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Über die Ursache der Einklangsempfindung bei Einwirkung von Tönen, die im Oktavenverhältnis zueinander stehen

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{"created":"2022-01-31T16:48:55.074922+00:00","id":"lit33581","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Goebel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 45: 109-116","fulltext":[{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"109\n\u2022 \u2022\nUber die Ursache der Einklangsempfindung bei Einwirkung von T\u00f6nen, die im Oktavenverh\u00e4ltnis\nzueinander stehen.\nVon\nDr. Goebel,\nGeneraloberarzt a. D.\nHerr Prof. Wien hatte die Liebensw\u00fcrdigkeit, mir im Herbst 1908 in der Danziger Technischen Hochschule die Vornahme einiger akustischen Arbeiten zu gestatten, wof\u00fcr ich ihm hier meinen verbindlichsten Dank sage. Ich habe dort eine Anzahl der Anstalt geh\u00f6riger, insbesondere c, Gabeln verschiedener H\u00f6he mit Resonatoren daraufhin gepr\u00fcft, ob in dem Ton der Gabel harmonische Ober- oder Untert\u00f6ne h\u00f6rbar sind. Die untersuchten Gabeln stammten meist von Max Kohl, Chemnitz, waren vorwiegend f\u00fcr Resonatork\u00e4sten gearbeitet, kamen abgeschraubt, also ohne Resonanzk\u00e4sten zur Untersuchung. Alle Gabeln waren unbelastet. Ich d\u00e4mpfte nach dem Fingeranschlag die Gabeln durch leichten Druck der Finger auf die Zinken, nahe dem Gabelbogen und hielt die Gabeln mit ihrer Breitseite vor den Resonator. \u2014 Die Pr\u00fcfung wurde vorgenommen mit der abstimmbaren Reihe EnELMAxxscher Kugelresonatoren, die f\u00fcr alle (Klavier- ) T\u00f6ne von C bis cs (einschl.) vorhanden sind. Ich habe unter diesen Bedingungen in den Gabeln c, c1, c2, c3 weder harmonische Ober-, noch Untert\u00f6ne nach weisen k\u00f6nnen. Der Prof, der Physik Herr A. Kal\u00e4hne, Dozent an der Danziger Hochschule, hat die G\u00fcte gehabt, die dortigen c- Gabeln (c, c1, c2, c3) seinerseits mit Resonatoren zu pr\u00fcfen. Auch er konnte in der angegebenen Stellung der Gabeln zum Resonator weder eine h\u00f6here, noch eine tiefere Oktave in dem Ton der Gabeln nach weisen. Die h\u00f6here Oktave war nur h\u00f6rbar, wenn die Gabeln","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nGoebel.\nihre Sch mal Seite dem Resonator zuwandten. Der Oberton war also h\u00f6rbar in der Stellung 1 der Gabel, nicht h\u00f6rbar in der Stellung 2. Nach Ansicht von Prof. Kal\u00e4hne schwingen die fraglichen Gabeln wohl auch senkrecht zur Zinkenebene (Plattenton, Edelmann). In der Stellung 1 w\u00fcrde der Plattenton dem Resonator gegen\u00fcber mehr zur Geltung kommen. Er wies das objektive Vorhandensein der h\u00f6heren Oktave nach durch Mitt\u00f6nen der entsprechenden Gabeln. Weder objektiv, noch subjektiv, weder in der Stellung 1 noch 2 der Gabel zum Resonator konnte er einen harmonischen Unterton nachweisen.\n1.\n2.