The Virtual Laboratory - Resources on Experimental Life Sciences
  • Upload
Log in Sign up

Open Access

Die physiologische Photometrie in ihren drei Varietäten - individuelle, professionelle und differenzielle Photometrie. Gesetz des Lichtbedarfs

beta


JSON Export

{"created":"2022-01-31T14:26:40.881192+00:00","id":"lit33647","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Kaz, Raphael","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 49: 14-17","fulltext":[{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nDie physiologische Photometrie in ihren drei Variet\u00e4ten \u2014 individuelle, professionelle und differenzielle Photometrie. Gesetz des Lichtbedarfs.\nVon\nDr. med. Raphael Kaz, St.-Petersburg.\nBei der Betrachtung der verschiedenen Formeln, die f\u00fcr die Abweichungen des WERER-FECHNEBschen psychophysischen Gesetzes bei Lichtempfindungen vorgeschlagen wurden, wies ich auf die individuellen Schwankungen der Adaptationsf\u00e4higkeit als Ursache der Meinungsverschiedenheiten hin [\u201eDer gegenw\u00e4rtige Zustand der Frage von dem psychophysischen Gesetz in bezug auf den Gesichtssinn\u201c (russisch). Rundschau der Psychiatrie Neurologie und experimentellen Psychologie, 1897, Juli u. August]. Auf dieselben Schwankungen des Lichtbedarfs stiefs ich dann abermals, als ich nach einem Minimum f\u00fcr die Beleuchtung der Arbeitspl\u00e4tze vom augenhygienischen Standpunkte suchte. Da die Schwankungen gar zu grofs sich erwiesen, so gab ich das physikalische Minimum v\u00f6llig auf und ersetzte es durch ein physiologisches \u2014 den Koeffizient des \u201eLichtvorrats \u201c [\u201eVorratskoeffizient der Beleuchtung f\u00fcr anhaltende Arbeit\u201c. Klin. Monatsbl. f\u00fcr Augenheilkunde, 1897, Oktober]. Allein mit dem Individualit\u00e4tsfaktor sich zu beschr\u00e4nken, war bei der physiologischen Photometrie unm\u00f6glich; man mufste da noch mit der f\u00fcr die Arbeit erforderlichen Sehsch\u00e4rfe sowohl als mit der Intensit\u00e4t der kontrastierenden Seitenbeleuchtung rechnen. Indem ich nun den numerischen Wert aller dieser Faktoren an den Tag brachte, bemerkte ich nach und nach, dafs der Lichtbedarf im allt\u00e4glichen Leben auch sein eigenes Gesetz besitzt. Das Gesetz geh\u00f6rt wohl vornehmlich in das Gebiet der Hygiene ; doch scheint mir dasselbe auch f\u00fcr den Physiologen nicht ohne Interesse zu sein.","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"Die physiologische Photometrie in ihren drei Variet\u00e4ten nsiv.\n15\nWenn man die Beleuchtung eines Arbeitsplatzes mit dem gew\u00f6hnlichen Photometer mifst, so handelt es sich da um rein physikalische Photometrie, die blofs die Kerzenzahl bestimmt und mit den Augen des Arbeitenden nichts zu tun hat. Untersucht man aber diese Beleuchtung in bezug auf die Erm\u00fcdung, die sie an den Augen des Arbeitenden erzeugen kann, so ist es als physiologische Photometrie zu bezeichnen.\nWollen wir annehmen, dafs das WEBERsche oder das Wingen-sche Photometer auf dem Arbeitsplatz 10 Meterkerzen \u2014 eine Beleuchtung also, die der CoHNschen Forderung Gen\u00fcge leistet \u2014 gezeigt hat. F\u00fcr den Arbeitenden kann diese Beleuchtung ebensowohl eine gute als eine schlechte sein. Gut wird sie sein, wenn der Lichtbedarf des Arbeitenden nicht zu hoch, seine Arbeit nicht zu fein und das ganze Zimmer nicht zu dunkel ist. Alle diese Bedingungen, die f\u00fcr die Arbeitsf\u00e4higkeit der Augen von grofsem Werte sind, werden bei der physikalischen Photometrie unber\u00fccksichtigt gelassen. Und so kommt es, dafs trotz des g\u00fcnstigen Ergebnisses der physikalischen Photometrie, die Augen des Arbeitenden dennoch erm\u00fcden, \u2014 sei es aus Unzul\u00e4nglichkeit der Beleuchtung f\u00fcr seine Arbeit, oder aus zu hohem Kontraste zwischen dieser Beleuchtung und derjenigen der Zimmerw\u00e4nde.