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{"created":"2022-01-31T16:46:56.421278+00:00","id":"lit33594","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Dreher, Edgard","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 46: 1-82","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"1\n(Aus dem psychologischen Institut der Universit\u00e4t G\u00f6ttingen.)\nMethodische Untersuchung der Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter bei zunehmend indirektem Sehen\nund ver\u00e4nderter Intensit\u00e4t.\nVon\nEduard Dreher.\n(Mit 9 Figuren im Text.)\nInhaltsverzeichnis.\nEinleitung und Vorwort......................\nSeite\n2\nKap. I. Die Versuchsanordnung.\n\u00a7 1. Die dioptrischen und katoptrischen Verh\u00e4ltnisse\n\u00a7 2. Technische Anordnung......................\n\u00a7 3. Untersuchung der Zusammensetzung des Lichtes\nKap. II. Methodik.\n\u00a7 4. Die direkte Methode.......................\n\u00a7 5. Die indirekte Methode.....................\n\u00a7 6. Allgemeines...............................\nKap. III. Die Peripherie versuche.\n$ 7. Gelb......................................\n\u00a7 8. Blau und Gr\u00fcn.............................\n\u00a7 9. Diskussion der Resultate............\nKap. IV. Die Inten sit\u00e4ts versuche.\n\u00a7 10. Ergebnis der Versuche.....................\n\u00a7 11. Diskussion................................\nKap. V. \u00dcberden Urteils Vorgang.....................\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 46.\n4\n9\n13\n23\n26\n33\n43\n53\n55\n60\n68\n75","page":1},{"file":"p0002introduction.txt","language":"de","ocr_de":"2\nEdgard Dreher.\nEinleitung und Vorwort.\nDie vorliegende Arbeit1 bezweckt, einen Beitrag zur Untersuchung der sogenannten invariablen Farbent\u00f6ne des Spektrums nach den f\u00fcr psychophysische Untersuchungen g\u00fcltigen Regeln zu geben. Es handelt sich hierbei einerseits um die Ermittelung, ob es Farbent\u00f6ne gibt, die auf allen Zonen der Netzhautperipherie ebenso erscheinen wie im Zentrum, und andererseits, ob die gleichen oder andere Farben bei Ver\u00e4nderung der Intensit\u00e4t ihren Ton behalten.\nAn die Beantwortung dieser Fragen kann man von zwei verschiedenen Gesichtspunkten herangehen, die ganz im allgemeinen den verschiedenen Standpunkt der Physiologen und Psychologen kennzeichnen. Der Physiologe wird seine Untersuchungen mit wenigen eigenen Beobachtungen durchf\u00fchren, die unter sehr sorgf\u00e4ltig vorbereiteten Versuchsumst\u00e4nden gewonnen werden. Der Psychologe dagegen ist gen\u00f6tigt, die Versuchsbedingungen m\u00f6glichst wenig kompliziert zu gestalten, da sein Prinzip, die Vielheit der Beobachtungen und Beobachter eine schnelle und leichte Handhabung der Versuchsumst\u00e4nde fordert. Der erstere gewinnt durch sein Vorgehen die M\u00f6glichkeit, mehrere Konstellationen, verschiedene Adaptationszust\u00e4nde, Helligkeitsgrade des Hintergrundes, Intensit\u00e4ten, Feldgr\u00f6fsen der benutzten Lichter usw. einander gegen\u00fcberzustellen und bez\u00fcglich der Abweichung der Resultate zu untersuchen. Der Psychologe legt das Hauptgewicht auf die Sicherstellung der einzelnen Werte und ihre m\u00f6glichen Abweichungen infolge der zuf\u00e4lligen Beobachtungsfehler und der Individualit\u00e4t der beobachtenden Personen. Dabei sucht er gleichzeitig die psychologischen Faktoren zu ermitteln, die bei der Beobachtung mitwirken. Denn da dieser h\u00e4ufig ein komplizierter Urteilsvorgang zugrunde liegt, so kann unter Umst\u00e4nden ein Resultat lediglich der Urteilsbildung entspringen, das bei Nichtber\u00fccksichtigung des psychologischen Sachverhalts auf Rechnung der physiologischen Wirksamkeit der gegebenen Reize gesetzt w\u00fcrde.\nOffenbar ist keiner von beiden Standpunkten isoliert annehmbar. So wenig der Physiologe vergessen darf, dafs der Mensch\n1 Die von der philosophischen Fakult\u00e4t der Universit\u00e4t G\u00f6ttingen als Dissertation approbiert worden ist.","page":0},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 3\nnicht mit der Sicherheit einer Maschine reagiert, so wenig kann der Psychologe darauf verzichten, die Versuchsbedingungen zu variieren, da sich aus den Resultaten einer einzigen Konstellation meist garkeine Folgerungen ableiten lassen. F\u00fcr eine Kombination der beiderseitigen Anspr\u00fcche ist das sinnesphysiologische Gebiet und ganz besonders das Gebiet der Gesichtswahrnehmungen zu voll von M\u00f6glichkeiten. Sie k\u00f6nnen nicht alle nach den Regeln psychophysischer Methodik untersucht werden. Will man also Kompromisse nicht gelten lassen, so m\u00fcfste hier den Physiologen die Rolle zufallen, diejenige Versuchkonstellation zu ermitteln, deren exakte Durchf\u00fchrung den wahrscheinlich gr\u00f6fsten Einblick in die zu untersuchenden Verh\u00e4ltnisse gew\u00e4hren w\u00fcrde, und alsdann w\u00fcrden die Psychologen die Sicherstellung der Werte zu besorgen haben, und gleichzeitig w\u00e4re ihnen Gelegenheit gegeben, ihr spezielles Wissensgebiet, die Kenntnis der psychischen Funktionen, dabei zu erweitern. Jedoch ist dieser Ausweg wahrscheinlich durchaus indiskutabel. Weder kann es den Physiologen zugemutet werden, auf Vollst\u00e4ndigkeit ihrer Untersuchungen zu verzichten, indem sie gewissermafsen nur Vorarbeit zu leisten h\u00e4tten und f\u00fcr die Diskussion ihrer Resultate angewiesen w\u00e4ren auf die Ergebnisse anderer Arbeiten, noch kann man von den Psychologen erwarten, dafs sie der selbst\u00e4ndigen Forschung auf sinnesphysiologischem Gebiet entsagen und sich darauf beschr\u00e4nken werden, halbfertige Arbeiten zu vervollst\u00e4ndigen.\nMan wird deshalb, ebenso wie der Physiologe gen\u00f6tigt ist, dem psychologischen Sachverhalt Zugest\u00e4ndnisse zu machen, als Psychologe vielleicht am besten so verfahren, dafs man die psychophysische Methodik zwar verwendet, aber doch nur in dem Mafse, als sie jeweilig dazu dienen kann, eine Beobachtung-relativ zu sichern. Es ist immer eine Sache des einzelnen Falles und einer im Verlauf der Arbeit zu f\u00e4llenden Entscheidung, ob die Zahl der bereits angestellten Versuche und die Zahl der verwendeten Beobachter gen\u00fcgt, oder ob durch die Wichtigkeit des jeweiligen Gegenstandes eine Erh\u00f6hung beider Zahlen gefordert wird. Immerhin wird es notwendig sein, sich in der Fragestellung zu beschr\u00e4nken.\nin der vorliegenden Arbeit ist nun der Versuch gemacht worden, die allgemeine Frage in Angriff zu nehmen, ob es unver\u00e4nderliche Farbent\u00f6ne im Spektrum gibt. Die weitere not-\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nEdgard Dreher.\nwendige Untersuchung, welchen Einfl\u00fcssen die spektralen Orte unver\u00e4nderten Farbentones unterliegen, konnte nur angedeutet werden, da dies Spezialfragen sind, die eine spezielle Untersuchung fordern. Die Arbeit ist deshalb nicht als eine ab-schliefsende Antwort auf die Frage der unver\u00e4nderlichen Farbent\u00f6ne anzusehen; trotzdem trage ich kein Bedenken, sie zu ver\u00f6ffentlichen, da sie als Beitrag zur Untersuchung, wie ich sie eingangs bezeichnete, vielleicht von Wert ist und als solcher in gewisser Weise als abgeschlossen angesehen werden kann. Da die M\u00f6glichkeit der Verwendung eines Vergleichslichtes f\u00fcr Peripherieuntersuchungen, und damit die Grundlage der exakten Methodik, hier gegeben ist, \u2014 deren Herstellung die Arbeit fast eines Jahres gefordert hat \u2014, so werden sich sp\u00e4tere Untersuchungen auch in gr\u00f6fserem Umfange anstellen lassen.\nHerrn Professor M\u00fcller, dessen Anregung die Arbeit ihre Entstehung verdankt, bin ich zu grofsem Dank verpflichtet f\u00fcr das liebensw\u00fcrdige Entgegenkommen, mit dem er mn stets die Beschaffung der von mir gew\u00fcnschten Hilfsmittel erm\u00f6glichte, f\u00fcr das Interesse und die Zeit, die er meiner Arbeit gewidmet hat, und den g\u00fctigen Rat, durch den seine Erfahrung meinen\nUntersuchungen zu Hilfe kam.\nDesgleichen habe ich den Herren Dr, Katz, Blachov ski und Collett zu danken, die freundlicherweise eine Reihe von Beobachtungen \u00fcbernahmen, ganz besonders aber dem Letztgenannten, der einen unverh\u00e4ltnism\u00e4fsig grofsen Teil seiner Zeit teils zu Beobachtungen, teils zu Ablesungen meinen Untersuchungen namentlich in deren schwierigen und h\u00e4ufig fruchtlosen Anfangsstadien zur Verf\u00fcgung stellte. Herrn Dr. Katz, dessen praktische Erfahrung mir bei einzelnen fragen der Versuchsanordnung von Wert war, sage ich ebenfalls noch besonderen Dank.\nKapitel I.\nDie Yersuchsanordnung.\n\u00a7 1. Die di optrischen und katoptrischen\nVerh\u00e4ltnisse.\nDie Forderung, die an die \\ ersuchsanordnung gestellt wurde, war folgende. Es sollte die Vergleichung zweier relativ homogener","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farheyiton\u00e4nderungen homogener Lichter usiv. 5\nLichter, die gleichzeitig in variabler Entfernung voneinander dem Auge dargeboten wurden, erm\u00f6glicht werden, und es sollte hierbei das eine Licht (Hauptlicht) unabh\u00e4ngig von dem anderen (Vergleichslicht) ver\u00e4ndert werden k\u00f6nnen. Da sich objektive Spektra, bei denen durch geeignete Spaltapparate die Forderung erf\u00fcllt werden k\u00f6nnte, nicht in ausreichender Helligkeit und Reinheit hersteilen lassen, so konnte nur daran gedacht werden, durch Spiegelung Lichtstrahlen von verschiedenen Seiten her ins Auge gelangen zu lassen. Hierzu schien der im Institut vorhandene AsHERsche Farbenmischapparat geeignet, da dieser zwei Halbfelder, die sich zu einem Kreis erg\u00e4nzen, mit beliebigem, homogenem Licht zu erf\u00fcllen gestattet.\nNach der Beschreibung von Asher selbst (Verhandlungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, V 1903) gelangt bei dem Apparat ein Interferenzspektrum erster Ordnung im Okularspalt zur Abbildung und wird durch ein Fernrohr betrachtet, indem man das Auge dicht an die Austrittspupille des Instruments heranbringt. Es mufste sich nun durch Verwendung einer Okularlupe von gr\u00f6fserer Brennweite erreichen lassen, dafs die Halbfelder auch aus gr\u00f6fserer Entfernung beobachtet werden konnten. Aufserdem liefs die Verwendung schw\u00e4cherer Linsen erwarten, dafs der Abstand des Auges sich innerhalb einer gewissen Distanz vergr\u00f6fsern oder verkleinern liefse, ohne dafs dadurch die Deutlichkeit der Felder eine erhebliche Finbufse erlitte. In diesem Falle n\u00e4mlich liefs sich die verschiedene Richtung der Strahlen durch einmalige Spiegelung erm\u00f6glichen, w\u00e4hrend sonst jeder Lichtstrahl zweimal reflektiert werden mufste, was eine erhebliche Schw\u00e4chung seiner Intensit\u00e4t bedingt h\u00e4tte.\nDie Okularlupe am Asher besitzt ein Linsensystem von\ninsgesamt 50 D, das sind 2 cm Brennweite (1 Dioptrie = ^ cm\nBrennweite ; die Rechnung mit Dioptrien erlaubt bei Systemen einfache Addition). Statt dessen verwandte ich ein System von 11 D = 9 cm Brennweite und erzielte damit ein ziemlich scharf umrissenes Feld in einem Abstande von etwa 15 cm vor dem Okular ; auch liefs sich der Abstand um etwa 4 cm vergr\u00f6fsern und verkleinern. Jedoch erschien die Farbe so wenig ges\u00e4ttigt, vor allem das Gelb war so schmutzig, dafs an eine Bestimmung des Farbentones unter schon an und f\u00fcr sich schwierigen Bedingungen nicht gedacht werden konnte.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nEdgard Dreher.\nDa der von Asher (a. a. 0.) angegebene Strahlengang nicht erkennen l\u00e4fst, ob eine weitere Modifikation der dioptrischen Verh\u00e4ltnisse m\u00f6glich ist, und da aufserdem sowohl die Lage als auch die Zahl der Objektive und Linsen in dem gegenw\u00e4rtigen Apparat gegen\u00fcber dem urspr\u00fcnglichen wesentlich ver\u00e4ndert ist, so war zun\u00e4chst eine genaue Untersuchung des Strahlenganges erforderlich.\nAn der Hand der in Fig. 1 gegebenen schematischen Darstellung lassen sich die Verh\u00e4ltnisse vielleicht \u00fcbersichtlich darstellen. Gezeichnet ist je ein homogener Lichtstrahl aus der Mitte des oberen und unteren Kollimatorspaltes (C S). Fig. 2 ist hierzu der Grundrifs und zeigt den Verlauf des durch den oberen Spalt einfallenden Lichtes.\nC.S.\nFig. 1. I\u2014\nDurch die beiden unabh\u00e4ngig voneinander verschiebbaren Kollimatorspalte f\u00e4llt diffuses Licht auf die Kollimatorlinse, die die Strahlen parallel auf das Gitter (G) wirft. Aus den dann im Okularspalt (O S) entstehenden Spektren wird nun je eine schmale Linie herausgeschnitten. Bringt man das Auge dicht an den Spalt heran, so sieht man die Linse, die das Bild des Kollimatorspaltes bzw. das Spektrum an dieser Stelle entwirft, von homogenem Licht erf\u00fcllt. Das Bild, das im oberen Okularspalt entsteht, ist das Bild des unteren Kollimatorspaltes und umgekehrt.\nHinter dem Okularspalt ist eine Linse angebracht, die {Fig. 2) ein Bild der vorher genannten bei Z entwirft. Hier wird, wie in Fig. 1 ersichtlich, das aus dem oberen und dem unteren Okularspalt austretende Licht vereinigt. In Z befindet sich ein Objektiv und auf diesem aufgekittet ein Zwillingsprisma. Das","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farhenton\u00e4nderungen homogener Lichter nsw.\t7\nObjektiv (Fig. 2) bildet bei 0 wiederum die beiden Spalte ab, und zwar in umgekehrter Lage als bei 0 S (Fig. 1). Das Zwillingsprisma bewirkt aufserdem noch eine Verdoppelung der beiden Spaltbilder, so dafs also in 0 von unten an gerechnet zun\u00e4chst ein Bild des oberen Okularspaltes entsteht, dar\u00fcber ein solches des unteren Spaltes, beide abgelenkt von dem oberen Prisma. Mit dem oberen dieser beiden Spaltbilder zur Deckung kommt ein von dem unteren Prisma abgelenktes unteres (also ein Bild des oberen Okularspaltes), dar\u00fcber befindet sich dann das von dem gleichen Prisma abgelenkte obere Spaltbild.\nIn 0 sind zwei Objektive angebracht, zwischen denen eine Blende dazu dient, die beiden \u00e4ufseren Spaltbilder, das von dem oberen Prisma abgelenkte untere und das von dem unteren abgelenkte obere, abzudecken. Die beiden Objektive (Fig. 2) entwerfen in der Fadenkreuzebene (F E) ein Bild des Zwillingsprismas, d. h. ein rundes Feld mit einer Trennungslinie in der Mitte. Die obere (untere) H\u00e4lfte (Fig. 1) ist angef\u00fcllt mit Licht aus dem oberen (unteren) Okularspalt. Dieses Bild wird darauf durch die Okularlupe (L) betrachtet, an deren Austrittspupille wiederum die Bilder des oberen und unteren Okularspaltes zur Deckung kommen. Die Linse des Auges entwirft dann auf der Netzhaut das gleiche Bild, das in der Fadenkreuzebene objektiv aufgefangen werden kann.\nDa die Objektive in 0 das eine 35 D, das andere 40 D, zusammen also 75 D haben, was einer Brennweite von nur 1,3 cm entspricht, so ist das Bild des Zwillingsprismas in der Fadenkreuzebene aufserordentlich klein. Es ist danach ohne weiteres verst\u00e4ndlich, dafs es in gr\u00f6fsere Entfernung gebracht sehr an Lichtst\u00e4rke verlieren mufs. Entfernt man nun das zweite weiterwinklige Objektiv, so erscheint das Bild 10 cm weiter in 16-facher Gr\u00f6fse.1 Dieses durch die schwache Okularlupe betrachtet, ergibt ein grofses, ziemlich ges\u00e4ttigtes Bild in einer Entfernung von etwa 35 cm vor der Lupe, ein Abstand, der sich innerhalb gr\u00f6fserer Grenzen vergr\u00f6fsern und verkleinern liefs.\nUm das Bild noch ges\u00e4ttigter zu erhalten, verwandte ich nur\n1 Bei diesen Versuchen war ein Herr aus der optischen Werkst\u00e4tte von R. WiNKEL-G\u00f6ttingen im Auftr\u00e4ge seiner Firma freundlicherweise behilflich, da ein so weitgehender Eingriff in die Konstruktion eines komplizierten optischen Apparates ohne Assistenz eines Fachmannes als zu grofses Risiko erschienen w\u00e4re.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nEdgard Dreher.\nein Objektiv und zwar ein solches von 2 cm Brennweite, das bei passender Einstellung der schwachen Okularlupe in 30 cm Abstand von dieser ein gen\u00fcgend grofses, klares und ges\u00e4ttigtes Feld erkennen liefs. Die Feldgr\u00f6fse ist gleich der im urspr\u00fcnglichen Okular. Der Durchmesser betr\u00e4gt auf 1350 mm vom Auge projiziert 100 mm, das entspricht einer Gr\u00f6fse von 41/4\u00b0. Durch die Entfernung des objektiven Bildes aus der Fadenkreuzebene mufste auf die Verwendung der Irisblende, die hier die ev. gew\u00fcnschte Verkleinerung des Feldes besorgt, verzichtet werden. Es konnte jedoch durch Einf\u00fcgung einer Blende in die Okularlupe die Feldgr\u00f6fse auf 36 mm heruntergesetzt werden, was einer Gr\u00f6fse von 1 1/2 0 entspricht.\nDamit die urspr\u00fcnglichen dioptrischen Verh\u00e4ltnisse leicht wiederherzustellen waren, wurde ein neues Einsatzrohr angefertigt, an dessen eines Ende das Zwillingsprisma und das mit ihm verkittete Objektiv angeschraubt wird. Etwa in der Mitte, an der gleichen Stelle, an der urspr\u00fcnglich das erste Objektiv safs, befindet sich das neue ; dicht dahinter ist ein Einschnitt f\u00fcr die Blende. Am anderen Ende wird mittels eines Verbindungsrohres die Okularlupe befestigt. Es w\u00fcrde zwecklos sein, hier die Abmessungen anzuf\u00fchren, da die Anordnung ohne zugrunde gelegte Berechnung einfach ausprobiert wurde. Aufserdem kann durch Verschiebung der Okularlupe der Ort der deutlichsten Abbildung stets noch angen\u00e4hert oder entfernt werden.\nF\u00fcr die Abbildungsverh\u00e4ltnisse eines optischen Systems ist es gleichg\u00fcltig, ob die Strahlen grade verlaufen, oder ob ihr Weg durch Reflexion ver\u00e4ndert wird. Es kann also vor der Okularlupe das Licht aus dem oberen Okularspalt durch einen Spiegel seitlich abgelenkt werden, durch einen zweiten Spiegel in gr\u00f6fserer Entfernung vor dem Okular das Licht aus dem unteren Spalt. Beide Strahlen k\u00f6nnen dann so gerichtet werden, dafs sie sich in dem beobachtenden Auge schneiden.\nDie Entfernung des Auges mufs so gew\u00e4hlt sein, dafs die Strahlen, die den k\u00fcrzeren Weg haben, hinter dem Auge das Spaltbild erzeugen, w\u00e4hrend der Sammelpunkt der Strahlen mit dem l\u00e4ngeren Weg vor dem Auge liegen mufs. Dadurch wird erreicht, dafs auf der Netzhaut zwei Bilder gleicher Deutlichkeit entstehen. Bringt man an die Stelle des Auges ein St\u00fcck Transparentpapier, so m\u00fcssen sich darauf zwei gleich gr\u00f6fse Spaltbilder abzeichnen, das eine vom anderen \u00fcberdeckt. Das","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 9\nAuge, wenn es von einer Seite her an diesen Ort herangeschoben wird, sieht das Licht mit dem k\u00fcrzeren Wege von derselben Seite her erscheinen, das Licht mit dem l\u00e4ngeren Wege von der entgegengesetzten, was nicht weiter erkl\u00e4rt zu werden braucht. Die Bestimmung f\u00fcr den Ort des Auges geschieht so, dafs man bei Nullstellung der Spiegel, wenn also beide Spiegel \u00fcbereinander stehen, den Punkt aufsucht, auf dem das kleinste Spaltbild entworfen wird. Von dem Nullpunkt aus mufs der eine Spiegel der Okularlupe angen\u00e4hert werden k\u00f6nnen, so dafs der Weg von der Lupe bis zum Auge verk\u00fcrzt wird, der andere Spiegel mufs entfernt werden k\u00f6nnen, so dafs der Weg in gleichem Mafse verl\u00e4ngert wird.\nBei meiner Versuchsanordnung betr\u00e4gt die Differenz der Spiegelstellungen f\u00fcr einen Gesichtswinkel von 22 0 8 cm. Die Differenz der Entfernung des Auges von dem einen und dem anderen Spiegel ist im Verh\u00e4ltnis zu der Entfernung selbst so gering, dafs sie f\u00fcr eine so ungef\u00e4hre Rechnung, wie sie sich hier nur anbringen l\u00e4fst, vernachl\u00e4ssigt werden kann. Man kann also rechnen, dafs das kleinste Spaltbild auf dem kurzen Wege zum Auge 4 cm hinter diesem, auf dem langen Wege 4 cm vor ihm entsteht. Diese Berechnung dient nur zur Beurteilung des Sachverhalts; die richtige Stellung der Spiegel wird stets durch die objektiv auf gefangenen Spaltbilder ermittelt, f\u00fcr die Berechnung des Gesichtswinkels aber sind die Entfernungen gleichg\u00fcltig, da dieser nur abh\u00e4ngig ist von dem Drehungswinkel der beiden Spiegel.\nEs er\u00fcbrigt sich zu sagen, dafs die Spiegel nicht r\u00fcckseitig belegt sein d\u00fcrfen,- da sonst falsche Reflexe an der vorderen Glasfl\u00e4che auftreten. Oberfl\u00e4chenspiegel sind sehr empfindlich, auch oxydiert mit der Zeit der Silberbelag. Es l\u00e4fst sich jedoch mindestens ein halbes Jahr lang gut mit ihnen arbeiten. (Die Reinigung geschieht mit einem weichen Haarpinsel. Aufbewahrt werden k\u00f6nnen sie in weichem, chemisch reinem Fliefspapier oder Watte.)\n\u00a7 2. Technische Anordnung.\nIn Fig. 3 ist ersichtlich, auf welchem Wege die Spiegelverschiebung und -drehung erreicht ist. Der Spiegel, der das Licht aus der oberen H\u00e4lfte des Rohres reflektiert, ist an dem Rohr selbst befestigt. Zun\u00e4chst wird durch ein Messing-","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nEdyard Dreher.\nband an dem Rohr ein vertikaler Stab gehalten, auf dem ein horizontaler Stab in vertikaler Richtung verschoben und um die Vertikalachse gedreht werden kann. Auf den horizontalen Stab greift ein rechtwinklig gebogenes Rohrst\u00fcck \u00fcber, das in horizontaler Richtung verschoben und um die Horizontalachse gedreht werden kann, ln das vertikale Ende dieses Rohrst\u00fccks greift ein rechtwinklig gebogener Stab ein, an dessen horizontalem Ende der Spiegel befestigt ist. Dieser Stab kann noch wieder in vertikaler Richtung verschoben und um die Vertikalachse gedreht werden. Endlich ist der Spiegel in einem schwer gehenden\nFig. 3.\nScharnier befestigt, wodurch er allein nochmals um die Vertikalachse drehbar ist. Damit ist er in jeder Richtung beweglich, die seine Justierung erfordert. Die Befestigung der einzelnen leile aneinander geschieht durch Klemmschrauben.\nDer Spiegel, der das Licht aus der unteren Rohrh\u00e4lfte reflektiert, ist auf einer prismatischen optischen Bank verschiebbar, die genau in der Richtung des Rohres steht. Die genaue Richtung wird einerseits dadurch gewonnen, dafs das eine Ende dei Bank durch ein in seiner L\u00e4nge ver\u00e4nderliches Verbindungs, st\u00fcck an dem Fufs des Asher befestigt ist, andererseits dadurch,","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usiu. \\ \\\ndafs das von dem Spiegel reflektierte Halbfeld genau in der Mitte des Spiegels erscheinen mufs. Die Bank ruht auf vier Stellschrauben und besitzt auf der einen Seite Zentimeterteilung. Der Reiter hat 3/10 Noniusteilung, damit eine einmal ermittelte Einstellung leicht wiederherstellbar ist. Auf dem Reiter ist eine Platte befestigt, die gehoben und gesenkt werden kann und auch drehbar ist. Unabh\u00e4ngig von ihr drehbar, in vertikaler Richtung dagegen von ihr abh\u00e4ngig ist der in ihrer Mitte befestigte Spiegelhalter. Dieser ist folgendermafsen konstruiert : Ein im Querschnitt U-f\u00f6rmiges Eisenst\u00fcck hat in der Mitte seines Bodens in der L\u00e4ngsrichtung ein Scharnier, an dem der Spiegel mittels eines Blechhalters befestigt ist. Durch die eine Wand des Eisenst\u00fccks dr\u00fcckt gegen den Blechhalter eine Stellschraube, von der anderen Wand wird er durch zwei Federn zur\u00fcckgedr\u00fcckt, so dafs durch die Stellschraube der Neigungswinkel des Spiegels zur Horizontalen reguliert werden kann. An dem Spiegelhalter ist ein Zeiger in der Richtung des Einfallslotes des Spiegels befestigt, der bei Drehung des Spiegels \u00fcber eine Gradteilung auf der Platte des Tischchens l\u00e4uft. Damit man aus der Zeigerstellung den Winkel, den der einfallende und ausfallende Strahl miteinander bilden, genau ermitteln kann, mufs die Drehungsachse durch die spiegelnde Fl\u00e4che hindurchgehen. Auf dem Nullpunkt der Gradteilung mufs der Spiegel den einfallenden Strahl in den Tubus zur\u00fcckwerfen. Die Justierung geschieht sehr einfach, wenn map-den etwas gegen die Horizontale geneigten Spiegel in einen solchen Abstand vom Okular bringt, dafs gerade unterhalb des Okulars das Spaltbild entworfen wird. Dieses objektiv aufgefangen erm\u00f6glicht mit hinreichender Genauigkeit den Nullpunkt festzustellen.\nWill man nun den Gesichtswinkel bestimmen, unter dem bei einer bestimmten Spiegelstellung zwei Felder erscheinen, so liest man zun\u00e4chst die Zeigerstellung des unteren Spiegels ab, verschiebt dann das Tischchen auf der Bank bis zu der Stellung des oberen Spiegels und dreht den unteren so lange, bis das von ihm reflektierte Halbfeld das aus dem oberen Spiegel zu einem kreisf\u00f6rmigen Feld erg\u00e4nzt. Dann wird wiederum die Zeigerstellung abgelesen. Die abgelesene Gradzahl sei im ersten Falle \u00df, im zweiten \u00ab, so betr\u00e4gt der Gesichtswinkel 2 a \u2014 2\u00df.\nEs sei hier darauf hingewiesen, dafs die Spiegelanordnung auch erm\u00f6glicht, spektrales Licht auf weifsem Grunde zu beobachten. Wird n\u00e4m-","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nEdgard Dreher.\nlieh ein weifses Kartonblatt mit einem kreisf\u00f6rmigen Ausschnitt in der Gr\u00f6fse der beiden Felder vor den Tubus gebracht, so erscheint das Feld jedes Spiegels umgeben von weifsem Grunde. Die Helligkeit des Grundes kann durch eine vor dem Auge verdeckte Lichtquelle variiert werden. Auch um bei Beobachtungen den gegenseitigen Kontrast der beiden Halbfelder auszuschliefsen, empfiehlt sich die Anordnung, da durch die Spiegel die Trennungslinie der Felder, allerdings auf Kosten ihrer Gr\u00f6fse, beliebig breit gemacht werden kann.