\nZinkenebene\nCD\nGabel\ncn\nGabel\nfl\u2014\nZinken -ebene\nIch wies sp\u00e4ter an 2 meiner eigenen U-Gabeln ebenfalls das Vorhandensein der h\u00f6heren Oktave nach. Ich verwandte als Resonator ein ann\u00e4hernd zylindrisches, in der Mitte leicht bauchiges Glasgef\u00e4fs von 13 cm H\u00f6he, welches c2 als Grundton gab und diesen Ton gewaltig verst\u00e4rkte. (Der vierte Teil der Wellenl\u00e4nge von c2 betr\u00e4gt in Luft etwa 16 cm; die leichte Ausbauchung des Gef\u00e4fses wirkte etwas tonvertiefend.) Der 1. Oberton tritt an beiden, ungleich gestalteten, nach dem Anschlag abged\u00e4mpften, unbelasteten c1-Gabeln ungleich stark auf, wird zu einer Zeit \u00fcber dem Resonator unh\u00f6rbar, wenn der Grundton noch relativ stark klingt. Hierbei machte es keinen Unterschied, wie ich die Gabel \u00fcber die Resonator\u00f6ffnung hielt. Eine ca-Gabel gab in beiden Stellungen \u00fcber einem Flaschenresonator c3, der c3 erheblich verst\u00e4rkte, schwach die h\u00f6here Oktave. Eine e-Gabel, unbelastet, liefs, abged\u00e4mpft, \u00fcber einem zylindrischen Resonator, der c1 als Grundton gab, auf kurze Zeit schwach c1 erklingen, und zwar etwas mehr in der Gabelstellung 1 zum Resonator, etwas weniger in der Stellung 2. \u2014\nObwohl die h\u00f6here Oktave, bei der oben geschilderten Versuchsanordnung , in dem ihr entsprechenden Kugelresonator nicht nachweisbar war, obwohl der starke Eigenton des dem Gabelton entsprechenden Resonators jedenfalls die schwachen, etwa vorhandenen Schwingungen der h\u00f6heren Oktave v\u00f6llig","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Uber d. Ursache d. Einklangsempfindling b. Einwirkung v. T\u00f6nen usiv. 111\n\u00fcbert\u00f6nte, so h\u00f6rte ich in dem dem Gabelton entsprechenden Resonatortone doch mit vollster Deutlichkeit 2 Tonkomponenten, eine h\u00f6here und eine tiefere Oktave! Gleiches hatte ich an meinen eigenen Gabeln geh\u00f6rt, Jahre vor dieser Untersuchung, lange bevor mir die Angabe von Lucae zu Gesicht gekommen war, dafs in dem Tone tieferer Gabeln objektiv der 1. Oberton enthalten sei. Ich ging nach Danzig in der sicheren \u00dcberzeugung, diese Angabe voll best\u00e4tigt zu finden. Ich war aufs h\u00f6chste \u00fcberrascht, in dem dem Gabelton entsprechenden Resonatortone das gleiche zu h\u00f6ren, wie an meinen \u2014 unbelasteten \u2014, mit blofsem Ohr untersuchten Gabeln! Andere T\u00f6ne, wie die Oktaven, konnten nicht in Frage kommen. Die Gabelt\u00f6ne zeigten keine Schwebungen; es waren durchaus reine T\u00f6ne. Nur zwei c1- Gabeln schwebten, allein angeschlagen ; andere T\u00f6ne als c1 und benachbarte T\u00f6ne wurden hier durch die Resonatoren nicht verst\u00e4rkt, obwohl ich beide Gabeln vor allen Resonatoren von C bis c2 pr\u00fcfte. Auch w\u00e4re der Charakter der Toneinheit verloren gegangen, wenn objektiv etwa andere, als im Oktaven Verh\u00e4ltnis stehende T\u00f6ne vorhanden gewesen w\u00e4ren.