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Versuche über binokulare Mischung von Spektralfarben

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{"created":"2022-01-31T16:52:13.317051+00:00","id":"lit33633","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Trendelenburg, Wilhelm","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 48: 199-210","fulltext":[{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"199\n(Aus dem physiologischen Institut zu Innsbruck.)\nVersuche \u00fcber binokulare Mischung von\nSpektralfarben.\nVon\nWilhelm Teendelenbueg.\n(Mit 1 Abbildung.)\nI. Yersuclisplan.\nIm Vergleich zu der Bearbeitung des Gebiets der monokularen Farbenmischung ist die Untersuchung der binokularen Verschmelzung verschiedener Farben bisher weniger eingehend durchgearbeitet. Besonders sind binokulare Mischungen mit reinen Spektralfarben nicht ausgef\u00fchrt worden. \u00c4hnlich aber, wie die Methode der monokularen Mischung von Spektralfarben den Pigmentfarben gegen\u00fcber einen grofsen Fortschritt bedeutete, schien es mir vor allem f\u00f6rderlich zu sein, auch an Spektralfarben binokulare Mischungen zu erreichen und dabei das quantitative Verhalten der binokularen Mischungskomponenten und ihre Beziehungen zu den monokularen festzustellen.\nAuf die reiche Literatur \u00fcber binokulare Farbenmischung gehe ich nicht n\u00e4her ein, sondern verweise auf die Neuauflage des HELMHOLTzschen1 2 Handbuches der physiologischen Optik und das im Erscheinen begriffene Buch von Heeing. 2 Hervor-\n1\tH. y. Helmholtz, Handbuch der physiologischen Optik. Band 3. Herausgegeben von J. v. Kries. Hamburg und Leipzig 1910.\n2\tE. Hering, Grundz\u00fcge der Lehre vom Lichtsinn. Graefe-Saemischs Handb. d, gesamten Augenheilkunde. I. Teil; 3. Band; XII. Kapitel.","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nWilhelm Trendelenburg.\ngehoben sei hier ein \u00e4lteres Untersnchnngsergebnis von Hering1 * *, welches zu meinen an Spektralfarben gemachten Feststellungen in n\u00e4herer Beziehung steht. Bei Vergleichung des Farbentones von unokular und binokular gewonnenen Mischungen von Pigmentfarben findet n\u00e4mlich Hering den Farbenton bei Binokulargleichungen nicht notwendig denselben, \u201ewelchen man erh\u00e4lt, wenn man die beiden Farben unokular zu gleichen Teilen mischt. Dafs es jemand gelungen sei, durch binokulare Mischung von Gegenfarben (Komplement\u00e4rfarben) genau dasselbe Grau zu erhalten, wie durch unokulare Mischung zu gleichen Teilen, finden wir nirgends angegeben.\u201c\nVersuche \u00fcber binokulare Mischung von komplement\u00e4ren Polarisationsfarben f\u00fchrten Dove 2 sowie ferner Foucault und R\u00e9gnault 3 aus. Sie fanden, dafs auch bei binokularer Mischung Weifsempfindung entsteht. Sp\u00e4ter stellte Dove4 Versuche mit einem an der Wand entworfenen Spektrum an, das durch 2 Fernrohre gleicher Vergr\u00f6fserung, das eine mit umgekehrtem, das andere mit aufrechtem Bild, betrachtet wurde.\nII. Versuchs verfahren.\nZur Herstellung der zu mischenden Spektralfarben ben\u00fctzte ich den HELMHOLTzschen Spektralapparat des Innsbrucker Institutes. Dieser steht zwar den neueren und gr\u00f6fseren Ausf\u00fchrungen des HELMHOLTzschen Modells nach, erwies sich aber f\u00fcr meine Zwecke als zun\u00e4chst recht geeignet. Die von K\u00f6nig und Diederici 5 beschriebene Einrichtung des HELMHOLTzschen Apparates, seine Benutzung und Eichung auf Wellenl\u00e4ngen\n1 E. Hering, Der Raumsinn und die Bewegungen des Auges. Hermanns Handb. d. Physiologie. 