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{"created":"2022-01-31T15:55:08.937126+00:00","id":"lit33653","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Ziehen, Th.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 50: 79-116","fulltext":[{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"79\n\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen von der Entfernung und von der optischen Einstellung.\nVon\nTh. Ziehen.\nMit 1 Abbildung.\nBei meinen noch nicht abgeschlossenen, erst zum kleineren Teil ver\u00f6ffentlichten experimentellen Untersuchungen \u00fcber die r\u00e4umlichen Eigenschaften einiger Empfindungsgruppen1 erwies es sich notwendig durch umst\u00e4ndliche Zwischenuntersuchungen (Januar 1915 bis M\u00e4rz 1916) den Einflufs festzustellen, welchen der gleichzeitige Zustand der Konvergenz und Akkommodation und die Entfernung des Ber\u00fchrungsreizes bei meinen Versuchspersonen auf die scheinbare Gr\u00f6fse der taktilen Empfindungen hat. Da die Ergebnisse auch unabh\u00e4ngig von dem speziellen Zweck der Untersuchungen manches Interessante bieten, teile ich sie hier kurz mit.\nDie allgemeine Versuchsanordnung war, was die Verwendung der taktilen Reize anlangt, die in den beiden soeben zitierten Abhandlungen ausf\u00fchrlich beschriebene. Ich erinnere hier nur daran, dafs zwei bald gleichlange, bald verschieden lange geradlinige Pappstreifen sukzessiv von dem Versuchsleiter mit einer Kante (\u201eReizkante\u201c) auf den R\u00fccken des linken Vorderarmes der Vp. an bestimmter Stelle unter mannigfachen Kautelen aufgesetzt werden und die Vp. anzugeben hat, ob ihr der zuerst oder der zuzweit gegebene Reiz l\u00e4nger erschienen ist. Be-\n1 Vgl. Fortschr. d. Psychol, und ihrer Anwendungen 1, S. 227\u2014337 u. Ztschr. f. Psychol. 71, S. 177. 1913.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 50.\t\u00ae","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nTh. Ziehen.\nz\u00fcglich aller Einzelheiten der Technik verweise ich auf die fr\u00fcheren sehr ausf\u00fchrlichen Angaben und kritisch-methodolo-gischen Er\u00f6rterungen.\nDie Hauptfragestellungen f\u00fcr die jetzt mitzuteilenden Versuche lauteten:\n1.\tWelchen Einflufs auf die L\u00e4ngensch\u00e4tzung der Reizlinie hat es, wenn bei gleichbleibender Distanz (D) des Reizorts von den Augen die letzteren bei dem ersten Reiz (Sx) auf maximale N\u00e4he, bei dem zweiten Reiz (\u00ae2) auf maximale Ferne eingestellt werden 1 und vice versa ?\n2.\tWelchen Einflufs auf die L\u00e4ngensch\u00e4tzung der Reizlinie hat es, wenn in gr\u00f6fserer oder kleinerer Entfernung als $2 (die beiden Reizlinien also in ungleicher Entfernung) gegeben wird, und zwar :\na)\twenn dabei stets der ber\u00fchrte Arm fixiert wird, also die Fixation mit der Distanz des Reizes wechselt?\nb)\twenn dabei die Augen stets auf maximale N\u00e4he eingestellt werden?\nc)\twenn dabei die Augen stets auf maximale Ferne eingestellt werden?\nUm die Versuche diesen Fragestellungen anzupassen, war eine spezielle Modifikation der allgemeinen Versuchsanordnung erforderlich. Diese wurde in folgender Weise getroffen. Der zur Verwendung gelangte, auf der umstehenden Figur in seinem Hauptteil wiedergegebene Apparat besteht aus einem fast V/2 cm dicken Holzbrett, welches die aus der Figur ersichtliche (Testait hat. Es ruht auf vier quadratischen, 21 cm hohen Pfosten, deren Ort durch die Quadrate A, B, C und D angegeben ist. Ein f\u00fcnfter Pfosten M setzt sich oberhalb des Brettes noch bis zu einer H\u00f6he von fast 35 cm (von der oberen 1 l\u00e2che des Brettes ab gemessen) fort.\nDie beiden tiefen ausgerundeten Einschnitte des Brettes, H und H', sind f\u00fcr die Vorderarme der Vp. bestimmt. Diese sitzt n\u00e4mlich auf der \u201eStirnseite\u201c (s. Fig.) des Apparates bei Vp und kehrt ihr Gesicht dem Apparat zu. Ihre beiden Arme streckt sie vor, so dafs die Ellenbogen auf einer Unterlage U aufzuliegen kommen, die zwischen den Pfosten A, B, C, D, also unterhalb\nDen Einflufs von Konvergenz und Akkommodation zu sondern, bot diese Untersuchung keinen Anlafs.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw.\ndes Brettes eingesehoben ist. Dabei werden die Arme, je nachdem der Ber\u00fchrungsreiz in gr\u00f6fserer oder kleinerer Entfernung von den Augen der Vp. appliziert werden soll, weiter oder weniger weit in die H\u00f6hlungen H und H' vorgeschoben. Zugleich wird der Vorderarm gegen den Oberarm unter etwas spitzem Winkel gebeugt, so dafs er ann\u00e4hernd senkrecht steht und seine Dorsalfl\u00e4che dem Versuchsleiter, der bei VI an der \u201eReizseite\u201c (s. Fig.) des Apparates sitzt, zugekehrt ist. Um dies\n\u00abiW rnsef/e\nTY\nherbeizuf\u00fchren, ist selbstverst\u00e4ndlich eine Supination des Vorderarmes erforderlich. Die Stellung, welche der Querschnitt des linken Vorderarmes (A) so einnimmt, ist auf der Figur schematisch eingezeichnet.\nDie Unterlage U (auf der Fig. nicht gezeichnet, siehe oben) bleibt w\u00e4hrend einer Versuchsreihe unver\u00e4ndert. Will man in einer anderen Versuchsreihe proximalere Stellen des Vorderarmes reizen, so mufs nat\u00fcrlich eine dickere Unterlage gew\u00e4hlt werden, damit der Vorderarm das Niveau des Brettes ausreichend \u00fcberragt.\n6*","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nTh. Ziehen.\nUm einigermafsen genau die Entfernung der Dorsalfl\u00e4che des Vorderarmes von den Augen regulieren zu k\u00f6nnen, sind auf der oberen Fl\u00e4che des Brettes am Rand rechts und links kleine Holzkl\u00f6tze (1\u20145 links, V\u20145' rechts) aufgeklebt und aufserdem bei N und N' je ein Nagel eingeschlagen. Es werden nun je nach der gew\u00fcnschten Entfernung zweckm\u00e4fsige Leisten zwischen die Kl\u00f6tzchen eingelegt bzw. an die N\u00e4gel angelegt1, und darauf wird der Arm gerade bis zur Ber\u00fchrung der Leiste vorgeschoben. Wird z. B. eine Leiste vor den Kl\u00f6tzen 4 und 4' (zwischen 4 und 5 und zwischen 4' und 5') entsprechend der gestrichelten Linie eingelegt, so betr\u00e4gt der Abstand der Dorsalfl\u00e4che des Vorderarmes von der Stirnfl\u00e4che des Pfostens M 21 cm. F\u00fcr eine vor 2 und 2' eingelegte Leiste w\u00fcrde sich derselbe Abstand auf 16 cm belaufen usf. Zieht die Vp. dann den Arm zur\u00fcck, so dafs er eben eine hinter den N\u00e4geln N und N' eingelegte Leiste oder einen zwischen diesen N\u00e4geln gespannten Faden mit der Volarfl\u00e4che ber\u00fchrt, so betr\u00e4gt der Abstand der letzteren von der Stirnfl\u00e4che des Pfostens M nur 6 cm (s. Fig.) oder, wenn die Dicke des Armes z. B. f\u00fcr eine bestimmte Versuchsperson im Niveau der Reizapplikation 5 cm betr\u00e4gt, der Abstand der Dorsalfl\u00e4che von der Stirnfl\u00e4che des Pfostens 6 \u2014{\u2014 5 = 11 cm. Um die St\u00f6rung durch den Ber\u00fchrungsreiz der Leiste auszuschalten, war die Vp. angewiesen, nachdem der Arm bis zur Ber\u00fchrung mit der Leiste gekommen war, ihn spurweise zur\u00fcckzuziehen, so dafs der Kontakt gerade eben wieder aufgehoben wurde.