\nDa eine Fixier Vorrichtung f\u00fcr das Auge bei dieser Versuchsanordnung ein Haupterfordernis ist, so kombinierte ich zun\u00e4chst eine Kinnst\u00fctze mit einem Stirnhalter. (Beides wurde zwischen zwei Tischen durch den Boden des sogleich zu besprechenden Dunkelkastens hindurch an eine Latte festgeschraubt, die ihrerseits unten an beide Tischplatten angeschraubt war). In einer Horizontalrichtung und in der Vertikalrichtung ist das Auge durch diese Anordnung fixiert. In der Richtung des Tubus und der optischen Bank bleibt der Kopf beweglich. Um nun hierf\u00fcr einen festen Punkt zu geben, klebte ich ein Haar auf die Blende, die gleich hinter dem Zwillingsprisma angebracht ist, senkrecht zur Trennungslinie des Prismas ; ein zweites Haar wurde in derselben Richtung vor dem Okular befestigt. Die beiden Haare durften keine parallaktische Verschiebung zeigen. Da jedoch das Haar am Zwillingsprisma mehrfach vergr\u00f6fsert erschien, so trat die Parallaxe zu sp\u00e4t auf. Bei Versuchen mit Dunkeladaptation und Nullstellung der Spiegel konnte verlangt werden, dafs ein Leuchtpunkt, der in der Richtung des Auges und der Mitte der Spiegel zwischen diesen hindurch leuchtete, in die Mitte jenes Haares gebracht wurde. Aber es zeigte sich, dafs die Felder selbst den gr\u00f6fsten Zwang aus\u00fcbten, die richtige Stellung des Auges festzuhalten. W\u00e4hlt man n\u00e4mlich eine m\u00f6glichst kleine \u00d6ffnung des Okularspaltes, so verschwindet das Feld bereits bei einer Blickverschiebung, die kleiner ist, als sie durch die anderen optischen I ixiervorrichtungen verhindert werden kann. Trotzdem behielt ich sowohl den Leuchtpunkt als auch das Haar am Zwillingsprisma bei, da beide als Fixier punkte gute Dienste leisteten. Bei den Peripherieversuchen z. B. wurden die Blickschwankungen wesentlich dadurch eingeschr\u00e4nkt, dafs im centralen Feld der Schnittpunkt des Haares mit der Trennungslinie bzw. Begrenzungslinie fixiert werden konnte.\nUm den Beobachter gegen seitlich einfallendes Licht zu sch\u00fctzen, stellte ich einen Dunkelkasten her, dessen Seiten- und","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 13\nR\u00fcckansicht in Fig. 3 gegeben ist. In der vorderen Wand befindet sich ein Ausschnitt; die schwarzen T\u00fccher, die ihn bedecken, fallen hinter dem R\u00fccken des Beobachters zusammen. In der Seitenwand ist ein Loch f\u00fcr den Tubus und eins f\u00fcr das Verbindungsst\u00fcck der Bank, beide durch doppelt gelegtes Tuchschwarz gegen Lichteinfall abgeschlossen. In der hinteren Wand ist eine T\u00fcr angebracht, die bei Versuchen mit Helladaptation ge\u00f6ffnet wird, und durch die der Versuchsleiter die Spiegel erreichen kann. Der vorher erw\u00e4hnte Leuchtpunkt kommt dadurch zustande, dafs in diese T\u00fcr ein feines Loch gebohrt wird, hinter dem man eine Kohlenfadenlampe befestigt. Es empfiehlt sich, die Lampe an einen Widerstand zu schalten, da die von den einzelnen Beobachtern gew\u00fcnschte Helligkeit des Leuchtpunktes sehr verschieden ist. Den einen st\u00f6rt bereits eine Helligkeit, die noch nicht gen\u00fcgt, den Blick des anderen festzuhalten. Mit dem Boden ist der Kasten fest vernagelt, reicht jedoch nach vorn hin \u00fcber diesen hinaus bis an das Ende der Tische. Da der Boden zugleich mit der Kinnst\u00fctze zwischen den Tischen verschraubt ist, so ist die n\u00f6tige Stabilit\u00e4t der Anordnung gleichzeitig mit ihrem Abschlufs gegen Lichteinfall erreicht. Gegen die Seite der Lichtquelle wurde die untere Kante noch durch einen Streifen Tuchschwarz mit dem Tisch verklebt. Die Lichtquelle selbst stand unter einem schwarzen Holzkasten, dessen \u00d6ffnung mit einem schwarzen Tuch gegen das Zimmer hin verdeckt wurde.\nHinter dem Dunkelkasten ist ein grofser weifser Karton angebracht, der den T\u00fcrausschnitt bei ge\u00f6ffneter T\u00fcr vollst\u00e4ndig f\u00fcr den Beobachter ausf\u00fcllt. Da der Karton also auch den Hintergrund f\u00fcr die Spiegel abgibt, so dafs in dem einen Spiegel die untere, in dem anderen die obere Begrenzungslinie des Feldes an den Grund st\u00f6fst, so mufs, wenn man nicht mit weifsem Hintergrund arbeiten will, die Stelle des Kartons, auf der die Felder erscheinen, mit schwarzem Papier beklebt werden.\n\u00a7 3. Untersuchung der Zusammensetzung des\nLichtes.\nEs war mir daran gelegen, bei meinen Versuchen m\u00f6glichst homogenes Licht zu verwenden. Die Homogenit\u00e4t wird durch drei Faktoren gef\u00e4hrdet: 1. durch die endliche Breite des","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\njEdgard Dreher.\nKollimatorspaltes, 2. durch die des Okularspaltes, 3. durch falsches Licht.\nDie endliche Breite des Kollimatorspaltes bewirkt, dafs von jedem Punkt der \u00d6ffnung im Okularspalt ein Spektrum entworfen wird, dessen Lage von der seines benachbarten etwas abweicht. Infolgedessen setzt sich jedes Licht, das durch den Okularspalt f\u00e4llt, aus Licht verschiedener Wellenl\u00e4nge zusammen, und zwar werden die Zahlen der gemischten Wellenl\u00e4ngen durch die Verschiebung des Kollimatorspaltes bestimmt, die der Breite der Spalt\u00f6ffnung entspricht.\nDie \u00d6ffnung des Spaltes geschieht symmetrisch zur Spaltmitte mittels einer Schraube, deren Bewegung auf einer Trommelteilung ablesbar ist. Einer Umdrehung der Schraube entspricht 1/2 mm \u00d6ffnung des Spaltes. Die Verschiebung des Spaltes wird mit 720-Nonius auf einer Teilung abgelesen, bei der die Differenz zwischen zwei Teilstrichen x/2 mm betr\u00e4gt. Somit ist die Wellenl\u00e4ngendifferenz der \u00e4ufsersten Lichter, die bei einer Umdrehung der Spaltschraube noch miteinander gemischt werden, gleich der Wellenl\u00e4ngendifferenz zwischen zwei Teilstrichen, das sind 5,5 pu.\nIch habe nun bei den Versuchen mit ver\u00e4nderlicher Intensit\u00e4t f\u00fcr das hellere Feld im Gelb eine Spalt\u00f6ffnung von 15, im Blaugr\u00fcn von 25 und im Kotblau von 40 Teilstrichen der Trommelteilung f\u00fcr beide Felder benutzt. Da die Trommel 50 Teilstriche hat, entsprechen diesen Zahlen 15, 25 und 40 Hundertstel mm \u00d6ffnung, und es \u00fcberdecken sich also dabei Lichter von den Wellenl\u00e4ngendifferenzen 1,7; 2,8 und 4,4 pp.\nEs wird im allgemeinen angenommen, dafs die chromatischen Valenzen der symmetrisch zu dem Punkt mittlerer Wellenl\u00e4nge gelegenen Strahlen sich im Sinne einer jenem Licht mittlerer Wellenl\u00e4nge entsprechenden Wirksamkeit gegenseitig aufheben oder erg\u00e4nzen, je nachdem sie antagonistischer Art sind oder nicht. Es steht jedoch noch nicht fest, mit welcher Ann\u00e4herung diese Annahme gilt. Ber\u00fccksichtigt man \u00fcberdies das Vorhandensein des Makulapigmentes (oder einer entsprechend wirkenden, anderen Einrichtung1 des Auges), so mufs es als\n1 Bekanntlich hat Gullstkand (Die Farbe der Macula centr. retin., Graefes Archiv f. Ophthalm. 62, Iff.) die Behauptung vertreten, dafs die Makulapigmentierung nur eine postmortale Erscheinung sei. Da er indessen die physiologischen Erscheinungen, die man durch die Makulapigmentierung erkl\u00e4rt hat, nicht bestreitet, sondern eben nur eine andere Deutung der-","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lich ter usw. 15\nm\u00f6glich angesehen werden, dafs innerhalb gewisser Grenzen hierdurch bei nicht v\u00f6llig homogenem Licht eine geringe Verschiebung des wirksamen Lichtes eintritt. Das w\u00fcrde schon an sich einen mit der Wellenl\u00e4nge ver\u00e4nderlichen Fehler der Ablesungen ergeben. Ver\u00e4ndert man nun die Helligkeit des einen Feldes mittels der Spaltbreite, so k\u00f6nnte eine nochmalige F\u00e4lschung dadurch entstehen, dafs nun das wirksame Licht in den zu vergleichenden Feldern verschieden w\u00e4re. Da der erste Fehler unvermeidlich sein w\u00fcrde, so empfiehlt es sich, um wenigstens den zweiten sicher zu vermeiden, die Spaltbreiten gleich zu halten und die Intensit\u00e4t auf andere Weise zu ver\u00e4ndern.2 Allerdings ist es, wie sich zeigen wird (\u00a7 10), nicht wahrscheinlich, dafs der Einflufs auf die Qualit\u00e4t des Lichtes von mefsbarer Gr\u00f6fse ist.\nDie Ver\u00e4nderung der Intensit\u00e4t kann man auf verschiedene Weise erreichen. Handelt es sich um eine gleiclnn\u00e4fsige Ver\u00e4nderung beider Felder, so kann bei elektrischer Lichtquelle die Helligkeit dieser durch einen eingeschalteten Widerstand ver\u00e4ndert werden, dessen Effekt jedoch wegen der nicht immer gleichm\u00e4fsigen Netzspannung an einem Voltmeter kontrolliert werden mufs. L\u00e4fst sich die Lichtquelle verschieben, so ist auch in der verschiedenen Entfernung von dem Kollimatorspalt ein Mittel zur Ver\u00e4nderung der Intensit\u00e4t des Lichts gegeben. Endlich ist ein rotierender Episkotister zu verwenden, f\u00fcr den sieh in dem Tubus des AsHE\u00dfschen Farbenmischapparates ein Einschnitt kurz vor dem Okularspalt befindet.\nWill man die Intensit\u00e4t nur eines Feldes schw\u00e4chen, so ist von den genannten Mitteln nur der Episkotister brauchbar, wenn man nicht f\u00fcr jedes Feld eine besondere Lichtquelle zur Ver-\nselben gibt, und da diese Ansicht von Gullstrand zurzeit keineswegs eine unbestrittene ist, so kann in dieser Abhandlung der K\u00fcrze halber noch weiter von dem Makulapigmente und der Lichtabsorption durch dasselbe gesprochen werden. Eine Stellungnahme in dieser Streitfrage soll durch diese Ausdrucksweise nicht ausgesprochen sein.\n2 Entsprechend k\u00f6nnte bei den Peripherieuntersuchungen die Makula eine Verschiebung des zentral wirksamen Lichtes gegen\u00fcber dem peripheren bewirken. Einem solchen m\u00f6glichen Einflufs l\u00e4fst sich jedoch auf physikalischem Wege nicht begegnen. Gegen Benutzung eines paramakul\u00e4ren und eines noch weiter peripher gelegenen Feldes spricht die dadurch noch mehr erschwerte Vergleichung. Es mufs also dieser Faktor bei der Diskussion der Resultate besonders ber\u00fccksichtigt werden.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nEdgard Dreher.\nf\u00fcgung hat. Jedoch ist beim Ashek das Verbindungsst\u00fcck zwischen den beiden Tubusteilen, die durch den Einschnitt getrennt w7erden, seitlich angebracht, so dafs es auch durch einen Episkotister mit offenen Sektorenausschnitten nicht erreicht werden kann, dafs nur ein Feld geschw\u00e4cht wird. Ich habe daher den Versuch gemacht, einen Motor auf dem Tischchen zu befestigen, der den einen Spiegel tr\u00e4gt, und zwischen dem Spiegel und dem Auge den Episkotister rotieren lassen. Hierbei m\u00fcssen die Spiegel etwas voneinander getrennt werden, so dafs man nur sukzessive Vergleichungen ausf\u00fchren kann. Es zeigt sich aber, dafs dann das Urteil dadurch beeinflufst wird, dafs man nicht ein geschw\u00e4chtes Feld zu erkennen glaubt, sondern das Feld durch einen Schleier sieht. Aufserdem vollf\u00fchrt der Motor einen solchen L\u00e4rm, dafs eine ruhige Beobachtung unm\u00f6glich wdrd.\nDanach blieb nur die Verwendung von Rauchgl\u00e4sern \u00fcbrig, die sich in dem Episkotistereinschnitt leicht an bringen lassen. Rauchgl\u00e4ser haben den Nachteil, dafs ihre Absorption in den verschiedenen Spektralgebieten meist eine verschiedene ist, da sie gew\u00f6hnlich nicht ganz farblos sind. Besonders Gr\u00fcngelb und Spektralrot werden h\u00e4ufig weniger absorbiert. Hierbei zeigt sich eine merkw\u00fcrdige Erscheinung. H\u00e4lt man n\u00e4mlich ein einzelnes Glas gegen weifses Licht, so erscheint dieses schwach gr\u00fcnlich ; die roten Strahlen kommen also nicht zur Geltung. H\u00e4lt man dagegen 2 Gl\u00e4ser \u00fcbereinander, so erscheint das Licht dunkelrot.\nEs wrurde nun, um ein Mafs zu gew\u00e4nnen f\u00fcr die mittels der einzelnen Gl\u00e4ser erreichte Schw\u00e4chung des Lichtes, so verfahren, dafs das eine Halbfeld durch das Rauchglas geschw\u00e4cht, das andere durch Verkleinerung der Okularspalt\u00f6ffnung auf gleiche Helligkeit mit diesem gebracht werde. Das Verh\u00e4ltnis des ungeschw\u00e4chten zu dem geschw\u00e4chten Feld wrar dann gleich dem umgekehrten Verh\u00e4ltnis der Spalt\u00f6ffnung des durch den Okularspalt und des durch Rauchglas geschw\u00e4chten Feldes. Trotzdem der Berechnung korrigierte Trommelablesungen zugrunde gelegt werden (\u00fcber die Korrektur wird sogleich zu handeln sein), ergaben sich aber bei Kontrolle mit dem Episkotister, der in der vorher genannten Weise zwischen dem unteren Spiegel und dem Auge rotierte, Abweichungen, die eine Untersuchung in gr\u00f6fserem Umfange n\u00f6tig gemacht h\u00e4tten, als er der Wichtigkeit der Sache entsprach. Es mufs daher auf eine Angabe des Grades der Schw\u00e4chung \u00fcberhaupt verzichtet werden. Ich wr\u00e4hlte f\u00fcr zwei","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farhenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 17\nverschiedene Intensit\u00e4ten lediglich zwei Rauchgl\u00e4ser aus, deren eines eine deutliche, das andere eine starke Schw\u00e4chung bewirkte.1 Beide Gl\u00e4ser schw\u00e4chen Spektralrot am wenigsten, am meisten Gr\u00fcn zwischen 500 und 535 /.i/i.\nAls zweite Fehlerquelle kommt die endliche Breite des Okularspaltes in Betracht. Aus dem Spektrum, das hier entworfen wird, schneidet der Spalt ein St\u00fcck von endlicher Breite heraus, und dieser Ausschnitt zeichnet sich dann auf der Pupille des Auges ab. F\u00e4llt das Bild auf die Mitte der Pupille, so nimmt man auch hier wiederum an, dafs sich die antagonistischen Valenzen der symmetrisch zu dem Punkt mittlerer Wellenl\u00e4nge gelegenen Strahlen aufheben, obwohl dabei die gleichen Bedenken angebracht w\u00e4ren wie gegen\u00fcber der Kompensation der im Okularspalt \u00fcberdeckten Strahlen. Hier aber kommt etwas weiteres hinzu, besonders bei den Peripherieversuchen. Bringt man das Auge von der Seite her an die Stelle der Spaltbilder, so erscheint, wie auf S. 9 erw\u00e4hnt, das eine Feld in der Richtung der Verschiebung, das andere in entgegengesetzter Richtung. Ist also z. B. Urgelb eingestellt, und l\u00e4fst der Okularspalt aufser diesem ein etwas gr\u00fcnliches Gelb auf der einen, ein etwas r\u00f6tliches auf der anderen Seite durch, so erscheint das eine Feld etwas r\u00f6tlich, solange der andere Teil des Spaltbildes noch durch die Iris verdeckt ist. Von dem anderen Spaltbild aber erscheint zun\u00e4chst der gr\u00fcnliche Teil, so dafs man also, wenn der richtige Ort f\u00fcr das Auge nicht erreicht wird, Licht verschiedener Qualit\u00e4t miteinander vergleicht. Dieser Fehler w\u00e4re leicht dadurch zu kompensieren, dafs man das eine Mal von links, das andere Mal von rechts her das Auge heranbringt, jedoch ist es nicht zu empfehlen, aus der Richtung zu kommen, in der das periphere Feld liegt, weil dadurch die Gefahr n\u00e4her gelegt wird, dafs dieses Feld den Blick auf sich lenkt. Man wird also hier vorzuziehen haben, den Okularspalt nur wenig zu \u00f6ffnen, um m\u00f6glichst wenig qualitativ verschiedenes Licht nebeneinander in das Spaltbild zu bekommen.\nEine Schwierigkeit in der Bestimmung der Wellenl\u00e4ngendifferenz der \u00e4ufsersten Lichtstrahlen liegt darin, dafs den Teil-\n\u2022 \u2022\nstrichen auf der Trommel am Okularspalt nicht gleiche Off-\n1 Durch das erste Rauchglas wurde die Lichtst\u00e4rke auf ungef\u00e4hr lj.t. durch das andere auf ungef\u00e4hr l/ia herabgesetzt.\nZeitschr, f. Sinnesphysiol. 46.\t2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nEdgard Dreher.\nnungen des Spaltes entsprechen. Dreht man die Trommel, so dreht sich ein elliptischer K\u00f6rper zwischen zwei Backen, an denen die beiden Spaltteile befestigt sind. Ist die Stellung so, dafs die Backen gegen den kurzen Durchmesser der Ellipse stofsen, so ist der Spalt geschlossen; dreht man nun, so dr\u00fcckt der sich vergr\u00f6fsernde Abstand der gegen\u00fcberliegenden parallelen Tangenten die Backen auseinander, bis sie bei dem gr\u00f6fsten Durchmesser ihre gr\u00f6fste Distanz haben, so dafs in dieser Stellung der Spalt maximal ge\u00f6ffnet ist.\nEs l\u00e4fst sich leicht berechnen, dafs auf diese Weise gleichen Drehungen in der ersten H\u00e4lfte der Drehung und bei einem letzten kleinen St\u00fcck zu kleine, bei dem \u00fcbrigen Teil zu grofse \u00d6ffnungen entsprechen m\u00fcssen, ln Fig. 4 wird dieser \u00d6ffnungsvorgang bei der regul\u00e4ren Ellipse durch die untere Kurve dargestellt, wobei als Ordinaten Spalt\u00f6ffnungen anzunehmen sind, die den Wellenl\u00e4ngendifferenzen proportional sind. Die grade Linie veranschaulicht den I all, dafs gleichen Trommelteilstrichen gleiche \u00d6ffnungen entsprechen.\nVon einem Vertreter der Firma Schmidt & Haensch, die den Apparat baut, erfuhr ich gelegentlich einer Interpellation wegen falschen Lichtes, dafs die M\u00e4ngel des \u00d6ffnungsprinzips beim Okularspalt der Firma sehr wohl bekannt sind. Es ist auch mittels graphischer Konstruktion die Kurve ermittelt worden, beider gleiche Drehungen den Spalt kontinuierlich \u00f6ffnen w\u00fcrden, jedoch erlauben die Herstellungskosten nicht, sie zu verwenden.\nUm nun zu erfahren, wie viel Licht verschiedener Wellenl\u00e4nge bei einer bestimmten Trommelstellung vom Okularspalt durchgelassen wird, empfiehlt sich folgende Methode. Hat man eine homogene Lichtquelle, so entwirft diese auf dem Okularspalt ein Bild des Kollimatorspaltes in der Breite, die dessen \u00d6ffnung proportional ist. Verschiebt man nun den Kollimatorspalt, so diingt offenbar so lange Licht durch den Okularspalt, wie noch ein Teil des Spaltbildes in die \u00d6ffnung f\u00e4llt. Von der bei Sichtbarkeit des Lichtes m\u00f6glichen Verschiebung des Kollimatorspaltes also ist dessen \u00d6ffnungsbreite abzuziehen, um die Wellenl\u00e4ngendifferenz des Lichtes zu erhalten, das gleichzeitig durch den Okularspalt f\u00e4llt. Betr\u00e4gt die Verschiebung z. B. 1,25 mm, w\u00e4hrend der Kollimatorspalt 0,25 mm ge\u00f6ffnet ist, so betr\u00e4gt die Differenz 11 /qq da 1 mm Verschiebung des Kollimatorspaltes eine \u00c4nderung der Wellenl\u00e4nge des Lichts von 11 ii{.i entspricht.","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usiv. 19\nAuf diese Weise wurde in Fig. 4 die obere Kurve ermittelt. Sie weicht von der graden Linie im entgegengesetzten Sinne ab als die regul\u00e4re Ellipse und zeigt zwischen Teilstrich 0 und i\ndie gr\u00f6fsten, zwischen 9 und 121 ,/2 die kleinsten Zuw\u00fcchse der\n\u2022 \u2022\n\u00d6ffnung an.\nFig.\n4.\nDie untere Grenze der Spalt\u00f6ffnung ist darin gegeben, dafs bei einer Einstellung der Trommel zwischen den Teilstrichen 0 und 5 Beugungsstreifen im Felde auftreten. Die von mir benutzte \u00d6ffnung lag daher bei 5, so dafs ich im Spaltbild ein Spektralgebiet von 16 Wellenl\u00e4ngendifferenz erhielt. Die auf S. 17 erw\u00e4hnte Gefahr der Vergleichung qualitativ verschiedenen Lichtes ist bei dieser \u00d6ffnung des Okularspaltes sehr gering. Der\nStrecke von 16 entspricht eine Kollimatorspaltverschiebung\n\u2022 \u2022\nvon 1,5 mm. Ermittelt man die \u00d6ffnung des Okularspaltes, was bei maximaler \u00d6ffnung mit einem Zentimetermafs geschehen kann, so zeigt sich, dafs die der Kollimatorspalt Verschiebung entsprechende Breite der \u00d6ffnung nur etwa halb so grofs ist. Demnach betr\u00e4gt die Breite des Spaltbildes nur etwa 0,75 mm. Es ist kaum wahrscheinlich, dais eine nennenswerte qualitative Beeinflussung des Lichtes dadurch entstehen sollte, dafs ein Teil dieses schmalen Bildes von der Iris verdeckt wird. Kontroll-versuche ergaben keinen merkbaren Unterschied des Farbentones der Felder, wenn man von links oder von rechts her das Auge an die Stelle des Spaltbildes brachte. Wie erw\u00e4hnt, zeigte sich vielmehr, dafs bei einer geringen Verschiebung des Kopfes das Feld bereits nicht mehr vollst\u00e4ndig sichtbar war. Auch ist","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nEdgard Dreher.\nfr\u00fcher oft dar\u00fcber geklagt worden, dafs das gelbe Feld auf der einen Seite r\u00f6tlich, auf der anderen gr\u00fcnlich erschiene. Bei der Spalt\u00f6ffnung, die ich benutzte, erschien die Farbe ohne erkennbare Beimischung eines anderen Tones. Immerhin wird es notwendig sein, die Unreinheit der Felder bei der Bestimmung des Grades der Genauigkeit zu ber\u00fccksichtigen. So ist es zwecklos, die Vso'Ncmiusteilung bei den Verschiebungen des Kollimatorspaltes zu benutzen; man liefst mit dieser 1 * *40 mm ab, und dem entsprechen Wellenl\u00e4ngendifferenzen von 0,27 liu. Die Eichung des Apparates mit homogenem Licht kann allerdings bis auf V40 mm genau ausgef\u00fchrt wrerden, den Einstellungen der Farbenfelder aber kommt ein w7eit geringerer Genauigkeitswnrt zu.\nDer dritte Faktor, der die Homogenit\u00e4t der Felder st\u00f6rt, ist das falsche Licht. Besonders bei den billigen THORPschen Abz\u00fcgen der RowLANDschen Gitter treten starke Reflexe auf, deren Licht unzerlegt in den Strahlengang gelangt. Gullstrand (a. a. 0.) erw\u00e4hnt, dafs bei seinem Asher die katadioptrischen Strahlen in der N\u00e4he der Enden des Spektrums das zerlegte spektrale Licht bei weitem an Intensit\u00e4t \u00fcbertr\u00e4fen. Bei unserem Apparat wrar das falsche Licht weniger stark, aber immerhin im Spektroskop deutlich erkennbar.1 G ul este and benutzte dagegen Fl\u00fcssigkeitsfilter, auch lassen sich Gelatinefilter verwenden und leichter am Apparat anbringen als die ersteren. F\u00fcr Gelatinefilter befindet sich n\u00e4mlich zwischen Kollimatorlinse und Gitter ein Schlitz im Deckel des Apparates. Die Filter aber haben den Nachteil, dafs sie auch das homogene Licht nicht ungeschw\u00e4cht durchlassen, so dafs man zu einer grofseren Spaltbreite greifen m\u00fcfste, um die n\u00f6tige Helligkeit zu erhalten.\nWir versuchten darauf, durch Abblendung seitlich in den Kollimatorspalt einfallenden Lichts die falschen Strahlen einzuschr\u00e4nken, was jedoch nur in sehr geringem Mafse gelang. Es zeigte sich aber, wenn man die Mittellinie zwischen den beiden \u00fcbereinanderstehenden Spalten verbreiterte, d. h. von dem oberen Spalt den unteren Teil, von dem unteren den oberen abdeckte, dafs dann das falsche Licht bis auf geringe Spuren verschwand,\n1 Ein besonders lichtstarkes Taschenspektroskop, das uns freundlicher-\nweise zur Verf\u00fcgung gestellt wurde, baut neuerdings die Firma R. Winkel-\nG\u00f6ttingen.","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton'dnderungen homogener Lichter usw. 21\nohne dafs die Intensit\u00e4t des spektralen Lichtes sehr vermindert wurde.1\nEs ist offenbar, dafs ein solcher Eingriff nicht bei der urspr\u00fcnglichen Optik des Apparates vorgenommen werden kann, denn auch bei den Spaltbildern, die sich vor dem Okular \u00fcberdecken m\u00fcssen, wird dadurch der untere Teil des einen und der obere Teil des anderen abgeschnitten, so dafs die Felder nicht mehr gleichzeitig gesehen werden. Bei der Anordnung mit den Spiegeln jedoch bedarf es nur einer geringen Korrektur der Neigung des einen Spiegels, um den Fehler auszugleichen.\nDas falsche Licht, das sich bei \u00d6ffnung eines Spaltes im\nfalschen Felde zeigte, war gar nicht mehr sichtbar, wenn die\n\u2022 \u2022\n\u00d6ffnung nicht mehr betrug als durchschnittlich J/4 mm gleich 1I2 Umdrehung der Schraube. Es wurde sodann der Versuch gemacht, ob bei einer ganzen Umdrehung dieses falsche Licht merklich w\u00fcrde, wenn es zu einer eingestellten Farbe zugesetzt w\u00fcrde. In diesem Falle zeigte sich eine geringe Aufhellung der Farbe (eine qualitative Ver\u00e4nderung konnte nicht deutlich erkannt werden), wenn die Kollimatorspalt\u00f6ffnung der beobachteten Farbe weniger als 2 Teilstriche der Trommel betrug, das sind weniger als 1/60 mm \u00d6ffnung. Wenn also das falsche Licht im falschen Felde einen merklichen Einflufs auf die dort eingestellte Farbe haben sollte, so k\u00f6nnte dies nur geschehen, wenn die \u00d6ffnung des einen Spaltes 25 mal so grofs w\u00e4re als die des anderen. Bei gleichen Spalt\u00f6ffnungen ist keine Beeinflussung des Farbentones durch Licht aus dem falschen Felde wahrnehmbar.\nDie Untersuchung mit dem Spektroskop liefs auch im richtigen Felde kein falsches Licht mehr erkennen. Es wurde dann bei den Intensit\u00e4tsversuchen mehrmals eine Reihe mit eingeschalteten Farbenfiltern durchgef\u00fchrt. Da jedoch die Werte durchaus keine Verschiebung zeigten gegen die ohne Filter beobachteten, so konnte das falsche Licht, das etwa noch vorhanden, obwohl spektroskopisch nicht mehr nachweisbar war, jedenfalls v\u00f6llig vernachl\u00e4ssigt werden.\nDa nun die geringen \u00d6ffnungen der Spalte und ihre teilweise Abdeckung, sowie der verl\u00e4ngerte Weg der Lichtstrahlen\n1 Als Lichtquelle wurde bei diesen und den folgenden Untersuchungen eine Nernstlampe verwendet.","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nEdgard Dreher.