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{"created":"2022-01-31T14:26:29.960208+00:00","id":"lit33599","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Nikiforowsky, P. M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 46: 179-197","fulltext":[{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"179\n(Aus dem physiologischen Laboratorium der Universit\u00e4t Utrecht.)\nDer Abllufs der akustischen Energie aus dem Kopfe, wenn ein Schall durch die Stimme oder durch den Diapason-Vertex zugeleitet wird.\nVon\nDr. med. P. M. Nikieorowsky (aus Petersburg).\nDie Frage \u00fcber das Abfliefsen des Schalles aus den verschiedenen Teilen des Kopfes unter gew\u00f6hnlichen Bedingungen geh\u00f6rt, bekanntlich, zu den am wenigsten bearbeiteten in der Physiologie. Die Mehrzahl der Beobachter lenkt alle ihre Aufmerksamkeit auf den Durchgang des Schalles durch die festen Teile des Kopfes, besonders durch die Knochen. So schrieb im Beginn des XVI. Jahrhunderts (1509) Cappivaccius 1 der Knochenleitung einen grofsen diagnostischen Wert zu. Die lange Reihe der sp\u00e4teren Untersucher hat sich mit der Frage, welche Teile des Sch\u00e4dels sich durch beste Schalleitung auszeichnen, besch\u00e4ftigt.\nSo bemerkt Ingeassia 1 2, dafs feste Teile des Sch\u00e4dels imstande sind, den Schall aufzunehmen und fortzupflanzen. B\u00fcchner3, Iorissen 4, Winklee5, Herhold6 u. a. best\u00e4tigen dasselbe. Perolle 7 untersuchte die Beschaffenheit der verschiedenen\n1\tDie Krankheiten des Geh\u00f6rorganes, ein Handbuch von K. J. Beck. Heidelberg und Leipzig 1827. S. 77.\n2\tHandbuch der theoretischen und praktischen Ohrenheilkunde von Dr. O. G. Lincke. Leipzig 1837. S. 530.\n3\tEbenda S. 532.\t4 Ebenda S. 531.\t5 Ebenda S. 523.\n0 Reils Arch. f. Physiol. 2, S. 18.\n7 Lichtenbergs Magazin f\u00fcr das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte II, St. 3, S. 47 ff.\nIO\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 46.","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nP. M. Nikiforowsky.\nTeile des K\u00f6rpers in bezug auf den Grad der Schalleitung. Zu diesem Zweck legte er die Taschenuhr bei verstopften Ohren auf alle Punkte der Oberfl\u00e4che des Kopfes und Leibes und best\u00e4tigte die Erfahrung B\u00fcchners, dafs Schall am besten dort fortgepflanzt wird, wo Knochen des Kopfes eng zusammen verbunden sind, und am wenigsten, wo sie mit weichen Teilen bedeckt sind. Am besten pflanzen den Schall die Z\u00e4hne fort. Das Stirnbein, das Hinterhauptbein, die Schl\u00e4fe, die untere Kinnlade und die Lippen lielsen die Schl\u00e4ge gut vernehmen, w\u00e4hrend beim Auflegen der Uhr auf alle anderen Stellen des K\u00f6rpers sich immer negative Resultate ergaben. Chladni1, Esser2, Linke3, Arnold4 5 wiederholten diese Versuche ; nach dem letzteren Autor pflanzen das Kinn, die Nasenspitze, die Knochenerhabenheiten, Stirnh\u00f6cker und oberen \u00e4ufseren Erhabenheiten des Hinterhauptbeines den Schall \u00e4ufserst schwach oder gar nicht fort.\nSp\u00e4ter hat Harless 5 diese Erfahrungen mit t\u00f6nender Stimmgabel am Kopfe einer Leiche gemacht, wodurch sich die F\u00e4higkeit der Knochen zum Empfangen des Schalles aus der Luft und dessen Fortpflanzung best\u00e4tigte.\nDiese Untersuchungen waren in sehr primitiver Weise angestellt und ergaben deswegen sehr oft widersprechende Resultate. Dieser Widerspruch wird jedoch verst\u00e4ndlich, wenn man die Unvollkommenheit der damaligen Methodik bedenkt. Sie hatte ihren tieferen Grund einerseits in der subjektiven Forschungsweise, andererseits in der Individualit\u00e4t der untersuchten Objekte, ein Umstand, welcher bekanntlich noch stets ein nicht zu beseitigendes Hindernis bietet.\nWas die neueren Autoren betrifft (Mader6 *, Frey 7 und Iwanoee 8), so sind ihre Versuche unter k\u00fcnstlichen Bedingungen\n1 a. a. O. S. 536.\t2 Ebenda S. 536.\t3 Ebenda S. 536.\n4\tEbenda S. 536.\n5\tHandw\u00f6rterbuch der Physiologie, Dr. R. Wagner. Bd. 4. Braunschweig 1853. S. 324.\n6\tMikrophonische Studien am schalleitenden Apparate des menschlichen Geh\u00f6rorganes. Sitznngsber. d. Wien. Akad. d. Wissensch. 109, Abt. III, 1899, S. 37.\n7\tExperimentelle Studien \u00fcber die Schalleitung im Sch\u00e4del. Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg. 28, 1902, S. 9. Weitere Untersuchungen \u00fcber Schalleitung im Sch\u00e4del. Ebenda 33, 1903, S. 355.\n8\tEin Beitrag zur Lehre \u00fcber die Knochenleitung, Ebenda 31, 1903, S. 266.","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"Der Abflufs der akustischen Energie aus dem Kopfe usw.\n181\nan dem von der Leiche abgetrennten Kopfe gemacht, und wurde meistens nur die Knochenleitung studiert. Die Ergebnisse dieser Versuche im allgemeinen best\u00e4tigen die Resultate der fr\u00fcheren Beobachter, dafs Knochen zur Schalleitung f\u00e4higer sind, als die weichen Teile, und dafs die kompakte Knochenmasse vor der spongi\u00f6sen den Vorzug in dieser Beziehung verdient.