\nUm dem Kopf stets dieselbe Stellung zu geben, wurde die Stirn durch eine geeignete Bandvorrichtung \u2014 nach Art der f\u00fcr Kehlkopfspiegel gebr\u00e4uchlichen \u2014 stets in derselben H\u00f6he an dem Pfosten M fixiert. Diese Vorrichtung war so angebracht, dafs die Mittelpunkte der Augen etwa 23 cm oberhalb des Brettes lagen. Der Stuhl, auf dem die Vp. safs, wurde nach Bedarf erh\u00f6ht, um die Stirn stets in dieselbe H\u00f6he zu bringen. Auf eine EinbeifsVorrichtung wurde bei diesen Versuchen verzichtet, da eine Genauigkeit auf Millimeter ohnehin nicht in Betracht kam und eine solche Vorrichtung bei der langen Dauer der Versuche die Vp. sehr bel\u00e4stigt h\u00e4tte. Zwischen der Stirn und der Stirnfl\u00e4che des Pfostens M war ein Polster eingeschaltet. Durch die Einschaltung desselben vergr\u00f6fserten sich die oben angegebenen\n1 F\u00fcr andere Versuchszwecke verwende ich gespannte F\u00e4den.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"ZJber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6\u00dfe taktiler Empfindungen usw. 83\nAbst\u00e4nde, wenn man sie auf die Stirn umrechnet, um ca. 4 cm. Der Abstand der gereizten Dorsalfl\u00e4che von der Yertikalebene der Stirn betrug also f\u00fcr die Leiste 4,4' 21 + 4 = 25 cm, f\u00fcr die Leiste 2,2' 16 -f- 4 = 20 cm, f\u00fcr die Leiste NN' 11 \u2014f- 4 = 15 cm.1\nDie von Pfeilspitzen eingeschlossenen Linien der Figur geben die f\u00fcr die ganze Yersuchsanordnung wichtigen MafsVerh\u00e4ltnisse wieder.\nZu ausgedehnteren Versuchsreihen standen nur zwei Versuchspersonen zur Verf\u00fcgung. Zu denselben geh\u00f6re auch ich selbst. An zwei weiteren Vpn. konnten \u2022 Versuchsreihen in beschr\u00e4nkterer Zahl angestellt werden. Einzelversuche, zum Teil auch ohne Apparat, wurden an einer gr\u00f6fseren Zahl von Personen vorgenommen. \u00dcber Selbstbeobachtungen wurde genau Protokoll gef\u00fchrt. Die \u00f6rtlichen und zeitlichen Verh\u00e4ltnisse der Reizung waren dieselben wie in den fr\u00fcheren Versuchen, etwaige Abweichungen werden im folgenden stets ausdr\u00fccklich angegeben. Auch die Berechnungsmethode blieb unver\u00e4ndert.\nErste Yersuchskonfiguration: Versuche hei gleichbleibender Distanz des Armes und wechselnder Einstellung\n(vgl. oben S. 80).\nDie gleichbleibende Distanz D der gereizten Hautfl\u00e4che von der Vertikalebene der Stirn betrug in den Versuchsreihen, die ich im folgenden bespreche, ca. 20 cm (von der Stirn selbst 28 cm, s. unten, Anm. 1). Die Vp. hatte die Augen offen. Ein in geeigneter Weise an dem Pfosten M angebrachter Pappvorhang P verdeckte ihr den linken (gereizten) Vorderarm v\u00f6llig. Der rechte Arm wurde in derselben Lage wie der linke gleichfalls in den Apparat, also in die H\u00f6hlung H vorgeschoben, um eine symmetrische K\u00f6rperhaltung herbeizuf\u00fchren. Bald wurde bei dem ersten Reiz (SSJ Nahfixation und bei dem zweiten (SS2) Fernfixation von der Vp. verlangt, bald umgekehrt. Die Nahfixation bestand darin, dafs die Vp. den unmittelbar vor ihr befindlichen, nur durch das Polster von ihrer Stirn getrennten Pfosten M in seinem oberen von dem Vorhang P nicht verdeckten Teil fixierte,\n1 F\u00fcr den Abstand der Mitte der gereizten Fl\u00e4che von der Stirn selbst (unmittelbar oberhalb der Nasenwurzel) ergeben sich die Distanzen 32 bzw. 28 bzw. 25 cm, wobei die H\u00f6he der Stirn (Nasenwurzel) \u00fcber dem Brett zu ca. 20 cm gerechnet ist.","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nTh. Ziehen.\ndie Fernfixation darin, dafs die Vp. \u00fcber den Vorhang P hinweg durch ein Fenster auf ein entferntes Haus sah (in anderen Versuchen auf eine weit entfernte Zimmerwand). Der Versuchsleiter gab der Vp. vor jedem Aufsetzen der Reizkante Anweisung, ob Nahoder Fernfixation erfolgen solle. \u00dcbrigens erfolgte, da stets nur zwei Reize verglichen wurden und die Fixation bei der Applikation des zweiten stets die entgegengesetzte wie bei der Applikation des ersten war, die zweite Einstellung (also der Fixationswechsel) in der Regel schon spontan seitens der Vp., sobald die erste Reizkante weggenommen worden war.\nWie schon auf S. 79 bemerkt wurde, wurden nun die Versuche nicht in der Weise ausgef\u00fchrt, dafs als \u00bb, und als \u00bb2 stets zwei gleich lange Reizkanten aufgesetzt wurden, sondern es wurde in einem Versuch, d. h. bei der sukzessiven Darbietung zweier Reize \u00bb, und \u00bb2, bald \u00bb, l\u00e4nger als \u00bb2, bald \u00bb2 l\u00e4nger als \u00bb,, bald \u00bb2 gleichlang wie \u00bb, dargeboten. Ich halte nach meinen Erfahrungen gerade diese Versuchsanordnung f\u00fcr wesentlich, um zu zuverl\u00e4ssigen Resultaten zu gelangen. L\u00e4fst man stets nur zwei gleiche Reizstrecken vergleichen, so ist es erstens kaum m\u00f6glich die bei solchen Versuchen unentbehrliche Unwissentlichkeit des Verfahrens auf die Dauer aufrecht zu erhalten, und zweitens besteht die Gefahr, dafs die Vp. sich sehr bald schematisch daran gew\u00f6hnt mit einer bestimmten Einstellung ein bestimmtes L\u00e4ngenurteil zu verbinden und die jedesmalige Auffassung der Reizstrecke selbst nicht gewissenhaft genug erledigt. Durch Selbstbeobachtung bei Kontrollversuchen kann man sich leicht von der Richtigkeit dieser S\u00e4tze \u00fcberzeugen.\nBezeichnet man 1 den l\u00e4ngeren Reiz mit V, den k\u00fcrzeren mit v, so kamen also folgende Reizpaare zur Verwendung: Vv (d. h. der l\u00e4ngere Reiz als \u00bb,, der k\u00fcrzere als \u00bb2), vV, VV und vv. Da nun ferner bald der erste bald der zweite Reiz mit Fern- bzw. Nalifixation dargeboten wurde, so verdoppelte sich die Zahl der verschiedenen Reizpaare. Dr\u00fcckt man die Fixation durch einen beigesetzten Index, f f\u00fcr Fernfixation, n f\u00fcr Nahfixation aus, so lauten die Reizpaare: VfVn, VnVf, VfVn, vnVf, Vf Vn, VnVf, VfVn, vn Vf. Die Reihenfolge (der \u201eRooster\u201c), in\n1 Ich verwende die lateinischen Buchstaben V und v immer dann, wenn es sich um eine quantitative Charakterisierung des Reizes bez\u00fcglich seiner Extensit\u00e4t oder Intensit\u00e4t handelt.","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. 85\nder diese 8 Paare dargeboten wurden, wurde durch das Loos bestimmt. Dieser Rooster wurde in einer Versuchsreihe meistens 6 mal, selten nur 4- oder 5 mal durchgef\u00fchrt, so dafs jede Versuchsreihe aus 48, selten 32 oder 40 Einzelversuchen bestand.\nDie zeitlichen Verh\u00e4ltnisse der Versuchsanordnung mufsten etwas anders als bei den fr\u00fcheren Versuchen (diese Zeitschr. 71, S. 179) gew\u00e4hlt werden, um der Vp. Zeit zu lassen, die verlangte Fixation durchzuf\u00fchren. Die Pause zwischen SSj und 332 betrug n\u00e4mlich durchschnittlich ca. 2 Sekunden. War die Anweisung f\u00fcr die Fixation bei 3^ gegeben, so wurde noch etwa 1 Sekunde gewartet, bevor das Aufsetzen erfolgte. Auf absolute Genauigkeit in der Einhaltung dieser Zeit wurde aus den fr\u00fcher angegebenen Gr\u00fcnden (1. c. S. 181) kein Wert gelegt.