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Studien über den Binnenkontrast

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{"created":"2022-01-31T15:33:40.693828+00:00","id":"lit33620","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Blachowski, Stefan","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 47: 291-330","fulltext":[{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"291\n(Aus dem Psychologischen Institute der Universit\u00e4t G\u00f6ttingen.)\nStudien \u00fcber den Binnenkontrast.\nVon\nStefan BLachowski.\nInhalts\u00fcbersicht.\nSeite\nEinleitung................................................291\n\u00a7 1. N\u00e4heres \u00fcber die Aufgaben der nachfolgenden Untersuchungen 295 \u00a7 2. Schwellenbestimmungen auf tonfreien Lichtfl\u00e4chen verschiedener\nAusdehnung................................................297\n\u00a7 3. Schwellenbestimmungen auf bunten Lichtfl\u00e4chen verschiedener\nAusdehnung................................................305\n\u00a7 4. Schwellenbestimmungen in der Mitte und am Rand einer Lichtfl\u00e4che .........................................................305\n\u00a7 5. Schwellenbestimmungen bei herabgesetzter Beleuchtung . . . 300 \u00a7\t6.\t\u00dcber die Fehlerquellen der Versuche, nebst einer kurzen Be-\ntrachtung \u00fcber die Art der vorgenommenen Schwellenbestimmungen ...................................................311\n\u00a7\t7.\tTheoretische Er\u00f6rterung \u00fcber den Einflufs der Ausdehnung der\nLichtfl\u00e4chen auf die Intensit\u00e4ten der eintretenden Erregungen\nund die Werte der Farbenschwellen.......................  315\n\u00a7 8. Binnenkontrast und Farbenanomale.........................  320\n\u00a7 9. Binnenkontrast und die Konstanz der Sehdinge...............322\n\u00a7 10. Besprechung einschlagender Resultate vorliegender Untersuchungen ................................................324\nEinleitung.\nAuf Grund theoretischer \u00dcberlegungen hat Hering 1 die An* sicht ausgesprochen, dafs eine Fl\u00e4che (z. B. grauen Papiers) in* folge der gegenseitigen verdunkelnden Wirkung ihrer Einzelteile minder hell erscheinen m\u00fcsse, als dies der Fall sein w\u00fcrde, wenn\n1 E. Hering: Grundz\u00fcge der Lehre vom Lichtsinn. Leipzig 1907. S. 125.","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nStefan Blachowski.\neine gegenseitige Beeinflussung dieser Einzelteile nicht vorhanden w\u00e4re. Dafs Herings Behauptung eine notwendige Folgerung aus seiner Theorie ist, ist ohne weiteres verst\u00e4ndlich; denn wenn es \u00fcberhaupt richtig ist, dafs die Netzhautstellen in antagonistischen Wechselbeziehungen zueinander stehen \u2014 insofern als z. B. eine Netzhautstelle, die eine Empfindung des Hellen vermittelt, in ihrer Umgebung Netzhautprozesse hervorruft, denen eine Emp-pfindung des Dunklen entspricht \u2014 so mufs jode mit Licht gereizte Netzhautstelle die Tendenz haben in ihrer Umgebung derartige Wirkungen auszu\u00fcben, dafs ihnen auf psychischer Seite eine Herabsetzung der Helligkeit der Fl\u00e4che folgt. Herings Ansicht \u00fcber die Verminderung der Helligkeit einer Fl\u00e4che infolge der Wechselwirkungen der Netzhautstellen fufst demnach auf folgender Annahme: Jede Netzhautstelle steht mit jeder anderen (wenigstens in einem gewissen Bereiche) in antagonistischer Wechselbeziehung; wenn also an einer Stelle des somatischen Sehfeldes Erregungsprozesse derart verlaufen, dafs ihnen eine psychische Qualit\u00e4tenreihe von bestimmter Richtung zukommt, so werden in der Umgebung der betreffenden Stelle des somatischen Sehfeldes Erregungsprozesse ausgel\u00f6st, die derart verlaufen, dafs ihnen eine psychische Qualit\u00e4tenreihe von Kontrastfarben entspricht.\nDer experimentelle Nachweis, welcher die G\u00fcltigkeit der HERiNGschen Annahme auch f\u00fcr den Fall darlegt, in welchem jeder Helligkeitskontrast ausgeschlossen ist, wurde zur Zeit noch nicht erbracht. Da dieser Nachweis f\u00fcr eine Reihe theoretischer Fragen nicht ohne Belang ist, so scheint es der M\u00fche wert, behufs Erbringung desselben n\u00e4her zu untersuchen, inwieweit und in welcher Weise die Intensit\u00e4ten der Erregungen, welche eine Lichtfl\u00e4che von konstanter, \u00fcberall gleicher Helligkeit, aber variabler Ausdehnung erweckt, von der Ausdehnung der Lichtfl\u00e4che abh\u00e4ngig sind.\nErg\u00e4be sich aus der Beantwortung dieser Frage, dafs mit der Anzahl der von Licht betroffenen Netzhautelemente eine antagonistische Beeinflussung zunimmt, welche jedes dieser Netzhautelemente seitens der \u00fcbrigen erf\u00e4hrt, so m\u00fcfsten f\u00fcr diese Beeinflussung zwei Grenzwerte vorhanden sein. Der obere Grenzwert m\u00fcfste sich bei maximaler Ausdehnung der Lichtfl\u00e4che ein-stellen, der untere Grenzwert w\u00fcrde erreicht werden, wenn man die Lichtfl\u00e4che bis zu einem solchen Grade zusammenschrumpfen","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n293\nliefse, dafs sie nur auf ein einziges lichtperzipierendes Netzhaut-Element einwirken k\u00f6nnte.\nDie Erforschung dieser Verh\u00e4ltnisse besitzt deshalb noch h\u00f6heres theoretisches Interesse, weil wir die gegenseitige und gegensinnige Beeinflussung der Netzhautelemente, die bei Betrachtung einer gleichartigen Lichtfl\u00e4che eintritt, denjenigen Wechselbeziehungen der Netzhautpartien zur Seite zu stellen haben, die bei Betrachtung von Fl\u00e4chen, welche hinsichtlich ihrer Helligkeit und ihres Farbentones Unterschiede aufweisen, zustande kommen. Dieser Anschauung liegt der Gedanke, den auch Tscheemak 1 aussprach, zugrunde -, dafs man den Kontrast als gegensinnige Wechselwirkung einzelner Mosaikelemente eines Sinnesorganes auffassen kann.\nBei n\u00e4herer Verfolgung der uns gestellten Aufgabe wird man, wie die nachfolgenden Darlegungen zeigen werden, auf mancherlei interessante Probleme gef\u00fchrt und auf Methoden aufmerksam gemacht, mittels deren sich gewisse theoretischwichtige Fragen experimentell entscheiden lassen. Ich deute eine von diesen Fragen hier kurz an. Es ist die Frage nach der Art und Weise, wie die relative Konstanz der Sehdinge zustande kommt. Die Entstehung der Ged\u00e4chtnisfarben kann nur unter dieser Bedingung erfolgen \u2014 ich halte mich hier an HEEiNGsche Gedankeng\u00e4nge \u2014 dafs die Aufsendinge wenigstens bis zu einem gewissen Grade uns in best\u00e4ndigen Farben erscheinen. Da die Beleuchtungsintensit\u00e4ten, bei denen wir die Dinge betrachten, in unaufh\u00f6rlichem Wandel begriffen sind, so w\u00fcrden wir nie \u25a0oder nur sehr selten die Dinge in denselben Farben erblicken, wenn es nicht nach Heeing 2 \u201eRegulationsvorrichtungen oder Selbststeuerungen\u201c im Auge g\u00e4be, welche dem Einfl\u00fcsse der Intensit\u00e4ts\u00e4nderungen der Beleuchtung auf das Sehen der Farben Entgegenwirken, so dafs innerhalb gewisser Grenzen die Farben \u25a0ann\u00e4hernd unver\u00e4ndert erscheinen. Diese Selbststeuerungen beruhen teils auf einer Anpassung des \u00e4ufseren Auges mittels der \u00c4nderungen der Pupillenweite, teils auf einer Anpassung des inneren Auges an die jeweils herrschende St\u00e4rke der Beleuchtung. Die innere Anpassung des Auges vollzieht sich wiederum teils durch diejenigen Zustands\u00e4nderungen, welche wir gew\u00f6hnlich\n1\tA. y. Tschermak: \u00dcber Simultankontrast auf verschiedenen Sinnesgebieten. Pfl\u00fcgers Archiv 122, 1908, S. 98.\n2\tHering: Grundz\u00fcge \u00a7 4 und 6.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nStefan Blachowski.\nals Adaptation bezeichnen, teils \u2014 und dies liegt im Zentrum unseres Interesses \u2014 durch die simultane oder Momentanpassung,, die darauf beruht, dafs infolge der somatischen Wechselwirkungen der Sehfeldstellen die Lichtempfindlichkeit jedes somatischen Sehfeldelementes abh\u00e4ngig ist von dem Zustande aller \u00fcbrigen Elemente. \u201eSo kommt es, dafs die durch das Licht in einem Sehfeldelemente hervorgerufene \u00c4nderung schon w\u00e4hrend ihrer Entstehung und in dem Mafse, als sie unter dem Einfl\u00fcsse des Reizes sich entwickelt, umstimmend auf das \u00fcbrige somatische Sehfeld wirkt und dessen Lichtempfindlichkeit mindert. Auf diese Weise wird die Lichtempfindlichkeit einer Sehfeldstelle zu einer Funktion der Gesamtbeleuchtung der Netzhaut und insbesondere um so kleiner, je st\u00e4rker diese Beleuchtung ist.\u201c 1 2 Die Richtigkeit dieser Ansicht, event, ihr Geltungsbereich, ist einer Pr\u00fcfung zug\u00e4nglich. Wenn wir zwei Fl\u00e4chen von verschiedener Ausdehnung, sonst aber gleicher objektiver Beschaffenheit, das eine Mal bei normaler Beleuchtung, das andere Mal bei herabgesetzter (die z. B. */4 der normalen betr\u00e4gt) betrachten, so m\u00fcfsten \u2014 und dies ist eine notwendige Folgerung aus der HEKiNGschen Theorie \u2014 die wechselseitigen, die Helligkeit mindernden Beziehungen der Netzhautelemente bei herabgesetzter Beleuchtung in geringerem Mafse in Wirksamkeit treten, als bei normaler Beleuchtung. Denn w\u00e4re im ersteren Falle die wechselseitige verdunkelnde T\u00e4tigkeit der Elemente des somatischen Sehfeldes gr\u00f6fser oder auch nur gleich grofs wie im zweiten Falle, so d\u00fcrfte wohl von einer simultanen oder Momentanpassung an die \u00c4nderung der Beleuchtung, welche die relative Konstanz der Sehdinge erkl\u00e4re, nicht die Rede sein.\nEs ist nicht meine Absicht, an dieser Stelle alle Punkte zu erw\u00e4hnen, die in meiner Arbeit ber\u00fchrt werden. Nur einige terminologische Bemerkungen habe ich hier beizuf\u00fcgen. Die gegensinnige Wechselwirkung der Netzhautstellen, die sich in einem Netzhautbezirke, der von objektiv gleichem Lichte getroffen wird, abspielt, will ich mit Tschekmak 2 als Binnenkontrast bezeichnen. Die Auffassung der beschriebenen Wechselwirkung der Netzhautelemente als Binnenkontr ast schliefst in sich eine\n1\tHering: Grundz\u00fcge, S. 18.\n2\tA. Tschermak: \u00dcber Kontrast und Irradiation. Ergebnisse der Phy siologie. 2. Jahrg., 2. Abt., S. 745.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n295\numfassendere Definition des Begriffes ,Kontrast\u2018, als \u00fcblich, ein. Nach Hering1 2 ist der Begriff des Kontrastes an das Vorhandensein eines Unterschiedes gebunden ; den Binnenkontrast bezeichnet ur als einen Fall, \u201ewo von einem Kontraste gar nicht gesprochen werden kann\u201c. Demgegen\u00fcber wollen wir den Begriff des Kontrastes auch auf F\u00e4lle des Binnenkontrastes ausdehnen und ihn .allgemein \u2014 auf physiologischer Basis stehend \u2014 folgender-mafsen definieren: Von optischem Kontrast sprechen wir in allen F\u00e4llen, wo ein Netzhautprozefs eines Elementes infolge wechel-seitiger Beziehungen zu anderen Elementen in seiner Wirkungsweise gehemmt oder gef\u00f6rdert wird.\nDiese Definition nimmt keine R\u00fccksicht darauf, ob die Netz-hautprozesse f\u00fcr das Bewufstsein \u00fcberschwellig sind (d. h. sich in entsprechenden Empfindungen kundgeben) oder nicht. Dies ist kein Mangel, sondern im Gegenteil ein Vorzug. Denn sie umfafst auch solche F\u00e4lle, wie den von G. E. M\u00fcller 2 mitgeteilten Fall, wo trotz des farblosen Aussehens eines auf einer urroten Scheibe angebrachten grauen Ringes auf diesem Ringe \u00abeine starke Induktion im Sinne der Entstehung von Kontrastgr\u00fcn nachge^viesen wrerden konnte (Fall Schumann).\nWir werden also im folgenden \u00fcberall dort von Binnenkontrast sprechen, wo im Falle gleich lichtstarker Fl\u00e4chen eine gegensinnige Wechselwirkung der entsprechenden Netzhautulemente nachweisbar ist. Wir wollen weiterhin zwei Arten von Binnenkontrast unterscheiden : erstens den Helligkeitsbinnen-kontrast, der bei Betrachtung tonfreier Fl\u00e4chen entsteht, zweitens den Farbenbinnenkontrast, dessen idealer Grenzfall bei Betrachtung absolut ges\u00e4ttigter bunter Fl\u00e4chen stattfinden w\u00fcrde.\n\u00a7 1. N\u00e4heres \u00fcber die Aufgaben der nachfolgenden\nUntersuchungen.