\nMader hat mittels seines ,,Otomikrophonu unter anderem\n\u2022 \u2022\neinige Versuche mit \u00dcbertragung durch Knochen der gew\u00f6hnlichen Sprachen gemacht. Zu diesem Zweck diente ihm eine H\u00e4lfte des mitten durchges\u00e4gten kindlichen Kopfes, welcher so auf ein Brett gelegt war, dafs die Ohrmuschel durch ein ausgeschnittenes Loch durchgesteckt wurde. Ein Gehilfe aus einiger Entfernung sprach gegen das Pr\u00e4parat im gew\u00f6hnlichen Konversationstone. Dabei war der Stift des Mikrophons bald am Trommelfelle, bald am Geh\u00f6rkn\u00f6chelchen angelegt. Das Trommelfell lieferte am wenigsten klare und deutliche Resultate. Am besten wurden die Worte geh\u00f6rt, wenn der Stift an Knochen, besonders an dem langen Ambofsfortsatz nahe dem Stapes angesetzt wurde. Ebensogut leiteten die Sch\u00e4delknochen den Ton der Stimmgabel und von Worten, wenn der Verfasser den Stift des Mikrophons auf blofsgelegte Glabella eines menschlichen Kopfes mit entferntem Sch\u00e4deldache und Gehirn legte und gegen das Hinterhaupt sprach oder ebenda die Stimmgabel t\u00f6nen liefs.\nH. Frey untersuchte mittels derselben Methode wie vorhergehender Autor (mit sehr kleinen unwesentlichen \u00c4nderungen) unter anderem die Schalleitung verschiedener Teile des kn\u00f6chernen Sch\u00e4dels (auf den mazerierten und frischen Knochen), wobei die Stimmgabel direkt durch den Geh\u00f6rgang in die Promontorial-wand der Trommelh\u00f6hle eingeschraubt wurde. Dieselben Versuche hat der Autor auf dem frisch abgetrennten Kopfe eines 30 j\u00e4hrigen Mannes angestellt und dabei von allen Stellen, wTelche der Stift des Mikrophons ber\u00fchrte, mit einem Locheisen von 1/2 cm Durchmesser die Haut, Fascien, Muskeln und Periost abgenommen. Der Autor kommt zur Schlufsfolgerung, dafs die Richtung, in der der Schall sich in den Sch\u00e4delknochen fortpflanzt, wesentlich von der Verteilung der Knochensubstanz in bezug auf ihre Dichte abh\u00e4ngig ist und dafs der Ton vom Geh\u00f6rorgan der einen Seite sich im ganzen Sch\u00e4del jedoch vorzugsweise nach den symmetrischen Punkten der anderen Sch\u00e4delh\u00e4lfte verbreitet.\n12*","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nP. M. Nikiforowsky.\nIwanoee hat seine Beobachtungen mit der Stimmgabel und dem Otoskop gemacht und gefunden, dafs der Schall auf dem Sch\u00e4del am st\u00e4rksten und l\u00e4nger geh\u00f6rt wird, wenn Gabel und Otoskop auf diametral gegen\u00fcberliegenden Punkten des Sch\u00e4dels liegen und zwar an der Linie, die ann\u00e4hernd durch den Mittelpunkt des Sch\u00e4dels geht. Am schlechtesten leitet den Schall Gehirnsubstanz, am besten (etwas besser, als Knochen) die Hirnhaut.\nEin sehr wesentlicher Fehler bei allen diesen Versuchen ist, dafs sie auf der subjektiven Untersuchungsmethode sich aufbauen. \u00dcber die Grade der Schalleitung dieses oder jenes Teiles des Sch\u00e4dels oder von Knochen urteilt man auf Grund der langen Dauer der T\u00f6ne einer Stimmgabel oder einer anderen Schallquelle. Selbstverst\u00e4ndlich ist, dafs diese Dauer sehr von der individuellen H\u00f6hrsch\u00e4rfe und von der Aufmerksamkeit der Versuchsperson abh\u00e4ngt.\nIn letzterer Zeit sind zwei Arbeiten (von Hopmann1 und Zimmermann 2) publiziert worden.\nErsterer Autor versuchte mit dem Phonendoskop die bei gesungenen Vokalen an Kopf und Hals auf tretenden Vibrationsbezirke zu bestimmen. Bei verschiedenen Vokalen haben auf dem Hals, Stirn- und Gesichtssch\u00e4del diese Vibrationsbezirke ihre eigenen Grenzen in der Form eines Ovales oder einer Kalotte. Am gr\u00f6fsten waren auf dem Gehirnsch\u00e4del die Bezirke der Vokale U und I, am kleinsten beim Vokal A.\nBeim Vokal A haben diese Bezirke die Form einer spitzwinkligen Fl\u00e4che, deren Spitze auf dem Kiefergelenk und deren offene Seite bei der \u00d6ffnung des Mundes liegt. \u00dcber der Nase fand man mit Hilfe des Tastsinnes beim Vokal A nur Vibrationen bei gewissen Individuen und bei ausgebildeten Stimmen und schliefslich dann, wenn der Vokal nasaliert wurde. Der Vibrationsbezirk lag hierbei \u00fcber den Nasenbeinen und erstreckte sich dann abw\u00e4rts bis \u00fcber die Naht, in der die kn\u00f6cherne und die knorplige Nase zusammenstofsen. Bei den Vokalen U und I waren diese Grenzen an den Wangen etwas gr\u00f6fser. Bei diesen Vokalen\n1\tE. Hopmann, \u00dcber die bei gesungenen Vokalen an Kopf und Hals auf tretenden Vibrationen. Med.-p\u00e4dagog. Monatsschr. f. d. ges. SprachheilJc. Juli 1909. 19. Jahrg.\n2\tDie Vibrationen des Sch\u00e4dels beim Singen. Die Stimme. April 1911. V. Jahrg. Heft 7. S. 193.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Der \u00c4bflufs der akustischen Energie aus dem Kopfe usw.