The Virtual Laboratory - Resources on Experimental Life Sciences
  • Upload
Log in Sign up

Open Access

Über den Akkommodationsmechanismus des Auges für die Ferne. - Subjektive Prüfung beim Menschen und objektive beim Tier

beta


JSON Export

{"created":"2022-01-31T13:48:37.420526+00:00","id":"lit33606","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Bocci, B.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 46: 379-387","fulltext":[{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"379\n(Aus dem physiologischen Institut der kgl. Universit\u00e4t in Siena.)\n\u00dcber den Akkommodationsmechanismus des Auges f\u00fcr die Perne. \u2014 Subjektive Pr\u00fcfung beim Menschen\nund objektive beim Tier.\nVon\nProf. B. Bocci,\nDirektor des Institutes.\n(\u00dcbersetzt von Dr. Vekdekame, Freiburg.)\nUniversit\u00e4ts - Augenklinik.\nDas in den physiologischen Laboratorien gebr\u00e4uchliche schematische Auge von K\u00fchne eignet sich vorz\u00fcglich zur Erreichung eines f\u00fcr das Studium der Myopie und Hyperopie brauchbaren Anordnung der verschiedenen brechenden Medien; dazu ist nur n\u00f6tig, das unbewegliche Pupillarloch durch ein sowohl der Erweiterung als auch der Verengerung f\u00e4higes Loch (Irisdiaphragma) zu ersetzen, ferner an die Stelle des einfachen Bildes der Lichtquelle das \u2014 vollkommen vereinigte oder mehr oder weniger geteilte \u2014 Doppelbild des ScHEiNEKschen Versuches (doppelt durchlochter Schirm vor der k\u00fcnstlichen Kornea) zu setzen und endlich statt eines Kerzenlichtes eine kleine elektrische\nLampe zu nehmen.\nEs ist vielleicht erw\u00e4hnenswert, dafs das Irisdiaphragma notwendig ist, um den Durchtritt der Bandstrahlen einzuschr\u00e4nken, und dafs der doppelt durchlochte Schirm dazu dient, die Beurteilung eines klaren oder verschwommenen Bildes zu erleichtern, was sich daran erkennen l\u00e4fst, dafs im ersteren Falle die beiden Bilder des ScHEiNEKschen Versuches vollkommen zusammenfallen, w\u00e4hrend sie im anderen Falle dissoziert sind, auch wenn die Disso-","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nB. Bocci.\nziation gerade initial ist. Die elektrische Lampe endlich soll das l\u00e4stige Flackern des Kerzenlichtes eliminieren.\nSobald man im Schema die Verh\u00e4ltnisse des myopischen Auges hergestellt hat, gen\u00fcgt ein Verschieben der matten Glasscheibe (Retina) nach vorn, um die Stelle der Fusion beider Bilder zu erreichen. Dieselben werden dem Myopen doppelt erscheinen, der sich eine mit schwarzen Scheiben armierte Brille aufgesetzt hat, von denen die eine mit zwei von einander um weniger als der Pupillendurchmesser entfernten L\u00f6chern versehen ist; er wird dann konstatieren k\u00f6nnen, dafs beim Zudecken der\na \u2022\nrechten \u00d6ffnung das homonyme Bild aus dem Gesichtsfeld verschwindet. Er wird auch imstande sein anzugeben, in was f\u00fcr einer Entfernung voneinander sich die beiden Bilder befinden, indem er sie aus einer angebrachten Zentimeterskala ablesen kann, welche im selben Augenblick beleuchtet wird. Wer mit ihm mituntersucht, findet diese Entfernung, indem er die Mattscheibe nach hinten verschiebt und das Konkavglas sucht, das vor die Cornea des schematischen Auges oder, besser gesagt, vor den neben ihr sich befindlichen doppelt durchlochten Schirm gebracht, die beiden Bilder in ein einziges vereinigt : es wird dann dies das f\u00fcr den Myopen passende (korrigierende) Glas sein.