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Physiologische Erscheinungen bei der Übereinanderlagerung von Halbschatten

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{"created":"2022-01-31T16:51:30.536032+00:00","id":"lit33617","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Paschen, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 47: 182-191","fulltext":[{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\n(Aus dem Physikalischen Institut der Universit\u00e4t Marburg.)\nPhysiologische Erscheinungen bei der \u00dcbereinander-\nlagerung von Halbschatten.\nVon\nDr. H. Paschen (Bochum).\nIn Ankn\u00fcpfung an eine Abhandlung yon J. Petri1 2 \u00fcber Radiumphotographieen von M\u00fcnzen, bei denen sich bei sehr nahen Schattengrenzen dunkle Spitzen und Br\u00fccken bildeten, und in\nAnlehnung an einen Erkl\u00e4rungsversuch derselben von U. Behn 8\n\u2022 \u2022\ndurch \u00dcbereinanderlagerung von Halbschatten veranlafste mich Herr Professor Richarz, die Bildung dunkler Br\u00fccken und Spitzen bei der \u00dcbereinanderlagerung von Halbschatten experimentell und theoretisch genauer zu untersuchen.3\nIch liefs eine oder mehrere Lichtquellen von mehreren undurchsichtigen K\u00f6rpern Schatten entwerfen, die ich auf einem Schirm auffing. Bei der Ann\u00e4herung der schattenwerfenden K\u00f6rper, bzw. der \u00dcbereinanderlagerung der Halbschatten zeigten sich dunkle Spitzen oder Br\u00fccken der verschiedensten Gestalt. Die Spitzen wuchsen entweder gleichzeitig oder nacheinander hervor, indem sie bald auf der einen, bald auf der anderen Seite zuerst auftraten. Sie gingen bei weiterer \u00dcberlagerung der Halbschatten in Br\u00fccken \u00fcber. Bisweilen zeigte sich auch ein feiner dunkler Streifen, der beide Schatten miteinander verband und der bei weiterer \u00dcberlagerung der Halbschatten an Breite allm\u00e4hlich zunahm. Auch die Bildung vollst\u00e4ndig isolierter Schattenpartien, sog. Inseln, konnte man beobachten.\n1\tU. Behn. Ann. d. Phys. 17. S. 772. 1905.\n2\tJ. Petri. Ann. d. Phys. 16. S. 951. 1905.\n3\tH. Paschen. Inaug.-Diss. Marburg 1907, bei Koch.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologische Erscheinungen hei der \u00dchereinanderlagerung usiu. ^83\nDurch Variation der Versuchsbedingungen erhielt ich je nach der Anzahl, Gr\u00f6fse, Gestalt und Lage der Lichtquellen\nund der schatten werfenden K\u00f6rper die mannigfachsten Erscheinungen.\nDie vorstehend erw\u00e4hnten Erscheinungen sind wesentlich objektiv und geometrisch-optisch erkl\u00e4rbar.\nAuch theoretisch habe ich die Erscheinungen untersucht, indem ich die Lichtverteilung auf dem Schirm, auf dem die Schatten aufgefangen werden, berechnete und sodann die Kurven gleicher Helligkeit bestimmte. Die theoretisch gefundene Helligkeitsverteilung stimmt aber scheinbar nicht ganz \u00fcberein mit derjenigen, die das Auge wahrnimmt. Der Grund f\u00fcr diese Abweichungen ist in physiologischen Tatsachen zu suchen.\nAuch subjektiv kann man \u00e4hnliche Erscheinungen beobachten, indem man etwa Daumen und Zeigefinger dicht vors Auge h\u00e4lt und dieselben langsam einander n\u00e4hert. Bei der \u00dcberlagerung der auf der Netzhaut des Auges entworfenen unscharfen Schattenbilder entstehen \u00e4hnliche Erscheinungen, wie man sie vorher auf dem Schirm beobachtet hat.\nEinige zur Erkl\u00e4rung dieser subjektiven dunklen Inseln heranzuziehende physiologische Erscheinungen seien im folgenden besprochen.