3. (1). 343\u2014601. Darin S. 598\u2014599.\nDove, \u00dcber die Kombination der Eindr\u00fccke beider Ohren und beider Augen zu einem Eindruck. Ber. \u00fcber d. Verh. d. \u00c4k. Wiss. Berlin 1841 251\u2014252.\nL. Foucault et J. R\u00e9gnault , Note sur quelques ph\u00e9nom\u00e8nes de la Vision au moyen des deux yeux. C. r. ac. Scienc. Paris. 28. 1849. 78\u201479.\n4 H. W. Dove, \u00dcber das Binokularsehen prismatischer Farben und eine neue stereoskopische Methode. Pogg. Ann. Phys. u. Chem. 80\t1850\n446\u2014448.\nA. K\u00f6nig u. C. Diederici, Die Grundempfindungen in normalen und anomalen Farbensystemen und ihre Intensit\u00e4tsverteilung im Spektrum., Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorgane. 4. 1893. 241\u2014348.","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche \u00fcber binokulare Mischung von Spektralfarben.\n201\nmufs hier als bekannt vorausgesetzt werden. Zur binokularen Farbenmischung habe ich eine Ab\u00e4nderung am Apparat vorgenommen, indem ich das Okularrohr g\u00e4nzlich entfernte und an seine Stelle folgende Einrichtung setzte (Abb.). Quer vor der dem Beobachter zugewandten Kante des Hauptprisma Pr steht eine Linse L von + 4 D, welche dieselbe Bedeutung hat, wie die entsprechende Linse des ge-nanntenOkularr ohres, welches der monokularen Beobachtung dient. Dicht hinter dieser Linse, vom Beobachter aus gesehen, stehen zwei Prismen pri und prr mit senkrechten , einander zugekehrten Kanten. Der Winkel jedes Prismas betrug in den meisten Versuchen 8 Grade; sp\u00e4ter wurden zweckm\u00e4fsiger Prismen von 14 Grad gew\u00e4hlt, bei deren Verwendung die Kollimatorrohre bei binokularer Benutzung ann\u00e4hernd so stehen bleiben konnten, wie bei der gew\u00f6hnlichen monokularen. Dicht vor der Linse befindet sich andererseits ein Diaphragma (D1)\n\u2022 \u2022\nmit zwei kreisrunden \u00d6ffnungen von etwa 1 cm Durchmesser ; wurden dieser Scheibe andere Scheiben mit engeren L\u00f6chern unmittelbar vorge-\t\u00b0e\t\u00b0r\nsetzt, so liefs sich die binokulare Feldgr\u00f6fse, welche\ndurch die Lochgr\u00f6fse gegeben war, in gen\u00fcgendem Aus-mafse ver\u00e4ndern. In einem Abstand von etwa 25 cm von der Linse befindet sich wiederum ein Diaphragma (D3), in welchem sich die beiden Okularspalten Oi und Or von etwa 1/2 mm Breite befinden ; ihr gegenseitiger Abstand ist etwas kleiner wie der Augenabstand, da mit Konvergenz beobachtet wird. .Zwischen","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nWilhelm Trendelenburg.\nden Diaphragmen Dx und Ds befindet sich ein drittes Diaphragma (D2), welches den Zweck hat, dem rechten Auge nur das rechte, dem linken nur das linke Loch von B1 sichtbar sein zu lassen; dies wurde leicht durch zwei entsprechend grofse in D2 angebrachte L\u00f6cher erreicht. Die Ebene der Okularspalte ist in der Richtung der optischen Achse verschieblich, so dafs jene in die Ebene der Spektren eingestellt werden k\u00f6nnen. Durch diese Anordnung wird erreicht, dafs das Licht des rechten Kollimators in das linke Auge, das des linken in das rechte Auge gelangt; je nach der Einstellung der Kollimatoren, die leicht auf Wellenl\u00e4ngen in der \u00fcblichen Weise geeicht werden kann, erscheint in dem rechten und linken Loch des Diaphragma D1 diese oder jene Spektralfarbe, deren Helligkeit durch \u00c4nderung der Weite der Kollimatorspalte ver\u00e4ndert werden kann. Somit waren die Bedingungen f\u00fcr messende Versuche gegeben.\nIII. Yersuchsergebnisse.