\nWenn man in dem Schema die f\u00fcr das hyperope Auge passenden Verh\u00e4ltnisse hergestellt hat, gen\u00fcgt eine Verschiebung der Mattscheibe nach hinten, um die jetzt nicht mehr gekreuzten Bilder zu einem einzigen zu vereinigen. Dasselbe wird von einem mit dem obenerw\u00e4hnten Glas versehenen Hyperopen doppelt gesehen werden; beim Verdecken einer der beiden \u00d6ffnungen wird er das heteronyme Bild aus dem Gesichtsfeld verschwinden sehen. Nachdem der Hyperope die Entfernung zwischen den beiden Bildern festgestellt hat, wird die Mattscheibe nach vorn verschoben. Das Konvexglas, das, vor das k\u00fcnstliche Auge gesetzt, die beiden Bilder zu einem einzigen zu vereinigen vermag, wird gerade das f\u00fcr den Hypermetropen passende (korrigierende) Glas sein.\nIch w\u00fcrde jedoch nicht auf diese technischen Einzelheiten hingewiesen haben, wenn sie mir nicht die \u00dcberzeugung beigebracht h\u00e4tten, dafs man mit Unrecht behauptet, dafs das ruhende Auge sich in einer f\u00fcr das deutliche Fernsehen geeigneten Disposition befinde. Gewifs wird ein emmetropisches Auge in einigen zehn Metern einen Wagen von einem Pferd und","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Akkommodationsmechanismus des Auges f\u00fcr die Ferne usw. 381\nletzteres von einem Hunde unterscheiden k\u00f6nnen ; ich bin jedoch \u00fcberzeugt, dafs es adaptieren mufs, wenn es die Hauptmerkmale des einen oder des anderen Gegenstandes gut sehen will. Ich selbst bin leicht myop und kann f\u00fcglich bezeugen, dafs ich durch ein leichtes Blinzeln der Lider sowie durch Verengerung der Lidspalte imstande bin, die Sehkraft f\u00fcr die Ferne anzupassen. Warum hat man nun dem Auge die M\u00f6glichkeit absprechen wollen, einen Mechanismus zu besitzen, der gerade zur Erreichung dieser Wirkung dient? Dies hatte n\u00e4mlich seinen Grund darin, dafs man das Akkommodationsverm\u00f6gen auf die Linse allein beschr\u00e4nkt und dasselbe aufserdem nur f\u00fcr die Einstellung f\u00fcr die N\u00e4he anerkannt hatte, w\u00e4hrend man jeden anderen Mechanismus vernachl\u00e4ssigte oder ihn \u00fcberhaupt nicht in die Betrachtung mit einbezog.\nIch erinnere daran, dafs es zwei Akkommodationsmuskeln gibt, einen mit meridionalen und radi\u00e4ren Fasern (Br\u00fccke) und einen andern mit Zirkul\u00e4rfasern (H. M\u00fcller), der sp\u00e4ter entdeckt und daher in seiner Funktion vernachl\u00e4ssigt wurde.\nDie elementarste, d. h. die auf den anatomischen Verlauf der Fasern und ihren Insertionsmodus begr\u00fcndete \u00dcberlegung bringt zur \u00dcberzeugung, dafs bei der Einstellung f\u00fcr die N\u00e4he die Funktion des M\u00dcLLERschen Muskels \u00fcberwiegen m\u00fcsse.\nDiese \u00dcberlegung hat einige Untersucher so weit \u00fcberzeugt, dafs sie, wie z. B. Sch\u00f6n (1) und Tscherning (2), Theorien \u00fcber die Akkomodation f\u00fcr die N\u00e4he aufgestellt haben, die von der HELMHOLTZschen abweichen.\nDie Hauptpunkte, die von der HELMHOLTZschen Theorie geltend gemacht werden \u2014 Zunahme der Kr\u00fcmmung der vorderen Linsenfl\u00e4che, Vorr\u00fccken der Ziliarforts\u00e4tze nach vorn (gegen die Kornea) sowie nach innen (gegen die Linse) \u2014 sind jedoch durch die von Heine (3) an eserinisierten Augen vorgenommenen Untersuchungen sowie durch diejenigen von Hess (4) (Verschiebung und Sinken der Linse: \u201eLinsenschlottern\u201c) als zu Recht bestehend erkannt worden.\nWenn nun auch die HELMHOLTZsche Theorie im ganzen best\u00e4tigt bleibt, kann man Sch\u00f6n sowie Tscherning das Verdienst nicht absprechen, die Wichtigkeit des M\u00dcLLERschen Muskels ciai-getan zu haben.\nDie endlich von Jwanofe (5) hervorgehobene Tatsache, dafs\ndieser Muskel beim hyperopen Auge sehr kr\u00e4ftig, beim\n25\nZeitschr. f. Sinnesp\u2019nysiol. 