\nT\u00f6ne von einer bestimmten Schwingungszahl k\u00f6nnen nur auf eine bestimmte Gegend der Schnecke nervenerregend wirken, vorausgesetzt, dafs die Empfindung verschiedener Tonh\u00f6hen an bestimmte Teile der Schnecke gekn\u00fcpft ist, eine Auffassung der ich huldige. Werden, trotzdem nur Eine bestimmte Schwingungsart vorhanden ist, 2 benachbarte Oktaven geh\u00f6rt, so m\u00fcssen die H\u00f6rzellen jeden Schnecken g angquerschnittes verschiedene Wertigkeit haben, derart, dafs etwa je 2 der H\u00f6rzellen der h\u00f6heren Empfindungsoktave, je 2 der tieferen entsprechen. Die H\u00f6rzellen an sich haben mit der Tonempfindung nicht das Geringste zu tun. Sie werden erregt, \u2014 wie, ist gleichg\u00fcltig \u2014 geben die Erregung weiter. Im Gehirn erst w\u00fcrden die von den peripheren H\u00f6rzellen ausgehenden Fasern an Ganglienzellen herantreten, von denen die einen, erregt, die Empfindung der h\u00f6heren, die anderen der tieferen Oktave geben. Die M\u00f6glichkeit verschiedener funktioneller Wertigkeit der H\u00f6rzellen Einer Querschnittsebene k\u00f6nnte man f\u00fcr ausgeschlossen halten, der geringen Zahl (3\u20145) der in einem Querschnitt befindlichen St\u00e4bchenzellen wegen. Bei den V\u00f6geln und Reptilien aber ist mit hoher Wahrscheinlich-","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nGoebel.\nkeit anzunehmen, dafs die Zellen Eines Schnecken-\nQuerschnittes verschiedenen Ton werten entsprechen,\nsowohl wegen der grofsen Zahl von H\u00f6rzellen in Einem Querschnitt, sowie wegen der ersichtlich verschiedenen Bedingungen, in denen die H\u00f6rzellen Eines Querschnittes sich hinsichtlich ihrer Erregbarkeit, befinden.\nMan kann aufser durch Kugelresonatoren noch in anderer Weise verfahren, um sich Schwingungen zu verschaffen, die nur Einer bestimmten Schwingungszahl entsprechen, bei denen jedenfalls eine etwa vorhandene Koexistenz von Schwingungen der doppelten Schwingungszahl f\u00fcr den H\u00f6rakt g\u00e4nzlich aufser Betracht bleibt. Ich stelle 2 flaschenf\u00f6rmige Glasgef\u00e4fse als Resonatoren f\u00fcr cl und c2 in geringer Entfernung von mir auf den Tisch. Die Gabel c1 halte ich in gleicher Entfernung mit dem Resonator, aber abseits von ihm. Sowie ich die Gabel nicht mehr h\u00f6re, f\u00fchre ich sie \u00fcber den Resonator c2. Ist der Resonatorton c2 verklungen (der 1. Oberton von c1), dann f\u00fchre ich die c\u2019-Gabel \u00fcber den Resonator cl und beobachte.\nIch schildere nun meine Wahrnehmungen an t\u00f6nenden Stimmgabeln, die nur Eine Art von Tonschwingungen gaben, bei denen mindestens solche der h\u00f6heren Oktave f\u00fcr den H\u00f6rakt nicht mehr in Betracht kamen. Man ist einigermafsen im Zweifel, welche von den beiden Oktaven man eigentlich als z. B. c2 bezeichnen soll. Ich werde, um bei dem Beispiel c- zu bleiben, die h\u00f6here Empfindungsoktave c2, die tiefere c1 nennen. Wird die Gabel ganz leise angeschlagen, so h\u00f6re ich mit blofsem Ohre nur c2; bei st\u00e4rkerem Anschlag tritt in der Empfindung noch c1 hinzu. Entferne ich eine st\u00e4rker klingende Gabel von dem Ohr, so h\u00f6re ich bei weiterem Abstande nur den hohen Ton; n\u00e4here ich die Gabel, so tritt die Empfindung c1 hinzu. Die H\u00f6henlage von c2 ist sehr geeignet, den H\u00f6henunterschied im Ton bei entfernter und naher Gabel sofort aufzufassen. Wer das Ph\u00e4nomen zum ersten Male bewufst beobachtet, wird, gleich mir, geneigt sein, den h\u00f6heren Ton als 1. Oberton aufzufassen. Vorherige