\nEs zeigte sich sogleich, dafs mir bei Verwendung von Spektralfarben in der beschriebenen Anordnung eine binokulare Mischung nicht ohne weiteres m\u00f6glich war, sondern dafs bei einer Loehgr\u00f6fse in der Scheibe von etwa 2 Grad Winkelgr\u00f6fse sehr lebhafter Wettstreit auftrat. Der weitere Versuchsplan schlofs sich nun zun\u00e4chst an die von v. Gr\u00fctzner *, v. Kries 1 2, Schenck 3 4, Stirling 4 gemachten Beobachtungen an, nach denen der Wettstreit der Farben verschwindet und eine binokulare Mischung eintritt, wenn die gef\u00e4rbten Fl\u00e4chen oder Gegenst\u00e4nde gewissermafsen einen besonderen Zwang zur einheitlichen Auffassung aus\u00fcben. So betrachtet v. Kries zwei identische, aber verschieden gef\u00e4rbte Abg\u00fcsse von M\u00fcnzen, Stirling zwei Briefmarken gleicher Pr\u00e4gung aber verschiedener Farbe im Stereoskop. Hiervon ausgehend setzte ich hinter die L\u00f6cher von B1 Glas-\n1 Gr\u00fctzner, zitiert nach Stirling.\n* J. v. Kries, Handbuch der physiologischen Optik von H. v. Helmholtz, 3. Aufl. 3. 1910. Darin S. 430.\n3\tSchenck, Sitzungsber. d. phys.-med. Ges. zu W\u00fcrzburg. 1898. Zitiert nach v. Kries.\n4\tW. Stirling, An experiment on binocular colour vision with halfpenny postage-stamps. Journal of physiol. 27. 1901\u201402. XXIII\u2014XXIV. (Proc. physiol. Soc.)","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche \u00fcber binokulare Mischung von Spektralfarben.\n203\ndiapositive, welche stereoskopische Aufnahmen irgendwelcher geeigneter k\u00f6rperlicher Objekte darstellten und welche den Zwang zur Vereinigung liefern sollten. Diese mannigfach abge\u00e4nderten Versuche f\u00fchrten indes zu keinem irgendwie befriedigenden Ergebnis; auch dann nicht, wenn in n\u00e4herer Anlehnung an die Briefmarkenmethode und die Methode von Gr\u00fctzner vor die Farbenfelder Stanzen aus d\u00fcnnem Kupferblech, Buchstaben darstellend wie sie zum W\u00e4schezeichnen benutzt werden, gebracht wurden. Es sei deshalb auf alle diese Versuche nicht n\u00e4hei eingegangen. Es stellte sich dann aber die f\u00fcr die Durchf\u00fchrung des Versuchsplanes wichtige Tatsache heraus, dafs die binokulare Farbenmischung, mithin die Unterdr\u00fcckung des Wettstreites, sehr beg\u00fcnstigt wird, wenn man die Gr\u00f6fse des Farbenfeldes herabsetzt. Dabei braucht man aber keineswegs die Feldgr\u00f6fse auf so geringe Betr\u00e4ge herabzudr\u00fccken, dafs die Bedingungen der Minimalfeldhelligkeiten (v. Kries) gegeben sind, das heifst, dafs schon jedem einzelnen Auge das ihm gebotene mit spektralem Licht erf\u00fcllte Feld farblos erschienen w\u00e4re. Bei einer Feldgr\u00f6fse von 1 Grad war mir eine Farbenmischung zwar schon gelegentlich m\u00f6glich, doch durch Wettstreit sehr gest\u00f6rt. Recht gut gelangen die Einstellungen meist bei einer Feldgr\u00f6fse von 30 Minuten und nur gelegentlich wurde das Feld bis auf 15 Minuten verkleinert.\nNach der qualitativen Seite ist \u00fcber die Ergebnisse der binokularen Farbenmischung nur wenig zu sagen. Durch Mischung von spektralem Rot und Gr\u00fcn (671 und 535 pp) war Gelbempfindung zu erzielen, die mir nur etwas weniger ges\u00e4ttigt erschien, wie in der entsprechenden monokularen Mischung, aber doch sehr deutlich von Weifs unterschieden. Das gleiche gilt f\u00fcr die aus Rot und Violett mischbaren Purpurt\u00f6ne. Komplement\u00e4re Weifsmischungen waren ebenfalls einzustellen. Auch liefs sich die Mischung von drei Spektralstrahlungen binokular in der Weise erreichen, dafs