\nDie physiologische Photometrie rechnet sowohl mit dem Lichtbedarf jedes Individuums, indem die Hinl\u00e4nglichkeit des Lichtvorrats1 in jedem einzelnen Falle bestimmt wird (individuelle Photometrie), \u2014 als mit der Feinheit der vorliegenden Arbeit, indem die Lichtvorratspr\u00fcfung an entsprechenden Schriftproben 1 ausgef\u00fchrt wird (professionelle Photometrie), \u2014 als auch mit den erm\u00fcdenden Lichtkontrasten, indem die Abwesenheit derselben mit dem Lichtkontrastpr\u00fcfer1 kontrolliert wird (differenzielle Photometrie). Die physikalische Photometrie ist unumg\u00e4nglich f\u00fcr die numerische Absch\u00e4tzung von Lichtquantit\u00e4ten; die definitive hygienische Bewertung derselben ist aber nur mit der physiologischen Photometrie zu verwirklichen.\n1 Die Beschreibung des \u201eLichtvorratsmessers\u201c und der \u201eSchriftproben\u201c befindet sich in meinen \u201eStudien zur Schulhygiene und Abortivtherapie des Auges\u201c (Dresden-Blasewitz, Verlag von Bleyl & Kaemmerer, 1913), diejenige des \u201eLichtkontrastpr\u00fcfers\u201c \u2014 in meiner Abhandlung \u201eLichtkontrastpr\u00fcfung gegen Erm\u00fcdung der Augen bei k\u00fcnstlicher Beleuchtung\u201c, die demn\u00e4chst in der Woch. f. Ther. u. Hyg. des Auges erscheint.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nRaphael Kaz.\nVergleicht man die Koeffizienten des Lichtvorrats und des Lichtkontrastes ebenso wie die Amplituden der individuellen und professionellen Lichtbedarfsschwankungen untereinander, so f\u00e4llt die grofse \u00c4hnlichkeit aller dieser Zahlen auf, die den numerischen Ausdruck f\u00fcr die verschiedenen Lichtbed\u00fcrfnisse in solcher Einheitlichkeit darstellt, dafs es beinahe als Gesetz klingt \u2014 das Gesetz des Lichtbedarfs.\nDer erste, der diese Einheitlichkeit bemerkt und betont, jedoch in einer anderen Bedeutung ausgelegt hat, war der Amsterdamer Augenarzt Dr. Schoute. In seiner Abhandlung \u201eDe verlichting der scholen\u201c (Geneeskundige Bladen, 1912) f\u00fchrte er die Untersuchungen von van Alphen an (\u201ephotometrische waarnemingen van de verlichting bij fijnen arbeid\u201c, Amsterdamer Inaugural-Dissertation, 1900), der bei verschiedenen Handwerken die Lichtintensit\u00e4ten von 27 bis 464 M.-K. am Arbeitsplatz aufgefunden hat, und zeigte dann, dafs diese Zahlen in auffallender Weise mit meinen Ergebnissen Zusammentreffen, wenn man die Extremgr\u00f6ssen des individuellen Lichtbedarfs (1,4\u201416 M.-K.) mit dem Vorratskoeffizienten 25 multipliziert. In der Wirklichkeit war die Schwankung der van ALPHENschen Zahlen nicht nur durch individuelle, sondern auch durch professionelle Einfl\u00fcsse bedingt; und meine Extremzahlen f\u00fcr den individuellen Lichtbedarf betrafen nicht das die blofs augenblickliche Wahrnehmung der Arbeit gestattende Minimum\tsondern das mit dem Vorratslicht\nschon versehene Beleuchtungsminimum M21 nur handelte es sich in meinen Untersuchungen um die Lesbarkeit der Korpusschrift, nicht um feine Handwerke. Dafs die Zahlen dennoch zusammenfallen, kann, wenn nicht als blofser Zufall angesehen, einerseits dadurch erkl\u00e4rt werden, dafs der h\u00f6here professionelle Lichtbedarf, dank der geh\u00f6rigen Berufsauswahl, durch einen geringeren individuellen Lichtbedarf sich einigermafsen neutralisierte, und andererseits \u2014 durch die wirklich stattfindende Tatsache, dafs die Korpusschrift (\u201eSchriftprobe\u201c Nr. 3) mit dem Lichtvorratsmesser bei derselben Beleuchtung gesehen wird wie die feinste Arbeit (\u201eSchriftprobe\u201c Nr. 1) ohne das Rauchglas, \u2014 dafs also die Feinheit der Arbeit den gleichen Lichtzusatz erfordert wie die Dauer.