Pr\u00fcfung der Gabeln mit Resonatoren ist daher unerl\u00e4fslich. Halte ich die vor dem unbewaffneten Ohr leise klingende, in H\u00f6he von c2 empfundene Gabel c2 vor den Resonator c2, so tritt mit der Tonverst\u00e4rkung die Oktavenvertiefung in der Empfindung hinzu. \u00cf olgendermafsen erkl\u00e4re ich mir die Erscheinung: Bei schwachen T\u00f6nen stofsen die","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nTiber d. Ursache d. Einklangsempfindimg b. Einwirkung v. T\u00f6nen usiv. H3\n\u00e4ufseren Teile von Deckhaut und Papille zusammen; die am weitesten nach aufsen liegenden H\u00f6rzellen werden gereizt; die h\u00f6here Oktave gelangt zur Wahrnehmung. Bei st\u00e4rkeren T\u00f6nen werden auch die einw\u00e4rts liegenden H\u00f6rzellen (innere H\u00f6rzelle und innerste der \u00e4ufseren H\u00f6rzellen) erregt; die tiefere Oktave tritt in steigendem Mafse ins Geh\u00f6r. Danach w\u00fcrde die \u2014 oben charakterisierte \u2014 Empfindung c2 auftreten: 1. beim leisen Anschlag einer c2-Gabel, allein oder \u00fcberwiegend ; 2. beim starken Anschlag einer c2-Gabel mit der Empfindung c1 verbunden; 3. beim starken Anschlag einer c3-Gabel, mit der Empfindung c3 verbunden. Der Ort der Erregung in der Schnecke ist in den F\u00e4llen 1 und 2 der gleiche, im Fall 3 ein anderer. Die gleiche Tonerh\u00f6hung bei Entfernung, Tonvertiefung bei Ann\u00e4herung bemerkt man bei der c1- und c3-Gabel sehr bald deutlich. Weniger auff\u00e4llig ist die Erscheinung bei der Gabel c (128); bei einiger Aufmerksamkeit gelingt auch hier die Feststellung. Bei C (64) vermochte ich Vertiefung der Empfindung bei starkem Anschlag nur andeutungsweise festzustellen. Bei starkem Anschlag von f/3, c4, c5 vermochte ich Erniedrigung der Tonempfindung mit Ann\u00e4herung der Gabel nicht zu beobachten, da in der Entfernung einer Armesl\u00e4nge die Gabeln dann noch zu stark t\u00f6nen. Die Tonvertiefung aber wurde deutlich, wenn die nur m\u00e4fsig angeschlagene z. B. c4-Gabel dem Ohr gen\u00e4hert wurde. Lasse ich die ganz leise klingende, nur in H\u00f6he von c2 wahrgenommene, c2 - G a b e 1 vor dem einen Ohr erklingen, vor dem anderen eine c1- oder c3 - G a b e 1, ebenfalls leise angeschlagen, so vermag ich eine ..Einheitsempfmdimg\u201c nicht festzustellen (oder nur in geringem Mafse) ; damit meine ich das beim Zusammenklingen von Oktaven erzeugte Gef\u00fchl des \u201eEinklanges. Ich h\u00f6re nur gleichzeitig 2, nicht miteinander schwebende, ruhig klingende T\u00f6ne, die aber keine besonders verwandte Empfindung erzeugen. Noch fremder einander erscheinen die T\u00f6ne, wenn man abwechselnd die eine Gabel vor dem rechten, dann die andere vor dem linken Ohr allein erklingen l\u00e4fst. Lasse ich die c 1 - G a b e 1 schwach vor einem Ohr, die c2-Gabel st\u00e4rker vor dem anderen Ohr erklingen, so ist das Einklangsgef\u00fchl, die Empfindung des Ton-glei chen sofort stark da. Die Empfindung c1 wird dann durch beide T\u00f6ne erzeugt, nur an verschie-","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nGoebel.