46.","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382\nB. Bocci.\nmyopen dagegen sehr d\u00fcnn ist, eine Tatsache, die sich aus der grofsen und h\u00e4ufigen Akkommodationsanstrengung des ersteren und der relativen K\u00fche des anderen erkl\u00e4rt, dr\u00e4ngt zur Annahme, dafs die plausibelste Funktion des M\u00dcLLERschen Muskels in der Lockerung der Zonula Zinnii durch Anziehung der Ziliarforts\u00e4tze nach innen und etwas nach vorn besteht; aus ihr erkl\u00e4ren sich dann die Linsenver\u00e4nderungen sowie die Erleichterung des Miosis.\nNach alledem kann man nat\u00fcrlich dem BE\u00dcCKEschen Muskel, der fr\u00fcher f\u00fcr den Hauptfaktor beim Zustandekommen des auseinandergesetzten Mechanismus galt, nicht die blofse Aufgabe beilegen, den M\u00dcLLEKschen Muskel zu unterst\u00fctzen und ihm das Gleichgewicht zu halten; man wird ihm im Gegenteil die ihm von Br\u00fccke mit Recht zuerkannte Funktion reservieren, indem man ihn Tensor chorioideae (retinae et corp. vitrei) benennt. Die Anspannung und das Vorziehen der Retina, die in ihrem vorderen Abschnitt beginnt, teilt sich notwendigerweise der gesamten Membran mit und daher auch der extramakularen, makularen und fovealen Region : der Zervikalsympathikus k\u00f6nnte mit den aus dem Ganglion ciliare stammenden \u00c4sten den vorwiegend aufsteigenden Nerv des BR\u00fcCKEschen Muskels darstellen. Der beim Kaninchen nach Reizung des Halssympathikus nachgewiesenen Isch\u00e4mie der Retinalgef\u00e4fse entspricht in Wirklichkeit eine Abnahme der ganzen arteriellen Zone, welche sich aus zwTei Hauptnetzen und deren Anastomosen zusammensetzt, n\u00e4mlich aus einem in der Schicht der Nervenfasern und Ganglienzellen und einem anderen in der inneren granulierten Schicht oder der Schicht der bipolaren Zellen gelegenen Gef\u00e4fsnetz. Die Wand eines sich zusammenziehenden Gef\u00e4fses zerrt jedoch das umgebende Gewebe an sich heran; daraus ergibt sich eine Verd\u00fcnnung der Retina und vielleicht auch eine weniger \u00e4ufsere Lage des sensitiven, aus St\u00e4bchen und Zapfen sich zusammensetzenden Neuroepithels. Das Licht, das wegen der konko-mitierenden Mydriasis reichlich eindringt, hat zur Folge, dafs das Neuroepithel seine Zusammenziehung steigert und sich daher weniger nach aufsen anlagert.\nDie Zusammenziehung der Retinalarterien und die Lichtreaktion des Sehepithels erzeugt demnach der Zerrung entsprechende Wirkungen, die dann ihrerseits leichter den Zweck erreicht, die makulare und foveale Netzhautregion weiter nach","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"Uber den Akkommodationsmechanismus des Auges f\u00fcr die Ferne usw. 383\nvorn (nach der Kornea zu) zu ziehen. Auch kann diesen Betrachtungen nicht entgegengehalten werden, dafs sich zum Br\u00fccke-schen Muskel keine sympathischen Fasern begeben; einesteils, weil es der histologischen Technik trotz ihrer Vervollkommnung nicht gelungen ist, die intraokularen Degenerationserscheinungen der Nervenfasern zu verfolgen, die nach Durchschneidung der Wurzeln des Ganglion ciliare auftreten; anderenteils, weil die physiologische Technik vor der getrennten Reizung der Ziliar-nerven, die aus dem Ganglion stammen, ohnm\u00e4chtig bleibt und auf Grund der vorherrschenden Wirkung urteilt, w\u00e4hrend sie so und so viele Wirkungen vernachl\u00e4ssigt, die notwendigerweise jenen Eingriff begleiten. Wenn man endlich die so widersprechenden, von R\u00f6mer und Dueour (7), Morat und Doyon (8), Terrien und Camus (9) erzielten Resultate \u00fcber die Ver\u00e4nderungen der Augenrefraktion nach Reizung des Sympathikus und an die nun niemand mehr glaubt, durchgeht, so bleibt nur noch die von uns aufgestellte, wahrscheinliche Hypothese \u00fcbrig, welche von positiv festgestellten Tatsachen sowie von subjektiven und objektiven Beweisen erh\u00e4rtet wird und die wir im folgenden auseinandersetzen werden.