\nBetrachtet man Lichtfl\u00e4chen von verschiedener Ausdehnung, aber gleicher Lichtst\u00e4rke auf einem ann\u00e4hernd lichtlosen Hintergrund, so kann eine Verschiedenheit des Aussehens der Lichtfl\u00e4chen hinsichtlich ihrer Helligkeiten und Farben lediglich durch die Gr\u00f6fse der Ausdehnungen der Fl\u00e4chen bedingt sein. Dem\n1\tHering. Grundz\u00fcge S. 125.\n2\tBericht \u00fcber den 1. Kongrefs f\u00fcr exper. Psychologie. 1904, S. 20.","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nStefan Blachowski.\nlichtlosen Hintergr\u00fcnde eine erregende Wirkung auf den Sehapparat zuzuschreiben, ist n\u00e4mlich nach s\u00e4mtlichen farbenpsychologischen Erfahrungen nicht ang\u00e4ngig. Bei Darbietung von Fl\u00e4chen verschiedener Gr\u00f6fse auf lichtlosem Hintergr\u00fcnde ist demnach der Einflufs der Ausdehnung der einzige Faktor, der etwaigen Helligkeits- oder Farbenverschiedenheiten der Fl\u00e4chen zugrunde hegen kann.1 Die Bestimmung dieses Ausdehnungsfaktors kann aber auf verschiedenem Wege erfolgen. Erstens ist es m\u00f6glich die Helligkeiten resp. Farben verschieden grofser Lichtfl\u00e4chen zu beurteilen und die Fl\u00e4chen der Helligkeit oder der Farbe nach zu ordnen (das subjektive Verfahren); zweitens aber kann man ein objektives Verfahren einschlagen, indem man geeignete Schwellenbestimmungen an Fl\u00e4chen verschiedener Ausdehnung vornimmt und aus den numerischen Ergebnissen der Schwellenbestimmungen folgerichtige Schl\u00fcsse auf die den Lichtfl\u00e4chen entsprechenden physiologischen Vorg\u00e4nge zieht. Obwohl das subjektive und das objektive Verfahren sich im allgemeinen gegenseitig erg\u00e4nzen, so ist man dennoch oft dazu gezwungen von dem einen oder dem anderen abzusehen und auf eine Best\u00e4tigung der Resultate des einen Verfahrens durch solche des anderen Verfahrens zu verzichten. Dies gilt auch in unserem Falle.\nIn der Frage nach dem Ausdehnungsfaktor sind wir alleinig auf das objektive Verfahren angewiesen. Eine gr\u00f6fsere Anzahl von uns angestellter Versuche hat n\u00e4mlich zur Gen\u00fcge gezeigt, dafs die subjektive Vergleichung der Helligkeiten oder Farben verschieden grofser Lichtfl\u00e4chen von objektiv gleicher Lichtst\u00e4rke und Farbe viel zu unsicher und schwankend ist, als dafs man auf ihr fufsend weitgehende Folgerungen wagen d\u00fcrfte.2 Dagegen besitzt das objektive Verfahren dem subjektiven gegen-\n1\tAbgesehen nat\u00fcrlich von dem weiterhin seine Ber\u00fccksichtigung findenden Einfl\u00fcsse, den etwaige Verschiedenheiten der Erregbarkeiten der in Betracht kommenden Netzhautstellen aus\u00fcben.\n2\tVon den in Betracht kommenden Fehlerquellen erw\u00e4hne ich nur folgende. L\u00e4fst man eine Lichtfl\u00e4che von geringer Ausdehnung und eine solche von recht bedeutender Ausdehnung, welche sukzessiv fixiert werden, miteinander vergleichen, so kann es leicht geschehen, dafs die letztere f\u00fcr heller erkl\u00e4rt wird, weil sich dieselbe zum Teil auf solchen peripheren Netzhautteilen abbildet, welche gem\u00e4fs dem vorhandenen Adaptationszustande lichtempfindlicher sind als die Netzhautstellen, auf welche die kleine Lichtfl\u00e4che wirkt.","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n297\n\u00fcber einen hohen Grad von Sicherheit; bei seiner Anwendung lassen sich Unterschiede dort feststellen, wo sich \u00fcber die Helligkeit resp. Farbe der Lichtfl\u00e4chen im subjektiven Verfahren \u00fcberhaupt nichts Bestimmtes ausmachen l\u00e4fst.\nDas hier als objektiv bezeichnete Verfahren wurde auf folgende Weise angewendet. Auf Lichtfl\u00e4chen von verschiedener Ausdehnung, aber gleicher Lichtst\u00e4rke und Farbe wurden nach der Grenzmethode Schwellenbestimmungen vorgenommen. Je nach der speziellen Fragestellung wurde die Art der Schwellenbestimmung ge\u00e4ndert; sie wurde eine andere, als es sich nicht mehr um farblose, sondern um farbige Lichtfl\u00e4chen handelte. Wir wollen jedoch f\u00fcr den Gang unserer Darstellung der Versuche nicht das \u00e4ufserliche \u2014 die Verschiedenheit der Versuchsanordnung betreffende \u2014 Moment mafsgebend sein lassen, sondern uns nach einem mehr sachlichen Umstand richten, indem wir solche Versuche zusammenfassen, die zur Beantwortung einer und derselben bestimmten Fragestellung dienen. Zun\u00e4chst sind es aber folgende Fragen, auf die wir eine Antwort suchen. Wie verhalten sich die Schwellen zueinander,\n1.\twenn man sie auf tonfreien Lichtfl\u00e4chen verschiedener Ausdehnung bestimmt,\n2.\twenn man sie auf bunten Lichtfl\u00e4chen verschiedener Ausdehnung ermittelt,\n3.\twenn sie auf einer Lichtfl\u00e4che, aber einerseits in der Mitte und andererseits am Rande, und zwar a) auf einer tonfreien, b) auf einer bunten Lichtfl\u00e4che festgestellt werden.\nNach diesen drei Hauptfragen gliedern sich die nachstehenden Darlegungen.\n\u00a7 2. Schwellenbestimmungen auf tonfreien Lichtfl\u00e4chen verschiedener Ausdehnung.\nZur Ermittlung der Schwellenwerte f\u00fcr tonfreie Lichtfl\u00e4chen verschiedener Ausdehnung wurde folgende Versuchsanordnung verwendet, welche eine Modifikation einer von Katz 1 f\u00fcr Zwecke der Schwellenbestimmung empfohlenen Anordnung ist. Auf einer grofsen mit tuchschwarzem Papier \u00fcberzogenen lafel, die\n1 D. Katz. Die Erscheinungsweisen der Farben und ihre Beeinflussung durch die individuelle Erfahrung (.Zeitschrift f\u00fcr Psychologie, Erg.-Bd. 7, 1911), S. 1371","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nStefan Blachoivski.\nso zum Fenster orientiert wird, dafs man praktisch ihre Belichtung als gleichm\u00e4fsig ansehen kann, bringt man abwechselnd Lichtfl\u00e4chen verschiedener Ausdehnung an. Die schwarze Tafel dient somit als Hintergrund, auf welchem bei jedem Versuche eine der drei benutzten kreisrunden, weifsen Scheiben, deren Durchmesser 6, 24,2 und 49 cm betr\u00e4gt, zur Beobachtung dargeboten wird. Bei dem konstanten Abstand 174 cm vom Auge des Beobachters erscheinen die Scheiben unter den Gesichtswinkeln von 2\u00b0, 8\u00b0 und 16\u00b0 Gr\u00f6fse. Das Weitere ergibt sich einfach aus der Figur.\nK\nA\nH____________________il Ein rundes Deckgl\u00e4schen (mn) von\n1 cm Durchmesser und 0,14 mm Dicke ist mittels d\u00fcnner Kokonf\u00e4den an einem m \\ i\tgrofsen Holzrahmen derart aufgeh\u00e4ngt,\ndafs es dem Auge (A) der Vp. im n\tMittelpunkte der an der Tafel (HH)\nangebrachten Scheibe erscheint. Etwa 1I2 m links von dem Deckgl\u00e4schen wird ein elektrischer Farbenkreisel (.K) auf-gestellt, an dem zwei MAXWELLsche Scheiben, die eine eine weifse, die andere eine schwarze Scheibe, gegeneinander verschiebbar befestigt sind. Das von dem rotierenden Kreisel reflektierte Licht wird von dem Deckgl\u00e4schen in das Auge der Vp. gespiegelt. Indem man das Verh\u00e4ltnis des weifsen und des schwarzen Sektors des Kreisels \u00e4ndert, kann man bewirken, dafs sehr fein abgestufte Lichtmengen durch das Deckgl\u00e4schen dem Auge zugespiegelt werden. Unter Anwendung <ler Grenzmethode, und zwar des ab- und aufw\u00e4rtssteigenden Verfahrens, wurden die Schwellenwerte des vom Deckgl\u00e4schen \u25a0dem Auge zugespiegelten Lichtes bestimmt, wobei die von G. E. M\u00fcller1 geltend gemachten Kautelen streng beobachtet wurden. Dafs f\u00fcr eine hinreichend grofse Ruhepause nach Abgabe jedes Urteils Sorge getragen wurde, ist selbstverst\u00e4ndlich. Hinsichtlich des letzteren Umstandes kann man nie genug Vorsicht walten lassen; denn die Schwellenbestimmungen nehmen das Sehorgan stark in Anspruch und setzen alsbald \u2014 falls das Auge nicht ausruht \u2014 seine Empfindlichkeit herab. An jedem\n1 G. E. M\u00fcller: Die Gesichtspunkte und die Tatsachen der psychophysischen Methodik. Wiesbaden 1904. S. 164 ff.","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n299\nVersuchstage sch\u00e4tzte ich vor dem Versuche die Helligkeit der Beleuchtung ab, indem ich auf die Art der Bew\u00f6lkung des Himmels achtete. Ich war mir der Unvollkommenheit einer der* artigen Absch\u00e4tzung vollauf bewufst, mufste mich aber zu jener Zeit, da mir andere Mittel nicht zu Gebote standen, damit begn\u00fcgen. Nicht unerw\u00e4hnt will ich bei dieser Gelegenheit lassen, dafs bei weitem die Mehrzahl von Forschern, welche bei Tageslicht Schwellenbestimmungen Vornahmen, sich der soeben erw\u00e4hnten, von mir benutzten Methode bediente. Als ich im Verlaufe der Untersuchungen immer mehr zu der \u00dcberzeugung von der Unzul\u00e4nglichkeit dieser Beleuchtungssch\u00e4tzungen und von ihrem st\u00f6renden Einflufs auf die Genauigkeit der Schwellenwerte gelangte, verdankte ich es dem liebensw\u00fcrdigen Entgegenkommen des Herrn Prof. M\u00fcller, dafs durch Anschaffung eines f\u00fcr diese Zwecke bestimmten L. WEBERschen Photometers eine wesentlich exaktere Durchf\u00fchrung der Untersuchung m\u00f6glich wurde. Dieses Photometer eignet sich vorz\u00fcglich zu Messungen der Beleuchtung. Die sp\u00e4ter mit ihm gemachten Erfahrungen liefsen mich erkennen, wie hohen Schwankungen die Beleuchtung, selbst oft w\u00e4hrend der Dauer einer Sitzung, unterliegt; zugleich gaben sie Veranlassung ganz besondere Vorsichtsmafsregeln zu ergreifen, von denen ich an geeigneter Stelle zu berichten haben werde. Bei k\u00fcnftigen Versuchen wird man des Photometers nicht entbehren k\u00f6nnen.\nDie nunmehr anzuf\u00fchrenden Versuche waren die ersten, die ich in dieser Richtung unternahm. Wenn die Resultate, trotz des oben angedeuteten \u00dcbelstandes, gut \u00fcbereinstimmen, so ist dies auf die verh\u00e4ltnism\u00e4fsig grofse Zahl der Einzelbestimmungen und nicht zum geringsten Teile auf den Umstand zur\u00fcckzuf\u00fchren, dafs ich bei extremen Beleuchtungsverh\u00e4ltnissen auf das Abhalten der Versuche verzichtete.\nBei s\u00e4mtlichen Versuchen dieser Arbeit war ich selbst Versuchsleiter, aufser in den F\u00e4llen, wo ich selbst als Vp. fungierte.\nJede Zahl der Tabelle I ist das arithmetische Mittel aus je 20 Einzelbestimmungen, deren Zahlenwerte sich auf Grade des weifsen Sektors des Kreisels beziehen.\nDer Tabelle entnehmen wir ohne weiteres \u2014 und an dieser Stelle soll nur dies hervorgehoben werden \u2014 dafs die Schwellenwerte mit Zunahme der Ausdehnung der Lichtfl\u00e4che abnehmen. Von welcher Ausdehnungsgr\u00f6fse der Lichtfl\u00e4che an keine Ab-\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 47.\t20","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nStefan Blachowski.\nn\u00e4hme des Schwellenwertes mehr erfolgen w\u00fcrde, k\u00f6nnen wir auf Grund unserer Tabellen nicht konstatieren. Es ist aber w^ohl anzunehmen, dafs der Grenzfall, in dem der Schwellenwert sein Minimum erreicht, erst dann gegeben ist, wenn die Lichtfl\u00e4che das ganze Gesichtsfeld einnimmt.\nTabelle I.\nGr\u00f6fse der Fl\u00e4che\t2\u00b0\t8\u00b0\t16\u00b0\to CM II a\nObere Schwelle\t332,5\t315,9\t304,8\t\nUntere\t\u201e\t217,8\t216,5\t201,0\tHerr Naef\nDifferenz\t114,7\t99,4\t103,8\t\nSumme\t550,3\t532,4\t505,8\t\nObere Schwelle\t322,5\t293,5\t283,0\t\nUntere\t,,\t222,2\t202,2\t183,3\tVp. Blachowski\nDifferenz\t100,3\t91,3\t99,7\t\nSumme\t544,7\t495,7\t466,3\t\nDie in \u00a7\u00a7 5 und 8 angef\u00fchrten Tabellen IX\u2014XII, welche Ergebnisse von Versuchen mitteilen, die zwar unter analogen Bedingungen, aber f\u00fcr andere Zwecke angestellt wurden, wie die hier angef\u00fchrten Versuche, stimmen gut mit Tabelle I \u00fcberein.\nEs ist nicht ohne Interesse, zu untersuchen, in welcher Abh\u00e4ngigkeit von der Ausdehnung der weifsen Lichtfl\u00e4chen die Schwellenwerte stehen, wenn die zur Ermittlung der Schwellenwerte benutzten Lichter nicht tonfrei, sondern bunt sind. Zu diesem Behufe wurden auf den Farbenkreisel eine stark ges\u00e4ttigte rote und eine schwarze Scheibe gegeneinander verschiebbar aufgesetzt. Beim auf steigenden Verfahren sollte so lange der schwarzen Scheibe rotes Licht zugemischt werden, bis die Vp. den vom Deckgl\u00e4schen reflektierten roten Schimmer soeben wahrnehmen k\u00f6nnte; das Umgekehrte sollte bei dem absteigenden Verfahren stattfinden.