\nWenn wir ein Schattengebilde betrachten, so nimmt das Auge, trotzdem die Helligkeit \u00fcberall stetig verl\u00e4uft, doch eine ziemlich scharfe Trennungslinie zwischen Helligkeit und Dunkelheit wahr. Wir k\u00f6nnen in diesem Sinne von einer Begrenzung und einer Gestalt des Schattens \u00fcberhaupt sprechen. H. Seeligek1 hat in seinen Untersuchungen \u00fcber die scheinbare Vergr\u00f6fserung des Erdschattens bei Mondfinsternissen zuerst auf das Wesen und die Bedeutung dieser scheinbaren Trennungslinie aufmerksam gemacht. Er stellte sich die Frage: Unter welchen Umst\u00e4nden vermag das Auge bei beliebig gegebener Helligkeitsverteilung eine Trennungslinie wahrzunehmen, die hellere von dunkleren Partien trennt, die sich also in diesem Sinne als Schattengrenze darstellt? Es kommen jedoch nach seinen Untersuchungen f\u00fcr das Zustandekommen derselben so verschiedenartige Umst\u00e4nde in Betracht, dafs es schwer ist, allgemein g\u00fcltige Kriterien auf-\n1 H. Sekliger, Abhandlg. d. kgl. bayr. Akad. d. Wiss. M\u00fcnchen. II. Kl. 19. II. Abt. S. 395. 1898 (ausg. 99). Himmel u. Erde. 9. S. 276. 1897.","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nH. Paschen.\nzustellen. Es m\u00f6ge nur an dieser Stelle erw\u00e4hnt werden, dale die f\u00fcr den Erdschatten von ihm berechnete Helligkeitsverteilung in der Tat die subjektive Schattengrenze an der bei Mondfinsternissen beobachteten Stelle ergibt.\nWir sehen ferner, dafs der Schatten an seiner Grenze merklich dunkler erscheint als an den weiter von der Grenze entfernten Stellen. Es tritt ein dunkles Band in der N\u00e4he der scheinbaren Trennungslinie auf. Die umgekehrte Erscheinung l\u00e4fst sich an der \u00e4ufsersten Grenze der vollen Helligkeit beobachten, wo dieselbe tats\u00e4chlich in unmerklicher Abstufung in den Halbschatten \u00fcbergeht. Es tritt an dieser Stelle ein heller Saum auf, welcher als gl\u00e4nzende Lichtlinie den \u00e4ufseren Rand des Halbschattens umgibt.\nDiese lichten und dunklen S\u00e4ume hat man vielfach beschrieben. Auch Seeliger erw\u00e4hnt sie in seiner oben angegebenen Abhandlung. Ihr Auftreten erkl\u00e4rt sich, wie A. v. Ober-maaer im EuERschen photographischem Jahrbuch von 1900 hervorhebt, als die Folge eines von E. Mach nachgewiesenen physiologischen Gesetzes. Mach 1 gelangte n\u00e4mlich auf Grund von Versuchen, die er mit rotierenden Scheiben anstellte, zu folgendem Ergebnis : \u00dcberall dort, wo die Lichtkurve einen Knick oder eine knick\u00e4hnliche scharfe Kr\u00fcmmung hat, erscheint die Stelle heller oder dunkler als die Umgebung. Heller ist die Stelle, wenn die Knickung gegen die Abscisenachse konkav, dunkler, wenn die Knickung konvex ist. Der Grad der Kr\u00fcmmung der Intensit\u00e4tskurve ist f\u00fcr die St\u00e4rke der subjektiven Empfindung an der betreffenden Stelle entscheidend. Da nun die Lichtkurve beim \u00dcbergang vom Kernschatten zum Halbschatten nach unten konvex und beim \u00dcbergang vom Halbschatten zur vollbeleuchteten Fl\u00e4che konkav ist, tritt an diesen Stellen ein dunkler, bzw. lichter Saum auf. Diese S\u00e4ume sind also rein subjektiver Natur. Man mufs von dieser Erscheinung der MACHsehen Streifen das Auftreten der scheinbaren SEELiGERschen Schattengrenze wohl unterscheiden, von der wir oben gesprochen haben. Man kann die MACHsehen Streifen scheinbar auch photographieren. Besonders gut gelungen ist z. B. eine von A. v. Obermayer hergestellte und reproduzierte Photographie in dem schon erw\u00e4hnten E\u00fcERschen Jahrbuch von 1900. Dafs die Streifen auch dann nur subjektiv sind, er-\n1 E. Mach, Sitzungsber. d. kgl. Akad. d. Wies. Wien. 52 S. 303. 