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Untersuchungen über die Farbenzeitschwelle

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{"created":"2022-01-31T16:48:14.325994+00:00","id":"lit33602","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Br\u00fcckner, A.","role":"author"},{"name":"R. Kirsch","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 46: 229-286","fulltext":[{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"229\n(Aus der K\u00f6niglichen Universit\u00e4ts-Augenklinik zu K\u00f6nigsberg.)\nUntersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\nVon\nA. Br\u00fcckner und R. Kirsch.\n(Mit 7 Figuren im Text.)\nDie bisher vorliegenden Untersuchungen \u00fcber den Erregungsanstieg im Sehorgan besch\u00e4ftigen sich vorwiegend entweder mit der Ermittlung der sog. Maximalzeit, d. h. derjenigen Zeitdauer, welche erforderlich ist, um das Maximum der Erregung bzw. Empfindung zu erreichen, oder sie erstreben eine Feststellung des Erregungsverlaufs bis zu diesem Maximum. Demgegen\u00fcber sind Daten \u00fcber die minimale Zeit, welche zur Ausl\u00f6sung einer Gesichtsempfindung erforderlich ist, nur vereinzelt zu finden. F\u00fcr die farblose Empfindung liegt die Schwelle wohl unter Vioooo Sekunde. F\u00fcr die Zeitschwelle der Farbenempfindungen lauten die Angaben verschieden, d. h. die Zeiten, welche der Lichtreiz einwirken mufste, um eine wenn auch minimale Farbigkeit der Empfindung hervorzurufen, weichen nicht unerheblich voneinander ab. Bisher liegen \u00fcber die Farbenzeitschwelle1, wie wir sie nennen wollen, Angaben vor von Martius 2, Berliner3 und Guttmann.4 Martius fand f\u00fcr Pigmentfarben (gef\u00e4rbte Gelatineplatten) folgende Werte:\n1\tNach v. Kries k\u00f6nnte man sie auch spezifische Zeitschwelle nennen.\n2\t\u00dcber die Dauer der Lichtempfindungen. Beitr\u00e4ge zur Psychologie, 1. Bd., S. 335.\n3\tDer Anstieg der reinen Farbenerregung im Sehorgan. Psychologische Studien 3, S. 91.\n4\tUntersuchungen \u00fcber Farbenschw\u00e4che. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 42, S. 42 ff.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 46.\n15","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\nrot :\t1 o\ngelb :\t1,5 o\nblau :\t2 o\ngr\u00fcn : 2,5 o\nBerliner gibt f\u00fcr parafoveale Netzhautteile folgende Werte an:\nF\u00fcr Pigmente :\nrot: 1,8\u2014 3,6 o gelb: 10,0\u201412,7 a gr\u00fcn: 2,7\u2014 3,6 o blau: 2,7\u2014 4,5 a\nF\u00fcr Spektralfarben fand er dagegen :\nrot:\t0,9 \u2014 1,8 a\ngr\u00fcn :\t2,7 a.\nDie Schwankungen erkl\u00e4ren sich daraus, dafs verschiedene Beobachter und wechselnde Intensit\u00e4ten des farbig wirkenden Lichtes in Betracht kamen.\nGuttmann findet demgegen\u00fcber f\u00fcr den normalen Farbent\u00fcchtigen bei Verwendung von Pigmentfarben im allgemeinen wesentlich h\u00f6here Zeiten: durchschnittlich 11\u201412 a, w\u00e4hrend er bei Benutzung von spektralen Lichtern bedeutend niedrigere Werte feststellte. Sie lagen hier um und unter 0,2 o. Er sucht diese erhebliche Differenz durch die gr\u00f6fsere S\u00e4ttigung der durch Spektrallichter hervorgerufenen Farbenempfindungen zu erkl\u00e4ren..\nGuttmann hat auch zuerst f\u00fcr den Anomalen (anomalen Trichromaten) die Farbenzeitschwelle untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dafs die Zeitwerte bedeutend h\u00f6her sind als f\u00fcr den normalen Farben t\u00fcchtigen. Diese Angaben Guttmanns boten den Anlafs zu den folgenden Untersuchungen, als deren n\u00e4chstes Ziel eine Nachpr\u00fcfung der Werte f\u00fcr den Anomalen angestrebt wurde. Auch entstanden Zweifel hinsichtlich der Deutung, welche Guttmann f\u00fcr die erhebliche Differenz der Zeitschwelle bei Verwendung von Spektral- und von Pigmentlichtern gegeben hatte.\nDie ersten Versuche hat der eine von uns (B) mit Herrn Dr. Erich Wegener, einem Gr\u00fcnanomalen, im Sommer 1910 an-","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n231\ngestellt. \u00dcber das vorl\u00e4ufige Ergebnis derselben ist kurz an anderer Stelle berichtet worden.1\nDurch den Weggang des genannten Kollegen aus K\u00f6nigs-ber g mufsten die Versuche zun\u00e4chst unvollendet bleiben und konnten erst im Wintersemester 1910/11 von uns gemeinsam wieder aufgenommen werden. Zun\u00e4chst m\u00f6ge das Ergebnis der mit Herrn Kollegen Wegener ausgef\u00fchrten Vorversuche in aller K\u00fcrze mitgeteilt werden.\nV orversuche.\nDiese Versuche wurden ebenso wie die definitiven Untersuchungen mit einem ScHUMANNschen Tachistoskop angestellt, welches durch einen Elektromotor mit entsprechender \u00dcbersetzung angetrieben wurde. Diese Apparate wurden uns in liebensw\u00fcrdigster Weise von dem Direktor des psychologischen Instituts Herrn Professor Dr. N. Ach zur Verf\u00fcgung gestellt, dem auch an dieser Stelle hierf\u00fcr verbindlichst gedankt sei.\nDas ScHUMANNSche Tachistoskop besteht aus einem vertikal stehenden Rade von 75 cm Durchmesser, das in Kugellagern l\u00e4uft. Es tr\u00e4gt an seiner Peripherie einen ca. 8 cm breiten Ring, welcher aus z. T. abnehmbaren Ringsektoren besteht. F\u00fcr uns kam in Frage, dafs die M\u00f6glichkeit gegeben war, durch einen in seiner Breite ver\u00e4nderlichen radi\u00e4r stehenden Spalt an dem erw\u00e4hnten peripheren Ringe, f\u00fcr eine genau mefsbare Zeitdauer Licht in ein entsprechend aufgestelltes Beobachtungsrohr fallen zu lassen. Die Zeitdauer liefs sich aus der Spaltbreite und der Umdrehungsgeschwindigkeit des Rades bestimmen. Wie man sieht, handelt es sich also bei dem Tachistoskop um eine Anwendung des Episkotisterprinzips.\nDie Versuchsanordnung war im allgemeinen die gleiche, wie Guttmann sie verwendet hatte. Die Versuchsperson blickte in eine Dunkelr\u00f6hre, die mit einer Linse versehen war. Das Kohr wurde so justiert, dafs die Spaltbacken des Tachistoskopes dem Beobachter in maximaler Zerstreuung erschienen. Hinter dem Tachistoskop wurden die farbigen Pigmentfl\u00e4chen aufgestellt. Das Verfahren war ein unwissentliches. Es wurde die Zeitschwelle f\u00fcr die vier Grundfarben : rot, gelb, gr\u00fcn, blau und f\u00fcr orange und violett ermittelt. F\u00fcr einen Teil der Versuche ward die Vorderfl\u00e4che des Tachistoskops mit weifsem Schreibpapier\n1 Sitzungsberichte der physikalisch-\u00f6konomischen Gesellschaft zu K\u00f6nigsberg, biologische Sektion, Sitzung vom 29. Juni 1910,\n15*","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nA. Br\u00fcckner und R. Kirsch.\nbeklebt, um nach M\u00f6glichkeit eine konstante Dauerbeleuchtung vor und nach der Exposition des farbig wirkenden Reizes zu erhalten. Trotzdem st\u00f6rte das Flimmern im Gesichtsfelde, welches\ndurch das Vorbeipassieren des rotierenden Tachistoskopes ver-\n\u2022 \u2022\nursacht wurde, aufserordentlich. Um diesen Ubelstand wenigstens etwas zu verringern, wurde bei weiteren Versuchen die Vorderfl\u00e4che des Tachistoskopes mit schwarzem Tuch \u00fcberkleidet. Es wirkte also dann vor und nach der Exposition des farbigen Reizlichtes ein wesentlich dunkleres Grau als bei den ersterw\u00e4hnten Versuchen auf das Auge ein.\nAls wesentlichstes Ergebnis dieser Versuche war festzustellen, dafs die Zeitschwelle um ein vielfaches niedriger wurde, wenn\ndas Tachistoskop schwarz \u00fcberkleidet, als wenn es mit weifsem\n\u2022 \u2022\nSchreibpapier bedeckt war. In \u00dcbereinstimmung mit den Angaben von Guttmann fand sich ferner, dafs der Anomale wesentlich h\u00f6here Zeitschwellen aufwies als der Farbent\u00fcchtige, w\u00e4hrend er dem Einfl\u00fcsse der Helligkeit des vorausgehenden und nachfolgenden farblos wirkenden Lichtes in gleicher Weise unterworfen war wie der Normale. Diese Vorversuche lehrten schon die Unwahrscheinlichkeit der GuTTMANNschen Ansicht, dafs die niedrigere Zeitschwelle bei seinen Versuchen mit Spektralfarben irgend etwas mit der Homogenit\u00e4t des Reizlichtes zu tun h\u00e4tte. Die Zeitschwellenwerte, welche wir bei \u00dcberkleidung des Tachistoskopes mit schwarzem Tuch erzielten, n\u00e4herten sich n\u00e4mlich stark den von Guttmann f\u00fcr spektrale Lichter angegebenen.\nDieses Ergebnis veranlafste uns, die Frage nach der Abh\u00e4ngigkeit der Farbenzeitschwelle von einer Reihe verschiedener Bedingungen zu untersuchen, im speziellen zu pr\u00fcfen, wrelche Beziehungen mit den vorausgehenden bzw. nachfolgenden farblos wirkenden Reizen best\u00e4nden. Zu diesem Zwecke mufste die vorhin skizzierte Versuchsanordnung in einigen Punkten modifiziert wrerden. Hierbei ging freilich der Vorteil des v\u00f6llig unwissentlichen Verfahrens verloren. Gleichwohl liefsen sich manche spezielle Versuchsbedingungen auch jetzt unwissentlich f\u00fcr den Beobachter variieren, so dafs wir die mitzuteilenden Resultate, zumal sie z. T. ganz unerwartet und nicht ohne weiteres vorauszusehen waren, als unbeeinflufst hinstellen d\u00fcrfen. Im \u00fcbrigen betonen wir ausdr\u00fccklich, dafs wir uns wohl bewufst sind, mit unseren Versuchen, die nur mittels einer primitiven Apparatur angestellt wurden, vorl\u00e4ufige Resultate gewonnen zu haben.","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n233\nBeschreibung der Versuchsanordnung.\nWollten wir die Abh\u00e4ngigkeit der Farbenzeitschwelle von dem vorausgebenden bzw. nachfolgenden Schwarz-Weifsreiz ermitteln, so boten sich hierzu zwei M\u00f6glichkeiten dar. Es konnte entweder bei gegebenem Graureiz die Dauer des farbigen Reizes variiert werden, oder es konnte umgekehrt zu einer gegebenen Dauer des farbigen Reizes dasjenige Grau gesucht werden, bei dem eben noch eine Farbigkeit zu bemerken war. Wir w\u00e4hlten aus technischen Gr\u00fcnden die zweite Methode. Dabei lehnten wir uns also an die Anordnung bei den Vorversuchen au.\nUm das st\u00f6rende Flimmern vor und nach der Exposition des farbig wirkenden Reizes zu beseitigen, wurde das graue Papier (der farblos wirkende Reiz) stillstehend in einem Rahmen dargeboten, w\u00e4hrend die farbigen Pigmentpapiere 1 in Form verschieden breiter (Ring-)Sektoren auf den Rand des Tachistoskop-rades durch eine entsprechende Vorrichtung befestigt wurden. Das Beobachtungsrohr wurde so justiert, dafs es auf die graue Papierfl\u00e4che eingestellt war. Der farbige Sektor passierte bei Rotation des Tachistoskopes dann zwischen dem Beobachtungsrohr und der grauen Papierfl\u00e4che hindurch. Aus der Umdrehungsgeschwindigkeit des Tachistoskopes und der Breite des Sektors liefs sich genau diejenige Zeit bestimmen, w\u00e4hrend welcher statt der farblos wirkenden Strahlung, die von dem grauen Papier ausging, der farbige Reiz zur Einwirkung gelangte. Der richtige Abstand des Rohres von dem vorbeipassierenden farbigen Sektor wurde empirisch in der Weise bestimmt, dafs eine momentane Erhellung des ganzen Beobachtungsfeldes mit der Farbe eintrat, wenn das Tachistoskoprad mit dem farbigen Sektor vor der R\u00f6hre langsam hin- und herbewegt wurde.2 Der Abstand, der in dieser Weise einmal ermittelt worden war, wurde vor jeder einzelnen Versuchsreihe genau wieder hergestellt. Diese Art der Einstellung war nat\u00fcrlich keine mathematisch exakte, gen\u00fcgte aber f\u00fcr unsere\n1\tDie grauen Papiere waren aus der Serie grauer Papiere der Leipziger Lehrmittelanstalt ausgew\u00e4hlt, w\u00e4hrend die farbigen Papiere von Kothe, Leipzig bezogen waren.\n2\tEine einfache geometrisch-optische \u00dcberlegung zeigt, dafs die Forderung einer vollkommen simultanen Erleuchtung des Feldes dann erf\u00fcllt ist, wenn das von der Linse des Beobachtungsrohres entworfene Bild des Sektors in den vorderen Knotenpunkt des Auges f\u00e4llt.","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\nZwecke vollst\u00e4ndig, wie uns Kontrollversuche lehrten. Wurde n\u00e4mlich das Auge nicht genau in die Lage gebracht, welche es bei der Justierung des Fernrohres innegehabt hatte, sondern befand es sich ein wenig n\u00e4her oder weiter von dem okularen Ende des Rohres, so war jetzt die geforderte Bedingung der vollkommen simultanen Erleuchtung des ganzen Feldes mit der farbigen Strahlung nicht mehr erf\u00fcllt. Unter diesen Umst\u00e4nden schien dann ein farbiger Streifen von gr\u00f6fserer oder geringerer Breite durch das Beobachtungsfeld hindurchzupassieren. Dabei war, wie ohne weiteres einzusehen, die Intensit\u00e4t der Strahlung in jedem Punkte des Feldes eine h\u00f6here als bei maximaler Zerstreuung des Lichtes, d. h. als bei vollkommen exakter Einstellung des Auges. Die Gesamtdauer der Einwirkung des farbigen Lichtes war allerdings in beiden F\u00e4llen die gleiche. Die Zeitschwelle h\u00e4tte hierdurch aber sehr wohl beeinflufst werden k\u00f6nnen. Wie erw\u00e4hnt, war das aber nicht der Fall (siehe dar\u00fcber Abschnitt 5). \u00dcbrigens h\u00e4tte sich diese Fehlerquelle, sofern es erforderlich gewesen w\u00e4re, leicht ausscheiden lassen, allerdings nur auf Kosten der Schnelligkeit des Experimentierens. Insbesondere w\u00e4re die Verwendung eines Beifsbrettes mit Unzutr\u00e4glichkeiten verkn\u00fcpft gewesen.\nDas Dunkelrohr trug in seinem Innern eine Linse von \u2014j\u2014 8 D, in manchen Versuchen von -f- 12 D. Es war innen mit schwarzem Tuchpapier ausgeschlagen, aufserdem war durch passend angebrachte Blenden daf\u00fcr gesorgt, dafs beim Hineinblicken keinerlei falsches Licht sichtbar war. Der Durchmesser, der f\u00fcr die Begrenzung des Beobachtungsfeldes in Betracht kommenden Blende betrug f\u00fcr die \u00fcberwiegende Mehrzahl der Versuche auf 300 mm projiziert 16 mm, entsprechend einer Netzhautbildgr\u00f6fse von 0,8 mm Durchmesser. Bei den Versuchen mit wechselnder Gr\u00f6fse des Gesichtsfeldes (siehe Abschnitt 4) betrugen diese Werte der Netzhautbildgr\u00f6fse 1,8, 0,86 und 0,4 mm. Wir haben unbedenklich, sofern es sich darum handelte, Werte verschiedener Versuchsreihen miteinander zu vergleichen, die bei einer Netzhautbildgr\u00f6fse von 0,86 mm ermittelten Daten mit denen der Netzhautbildgr\u00f6fse von 0,8 mm zusammengezogen, da diese geringe Differenz vernachl\u00e4ssigt werden darf.\nDer Weifswert (die Helligkeit) der grauen Papiere wurde nach der bekannten von Herixg angegebenen Methode festgestellt, die darin besteht, dafs man Scheiben des grauen Papieres auf dem","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n235\nFarbenkreisel zusammen mit verschieden breiten Sektoren weifsen Standard-(Baryt-)Papieres vor \u201elichtlosem Grunde\u201c (mit Samt ausgeschlagener weiter Tubus) rotieren l\u00e4fst.1 Die grauen Papiere wurden in Holzrahmen gefafst, wie sie zur Demonstration von R\u00f6ntgenbildern benutzt werden. Dadurch wurde w\u00e4hrend der Versuche ein aufserordentlich rasches Auswechseln derselben erm\u00f6glicht. Die Weifswerte der 10 benutzten grauen bzw. schwarzen Papiere waren folgende2 :\nKreiselwerte der grauen Papiere:\n\u201eGrau 1\u201c = 360\u00b0 weifs \u201eGrau\t2\u201c = 220,5\u00b0\t\u201e\n\u201e Grau\t3\u201c = 148,5\u00b0\t\u201e\n\u201eGrau\t4\u201c = 96,5 \u00b0\t\u201e\n\u201eGrau\t5\u201c = 56,5\u00b0\t\u201e\n\u201eGrau\t6\u201c = 43,5\u00b0\t\u201e\n\u201eGrau\t7\u201c = 23,0\u00b0\t\u201e\n\u201eGrau\t8\u201c = 12,0\u00b0\t\u201e\n\u201eGrau 9\u201c =\t6,75\u00b0 \u201e\n\u201eGrau 10\u201c = \u201elichtloser\u201c Grund.\nDie Umdrehungsgeschwindigkeit des Elektromotors und damit auch des Tachistoskops war \u00e4ufserst konstant. Sie wurde mit einer Terzienuhr f\u00fcr je 10 Umdrehungen bestimmt. Es ergaben sich hierbei w\u00e4hrend aller Versuchsreihen nur geringe Schwankungen, und zwar bewegten sich die Werte f\u00fcr 10 Umdrehungen zwischen 17 und 182/s Sekunden. Zu Beginn der Versuche war die Geschwindigkeit meist etwas geringer, nahm dann aber schnell zu, um konstant zu bleiben. Wir haben deshalb auch im Hinblick auf die bequemere Berechnung der Versuche eine konstante Umdrehungsgeschwindigkeit von 17% Sekunden f\u00fcr je 10 Umdrehungen angenommen. \u2014 Um einen Begriff von der Fehlergr\u00f6fse zu geben, die hierbei in Frage kommt, sei angef\u00fchrt,\n1\tDie Methode ist u. a. beschrieben bei Hering, Grundz\u00fcge der Lehre vom Lichtsinne. Handbuch der ges. Augenheilkunde von Graefe - S\u00e4misch, 2. Auflage.