\nDie Vp. hatte stets anzugeben, welcher Reiz \u2014 ob der erste oder der zweite \u2014 ihr l\u00e4nger erschien (vgl. \u00fcber die Begr\u00fcndung dieses Verfahrens 1. c. S. 188). Durch ein Ausrufungszeichen oder durch ein oder auch zwei Fragezeichen hatte die Vp. eventuell hervorzuheben, wenn ihr Urteil besonders sicher bzw. unsicher oder sehr unsicher war (vgl. 1. c. S. 185). Bei der Berechnung wurden die mit einem und die mit zwei Fragezeichen versehenen Urteile schliefslich in einer Rubrik vereinigt, da das Gesamtergebnis durch eine Trennung in zwei Rubriken nachweislich nicht nennenswert beeinflufst wird. \u2014 Die Urteile \u201egleich\u201c und \u201eunentschieden\u201c (1. c. S. 189) hatte die Vp. nicht auseinanderzuhalten, sondern, wenn sie nicht zu einer L\u00e4ngersch\u00e4tzung von oder 3S2 gelangte, stets das Urteil \u201egleich\u201c abzugeben. Sie werden im folgenden als \u201eneutrale\u201c Urteile zusammengefafst. Es geschah dies, um die Aufgabe der Vp., die ohnehin durch den Fixationswechsel erschwert ist, etwas zu vereinfachen. \u2014 Der absolute Eindruck mufste stets, wenn ein solcher auftrat, f\u00fcr und SS2 ausdr\u00fccklich angegeben werden (lang, lang!, lang?, kurz, kurz! kurz?).1 Zur richtigen Beurteilung der Ergebnisse ist dies unerl\u00e4fslich. Auf die ausdr\u00fcckliche Hervorhebung extremer Kurz- und Lang-Eindr\u00fccke (1. c. S. 283), wie sie wiederum nicht selten vorkamen, wurde verzichtet.\n1 Bei den liier verwerteten Berechnungen wurden Fragezeichen und Ausrufungszeichen, welche der Angabe \u00fcber den absoluten Eindruck beigef\u00fcgt und protokolliert worden waren, nicht speziell ber\u00fccksichtigt.","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nTh. Ziehen.\nIn den weiterhin verwerteten Versuchen betrug die gr\u00f6fsere Reizstrecke (V) stets 6, die kleinere (v) stets \u00f61^ cm.\nErgebnisse. 1. Vp. M. F\u00fcr diese bereits bei vielen solchen\nVersuchen beteiligte und daher sehr ge\u00fcbte Vp. stehen mir _____\nausschliefslich mancher Kontrollreihen mit anderen Distanzen usf.\n23 Versuchsreihen, die genau den eben gemachten Angaben entsprechen, zur Verf\u00fcgung. Diese 23 Reihen umfassen 1047 Versuche (= Einzelvergleiche).\nL\u00e4nger Sch\u00e4tzung bei Fern fixation erfolgte in 296 Versuchen (= 28\u00b0/0 aller Versuche); als fraglich wurde diese L\u00e4ngersch\u00e4tzung in 95 F\u00e4llen bezeichnet, es bleiben sonach 201 sichere L\u00e4ngersch\u00e4tzungen (= 19 % aller Versuche). Es bedeutet dies also, dafs in 201 unter 1047 F\u00e4llen mit Sicherheit f\u00fcr l\u00e4nger als \u00aen gehalten wurde, wobei die F\u00e4lle, in denen \u00aef an erster, und diejenigen, in denen 9Sf an zweiter Stelle dargeboten wurde, und die F\u00e4lle, in denen der l\u00e4ngere Reiz, und diejenigen, in denen 25f der k\u00fcrzere Reiz war, sowie diejenigen, in denen 2Sf und Sn gleich lang waren, alle zusammengerechnet sind. Begreiflicherweise erfolgten ceteris paribus erheblich mehr L\u00e4ngersch\u00e4tzungen von Sf, wenn Sf ohnedies l\u00e4nger war als Sn (also bei den Reizpaaren Vfvn und vnVf). Auch scheinen die L\u00e4ngersch\u00e4tzungen etwas h\u00e4ufiger zu sein, wenn Sf an zweiter Stelle dargeboten wird, ein Verhalten, das bei Vp. M. verst\u00e4ndlich ist,\nda ihr Zeitfehler auch f\u00fcr extensive Reize negativ ist (vgl. Fortschr. d. Psychol. 1, S. 307).1\nK \u00fc r z e r Sch\u00e4tzung bei Fern fixation erfolgte in 341 Versuchen (= 33\u00b0/0); als fraglich wurde diese K\u00fcrzersch\u00e4tzung in 97 F\u00e4llen bezeichnet, es bleiben also 244 sichere K\u00fcrzersch\u00e4tzungen (= 23\u00b0/0)-2\n1\tDie genaueren Zahlen f\u00fcr die H\u00e4ufigkeit der L\u00e4ngersch\u00e4tzungen bei Fernfixation sind f\u00fcr die einzelnen Reizpaare nach der Gr\u00f6fse geordnnet folgende: vnVf 65 (46), Vfvn 57 (43), VnVf 38 (29), Vf Vn 34 (23), vnvf 31 (13), \\f vn 29 (20), VfVn 26 (18), Vnvf 16 (9). Die in Klammern gesetzten Zahlen gelten, wenn man die unsicheren L\u00e4ngersch\u00e4tzungen nicht mit einrechnet. Auf die bemerkenswerten Beziehungen des Einflusses des Zeitfehlers soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden.\n2\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare (wie oben Anm. 1) ; Vnvf 69 (59), vfVn 55 (38), VnVf 42(30), vnvf 40(31), VfV 39 (24), vnvf 38 (26), y Vf 31 (23), Vfvn 27 (13).","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. 87\nAuf \u201egleich\u201c (inkl. \u201eunentschieden\u201c) lautete das Urteil in 410 Versuchen (= 39%).\nDer absolute Eindruck des \u201eLangen\u201c (im Sinn meiner fr\u00fcheren Arbeit), also der V-Eindruck wurde angegeben 1 :\nbei F ernfixation f\u00fcr ^ 100 mal, f\u00fcr $2 90 mal, bei Nah fixation f\u00fcr SSX 104 mal, f\u00fcr SS2 97 mal.\nDer absolute Eindruck des \u201eKurzen\u201c (v-Eindruck) wurde angegeben :\nbei F ernfixation f\u00fcr S5X 208 mal, f\u00fcr SS2 192 mal, bei Nahfixation f\u00fcr 3^ 181mal, f\u00fcr $2 210mal.2\nEine nennenswerte Verschiebung aller dieser Zahlenverh\u00e4ltnisse im Verlauf der Reihen durch \u00dcbung u. dgl. war nicht sicher nachzuweisen.\n2. Vp. Z (ich selbst). Die Versuchsanordnung war ganz dieselbe, nur wurde f\u00fcr die Hauptreihen der Vp. ausdr\u00fccklich die Anweisung erteilt, sich den linken (gereizten) Arm optisch vorzustellen, soweit dies unbeschadet der Nah- und Fernfixation m\u00f6glich sei. Es ergab sich, dafs dieser Anweisung nur unvollkommen entsprochen wurde. Auch zeigten Kontrollversuche (auch bei Vp. M.), dafs bei der Versuchskonfiguration I diese Instruktion auf das Versuchsergebnis keinen merklichen Einfiufs hat. Bemerkenswert ist \u00fcbrigens, dafs der Arm, soweit es gelang ihn vorzustellen, stets ungef\u00e4hr in seiner wirklichen Lage und nicht etwa merklich nach dem Fixationspunkt hin ver-schoben vorgestellt wurde.\nZur Verf\u00fcgung stehen im ganzen 10 Versuchsreihen mit 478 Einzelversuchen.\nL \u00e4 n g e r Sch\u00e4tzung bei Fernfixation erfolgte in 186 Versuchen (39 \u00b0/0) ; diese L\u00e4ngersch\u00e4tzung wurde in 55 F\u00e4llen als\n1\tWie sich, diese absoluten Eindr\u00fccke auf den Reiz V und den Reiz v verteilen, bietet manches Interesse, soll aber hier \u00fcbergangen werden.\n2\tMit meinen fr\u00fcheren Versuchsergebnissen \u00fcber den absoluten Eindruck stimmen diese Zahlen gut \u00fcberein. Auch damals ergab sich bei derselben Vp. ein auff\u00e4lliges \u00dcberwiegen der v-Eindr\u00fccke \u00fcber die V-Ein-dr\u00fccke (vgl. Fortschr. d. Psychol. 1, S. 226 u. 240). Dagegen ist die Gesamth\u00e4ufigkeit der abs. Eindr. jetzt gr\u00f6fser (1. c. S. 218 u. 233).","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nTh. Ziehen\nunsicher angegeben, es bleiben also 131 sichere L\u00e4ngersch\u00e4tzungen\n(= WXV\nK\u00fcrz er Sch\u00e4tzung bei Fernfixation kam vor in 170 Versuchen (= 36 %) ; darunter waren 43 fragliche F\u00e4lle, es bleiben also 127 sichere K\u00fcrzersch\u00e4tzungen (=27%).