\n18B\nhatte das Vibrationsgebiet seine obere Grenze in einer Linie, die sich von der Oberlippe bogenf\u00f6rmig znm Jochbein und Oberkiefergelenk fortsetzt. Nach r\u00fcckw\u00e4rts setzte sich die Linie hinter dem Ansatz der Ohrmuschel auf den Warzenfortsatz fort und lief, im ganzen dem Ansatz der Nackenmuskulatur folgend, zur Protuber, occip. externa. Nach unten ging sie in das Vibrationsgebiet des Halses \u00fcber. \u00dcber der Nase waren die Grenzen U und I nur bei einer Anzahl von Individuen scharf abgrenzbar. Bei den Vokalen O und E n\u00e4herten sich die Grenzen der Vibrationen bald U und I, bald A, je nach der F\u00e4rbung dieser Vokale. Die Stirngegend war bei diesen Versuchen auffallend von Vibrationen frei.\nDer andere Autor (Zimmermann) hat mit Abt asten, dem er den Vorzug vor dem Abhorchen mit Stethoskop oder Phonendoskop gibt, im allgemeinen diese Resultate best\u00e4tigt. Nach diesem Autor kann man bei Falsett, besonders auf I und U nur schwache Vibrationen wahrnehmen, bei A in vielen F\u00e4llen keine. Bei den hohen Kopft\u00f6nen verschwanden die Vibrationen bei allen Vokalen vollst\u00e4ndig.\nMit Absicht spreche ich nicht \u00fcber die bekannten Versuche Webers, Rinnes, Schwabachs und anderer, weil sie nur indirekte\nBeziehung zu meiner Frage haben.\nNach dem Vorschlag des Herrn Professor H. Zwaardemaker habe ich eine Reihe von systematischen Versuchen dar\u00fcber angestellt, auf welchen Wegen der Schall unter verschiedenen Bedingungen aus dem Kopfe des lebenden Menschen abfliefst.\nMethodik.\nHierzu benutzte ich die Verbindung der Saite eines Saitengalvanometers mit Permanentmagnet mit dem Sekund\u00e4rkreise eines Mikrophons.\nZu diesem Zweck wurde ein Mikrophon (M Schema I) von Lorenz von einem dicken, ganz verschlossenen Bleimantel (B) umgeben und so aufgestellt, dafs ich den aus dem Sch\u00e4del ab-fliefsenden Schall in geeigneter Weise zuleiten konnte. Der Bleimantel hatte die Form eines dickwandigen (ca. 2 cm) Zylinders (etwa 12,5 cm in der H\u00f6he und 12,5 cm im Durchmesser). Auf dem Boden dieses Zylinders war eine \u00d6ffnung (1 cm im Durchmesser), in die von der inneren Seite eine kurze, mittels eines breiten Gummiringes mit dem trichterf\u00f6rmigen Untergestell des","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nP. M. Nikiforowsky.\nMikrophons in Verbindung stehende metallische R\u00f6hre eingesteckt wurde, so dafs das Mikrophon mit seinem Untersatz v\u00f6llig frei in der H\u00f6hlung des Zylinders hing. Die weitere Ver-\nSchema I.\nErkl\u00e4rung des Schema I.\nM Mikrophon\nA, B u. C Teile des Bleimantels.\nHH H\u00e4hne.\nHR Bohre 00 Oliven.\n\u2022 \u2022\nl\u00e4ngerung der \u00d6ffnung nach aufsen bestand aus einem kleinen dicken Bleir\u00f6hrchen ((7), welches unmittelbar in eine grofse viereckige Bleischachtel (10 X 4 X 4 cm) mit dicken W\u00e4nden","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"Der Abflufs der akustischen Energie aus dem Kopfe usiv.\t185\nm\u00fcndete (\u00c4). Der Bieimantel gen\u00fcgte vollkommen zur Schallisolierung, denn wenn er mit einem Kautschukstopfen hermetisch geschlossen wird, gelangt keine irgend wahrnehmbare Schallbewegung zum Mikrophon. In den Versuchen war die Verbindung mit der am Sch\u00e4del zu pr\u00fcfenden Stelle mittels zweier mit Gummi bekleideten Bleir\u00f6hren (RR) von 55 cm L\u00e4nge und\nSchema II.\nW L.-V\nErkl\u00e4rung des Schema II.\nMi Mikrophon in Bleimantel.\nM2 Mikrophon in Camera silenta.\nFx P2 Prim\u00e4re Spirale.\nS1 S2 Sekund\u00e4re Spirale.\n----------- Prim\u00e4re Kette.\n----------- Sekund\u00e4re Kette.\n\u2014 . \u2014 . \u2014\tNebenschluls.\nA Akkumulator.\nB Schalter f\u00fcr Einschliefsung der Saite und des Widerstandes in die Kette.\nC Schalter f\u00fcr Ableitung des Stromes zu dem Mikrophon oder M2. SS Saite des Galvanometers.\nW Widerstand.\n0,8 cm Innenweite, die in Verbindung mit der Bleischachtel standen, hergestellt. In unmittelbarer N\u00e4he des \u00dcbergangs der Bleir\u00f6hre in die Bleischachtel war zu jeder Seite ein massiver Bleihahn (HH) eingeschaltet. Die Bohrung des Hahns war dieselbe wie jene","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nP. M. Nikiforowsky.\nder Bleir\u00f6hren. Wenn die beiden H\u00e4hne geschlossen wurden, drang, ebensowenig wie bei Verschliefsung des Bleimantels mittels Kautschukstopfen, irgend ein Schall zum Mikrophon durch, und auch wenn die Eingangs\u00f6ffnungen der zuleitenden Bleir\u00f6hren mit den Fingern zugehalten wurden, gelangte ebensowenig irgend ein Schall in den Mantel hinein. Die freien Enden dieser B\u00f6hren wurden mit Bleioliven oder Bleitrichter ausgestattet. Letztere kann man in Nase oder Ohren einf\u00fchren, oder an den verschiedenen Stellen des Kopfes anbringen und so den von den genannten Teilen ausgehenden Schall zum Mikrophon im Bleimantel leiten. Die \u00e4ufsere \u00d6ffnung jeder Bleiolive betrug 5,5 mm, die jedes Bleitrichters 17,5 mm im Durchmesser. Der Bleimantel ruhte auf einem h\u00f6lzernen Untersatz, der zur Vermeidung von Ersch\u00fctterungen auf einer dicken Filzschicht auf gestellt wurde.