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{"created":"2022-01-31T16:26:44.373392+00:00","id":"lit33623","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Takei, Takeo","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 47: 377-381","fulltext":[{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"377\n(Aus dem physiologischen Institute der medizinischen Akademie in Osaka.)\n\u2022 \u2022\nUber die Dauer des negativen farbigen Bewegungsnachbildes.\nVon\nDr. Takeo Takei,\nAssistent an der medizinischen Akademie zn Osaka, Japan.\nUntersuchungen \u00fcber das Bewegungsnachbild sind von mehreren Autoren durchgef\u00fchrt worden. Mit der direkten Messung der Dauer von negativen Bewegungsnachbildern hat sich T. Kinoshita1 befafst, welcher 1904 im physiologischen Institute der Universit\u00e4t zu Wien den Einflufs verschiedener Geschwindigkeiten des Objektes, verschiedener Fixationsdauer und Lichtintensit\u00e4t auf die Dauer des negativen Bewegungsnachbildes bestimmt hat. Er verwendete dabei als Objekt ein mattschwarz liniiertes weifses Papierblatt (Faulenzer), welches um die Trommel des Kymographions gespannt war ; die schwarzen Linien waren untereinander und zur vertikal stehenden Trommelachse parallel gerichtet. Sie waren 1 mm dick und standen 5 mm voneinander ab.\nMeine Aufgabe wTar es, diese KiNOsniTAschen Versuche nach einer anderen Seite hin zu erweitern, n\u00e4mlich, die Abh\u00e4ngigkeit der Dauer der negativen Bewegungsnachbilder von der Farbe des Objektes zu untersuchen.\n1 T. Kinoshita: \u00dcber die Dauer des negativen Bewegungsnachbildes. Zeitschrift f. Sinnesphysiologie 43, S. 434\u2014442.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 47.\n25","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nTakeo Takei.\nY ersuchsanor dnung.\nUnter denselben Bedingungen und mit den n\u00e4mlichen Vorrichtungen wie die KixosmTAschen Versuche wurden auch meine Versuche ausgef\u00fchrt; jedoch wurden einige Modifikationen wegen des speziellen Zweckes derselben vorgenommen; folgende\nkurze Notiz sei dar\u00fcber gestattet:\n1.\tDer Einflufs der jeweiligen Lichtintensit\u00e4t auf das Resultat solcher Versuche ist grofs ; daher wurden meine Experimente stets in demselben Versuchszimmer, welches nur durch nordwestliches Licht beleuchtet wTird, und zwar nach M\u00f6glichkeit bei heiterem Wetter in der Zeit von 10 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags, vorgenommen.\n2.\tUm die sich infolge von Erm\u00fcdung und Gew\u00f6hnung einstellenden Fehler nach M\u00f6glichkeit zu beseitigen, wurde der Versuch am ersten Tage in der Reihenfolge : Schwarz, Rot, Orange, Gelb, Gr\u00fcn usw. angestellt, am folgenden Versuchstage wurde diese Reihenfolge nach mathematischer Kombination abgewechselt.\n3.\tAlle st\u00f6renden Einfl\u00fcsse, die durch abnorme Lebensweise des Experimentators, durch unregelm\u00e4fsige Nahrungsaufnahme, Schlafdauer oder psychische Aufregungen u. a. m. hervorgerufen werden konnten, suchte man zu vermeiden.\n4.\tDas zu bewegende Objekt wurde auf das von L. Castagna konstruierte Kymographion gespannt, welches mittels eines Fl\u00fcgelregulators auf die Geschwindigkeit von 2,4 cm in der Sekunde gestellt wurde; nach der Fixierdauer von 30 Sekunden sistierte ich den Gang und beobachtete zuerst das Bewegungsnachbild. In der KiNOSHiTAschen Publikation wurde betont, dafs unter diesen Umst\u00e4nden das Bild deutlicher und seine Dauer weit l\u00e4nger ist als in F\u00e4llen anderer Fixierdauer und Sekundengeschwindigkeit. Deswegen habe ich bei diesem Versuche ebenso verfahren, weil man dabei das Bild ziemlich genau betrachten und vergleichen kann. Als Fixierzeichen wurde ein Stecknadelkopf benutzt, welcher entsprechend der Farbe des zu untersuchenden Objektes gef\u00e4rbt war.\n5.\tEinerseits um die Blickrichtung beim Fixieren nach M\u00f6glichkeit festzuhalten, andererseits um unwillk\u00fcrliche kleine Schwankungen des Kopfes zu vermeiden, verwendete ich","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Dauer des negativen farbigen Bewegungsnachbildes.\t379\nbei meinem Versuche einen Unterkieferhalter, der am Rande eines festen Versuchstisches, auf dem das Kymo-graphion aufgestellt war, befestigt wurde.\nDie Entfernung zwischen Objekt und Auge war ca. 60 cm. 2 cm diesseits des Objekts wurde ein geschw\u00e4rzter Pappendeckelschirm mit einem quadratischen Ausschnitte senkrecht auf gestellt. Den Versuch f\u00fchrte ich stets sitzend aus und beobachtete das Objekt mit durch Kieferhalter fixiertem Kopfe.