\nAuf \u201egleich\u201c (inkl. \u201eunentschieden\u201c) lautete das Urteil in 122 Versuchen (=26%).1 2\nSchon bei der ersten Reihe war mir als Versuchsperson aufgefallen, dafs bei der gew\u00e4hlten Anordnung die ungleiche scheinbare Gr\u00f6fse des Gesichtsfelds in den f- und den n-Versuchen \u00e4ufserst st\u00f6rend wirkt. Bei den Versuchen mit Fernfixation erscheint das Gesichtsfeld aufserordentlich weit, bei den Versuchen mit Nahfixation eingeengt.3 Man hat unter der Einwirkung dieser Gesichtsfeldver\u00e4nderung geradezu den Eindruck, den sicheren, konkreten Mafsstab f\u00fcr die Gr\u00f6fsensch\u00e4tzung der taktilen Reizstrecken zu verlieren. Ich liefs deshalb schon nach der ersten Versuchsreihe bei mir allenthalben andere, bei der obigen Berechnung nicht verwertete Versuchsreihen einschieben, bei welchen die Augen w\u00e4hrend der Versuche dauernd geschlossen blieben.4 5 Es zeigte sich n\u00e4mlich, dafs auch bei Augenschlufs die Nah- und Fernfixation nach einiger \u00dcbung von mir sehr wohl ausgef\u00fchrt werden konnte (Kontrolle durch pl\u00f6tzliches Augen\u00f6ffnen). Nach dieser abge\u00e4nderten Versuchsanordnung wurden bei mir 480 Versuche, verteilt auf 10 Reihen, vorgenommen.\nEs ergaben sich L\u00e4nger Sch\u00e4tzungen bei Fernfixation 155 = 32 %> davon sicher 101 = 21% 5 und K\u00fcrz er Sch\u00e4tzungen bei\n1\tDie genaueren Zahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare (vgl. S. 86 Anm. 1) lauten: vn Vf 47 (38), vnvf 26 (14), Vfvn22(18), VfVn 22(14), vfvn 22 (17), VnVf 22 (15), Vnvf 16 (10), Vf Vn 9 (5).\n2\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare : vfVn 43 (33), Vnvf 25 (20), Vn Vf 25 (14), Vfvn 19 (14), vfvn 18 (12), vn vf 17 (16), Vf Vn 16 (13), vn Vf 7 (5). \u2019\nIn der Literatur scheint mir dies Verhalten noch nicht ausreichend untersucht zu sein.\n4\tF\u00fcr die Vp. M. fehlen mir solche Versuchsreihen leider.\n5\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare: vnVf 37 (29), Vfvn 26 (16), VnVf 21 (11), yfvn 20 (14), VfVn 15 (11), vnvf 15 (10), Vnvf 15 (8), vfVn 6 (2). EsV gibt sich hieraus in \u00dcbereinstimmung mit den fr\u00fcheren Versuchen (Fortschr. d. Ps., Bd. 1, S. 392) f\u00fcr Z ein negativer Zeitfehler: f\u00fcr als SS2 88 (58) L\u00e4ngersch\u00e4tzungen, f\u00fcr als 3$! 67 (43) L\u00e4ngersch\u00e4tzungen.","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. 89\nFernfixation 184 = 88\u00b0/0, davon sicher 134 = 28 \u00b0/0 1 und Gleichsch\u00e4tzungen 141 \u2014 29 \u00b0/0.\nDer absolute Eindruck des \u201eLangen\u201c (V = Eindruck, vgl. S. 87) wurde bei der Versuchsanordnung mit offenen Augen angegeben:\nbei Fernfixation f\u00fcr \u00ae1 97mal, f\u00fcr SS2 lllmal, bei Nab fixation f\u00fcr 73 mal, f\u00fcr S2 110 mal.\nDer absolute Eindruck des \u201eKurzen\u201c (v=Eindruck) wurde bei derselben Versuchsanordnung angegeben:\nbei Fernfixation f\u00fcr 3$x 88mal, f\u00fcr SS2 94mal, bei Nah fixation f\u00fcr ^ 104 mal, f\u00fcr SS2 87 mal.\nBei der Versuchsanordnung mit geschlossenen Augen wurde der absolute Eindruck des Langen angegeben: bei Fernfixation f\u00fcr 9?! 77mal, f\u00fcr 9$2 87mal, bei Nah fixation f\u00fcr 87 mal, f\u00fcr SS2 92 mal,\nund der absolute Eindruck des Kurzen:\nbei Fernfixation f\u00fcr 3^ 109mal, f\u00fcr SS2 115mal, bei Nah fixation f\u00fcr 95x lllmal, f\u00fcr SS2 97 mal.\nAuf Grund der Ergebnisse bei den beiden Vpn. M. und Z. h\u00e4tte man vielleicht den Schlufs ziehen k\u00f6nnen, dafs durch die Fernfixation bei M. in leichtem Grade die K\u00fcrzersch\u00e4tzung beg\u00fcnstigt werde, indes ist die Differenz doch zu klein, um verwertet werden zu k\u00f6nnen. Aufserdem haben Beobachtungen an weiteren Vpn. gelehrt, dafs dies Verhalten sicher nicht f\u00fcr alle Individuen gilt (wenigstens nicht bei der Versuchsanordnung mit offenen Augen). So \u00fcberwogen z. B. bei einer 16 j\u00e4hrigen Vp. (Vu), f\u00fcr die mir allerdiegs nur 3 Versuchsreihen zur Verf\u00fcgung stehen, sogar umgekehrt die L\u00e4ngersch\u00e4tzungen bei Fernfixation gegen\u00fcber den K\u00fcrzersch\u00e4tzungen bei Fernfixation im Verh\u00e4ltnis von 35 : 22. Viel Gewicht kann ich auf alle diese Versuche nicht legen, weil sie bei offenen Augen angestellt worden sind und daher unter dem eben besprochenen st\u00f6renden Einflufs der Gesichtsfeldver\u00e4nderung gestanden haben. Versuche mit geschlossenen Augen bei anderen Vpn. in gr\u00f6fserer Zahl anzustellen, konnte ich\n1 Zahlen f\u00fcr die einzelnen Keizpaare: vfVn 40 (32), Vnvf 30 (26), VfVn 27 (15), vnvf 25 (18), Vn Vf 21 (20), vfvn 18 (11), Vfvn 17 (9), vnYf 6 (3). Der Zeitfehler scheint hiernach nur f\u00fcr die sicheren K\u00fcrzersch\u00e4tzungen negativ zu sein (82 :102).","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nTh. Ziehen.\nmich bislang nicht entschliefsen, da es bei den anderen mir zurzeit zur Verf\u00fcgung stehenden Vpn. nur sehr unsicher gelingt zu kontrollieren, ob die Nah- und Fernfixation trotz des Augenschlusses wirklich ausreichend ausgef\u00fchrt worden ist.\nZweite Tersuchskonfiguration: Versuche hei wechselnder\nDistanz des Armes (vgl. S. 80).\na) Versuche bei Fixation des jeweils ber\u00fchrten\nArmes.\nAuch bei dieser Versuchskonfiguration wurden, soweit wenigstens die hier verwerteten Versuche in Frage kommen, die Reizstrecken 5 V2 und 6 cm verwendet. In jedem Versuch war die Distanz des Armes von der Stirn bei 3^ und $2 verschieden, und zwar wurde entweder bei der Darbietung der ersten Reizstrecke (Si) der Arm bis zur Leiste 4,4' (vgl. S. 82) vorgeschoben und dann f\u00fcr die Darbietung der zweiten bis zur Leiste NN' zur\u00fcckgezogen oder umgekehrt. Auch bei dieser Versuchskonfiguration war also die Anordnung so getroffen, dafs das Fernmoment bald auf bald auf 3S2 fiel. Nach den Angaben S. 83 betrug die \u201eFerndistanz\u201c (Leiste 4,4') 25 cm bzw. \u2014 auf den Abstand von der Stirn selbst berechnet, vgl. S. 83, Anm. 1 \u2014 32 cm, die \u201eNahdistanz\u201c (Leiste NN') 15 cm bzw. 25 cm. Die Differenz der beiden Distanzen betrug also 10 bzw. 7 cm. Die Anweisung an die Vp. bez\u00fcglich der Einstellung des Arms geschah durch die kurzen Worte \u201evor\u201c (Leiste 4,4') und \u201ezur\u00fcck\u201c (Leiste NN').\nMit den Augen hatte die Vp. stets den Vorderarm (im Bereich der Reizstelle) in der Lage zu fixieren, in der jeweils die Ber\u00fchrung bevorstand. Die Fixation wechselte also entsprechend der Lage des Arms. Die Augen waren dabei geschlossen. Alle Vpn. gaben an, dafs sie diesen Fixationsweehsel auch bei Augen-schlufs leicht ausf\u00fchren k\u00f6nnten.1\nErgebnisse. 1. Vp. M. Die Zahl der Versuchsreihen, welche in der eben angegebenen Weise angestellt wurden, betr\u00e4gt 22 mit 1008 Einzelversuchen. L \u00e4 n g e r Sch\u00e4tzung der entfernteren (und zugleich in dieser gr\u00f6fseren Entfernung optisch eingestellten)\nIm Gegensatz zn der Parallelstellung der Augenachsen, welche den meisten Vpn. schwer f\u00e4llt. Vgl. S. 88 u. 89.","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. 