dem einen Auge nur ein homogenes Licht, dem anderen unter Zuhilfenahme von Doppelspat und Nikoll deren zwei dargeboten wurden; beispielsweise f\u00fcr das rechte Auge 671 w und 461 pp, f\u00fcr das linke 535 pp eingestellt, ergibt bei entsprechendem Mengenverh\u00e4ltnis Weifs. Durch stetige \u00c4nderung der Mengenverh\u00e4ltnisse der Mischungskomponenten kann im allgemeinen eine stetige Empfindungs\u00e4nderung hervorgerufen werden, oft aber \u00fcberwiegt bei nur geringf\u00fcgiger \u00c4nderung pl\u00f6tzlich der","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nWilhelm Trendelenburg.\nAnteil f\u00fcr einen Augenblick v\u00f6llig, dessen Menge ein wenig verst\u00e4rkt wurde. Hiermit h\u00e4ngt eine weitere schon von Fechner1 und \u00e4lteren Untersuchern festgestellte Eigent\u00fcmlichkeit zusammen, die sich zeigt, wenn man nach Eintreten guter Form- und Farbenverschmelzung der beiden Felder ein Auge schnell schliefst und wieder \u00f6ffnet; im ersten Moment nach dem Wieder\u00f6ffnen kann n\u00e4mlich, ohne dafs Doppelbilder aufgetreten sind, die Farbenempfindung ganz allein im Vordergrund stehen, die dem soeben ge\u00f6ffneten Auge f\u00fcr sich entspricht, das heifst, die Empfindung des anderen Auges wird f\u00fcr einen Augenblick unterdr\u00fcckt. In Hinsicht auf die eigent\u00fcmlichen quantitativen Ergebnisse, die sogleich zu besprechen sind, sei besonders betont, dafs an den Einstellungen Erm\u00fcdungserscheinungen unbeteiligt sind; wurde zum Beispiel eine binokulare Mischung auf Gelb eingestellt und dazu vielleicht etwas l\u00e4ngere Zeit gebraucht, und wurden dann die Augen einige Zeit auf eine gleichm\u00e4fsig weifse Fl\u00e4che gerichtet, so erschien nunmehr die Gleichung dem ausgeruhten Auge vom ersten Moment der Betrachtung an unver\u00e4ndert. Sehr merkw\u00fcrdig sind weiter die Erscheinungen, wenn man von der fovealen Betrachtung zu einer nur sehr wenig exzentrischen \u00fcbergeht; wTar vorher eine gute Mischung erreicht, so tritt nun sofort lebhafter Wettstreit auf, ohne dafs etwa die einheitliche Auffassung der Felder dem Auftreten von Doppelbildern wiche; bei diesem Wettstreit kann zeitweise der Eindruck des einen oder anderen Auges ganz unterdr\u00fcckt werden.\nIn quantitativer Beziehung interessierte einmal die Feststellung der Mengenverh\u00e4ltnisse, in welchen die Komponenten binokular zu mischen waren, um bestimmte Mischungsergebnisse zu erhalten und dann die Wellenl\u00e4ngen der Weifs ergebenden Komplement\u00e4rfarben. Der erste Punkt wurde vorwiegend an der sogenannten Rayleigh-Gleichung, 671^ -J- 535= 589^, sowie an Weifsmischungen untersucht. Entgegen dem monokular \u00fcblichen Verfahren mufste bei der Gelbgleichung auf eine Vergleichsfarbe verzichtet wrerden; bekanntlich ist aber gerade im Gelb das Erinnerungsverm\u00f6gen f\u00fcr Farbent\u00f6ne ein sehr sicheres2,\n1\tG. Th. Fechner, \u00dcber einige Verh\u00e4ltnisse des binokularen Sehens. Abhandl. s\u00e4chs. Ges. Wiss. math.-phys. Kl 5. 1861. 339-563. Darin S. 39L\n2\tAm Spektralapparat stelle ich, wie wohl jeder Ge\u00fcbte, das ungemischte Licht von der Wellenl\u00e4nge 589^ frei aus dem Ged\u00e4chtnis so ein, dafs der mit der: Natriumflamme genau ermittelte Wert nur um-ganz","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche \u00fcber binokulare Mischung von Spektralfarben.