\n6.\tAls Testobjekt wurde ein mit Wasserfarben liniiertes weifses Papierblatt verwendet; die Linien hatten wie bei den KiNOSHiTAschen Versuchen eine Breite von 1 mm, und ihr Abstand voneinander betrug 5 mm. Die S\u00e4ttigung der Farben richtete sich nach dem von Zimmermann bezogenen Originalfarbenpapier. Die Trommel hatte einen Umfang von 48 cm.\n7.\tZuerst war es ziemlich schwer, die Dauer des Bewegungsnachbildes bis zum Verschwinden des Bildes genau zu messen. Es gelang nur durch oftmalige Wiederholung derselben Versuche. Sonst ist es anfangs recht schwierig, den Zeitpunkt des Verschwindens des Bildes sicher anzugeben, wie auch Borschke und Hescheles erw\u00e4hnt haben.\n8.\tVor jedem Versuche wurde das Uhrwerk des Kyrno-graphions vollst\u00e4ndig aufgezogen und gleich nach Beginn des Ablaufs desselben 30 Sekunden lang abgewartet, um sich dadurch nach M\u00f6glichkeit vom Einfl\u00fcsse der anfangs ungleichm\u00e4fsigen Bewegung des Kymographions zu befreien. Der Fixierpunkt wurde mit beiden Augen angeblickt, das Objekt indirekt beobachtet.\n9.\tF\u00fcr die Messung der Fixierdauer verwendete ich eine mit Metronom verbundene elektrische Klingel, die nach je 3 Sekunden ein Signal gab.\n10.\tDie Dauer des Nachbildes mafs ich vermittels einer Stoppuhr, wobei ich dieselbe durch Augenmafs bis zur H\u00e4lfte der kleinsten Unterteilung, d. h. bis auf V10 Sekunde, ablesen konnte.\nDie Ergebnisse meiner w\u00e4hrend 10 Tage vorgenommenen Experimente sind folgende:\n25*","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nTakeo T\u00e0kei.\nFarbe\tDauer\t\tdes\tNachbildes in Sekunden beim Yersuchstage\t\t\t\t\t\t\tDurch- schnitt\n\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\t10\t\nRot\t17,1\t19,1\t19,7\t20,8\t23,1\t22,8\t22,1\t21,6\t20,3\t21,9\t20,9\nOrange\t19,1\t21,3\t21,9\t24,3\t23,8\t22,2\t22,6\t21,7\t21,8\t23,4\t22,2\nGelb\t22,7\t26,9\t27,6\t28,4\t29,7\t30,2\t28,9\t29,8\t28,6\t28,4\t28,1\nGr\u00fcn\t21,5\t24,8\t24,2\t26,6\t27,8\t28,7\t26,7\t27,8\t27,1\t26,5\t26,2\nBlau\t15,9\t18,6\t17,8\t18,1\t19,8\t20,1\t20,8\t20,9\t19,5\t19,6\t19,1\nIndigo\t15,8\t17,7\t17,1\t18,0\t19,1\t19,6\t20,4\t20,7\t19,4\t19,2\t18,7\nViolett\t15,5\t17,2\t16,9\t18,1\t18,6\t19,5\t19,2\t19,7\t18,4\t18,1\t18,1\nSchwarz\t17,9\t18,2\t18,6\t19,1\t22,4\t21,7\t23,5\t23,4\t22,5\t22,6\t21,0\nAus dieser Tabelle ist zu ersehen, dafs unter sonst gleichen Umst\u00e4nden die Durchschnittszahl der Dauer des Bewegungsnachbildes f\u00fcr Gelb am l\u00e4ngsten, dieselbe f\u00fcr Violett am k\u00fcrzesten ist; jedoch ist es weiter noch bemerkenswert, dafs ein Unterschied\nzwischen Schwarz und Rot kaum zu finden ist.\n\u2022 \u2022\nNachfolgende Kurve gibt eine \u00dcbersicht \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der Dauer des Bewegungsnachbildes (Ordinate) von der Farbe (Abszisse).\nSek.\nRot Orange Oe/6 Gr\u00fcn Blau Jndigo Violett\nZusammenfassung.\nWie schon oben erw\u00e4hnt, ist die Dauer der negativen Bewegungsnachbilder nicht der Wellenl\u00e4nge proportional, sondern die Dauer des Bewegungsnachbildes ist f\u00fcr Gelb und Gr\u00fcn, also f\u00fcr die mittlere Zone des Spektrums, am l\u00e4ngsten. Von","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Uber die Dauer des negativen farbigen Bewegungsnachbildes. 3gl\ndiesem Maximum an nimmt die Dauer des Nachbildes einerseits nach der Richtung zum Rot und andererseits nach dem Violett zu allm\u00e4hlich ab, und zwar im allgemeinen gegen das violette Ende zu st\u00e4rker als gegen das rote Ende des Spektrums.\nVielleicht besteht ein Zusammenhang zwischen der photi-schen Energie (der Helligkeit der verschiedenen Spektralfarben), welch erstere bekanntlich f\u00fcr Gelb am gr\u00f6fsten ist, und der Dauer des Bewegungsnachbildes.\nZum Schl\u00fcsse gestatte ich mir, dem Direktor des Institutes, Herrn Professor Dr. T. Kinoshita, f\u00fcr seine g\u00fctige Anregung und freundliche Unterst\u00fctzung bei meiner Arbeit meinen herzlichsten Dank auszusprechen.","page":381}],"identifier":"lit33623","issued":"1913","language":"de","pages":"377-381","startpages":"377","title":"\u00dcber die Dauer des negativen farbigen Bewegungsnachbildes","type":"Journal Article","volume":"47"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:44.373397+00:00"}