\nGleich am Anfang der Versuche zeigten sich aber un\u00fcberwindbare Unzul\u00e4nglichkeiten der Versuchsanordnung, die darin bestanden, dafs das von der roten Scheibe mittels des Deckgl\u00e4schens ins Auge gespiegelte Licht viel zu schwach ges\u00e4ttigt (r\u00f6tlich) erschien, so dafs selbst in dem Falle, wo nur die rote","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n301\nScheibe sich am Kreisel befand, das Urteil des \u00f6fteren v\u00f6llig unsicher war.\nIch ging deshalb zum Aufbau einer anderen Versuchsanordnung \u00fcber, welche auch s\u00e4mtlichen sp\u00e4teren Anforderungen entsprach. Sie bestand einfach aus der schon fr\u00fcher verwendeten grofsen schwarzen Tafel, aus einem Projektionsapparat und einem mittels eines Motors getriebenen MAEBEschen Farbenkreisel, an welchem zwei gegeneinander verschiebbare Episkotisterscheiben befestigt waren. Dieser Kreisel wurde in den Strahlengang der Projektionslampe gebracht, und erm\u00f6glichte es, w\u00e4hrend seiner Rotation die durch den Episkotister fallende Lichtmenge fein abzustufen. In den Rahmen des Projektionsapparates setzte ich eine Metallplatte, in deren Mitte ein sehr kleines rundes Loch gebohrt war, so dafs sich auf der gegen\u00fcber stehenden Tafel ein kreisrundes hell erleuchtetes Feld von dem Durchmesser etwa eines Zentimeters abbildete. Durch Vorschieben buntgef\u00e4rbter Gelatinebl\u00e4tter vor das Objektiv des Projektionsapparates konnte man kleine bunte Lichtfelder von beliebiger F\u00e4rbung und S\u00e4ttigung hersteilen. Bei den Versuchen, welche ich mit Plilfe dieser Anordnung anstellte, wmrden rote, gelbe, gr\u00fcne und blaue Lichtfelder benutzt. Auch war ich bem\u00fcht die bunten Lichtfelder mit m\u00f6glichst homogenem Lichte auszuf\u00fcllen, was sich durch geeignete Kombination der Gelatinebl\u00e4tter und Kontrolle mittels eines Taschenspektrometers leidlich erreichen liefs. Am Rande der einen Scheibe des Episkotister war eine Gradeinteilung aufgezeichnet, die ein unmittelbares Ablesen der Gr\u00f6fse derEpiskotister-\u00f6ffnung gestattete. Die Lichtquelle des Projektionsapparates bestand in einer dreif\u00e4digen Nernstlampe von 750 NK Lichtst\u00e4rke, die bekanntlich lange Zeit sehr konstant brennt. Die Versuche wurden immer zu einer Stunde (von 12\u20141 vormittags) angestellt, in welcher nachweislich die Stromschwankungen der elektrischen Zentralleitung die geringsten und in der Tat belanglos waren; auch unterliegt um diese Stunde die Tagesbeleuchtung verh\u00e4ltnis-m\u00e4fsig den geringsten Helligkeitsschwankungen und erreicht, wenn die Zeitspanne nicht allzu grofs ist, in einer Reihe von Tagen ungef\u00e4hr dieselbe H\u00f6he.\nDie Vp. sitzt vor einem schwarzen Schirm mit kreis-\n\u2022 \u2022\nrunder \u00d6ffnung, durch die sie auf denjenigen Teil der Tafel blickt, auf welchem die Scheiben verschiedener Ausdehnung sukzessiv dargeboten werden. Eine d\u00fcnne Wand aus schwarzem\n20*","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nStefan Blachowski.\nPapier entzieht dem Blicke des Beobachters sowohl den Projektionsapparat wie auch den Episkotister.\nVp. Herr Dr. Katz. Das kleine Projektionsfeld erscheint immer in der Mitte der weifsen Fl\u00e4che, deren Gesichtswinkel 2, 8 oder 16\u00b0 besitzt. Es wurden Schwellenwerte f\u00fcr ein rotes und ein gr\u00fcnes Projektionsfeld bestimmt. Bei den Schwellenbestimmungen f\u00fcr das gr\u00fcne Projektionsfeld besafs die gr\u00f6fste weifse Scheibe nicht eine Gr\u00f6fse von 16\u00b0, sondern von 20\u00b0. Die in der Tabelle angef\u00fchrten Beobachtungswerte sind in Graden angegebene Gr\u00f6fsen der Episkotister\u00f6ffnung.\nTabelle II.\nFarbe des\tGr\u00f6fse der weifsen Scheiben\t\t\t\nProjektionsfeldes\ti 2\u00b0\t8\u00b0\t16\u00b0 (20\u00b0)\t\nRot\t39,6\t37,6\t34,3\tn = 10\nGr\u00fcn\t34,5\t27,3\t25,0\t\nWie aus dieser Tabelle ersichtlich, gilt im allgemeinen der Satz, den wir \u00fcber die Wirkung weifser Fl\u00e4chen verschiedener Ausdehnung auf die Schwellenwerte tonfreier Lichter aufstellten, auch in den F\u00e4llen, wo die tonfreien Lichter durch buntfarbige ersetzt werden.\nDie in vorstehender Tabelle angef\u00fchrten Resultate gen\u00fcgen bei weitem nicht, um dar\u00fcber Aufschlufs zu geben, ob die Ausdehnung auf die Schwellenwerte verschiedener bunter Lichter einen verschiedenen Einfluls aus\u00fcbt. Die Tabelle ist auch an dieser Stelle nur deshalb eingef\u00fcgt, um ganz im allgemeinen nachzuweisen, dafs auch bei bunten Lichtern die Schwellenwerte abnehmen, wenn sich die Ausdehnung der weifsen Lichtfl\u00e4che vergr\u00f6fsert.\nZum Schlufs bemerke ich hier noch, dafs die Existenz des Binnenkontrastes sich bereits durch einen leichten Demonstrationsversuch dartun l\u00e4fst, falls man meine Versuchsanordnung mit dem Deckgl\u00e4schen verwendet. Man h\u00e4ngt auf die schwarze Tafel die kleinste weifse Scheibe (2\u00b0) und \u00e4ndert den Farbenkreisel so lange, bis der durch das Spiegelchen bewirkte Helligkeits-zuwuchs auf dieser Scheibe nicht mehr merkbar ist. Dann schiebt man an Stelle der kleinen Scheibe eine grofse Scheibe","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenlcontrast.\n303\n(z. B. 16 \u00b0) ; der durch das Spiegelchen bewirkte Helligkeitszuwuchs ist nunmehr deutlich merkbar. Diese Demonstration ist sehr einleuchtend und gelingt immer.\n\u00a7 3. Schwellenbestimmungen auf bunten Lichtfl\u00e4chen verschiedener Ausdehnung.\nDer zweiten Hauptfrage gem\u00e4fs, die wir uns am Schlufs von \u00a7 1 gestellt haben, wollen wir nun untersuchen, inwieweit die Ausdehnung bunter Lichtfl\u00e4chen von Einflufs auf die Schwellenwerte von Lichtern, die in ihrer Mitte dargeboten werden, ist.\nDie Ausf\u00fchrung der Versuche bietet keine Schwierigkeiten. Man ersetzt einfach die weifsen Scheiben auf der Tafel durch rote, die aus dem sehr ges\u00e4ttigten HELMHOLTzschen Papier ausgeschnitten werden, und stellt vor das Objektiv des Projektionsapparates eine geeignete rote Gelatineplatte, so dafs das Projektionsfeld dem Farbentone und der S\u00e4ttigung nach m\u00f6glichst genau mit der roten Scheibe \u00fcbereinstimmt. Bei den nun mitzuteilenden Versuchen wurden nur zwei Scheiben verwendet, deren kleinerer ein Gesichtswinkel von 2 \u00b0, deren gr\u00f6fserer ein solcher von 20\u00b0 entsprach. Es schien mir eine unn\u00f6tige, zeitraubende Arbeit zu sein, den Schwellenwert auch f\u00fcr eine Scheibe von mittlerer Gr\u00f6fse zu bestimmen. Die Scheiben wurden nicht mehr wie fr\u00fcher auf einem schwarzen Hintergr\u00fcnde, sondern auf einem grauen (leicht ins Bl\u00e4uliche stechenden) Hintergr\u00fcnde dargeboten, dessen Helligkeit derjenigen der Scheiben ungef\u00e4hr gleich war. Es sollte hierdurch eine Isolierung der Wirkung der chromatischen Komponente erreicht werden. Denn da die Scheiben und der Hintergrund ann\u00e4hernd von gleicher Helligkeit wTaren, so blieb der Helligkeitsbinnenkontrast wesentlich unabh\u00e4ngig von der bunten Scheibe und immer derselbe. Etwaige \u00c4nderungen der Schwellenwerte in Abh\u00e4ngigkeit von der Gr\u00f6fse der Scheiben waren deshalb nur auf die Wirkung der bunten Komponente (Farbenbinnenkontrast) zur\u00fcckzuf\u00fchren. Freilich wTar bei den Versuchen, auf die sich Tabelle III bezieht, der Helligkeitskontrast nicht gerade ideal ausgeschaltet, weil der graue Hintergrund nur durch gew\u00f6hnliches Vergleichen mit der bunten Scheibe als ihr helligkeitsgleich gefunden war. Bei den nachfolgenden Versuchen wurde auch dieser Ubelstand behoben.","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nStefan Blachowski.\nTabelle III.\nGr\u00f6fse der Scheiben\t\tn \u2014 20\n2o\t20\u00b0\t\n51,6\t42,6\tHerr Prof. M\u00fcller\n38,8\t32,9\tFrl. Schl\u00fcter\nDer Einfiufs der Ausdehnung macht sich auch hier in \u00e4hnlicher Weise, wie bei den im vorigen Paragraphen beschriebenen Versuchen, geltend.\nDem soeben Bemerkten gem\u00e4fs ging nun unser Bestreben dahin den Helligkeitskontrast m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig auszuschalten, um den Farbenbinnenkontrast in seiner reinsten Form zu erhalten. Als Lichtfl\u00e4che wurde eine kleine (2,5\u00b0) und eine grofse (26\u00b0) kreisrunde Scheibe ben\u00fctzt, welche aus einem St\u00fcck roten HELMHOLTzschen Papiers ausgeschnitten war. Mittels der BK\u00dcCKNERschen Methode wurden sodann aus einer seiner Zeit von Rothe gelieferten Serie grauer Papiere diejenigen bestimmt, deren Helligkeit der Helligkeit des roten Papiers m\u00f6glichst nahe kam. Die zwei grauen Papiere, deren Helligkeitswerte am meisten sich dem Helligkeitswerte des roten Papieres ann\u00e4herten, wurden abwechselnd als Hintergrund zu den Versuchen verwandt. Es ist noch hinzuzuf\u00fcgen, dafs der Helligkeitswert des roten Papiers zwischen den Helligkeitswerten der beiden grauen Papiere lag. Man darf also mit gutem Recht sagen, dafs das eine graue Papier sicher nicht dunkler, das andere sicher nicht heller als das rote Papier war. Bei unmittelbarer Betrachtung ist eine positive Aussage \u00fcber das Helligkeitsverh\u00e4ltnis der drei Fl\u00e4chen kaum zu machen. Den einen grauen Hintergrund, dessen Helligkeitswert geringer ist als der Wert des roten Papiers, wollen\n\u2022 \u2022\nwir mit A, den anderen mit B bezeichnen. Uber die Vorteile, welche die Benutzung von zwei verschiedenen Hintergr\u00fcnden, von denen der eine sich als ein wenig zu hell, der andere sich als ein wenig zu dunkel erwies, gegen\u00fcber der Verwendung von nur einem einzigen, vermutlich doch etwas zu hellen oder zu dunklen Hintergr\u00fcnde besitzt, brauche ich mich nicht erst zu verbreiten.\nIn den im nachstehenden zu besprechenden Versuchen","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n305\n(Tab. IV u. V), bei welchen Herr Prof. M\u00fcller als Vp. fungierte, wurden rote Scheiben auf Hintergrund A und B dargeboten. In die Mitte der roten Fl\u00e4chen wurden nicht mehr wie fr\u00fcher kleine runde Felder, deren Schwelle man bestimmte, projiziert, sondern 2 cm lange, schmale Lichtstreifen,1 welche in vier verschiedenen Lagen, n\u00e4mlich lotrecht, wagrecht, schr\u00e4g von rechts oben nach links unten, und schr\u00e4g von links oben nach rechts unten dem Beobachter erschienen. (In den Tabellen werden diese Lagen durch Striche bezeichnet, n\u00e4mlich : \\ \u2014 / \\.) Bei diesen Versuchen wurde immer diejenige Gradzahl des Episkotisters notiert, bei welcher soeben die Lage des Striches erkannt wurde. Die Versuche sind also, wie leicht ersiehtlich, nicht einfache Schwellenbestimmungen, weil es hier auch auf eine richtige Beurteilung der Lage des Striches ankommt. Diese Versuche stellen aber insofern einen Fortschritt gegen\u00fcber den fr\u00fcheren Versuchen dar, als die Beurteilung der Lage von einem behaglichen Gef\u00fchl der Sicherheit begleitet ist, w\u00e4hrend man bei Versuchen der fr\u00fcheren Art oft im Zweifel sein kann, ob das kleine Feld schon wirklich \u00fcber die Schwelle getreten ist, oder ob nur ein tr\u00fcgerischer Schein vorliegt. Die Vp. sagte auch gleich w\u00e4hrend des ersten Versuchstages aus, dafs sie bei diesen Versuchen mit viel gr\u00f6fserer subjektiver Sicherheit und geringerer Anstrengung das Urteil abgeben k\u00f6nne als bei den fr\u00fcheren Versuchen.\nDas Verfahren war ein g\u00e4nzlich unwissentliches.\nTabelle IV.\n\t1\t\u2014\t/\t\\\tn \u2014 4\n2,5 0\t78,2\t87,2\t95,0\t101,2\tHinter-\n26\u00b0\t54,5\t69,0\t79,0\t83,5\tgrund A\n1 Ich bem\u00fchte mich, die Lichtstreifen von m\u00f6glichst \u00e4hnlicher Farbe wie die der Fl\u00e4che herzustellen. Um dies zu erreichen, wurden vor das Objektiv des Projektionsapparates geeignete Kombinationen von Gelatineplatten gestellt, und das durch sie durchfallende Licht mittels eines Taschenspektrometers auf seine spektrale Zusammensetzung gepr\u00fcft und mit dem von der roten Fl\u00e4che reflektierten Lichte verglichen.","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nStefan Blachowski.