\n205\nso dafs auch ohne Vergleichsfarbe die Mischung auf einen dem Natriumlicht (589 pp) entsprechenden Farbenton eingestellt werden konnte. Bei Weifsmischungen konnte hingegen das Vergleichs-weifs in folgender Weise hergestellt werden.. Die schwarzgebeizte Vorderfl\u00e4che des Diaphragma D1 wurde mit Magnesiumoxyd \u00fcberzogen; der Farbenmischapparat wurde im Dunkelzimmer so aufgestellt, dafs von einer im Zimmerfenster ziemlich hoch angebrachten A\u00fcBERTschen Blende das Himmelslicht \u00fcber die Schultern des Beobachters von seinem R\u00fccken her auf die genannte Blendscheibe fiel, so dafs diese in einer durch die Weite der A\u00fcBERTschen Fensterblende bestimmten Helligkeit weifs belichtet wurde. Es zeigte sich aber, dafs die Umgebung etwas dunkler gehalten werden mufste wie das Feld, damit die binokulare Verschmelzung nicht beeintr\u00e4chtigt wurde, und so ging wieder ein Tei] des Vorteils verloren, der in der Vergleichsm\u00f6glichkeit f\u00fcr die Weifsmischungen lag. Es konnten aber die Weifsmischungen ganz gut ohne Vergleichs weifs eingestellt ^werden.\nDie Mengenverh\u00e4ltnisse waren in erster Linie aus den Spaltweiten der beiden Kollimatoren zu entnehmen. Zugleich war aber zu ber\u00fccksichtigen, dafs die beiden Gas-Triplexbrenner, welche in den meisten Versuchen zur Beleuchtung des Spektralapparates dienten, nicht gleichhell brannten. Das Helligkeitsverh\u00e4ltnis wrnrde durch monokularen Vergleich in der bisher \u00fcblichen Benutzung des HELMHOLTZschen Apparates f\u00fcr verschiedene Spektralregionen bestimmt und die eingestellten Gleichungen danach f\u00fcr gleiche Helligkeit beider Lichtquellen umgerechnet. Es seien zun\u00e4chst einige Beispiele f\u00fcr die Rayleigh-G1 eich un g angef\u00fchrt:\n1) 23. Sept. 1912:\na)\t1\t(671 pp)\t+\t0,057\t(535////)\t=\t589///*\nb)\t1\t(671 pp)\t+\t0,070\t(535 pp)\t=\t589 pp\nc)\t1\t(671 pp)\t+\t0,079\t(535////)\t=\t589 pp\nd)\t1\t(671 pp)\t+\t0,055\t(535 pp)\t=\t589 pp.\nwenige g g von dem eingestellten abweicht. Untersuchungen an Beobachtern, die zun\u00e4chst in spektralen Beobachtungen unge\u00fcbt sind, enth\u00e4lt die Arbeit von L. v. Kries u. E. Schottelius, Beitrag zur Lehre vom Farbenged\u00e4chtms, Zeitschr. f. Physiol d. Sinnesorgane. 42. 192\u2014209. 1908.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nWilhelm Trendelenburg.\n2)\t19. Dezbr. 1912.\na)\t1\t(671 juju)\t+\t0,062\t(535 juju)\t=\t589 juju\nb)\t1\t(671 juju)\t\u2014|\u2014\t0,073\t(535 ////)\t=\t589 ////.\n3)\t3. Febr. 1913.\na)\t1 (671////) -f- 0,043 (535////) = 589////\nb)\t1\t(671 juju)\t+\t0,100\t(535 juju)\t=\t589 ////\nc)\t1\t(671 juju)\t+\t0,063\t(535 ////)\t=\t589 ////\nd)\t1\t(671 juju)\t+\t0,053\t(535 juju)\t=\t589////\n4)\t4. Febr. 1913.\na)\t1 (671 juju) \u20140,058 (535 juju) = 589 ////\nb)\t1\t(671 juju)\t-f-\t0,053\t(535////)\t=\t589////\nc)\t1\t(671 juju)\t+\t0,046\t(535 juju)\t=\t589 juju.\nMit einer etwas anderen Wellenl\u00e4nge des kurzwelligen Lichtes ergab sich folgende Gleichung :\n1 (671 juju) + 0,063 (552 juju) = 589 ////.\nF\u00fcr Weifsmischungen wurden beispielsweise folgende Gleichungen gefunden, bei denen wiederum die verschiedene Helligkeit beider Spektren geb\u00fchrend in Rechnung gezogen wTurde.\n5)\t23. und 26. Septbr. 1912.\na)\t1\t(671////)\t+\t1,9\t(493////)\t=\tWeifs\nb)\t1\t(671 juju)\t\u2014|\u2014\t1,6\t(493////)\t=\tWeifs\nc)\t1\t(671 juju)\t\u2014J\u2014\t2\t(500 ////)\t\u2014\tWeifs\nMan erkennt zun\u00e4chst an den binokularen Rayleigh-Glei-chungen, dafs die Einzeleinstellungen, bei denen die Helligkeit des langwelligen Anteils gleich blieb und die des kurzwelligen stets erneut einzustellen war, einigermafsen \u00fcbereinstimmen. Dasselbe gilt f\u00fcr die binokularen Weifsmischungen; bei diesen wurde so verfahren, dafs die langwellige Komponente nach Wellenl\u00e4nge und Farbenton fixiert war, und die kurzwellige Komponente nach Wellenl\u00e4nge und Helligkeit passend eingestellt wurde. Alle Einstellungen wurden v\u00f6llig unabh\u00e4ngig von der vorhergehenden gemacht.