\nDer elektrische Strom eines Akkumulators (A Schema II) bildete zusammen mit der prim\u00e4ren Spirale (PJ und dem Mikrophon den prim\u00e4ren Kreis (s. Schema II). Einer von den sekund\u00e4ren Kreisen wurde zu dem Galvanometer (SS) abgeleitet, das mit einer Goldsaite (von 5 und gew\u00f6hnlich 30 mm L\u00e4nge und einem Widerstand von 77 Q) ausgestattet war. W\u00e4hrend durch Widerst\u00e4nde in der Nebenschliefsung die Empfindlichkeit ge\u00e4ndert werden konnte, registrierten sich alle \u00c4nderungen des Widerstandes, welche die Bewegungen der Platte des Mikrophons durch das Sprechen oder andere Schallwellen erzeugt wurden, sogleich durch die Saitenbewegung. Je st\u00e4rker der Schall war, desto gr\u00f6fser war das Schwanken der Saite, die Gr\u00f6fse der Amplitude derselben kann man an einer Millimeterskala ablesen.\nIn jenen F\u00e4llen, in welchen es w\u00fcnschenswert war, die St\u00e4rke des Schalles immer gleich zu haben, wurde jeder Versuch eingeschaltet zwischen je zwei Versuchen, wobei ein anderes Mikrophon (M2) in ein ganz isoliertes Zimmerchen (Camera silenta1) aufgestellt und mit dem Versuchszimmer durch Hilfe einer Bohre verbunden, benutzt wurde. Dieses Mikrophon kann man auf dieselbe Weise, wie ersteres, mit dem Akkumulator und der Saite des Galvanometers, mittels eines geeigneten Schalters (B) verbinden.\n1 H. Zwaardemaker, Konin. Akad. van Wetensch. te Amsterdam. 9 Maart 1910. Zeitschr. f. Ohrenheilk. 54, S. 248.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Der Abflufs der akustischen Energie aus dem Kopfe usw.\n187\nVersuche.\nAlle von mir ausgef\u00fchrten Beobachtungen k\u00f6nnen in drei Gruppen geschieden werden.\nZur ersten geh\u00f6ren die Versuche \u00fcber den Durchgang der Schallenergie durch den Kopf auf verschiedenen Wegen und unter gew\u00f6hnlichen Bedingungen, wie dies beim Singen oder Sprechen zu beobachten ist. In diesem Falle befindet sich sowohl die Tonquelle als die Tonbahn innerhalb des beobachteten Objektes. Zur zweiten Gruppe sind die Beobachtungen zu rechnen, welche unter Bedingungen, wie sie bei der sogenannten \u201edirekten Knochenleitung441 stattfinden, an gestellt wurden. Die Tonquelle befindet sich in diesem Fall aufserhalb des untersuchten Objektes, gibt aber ihre Schwingungen unmittelbar an den Kopf ab.\nDie der sogenannten \u201eindirekten Knochenleitung\u201c 1 2 analogen Versuche, wobei nur Tonwellen den Kopf treffen und in ihn ein-dringen, kann man zur dritten Gruppe einbeziehen.\nVersuche der ersten Gruppe.\nMeine Versuchsordnung dabei war folgende: Ich setzte mich\nauf den Stuhl vor dem Saitengalvanometer, gegen\u00fcber der zur\n\u2022 \u2022\nCamera silenta f\u00fchrenden \u00d6ffnung, in einer Entfernung von ca. 1 m und f\u00fchrte dann die Bleioliven in den Geh\u00f6rgang sehr dicht ein, oder stellte die Bleitrichter an die verschiedenen hierzu ausgew\u00e4hlten Stellen des Kopfes. Mit einer bestimmten St\u00e4rke wurde jetzt langsam mit Bruststimme oder Falsett ein Vokal, z. B. A, gesprochen. Dann \u00fcbertrug ich rasch den Strom zum Mikrophon im Bleimantel und vermerkte die Gr\u00f6fse des Ausschlags der Saite. Aufs neue versetzte ich endlich den Umschalter an die fr\u00fchere Stelle, um die Unver\u00e4nderlichkeit meiner Stimme zu kontrollieren. Das zweite Mikrophon diente also blofs als eine Kontrollvorrichtung \u00fcber die Gleichheit der St\u00e4rke des Schalles in den aufeinander folgenden Beobachtungen. W\u00e4hrend des Sprechens vermerkte ich den periodischen Ausschlag der Saite, die sich als eine Verdoppelung derselben im beleuchteten\n1\tW. Nagels Handbuch der Physiologie. Bd. 3.\t1905. S. 573. K. L.\nSchaefer, \u201eKopfknochenleitung\u201c.\n2\tK. L. Schaefer, Kopfknochenleitung in Nagels Handbuch d. Physiol. Bd. 3. 1905. S. 573.","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nP. M. Nikiforowsky.\nGesichtsfelde zeigte. Es gelang mir bald so gleichm\u00e4fsig zu sprechen, dafs in den vorhergehenden und nachfolgenden Ablesungen das Galvanometer die gleichen Ausschl\u00e4ge zeigte und auch in verschiedenen Versuchen an verschiedenen Beobachtungstagen immer derselbe Ausschlag in den Kontrollbeobachtungen wiedergefunden werden konnte.\nIch benutzte gew\u00f6hnlich 5 Vokale: A, O, E, I und U, welche ich so aussprach, dafs bei A, 0 und E der Ausschlag der Saite immer 2 mm war und bei U und I \u20144, wenn ich die Saite des Galvanometers mit dem Mikrophon in der Camera silenta verband. Unter diesen Verh\u00e4ltnissen habe ich folgende Resultate erhalten.\nWie man aus der beigef\u00fcgten Tabelle ersehen kann (Tab. I), beim Sprechen mit Bruststimme gehen selbstverst\u00e4ndlich die\nTabelle I.\nBruststimme.\nAbleitungspunkte des Kopfes zum Mikrophon\tSaitenausschlag in mm bei Vokalen |\t\t\t\t\ti j | Anmerkung i ! 1 1\n\ta\t0\tu\te\ti\t\nNase\t42\t42\t84\t42\t84\tBleioliven\nMund\t84\t84\t42\t84\t42\t? i\nOhren\t2\t2\t4\t2\t4\t>7\n\u00dcber Pars tempor. proc. zygomat.\t2\t2\t4\t2\t4\tBleitrichter\n\u201e Meat, acust. exter.\t1,5\t2\t2\ti\t2\t\nWarzenfortsatz\t2\t2\t2\t2\t2\t\u00bb\n\u00dcber der Mitte Proc. zygomat.