91\nReizstrecke, die wieder kurz als bezeichnet werden soll, erfolgte in insgesamt 250 Versuchen (= 25 \u00b0/0 aller Versuche); als fraglich wurde diese L\u00e4ngersch\u00e4tzung in 78 F\u00e4llen angegeben, so dafs 172 sichere L\u00e4ngersch\u00e4tzungen (=17 \u00b0/0) \u00fcbrig bleiben. K \u00fc r z e r Sch\u00e4tzung von SSf (d. h. L\u00e4ngersch\u00e4tzung von 3Sn) erfolgte in insgesamt 388 F\u00e4llen (= 38%); als fraglich wurde dieselbe in 117 F\u00e4llen angegeben, es bleiben also 271 sichere K\u00fcrzersch\u00e4tzungen (= 27 %). Auf \u201egleich\u201c oder \u201eunentschieden\u201c lautete das Urteil in 370 F\u00e4llen (= 37 %).1\nDer absolute Eindruck des Langen (V = Eindruck, vgl. S. 87) wurde angegeben:\nbei\tdem\tferneren\tReiz f\u00fcr SSj\t93mal, f\u00fcr 932\t100mal,\nbei\tdem\tn\u00e4heren\tReiz f\u00fcr 3^\t102mal, f\u00fcr 33.2\t108mal.\nDer absolute Eindruck des Kurzen (v= Eindruck) wurde angegeben :\nbei\tdem\tferneren\tReiz f\u00fcr\t214mal, f\u00fcr\t180mal,\nbei\tdem\tn\u00e4heren\tReiz f\u00fcr 3SX\t196 mal, f\u00fcr $2\t177 mal.\nGegen\u00fcber diesen Ergebnissen, welche auf eine nicht unerhebliche Tendenz zur K\u00fcrzer Sch\u00e4tzung bei Fern darbietung (38 bzw. 27 % gegen 25 bzw. 17 %) hinwiesen, kam mir das Bedenken, ob nicht trotz der S. 82 angef\u00fchrten Vorsichtsmafsregel die ungleiche Ber\u00fchrung der Leiste (bei Sf auf der Dorsalfl\u00e4che, bei \u00fc\u00dfn auf der Volarfl\u00e4che) die Sch\u00e4tzung beeinflufst haben k\u00f6nnte.2 Ich setzte daher die Versuche bei sonst unver\u00e4nderter Anordnung (also namentlich unter Beibehaltung des Augen-\n1\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare (wie S. 9, Anm. 1) bei den L\u00e4ngersch\u00e4tzungen: vnVf 51 (41), Vfvn 40 (23), VnVf 38 (29), vnvf 34 (21), vfvn26(17), Vnvf 26(16), vfVn 18(13), VfVn 17 (12), bei den K\u00fcrzersch\u00e4tznngen: vfVn 67 (47), VfVn 66 (41), Vn vf 60 (50), vfvn 52 (32), Vf vn 39 (29), VnVf 39 (28), yn vf 37 (26), vn Vf 28 (18). Die letzte Reihe scheint daf\u00fcr zu sprechen, dafs hier bei der Yp. M der negative Zeitfehler sogar etwas wirksamer war als die L\u00e4ngendifferenz der Reize (*/2 cm).\n2\tDas Anstofsen an die Leiste k\u00f6nnte einen solchen Einflufs in doppelter Weise ans\u00fcben, erstens indem es eine zweite Ber\u00fchrung setzt, die allerhand Interferenzerscheinungen bedingen kann, und zweitens, indem es auf das Urteil \u00fcber die Armverschiebung ein wirkt, das f\u00fcr die Sch\u00e4tzung von sicher von Bedeutung ist. Vgl. \u00fcber den ersteren Einflufs z. B. W. Lewv, diese Ztschr. 1895, Bd. 8, S. 285, \u00fcber letzteren Storking, Arch. f. d. ges. Psychol. 1912, Bd. 25, S. 180.","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nTh. Ziehen.\nSchlusses) bei M. in der Weise fort, dafs die beiden Leisten (4,4' und NN') ganz weggelassen wurden und die Vp. das Vorschieben und Zur\u00fcckziehen des Armes lediglich auf Grund des sog. Muskelgef\u00fchls und event. Innervationsged\u00e4chtnisses ausf\u00fchrte (= Versuchsanordnung a'). Infolge der ausgiebigen vorausgegangenen \u00dcbung gelang dies durchaus zufriedenstellend. \u00dcberhaupt konnte es sich bei der gesamten Versuchsanordnung mit ihren Fehlerquellen in der Messung nicht um eine genaue quantitative Feststellung der Ergebnisse, sondern nur um die allgemeine Richtung derselben handle. \u00dcberdies mufste die grofse Zahl der Versuche auch diesen Fehler einigermafsen (bis auf konstante Fehler, s. u.) ausgleichen.\nDie Resultate bei dieser abge\u00e4nderten Versuchsanordnung, f\u00fcr welche bei der Vp. M. 20 Versuchsreihen mit 958 Einzelversuchen zur Verf\u00fcgung stehen, waren folgende:\nL\u00e4nge r Sch\u00e4tzungen der entfernteren Reizstrecke erfolgten in 314 Versuchen (= 33 \u00b0/0), wovon sicher 214 (= 22 ^o)1,\nK \u00fc r z e r Sch\u00e4tzungen der entfernteren Strecke in 356 Versuchen (= 37%), wovon sicher 249 (\u2014 26 %)2,\nUnentschiedene bzw. Gleichheitsurteile in 288 Versuchen (= 30%).\nIn der Richtung der Differenz \u2014\u00dcberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen von Sf \u2014 stimmen also diese Versuche mit den anderen \u00fcberein. Es erkl\u00e4rt sich auch leicht, dafs die Differenz: jetzt kleiner ausfiel. Der Versuchsleiter konnte sich n\u00e4mlich durch den Augenschein \u00fcberzeugen, dafs die Vp. viel \u00f6fter die Bewegungsexkursion nach der Fernstellung hin und zu der Nahestellung zur\u00fcck zu klein als zu grofs ausf\u00fchrte (offenbar in der \u00fcberwiegenden Besorgnis, die Grenzen zu \u00fcberschreiten); daher kam im ganzen ein kleinerer Unterschied der Distanzen zur Wirkung und demgem\u00e4fs der Einflufs auf die Sch\u00e4tzung nur schw\u00e4cher zur Geltung.\n2 Zahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare : vn Vf 62 (50), vn vf 48 (28), Vn Vf 44 (31), Vf vn 43 (29), Vf Vn 37 (24), vf vn 34 (22), Vn vf 27 (14), Vf Vn 19 (16).\n2 Zahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare: vfVn 69 (57), V\u00fcvf. 49 (40), vfvn 49 (24), Vf Vn 47 (35), Vn Vf 46 (33), vn Vf 42 (26), Vf vn 38 (25), vn Vf 16 (9). Man\nbeachte hier wie bei den anderen Zahlenangaben, wie die Ergebnisse auch dann zutreffen, wenn man nur die F\u00e4lle, in denen die dargebotenen Reizstrecken gleich lang waren, in Betracht zieht.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. 93\nAuch das Verhalten der absoluten Eindr\u00fccke war bei der abge\u00e4nderten Versuchsanordnung im wesentlichen dasselbe. Der V = Eindruck wurde bei dem ferneren Reiz f\u00fcr ^ 70 mal, f\u00fcr $2 64 mal, bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr 3?x 74 mal, f\u00fcr $2 72 mal, der v=Ein druck bei dem ferneren Reiz f\u00fcr 3^ 127mal,f\u00fcr$2112mal, bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr ^ 124 mal, f\u00fcr SS2 117 mal angegeben.\nEine weitere Modifikation der Versuchsanordnung bezweckte die Distanzdifferenzen zwischen Fern- und Nahstellung zu ver-gr\u00f6fsern. Zu diesem Zweck wurden nicht nur alle Leisten, sondern auch die Kopfbinde weggelassen und die Vp. angewiesen mit der Vorschiebung des Armes in die Fernstellung ein m\u00f6glichst weites Zur\u00fccklehnen des Kopfes zu verbinden und ihn nur bei dem Einnehmen der Nahestellung des Armes an den Pfosten M (s. Figur) anzupressen (= Anordnung a\"). Die Vp. M. lernte diese Manipulation sehr rasch und empfand sie nicht als besonders unbequem. Das Ergebnis war (12 Versuchsreihen, 568 Versuche):\nL\u00e4ng er Sch\u00e4tzung der entfernteren Strecke in 194 Versuchen (= 34\u00b0/0), wovon sicher 134 (= 24 ^o)1^\nK\u00fcr z er Sch\u00e4tzung der entfernteren Strecke in 261 Versuchen (= 46 \u00b0/0, wovon sicher 180 (= 32 \u00b0/0)2,\nUnentschiedene bzw. Gleichheitsurteile in 113 Versuchen (= 20 \u00b0/0).