\nWenn man mit dem rechten Auge ein kleines Quadrat aus schwarzem Karton fixiert, das an die Mattglasscheibe des Ence-phaloiconoskops (10) angebracht ist, die ihrerseits von hinten durch eine hundertkerzige elektrische Lampe beleuchtet wird, oder wenn man bei Sonnenlicht ein in der Mitte eines weifsen Kartons befindliches schwarzes Quadrat anschaut, so wird das linke Auge ein Nachbild auf einem homogenen Hintergrund erblicken und zwar wird dasselbe gleich grofs sein, wenn der Projektionsschirm sich in der gleichen Entfernung befindet, wie der fixierte Gegenstand; immer grofser dagegen, je weiter der Schirm abr\u00fcckt; wenn dieser sich wiederum n\u00e4hert, wird das Bild entsprechend kleiner ausfallen.\nDer weit weg aufgestellte Schirm wird jedoch ein kleines Retinalbild erzeugen; der gleiche Schirm, n\u00e4her gebracht, ergibt ein grofses Bild, weil im ersteren Fall der Sehwinkel klein, im zweiten dagegen grofs ist.\nDa jedoch die Linien, welche diesen Winkel einschliefsen, durch die Richtungsstrahlen dargestellt werden, welche von den Enden der Schirme ausgehen und nach ihrer Kreuzung in der\nLinse zur Netzhaut gehen, so ist es klar, dafs die Linien selbst\n25*","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nB. Bocci.\nvon verschiedener, den Distanzen entsprechender L\u00e4nge sein m\u00fcssen.\nEs ist mit Sicherheit festgestellt worden, dafs man die Form eines Nachbildes weder durch Konkav- noch durch Konvexgl\u00e4ser zu ver\u00e4ndern imstande ist und dafs man sie weder durch Spiegel noch durch Prismen dissozieren kann ; auch gelingt es auf keinerlei Weise, mit Mioticis oder mit Mydriaticis das besprochene Distanzverh\u00e4ltnis zwischen den Projektionsschirmen zu ver\u00e4ndern. Es scheint demnach, dafs das endogene oder subjektive Licht, in welchem sich das Nachbild abbildet, bis zu den \u00e4ufseren Aufnahmestellen auf demselben Wege wie die Richtungsstrahlen zur\u00fcckgeworfen wird, welche von jenen herr\u00fchren und sich im Knotenpunkt der Linse kreuzen ; daraus erkl\u00e4rt es sich, dafs das Nachbild aufrecht gesehen wird, w\u00e4hrend das retinale umgekehrt ist und dafs es ferner grofs oder klein erscheint, je nach der Basal\u00f6ffnung der Linie, welche nach aufsen ein tangibles Dreieck abschliefst, das mit der Spitze einem anderen Dreieck zugekehrt ist, dessen Basis auf der Netzhaut liegt.\nMan hat gesagt, dafs das endogene Licht zur\u00fcckgeworfen werde, trotzdem es sich um Lichtstrahlen handelt, welche den uns bekannten nicht gleichen; sonst m\u00fcfsten sie auf ihrem R\u00fcckweg die Folgen der ver\u00e4nderten Refraktion des Auges sowie noch andere erleiden, wie sie durch die Zwischenschaltung von Gl\u00e4sern, Prismen, Spiegeln bedingt werden. Da nun jedoch dieses endogene Licht bis zum Netzhautmosaik zur\u00fcckgeleitet wird, m\u00fcssen die Gehirnzentren, aus denen es stammt, die Verschiebungen der Netzhaut nach vorn und nach hinten wiederspiegeln und zwar die ersteren bei der Fixierung eines entfernten und die anderen bei der Fixierung eines nahen Hintergrundes.\nNicht der Einflufs der brechenden Medien des Auges auf das Nachbild und auch nicht andere \u00e4ufsere Einfl\u00fcsse, als die bereits erw\u00e4hnten, kommen also in Betracht, sondern blofs die Entfernung der Diaphragmen und, wie ich beif\u00fcgen will, auch ihre mehr oder weniger geneigte Lage.