\neine grofse Helligkeit der Lichtquelle n\u00f6tig machten, so gen\u00fcgte der Auerbrenner nicht. Es wurde daher der Versuch gemacht, in den Metallzylinder, aus dem das Licht mittels eines parabolischen Spiegels aut die Spalte geworfen wird, eine Bogenlampe einzubauen. Die auf diese Weise erreichte Helligkeit war auch ausreichend, jedoch ergaben sich zu grofse Schwankungen in der Beleuchtung der einzelnen Spalte, da die Regulierung nicht so genau arbeitete, dafs der lichtaussendende Krater der positiven Kohle immer die gleiche H\u00f6he behalten h\u00e4tte. F\u00fcr Projektionszwecke wird von der Firma WiNKEL-G\u00f6ttingen eine Bogenlampe gebaut mit senkrecht stehenden Kohlen, wobei der Krater der positiven Kohle nach vorn gerichtet ist. Da aber die Regulierung hier von der Hand geschehen mufs, ist die Lampe ungeeignet f\u00fcr Versuche, bei denen ein gr\u00f6fserer Apparat bedient werden mufs.\nIch benutzte nun eine Nernstlampe mit drei gekreuzten F\u00e4den. Vor dieser stellte ich, wie in Fig. 3 ersichtlich, die Sammellinse von einem Projektionsapparat auf, die das Licht auf einer Mattglasscheibe konzentrierte. Gleichzeitig diente die Linse dazu, den Apparat vor der starken Hitze der Lampe zu sch\u00fctzen. Die Scheibe wurde vor den Spalten befestigt und beleuchtete diese gleichm\u00e4fsig mit diffusem Licht. Ich war somit auf die Benutzung zweier \u00fcbereinandergelegener Spalte angewiesen, erhielt aber zwei Felder von guter Helligkeit und einer f\u00fcr qualitative Untersuchungen ausreichenden Konstanz.\nDie Eichung des Apparates war vor kurzer Zeit von Dr. Westphal 1 vorgenommen worden, so dafs ich mich auf einige Nachpr\u00fcfungen beschr\u00e4nken konnte.\nEs empfiehlt sich hierbei folgendes Verfahren, um mit Genauigkeit einstellen zu k\u00f6nnen. Man bringt den Bunsenbrenner mit dem zu verdampfenden Metall vor das Okular und ermittelt die Stellung des Kollimatorspaltes, bei der die Linie genau in der Mitte des Spaltes erscheint. Dies hat jedoch einige Schwierigkeit, da man nur aus einer bestimmten Entfernung die Linie erkennen kann. Bringt man das Auge dicht an den Spalt heran, so sieht man die Kollimatorlinse von Licht erf\u00fcllt. Wenn man nun hier die Okularlupe vor den Spalt h\u00e4lt und durch sie beobachtet, so erscheinen sowohl die Linie wie die beiden Schneiden des Spaltes stark vergr\u00f6fsert, so dafs die Einstellung sehr genau vorgenommen werden kann. Sodann war es w\u00fcnschenswert, die Linie m\u00f6glichst konstant zu sehen.\n1 Westphal, Unmittelbare Bestimmungen der Urfarben. Zeitschrift f. Psychol., II. Abt., 44, S. 182 ff.","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 23\nWenn man eine Cl.-Verbindung der Leichtmetalle in der Bunsenflamme verbrennt, so erh\u00e4lt man kein ruhiges Licht. Ich versuchte nun, einen Wattebausch in L\u00f6sung zu tauchen und diesen zu verbrennen. Der Versuch ergab ein sehr gleichm\u00e4fsiges Licht, bei dem sich gut beobachten liefe. Die f\u00fcr die Eichung haupts\u00e4chlich in Betracht kommenden Verbindungen : Strontium-, Thallium-, Lithium-, Natriumchlorid sind in Wasser l\u00f6slich.\nEine Kontrolle der Wellenl\u00e4nge des zur Beobachtung kommenden Lichtes kann mittels einer homogenen Lichtquelle geschehen. Die bei der Eichung f\u00fcr das homogene Licht ermittelte Stellung des Kollimatorspaltes mufs die Mitte bilden aus der bei Sichtbarkeit des Lichts m\u00f6glichen Spaltverschiebung. Den benutzten homogenen Lichtern entsprechen folgende Ablesungen am Kollimatorspalt: Sr (460,7 tltL) = 16,9; TI (535,0 uu) = 30,3; Na (589,0\t= 40,1; Li (670,8 w) = 54,7. Die Lichter\nwaren sichtbar bei folgenden Spaltstellungen: Sr = 15,5\u201418 (Mittel: 16,8); TI = 29\u201431,5 (Mittel: 30,3); Na = 38,3-41,3 (Mittel : 39,8) ; Li = 53\u201456 (Mittel : 54,5). Die maximale Ungenauigkeit betr\u00e4gt demnach 0,3 Teilstriche, entsprechend 1,7 u/u. Diese Fehlergr\u00f6fse mufs als normal bezeichnet werden gegen\u00fcber einem durchnittlichen Unterschied der beiden Grenzwerte von 15,3 jqq\nder bedingt ist durch die bei der geringen Intensit\u00e4t des homo-\n\u2022 \u2022\ngenen Lichtes notwendige grofse \u00d6ffnung des Kollimatorspaltes.\nKapitel II.\nMethodik.\n\u00a7 4. Die direkte Methode.\nDie n\u00e4chstliegende Methode zur Ermittelung der bei \u00dcbergang auf die Netzhautperipherie invariablen Farbent\u00f6ne des Spektrums w\u00e4re die, dafs man die Lichter verschiedener Wellenl\u00e4nge im Spektralapparat konstant einstellt und bei zunehmend oder abnehmend exzentrischer Betrachtung beobachtet, ob sich der Farbenton ver\u00e4ndert. Diese Methode \u2014 man k\u00f6nnte sie als die direkte bezeichnen \u2014 ist von Hess 1 bei seinen Peripherieuntersuchungen benutzt worden.\n1 Hess. \u00dcber den Farbensinn bei indirektem Sehen. Graefes Archiv f. Ophthalm. 35, S. 4.\nNach der von Hess benutzten Methode scheint auch Fernald (Psychol. Rev., Monogr. Nr. 42, 1909, S. 60 f.) bei denjenigen seiner Versuche vorgegangen zu sein, bei denen es sich darum handelte, die beim \u00dcbergang","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nEdgard Dreher.\nEs gibt hierbei theoretisch drei M\u00f6glichkeiten der Urteilsbildung: 1. der Beobachter pr\u00e4gt sich jedesmal das Anfangsglied der Empfindungsreihe ein (durch w\u00f6rtliche Charakterisierung, mit Hilfe einer visuellen Farbenskala oder dgl.). Sodann wird der bei jedem folgenden Fixationspunkt wahrgenommene Farbenton mit dem Anfangsglied verglichen, indem man etwa zu entscheiden versucht, ob sich das anfangs gebildete Urteil noch aufrecht erhalten l\u00e4fst. 2. Die Vergleichung geschieht nicht mit dem Anfangsgiied der Reihe, sondern jedesmal mit dem voraufgegangenen Gliede der Reihe, oder endlich : 3. \u00fcber die Zwischenglieder wird gar nicht oder nur sehr fl\u00fcchtig geurteilt, und das Endurteil kommt nur durch Vergleichung des Anfangs- und Endgliedes der Reihe zustande.\nUm den Fall 1 n\u00e4her zu untersuchen, stellte ich gleichzeitig f\u00fcr das Netzhautzentrum und f\u00fcr eine 140 davon entfernte Stelle der nasalen Netzhauth\u00e4lfte ein Gelbgr\u00fcn von 522 fii/u ein und liefs nun die beiden Lichter bei m\u00f6glichst strenger Festhaltung des Fixationspunktes abwechselnd beobachten, indem ich rhythmisch bald das eine, bald das andere Feld auf- und zudeckte. W\u00e4re es n\u00e4mlich m\u00f6glich, bei zunehmend exzentrischer Beobachtung an einer 14\u00b0 vom Zentrum entfernten Stelle noch eine Vergleichung mit dem zentral beobachteten Farbenton auszuf\u00fchren, so k\u00f6nnte eine Vergleichung unter den jetzt hergestellten Bedingungen keine Schwierigkeit machen. Es ist anzunehmen, dafs bei unmittelbarer Sukzession zweier Farbeneindr\u00fccke die Vergleichung leichter ist, als wenn eine Reihe von Zwischengliedern die Erinnerung an den ersten Eindruck abschw\u00e4cht. Aufserdem wird die Beobachtung auch dadurch noch erleichtert, dafs die Urteilsbildung nicht durch Verlegung, sondern bei Festhaltung des Fixationspunktes erreicht wird. Ich bot nun jedes Feld eine\nSekunde lang dar, schob jedoch zwischen Sehlufs des einen und\n\u2022 \u2022\n\u00d6ffnung des anderen ein Intervall von * 1/5 Sek., um diesen Beobachtungsfall gegen\u00fcber der Vergleichung bei zunehmend indirektem Betrachten nicht allzusehr zu beg\u00fcnstigen.1 Es zeigte\nauf die Netzhautperipherie invariablen Farbent\u00f6ne zu bestimmen. Da Fernald Pigmentfarben benutzt hat und gar nichts N\u00e4heres \u00fcber die benutzte Methode mitteilt, so kann ich mich eines Eingehens auf seine Versuchsergebnisse enthalten.\n1 Bei mehrmaliger unmittelbarer Sukzession zweier zu vergleichenden Farbent\u00f6ne zeigte sich ohne eingeschobenes Zeitintervall keine wesentlich herabgesetzte Empfindlichkeit gegen\u00fcber der bei simultaner Vergleichung.","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 25\nsich dabei, dafs kein Unterschied des Farbentons erkannt wurde, wenn das Licht von 522^ in beiden Feldern eingestellt war, obwohl, wie die Versuche bei simultaner Vergleichung ergeben (s. \u00a7 9), die Verschiedenheit des zentralen und des bei 14\u00b0 Exzentrizit\u00e4t wahrgenommenen Farbentones so grofs ist, dafs zentral 545 utL eingestellt werden mufs, um dem peripheren Licht von 522 mi gleich zu erscheinen. Selbst als ich peripher 528 tltl einstellte (dem bei simultaner Vergleichung zentral 550 ut1 gleichgesetzt wird), w\u00e4hrend im zentralen Felde 522 tiu eingestellt\n\u2022 \u2022\nblieb, konnte der Beobachter (C) noch kein deutliches Uberwiegen der Gelblichkeit im peripheren Felde erkennen.\nNach diesem Ergebnis kann nicht angenommen werden, dafs das Urteil bei zunehmend oder abnehmend exzentrischer Beobachtung durch Vergleichung mit dem Anfangsglied der Empfindungsreihe zustande kommt. Der Fall 2 der Vergleichung jedes Gliedes der Reihe mit dem vorhergehenden bedarf keiner weiteren Untersuchung. Er darf nach dem vorhin Gesagten als ausgeschlossen gelten; denn wenn auch die Vergleichung bei nahe aneinander gelegenen, sukzessive durchlaufenen Fixationspunkten wahrscheinlich erleichtert ist, so sind doch die Differenzen des Farbentones, die sich zwischen nahegelegenen Netzhautzonen ergeben, entsprechend kleiner, ganz besonders bei Farben, deren Ton auf der Peripherie eine weniger grofse \u00c4nderung erf\u00e4hrt als die von 522\nAuch der dritte Fall der Vergleichung nur des Anfangs- und Endgliedes der Reihe w\u00fcrde, wie der angef\u00fchrte Versuch gezeigt hat, selbst bei der obigen grofsen Differenz noch keinen Unterschied erkennen lassen, wenn als Endglied (bzw. Anfangsglied) eine Exzentrizit\u00e4t von 14\u00b0 gew\u00e4hlt wird. Da jedoch die letzte noch farbenempfindliche Netzhautzone nur Blau und Gelb erkennen l\u00e4fst, so wird die Urteilsbildung dadurch m\u00f6glich, dafs man auf eine Ver\u00e4nderung des Tones bei allen Farben schliefsen mufs, die im direkten Sehen noch R\u00f6tlichkeit oder Gr\u00fcnlichkeit zeigen.1 Auf eine n\u00e4here Beurteilung der Zwischenglieder mufs\n1 Ob hierbei dem Urteil \u00fcber R\u00f6tlichkeit oder Gr\u00fcnlichkeit der auf der \u00e4ufsersten farbenempfindlichen Netzhautzone noch erkennbare Farbenton als Mafsstab dient, oder ob die Bestimmung unabh\u00e4ngig davon auf Grund eines vorschwebenden Prototyps des Urgelb oder Urblau erfolgt, kann nicht ohne genaue Untersuchung entschieden werden.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nEdgard Dreher.\njedoch hierbei verzichtet werden, da diese durch keine der drei genannten M\u00f6glichkeiten erreicht werden kann.\nWill man sich also nicht darauf beschr\u00e4nken, die Farbent\u00f6ne zu ermitteln, die zentral und auf der \u00e4ufsersten farbenempfindlichen Zone gleich erscheinen, so bedarf es einer Untersuchung der mittleren Netzhautzonen durch simultane Vergleichung, \u00fcber deren Genauigkeitsgrad die Tabellen in \u00a7\u00a7 8 und 9 Auskunft geben.\n\u00a7 5. Die indirekte Methode.\nDie von mir benutzte (weiterhin noch zu rechtfertigende) Methode ist folgende.\nMan ermittelt f\u00fcr jedes zentral eingestellte Spektrallicht, welches Licht auf den verschiedenen peripheren Zonen den Eindruck der Gleichfarbigkeit erweckt. Erscheint nun eine Farbe peripher im Tone l\u00e4ngerwelligen Lichtes als zentral, so mufs sich das dadurch dokumentieren, dafs dem zentralen Licht peripher ein Licht k\u00fcrzerer Wellenl\u00e4nge als gleich zugeordnet wird. Das Umgekehrte gilt von einer Farbe, die peripher in einem Tone k\u00fcrzerwelligen Lichtes erscheint als zentral. Zwischen zwei solchen Farben mufs es offenbar einen Punkt geben, bei dem eine Gleichung zwischen dem zentralen und peripheren Felde mit Gleichheit der Wellenl\u00e4ngen der eingestellten Lichter zusammenf\u00e4llt. Dieser sei der unver\u00e4nderte Punkt genannt. Um die \u00dcberlegungen \u00fcbersichtlich und anschaulich zu machen, empfiehlt es sich, seine Zuflucht zu graphischer Darstellung zu nehmen.\nMan tr\u00e4gt in einem Koordinatensystem als Abszissen die\nWellenl\u00e4ngen der zentralen Lichter ein, als Ordinaten die der\nperipheren bei subjektiver Gleichheit der Felder. Es w\u00fcrde\ndann der Fall, dafs sich zentral und peripher der Farbenton bei\ngleichen spektralen Verschiebungen in gleichem Mafse \u00e4nderte,\ndurch eine unter 450 geneigte Grade charakterisiert sein, denn\ndiese bildet den geometrischen Ort aller Punkte, f\u00fcr die die\nAbszisse gleich der Ordinate ist. Nun \u00e4ndert sich z. B. rechts\nund links von dem unver\u00e4nderten Punkt im Gelb der Farbenton\n\u2022 \u2022\nperipher langsamer als zentral, es mufs also f\u00fcr gleiche \u00c4nderungen desselben peripher eine gr\u00f6fsere spektrale Strecke durchlaufen werden als zentral. Die Ordinaten werden also schneller","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usiv. 27\nwachsen als die Abszissen, und da sie links vom unver\u00e4nderten Punkt kleiner, rechts davon gr\u00f6fser sind als diese, so wird die Kurve der Punkte gleichen Farbentones \u2014 diese sei die \u00d6-Kurve genannt \u2014 die Grade mit der Gleichung : y = x schneiden. Die Koordinaten des Schnittpunktes ergeben dann die Wellenl\u00e4nge desjenigen Lichtes, welches zentral und peripher im gleichen Farbenton erscheint.\nDie Bestimmung der einzelnen Gleichheitspunkte erfolgt nach der Grenzmethode.1 Man erh\u00e4lt dadurch als Wellenl\u00e4nge des peripheren Lichtes zwei Werte beim aufsteigenden und zwei beim absteigenden Verfahren. Der erste Wert beim aufsteigenden Verfahren und der zweite beim absteigenden wird als der untere Grenzwert, der zweite beim aufsteigenden und der erste beim absteigenden Verfahren als der obere Grenzwert des betreffenden Verfahrens bezeichnet (entsprechend der kleineren und der gr\u00f6fseren der beiden Wellenl\u00e4ngen). Die Differenz zwischen dem unteren und dem oberen Grenzwert werde als der Grenzen un terse hied bezeichnet, der also diejenige spektrale Strecke angibt, innerhalb deren das periphere Feld ver\u00e4ndert werden kann, ohne sich von dem zentralen zu unterscheiden. Unter dem mittleren Grenzen unterschied verstehe ich die Differenz zwischen dem arithmetischen Mittel aller oberen und dem arithmetischen Mittel aller unteren Grenzwerte f\u00fcr die Wellenl\u00e4nge des peripheren Lichtes. Als regionalen mittleren Grenzen unterschied bezeichne ich sodann das arithmetische Mittel aus allen innerhalb eines spektralen Bezirks berechneten mittleren Grenzenunterschieden.\nDie Ordinaten der G-Kurve sind die Mittelwerte aus den f\u00fcr jeden Punkt gefundenen unteren und oberen Grenzwerten. Tr\u00e4gt man die unteren Grenzwerte allein als Ordinaten in das Koordinatensystem ein, so erh\u00e4lt man eine Kurve unterhalb der G Kurve, w\u00e4hrend die oberen Grenzwerte allein eine Kurve oberhalb der G-Kurve ergeben. Beide Kurven, sowohl die der unteren als auch die der oberen Grenzwerte, ergeben ebenso wie die G-Kurve Schnittpunkte mit der unter 450 geneigten Graden.\nEin aus der Tabelle in \u00a7 8 (Beobachter B) entnommenes\n1 Benutzt wird hierbei das Verfahren des vollen Auf- und Abstieges. Vgl. dar\u00fcber: G. E. Mueller. Ergebnisse der Physiologie. I. Jahrg.\nII. Abt. S. 441.","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nEdgard Dreher.\nBeispiel mag diesen Fall veranschaulichen. Es bedeutet hierbei: U G Mittel aus den unteren Grenzwerten ; 0 G Mittel aus den oberen Grenzwerten; M Arithm. Mittel aus unteren und oberen Grenzwerten.\nZentral g,u : i i\t572,2\t\t\t577,8\t1\t\t583,3\n\tUG\tM\tOG\tUG ! M\tOG\tUG! M OG I\nPeripher gg :\t564,2\t567,6\t571,0\t571,4 575,0\t578,6\t577,8 580,9 | 584,0\nZentral ug:\t\t588,9\t\t594,4\t\t600,0\n\tUG\tM\tOG\tUG\tM :\tOG\ti:<;\tm\tOG ! !\nPeripher gu :\t585,7\t589,1\t592,5\t! 593,2 596,8\t600,0\t601,1 607,7 | 614,3\nF\u00fcr zentral = 572,2 ist der obere Grenzwert der peripheren Wellenl\u00e4nge (venia verbo !) noch kleiner als die zentrale, f\u00fcr zentral \u2014 577,8 ist er soeben gr\u00f6fser. Dazwischen also mufs ein Punkt liegen, bei dem der obere Grenzwert der peripheren Wellenl\u00e4nge ebenso grofs ist wie die zentrale, d. h. an einem Punkt zwischen 572,2 und 577,8 wird bei gleicher eingestellter Wellenl\u00e4nge zentral und peripher der Farbenton bereits nicht mehr als verschieden beurteilt. Entsprechend verh\u00e4lt es sich mit den unteren Grenzwerten. F\u00fcr zentral = 600,0 ist der untere Grenzwert der peripheren Wellenl\u00e4nge noch gr\u00f6fser als die zentrale, f\u00fcr zentral = 594,4 ist er eben kleiner. Zwischen 594,4 und 600,0 liegt also ein Punkt, bei dem der untere Grenzwert der peripheren Wellenl\u00e4nge ebenso grofs ist wie die zentrale, an dem also bei gleicher eingestellter Wellenl\u00e4nge zentral und peripher ebenfalls keine Verschiedenheit des Farbentones angegeben wird. Die spektrale Strecke zwischen den beiden genannten Punkten (deren Lage in der aus Obigem sich ergebenden Weise graphisch bestimmt werden kann), sei als die Indifferenzstrecke des unver\u00e4nderten Punktes bezeichnet.\nZwischen der Indifferenzstrecke b des unver\u00e4nderten Punktes und dem regionalen mittleren Grenzenunterschied h der peripheren Wellenl\u00e4ngen ergibt sich nun eine einfache trigonometrische Beziehung, wenn man annehmen kann: 1. dafs die Differenzen zwischen zentralem und peripherem Farbenton symmetrisch zum unver\u00e4nderten Punkt auftreten, und dafs also die","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 29\nfr-Kurve (sc. die Kurve der Mittelwerte aus den oberen und unteren Grenzwerten) innerhalb eines engeren Gebietes rechts und links vom unver\u00e4nderten Punkt gradlinig verl\u00e4uft, 2. dafs innerhalb des gleichen Gebietes keine so wesentlichen Verschiedenheiten des Grenzenunterschiedes bei den einzelnen peripheren Wellenl\u00e4ngen auftreten, dafs man an die Berechnung eines regionalen mittleren Grenzenunterschiedes nicht denken k\u00f6nnte. Diese Annahmen gelten, wie die Beobachtung ergibt, f\u00fcr die gelben Farbent\u00f6ne innerhalb eines Gebietes von 22 gg Wellenl\u00e4ngendifferenz. (Die geringen Abweichungen der Kurven vom gradlinigen Verlauf sind bei zwei Beobachtern gegens\u00e4tzlich und daher wahrscheinlich nur durch zuf\u00e4llige Schwankungen der Werte bedingt. Die Abweichungen der mittleren Grenzenunterschiede von ihrem Durchschnitt innerhalb dieses Gebietes ergeben als ihren Mittelwert (mittl. Variation) nur 0,6 gg, und zwar finden ebenfalls bei zwei Beobachtern die Abweichungen der sich entsprechenden Grenzenunterschiede zum Teil in entgegengesetztem Sinne statt.) Die Beziehung zwischen h und b ist dann durch die Gleichung bestimmt : h \u2014 b \u2022 (tg a \u2014 1), worin tg a die Tangente des Richtungswinkels der G-Kurve und also\ngleich ist dem Differenzenquotienten -------oder gleich dem\nO\tJ\t/v\u00bb\t_ /V\u00bb\t\u00fc\nit/j\nVerh\u00e4ltnis der f\u00fcr gleiche \u00c4nderungen des Farbentones notwendigen spektralen Verschiebung des peripheren und des zentralen Feldes. Da diese Beziehung zwischen h und b allgemein gilt, so m\u00fcssen demnach auch die Abweichungen der Bestimmungen der peripheren Wellenl\u00e4ngen von ihrem Mittelwerte durch tg a \u2014 1 dividiert werden, um die entsprechenden Abweichungen der Bestimmung des unver\u00e4nderten Punktes zu ergeben.\ntg a ist nun f\u00fcr die gelben Farbent\u00f6ne so lange kleiner als 2, als bei subjektiver Gleichheit der Felder die Wellenl\u00e4ngendifferenz zwischen peripherem und zentralem Felde langsamer w\u00e4chst als die Differenz der Wellenl\u00e4ngen des zentralen Feldes und des unver\u00e4nderten Punktes. Findet sich aber ein peripherer Bezirk, f\u00fcr den doppelt so grofse spektrale Verschiebungen notwendig sind als im Zentrum zur Erreichung gleicher Farbenton\u00e4nderungen, so wrird tg a = 2, und die eben genannten Abweichungen der Gleichheitsbestimmungen gelten dann zugleich auch f\u00fcr den unver\u00e4nderten Punkt.\nWie unschwer zu erkennen, hat die indirekte Methode den Nachteil grofser Unhandlichkeit, zumal dann, wenn man die","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nEclgard Dreher.\nZuverl\u00e4ssigkeit der erhaltenen Werte dadurch pr\u00fcfen will, dafs man untersucht, ob die Resultate zahlreicher unter gleichen Umst\u00e4nden angestellter Versuche hinl\u00e4nglich miteinander \u00fcberein-\n\u2022 \u2022\nstimmen. Es sind daher folgende \u00dcberlegungen angebracht, um eine leichtere Handhabung der Methode zu rechtfertigen :\n1.\tSchon an und f\u00fcr sich wird man bei dieser Methode auf eine sehr genaue Feststellung der Gleichheitspunkte verzichten k\u00f6nnen, da f\u00fcr die eigentliche Aufgabe, zu ermitteln, welche Farben auf der Peripherie in einem anderen Ton erscheinen als im Zentrum, jede Gleichheitsbestimmung bereits als Kontrolle anzusprechen ist. Es wird hier nicht nur wie bei den fr\u00fcher erw\u00e4hnten Methoden festgestellt, dafs bei gleichen Wellenl\u00e4ngen der Farbenton als verschieden beurteilt wird, sondern die Richtigkeit solcher Beurteilungen wird noch jedesmal dadurch bewiesen, dafs man die Orte der subjektiven Gleichheit auf sucht.\n2.\tEs steht zu erwarten und best\u00e4tigt sich durch die Untersuchung, dafs f\u00fcr alle peripheren Bezirke, die noch R\u00f6tlichkeit und Gr\u00fcnlichkeit erkennen lassen, mit einer kontinuierlichen Ver\u00e4nderung der Wellenl\u00e4nge des Lichts eine kontinuierliche Ver\u00e4nderung des Farbentones verbunden ist. Es mufs also die Linie, die in der graphischen Darstellung die Orte gleichen Farbentones verbindet, eine gewisse Stetigkeit erkennen lassen. Gesch\u00e4he der Verlauf der Kurve in Zickzackform, so m\u00fcfste es m\u00f6glich sein, dafs nach einer bestimmten spektralen Verschiebung ein gr\u00fcngelber Farbenton in bestimmtem Grade gelblicher w\u00fcrde, und dafs nach einer weiteren ebensogrofsen Verschiebung im gleichen Sinne das Feld wieder gr\u00fcnlicher erschiene oder ebenso gelb wie vorher oder nur relativ wenig gegen Gelb hin ver\u00e4ndert, w\u00e4hrend im weiteren Verlauf die Gelblichkeit wieder im fr\u00fcheren Mafse zun\u00e4hme. Man wird also berechtigt sein, eine Versuchsreihe, die eine Zickzackkurve ergibt, einfach zu streichen, da hier offenbar schlecht beobachtet worden ist.\nIm allgemeinen gilt in der Psychologie die Vorschrift, dafs eine beim Beobachter vorhandene Indisposition vor Beginn der Versuche oder wenigstens nach der ersten einleitenden Reihe dem Versuchsleiter angegeben werden mufs. Nachtr\u00e4gliche Anfragen haben meist eine bejahende Antwort zur Folge und sind also ziemlich wertlos. Jedoch gen\u00fcgen schon Grade von Erm\u00fcdung, die der Beobachter garnicht zu beachten pflegt, um eine Zickzackkurve zu ergeben, da die Erkennung der Farben-","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Jjntersuchung d. J^arbenton\u00e4nderungen homogener JLichter usw. 31\ntonunterschiede selbst nach einiger \u00dcbung noch grofse Schwierigkeiten bereitet und bei nicht v\u00f6llig angespannter Aufmerksamkeit unverh\u00e4ltnism\u00e4fsig grofse Unterschiede vernachl\u00e4ssigt werden. Es empfiehlt sich also, die genannte Vorschrift hier unbeachtet zu lassen und den Verlauf der Kurve selbst als Dokument einer vorhandenen Indisposition zu behandeln. Sollten hier andere Fehler mit hineinspielen, wie ver\u00e4nderte Kopfhaltung, falsche Fixation, Blickschwankungen usw., so w\u00fcrde es ebenfalls \u00fcberfl\u00fcssig sein, die mittlere Variation mit diesen Werten zu belasten, da es sich dabei gleichfalls um M\u00e4ngel der Beobachtung und nicht um Schwankungen des Urteils oder verschiedene physiologische Wirkung der Lichter handelt. Immerhin werde ich die ausgeschiedenen Reihen aufserhalb der verwerteten Resultate anf\u00fchren, um zu zeigen, dafs eine nennenswerte Ver\u00e4nderung nicht durch sie bewirkt w\u00fcrde.\nDes weiteren wird es durch die Annahme eines kontinuierlichen Verlaufs der Kurve gerechtfertigt, dafs man sich f\u00fcr die Ermittelung eines unver\u00e4nderten Punktes auf die Bestimmung von etwa 5 Gleichheitspunkten in Intervallen von ungef\u00e4hr 5 Wellenl\u00e4ngendifferenz beschr\u00e4nkt. Entfernt sich die Kurve gleich-m\u00e4lsig nach beiden Seiten von der unter 45 0 geneigten Graden, so ist es \u00fcberfl\u00fcssig, in unmittelbarer N\u00e4he des unver\u00e4nderten Punktes die Bestimmungen in Intervallen von etwa I fin Wellenl\u00e4ngendifferenz durchzui \u00fchren. Die Lagebestimmung des unver\u00e4nderten Punktes wird dadurch um nichts genauer, vielmehr ist diese um so sicherer, je entferntere Punkte f\u00fcr die Berechnung herangezogen tverden k\u00f6nnen. Es wird sch\u00e4tzungsweise der spektrale Bezirk festgestellt, in dem gradliniger Verlauf der Kurve angenommen werden kann, und alsdann werden dessen Punkte alle der Berechnung zugrunde gelegt.\nEs ist anzunehmen, dafs bei einer gen\u00fcgend grofsen Zahl von Werten die Kurve der Mittelwerte vollkommen stetig verlaufen w\u00fcrde. Man n\u00e4hert sich also dem Fall der Vielheit von Beobachtungen, wenn man im Bezirk der Gradlinigkeit diejenige Linie konstruiert, von der die Mittelwerte durchschnittlich ebensoweit im positiven wie im negativen Sinne ab weichen. Die Richtung dieser Linie ist in der Regel bestimmt durch die Lage der \u00e4ufsersten Punkte. Wie vorher erw\u00e4hnt, betr\u00e4gt der Bezirk der Gradlinigkeit bei den Peripherieuntersuchungen im Gelb in der Richtung der Abszisse ungef\u00e4hr 22 f.iu. Eine geringe Ver-","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nEdgard Dreher.