\nHat sich somit ergeben, dafs sich auch binokulare Farbenmischungen mit einer nicht unbefriedigenden Genauigkeit einstellen lassen, so zeigt der genauere Vergleich dieser Gleichungen mit monokularen Farbenmischungen eine sehr \u00fcberraschende Verschiedenheit. Die Mengenverh\u00e4ltnisse n\u00e4mlich, in denen die Kompo-","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche \u00fcber binokulare Mischung von Spektralfarben.\n207\nnenten zur Erreichung eines gleichen Mischungsergebnisses in die Gleichung eingehen, sind monokular und binokular f\u00fcr die untersuchten Gleichungen durchaus nicht die n\u00e4mlichen. Dies ist zun\u00e4chst an den Rayleigh-Gleichungen zu zeigen. Ermittelt man f\u00fcr diese am gleichen Apparat und f\u00fcr die gleiche Lichtquelle die Mengenverh\u00e4ltnisse in der \u00fcblichen monokularen Aufstellung, so erh\u00e4lt man an meinem normal-trichromatischen Auge:\n1 (671 ////) -f- 0,51 (536 ////) = 589 ////.\nAuch in dieser Gleichung ist die verschiedene Helligkeit der Spektren, n\u00e4mlich des ordin\u00e4ren und extraordin\u00e4ren des einen Kollimators, ber\u00fccksichtigt worden.1\nFerner wurde abweichend von der oben wiedergegebenen binokularen Gleichung zwischen 671 //// und 552 //// monokular gefunden :\n1 (671 ////)\t0,544 (552////) = 589////.2\nF\u00fcr die Weifsmischungen k\u00f6nnen fr\u00fchere Bestimmungen, die ich am Freiburger Farbenmischapparat ebenfalls f\u00fcr Gaslicht ausf\u00fchrte, herangezogen werden.3 Es fand sich als Mittelwert mehrerer Versuchsreihen:\n1 (669,4////) + 9,2 (491,2////) = Weifs.\n1\tDiese Zahlen entsprechen den von Donders gefundenen. F. C. Donders, Farbengleichungen. Archiv, f. (An. u.) Physiol. 1884. ol8 552, darin S. 520. Donders arbeitete ebenfalls mit dem prismatischen Gaslichtspektrum und mit einem Apparat, an welchem die Mengenverh\u00e4ltnisse ohne weiteres aus den SpaltwTeiten hervorgingen. F\u00fcr solche Beobachter, die nach bekannten Annahmen als mit starker Makulaf\u00e4rbung behaftet zu bezeichnen sind (zu denen auch ich zu rechnen w\u00e4re), fand er als Grenze die Gleichung\n69 (671 (i(i) + 31\t(535 yy) = 589 yy\noder umgerechnet 1 (671 yy) -f- 0,45 (535 uy) = 589 yy.\nDen anderen Grenzfall stellte die Gleichung dar 77 (671 yy) -f 23 (535 m) = 589 y y oder umgerechnet 1 (671 yy) + 0,3 (536 yy) = 589. Auch dieser Wert f\u00fcr die Gr\u00fcnmenge der monokularen Mischung liegt noch bedeutend \u00fcber dem von mir in der binokularen Mischung festgestellten.\n2\tVergleiche die entsprechenden von v. Kries gefundenen Werte, die\nsich ebenfalls auf das prismatische Gaslichtspektrum beziehen. J. v. Kries, Die Gesichtsempfindungen. Nagels Handb. d. Physiol. 3.\t109\u2014282. Darm\nS. 123.\n3\tR. P. Angier u. W. Trendelenburg, Bestimmungen \u00fcber das Mengenverh\u00e4ltnis komplement\u00e4rer Spektralfarben in Weifsmischungen. Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorgane. 39. 284\u2014293. 1905. Darm S. 289.","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nWilhelm Trendelenburg.