1866.","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologische, Erscheinungen bei der \u00dcbereinanderlagerung usw. 185\nkennt man ohne weiteres durch Abdecken des benachbarten unterschiedenen Helligkeitsgebietes.\nAufser den oben erw\u00e4hnten Erscheinungen kommt vor allen Dingen die Kontrastwirkung in Betracht, z. B. geh\u00f6rt hierher die Abt\u00f6nung, welche man in jeder einzelnen der aneinander stofsenden Stufen eines photographischen Papieres oder einer photographischen Platte wahrzunehmen glaubt, die unter einem Papierskalenphotometer exponiert wurden. Jede in sich gleiche Stufe erscheint auf Seite der n\u00e4chst dunkleren heller, auf Seite der n\u00e4chst helleren dunkler, mit einem allm\u00e4hlichen \u00dcbergang dazwischen.\nHierher geh\u00f6rt z. B. auch eine Erscheinung, die k\u00fcrzlich bei einer partiellen Sonnenfinsternis unter anderen Wigand und Everling1 von einem Ballon aus beobachtet haben. Sie bemerkten, dafs der Ballonschatten infolge der sichelf\u00f6rmigen Gestalt der Lichtquelle seine runde Gestalt verloren hatte und sichelartig verzerrt war. Am inneren Rande des Schattens befand sich ein heller Lichtfleck. Wigand und Eveeling haben unter Zugrundelegung der tats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnisse und unter Bezugnahme auf meine Inauguraldissertation geometrisch die Kurven gleicher Helligkeit bestimmt, und da zeigte sich, dafs am inneren Rande der Sichel diese Kurven sehr dichtgedr\u00e4ngt lagen, w\u00e4hrend sie am \u00e4ufseren Rande ziemlich weit voneinander entfernt waren. Demgem\u00e4fs ist der Intensit\u00e4tsabfall am inneren Rande sehr viel st\u00e4rker als am \u00e4ufseren. Dadurch entsteht an dieser Stelle eine starke Kontrastwirkung, woraus sich das Auftreten des hellen Fleckes erkl\u00e4rt. Die Photographien zeigen die Erscheinung ebenfalls sehr deutlich. Wahrscheinlich spielen hier auch die Mach-schen Streifen eine gewisse Rolle.\nDie physiologischen Ursachen k\u00f6nnen also unter Umst\u00e4nden einen wesentlichen Einflufs gewinnen und das Urteil in der Absch\u00e4tzung von Helligkeiten stark t\u00e4uschen.\nDie oben (S. 184) erw\u00e4hnten MACHschen Streifen bilden die Erkl\u00e4rung f\u00fcr folgende Erscheinung, auf die mich Herr Professor Richarz freundlichst aufmerksam machte. Wenn man zwei Gegenst\u00e4nde (etwa Daumen und Zeigefinger), die sich in\n1 A. Wigand und E. Everlino. \u00dcber Form und Helligkeitsverteilung des Schattens bei einer partiellen Sonnenfinsternis. Verhandl. der Deutsch. Phys. Ges. XIV. Jahrg. Nr. 15. 1912.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nH. Paschen.\neiniger Entfernung (% m) vom Auge befinden, gegen eine ausgedehnte leuchtende Fl\u00e4che (z. \u00df. den Himmel) als Hintergrund betrachtet und das Auge unscharf auf jene Gegenst\u00e4nde einstellt, z. B durch Akkommodation auf unendlich, so bemerkt man bei ihrer gegenseitigen Ann\u00e4herung folgende Erscheinungen. Es entsteht eine an Gr\u00f6fse allm\u00e4hlich zunehmende dunkle Insel, deren Intensit\u00e4t sich anfangs von der des Hintergrundes nur wenig unterscheidet und die infolgedessen zuerst nur schwach sichtbar ist. Bei weiterer Ann\u00e4herung wird die Insel immer dunkler, so dafs sie deutlicher sichtbar wird. Schliefslich nimmt sie (f\u00fcr das subjektive Urteil) vollst\u00e4ndige Dunkelheit an und vereinigt sich mit den Spitzen, die aus den Schatten der beiden Finger herauswachsen.