\t2\t2\t4\t2\t4\t>\u2022\nBeide Seiten der Stirn\t2\t2\t2\t1\t2\tn\nMitte der Stirn\t1\t2\t4\t1\t4\tEin Bleitrichter\nScheitelh\u00f6cker\t2\t2\t2\t1\t1\tBeide Trichter\nScheitel\t2\t2\t4\t2\t4\tEin Trichter\nNacken\t0,5\t0,5\t1\t0,5\t1\t77\t77\nW angen\t2\t2\t4\t2\t4\tBleioliven\nWeiche Teile der Nase\t2\t1\t1\t1\t0,5\t??\nPlanum submentale\t2\t2\t4\t2\t4\t?:\nKinn\t2\t2\t4\t2\t4\t77\nAnmerkung zu den Tabellen I u. II. Die Fl\u00e4che der \u00d6ffnung der\nBleioliven verh\u00e4lt sich zur Fl\u00e4che der Bleitrichter\u00f6ffnung wie 1 :10. Man mufs gegeneinanderstellen nur vertikal stehende Zahlen.","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Der Abflu\u00df der akustischen Energie aus dem Kopfe usw.\n189\n\u2022 \u2022\nmeisten Teile der Schallenergie durch die nat\u00fcrlichen \u00d6ffnungen des Kopfes: Mund und Nase mit dem Luftstrom nach aufsen. Bei A, 0 und E gibt die Saite ungef\u00e4hr 2 mal gr\u00f6fsere Ausschl\u00e4ge bei Ausgang der Schallenergie durch den Mund als durch die Nasen\u00f6ffnungen; bei den Vokalen U und I umgekehrt kleinere. Die letztere Erscheinung findet ihre Erkl\u00e4rung in den anatomischen Bedingungen, welche dabei stattfinden. Wie bekannt, ist nach Versuchen Br\u00fcckes, Merkels, Gr\u00fctzners, Barths, Scheiers 1 und anderer, bei A, E und O die \u00e4ufsere und namentlich die innere Mund\u00f6ffnung gr\u00f6fser als bei U und I und der Schall im Luftstrom hat f\u00fcr sich sehr breiten Ausgang auf diesem Wege. Umgekehrt ist bei U und I die Mund\u00f6ffnung kleiner und das Gaumensegel mehr abgespannt; der Schall mit der Luft ist etwas zusammengeprefst und durch die Lage der Zunge nach oben gerichtet, findet f\u00fcr sich bessere Bedingungen f\u00fcr den Ausgang durch die Nasenh\u00f6hle und umgebende Teile der Ansatzr\u00f6hre. Weiter durchleitet der Schall am besten auf-liegende weiche Teile, der Wangen, der Nase, durch Kinn und untere Kinnlade (Planum submentale). Die N\u00e4he der Schallquelle einerseits und einige Spannung der Muskulatur der Wangen, der Nase und des Mundbodens beim Sprechen oder besonders beim Singen andererseits beg\u00fcnstigt die Schalleitung durch diese Teile. Dabei mufs man bemerken, dafs die in Alis nasi liegenden Knorpeln bei dieser Durchleitung eine bestimmte Rolle spielen. Die Versuche von Harless 1 2, Lincke \u00b0, Kretschmann 4 und anderer haben gezeigt, dafs der Knorpel imstande ist, nicht nur den Schall durchzuleiten, sondern ihn auch zu verst\u00e4rken und dabei werden, wie man aus Versuchen der letzteren Autoren ersehen kann, die Verst\u00e4rkung des Schalles und beste Bedingungen f\u00fcr Schalleitung besser am frischen, als am getrockneten Pr\u00e4parat gewonnen.\nDie Werte des Schalles, welcher durch diese weichen Teile in meinen Versuchen ging, waren in einzelnen F\u00e4llen 212- bis 42'-mal kleiner, als durch die Nase. Ich eile zu bemerken, dafs ich diese Menge der Schallenergie vergleiche mit derjenigen, welche\n1\tM. Scheier, Die Bedeutung des R\u00f6ntgenverfahrens f\u00fcr die Physiologie der Sprache und Stimme. 1909.\n2\ta. a. O. S. 24.\t3 a. a. O. S. 438.\n4 Die akustische Funktion der lufthaltenden Hohlr\u00e4ume des Ohres. Pfl\u00fcgers Archiv 108, 1905, S. 499.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nP. M. Nikiforowsky.\nauf ein Quadratzentimeter der Bleioliven- oder Trichterfl\u00e4che kommt. Feste Teile leiten den Schall 10 mal und mehr schlechter als z. B. die Wangen. Am schlechtesten geht der Schall durchs Occiput; dies kann man dadurch erkl\u00e4ren, dafs dieser Teil etwas weiter von der Tonbahn entfernt ist und mit Haaren bedeckt, welcher Umstand zur Verringerung der Intensit\u00e4tsstimme f\u00fchrt (Arnold 1 Esser 2, Lincke 3 4).\nDafs die st\u00e4rkere Spannung der weichen Teile der Ansatzr\u00f6hre bei Schalleitung eine grofse Rolle spielt, kann man sehr leicht zeigen mit folgendem, sehr einfachen Versuch. Wenn wir in die Ala nasi unsere R\u00f6hren einstellen und dann die Werte des Saitenausschlages beim gew\u00f6hnlichen Aussprechen vergleichen mit jenen, welche wir erhalten, wenn derselbe Vokal etwas \u201enasaliert\u201c ausgesprochen, oder ein Nasenloch verstopft und etwas gen\u00e4selt wird, so bekommen wir im zweiten Fall und besonders im dritten bedeutend gr\u00f6fsere Ausschl\u00e4ge, als im ersten.\nEs ist sehr interessant, dafs durch die \u00e4ufseren Geh\u00f6rg\u00e4nge der Schall in einer Menge abgeleitet wird, wTelche ungef\u00e4hr 10 mal gr\u00f6fser ist, als die durch andere Teile des Gehirnsch\u00e4dels.\nDiese Ausschl\u00e4ge der Saite erhielt ich hei Ableitung des Schalles von zwei symmetrischen Punkten des Kopfes. Bei Ableitung von einer Seite erh\u00e4lt man etwas kleinere Zahlen, doch ist zu bemerken, dafs diese Zahlen meistens ungef\u00e4hr die H\u00e4lfte der von zwei Punkten abgeleiteten Schallenergie betragen.\nWas das Falsett betrifft, so fliefst die Schallenergie dabei in sehr geringer Menge durch die festen Teile und nur die einzelnen Teile wie Stirn, die Schl\u00e4fen und Vorderhaupt durchleiten den Schall etwas besser, besonders bei den Vokalen U und I (s. Tabelle II).