\nUm aber ganz sicher zu sein, dafs der betr\u00e4chtliche Unterschied gegen die binokularen Mengenverh\u00e4ltnisse nicht in einer Verschiedenheit der benutzten Apparate begr\u00fcndet sein konnte, bestimmte ich auch mit dem Innsbrucker Apparat das Mengenverh\u00e4ltnis einer monokularen Komplement\u00e4rmischung und fand:\n1 (\u00a711 fifi) -f- 10,1 (498 fjLfi) = Weifs.\nDiese ebenfalls f\u00fcr Gaslicht g\u00fcltige Gleichung stimmt sehr gut mit der fr\u00fcheren \u00fcberein.\nZur Sicherung des Ergebnisses, dafs die binokularen Farbenmischungen von den monokularen in den quantitativen Beziehungen der im \u00fcbrigen in beiden F\u00e4llen \u00fcbereinstimmenden Komponenten abweichen, wurde eine gr\u00f6fsere Zahl von Versuchen ausgef\u00fchrt. Zun\u00e4chst mufste eine etwa vorhandene Verschiedenheit beider Augen ausgeschlossen werden. Das geschah einfach durch T\u00e4uschung der Kollimatoreneinstellung ; das heilst, es wurde bald mit dem linken Kollimator, bald mit dem rechten die langwellige Komponente eingestellt, so dafs diese bald das rechte, bald das linke Auge traf. Dabei trat kein greifbarer Unterschied auf. Durch die gleiche Mafsnahme waren ferner irgendwelche etwa unbeachtet gebliebene Verschiedenheiten beider Apparath\u00e4lften ausgeschlossen. Auch wurde vielfach so verfahren, dafs die beiden Lampen gegeneinander vertauscht wurden um eine Kontrolle zur Berechnung der etwas verschiedenen Helligkeit der beiderseitigen Spektren zu erm\u00f6glichen. Ferner wurde zur Benutzung von Edinson Gl\u00fchlampen \u00fcbergegangen, um von etwa st\u00f6renden Unregelm\u00e4fsigkeiten in der Helligkeit der Gaslampen unabh\u00e4ngig zu sein ; hierbei kam zu statten, dafs die HelligkeitsVerteilung der Spektralstrahlung f\u00fcr das Gas- und das Kohlefadenlicht \u00e4lterer Gl\u00fchk\u00f6rper so gut wie identisch war, wie an den Peripheriewerten f\u00fcr die vorliegende Aufstellung besonders nachgewiesen wurde. Die Ergebnisse aller dieser Versuche sind in den Versuchstabellen schon mit enthalten. So wurden zwischen den Versuchen 5 b und 5 c die Kollimatoreinstellungen getauscht; in der Versuchsreihe 3 wurden nach jeder Einstellung die Kohlefadenlampen gewechselt. Sodann wurde zwischen den Versuchen der Reihe 3 und der Reihe 4 die Einstellungen der beiden Kollimatoren getauscht. Schliefs-lich war noch ein Umstand zu ber\u00fccksichtigen, der bisher nur kurz gestreift wurde. Die beiden Prismen, welche dazu dienen,","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Versuche \u00fcber binokulare Mischung von Spektralfarben.\n209\ndas Licht jedes Kollimators in nur ein Ange zu lenken, waren nicht zu dick gew\u00e4hlt worden, um eine \u00c4nderung der spektralen Helligkeitsverteilung m\u00f6glichst zu vermeiden. Dadurch war aber n\u00f6tig, den beiden Kollimatoren bei der binokularen Aufstellung einen anderen Winkel zum Hauptprisma des HELMHOLTZschen Apparates zu erteilen. Es war nun vielleicht denkbar, dafs damit eine ver\u00e4nderte spektrale Helligkeitsverteilung zustande gekommen w\u00e4re. Diese wurde deshalb mit Hilfe der Peripheriewerte auch f\u00fcr die abge\u00e4nderte Kollimatorstellung, n\u00e4mlich die bei den binokularen Mischungen benutzte, bestimmt. Es zeigte sich, dafs auch in diesem Teil der Versuchsanordnung kein Fehler liegt, da die Peripheriewerte bei beiden Aufstellungen nahezu identisch gefunden wurden.\nEin einfaches Mittel zur Pr\u00fcfung der Ergebnisse lag schliefs-lich darin, die Gleichungen binokular in denjenigen Mengenverh\u00e4ltnissen einzustellen, die in den entsprechenden monokularen Gleichungen g\u00fcltig waren. Dabei war nun sehr deutlich, dafs die Gleichungen binokular nicht anerkannt werden konnten, sondern dafs das Ergebnis der monokularen Mischung binokular bedeutend nach der kurzwelligen Seite hin verschoben war.