\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei demferneren Reiz f\u00fcr 3?! 31, f\u00fcr \u00ae2 43,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr SSi 48, f\u00fcr 3$2 40,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr 3$x 48, f\u00fcr 352 54,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr 3?x 54, f\u00fcr 3S2 43.\nDas \u00dcberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen von 3$f ist sonach erheblicher als bei der ersten Modifikation der Versuchsanordnung, dagegen etwa ebenso grofs wie bei der urspr\u00fcnglichen Versuchsanordnung (vgl. S. 91). \u00dcber das Ausbleiben des erwarteten\n1\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare: vn Vf 43 (32), vnvf 34 (22), VnVf 28 (19), Vfvn 26 (20), Vnvf 24 (13), vfvn 18 (10), Vf Vn 16 (13), vfVn 5 (5).\n2\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare: vfVn 60 (47), Vf Vn 42 (26), vfvn 39 (26), Vnvf 29 (21), Vn Vf 26 (20), Vfvn 26 (17), vnv\u00a3 25 (19), vn Vf 14 (4).","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nTh. Ziehen.\n\u2022 \u2022\nst\u00e4rkeren Hervortretens dieses Uberwiegens geben vielleicht die Selbstbeobachtungen bei der folgenden Vp. einigen Aufschlufs (vgl. S. 96).\nSchliefslich schien es mir noch erw\u00fcnscht festzustellen, wie sich die Ergebnisse bei der Vp. M. \u00e4ndern, wenn die Aufmerksamkeit nicht, wie bei den seitherigen Versuchsreihen, nur ganz allgemein auf die L\u00e4ngensch\u00e4tzung der Reizstrecke gerichtet wurde, sondern ausdr\u00fccklich die Anweisung gegeben wurde, den Arm m\u00f6glichst lebhaft optisch vorzustellen. Im \u00fcbrigen blieb die Anordnung dieselbe wie die zuletzt beschriebene (also Kopfzur\u00fccklegen bei SSf). Anfangs begn\u00fcgte ich mich mit der Anweisung, den Arm optisch vorzustellen, sp\u00e4ter liefs ich die Vp., um die optische Vorstellung zu erleichtern und zu verst\u00e4rken, vor jeder Reizapplikation den Arm in der bez. Stellung einen Augenblick mit offenen Augen ansehen. Nur f\u00fcr die letztere Versuchsanordnung (Anordnung a'\") stehen mir zahlreichere Versuche (10 Reihen mit 478 Versuchen) zur Verf\u00fcgung. Sie ergaben :\nL\u00e4ngersch\u00e4tzungen der entfernteren Strecke in 164 Versuchen (= 84 %), wovon sicher 116 (=24\u00b0/0)1, K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der entfernteren Strecke in 213 Versuchen (= 45%), wovon sicher 169 (= 35%)2, Unentschiedene bzw. Gleichheitsurteile in 101 Versuchen (= 21 %).\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr 35, 52, f\u00fcr 3S2 37,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr 42, f\u00fcr 2$2 59,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr 2$! 30, f\u00fcr $2 28,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr 2?! 29, f\u00fcr 252 25.\n\u2022 \u2022\nDas Uberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der entfernteren Strecke ist hiernach ungef\u00e4hr dasselbe geblieben, h\u00f6chstens hat\nWahlen f\u00fcr die einzelnen Beizpaare; vn Vf 38 (26), vnvf 31 (21), Vfv 23 (17), VnVf 22 (15), Vnvf 17 (13), vfvn 16 (10), VfVn 13 (10), vfVn 4 (4).\n2 Zahlen f\u00fcr die einzelnen Beizpaare: vfYn 46 (43), Yn vf 33 (28), VfY 32 (24), vfvn 27 (19), Vn Yf 24 (20), Yfvn 18 (9), vnvf 17 (13), vn Vf 16 (13).\nn\nn","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw.\ndie Instruktion bez\u00fcglich der optischen Vorstellung die Zahl der sicheren K\u00fcrzersch\u00e4tzungen von noch relativ vermehrt.\n2. Vp. Z. Die Versuchsanordnung war zun\u00e4chst ganz dieselbe wie urspr\u00fcnglich bei der Vp. M. (vgl. S. 90). Die Reizstrecken betrugen also 5 % und 6 cm, und die Leisten 4,4' und NN' kamen zur Verwendung. Die Ergebnisse waren hier folgende (4 Reihen mit 192 Versuchen):\nL\u00e4nger Sch\u00e4tzungen der ferneren Strecke in 44 Versuchen ( = 23%), wovon sicher 19 (= 10\u00b0/0),\nK \u00fc r z e r Sch\u00e4tzungen der ferneren Strecke in 104 Versuchen (= 54\u00b0/0), wovon sicher 75 (= 39\u00b0/0), neutrale Urteile in 44 Versuchen (= 28\u00b0/0);\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr 9?! 5, f\u00fcr $2 21,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr\t25, f\u00fcr S\u00df2 22,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr 9SX 47, f\u00fcr SS2 36,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr\t19, f\u00fcr SS2 31.\n\u2022 \u2022\nBei dem sehr starken und konstanten Uberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen wurde auf eine weitere Fortsetzung der Versuche verzichtet.\nAndere Versuche wurden nach der Anordnung a' (vgl. S. 92), also unter Weglassung der Leisten angestellt. Hierbei ergaben sich bei 6 Versuchsreihen mit 287 Einzelversuchen:\nL\u00e4ngerSch\u00e4tzungen der ferneren Strecke in 104 Versuchen (= 36 \u00b0/o), wovon sicher 73 (= 25 %)*,\nK \u00fc r z e r Sch\u00e4tzungen der ferneren Strecke in 117 Versuchen (= 41\u00b0/0),1 2 wovon sicher 94 (= 33 \u00b0/0), neutrale Urteile 66 = 23%.\n1\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare: vn Vf 23 (15), Vfvn 16 (11), Vn Vf\n15\t(8), Vnvf 13 (8), VfVn 11 (10), vnvf 10 (9), vfvn 10 (7), vfVn 6 (5).\n2\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare : vf Vn 25 (21), vnvf 18 (17), Vnvf\n16\t(14), Vfvn 15 (10), vfvn 13 (12), VfVn 13 (8), Vn Vf 12 (7), vnVf 5 (5). Einzelne Anomalien der Reihenfolge erkl\u00e4ren sich wohl aus der unzureichenden Gesamtzahl der Versuche.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 50.\n7","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nTh. Ziehen.\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr 33x 39, f\u00fcr 332 50,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr 3?! 40, f\u00fcr 5S2 55,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr Sj 70, f\u00fcr 3S2 68,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr 3?! 59, f\u00fcr 5S2 57.\n_ \u2022 \u2022\nDas \u00fcberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen ist also auch f\u00fcr Z., wie f\u00fcr M, bei der Anordnung a' nicht so ausgesprochen. \u00dcber die vermutlichen Ursachen siehe S. 92.\nAuch die Anordnung a\" \u2014 weites Zur\u00fccklegen des Kopfes bei der Darbietung von 8$f (vgl. S. 93) \u2014 wurde bei Vp. Z. versucht. Unerwarteterweise ergaben sich dabei zufolge der Selbstbeobachtung grofse Schwierigkeiten. Da n\u00e4mlich die Fixationsrichtung bei nach hinten zur\u00fcckgelegtem Kopf, d. h. bei der Darbietung von 33f, eine ganz andere ist als bei an den Pfosten angedr\u00fccktem Kopf, d. h bei der Darbietung von 3?n, so hatte ich bei der Nahdarbietung im Vergleich zur Ferndarbietung immer den Eindruck einer perspektivischen Verk\u00fcrzung und konnte mich bei der L\u00e4ngensch\u00e4tzung von diesem Eindruck nicht freimachen. Gab ich mich dem Eindruck hin, so \u00fcberwogen die K\u00fcr z er Sch\u00e4tzungen der n\u00e4heren Strecke um 16 (8)\u00b0/0\\ ein Verhalten, welches mit allen anderen Versuchen bei mir im Widerspruch steht. Der allgemeinen Unsicherheit entsprach auch das Ansteigen der Zahl der neutralen F\u00e4lle auf 30 V Schliefslich hatte ich bei der Nahdarbietung fast immer zwei Bilder des Armes und der Strecke vor Augen, das perspektivisch gesehene und das aus der perspektivischen Lage reduzierte, so dafs eine L\u00e4ngensch\u00e4tzung \u00fcberhaupt nicht mehr ausgef\u00fchrt werden konnte und die Versuchsreihe abgebrochen werden mufste. Andere Vpn. scheinen diese Schwierigkeit nicht in demselben Mafs gehabt bzw. empfunden zu haben. Immerhin mag der etwas auff\u00e4llige Befund, welchen dieselbe Versuchsanordnung a,r bei der Vp. M. ergab (vgl. S. 93), vielleicht auf einen leichten Einflufs derselben Schwierigkeit zur\u00fcckzuf\u00fchren sein.