\nMeistens geht Schallenergie mit dem Luftstrom durch Mund und weiche Teile und in kleinen Mengen durch die Nasenh\u00f6hle. Diese Erscheinung findet auch in anatomischen Verh\u00e4ltnissen ihre Erkl\u00e4rung. Die Beobachtungen Museholds 4 und Scheiers 5 \u00fcber die Lage des Gaumensegels, der Stimmb\u00e4nder und \u00fcber die Gr\u00f6fse der Stimmritze bei Falsett und Bruststimme haben gezeigt, dafs bei Falsett die Stimmritze bedeutend gr\u00f6fser ist als bei Bruststimme und von betr\u00e4chtlichem Luftverlust begleitet ist.\n1 a. a. O. S. 536.\t2 a a 0 s 536\t3 a a< 0 s 438>\n4 Arch. Laryngol. 7, 1898.\t5 a. a. 0.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Der Abflufs der akustischen Energie aus dem Kopfe usic.\n191\nDer Ton ist bei Falsett etwas h\u00f6her als bei Bruststimme und je h\u00f6her der Ton, desto h\u00f6her steht das Gaumensegel und desto fester ist der Verschlufs zwischen den oberen und unteren Teilen der Ansatzr\u00f6hre.\nTabelle II.\nFalsett.\n1 i 1 Ableitungspunkte des Kopfes zum Mikrophon\ti | Saitenausschlag in mm; bei Vokalen\t\t\t\t\tAnmerkung\n\ta\t0\tu\te\ti 1\t\nOhren\t?\t0\t2\t0\t2\tBleioliven\n\u00dcber Pars tempor. proc. zygomat.\t\u00b0\t0\t1,5\t0\t1,5\tBleitrichter\n\u00dcber Meat, acust. exter.\t0\t0\t?\t0\t?\t9 = Saitenzittern 57\t\u2022\nWarzenfortsatz\t0\t0\t?\t0\t?\t57\n\u00dcber der Mitte Proc. zygomat.\to Qo\ti\t2\t1\t2\t57\nBeide Seiten der Stirn\t; 0,5\t0,8\t2\t0,8\t2\t57\nMitte der Stirn\t0\t?\t?\t?\t?\t55\nScheitelh\u00f6cker\t; 0\t0\t0\t0\t0\t57\nScheitel\t| 1\t2\t2\t1\t1\t57\nKacken\t0 1\t0\t?\t0\t?\t>5\nWangen\t1 1\t2\t4\t1\t4\tBleioliven !\nDies alles ist behilflich zum grofsen Abfliefsen des Schalles mit Luft durch den Mund und seine nebenliegenden weichen Teile, so dafs nur sehr kleine Mengen des Schalles durch die festen Teile des Gehirnsch\u00e4dels sich verbreiten und von hier nach aufsen \u00fcbergehen.\nAls weiteren Beweis, dafs beim Falsett die gr\u00f6fste Menge Energie des Schalles durch die Mund\u00f6ffnung entstr\u00f6mt, kann man die Tatsache anf\u00fchren, dafs der Saitenausschlag des Galvanometers da, wo es in Verbindung mit dem Mikrophon in Camera silenta steht, bedeutend gr\u00f6fser ist, als bei Bruststimme und zwar bekam ich bei A, O und E einen Saitenausschlag = 6\u20148 mm, bei U und I = 12\u201414 mm.\nDafs dabei die Entfernung des Ableitungsschalles von der Tonbahn auch eine grofse Rolle spielt, zeigt jene Tatsache, dafs die Menge des Schalles, welche von den Wangen abfliefst, ziemlich grofs ist.","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nP. M. Nikiforowsky.\nDie oben (Tabellen I und II) angef\u00fchrten Zahlen haben selbstverst\u00e4ndlich keine absolute Bedeutung und h\u00e4ngen von der Individualit\u00e4t des Objektes ab.\nDies ist bedauerlicherweise nicht zu umgehen und bildet die Schattenseite von Untersuchungen dieser Art.\nWeiter habe ich probiert, genau zu berechnen, wie grofs ist die von jedem einzelnen Teile des Kopfes und die vom ganzen Kopfe ausgehende Schallenergie.\nVon den vielen Methoden (Poirot1) f\u00fcr diesen Zweck benutzte ich die, welche schon von Zwaardemaker und Minkema 2 beschrieben ist, und zwar habe ich erstens nach der Methode Boeke-Hermann photographische Kurven des Vokals A, ungef\u00e4hr mit derselben St\u00e4rke ausgesprochen, wie bei meinen Versuchen mit dem Saitengalvanometer, untersucht. Dann habe ich drei dominierende Formanten in einem neuen Versuch mit einer grofsen EDELMANNschen Fl\u00f6te in dem Zimmerchen mit Filzw\u00e4nden bei t\u00b0= 15\u00b0 C hervorgebracht und dabei dieselbe Breite der Glvphik, wie bei dominierenden Formanten nach einer langen Reihe von Versuchen bekommen und dann die Intensit\u00e4t des Schalles nach der Formel: Volumen X Druck X 981 ausgerechnet. Die Tabelle III zeigt die so erhaltenen Werte. Die allgemeine (2,45 Megaerg) von Mund und Nase ausgehende Menge der Schallenergie liegt in den Grenzen der von Prof. Zwaardemaker 8 schon fr\u00fcher berechneten Mengen.\nTabelle III.\nVokal A.\nOrdnungs- zahl\tDie dominierende Formanten\tTonh\u00f6he der domin. Formanten\tBei Berechnung zugrunde gelegte Tiefe in V200 f1\tLuftverbrauch pro Sek. in ccm\tDruck in cm Wasser\t.2 ress \u00f6 _>y d >\tBerechnete Menge Energie in Megaerg\nCe\tgis2\t804\t1,035\t107,5\t2\t210915\t0,04\nG\tais2\tCD Jw1 GO\t1,71\t308\t16\t4834368\t2,0\nCs\tC3\t1072\t0,825\t107,5\t2\t210915\t0,014\nSumme\n2,45 Megaerg pro Sek.\n1\tB. Tigerstedt, Handbuch der physiol. Methodik. 3. Bd. 6. Abt. Die Phonetik. S. 225.\n2\tEngelmarms Archiv. 1906. S. 433\u2014450. Onderzoekingen der Utrecht-schen Hoogeschool. VII, 1906, S. 166,\n3\tLeerboek der Physiologie. Haarlem. 1910. S. 82.","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"Der Ahflufs der akustischen Energie aus dem Kopfe usw.