\n2\tNat\u00fcrlich h\u00e4tte sich durch Herstellung von Mischungen aus Schwarz und Weifs auf dem Farbenkreisel jeder beliebige Grauwert gewinnen lassen. Doch w\u00e4re das in bequemer Weise nur mit dem MARBESchen Kreisel m\u00f6glich gewesen, der uns nicht zur Verf\u00fcgung stand.","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\ndafs im Maximum, d. h. bei einer Umdrehungszeit von 182/g Sekunden, die nur selten in Frage kam, der Fehler nicht mehr als 8% betr\u00e4gt. Er kommt deshalb gar nicht in Betracht, da die Fehlerquellen, die sonst zu ber\u00fccksichtigen sind, z. T. wesentlich gr\u00f6fser waren.\nEs gelangten 9 verschieden breite farbige Sektoren, die in nachstehender .Tabelle aufgef\u00fchrt sind, zur Verwendung. Eie Zeiten in Sigma (x/1000 Sek.) geben die Werte an f\u00fcr die Geschwindigkeit von 1,733 Sekunden f\u00fcr eine Umdrehung des Tachistoskopes :\nBreite der farbigen Sektoren.\nNr. 0\t=\t0,17\u00b0\t=\t0,82\ta\n,5\tI\t=\t0,34\u00b0\t=\t1,64\tg\n\u201e\tIl\t=\t0,46\u00b0\t=\t2,21\ta\n\u201e\tHI\t=\t0,62\u00b0\t=\t2,98\ta\n\u201e\tIV\t=\t0,99\u00b0\t=\t4,77\ta\n\u201e\tV\t=\t1,59\u00b0\t=\t7,65\ta\n\u201e\tVI\t=\t2,07\u00b0\t=\t9,96\t(j\n\u201e\tVII\t=\t3,10\u00b0\t=\t14,92\ta\n\u201e VIII\t==\t4,97\u00b0\t=\t23,93\to\n\u201e\tIX\t=\t6,07\u00b0\t=\t29,22\ta\nDas Versuchszimmer mit mattweifs gestrichenen W\u00e4nden lag im zweiten Stock mit dem einzigen Fenster nach S\u00fcdosten zu. Da wir aus dienstlichen R\u00fccksichten gezwungen waren, in den Mittagsstunden zu experimentieren, waren durch diese Orientierung des Raumes \u00c4nderungen der Gesamtbeleuchtung w\u00e4hrend verschiedener Versuchstage, mitunter auch innerhalb ein und derselben Versuchsreihe nicht zu vermeiden. Wir glauben, dafs auf diesen Wechsel der Beleuchtungsintensit\u00e4t und auf die hiermit einhergehenden \u00c4nderungen des Adaptationszustandes vielleicht manche Differenzen in den bei verschiedenen Versuchsreihen gewonnenen Zeitsch wellen werten zur\u00fcckzuf\u00fchren sind (siehe unten Abschnitt 5).\nDie Aufgabe der Versuchsperson gestaltete sich f olgendermafsen : Vor Anstellung jedes Einzel Versuchs wurde, um m\u00f6glichst neutrale Stimmung des Auges zu erzielen, nach der weifs get\u00fcnchten Decke des Zimmers gesehen. Unmittelbar nachdem der farbige Sektor an der Dunkelr\u00f6hre vorbeipassiert war,","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n237\nblickte die Versuchsperson in die R\u00f6hre. Hier pr\u00e4sentierte sich dem Auge ein helles Feld, das von dem tiefdunklen Schwarz der R\u00f6hre umgeben war. Der Beobachter hatte die Mitte dieses Feldes, die durch ein kleines auf der Linse aufgelagertes Staubk\u00f6rnchen markiert war, zu fixieren und dann nach dem einmaligen Durchgang des farbigen Sektors ein Urteil \u00fcber die Qualit\u00e4t des Eindruckes abzugeben. Da eine Umdrehung des Tachistoskoprades ca. 1,73 Sekunden dauerte, wird sch\u00e4tzungsweise die farblose Strahlung jedesmal vor der Applikation des farbigen Lichtes ungef\u00e4hr 1,5 Sekunden lang eingewirkt haben. Unter eine Sekunde ist diese Zeit sicherlich nie heruntergegangen.\nWie man sieht war das Verfahren kein unwissentliches, insbesondere war die Versuchsperson stets dar\u00fcber unterrichtet, welche Farbe gezeigt wurde. Durch Anwendung eines Schirmes, welcher das Tachistoskop verdeckte, w\u00fcrde sich aber bei dem uns allein zur Verf\u00fcgung stehenden Raume eine so starke Beschattung der grauen Papiere und des farbigen Sektors ergeben haben, dafs die Versuche \u00fcberhaupt in Frage gestellt worden w\u00e4ren. Da wir im Wintersemester experimentierten, hatten wir schon sowieso mit geringer Beleuchtungsintensit\u00e4t zu k\u00e4mpfen.\nDer Versuchsleiter hatte die Aufgabe, die farbigen Sektoren von verschiedener Gr\u00f6fse einzuspannen, den Motor in Gang zu setzen und f\u00fcr jeden gegebenen Sektor nacheinander die verschiedenen grauen Papiere hinter das Tachistoskop zu schieben, so dafs sie im Beobachtungsfelde des Fernrohres erschienen.1 Er hatte ferner die Angaben der Versuchsperson zu Protokoll zu bringen.\nDas Ziel jedes Einzelversuches bestand im wesentlichen darin, zu ermitteln, bei welchem Grau von der Versuchsperson gerade noch bei gegebenem farbigen Sektor Farbe erkannt wurde. Als Beispiel eines solchen Einzelversuches sei folgendes Protokoll angef\u00fchrt :\n1 In den ersten Versuchsreihen wurde auch so experimentiert, dafs zun\u00e4chst eine kleine, mit. dem grauen Hintergrund gleichfarbige Tafel unmittelbar vor das Fernrohr gehalten und erst durch Wegziehen derselben das Beobachtungsfeld f\u00fcr das farbige Licht bzw. die hinter dem Tachistoskop stehende graue Papierfl\u00e4che freigegeben wurde. Da aber hierdurch eine leichte Flimmerbewegung auftrat, sahen wir sehr bald davon ab und sind dann stets nur in der oben angegebenen Weise verfahren.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nA. Br\u00fcckner und R. Kirsch.\nFarbiger Sektor\tVariables Grau\tUrteil\nII. = 1,64 a\t8\tSpur lichtblau\n\t6\tSpur heller Schatten\n\t7\thell\n\t9\tdeutlich bl\u00e4ulich\n\t10\t\u201e\tblau\n\t8\tSpur weifslich blau\n\t7\tvielleicht Spur blau, nicht rein weifs\n\t6\tnichts.\nIn dem ersten Stab steht die Nummer des farbigen Sektors, der innerhalb jedes Einzel Versuches konstant blieb. Seiner Breite entspricht nat\u00fcrlich eine bestimmte Expositionszeit. In dem zweiten Stabe folgen die Nummern des vor und nach der Exposition des farbigen Reizes zur Einwirkung gelangenden grauen Papieres. Der dritte Stab enth\u00e4lt die zugeh\u00f6rigen Urteile.\nS\u00e4mtliche Versuche wurden, wie erw\u00e4hnt, bei zentraler Fixation ausgef\u00fchrt. Es wurden also bei kleinstem Felde ann\u00e4hernd foveale, bei gr\u00f6fserem aufserdem auch noch parafoveale Netzhautteile gereizt. Schwierig wTar es mitunter, namentlich wenn die hellsten grauen Papiere zur Verwendung kamen, die Nachbilder des hellen Beobachtungsfeldes zu vermeiden. Es mufste dann zuweilen zwischen jedem Einzelversuch eine l\u00e4ngere Pause eingeschaltet werden, bis das Nachbild vollst\u00e4ndig verschwunden war.\nWie oben erw\u00e4hnt, kam der farbige Reiz ca. 1,5 Sekunden nach dem Einwirkungsbeginn des jeweiligen farblosen Reizes zur Applikation. Nach den bisher vorliegenden Untersuchungen ist aber nach einer Sekunde Einwirkungszeit farbloser Reize das Maximum der farblosen Helligkeit bereits erreicht. Wie schnell nach Erreichung dieses Maximums die Helligkeitsempfindung abklingt, ist noch nicht genauer bekannt. Sie d\u00fcrfte aber 1,5 Sekunden nach Beginn der Reizung noch nicht wesentlich geringer sein als dem Maximum entspricht, zumal auf fovealen bzw. parafovealen Netzhautbezirken, die bei unseren Versuchen in Frage kamen. Vir d\u00fcrfen deshalb wohl annehmen, dafs die Helligkeitsempfindungen, welche durch die gleichen grauen Papiere vermittelt wurden, bei den verschiedenen Versuchen stets merklich gleich gewesen sind. Hierbei ist von den Schwankungen ab-","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n239\n\u2022 \u2022\t_\ngesehen, die etwa durch die \u00c4nderung der Beleuchtungsintensit\u00e4t des Untersuchungsraumes heryorgerufen wurden. Dementsprechend ist wohl auch der Schlufs gerechtfertigt, dafs der Zustand der Sehsinnsubstanz im Moment, wo die farbige Strahlung zur Einwirkung gelangte, jeweils der gleiche gewesen ist.\nAllerdings gelten die vorstehenden Ausf\u00fchrungen nur unter der Voraussetzung, dafs man den simultanen Helligkeitskontrast nicht ber\u00fccksichtigt. Ein solcher kommt aber bei unserer Versuchsanordnung in hohem Mafse in Betracht. Das tiefe Schwarz der Dunkelr\u00f6hre, welches das graue Gesichtsfeld von wechselnder Helligkeit umgab, mufste nat\u00fcrlich mit diesem in kontrastive Wechselwirkung treten und zwar in um so h\u00f6herem Grade, je heller die grauen Papiere waren. Infolge dieses Helligkeitskontrastes erschienen auch s\u00e4mtliche grauen Papiere, vor allem die helleren, im Beobachtungsfelde der Dunkelr\u00f6hre stets viel heller als bei Betrachtung mit freiem Auge.\nEs ist klar, dafs \u00fcberdies durch ein verschieden langes Hineinblieken in die R\u00f6hre vor der Einwirkung des farbigen Reizes die Helligkeit des Gesichtsfeldes durch den Kontrast in variabler Weise beeinflufst werden konnte. Untersuchungen \u00fcber den zeitlichen Ablauf der Kontrastvorg\u00e4nge liegen aber noch nicht vor. Wir mufsten also auch diesen Faktor als Fehler mit in den Kauf nehmen, ohne ihn korrigieren zu k\u00f6nnen. Deshalb haben wir uns um den Einflufs des Helligkeitskontrastes nicht weiter gek\u00fcmmert, da wir uns zu der Annahme berechtigt glauben, ihn f\u00fcr jedes gegebene graue Papier etwa als konstant ansehen zu d\u00fcrfen.\nEbensowenig haben wir uns darauf eingelassen, etwa den Einflufs der Hell-Dunkeladaptation auf die erw\u00e4hnten Kontrastwirkungen zu ber\u00fccksichtigen, da auch in diesem Punkte Untersuchungen unseres Wissens noch nicht vorliegen.1\nBei der Ermittlung der Schwellenwerte bedienten wir uns folgender Kriterien. War bei Verwendung eines bestimmten Grau (z. B. Grau 5) noch die Farbe des gegebenen Sektors erkennbar,\n1 Bei der Berechnung der Versuchsresultate, desgleichen bei der Konstruktion der Kurven haben wir uns lediglich an die mittels der Hering-schen Methode gefundenen Weifswerte der grauen Papiere gehalten. Wir sind uns des dabei begangenen Fehlers voll bewufst, m\u00f6chten aber betonen, dafs eine prinzipielle Modifizierung unserer Versuchsergebnisse durch Ber\u00fccksichtigung dieses Fehlers nicht bewirkt werden kann.","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nA. Br\u00fcckner und R. Kirsch.\nbei dem n\u00e4chst helleren Grau (also hier Grau 4) dagegen nicht mehr, so mufste der Schwellenwert dazwischen, also hier zwischen 4 und 5 liegen. Zur genaueren Interpolation dachten wir uns jedes Intervall zwischen zwei grauen Papieren in vier gleich grofse Abschnitte zerlegt. Je nach den Urteilen wurde dann der Schwellenwert verschieden angenommen, also im gegebenen Bei-spiel je nachdem 41/4, 4!/2 oder 4s/4. Eine noch weitergehende Interpolation erschien uns unangebracht, da hierdurch nur eine tats\u00e4chlich nicht erreichbare Exaktheit vorget\u00e4uscht worden w\u00e4re. Im einzelnen wurde nach folgenden Grunds\u00e4tzen verfahren: War innerhalb eines Einzel Versuches das eine Mal f\u00fcr ein gegebenes Grau die Farbe eben erkannt, bei nochmaliger Verwendung des gleichen Grau aber nicht erkannt worden, so wrurde die Schwelle als gerade bei diesem Grau liegend angenommen, sofern nicht besondere Gr\u00fcnde Vorlagen, die eine andere Bestimmung erforderten. War bei einem gegebenen Grau die Farbe sicher erkannt, bei dem n\u00e4chst helleren dagegen nicht mehr, so wurde die Schwelle genau in die Mitte, also im oben gew\u00e4hlten Beispiel auf 4 Va, interpoliert. Wurde bei gegebenem Grau die Farbe eben noch wahrgenommen, bei dem n\u00e4chst helleren dagegen nicht mehr, so wurde die Schwelle auf */4 unter dem dunkleren Grau, also bei unserem Beispiel auf 43/4, interpoliert. Wurde bei dem dunkleren Grau die Farbe noch deutlich erkannt, bei dem n\u00e4chst helleren dagegen das Urteil unsicher abgegeben, so wurde auf V4 \u00fcber dem helleren Grau, also auf 4*/4, interpoliert. Diese Art der Interpolation ist nat\u00fcrlich eine ziemlich giobe, liefs sich aber nach Fage der Dinge nicht genauer ausf\u00fchren. Jedenfalls aber war hierdurch eine richtigere Ermittlung der Schwellenwerte m\u00f6glich, als wenn man lediglich dasjenige Grau als Schwelle ansprach, bei welchem die Farbe noch erkannt worden war. Die zum Teil \u00fcberraschende Glattheit der Kurven, die auf Grund der so ermittelten Werte gezeichnet wurden, d\u00fcrfte diese Art der Schwellenbestimmung rechtfertigen.\nWir haben die Schwellenwerte in Form von Tabellen und zum Teil auch als Kurven wiedergegeben. Zur Erl\u00e4uterung der letzteren m\u00f6ge folgendes bemerkt sein. Auf der Abszissenaxe sind die Weifswerte der grauen Papiere von 1\u2014360\u00b0 grau aufgetragen. Der Nullpunkt entspricht unserem Grau 10, d. h. dem lichtlosen Grunde. Mit den Ziffern 1\u20149 sind diejenigen Stellen markiert, welche den Weifswerten der tats\u00e4chlich benutzten","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n241\ngrauen Papiere korrespondieren, wie sie mittels der oben erw\u00e4hnten HEKiNGschen Methode festgestellt waren. Als Ordinaten sind die Zeiten, w\u00e4hrend welcher die farbige Strahlung bei Schwellenreizen einwirkte, in o aufgetragen.\nBei Grau 1 = 360\u00b0 Weifs ist in den Kurven ein dicker vertikaler Strich gezogen. Die Kurventeile, welche rechts von demselben liegen, sind nicht in der gleichen Weise ermittelt wie die links von der vertikalen Linie befindlichen. Wurde n\u00e4mlich bei Verwendung von Grau 1 = 360\u00b0 Weifs und gegebenem farbigen Sektor die Farbe noch erkannt, so war klar, dafs die Schwelle bei einem noch helleren Grau bzw. Weifs liegen mufste. Da nun ein solches nicht zur Verf\u00fcgung stand, liefs sich der zugeh\u00f6rige Weifswert f\u00fcr die gegebene Expositionszeit des farbigen Reizes nicht durch Beobachtung ermitteln. Wir supponierten deshalb (rein willk\u00fcrlich) ein noch helleres Weifs, welches ebenso weit von Grau 1 (= 360\u00b0 Weifs) abstand, wie dieses von Grau 2 (= 220,5\u00b0 weifs), d. h. welches also einen Weifswert von ca. 500\u00b0 besessen h\u00e4tte. Je nach dem Urteil, welches bei Grau 1 abgegeben wurde, nahmen wir dann eine Interpolation auf 1 *I\u00b1, 1/2 oder 3/4 vor. Es leuchtet ein, dafs die auf diese Weise ermittelten Zeitwerte nat\u00fcrlich etwas Willk\u00fcrliches an sich tragen, weil eben das Urteil f\u00fcr das n\u00e4chst hellere hypothetische Weifs fehlt.1\nY ersuchser gebnisse.\nDa es sich f\u00fcr uns darum handelte, Bestimmungen der Reizschwelle auszuf\u00fchren, bei der eine farbig wirkende Strahlung gerade eben noch eine farbige Empfindung ausl\u00f6st, so hatte die Versuchsperson die Aufgabe, bei jeder Einzelbeobachtung ein Urteil dar\u00fcber abzugeben, erstens ob eine Ver\u00e4nderung im Beobachtungsfelde beim Vorbeipassieren des farbigen Sektors eintrat, und zweitens, welcher Art im gegebenen Falle die zustande kommende Empfindung gewesen war. Hierbei zeigte es sich nun, dafs zuweilen \u00fcberhaupt keine Ver\u00e4nderung beobachtet werden konnte. Dieses trat dann ein, wenn die Expositionszeit des farbig wirkenden Reizes sehr klein war und vorher und nachher ein Grau gezeigt wurde, welches etwa gleiche Helligkeit mit der verwendeten Farbe besafs. War das Grau heller als die Farbe, so schien\n1 In den Kurven gilt das allgemein von denjenigen Teilen, welche\nrechts von dem letzten \u201eexakt\u201c bestimmten Punkte liegen.","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nA. Br\u00fcckner und R. Kirsch.\nein dunkler Schatten durch das Gesichtsfeld zu huschen, war umgekehrt das Grau dunkler, so blitzte ein hellerer Schein beim Vorbeipassieren des farbigen Sektors auf. Alles dies gilt aber nur f\u00fcr Heize, deren Expositionsdauer unter der Zeitschwelle lag.\nWar der farbige Reiz in seiner Dauer \u00fcberschwellig, so bemerkte die Versuchsperson entweder lediglich ein momentanes farbiges Aufleuchten oder es war aufserdem noch ein hellerer und dunklerer Schatten daneben zu erkennen. Mitunter kam es bei nahe an der Schwelle befindlichen Reizen vor, dafs wohl eine gewisse Farbigkeit empfunden wurde, aber nicht angegeben werden konnte, welcher Art die Farbe gewesen war.