\n1 L\u00e4ng er Sch\u00e4tzungen von 33f 83 (= 43 %), wovon s i c h e r 51 (=27%),. K \u00fc r z e r Sch\u00e4tzungen von $8^ 51 (= 27%), wovon sicher 36 (= 19%).","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"Uber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw.\nDie Versuchsanordnung a\"' (vgl. S. 94) wurde bei der Vp. Z. in 10 Reihen mit 476 Einzelversucben angewendet. Die Vp. hatte hierbei also ausdr\u00fccklich die Anweisung erhalten, den Arm m\u00f6glichst lebhaft optisch vorzustellen und kurz vor der Reizung einen Augenblick anzusehen. Die Leisten waren weggelassen, der Kopf wurde bei nicht zur\u00fcckgelegt. Ergebnisse :\nL\u00e4ng er Sch\u00e4tzungen der ferneren Strecke in 118 Versuchen (= 25 \u00b0/0) \\ wovon sicher 66 (= 14\u00b0/0),\nK\u00fcrz er Sch\u00e4tzungen der ferneren Strecke in 252 Versuchen (= 53 \u00b0/0)1 2, wovon sicher 204 (=43%), neutrale Urteile 106 (= 22%);\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr Si 39, f\u00fcr SS2 57,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr SSj 89, f\u00fcr 97.\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr SSi 134, f\u00fcr 332 135,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr 3\u00a7! 87, f\u00fcr 332 91.\nJedenfalls ist also mit der \u201eoptischen\u201c Instruktion das \u00dcberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen von 3Sf trotz Weglassung der Leisten wieder sehr erheblich geworden. Erw\u00e4hnenswert ist auch, dafs bei den K\u00fcrzersch\u00e4tzungen 14 mal, bei den L\u00e4ngersch\u00e4tzungen nur einmal ein Ausrufungszeichen protokolliert wurde (bei der Anordnung a' gleichfalls 8 gegen 1).\nBei der 17 j\u00e4hrigen Vp. Ri. kamen auf 160 Versuche teils nach der urspr\u00fcnglichen Anordnung a teils nach der Anordnung a' (S. 92) zusammen 43 L\u00e4ngerSch\u00e4tzungen der entfernteren Strecke (=27%) und 94 K\u00fcr z er Sch\u00e4tzungen der entfernteren Strecke (\u2014 59%). Wie sehr oft bei jugendlichen Individuen, war nicht nur die Zahl der neutralen Urteile (14%)\u00bb sondern auch diejenige der unsicheren L\u00e4nger Sch\u00e4tzungen (nur 4) und der unsicheren K\u00fcrzersch\u00e4tzungen (nur 12) klein. Bei der Anordnung a' war die Exkursionsweite bei der Verschiebung bis\n1\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare: vn Vf 29 (20), Vfvn 23 (13), vfvn 16 (8), VfVn 16 (5), ynyf 14 (7) VnV\u00a3 8 (4), Vnvf 6 (5), yfVn 6 (4).\n2\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare: VfVn 45 (39). Vnvf 44 (39), Vn Vf 37 (31), VfVn 35 (30), yn vf 25 (19), Vfyn 24 (19), yfyn 24 (16), ynVf 18 (11).\n7*","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nTh. Ziehen.\nzur Leiste 4,4' und Zur\u00fcckziehung des Armes bis zur Leiste NN' \u00e4hnlich wie bei der Vp. M. (vgl. S. 92) meistens zu klein. So erkl\u00e4rt sich, dafs auf 96 Versuche nach der Anordnung a sogar nur 15 L\u00e4ngersch\u00e4tzungen der ferneren Strecke kamen (gegen\u00fcber 68 K\u00fcrzersch\u00e4tzungen!).\nBei der Vp. Vu. (vgl. S. 89) ergab sich wiederum das entgegengesetzte Verhalten. Unter 224 Versuchen nach den Anordnungen a und a' fanden sich 112 L\u00e4ngersch\u00e4tzungen 1 2 (= 50\u00b0/0) und 95 K\u00fcrzersch\u00e4tzungen2 (=42 \u00b0/0) der ferneren Strecke. Bemerkenswerterweise glich sich aber diese Differenz fast vollst\u00e4ndig aus, als bei weiteren Versuchen die Instruktion im Sinne der Anordnung a'\" (vgl. S. 94) gegeben wurde, den Arm m\u00f6glichst lebhaft optisch vorzustellen (\u201edenk' dir, dafs du den Arm vor dir siehst\u201c).\nVorl\u00e4ufig kann das Ergebnis dahin zusammengefafst werden, dafs in der Kegel bei der Versuchskonfiguration II a (Fixation des jeweils ber\u00fchrten Armes) K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der ferneren Strecke \u00fcberwiegen. Ich habe mich bis jetzt vergeblich bem\u00fcht, noch weitere Vpn. (aufser Vp. Vu.) mit entgegengesetztem Verhalten zu finden.\nb) Versuche bei wechselnder Distanz des Armes und maximaler Naheeinstellung der Augen.\nDie Versuchsanordnung blieb hier in bezug auf Reizstrecken, Distanzen usw. ganz dieselbe wie bei a (vgl. S. 90), nur unterblieb der Wechsel der Fixation, vielmehr wurden die Augen sowohl bei der Nahdarbietung wie bei der Ferndarbietung stets auf maximale N\u00e4he eingestellt. Als Fixationspunkt diente der Pfosten M selbst und zwar die Stelle unmittelbar unterhalb des Stirnpolsters (vgl. S. 82 u. 83). Die Augen blieben aus den auf S. 90 angegebenen Gr\u00fcnden offen. Durch den Vorhang P (S. 83) war der gereizte Vorderarm f\u00fcr die Vp. vollkommen unsichtbar.\nErgebnisse. 1. Vp. M. Wie bei der Versuchskonfiguration a wurden die Versuchsreihen, \u00fcber die an erster Stelle berichtet werden soll, mit Leisten und bei unver\u00e4nderter Kopfhaltung ausgef\u00fchrt (Anordnung b). Zur Abk\u00fcrzung setze ich im folgenden stets die Zahlen, welche sich bei\n1\tDarunter 102 sichere.\n2\tDarunter 82 sichere.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Tiber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. 99\nAbrechnung der unsicheren L\u00e4nger- bzw. K\u00fcrzersch\u00e4tzungen ergaben, in Klammern.\nGesamtzahl der Versuche 496 (in 11 Reihen).\nL\u00e4nger Sch\u00e4tzungen 1 der ferneren Strecke 123 = 25 \u00b0/0 (79\n= 16 7\u00ab),\nK\u00fcrzer Sch\u00e4tzungen 2 der ferneren Strecke 188 = 38 % (128\n= 26 %),\nneutrale Urteile 185 = 37 \u00b0/0.\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr 47, f\u00fcr $2 48,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr 3$! 45, f\u00fcr SS2 49,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr\t95, f\u00fcr 3?2 105.\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr\t92, f\u00fcr SS2 92.\nWie bei der Versuchskonfiguration a' (S. 92) wurden bei anderen Versuchsreihen die Leisten weggelassen3 (Anordnung b')-Hierbei ergab sich:\nGesamtzahl der Versuche 479 (in 11 Reihen).\nL\u00e4ng er Sch\u00e4tzungen4 der ferneren Strecke 156=33\u00b0/0 (110=23%), K\u00fcr z er Sch\u00e4tzungen5 6 \u201e\t\u201e\t\u201e\t183=38% (141=29%),\nneutrale Urteile 140 = 29%.