\n193\nNimmt man die Energiemenge der Tabelle III an und kennt\n\u2022 \u2022\nman die Gr\u00f6fse der \u00d6ffnungen der Nase und des Mundes beim Aussprechen des Vokals A und die Oberfl\u00e4che der festen und weichen Teile des Kopfes auf Grund der Verh\u00e4ltnisse der Saitenausschl\u00e4ge des Galvanometers1 2 3, so kann man sehr leicht berechnen, welcher Teil der Schallenergie aus den nat\u00fcrlichen \u00d6ffnungen und den sie umgebenden Teilen des Kopfes kommt. (Tabelle IV).\nTabelle IV.\nVokal A.\nTeile des Kopfes\tMenge der Energie pro qcm in Megaerg\tFl\u00e4che in qcm\tMenge der Energie in Megaerg\tProzentige Verh\u00e4ltnisse\tAnmerkung\nNase\t0,131\t1,1\t0,144\t5,4\tBeide \u00d6ffnungen\nHund\t0,524\t4,4\t2,306\t86,0\t\nOhren\t0,000297\t0,475\t0,00014\t0,005\t\u00bb \u00bb\nFeste Teile\t0,0000297\t2233\t0,066\t2,4\t\nWeicheTeile\t0,000297\t559\t0,166\t6,2\t\nSumme 2,68 Megaerg pro Sek.\nDie Tabelle IV zeigt, dafs die von letzteren Teilen ausgehende Energie relativ klein ist und zwar ungef\u00e4hr 10,6 mal kleiner, als die aus den nat\u00fcrlichen \u00d6ffnungen des Kopfes ausgehende Menge der Energie. Und diese allgemeine Menge der vom Kopfe abflielsenden Energie stimmt genau mit den von Zwaardemaker 2 und Zernow 3 nach anderer Methode erhaltenen Werten.\nVersuche der zweiten Gruppe.\nEs w\u00e4re sehr interessant zu sehen, welche \u00c4nderungen diese Verh\u00e4ltnisse bei der \u00dcbertragung der Tonquelle auf andere Stellen erleiden w\u00fcrden.\nDafs der Schall auf diesem Wege in das Kopfinnere ein-\n1\tDer Versuch hat gezeigt, dafs die Amplitude der Saite dem Quadrate der Energie proportional ist.\n2\tLeerboek der Physiologie. Haarlem 1910. S. 82.\n3\tAnnalen der Physik. 4. Folge. Bd. 26, 1908, S. 79.","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nP. M. Nikiforowsky.\ndringen kann, zeigen die Beobachtungen von Haeless1 und Mach\u20192 und zahlreiche sogenannte \u201eStirnmgabelversuche\u201c erzeugten eine ungeheuere Literatur (Quix).3\nBei meinen Versuchen stellte ich eine E\u00fcELMANNsche Stimmgabel mit Laufgewichten (60 Schwankungen pro Sek.) auf die Mitte des Kopfes, und untersuchte, in welcher Menge jetzt der Schall aus verschiedenen Teilen des Kopfes abfliefst. Die Stimmgabel war auf einem Gestell befestigt. Sie konnte mit elektrischem Strome immer mit derselben Kraft in Bewegung gesetzt werden und t\u00f6nte beinahe mit derselben Amplitude (2 a = 1 mm). Der Druck, der die Stimmgabel auf den Kopf aus\u00fcbte, wTar in der ganzen Versuchszeit so viel wie m\u00f6glich der gleiche.\nTabelle V.\nDiapason-V ertex.\nBer\u00fchrungspunkte der Bleioliven\t\u00ab\u25a0s a s-S a \u2022d \u00e6 00 \u00dc \u00dc1 p .rH\tAnmerkung\nOhren\t16\t\n\u00dcber der Mitte Proc. zygomat.\t4\tStimmgabel 60 Schwankungen p. Sek.\nStirn\t3\tAmplitude (2 a) = 1 mm.\n\u00dcber Meat, acust. exter.\t2\t\nNacken\t2\t\n\u00dcber Knochen der Nase\t2\t\n\u00dcber weiche Teile der Nase\t0,5\t\nWangen\t1\t\nDie Tabelle V zeigt, welche grofse Menge der Schallenergie aus den Ohren, dann aus den \u00fcbrigen festen Teilen des Sch\u00e4dels und endlich aus den weichen abfliefst. Letztere pflanzen den Schall am wenigsten fort, wreil sie \u00fcberhaupt weniger vollkommene Schalleiter sind, etwas weiter von der Tonbahn stehen und der Schall beim \u00dcbergang von einem (kn\u00f6chernen) Mittel zum anderen (muskelhaften) zu viel von seiner Intensit\u00e4t einb\u00fcfst. Die Tatsache, dafs durch die Ohren die meiste Menge\n1\ta. a. O. S. 361.\n2\tSitzungsber. d. Wiener Akad. 48, II. Abt., S. 289, 1863.\n5 Internat. Zentralbl. f. Ohrenheilk. 4 (2), S. 37 (Sammelreferat).","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"Der Abflufs der akustischen Energie aus dem Kopfe usw.\n195\ndes Schalles geht, findet, wie ans Versuchen Maders1, Freys 2 und Iwanoffs3 hervorgeht, ihre Erkl\u00e4rung darin, dafs die harten Teile der Pyramide des Schl\u00e4fenbeins sehr gute Schalleiter sind und den Schall der Luft der Trommelh\u00f6hle \u00fcbermitteln. Wir finden also unter diesen Bedingungen Verh\u00e4ltnisse, die denen bei Versuchen der ersten Gruppe ganz entgegengesetzt sind. Hier ist auch festzustellen, dafs aus den Ohren der gr\u00f6fste Teil der Energie im Vergleich zu anderen Teilen des Kopfes abfliefst.\nEs ist sehr leicht zu zeigen, dafs Teile n\u00e4her an der Tonbahn liegend, etwas besser den Ton leiten, als die, welche sich in einiger Entfernung befinden: wenn Bleioliven in die \u00e4ufseren Geh\u00f6rg\u00e4nge eingef\u00fchrt werden, und die Stimmgabel an anderen Orten aufgesetzt wird, dann bekommen wir an der Seite, wo die Stimmgabel sich befindet, etwas gr\u00f6fsere Mengen ausgehende Energie, als an der gegen\u00fcberliegenden. Hierbei habe ich Verh\u00e4ltnisse, die den von anderen Autoren fr\u00fcher beobachteten ganz analog waren, angetroffen.