\nDie \u201eFelderf\u00fcllung\u201c bei \u00fcberschwelligen Reizen, d. h. die scheinbare Ausdehnung der Farbe im Beobachtungsfelde war eine wechselnde. Ausnahmsweise schien die Farbe gleichm\u00e4fsig verteilt zu sein, meist blitzte sie nur an der einen oder anderen Stelle auf. Vor allem bei Verwendung der hellgrauen Hintergr\u00fcnde zeigte es sich, dafs neben der Farbe, in der Regel ihr vorausgehend, ein helles Weifs, dem ein tief dunkles Schwarz folgte, bemerkbar war. Es erschienen dann im Gesichtsfelde drei horizontal verlaufende, in der angegebenen Weise gef\u00e4rbte Streifen. Diese Erscheinung beruht zweifellos auf dem Sukzessivkontrast oder allgemein gesprochen auf dem bekannten An- und Abklingen der Schwarzweifs-Erregung. Weniger deutlich war dieses Ph\u00e4nomen bei Verwendung der dunkelgrauen Hintergr\u00fcnde, wenn auch hier die Farbe fast stets nur an einer oder der anderen Stelle des Beobachtungsfeldes bemerkbar wurde.\nDurch diese ungleichm\u00e4fsige Felderf\u00fcllung mit der Farbe war der Versuchsperson die Aufgabe wesentlich erschwert, da sie sich die Farbe meist sozusagen \u201eherausfischen\u201c mulste. Bei unge\u00fcbten Versuchspersonen ist, wie sich nachtr\u00e4glich herausstellte, das Urteil zuweilen hierdurch beeinflufst worden.\nMitunter trat eine Mischung der Farbe mit dem Grau des Grundes ein. Meist war das der Fall mit der tonfreien (Hering) Kontrastfarbe des grauen Hintergrundes, d. h. es erschien die gezeigte bunte Farbe bei hellem Grunde tief dunkel, also schw\u00e4rzlich (Zumischung des Kontrastschwarz) oder bei dunklem Grunde aufserordentlich weifslich (infolge Beimischung von Kontrast weifs). Bei den mittelhellen grauen Papieren dagegen trat, wenn es zu einer Verschmelzung kam, in der Regel eine Beimischung des","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n243\n\u201eprim\u00e4ren\u201c Grau zur Farbe ein. Nur ausnahmsweise wurde auch bei tiefdunklem Hintergr\u00fcnde die Farbe als schw\u00e4rzlich be-zeichnet.\nWiederholt wurde beobachtet, dafs bei einer nahe an der Schwelle stehenden Expositionszeit die Farbe anders aussah, als wenn sie dauernd betrachtet wurde. Abgesehen von der fast stets geringeren S\u00e4ttigung, kam es h\u00e4ufig vor, dafs ein ganz anderer Farbenton gesehen wurde. So wurde z. B. unser fast v\u00f6llig reines, d. h. neutrales Rot, wohl als Gelb oder Gelblich bezeichnet, obwohl es bei gew\u00f6hnlicher Betrachtung keinerlei Gelblichkeit erkennen liefs. Umgekehrt erschien es bei den Versuchen mit Pilokarpinmiosis (s. Abschnitt 3) h\u00e4ufig violett. Das reine neutrale Gr\u00fcn sah sehr h\u00e4ufig Gelbgr\u00fcn aus. Bei den Versuchen mit reinem Gelb war es mitunter sehr schwierig, \u00fcberhaupt die Farbe zu erkennen, da die Weifslichkeit sich sehr stark vordr\u00e4ngte. Es kam wohl auch vor, dafs das Gelb gr\u00fcnlich aussah. Reines Blau erschien in seltenen F\u00e4llen als Violett,, wurde aber meist als Blau gesehen.\nDafs wir im allgemeinen, soweit ein Vergleich mit den Versuchsergebnissen anderer Autoren (z. B. denjenigen Guttmanns) m\u00f6glich ist, h\u00e4ufiger die richtige Farbe erkannten, mag z. T. daran liegen, dafs wir f\u00fcr unsere Grundversuche reine Urfarben und keine Zwischenfarben verwendeten. In gewissem Mafse kann vielleicht auch der Umstand, dafs die Versuche nicht vollst\u00e4ndig unwissentlich gemacht wurden, mitgewirkt haben.\nVon allgemeinem Einflufs auf die Brauchbarkeit der Versuchsreihen waren, wie ja bei allen Schwellenbestimmungen, eino Reihe von bekannten Faktoren, wie Erm\u00fcdung der Versuchsperson, St\u00f6rungen der Aufmerksamkeit u. dgl. Auch Wechsel der Beleuchtung, der sich infolge der Jahreszeit, w\u00e4hrend welcher wir arbeiteten (Winter und Fr\u00fchling), zuweilen einstellte, lief& sich nicht immer vermeiden.\n1. Grundfarben.\nIn den Tabellen 1\u20144 sind die Resultate f\u00fcr die vier Grundfarben verzeichnet. Wir haben diese Versuchsreihen \u201eNormalreihen\u201c benannt, weil hier keinerlei Beeinflussung des Pupillenspieles und ein konstanter Blendendurchmesser von 16 mm (auf 300 mm) = 0,8 mm Durchmesser des Netzhautbildes gegeben war.","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\nTabelle 1.\nNormalreihen, freies Pupillenspiel.\nRot.\no\tKi. (I)1\tKi. (4)\tKi. (11)\tKi. (26)\tKi. (94)\tBa. (12)\tBr. (87)\tWlRTHS (35)\tPenner (48)\n0,82\t\t33,2\u00b0\t23,0\u00b0\t17,5\u00b0\t56,5\u00b0\t28,1\u00b0\t23,0\u00b0\t3,3\u00b0\t66,5\u00b0\n1,64\t33,2\u00b0\t76,5\t46,75\t43,5\t109,5\t148,5\t122,5\t50,0\t202,5\n2,21\t50,0\t86,5\t109,5\t38,3\t202,5\t290,2\t255,3\t76,5\t360\n2,98\t50,0\t109,5\t122,5\t50,0\t255,3\t290,2\t290,2\t135,5\t>360\n4,77\t122,5\t184,5\t202,5\t148,5\t325,1\t360\t>360\t184,5\t\u00bb360\n7,65\t135,5\t>360\t290,2\t290,2\t>360\t>360\t\u00bb360\t290,2\t\u2014\n9,96\t\u2014\t\u2014\t>360\t>360\t\u2014\t\u00bb360\t\u2014\t>360\t\u2014\n14,92\t>360\t\u00bb360\t\u00bb360\t\u2014\t\u2014\t\u00bb360\t\u2014\t\u00bb360\t\u2014\n23,93\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n29,22\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nTabelle 2.\nNormalreihen, freies Pupillenspiel.\nGelb.\na\tKi. (9)\tKi. (19)\tKi. (91)\tBr. (8)\tBr. (10)\tBr. (17)\tBr. (92)\tWlRTHS (39)\tPenner (53)\n0,82\t28,1\u00b0\t46,75\u00b0\t76,5\u00bb\t9,4\u00b0\t17,5\u00b0\t17,5\u00b0\t33,2\u00b0\t28,1\u00b0\t17,5\u00b0\n1,64\t38,3\t109,5\t166,5\t46,75\t33,2\t33,2\t56,5\t53,25\t53,25\n2,21\t76,5\t122,5\t184,5\t122,5\t46,75\t50,0\t148,5\t56,5\t96,5\n2,98\t76,5\t166,5\t202,5\t53,25\t50,0\t96,5\t184,5\t66,5\t76,5\n4,77\t122,5\t255,3\t255,3\t109,5\t109,5\t109,5\t166,5\t122,5\t166,5\n7,65\t166,5\t360\t>360\t184,5\t184,5\t166,5\t202,5\t122,5\t290,2\n9,96\t290,2\t290,2\t\u00bb360\t202,5\t290,2\t220,5\t290,2\t202,5\t325,1\n14,92\t>360\t>360\t\u2014\t325,1\t325,1\t290,2\t360\t290,2\t325,1\n23,93\t>360\t>360\t\u2014\t>360\t>360\t>360\t>360\t>360\t>360\n29,22\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n1 Die Zahlen unter den Namen der Beobachter geben die Versuchs-\nnummer an.","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n245\nTabelle 3.\nNormalreihen, freies Pupillenspiel. Gr\u00fcn.\no\tKl. (3)\tKl. (16)\tKi. (90)\tBb. (2)\tB\u00df. (15)\tBk. (89)\tWlSTHS (41)\tPenneb (52)\n0,82\t17,5\u00ab\t38,3\u00b0\t43,5\u00b0\t10,70\t28,1\u00b0\t66,5\u00b0\t17,5\u00b0\t50,0\u00b0\n1,64\t46,75\t46,75\t50,0\t76,5\t56,5\t76,5\t46,75\t56,5\n2,21\t50,0\t66,5\t56,5\t86,5\t66,5\t96,5\t43,5\t66,5\n2,98\t43,5\t53,25\t66,5\t76,5\t96,5\t122,5\t53,25\t66,5\n4,77\t76,5\t109,5\t122,5\t122,5\t148,5\t135,5\t66,5\t122,5\n7,65\t86,5\t122,5\t184,5\t184,5\t202,5\t360\t109,5\t202,5\n9,96\t\u2014\t220,5\t220,5\t\u2014\t255,3\t>360\t122,5\t255,3\n14,92\t184,5\t290,2\t290,2\t>360\t>360\t\u00bb360\t220,5\t>360\n23,93\t\u2014\t>360\t>360\t\u2014\t>360\t\u2014\t325,1\t\u2014\n29,22\t1\t\u00bb360\t\u2014\t\u2014\t\u00bb360\t\u2014\t>360\ti i ~ I\nTabelle 4.\nNormalreihen, freies Pupillenspiel.\nBlau.\n0\tKi. (7)\tKi. (14)\tKi. (93)\tB\u00df. (6)\tBb. (13)\tB\u00df. (88)\tWl\u00dfTHS (37)\tPenneb (49)\n0,82\t14,75\u00b0\t12,0\u00b0\t43,5\u00b0\t38,3\u00b0\t14,75\u00b0\t17,5\u00b0\t17,5\u00bb\t9,4\u00b0\n1,64\t33,2\t20,25\t56,5\t50,0\t43,5\t28,1\t23,0\t23,0'\n2,21\t33,2\t38,3\t43,5\t76,5\t23,0\t43,5\t28,1\t43,5\n2,98\t66,5\t56,5\t76,5\t76,5\t50,0\t50,0\t50,0\t56,5\n4,77\t56,5\t86,5\t122,5\t184,5\t66,5\t96,5\t66,5\t96,5\n7,65\t122,5\t109,5\t122,5\t184,5\t86,5\t122,5\t148,5\t166,5\n9,96\t\u2014\t109,5\t184,5\t\u2014\t166,5\t290,2\t148,5\t184,5\n14,92\t220,5\t148,5\t290,2\t>360\t220,5\t>360\t360\t290,2\n23,93\t\u2014\t220,5\t>360\t\u2014\t>360\t\u00bb360\t>360\t>360\n29,22\t\u2014\t360\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u00bb360\t\nDie zu gegebener Expositionszeit der farbigen Reize \u2014 erster vertikaler Stab der Tabellen \u2014 geh\u00f6rigen Weifswerte der vorher und nachher ein wirkenden farblosen Strahlung sind f\u00fcr jede\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 46.\t16","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\nA. Briickner und R. Kirsch.\nVersuchsreihe gesondert in den Horizontalreihen aufgef\u00fchrt. Wir beschr\u00e4nken uns darauf, nur die f\u00fcr Rot ermittelten Werte auch in graphischer Darstellung (Fig. 1) wiederzugeben und in Fig. 2. die Durchschnittswerte f\u00fcr s\u00e4mtliche Kurven der vier Grundfarben darzustellen. Letztere sind in der Weise ermittelt worden, dafs\nRot (Normalreihen, freies Pupillenspiel).\n\\ Kirsch\n(26)/Auge\u00bb\n\u25a0 \u2014 Br\u00fcckner f72)\n\u2014\tWir/ha (36)\n-- Penner (^8)\n* BrimknerCS?)\n\u2014\tKirsch (84>\n8 8\t7\nFig. 1.\nNormalreihen (Mittelwerte).\nFig. 2.\nvon 10\u00b0 zu 10\u00b0 zunehmenden Weifswertes die mittlere Ordinaten-h\u00f6he f\u00fcr jede Farbe aus unseren Kurven (von denen nur diejenigen f\u00fcr Rot abgebildet sind) berechnet wurde.\nWie aus den Durchschnittskurven zu ersehen, weist die","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen Hier die Farbenzeitschwelle.\n247\nniedrigste Zeitschwelle von den benutzten vier Farben Rot auf, dann folgen Gelb und Gr\u00fcn, w\u00e4hrend Blau die h\u00f6chsten Werte zeigt.\nF\u00fcr alle Beobachter hat sich \u00fcbereinstimmend ergeben, dafs die Zeitschwelle in erster Linie von der Helligkeit des vorher und nachher einwirkenden Grau abh\u00e4ngt.\nSehen wir von einzelnen Zacken in den Kurven ab, so zeigt es sich, dafs im allgemeinen die H\u00f6he der Zeitschwelle direkt proportional dem \u201eobjektiven Weifswerte\u201c ist. Hierbei ist allerdings zu ber\u00fccksichtigen, dafs ja diese \u201eobjektiven Weifswerte\u201c der grauen Papiere, wie oben bereits angedeutet, nicht dem durch den Helligkeitskontrast entsprechenden jeweiligen \u201esubjektiven\u201c Helligkeitswerten korrespondieren. Diese sind vor allem bei den helleren grauen Papieren wesentlich h\u00f6her, wenn sich auch ihr wirklicher Wert nicht angeben l\u00e4fst. W\u00e4re das m\u00f6glich, so m\u00fcfsten in den Kurven die den helleren grauen bzw. weifsen Papieren entsprechenden Zeitwerte weiter nach rechts verlegt werden. Hierdurch w\u00fcrden die Kurven zwar in ihrem Verlauf im allgemeinen flacher werden, doch w\u00fcrden sie im grofsen ganzen wohl ihre Form behalten. Wir k\u00f6nnen deshalb als erstes Resultat der Versuche anf\u00fchren, dafs die Farbenzeitschwelle eine Funktion des vorangehenden und nachfolgenden Schwarz-Weifs-Reizes ist; sie w\u00e4chst proportional den Weifswerten der farblosen Strahlung bzw. den Helligkeiten de r Gr auempf in dung, die vorund nach der farbigen Empfindung herrschen.\nDieses Ergebnis gilt zun\u00e4chst nur f\u00fcr das Gebiet, welches wir untersucht haben. Ein Schlufs auf den nicht beobachteten Teil der Kurven, speziell auf die H\u00f6he der Zeitschwelle f\u00fcr den Fall, dafs der farbige Reiz bei lichtlosem Grunde zur Einwirkung gebracht wird, ist aus unseren Beobachtungen nicht ohne weiteres m\u00f6glich. Guttmann hat bei seinen Beobachtungen an Spektralfarben, bei denen offenbar vor und nach der Exposition ein ann\u00e4hernd lichtloser Grund dem Auge geboten wurde, Zeitschwellenwerte um 0,2 a gefunden. Zur Erreichung so niedriger Expositionszeiten war jener Autor aber gezwungen, eine so grofse Umdrehungsgeschwindigkeit des Tachistoskopes anzuwenden, dafs dieses zersprang. Um uns vor einem \u00e4hnlichen Ereignis zu bewahren, haben wir die Umdrehungsgeschwindigkeit nicht st\u00e4rker gesteigert. Unsere Hoffnung, aus dem Kurven verlauf, soweit er sich aus den\n16*","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\nI\nBeobachtungen ergab, einen Schlufs auf die nicht experimentell zug\u00e4nglichen Teile der Kurve zu gewinnen, hat sich leider nicht erf\u00fcllt, weil gerade im Anfangsteil der einzelnen Kurven oft leichte Unregelm\u00e4fsigkeiten vorkamen, die nicht mit Sicherheit eine weitere Interpolation der Werte bis zu Grau 10, d. h. bis zu lichtlosem Grunde, gestatteten. Es ist aber bei keiner einzigen dieser Versuchsreihen die Schwelle f\u00fci lichtlosen Giund bei der von uns benutzten Minimalzeit von 0,82 ff erreicht worden, vielmehr waren stets die Empfindungen hier noch weit \u00fcberschwellig. Sch\u00e4tzungsweise d\u00fcrfte f\u00fcr die \\on uns verwendeten Pigmentfarben vor lichtlosem Grunde die Zeitschwelle bei o,l \u2014 0,3ff liegen. Diese Werte w\u00fcrden also, obwohl wir Pigmentfarben verwendet haben, mit den von Guttmann f\u00fcr Spektralfarben gefundenen in befriedigender Weise \u00fcberein-stimmen.\nWie aus den Tabellen 1\u20144 und auch aus den Kurven f\u00fcr Rot (Fig. 1) zu ersehen, ist die absolute H\u00f6he der Zeitschwellenwerte f\u00fcr die gleichen Farben bei gegebenem Grau eine sehr wechselnde. Nicht nur, dafs verschiedene Beobachter Differenzen in dieser Hinsicht zeigen, auch bei der gleichen Versuchsperson sind an verschiedenen Tagen erhebliche Abweichungen zu konstatieren.\nZum Teil sind diese sicherlich auf individuelle Verschiedenheiten zur\u00fcckzuf\u00fchren. So hat sich ergeben, dafs f\u00fcr K. die Schwellenwerte f\u00fcr Gelb fast durchgehends erheblich niedriger sind als f\u00fcr B., w\u00e4hrend das umgekehrte Verhalten gegen\u00fcber dem Blau zu konstatieren ist. \u00c4hnliches zeigen die Werte von Penner im Vergleich zu denen von Wirths f\u00fcr Rot, Gr\u00fcn und Gelb; die Werte f\u00fcr P. sind durchgehends nicht unerheblich niedriger als f\u00fcr W. F\u00fcr Blau fallen dagegen die Kurven dieser beiden Beobachter ziemlich zusammen.\nDie Differenzen in der absoluten H\u00f6he der Zeitschwellenwerte f\u00fcr denselben Beobachter an verschiedenen Versuchstagen beruhen z. T. vielleicht auf einem Wechsel der Beleuchtungsintensit\u00e4t und einer damit einhergehenden Adaptationsdifferenz. Durchgehends aber ist diese Erkl\u00e4rung nicht anzunehmen, da mitunter an hellen Tagen h\u00f6here Zeitschwellenwerte gefunden worden sind, als bei dunklerer Gesamtbeleuchtung und umgekehrt. Diese Frage bedarf also noch genauerer Untersuchung. Beachtenswert ist aber, dafs trotz der Verschiedenheit der einzelnen","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n240\nKurven untereinander, in jeder einzelnen Versuchsreihe die Werte gut zueinander stimmen.\nVerh\u00e4ltnism\u00e4fsig oft findet sich in den Kurven eine Zacke in dem Gebiete, welches Zeitwerten zwischen 2 und 5 o entspricht. Wir glauben hierin nur Versuchsfehler erblicken zu d\u00fcrfen, da diese Erscheinung zu inkonstant ist und gerade in denjenigen Kurven fehlt, welche sonst einen besonders glatten Verlauf zeigen.\nDie Grauwerte f\u00fcr die verschiedenen Farben, bei denen unsere niedrigste Expositionszeit von 0,82 o gen\u00fcgte, um eine Farbenempfindung hervorzurufen, sind z. T. recht wechselnde. Sie schwanken f\u00fcr Rot (wenn wir von dem einen sehr niedrigen Wert f\u00fcr W. von 3,3\u00b0 absehen) zwischen einem Grau von 17,5 und 66,5\u00b0 Weifs, f\u00fcr Gelb zwischen 9,4 und 76,5\u00b0, f\u00fcr Gr\u00fcn zwischen 10,7 und 66,5 \u00b0, f\u00fcr Blau zwischen 9,4 und 43,5 \u00b0. Im allgemeinen fallen also hier die Graugebiete zusammen, f\u00fcr Rot ist eine geringe Verschiebung nach dem helleren Grau, f\u00fcr Blau eine geringe Verschiebung nach dem dunkleren Grau zu konstatieren. Dementsprechend finden wir bei einem Grau von 3600 Weifs1 die erforderlichen Expositonszeiten f\u00fcr. Rot zwischen 2,2 und 14,0 o (entsprechend auf der Durchschnittskurve bei 6,5 a), f\u00fcr Gelb zwischen 6,4 und 20,9 o (durchschnittlich 15,5 or), f\u00fcr Gr\u00fcn zwischen 7,8 und 26,5 <x (durchschnittlich 16,5 er), f\u00fcr Blau zwischen 13,3 und 30,2 o (durchschnittlich 19,2 o). Die Kurven f\u00fcr Blau steigen also am steilsten, diejenigen f\u00fcr Rot am wenigsten steil an. Worauf diese verschiedene Steilheit des Kurvenverlaufs bei den verschiedenen benutzten Farben beruht, entzieht sich vorl\u00e4ufig noch der Entscheidung.