\nSo glaube ich es als ein gesichertes Ergebnis bezeichnen zu d\u00fcrfen, dafs inden hieruntersuchten spektralen Farbenmischungen die monokular und binokular gebrauchten Mengenverh\u00e4ltnisse dei Komponenten verschiedene sind, in dem Sinne, dafs binokular der notwendige Anteil der kurzwelligen Komponente viel geringer ist. In folgender Tabelle sei das Hauptergebnis an Mittelwerten zusammengestellt.\n\u00dcbersicht \u00fcber die binokularen und monokularen\nFarbenmischungen.\n\tGelbgleichung\tWeifsgleichung\nMonokular Binokular\t1 (671 fi fi)+0,51 (535 fi fi)=589 fifi 1 (671 fi fi)+0,063 (535 fifi) = 589 ufi\t1 (671 fi fi) + 10 (498 fi fi) =Weifs 1 (671 fifi) -+-1,8 (495 fifi) = Weifs\nDie Tabelle l\u00e4fst ferner noch erkennen, dafs in der Weifsgleichung die zu 671 pp auf gefundene kurzwellige Komplement\u00e4rfarbe in der binokularen Gleichung ann\u00e4hernd dieselbe ist, wie in der monokularen. Auch f\u00fcr andere langwellige Komponenten,","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nWilhelm Trendelenburg.\nn\u00e4mlich 655 w und 626///\u00ab suchte ich Weifsmischungen auf. Hierbei stimmte die Wellenl\u00e4nge der kurzwelligen Komponente weniger mit der einer entsprechenden monokularen Gleichung \u00fcberein, wie bei der binokularen Einstellung f\u00fcr 671 ////. Im ganzen erwies sich aber bei mir die Sicherheit bei den binokularen Weifsmischungen doch als zu gering, um einstweilen eine befriedigende L\u00f6sung der Frage zu erm\u00f6glichen, ob die monokular und binokular auf gesuchten Komplement\u00e4rfarben in den Wellenl\u00e4ngen der Komponenten Unterschiede aufweisen. Ich beschr\u00e4nke mich daher auf die Mitteilung der mir gesichert erscheinenden Versuchsergebnisse. Ich hoffe jedoch weitere Untersuchungen durchf\u00fchren zu k\u00f6nnen, wenn ein anderer Apparat zur binokularen Mischung von Spektralfarben fertiggestellt ist, mit dessen Bau wir besch\u00e4ftigt sind, und von dem viele Vorz\u00fcge vor der jetzt benutzten Anordnung erhofft werden. Es soll dabei vor allem systematisch untersucht werden, ob alle oder nur bestimmte Arten von Farbenmischungen monokular und binokular verschieden sind; auch sollen dann die Versuche an anderen Beobachtern erweitert werden.\nAus den bisher erhaltenen Ergebnissen l\u00e4fst sich entnehmen, dafs auch bei Neigung des Sehorganes zu Wettstreit quantitative Feststellungen \u00fcber binokulare Mischungen von Spektralfarben m\u00f6glich sind, wenn man foveale Beachtung eines kleinen Feldes von weniger als fovealer Gr\u00f6fse anwendet. In den Mengenverh\u00e4ltnissen zeigen die untersuchten binokularen Gleichungen den monokularen gegen\u00fcber bestimmte Unterschiede und Eigent\u00fcmlichkeiten, auf deren theoretische Bedeutung vor der weiteren Durchf\u00fchrung der Untersuchungen nicht eingegangen sei. Jedenfalls l\u00e4fst sich die Lehre von der Identit\u00e4t der beiden Netzh\u00e4ute nur in sehr beschr\u00e4nktem Mafse auf die Erscheinungen der Farbenmischung ausdehnen.","page":210}],"identifier":"lit33633","issued":"1914","language":"de","pages":"199-210","startpages":"199","title":"Versuche \u00fcber binokulare Mischung von Spektralfarben","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:52:13.317057+00:00"}

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