\nEine zweite Art von Inseln beobachtet man, wenn man die gen\u00e4herten Finger dicht an das Auge heranbringt und sie nun gegen den hellen Himmel betrachtet. Sie treten in grofser Anzahl in die Erscheinung, wenn man das Auge ann\u00e4hernd schliefst, wie man es unwillk\u00fcrlich tut, wenn das Auge durch starkes Licht geblendet wird. Diese Inseln sind schmale Gebilde, deren Begrenzung von der Gestalt der schatten werfend en K\u00f6rper abh\u00e4ngt. Sie zeichnen sich stets durch vollst\u00e4ndige Dunkelheit aus. Sie besitzen ferner die Eigent\u00fcmlichkeit, ihre Lage nicht fest beizubehalten, sie bewegen sich, verschwinden sogar zum Teil und neue tauchen auf.\nDiese Erscheinungen waren deshalb um so \u00fcberraschender, als nach allen bis dahin gemachten Erfahrungen objektive Inselbildungen nur auftreten beim Vorhandensein mehrerer getrennter Lichtquellen. Hier hatte ich eine grofse einheitliche leuchtende Fl\u00e4che, die nicht durch dunkle Linien oder Fl\u00e4chen unterbrochen war. Zur Erkl\u00e4rung f\u00fchrte ich die Zerstreuungskreise in die Rechnung ein, durch deren Ubereinanderlagerung die unscharfen Schattenbilder, d. h. die Halbschatten auf der Netzhaut des Auges entstehen, und bestimmte den Intensit\u00e4tsabfall am Rande eines geradlinig oder krummlinig begrenzten Gegenstandes, den man unscharf gegen eine ausgedehnte leuchtende Fl\u00e4che betrachtet. Ich berechnete sodann die Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse bei der \u00dcbereinanderlagerung zweier derartiger Intensit\u00e4tsabf\u00e4lle. Diese Erkl\u00e4rungsversuche versagten jedoch. Denn es ergab sich stets in der Mitte eine gr\u00f6fsere Intensit\u00e4t als nach den Seiten hin.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologische Erscheinungen bei der \u00dcbereinanderlagerung usw. 187\nDurch einen Zufall gelangte ich zun\u00e4chst zu der Erkl\u00e4rung der zweiten Art der obigen Inselbildungen. Ich versuchte n\u00e4mlich, Inseln auf einem Schirm objektiv darzustellen, indem mh zwischen den schattenwerfenden K\u00f6rpern und dem Schirm eine Sammellinse einschaltete. Sobald ich dicht vor die Linse undurchsichtige St\u00e4bchen (Streichh\u00f6lzchen oder dgl.) hielt, traten pl\u00f6tzlich dunkle Inseln auf, die bei der Bewegung der St\u00e4bchen sich gegen- und und \u00fcbereinander verschoben. Es konnte demnach kein Zweifel mehr bestehen, dafs es beim Auge die Wimpern sind, die die Rolle der St\u00e4bchen \u00fcbernehmen. Das geht auch daraus hervor, dafs eine Horizontalverschiebung der Augenlider aus ihrer nat\u00fcrlichen Lage eine Ver\u00e4nderung der Lage und Zahl der Inseln zur Folge hat. Die Inseln zweiter Art erkl\u00e4ren sich also durch das Vorhandensein der Augenwimpern. Sie lassen sich demnach zur\u00fcckf\u00fchren auf die Erscheinung der \u00dcberlagerung von Halbschatten beim Vorhandensein mehrerer getrennter Lichtquellen.\nWas die zuerst beschriebene eine Insel betrifft, so liefs sie sich zwar auch objektiv mit Hilfe einer Linse darstellen, aber bei weitem nicht mit dei selben Deutlichkeit, mit der man sie subjektiv beobachtet. Ihr Auftreten hat einen physiologischen Grund. Wir haben schon fr\u00fcher (S. i 84) auf die MACHschen Streifen hingewiesen, auch bemerkt, wie sehr sie unter Umst\u00e4nden das Urteil in der Absch\u00e4tzung von Helligkeiten zu t\u00e4uschen verm\u00f6gen. Wir betrachten etwa einen Finger bei unscharfer Einstellung des Auges gegen eine ausgedehnte leuchtende Fl\u00e4che, etwa den Himmel, als Hintergrund; den Finger etwa in 1j2 m Entfernung mit auf unendlich eingestelltem Auge. Dann sehen wir, dafs dort, wo der Halbschatten in die volle Helligkeit \u00fcbergeht, ein heller Lichtrand sichtbar ist. Dieser Rand tritt besonders dann intensiv auf, wenn man den Finger langsam senkrecht zur Sehlinie hin und her bewegt. Er erscheint dann als gl\u00e4nzende Lichtlinie, welche den \u00e4ufseren Halbschattenrand umzieht. Der dunkle MACHsche Streifen am \u00e4ufseren Rand des Kernschattens ist in diesem Fall kaum sichtbar, weil der ganze Kernschatten v\u00f6llig lichtlos erscheint. Dagegen tritt im Gebiet des Halbschattens selbst, nahe dem hellen Streifen, noch eine feine dunkle Linie auf. Sie beruht wahrscheinlich auf einer Kontrastwirkung gegen den hellen Mach sehen Streifen.