\nSchiebung der \u00e4ufsersten Punkte gegeneinander, die sich bei vielen Werten ergeben k\u00f6nnte, h\u00e4tte also keinen erheblichen Einflufs auf den Tangens des Richtungswinkels; einer Verschiebung von 0,1 w entspricht dabei eine Ver\u00e4nderung des Tangens von 0,005. Demnach bedarf es in der Regel nur einer Parallelverschiebung der Verbindungslinie der \u00e4ufsersten Punkte. Ihre Gr\u00f6fse wird folgendermafsen berechnet. Es werden zun\u00e4chst die Abweichungen der Mittelwerte von der Verbindungslinie der \u00e4ufsersten Punkte ermittelt. Je nachdem dabei die positiven oder negativen Abweichungen \u00fcberwiegen, mufs die Linie gehoben oder gesenkt werden, und zwar ist die notwendige \\ erschiebung gleich der Differenz der gesamten positiven und negativen Abweichungen dividiert durch die Zahl der Punkte. Da die Differenz der Abszissen eine Konstante ist, unterscheiden sich die Ordinaten voneinander einfach durch das Mittel ihrer Diffe-\n\t\ty-Werte der Ver-\t\nv\tDurchschnitt!.\tbindungslinie der\tAbweichungen\n\tDifferenz\t\u00e4ufsersten Punkte\t\n567,6\t\t567,6\t\u2014\n575,0\t\t574,9\t+ 0,1\n580,9\t29,2 : 4 = 7,3\t582,2\t-1,3\n589,1\t\t589,5\t-0,4\n596,8\t\t596,8\t\nDifferenz der\tKorrektur\tKorrigierte\tAbweichungen\nAbweichungen\t\ty - Werte\t\n\t\t567,3\t+ 0,3\n\t\t574,6\t+ 0,4\n\u2014 1,6\t1,6 : 5 = 0,3\t581,9\t-1,0\n\t\t589,2\t-0,1\n\t\t596,5\t+ 0,3\n3. Eine\tweitere Kontrolle\tder Beobachtungen\tbesteht in der\nKoinzidenz\tder oberen und\tder unteren Grenzwerte f\u00fcr einen\t\nGleichheitspunkt, die man einerseits beim aufsteigenden, andererseits beim absteigenden Verfahren erh\u00e4lt. Wenn nicht gesetz-m\u00e4fsige Abweichungen der einen von den anderen Grenzwerten vorliegen, wird die Genauigkeit der Beobachtungen um so h\u00f6her eingesch\u00e4tzt werden k\u00f6nnen, je weniger die bei einer Richtung der Ver\u00e4nderung erhaltenen Mittel der Grenzwerte von denen\nder anderen Richtung differieren.\nBest\u00fcnde eine allgemeine Urteilstendenz, beim aufsteigenden","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 33\nVerfahren gr\u00f6fsere Werte anzugeben als beim absteigenden, so w\u00e4re der ideale Fall, dafs alle positiven Abweichungen von dem resultierenden Mittelwerte beim auf steigenden Verfahren, alle negativen beim absteigenden auftr\u00e4ten, dann verwirklicht, wenn die Differenz der aus beiden F\u00e4llen einzeln berechneten Mittelwerte gleich der doppelten mittleren Variation des Gesamtmittels ist. In diesem idealen Falle mufs sodann die f\u00fcr alle Gleichheitspunkte eines spektralen Bezirks gewonnene durchschnittliche Differenz (algebraisch genommen) zwischen den Mittelwerten beim auf steigenden und denen beim absteigenden Verfahren ebenfalls gleich der doppelten mittleren Variation aus allen Werten sein.\n4. Eine Hauptst\u00fctze finden die Resultate offenbar dann, wenn es gelingt, Konsequenzen, die durch sie gefordert werden, unmittelbar nachzuweisen.\n\u00a7 6. Allgemeines.\nDie indirekte Methode hat einen grofsen Vorzug, wenn der Beobachter niemals weifs, wie sich die Farben, die er f\u00fcr gleich erkl\u00e4rt, physikalisch zueinander verhalten. Nur unter diesen Umst\u00e4nden ist eine Unbefangenheit des Urteils \u00fcberhaupt zu erreichen. Es gen\u00fcgt daher nicht, m\u00f6glichst strenge Fixation vorzuschreiben , vielmehr mufs der Beobachter instruiert werden, jeden Fall zu Protokoll zu geben, in dem er das periphere Feld bei Blickschwankungen mit einer dem Zentrum n\u00e4her gelegenen Netzhautstelle gesehen hat, und die jeweilige Bestimmung ist dann zu anullieren. Eine strenge Handhabung dieses Prinzips hat \u00fcbrigens den Vorteil, dafs man es sehr schnell lernt, die beim peripheren Sehen immer unvermeidlichen Blickschwankungen auf ein kleines Gebiet zu beschr\u00e4nken.\nDie Un Wissentlichkeit des Verfahrens bleibt auch dann gewahrt, wenn der Beobachter selbst die Einstellungen am Apparat macht, wozu ich h\u00e4ufig gezwungen war, da mir nicht immer ein zuverl\u00e4ssiger Gehilfe zu Gebote stand. Das hat \u00fcberdies den Vorteil, dafs man die Gr\u00f6fse der Stufen nach Bedarf variiert und folglich die Grenzen des Gleichheitsgebietes genauer trifft, als es m\u00f6glich ist, wenn man mit konstanter Stufengr\u00f6fse arbeitet. Da der Ausgangspunkt der Ver\u00e4nderungen nicht abgelesen wird, kann der erste Grenzwert durch keine Kenntnis der Wellenl\u00e4nge\nZeitsckr. f. Siunespkysiol. 46.\t\u00e4","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nEdgard Dreher.\nbeeinflufst werden, ebenfalls bleibt die Ermittlung des zweiten jeder Spekulation unzug\u00e4nglich, da die Stufengr\u00f6fse unbekannt ist.\nZu dem unregelm\u00e4fsigen Wechsel der Vergleichslichter 1 habe ich mich gen\u00f6tigt gesehen, damit nicht etwaige Erinnerungen an die zuvor als Grenzwerte des Hauptlichts angegebenen Farbeneindr\u00fccke das Urteil beeinflussen. Solche Erinnerungen, die vom Beobachter als St\u00f6rungen empfunden werden, k\u00f6nnen dadurch leicht vermieden werden, dafs man zwei aufeinanderfolgende Gleichheitsbestimmungen an m\u00f6glichst verschiedenen Farbent\u00f6nen vornimmt.\nEs empfiehlt sich ferner, stets das leichter erkennbare, zentrale Feld konstant einzustellen und das weniger deutliche, periphere zu ver\u00e4ndern, weil sonst die Gefahr gesteigert ist, dafs der Beobachter seine Aufmerksamkeit darauf richtet, ob in dem ver\u00e4nderlichen Felde eine merkbare Ver\u00e4nderung vor sich gegangen ist, anstatt eine wirkliche Vergleichung des zentralen und peripheren Feldes auszuf\u00fchren. Aufserdem wird die Sicherheit der Beobachtung dadurch gef\u00f6rdert, dafs zun\u00e4chst einmal gerade das schwerer erkennbare Feld sich deutlich von dem anderen unterscheidet und sodann allm\u00e4hlich seinen Farbenunterschied einb\u00fcfst. Ein einziger Versuch zeigt, dafs es kaum m\u00f6glich ist zu urteilen, wenn das periphere Feld konstant gehalten wird, w\u00e4hrend man das zentrale ver\u00e4ndert. Die Erkl\u00e4rung hierf\u00fcr liegt offenbar darin, dafs sich die Aufmerksamkeit unwillk\u00fcrlich dem leichter zu erfassenden Felde zuwendet und dafs die dazu vorhandene Tendenz nur \u00fcberwunden werden kann, wenn mit dem schwerer erkennbaren Felde eine Ver\u00e4nderung vor sich geht.\nEs ist selbstverst\u00e4ndlich, dafs nicht w\u00e4hrend der Beobachtung\n1 Bei dem Ausdruck \u201eVergleichslicht\u201c ist nicht an das zu denken, was bei der Untersuchung von Unterschiedsschwellen im allgemeinen als Vergleichsreiz bezeichnet wird. Man versteht darunter diejenigen Reize, mit denen ein gegebener Hauptreiz verglichen werden soll. Bei mir handelt es sich jedoch darum, die lokale Verschiedenheit eines Farbeneindrucks zu untersuchen, und hierzu dient das zentral eingestellte Licht als Vergleichslicht. Wird nun dieses konstant eingestellt, w\u00e4hrend das periphere Feld variiert wird, so wird das Vergleichslicht der Hauptreiz und das Hauptlicht der Vergleichsreiz. Da aber eine derartige Unterscheidung die Darstellung sehr erschweren wuirde, so benutze ich durchweg den Ausdruck Vergleichslicht in dem Sinne, in dem er bei den Physiologen \u00fcblich ist, um ein Licht zu bezeichnen, das zum Zweck der Vergleichung neben einem hinsichtlich seiner Wirkung zu untersuchenden Hauptlicht gegeben ist.","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung \u00e4. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usiv.\n35\nver\u00e4ndert werden darf, da hierdurch der auf S. 24 erw\u00e4hnte Fall der sukzessiven Vergleichung zweier aufeinanderfolgenden Phasen der Ver\u00e4nderung wahrscheinlich beg\u00fcnstigt wird. Diese Beg\u00fcnstigung k\u00f6nnte dann dahin wirken, dafs eine noch vorhandene Differenz \u00fcbersehen, eine noch nicht vorhandene behauptet wird. Ich habe infolgedessen stets verlangt, dafs der Beobachter sofort nach Abgabe des Urteils den Kopf so weit seitlich verschob, dafs die Felder unsichtbar wurden. Hierzu ist nur eine Verschiebung der Stirn auf dem Stirnband notwendig, w\u00e4hrend die Haut unter dem Kinn eine gen\u00fcgend grofse Bewegung gestattet, ohne dafs der Ber\u00fchrungspunkt auf der Kinnst\u00fctze ver\u00e4ndert zu v erden bi audit. Es ist infolgedessen leicht, die Stelle maximaler Deutlichkeit der Felder sofort und ohne Blickschwankungen wiederzufinden. Schliefsen und \u00d6ffnen der Augen empfiehlt sich im allgemeinen nicht, da es den Anschein hat, als ob durch die Lidbewegung st\u00f6rende Lichtnebel hervorgerufen werden; jedenfalls geht die Akkommodation des Auges dabei verloren, und es bedarf immer einiger Zeit, w\u00e4hrend der die Netzhaut ohne Effekt f\u00fci die Lrteilsbildung belichtet wird, bis die Felder wieder scharf erkannt werden.\nDes weiteren zeigt sich, dafs kleine Unterschiede sehr schnell verloren gehen, wenn l\u00e4ngere Zeit beobachtet wird. Andererseits ist aber die Urteilsbildung zu schwierig, als dafs ein kurzes Hinblicken ausreichend w\u00e4re. Ich liefs daher stets nur eine Sekunde lang etw-a beobachten und darauf den Blick entfernen, und dies so oft wiederholen, bis das Urteil abgegeben werden konnte. Es war w\u00fcnschenswert, hierf\u00fcr bei dem Beobachter einen festen Rhythmus auszubilden, um die sonst notwendige Zeitsch\u00e4tzung und den jedesmaligen Impuls zur Verschiebung des Kopfes durch eine feste motorische Einstellung zu ersetzen. Ein Metronom empfahl sich dazu nicht, da die harten Metronom-schl\u00e4ge bei subtilen Untersuchungen den Beobachter nerv\u00f6s machen und ablenken. Es kam mir hier zu Hilfe, dafs an der \u00e4ulseren Wand des Dunkelzimmers die Z\u00e4hluhr des Elektrizit\u00e4tswerks angebracht ist. Man h\u00f6rt also st\u00e4ndig ein diskretes Ticken, an das sich der Beobachter leicht gew\u00f6hnt, und das doch stark genug ist, eine rhythmische Einstellung hervorzurufen. Zu der Zeit, in der ich Versuche machte, wurde selten anderweitig Strom im Institut verbraucht, und das, wras f\u00fcr das Hippsche Chronoskop oder f\u00fcr einige Farbenkreisel gelegentlich abge-","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nEdgard Dreher.\nnommen wurde, war gegen\u00fcber meinem Stromverbrauch f\u00fcr die Nernstlampe ohne Belang, so dafs also der Rhythmus stets ziem-lieh der gleiche blieb.\nSchwieriger zu vermeiden sind Nachbilder der beobachteten Felder, deren Einflufs nicht genau kontrollierbar ist. Man sollte erwarten, dafs bei homogenem Licht dadurch nur eine S\u00e4ttigungsverminderung hervorgerufen werden kann, jedoch scheinen trotz der rhythmischen Beobachtungen die Erm\u00fcdungserscheinungen 1 mit im Spiele zu sein, und zwar f\u00fcr das periphere Feld in st\u00e4rkerem Mafse. Bei den Vorversuchen kam es h\u00e4ufig vor, dafs Gleichungen, die nach einer gewissen Anzahl von Beobachtungen anerkannt wurden, von dem ausgeruhten Auge abgelehnt wurden. Es war daher notwendig dem Beobachter vorzuschreiben, nach vier rhythmischen Beobachtungen jedesmal eine Pause einzuschalten. gleichg\u00fcltig, ob danach ein Urteil bereits abgegeben werden konnte oder nicht. Bei den Versuchen mit Helladap-\ntation mufste der Blick auf eine weifse k l\u00e2che gerichtet w erden, bis die sichtbaren Nachbilder abgeklungen waren.\nSodann wurde nach einer gr\u00f6fseren Reihe von Beobachtungen eine Erholungspause eingeschaltet, um eine g\u00fcnstigere allgemeine Disposition beim Beobachter hervorzurufen. Bestimmte Regeln lassen sich f\u00fcr diese Pausen nicht geben. Man kann nur sagen, dafs sich der Bedarf mit der Dauer der Sitzung vermehrt. Ich habe im allgemeinen eine Pause dann machen lassen, wenn die Urteile unsicherer und die Urteilszeiten merklich l\u00e4nger wurden. Im ganzen beschr\u00e4nkt sich die Leistungsf\u00e4higkeit des Beobachters auf 30\u201440 Minuten, und in dieser Zeit k\u00f6nnen f\u00fcnf Gleichheits-\npunkte mit je vier Werten, zwei unteren und zwei oberen Grenzwerten. ermittelt werden. Bei normalem A erlaui kann also an einem Versuchstage der unver\u00e4nderte Punkt einmal bestimmt\nwerden.\nDie Zahl der notwendigen Vorversuche ist eine aufser-ordentheh hohe. Die wenigsten Beobachtei haben \u00fcberhaupt schon Peripheriebeobachtungen angestellt, und es erfordert gegen\u00fcber anderen psychophysischen Untersuchungen unverli\u00e4ltnis-m\u00e4fsig viel Zeit, bis die extremen Schwankungen der Werte aufh\u00f6ren, und ein gen\u00fcgendes \u00dcbungsstadium erreicht ist.\nEinige Schwierigkeit bereitet sodann die richtige Wahl der\n\ncf. V\u00f6ste :\nZeitschr. f. Psychol, v. Physiol. d. Sinnesory. 18, S. 257 ff.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 37\nStufengr\u00f6fse. Der Beobachter verlangt als Ausgangspunkt eine m\u00fchelos erkennbare Differenz und bezeichnet besonders im Gelbgr\u00fcn h\u00e4ufig Unterschiede von 15\u201420 (i(i Wellenl\u00e4ngendifferenz vom Gleichheitspunkt noch als undeutlich. Dazu kommt eine sehr schnelle Erm\u00fcdbarkeit vor allem bei Stufengr\u00f6fsen, die keine deutliche Verminderung des Unterschiedes der beiden Felder erkennen lassen. Dem steht ein Unterschiedsschwellenwert (halber mittlerer Grenzenunterschied) von durchschnittlich 3\u20144 (tu entgegen , der eine Stufengr\u00f6fse von weniger als 2 uu verlangen w\u00fcrde. Ich habe mich hier unter Ber\u00fccksichtigung der erstgenannten Faktoren f\u00fcr eine Stufengr\u00f6fse von 2,8 (tu entschieden, der 1/.2 Teilstrich der Skala der Kollimatorspaltstellungen entspricht, da durch die Undeutlichkeit der Anfangsdifferenz und die Erm\u00fcdung durch kleine Stufen die Genauigkeit der Grenzwerte viel mehr vermindert wird, als es infolge der durch die Stufengr\u00f6fse gegebenen Grenzen der Genauigkeit geschieht. Betrug die Anfangsdifferenz 10 und mehr (t(t, so habe ich aufser-dem lur die ersten Stufen meist einen ganzen Teilstrich genommen, da es bei diesen anstrengenden Versuchen das wichtigste Erfordernis ist, die Zahl der n\u00f6tigen Beobachtungen auf das \u00e4ufserste zu beschr\u00e4nken.\nBei den weiteren Versuchen \u00fcber die \u00c4nderung des Farbentones durch Verminderung der Intensit\u00e4t, wobei ebenfalls die indirekte Methode zur Anwendung kam, war die Unterschiedsempfindlichkeit noch erheblich gr\u00f6fser als bei den Peripherieversuchen, die Schwierigkeit des Urteils jedoch aus in Kap. V anzugebenden Gr\u00fcnden keineswegs geringer. Ich habe hier aus den vorhergenannten Gr\u00fcnden eine Stufengr\u00f6fse von 1,4 (t(t, gleich 1/4 Teilstrich der Skala gew\u00e4hlt, obwohl dabei besonders bei den gelben Farbent\u00f6nen h\u00e4ufig der untere und obere Grenzwert zusammenfielen, ja sogar bisweilen das Gebiet der Gleichheit zwischen zwei Einstellungen lag, so dafs bei beiden eine Differenz im entgegengesetzten Sinne bemerkt wurde.\nErfolgt nun bei zwei Einstellungen das Urteil \u201egleich\u201c, so kann der Grenzenunterschied zwischen 1,4 und 4,2 (i(i schwanken; denn offenbar w\u00fcrde auch dann noch nur bei zwei Einstellungen Gleichheit ausgesagt werden, wenn das Anfangs- und Endglied eines Intervalls von drei Stufen eben merkliche Unterschiede von dem Vergleichslichte erkennen liefsen. Es ist daher notwendig, als zweiten Grenzwert diejenige Einstellung zu rechnen, bei der","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nEdgard Dreher.\nbereits eine Differenz wahrgenommen wird, da der Grenzenunterschied in dem genannten Falle mit 1,4 pp zu klein gerechnet wird. Wird er dagegen auf 2,8 pp angegeben, so ist die Wahrscheinlichkeit, dafs er um 1,4 pp gr\u00f6fser ist, ebenso grofs wie die, dafs er um den gleichen Betrag kleiner ist. ln entsprechender Weise verh\u00e4lt es sich dann, wenn nur ein Gleichheitspunkt angegeben wird. Es ist dann der Grenzenunterschied gleich 1,4 pp zu setzen. Die F\u00e4lle, in denen bei zwei aufeinanderfolgenden Einstellungen eine Differenz im entgegengesetzten Sinne wahrgenommen wird, sind so selten, dafs sie nicht besonders gerechnet zu werden brauchen. Sie werden den Grenzenunterschieden von 1,4 pp zugeordnet, obgleich in diesem Falle die Differenz der beiden ideellen Grenzwerte sicher kleiner ist als die Stufe 1,4 (.tu. Die Berechnung des Grenzenunterschiedes ist also bis auf 1,4 pp genau.\nAnders als mit dem Grenzenunterschied verh\u00e4lt es sich mit dem arithmetischen Mittel. Wird bei der zweiten und dritten von vier je durch eine Stufe voneinander getrennten Einstellungen des Hauptlichts dieses als dem Vergleichslicht gleich bezeichnet, so erhalten wir das eine Extrem der m\u00f6glichen Lagen des Mittels, wenn wir den Fall annehmen, dafs Punkt 1 einen eben merklichen, Punkt 3 dagegen einen eben noch nicht merklichen Unterschied vom Vergleichslichte darbietet. In diesem Falle w\u00fcrde der Mittelwert der Gleichheitsstrecke nahe an Punkt 2 heranr\u00fccken. Das andere Extrem erhalten wir, wenn wir annehmen, dafs der Unterschied bei Punkt 2 eben nicht mehr merklich und erst bei Punkt 4 eben wieder merklich ist. Dann liegt der Mittelwert nahe bei Punkt 3. Derjenige Wert also, f\u00fcr den die Wahrscheinlichkeit ebenso grofs ist, dafs er zu klein ist, wie die, dafs er zu grofs ist, und den wir bei der Bestimmung des arithmetischen Mittels aus einer Mehrzahl von Beobachtungen zu benutzen haben, ist der Mittelwert zwischen Punkt 2 und 3. Und zwar betr\u00e4gt die m\u00f6gliche Verschiebung bei 1,4 pp Stufengr\u00f6fse 0,7 pp nach beiden Seiten. Wird nur ein Gleichheitspunkt angegeben, so ist dies der Wert, der ebensowohl zu grofs wie zu klein sein kann. Wird bei zwei aufeinanderfolgenden Punkten ein Unterschied in entgegengesetztem Sinne erkannt, so kann man entweder das Mittel aus den beiden Werten nehmen, oder man wird immer den Punkt notieren, bei dem die urspr\u00fcngliche Differenz noch merklich war, so dafs das Mittel aus dem beim","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Lntersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 39\naufsteigenden und dem beim absteigenden Verfahren gewonnenen Punkt den Wert repi\u00e4sentiert, dessen m\u00f6gliche Verschiebung nach beiden Seiten hin gleich grofs ist. (In der letzteren Weise sind bei meinen Resultaten diese F\u00e4lle behandelt worden.) Dadurch wird das Mittel des aufsteigenden Verfahrens allein genommen zu klein, das des absteigenden V erfahrens zu grofs, jedoch handelt es sich selbst dann, wenn das gleiche Verhalten* bei allen Versuchsreihen wiederkehrt, nur um einen Fehler von 0,7 uu. Die F\u00e4lle sind aber, wie bereits erw\u00e4hnt, sehr vereinzelt, so dafs der Fehler den ohnehin wahrscheinlichen nicht vergr\u00f6fsert.\nAufser dem arithmetischen Mittel und dem mittleren Grenzenunterschied pflegt man noch die mittlere Variation zu berechnen als das Mittel aus den Abweichungen der beobachteten Grenzwerte von ihrem arithmetischen Mittel. Wenn aber alle unteren Grenzwerte unter das arithmetische Mittel fallen, alle oberen dariibei, so wird die mittlere \"V anation gleich dem halben Grenzenunterschied. Sie wird nur dann gr\u00f6fser als dieser, wenn untere Grenzwerte gr\u00f6fser oder obere kleiner sind als das arithmetische Mittel. Offenbar ist aber dies Verhalten der Grenzwerte nicht wesentlich genug, um eine besondere Berechnung zu beanspruchen,1 abgesehen davon, dafs die mittlere Variation ihm sehr wenig gerecht wird. Denn gerade der Fall, in dem z. B. ein unterer Grenzwert \u00fcber das Mittel f\u00e4llt, wird einen sehr geringen Beitrag zur mittleren Variation liefern, da er dann dem Mittel sehr nahe liegt, wenn auch allerdings seine und des korrespondierenden oberen Grenzwertes Abweichung vom Mittel zusammen gr\u00f6fser wird als der Grenzenunterschied. Es ist also nur die Frage, welchem Wert die gr\u00f6fsere Bedeutung zukommt. Die mittlere Variation bezeichnet die Grenzen, in denen die Bestimmung eines Wertes durchschnittlich schwankt infolge Ver\u00e4nderung der physikalischen, physiologischen oder psychologischen Bedingungen. Verwendet man sie aber f\u00fcr die Abweichungen der Werte vom arithmetischen Mittel der oberen und unteren Grenzwerte, so wird sie in hohem Grade von der Unterschiedsempfindlichkeit beherrscht, und da die Strecke, innerhalb deren der zu bestimmende\nLei meinen Versuchen, bei denen f\u00fcr den Grenzenunterschied die eben merkliche Differenz noch mitgez\u00e4hlt wird, w\u00e4hrend sie f\u00fcr das arithmetische Mittel und die mittlere Variation fortf\u00e4llt, w\u00fcrde sich der halbe Grenzenunterschied um eine halbe Stufe erh\u00f6hen, was aber nur einen numerischen und keinen prinzipiellen Unterschied darstellt.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nEdgar(l Dreher.\nWert infolge der benutzten Methode liegen d\u00fcrfte, nicht mit der ganzen durch die Unterschiedsschwelle gegebenen Strecke identisch ist, so ist die Bedeutung der mittleren Variation f\u00fcr die Versuchsresultate sehr gering. F\u00fcr die Unterschiedsemphndlichkeit aber ist der Grenzenunterschied der genauere Ausdruck, da er von der jeweiligen Lage der Werte unabh\u00e4ngig ist. M\u00f6gen die Grenzwerte auf beiden Seiten oder nur auf einer Seite vom arithmetischen Mittel liegen, in allen hallen bezeichnet dei Grenzenunterschied die Strecke zwischen einem eben nicht mehr merklichen und einem eben noch nicht merklichen Unterschied. Der halbe Grenzenunterschied ist also identisch mit der Unterschiedsschwelle, da von dem ideellen Punkt der Gleichheit aus Gerechnet nach beiden Seiten im Abstand des halben Grenzen-\nfc>\nUnterschiedes eine eben merkliche Differenz auftritt,1\nWollen wir an Stelle der mittleren Variation ein Streuungs-mafs gewinnen, das unabh\u00e4ngig ist von der Unterschiedsempfindlichkeit und nur von den Ver\u00e4nderungen der physiologischen Wirksamkeit des Lichts, des psychologischen Urteilsmafsstabes oder der physikalischen Bedingungen abh\u00e4ngt, so haben wir in folgender Weise zu verfahren. Wir bestimmen f\u00fcr jeden Versuch das arithmetische Mittel des (bei dem benutzten aufsteigenden oder absteigenden Verfahren erhaltenen) oberen und unteren Grenzwertes und bestimmen dann die Abweichungen dieser Mittelwerte von dem arithmetischen Mittel aller erhaltenen oberen und unteren Grenzwerte. Diese Abweichungen nenne ich die Variation des Mittels, deren mittlerer und maximaler Wert zu berechnen sind. In der gleichen Weise wie beim Grenzenunterschied (S. 27) wird sodann noch der regionale Mittelwert berechnet als das arithmetische Mittel aus allen innerhalb eines spektralen Bezirks berechneten Werten f\u00fcr die mittlere und f\u00fcr die maximale Variation des Mittels.\nAn eine Berechnung des wahrscheinlichen Fehlers des Mittels ist bei der relativ geringen Anzahl von Bestimmungen, die man an einem einzelnen Gleichheitspunkt vornehmen kann, nicht zu denken. Bei den vorliegenden Versuchen wird es gen\u00fcgen, die Variation des Mittels im Sinne der auf S. 28 angestellten \u00dcber-\n1 Von der M\u00f6glichkeit, dafs die obere und untere Unterschiedsschwelle etwas differieren k\u00f6nnen, und anderen M\u00f6glichkeiten psychologischer Art, auf die es hier nicht ankommt, ist dabei abgesehen.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usiv. 41\nlegungen den Berechnungen \u00fcber die Genauigkeit der Bestimmung des unver\u00e4nderten Punktes zugrunde zu legen. Es mag noch erw\u00e4hnt werden, dafs die Variation des Mittels in den genannten F\u00e4llen, in denen beide Grenzwerte auf einer Seite des Mittels liegen, wahrscheinlich ihre gr\u00f6fsten Werte erreicht.1\nZum Schl\u00fcsse m\u00f6chte ich hier noch einige Bemerkungen beif\u00fcgen, die zur Rechtfertigung der von mir benutzten Methode dienen sollen.\nEs h\u00e4tte, um sich eines einfacheren Verfahrens zu bedienen als der indirekten Methode, daran gedacht werden k\u00f6nnen, die gleiche Spektralfarbe zentral und peripher einzustellen und den Exzentrizit\u00e4tsgrad des peripheren Feldes zu ver\u00e4ndern. Es h\u00e4tte dann bei jedem zu untersuchenden Spektrallicht f\u00fcr die verschiedenen peripheren Zonen angegeben werden m\u00fcssen, in welchem Sinne der Farbenton des peripheren Feldes von dem des zentralen abwiche. Das ist eine Modifikation der direkten Methode und unterscheidet sich von dieser dadurch, dafs hier zwei gleichzeitig gegebene Spektrallichter simultan verglichen werden, w\u00e4hrend bei der direkten Methode die verschiedene Wirkung eines Lichtes sukzessiv beobachtet wird. Da die Unterschiedsempfindlichkeit bei simultaner Vergleichung gr\u00f6fser ist als bei sukzessiver, so w\u00fcrde diese Modifikation bereits eine Verbesserung bedeuten. Indessen bei dem in \u00a7 7 untersuchten Exzentrizit\u00e4tsgrad (14\u00b0 der nasalen Netzhauth\u00e4lfte) und einer Feldgr\u00f6fse von 4 72\u00b0 zeigt sich, dafs die Wellenl\u00e4nge des peripheren Lichtes in der N\u00e4he des Gelb sowohl wie des Blau durchschnittlich um 7,5 gg \u2014 dies ist in diesen Gebieten der Wert des regionalen mittleren Grenzenunterschiedes \u2014 ver\u00e4ndert werden kann, ohne dafs ein Unterschied des Farbentones zentral und peripher wahrnehmbar w\u00e4re. Um also bei dieser Methode einen Unterschied des zentralen und peripheren Feldes bei objektiver Gleichheit der eingestellten Lichter zu erkennen, m\u00fcfste der Unterschied des Farbentones zwischen Zentrum und 14\u00b0 Exzentrizit\u00e4t einen Betrag annehmen, dem im Spektrum Wellenl\u00e4ngendifferenzen von mehr als 3,8 gg entsprechen ; erst bei einer solchen Differenz k\u00f6nnte das Urteil \u201egleich\u201c in der Mehrzahl der F\u00e4lle nicht mehr abgegeben werden. Es ist hierbei jedoch nicht ber\u00fccksichtigt, dafs die Werte durch die Grenzmethode gefunden wurden. Ich fand, dafs bei dem soeben erw\u00e4hnten A erfahren (Verfahren der ausschliefslichen Simultandarbietung gleicher Wellenl\u00e4ngen) Unterschiede des Farbentones noch vernachl\u00e4fsigt wurden, die bei der Grenzmethode bereits in allen Urteilsf\u00e4llen angegeben worden waren. Man kann rechnen, dafs bei jenem Verfahren Unterschiede erst mit Sicherheit erkannt werden, wenn sie das Maximum des nach der Grenzmethode gefundenen Unterschiedsschwellenwertes \u00fcbersteigen. Die Untersuchungen ergeben nun bei einer Exzentrizit\u00e4t von 14\u00b0 im Gebiet des Blau und des Gelb durchschnittlich einen maximalen Grenzenunterschied von 12,5 gg.