\nDie individuellen Schwankungen des Lichtbedarfs beliefen sich bei meinen Untersuchungen auf 1:11,4. Doch galt es nur ein einziges Alter \u2014 das \u00e4ltere Schulalter \u2014 und ein Geschlecht","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Die physiologische Photometrie in ihren drei Variet\u00e4ten usw.\n17\n\u2014 das Franengeschlecht. Wie weit diese Grenzen sich ausdehnen, falls man alle Alter und beide Geschlechter in R\u00fccksicht nimmt, kann ich mit Gewifsheit nicht sagen; dafs sie aber keineswegs enger als 1:16 sind, schliefse ich aus mehrmaligen zuf\u00e4lligen Beobachtungen, wTo junge Leute im Alter von 20\u201430 Jahren die Korpusschrift durch das Rauchglas bei einer Beleuchtung von knapp 1 M.-K. entzifferten. Zieht man nun auch das bejahrte Alter mit seiner meistenteils etwas herabgesetzten Adaptationsf\u00e4higkeit ebenso wie die Brillentr\u00e4ger mit ihren lichtabsorbierenden, wenn auch weifsen Gl\u00e4sern in Betracht, so wird man das in Rede stehende Verh\u00e4ltnis kaum geringer als 1: 20\u201425 sch\u00e4tzen k\u00f6nnen.1 Das heifst also, dafs die Schwingungs-amplitudedesindividu eilen Lichtbedarfs derjenigen des professionellen ungef\u00e4hr gleich ist.\nUnd zuletzt \u2014 der Lichtkontrast. Wie ich vor Jahren in\n\u2022 \u2022\nmeiner russischen Abhandlung \u201eUber blendende Lichtkontraste bei k\u00fcnstlicher Beleuchtung\u201c (Wratsch, 1900) gezeigt hatte, betr\u00e4gt die Gr\u00f6fse des eben noch nicht erm\u00fcdenden Lichtkontrasts zwischen den Zimmerw\u00e4nden und dem Arbeitsplatz 1 :15 bei der Arbeitsbeleuchtung von 9 M.-K. und 1 : 28 bei 34 M.-K. Bei den gew\u00f6hnlichen Besch\u00e4ftigungen, die eben solche Beleuchtungsgrade erfordern, macht mithin die Durchschnittsgr\u00f6fse des f\u00fcr das Auge noch indifferenten Lichtkontrastmaximums 1:21,5 aus, d. h. der Koeffizient des ertr\u00e4glichen Lichtkontrasts ist demjenigen des erforderlichen Lichtvorrats wie auch den Schwingungsamplituden der individuellen und professionellen Lichtbed\u00fcrfnisse beinahe gleich.\n1 Dasselbe ergibt sich beim Vergleiche der photometrischen Werte (1,6\u201416 M.-K.), bei denen H. Cohn noch volle Sehsch\u00e4rfe konstatierte (Archiv f.Aug. 31), mit der Durchschnittsgr\u00f6fse der Beleuchtung (33 M.-K.), die Uhthoff n\u00f6tig hatte, um in seinen F\u00e4llen diese Sehsch\u00e4rfe zu erlangen [Dra ef es Archiv f. Ophth. 32). Vergl. auch die Untersuchungen von Schirmer (Gra ef es Archiv, 36, 4), der die G\u00fcltigkeit des WEBERSchen Gesetzes von 1 M.-K. ab nachweisen konnte, mit derjenigen von Aubert (Physiologie der Netzhaut, Breslau, 1865, S. 70), der die Unterschiedsschwelle noch bis an 25 M.-K. abnehmen sah.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 49.\n2","page":17}],"identifier":"lit33647","issued":"1916","language":"de","pages":"14-17","startpages":"14","title":"Die physiologische Photometrie in ihren drei Variet\u00e4ten - individuelle, professionelle und differenzielle Photometrie. Gesetz des Lichtbedarfs","type":"Journal Article","volume":"49"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:26:40.881197+00:00"}

VL Library

Journal Article
Permalink (old)
http://vlp.uni-regensburg.de/library/journals.html?id=lit33647
Licence (for files):
Creative Commons Attribution-NonCommercial
cc-by-nc

Export

  • BibTeX
  • Dublin Core
  • JSON

Language:

© Universitätsbibliothek Regensburg | Imprint | Privacy policy | Contact | Icons by Font Awesome and Icons8 | Powered by Invenio & Zenodo