\nWie gestalten sich nun die Lichtverh\u00e4ltnisse, wenn sich zwei solche subjektiven Halbschatten \u00fcberdecken, wenn man etwa zwei","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nH. Paschen.\nFinger einander n\u00e4hert, die man unscharf gegen den hellen Himmel als Hintergrund betrachtet. Figur 1 a gibt uns die Lichtverteilung f\u00fcr die inneren R\u00e4nder der beiden gen\u00e4herten Finger.\nRechts und links herrscht volle Dunkelheit, in der Mitte volle\n\u2022 \u2022\nHelligkeit mit einem allm\u00e4hlichen \u00dcbergang dazwischen. Bei\nFigur la\u2014e.\nweiterer Ann\u00e4herung erhalten wir die Lichtverteilung der Figur 1 b. N\u00e4hern wir die Finger noch weiter, so \u00fcberlagern sich die Halbschatten, und wir erhalten der Reihe nach die Lichtverh\u00e4ltnisse, wie sie durch die Figur 1 c\u2014e dargestellt werden. Die resultierende Intensit\u00e4t ist durch die stark ausgezogene Linie bezeichnet (vgl.","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologische Erscheinungen bei der \u00dcbereinanderlagerung usw. 189\nInaug.-Diss. S. 19ff.). An den Stellen A treten helle MACHsche Lichtlinien auf. Dieselben ums\u00e4umen also eine Figur, die dunkel auf hellem Grunde erscheint und als dunkle Insel sich deutlich abhebt. Ihre Intensit\u00e4t verringert sich mit wachsender Ann\u00e4herung der beiden Finger, sie hebt sich also immer kr\u00e4ftiger ab. Diese Erscheinung tritt bei der subjektiven Beobachtung sehr deutlich hervor. Fangen wir Schatten objektiv erst auf einem Schirm auf, so treten zwar auch noch die MACHschen Streifen auf, und man sieht auch in der Tat eine Inselbildung. Jedoch sind die Lichtkontraste bei k\u00fcnstlichen Lichtquellen so abgeschw\u00e4cht, dafs die Inselbildung l\u00e4ngst nicht mehr so deutlich sichtbar ist wie bei der direkten Beobachtung.\nIch habe die Lichtverh\u00e4ltnisse, wie sie am Rande eines Gegenstandes auftreten, den man unscharf gegen einen ausgedehnten hellen Hintergrund betrachtet, sowie diejenigen, die sich bei der Ubereinanderlagerung zweier derartiger Intensit\u00e4tsabf\u00e4lle ergeben, auf rotierende Scheiben \u00fcbertragen. Die Art der \u00dcbertragung ist sehr einfach.1 Sie mag trotzdem an dieser Stelle kurz Erw\u00e4hnung finden.\nBefestigt man auf einer kreisf\u00f6rmigen dunklen Scheibe einen geradlinig (durch zwei Radien) begrenzten Sektor aus weifsem Papier, so erscheint die Scheibe bei der Rotation um den Mittelpunkt gleichm\u00e4fsig erhellt. Die Helligkeit ist um so gr\u00f6fser, je gr\u00f6fser der Zentriwinkel des Sektors ist. Soll die Helligkeitsverteilung ungleichm\u00e4fsig sein, so kann man das in der Weise erreichen, dafs man an Stelle des einen der beiden Radien eine krumme Linie als Begrenzung des Sektors annimmt. Die bei der Rotation konzentrisch auf tretende Helligkeits Verteilung ist\nvon der Gestalt der krummen Linie abh\u00e4ngig. Die Gr\u00f6fse der\n\u2022 \u2022\nHelligkeit an jedem Punkte der Kurve w\u00e4chst mit dem Offnungs-winkel cp, den der Sektor an dieser Stelle besitzt.