber die von der Farbenempfindlichkeit unabh\u00e4ngige \u00c4nderung usw. 7\nlichtes das Licht einer Nernstlampe, dem eine schwach gr\u00fcnlich-blaue Glasplatte vorgeschaltet wurde, um es dem auf das Tageslicht gestimmten Auge ganz farblos erscheinen zu lassen. Diese Methode hatte vor der vorerw\u00e4hnten den Vorzug, dafs die Intensit\u00e4t der Lichtquelle praktisch als konstant betrachtet werden durfte. Anstatt durch Vorsetzen eines Farbenfilters wurde das Nernstlicht schliefslich gelegentlich auch dadurch f\u00fcr unser Auge farblos gemacht, dafs ihm ein kleiner Betrag homogenen (gr\u00fcnlichblauen) Lichtes zugesetzt wurde, was der benutzte Apparat ebenfalls zul\u00e4fst.\nIm Versuch wTurde das Zusatzlicht zun\u00e4chst verdeckt gehalten und immer erst nach der Herbeif\u00fchrung der lokalen Weifs-erm\u00fcdung des Sehorganes gleichzeitig mit der f\u00fcr den Versuch gew\u00e4hlten Farbe sichtbar gemacht. Dies geschah wiederum durch eine kleine mechanische Vorrichtung (leichtes Ziehen an einem Schnurlauf), die der Beobachter selbst zu bedienen hatte. Ein angen\u00e4hert gleichzeitiges Handeln des Beobachters und des Assistenten erzielten wir dadurch, dafs vom Assistenten die Sekundenschl\u00e4ge eines Metronoms laut gez\u00e4hlt wurden. Die von uns meist eingehaltene Erm\u00fcdungsdauer belief sich auf 20 Sek.\nUm die unter den eben herrschenden Bedingungen der Beleuchtung zur Erzielung m\u00f6glichster Gleichheit erforderliche Menge weifsen Zusatzlichtes f\u00fcr jede Farbe zu ermitteln, mufste der Versuch nat\u00fcrlich h\u00e4ufige Male wiederholt werden. Nach jeder Einzelbeobachtung wurde die Intensit\u00e4t des Zusatzlichtes in der n\u00f6tig erscheinenden Richtung ver\u00e4ndert und der Versuch unter sonst ganz gleichen Bedingungen so oft wiederholt, bis sich die Einstellung des Zusatzlichtes schliefslich als die optimale erwies. Hatte ein Beobachter mit jedem seiner Augen eine Beobachtung gemacht, so wurde f\u00fcr ihn eine mindestens 5 Minuten lange Pause eingeschaltet. Diese Zeit gen\u00fcgte nach unseren Erfahrungen, um die Nachwirkungen der Belichtung soweit ab-klingen zu lassen, dafs die Ausgangsstimmung des Auges durch Adaptation an das Tageslicht bei den Versuchen, die innerhalb kurzer Zeit hintereinander ausgef\u00fchrt wurden, als gen\u00fcgend konstant betrachtet werden durfte. Dafs der unmittelbare Vergleich der an zwei verschiedenen Tagen gewonnenen quantitativen Ergebnisse wegen der Unm\u00f6glichkeit einer exakten Ber\u00fccksichtigung der jeweilig herrschenden Tagesbeleuchtung unstatthaft ist, braucht kaum erw\u00e4hnt zu werden.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nRudolf Ditller und Johannes Richter.\nEin Mafs f\u00fcr die unter den jeweilig gegebenen Versuchsbedingungen sich als n\u00f6tig erweisenden St\u00e4rke des Zusatzlichtes verschafften wir uns durch einen Vergleich des erm\u00fcdenden Lichtes und des Zusatzlichtes nach ihrer Lichtst\u00e4rke, den wir im unmittelbaren Anschlufs an jede einzelne Versuchsreihe anstellten. Auf diese Weise wurde auch der Inkonstanz des als Zusatzlicht vielfach verwendeten Himmelslichtes Rechnung getragen. Da die zu vergleichenden Lichter beide die rechte Gesichtsfeldh\u00e4lfte des Fernrohres beleuchteten, so konnte ein Vergleich nur unter Vermittlung eines dritten, auf der linken Feldh\u00e4lfte erscheinenden Lichtes vorgenommen werden. Als solches verwendeten wir immer das als Vergleichsweifs bei der Herstellung des bin\u00e4ren Erm\u00fcdungsweifs (s. o.) benutzte, in das Fernrohr gespiegelte Himmelslicht.\nDer Versuch einer exakten Feststellung der Menge weifsen Zusatzlichtes, die sich bei jedem der untersuchten homogenen Lichter unter der Voraussetzung gleichlanger Weifserm\u00fcdung als die scheinbar optimale ergab, f\u00fchrte leider zu dem Ergebnis, dafs bei der Fl\u00fcchtigkeit der zu beobachtenden Erscheinungen eine auch nur einigermafsen strenge Begrenzung dieses Wertes nicht m\u00f6glich ist. Damit erwies sich auch die Hoffnung, mit der beschriebenen Methode vielleicht irgendwelchen Aufschlufs \u00fcber die Gr\u00f6fse der weifsen Valenzen verschiedener homogener Lichter zu erhalten, als tr\u00fcgerisch. Die Intensit\u00e4t des weifsen Zusatzlichtes, die wir bei den einzelnen Farben ben\u00f6tigten, um die beiden Halbfelder m\u00f6glichst gleich zu sehen, schwankten bei einer Erm\u00fcdungsdauer von 20 Sekunden um den halben Betrag der Intensit\u00e4t des Erm\u00fcdungslichtes, und zwar in ziemlicher Breite, auch wenn man nur solche Versuche miteinander vergleicht, die in verh\u00e4ltnism\u00e4fsig kurzer Zeit hintereinander angestellt wurden. Die gr\u00f6fste Menge des Zusatzlichtes, die wir bei der genannten Erm\u00fcdungsdauer \u00fcberhaupt brauchten, betrug s/4, die geringste zwischen 1/3 und x/4 des zur Erm\u00fcdung verwendeten Weifs. Dabei zeigte sich aber nicht f\u00fcr die eine Farbe konstant eine verh\u00e4ltnism\u00e4fsig grofse, f\u00fcr die andere eine kleine Menge korrigierenden Lichtes erforderlich, sondern die berechneten Mittelwerte aus gr\u00f6fseren Reihen von Beobachtungen waren f\u00fcr die Lichter verschiedener Wellenl\u00e4nge nahezu dieselben.","page":8}],"identifier":"lit33569","issued":"1911","language":"de","pages":"1-8","startpages":"1","title":"\u00dcber die von der Farbenempfindlichkeit unabh\u00e4ngige \u00c4nderung der Wei\u00dfempfindlichkeit","type":"Journal Article","volume":"45"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:26:06.009889+00:00"}