\nMan k\u00f6nnte daran denken, dafs Blau als die dunkelste2 Farbe mit den helleren grauen Papieren am st\u00e4rksten der Beeinflussung durch den Helligkeitssukzessivkontrast unterlegen h\u00e4tte und dafs dadurch die Erh\u00f6hung der Zeitschwellenwerte im rechten Teil der Kurve bedingt worden sei. Diese Annahme mufs aber fallen gelassen werden, da sich f\u00fcr Rot mit einem Weifswert von ca. 130\u00b0 ein wesentlich flacherer Verlauf der Kurve\n1\tHierbei ist allerdings zu ber\u00fccksichtigen, dafs diese Werte z. T. durch Konstruktion und nicht durch direkte Beobachtung gefunden sind (siehe oben S. 241).\n2\tDie Helligkeitswerte mittels des Farbenkreisels bestimmt (siehe unten S. 267) waren etwa Blau 95\u00b0, Rot 130\u00b0, Gr\u00fcn 135\u00b0, Gelb 310\u00b0 Weifs.","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\nergeben hat als f\u00fcr das etwa gleich helle Gr\u00fcn (Weifswert ca. 135 \u00b0). M\u00f6glicherweise w\u00fcrde der Verlauf aller 4 Kurven ein identischer sein, wenn es m\u00f6glich w\u00e4re, alle Farben in gleicher event, maximaler S\u00e4ttigung, also in praktisch nicht realisierbarer Form darzubieten. Auch w\u00e4re es denkbar, dafs nur die Kurven einerseits f\u00fcr Blau und Gr\u00fcn, als den Assimilationsfarben Herings, andererseits f\u00fcr Gelb und Rot, als den Dissimilationsfarben, zusammenfielen. Angedeutet w\u00fcrde ein derartiges Verhalten sich ja schon bei unseren Kurven finden, doch sind das lediglich Hypothesen (s. auch unten S. 284).\n2. Zwischenfarben.\nBei der Untersuchung der vier Grundfarben hatte es sich gezeigt, dafs zuweilen bei nahe an der Schwelle stehenden Reizen eine andere Farbe gesehen wurde als bei l\u00e4ngerer Expositionszeit. So erschien Rot z. B. als Gelblich u. a. (s. oben S. 243). Wir haben deshalb analoge Versuchsreihen f\u00fcr vier Zwdschen-farben \u2014 Gelbgr\u00fcn, Orange, Blaugr\u00fcn und Purpur \u2014 ausgef\u00fchrt und darauf geachtet, ob etwa die eine Farbenkomponente fr\u00fcher, d. h. bei niedrigerer Expositionszeit wahrnehmbar w\u00fcrde als die andere. Die Ergebnisse dieser Versuche waren nicht \u00fcbereinstimmend. K. erkannte stets die \u201eOriginalfarbe\u201c, d. h. er nahm stets beide farbigen Komponenten auch bei nahe an der Schwelle stehenden Reizen wahr. F\u00fcr B. traf das bei Orange, Blaugr\u00fcn und Purpur auch zu. Dagegen waren bei ihm f\u00fcr Gelbgr\u00fcn deutlich zwei getrennte Schwellenwerte vorhanden. Es wurde stets bei gegebenem Grau zuerst reines Gr\u00fcn und erst bei h\u00f6heren Zeiten auch das Gelb im Gelbgr\u00fcn, also dann die \u201ewirkliche\u201c Farbe erkannt. Diese Empfindungen wraren durchaus zwingend ; sie \u00e4ufserten sich vor allem auch durch die K\u00e4lte der rein gr\u00fcnen Farbe gegen\u00fcber dem wesentlich w\u00e4rmeren Ton der Gelbgr\u00fcnempfindungen. Die ermittelten Schwellenwerte f\u00fcr Gelbgr\u00fcn sind in der Tabelle 5 wiedergegeben, w\u00e4hrend die Figur 3 die entsprechenden Kurven zeigt.\nDie Schwellenwerte f\u00fcr Orange und Purpur sind sehr niedrig und etwa von gleicher H\u00f6he wie f\u00fcr das reine Rot (siehe oben). Blaugr\u00fcn zeigte Werte, die etwa mit denjenigen des reinen Blau \u00fcbereinstimmen.\nDie Versuchsreihen von B. f\u00fcr Gelbgr\u00fcn lehren, dafs die","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n251\nS\u00e4ttigung einer Farbe, d. h. das Verh\u00e4ltnis der farbigen Valenzen einer Strahlung zur farblosen Valenz f\u00fcr die Zeitschwelle von\nTabelle 5.\nFreies Pupillenspiel. Gelb gr\u00fcn.\n\tBr. (59)\t\tKi.\no\tNur gr\u00fcn erkannt\tGelbgr\u00fcn erkannt\t(60)\n0,82\t28,1\u00b0\t14,75\u00b0\t56,5\u00b0\n1,64\t46,75\t20,25\t76,5\n2,21\t66,5\t17,5\t122,5\n2,98\t96,5\t33,2\t135,5\n4,77\t148,5\t96,5\t166,5\n7,65\t184,5\t122,5\t253,3\n9,96\t290,2\t148,5\t360\n14,92\t>360\t220,5\t>360\n23,93\t>360\t>360\t>360\n29,22\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nGelbgr\u00fcn (Normalreihen, freies Pupillenspiel).\n25K\ngr\u00fcn erkannt getbgr\u00fcn \u2022 j Kirsch f60)\nFig. 3.\nausschlaggebender Bedeutung ist. W\u00e4hrend n\u00e4mlich bei den Grundfarbenversuchen die Zeitschwellen f\u00fcr Gr\u00fcn h\u00f6her sind","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\nals f\u00fcr Gelb, zeigt sich hier, dais das Gr\u00fcn eher erkannt wird als das Gelb gr\u00fcn: auch bei Dauerbetrachtung trat das Gr\u00fcn wesentlich mehr hervor als das Gelb. Es w\u00fcrde also hierin eine gewisse Best\u00e4tigung unserer vorhin gegebenen Ausf\u00fchrungen liegen.1\n3. Einflufs der Pupillenweite auf die Farbenzeitschwelle.\nDas gefundene Resultat, n\u00e4mlich die Abh\u00e4ngigkeit der Farbenzeitschwelle von dem vorausgehenden und nachfolgenden Schwarzweifsreiz, mufste daran denken lassen, dafs hier die wechselnde Pupillenweite von Einflufs sein k\u00f6nnte. Bei einer Expositionszeit des Grau von ca. 1,5 Sekunden vor Beginn der Einwirkung des farbigen Reizes konnte zweifellos eine Pupillenbewegung ausgel\u00f6st werden (vgl. Garten, Pfl\u00fcgers Archiv 68, S. 68). Je nachdem es sich um ein dunkleres Grau oder um ein helleres Weifs handelte, war mit einer verschiedenen Weite der Pupille zu rechnen. Auch kam der Einflufs der Akkommodation auf die Pupillenweite in Betracht. Die Folge davon mufste sein, dafs die Menge, d. h. die Intensit\u00e4t des nachher einwirkenden farbigen Lichtes, welches zur Netzhaut gelangte, je nachdem gr\u00f6fser oder geringer, dafs also die Beleuchtungsintensit\u00e4t Schwankungen unterworfen war. Bei den helleren grauen Papieren mufste also dementsprechend die Intensit\u00e4t des farbigen Lichtes eine geringere sein als bei den dunkleren grauen Papieren. Es schien daher sehr wohl m\u00f6glich, dafs der Faktor der differenten Pupillenweite einen ausschlaggebenden Einflufs auf die Farbenzeitschwelle unter den von uns gew\u00e4hlten Versuchsbedingungen besitzen konnte. Zur Ermittlung dieses Einflusses stellten wir Untersuchungen mit konstanter Pilokarpinmiosis und Homatropin-mydriasis an. Es zeigte sich, dafs hierdurch wohl ein Einflufs auf die absolute H\u00f6he der Schwellen bewirkt wurde, dafs aber der Anstieg als solcher bei Verwendung hellerer grauer Papiere in gleicher Weise vorhanden war.\nK, zeigte gegen\u00fcber dem Gelbgr\u00fcn, wenn \u00fcberhaupt ein Auseinanderfallen der Schwellen zu konstatieren war, eher ein umgekehrtes Verhalten wie B., d. h. er erkannte vorwiegend das Gelb im Gelbgr\u00fcn. Es mag das damit Zusammenh\u00e4ngen, dafs wie sich ja schon aus den Grundfarbenversuchen ergeben hatte, K: niedrigere Schwellenwerte f\u00fcr Gelb, also eine h\u00f6here Gelbempfindlichkeit besafs, wie B.","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n253\nZur genaueren Pr\u00fcfung des Einflusses der Pupillenweite stellten wir vergleichende Beobachtungsreihen an. Bei den ersten diesbez\u00fcglichen Versuchen erweiterten wir die Pupille unseres rechten, sonst stets zur Beobachtung verwendeten Auges mit Homatropin und f\u00fchrten eine Versuchsreihe aus. Hierauf bewirkten wir durch Eintr\u00e4ufelung von Pilokarpin maximale Miosis, worauf wieder eine Versuchsreihe mit der gleichen Farbe gemacht wurde. Dabei machte sich aber der Umstand oft st\u00f6rend bemerkbar, dafs die Beleuchtung f\u00fcr diese beiden Versuchsreihen nicht die gleiche war, dauerte es doch ca. 8/4 Stunden, bis nach der Eintr\u00e4ufelung des Pilokarpins die maximale Miosis erreicht wurde. Durch diesen Wechsel der Beleuchtungsintensit\u00e4t war nat\u00fcrlich der Wert der vergleichenden Versuche beeintr\u00e4chtigt. Wir gaben deshalb den Vorteil, stets das gleiche Auge zur Beobachtung zu verwenden, preis und benutzten abwechselnd das rechte und das linke Auge. Bei der Mehrzahl dieser Versuche war die Pupille des rechten Auges durch Pilokarpin maximal verengt, w\u00e4hrend die Pupille des linken durch Homatropin fast maximal erweitert war. Es wurde dann unmittelbar hintereinander f\u00fcr jeden gegebenen Einzelreiz die Beobachtung zuerst mit dem rechten und dann mit dem linken Auge ausgef\u00fchrt.\nZur Verengerung der Pupille des rechten Auges war f\u00fcr uns die \u00dcberlegung mafsgebend, dafs dieses Auge, welches sonst stets beobachtete, das ge\u00fcbtere sein d\u00fcrfte. Durch die Pupillenverengerung war voraussichtlich eine Erh\u00f6hung der Schwelle zu erwarten. Das linke Auge, als das weniger ge\u00fcbte, h\u00e4tte umgekehrt an sich h\u00f6here, durch die k\u00fcnstliche Mydriasis dagegen niedrigere Schwellen erwarten lassen. War also trotzdem eine Differenz zwischen den Werten des rechten und linken Auges zu erhalten, so mufste dieses Resultat als a fortiori gewonnen angesehen werden. (Einige Versuche wurden auch bei Pilokarpinmiosis des rechten Auges angestellt, w\u00e4hrend das linke Vergleichsauge sein ungehindertes Pupillenspiel behielt.) Die Pupillenweite betrug f\u00fcr beide Beobachter bei maximaler Miosis etwa 1,5 mm Durchmesser, bei Mydriasis 7,5 mm. Sehen wir von der scheinbaren Vergr\u00f6fserung durch die Hornhaut ab, so ergeben sich hieraus als Fl\u00e4cheninhalte f\u00fcr die miotische und mydriatische Pupille 1,75 : 44,17 mm2. Es verhielten sich also die Fl\u00e4chen und damit auch die eindringenden Lichtmengen wie 1 : 25,2.","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\nEine gewisse St\u00f6rung, welche aber auf die Resultate kaum von Einfluss gewesen sein d\u00fcrfte, bedingte der Umstand, dafs die Grenzen des Beobachtungsfeldes bei der k\u00fcnstlichen Mydriasis und Miosis nicht ganz scharf erschienen, offenbar in Abh\u00e4ngigkeit von den begleitenden Ver\u00e4nderungen der Akkommodation.\nAls Resultat dieser Untersuchungen l\u00e4fst sich im allgemeinen sagen, dafs bei \u00fcberschwelligen Reizen die Farbe dem Homatropin- bzw. Normalauge satter und deutlicher erscheint als dem Pilokarpinauge. Dieses sieht die Farben meist schw\u00e4rzlich oder auch in wesentlich anderer Nuance. So wurde Rot von der einen Versuchsperson (K.) direkt als Violett bezeichnet. Auffallend war eine viel gleichm\u00e4fsigere Erf\u00fcllung des Gesichtsfeldes mit der Farbe bei Beobachtung mit dem Pilokarpinauge, w\u00e4hrend umgekehrt f\u00fcr das Homatropinauge namentlich bei den helleren grauen Papieren die oben erw\u00e4hnte Streifung im Gesichtsfelde sich sehr st\u00f6rend bemerkbar machte. Offenbar beruhen diese Verh\u00e4ltnisse auf der von der Pupillendifferenz abh\u00e4ngigen verschiedenen scheinbaren Helligkeit der grauen Papiere : der schnellere An- und Abstieg der Erregung bei gr\u00f6fserer Intensit\u00e4t farblos wirkender Lichter ist ja schon von anderen Beobachtern konstatiert worden. (So unter anderem von Maetius a. a. O.)\nVon der Regel, dafs die Farbe dem Homatropinauge bei \u00fcberschwelligen Reizen deutlicher erschien als dem Pilokarpin-auge, kamen nun aber Ausnahmen vor. Entweder war die Deutlichkeit der Farbenwahrnehmung f\u00fcr beide Augen die gleiche oder es erschien sogar die Farbe dem Pilokarpinauge deutlicher als dem Homatropinauge. Vor allem trat das bei Verwendung der helleren grauen Papiere ein, w\u00e4hrend bei den dunkleren Grau s fast ausnahmslos die \u00dcberlegenheit des Homatropin-Auges eklatant hervortrat, abgesehen etwa vom Gelb, welches mitunter auch hier dem Homatropinauge weniger deutlich erschien. Die Erkl\u00e4rung f\u00fcr diese anscheinend paradoxe Erscheinung ist zweifellos darin zu suchen, dafs bei weiter Pupille die grauen Papiere eine wesentlich gr\u00f6fsere Helligkeit zeigten, mitunter sogar blendend hell erschienen, als bei enger Pupille. Dieser Umstand mufste also namentlich bei den helleren grauen Papieren beeintr\u00e4chtigend auf die Farben Wahrnehmung wirken. Bei den dunkleren grauen Papieren fiel dagegen dieser Faktor fort und es konnte deshalb hier die gr\u00f6fsere Intensit\u00e4t der farbig wirkenden Beleuchtung f\u00fcr das Homatropin-Auge ungeschw\u00e4cht zur Geltung kommen. Im","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n255\nGelb machte sich allerdings auch hier die infolge der gr\u00f6fseren Intensit\u00e4t schnell zunehmende Weifslichkeit der Empfindung geltend, wodurch eine geringere Deutlichkeit der Farbenwahrnehmung bedingt werden konnte.\nDie soeben f\u00fcr \u00fcberschwellige Reize geschilderten Verh\u00e4ltnisse machen sich in \u00e4hnlicher Weise auch bei den Schwellenreizen bemerkbar.\nEs zeigte sich, dafs im allgemeinen bei den helleren grauen Papieren die Schwellen f\u00fcr das Homatropin- und Pilokarpinauge sich einander n\u00e4hern, zusammenfallen, oder dafs sogar die Schwelle f\u00fcr das Pilokarpinauge niedriger als f\u00fcr das Homatropinauge wird. Schon bei den mittelhellen grauen Papieren manifestiert sich dagegen die \u00dcberlegenheit des Homatropinauges deutlich gegen\u00fcber dem Pilokarpinauge.1\nAus unseren Versuchen geht also hervor, dafs die Pupillenweite allerdings von nicht unerheblichem Einflufs auf die Farbenzeitschwelle ist und zwar in dem Sinne, dafs im allgemeinen bei weiter Pupille die Schwellen niedriger sind als bei enger. Dafs dieser Faktor aber nicht der ausschlaggebende f\u00fcr den Anstieg der Schwellenwerte bei der Verwendung hellerer grauer Papiere ist, l\u00e4fst sich aus diesen Versuchen mit Sicherheit entnehmen. Trotz konstanter Pupillenweite ist die Erscheinung des Schwellenanstieges in genau der gleichen Weise vorhanden wie bei freiem Pupillenspiel, nur wird die Steilheit der Kurven durch die konstante Pupillenweite in dem einen oder anderen Sinne, wenn auch nicht in sehr hohem Grade, beeinflufst.\nAuch in der Ann\u00e4herung der Werte f\u00fcr das Pilokarpin-und Homatropin auge im Gebiet des helleren Grau macht sich ja der Einflufs der farblosen Belichtung auf die Zeitschwelle bemerkbar. F\u00fcr das Homatropinauge gewinnen wegen der Unm\u00f6glichkeit der Pupillenkontraktion die grauen Papiere von hohem Weifswert eine grofsere Helligkeit als f\u00fcr das Pilokarpinauge. Dieser Umstand wirkt erh\u00f6hend auf die Schwelle, w\u00e4hrend f\u00fcr das Pilokarpinauge die helleren grauen Papiere dunkler sind und hierdurch eine Erniedrigung der I arbenzeitschwelle verursacht wird. Es wirken also im letztgenannten Fall\n1 Bei Rot hat sich einmal f\u00fcr das Polikarpinange auch auf lichtlosem Grunde die Schwelle noch h\u00f6her gefunden als 0,82 o. Es ist dieses das einzige Mal, dafs vor lichtlosem Grunde die Farbe nicht erkannt wurde.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\nzwei Faktoren: Pupill en weite und Helligkeit der weifsen Papiere im entgegengesetzten Sinne.\nIm Gebiete des dunklen Grau macht sich dagegen lediglich der die Schwelle erh\u00f6hende Einflufs der engen Pupille bemerkbar. Es leuchtet ein, dafs infolgedessen bei ein und demselben dunkleren Grau die Schwelle f\u00fcr das Homatropinauge niedriger sein mufs, als f\u00fcr das Pilokarpin auge, und etwa mit derjenigen des Normal-auges zusammenf\u00e4llt, weil auch dieses bei den dunkleren grauen Papieren eine weitere Pupille besitzt. Der verdunkelnde Einflufs, welchen die engere Pilokarpinpupille auch bei den dunkleren grauen Papieren haben mufs, reicht offenbar nicht aus, um die geringere Beleuchtungsintensit\u00e4t des farbig wirkenden Lichtes zu kompensieren.\n4. Einflufs der Feldgr\u00f6fse auf die Farbenzeitschwelle.\nUm den Einflufs der Netzhautbildgr\u00f6fse auf die Farbenzeitschwelle zu untersuchen, wurde eine Irisblende in das Dunkelrohr eingesetzt. Es liefs sich dann unmittelbar hintereinander bei wechselnder Blenden\u00f6ffnung f\u00fcr jeden gegebenen farbigen Sektor, also f\u00fcr jede Expositionszeit, die Schwelle bestimmen. Die Blendenweiten betrugen 5, 11 und 23 mm. Dem entsprach bei der Vergr\u00f6fserung durch die zwischen Auge und Blende befindliche Linse (auf 262 mm gemessen) eine scheinbare Feldgr\u00f6fse von ca. 7, 15 und 31,5 mm Durchmesser. Die zugeh\u00f6rigen Netzhautbildgr\u00f6fsen betrugen demnach 0,4, 0,86 und 1,8 mm im Durchmesser, w\u00e4hrend sich die Fl\u00e4chengr\u00f6fsen der Netzhautbilder wie 1 : 3,65 : 20,25 verhielten.