\nIch will jetzt erstens entsprechend der Erscheinung am Rande eines schattenwerfenden K\u00f6rpers eine Helligkeitsverteilung derart darstellen, dafs die Helligkeit von der Mitte bis zum Rande zunimmt, und zwar soll sie zuerst langsam, dann sehr stark und schliefslich wieder langsam wachsen, bis der gr\u00f6fste Helligkeitsgrad erreicht ist. Die Kurve wird also, w\u00e4hrend\n1 Vgl. z. B. Seeliger, Abhandl. d. kgl. bayr. Akad. d. Wiss. M\u00fcnchen. II. Kl. 19. II. Abt. S. 396. 1898 (ausgeg. 1899).","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nH. Paschen.\nder Winkel (f stetig im Wachsen begriffen ist, zun\u00e4chst eine zur Peripherie fast senkrechte Richtung, dann eine fast parallele und endlich wieder eine fast senkrechte Richtung annehmen. In Figur 2 sind zwei diametral gelegene Sektoren der oben beschriebenen Art gezeichnet. Im zweiten Fall, n\u00e4mlich demjenigen der Schatteninsel zwischen zwei Fingern, soll in der Mitte und am Rande der Scheibe Dunkelheit herrschen. Dazwischen liegt, der Inselbildung entsprechend, ein Gebiet gleichm\u00e4fsiger, mittlerer Helligkeit (vgl. Fig. lcfolg.). Der \u00dcbergang von der Dunkelheit zur Helligkeit soll jedesmal so sein, wie wir ihn durch die erste Scheibe dargestellt haben. Der Papierausschnitt hat demnach folgende Gestalt. Im Gebiet der gleichm\u00e4fsigen Helligkeit werden zwei Radien die Grenzlinien bilden. Nach der Mitte und nach dem Rande der Scheibe hin wird die Begrenzung durch zwei zueinander symmetrisch gelegene Kurven gebildet, deren innere die Gestalt der Kurve in Fig. 2 besitzt, w\u00e4hrend die \u00e4ufsere das Spiegelbild dazu ist. In Fig. 3 sind ebenfalls zwei diametral gelegene Ausschnitte der beschriebenen Art gezeichnet.\nFig. 2\nFig. 3.\nDie MACHschen Streifen traten bei den Versuchen deutlich sichtbar hervor, und im zweiten Fall hatte man wirklich den Eindruck, als wenn ein dunkler Ring, entsprechend unserer Insel, sich von einem helleren Hintergr\u00fcnde abh\u00f6be. Ein Nachteil bei den Versuchen mit rotierenden Scheiben ist der, dafs s\u00e4mtliche Lichtverh\u00e4ltnisse konzentrisch angeordnet sind. Sonst w\u00e4re die Inselbildung noch augenscheinlicher gewesen.\nWeit n\u00e4her kam ich den tats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnissen, als ich die Scheiben nicht von vorne beleuchtete, sondern die weifs gehaltenen Partien der Scheiben ausschnitt und letztere, w\u00e4hrend sie rotierten, in der Durchsicht gegen einen m\u00f6glichst hellen, leuchtenden Hintergrund (von der Sonne beschienene Mattscheibe)","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologische Erscheinungen hei der \u00dcbereincinderlagerung usiv. 191\nbeobachtete. Es liefs sich in der Tat nach weisen, dafs eine weitgehende Steigerung des Eindrucks auf diese Weise erzielt wird. Auch dies war zwar nur eine Ann\u00e4herung an die wirklichen Verh\u00e4ltnisse, bei denen die Beleuchtungskontraste auf der Netzhaut weit gr\u00f6fsere und unmittelbarere sind, aber es erscheint immerhin plausibel, dafs, wenn wir bei der objektiven Darstellung zu ebensolchen Beleuchtungs- und Reizkontrasten k\u00e4men wie bei der subjektiven Beobachtung mit den gegen den hellen Himmel gehaltenen, gen\u00e4herten Fingern, dieselben Eindr\u00fccke erreicht werden, wie sie bei der subjektiven Beobachtung sich darbieten.\nIH\nSZeitscbr. f. Sinnesphysiol. 47.","page":191}],"identifier":"lit33617","issued":"1913","language":"de","pages":"182-191","startpages":"182","title":"Physiologische Erscheinungen bei der \u00dcbereinanderlagerung von Halbschatten","type":"Journal Article","volume":"47"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:51:30.536041+00:00"}

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