\nTabelle V.\n\t1\t\u2014\t/\t\\\tn = 3\n2,5\u00b0\t69,3\t72,6\t56,6\t90,3\tHinter-\n26\u00b0\t67,0\t72,3\t60,0\t84,6\tgrund B\nDie Ergebnisse der Tabellen IV und V best\u00e4tigen die Resultate der fr\u00fcher ausgef\u00fchrten Versuche. Tabelle V weist, wahrscheinlich wegen des kleinen n, eine Abweichung von der Regel auf.\nIn Tabelle V sind die Differenzen der Beobachtungswerte, die der Scheibe von 2,5\u00b0 einerseits und der Scheibe von 26a andererseits zugeh\u00f6ren, bedeutend kleiner als in Tabelle IV. Dieser Unterschied ist darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dafs der Hintergrund B einen h\u00f6heren Helligkeitswert besitzt als die roten Scheiben. Der Helligkeitskontrast tritt hier in der Richtung zutage, dafs die Schwellenwerte f\u00fcr die kleine Scheibe zu gering ausfallen. Bei der grofsen Scheibe dagegen spielt der Helligkeitskontrast, wie man es auch aus den entsprechenden Zahlenwerten der Tabelle IV (Durchschnittswert 71,5) und V (Durchschnittswert 70,9) sieht, keine Rolle mehr. Der Grund hierf\u00fcr ist aber der, dafs im Falle der grofsen Fl\u00e4che die Ausgangspunkte des Helligkeitskontrastes sich weit von der Stelle des Schwellenlichtes entfernt haben ; die vom Hintergrund ausgehende Induktion muls, bildlich gesagt, einen weiten Weg zur\u00fccklegen, um in die Mitte der Scheibe zu gelangen, und schw\u00e4cht sich unterwegs ab.\n\u00a74. Schwellenbestimmungen in der Mitte und am Rand einer Lichtfl\u00e4che.\nDie Frage nach den Schwellenwerten am Rande und in der Mitte einer Lichtfl\u00e4che ist eigentlich nur eine konsequente Weiterf\u00fchrung der Fragestellungen des vorigen Paragraphen. Die Ermittlung der Schwellenwerte am Rande und in der Mitte einer Scheibe soll uns n\u00e4mlich in gleicher Weise wie die Schwellenbestimmung der fr\u00fcheren Versuche Aufschlufs dar\u00fcber geben, wie es hinsichtlich der Annahme eines Binnenkontrastes zu halten sei. Es war von vornherein zu erwarten, dafs die Schwellen, die im Zentrum der Scheibe erhalten werden, sich zu den am","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n307\nRande erhaltenen so verhalten, wie die in der Mitte einer grofsen Scheibe erhaltenen zu den in der Mitte einer kleinen Scheibe erhaltenen Schwellenwerten. Denn wirkt der wachsende Binnenkontrast \u00fcberhaupt dahin, die Schwelle zu erniedrigen, so mufs auch, wie leicht ersichtlich, die in der Mitte einer Lichtfl\u00e4che bestimmte Schwelle kleiner ausfallen als die am Rande erhaltene.\nBei den ersten drei Versuchsreihen, die in Tabelle VI zusammengestellt sind, wurde die Versuchsanordnung mit dem Deckgl\u00e4schen verwendet. Eine dem Beobachter unter einem Gesichtswinkel von 160 erscheinende weifse Scheibe wurde derart auf der schwarzen Tafel verschoben, dafs der vom Deckgl\u00e4schen reflektierte Lichtschein entweder in der Mitte oder abwechselnd am rechten oder linken Rande der Scheibe zu liegen schien. Die Schwellen wurden wie in \u00a7 2 bestimmt. Unter der Rubrik ,.Rand\u201c sind die Bestimmungen, die am linken und am rechten Rande der Scheibe vorgenommen wurden, zusammengefafst.\nTabelle VI.\n\tMitte\tRand\t\nObere Schwelle\t197,7\t271,6\t\nUntere\t\u201e\t153,4\t218,8\tHerr Prof. M\u00fcller\nDifferenz\t44,3\t52,8\t\nSumme\t351,1\t490,4\t\nObere Schwelle\t266,4\t316,8\t\nUntere\t\u201e\t188,6\t228,9\t\nDifferenz\t77,8\t87,9\tFrl. Neclepaewa\n1 Summe\t455,0\t545,7\t\nObere Schwelle\t368,3\t382,9\t\nUntere\t\u201e\t261,6\t273,8\tHerr Naef\nDifferenz\t106,7\t109,1\t\nSumme\t629,9\t656,7\t\nDa es mir auch hier darauf ankam, zu untersuchen, wie sich die Schwellen farbiger Lichter, am Rande und in der Mitte einer weifsen Lichtfl\u00e4che bestimmt, zueinander verhalten, ging ich zu der Versuchsanordnung mit dem Projektionsapparat \u00fcber. Vor das Objektiv des Projektionsapparates wurden abwechselnd rote, gelbe, gr\u00fcne und blaue Gelatineplatten gestellt; die grofse","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nStefan Blachowski.\nweifse Scheibe von einem Gesichtswinkel von 16\u00b0 wurde abwechselnd in solche Lagen gebracht, dafs das projizierte farbige (kreisrunde) Feld in der Mitte, am linken oder rechten Rande der Scheibe zu liegen kam. Tabelle YII gibt die zahlenm\u00e4fsigen Bestimmungen (Episkotister\u00f6ffnungen in Graden ausgedr\u00fcckt) der Schwellen an.\nTabelle VII.\nVersuchsreihe I.\n\tMitte\tRand\tHerr Dr. Katz\nRot\t14,78\t20,96\t\nGelb\t71,50\t89,39\tn = 14\nGr\u00fcn\t38,64\t44,24\t\nBlau\t44,44\t56,32\t\nVersuchsreihe II.\n\tMitte\tRand\tHerr Collett\nRot\t11,7\t18,5\tn = 20\nGelb\t45,9\t64,8\tn \u2014 14\nGr\u00fcn\t33,3\t35,2\tn \u2014 20\nBlau\t53,2\t66,6\ttu tH ii\nVersuchsreihe III.\n\tMitte\tRand\tVp. Blachowski\nRot\t22,50\t27,83\t\nGelb\t40,58\t51,99\tn = 12\nGr\u00fcn\t49,25\t54,62\t\nBlau\t74,00\t83,33\t\nIn allen drei Versuchsreihen weisen die am Rande der Lichtfl\u00e4che, im Vergleich zur Mitte, h\u00f6heren Schwellenwerte darauf hin, dafs auch die Schwellenwerte farbiger Lichter in \u00e4hnlicher Weise durch die bei unseren Versuchen herrschenden Kontrastwirkungen beeinflufst werden wie die Schwellenwerte tonfreier Lichter.","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n309\nZum Schlufs sei noch eine Versuchsreihe mitgeteilt, in der statt der weifsen eine stark ges\u00e4ttigte rote (einen Gesichtswinkel von 20 0 umfassende) Scheibe verwendet wurde. Die Tabelle VIII gibt die Zahlen zweier Reihen von je drei Versuchstagen an.\nTabelle VIII.\n\tMitte\tRand\tn = 6\nI.\t34,5\t42,8\t\nII.\t\t\tHerr Dr. Katz\n\t26,8\t33,8\t\n\u00a75. Schwellenbestimmungen bei herabgesetzter\nBeleuchtung.\nIn der Einleitung (S. 294) haben wir darauf hingewiesen, dafs die Berechtigung der Annahme einer Momentanpassung (im HERiNGschen Sinne) auf die Weise gepr\u00fcft werden kann, dafs man aufser Schwellenbestimmungen bei normaler Beleuchtung auch solche bei herabgesetzter Beleuchtung vornimmt. Die dort gemachte \u00dcberlegung hier zu wiederholen w\u00e4re \u00fcberfl\u00fcssig. Wir gehen deshalb zur Beschreibung der Versuche \u00fcber. Die Herabsetzung der Beleuchtung wurde auf die Weise zustande gebracht, dafs man in die \u00d6ffnung des Schirmes, durch welche beobachtet werden sollte, ein Rauchglas einsetzte, welches nach meinen photometrischen Bestimmungen nur ein Viertel der auffallenden Lichtstrahlen durchl\u00e4fst. Das Betrachten einer Lichtfl\u00e4che durch ein derartiges Rauchglas hat denselben Effekt, wie die Herabsetzung der Gesamtbelichtung um drei Viertel ihres Betrages, bietet aber den Vorzug, dafs eine Dunkeladaptation vermieden wird, wenn man der gegebenen Vorschrift gem\u00e4fs nach jedem Hinschauen auf die Lichtfl\u00e4che den Blick im normal beleuchteten Zimmer herumschweifen l\u00e4fst. Die st\u00e4ndige Verwendung des WEBERschen Photometers gestattete mir auch wirklich zu erreichen, dafs die Lichtfl\u00e4che f\u00fcr den Beobachter bei Vorgesetztem Rauchglase nur ein Viertel derjenigen Lichtst\u00e4rke besafs, die sie bei fehlendem Rauchglase hatte. Im \u00fcbrigen wurde an der Versuchsanordnung und an der auf S. 304 f. beschriebenen Methode der Untersuchung nichts ge\u00e4ndert. Die Bezeichnungen Hinter-","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nStefan Blachowski.\ngrund A und Hintergrund B haben demgem\u00e4fs auch dieselbe\nBedeutung wie fr\u00fcher.\nVp. Herr Prof. M\u00fcller (Tab. IX und X).\nTabelle IX.\n\t1\t\u2014\t/\t\\\tn \u2014 4\n2,5\u00b0\t81,5\t124,7\t78,2\t130,0*\tHinter-\n26\u00b0\t73,0\t97,2\t75,2\t91,2\tgrund A\nDie mit einem Stern versehene Zahl der f\u00fcnften Vertikal-reihe ist nicht genau; sie sollte um einige Grade gr\u00f6fser sein, weil zweimal bei der gr\u00f6fsten \u00d6ffnung des Episkotisters (140 \u00b0) die Schwelle noch nicht erreicht war. Ich glaube jedoch, dafs es sich hier nur um wenige Grade handelte.\nTabelle X.\n\t1\t\u2014\t/\t\\\tn \u2014 3\n2,5\u00b0\t86,3\t108,0\t97,0\t109,0\tHinter-\n26\u00b0\t67,6\t70,0\t78,3\t121,3 .\tgrund B\nEine Vergleichsreihe, in welcher nur Hintergrund B verwendet wurde, ergab nachstehende Resultate.\nTabelle XI.\nI\tI\t\u2014\t/\t\\\tn = 9\n2,5\u00b0\t67,0\t72,8\t62,1\t62,2\tFrl. Necle-\n26\u00b0\t51,0\t65,1\t57,4\t63,7\tpaewa\nEine neue Versuchsreihe, in welcher die herabgesetzte Beleuchtung 1I60 der normalen Beleuchtung betrug, mufste ich sehr bald aufgeben, weil es den Vpn. bei dem aufsteigenden Verfahren der Schwellenbestimmung nur in ganz seltenen F\u00e4llen gelang, die Schwelle zu erreichen. Eine st\u00e4rkere (als die dreif\u00e4dige Nemstlampe) Projektionslampe konnte nicht angeschafft werden, eine hinreichende, diesen Ubelstand aufhebende Ann\u00e4herung des","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n311\nProjektionsapparates an die Tafel war nicht vollziehbar, eine gen\u00fcgend ausgiebige Vergr\u00f6fserung der Episkotister\u00f6ffnung rein technisch am MARBEschen Farbenkreisel nicht erreichbar. So mufste ich auf die Durchf\u00fchrung dieser Versuche verzichten.\n\u2022 \u2022\n\u00a7 6. Uber die Fehlerquellen der Versuche, nebst einer kurzen Betrachtung \u00fcber die Art der vorgenommenen\nSchwellenbestimmungen.\nBei unseren Versuchen m\u00fcssen wir zwischen \u00e4ufseren und inneren Fehlerquellen unterscheiden. Unter \u00e4ufseren Fehlerquellen verstehe ich diejenigen Faktoren, welche in der technischen Seite der Versuchsanordnung begr\u00fcndet, einen ung\u00fcnstigen Einflufs auf den Verlauf der Versuche aus\u00fcben k\u00f6nnen. Als innere Fehlerquellen bezeichne ich all diejenigen Momente, welche von der Stimmung des Sehorganes und dem sonstigen Verhalten des Beobachters abh\u00e4ngig sind, deren Vorhandensein jedoch dahin wirkt, dafs die Ergebnisse auf irgendeine unberechenbare Weise eine Verschiebung erleiden, die zwar gesetzm\u00e4fsig aus der Fehlerquelle entspringt, jedoch eine zahlenm\u00e4fsige Korrektur nicht zul\u00e4fst.\nA. Die \u00e4ufseren Fehlerquellen.\nZwei \u00e4ufsere Fehlerquellen k\u00e4men hier in Betracht: 1. Es k\u00f6nnte die Tafel, auf der sich die Lichtfl\u00e4chen befinden, nicht gleichm\u00e4fsig beleuchtet sein. In diesem Falle w\u00fcrden \u2014 haupts\u00e4chlich in den Versuchsreihen, in welchen die Scheiben verschoben werden, um das kleine Projektionsfeld in der Mitte oder am Rande erscheinen zu lassen \u2014 die Schwellenwerte nicht nur von der Ausdehnung und von der Stelle der Lichtfl\u00e4che, an welcher die Schwellenbestimmung vorgenommen wird, abh\u00e4ngig sein, da ja auch unberechenbare Helligkeitsunterschiede hineinspielen w\u00fcrden. Dieser Fehlerquelle wurde vorgebeugt durch Aufstellung der Tafel parallel zur Fensterebene. Im Laufe der Versuche zeigte es sich, dafs die Schwellenwerte am Rande der Lichtfl\u00e4che gr\u00f6fser sind als in der Mitte. Da das Projektionsfeld immer dieselbe Stelle der Tafel traf, die Lichtfl\u00e4che aber (wenn man an ihrem linken Rand die Schwelle bestimmen wollte) weit nach rechts auf der Tafel, oder (wenn man am rechten Rand die Schwellenbestimmung vornahm) weit nach links ver-","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nStefan Blachoivski.\nschoben werden mufste, und da das gesetzm\u00e4fsige Verh\u00e4ltnis zwischen den am Rand und den in der Mitte bestimmten Schwellen unabh\u00e4ngig von der Richtung, in welche die Scheibe hinausgeschoben wurde, bestehen blieb, so folgt daraus, dafs die Tafel hinl\u00e4nglich gleichm\u00e4fsig belichtet war.1 Auf photometrischem Wege w\u00e4re es g\u00e4nzlich unm\u00f6glich gewesen, die Gleichm\u00e4fsigkeit der Belichtung zu untersuchen; denn diejenigen Helligkeits-differenzen, welche \u00fcberhaupt hier in Betracht kommen k\u00f6nnten* liegen weit unterhalb der Grenze, an welche die Empfindlichkeit eines Photometers heranreicht. Eine analoge Betrachtung, wie die vorstehende, gilt auch f\u00fcr die Versuchsanordnung mit dem Deckgl\u00e4schen.