\n1 Das in diesem Kapitel \u00fcber die Methodik der Peripherieversuche Gesagte gilt zum Teil ganz entsprechend f\u00fcr die Intensit\u00e4tsversuche, so dafs auch bei diesen die Verwendung der indirekten Methode angebracht ist.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nEdgard Dreher.\n(Wie auf S. 40 erw\u00e4hnt wurde, ist der halbe Grenzenunterschied als Unterschiedsschwellenwert auszusprechen.) Bei 14\u00b0 Exzentrizit\u00e4t w\u00fcrden also bei jenem Verfahren periphere Lichter von den zentralen erst sicher unterschieden werden k\u00f6nnen, wenn ihrem Farbentonunterschied im Spektrum Wellenl\u00e4ngendifferenzen von mehr als etwa 7 i/a entspr\u00e4chen. Wie die nach der indirekten Methode ermittelte Kurve (s. \u00a7 8) zeigt, finden sich solche Differenzen nicht in den Gebieten 480\u2014500 fig und 565\u2014600 //,//, sehr leicht aber k\u00f6nnen hier Unterschiede der Helligkeit, der S\u00e4ttigung, theoretische Voreingenommenheit, Kenntnis der objektiven Gleichheit der Felder das Urteil beeinflussen.\nAuf den \u00fcbrigen Netzhautzonen w\u00fcrden sich die Verh\u00e4ltnisse nicht viel besser gestalten ; n\u00e4her nach dem Zentrum zu w\u00e4chst zwar die Empfindlichkeit f\u00fcr Ver\u00e4nderungen der Wellenl\u00e4nge, entsprechend kleiner wird jedoch die Farbentondifferenz zwischen Peripherie und Zentrum; in der entgegengesetzten Richtung wachsen die Differenzen, jedoch vermindert sich die Empfindlichkeit.\nEs liefse sich nun daran denken, f\u00fcr die verschiedenen Netzhautbezirke das Spektralgebiet, in dem bei konstanter Darbietung keine deutlichen Differenzen wahrnehmbar sind, durch Verwendung der Grenzmethode einzuschr\u00e4nken. Im Gebiet des Gr\u00fcn ist die Differenz relativ grofs, erreicht bei Gelb irgendwo den Wert Null und steigt dann wieder bis zu deutlich erkennbaren Werten. Man k\u00f6nnte also als Haupt- und Vergleichslicht Farben gleicher Wellenl\u00e4nge einstellen, beginnend bei einem Wert, bei dem das Hauptlicht als deutlich verschieden vom Vergleichslicht bezeichnet wird, und in geeigneten Spr\u00fcngen die beiden Lichter in ganz gleicher Weise ver\u00e4ndern, bis soeben kein Unterschied mehr erkennbar ist, und weiter, bis er eben wieder merkbar wird. Man sollte erwarten, dafs dieses Verfahren g\u00fcnstigere Resultate lieferte als das oben erw\u00e4hnte Verfahren der ausschliefs-lichen Simultandarbietung gleicher Wellenl\u00e4ngen, indem dasselbe nur ein relativ kleines Spektralgebiet \u00fcbrig liefse, in dem das arithmetische Mittel den Ort desjenigen Lichtes bezeichnen w\u00fcrde, dessen zentraler Farbenton sich am wenigsten von dem des untersuchten Netzhautbezirks unterscheidet. Schliefslich w\u00fcrde man dann, wenn sich f\u00fcr alle Netzhautbezirke der gleiche Mittelwert erg\u00e4be, den Farbenton dieses Lichtes als invariabel bezeichnen k\u00f6nnen.\nAber schon von vornherein erhebt sich ein Einwand hiergegen. Es besteht garkeine Berechtigung, bei dieser Methode dem Mittelwert die im Vorstehenden vorausgesetzte Bedeutung zuzuschreiben. Nichts b\u00fcrgt offenbar daf\u00fcr, dafs die Differenzen symmetrisch zum Gleichheitspunkt liegen. Sie k\u00f6nnten nach dem Rot hin schneller wachsen als nach dem Gr\u00fcn, oder es k\u00f6nnten Urteilsfaktoren mit im Spiele sein, die einen Unterschied auf der einen Seite fr\u00fcher erkennen liefsen als auf der anderen. Endlich ist es m\u00f6glich, dafs sich die Verh\u00e4ltnisse in dieser Hinsicht nicht auf allen Netzhautzonen gleich gestalten w\u00fcrden. Eine etwaige Differenz der Gleichheitspunkte auf den verschiedenen Netzhautzonen k\u00f6nnte aber nur dann G\u00fcltigkeit haben, wenn sie relativ grofs ist im Verh\u00e4ltnis zu den Grenzenunterschieden der Gleichheitspunkte.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Jjvitey suchimg d. Fctvhcutoncindevunye\u00efi homoyenev Lichtev usw. 4:3\n-Nun lehrt beieits dei erste Versuch mich diesem Verfahren, dafs dus Gebiet, in dem keine Verschiedenheit der Felder wahrgenommeii wird, durchaus nicht eingeschr\u00e4nkt ist gegen dasjenige, welches bei dem Verfahren der ausschliefslichen Simultandarbietung gleicher Wellenl\u00e4ngen ermittelt wird. Man kann hier \u00fcberhaupt nicht von einer Grenzmethode sprechen. Es ist zwar eine allm\u00e4hliche Abnahme bzw. Zunahme einer Differenz vorhanden, aber sie wird vom Beobachter nicht als solche aufgefafst. Der Grund daf\u00fci ist leicht einzusehen. Wenn ein f\u00fcr das Zentrum gr\u00fcner Farbenton peripher l\u00e4ngerwelljgem Lichte gleich erscheint, ein roter dagegen das umgekehrte Verhalten zeigt, so ist das gleichbedeutend damit, dafs zwischen diesen beiden Farbent\u00f6nen einer gleichen Zunahme der Wellenl\u00e4nge peripher eine langsamere Ver\u00e4nderung des Farbentones ent-spiicht als zentral. Nun stellte ich zun\u00e4chst ein Gr\u00fcn ein, dessen Farbenton peripher und zentral deutlich zu unterscheiden war. Darauf wurde das zentrale Feld im Sinne einer Verringerung dieser Differenz in deutlichem Maise ver\u00e4ndert. W\u00e4re jetzt das periphere Feld konstant geblieben, so h\u00e4tte die Abnahme der Differenz leicht beobachtet werden k\u00f6nnen; da aoer gleichzeitig das periphere Feld im Sinne einer Vergr\u00f6fserung der Differenz ver\u00e4ndert wurde, so wurde aie resultierende Verkleinerung des subjektiven Unterschiedes der beiden Felder unmerklich gegen\u00fcber ihren absoluten Ver\u00e4nderungen, die erheblich st\u00e4rker ins Gewicht fallen. Die Differenz. deren allm\u00e4hliche Verkleinerung oder Vergr\u00f6fserung bei der Grenzmethode merklich sein mufs, ist hier von Einstellung zu Einstellung eine ganz andere und kann zu den fr\u00fcheren in garkein Verh\u00e4ltnis gebracht werden, so dafs sich der Beobachter nach jeder Ver\u00e4nderung vor eine neue Aufgabe gestellt sieht.\nKapitel III.\nDie Peripherie versuche.\n\u00a7 7. Gelb.\nZweckm\u00e4fsig wird die Untersuchung zun\u00e4chst f\u00fcr eine eben noch farbent\u00fcchtige Netzhautzone durchgef\u00fchrt. Wie auf S. 25 auseinandergesetzt, mufs die Untersuchung der v\u00f6llig rotgr\u00fcnblinden Zone ergeben, dafs das subjektiv reine Gelb hier im gleichen Ton erscheint wie im Zentrum, w\u00e4hrend f\u00fcr die roten und gr\u00fcnen Farbent\u00f6ne keine Gleichheitspunkte mehr bestehen. Es wird sich also aus dem Verhalten einer mittleren Zone bereits mit gen\u00fcgender Sicherheit auf die Ver\u00e4nderungen schliefsen lassen, die der Farbensinn bei zunehmend indirektem Sehen erleidet. Der von mir untersuchte Bezirk liegt bei 140 Exzentrizit\u00e4t auf der nasalen Netzhauth\u00e4lfte.\nDas Auge des Beobachters befand sich in einem Zustand mittlerer Helladaptation, indem der Blick zwischen den Beob-","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nEdgard Dreher.\nachtungen auf eine weifse Fl\u00e4che gerichtet wurde. Diese war in der Mitte des Dunkelzimmers angebracht und wurde von zwei Fenstern aus mit Tageslicht beleuchtet. Die Anordnung ist in \u00a7 2 beschrieben. Auf eine stets gleichbleibende Beleuchtung konnte nicht geachtet werden, da die Witterungs Verh\u00e4ltnisse zu sehr schwankten, jedoch war an hellen und dunklen Tagen kein Unterschied der Einstellungen merkbar. Der Zustand dei Helladaptation wurde gew\u00e4hlt, um die St\u00e4bchent\u00e4tigkeit m\u00f6glichst einzuschr\u00e4nken ; bei Dunkeladaptation wirkte das periphere Feld blendend, was Urteile \u00fcber den Farbenton sehr erschwerte. Beobachtet wurde auf schwarzem Grunde (vgl. S. 13).\nFig. 5 zeigt den Verlauf der Kurve f\u00fcr drei Beobachter.\nBeobachter D\n\u201418\u00b0 Ekc. Dunkeladapb.\nFig. 5.\nF\u00fcr Beobachter K. wurden zwei Kurven berechnet, da die weit auseinanderfallenden Einstellungen es nicht ratsam erscheinen liefsen, eine mittlere Kurve zu berechnen. Die h\u00f6her gelegene ist das Mittel aus zwei Versuchsreihen mit geringer Variation, die andere entstand bei der dritten Reihe ; weitere Reihen","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 45\nwurden nicht ermittelt, da keine Konstanz der Werte zu erreichen war. Bei der erstgenannten Kurve sind zwei Punkte, die den graden Verlauf st\u00f6ren, fortgelassen worden, da ohnehin die Werte f\u00fcr die Bestimmung des unver\u00e4nderten Punktes nicht brauchbar sind, sondern nur als Beispiel einer eigenartigen Ab. weichung dienen k\u00f6nnen.\nDie Einstellungen ergaben folgende Zahlen.\nWellenl\u00e4nge\t\tGrenzenunter- schied\t\tVariation des Mittels\t\tMittelwerte beim\t\tZahl der\nzen- tral\tperi- pher\tMittel\tmaxi- mal\tMittel\tmaxi- mal\taufstei- gend.Ver- faliren\tabsteigd. Ver- fahren\termittel- tenWerte i\nBeobachter D\n577.8 583.3 588.9 594.4 800\t573.1 582.2 589.8 595.8 604,4\t8,1 7,5 5.8 6,2 7.9\t11,1 | 13,9 8.3 8.3 13,9\t2,6 1,5 0,8 1,2 1,3\t6,5\t| 3,1 1,8 2,7\t| 4,4\t572,3 582.5 590,2 595,8 603.5\t574 I 582 589,5 595,9 605,3\t20 20 20 20 20\nj Regionale Mittel\t\t7,1\t11,1\t1,5\t3,7\t\u2014 0,5\t+ 0,5\t\n\t\t\tBeobachter B\t\t\t\t\t\n572.2\t567,6\t6,7\t11,1\t1,6\t2,3\t567,6\t567,6\t12\n577,8\t575\t7.2\t13,9\t1,8\t4,2\t575,9\t574\t12\n583,3\t580,9\t6.1\t1U\tbl\t1,7\t581,6\t580,2\t! 16\n588.9\t589,1\t6,7\t;\t8,3\t1,6\t2,9\t; 588,9\t589,2\t16\n594.4\t596,8\t7.2\t|\t19,4\t2,0\t5,9\t597,2\t596,4\t16\n800\t607,7\t13,3\t25,0\t3,0\t6,3\t609,3\t606\t12\nRegionale Mittel\t\t7.9\t14.8\t1,8\t3.9\t' +1,2\t-1,2\t\nBeobachter K\n572,2\t566,7 !\t2,8 |\t2,8 |\t\u2014\t\t566,7\t566,7\t4\n577,8\t571,2\t5,5\t5.5\t\u2014\t\t571,2\t571,2\t4\n583,3\t582 |j\t5.5\t5,5\t\u2014\t\u2014\t582\t582\t4\n588.9\t585,4\t2.8\t2,8\t\t2,1\t584,7\t586,1\t8\n594.4\t593.7\t3,9\t5,5\t0,7\t0,7\t593,7\t593,7\t8\n600\t(600,7 1595.1\t3,9\t5,5\t2,6\t5.8\t660\t597,6\t(8 14\n6(15,6\t(616,7 1000.7\t7,8\t13,9\t! 8,0\to s\u00ab GC\t610,4\t607\t(4 ! '4\n611,1\t(621,3 i 609,8\t8.9\t13.9\t5,1\t10,4\t617,1\t617,6\t\\4\n616,7\t620,2 ;\t12,2\t13,9\t0,7\t0,7\t620,9\t619,5\t4\n622,2\t624,3\t8,7\t8,3\t2,1\t2,1\t626,4\t622,2\t4\nRegionale Mittel\t\t6,0\t7,8\t2,0 1\t3,3\t+ 0,9\t\u2014 0,9\t","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nEdgar \u00e0 Dreher.\nBei dem Beobachter B wurde eine Reihe gestrichen mit folgenden Werten : 566,7 = 568,8 ; 572,2 = 573,6 ; 577,8 = 583,3 ; 588,9 = 591,0. Hier wurde Gr\u00fcngelb bei gleicher Wellenl\u00e4nge peripher f\u00fcr gr\u00fcnlicher erkl\u00e4rt, und die Kurve ergab keinen um ver\u00e4nderten Punkt, da die Differenz zwischen Abszisse und Ordinate beim Anfangs- und Endpunkt im gleichen Sinne gleich grofs war.\nDie Kurve des Beobachters D kann als gradlinig angesehen werden zwischen Punkt 2 und 6 (dem Punkt 1 liegt nur eine Versuchsreihe1 zugrunde), die Kurve des Beobachters B zwischen Punkt 1 und 5. Die Berechnung der korrigierten Graden ist auf S. 32 mitgeteilt worden. Der invariable Punkt ergibt sich sodann daraus, dafs seine Koordinaten der Gleichung der korrigierten und der unter 450 geneigten Graden gen\u00fcgen m\u00fcssen.\nUnter Benutzung der angegebenen Berechnungsweise ergeben sich als unver\u00e4nderte Punkte f\u00fcr den Beobachter D: x \u2014 y = 588,3 pp, f\u00fcr den Beobachter B: x \u2014 y = 588,2 pp.\nAls mittlere Variation f\u00fcr den unver\u00e4nderten Punkt (berechnet aus der regionalen mittleren Variation des Mittels; vgl. S. 29 und 40) ergibt sich f\u00fcr Beobachter D: 3,7 pp, f\u00fcr Beobachter B: 5,5 pp.\nBestimmt man die Lage des unver\u00e4nderten Punktes durch die ihm zun\u00e4chst liegenden, unkorrigierten Gleichheitspunkte, so sieht man, dafs sie von der nach obiger Berechnungsweise bestimmten um einen Betrag abweicht, der geringer ist als die soeben angegebene mittlere Variation des unver\u00e4nderten Punktes. Die analytische Berechnung aus den Werten xx = 583,3; x2 = 588,9 und den zugeh\u00f6rigen y-Werten (aus den Tabellen auf S. 45) ergibt f\u00fcr D bei 586,3 pp, f\u00fcr B bei 588,5 pp den unver\u00e4nderten Punkt. Das sind Abweichungen von 2,0 bzw. 0,3 pp.\nAlsdann sind in den Tabellen die maximalen Variationen des Mittels und ihr regionaler Mittelwert angegeben. Letzterer stellt die Abweichung vom Mittelwert dar, die innerhalb eines spektralen Bezirks durchschnittlich nicht \u00fcberschritten wird, und kann daher der Angabe \u00fcber die maximale Variation des unver-\n1 d. h. nur eine einmalige Benutzung des auf- und des absteigenden Verfahrens.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 47\n\u00e4nderten Punktes zugrunde gelegt werden. Diese betr\u00e4gt danach f\u00fcr den Beobachter D: 9,0 ////, f\u00fcr B: 11,8 1111.\nVon der Indifferenzstrecke des unver\u00e4nderten Punktes (vgl. S. 28) gilt das entsprechende wie von der Variation. Auch f\u00fcr sie erh\u00e4lt man einen Mittelwert und einen maximalen unter Zugrundelegung der regionalen Mittelwerte f\u00fcr den mittleren und f\u00fcr den maximalen Grenzenunterschied der Gleichheitspunkte. Es ergibt sich also als mittlere indifferenzstrecke f\u00fcr D : 17,8////, f\u00fcr B: 23,9 ////, als maximale f\u00fcr D: 27,1 ////, f\u00fcr B: 44,9 ////. Diese Werte besagen, wie auf S. 28 erw\u00e4hnt, dafs innerhalb der betreffenden Gebiete bei gleicher Wellenl\u00e4nge keine Verschiedenheit des peripheren und zentralen Eeldes wahrgenommen wird. Dasselbe geht auch direkt aus der Tabelle hervor, indem der halbe mittlere Grenzenunterschied zu der kleineren Wellenl\u00e4nge addiert, die gr\u00f6fsere bei D an drei Punkten, bei B an vier Punkten \u00fcbertrifft, w\u00e4hrend in den extremen F\u00e4llen,- welche durch die maximalen Werte f\u00fcr den Grenzenunterschied gegeben sind, beide Beobachter innerhalb des ganzen untersuchten Spektralbezirks Licht von gleicher Wellenl\u00e4nge peripher und zentral nicht zu unterscheiden vermochten.\nEs ist nun zu untersuchen, ob die erhaltenen Lagen des unver\u00e4nderten Punktes etwa durch gewisse konstante Fehlereinfl\u00fcsse \u2018wesentlich mitbestimmt sein k\u00f6nnen.\nZun\u00e4chst k\u00f6nnte man daran denken, dafs ein Farbentonunterschied des peripheren und zentralen Feldes m\u00f6glicherweise nach dem Pot hin fr\u00fcher erkennbar sei als nach dem Gr\u00fcn hin, und dafs dieser Umstand bei der Berechnung des unver\u00e4nderten Punktes ber\u00fccksichtigt werden m\u00fcsse. Ist r\u00f6tliches Gelb ges\u00e4t! igter als gr\u00fcnliches, so erscheint es verst\u00e4ndlich, dafs einem reinen Gelb im indirekten Sehen ein f\u00fcr das Zentrum noch gr\u00fcnliches Gelb gleichgesetzt wird; denn bei einem unges\u00e4ttigteren Gr\u00fcngelb wird die Gr\u00fcnlichkeit peripher schon in einem gr\u00f6fseren spektralen Abstand vom reinen Gelb unmerklich werden als bei dem ges\u00e4ttigteren Rotgelb die R\u00f6tlichkeit. Infolgedessen mufs dann gem\u00e4ls der benutzten Methode der Mittelwert zu weit nach dem Gr\u00fcn hin fallen. Es w\u00fcrde sich also ergeben, dafs ein subjektiv reines Gelb peripher in k\u00fcrzerwelligem Licht gesucht wird, lediglich, weil dem Mittelwert eine Bedeutung zugeschrieben worden ist, die ihm infolge des konstanten Fehlers nicht zukommt. Dieser Fehler m\u00fcfste dann in dem Mafse abnehmen,","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nEdgard Dreher.\nals das zentrale Licht deutlich r\u00f6tlich wird und daher gr\u00fcngelbes Licht aus dem Grenzenunterschied der peripheren Wellenl\u00e4ngen ausscheidet, so dafs der unver\u00e4nderte Punkt nicht im reinen Gelb sondern in einem zu langwelligen Licht gefunden w\u00fcrde.\nDie Gr\u00f6fse eines solchen etwaigen Fehlers ist auf direktem Wege nicht festzustellen; denn, wenn man auch durch Weifszusatz die S\u00e4ttigung des r\u00f6tlichen Gelb vermindern kann, so kann man doch das Mafs f\u00fcr diese Verminderung nur wieder dadurch finden, dafs man so viel Weifs zusetzt, bis die R\u00f6tlich-keit im peripheren Sehen bei dem gleichen spektralen Abstand vom reinen Gelb unmerklich wird wie auf der anderen Seite die Gr\u00fcnlichkeit. Da aber als Vergleichslicht hierbei das zentrale Feld gebraucht wird, so bedeutet eine solche S\u00e4ttigungsverminderung nichts anderes, als dafs das periphere i eld dem zentralen gleichgemacht wird. Es l\u00e4fst sich aber nachweisen, dafs der Einflufs eines derartigen Fehlers nicht von so grofser Bedeutung sein kann, dals es m\u00f6glich w\u00e4re, allein dadurch die Ver\u00e4nderung des Farbentones zu erkl\u00e4ren, welche das subjektiv rein gelb erscheinende Licht gem\u00e4fs dem Verlauf der Cr-Kurve bei \u00dcbergang auf die Netzhautperipherie erf\u00e4hrt. Das subjektiv reine Gelb liegt f\u00fcr mich bei helladaptiertem Auge bei 575 c/c und ein Licht dieser Wellenl\u00e4nge wird von mir in der Mehrzahl der F\u00e4lle peripher wirklich r\u00f6tlicher genannt als ein gleiches zentrales! Das Resultat kann demnach nicht auf einer nur durch die Methode (in der oben angedeuteten Weise) bedingten Verschiebung der Mittelwerte beruhen.\nZur weiteren Untersuchung wurde sodann eine Reihe bei dunkeladaptiertem Auge unter einem Gesichtswinkel von 18 0 von mir eingestellt. Sie ergab folgende Gleichungen zwischen zentralem und peripherem Felde: 569,5 = 564,6; 572,2 = 570,0; 575,0 = 575,0; 577,8 = 581,0; 580,6 = 584,7. Der regionale mittlere Grenzenunterschied dieser Werte betr\u00e4gt 12,2 [tu. Hier ist der unver\u00e4nderte Punkt nach dem Gelb hin verschoben.\nHess (a. a. O.) gibt in \u00dcbereinstimmung hiermit an, dafs f \u00fcr das helladaptierte Auge sein invariabler Punkt um 4\u20146 fitu tveiter nach dem Rot hin liege als f\u00fcr das dunkeladaptierte. Er erkl\u00e4rt die Erscheinung damit, dafs das Auge bei Helladaptation infolge der F\u00e4rbung des Tageslichts und des seitlich durch die Sklera einfallenden Lichtes f\u00fcr Rot und Gelb etwas erm\u00fcdet sei,","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usiv. 49\nund dafs sich diese Erm\u00fcdung auf der intramakularen Zone anders gestalte als auf der extramakularen.1\nDiese Annahme kann jedoch nicht dazu dienen, das Resultat meiner Untersuchungen zu erkl\u00e4ren, dafs bei helladaptiertem Auge subjektiv reines Gelb zentral bei 575 w eingestellt wird, 14\u00b0 peripher dagegen bei 569,5 (wie sich aus der G-Kurve in Fig. 5 ergibt). Denn abgesehen davon, dafs bei meiner Versuchsanordnung das Skleralicht so gut wie beseitigt wird und also nur die direkten Strahlen des Tageslichts in Betracht kommen k\u00f6nnen, so zeigt sich, dafs auch bei dunkeladaptiertem Auge das subjektive Urgelb peripher weiter nach dem Gr\u00fcn hin liegt als zentral. Als subjektiv reines Gelb ergab sich bei Dunkeladaptation zentral Licht von 572 fxn, auf der 140 peripheriew\u00e4rts gelegenen Zone Licht von 563 fiu. Der mittlere Grenzenunterschied betrug dabei zentral 4,8 ^1, peripher 8,3 /u/u. (Zur Kontrolle wurde auch bei Helladaptation auf der gleichen peripheren Zone das reine Gelb subjektiv bestimmt und ergab gegen\u00fcber dem oben angegebenen, aus der G-Kurve abgelesenen Wert von 569,5 eine Wellenl\u00e4ngendifferenz von 2,1 fiu. Indessen auch wenn man eine noch gr\u00f6fsere Ungenauigkeit der subjektiven Bestimmung des reinen Gelb bei Dunkeladaptation annimmt, so ergibt sich immerhin noch ein sehr erheblicher Unterschied zwischen zentralem und peripherem Urgelb. Bei 18\u00b0 Exzentrizit\u00e4t zeigt sich, wie die G-Kurve in Fig. 5 erkennen l\u00e4fst, eine Verminderung dieses Unterschiedes.\nBei dem Beobachter C ergaben sich als Orte f\u00fcr das subjektiv reine Gelb Werte, die eine gr\u00f6fsere Zahl von Bestimmungen n\u00f6tig machen w\u00fcrden, um absolute Geltung beanspruchen zu k\u00f6nnen. Da sie jedoch unmittelbar hintereinander eingestellt wurden, und da anzunehmen ist, dafs ein ge\u00fcbter Beobachter seinen Urteilsmafsstab mindestens an einem Versuchstage festh\u00e4lt, so besitzt das Verh\u00e4ltnis der Werte zueinander immerhin\n1 Es sei bemerkt, dafs zur Erkl\u00e4rung der Tatsache, dafs das subjektive Urgelb bei Helladaptation in l\u00e4ngerwelligem Licht gesucht wird als bei Dunkeladaptation, die Annahme einer Rot-Erm\u00fcdung schlechtweg ausreichen w\u00fcrde. \u2014 Dafs das subjektive Urgelb bei Helladaptation in l\u00e4ngerwelligem Licht eingestellt wird als bei Dunkeladaptation, kann ich best\u00e4tigen. F\u00fcr mich betr\u00e4gt die Differenz im Mittel aus zwei Bestimmungen (nach der Grenzmethode): 2,9 pp, w\u00e4hrend eine Bestimmung des Beobachters C sogar eine Differenz von 9,7 fifi im gleichen Sinne ergab.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 46.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nEdgard Dreher.\nBedeutung. Die Einstellungen ergaben bei Dunkeladaptation zentral: 560 fiu, 14\u00b0 peripher: 550 uu, bei Helladaptation zentral : 570 fifi, peripher : 557 fifi. Der Grenzenunterschied betrug durch-schnittlich 7 /uji*.\nEs ist nun noch die Frage, ob und inwieweit die Resultate durch Inhomogenit\u00e4t des Lichts beeinflufst sein k\u00f6nnen. Wie auf S. 14 gesagt, betr\u00e4gt die Wellenl\u00e4ngendifferenz der \u00e4ufsersten Lichter, die sich im Okularspalt \u00fcberdecken, bei der im Gelb benutzten Kollimatorspalt\u00f6ffnung von 15 Trommelteilstrichen : 1,7 iiu. Die \u00e4ufsersten Lichter, die durch den Okularspalt hindurchgehen, haben eine Wellenl\u00e4ngendifferenz von 16 fiu. Das ergibt zusammen rund 18 Gem\u00e4fs dem auf S. 14 bemerkten ist nun bei einer solchen Inhomogenit\u00e4t der benutzten Lichter eine Beeinflussung der Werte durch die zentral und peripher verschiedene Absorption nicht ausgeschlossen. Unm\u00f6glich kann aber mit einem derartigen Einfluls erkl\u00e4rt werden, dafs ein f\u00fcr das Zentrum subjektiv reines Gelb peripher in r\u00f6tlichem Tone erscheint, da durch das Verh\u00e4ltnis der intra- und extramakularen Absorption gerade bei dem zentralen (von Hering so genannten) \u201eterminalen\u201c Licht die langwelligen Strahlen relativ beg\u00fcnstigt werden.\nEndlich wurde in \u00a7 6 noch die Gefahr der Nachbilder erw\u00e4hnt, Da die Beobachtung ergab, dafs Farbentonunterschiede die von dem ausgeruhten Auge noch erkannt wurden, nach einer l\u00e4ngeren Zeit ununterbrochener Betrachtung verloren gingen, so liegt die Frage nahe, ob die eingeschalteten Pausen ausreichten, um eine Beeinflussung der Werte durch Nachbilder zu vermeiden. Hierbei ist folgende \u00dcberlegung anzustellen. Zentral eingestellt sei subjektiv reines Gelb. Ver\u00e4ndere ich nun das periphere held vom Rot her, so w\u00fcrden Nachbilder zur Folge haben, dafs eine gewisse, dem ausgeruhten Auge erkennbare R\u00f6tlichkeit des peripheren Feldes verloren ginge. Es w\u00fcrde also die subjektive Gleichheit mit dem zentralen Felde schon bei einem noch zu langwelligen Licht konstatiert werden. Im weiteren Verlaufe des absteigenden Verfahrens m\u00fcfste dann das Urteil \u201eperipher gr\u00fcnlicher als zentral\u201c schon bei einer Wellenl\u00e4nge abgegeben werden, bei der das ausgeruhte Auge noch keine Gr\u00fcnlichkeit wahrnimmt. Das umgekehrte w\u00fcrde eintreten, wenn beim aufsteigenden Verfahren Nachbilder der gr\u00fcngelben Lichter wirksam w\u00e4ren. Es m\u00fcfste dann subjektive Gleichheit schon bei einem k\u00fcrzerwelligen","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw.\nLicht angegeben werden, als sie f\u00fcr das ausgeruhte Auge gilt, und das Urteil \u201eperipher r\u00f6tlicher als zentral\u201c w\u00fcrde schon bei einem Licht abgegeben werden, das dem ausgeruhten Auge noch rein gelb erscheint. Dadurch m\u00fcfsten sich also bei dem absteigenden Verfahren h\u00f6here Werte der Wellenl\u00e4nge ergeben als bei dem aufsteigenden.1\nZur Ermittelung, ob eine Tendenz dazu vorhanden ist, dient die vierte Rubrik der Tabellen, als deren regionaler Mittelwert die durchschnittliche Differenz (algebraisch genommen) zwischen den Mittelwerten beim aufsteigenden und denen beim absteigenden Verfahren angegeben ist. Dieser Wert ist f\u00fcr alle Beobachter kleiner als die mittlere Variation des Mittels. Wie auf S. 33 auseinandergesetzt, m\u00fcfste aber die Differenz gleich der doppelten mittleren Variation sein, wenn beim aufsteigenden Verfahren alle negativen, beim absteigenden alle positiven Abweichungen von dem resultierenden Mittelwert auftr\u00e4ten. Da nun die Differenz noch kleiner ist als die einfache mittlere Variation, so kann wohl eine wesentliche Beeinflussung der Werte durch Nachbilder verneint werden.