\nEs wurden also bei den verschieden grofsen Feldern Netzhautelemente gereizt, welche differente Exzentrizit\u00e4t besafsen. Insbesondere mufsten bei dem gr\u00f6fsten Felde auch Retinapartien getroffen werden, deren Farbensinn nicht mehr so hochentwickelt war wie derjenige des Netzhautzentrums. Hierin lag ein Moment, um bei maximaler Feldgr\u00f6fse die Farbenzeitschwelle relativ zu erh\u00f6hen. Infolge der Makulapigmentierung mufste andererseits bei Reizung mit blauem Lichte, vor allem bei kleinem, rein makularem Felde die Schwelle erh\u00f6ht, dagegen bei grofsem Felde relativ erniedrigt werden : infolge der Absorption kurzwelliger Strahlen durch das Makulapigment mufs das ..terminale\u201c Licht","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeiischicelle.\n257\n(Hering) auf den extramakul\u00e4ren Teilen mit h\u00f6herer Intensit\u00e4t zur Einwirkung kommen als im makularen Bezirk.\nFerner mufste, sofern nicht mit fixierter Pupillenweite gearbeitet wurde, der verschiedene pupillomotorische Wert der Strahlungen bei differenter Feldgr\u00f6fse ber\u00fccksichtigt werden. Wenn auch nach den Untersuchungen von Hess1 anzunehmen ist, dafs die exzentrischen Teile der Retina in pupillomotorischer Hinsicht wesentlich weniger wirksam sind als die zentralen, so war es doch m\u00f6glich, dafs bei den von uns verwendeten Feld-gr\u00f6fsen sich mit zunehmender Fl\u00e4che auch eine st\u00e4rkere Pupillenverengerung bemerkbar machen w\u00fcrde. Hierdurch h\u00e4tte eine Beeinflussung der Zeitschwelle in dem Sinne stattfinden k\u00f6nnen, dafs bei gr\u00f6fserem Felde sich die Werte relativ zu hoch, bei kleinem zu niedrig ergaben. Diese \u00dcberlegungen zwangen dazu, mit k\u00fcnstlicher Pupillenstarre zu arbeiten, um den Einflufs der Feldgr\u00f6fse rein hervortreten zu lassen. Wir wandten die Pilo-karpinmiosis an, wreil hierdurch die einzelne Versuchsreihe verl\u00e4ngert werden konnte.\nBei dem kleinsten Felde ergaben sich zun\u00e4chst einige Schwierigkeiten f\u00fcr die exakte Fixation. Sie mufste erst erlernt werden. Aufserdem war hier die Wahrnehmung einer Ver\u00e4nderung im Beobachtungsfelde im Moment des Vorbeipassierens des farbigen Sektors \u00fcberhaupt sehr schwer. In erh\u00f6htem Mafse galt das dann nat\u00fcrlich von der Beurteilung der Farbigkeit. Umgekehrt war bei dem gr\u00f6fsten Felde die Aufmerksamkeit vielfach nicht imstande, das ganze Feld gleichzeitig zu umfassen. Vor allem bei den helleren grauen Papieren war unter diesen Umst\u00e4nden die Felderf\u00fcllung eine noch ungleichm\u00e4fsigere als bei kleinerem Felde. Die Aufmerksamkeit mufste aber diese Aufgabe unbedingt erf\u00fcllen, um sich die nur an der einen oder anderen Stelle des Gesichtsfeldes aufblitzende Farbe \u201eherauszufischen\u201c. Dieses war nat\u00fcrlich nicht leicht und konnte zu einer Erh\u00f6hung der Schwelle beitragen.2\n1\tArchiv f. Augenheilk. 58.\n2\tBei dem gr\u00f6fsten Felde wurde zuweilen auch eine Doppelsehl\u00e4gig-keit der Farbenempfindung wahrgenommen und zwar in Form eines positiven Nachbildes von sehr kurzer Dauer. Namentlich trat dies auf, wenn das Auge unmittelbar nach der Reizung durch das farbige Licht geschlossen wurde. Da diese Erscheinung aber nur bei \u00fcberschwelligen Reizen sich bemerkbar machte, d\u00fcrfte hierdurch eine F\u00e4lschung der Resultate, soweit","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nA. Br\u00fcckner und R. Kirsch.\nDas Ergebnis dieser Versuche war; dafs im allgemeinen der Feldgr\u00f6fse wohl ein Einflufs auf die Farbenzeitschwelle zukommt und zwar in dem Sinne, dafs bei gr\u00f6fserem Felde die Farbe bei gegebener Expositionszeit deutlicher erscheint als bei kleinem Felde. Vor allem trat dieses bei \u00fcberschwelligen Reizen zutage.\nBei den Schwellenwerten selbst war der Einflufs der Feldgr\u00f6fse dagegen nicht immer deutlich zu erkennen. Bei Rot zeigte sich der Einflufs der Feldgr\u00f6fse stets sehr deutlich, ebenso in einigen Versuchsreihen f\u00fcr Blau, w\u00e4hrend sonst vielfach ein \u201e\u00dcberschneiden\u201c der Werte zu konstatieren war. Offenbar machen sich in letzterem Falle die oben erw\u00e4hnten st\u00f6renden Faktoren geltend. Trotzdem sind wir wohl berechtigt zu sagen, dafs im allgemeinen bei zentraler Fixation die Farbenzeitschwelle mit zunehmender Gr\u00f6fse des Netzhautbildes, also mit zunehmender Zahl der gereizten Elemente sinkt. Von einer direkten Proportionalit\u00e4t zwischen der Gr\u00f6fse des gereizten Netzhautbezirkes und der Zeitschwelle kann freilich keine Rede sein.\n5. Einflufs der Intensit\u00e4t der Gesamtbeleuchtung und der Intensit\u00e4t der farbigen Strahlung.\nSystematische Untersuchungen \u00fcber den Einflufs einer \u00c4nderung der G e s a m t beleuchtung auf die Farbenzeitschwelle haben wir nicht angestellt, doch geht aus gelegentlichen Schwankungen der Beleuchtungsst\u00e4rke w\u00e4hrend einer und derselben Versuchsreihe hervor, dafs diesem Faktor eine wesentliche Bedeutung zuzusprechen ist. Freilich scheinen die Schwellen innerhalb eines relativ grofsen Spielraumes der Beleuchtungsintensit\u00e4t ziemlieh konstant zu sein, sofern nur eine gen\u00fcgende Helladaptation gegeben ist. Dafs eine zu geringe Beleuchtung eine Erh\u00f6hung der Schwelle bewirkt, haben wir wiederholt gefunden. Es macht sich dann eben die mit der Dunkeladaptation einhergehende Ents\u00e4ttigung der Farbenempfindungen bemerkbar. Dadurch mufs eine Schwellenerh\u00f6hung eintreten, welche durch das Dunklererscheinen der grauen Papiere bei unseren Versuchen zum Teil aber kompensiert worden sein mag.\nsie die Schwellenwerte betreffen, schwerlich bewirkt worden sein, zumal wir uns bei unserem Urteil nicht auf diese Doppelschl\u00e4gigkeit st\u00fctzten.","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n259\nUmgekehrt m\u00fcfste eine \u00fcberm\u00e4fsige Steigerung der gesamten Beleuchtungsintensit\u00e4t und damit auch der Intensit\u00e4t der farbigwirkenden Strahlung durch Weifslicherwerden der Farbe, wie es bei Dauerbelichtung ja bekanntlich eintritt, und durch die zunehmende Helligkeit der grauen Hintergr\u00fcnde eine Erh\u00f6hung der Zeitschwelle bewirken. Sicher erwiesen ist dieser Einflufs f\u00fcr den zweiten Faktor, n\u00e4mlich f\u00fcr die Erhellung der farblosen Papiere. Lehrten doch unsere Versuche bei maximaler Mydriasis in der Tat, dafs die Schwellen ansteigen. Dagegen k\u00f6nnen wir ein sicheres Urteil dar\u00fcber, ob bei erheblicher Steigerung der Intensit\u00e4t der farbigen Strahlung eine Ver\u00e4nderung in der Zeitschwelle auftritt, nicht abgeben. Diese Frage bedarf noch besonderer Untersuchung. F\u00fcr eine relative Unabh\u00e4ngigkeit der Zeitschwelle von der Intensit\u00e4t der farbigen Bestrahlung, sofern sie sich innerhalb gewisser Grenzen h\u00e4lt, liefsen sich einige Versuche anf\u00fchren, welche zum Zwecke der Ermittlung des Einflusses von einer nicht ganz exakten Einstellung des Auges gemacht wurden (siehe hier\u00fcber oben S. 234).\nHier wurde zun\u00e4chst eine Versuchsreihe bei exakter Einstellung des Auges gemacht und dann unmittelbar anschliefsend Beobachtungsreihen, bei denen das Auge 1,0, 2,0 oder 2,5 cm weiter von dem okularen Ende der Beobachtungsrohres entfernt war, als f\u00fcr die vollst\u00e4ndig simultane Erhellung des Gesichtsfeldes erforderlich. Infolgedessen gelangte nun ein umgekehrtes verwaschenes Bild des farbigen Sektors auf der Netzhaut zur Abbildung, es war nicht mehr eine maximale Zerstreuung der Lichtstrahlen vorhanden. Dadurch mufste die Intensit\u00e4t des Lichtes an jeder einzelnen betroffenen Netzhautstelle relativ gesteigert sein, w\u00e4hrend die Gesamtintensit\u00e4t die gleiche blieb. Die Gesamtdauer der Belichtung war ebenfalls die gleiche wie bei exakter Einstellung, dagegen die Dauer der Belichtung f\u00fcr ein und dieselbe Netzhautstelle etwas k\u00fcrzer. Diese geringen \u00c4nderungen in den Versuchsbedingungen aber hatten keinen nachweisbaren Einflufs auf die H\u00f6he der Farbenzeitschwelle, wie aus der Tabelle 6 hervorgeht. Jedenfalls liegen die Werte so nahe beieinander, sie \u201e\u00fcberschneiden\u201c sich zum Teil in regelloser Weise, dafs es gerechtfertigt erscheint, eine relative Unabh\u00e4ngigkeit der Farbenzeitschwelle von geringen Schwankungen der Intensit\u00e4t des farbigen Lichtes innerhalb des von uns untersuchten Gebietes anzunehmen.\nFerner beweisen diese Versuche, dafs eine nicht ganz exakte Einstellung des Auges belanglos ist (siehe S. 234), zumal es sich bei den Einstellungsfehlern, die unabsichtlich bei unseren Versuchsreihen etwa aufgetreten sind, um viel geringere Gr\u00f6fsen handelte, n\u00e4mlich um wenige mm, w\u00e4hrend wir hier absichtlich fehlerhafte Einstellungen von 1\u20142,5 cm hergestellt hatten.","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nA. Br\u00fcckner und R. Kirsch.\nTabelle 6.\nEinflufs fehlerhafter Einstellung.\na\tGelb \u2014 Br\u00fcckner (Pilokarpin)\t\tRot \u2014 Kirsch (freies Pupillenspiel [80])\t\t\n\texakt (78) 1\t2,5 cm verschoben (79)\texakt\t2 cm verschoben\t1 cm verschoben\n0,82\t76,5\u00b0\t109,5\u00b0\t56,5\u00b0\t56,5\u00b0\t66,5\u00b0\n1,64\t184,5\t166,5\t255,3\t220,5\t184,5\n2,21\t255,3\t184,5\t255,3\t<360\t360\n2,98\t255,3\t202,5\t290,2\t360\t325,1\n4,77\t220,5\t255,3\t<360\t<360\t<360\n7,65\t<360\t<360\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n9,96\t<360\t\u00ab360\t\u2014\t\t\u2014\n6. Ist die Zeitschwelle f\u00fcr Farben von dem voraus-gehenden oder demnachfolgenden Schwarz weifsreiz\nabh\u00e4ngig?\nAngesichts der Abh\u00e4ngigkeit der Farbenzeitschwelle von der Helligkeit der vorausgehenden und nachfolgenden Schwarzweifsempfindung mufste die Frage entstehen, ob hierbei vor allen Dingen die vorausgehende oder die nachfolgende Reizung mafs-gebend ist oder ob beide in dieser Richtung wirksam sind. Wir sind bestrebt gewesen, in einigen Versuchsreihen eine L\u00f6sung dieser Frage anzustreben. Vor allem lag es an technischen Schwierigkeiten, wTelche die Anstellung einer gr\u00f6fseren Zahl von Versuchsreihen schon mit R\u00fccksicht auf den sehr grofsen Zeitaufwand verboten. Wir waren zu diesem Zwecke gezwungen, auf der Tachistoskopscheibe Sektoren von verschieden hellen grauen Papieren zu befestigen. Da zur Auswechselung derselben jedesmal eine Arretierung des in Rotation befindlichen Tachisto-skopes erforderlich war, erwies sich das Experimentieren nat\u00fcrlich als sehr umst\u00e4ndlich.\nEs wurde im allgemeinen in folgender Weise vorgegangen. Das Beobachtungsrohr wurde auf tiefdunklen Grund eingestellt (schwarzer Samt oder Tuchpapier). Dem Beobachter bot sich also ein sehr schwach erleuchtetes Feld dar. Auf der Tachistoskopscheibe wurde dann ein farbiger Sektor befestigt, dessen Gr\u00f6fse w\u00e4hrend einer Versuchsreihe konstant blieb. Unmittelbar an diesen Sektor anschliefsend wurde auf dem Tachistoskop ein","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n261\ngrauer Sektor fixiert und zwar entsprechend der Bewegungsrichtung des Tachistoskopes entweder dem farbigen Sektor vorausgehend oder ihm nachfolgend. Auch wurde je ein vorangehender und ein nachfolgender grauer Sektor verwendet. Diese grauen Sektoren wurden nun sowohl in ihrer Helligkeit als auch in ihrer Breite je nach den Versuchsbedingungen variiert. Es folgten also unter Umst\u00e4nden an Reizen aufeinander: 1. tief dunkles Grau ca. 1,25 bis 1,5 Sekunden dauernd, 2. Weifsreiz von variabler Helligkeit und Dauer, 3. konstanter farbiger Reiz, 4. Weifsreiz von variabler Dauer und Helligkeit, 5. tief dunkles Grau wie bei 1. Bei einigen Versuchsreihen wurde entweder 2 oder 4 fortgelassen.\nMan ersieht hieraus, dafs wir bestrebt waren, abgesehen von dem Einflufs der Helligkeit auch denjenigen der Dauer des vorangehenden und nachfolgenden farblosen Reizes in Betracht zu ziehen.\nDie f\u00fcnf aufeinanderfolgenden Reize bedingen naturgem\u00e4fs sehr komplizierte Erregungsverh\u00e4ltnisse, denn es kommen neben dem Ansteigen und dem Absinken der Erregung f\u00fcr den farbigen Reiz auch die gleichen Vorg\u00e4nge f\u00fcr die farblos wirkenden Reize in Betracht. Bei letzteren mufste sich aufserdem noch der sukzessive Helligkeitskontrast bemerkbar machen. Diesem letzteren Faktor ist es wohl auch zuzuschreiben, dafs die Farbenzeitschwelle hier wesentlich h\u00f6her war als bei unserer gew\u00f6hnlichen Versuchsanordnung. Das liefs sich aus den Kontrollbestimmungen entnehmen, welche wir nach der gew\u00f6hnlichen Methode mit dem jeweils benutzten farbigen Sektor zu Anfang und zum Schlufs einer jeden derartigen Versuchsreihe Vornahmen. Diese Kontrolle diente uns daf\u00fcr, die Konstanz der \u00e4ufseren Versuchsbedingungen festzustellen, die als gegeben angenommen wurde, wenn am Anfang und am Schlufs jeder Versuchsreihe sich der gleiche Schwellenwert ergab.\nTrotz der Un Vollst\u00e4ndigkeit der Versuche glauben wir, dafs sie immerhin gewisse Schl\u00fcsse in der in Rede stehenden Frage gestatten, die wir freilich nur mit aller Reserve mitteilen.\nTabelle 7.1\nVersuch 83. Versuchsperson B.\nKonstant Sektor blau VI = 9,96 o. \u2014 Normalschwelle zwischen __________ Grau 1 und 2.\n1 In den Tabellen 7\u20149 ist lediglich notiert, ob das Urteil positiv, negativ oder unbestimmt war. Die Sicherheit des Urteils ist durch beigef\u00fcgte Ausrufungs- und Fragezeichen angedeutet.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 46.\n17","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nA. Br\u00fcckner und, B. Kirsch.\nDem farbigen Sektor vorausgehend und nachfolgend je 30c Grau, welches in der Helligkeit variiert wird.\nVoran 30 ^ \"VATI\t\t\tNachfolgend 30\u00b0 von Grau\t\t\t\t\t\u2022\t\t\nuv\ty UJLL\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\t10\nGrau 1\t\t\u2014\t\t\u2014\t\t\u2014\t\t. \u2014\t?\t+\n\u201e\t3\t\u2014\t+\t\t+\t+ !\t\t+ !\t\t+\t\n. 5\t?\t?\t+ ?\t+\t\t+\t+ 1\t\t+ -1 \u2022\t\n\u00bb 7\t\u2014\t\u2014\t+ ?\t+ ?\t+\t+\t\t+ !\t+n\t\n\u201d 9\t\t\"\t+ ?\t+\t+\t+i\t+ 1\t+ 1\t\t+ !f\nWie aus der Tabelle 7 zu ersehen, ist unter den gew\u00e4hlten Bedingungen die Helligkeit des nachfolgenden Grau vor allem ausschlaggebend f\u00fcr die Wahrnehmung der Farbe. Selbst wenn ein tief dunkles Grau (Grau 9 = 6,75\u00b0 Weifs), also ein f\u00fcr gew\u00f6hnlich weit \u00fcberschwelliges Grau der farbigen Reizung vorausgeht, wird die Farbe doch nicht wahrgenommen, ehe nicht das nachfolgende Grau eine gewifse Dunkelheit besitzt, hier Grau 3 = 148,5* Weifs.1\nDoch kommt auch dem vorausgehenden Grau ein Ein-flufs zu. Ist dasselbe sozusagen unterschwellig, sei es an sich oder infolge der durch Sukzessivkontrast gesteigerten Helligkeit, so mufs das nachfolgende Grau viel dunkler sein, um eine Farbenwahrnehmung zu gestatten. Man vergleiche die erste Horizontalreihe der Tabelle 7, wo erst bei nachfolgendem Grau 9\u201410-(lichtloser Grund) das Urteil positiv wird, wenn das helle Grau 1\nvorangeht.\n\u2022 \u2022\n\u00fcber den Einflufs, welchen die Dauerdesnachfolgenden Graureizes auf die Farbenzeitschwelle besitzt, gew\u00e4hrt Tabelle & einen Einblick.\nTabelle 8.\nVersuch 85. Versuchsperson K.\nKonstant Blau, Sektor V == 7,65 cj, Normalschwelle bei ca. 3V4 = 135,5\u00b0 Weifs.\nVor Einwirkung des farbigen Reizes konstant 30\u00b0 in der\nWir betrachten hierbei das positive Urteil bei vorangehendem Grau 3. und nachfolgendem Grau 2 als Fehler.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n263\nHelligkeit variables Gran. Nachfolgend Gran variabel in Helligkeit nnd Daner.\nVoran 30\u00b0 von\nGrau\n\u00bb\n})\n)>\n})\n3\n4\n5\n6\n7\n8 9\nNachfolgend 5 0 von Grau :\n\u2014 ?\n+ ?? 4-?\n+\n+ ? + -H +\n6\n+?\n+\n+\n\u2014j- !\n8\n+ ? +\n+ + !\n9\n+ ? +\nVoran\tNachfolgend 10\u00b0 von Grau;\n30\u00b0 von\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\nGrau 3\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u00bb\t4\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n>,\t5\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u201e 6 7\t\t\t\t\u2014\t-(+?)\t\u2014\t\u2014\t+ ?