\n2. Als besonders st\u00f6renden Umstand betrachte ich die Be-leuchtungsschwankungen des Tageslichtes w\u00e4hrend der Dauer einer Versuchsreihe. Erst nachdem ich das WEBERsche Photometer zu Hilfe nahm, konnte ich konstatieren, wie grofs die Helligkeitsschwankungen selbst zur Mittagszeit sind. Eine konstante Beleuchtung w\u00e4hrend gewisser kurzer Zeit herrscht nur an solchen Tagen, an welchen der Himmel v\u00f6llig wolkenlos oder ganz gleichm\u00e4fsig mit Wolken \u00fcberzogen ist. Solcher Tage gibt es im Jahre jedoch nur wenige; deshalb ist es auch unm\u00f6glich, sich lediglich auf solche Tage zu beschr\u00e4nken. Zu k\u00fcnstlichen Lichtquellen greift man nicht gerne, haupts\u00e4chlich im Falle, wo es sich um eine tonfreie Beleuchtung handelt.\nDie hier ber\u00fchrte Fehlerquelle schaltete ich auf folgende einfache Weise aus. An dem Fensterrahmen wurden zwei Vorh\u00e4nge aus weifsem Seidenpapier derart angebracht, dafs man sie gegeneinander verschieben konnte, dafs man also genau abstufbar gr\u00f6fsere oder kleinere Lichtmengen ins Zimmer hineinstrahlen lassen konnte. Eine m. E. mittlere Tagesbeleuchtung wurde sodann photometrisch bestimmt; w\u00e4hrend s\u00e4mtlicher Versuche wurde dann darauf geachtet, dafs die im Zimmer herrschende Beleuchtung konstant blieb, was mit Hilfe des Photometers und der Papiervorh\u00e4nge leicht zu erreichen war.\n1 So betrug der durchschnittliche Schwellenwert in den fr\u00fcher erw\u00e4hnten mit Prof. M\u00fcllek, Frl. Neclepaewa und Herrn Naef angestellten Versuchsreihen\nf\u00fcr den linken Rand der Scheibe\tbzw.\t125,2\t124,7\t161,8\n\u201e\t\u201e\trechten \u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t115,1\t148,9\t172,3\n\u201e die Mitte der Scheibe\t88,1\t118,4\t158,3","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n313\nDiese Art der Herstellung gleicher Beleuchtungen an verschiedenen Tagen hat vor allen anderen bis zurzeit gebrauchten Arten viele Vorz\u00fcge, und es w\u00e4re daher w\u00fcnschenswert, wenn man von nun an bei physiologisch-optischen Versuchen die durch die Schwankungen des Tageslichtes bedingte Fehlerquelle auf die angegebene einfache Weise beseitigen wollte.\nB. Die inneren Fehlerquellen.\nDie inneren Fehlerquellen kommen im wesentlichen dadurch zustande, dafs die Empfindlichkeit des Sehorganes bei verschiedenen Versuchen eine andere ist, und zwar 1. infolge des ungleichen Adaptationszustandes, 2. infolge wechselnder chromatischer Stimmung des Sehorganes und 3. infolgedessen, dafs w\u00e4hrend eines Versuches Netzhautteile gereizt werden, welche w\u00e4hrend eines anderen Versuches eine Reizung nicht erfahren.\nAd 1. Die Versuche wurden bei einer mittleren Helladaptation angestellt. Die Vp. blickte zwar durch die \u00d6ffnung eines schwarzen Schirmes auf die Lichtfl\u00e4che, und der schwarze Schirm konnte dahin wirken, dafs sich der Helladaptationszustand mindere. Diese Minderung des Adaptationszustandes, welche an und f\u00fcr sich nur sehr gering sein kann, wurde hinl\u00e4nglich dadurch ausgeglichen, dafs jede einzelne Beobachtung nur einige Sekunden dauerte und die Vp. die Instruktion befolgte, nach jeder Beobachtung den Blick in dem grau get\u00fcnchten Zimmer herumschweifen zu lassen.\nAd. 2. Da auf jede Beobachtung eine l\u00e4ngere Pause folgte, in welcher die Vp. den Blick den grauen W\u00e4nden des Zimmers zugewandt hatte, war auch hinreichend f\u00fcr gleiche chromatische Stimmung der Netzhaut Sorge getragen.\nAd. 3. Dafs bei unseren Versuchen verschiedene Netzhautteile in Betracht kommen, liegt schon in den Fragestellungen. Denn wir wollen ja z. B. zusehen, auf welche Weise sich Lichtschwellen verhalten, je nachdem gr\u00f6fsere oder kleinere Netzhautpartien in Funktion gesetzt werden. Hingegen wurde immer ausdr\u00fccklich darauf Gewicht gelegt, dafs die Schwellenbestimmungen in fovealem Gebiete vorgenommen wurden. Zu diesem Behufe wurde durch ein der Scheibe aufgeklebtes winziges weifses Papierst\u00fcck ein Fixationspunkt markiert, der die Stelle, an welcher das Projektionsfeld erscheinen sollte, kennzeichnete.\nWir schliefsen dieses Kapitel mit einer kurzen Betrachtung \u00fcber die Art der vorgenommenen Schwellenbestimmungen. Als","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nStefan Blachowski.\nwir mit Hilfe der Versuchsanordnung mit dem Deckgl\u00e4schen die Schwellen bestimmten, benutzten wir die Grenzmethode und zwar das Verfahren des vollen Ab- und Aufstiegs.\nDie Schwellenbestimmungen der Tabellen II und VII wurden mit Hilfe des Projektionsapparates und des Episkotisters derart vorgenommen, dafs man die Zahl der Grade der Episkotister-\u00f6ffnung notierte ! a) wenn das Projektionsfeld soeben richtig in seiner Farbe erkannt wurde (Ausgangspunkt: das Projektionsfeld ist sicher nicht sichtbar), b) wenn es soeben nicht mehr als farbig bezeichnet werden konnte (Ausgangspunkt: die Farbe des Projektionsfeldes ist deutlich erkennbar). Bei diesen Versuchen zeigte sich stets ein gewisser Bereich von Lichtst\u00e4rken des Projektionsfeldes, bei denen dieses zwar hervortrat, aber noch nicht in seiner Farbe erkannt wurde, sozusagen, ein farbloses Intervall, dann auch meistens ein Intervall, in welchem die Vp. Zweifel hatte, ob sie es mit einer gelben oder gr\u00fcnen, gr\u00fcnen oder blauen Farbe zu tun habe. Denn die blaue Farbe hatte bei den \u00e4ufserst geringen, an der Schwelle liegenden Intensit\u00e4ten einen Stich ins Gr\u00fcne, die gr\u00fcne Farbe dagegen einen Stich ins Gelbe. In solchen zweideutigen F\u00e4llen, wo die Vp. sich nicht recht f\u00fcr die eine oder die andere Farbe entscheiden konnte, wurde die Intensit\u00e4t der Farbe solange gesteigert, bis die Vp. ein sicheres und richtiges Urteil \u00fcber die Farbigkeit des Projektionsfeldes abgeben konnte. Bei derartigen Schwellenbestimmungen kam es aber des \u00f6fteren vor, dafs die Vp. sich in der unbehaglichen Lage befand, dafs sie zwar die Farbe richtig zu sehen glaubte, aber doch nicht die volle Gewifsheit hatte, dafs das Projektionsfeld schon \u00fcber die Schwelle getreten sei. In solchen F\u00e4llen tritt eine Periode des Schwankens des Urteils ein, welche die Vp. unangenehm und erm\u00fcdend findet. Besonders ausgepr\u00e4gt trat diese Verhaltungsweise bei Prof. M\u00fcller zutage. Erw\u00e4hnt mag noch sein, dafs sich diese Urteilsschwankungen nur bei sehr gewissenhaften Vpn. beobachten lassen. Eine schlechte Vp. nennt einfach die Farbe, die sie im Augenblicke zu sehen glaubt, ohne ihre Aufmerksamkeit darauf zu wenden, wie die\nFarbe des n\u00e4heren beschaffen sei. Es liegt hier zweifellos ein\n\u2022 \u2022\nUbelstand vor, der auch von den guten Vp. bemerkt wird. Manche von ihnen wenden Kunstgriffe an, um sich dar\u00fcber zu vergewissern, dafs sie keiner T\u00e4uschung unterliegen. So vollzog z. B. Dr. Katz, nachdem er sich ein Urteil \u00fcber die Farbe des","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrust.\n315\nProjektionsfeldes gebildet hatte, kleine Blickbewegungen und achtete darauf, ob die Farbe mitwandere oder an ihrer Stelle unverr\u00fcckt bliebe. War das letztere der Fall, so war er von der Richtigkeit seines Urteiles \u00fcberzeugt.\nUm diesen Mifsstand zu beseitigen, f\u00fchrte ich, einem Vorschl\u00e4ge von Prof. M\u00fcller folgend, als Projektionsfeld einen schmalen, 2 cm langen Lichtstreifen ein, der in vier verschiedenen Lagen erscheinen konnte (vgl. S. 305). Die Reihenfolge, in welcher die Lichtstreifen der Vp. dargeboten wurden, war der \\p. und selbst dem Versuchsleiter unbekannt, da sie von Fall zu Fall ausgelost wurde. Bei diesen Versuchen wurde diejenige Gradzahl der Episkotister\u00f6ffnung notiert, bei welcher die Vp. die Lage des Striches richtig erkannte. Schon aus der bisherigen Darstellung ist ersichtlich, dafs wir es hier nicht einfach mit Lichtschwellen zu tun haben. Bevor man etwas Genaueres \u00fcber die Lage des Lichtstreifens auszusagen imstande ist, sieht man schon vorher einen Lichtnebel, der sich dann alsbald in einen Lichtstreifen von bestimmter Lage differenziert. Die Werte, die man bei diesen Bestimmungen erh\u00e4lt, geben also an, wie die Erkennbarkeit der verschiedenen Lagen der Lichtstreifen von der Ausdehnung der Lichtfl\u00e4chen abh\u00e4ngig ist. Nat\u00fcrlich sind auch bei diesen Versuchen die mit der Ausdehnung der Lichtfl\u00e4che sich \u00e4ndernden Kontrastverh\u00e4ltnisse von ausschlaggebender Bedeutung ; denn wirken die Kontrastverh\u00e4ltnisse dahin, dafs ein Lichtreiz auf einer kleinen Lichtfl\u00e4che sp\u00e4ter \u00fcber die Schwelle tritt als auf einer grofsen Lichtfl\u00e4che, so m\u00fcssen sie auch zugleich dahin wirken, dafs die Lage des Lichtstreifens im Falle der kleinen Lichtfl\u00e4che sp\u00e4ter richtig erkannt wird, als im Falle der grofsen Lichtfl\u00e4che.\nAuf die eben beschriebene Art und Weise wurden die Versuchsreihen durchgef\u00fchrt, deren Resultate in den Tabellen IV\u2014V und IX\u2014XI zusammengestellt sind.\n\u00a7 7. Theoretische Er\u00f6rterung \u00fcber denEinflufs der Ausdehnung der Lichtfl\u00e4chen auf die Int ensit\u00e4te n der eintretenden Erregungen und die Werte der\nFarbenschwellen.\nDie Ergebnisse der vorstehenden Paragraphen kann man im allgemeinen in dem Satze ausdr\u00fccken, dafs die auf weifsen oder bunten Fl\u00e4chen bestimmten Schwellen weifser oder bunter Lichter\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 47.\t21","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nStefan Blachowski.\nmit zunehmender Ausdehnung der Fl\u00e4chen niedriger werden. Es ist eine bekannte Tatsache der physiologischen Optik, dafs die auf weifsen oder bunten Fl\u00e4chen bestimmten Schwellen um so niedriger ausfallen, je geringer die vorhandene Erregung, insbesondere je geringer die Helligkeit der betrachteten Scheibe ist, eine Tatsache, die sich auch aus den Versuchen von R\u00e9v\u00e9sz1 und Angier2 ergibt.\nWenn nun in unseren Versuchen die Schwellenwerte in der Mitte grofser Fl\u00e4chen niedriger ausfielen als in der Mitte kleiner Fl\u00e4chen, so m\u00fcssen wir den Schlufs ziehen, dafs die Erregung in denjenigen Teilen des somatischen Gesichtsfeldes, die der grofsen Fl\u00e4che entsprechen, geringer ist als in denjenigen Teilen des somatischen Gesichtsfeldes, die der kleinen Fl\u00e4che entsprechen. 3 Desgleichen mufs man auf Grund unserer Resultate behaupten, dafs die Erregung in denjenigen Teilen des somatischen Gesichtsfeldes, die der Mitte einer Lichtfl\u00e4che entsprechen, geringer ist als in denjenigen Teilen, die den Randpartien dieser Lichtfl\u00e4che entsprechen.\nDiese von der Gr\u00f6fse der Ausdehnung der Lichtfl\u00e4chen abh\u00e4ngenden Erregungsverschiedenheiten werden durch die Einf\u00fchrung des Begriffes \u201eBinnenkontrast\u201c verst\u00e4ndlich. Ist n\u00e4mlich Binnenkontrast die gegensinnige Wechselwirkung der Netz-\n1\tG. R\u00e9v\u00e9sz: \u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der Farbenschwellen von der achromatischen Erregung. Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 41, S. 1.\n2\tRoswell P. Angier : \u00dcber den Einflufs des Helligkeitskontrastes auf Farbenschwellen. Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 41, S. 343.\n3\tEs bedarf kaum erst einer Ausf\u00fchrung dar\u00fcber, dafs die hier in Betracht kommenden Resultate meiner Versuche nicht daraus erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen, dafs eine gr\u00f6fsere Ausdehnung der Lichtfl\u00e4che zugleich mit einer ausgiebigeren Verengung der Pupille verbunden sei. Denn ganz abgesehen davon, dafs es nach neueren Untersuchungen sehr fraglich ist, ob die Erregungen derjenigen Netzhautstellen, die bei Betrachtung der gr\u00f6fseren, nicht aber auch bei Betrachtung der kleineren Lichtscheiben erregt wurden, \u00fcberhaupt noch einen Einflufs auf die Pupillenweite haben konnten, so mufste ja doch eine \u00c4nderung der Pupillenweite immer die ein wirkende Lichtfl\u00e4che und den auf dieser hinzuzuf\u00fcgenden Lichtzuwuchs (Schwellenwert) in gan& gleichem Verh\u00e4ltnisse treffen. Angenommen ferner, bei Einwirkung der gr\u00f6fseren Lichtfl\u00e4che sei wirklich die Pupillen weite eine geringere gewesen, so h\u00e4tte dies gem\u00e4\u00df den von mir gew\u00e4hlten Beleuchtungsverh\u00e4ltnissen sich nur im Sinne einer (minimalen) Herabsetzung der Unterschiedsempfindlichkeit geltend machen k\u00f6nnen, also nur dahin wirken k\u00f6nnen, dafs bei umfangreicherer Lichtfl\u00e4che der Schwellenwert um ein Minimum gr\u00f6fser ausfiel.