\nEs er\u00fcbrigt, auf die abweichenden Einstellungen des Beobachters K einzugehen. K wurde bereits von Westphal bei der Bestimmung der subjektiven Urfarben (a. a. 0.) n\u00e4her untersucht wegen der eigent\u00fcmlichen Lage seines Urrot und Urgr\u00fcn. Westphal kommt zu der \u00dcberzeugung, dafs K das Extrem einer Gruppe von Beobachtern bilde, die er als gelbindolent bezeichnet, und dafs es sich bei den von ihm gefundenen, individuellen Verschiedenheiten wesentlich nur um verschiedene Farbenbenennungen, also um psychologische Faktoren handele. Bei den vorliegenden Versuchen, bei denen nur Vergleichungen ausgef\u00fchrt werden, sind die absoluten Benennungen gleichg\u00fcltig.\n1 Es kommt hier noch hinzu, dafs auch das zentrale Feld sich infolge erm\u00fcdender Betrachtung ver\u00e4ndern w\u00fcrde. Subjektiv reines Gelb erscheint dabei gem\u00e4fs den Werten von V\u00f6ste (a. a. 0.) gleich einem Licht, das bei Betrachtung mit ausgeruhtem Auge gr\u00fcnlich genannt wird. Diese Ver\u00e4nderung des zentralen Farbentones w\u00fcrde jedoch ohne Einflufs sein auf die Differenz der Werte beim auf- und absteigenden Verfahren im Falle des Vorhandenseins von Nachbildern. Es w\u00fcrden nur, wie leicht einzusehen, die Werte des absteigenden Verfahrens gegen\u00fcber denen bei ausgeruhtem Auge weniger verschoben sein als die des aufsteigenden Verfahrens; ja, es w\u00e4re nicht ausgeschlossen, dafs sie mit den Werten bei ausgeruhtem Auge zusammenfielen.\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nEdgard Dreher.\nMan w\u00fcrde also gen\u00f6tigt sein, andere Gr\u00fcnde daf\u00fcr zu suchen, dafs K noch ein Licht von 594 \\i[i peripher r\u00f6tlicher sieht, ja in einem Falle sogar noch ein Licht von 611 mi. Jedoch ist, wie schon erw\u00e4hnt, die Konstanz der Werte sehr gering. Da nur drei Punkte in allen drei auf S. 44 f. erw\u00e4hnten Versuchsreihen bestimmt worden sind, so besitzt auch nur deren Variation Bedeutung; die regionale Variation betr\u00e4gt im Mittel 5,2 maximal 9 ^i. Demgegen\u00fcber steht ein regionaler Grenzenunterschied von 6,9 (ip im Mittel, und 11,1 {.ifn maximal. W\u00e4hrend bei den anderen Beobachtern die Variation des Mittels nur etwa 1l:i\u20141/5 des Grenzenunterschiedes ausmacht, haben diese Werte bei K fast die gleiche Grofse. Sodann ist noch folgendes zu beachten. Die Werte f\u00fcr den Grenzenunterschied wachsen im Rotgelb im allgemeinen mit der Wellenl\u00e4nge. Nun liegen die Punkte, von denen der oben genannte Grenzenunterschied von K genommen wurde, mehr nach dem Rot zu als die Punkte der beiden anderen Beobachter. Eine Vergleichung der gemeinsam bestimmten Punkte ergibt f\u00fcr K wenig mehr als die H\u00e4lfte des Grenzenunterschiedes der anderen Beobachter, also fast die doppelte Unterschiedsempfindlichkeit. Um so befremdlicher ist die grofse Variation, f\u00fcr die nicht der mindeste \u00e4ufsere Anhalt gegeben ist. Eine Diskussion dieser Abweichungen mufs daher ausgesetzt werden, da sie sich lediglich auf Vermutungen gr\u00fcnden k\u00f6nnte.\nTrotz dieser Abweichungen best\u00e4tigen indessen auch die Werte von K das folgende Resultat.\nIm Vergleich zu zentralem subjektiven Urge 1 b erscheint ein Licht von gleicher Wellenl\u00e4nge und gleicher Intensit\u00e4t auf einer 14\u00b0 peripheriew\u00e4rts gelegenen Zone der nasalen Netzhaut h\u00e4lfte r\u00f6tlich. Dementsprechend erh\u00e4lt man das subjektiv reine Gelb f\u00fcr diese Netzhautzone bei k\u00fcrzer welligem Lie ht.als zentral.\nDieses Resultat ist unabh\u00e4ngig von dem Adaptation szustand des Auges. Indessen wird bei Helladaptation als subjektiv reines Gelb sowohl f\u00fcr das Netzhautzentrum wie f\u00fcr eine Exzentrizit\u00e4t von 14\u00b0 l\u00e4nger welliges Licht bezeichnet als bei Dunkeladaptation.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 53\n\u00a7 8. Blau und Gr\u00fcn.\nBei der weiteren Untersuchung stellte sich heraus, dafs die G-Kurve mit der unter 45\u00b0 geneigten Graden an keiner weiteren Stelle einen Schnittpunkt ergab. Das bedeutet, dafs stets bei gleicher Wellenl\u00e4nge das periphere Feld l\u00e4ngerwelligem Licht gleich erschien.\nEine in Abst\u00e4nden von 5,5 tltl f\u00fcr das Spektrum vom Rot-\nblau bis zum Rotgelb durchgef\u00fchrte Untersuchung ergab die Kurve in Fig. 6.\nMT'\n'1-50 4-70 490 510 530 550\n570 590 610ju-tU\n> cenf-rai\nFig. 6.\nZwischen 450 und 461,1 und zwischen 516,7 und 577,8 W dienten die Einstellungen nur zur Ermittelung des ungef\u00e4hren Verlaufs der Kurve. Die Punkte dieser Gebiete sind daher nur mit je 4 Werten (d. h. durch eine Versuchsreihe, vgl. S. 46 Anm.) bestimmt. Zwischen 461,1 und 516,7 w\u00e4chst die Zahl der Bestimmungen mit der Ann\u00e4herung der G-Kurve an die unter 45\u00b0 geneigte Grade.\nDiese Untersuchung konnte sich auf den Beobachter D beschr\u00e4nken , da auch von den \u00fcbrigen Beobachtern (B und K) zwischen 480 und 490 mi niemals ein peripher l\u00e4ngerwelliges Licht dem zentralen gleichgesetzt wurde.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nEdgard Dreher.\n\u00dcber die erhaltenen Werte gibt die folgende Tabelle Aus-kunft.\nWellenl\u00e4nge\t\tGrenzenunter schied\t\tVariation des Mittels\t\t| Mittelwerte beim 1\t\tZahl der\nzen- tral\tperi- pher\tMittel 1\tmaxi- mal\tMittel\tmaxi- mal\taufstei- gend.Verfahr en\tabsteigd. Ver- fahren\termittel- tenWerte i\nBeobachter D.\n461,1\t449.9\t3,8\t6,9\t0,3\t0,6\t450\t449,7\t8\n466,7\t457,5\t5.5\t8,3\t2,7\t5,1\t458,7\t556,3\t16\n472,2\t463,9\t9,2\t13,9\t2,7\t6,9\t463\t464,9\t16\n477,8\t469,8\t9,3\t13,9\t2,6\t8,7\t469,9\t469,7\t24\n483,3\t477,7\t5,4\t9,7\t2,8\t5,6\t477\t478,4\t20\n488,9\t483,2\t1\t5,5\t8,3\t2,1\t5,4\t; 481,7\t484,7\t20\n494,4\t487,6\t5,9\t11,1\t0,9\t1,6\t487,8\t487,5\t16\n500\t493\t7,1 j\t)\t12,5\t!\t2,7\t5,4\t492,5\t493,4\t16\n505,6\t496,1\t7,3\tn,i\t3,4\t7,3\t496.1\t496,1\t16\n511,1\t501,9\t10,8\t12,5\t2,3\t4,0\t501,7\t502,1\t8\n516,7\t504,2\t12,5\t19,4\t1,4\t1,4\t505,6\t502,8\t8\nRegionale Mittel\t\t7,5\t11,6 i\t2,2\t4,7\t-0,1\t-j-0,1\t\nDie gr\u00f6fste Ann\u00e4herung der zentralen und peripheren Werte besteht zwischen 483,3 und 488,9 Es ist wesentlich, dafs die H\u00e4lfte selbst der maximalen Grenzenunterschiede zu der peripher eingestellten Wellenl\u00e4nge addiert, diese beiden zentralen Werte nicht erreicht. Auch die Werte f\u00fcr die Variation des Mittels sind derart, dafs die Richtung, in der sich die Farbent\u00f6ne bei zunehmend indirektem Sehen ver\u00e4ndern, nicht in Frage gestellt werden kann.\nDie Pr\u00fcfung durch Einstellung der subjektiven Urfarben ergab Blau zentral bei 477,4 f.iDiesem Wert entspricht in der Kurve peripher eine Wellenl\u00e4nge von 469,7 ^i. Die subjektive Bestimmung ergab f\u00fcr die gleiche periphere Zone Urblau bei 468,1 Die Abweichung betr\u00e4gt 1,6 ^i.\nUrgr\u00fcn zentral wurde bei 509,4 fif-i gefunden, dem entspricht peripher die Wellenl\u00e4nge 500,1 Die subjektive Bestimmung ergab peripher Urgr\u00fcn bei 503,8 ^u. Demnach betr\u00e4gt die Differenz zwischen dem durch Vergleichung und dem subjektiv gefundenen Wert 3,7 /uii. Da die Abweichungen im wesentlichen","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usiv. 55\nden subjektiven Bestimmungen zur Last gelegt werden m\u00fcssen, so kann aus dieser Fehlergr\u00f6fse auf eine hinreichende Genauigkeit der Kurvenwerte geschlossen werden.\n\u00a7 9. Diskussion der Resultate.\nDas Befremdende an dem Resultat dieser Untersuchungen liegt darin, dafs alle drei zentralen Urfarben peripher im Tone l\u00e4ngerwelligen Lichtes erscheinen. Da auf der partiell farbenblinden Netzhautzone nur noch Blau und Gelb wahrnehmbar sind, so st\u00fcnde von vornherein zu erwarten, dafs die beiden Farben, die auch im zentralen Sehen weder Gr\u00fcnlichkeit noch R\u00f6tlichkeit besitzen, bei \u00dcbergang auf die Netzhautperipherie keine \u00c4nderung des Tones erleiden, w\u00e4hrend alle \u00fcbrigen Farben dabei immer mehr ihre Gr\u00fcnlichkeit oder R\u00f6tlichkeit verlieren m\u00fcfsten. Eine ausgezeichnete Stelle w\u00fcrde hierbei dem reinen Gr\u00fcn, d. h. demjenigen Gr\u00fcn zukommen, das weder Bl\u00e4ulichkeit\nnoch Gelblichkeit besitzt. Von diesem sollte man erwarten, dafs\n\u2022 \u2022\nes ohne \u00c4nderung des Farbentones bei zunehmend indirektem Sehen immer blasser und blasser und schliefslich ganz farblos erschiene, so dafs es bei Betrachtung des Spektrums mit einer rotgr\u00fcnblinden Netzhaut zone den blauen und gelben Teil voneinander trennte und die sog. neutrale Stelle der Netzhautperipherie darstellte.\nDer von vornherein zu erwartende Verlauf der G-Kurve bei Untersuchung einer mittleren peripheren Netzhautzone von geschw\u00e4chter, aber noch deutlich vorhandener Rot-Gr\u00fcnempfindlichkeit w\u00e4re also der folgende. Im Spektralrot, das peripher gelblicher wird, m\u00fcfsten die peripheren Gleichheitspunkte zu den zentral eingestellten Lichtern in l\u00e4ngerwelligem Licht gesucht werden, die G-Kurve w\u00fcrde also (wie es zwischen der Endstrecke und etwa der Gegend des Na-Lichtes tats\u00e4chlich auch der Fall ist), oberhalb der unter 450 geneigten Graden verlaufen. Im Urgelb w\u00fcrde ein Schnittpunkt entstehen, da hier eine Tongleichung bei gleichen eingestellten Wellenl\u00e4ngen zustande kommen m\u00fcfste. Sodann w\u00fcrde, wie sich nach dem Gesagten leicht verfolgen l\u00e4fst, im Gr\u00fcngelb die G-Kurve unterhalb der Graden verlaufen, w\u00fcrde diese im Punkte des Urgr\u00fcn schneiden, dann \u00fcber ihr weiter gehen, sie im Urblau wieder schneiden und darauf bis zum Ende unter ihr verlaufen. Wie die Fig. 6","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nEdgard Dreher.\nauf S. 53 zeigt, hat aber die 6r-Kurve mit der Graden nur den einen Schnittpunkt in der Gegend des Gelb.\nAllerdings scheint die G-Kurve eine Tendenz erkennen zu lassen, in der Gegend von 490 jiifi die unter 45 0 geneigte Grade zu treffen oder zu schneiden1 2; jedoch scheint die volle Wirksamkeit dieser Tendenz durch eine andere entgegengesetzte Tendenz irgendwelchen Ursprungs verhindert zu werden. Diese Gegentendenz w\u00fcrde dahin wirken, dafs (blaugr\u00fcnes) Licht in der Gegend von 490 uf.i peripher nicht bl\u00e4ulicher, sondern gr\u00fcnlicher erscheint als zentral, und es ist die Frage, ob sich Faktoren finden lassen, die einer solchen Tendenz zugrunde liegen k\u00f6nnten. Die n\u00e4mlichen Faktoren m\u00fcfste man dann daf\u00fcr verantwortlich machen, dafs ein eben r\u00f6tliches Gelb nicht wie zu erwarten gelblicher, sondern r\u00f6tlicher erscheint.\nIn \u00a7 8 wurde bereits gezeigt, dafs gewisse Fehlerquellen, an die man zun\u00e4chst denken k\u00f6nnte, den Resultaten im Gelb nicht zugrunde liegen k\u00f6nnen. Zwei weitere Faktoren, die hier in Betracht gezogen werden m\u00fcssen, sind die st\u00e4rkere Wirksamkeit , welche die von Gullsteand 2 neuerdings sehr in den Vordergrund gestellte Fluoreszenz auf der Netzhautperipherie besitzt, und der Umstand, dafs bei der peripheren Betrachtung die Erregung der St\u00e4bchen eine gr\u00f6fsere Rolle spielt.\nDa nur blaues und violettes Licht die Fluoreszenz erregt, so kann an eine Heranziehung derselben f\u00fcr die Erkl\u00e4rung der Resultate, die f\u00fcr die l\u00e4ngerwelligen Lichter erhalten worden sind, schon von vornherein nicht gedacht werden. Da ferner das Fluoreszenzlicht nach Gullsteand gelbrot sein soll, so m\u00fcfste, wenn diese Fluoreszenz mafsgebend w\u00e4re, rein blaues Licht peripher nicht, wie tats\u00e4chlich der Fall ist, gr\u00fcnlich, sondern r\u00f6tlich erscheinen.\nW\u00e4re ferner die st\u00e4rkere Mitwirkung der St\u00e4bchent\u00e4tigkeit auf der Netzhautperipherie an den Resultaten wesentlich beteiligt und zwar in dem Sinne, dafs sich diese st\u00e4rkere St\u00e4bchent\u00e4tig-\n1\tDie Differenz der zentralen und peripheren Wellenl\u00e4ngen betr\u00e4gt bei zentral 480 gg : 7 gg, bei 495: 7,2 gg. Zwischen 480 und 495 gg ist die Differenz kleiner, aufserhalb dieser spektralen Strecke auf beiden Seiten gr\u00f6fser als 7. Im Bezirk des Gelb findet sich die gleiche Differenz von 7 gg bei einer zentralen Wellenl\u00e4nge von 569 gg.\n2\tA. Gullsteand, Graefes Archiv f. Ophthalm. 62, 1\u201472.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 57\nkeit gera\u00e4fs der Annahme von v. Kries 1 in chromatischer Hinsicht wie ein Zusatz eines (gr\u00fcnblauen) Lichtes von ca. 483 geltend machte, so m\u00fcfste nicht blofs reines Blau auf der Peripherie gr\u00fcnblau erscheinen, wie tats\u00e4chlich der Fall ist, sondern auch reines Gr\u00fcn m\u00fcfste bl\u00e4ulicher und reines Gelb peripher gr\u00fcnlicher sich darstellen als zentral. Es erscheint aber reines Gr\u00fcn peripher gelblicher und reines Gelb r\u00f6tlicher als zentral.\nEin weiterer zu erw\u00e4hnender Umstand ist der folgende. Wie schon auf S. 17 erw\u00e4hnt, l\u00e4fst bei wreiter \u00d6ffnung des Okularspaltes ein gelbes Feld links einen gr\u00fcnen, rechts einen roten Ton erkennen. Da nun die Wellenl\u00e4ngendifferenz der \u00e4ufsersten Lichter bei meiner Versuchsanordnung 16 mt betr\u00e4gt, so k\u00f6nnte man annehmen, dafs diejenigen Strahlen, welche die dem Netzhautzentrum n\u00e4her liegenden Teile des peripheren Feldes treffen, bei der Auffassung dieses Feldes bevorzugt werden, da sie auf eine farbenempfindlichere Zone treffen als diejenigen Strahlen, welche auf die weiter vom Netzhautzentrum entfernten Teile jenes Feldes ein wirken. Jene ersteren Strahlen sind die langwelligen; es k\u00f6nnte also hierdurch die vorhingenannte Gegen-tendenz erkl\u00e4rt werden, der zufolge die Urfarben peripher in k\u00fcrzerwelligem Licht erscheinen als zentral.\u201c Eine etwaige Beeinflussung des Farbentones durch Bevorzugung jenes Teiles der das periphere Feld treffenden Strahlen m\u00fcfste sich jedoch auch durch Einstellung der subjektiven Urfarbe ohne Vergleichslicht nachweisen lassen, wobei so fixiert werden kann, dafs einmal die roten, das andere Mal die gr\u00fcnen Strahlen zun\u00e4chst dem Zentrum fallen. Die Einstellungen m\u00fcfsten sich dann voneinander ungef\u00e4hr um den doppelten Betrag unterscheiden wie von der Einstellung f\u00fcr das Zentrum. Das ist jedoch nicht der Fall. Beide Einstellungen f\u00fcr peripheres Urgelb liefern eine kleinere Wellenl\u00e4nge, als sie f\u00fcr das zentrale gefunden wird.\nEine Best\u00e4tigung der von mir in der Gegend des Gr\u00fcn erhaltenen Besultate scheinen die Untersuchungen von Hering (Uber individuelle Verschiedenheiten des Farbensinnes. Lotos\n1\tv. Kries, Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg. 12, 28.\n2\tWie aus der Beschreibung der Versuchsanordnung auf S. 9 hervorgeht, liegen bei beiden Feldern die langwelligen Strahlen auf der Innenseite, die kurzwelligen auf der Aufsenseite, so dafs auch eine Vertauschung der Felder (Fixierung des bisher peripheren Feldes) die Sachlage nicht ver\u00e4ndern w\u00fcrde.","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nEdgard Dreher.\nN. F. VI. 173.) zu ergeben. Dieser bemerkt, dafs er im indirekten Sehen ein Licht k\u00fcrzerer Wellenl\u00e4nge f\u00fcr das reine Gr\u00fcn einstelle als bei direktem Sehen, da das bei direktem Sehen rein gr\u00fcn erscheinende Licht bei indirekter Betrachtung gelblich werde. Dies stimmt jedoch mit den eingangs dieses Paragraphen erw\u00e4hnten von vornherein zu erwartenden Resultaten \u00fcberein, wenn man annimmt, dafs die zentral eingestellte subjektive Ur-farbe, einer weit verbreiteten Tendenz entsprechend, nicht mit dem psychophysischen Urgr\u00fcn zusammenfiel. Es ist sehr h\u00e4ufig, dafs der dem Beobachter bei Einstellung der subjektiven Urfarbe vorschwebende Prototyp des reinen Gr\u00fcn noch Gelblichkeit besitzt. Hering selbst bemerkt, dafs die peripher wahrgenommene Gelblichkeit sich daraus erkl\u00e4re, ,.dafs die Netzhaut, soweit sie nicht durch das Pigment der Makula gesch\u00fctzt wird, stets durch ein st\u00e4rker blau wirkendes (bzw. minder gelb wirkendes) Licht beleuchtet wird, und ich daher an der entsprechenden Stelle das subjektive Kontrastgelb sehe, sobald das blau3 wirkende Licht in Wegfall kommt.\u201c Diesem Gesichtspunkte gegen\u00fcber, der nur f\u00fcr das helladaptierte Auge in Betracht kommen kann, ist zu bemerken, dafs das in Rede stehende Verhalten sich auch bei Dunkeladaptation zeigt.1 2 Schon eine oberfl\u00e4chliche \u2014 von den Beobachtern C und D vorgenommene \u2014 Pr\u00fcfung dieser Frage zeigte sehr deutlich, dafs auch nach einem viertelst\u00fcndigen Dunkelaufenthalt (nach dem sich die relativ st\u00e4rkere Erm\u00fcdung der Netzhautperipherie durch blaues Licht unm\u00f6glich mehr geltend machen kann) Licht, das auf der rotgr\u00fcnblinden Netzhautzone farblos erscheint, im direkten Sehen als ausgesprochen bl\u00e4ulich bezeichnet wird, und dafs daher auch unter diesen Umst\u00e4nden subjektives Urgr\u00fcn peripher gelblicher wird.\nWas nun des weiteren die Differenz der Wellenl\u00e4ngen des\n1\tGenauer: \u201egr\u00fcnblau.\u201c\n2\tVon einer allgemeinen Benutzung des obigen HE\u00dfiNGSchen Gesichtspunktes zur Erkl\u00e4rung des von mir gefundenen Ganges der G-Kurve mufs schon deshalb abgesehen werden, weil bei dem von Hering vermuteten\nSachverhalt, nach dem jedes Licht peripher mit einem r\u00f6tlich-gelben Zusatzlicht zur Geltung kommen m\u00fcfste, die G-Kurve mit der Kurve, die eingangs als die von vornherein zu erwartende hingestellt worden ist, im r\u00f6tlichen Gelb sowie bei der Wellenl\u00e4nge seiner Komplement\u00e4rfarbe einen Schnittpunkt ergeben m\u00fcfste. Im Blaugr\u00fcn w\u00fcrde dies also eine Abweichung der G-Kurve von der unter 45\u00b0 geneigten Graden ergeben, welche von entgegengesetzter Richtung w\u00e4re als die tats\u00e4chlich beobachtete.","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usiv. 59\nzentralen und des peripheren Urblau und Urgelb betrifft, so ist sie von Hess (a. a. 0.) nicht beobachtet worden. Hess fand, dafs subjektiv reines Blau und Gelb sowie Licht von 495 UU Wellenl\u00e4nge bei \u00dcbergang auf die Peripherie der Netzhaut keine \u00c4nderung des Tones erleiden. Dieser Widerspruch zu den hier vorliegenden Resultaten erkl\u00e4rt sich jedoch leicht aus den in \u00a7 4 angef\u00fchrten \u00dcberlegungen, indem bei Benutzung der direkten Methode die Farbenton\u00e4nderungen bei 14\u00b0 Exzentrizit\u00e4t der Beobachtung entgehen. Bei Betrachtung mit einer partiell farbenblinden Netzhautzone aber werden alle Farben des Spektrums rein blau oder rein gelb genannt, so dafs also dasjenige Licht, welches im direkten Sehen rein blau bzw. rein gelb genannt wird, auf der rotgr\u00fcnblinden Netzhautzone dieselbe Beurteilung erf\u00e4hrt wie zentral und demgem\u00e4fs als unver\u00e4ndert bezeichnet wird.\nBedenkt man allerdings, dafs die Einstellungen der subjektiven Ur-farben bei den einzelnen Beobachtern z. T. erheblich voneinander abweichen, w\u00e4hrend die auf der partiell farbenblinden Zone noch erkennbaren Farbent\u00f6ne wahrscheinlich nicht individuell verschieden sind, so ist es denkbar, dafs sich mit Hilfe einer geeigneten Methode doch Unterschiede zwischen zentralem subjektiven Urblau bez. Urgelb und dem auf der partiell farbenblinden Zone wahrgenommenen Farbenton ergeben, obwohl die, bei solchen Versuchen sehr geringe Unterschiedsempfindlichkeit derartige Untersuchungen sehr erschwert. Von mir nach der indirekten Methode vorgenommene Untersuchungen bei einer Exzentrizit\u00e4t von 22\u00b0 ergaben keine L\u00f6sung dieser Frage, da hierbei im wesentlichen nur S\u00e4ttigungsgleichungen zustande kamen. Es zeigte sich ferner, dafs bei den dunklen Farben der kurzwelligen H\u00e4lfte des Spektrums R\u00f6tlichkeit und Gr\u00fcnlichkeit peripher nicht mehr wahrnehmbar wraren. Infolgedessen wurde ein bestimmtes unges\u00e4ttigtes Blau den zentral eingestellten gr\u00fcnen und blaugr\u00fcnen Lichtern gleichgesetzt, da infolge der Verwandtschaft von Gr\u00fcn und Blau und wegen der geringen Unterschiedsempfindlichkeit aus dem unges\u00e4ttigten Blau leicht Gr\u00fcn herauserkannt werden konnte. Bei den hellen Farben der langwelligen H\u00e4lfte des Spektrums war Rot bei 22\u00b0 Exzentrizit\u00e4t noch ver-h\u00e4ltnism\u00e4fsig deutlich, Gr\u00fcn schwach erkennbar.1 Es wurde hier ein Licht\n1 Die Ursache der relativ verminderten Gr\u00fcnempfindlichkeit bei 22\u00b0 Exzentrizit\u00e4t mag darin gesucht werden, dafs die St\u00e4bchenweifsvalenzen der gr\u00fcngelben Lichter st\u00e4rker sind als die der rotgelben. Da bei dem gew\u00e4hlten mittleren Adaptationszustande die T\u00e4tigkeit der St\u00e4bchen nicht als ausgeschlossen angesehen werden kann, so mufs diese im Sinne einer Verminderung der S\u00e4ttigung der kurzwelligen Lichter wirken und zur Folge haben, dafs die Empfindlichkeit f\u00fcr Unterschiede der Wellenl\u00e4ngen hier geringer ist als bei l\u00e4ngerwelligem Licht.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nEdgareI Dreher.\nvon 577,8 ga Wellenl\u00e4nge zentral und peripher f\u00fcr gleich erkl\u00e4rt. Immerhin l\u00e4fst sich auch aus diesem Ergebnis noch nicht auf den Farbenton schliefsen, der auf der rotgr\u00fcnblinden Zone wahrgenommen wird, da auch hier das Urteil sich wesentlich auf die S\u00e4ttigung der beiden Felder st\u00fctzte.\nEine Erkl\u00e4rung der von mir gefundenen Versuchsergebnisse k\u00f6nnte in einer M\u00f6glichkeit gesehen werden, die streng genommen durch die Resultate fr\u00fcherer Untersuchungen noch nicht ausgeschlossen ist, n\u00e4mlich in der M\u00f6glichkeit, dafs das Farbensystem der Netzhautperipherie, soweit es sich um den Zapfenapparat handelt, im Vergleich zu demjenigen des Netzhautzentrums nicht blofs ein Ausfallssystem darstelle, sondern auch in geringem Grade ein Alterationssystem sei. Man kann in dieser Hinsicht auf die Erscheinungen verweisen, welche Veranlassung gegeben haben, von einer Tr\u00e4gheit des Netzhautzentrums zu reden, und meinen, dafs abgesehen von den Verschiedenheiten zwischen Netzhautzentrum und Netzhautperipherie, welche die Sehsch\u00e4rfe und die F\u00e4higkeit der Farbenunterscheidung betreffen, m\u00f6glicherweise auch noch andere Verschiedenheiten funktioneller Art vorliegen. Allerdings hat v. Kries, wie er mitteilt, 1 (unter Ber\u00fccksichtigung der etwaigen Makulaf\u00e4rbung und unter Ausschlufs etwaiger Umstimmungen des Sehorganes) gefunden, dafs alle Lichtgemische, die bei zentraler Betrachtung farblos erscheinen, auch bei beliebig exzentrischer Betrachtung farblos aussehen; allein die bei diesen Versuchen beobachtete anscheinende Konstanz der Farbengleichungen w\u00fcrde so geringe Unterschiede des zentralen und peripheren Farbensystems, wie sie zur Erkl\u00e4rung meiner Resultate erforderlich sein w\u00fcrden, nicht ausschliefsen.\nKapitel IV.\nDie Intensit\u00e4tsyersuche.\n\u00a7 10. Ergebnis der Versuche.\nF\u00fcr die Untersuchung des Verhaltens der Farbent\u00f6ne bei verschiedener Intensit\u00e4t wurde das gleiche Verfahren verwandt wie bei den Peripherieversuchen. Die beiden zu vergleichenden Felder waren durch einen dunklen Streifen von ungef\u00e4hr einem Viertel der Breite ihres Durchmessers voneinander getrennt, um Kontrasterscheinungen auszuschliefsen. Jedoch k\u00f6nnen Beeinflussungen des Farbentones in dem dunklen Felde auch dadurch zustande kommen, dafs die Netzhautstelle, auf der sich das Feld\n1 v. Kries, Nagels Handbuch der Physiolog. III, 196.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton linderungen homogener Lichter usw. 61\nabbildet, zuvor durch das helle Feld belichtet worden ist. Es wurde daher vorgeschrieben, niemals die beiden Felder direkt zu fixieren, sondern einen in der Mitte des Trennungsstreifens angebrachten Leuchtpunkt.\nBeobachtet wurde nach einem Dunkelaufenthalt von 5\u201410 Minuten. Eine l\u00e4ngere Adaptationszeit erschien \u00fcberfl\u00fcssig, da eine Beeinflussung der Werte durch die Dauer der Adaptation nicht zu konstatieren war. Es ist jedoch zu erw\u00e4hnen, dafs bisweilen das Eigenlicht der Netzhaut so stark war, dafs das dunkle Feld v\u00f6llig unsichtbar wurde. Die Beobachtungen konnten dann erst nach einer l\u00e4ngeren Pause fortgesetzt werden.\nEs seien zun\u00e4chst der Reihe nach die Werte mitgeteilt, die sich bei einer Feldgr\u00f6fse von 4*/4 0 ergaben. In die Kurventafeln sind gleichzeitig die Werte eingetragen, die bei einer Feldgr\u00f6fse von 17*2 \u00b0 V0\u00dc hem Beobachter D ermittelt wurden. Die Tabellen hierzu folgen am Ende des Paragraphen. Die bei grofser und geringerer Helligkeitsdifferenz der beiden Felder erhaltenen Werte wurden gemeinsam verrechnet und die in beiden F\u00e4llen erhaltenen Mittelwerte einander in einer besonderen Rubrik (der Rubrik Mittelwerte bei Kollimatorspalt\u00f6ffnung\u201c) gegen\u00fcbergestellt. In diesen beiden F\u00e4llen war die absolute Intensit\u00e4t des dunklen Feldes ungef\u00e4hr die gleiche, w\u00e4hrend bei der gr\u00f6fseren Helligkeitsdifferenz die Helligkeit des hellen Feldes das Vierfache betrug gegen\u00fcber der bei der geringeren Schw\u00e4chung.