\nAngenommen, es gelinge, auf dem freigelegten Skleralhinter-grund und in der N\u00e4he des hinteren Augenpols (eines k\u00fcnstlich exophthalmisch gemachten albinotischen Kaninchens) das einfache Bild eines elektrischen Gl\u00fchl\u00e4mpchens zu projizieren, dessen Licht vor der Kornea den doppelt durchlochten Schirm Scheiners trifft, so wird die Elektrisierung des Zervikalsympathikus, voraus-","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Akkommodationsmechanismus des Auges f\u00fcr die Ferne nsw. 385\ngesetzt, dafs dieser Nerv eine Vorschiebung der Netzhaut bewirkt, die Neigung haben, die Bilder zu dissoziieren. Verdeckt man die rechte oder die linke \u00d6ffnung, so wird auf der Kaninchennetzhaut das rechte oder das linke, d. h. in jedem Falle das homonyme Bild verschwinden; und in der Tat kann man dies teststellen (11).\nEin albinotisches Kaninchen liegt festgehalten auf einem St\u00fctzapparat mit aufgelegten Abdomen, nachdem man vorher durch eine hindurchgezogene Fadenschlinge den linksseitigen Sympathikus blofsgelegt hat. Das linke Auge zeigt infolge der einige Stunden vorher vorgenommenen Atropineintr\u00e4ufelung eine sehr stark erweiterte Pupille. Die Ligatur eines oder von zwei \u00e4ufseren Muskeln dieses Auges erlaubt, den Bulbus leicht hervorzuziehen (Exophthalmus monolateralis). Man legt ganz sorgf\u00e4ltig einen Teil der Sklera bis zum hinteren Pol blofs und dreht ein elektrisches L\u00e4mpchen an, das man in geringer Entfernung in der Richtung der Kornea aufstellt und zwar derart, dafs auf dem Augenhintergrund ein umgekehrtes Bild entworfen wird. Man wird sofort bemerken, dafs das grelle Licht die Mydriasis bedeutend 'vermindert. Ein doppelt durchlochtes Karton nach Scheixer befindet sich vor der Kornea; das Bild wird beim Verdecken der einen oder der anderen \u00d6ffnung immer nur einfach und ohne besondere Zutaten sichtbar sein. Wird nun der Sympathikus durchschnitten und dessen peripherer Stumpf bei fast \u00fcbereinander stehenden Schlittenspulen gereizt, so wird man die dabei sich ergebenden Resultate folgendermafsen zusammenfassen\nk\u00f6nnen :\n1.\tDas Bild scheint unmerklich sich zu vergr\u00f6fsern.\n2.\tBeim Verdecken der rechten Schirm\u00f6ffnung verschwindet\ndas homonyme Bild; dasselbe beobachtet man beim Verdecken\n\u2022 \u2022\nder linken \u00d6ffnung.\n3.\tDa die beiden Bilder kaum dissoziiert sind, ist beim Schliefsen der einen oder der anderen \u00d6ffnung nur die gleichseitige Verdunkelung gut erkennbar.\nNach meiner Meinung kann man zu den folgenden Schl\u00fcssen\ngelangen :\nBeim Menschen besteht eine deutliche Adaptierung des Sehens f\u00fcr die N\u00e4he und eine m\u00e4fsige f\u00fcr die Ferne; letztere wird beim Tiere sicherlich betr\u00e4chtlich sein.","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nB. Bocci.\nDerZiliar muskelzieht bei der Einstellung f\u00fcr die N\u00e4he haupts\u00e4chlich seine Zirkul\u00e4rfasern (M\u00fclleb-scher Muskel) zusammen und erleichtert dadurch die Miosis; bei der Adaptierung f\u00fcr die Ferne da-gegen kontrahiert er seineHorizontalfasern(Be\u00fccke-scher Muskel) und f\u00f6rdert so die Mydriasis.\nDer Mulle Esche Muskel kann, wenn er sich zusammenzieht, als Entlastungsmuskel der Zonula Zinni betrachtet werden, und bewirkt dabei eine st\u00e4rkere W\u00f6lbung der Linse; er wird ausschliefslich vom Okulomotorius inner viert.\nDer \u00df\u00df\u00fccKEsche Muskel ist der eigentliche Anspanner der Chorioidea und der Eetina, die nach vorn r\u00fcckt und zwar st\u00e4rker in ihrem vorderen und wenigel stark in ihrem hinteren makularen und extramakularen Abschnitt; er wird haupts\u00e4chlich vom Zervikalsympathikus innerviert.