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n317\nhautstellen, die sieh in einem Netzhautbezirke, der von objektiv gleichem Lichte getroffen wird, abspielt, so mufs die der Mitte einer grofsen Fl\u00e4che entsprechende Netzhautpartie eine geringere Erregung aufweisen als die der Mitte einer kleinen Fl\u00e4che entsprechende Netzhautpartie, weil eine gr\u00f6fsere Anzahl von Netzhautelementen an der gegensinnigen Wechselwirkung teilnimmt. Ohne die Mitwirkung eines Binnenkontrastes w\u00fcrde die durch das Licht einer kleinen Fl\u00e4che, die wir uns innerhalb einer gr\u00f6fseren abgegrenzt denken, ausgel\u00f6ste Erregung nach einer kurzen Anstiegszeit das bei der gegebenen Lichtst\u00e4rke an und f\u00fcr sich m\u00f6gliche Maximum der Erregung erreichen; der hinzutretende Binnenkontrast wirkt aber dahin, dieses Erregungsmaximum auf einem niederen Niveau zu halten. Und je gr\u00f6fser der Binnenkontrast wird, d. h. je mehr Netzhautelemente unter sonst gleichen Umst\u00e4nden in Funktion treten, desto tiefer mufs das Erregungsniveau fallen.\nVon vornherein k\u00f6nnte man bei Erkl\u00e4rung der Art der Wirkungsweise des Binnenkontrastes an zwei Hypothesen, die als die Erregbarkeits- und die Beizhypothese bezeichnet sein m\u00f6gen, denken. Die Erregbarkeitshypothese w\u00fcrde besagen, dafs der Binnenkontrast auf einer Lichtfl\u00e4che eine Herabsetzung der Erregbarkeit der der Mitte der Lichtfl\u00e4che entsprechenden Netzhautpartien bewirke. Der Beizhypothese zufolge dagegen wirkt der Binnenkontrast wie ein Beiz, der dem tats\u00e4chlich gegebenen Lichtreize direkt entgegengesetzt ist, also z. B. bei Einwirkung einer weifsen (roten) Lichtfl\u00e4che einen Schwarz-(Gr\u00fcn-)reiz darstellt.\nDafs allein die Beizhypothese die in dieser Arbeit konstatierte Abh\u00e4ngigkeit der Schwellenwerte von der Ausdehnung der Lichtfl\u00e4chen erkl\u00e4rt, ist leicht einzusehen. Denn w\u00fcrde der wachsende Binnenkontrast die Erregb arkeit der Netzhautelemente herabsetzen, so w\u00fcrde die durch den Binnenkontrast bewirkte Herabsetzung der Erregbarkeit den erregenden Effekt der Mitte der gegebenen Lichtfl\u00e4che und denjenigen des an dieser Mitte bei der Schwellenbestimmung hinzuzuf\u00fcgenden Lichtzuwuchses in gleichem Verh\u00e4ltnisse schw\u00e4chen, mithin die Schwelle in der Mitte einer kleinen Fl\u00e4che ungef\u00e4hr dieselbe sein wie in der Mitte einer grofsen Fl\u00e4che, was mit den Besultaten unserer Arbeit in Widerspruch steht. Fafst man dagegen die Wirksamkeit des Binnenkontrastes als eine Beizwirkung von negativer\n21*","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nStefan Blachowski.\nGr\u00f6fse auf, die zu der Reizwirkung von positiver Gr\u00f6fse des objektiven Lichtes hinzukommt, so erhalten wir in der Reizhypothese eine eindeutige Erkl\u00e4rung unserer Versuche. In der Mitte der grofsen Fl\u00e4che wirkt dem gegebenen Lichtreize ein absolut st\u00e4rkerer negativer Reiz entgegen als in der Mitte der kleineren Fl\u00e4che. Demgem\u00e4fs f\u00e4llt dort die Erregung und der\nSchwellenwert kleiner aus wie hier.\nDas oben Bemerkte hat seine Geltung auch f\u00fcr die chromatischen Erregungen; dies ergibt sich ganz eindeutig aus den Tabellen III\u2014V, aus welchen leicht zu entnehmen ist, dafs die Ausdehnung einer farbigen Fl\u00e4che einen \u00e4hnlichen Ein\u00fcufs auf die Schwellen aus\u00fcbt wie die Ausdehnung einer weifsen Fl\u00e4che. Zu diesem Resultate gelangten wir, auch unter v\u00f6lliger Ausschaltung des Helligkeitskontrastes (vgl. Tab. IV und V). Wir sehen uns deshalb veranlafst innerhalb des Begriffes Binnenkontrast eine Trennung vorzunehmen und zwischen einem Hellig-keits- und Farbenbinnenkontrast zu unterscheiden. Diese Gegen\u00fcberstellung ist jedoch insofern nur eine theoretische, als neben dem Farbenbinnenkontraste stets um so mehr Helligkeitsbinnen-kontrast vorhanden sein wird, je weniger ges\u00e4ttigt die Farbe ist.\nAn diese \u00dcberlegung kn\u00fcpft sich die Frage an, deren vollst\u00e4ndige, auf Experimente sich st\u00fctzende Beantwortung in dieser Arbeit nicht erstrebt war, ob der Farbenbinnenkontrast in demselben Mafse von der Ausdehnung abh\u00e4ngt wie der Helligkeits-binnenkontrast und ob im Gebiete des Farbenbinnenkontrastes in dieser Beziehung der Rotgr\u00fcnsinn dem Gelbblausinn gleichwertig ist.\nHier\u00fcber m\u00f6ge das Folgende vermutungsweise angedeutet sein. Fafst man die Versuche, deren Resultate einerseits in Tabelle I und II und andererseits in Tab. III\u2014V zusammengestellt sind, zusammen, so kann man konstatieren, dafs das Verh\u00e4ltnis der Schwellenwerte einer kleinen Fl\u00e4che zu den Schwellenwerten einer grofsen Fl\u00e4che ein gr\u00f6fseres ist, wrenn die Fl\u00e4chen weifs sind, als wenn sie rot sind. Das Verh\u00e4ltnis der Schwellenwerte der kleinen roten Scheibe zu den Schwellenwerten der grofsen roten Scheibe (berechnet aus Tab. III\u2014\\) ist 1,16, dagegen das entsprechende Verh\u00e4ltnis f\u00fcr die weifsen Scheiben 1,24 (berechnet aus Tab. I und II), vrobei noch dies zu ber\u00fccksichtigen ist, dafs die Zahl 1,16 im Vergleich zu 1,24 etwas zu hoch ist, vreil die Ausdehnungsunterschiede der roten Fl\u00e4chen erheblicher waren als die Ausdehnungsunterschiede der","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n319\nweifsen Fl\u00e4chen. Eine endg\u00fcltige Entscheidung \u00fcber die Richtigkeit der hier aufgestellten Behauptung mufs man k\u00fcnftigen Untersuchungen \u00fcberlassen.\nDie Frage, wie sich hinsichtlich des Farbenbinnenkontrastes der Rotgr\u00fcnsinn einerseits und der Gelbblausinn andererseits zueinander verhalten, kann man auf Grund unserer Untersuchungen nicht beantworten. Da aber der Gelbblausinn in mancher Hinsicht eine mittlere Stellung zwischen dem Weifsschwarzsinn und dem Rotgr\u00fcnsinn 1 einnimmt, so liegt in dem Falle, dafs es sich best\u00e4tigen sollte, dafs der Binnenkontrast im Gebiete des Weifsschwarzsinnes st\u00e4rker ist als im Gebiete des Rotgr\u00fcnsinnes, die Vermutung nahe, dafs auch hinsichtlich der St\u00e4rke des Binnenkontrastes der Gelbblausinn eine mittlere Stellung einnehme. \u2014\nAm Schlufs dieses Paragraphen m\u00f6chten wir noch nachdr\u00fccklich darauf hinweisen, dafs die Versuche, bei denen die Ausdehnung auf helligkeitsgleichem Hintergr\u00fcnde befindlicher roter Fl\u00e4chen variiert wurde (S. 304 ff.), einen Einwand entkr\u00e4ften, den vielleicht mancher Leser schon im Stillen erhoben haben wird. Gegen\u00fcber den Versuchen mit weifsen Lichtfl\u00e4chen von verschiedener Ausdehnung kann man geltend machen, dafs die Mitte einer gr\u00f6fseren Scheibe vielleicht deshalb einen geringeren Schwellenwert ergeben habe als die Mitte einer kleineren Scheibe, weil sich die peripheren Teile der gr\u00f6fseren Scheibe auf Netzhautstellen abgebildet h\u00e4tten, die gem\u00e4fs dem vorhandenen Adaptationszustande eine h\u00f6here Lichtempfindlichkeit bes\u00e4ssen h\u00e4tten als die mehr zentralen Netzhautteile. Die von den peripheren Teilen der grofsen Scheibe erregten Netzhautstellen seien also in intensivere Erregungen versetzt worden als die von den zentralen Teilen dieser Scheibe erregten Netzhautpartien, und eine Folge dieser Erregungsdifferenzen sei eine Kontrastwirkung\n1 Die Farbenblindheit beruht in den meisten F\u00e4llen auf einer Zerst\u00f6rung des Rotgr\u00fcnsinnes und nur in seltenen F\u00e4llen auf einer Zerst\u00f6rung des Gelbblausinnes ; dagegen wurde noch nie ein Fall beobachtet, in welchem der Weifsschwarzsinn bei Erhaltensein der Farbensinne aufgehoben war. Weiterhin mufs man bedenken, dafs rotgelbes oder rotblaues Licht bei steigender Intensit\u00e4t oder hinl\u00e4nglich langer Einwirkungsdauer gelblicher bzw. bl\u00e4ulicher wird und bei weiterer Steigerung der genannten Faktoren in Weifs \u00fcbergeht (vgl. hierzu G. E. M\u00fcller: Zur Psychophysik der Gesichtsempfindungen. Zeitschr. /. Psychologie 10, S. 369, wo diese Tatsache auf die verschiedene Lebhaftigkeit der nutritiven Vorg\u00e4nge in der Netzhaut zur\u00fcckgef\u00fchrt wird).","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nStefan Blachowski.\ngewesen, welche sich im Sinne der Verdunkelung der Scheibenmitte und im Sinne einer Herabsetzung des derselben zugeh\u00f6rigen Schwellenwertes geltend gemacht habe. Dieser Einwand, nach welchem es zweifelhaft erscheint, ob bei tats\u00e4chlich gleichstarker Erregung aller Netzhautstellen, auf denen sich eine weifse Lichtfl\u00e4che abbildet, wirklich auch noch ein Binnenkontrast zu beobachten sein w\u00fcrde, wird durch die oben erw\u00e4hnten Versuche mit den roten Scheiben beseitigt. Bei diesen Versuchen war bei Benutzung der kleinen und der grofsen Scheibe stets derselbe Hintergrund vorhanden. Nur die Ausdehnung, welche die rote Farbe auf diesem Grunde besafs, war eine verschiedene. Da nun absolut nicht anzunehmen ist, dafs die von den peripheren Teilen der grofsen Scheibe erregten Netzhautteile eine h\u00f6here Roterregbarkeit bes\u00e4fsen h\u00e4tten als die von den zentralen Teilen dieser Scheibe erregten Netzhautpartien, so ist die M\u00f6glichkeit ausgeschlossen, den geringeren Betrag, den die Schwelle in der Mitte der grofsen Scheibe besafs, im Sinne des obigen Einwandes zu deuten und auf eine h\u00f6here Erregbarkeit gereizter peripherer Netzhautteile zur\u00fcckzuf\u00fchren.\n\u00a7 8. Binnenkontrast und Farbenanomale.\nDen Untersuchungen von Donders, J. v. Kries, W. Nagel und deren Sch\u00fclern verdanken wir genauere Angaben \u00fcber den Symptomenkomplex der (RAYLEiGHschen) Farbenanomalie. Als eines der wichtigsten Symptome bezeichnet man allgemein eine Steigerung des Simultankontrastes, besonders in den F\u00e4llen, wo Rot oder Gr\u00fcn kontrasterregende oder kontrasterleidende Felder sind (Nagel, Guttmann, Koeeka, auch G. E. M\u00fcller und F. Schumann). Diese Kontrastanomalie dr\u00e4ngt uns zu der Frage, ob nicht auch hinsichtlich des Binnenkontrastes bei jenen Farbenschwachen eine der soeben erw\u00e4hnten analoge, auf Steigerung beruhende Anomalie bestehe. Wir d\u00fcrfen schon von vornherein einen anomalen Binnenkontrast erwarten, da wir ja in der Einleitung uns dazu gen\u00f6tigt sahen, den Binnenkontrast als einen Spezialfall des Kontrastes \u00fcberhaupt aufzufassen, als dessen anderer Spezialfall der gew\u00f6hnliche Simultankontrast zu gelten hat.\nIch hatte aber gute Gelegenheit, die hier ausgesprochene Vermutung experimentell nachzuweisen, da unter meinen Versuchs-","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n321\npersonen Herr Prof. M\u00fcller deuteranomal und Herr Dressler protanomal ist.\nDie Ergebnisse der mit Vp. Dessler angestellten, bisher noch nicht erw\u00e4hnten Versuche, in welchen die Schwellen auf weifsen Fl\u00e4chen und schwarzem Hintergr\u00fcnde bei voller und auf ein Viertel herabgesetzter Beleuchtung (nach der fr\u00fcher beschriebenen Methode mit dem Projektionsapparate) bestimmt wurden, sind in Tabelle XII zusammengestellt. In einer entsprechenden Vergleichsreihe, deren Resultate ebenfalls in Tabelle XII zu finden sind, fungierte als Vp. der farbent\u00fcchtige Herr Collett.\nTabelle XII.\n\tVolle Beleuchtung\t\t7* Beleuchtung\t\to <M II !\tg\n\t2\u00b0\t16\u00b0\t2\u00b0\t16\u00b0\t\nObere Schwelle\t387,7\t247,5\t434,4\t252,2\t\nUntere \u201e\t251,0\t152,7\t228,9\t135,9\tHerr Dressier\nDifferenz\t136,7\t94,8\t205,5\t116,3\t\nSumme\t638,7\t400,2\t663,3\t388,1\t1 1 !