\nMF'\nBeobachterC\n577 \u2014 \u2014\n---FeJdgr\u00f6sse 1\n\u00c7 569\nFig. 7.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nEdgard Dreher.\nWellenl\u00e4nge\t\tGrenzenunter- schied\t\tVariation des Mittels\t\tMittelwerte beim\t\tMittelwerte bei Kollim.-Spalt\u00f6ffg.\t\ti ! i U \u00a9 fl \u00a9 \u00a9\nHell\tDun- kel\tMittel\tmaxi- mal\tMittel\tmaxi- mal\taufstei- gend.Ver- fahren\tabsteigd. Ver- fahren\t15 R. G. 5\t60 R.G.10 1 j\tZahl de] mittelt Wert\n561,1\t562,9\t1,4\t1,4\tBeobachter I 0,6\t!\t0,9\t\tC 1 562,5\t563,4\t562,9\t\t12\n563,9\t564,7\t2,1\t4,2\t0,5\t0,8\t564,8\t564,4\t564,5\t564,7\t20\n566,7\t566,7\t1,7\t2,8\t0,7\t1,4\t| 566,3\t567,1\t566,9\t566,3\t20\n569,5\t568,7\t1,8\t2,8\t0,5\t0,8\t! 568,9\t568,5\t568,8\t568,6\t20\n572,2\t570,3\t1,7\t2,8\t1,0\t1,9\t570,0\t570,6\t570,7\t569,6\t20\n575,0\t573,1\t1,7\t2,8\t0,7\t1,6\t572,9\t573,3\t573,6\t572,5\t16\nRegionale Mittel\t\t1,7\t2,8\t0,7\t1,2\t-0,3\t+ 9,3\t+ 0,6\t\u2014 0,6\t\n561,1\t562,7\tl 1,4\t1,4\tBeobachter 0,4\t1,2\t\tD ! 562,9\t562,5\ti 562,5\t562,8\t12\n563,9\t565,1\t1,7\t2,8\t0,3\t0,6\t565,1\t565,1\t565,1\t565,1\t16\n566,7\t566,9\t! 2,1\t2,8\t0,5\t1,7\t567,0\t566,7\t567,4\t566,3\t16\n569,5\t568,5\t1,6\t2,8\t0,5\t1,0\ti 568,8\t568,3\t568,6\t568,4\t16\n572,2\t571,0\t2,1\t2,8\t0,4\t0,9\t571,0\t571,0\t571,0\t571,0\t16\n575,0\t573,5\t1,6\t2,8 |\t0,6\t1.5 '\t573,8\t573,1\t573,8\t572,9\t12\nRegionale Mittel\t\t1,8 1\t2,6\t0,5\ti,i ! 1\t+ 0,3\t\u2014 0,3\t+ 0,3\t-0,3\t\n561,1\t563,7 !\t1,4\t1,4\tBeobachter ! 0,6 1,6\t\tK 563,9\t563,5\t563,2\t564,2\t16\n563,9\t565,0\t1,4\t1,4\t0,8\t1,6\t565,7\t564,3\t565,2\t564,8\t12\n566,7\t567,4\t1,4\t1,4\t!\t0,7\t0,7\t567,4\t567,4\t566,7\t568,1\t16\n569,5\t569,2\t1,4\t1.4\t0,4\t1.2\t569,5\t569,0\t569,1\t569,5\t12\n572,2\t571,5\t1,4\t1,4\t\u00b0,7 j\t0,7\t!\t571,8\t571,3 j\t571,5\t571,5\t12\n575,0\t573,9\t1,6\t2,8 | !\t0,6\ti,i\t573,8\t573,9\t573,4\t574,3\t16\nRegionale Mittel i!\t\t1,4\t1,6\t0,6\ti,i !\t+ 0,5 1\t\u2014 0,5\t\u2014 0,5\t-f- 0,5\t\nBei dem Beobachter D wurde folgende Reihe gestrichen : 561,1 \u2014 561,5 ; 563,9 = 563,4; 566,7 = 565,9; 569,5 = 568,5; 572,2 = 570,9; 575 = 573,1. Sie ergab sich bei der geringeren Schw\u00e4chung. Die Gr\u00fcnde f\u00fcr die Streichung sind auf S. 30 besprochen.\nDie unver\u00e4nderten Punkte sind f\u00fcr Beobachter C: % \u2014 y = 566,6 ; f\u00fcr Beobachter D : x = y \u2014 567,5 ; f\u00fcr Beobachter K :","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 63\nx = y = 568,9 pp, wobei als gradlinig angesehen wurde die Kurve von C und D zwischen 561,1 und 512,2 pp, die von K zwischen 563,9 und 575,0 pp Wellenl\u00e4nge im hellen Felde.\nDie mittlere Variation des unver\u00e4nderten Punktes (vgl. S. 46) betr\u00e4gt f\u00fcr C: 2,1 pp, f\u00fcr D: 2,0 pp und f\u00fcr K: 3,0 pp; die maximale f\u00fcr C: 3,5 pp, f\u00fcr D: 4,4 pp, f\u00fcr K: 4,4 pp.\nAls mittlere Indifferenzstrecke ergibt sich f\u00fcr C. : 5,0 pp, f\u00fcr D : 7,2 pp, f\u00fcr K : 7,0 pp ; als maximale f\u00fcr C : 8,2 pp, f\u00fcr D: 10,4 pp, f\u00fcr K: 8,0 pp.\nDie nach dem kurzwelligen Ende des Spektrums zu folgenden Werte sind diese:\nMM 997\n11-95\n493\n491\n499\n987\n485\n^483\n^481\n479\n477\n475\n477 479 481 483 485 497 489 491 493 495 ------------> hei!\nFig. 8.\n(Siehe Tabelle auf S. 64.)\nGestrichen wurde bei der geringeren Schw\u00e4chung des dunklen Feldes folgende Reihe des Beobachters D: 477,8 = 478,9; 480,6 = 482,3; 483,3 = 484,0; 486,1 = 488,9; 488,9 = 489,6.\nDer Berechnung des unver\u00e4nderten Punktes wurde bei beiden Beobachtern die ganze Kurve zugrunde gelegt. Es ergab sich f\u00fcr C : x = y = 483,2 ; f\u00fcr D : x = y = 481,4.\nDie mittlere Variation des unver\u00e4nderten Punktes betr\u00e4gt\nBeobachter C","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nEdgard Dreher.\nWellenl\u00e4nge\t\tGrenzenunter- schied\t\tVariation des Mittels\t\tMittelwerte j\tbeim\t\t^Mittel werte bei Kollim.-Spalt\u00f6ffg.\t\tZahl der ermittelten W ortfi\nHell\tDun- kel\tMittel\tmaxi- mal\tMittel\tmaxi- mal\taufstei- gend.Ver- fahren\tabsteigd. Ver- fahren | I\t25 R. G.5 \u25a0\t100 R.G.10\t\nBeobachter C\n477,8\t475,1\t3,3\t7,0\t0,9\t2,9\t474,4\t475,8\t| 475,0\t475,3\t20\n480,6\t479,4\t2,4\t4,2\t0,8\t1,8\t479,3\t479,5\t479,6\t479,0\t20\n488,3\t483,1\t2,4\t4,2\t0,6\t2,6\t482,8\t483,4\t483,0\t483,3\t20\n486,1\t487,0\t2,7\t4,2\tj 0,9\t2,3\t486,9\t487,1\t486,5\t487,6\t20\n488,9\t492,6\t!\t3 2 1\t5,5\t1 1,6 1\t3,7 1\t492,5\t492,6\t491,7\t493,9\t20\nRegionale Mittel\t\t2,8\t5,0\t1,0\t2,7\t\u2014 0,5\t+ 0,5\t-0,7\t+ 0,7\t\nBeobachter D\n477,8\t476,2\t3,6\t5,5\t1,2\t2,6\t475,9\t476,5\t477,0\t475,0\tj 20\n480,6\t479,9\t3,1\t4,2\t0,6\t1,4\t480,0\t479,7\t480,0\t479,7\t20\n483,3\t483,7\t3,6\t7,0\t0,9\t1,6\t483,9\t483,6\t483,1\t484,7\t20\n486,1\t489,0\t4d\t5,5\t1,6\t4,4\t489,2\t487,6\t488,3\t490,0\t20\n488,9\t493,2\t3,3\t5,5\t1,3\t2,6\t493,1\t493,3\t492,2\t494,6\t20\nRegionale Mittel !\t\t3,5\t5,5\t\t2,5\t+ 0,3\t\u2014 0,3\t-0,7\t+ 0,7\t\nf\u00fcr C: 1,7; f\u00fcr D: 2,1 /Lifi; die maximale f\u00fcr C und f\u00fcr D: 4,7 Die mittlere Indifferenzetrecke betr\u00e4gt f\u00fcr C: 4,8; f\u00fcr D: 6,6 ^u; die maximale f\u00fcr C: 8,6; f\u00fcr D: 10,4 (.ifii.\nDie dem kurzwelligen Ende des Spektrums zun\u00e4chst liegenden Werte sind folgende:\nFeldgr\u00f6sse 1%\n455 457 459 461 463 465 467^\nFig. 9.","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 65\nWellenl\u00e4nge\t\tGrenzenunter- schied\t\tVariation des Mittels\tI i\t\tMittelwerte beim\t\tMittelwerte bei Kollim.-Spalt\u00f6ffg.\t\tZahl der er- ! mittelten Werte\nHell\tDun- kel\t1 1 Mittel ! i i\t1 maxi* ! mal S\tMittel\tmaxi- mal i\taufstei- gend. Ver- fahren\tabsteigd. Ver- fahren\tW p o o< 1\u2014\t\u2014\u2014\t160 \u00df.G.10\t\n\t\t\t\tBeobachter\t\tC\t\t\t\t\n455,6\t457,6\t2,7\t4,2\t!\t0,9\t2,7\t457,8\t457,4\t457,1\t458,4\t20\n458,4\t459,0\t2,4\t4,2\ti> o\t2,0\t458,7\t459,3\t458,9\t459,0\t20\n461,1\t461,1\t2,8\t4,2\tM\t3,5\t461,0\t461,2\t461,0\t461,3\t20\n463,9\t462,2\t2,5\t4,2\tM\t3,7\t462,0\t462,3\t462,3\t462,1\t20\n466,7\t463,6\t2,5\t5,5\tj. 1,3\t3,2\t463,3\t463,9\t463,8 I\t463,3\t20\nRegionale Mittel\t\tj 2,6\t4,5\t1,1\t3,0\t-0,3\t0,3\t-0,2\t-f- 0,2\t\n; 455,6\t457,5\t3,2\t4,2\tBeobachter 0,8\t1,9\t\tD j 457,7\t457,3\t457,1\t458,0\t20\n458,4\t459,2\t3,9\t8,3\t0,9\t2,2\t459,4\t459,0\t459,0\t459,4\t20\n461,1\t461,0\t3,3\t5,5\t0,4\t0,8\t461,0\t461,0\t461,0\t461,0\t20\n463,9\t463,3\t3,6\t5,5\t0,7\t1,6\t462,8\t463,9 !\t463,3\t463,4\t20\n466,7\t465,6\t3,5\t5,5\t0,7\t1,7\t465,4\t465,8\t465,9\t465,1\t20\nRegionale Mittel\t\t3,5\t5,8\t0,7\t1,6\t-0,1\tH- o,i\t\u2014 0,6\t+ 0,6\t\nGestrichen wurde eine Reihe des Beobachters C und zwei des Beobachters D. Erstere ergab bei stark geschw\u00e4chtem Felde folgende Werte : 455,6 = 460,4; 458,4 = 460,4 ; 461,1 = 461,1 ; 463,9 = 463,2; 466,7 = 465,3. Bei D ergab eine Reihe bei der geringeren Schw\u00e4chung :\t455,6 = 454,9 ; 458,4 = 459,0 ; 461,1\n= 461,8; 463,9 = 466,0; 466,7 = 466,7; die andere bei stark geschw\u00e4chtem Felde : 455,6 = 457,7 ; 458,4 = 458,7 ; 461,1 = 463,5 ; 463,9 = 465,9 ; 466,7 = 463,9.\nDie Kurve des Beobachters C kann in ihrem ganzen Verlauf als gradlinig angesehen werden, die des Beobachters D zwischen 458,4 und 463,9 f-U1- Es liegt dann der invariable Punkt f\u00fcr C: bei 460,2; f\u00fcr D: bei 461,0 tlU-\nAls mittlere Variation des unver\u00e4nderten Punktes ergibt sich f\u00fcr C : 2,4 ; f\u00fcr D : 2,7 ^i ; als maximale f\u00fcr C : 6,5 ; f\u00fcr D :\n6,2 (.ifx.\nDie Indifferenzstrecke betr\u00e4gt im Mittel f\u00fcr C : 5,7 ; f\u00fcr D : 13,5 nu ; die maximale f\u00fcr C: 9,8; f\u00fcr D: 22,3 uu.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 46.\n5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nEdgard Dreher.\nDa bei keinem der Beobachter die durchschnittliche Differenz (algebraisch genommen) zwischen den Mittelwerten beim aufsteigenden und denen beim absteigenden Verfahren gr\u00f6fser ist als die mittlere Variation, und da aufserdem das Vorzeichen in einzelnen F\u00e4llen bei verschiedenen Beobachtern gegens\u00e4tzlich ist, so kann wohl auch hier eine Beeinflussung der Werte durch Nachbilder verneint werden (vgl. S. 33 u. 51).\nEbensowenig \u00fcbersteigen die Abweichungen der einerseits bei grofser und andererseits bei geringerer Helligkeitsdifferenz gefundenen Werte die mittlere Variation. Da die Kollimatorspalt\u00f6ffnung im einen Falle viermal so grofs ist als im anderen, so ergibt sich hieraus zugleich eine Best\u00e4tigung des in \u00a7 3 Gesagten, dafs n\u00e4mlich der Einflufs der Spalt\u00f6ffnung auf die Qualit\u00e4t des Lichtes wahrscheinlich nicht von mefsbarer Gr\u00f6fse ist.\nBei dem Beobachter K ergaben sich in dem k\u00fcrzerwelligen Teil des Spektrums keine unver\u00e4nderten Punkte. Er erkl\u00e4rte bei gleicher Einstellung des hellen und dunklen Feldes stets, dafs das dunkle ihm in k\u00fcrzerwelligem Licht erschiene.\nUm diese Aussagen n\u00e4her zu untersuchen, wurde eine rotblaue Scheibe mit offenen Sektorausschnitten auf einen Farbenkreisel gesetzt und vor die Dunkeltonne gebracht. Bei Rotation der Scheibe ergab sich darauf an der Stelle der Sektorausschnitte eine Helligkeitsschw\u00e4chung der Scheibe ohne jede chromatische Beimischung, w\u00e4hrend in der Mitte die Farbe ungeschw\u00e4cht blieb. Hierbei urteilte K im gleichen Sinne wie die beiden anderen Beobachter, dafs der dunkle Teil bl\u00e4ulicher erschiene.\nEs ist sodann folgendes zu erw\u00e4hnen. Bei der Feldgr\u00f6fse von 11/2 0 war im hellen Felde ein Licht von 505 pp konstant eingestellt. Darauf erschien K bereits bei 503 pp das dunkle Feld nicht mehr bl\u00e4ulicher als das helle; bei Gleichstellung beider Felder fand K jedoch das dunkle wieder bl\u00e4ulicher und blieb bei diesem Urteil, bis im dunklen Felde ein Licht von 519 pp gegeben wurde. Erst dieses Licht erschien dem zentral eingestellten wieder gleich. Eine vorher gemachte Einstellung, bei der einem im hellen Felde eingestellten Licht von 495 pp im dunklen Felde ein Licht von 494 gleichgesetzt worden war, wurde daraufhin nochmals nachgepr\u00fcft und ergab jetzt 501 pp.\nDer gleiche pl\u00f6tzliche Umschlag hatte sich auch bei den Peripherieversuchen gezeigt. Zentral eingestellt war 561 pp. Ein","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 67\nperipheres Licht von 558 erschien beim absteigenden Verfahren eben nicht mehr gelblicher. Als darauf peripher 555 ^ gegeben wurde, erfolgte das Urteil: peripher r\u00f6tlich. Beobachter erkl\u00e4rte auf Befragen, er glaube, dafs dieses Urteil durch einen gr\u00f6fseren Helligkeitseindruck des peripheren Feldes hervorgerufen worden sei.\nNach alledem scheint es sich bei K nicht um eine physiologische Anomalie zu handeln. Man w\u00fcrde berechtigt sein, die von ihm gemachten Angaben ohne weiteres zu \u00fcbergehen, wenn er nicht durchaus zu den ge\u00fcbten Beobachtern z\u00e4hlte. So jedoch mufs man annehmen, dafs seine Einstellungen vielleicht von Faktoren beeinfiulst sind, die gerade durch \u00dcbung in psychologischer Beobachtung erst zur Geltung kommen. Soweit sich Handhaben f\u00fcr diese Auffassung bieten, wird davon im folgenden Kapitel die Rede sein.\nBei einer Feldgr\u00f6fse von U/a0 ergaben sich f\u00fcr den Beobachter D folgende Werte.\nWellenl\u00e4nge\t\t!\t'\tI Grenzenunterschied\t;\t\tVariation des Mittels I\t\tZahl der ermittelten Werte\nHell\tDunkel\tMittel\tmaximal\tMittel\tmaximal\t\n461,1\t462,8\t4,8\t8,3\tLI\t1,1\t8\n463,9\t464,4\t3,1\t4,2\t0,3\t0,5\t8\n466,7\t465,6\t4,8\t8,3\t0,7\t1,1\t8\nRegionale Mittel\t\t4,2\t6,9\t0,7\t0,9\t\n483,3\t481,1\tI 3,1\t4,2\t0,9\t1,9\t1 8\n486,1\t484,7\t3,4\t4,2\t1,4\t1,4\t8\n488,9\t488,1\t7,0\t9,7\t1,0\t1,4\t1 8\n491,7\t493,2\t7,3\t12,5\t1,6\t!\t1,9\t8\n494,4\t497,0\t4,5 !\t7,0\t1,6\t2,6\t8\nRegionale Mittel\t\t5,1\t7,5 i\t1,3\t1,8\t\n566,7\t568,1\t3,4\t4,2\t!\t0,7\t0,7\t8\n572,2\t572,5\t3,4\t5,5\t0,5\t1,0 |\t8\n577,8 1\t577,0\t2,8\t4,2\t!\t0,7\t0,7 I\t8\nRegionale Mittel\t\t3,2\t4,6\t0,6\t08\t","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nEdgard Dreher.\nDie unver\u00e4nderten Punkte liegen bei 464,6 ; 488,9 und\n573.8\tpp. Sie sind s\u00e4mtlich gegen\u00fcber den bei 41/4\u00b0 Feldgr\u00f6fse bestimmten Punkten nach dem langwelligen Ende des Spektrums zu verschoben. Und zwar ergibt sich von dem Licht der k\u00fcrzesten Wellenl\u00e4nge an gerechnet f\u00fcr den ersten Punkt eine Differenz von 3,6 pp, f\u00fcr den zweiten eine Differenz von 7,5 p^i und f\u00fcr den dritten eine Differenz von 6,3 pp.\nDie mittlere Variation betr\u00e4gt f\u00fcr Punkt 1: 1,4 pp, f\u00fcr Punkt 2: 3,0 pp und f\u00fcr Punkt 3: 3,0 pp; die maximale f\u00fcr Punkt 1:\n1.8\tpp, f\u00fcr Punkt 2: 4,2 pp; f\u00fcr Punkt 3: 4,0 pp.\nDie mittlere Indifferenzstrecke hat folgende Werte. F\u00fcr Punkt 1: 8,4 pp, f\u00fcr Punkt 2: 11.9 pp, f\u00fcr Punkt 3: 16 pp; die maximale betr\u00e4gt f\u00fcr Punkt 1: 13,8 pp, f\u00fcr Punkt 2: 17,4 pp und f\u00fcr Punkt 3: 23,0 pp.\n\u00a7 11. Diskussion.\nDie im vorstehenden Paragraphen mitgeteilten Resultate weichen in allen drei Punkten, an denen der Farbenton bei gleicher eingestellter Wellenl\u00e4nge im hellen und dunklen Felde als gleich beurteilt wurde, von dem nach der herk\u00f6mmlichen Meinung zu Erwartenden ab. Hering sagt \u00fcber den Einflufs der Intensit\u00e4t auf den Farbenton (Lotos N. F. I. 9ff.): ..Je grofser die Lichtintensit\u00e4t wird, desto mehr tritt im Spektrum die gr\u00fcne und rote Empfindung hinter der blauen und gelben zur\u00fcck.\u201c Danach st\u00fcnde also zu erwarten, dafs von der roten Endstrecke bis zum Urgelb der Farbenton bei gleicher eingestellter Wellenl\u00e4nge im dunklen Felde r\u00f6tlicher erschiene als im hellen. Das ist auch tats\u00e4chlich der Fall. Indessen m\u00fcfste sich nun im Urgelb ein invariabler Punkt ergeben, und Gr\u00fcngelb m\u00fcfste im dunklen Felde gr\u00fcnlicher erscheinen als im hellen. Es zeigt sich aber, dafs dasjenige Licht, welches bei st\u00e4rkerer Intensit\u00e4t als subjektiv reines Gelb bezeichnet wird, bei geringerer Helligkeit r\u00f6tlicher erscheint als dieses, und dafs ein im hellen Felde soeben gr\u00fcnlich erscheinendes Gelb im dunklen Felde gelblicher als dieses genannt wird. Die von mir als unver\u00e4nderter Punkt bezeichnete Stelle liegt erst bei 568 pp. Der zweite unver\u00e4nderte Punkt w\u00e4re nach Hering im Urgr\u00fcn zu erwarten; denn sowohl im Gelbgr\u00fcn wie im Blaugr\u00fcn m\u00fcfste das dunkle Feld gr\u00fcnlicher erscheinen als das helle, \u201edie Strahlen","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 69\naber, welche genau dem Urgr\u00fcn entsprechen und also nur gr\u00fcne Y7alenz haben, d\u00fcrften selbst bei st\u00e4rkster Intensit\u00e4t weder gelbe noch blaue Empfindungen erwecken.\u201c Nun zeigt sich aber, dafs ein Licht, welches im hellen Felde subjektiv rein gr\u00fcn erscheint, im dunklen Felde erheblich blauer genannt wird als dieses. Ein unver\u00e4nderter Punkt liegt erst bei 483 gg ; bis zu diesem Punkt erscheint Blaugr\u00fcn im dunklen Felde bl\u00e4ulicher als im hellen statt gr\u00fcnlicher. Erst jenseits 483 wird das dunkle Feld gr\u00fcnlicher genannt als das helle. Des weiteren st\u00fcnde zu erwarten, dafs im Rotblau bei geringer Intensit\u00e4t die R\u00f6tlichkeit hervortr\u00e4te, dafs sich also im Urblau ein unver\u00e4nderter Punkt ergeben m\u00fcfste. Aber erst zwischen einem bei 461 gelegenen unver\u00e4nderten Punkt und dem violetten Ende des Spektrums erscheint Rotblau im dunklen Felde r\u00f6tlicher als im hellen; zwischen 461 und dem Punkt des subjektiv reinen Blau erscheint es im dunklen Felde bl\u00e4ulicher, w\u00e4hrend das im hellen Felde als subjektiv reines Blau bezeichnete Licht im dunklen Felde gr\u00fcnlicher als dieses genannt wird.\nEs ist hier zun\u00e4chst daran zu erinnern, dafs V\u00f6ste (Zeitsehr, f. Psychol u. Physiol, d. Sinnesorg. 18, 257 ff.) ermittelt hat, welche Spektrallichter nach l\u00e4ngerer Einwirkung auf eine und dieselbe Netzhautstelle im gleichen Farbentone erscheinen wie vorher, und dafs sich hierbei ebenfalls nicht, wie von vornherein zu erwarten gewesen w\u00e4re, die subjektiven Urfarben als unver\u00e4nderliche Farbent\u00f6ne ergeben haben. Vielmehr fand V\u00f6ste, dafs statt des subjektiven Urgelb ein Licht von 560 gg bei allen verwendeten Intensit\u00e4ten unbeeinflulst blieb von der Dauer der Betrachtung. Dieser Punkt liegt noch weiter vom subjektiven Gelb entfernt als der von mir bei Ver\u00e4nderung der Intensit\u00e4t gefundene unver\u00e4nderte Punkt. Statt des subjektiv reinen Blau fand V\u00f6ste (bei verschiedenen verwendeten Intensit\u00e4ten verschiedene) unver\u00e4nderte Punkte zwischen 470 und 450 gg. Der von mir in diesem Gebiet ermittelte unver\u00e4nderte Punkt liegt bei 461. \u00dcber die von V\u00f6ste gefundene Abweichung von der subjektiven Urfarbe hinaus geht bei mir nur der Punkt 483. Statt dessen ergab sich bei V\u00f6ste ein unver\u00e4nderter Punkt zwischen 500 und 490 gg.\nEine Erkl\u00e4rung der Tatsache, dafs sich bei meinen Versuchen ein unver\u00e4nderter Punkt im Gr\u00fcngelb statt im Urgelb und im Violett statt im Urblau ergeben hat, l\u00e4fst sich gewinnen, wenn man die Anschauungen zugrunde legt, die Prof. M\u00fclleb","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nEdgard Dreher.\n(im Berichte \u00fcber den I. Kongrefs f\u00fcr experimentelle Psychologie; Leipzig 1904, S. 6 ff.) zur Erkl\u00e4rung der verschiedenen Typen von Farbenblindheit vorgetragen hat. Dieser nimmt an, dafs jeder der vier chromatischen Netzhautprozesse zwei innere chromatische Reizwerte, einen gleichnamigen und einen ungleichnamigen, besitze. So besitze z. B. der Rotprozefs einen inneren Rotwert und Gelbwert, der Gelbprozefs einen inneren Gelbwert und Gr\u00fcnwert, usf. Und der Punkt des Urgelb z. B. sei dadurch charakterisiert, dafs sich der innere Rotwert des durch Licht von solcher Wellenl\u00e4nge noch erweckten Rotprozesses und der innere Gr\u00fcnwert des hervorgerufenen Gelbprozesses gegenseitig kompensieren, so dafs nur noch der innere Gelbwert des Rotprozesses und der innere Gelbwert des Gelbprozesses als wirksam \u00fcbrig bleiben. Entsprechend stehe es bei den \u00fcbrigen Urfarben. Der Punkt der reinen Gelbvalenz liege demgem\u00e4fs nicht im subjektiven Urgelb, sondern rechts davon im Spektrum im Gr\u00fcngelb ; ebenso liege der Punkt der reinen Gr\u00fcnvalenz rechts vom Urgr\u00fcn im Blaugr\u00fcn, usw. Da nun gem\u00e4fs der bekannten funktionellen und nutritiven Minderwertigkeit, welche der Rotgr\u00fcnsinn gegen\u00fcber dem Gelbblausinn besitzt, bei einer andauernden Einwirkung eines sowohl Rotprozefs als auch Gelbprozefs erweckenden Lichtes der Rotprozefs schneller an St\u00e4rke abnimmt als der Gelbprozefs, so kann, ganz wie V\u00f6ste gefunden hat, Urgelb bei erm\u00fcdender Betrachtung nicht seinen Farbenton behalten, sondern mufs vielmehr (gem\u00e4fs dem Umstande, dafs der innere Rotwert des Rotprozesses bei der Erm\u00fcdung immer mehr hinter den inneren Gr\u00fcn wert des Gelbprozesses zur\u00fccktritt) einen Stich ins Gr\u00fcnliche erhalten, und ein Punkt des Spektrums, der bei erm\u00fcdender Betrachtung seinen Farbenton beh\u00e4lt, kann erst im Gr\u00fcngelb an der Stelle der reinen Gelbvalenz liegen.1 Man erkennt nun leicht, dafs nach den hier erw\u00e4hnten Anschauungen auch derjenige Punkt des langwelligeren Teiles des Spektrums, der bei Erh\u00f6hung der Lichtst\u00e4rke seinen Farbenton unver\u00e4ndert beh\u00e4lt, nicht im Urgelb liegen kann, sondern rechts davon gelegen sein\n1 Die Behauptung, dafs der Punkt der reinen Gelbvalenz im Gr\u00fcngelb in der Gegend von 560 gg liege, wird nicht blofs durch die Versuchsresultate von V\u00f6ste, sondern aufserdem auch noch dadurch best\u00e4tigt, dafs die (einzige) neutrale Stelle des einen Typus der Gelbblaublinden in dieser Gegend und nicht im Urgelb liegt.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Tjntersuchung d. Far bentonnnderungen homogener Lichter usw.\njjnufs. Denn gem\u00e4fs der oben erw\u00e4hnten Minderwertigkeit des Rotgr\u00fcnsinnes mufs bei einer Erh\u00f6hung der Lichtst\u00e4rke eines urgelb erscheinenden Lichtes der Rotprozefs langsamer wachsen als der Gelbprozefs, mithin auch der innere Rotwert des ersteren langsamer ansteigen als der innere Gr\u00fcnwert des Gelbprozesses, so dafs der letztere innere Reizwert den ersteren an St\u00e4rke \u00dcbertritt, und mithin die Empfindung ein gr\u00fcnliches Aussehen erh\u00e4lt. Es erhebt sich indessen die Frage, weshalb der bei meinen Versuchen erhaltene unver\u00e4nderte Punkt des langwelligen Teiles des Spektrums nicht an der in der Gegend von 560 /li/li zu vermutenden Stelle der reinen Gelbvalenz liege, sondern vielmehr bei 568 also zwischen dieser Stelle und der Stelle des CJrgelb gelegen sei.\nZwei Gesichtspunkte bieten sich zur Beantwortung dieser Frage dar. Einerseits n\u00e4mlich ist auf den Einflufs hinzuweisen, den die bei Steigerung der Intensit\u00e4t eines gr\u00fcngelben Lichtes eintretende Zunahme der Weifslichkeit der Empfindung auf die Beurteilung des Farbentones der letzteren aus\u00fcbt. Es gilt allgemein der Satz, dafs die Zunahme der Weifslichkeit (Schw\u00e4rzlich-keit) einer Mischempfindung (in dem von Prof. M\u00fcller, Zeitschr. f. Psychol u. Physiol d. Sinnesorg. 10, 13 ff. angegebenen Sinne) an und f\u00fcr sich (soweit nicht noch physiologische Komplikationen eintreten) dahin wirkt, die spezifisch hellere (dunklere) der beiden chromatischen Komponenten der Mischempfindung auf Kosten der anderen mehr hervortreten zu lassen.1 Insbesondere haben die Beobachter auch gerade in Beziehung auf die gelblichen (rotgelben, gr\u00fcngelben) Mischempfindungen erkl\u00e4rt, dafs bei einer Zunahme der Weifslichkeit derselben eine Tendenz bestehe, zugleich eine Erh\u00f6hung der Gelblichkeit der Empfindung zu behaupten. Wie unschwer zu erkennen, mufs eine solche Tendenz sich dahin geltend machen, den bei einer Steigerung der Lichtst\u00e4rke unver\u00e4nderten Punkt des langwelligen Teiles des Spektrums von dem Punkt der reinen Gelbvalenz hinweg etwTas nach der Stelle des Urgelb hin zu verschieben.\nDer zweite hier geltend zu machende Gesichtspunkt ist folgender. Es liegt kein Grund vor anzunehmen, dafs die Minderwertigkeit des Rotgr\u00fcnsinnes gegen\u00fcber dem Gelbblausinn sich nur darin \u00e4ufsere, dafs bei einer Steigerung eines auf beide\n1 Vgl. die Ausf\u00fchrungen von Prof. M\u00fcller in der Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol d. Sinnesorg. 41, II. Abt, 116 ff.","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nEdgard Dreher.\nSpezialsinne einwirkenden Lichtes die dem ersteren Spezialsinne^ angeh\u00f6rige Komponente des chromatischen Netzhautprozesses langsamer wachse als die dem Gelbblausinn angeh\u00f6rige Komponente ; es liegt vielmehr die Annahme nahe, dafs Entsprechendes auch hinsichtlich der beiden chromatischen Komponenten der eintretenden Sehnervenerregung gelte, so dafs also z. B. eine Gelberregung des Sehnerven bei einer bestimmten Verst\u00e4rkung des ihr zugrunde liegenden Netzhautprozesses eine gr\u00f6fsere Steigerung erfahre, als einer Gr\u00fcnerregung bei einer entsprechenden Verst\u00e4rkung des ihr zugrunde liegenden Netzhautvorganges zuteil werde. Legt man die letztere Annahme1 zugrunde, so ergibt sich ohne weiteres, dafs der hier in Rede stehende unver\u00e4nderte Punkt des Spektrums nicht an der Stelle der reinen Gelbvalenz, sondern etwas links davon liegen mufs. Der Punkt der reinen Gelbvalenz selbst mufs nach jener Annahme bei Erh\u00f6hung der Lichtst\u00e4rke gelblicher werden, indem eben die Wirkung, welche der vorhandene Gelbprozefs im Sinne der Erweckung von Gelberregung im Sehnerven aus\u00fcbt, bei einer Steigerung dieses Prozesses schneller w\u00e4chst als die Wirkung, welche derselbe im Sinne der Hervorrufung von Gr\u00fcnerregung aus\u00fcbt. Der unver\u00e4nderte Punkt mufs (abgesehen von dem Ein-flufs der Weifslichkeit) durch dasjenige sowTohl Rot- als auch Gelbprozefs erweckende Licht repr\u00e4sentiert werden, bei dessen Verst\u00e4rkung das langsamere Wachstum des Rotprozesses, das an und f\u00fcr sich im Sinne eines st\u00e4rkeren Hervortretens der durch den inneren Gr\u00fcnwert des Gelbprozesses bedingten Griinlichkeit der Empfindung wirkt, durch die im gegenteiligen Sinne sich geltend machende Eigent\u00fcmlichkeit des Sehnerven gerade kompensiert wird, Anreizen, die im Sinne einer Erh\u00f6hung der Gr\u00fcnerregung wirken, in weniger ausgiebiger Weise nachzugeben als solchen, die im Sinne einer Steigerung der Gelberregung wirksam sind.