\ndenen Stellen der Schnecke; sie bildet zwischen den beiden T\u00f6nen das seelische Bindeglied. Dies Moment bedingt die \u201eEin h eits\u201c empfindung. In den tieferen Tonlagen macht sich die Einklangsempfindung in etwas h\u00f6herem Mafse beim Zusammenklange zweier, um 1 Oktave entfernter leise t\u00f6nender Gabeln geltend, als in den mittleren Lagen (c1\u2014c3)-c und c1, C und c l\u00f6sen nur bei ganz leisem Klange keine Einklangsempfindung aus. Im Bereich der tiefen Tonlagen scheinen auch die innersten der \u00e4ufseren Haarzellen durch leise T\u00f6ne leichter erregt zu werden, als bei mittlerer Tonh\u00f6he, An der Schneckenspitze ist die obere Papillenfl\u00e4che in der Ruhestellung weniger von aufsen oben nach innen unten geneigt, als an der Basis und namentlich in der Mitte der Schnecke. Damit w\u00fcrde die M\u00f6glichkeit geringer, den Ton bei Amplit\u00fcden-verst\u00e4rkung als tiefer zu empfinden. \u2014 Beim leisen Zusammenklange von c3 und c4 macht sich bei mir kein Einklangsgef\u00fchl geltend, wohl aber bei st\u00e4rkerem Klange von c4.\nWird eine schwach klingende, z. B. c2-Gabel in gr\u00f6fserer Entfernung vom Resonator gehalten, so wird nur die h\u00f6here Oktave c2, empfunden; mit zunehmender Ann\u00e4herung der Gabel an den Resonator tritt mehr und mehr die Empfindung der tieferen Oktave c\\ hinzu, ohne dafs dabei die Empfindung der h\u00f6heren Oktave verloren geht. Beide Empfindungen verschmelzen zu einem Ganzen, aber so, dafs Aufmerksamkeit die Empfindungsbestandteile trennen kann. Verst\u00e4rkung der Tonempfindung ist mit einer Vertiefung der Empfindung im Oktaven Verh\u00e4ltnis verbunden, abgesehen von sehr tiefen und (vielleicht) sehr hohen T\u00f6nen. \u2014\nWas bisher nicht gen\u00fcgend scharf aufgefafst wurde, ist die Wesens\u00e4nderung des empfundenen Tones, die mit der Verst\u00e4rkung der Empfindung eintritt. Man ging von der stillschweigenden Voraussetzung aus: ein Ton bleibe in der Empfindung qualitativ derselbe, wenn seine St\u00e4rke zunehme. Man fafste die Empfindungs\u00e4nderung bei der Tonverst\u00e4rkung als Empfindung der Tonverst\u00e4rkung auf, beachtete dabei zu wenig das Moment der Vertiefung.\nAuf diese Weise werden die eigenartigen Beziehungen klar, in denen die unmittelbar aufeinander folgenden Oktaven zueinander stehen. Das bei ihnen auftretende Einklangsgef\u00fchl wird verst\u00e4ndlich. Abgesehen von dieser Eigenart der Oktavenemp-","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nTiber d. Ursache d. Einklangsempfindung b. Einwirkung v. T\u00f6nen usw. H5\nfindung sind die Oktaven vor allen anderen Ton Verbindungen dadurch ausgezeichnet, dafs sie ruhig nebeneinander klingen, ann\u00e4hernd wie einfache T\u00f6ne und nur in sehr geringem Mafse die Unruhe anderer Zweikl\u00e4nge zeigen. Nach der Resonanztheorie l\u00e4fst sich das Einheitsgef\u00fchl, welches benachbarte Oktaven her-vorrufen, nur dadurch erkl\u00e4ren, dafs der tiefere Ton als 1. Oberton die h\u00f6here Oktave enth\u00e4lt. Dadurch ist allerdings eine Empfindungsgleichheit dieses Teiltones mit dem h\u00f6heren Grundton gegeben. Aber, wie Stumpf in seiner Tonpsychologie (1883)\nrichtig hervorhebt, erkl\u00e4rt dies Moment noch nicht die Einheits-\n\u2022 \u2022\nempfindung zwischen der h\u00f6heren und tieferen Oktave. \u00c4hnlich \u00e4ufsert sich auch Ewald. In der Empfindung w\u00fcrden dann 2 T\u00f6ne auftreten, die nicht miteinander schweben, ziemlich ruhig nebeneinander klingen, aber auch keine besonderen Beziehungen zueinander haben. Und doch ist das Oktavenverh\u00e4ltnis in der Musik aller V\u00f6lker mafsgebend (Stumpf, Tonpsychologie) und bindend. Zwei an Stimmgabeln ganz leise angegebene Nachbaroktaven erzeugen bei mir kein zwingendes Einheitsgef\u00fchl. Das Intervall zweier Oktaven macht mir an Stimmgabeln den Eindruck verschiedener, d. h. nicht verwandter T\u00f6ne; irgend eine Einheitsempfindung ist nicht mehr da. Am Klavier habe ich diese beim Intervall zweier Oktaven sehr wohl; hier gibt aber der starke 1. Oberton des tieferen Tones das Bindeglied ab. Die 3 in Frage kommenden T\u00f6ne stehen jeweils im einfachen Oktaven Verh\u00e4ltnis zueinander, erzeugen insofern ein Einheitsgef\u00fchl. Die Eigenart der Oktavenempfindung erkl\u00e4rt die auff\u00e4llige Unsicherheit, die anerkannt hervorragende Musiker in der Sch\u00e4tzung der Oktavenh\u00f6he eines bestimmten Tones manchmal zeigen, besonders dann, wenn sie den Ton eines ihnen dem Klange nach nicht vertrauten Instrumentes, z. B. einer Stimmgabel beurteilen sollen. Stumpf f\u00fchrt aus seinen \u00fcber diese Frage angestellten Versuchen mehrere Beispiele hierf\u00fcr an. Auch spricht Stumpf von der Unsicherheit des Urteils bez\u00fcglich der Tonh\u00f6he bei verschiedenen Tonst\u00e4rken; die Erh\u00f6hung und Vertiefung des Stimmgabeltones bei Ann\u00e4herung und Entfernung einer Stimmgabel erw\u00e4hnt er ebenfalls.\nEine auf den Sch\u00e4del gesetzte Stimmgabel klingt \u00f6fter, besonders bei weniger festem Andr\u00fccken, um eine Oktave h\u00f6her, als in Luftleitung. Das erkl\u00e4rt sich aus der Unterlegenheit der Knochenleitung gegen\u00fcber der Luftleitung. Durch loseres und","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nGoebel.\nfestes Ansetzen der Gabel kann man gelegentlich ein Schwanken in der Tonempfindung um eine Oktave hervorbringen; doch ist das Ph\u00e4nomen lange nicht so deutlich, wie in Luftleitung. Wie Stenger, gezeigt hat, wird die Empfindung eines z. B. links geh\u00f6rten c2 verst\u00e4rkt, wenn ich auch vor dem rechten Ohr c2 erklingen lasse. Eine \u00e4hnliche, wenn auch lange nicht so ausgesprochene Verst\u00e4rkung macht sich geltend, wenn ich links z. B. die leise klingende Gabel c1 h\u00f6re, vor dem rechten Ohr st\u00e4rker c2 erklingen lasse. Auch hierin zeigt sich die Empfindungsverwandtschaft der Oktaven.","page":116}],"identifier":"lit33581","issued":"1911","language":"de","pages":"109-116","startpages":"109","title":"\u00dcber die Ursache der Einklangsempfindung bei Einwirkung von T\u00f6nen, die im Oktavenverh\u00e4ltnis zueinander stehen","type":"Journal Article","volume":"45"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:48:55.074927+00:00"}

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