\nObere Schwelle\t327,3\t211,3\t355,1\t243,9\t\nUntere \u201e\t260,8\t169,3\t264,8\t177,1\t\nDifferenz\t66,5\t42,0\t90,3\t66,8\tHerr Collett\nSumme\t588,1\t380,6\t619,9\t421,0\t\nWir ermitteln einfach aus unseren Tabellen die relative Verdunkelung, indem wir die Schwellenwerte der kleinen Scheibe durch diejenigen der grofsen dividieren, und die den Anomalen entsprechenden Zahlen denjenigen der Farbent\u00fcchtigen gegen\u00fcberstellen. Selbstverst\u00e4ndlich werden nur Zahlen verglichen, die unter denselben Versuchsumst\u00e4nden gewonnen sind.\nTabelle XIII.\nBerechnet aus Tabelle III. Schwellenbestimmungen auf roten Lichtfl\u00e4chen (2 0 und 20 \u00b0).\nHerr Prof. M\u00fcller 51,6 : 42,6 \u2014 1,21,\nFrl. Schl\u00fcter . . 38,8 : 32,9 = 1,18.\nBerechnet aus Tabelle VI. Schwellenbestimmungen am Rande und in der Mitte eines weifsen Feldes (16 \u00b0).\nHerr Prof. M\u00fcller 490,4 : 351,1 == 1,40,\nFrl. Neclepaewa . 545,7 : 455,0 \u2014 1,20,\nHerr Naef . . . 656,7 : 629,9 = 1,04.","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nStefan Blachowski.\nBerechnet aus Tabelle XII. Schwellenbestimmungen auf weifsen Lichtfl\u00e4chen (20 und 16 \u00b0).\na)\tVolle Beleuchtung:\nHerr Dressler 638,7 : 400,2 == 1,59,\nHerr Collett 588,1 : 380,6 = 1,55.\nb)\tEin Viertel Beleuchtung:\nHerr Dressler 663,3 : 388,1 = 1,70,\nHerr Collett 619,9 : 421,0 \u2014 1,47.\nBekanntlich ist bei den Farbenanomalen die Erkennbarkeit der Farbigkeit von Lichtfl\u00e4chen im Vergleich zu derjenigen der Farbent\u00fcchtigen eine herabgesetzte. Man kann die Frage aufwerfen, ob zwischen dieser Tatsache und der anderen, dafs bei den Anomalen der Binnenkontrast ein gesteigerter ist, ein Zusammenhang bestehe. Man erkennt leicht, dafs, wenn bei den Anomalen im Vergleich zu den Normalen der Farbenkontrast (also auch der Farbenbinnenkontrast) ein mehr gesteigerter sein sollte als der Kontrast (Binnenkontrast) im Gebiete des Weifsschwarzsinnes, ein solches Verhalten notwendig dahin wirken m\u00fcfste, dafs die Erkennbarkeit der Farben bei den Anomalen eine verringerte sei. Zurzeit mufs dahingestellt bleiben, ob das hier erw\u00e4hnte Verhalten der Kontrastwirkungen wirklich besteht. Angenommen, dies sei der Fall, so bliebe immer noch fraglich, ob die Farbenschw\u00e4che der Anomalen lediglich auf diese Verhaltungsweise des Kontrastes zur\u00fcckzuf\u00fchren sei.\n\u00a7 9. Der Binnenkontrast und die Konstanz der\nS eh dinge.\nWie fr\u00fcher bemerkt, f\u00fchrt Hering die relative Konstanz der Sehdinge auf das Eingreifen der Momentanpassung zur\u00fcck. Hierbei macht er, wie ohne weiteres ersichtlich, die Voraussetzung, dafs die wechselseitigen, die Helligkeit mindernden Beziehungen der Netzhautelemente bei st\u00e4rkerer Beleuchtung sich in bedeutend h\u00f6herem Mafse geltend machen als bei schw\u00e4cherer Beleuchtung. Es erhebt sich die Frage, ob diese Voraussetzung erf\u00fcllt sei.. Diese Frage ist offenbar identisch mit der Frage, ob der Binnenkontrast bei herabgesetzter Beleuchtung schw\u00e4cher ist als bei normaler Beleuchtung. Als Kriterium der relativen St\u00e4rke des Binnenkontrastes bei gegebener Beleuchtung haben wir das oben","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n323\n(S. 321) als relative Verdunkelung bezeiehnete numerische Verh\u00e4ltnis (zwischen dem Schwellenwert der kleinen Scheibe und demjenigen der grofsen Scheibe) anzusehen. Wir erhalten also eine Entscheidung f\u00fcr unsere Frage, indem wir in einer Tabelle die relativen Verdunkelungen zusammenstellen, welche sich bei normaler und bei herabgesetzter Beleuchtung ergeben haben, wobei paarweise nur diejenigen relativen Verdunkelungen verglichen werden, welche sich auf dieselben Vpn. und Versuchsumst\u00e4nde (Anordnungen) beziehen.\nTabelle XIV.\nArt der Beleuchtung\tRelative Ver- dunke- lung\tVersuchs- person\tBe- rechnet aus\tArt der Scheibe\t\tGr\u00f6fse der Scheiben\nVolle Bel.\t1,25\tProf. M\u00fcller\tTab. IV\trote Scheibe\t\t2,5\u00b0 u. 26o\nxu \u201e\t1,20\t\u00bb \u00bb\t\u201e ix\t55\t55\t2,5\u00b0 \u201e 26\u00b0\nVolle Bel.\t1,02\tProf, M\u00fcller\tTab. V\trote Scheibe\t\t2,5\u00b0 u. 26\u00b0\nXU \u201e\t1,19\t55\t55\t5, X\t55\t55\t2,5\u00ab \u201e 26\u00b0\nVolle Bel.\t1,59\tHerr Dressier\tTab. XII\tweifse Scheibe\t\t2\u00b0 u. I60\n7*\t\u201e\t1,70\t55\t55\t\u201e XII\t55\t55\t2\u00b0 \u201e 16\u00b0\nVolle Bel.\t1,55\tHerr Collet\tTab. XII\tweifse Scheibe\t\t2\u00b0 u. 16\u00b0\n74\t\u201e\t1,47\t55\t55\t\u201e XII\t55\t55\t2o \u201e I60\nDie Resultate dieser Tabelle weisen keineswegs darauf hin, dafs der Binnenkontrast bei h\u00f6herer Beleuchtung st\u00e4rker sei als bei geringerer Beleuchtung, sind also keineswegs der Annahme g\u00fcnstig, dafs die Farbenkonstanz der Sehdinge, die bei verschiedenintensiver Beleuchtung gesehen werden, von der HEKiNGschen Momentanpassung mit abh\u00e4ngig sei. Vielmehr k\u00f6nnen wir vermuten, dafs, wenn zwei weifse Papierfl\u00e4chen unter verschiedener Beleuchtung, z. B. im Vordergr\u00fcnde und im Hintergr\u00fcnde eines Zimmers, als dieselben weifsen Papierfl\u00e4chen uns erscheinen, hierf\u00fcr nicht die Momentanpassung verantwortlich zu machen ist. Man mufs hier an psychologische, besonders an den von Katz 1 betonten Faktor der Ber\u00fccksichtigung der Beleuchtungsverh\u00e4ltnisse denken.\n1 Katz : Die Erscheinungsweisen der Farben . . . Abschnitt III.","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nStefan Btachowski.\n\u00a7 10. Besprechung einschlagender Resultate vorliegender Untersuchungen.\nIch gehe jetzt zur Besprechung einiger vorliegender Untersuchungen \u00fcber, welche mein Thema mehr oder weniger ber\u00fchren. Die erste hierhergeh\u00f6rige Notiz, die durchaus mit meinen Resultaten in Einklang steht, findet sich bei Fechner1, welcher mitteilt, dafs sich bei photometrischen Versuchen von Arago und Hankel gezeigt habe, dafs ein gegebener relativer Lichtunterschied leichter erkannt werde, wenn sich seine Komponenten als dunkele auf hellem Grunde befinden, als dann, wenn sie sich als helle auf dunklem Grunde darbieten. Auch Z\u00f6llner 2 fand bei gewissen photometrischen Bestimmungen, dafs die Beobachtungen bei hellem Grunde einen etwas geringeren wahrscheinlichen Fehler ergaben als bei dunklem Grunde. Ich benutze die Gelegenheit, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dafs sich auf Grund der Resultate meiner Versuche f\u00fcr photometrische Untersuchungen mit Sicherheit folgende Regel aufstellen l\u00e4fst : Handelt es sich bei physikalischen oder sonstigen Untersuchungen darum, in einem kleinen Felde vorhandene Helligkeitsunterschiede zu konstatieren oder deutlicher zu machen, so ist es unzweck-m\u00e4fsig, dieses kleine Feld auf dunklem Grunde zu beobachten, dagegen vorteilhaft, die Umgebung des kleinen Feldes demselben helligkeitsgleich zu machen, so dafs sich die zu beobachtenden Helligkeitsunterschiede auf einem umfangreichen Grunde darbieten, der ungef\u00e4hr die Helligkeit des kleinen Feldes besitzt.\nAubert 3 widmete zwar der Frage, welche Rolle ,,der Ein-flufs der Gr\u00f6fse eines Objektes auf die Wahrnehmbarkeit von Helligkeitsunterschieden\u201c spielt, viel M\u00fche und Aufwand an Arbeit. Unter seinen Versuchen findet sich jedoch keine, welche zur Beantwortung der von uns behandelten Frage diente, ob die Unterschiedsschwelle f\u00fcr die Mitte einer Lichtfl\u00e4che unter sonst gleichen Umst\u00e4nden um so geringer sei, einen je gr\u00f6fseren Umfang die Lichtfl\u00e4che besitze.\n1\tBerichte \u00fcber die Verhandlungen der kgl. s\u00e4chs. Gesellschaft d. W. zu Leipzig. Math.-phys. Kl XII. 1860. S. 90 und Elemente der Psycho-physik. Leipzig 1860. I. S. 104.\n2\tGrundz\u00fcge einer allgemeinen Photometrie des Himmels. Berlin 1861. S. 32.\n3\tPhysiologie der Netzhaut. Breslau 1864. S. 82 ff.","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n325\nMach1 beschreibt gelegentlich einen \\ersuch, der darin besteht, dafs man anf einen unbegrenzten schwarzen Grund ein\nweifses Quadrat ab c cl legt, welches eine ge-^ wisse Kontrasthelligkeit aufweist. Schneidet man aus diesem Quadrat ein kleineres e f g h aus, und legt es nebenan auf den schwarzen Grund, so w\u00e4chst die Helligkeit der weifsen Fl\u00e4chenteile, weil sich eben in der n\u00e4chsten c Nachbarschaft der weifsen Stellen jetzt mehr schwarze Stellen befinden wie zuvor.\nDie einschlagenden Ansichten von Hering habe ich schon in der Einleitung erw\u00e4hnt.\nBei Gelegenheit seiner chronophotischen Studien \u00fcber den Umgebungskontrast kam in neuester Zeit Stigler2 auf unser Thema zu sprechen. Die Frage nach der bei kurzdauernder Belichtung f\u00fcr die betreffenden Versuche m\u00f6glichst g\u00fcnstigen Gr\u00f6fse des Photometerfeldes f\u00fchrte ihn weiterhin auf die Frage nach dem \u201eUnterschied der relativen Helligkeit grofser und kleiner Fl\u00e4chen von derselben Lichst\u00e4rke\u201c. \u201eDie beiden H\u00e4lften eines homogenen Lichtfeldes erscheinen normalerweise gleich hell; sie \u25a0erscheinen aber nicht von gleicher, sondern von etwas geringerer Helligkeit als eine H\u00e4lfte oder ein noch geringerer Teil der gleichen Lichtfl\u00e4che, f\u00fcr sich allein dargeboten. Von diesem, \u00fcbrigens l\u00e4ngst bekannten Verhalten, kann man sich durch einen sehr einfachen Versuch \u00fcberzeugen : wenn man n\u00e4mlich von einem v\u00f6llig dunklen Zimmer aus durch eine Spalte der Fensterl\u00e4den des Nachts einen kleinen Teil des Firmaments betrachtet, so erscheint derselbe von auffallend grofser relativer Helligkeit; \u00f6ffnet man nun die Fensterl\u00e4den, so dafs man das ganze Firmament \u00fcberblickt, so erscheint dieses viel dunkler.\u201c 3\nMit Nachdruck m\u00fcssen wir hier betonen, dafs eine grofse Anzahl von Versuchen \u00fcber den, wie man sich auszudr\u00fccken pflegt, Beizwert einer Lichtfl\u00e4che (d. h. \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der Sichtbarkeit eines Reizobjektes von seiner Fl\u00e4chengr\u00f6fse),\n1\t\u00dcber die physiologische Wirkung r\u00e4umlich verteilter Lichtreize. Sitzungsberichte der Akademie d. W. in Wien, 1868. Bd. 52. II. Abt. S. 11 ff.\n2\tR. Stigler: Chronophotische Studien \u00fcber den Umgebungskontrast. Pfl\u00fcgers Archiv 134. 1910. S. 374.\n3\tStigler a. a. O. S. 378.","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nStefan Blachowski.\nwelche Aubert1, Ricco2, Loeser3, Charpentier4, Piper5 und Henius6 anstellten, nicht in Widerspruch mit dem in dieser Arbeit Behaupteten stehen. Bei den Versuchen der genannten Autoren wurde ermittelt, bei welchen Intensit\u00e4ten des Lichtes verschieden grofse, lichtaussendende Fl\u00e4chen \u00fcber die Schwelle treten. Die Resultate dieser Untersuchungen stimmen nicht besonders gut untereinander \u00fcberein; denn w\u00e4hrend Ricco und Loeser, wenigstens f\u00fcr das foveale Sehen, die Empfindlichkeit der Netzhaut proportional der Fl\u00e4chengr\u00f6fse und der Lichtintensit\u00e4t (Fl\u00e4chengr\u00f6fse Lichtintensit\u00e4t = konst.) fanden, konnte Piper (a. a. O. S. 109) keine Abh\u00e4ngigkeit von der Fl\u00e4chengr\u00f6fse konstatieren. In den Versuchen von Henius dagegen erwies sich die Ricc\u00f6sche Regel f\u00fcr das foveale Gebiet g\u00fcltig und bei Reizung der Peripherie mit Fl\u00e4chen von 10\u00b0 und mehr die Reizwirkung von der Fl\u00e4chengr\u00f6fse vollst\u00e4ndig unabh\u00e4ngig.\nMan k\u00f6nnte hier einwenden, dafs die Ergebnisse dieser Untersuchungen den Resultaten unserer Arbeit widerspr\u00e4chen, da doch der Binnenkontrast sich dahin geltend machen sollte, die gr\u00f6fsere Fl\u00e4che sp\u00e4ter \u00fcber die Schwelle der Wahrnehmbarkeit treten zu lassen als die kleinere. Diesem Einwand gegen\u00fcber ist Folgendes zu bemerken. Es gibt gewisse Faktoren, welche an und f\u00fcr sich dahin wirken, wenigstens innerhalb gewisser Grenzen eine gr\u00f6fsere Fl\u00e4che bei geringerer Lichtst\u00e4rke sichtbar werden zu lassen als eine kleinere. Erstens ergibt sich ohne weiteres, dafs die (auf physikalischer Aberration beruhende) Irradiation des Lichtes im Auge sich in der hier angegebenen Weise geltend machen mufs. Denken wir uns z. B. den Durchmesser einer kreisf\u00f6rmigen Lichtfl\u00e4che von einer minimalen Ausdehnung letzterer ausgehend allm\u00e4hlich vergr\u00f6fsert, so mufs die Lichtmenge, welche das Zentrum der von der Lichtfl\u00e4che erregten Netzhautpartie trifft, so lange anwachsen, als noch ein Teil des retinalen Aberrationsgebietes, das einem Randpunkte der Licht-\n1\tAubekt : Physiologie der Netzhaut.