\t+ -\n)> * c\t\t\t\t\u25a0 1\t+ ?\t+\t+\t+\t+ !\n\u00bb\tO Q\t\t\t\t\t+ ?\t+\t\t+ 1\t\n)}\t\t\t\t\u2014 ?\t+\t+\t+i\t\t\nVoran 30\u00b0 von\nGrau\n)>\n)>\n)>\n}}\n\u00bb\n3\n4\n5\n6\n7\n8 9\nNachfolgend 15\u00b0 von Grau;\n\t6\t7\t8\t9\n\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t+ ?\n\t\u2014\t\u2014 ?\t+ ??\t+\n\t\u2014 ?\t+\t+\t+ 1\n\t+ ?\t+\t+\t+\n\t+\t+\t\t\nVoran\nNachfolgend 20\u00b0 von Grau;\n30\u00b0 von\t1\t2\t3\t4\tI 5\t6\t7\t1 8\ti j 9\nGrau 3\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u00bb ^\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u201e\t5\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u00ab 6 7\t\t\t\t\t\t\u2014 ?\t\u2014\t+ ?\t+\n\u00bb * c\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\t+ ?\t+\t+\n\u00bb * Q\t\t\t\t\t\u2014\t+ ?\t+\t+\t\nV\t\t\t\t\u2014\t\t+\t+\t\t\n17*","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\nVoran\t\t\tNachfolgend 30\t\t\t3 von Grau:\t\t\t\n30\u00b0 von\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\nGrau 3\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t?\t+ ?\n\u201e\t4\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n5\t\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\t+??\n\u00bb 6\t\t\t\t\u2014\t\u2014\t\t+\t+\t+\n\u201e\t7\t\t\t\t\t\t\u2014\t\t+\t+\n\u201e 8\t\t\t\t\u2014\t+ ?\t+ ?\t+\t\t+1\nL 9 i\t!\t\t\t\t\u2014\t-f?\t+\t+\t\nTrotz der Unvollst\u00e4ndigkeit des Versuches l\u00e4fst sich unseres Ermessens aus demselben entnehmen, dafs mit znnehmender Dauer des nachfolgenden Graureizes die Schwelle ansteigt, wenn es sich um ein relativ helles Grau handelt. Bei 5\u00b0 von nachfolgendem Grau liegt die Schwelle zwischen Grau 3 und 4, bei 100 zwischen 4 und 5, bei 150 zwischen 5 und 6. Bei 200 und 30\u00b0 ist eine weitere Erh\u00f6hung der Schwelle nicht mehr sicher nachzuweisen. Man kann also im allgemeinen sagen, soweit das untersuchte Gebiet in F rage kommt : Jegr\u00f6fserdernach-folgende graue Sektor ist, um so dunkler mufs er sein, um Farbe erkennen zu lassen.\nGleichzeitig manifestiert sich aber auch hier wieder der Ein-flufs des vorausgehenden Grau. Wenn es zu grofse Helligkeit besitzt so wirkt es erh\u00f6hend auf die Farbenzeitschwelle. Auch wenn ein sehr dunkles Grau unter diesen Bedingungen nachfolgt, so erweist sich dieses als ganz wirkungslos : sicher positive Urteile treten erst auf, wenn Grau 6 vorangeht.\nDas Gegenst\u00fcck zu der letzten Reihe bildet Versuch 86.\nTabelle 9.\nVersuch 86. Versuchsperson K.\nKonstant Sektor Blau V = 7,65ff, Normalschwelle bei Grau 231 __ 166,5\u00b0 Weifs. Nachfolgend konstant 300 Grau von variabler Helligkeit, vorausgehend Grau von variabler Helligkeit und Dauer (s. Tab. S. 265 f.).\nEs zeigt sich hier wieder der mafsgebende Einflufs des nachfolgenden Grau \u2014 hier ist es Grau 7, bei dem die Farbe zuerst erkannt wird \u2014, w\u00e4hrend die geringere Bedeutung des vorausgehenden Grau sich darin bemerkbar macht, dafs die Gr\u00f6fse des Sektors eigentlich ganz ohne Einflufs auf die Erkennbarkeit der Farbe bleibt. Die Schwelle liegt hier durchgehends etwa bei Grau 4\u20145.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n265\nNachfolgend\nVoran 5\u00b0 von Grau:\n30\u00b0 von\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\nGrau 3\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u201e\t4\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u2014\n\u201e\t5 j\t\t\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\n\u201e 6\t\t\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\n\u201e\t7\t\t\t\u2014\t\u2014\t+ ?\t+\t+\t+\t\n\u00bb \u00bb\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014 ?\t+\t+ i\t\t\t\n,,\t9\t+ ?\t+ ?\t+\t+\t+\t+ i\t\t\t\nNachfolgend\t\t\tVoran\t\t10\u00b0 von Grau:\t\t\t\t\n30\u00b0 von i\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\n1 Grau 3\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u201e\t4\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u2014\n\u201e\t5\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014 ?\t\u2014 ?\n\u201e 6\t\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\t+ ?\n\u201e\t7\t\t\t\u2014\t+ ?\t+ ?\t+\t+\t\t\n\u201e 8\t\t\t\u2014\t\u2014 ?\t+\t+\t+\t\t\n\u201e\t9\t\u2014\t\u2014\t+ ??\t+ ?\t+\t+ \u2022\t\t\t\nNachfolgend\nVoran 15\u00b0 von Grau:\n30\u00b0 von\t1\t2\t3\t4\tw O !\t6\t7\t8\t9\nGrau 3\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u201e i\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u2014\n\u201e\t5\t\t\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\n\u201e 6\t\t\t\t\t\t\t\t\u2014 ?\t+ ?\n\u201e\t7\t\t\t\u2014\t+?\t+\t+\t+\t+\t\n\u00bb 8\t\t\t\u2014\t\u2014 ?\t+\t+\t+ !\t\t\n\u00bb\t9\t\t\u2014\t\u2014\t+ ?\t+\t+\t+\t\t\nNachfolgend\t\t\tVoran\t\t20\u00b0 von Grau:\t\t\t\t\n30\u00b0 von\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\nGrau 3\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u201e\t4\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u2014\n\u00bb\t5\t\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\t+ ?\n\u201e 6\t\t\t\t\t\t\t\u2014\t?\t+\n\u201e\t7\t\t\t\t\u2014 ?\t+ ?\t-f?\t+\t+\t\n\u201e 8\t\t\t\u2014\t\u2014\t+\t+\t+ !\t\t\n\u201e\t9\t\t\t\u2014\t\u2014 ?\t+\t+\t+\t\t","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nA. Bruckner und B. Kirsch.\nNachfolgend \u25a030\u00b0 von\t1\t2\t3\tVoran 4\t30\u00b0 vo 5\tn Grar 6\ti: 7\t8\t9\nGrau 3\tj\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u00bb *\t]\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n\u201e\t5\t\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\t+ ?\n\u00bb 6\t\t\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\t+ ?\n\u00bb\t7\t\t\t\u2014\t+??\t+\t+ ?\t\t+\t\n\u00bb 8\t\t\t\t\u2014 ?\t?\t+\t+\t\t\n\u201e\t9\t\t\t1\t+ ??\t+ ?\t+\t+\t\t\nWir werden also, so weit unsere Versuche \u00fcberhaupt einen Schlufs gestatten, sagen d\u00fcrfen, dafs f\u00fcr die Farbenzeitschwelle der nachfolgende Schwarz-Weifsreiz von gr\u00f6\u00dferem Einflufs zu sein scheint als der vorhergehende.\nDieses Ergebnis besitzt praktische Wichtigkeit insbesondere in R\u00fccksicht auf die von den Psychologen bei ihren Tachistoskopversuchen meist verwendete Methode der Ausl\u00f6schung der Erregung durch einen nachfolgenden sehr hellen Reiz. (Spiegelung eines hellen Lichtes in das Auge des Beobachters.)\n7. Einflufs vorausgehender und nachfolgender\nandersfarbigerErregungaufdieFarbenzeitschwelle.\nEs mufste naheliegen zu untersuchen, ob eine andersfarbige Erregung, welche dem kurzdauernden farbig wirkenden Reiz vorausgeht oder ihm nachfolgt, die Zeitschwelle beeinflulst. Insbesondere war die Beantwortung dieser Frage im Hinblick darauf von Interesse, ob bei den grauen Papieren lediglich die Helligkeit mafsgebend f\u00fcr die Farbenzeitschwelle gewesen war oder nicht. Auch kam in Betracht, ob etwa die zum kurzdauernden Reiz gegenfarbige Strahlung die Schwellenh\u00f6he in dem einen oder anderen Sinne beeinflulst.\nDie Versuche wurden mit 12 verschiedenen farbigen Pigmentpapieren angestellt, wrelche in derselben Weise in Rahmen gefafst waren, wie bei den fr\u00fcheren \\ ersuchen die grauen Papiere, deren Stelle sie vertreten sollten. Sonst war die Versuchsanordnung genau die gleiche. Es wurde bei jedem Einzelversuch, d. h. f\u00fcr jeden farbigen Sektor zun\u00e4chst \u201edie Normalschwelle\u201c f\u00fcr graue Papiere bestimmt und unmittelbar nach- oder","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n267\nvorher f\u00fcr den gleichen Sektor die 12 farbigen Papiere als Untergrund ge* zeigt. Die verwendeten Farben waren:\n1.\tgelb\tO O T\u20141 CO II\tweifs.\n2.\tgoldgelb\t= 290\u00b0\t55\n3.\tgelbgr\u00fcn\t== 265\u00b0\t55\n4.\torange\t= 210\u00b0\t55\n5.\tgr\u00fcn\t= 135\u00b0\t55\n6.\thellrot\t= 130\u00b0\t55\n7.\tblaugr\u00fcn\t= 100\u00b0\t55\n8. hellblau\t\t= 95\u00b0\t55\n9.\tdunkelrot\t= 80\u00b0\t55\n10.\tpurpur\t= 80o\t55\n11.\tdunkelblau\t= 60\u00b0\t55\n12.\tviolett\t= 40\u00b0\t55\nDie Weifswerte wurden am Farbenkreisel in analoger Weise vor lichtlosem Grund wie f\u00fcr die grauen Papiere ermittelt (siehe oben S. 234 f.). Bei der Schwierigkeit der heterochromen Helligkeitsvergleichung wurde die obere und die untere Grenze, bei der das Grau sicher zu hell, bzw. sicher zu dunkel erschien, festgestellt und hieraus das arithmetische Mittel als tats\u00e4chlicher Weifswert genommen. Die Schwankungsbreite betrug bei den hellen Papieren 10\u201420\u00b0, bei den dunkleren 4\u20145\u00b0 des Weifswertes, die Abweichungen vom Mittel also die H\u00e4lfte.\nBei den Versuchen wurde konstant eine Blendengr\u00f6fse benutzt, welche einem Durchmesser des Netzhautbildes von 0,8 mm entsprach.\nDie Art und Weise, wie hier die Farbenempfindung bei \u00fcberschwelligen Reizen sich darbot, stimmte durchaus \u00fcberein mit derjenigen, wie sie bei den grauen Papieren zu konstatieren gewesen war. Auch hier war nie eine gleichm\u00e4fsige Erf\u00fcllung des Feldes mit der Reizfarbe gegeben, sofern sie erkannt wurde, sondern es zeigte sich nur an der einen oder der anderen Stelle ein Aufblitzen der Farbe. War der Reiz unterschwellig, so wurde auch hier je nachdem ein dunklerer Schatten oder ein hellerer Schein gesehen. Bemerkenswert ist, dafs bei \u00fcberschwelligen Reizen und bei Gegenfarbigkeit von Dauer- und Momentreiz die resultierende Farbenempfindung stets auff\u00e4llig weifslich erschien. Erst wenn der Reiz stark \u00fcberschwellig wurde, trat die Expositionsfarbe oft besonders leuchtend hervor.\nZur Erl\u00e4uterung des Gesagten diene folgendes Protokoll:","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nA. Br\u00fcckner und M. Kirsch.\nFarbsektor (\u201eMoment- farbe\u201c)\tFarblger Grund (\u201eDauerfarbe\u201c)\t\t\t\t\tUrteil\n\tNr. 12 (violett\t\t= 40\u00b0 weifs)\t\t\tSehr weifslieh, glaube gelblich\n\t>5\t11 (dunkelblau\t= 60\u00b0\t55\t)\tWeifslich, unsicher ob gelblich\n\t55\t10 (purpur\t= 80\u00b0\t55\t)\tGelblich weifs\n\t55\t9 (dunkelrot\t= 80\u00b0\t\t)\tLeuchtend gelb\nGelb (=310\u00b0\t55\t8 (hellblau\t= 95\u00b0\t55\t)\tWeifslich, fraglich ob gelb\nweifs) Nr. V\t55\t7 (blaugr\u00fcn\t= 100\u00b0\t55\t)\tGelblich\n\u2014 7,65 o\t55\t6 (hellrot\t= 130\u00b0\t55\t)\tGelblich\n\t55\t5 (gr\u00fcn\t= 135\u00b0\t55\t)\tGelblich-gr\u00fcn\n\t55\t4 (orange\t= 210\u00b0\t55\t)\tHeller gelb werdend\n\t55\t3 (gelbgr\u00fcn\t= 265\u00b0\t55\t)\tVielleicht gelblicher, unsicher\n\t55\t2 (goldgelb\t= 290\u00b0\tyy\t)\tWohl nur Schatten\nMan ersieht hieraus, dafs trotz gr\u00f6fserer Helligkeit des Rot (Nr. 9 bzw. 6) das Gelb hier deutlicher gesehen wird als auf dem viel dunkleren Blau (11 bzw. 8). Dem entspricht die subjektive Empfindung, welche die Versuchsperson \u00f6fters hatte, dafs n\u00e4mlich dann die Farbe besonders leicht wahrnehmbar zu sein schien, wenn keine gegenfarbigen Valenzen konkurrierten. Die Beurteilung war andererseits bei weitem am schwierigsten dann, wenn Dauer- und Momentfarbe nahe verwandt waren, also z. B. bei Blau und Blaugr\u00fcn.\nZuweilen liefs sich, namentlich bei st\u00e4rker \u00fcberschwelligen Reizen, eine Beimischung der Gegenfarbe des Grundes zur Momentfarbe bemerken. So erhielt z. B. das Gelb vor Orange einen gr\u00fcnlichen Stich. Analoges konnte man beobachten, wenn die Dauerfarbe l\u00e4ngere Zeit als f\u00fcr gew\u00f6hnlich, d. h. l\u00e4nger als ca. 1,5 Sekunden, fixiert wurde und so eine Adaptation f\u00fcr diese Farbe eingetreten war. Bei fortgesetzter Beobachtung erschien dann z. B. Gelbgr\u00fcn als Momentreiz vor Rot als Dauerfarbe immer gr\u00fcner, w\u00e4hrend das Gelb immer mehr zur\u00fccktrat. Umgekehrt wurde im gleichen Falle das Gelbgr\u00fcn vor Blau immer gelber, w\u00e4hrend das Gr\u00fcn weniger bemerkbar wurde. Es wirkt eben hier das negative Nachbild der Dauerfarbe unterst\u00fctzend und verhilft damit der einen farbigen Komponente der als Momentfarbe benutzten Zwischenfarbe zu erh\u00f6hter Wahrnehmbarkeit.\nWar umgekehrt bei der Exposition von Zwischenfarben die eine Komponente nicht gegenfarbig zu der Dauerfarbe, wurde","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n269\nalso z. B. Purpur vor Blau exponiert, so trat diese Komponente, welche mit der Dauerfarbe \u00fcbereinstimmte, mehr zur\u00fcck. In dem gew\u00e4hlten Beispiel also schien das Purper reiner (Ur-) rot zu sein. Offenbar war dieses der Fall, weil eine gewisse Adaptation f\u00fcr die Dauerfarbe, hier also f\u00fcr Blau, auch schon nach 1,5 Sekunden eingetreten war.\nEine Beeinflussung der Farbenempfindungen, die durch kurz dauernde Reize vermittelt werden, durch die Qualit\u00e4t der vorausgehenden und nachfolgenden farbigen Dauerbelichtung ist also zweifellos erkennbar, doch kommt auch hier die Helligkeitsdifferenz zwischen Dauer- und Momentreiz in Frage. So erschienen z. B. vor dem dunklen Violett (=40\u00b0 Weifs) alle Farben, auch solche ohne gegenfarbige Valenz, auffallend weifslich, offenbar infolge der Beimischung des sukzessiven Kontrast weifs. Man sieht, dafs hier aufs er ordentlich komplizierte Verh\u00e4ltnisse vorliegen, es kommt eben eine ganze Reihe von verschiedenen Faktoren in Betracht.\nDas gleiche wie von \u00fcberschwelligen Reizen gilt auch von den Schwellenwerten, die in Tabelle 10 zusammengestellt sind.1 Sie sind in der Whise ermittelt, dafs an der Hand der Protokolle festgestellt wurde, welche Expositionszeit erforderlich war, um vor gegebener Dauerfarbe die Momentfarbe eben noch wahrzunehmen. Die Schwellenbestimmung erfolgte dann in \u00e4hnlicher Weise, wie sie bei den grauen Papieren vorgenommen worden war. War also z. B. bei Benutzung des Sektors I = 0,82 a die Expositionsfarbe vor gegebener Dauerfarbe nicht mehr erkennbar, dagegen deutlich zu sehen bei Verwendung des Sektors II = 1,64 d, so wurde die Schwelle auf die mittlere Zeit, also im gew\u00e4hlten Beispiel auf 1,23 o angesetzt. Als Ergebnis der Versuche k\u00f6nnen wir aussprechen, dafs zwar auch in diesem Falle der Helligkeit der Dauerfarbe ein Einflufs auf die Farbenzeitschwelle zukommt: im allgemeinen ist ein Ansteigen der Zeitschwelle bei Verwendung von helleren Dauerfarben erkennbar, jedoch ist dieser Faktor zweifellos nicht der allein ausschlaggebende, weil keineswegs durchweg die Zeitschwelle mit der Helligkeit der Dauerfarbe parallel steigt.\n1 Diese Tabelle enth\u00e4lt zugleich die Werte f\u00fcr den Anomalen (fett gedruckt) ; siehe Abschnitt 8.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle 10.\nZeitschwellen bei vorausgehender und nachfolgender andersfarbiger Belichtung.\n270\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch\n1\t,ao %. ,aT 1\t& Jl\u00fc\ti 1,44 0,82 6,93 2,21 1,23 ' 0,41 0,82 1,92 1,44 3,88\nI S o L ^ o\u00e4 rH & \u00abO\u2019S 1\t73\tL*\t2 S S*\tcoco\toi vh vh ^\t^\t\u00abO\tN\tN\t05\t<M\t00 TH\trH GO\tvH\tvH\tvH\tvH\th-T\tCD\"\t\u00abf I\nI\t\u00a3\to\tr N O\ta\tQO^ rH\t\u00a3\t..\to 5 sL \u00a3 1\t\u00c4\tS\tS\t2\trH 04\t04 GO O ^\t^\t^\tr*\th*\t05\t00\t04 t>\tvH\t00\tI>\tH\tCD\tH\trH\tCO\"\tH<\" i\ttH 1\nll\t'\u00bbJO\t' 1\tO\to\tt\u00ae 05\t*r\u00bb\tO0 1\tII \u00a9 |\txj\tIL\t\u00eb\tHjt\t04\tvH\tHJV j ^1*\t^ CO^\tCO\tCO CD S rH ^ g\t^H O\tCf vH\"\tvH~ CM\" C\u00a9\"\nI 00 J oTS ! 3 jls\tHh\tCM\tvH\tCM\tCO\trH\trH ^\t^\t00\tCM 04\tI\tI\t| r-*\trH\tGO\tvH\tCO\t\u00d6d\"\t\u00d6d\"\t\u2022\t1\t1\ns = - io & 8\u00e4 I ^\t'\ta l\u2014i \u00a9 \u00ab JL> I\t.Q\tS\t3\tS\tSS\tS\tS\t8\t3\tSJ CM\tvH\tgc\tVH rH\tCM\tCM\t05*\th\tof CM /\\\n1\to ^\u00d6T so o \u00cf\u00cf- 1\t-!U\tI\t,\t.\t23\t^ H\t04 rH rH ;\t1\t1 i\t^\t\u00ab n <n rH rH\trH CO\tHV CM CO\n1\to\tis S' r\tj-i\tv \u00a9 1 :\ttD\tJl^ ^\t23 CM 04\trH 00\tpci\thv\t_* ^\t^2\tI\t1\tCO CO H- ^\t^ C5\tCM CM\t1\t1\thT H CM r^\tvH\nI\t\u00a9 o ,\u2014s \u00f6\u00df O t\u00ae ^ g N'S S JLfe ! ! \u25a0 :\t\t\t\t\t\trrvrHM\t2r Cr\tvHo^\t00 Oi ^\t^\tO,\tO\tCM\tCO\tt>\tCO\tCO X\tCM ^\t<m\t04\"\tcm\"\toT\thT\tco\"\tS' /\\\n3 gelbgr\u00fcn (= 265\u00b0 weifs)\tSr\tt>-vO\trO 04 C5 _ ~\t04^\tHv^\tCO\tt>\tl>-CO\tCD\tTO CM\tCM\t05\tC0\"\tHi\"\thT |>\tl>\t04\"\t05\" r^\tvH\n2 goldgelb (=290\u00b0 weifs)\t|\tg.