\nZu meinem Bedauern konnte ich nicht berechnen, welche Menge der Tonenergie der Stimmgabel aus verschiedenen Stellen des Kopfes dabei abfliefst, weil, ungeachtet der guten Methoden (von Rayleigh oder Wead) zur Bestimmung der Schallintensit\u00e4t der Stimmgabel, wir nicht berechnen k\u00f6nnen, welcher Teil der Tonenergie aus dem Stiel der Gabel abfliefst und welche Abh\u00e4ngigkeit die Stielamplitude von der Zinken amplitude besteht und dies um so mehr, als die Art der Schwankungen des Stieles unbekannt ist (Weber4, M. Th. Edelmann5). Dabei w\u00e4re auch sehr schwer zu bestimmen, welcher Teil der Energie in das Gestell der Stimmgabel \u00fcbergegangen ist. Alle diese Erw\u00e4gungen zwangen mich, diesen sehr interessanten Bestimmungen zu entsagen.\nVersuche der dritten Gruppe.\nWas die Versuche der letzteren Gruppe betrifft, so sind nur einige Worte zu sagen.\nSehr zahlreiche und mannigfaltige Versuche wurden von mir angestellt ; dabei suchte ich einen m\u00f6glichst starken Schall\n1 a. a. 0.\t2 a. a. 0.\t3 a. a. 0.\n4\tSchiveiggers Journal 15 (45), S. 307\u2014310.\n5\tLeitfaden der Akustik f\u00fcr Ohren\u00e4rzte. Berlin 1911. S. 27 ff.\n1 Q\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 46.","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nP. M. N\u00efkiforowsky.\nzu erhalten, erzielte aber jedesmal ein negatives Resultat. Nur einmal, als die Stimme der anderen Person mittels Megaphon bedeutend verst\u00e4rkt war, und ich selbst mich der letzteren gegen\u00fcber mit den in den Ohren aufgenommenen und nach dem Galvanometer abgeleiteten Bleioliven aufstellte, vernahm ich deutlichen doppelten Ausschlag der Saite, aber nur beim Aussprechen des Vokals A mit m\u00f6glichst starker Stimme; die \u00fcbrigen Vokale blieben aus. Ebenso kann man durch Anschl\u00e4gen einer mittelgrofsen Eisenbahnglocke einen sehr kleinen Ausschlag der Saite herbeif\u00fchren, der sehr gut merklich mit dem Glockenschlage zusammenf\u00e4llt. Auch sehr laute T\u00f6ne einer Sirene, welche durch Druck von 1/2 \u2014 2 Atmosph\u00e4ren in Wirkung gesetzt wurde, zeigten, dafs namentlich bei weit ge\u00f6ffnetem Munde, der Schall von aufsen nur unter besonderen Bedingungen die M\u00f6glichkeit hat, auf diesem Wege nach dem Inneren des Kopfes einzudringen.\nAlle diese Umst\u00e4nde n\u00f6tigen zur Vermutung, dafs die Menge der von aufsen kommenden Energie unter gew\u00f6hnlichen Bedingungen nicht imstande ist, den Schall so weit innerhalb des Sch\u00e4dels eindringen zu lassen, dafs die Energie mittels des Instrumentes registriert werden kann. Die tats\u00e4chlichen Bedingungen meines Versuches beg\u00fcnstigen das Hineingelangen der Schallwellen nicht besonders. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die bedeutende Reflexion der Schallwellen von der Oberfl\u00e4che des Gesichts und besonders von behaarten Teilen des Kopfes. Offenbar ist die Schallquantit\u00e4t, welche zu dem sehr fein reagierenden Geh\u00f6rapparat gelangt, \u00e4ufserst gering, eine Menge jedoch, die gen\u00fcgt, um die entsprechende physiologische Empfindung auszul\u00f6sen. Die gr\u00f6fste Menge des hineingelangten Schalles wird \u00fcbrigens von den umgebenden Teilen absorbiert, so dafs die Abgabe des Schalles nach aufsen nur sehr eingeschr\u00e4nkte Dimensionen annimmt.\nDie gewonnenen Ergebnisse meiner Versuche sind folgende:\n1.\tBei Bruststimme (gew\u00f6hnlichem Sprechen) fliefst der gr\u00f6fste Teil der Schallenergie durch die nat\u00fcrlichen \u00d6ffnungen des Mundes und der Nase ab. Die weichen Teile des Gesichts \u00fcbertreffen in dieser Beziehung die festen des Gehirnsch\u00e4dels.\n2.\tDie Menge der von den Ohren abfliefsenden Schallenergie ist relativ grofs und \u00fcbertrifft pro qcm unter gleichen Bedingungen die festen Teile des Kopfes.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Der Abflufs der akustischen Energie aus dem Kopfe usw.\n197\n3.\tDie durch die festen Teile des Kopfes abfliefsende, pro qcm ausgerechnete Menge der Schallenergie ist ungef\u00e4hr zehnmal und mehr geringer, als die aus den Ohren und weichen Teilen abfliefsende.\n4.\tBei dem Falsett entweicht die Schallenergie meistens durch die Mund\u00f6ffnung, die umgebenden weichen Teile und die Nase und in sehr geringer Menge durch die festen Teile des Kopfes.\n5.\tIn Versuchen mit der sogenannten \u201edirekten Knochenleitung\u201c zeigt die Schalleitung umgekehrte Verh\u00e4ltnisse: feste Teile pflanzen den Ton besser fort als weiche, und die von den Ohren abfliefsende Schallenergie \u00fcbertrifft hier unter denselben Bedingungen die anderer Teile des Kopfes.\n6.\tDie sogenannte \u201eindirekte Knochenleitung\u201c durch den Kopf ist infolge der ung\u00fcnstigen Bedingungen (ungen\u00fcgende Intensit\u00e4t des Schalles, grofse Reflexion usw.) unter gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden sehr eingeschr\u00e4nkt.\n13*","page":197}],"identifier":"lit33599","issued":"1912","language":"de","pages":"179-197","startpages":"179","title":"Der Abflu\u00df der akustischen Energie aus dem Kopfe, wenn ein Schall durch die Stimme oder durch den Diapason-Vertex zugeleitet wird","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:26:29.960213+00:00"}