\n2\tRicc\u00f6s Arbeit ist mir nur durch das von Piper Mitgeteilte bekannt.\n3\tLoeser: \u00dcber die Beziehungen zwischen Fl\u00e4chengr\u00f6fse und Reizwert leuchtender Objekte bei fovealer Beobachtung. Beitr\u00e4ge zur Augenheilkunde. Festschrift f. Hirschberg.\n4\tCharpentier: Sur les ph\u00e9nom\u00e8nes r\u00e9tiniennes. Rapport pr\u00e9sent\u00e9 international de Physique reuni \u00e0 Paris 1900.\n5\tPiper: Zeitschrift f. Psychologie 32, 1903, S. 98.\n6\tHenius: Zeitschrift f. Sinnesphysiologie 43, 1909, S. 120.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Pinnenkontrast.\n327\nfl\u00e4che entspricht, sich mit jenem Zentrum deckt. Zweitens ist daran zu erinnern, dafs Piper (Zeitschrift f\u00fcr Psychologie 32, 1903, S. 112) auf Grund seiner oben erw\u00e4hnten Versuche f\u00fcr den Dunkelapparat die Vermutung ausgesprochen hat, dafs \u201edurch Addition der benachbarte Elemente treffenden Einzelreize eine Verst\u00e4rkung der Helligkeitsempfindung in die Wege geleitet werden kann\u201c, eine Vermutung, f\u00fcr welche in den bekannten Ergebnissen der histologischen Forschung wohl eine Grundlage gefunden werden k\u00f6nne. Drittens ist zu bemerken, dafs bei allen Versuchen, wo es sich darum handelt, zu bestimmen, wTie die Sichtbarkeit einer Lichtfl\u00e4che von der Ausdehnung derselben abh\u00e4ngig sei, noch ein psychologischer Faktor mafsgebend ist, der bei meinen Schwellenbestimmungen keine Rolle spielte, n\u00e4mlich der Einflufs, den die Ausdehnung einer Lichtfl\u00e4che auf die Eiudringlichkeit derselben, auf ihre F\u00e4higkeit, die Aufmerksamkeit auf sich zu konzentrieren, aus\u00fcbt.1 Ausgedehntere Gesichtsobjekte sind eindringlicher als weniger ausgedehnte, was, wie die Versuche von P. Meyer (Zeitschrift f\u00fcr Psychologie 64, 1913, S. 59ff.) gezeigt haben, unter anderem auch die Folge hat, dafs sich (innerhalb gewisser Grenzen) ausgedehntere Figuren besser einpr\u00e4gen als weniger ausgedehnte. Da es sich nun bei der Sichtbarkeit einer Lichtfl\u00e4che darum handelt, dafs sich dieselbe von ihrer Umgebung abhebe, so spielt der hier erw\u00e4hnte Einflufs der Ausdehnung auf die Eindringlichkeit sicher auch bei jenen Sichtbarkeitsversuchen eine Rolle. Bei ganz gleicher St\u00e4rke der erweckten Netzhauterregungen wird eine gr\u00f6fsere Fl\u00e4che wegen ihrer h\u00f6heren Eindringlichkeit eher sichtbar sein m\u00fcssen als eine kleinere. Die Versuchsresultate, nach denen eine ausgedehntere Lichtfl\u00e4che bei geringerer Lichtst\u00e4rke sichtbar ist als eine weniger ausgedehnte, beweisen also in keiner Weise, dafs die ausgedehntere Fl\u00e4che, im Widerspruche zu unseren Ergebnissen, intensivere Netzhauterregungen erweckt als die weniger ausgedehnte, wenn auch die M\u00f6glichkeit zuzugeben ist, dafs infolge der beiden ersten der drei soeben erw\u00e4hnten Faktoren (der Aberration des Lichtes und der Reizsummation) bei Licht-\n1 Die Wirksamkeit dieses Faktors habe ich selbst sehr wohl beobachtet, als ich objektiv gleich helle Lichtfl\u00e4chen von verschiedener Ausdehnung miteinander vergleichen liefs. Da zeigte sich als eine Fehlerquelle die Neigung, die ausgedehntere Lichtfl\u00e4che wegen ihrer h\u00f6heren Eindringlichkeit f\u00fcr die hellere zu erkl\u00e4ren.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nStefan Blachowski.\nfl\u00e4chen, die kleiner sind, als die bei meinen Versuchen benutztem oder bei der bei meinen Versuchen nicht benutzten Dunkeladaptation, die Intensit\u00e4t der von der Mitte einer Lichtfl\u00e4che erweckten Netzhauterregung bis zu gewisser Grenze mit der Ausdehnung der Lichtfl\u00e4che anwachse, indem eben unter diesen Umst\u00e4nden der Einflufs des Binnenkontrastes durch den Einflufs jener beiden entgegengesetzt wirksamen Faktoren \u00fcberkompensiert werde. Dafs wir zurzeit noch keine sichere Kenntnis dar\u00fcber besitzen, ob die Kontrastwirkungen und speziell der Binnenkontrast bei Lichtst\u00e4rken von der Gr\u00f6fsenordnung des Schwellenwertes \u00fcberhaupt schon in merkbarer Weise auftreten, mag auch noch hervorgehoben werden.\nSoviel \u00fcber die Resultate der einschlagenden experimentellen Untersuchungen. Nur wenige Worte habe ich noch \u00fcber die mathematische Behandlung beizuf\u00fcgen, die man bisher den Erscheinungen des Simultankontrastes hat zuteil werden lassen. Auf Grund der messenden Kontrastuntersuchungen von Lehmann,1 Ebbinghaus2 3 * und von Hess und Pbetori,8 die allerdings einer vollst\u00e4ndigen \u00dcbereinstimmung entbehren, hat man gewisse Formeln aufgestellt, die einerseits gelten sollen f\u00fcr die kontrastive Verdunklung, andererseits f\u00fcr die kontrastive Erhellung. So z. B. hat Ebbinghaus die Formel c = x (h\u2014H) f\u00fcr die Kontrastaufhellung (falls h H) und \u2014 c = x' (h\u2014H) g f\u00fcr die Kontrastverdunklung (falls h H) aufgestellt, wTobei h die Helligkeit des des Kontrastfeldes H diejenige des Grundes und x bzw. x' eine Konstante bedeutet. Von dem Standpunkte aus, den wir durch unsere Versuche gewonnen haben, k\u00f6nnen wir diese Formeln nicht befriedigend finden. Denn jede Formel, welche f\u00fcr die verdunkelnde Wirkung des Kontrastes allgemein gelten soll, mufs von der Art sein, dafs sich aus ihr auch der Binnenkontrast ableiten l\u00e4fst. Sie darf also diese Kontrastwirkung nicht, wie dies z. B. die obige EbbinGHAussche Formel f\u00fcr Kontrastverdunklung tut, gleich 0 werden lassen, wenn die\n1\tA. Lehmann: \u00dcber die Anwenduug der Methode der mittleren Abstufungen auf den Lichtsinn. Wundts Phil. Stud. 3, 1886.\n2\tH. Ebbinghaus: Die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit des Helligkeitskontrastes. Sitzungsber. d. Akademie d. W. zu Berlin. Bd. 49. 1887.\n3\tC. Hess und H. Pbetori: Messende Untersuchungen \u00fcber die Gesetz-\nm\u00e4fsigkeit des simultanen Helligkeitskontrastes. Gr\u00e4fes Arch. f. Ophthalm. 46.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast.\n329\nHelligkeitsdifferenz zwischen dem kontrasterweckenden und dem kontrastleidenden Felde gleich 0 ist. Was ferner die Annahme einer aufhellenden Kontrastwirkung anbelangt, so verm\u00f6gen wir die Notwendigkeit dieser Annahme nicht einzusehen. Erscheint z. B. eine kleine Lichtfl\u00e4che auf einem Grunde der ihr an Helligkeit nachsteht, heller als auf einem Grunde, der ihr helligkeitsgleich ist, so haben wir gar keinen Grund dies durch eine besondere aufhellende Wirkung des Kontrastes zu erkl\u00e4ren, sondern wir erkl\u00e4ren dieses Verhalten einfach daraus, dafs die kleine Lichtfl\u00e4che selbstverst\u00e4ndlich seitens des lichtschw\u00e4cheren Grundes eine geringere verdunkelnde Kontrastwirkung erf\u00e4hrt als seitens des helligkeitsgleichen Grundes.\nEinen anderen und zwar sachgem\u00e4fseren Charakter besitzt die mathematische Behandlung, welche A. Lehmann in seiner vor kurzem erschienenen Schrift \u201eGrundz\u00fcge der Psychophysiologie1 (Leipzig 1912), S. 408 ff. den Erscheinungen des Simultankontrastes zuteil werden l\u00e4fst. Lehmann geht von der Voraussetzung aus, dafs die Erregung einer Netzhautstelle mittels gewisser Querleitungen hemmend auf die Erregungen der benachbarten Stellen einwirke. Die von ihm aufgestellten Formein gehen demgem\u00e4fs in erster Linie darauf aus, den Binnenkontrast n\u00e4her zu bestimmen. Die Methode, die bei den Versuchen zur Anwendung kam, auf deren Resultate er seine mathematischen Formeln st\u00fctzt, war die Vergleichsmethode. Es wurde z. B. bei Versuchen, bei denen es sich darum handelte, die Helligkeit eines kleinen kreisf\u00f6rmigen Feldes mit derjenigen zu vergleichen, die im Innern eines grofsen quadratischen Feldes von etwa 2\u00b01 Gesichtswinkel bestand, folgendermafsen verfahren. \u201eDas kleine Feld lag konstant in einer Entfernung von 1\u00b0 42' vom grofsen quadratischen Vergleichsfeld; der Rand des letzteren wurde fixiert, und das kleine zirkul\u00e4re Feld mit einem eben so grofsen Teil im Innern des Vergleichsfeldes verglichen.\u201c Lehmann selbst hebt hervor, dafs die Messungen nach diesem Verfahren \u201erecht schwierig\u201c seien, und ich brauche wohl nicht erst n\u00e4her auszuf\u00fchren, das die von mir benutzte Methode, den Simultankontrast mittels einfacher Schwellenbestimmungen n\u00e4her zu\n1 Dieses Buch ist mir leider erst nach Vollendung vorstehender Ausf\u00fchrungen meiner Arbeit zu H\u00e4nden gekommen, so dafs ich auf die einschlagenden Ausf\u00fchrungen derselben nur hier noch ganz kurz ein-g\u00f6hen kann.","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nStefan \u00dflachowski.\nuntersuchen, vor jener Vergleichsmethode weitaus den Vorzug verdient.\nDie wesentlichen Resultate der von ihm zugrunde gelegten Versuche fafst Lehmann in folgender Weise zusammen: \u201eFelder gleicher Intensit\u00e4t, aber verschiedener Gr\u00f6fse erscheinen gleich hell bis etwa 2\u00b0 Winkelgr\u00f6fse, wo die Helligkeit mit wachsendem Gesichtswinkel abzunehmen anf\u00e4ngt, indem zugleich ein Unterschied zwischen dem st\u00e4rker gehemmten, mithin dunkleren Zentrum und der helleren Peripherie des Feldes entsteht (Randkontrast). Bei etwa 6\u00b0 Winkelgr\u00f6fse wird das zentrale Element vollst\u00e4ndig gehemmt, und die Helligkeit sinkt daher mit wachsender Gr\u00f6fse des Feldes nicht ferner; nur wird der dunkle Zentralteil stets gr\u00f6fser.\u201c\nDer Satz, dafs Felder gleicher Intensit\u00e4t, aber verschiedener Gr\u00f6fse bis etwa 20 Winkelgr\u00f6fse gleich hell erscheinen, widerspricht meinen Resultaten nicht, da ich Scheiben, deren Winkelgr\u00f6fse kleiner war als 2\u00b0 \u00fcberhaupt nicht benutzt habe, und ich habe schon oben angedeutet, weshalb es sehr wohl m\u00f6glich ist, dafs die von mir festgestellte Abnahme der subjektiven Helligkeit bei zunehmender Ausdehnung der Lichtfi\u00e4che sich nicht mehr zeigt, wenn man mit Lichtfl\u00e4chen von kleinerer Winkelgr\u00f6fse operiert. Das Weitere, was Lehmann in der oben angef\u00fchrten Auslassung bemerkt, stimmt mit meinen Resultaten v\u00f6llig \u00fcberein, abgesehen von der Behauptung, dafs die subjektive Helligkeit der Mitte einer Lichtfl\u00e4che bei einer weiteren Ver-gr\u00f6fserung der Lichtfl\u00e4che sich nicht weiter verringere, wenn die Lichtfl\u00e4che eine Winkelgr\u00f6fse von etwa 6\u00b0 erreicht habe. Die in Tabelle I und II (S. 300 und 302) angef\u00fchrten Schwellenwerte zeigen ganz deutlich, dafs die Mitte einer kreisf\u00f6rmigen Scheibe auch noch dann eine Verdunklung erf\u00e4hrt, wenn ihre Winkelgr\u00f6fse anf\u00e4nglich 8\u00b0 betr\u00e4gt und dann auf 16\u00b0 (20\u00b0) erh\u00f6ht wird.\nEs ist mir eine besondere Freude, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. G. E. M\u00f6ller, meinen tiefen Dank zu sagen f\u00fcr die vielseitigen Anregungen und das weitgehendste Entgegenkommen, ohne welche diese Arbeit wohl nie entstanden w\u00e4re. Auch Herrn Dr. Katz und s\u00e4mtlichen Versuchspersonen danke ich herzlichst f\u00fcr all die M\u00fche, die ihnen aus Anlafs meiner Versuche nicht erspart war.\nAnm.: Diese Abhandlung ist eine von der philosophischen Fakult\u00e4t zu D\u00f6ttingen angenommene Dissertation.","page":330}],"identifier":"lit33620","issued":"1913","language":"de","pages":"291-330","startpages":"291","title":"Studien \u00fcber den Binnenkontrast","type":"Journal Article","volume":"47"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:33:40.693833+00:00"}

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