\tS\t8.\t&\tS_\t\u00a7\ts\t$!\t?! CM\tCM\trH\t05\tCO\tCD\tt>\tOs\"\t<m\"\t05\" vH\tC4 \u2713\\\ne _ ^ 2\u00ce 1 '\t? 7 \u00a9 !\t0X3 JL^\t^00hH\t22\tCM CM 04 *\u25a0> Lp\t*\tI\t1\t^\trt\tHfl 04 ^ W 2\t*\tCD CM\tcm\" 05\" Os\" rH\tvH\tvH 04 /\\\n1 i\t_\t03\t^\t\u00a75\" s. i.\t's\ti.\ts\tII\tII'J m \u00ab\tg\tm\tt4\tP3 M\t\u00ab w s o\tg \u0153\tro\n\t'S\td2\tS\tz O\u00e4\t\u00a9\t:S\tcg ^\trK\tH\tr-v \u00b0\tO\tPQ","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n271\nEin starkes Ansteigen der Schwelle ist dann zu konstatieren, wenn Dauerfarbe und Momentfarbe einander sehr \u00e4hnlich sind. Das ist ja auch durchaus verst\u00e4ndlich (siehe oben).\nF\u00fcr Gegenfarben hat sich bei beiden Beobachtern ein verschiedenes Verhalten gezeigt. F\u00fcr K. ist in der Regel ein Ansteigen der Zeitschwelle zu konstatieren, w\u00e4hrend f\u00fcr B., wenn \u00fcberhaupt eine Beeinflussung durch die Gegenfarbe vorhanden ist, eher eine Erniedrigung der Schwelle vorkommt. Ausgenommen hiervon ist nur blau vor gelbem Hintergr\u00fcnde. In diesem Falle mag aber die grofse Helligkeit der gelben Papiere schwellenerh\u00f6hend gewirkt haben.\nWie man sieht, ist also die Frage nach dem Einflufs vorausgehender und nachfolgender andersfarbiger Belichtung auf die Farbenzeitschwelle durch unsere Versuche noch nicht eindeutig gel\u00f6st, wenn auch der Nachweis gef\u00fchrt sein d\u00fcrfte, dafs hier nicht lediglich die Helligkeit der Dauerfarbe in Betracht kommt, sondern auch der farbigen Qualit\u00e4t ein Einflufs beizumessen ist. Weitere Untersuchungen m\u00fcssen hier erst volle Klarheit bringen.\n8. Versuche an Gr\u00fcnanomalen.\nWir waren in der Lage einige Versuchsreihen mit zwei Gr\u00fcnanomalen anstellen zu k\u00f6nnen. Die Herren cand. med. Blohmke und cand. med. Schmidt stellten sich uns hierzu mit dankenswerter Bereitwilligkeit zur Verf\u00fcgung. Mit Rotanomalen konnten wir leider keine Versuche ausf\u00fchren1, da wir solche unter den Studierenden der Medizin, die allein f\u00fcr die Versuche in Betracht kamen, nicht finden konnten. Um die Zeit der genannten Herren nicht \u00fcberm\u00e4fsig in Anspruch zu nehmen, mufsten wir uns darauf beschr\u00e4nken, die Zeitschwellen f\u00fcr die vier Grundfarben zu pr\u00fcfen.\nNach den Angaben unserer Versuchspersonen zu urteilen, scheint die Art der Felderf\u00fcllung bei \u00fcberschwelligen Reizen genau die gleiche zii sein wie beim Normalen, d. h. auch f\u00fcr den Anomalen ist das Beobachtungsfeld nie gleichm\u00e4fsig mit der Farbe erf\u00fcllt. Auch bei ihnen machte sich bei der Verwendung heller grauer Gr\u00fcnde, die lange Expositionszeiten des farbigen Reizes erforderten, das Auftreten von Kontrast-\n1 Diese scheinen viel seltener zu sein als die Gr\u00fcnanomalen.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nA. Br\u00fcckner und R. Kirsch.\nerscheimingen in Form von hellen und dunklen Strichen be merkbar. Bei nahe an der Schwelle stehenden Reizen wurde ebenso wie beim Normalen zuweilen nicht die \u201erichtige\u201c Farbe gesehen. So erschien z. B. rot als gelblich u. \u00e4.\nDie Abweichung vom Normalen zeigt sich, wie ja schon Guttmann gefunden hatte und unsere Vorversuehe ergaben, in der absoluten H\u00f6he der Schwelle. Die Tabellen 11\u201414 und die zugeh\u00f6rigen Kurven 4\u20147 enthalten die Schwellenwerte f\u00fcr je einen Anomalen und eine normale Vergleichsperson. Die Versuchspaare sind unmittelbar hintereinander angestellt, um den Einflufs wechselnder Beleuchtungsintensit\u00e4t m\u00f6glichst auszuschalten. Um auch den Faktor verschieden grofser \u00dcbung unwirksam zu machen, benutzten wir zu den Kontrollreihen normale Versuchspersonen, welche noch nicht Beobachtungen in dieser Richtung angestellt hatten. Die Herren Kollegen Dr. Wibths und Dr. Penneb unterzogen sich bereitwilligst dieser Aufgabe.\nTabelle 11.\nRot. (Verhalten, der Anomalen.)\no\tWi. (35)\tBlohmke (36)\tWi. (44)\tBlohmke (45)\tPe. (48)\tSchmidt (46)\tSchmidt (97)\n0,82\t3,3\u00ab\t3,30\t6,75o\t6,75\u00bb\t66,50\t3,3\u00b0\t\n1,64\t50,0\t14,75\t38,3\t9,4\t202,5\t9,4\t9,4\u00b0\n2,21\t76,5\t38,3\t50,0\t17,5\t360\t50,0\t9,4\n2,98\t135,5\t33,2\t56,5\t33,2\t>360\t50,0\t28,1\n4,77\t184,5\t50,0\t184,5\t50,0\t\u00bb360\t76,5\t\t\n7,65\t290,2\t66,5\t220,5\t66,5\t\u2014\t109,5\t50,0\n9,96\t>360\t76,5\t290,2\t96,5\t\u2014\t148,5\t122,5\n14,92\t>360\t122,5\t>360\t184,5\t\u2014\t255,3\t122,5\n23,98\t\u2014\t184,5\t\u2014\t290,2\t\u2014\t290,2\t290,2\n29,22\t\u2014\t290,2\t\u2014\t325,1\t\u2014\t325,1\t325,1\n35,331\t\u2014\t325,1\t\u2014\t>360\t\u2014\t_\t\u2014\u2014^\n35,92\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t>360\t\t\t\n41,46\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t>360\t\u2014\n54,02\t\t>360\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n1 Die h\u00f6heren Zeiten wurden z. T. durch breitere Ringsektoren, z. T. durch langsameren Gang des Tachistoskops erzielt.","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n273\nTabelle 12.\nGelb. (Verhalten der Anomalen.)\no\tWi. (39)\tBlohmke (40)\tPb. (53)\tSchmidt (50)\n0,82\tCO 00 o\t9,4\u00b0\t17,5\u00b0\t38,3\u00b0\n1,64\t53,25\t17,5\t53,25\t76,5\n2,21\t56,5\t23,0\t96.5\t96,5\n2,98\t66,5\t33,2\t76,5\t122,5\n4,77\t122,5\t43,5\t166,5\t184,5\n7,65\t122,5\t96,5\t290,2\t290,2\n9,96\t202,5\t148,5\t325,1\t290,2\n14,92\t290,2\t184,5\t325,1\t325,1\n23,93\t>360\t290,2\t>360\t325,1\n29,22\t\u2014\t360\t\u2014\t360\n37,08\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t>360\nTabelle 13.\nGr\u00fcn. (Verhalten der Anomalen.)\na\tWi. (41)\tBlohmke (42)\tPe. (52)\tSchmidt (51)\n0,82\t17,5\u00b0\t5,0\u00b0\t50,0\u00b0\t1,7\u00b0\n1,64\t46,75\t12,0\t56,5\t9,4\n2,21\t43,5\t17,5\t66,5\t10,7\n2,98\t53,25\t20,25\t66,5\t17,5\n4,77\t66,5\t28,1\t122,5\t17,5\n7,65\t109,5\t33,2\t202,5\t23,0\n9,96\t122,5\t43,5\t255,3\t46,75\n14,92\t220,5\t66,5\t>360\t66,5\n23,93\t325,1\t56,5\t\u2014\t76,5\n29,22\t>360\t76,5\t\u2014\t109,5\n35,33\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t109,5\n40,88\t\u2014\t122,5\t\u2014\t\u2014\n41,46\t\u2014\t96,5\t\u2014\t166,5\n47,01\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t290,2\n52,56\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t>360\n53,44\t\u2014\t255,3\t\u2014\t\u2014\n56,06\t\u2014\t>360\t\u2014\t\u2014\n80,30\t\u2014\t>360\t\u2014\t\u2014\n84,68\t\u2014\t>360\t\u2014\t\u2014\n102,78\tj\t>360\t\u2014\t*","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\nTabelle 14.\nBlau. (Verhalten der Anomalen.)\na\tWi. 1 m |l\tBlohmke (38)\tPe. (49)\tSchmidt (47)\tSchmidt (98)\n0,82\t17,5\u00b0\t12,0\u00b0\t9,4\u00b0\t12,0\u00bb\t\n1,64\t23,0\t17,5\t23,0\t17,5\t____\n2,21\t28,1\t50,0\t43,5\t33,2\t33,2\u00b0\n2,98\t50,0\t76,5\t56,5\t33,2\t17,5\n4,77\t66,5\t46,75\t96,5\t33,2\t23.0\n7,65\t148,5\t96,5\t166,5\t66,5\t33,2\n9,96\t148,5\t148,5\t184,5\t66,5\t50,0\n14,92\t360\t184,5\t290,2\t76,5\t56,5\n23,93\t>360\t202,5\t>360\t122,5\t\n29,22\t\u00bb360\t290,2\t\u2014\t122,5\t122,5\n34,16\t\u2014\t>360\t\u2014\t-\t\n36,50\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t290,2\t\n42,05\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t>360\t\u2014\n48,18\t\u2014\t\u00bb360\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nWir sehen, dafs der Anomale f\u00fcr Blau und z. T. auch f\u00fcr Gelb schon eine wesentliche Differenz in der absoluten Schwellenh\u00f6he gegen\u00fcber dem Normalen aufweist. Dieser Unterschied ist f\u00fcr Rot und Gr\u00fcn aber noch viel st\u00e4rker ausgesprochen. Die Werte erreichen hier stellenweise ein Vielfaches derjenigen f\u00fcr den Normalen. Wichtig ist, dass diese Differenz vor allem bei Verwendung der hellen grauen Gr\u00fcnde auftritt, w\u00e4hrend im Gebiet des dunklen Grau z. T. sogar ein Zusammenfallen der Werte zu konstatieren ist, vor allem f\u00fcr Blau und Rot.\nDieses letzte Ergebnis steht in gewissem Gegensatz zu den Resultaten von Guttmann, der bei Spektralfarben, wo ja offenbar nur wegen der Dunkelheit des Grundes die Schwellen sehr niedrig gelegen waren, ebenfalls eine ausgesprochene Differenz zwischen Normalem und Anomalem gefunden haben will. Allerdings ist zu ber\u00fccksichtigen, dafs das Gebiet, welches Guttmann mit Spektralfarben untersuchte, z. T. noch unter die von uns benutzten Zeitwerte, d. h. unter 0,82 a f\u00e4llt.\nWir m\u00f6chten noch auf die Form einzelner Kurven der Anomalen aufmerksam machen. Diese verlaufen n\u00e4mlich nicht","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n275\ndurchweg geradlinig wie im allgemeinen beim Normalen, sondern zeigen z. T. Partien steileren Anstiegs und solche flacheren Verlaufs. Das ist insbesondere bei Gr\u00fcn der Fall. Hier findet anfangs ein sehr steiler Anstieg statt, dem sich dann ein wesentlich\nRot (Verhalten der Anomalen).\nBlohmhe (36)\n\u25a0*- W/rths (\u2018**1^-Blohmhe (\u2018t\u00d6) \u2014 Penner ( \u00df)\n\u25a0 Schmidt (97)\nFig. 4.\nflacher verlaufender Teil der Kurve anschliefst. Bei den anderen Farben ist z. T. etwas \u00c4hnliches, z. T. aber auch direkt das umgekehrte Verhalten zu finden. So z. B. bei Gelb f\u00fcr Schmidt,","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\nwo zuerst ein flacher, dann ein steiler Anstieg der Kurve gegeben ist. Wir m\u00f6chten es vermeiden, aus diesem Verhalten der Kurven schon bindende Schl\u00fcsse zu ziehen, aber doch darauf hin weisen, dafs der Knick in den Kurven sich \u00f6fters in der Gegend desjenigen Grau findet, welches etwa gleiche Helligkeit mit der untersuchten Farbe besitzt.\nGelb (Verhalten der Anomalen).\n------ Btohmke f *+0)\nFig. 5.\nVon Interesse mufsten Versuche bei den Anomalen sein, in denen die Farbenschwelle mit vorhergehender und nachfolgender Belichtung durch andere Farben untersucht wurde (siehe oben Abschnitt 7). Wir waren aus \u00e4ufseren Gr\u00fcnden nur in der Lage, je eine Versuchsreihe f\u00fcr Rot und Blau mit Herrn cand. med. Schmidt in dieser Weise anstellen zu k\u00f6nnen. Die in analoger Art wie f\u00fcr den Normalen ermittelten Schwellenwerte sind","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n277\noben in Tabelle 10 mitgeteilt. Soweit ein Schlufs aus diesen noch unzureichenden Versuchen zu ziehen erlaubt ist, scheint\nGr\u00fcn (Verhalten der Anomalen).\n(5605)\n(3533)\nFig. 6.\nsich auch f\u00fcr den Anomalen der Einflufs der Helligkeit der\nDauerfarbe ebenso wie beim Normalen bemerkbar zu machen.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 46.\t1\u00ae","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nA Br\u00fcckner und B. Kirsch.\nI\nDie Schwellenerh\u00f6hung bei Benutzung \u00e4hnlicher Farben f\u00fcr Dauer- und Momentbelichtung ist auch hier vorhanden, ebenso eine gewisse Erh\u00f6hung der Schwelle bei Gegenfarben. Es ist also aus diesen Versuchen zu ersehen, dafs die Farbenzeitschwelle auch f\u00fcr den Gr\u00fcnanomalen nicht lediglich von der Helligkeit, sondern auch von der farbigen Qualit\u00e4t der Dauerbelichtung\nBlau (Verhalten der Anomalen.)\nWrrths (37)\n\u2014\tB/\u00fchmke (38) \u201c\u25a0 Penner ( ^9) \u25a0\u201c*' Schmidt ( *t7/\n\u2014\tSchmidt (98t\nbeeinflufst wird. Zeigt sich doch stellenweise bei helleren Farben ein Sinken der Werte anstatt eines Ansteigens.\nTheoretisches.\nDas wesentlichste Ergebnis der im vorstehenden mitgeteilten Versuche liegt in der Aufdeckung der Abh\u00e4ngigkeit der Zeitschwelle","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n279\nvon dem vorausgehenden bzw. nachfolgenden Schwarz - Weifsreize. Es zeigt sich, dafs die Dauer, w\u00e4hrend welcher der farbige Reiz einzuwirken hat, um die spezifische Farbenempfindung hervorzurufen, um so gr\u00f6fser sein mufs, je gr\u00f6fser die Intensit\u00e4t der farblos wirkenden Strahlung ist, d. h. je heller die Grauempfindung ist, welche jene ausl\u00f6st. Sehen wir von der scheinbaren Erhellung dieser Grauempfindung ab, wie sie unter den von uns gew\u00e4hlten Versuchsbedingungen durch den Simultankontrast zuweilen auf treten mufste, so k\u00f6nnen wir ganz allgemein sagen: Die Farbenzeitschwelle ist eine lineare Funktion des vorher und nachher einwirkenden Graureizes. Je gr\u00f6fser dieser ist, um so gr\u00f6fsermufs auch die Dauer des ein wirkenden farbigen Reizes gemacht werden. Mit ziemlicher Ann\u00e4herung an die tats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnisse gilt der Satz, dafs die F\u00e4rb en z eitsch welle proportional der St\u00e4rke des Schwarz-Weifsreizes w\u00e4chst.\nVollkommen richtig w\u00e4re dieser Satz nur dann, wenn \u2014 in der graphischen Darstellung \u2014 die Kurve der Zeitschwellenwerte die Abszissenachse schneiden w\u00fcrde. Das ist aber nicht m\u00f6glich, denn dann w\u00fcrde man zu dem absurden Resultat kommen, dafs bei einem bestimmten Schwarz-Weifsreiz (der wohl noch jenseits des Punktes f\u00fcr Lichtlos gelegen w\u00e4re) eine Farbenempfindung durch eine Reizdauer von 0 zu erzielen w\u00e4re. Wir m\u00fcssen also stets noch eine Konstante hinzu addieren, wenn der oben aufgestellte Satz vollkommen richtig sein soll. Die Gr\u00f6fse dieser Konstante kennen wir zwar nicht, da unsere Beobachtungen nicht so weit reichen, doch l\u00e4fst sich aus unseren Versuchen schon entnehmen, dafs ihr Wert ein sehr geringer sein mufs. Er ist wohl auf etwa 3/ioooo Sekunde zu sch\u00e4tzen. Im Vergleich zu den Zeitschwellenwerten, welche schon bei einer geringen Schwarz-Weifserregung vorhanden sind, kann diese Gr\u00f6fse praktisch daher vernachl\u00e4ssigt werden.\nEs verh\u00e4lt sich also bei uns t\u00b1 : t2 wie g\u00b1 : g2, wenn wir mit\ntx und t2 die zu den Weifsreizen g1 und g2 geh\u00f6rigen Zeitwerte\nder farbigen Strahlung bezeichnen. Statt dessen k\u00f6nnen wir\nauch schreiben t\u00b1 : g1 = t2 : g2. Es besitzt also das Verh\u00e4ltnis\nvon Weifsreiz zur zugeh\u00f6rigen Expositionszeit des farbigen Reizes\neinen ann\u00e4hernd konstanten Wert.\n\u2022 \u2022\nEtwas \u00c4hnliches besagt aber das sog. WEBEEsche Gesetz\n18*","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\n\u00fcber die Konstanz der relativen Unterschiedsempfindlichkeit. Auf den vorliegenden Fall angewendet w\u00fcrde das heifsen, dafs das Verh\u00e4ltnis vom Weifsreiz zu eben merklichem Farben-Reiz-znwachs ein konstantes ist. Der Wert desselben ist innerhalb der von uns gepr\u00fcften Grenzen unabh\u00e4ngig von den absoluten Reizh\u00f6hen. Es w\u00fcrde dies also voraussetzen, dafs wir in den Reizen g1 und g2 die gegebenen Reize zu betrachten h\u00e4tten, w\u00e4hrend tx und t2 die eben merklichen Reizzuw\u00fcchse bedeuten w\u00fcrden.\nAuf den ersten Blick scheint eine derartige Auffassung nicht statthaft, gehen doch in das Verh\u00e4ltnis zwei offenbar inkommensurable Gr\u00f6fsen ein : die Dauer eines farbig wirkenden Reizes und die Intensit\u00e4t eines Schwarz-Weifsreizes. Dieser Widerspruch aber l\u00e4fst sich ohne Schwierigkeit l\u00f6sen. Wir m\u00fcssen ber\u00fccksichtigen, dafs ja der kurzdauernde farbig wirkende Reiz eine Erregung in der Sehsinnsubstanz ausl\u00f6st. Innerhalb der hier in Betracht kommenden Reizdauer d\u00fcrfen wir annehmen, dafs die St\u00e4rke der Erregung in einem konstanten Verh\u00e4ltnis zur Reizdauer steht. Wir d\u00fcrfen deshalb die Erregung wohl als proportional zu der Reizdauer setzen. Erst bei wesentlich l\u00e4ngeren Zeiten gilt das nicht mehr (siehe u. a. Berliner a. a. O.). Durch den wechselnden Graureiz wfird ebenfalls eine hinsichtlich der Gr\u00f6fse wechselnde Erregung der Sehsinnsubstanz hervorgerufen, welche auch nach Auf h\u00f6ren des Reizes noch kurze Zeit per-sistiert. Demnach handelt es sich also hier um zwei Erregungsprozesse in der Sinnessubstanz \u2014 einen chromatischen und einen achromatischen \u2014, welche sehr wohl kommensurabel sind. Von ihnen darf man deshalb behaupten, dafs sie in dem oben ermittelten Verh\u00e4ltnis zueinander stehen m\u00fcssen, um eine eben merkliche Farbigkeit wahrnehmbar werden zu lassen. Es ist also auch hier das Webers che Gesetz von der Konstanz der relativen Unterschiedsempfindlichkeit anwendbar. H ierauf l\u00e4fst sich die ganze Frage der Farbenzeitschwelle zur\u00fcckf\u00fchren, wenigstens innerhalb der Grenzen unserer Versuche.1\nNehmen wir mit Hering an, dafs den Empfindungen der Schwarz-Weifsreihe Prozesse in einer Schwarz-Weifssubstanz, den bunten Farben Vorg\u00e4nge in einer Gelbblau- bzw. Rotgr\u00fcn-\n1 Vgl. hierzu u. a. Garten, Pfl\u00fcgers Archiv 118, S. 233.