\nEntsprechend wie mit dem im Gebiet des Gelb gelegenen unver\u00e4nderten Punkt verh\u00e4lt es sich mit dem Punkt bei 461 f-tu. Da bei den Gelbblaublinden von dem auf S. 70 erw\u00e4hnten Typus\n1 Wie mir Prof. M\u00fcllek bemerkt, ist die obige Annahme schon deshalb geboten, weil auch ein der roten Endstrecke des Spektrums angeh\u00f6riges Licht bei Steigerung der Intensit\u00e4t gelblicher wird, obwohl es nur Rotprozefs in der Netzhaut erweckt.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 73\nder rechts von der einzigen neutralen Stelle gelegene (gr\u00fcne) Teil des Spektrums wenigstens in manchen F\u00e4llen bis 415 pp reicht,1 so liegt der Punkt der reinen Blauvalenz, wenn es einen solchen \u00fcberhaupt im Spektrum gibt, sicher weit jenseits 461 Ist nun ein violettes Licht gegeben, dessen Wellenl\u00e4nge gr\u00f6fser als diejenige des fraglichen Punktes der reinen Blauvalenz ist, so wirkt einerseits der Umstand, dafs der Gr\u00fcnprozefs der Netzhaut bei steigender Lichtst\u00e4rke langsamer w\u00e4chst als der Blau-prozefs, in dem Sinne, den inneren Entwert des Blauprozesses bei Erh\u00f6hung der Lichtintensit\u00e4t schneller ansteigen zu lassen als den inneren Gr\u00fcnwert des Gr\u00fcnprozesses, so dafs die Empfindung eine r\u00f6tlichere wird. Und im Sinne einer Beg\u00fcnstigung der E\u00f6tlichkeit gegen\u00fcber der Bl\u00e4ulichkeit wird sich dem Obigen gem\u00e4fs bei Steigerung der Lichtst\u00e4rke auch die ein tretende Zunahme der Weifslichkeit geltend machen. Auf der anderen Seite wird die Eigent\u00fcmlichkeit des Sehnerven, Reizen, die im Sinne einer Erh\u00f6hung der Roterregung wirken, in weniger ausgiebiger Weise nachzugeben als solchen, die im Sinne einer Steigerung der Blauerregung wirksam sind, sich dahin geltend machen, die E\u00f6tlichkeit der Empfindung bei zunehmender Lichtst\u00e4rke immer mehr zur\u00fccktreten zu lassen. Es wird nun offenbar in diesem violetten Spektralgebiet eine Wellenl\u00e4nge geben, bei der sich diese beiden entgegengesetzten Tendenzen gegenseitig kompensieren, so dafs sie einen unver\u00e4nderten Punkt repr\u00e4sentiert. Bei Lichtern von gr\u00f6fserer Wellenl\u00e4nge wird die Empfindung im Falle einer Erh\u00f6hung der Lichtst\u00e4rke bl\u00e4ulicher werden m\u00fcssen, indem wir uns, je mehr wir im Spektrum nach rechts hin fortschreiten, dem Falle der reinen Blauvalenz immer mehr n\u00e4hern, bei welchem die Empfindung gem\u00e4fs der soeben erw\u00e4hnten Eigent\u00fcmlichkeit des Sehnerven bei einer Steigerung der Lichtintensit\u00e4t notwendig in ausgepr\u00e4gtem Mafse bl\u00e4ulicher werden mufs. Bei Lichtern dagegen, welche links von jenem unver\u00e4nderten violetten Licht im Spektrum liegen, wird die Empfindung bei Zunahme der Lichtst\u00e4rke an E\u00f6tlichkeit gewinnen m\u00fcssen (aus entsprechendem Grunde, wie die links von dem Punkt 568 gelegenen Lichter bei Erh\u00f6hung der Lichtst\u00e4rke gr\u00fcnlicher werden).\n1 Vgl. A. K\u00f6nig, \u00dcber Blaublindheit; in den Sitzungsberichten der Berl. Akad. d. Wissensch. 1897, S. 718 ff.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nEdgard Dreher.\nWas nun endlich den dritten unver\u00e4nderten Punkt anbelangt, den meine Versuche ergeben haben, so ist folgendes zu bemerken. Sieht man zun\u00e4chst von dem Einflufs der zunehmenden Weifs-lichkeit ganz ab, so m\u00fcfste aus ganz analogen Gr\u00fcnden, wie wir bei Erkl\u00e4rung des im Gelb liegenden unver\u00e4nderten Punktes geltend gemacht haben, ein unver\u00e4nderter Punkt zwischen dem Urgr\u00fcn und dem Punkt der reinen Gr\u00fcnvalenz, also zwischen ca. 505 und 495 liegen. W\u00e4hrend indessen dort der Einflufs der Weifslichkeit auf den anscheinenden Farbenton dahin wirkte, den unver\u00e4nderten Punkt nach links im Spektrum nach der betreffenden Urfarbe hin zu verschieben, ist hier die zunehmende Weifslichkeit, die die Gr\u00fcnlichkeit vor der Bl\u00e4ulichkeit beg\u00fcnstigt, in dem Sinne wirksam, den unver\u00e4nderten Punkt nach rechts im Spektrum \u00fcber den Punkt der reinen Gr\u00fcnvalenz hinaus zu verschieben.\nDer Umstand, dafs dieser dritte unver\u00e4nderte Punkt von mir bei 483 g g gefunden worden ist, legt ferner die Vermutung nahe, dafs hier die Mitbeteiligung des St\u00e4bchenapparates, die bei der schw\u00e4cheren Lichtintensit\u00e4t als st\u00e4rker anzusehen ist, mit im Spiele sei. Nach v. Kbies (Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorgane 12, 28 ff.) macht sich die Mitbeteiligung des St\u00e4bchenapparates f\u00fcr die Empfindung wie ein wenig ges\u00e4ttigtes Zusatzlicht von einem Farbenton geltend, der ungef\u00e4hr mit dem Farbenton eines Lichtes von 483 gg identisch ist. Es ist klar, dafs, wenn diese Anschauungen richtig sind, ein Licht von der Wellenl\u00e4nge 483 gg dadurch ausgezeichnet sein mufs, dafs eine bei Herabsetzung der Lichtst\u00e4rke eintretende st\u00e4rkere Mitwirkung des St\u00e4bchenapparates an sich seinen Farbenton nicht \u00e4ndert. Da die St\u00e4bchent\u00e4tigkeit bei Gegebensein gelblicher Lichter nur wenig in Betracht kommt, so w\u00fcrde anzunehmen sein, dafs dieselbe in Beziehung auf den in der Gegend des Gelb liegenden unver\u00e4nderten Punkt nur wenig Einflufs hat. Der im Violett liegende unver\u00e4nderte Punkt w\u00fcrde infolge derselben etwas weiter nach rechts im Spektrum liegen, als sonst der Fall w\u00e4re.1\n1 Prinzipiell betrachtet kann auch die Fluoreszenz in der Netzhaut insofern von Einflufs auf die Lage der hier in Rede stehenden unver\u00e4nderten Punkte sein, als angenommen wird und nicht ausgeschlossen ist, dafs dieselbe um so st\u00e4rker sei, je mehr Bleichungsprodukte des Sehpurpurs in der Netzhaut angeh\u00e4uft sind. Da indessen hinsichtlich des Verhaltens dieser durch den Sehpurpur und seine Bleichungsprodukte bedingten","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 75\nWider Erwarten ergaben die im kleinen Felde vorgenommenen Untersuchungen keinen Aufschlufs \u00fcber die Wirksamkeit des letztgenannten Faktors. Es liefse sich n\u00e4mlich erwarten, dafs sich in der Differenz der Einstellungen bei grofsem Felde und derjenigen bei kleinem Felde der Einflufs der St\u00e4bchent\u00e4tigkeit dokumentiere, da dieser nach dem Zentrum der Netzhaut zu als schw\u00e4cher wirkend gedacht werden mufs. Die Versuche ergaben aber, dafs bei kleinem Felde alle unver\u00e4nderten Punkte um 4\u20147 fif.i weiter nach dem langwelligen Ende des Spektrums hin lagen als bei grofsem Felde. Es liefse sich leicht zeigen, dafs ein solches Resultat durch den Einflufs der St\u00e4bchent\u00e4tigkeit nicht erkl\u00e4rt werden kann. Indessen ist zu sagen, dafs die Beobachtungen bei 1V2 0 Feldgr\u00f6fse nicht entfernt auf die Genauigkeit Anspruch erheben k\u00f6nnen, die bei gr\u00f6fserem Felde erreicht wurde, wie der bei den Versuchen mit kleinem Felde fast verdoppelte regionale mittlere Grenzenunterschied beweist. Es empfiehlt sich daher, von einer theoretischen Diskussion dieser Werte ganz abzusehen.\nKapitel V.\n\u2022 \u2022\nIber den Urteilsvorgang.\nEs ist angezeigt, hier mit wenigen Worten auf das Verh\u00e4ltnis meiner Arbeit zu den Untersuchungen von Westphal (a. a. 0.) einzugehen. Westphal stellte sich die Aufgabe festzustellen, wie sich diejenigen Farben, welche die Versuchspersonen als Urfarben bezeichnen, bei Variation der Lichtst\u00e4rke (und bei Weifszusatz) verhalten. Bei meiner Untersuchung dagegen handelte es sich darum, diejenigen Farben des Spektrums fest-zustellen, welche Empfindungen von gleichem Farbentone zu erwecken scheinen, wenn sie einerseits bei geringerer und andererseits bei h\u00f6herer Lichtst\u00e4rke gleichzeitig dargeboten werden. Es bedarf keiner weiteren Ausf\u00fchrung, dafs die Aufgaben beider Untersuchungen wesentlich verschiedener Art sind, und dafs die Resultate der einen Untersuchung nichts dar\u00fcber ergeben k\u00f6nnen,\nFluoreszenz, insbesondere auch hinsichtlich der Wellenl\u00e4nge, mit welcher sie angesetzt werden mufs, hinl\u00e4nglich sichere Bestimmungen z. Z. nicht yorliegen, so mufste im Obigen von einer Ber\u00fccksichtigung derselben abgesehen werden.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nEdgarcl Dreher.\nwie die Ergebnisse der anderen ausfallen m\u00fcssen. Denn erstens ist keineswegs sicher, dafs ein Licht, welches nur eine einzige chromatische Sehnervenerregung erweckt, zugleich ein solches sei, dessen Empfindung bei zunehmender Lichtst\u00e4rke ihren Farbenton nicht \u00e4ndert.1 Zweitens sind die subjektiven Urfarben (d. h. also diejenigen, welche als solche bezeichnet werden) auch nach den von Westphal erhaltenen Resultaten so sehr von Erfahrungsmomenten abh\u00e4ngig, dafs sie weder mit den psychophysischen Urfarben (d. h. den Farben, die nur eine einzige chromatische Sehnervenerregung zur Folge haben) noch mit den Farben identisch zu sein brauchen, die bei Variierung der Lichtintensit\u00e4t ihren Farbenton behalten. \u00c4ndert sich mit der Lichtst\u00e4rke der Farbenton derjenigen h\u00e4ufig vorkommenden Gegenst\u00e4nde, welche die Bedeutung der Bezeichnungen : rot, gelb, gr\u00fcn und blau wesentlich mit bestimmt haben, so ist es nat\u00fcrlich nicht ausgeschlossen, dafs sich bei zunehmender Lichtst\u00e4rke auch der Farbenton \u00e4ndert, der einer Versuchsperson als Prototyp einer Urfarbe vorschwebt. W\u00e4hrend es sich bei Westphal f\u00fcr die Versuchspersonen stets nur darum handelte, sich dar\u00fcber zu entscheiden, ob die ihr vorgef\u00fchrte Farbe als Urrot, Urgelb oder dergleichen zu bezeichnen sei, bzw. in welcher Richtung die Abweichung liege, waren meine Beobachter vor die viel schwierigere Aufgabe gestellt, zwei Farbenempfindungen von verschiedener Intensit\u00e4t und Helligkeit direkt hinsichtlich ihres Farbentones zu vergleichen. Auf die Schwierigkeiten dieser Vergleichungen und gewisse Urteilsfaktoren, die sich bei denselben geltend gemacht haben, soll im Nachstehenden noch kurz eingegangen werden.\nFs ist angezeigt, sich zun\u00e4chst ein Bild davon zu machen, von welcher Art eigentlich eine wirkliche Farbentonvergleichung sein m\u00fcfste, und zwar wollen wir hierbei zun\u00e4chst den von uns zuletzt untersuchten Fall vor Augen haben, wo die Intensit\u00e4ten der beiden Vergleichsfelder verschieden sind. Angenommen, es seien zwei rotblaue Empfindungen E1 und E2 gegeben, so l\u00e4fst sich relativ leicht eine Vergleichung hinsichtlich jeder einzelnen der beiden chromatischen Komponenten von Ea und E2 anstellen, wenn wir die R\u00f6tlichkeit und die Bl\u00e4ulichkeit beider Empfindungen kurz mit diesem eigentlich nicht ganz angebrachten Ausdrucke bezeichnen wollen. Eine solche Vergleichung lediglich hinsicht-\n\\ gl. die oben erw\u00e4hnten Anschauungen von Prof. M\u00fcller.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farben ton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. 77\nlieh der R\u00f6tlichkeit oder der Bl\u00e4ulichkeit ist indessen keine Vergleichung hinsichtlich des Farbentones. Zu einer solchen w\u00fcrde geh\u00f6ren, dafs die Komponentenverh\u00e4ltnisse miteinander\nR\nverglichen werden, d. h. -g- (das Verh\u00e4ltnis der R\u00f6tlichkeit und\n1\tR\nder Bl\u00e4ulichkeit der Empfindung Ex) mufs mit - 2 verglichen\n^2\nwerden. Da diese Verh\u00e4ltnisse sich aber einer direkten Auffassung entziehen, so ist ersichtlich, dafs wirklich exakte Farbentonvergleichungen \u00fcberhaupt nicht angestellt werden k\u00f6nnen. Allerdings kann nun in gewissen F\u00e4llen die Vergleichung der einzelnen Komponenten der Empfindungen Ex und E2 eine gewisse Aushilfe leisten, wenn es sich um eine Farbentonvergleichung beider Empfindungen handelt. Erscheint uns n\u00e4mlich Rx > 7t*2, dagegen Bx <C B2, so ist sicher der Farbenton von Ex nicht gleich dem von E2 ; ebensowenig ist dies der Fall, wenn Rx >> R2 und Bx = B2 erscheint, oder wenn R{ <C R2, andererseits B1 > B2. Wenn dagegen R\u00b1 \u2014 R2 und B3 \u2014 B2 erscheint, kann geschlossen werden, dafs Ex und E2 auch hinsichtlich des Farbentones einander gleich sind. Hiernach scheint es, als liefse sich die Farbenton Vergleichung einfach dadurch ausf\u00fchren, dafs man den Farbenton des einen Feldes solange ver\u00e4nderte, bis Rx = R2 und Bx \u2014 B2 erscheint. Jedoch setzt dies voraus, dafs aufser R und B keine weiteren Komponenten in E enthalten seien. Nun haben wir aber mit Farbenempfindungen zu tun, die neben ihren chromatischen Komponenten noch eine Weifs- und eine Schwarzkomponente (Weifslichkeit und Schw\u00e4rzlichkeit), die wir beide kurz unter der Bezeichnung \u201eGraukomponente\u201c (6r) zusammenfassen wollen, enthalten. Dieses G ist im allgemeinen f\u00fcr die beiden gegebenen Vergleichsfelder ein verschiedenes. Es kann daher in dem einen Felde, in dem G einen gr\u00f6fseren Wert besitzt, der Farbenton, z. B. das Verh\u00e4ltnis von R\u00f6tlichkeit und Bl\u00e4ulichkeit, ganz derselbe sein wie in dem anderen Felde mit geringerem G, w\u00e4hrend sowohl die R\u00f6tlichkeit als auch die Bl\u00e4ulichkeit des ersteren Feldes geringer (weniger aufdringlich) erscheint als diejenige des zweiten Feldes. Es kann also bei einer Farbenton Vergleichung von El und E2 nicht der Punkt, wo Rx \u2014 R.2 und Bx \u2014 B2 erscheint, als derjenige angesehen werden, dessen Erreichung das zu erstrebende Ziel darstellt. Es bleibt also dabei, dafs eine befriedigende, ihrem Begriffe ganz ent-","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nEdgard Dreher.\nsprechende Farbenton Vergleichung nur dann vorliegen w\u00fcrde, wenn sie darauf beruhte, dafs das Verh\u00e4ltnis der chromatischen Komponenten der einen Empfindung irgendwie aufgefafst und mit dem Verh\u00e4ltnisse der chromatischen Komponenten der anderen Empfindung verglichen und diesem gleich befunden w\u00e4re. Sehen wir nun zu, wie bei dieser mifslichen Sachlage die Beobachter der ihnen gestellten Aufgabe der Farbentonvergleichung zu entsprechen gesucht haben. In der Hauptsache haben wir uns dabei auf die eigenen Aussagen der Beobachter zu st\u00fctzen.\nZwecks einer richtigen Bewertung der Selbstbeobachtungen ist zu erw\u00e4hnen, dafs Aussagen \u00fcber die Art der Urteilsbildung nur gemacht werden konnten, wenn der Beobachter seine Aufmerksamkeit diesem Vorg\u00e4nge besonders zugewendet hatte und sich bem\u00fchte, f\u00fcr sein ihm vollkommen gel\u00e4ufiges Verhalten bei der Bildung des Urteils einen Ausdruck zu finden. Man weifs, dafs unter solchen Umst\u00e4nden das Resultat der Selbstbeobachtung h\u00e4ufig mehr ein Produkt der \u00dcberlegung als der Beobachtung ist. Aufserdem kann man selbst von geschulten Beobachtern nicht erwarten, dafs sie einen psychischen Tatbestand ersch\u00f6pfend zu analysieren verm\u00f6gen, wenn die Erscheinungen sie niemals n\u00f6tigen, ihr inneres Verhalten zu \u00e4ndern. Wenn wie bei diesen Vergleichungen stets das von Anfang an beobachtete Verhalten zum Ziele f\u00fchrt, so bleiben (um mich eines Ausdrucks von Prof. M\u00fcller zu bedienen) psychologische Ertappungen meistens aus, und der Beobachter wird sich der benutzten Hilfen gar-nicht bewufst.\nDer Beobachter C erkl\u00e4rte, er betrachte z. B. bei einem gegebenen Blaugr\u00fcn beide Felder als Gr\u00fcn und vergleiche sie bez\u00fcglich ihrer Bl\u00e4ulichkeit, oder umgekehrt, und zwar diene zum Vergleich meist die im variablen Felde sich steigernde Komponente, nicht die zur\u00fccktretende.\nBeobachter K gab an, er frage sich, wieviel von der einen und wieviel von der anderen Grundfarbe in dem einen Felde vorhanden sei. Bestehe nun hier Neigung, die eine f\u00fcr \u00fcberwiegend anzusehen, so beobachte er, ob die gleiche Tendenz bei dem anderen Felde gleich, gr\u00f6fser oder kleiner sei.\nInwieweit bei diesen Vergleichungen des in dem einen und des in dem anderen Felde vorhandenen Verh\u00e4ltnisses zwischen den beiden chromatischen Komponenten w\u00f6rtliche Charakteri-","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter nsiv. 79\nsierungen eine Rolle spielten (\u201edie Bl\u00e4ulichkeit in diesem Felde im Vergleich zur Gr\u00fcnlichkeit* sehr in die Augen springend, in dem anderen Felde kaum mehr als die Gr\u00fcnlichkeit erkennbar\u201c u. dgl. m.), oder anderweite Hilfen \u00e4hnlicher Art (z. B. visuelle Schemen) verwandt wurden, mufs dahingestellt bleiben.\nGanz spontan erfolgten die Aussagen der Beobachter, welche den fr\u00fcher (S. 71) erw\u00e4hnten EinfLufs hervorhoben, den eine zunehmende Weifslichkeit (Schw\u00e4rzlichkeit) im Sinne einer Beg\u00fcnstigung der spezifisch helleren (dunkleren) Komponente aus\u00fcbt. Ich f\u00fcge hier als ein Beispiel noch an, dafs Prof. M\u00fclleb, der die Freundlichkeit hatte, zum Zweck der Selbstbeobachtung einige Einstellungen zu \u00fcbernehmen, u. a. in Beziehung auf die Einstellungen von gr\u00fcngelbem Lichte bemerkte : \u201eEs ist immer Gefahr, das dunklere f\u00fcr gr\u00fcnlich zu erkl\u00e4ren\u201c.\nEbenso spontan fanden die Aussagen statt, welche darauf hinwiesen, dafs auch bei dieser Art von Vergleichs versuch en der absolute Eindruck bisweilen eine Rolle spielt. So gab K an: \u201eDas absolut st\u00e4rkere Gelb erweckt die Tendenz gelblicher zu sagen ohne Ber\u00fccksichtigung des Verh\u00e4ltnisses zur Gr\u00fcnlichkeit\u201c. C erkl\u00e4rte: \u201eGelb zieht im leuchtenderen Felde die Aufmerksamkeit st\u00e4rker auf sich und wird daher hier eher angegeben und sp\u00e4ter auf gegeben als im dunkleren Felde\u201c. Dafs die Rolle, die dem absoluten Eindruck bei der Vergleichung von Farbent\u00f6nen zugeschrieben werden mufs, indessen nicht sehr grofs sein kann, zeigt sich darin, dafs bei einem nur wenig gr\u00fcnlichen Blau, bei dem das helle Feld durchaus den Eindruck einer starken Bl\u00e4ulichkeit erweckt, doch bei gleicher eingestellter Wellenl\u00e4nge das helle Feld gr\u00fcnlicher genannt wird als das dunkle.\nEine weitere hier zu erw\u00e4hnende Erscheinung ist die, dafs eine Grundfarbe st\u00e4rker betont wird dadurch, dafs im anderen Felde die Gegenfarbe oder die gleiche Farbe in schw\u00e4cherem Mafse vorhanden ist. Z. B. wird eine geringe Gelblichkeit im Gr\u00fcn deutlich erkannt gegen\u00fcber einem Blaugr\u00fcn; in einem Felde, in dem Gr\u00fcn und Gelb sich das Gleichgewicht halten, tritt das Gelb hervor, wenn im Vergleichsfeld ein schwach gelbliches Gr\u00fcn gegeben ist.\nK bezeichnete gelegentlich sogar im Gr\u00fcngelb das eine Feld als gelblich, das andere als bl\u00e4ulich. Von mir befragt, ob er wirklich noch Bl\u00e4ulichkeit wahrnehme, erkl\u00e4rte er, dafs das Feld","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nEdgard Dreher.\nnicht absolut, sondern nur im Vergleich zum anderen bl\u00e4ulich w\u00e4re. Er nannte es den relativen Eindruck, ein Ausdruck, der wohl akzeptiert zu werden verdient.\nNoch weiter geht C. Ich stellte im dunklen Felde ein Licht ein, das er bei Einzeldarbietung als etwas gr\u00fcnliches Gelb bezeichnete. Zum Vergleich gab ich im anderen Felde ein helles gelbliches Gr\u00fcn. Darauf erkl\u00e4rte er das erste f\u00fcr r\u00f6tliches Gelb. Es ist danach wahrscheinlich, dafs bei einem hellen und bei einem dunklen Felde der relative Eindruck in dem dunkleren Felde die gr\u00f6fsere Rolle spielt. Bei C spricht allerdings noch eine andere Erscheinung mit. Ein dunkles, schwach gr\u00fcnliches Gelb erinnerte ihn an Bronze, so dafs er stets geneigt war \u2014 wie er sich selbst ausdr\u00fcckte \u2014 Rot hineinzuf\u00fchlen.\nDafs es sich in diesen F\u00e4llen nicht um Kontrasterscheinungen handelt, konnte durch folgenden Versuch bewiesen werden. In das eine Feld des AsHE\u00dfschen Apparates wurde durch Zuspiegelung Licht von einem Auerbrenner gebracht, in dem anderen eine Mischung blauen und gelben Lichtes gegeben. Darauf wurde die Mischung durch \u00c4nderung des Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisses vom reinen Blau bis zum reinen Gelb variiert. Die Beobachter wurden instruiert, w\u00e4hrend der Ver\u00e4nderung das vom Auerbrenner erhellte Feld zu fixieren und darauf zu achten, in welcher Richtung eine \u00c4nderung des Tones eintr\u00e4te. Von f\u00fcnf Beobachtern fand jedoch keiner dabei eine Spur von Ver\u00e4nderung; zur Benennung des Tones jenes konstant gehaltenen Lichtes auf gefordert, erkl\u00e4rten aber alle \u00fcbereinstimmend die Farbe desselben neben dem reinen Blau f\u00fcr stark, neben dem reinen Gelb f\u00fcr schwach gelblich.\nEine Beeinflussung der Versuchsresultate kann offenbar durch den hier erw\u00e4hnten Vorgang nicht entstehen. Er bewirkt nur, dafs eine vorhandene Verschiedenheit der beiden Felder st\u00e4rker zur Geltung kommt, Es ist auch nicht wahrscheinlich, dafs ein untermerklicher Unterschied der beiden Felder dadurch \u00fcberwertig wird.\nEndlich trat bei K noch eine Fehlerquelle von besonderer Art hervor, die wohl dadurch bedingt ist, dafs er sich seit Jahren intensiv mit den Unterschieden zwischen Oberfl\u00e4chenfarben, raumhaften Farben, durchscheinenden Farben u. dgl. besch\u00e4ftigt. Er gab n\u00e4mlich bei diesen Versuchen gelegentlich zu Protokoll: \u201eDas dunklere Feld wird mehr als Oberfl\u00e4chenfarbe aufgefafst,","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"Methodische Untersuchung d. Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter usw. gl\nw\u00e4hrend bei dem helleren eine Farbe durch die andere gesehen zu werden scheint.\u201c Selbstverst\u00e4ndlich kann es die vorgeschriebenen Vergleichungen nicht vorteilhaft beeinflussen, wenn die zu vergleichenden Farben in solcher Weise eine verschiedenartige Auffassung erfahren.1\nBlickt man auf die vorstehenden Darlegungen dieses Kapitels zui\u00fcck, so kann man sich nicht dem Eindr\u00fccke entziehen, dafs Versuche, durch welche die bei \u00c4nderung der Lichtst\u00e4rke unver\u00e4nderlichen Punkte des Spektrums bestimmt werden sollen, wegen der prinzipiellen Unm\u00f6glichkeit, der gestellten Aufgabe in exakter Weise zu entsprechen, und wegen der verschiedenen Faktoren, die nicht ganz im Sinne der gestellten Aufgabe die Einstellungen mit bestimmen k\u00f6nnen, nicht als geeignet anzusehen sind, in ausschlaggebender Weise zur Bestimmung von Spektrallichtern zu dienen, die in psychophysischer Hinsicht eine ausgezeichnete Stelle einnehmen. Man kann sich nur das Ziel stecken, die Kesultate, die man bei derartigen Versuchen erhalten hat, im Sinne cier vorliegenden psychophysischen Anschauungen zu deuten, wie ich es im fr\u00fcheren versucht habe.\nDieselben Gesichtspunkte, die im vorstehenden hinsichtlich der Versuche mit verschiedener Intensit\u00e4t der beiden Felder geltend gemacht worden sind, gelten ebenso, wenn auch in abgeschw\u00e4chtem Mafse, hinsichtlich der im dritten Kapitel besprochenen Versuche mit zentraler Lage des einen und peripherer Lage des anderen Feldes. Auch bei diesen Versuchen besteht ein Unterschied hinsichtlich der S\u00e4ttigung der Farben der beiden Felder, der die Vergleichungen bez\u00fcglich des Farbentones als solche von etwas prek\u00e4rem Charakter erscheinen l\u00e4fst.\nAuf Grund dessen, was oben (S. 71) hinsichtlich des Einflusses der Weifslichkeit auf die Beurteilung und Vergleichung betreffs des Farbentones bemerkt worden ist, l\u00e4fst sich nun auch eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr die abweichenden Einstellungen gewinnen, welche K gem\u00e4fs dem auf S. 51 Angef\u00fchrten bei den Peripherieversuchen geliefert hat. K bemerkte an fast jedem Versuchstage, dafs ihm das periphere Feld einen erheblich helleren Eindruck mache als das zentrale, und er sei stets versucht, deshalb das periphere f\u00fcr gelblicher zu erkl\u00e4ren. Nun unterschieden sich aber K\u2019s Einstellungen\nEs handelt sich hier bei K um \u00e4hnliche Differenzen der inneren Einstellung gegen\u00fcber den zu vergleichenden Farben, wie sie auch bei den Versuchen von Langfeld (Zeitschr. f. Psychol u. Physiol d. Sinnesorq. 58 1909, S. 113 ff.) hervorgetreten sind.\nZeitscljr. f. Sinnespliysiol. 46.\n6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nEdgard Dreher.\ngerade dadurch von denen der anderen Beobachter, dafs er das periphere Feld f\u00fcr r\u00f6tlicher erkl\u00e4rte an Stellen, an denen es den anderen bereits gelblicher erschien als das zentrale. Es ist demnach nicht ausgeschlossen, dafs sich K der Rolle jenes Einflusses der Weifslichkeit allzusehr bewufst war und von vornherein einen Urteilsmafsstab benutzte, der bestimmt war, diesen Einflufs zu kompensieren. Dahin liefse sich auch deuten, dafs er bei der Beobachtung gr\u00f6fsere Schwierigkeiten fand als die anderen Beobachter. Die Zeit, die w\u00e4hrend der Urteilsbildung verflofs, war gew\u00f6hnlich relativ lang, und K erkl\u00e4rte stets, die Einstellungen w\u00e4ren \u201ekolossal anstrengend\u201c. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs der auf S. 66 erw\u00e4hnte Umschlag des Urteils auf einer \u00c4nderung des Urteilsmafsstabes von der hier angedeuteten Art beruhte.","page":82}],"identifier":"lit33594","issued":"1912","language":"de","pages":"1-82","startpages":"1","title":"Methodische Untersuchung der Farbenton\u00e4nderungen homogener Lichter bei zunehmend indirektem Sehen und ver\u00e4nderter Intensit\u00e4t","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:46:56.421283+00:00"}