\nSiena, 24. Januar 1910.\nLiteratur,\n1.\tSch\u00f6n, Jahresber. \u00fcber d. Fortschr. d. Physiol. Bd. X, 1901. S. 145\n2.\tTscherning, Ibidem. Bd. JII, 1894. S. 138.\n3.\tHeine, Ibidem. Bd. VIII, 1899. S. 129.\n4.\tHess, Ibidem. Bd. VI, 1897. S. 122.\n5.\t\u2014 Arch. f. Ophthalm. 15, 1, 1869.\n6.\tBr\u00fccke, Vorles. \u00fcber Physiolog. Bd. II, S. 136.\t(3. Aufl.)\n7.\tR\u00f6mer und Dufour, Jahresb. \u00fcber d. Fortschr. d. Physiol. Bd XI 1902\nS.\t143.\t'\t7\n8.\tMorat und Doyon, Ibidem. Bd. XX, 1891. S. 145.\n9.\tTerrien und Camus, Arch. A Ophthalm. 22, 1902.\n10.\tMochi, Neueste Untersuchungen \u00fcber d. Projektion monokularer Nachbilder durch das nichtbelichtete Auge. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 44.\n11.\tBocci, Die Beobachtung des Netzhautbildes im lebenden Tiere. (Verf. beschreibt eine Methode, auf der man am lebenden Tiere bequem das umgekehrte Netzhautbild einer Acetylengasflamme beobachten kann. Am albinotischen Kaninchen wird der hintere Bulbusabschnitt blofsgelegt und man kann st\u00e4rkere oder schw\u00e4chere Lichtintensit\u00e4t des Bildes, geringere oder gr\u00f6lsere Sch\u00e4rfe, Vergr\u00f6fserung oder Verkleinerung desselben bei Durchschneidung bzw. Reizung des Halssympathikus derselben Seite oder Reizung des Okulomotorius feststellen. Zu letzterem Zwecke werden die Elektroden 6\u20147 mm. voneinander entfernt, die eine am Kornealrande, die andere auf die blolsgelegte hintere Sklera mittels eines nassen Schw\u00e4mmchens appliziert.)","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Uber den Akliommodationsmechanismus des Auges f\u00fcr die Ferne usiu. 387\nBocci, Die Funktion des Sympathikus bei der Akkommodation. (Verf. konnte beim Kaninchen, vor dessen Kornea ein mit kleinem Loche versehenes Diaphragma horizontal nach rechts oder links bewegt wurde, feststellen, dafs das Netzhautbild eine leichte Oszillation in demselben Sinne nach rechts oder links erleidet. Dies beweist, dafs die Strahlen des Bildes nicht in der Ketina, sondern hinter ihr konvergieren. Bei Reizung des Halssympathikus tritt dieses Ph\u00e4nomen viel deutlicher und ausgiebiger hervor. Wird ein Diaphragma mit zwei L\u00f6chern genommen, wie beim ScHEiNERschen Versuche, so sieht man, dafs die zwei nicht ganz sich deckenden Bilder bei Reizung des Sympathikus sich voneinander zu entfernen streben. Wird das eine der zwei L\u00f6cher geschlossen, so verschwindet der sich nicht mit dem zweiten Bilde deckende Teil des homonymen Bildes. Verf. schliefst, dafs beim Kaninchen der Sympathikus das Auge tats\u00e4chlich f\u00fcr die Ferne adaptiert. Die Methode von Bocci ist ganz verschieden von der seiner Vorg\u00e4nger. (Vgl. Zentralbl. f. prcikt. Augenheilk. Suppl, z. Jahrg. 1906. S. 501\u2014502.))","page":387}],"identifier":"lit33606","issued":"1912","language":"de","pages":"379-387","startpages":"379","title":"\u00dcber den Akkommodationsmechanismus des Auges f\u00fcr die Ferne. - Subjektive Pr\u00fcfung beim Menschen und objektive beim Tier","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:48:37.420532+00:00"}

VL Library

Journal Article
Permalink (old)
http://vlp.uni-regensburg.de/library/journals.html?id=lit33606
Licence (for files):
Creative Commons Attribution-NonCommercial
cc-by-nc

Export

  • BibTeX
  • Dublin Core
  • JSON

Language:

© Universitätsbibliothek Regensburg | Imprint | Privacy policy | Contact | Icons by Font Awesome and Icons8 | Powered by Invenio & Zenodo