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n281\nSubstanz zugrunde liegen, so k\u00f6nnen wir also sagen, dafs das Verh\u00e4ltnis zwischen den Erregungsgr\u00f6fsen einerseits in der Schwarz-Weifssubstanz, andererseits in der einen oder in beiden \u201efarbigen\u201c Sehsubstanzen einen minimalen (etwa konstanten) Wert besitzen mufs, wenn die Farbe eben merkbar werden soll. Bedienen wir uns der HERiNGschen Ausdrucksweise, so k\u00f6nnen wir auch davon sprechen, dafs die Gewichte der beiden in Betracht kommenden Empfindungen ein konstantes Verh\u00e4ltnis besitzen m\u00fcssen.1 2\nDiese Auffassung gestattet es nun auch, unsere Resultate in Parallele mit andersartigen Untersuchungen fr\u00fcherer Autoren zu setzen. Wir denken hier in erster Linie an die Arbeit von R\u00e9v\u00e9sz. 2 Er fand, dafs bei Zumischung eines kleinen farbigen Sektors zu Grau auf dem Farbenkreisel der Zusatz an Farbe um so gr\u00f6fser sein mufs um erkannt zu werden, je heller das Grau ist. \u201eDer Wert der Farbenschwelle ist eine lineare Funktion des gegebenen Weifsreizes.\u201c 3\nWir sind bei unseren Versuchen zu dem gleichen Satz gekommen, obwohl bei den Untersuchungen von R\u00e9v\u00e9sz, der ja mit dem Farbenkreisel arbeitete, der farbige Reiz in schneller Folge wiederholt in Abwechslung mit dem farblosen Reiz einwirkte, bei uns aber nur einmal exponiert wurde. Dort entstand eine kontinuierliche, bei unseren Versuchen eine diskontinuierliche Empfindung. Insbesondere kann man nicht sagen, dafs es bei uns zu einer Verschmelzung der Farbe mit dem gegebenen Grau kam.\nR\u00e9v\u00e9sz hat ferner gefunden, dafs die \u201eMischungsschwelle\u201c, wie er sie nennt, um so mehr ansteigt, je st\u00e4rker die Beleuchtung eines Kontrastschwarz erregenden Feldes war, wenn die Farbe mit diesem Kontrastschwarz gemischt wurde (s. auch Angier\n1\tUns erscheint eine derartige Deutung wesentlich einfacher zu sein, als andere hypothetische Beziehungen zwischen Schwarz-Weifs- und farbiger Erregung anzunehmen, wie sie Angier postuliert (.Zeitschi'. f. Sinncsjihysiol. 41, S. 343). Insbesondere glauben wir unsere Versuche keineswegs im Sinne der YouNG-HELMHOLTZschen Theorie deuten zu m\u00fcssen, welche ja f\u00fcr eine direkte Abh\u00e4ngigkeit der Weifsempfindung von der Farbenempfindung eintritt.\n2\tZeitschr. f. Sinnesphysiologie 41, S. 1.\n3\tSchon Aubert (Physiologie der Netzhaut) hat gefunden, dafs ein Zusatz von Farbe zu Schwarz leichter erkannt wird, als ein gleich grofser Zusatz zu Weifs.","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nA. Br\u00fcckner und B. Kirsch.\na. a. 0.). Ob f\u00fcr die Farbenzeitschwelle sich etwas Analoges ergeben w\u00fcrde, m\u00fcfsten eigens hierzu angestellte Versuche lehren. A priori erlauben unsere Versuche hier keinen Schlufs. Ob bei lichtlosem Grund, also beim Fehlen jeden \u00e4ufseren Reizes f\u00fcr den Schwarz-Weifssinn, das Minimum der Farbenzeitschwelle liegt oder wie bei R\u00e9v\u00e9sz\u2019 Versuchen erst etwas jenseits desselben, also bei Erregung einer gewissen Menge von Kontrastschwarz, mufs ebenfalls dahingestellt bleiben.\nAuch mit den Untersuchungen von Stern 1 haben unsere Beobachtungen Ber\u00fchrungspunkte.\nDie Aufgabe, welche bei unseren Versuchen zu erf\u00fcllen war, bestand offenbar darin, die minimale Farbigkeit, \"welche f\u00fcr ganz kurze Zeit gegen\u00fcber einer Grauempfindung auftrat, zu apper-zipieren, d. h. es handelte sich um die Wahrnehmung einer Ver\u00e4nderung.\nStern untersuchte die Wahrnehmung von Helligkeitsver-\u00e4nderungen, d. h. er stellte die Schwelle fest, bei der eine eben merkliche Helligkeits\u00e4nderung eintrat und zwar im Sinne einer Zunahme der Helligkeit einer Grauempfindung, wenn das Reizlicht um ein Bestimmtes verst\u00e4rkt wurde. Das Ergebnis, welches f\u00fcr uns hier in Betracht kommt, fafst Stern in folgendem Satze zusammen: \u201eBei gleicher absoluter Erhellungsgeschwindigkeit sind die Ver\u00e4nderungsdauern um so gr\u00f6fser, je gr\u00f6fser die Anfangsintensit\u00e4ten sind, die relative Ver\u00e4nderungsempfindlichkeit bleibt bei beliebigen Intensit\u00e4ten konstant.\u201c Wie man sieht, gilt dieser Satz mutatis mutandis genau von unseren Versuchsergebnissen. Je gr\u00f6fser die Weifswerte, d. h. die Intensit\u00e4ten des vorher und nachher einwirkenden Schwarz-Weifsreizes sind, um so l\u00e4ngere Zeiten mufs der farbige Reiz einwirken, um eine Farbenempfindung hervorzurufen. Die relativen Werte f\u00fcr die Farbenzeitschwelle (t : g) bleiben dabei konstant. Der Unterschied gegen\u00fcber den STERxschen Versuchen besteht darin, dafs wir nicht zwei Grauem pfindungen, sondern eine Grau- und eine Farbenempfindung zu beurteilen hatten.\nBetrachten wir unter den vorhin gewonnenen Gesichtspunkten die Erh\u00f6hung der Farbenzeitschwelle bei den Gr\u00fcnanomalen, wie wir sie in \u00dcbereinstimmung mit Guttmann gefunden haben, so zeigt sich, dafs die relative Unterschiedsempfind-\n1 B. Stern, Die Wahrnehmung von Helligkeitsver\u00e4nderungen. Zeitschr.\n/. Psychologie 7, S. 249.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n283\nlichkeit f\u00fcr die untersuchte Art der Reizung bei ihnen wesentlich erh\u00f6ht ist. Es deckt sich das durchaus mit der ja auch sonst bei diesen Farbensystemen konstatierten geringeren Unterschiedsempfindlichkeit. Wir k\u00f6nnen deshalb der von Guttmann f\u00fcr die Erh\u00f6hung der Zeitschwelle der Anomalen gegebenen Deutung nicht beistimmen. Er hat n\u00e4mlich zu ihrer Erkl\u00e4rung eine verminderte Leitungsf\u00e4higkeit der nerv\u00f6sen Bahnen und Zentren angenommen. Wir sind der Ansicht, dafs in der erh\u00f6hten Zeitschwelle der Gr\u00fcnanomalen sich lediglich die allgemeine Verringerung ihrerUnter schieds-empfindlichkeit zeigt.\nGedenken wir noch in K\u00fcrze unserer Versuche mit farbiger Dauerbelichtung. Die Farbenzeitschwelle zeigte sich hier im allgemeinen um so h\u00f6her, je \u00e4hnlicher die in Betracht kommenden Farben sind. Sonst ist eine relative Unabh\u00e4ngigkeit der Zeitschwelle von der Qualit\u00e4t der Dauerbelichtung zu konstatieren, wenn wir von der zuweilen bei Gegenfarben gefundenen Schwellenerh\u00f6hung absehen. Im allgemeinen steigen freilich auch hier die Zeitschwellen mit zunehmender Helligkeit der Dauerfarbe an. Wir werden wohl in der Annahme nicht fehlgehen, dafs hier f\u00fcr die Schwellenh\u00f6he einerseits die durch die farblose Komponente der Dauerfarbe erzeugte Weifserregung mafsgebend ist, andererseits daneben auch noch die chromatische Komponente einen Einflufs gewinnt. Es d\u00fcrfte sich letzteres wohl in der Weise geltend machen, dafs der Reizzuwachs seitens der Momentfarbe, wie wir sie genannt haben, hier um so gr\u00f6fser sein mufs, je \u00e4hnlicher Dauerfarbe und Momentfarbe einander sind: je gr\u00f6fser bereits die Erregung in einer farbigen Sehsinnsubstanz ist, um so gr\u00f6fser mufs, was ja nach dem WEBE\u00df\u2019schen Gesetz zu erwarten ist, der absolute Reizzuwachs sein, um eine Ver\u00e4nderung wahrnehmbar werden zu lassen. Da die scheinbare Helligkeit einer Farbe nicht ohne weiteres der Gr\u00f6fse ihrer farblosen Komponente gleichgesetzt werden darf (spezifische Helligkeit der Farben), so sind wir auch nicht in der Lage beurteilen zu k\u00f6nnen, inwieweit bei gegebenen Verh\u00e4ltnissen die achromatische und inwieweit die chromatische Komponente der Dauerfarbe von Einflufs auf die jeweilige H\u00f6he der Farbenzeitschwelle gewesen ist. Es handelt sich hier eben um eine Gleichung mit zwei Unbekannten.\nAus diesem Grunde verm\u00f6gen wir vorl\u00e4ufig auch noch nicht eine Entscheidung zu treffen, ob die zuweilen beobachtete Er-","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nA. Br\u00fcckner und R. Kirsch.\nh\u00f6hung der Zeitschwelle bei Gegenfarben etwa darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, das hier antagonistische Prozesse im Sinne Herings im Spiele sind. Man k\u00f6nnte sich ja vorstellen, dafs es einer l\u00e4ngeren Einwirkungsdauer des farbigen Reizes bed\u00fcrfte, um eine v\u00f6llige Umkehr des Erregungsprozesses zu bewirken. In der Tat schien ja, wie das oben erw\u00e4hnt wurde, der Wechsel der Farbigkeit am leichtesten dann wahrnehmbar zu sein, wenn keine gegenfarbigen Valenzen miteinander konkurrierten. Doch bedarf diese Frage weiterer systematischer Versuche, durch welche sich manche Feststellungen wohl noch w\u00fcrden treffen lassen.\nDie Ursache f\u00fcr die verschiedene absolute H\u00f6he der Zeitschwellen bei den einzelnen Farben liegt vielleicht z. T. in der Pigmentierung der Makula bzw. in der Gelbf\u00e4rbung der Linse. Dadurch k\u00f6nnte es verst\u00e4ndlich werden, dafs Blau die absolut h\u00f6chsten Schwellen besitzt. Infolge Absorption von seiten der Linse oder des Makulapigments w\u00fcrde das terminale Lieht\u201c (Hering), d. h. das auf dieperzipierenden Elemente zur Einwirkung kommende Licht in seiner Intensit\u00e4t geschw\u00e4cht werden. Etwas \u00c4hnliches liefse sich f\u00fcr Gr\u00fcn geltend machen, welches n\u00e4chst Blau die h\u00f6chsten Zeitschwellenwerte besitzt. Auch k\u00f6nnte man in diesem Sinne die individuellen Differenzen zwischen K. und B. f\u00fcr Blau und Gelb erkl\u00e4ren.1 Immerhin liefse sich eine sichere Entscheidung in dieser Frage erst bei Verwendung von homogenen Lichtern treffen Auch w\u00e4re durch die vorstehende Erkl\u00e4rung noch keine Deutung f\u00fcr die absolut am niedrigsten gelegenen Schwellenwerte f\u00fcr Rot m\u00f6glich. Dieses nimmt ja allerdings auch sonst vielfach eine gewisse Vorzugsstellung ein. Es mag das wohl daran liegen, dafs die \u201efarbige Valenz\u201c auch bei roten Pigmenten in der Regel eine relativ sehr hohe ist.\nDie Frage nach dem speziellen Ablauf der Erregungsprozesse, welche sich bei einem jeden unserer Einzelversuche abspielten, mufs unbeantwortet bleiben. Wir haben bei der Mehrzahl der Versuche drei Reize, welche mitwirken: 1. den ca, 1,5 Sekunden w\u00e4hrenden Graureiz, 2. den nur wenige Sigmen dauernden farbigen Reiz und 3. den wieder l\u00e4nger anhaltenden gleichen Graureiz wie bei 1. Da diese drei Reize nur kurze oder sehr kurze Zeit zur Einwirkung gelangen, so leuchtet es ein, wie kompliziert die Erregungsverh\u00e4ltnisse sein m\u00fcssen, wenn man\n1 Ein Spektralapparat, an dem diese Vermutung experimentell durch Versuche gest\u00fctzt werden konnte, stand uns leider nicht zur Verf\u00fcgung.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle.\n285\ndie Untersuchungen \u00fcber die Wirkung kurz dauernder Reize auf das Auge ber\u00fccksichtigt (Hess, Boswell, Exner, Martius, B\u00fcchner, Berliner, D\u00fcrr u. a.). In welcher Weise die Erregungs-Vorg\u00e4nge untereinander sich beeinflussen, wie sie interferieren, ist nicht zu entscheiden. Einen Hinweis auf diese komplizierten Verh\u00e4ltnisse bieten ja die namentlich bei hellerem Grau und dementsprechend gr\u00f6fserer Reizdauer der farbigwirkenden Strahlung auftretenden hellen und dunklen Streifen im Gesichtsfelde und manche andere oben erw\u00e4hnte Beobachtungstatsachen.\nNoch komplizierter liegen die Verh\u00e4ltnisse bei den im Abschnitt 6 geschilderten Versuchen. Hier kamen mitunter 5 verschiedene kurzdauernde Reize zur Einwirkung. Nach unseren Versuchen erwies sich der auf den farbigen Reiz folgende Weifsreiz von gr\u00f6fserem Einflufs auf die Farbenzeitschwelle als die vorhergehende. Inwieweit bei diesen Versuchen aber sukzessive Kontrastwirkungen, die ev. auch noch auf den vorhergehenden Weifsreiz zur\u00fcckzuf\u00fchren w\u00e4ren, ausschlaggebend in Betracht kommen, ist a priori gar nicht zu entscheiden. Die Verh\u00e4ltnisse sind viel zu verwickelt und vorl\u00e4ufig nicht ohne weiteres zu \u00fcbersehen. Wir m\u00fcssen deshalb in den von uns gefundenen Daten sozusagen Bruttowerte erblicken.\nDafs wir eine D o p p e 1 s c h 1 \u00e4 g i g k e i t der Farbenempfindung nur ganz vereinzelt und dann auch nur bei grofsem Felde und l\u00e4ngerer Expositionszeit beobachtet haben, beruht offenbar auf der meist ge\u00fcbten Beobachtung mit den zentralsten Netzhautteilen, welche ja bekanntlich relativ tr\u00e4ge auf kurzdauernde Reize reagieren. Auch kommt der Umstand hier in Betracht, dafs wir mit helladaptiertem Auge untersuchten. Die Doppelschl\u00e4gigkeit macht sich ja vor allem erst bei einer gewissen Dunkeladaptattion bemerkbar. Ferner mag hier mitgewirkt haben, dafs der nachfolgende Schwarz-Weifsreiz ausl\u00f6schend fungierte.\nZusammenfassung.\nUnter Farbenzeit schwelle (oder spezifische Zeitschwelle im Sinne von v. Kries) ist die minimale Einwirkungsdauer eines farbigen Reizes zu verstehen, bei der eben noch Farbe wahrgenommen wird.\nDie Zeitschwelle f\u00fcr Farben ist abh\u00e4ngig von der Intensit\u00e4t der dem farbigen Reiz vorausgehenden und ihm nachfolgenden farblos wirkenden","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nA. Briickner und R. Kirsch.\nStrahlung und zwar ist ihre Gr\u00f6fse angen\u00e4hert proportional der Helligkeit der durch jene ausgel\u00f6sten Grauempfindung. Die abweichenden Angaben fr\u00fcherer Autoren erkl\u00e4ren sich wahrscheinlich in der Hauptsache durch den wechselnden Einflufs dieses Faktors.\nDie Untersuchung der Farbenzeitschwelle stellt die Pr\u00fcfung einer Unterschiedsschwelle dar. Die Farbenzeitschwelle unterliegt deshalb, wenigstens innerhalb gewisser Grenzen, dem sog. WEBEaschen Gesetz.\nDie Zeitschwelle f\u00fcr Farben ist abh\u00e4ngig von der Weite der Pupille und der Gr\u00f6fse des gereizten Netzhautbezirkes. Sie ist ceteris paribus um so niedriger, je weiter die Pupille und je gr\u00f6fser der gereizte Netzhautbezirk ist. Eine Proportionalit\u00e4t besteht hier aber keineswegs.\nMafsgebend f\u00fcr die Farbenzeitschwelle scheint vor allem die Intensit\u00e4t des auf den farbigen Heiz folgenden Weifsreizes zu sein, wenn auch der vorausgehende Weifsreiz nicht ohne Einflufs ist. Theoretisch bedarf diese Tatsache noch der Kl\u00e4rung.\nDie Farbenzeitschwelle wird bei vorausgehender und nachfolgender andersfarbiger (Dauer-) Belich-tung jedenfalls nicht ausschliefslich von der Intensit\u00e4t derselben bzw. der Helligkeit der Farben be-einflufst. Es scheint in diesem Falle auch die gr\u00f6fsere oder geringere \u00c4hnlichkeit der \u201eDauerfarbe\u201c mit der zu pr\u00fcfenden \u201eMo ment f\u00e4rbe\u201c von erheblichem Einflufs auf die Zeitschwelle zu sein.\nDie Erh\u00f6hung der Farben zeitschwelle bei den Gr\u00fcnanomalen insbesondere f\u00fcr Rot und Gr\u00fcn (bei Rotanomalen fehlen derartige Untersuchungen noch v\u00f6llig) beruht aller Wahrscheinlichkeit nach auf einer auch sonst bei diesem Farbensystem vorhandenen verminderten Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr Farben und nicht auf einer verminderten Leitungsf\u00e4higkeit nerv\u00f6ser Apparate.","page":286}],"identifier":"lit33602","issued":"1912","language":"de","pages":"229-286","startpages":"229","title":"Untersuchungen \u00fcber die Farbenzeitschwelle","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:48:14.325999+00:00"}

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