\n1\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare (wie S. 86, Anm. 1): vnVf 27 (21), Vfvn 24 (11), VfVn 17 (11), VnVf 13 (12), vfvn 13 (8), vnvf H (4), Vnvf 10 (6),\nvfVn 8 (\u00df)-\n2\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare: vfVn 36 (27), Vnvf 32 (25), VnVf 24 (19), vnvf 24 (14), Vfvn 21 (14), VfVn 19 (10), vfvn 18 (9), vnVf 14 (10). Die Anomalie der Reihenfolge bei VfVn (hinter VfVn) erkl\u00e4rt sich wohl aus der relativ kleinen Zahl der Versuche.\n3\tBei einer Reihe war versehentlich nur eine Leiste weggelassen worden. Das Ergebnis wird dadurch nicht beeinflufst.\n4\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare: vnVf 36 (29), Vfvn 31 (21), vnvf\n21 (13), VnV( 18 (13), VfVn 15 (9), Vnv( 13 (12), V;fvn 11 (8), vfVn 11 (5).\n6 Zahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare: VfVn 38 (30), vfvn 29 (20), VnVf 28 (22), VnV( 24 (19), VfVn 21 (19), vnvf 17 (15), Vfvn 16 (9), vnVf 10 (7).","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nTh. Ziehen.\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr 3?! 31, f\u00fcr 3?2 28,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr SS, 33, f\u00fcr SS2 30,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr SS, 60, f\u00fcr SS2 75,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr SSj 77, f\u00fcr 3S2 57.\nJedenfalls besteht nach diesen Ergebnissen bei der Vp. M. auch bei der Versuchskonfiguration b und b* ein \u00dcberwiegen der K \u00fc r z e r Sch\u00e4tzungen der ferneren Strecke. Wenn dasselbe bei der Anordnung b' nicht so deutlich hervortritt (nur 5 bzw. 6% Differenz), so d\u00fcrfte sich dies auch hier aus dem S. 92 er\u00f6rterten Umstand erkl\u00e4ren.\nAuch Versuchsreihen nach Analogie der Versuchsanordnung a\" (vgl. S. 93), also mit Zur\u00fccklehnen des Kopfes bei der Ferndarbietung wurden bei der Vp. M. angestellt1 (= Anordnung b ). In Anbetracht der S. 96 besprochenen Fehlerquelle messe ich diesen Versuchen weniger Gewicht bei und will nur bemerken, dafs bei M. unter 287 Versuchen 81 = 28 % (54 = 19%) L\u00e4ngersch\u00e4tzungen und 144 = 50% (111 = 39%) K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der ferneren Strecke vorkamen, hier also das \u00dcberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen sogar besonders ausgesprochen war.\nVersuche nach Analogie der Anordnung a'\u201c (S. 94) wurden nicht angestellt.\n2. Vp. Z. Bei der Anordnung b ergaben sich auf 4 Reihen mit 192 Versuchen:\nL\u00e4ngerSch\u00e4tzungen der ferneren Strecke 38=20% (21=11%), K \u00fc r z e r Sch\u00e4tzungen \u201e\t\u201e\t\u201e\t104=54% (68=35%)\u2019\nneutrale Urteile 50 = 26%.\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr SS, 13, f\u00fcr SS2 20,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr SS, 22, f\u00fcr SS2 22,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr SS, 48, f\u00fcr SS2 47,\nDie Fixation des Pfostens ist hier also bei der Ferndarbietung keine maximale Naheeinstellung.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. 101\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr Si 30, f\u00fcr \u00bb2 25.\nBei der Anordnung b' (s. S. 99) fanden sich in 6 Reihen mit 287 Versuchen:\nL\u00e4ng er Sch\u00e4tzungen der f erneren Strecke 91=82 \u00b0/0 (55=19\u00b0/0), K \u00fc r z e r Sch\u00e4tzungen \u201e\t\u201e\t\u201e 126=44\u00b0/0 (80=28%),\nneutrale Urteile 70 = 24%.\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr Si 44, f\u00fcr \u00bb2 50,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr SS, 47, f\u00fcr \u00bb2 58,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr SS, 55, f\u00fcr \u00bb2 66,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr S, 54, f\u00fcr \u00ae2 48.\nAuch nach der Anordnung b\" (vgl. S. 100), also mit Zur\u00fccklehnen des Kopfes wurden bei Z. 2 Versuchsreihen (mit 96 Versuchen) angestellt. Die S. 96 erw\u00e4hnten Schwierigkeiten machten sich wiederum geltend, wenn auch \u2014 wohl weil nicht der Arm selbst fixiert wurde \u2014 bei weitem nicht in demselben Mafs wie bei der Anordnung a\". Es kamen vor: 27=28% (15=16%) L\u00e4ngersch\u00e4tzungen und 42=44 % (35=36%) K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der ferneren Strecke.\nNach Analogie der Anordnung a'\" (S. 94) wurden zahlreichere Versuchsreihen bei Z. ausgef\u00fchrt (= Anordnung b'\"). Die Vp. hatte also ausdr\u00fccklich die Anweisung, sich den gereizten Arm m\u00f6glichst lebhaft optisch vorzustellen und ihn unmittelbar vor der Reizung einen Augenblick anzusehen; die Leisten wurden weggelassen. 10 Reihen mit 477 Versuchen ergaben:\nL\u00e4nger Sch\u00e4tzungen der ferneren Strecke1 2 138=29% (89=19%), K\u00fcrz er Sch\u00e4tzungen \u201e\t\u201e\t\u00bb\t2 234=49%(175=37%),\nneutrale Urteile 105 = 22%.\n1\tDie Zahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare gebe ich zur Abk\u00fcrzung unter Zusammenfassung der Anordnungen b, b', b\" und b'\" an: vnVf 83 (55, darunter 4 mit Ausrufungszeichen), Vfvn 51 (35), VnYf 38 (25), vnvf 29 (19), vfyn 29 (19), YfVn 29 (13), Ynvf 27 (12), vfYn 8 (2).\n2\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare (wieder f\u00fcr alle b-Versuche zu-\nsammengefafst) : vfYn 103 (79> darunter 13 mit Ausrufungszeichen), Vnvf 79 (68), vnvf 71 (54), VfVn 66 (40), vfvn 57 (29), VnVf 52 (41), Vfvn 47 (26), vnVf 31 (21).","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nTh. Ziehen.\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr Sj 68, f\u00fcr 5\u00df2 87,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr 3^ 128, f\u00fcr $\u00df2 101,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr 3?! 113, f\u00fcr 332 105,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr 63, f\u00fcr 35,2 85.\nDie Versuchskonfiguration b ergibt also sowohl bei M wie bei Z in allen Variet\u00e4ten der Anordnung ein erhebliches \u00dcberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der ferneren Strecke.\nDasselbe Verhalten zeigt auch die Vp. Ri., bei der nur 64 Versuche nach der Anordnung b' angestellt wurden. Es ergaben sich 20 L\u00e4ngersch\u00e4tzungen (= 31 %) und 35 K\u00fcrzersch\u00e4tzungen (- 55 %) der ferneren Strecke. Die Vp. Vu. ergab auch hier (nur Anordnung b'; 128 Versuche) ein entgegengesetztes Resultat, d. h. ein erhebliches \u00dcberwiegen der L\u00e4ngersch\u00e4tzungen der ferneren Strecke mit 74 = 58 % gegen 45 = 35 % K\u00fcrzersch\u00e4tzungen. Auff\u00e4llig ist das aufserordentliche Schwanken der Ergebnisse von Reihe zu Reihe, w\u00e4hrend bei den \u00fcbrigen Vpn. die mittlere Reihen variation relativ klein ist.\nc) Versuche bei wechselnder Distanz des Armes und maximaler Ferneinstellung der Augen.\nDie Versuchsanordnung war dieselbe wie bei b, nur waren\ndie Augen w\u00e4hrend der Darbietung beider Reize (3Jf und 3$n)\nauf maximale Entfernung eingestellt. Zur Fernfixation mufste\ndie Vp. m der S. 84 beschriebenen Weise durch das Fenster sehen.\nErgebnisse. 1. Vp. M. Urspr\u00fcngliche Anordnung (c): mit Leisten und bei unver\u00e4nderter Kopfhaltung (vgl. S. 98). Gesamtzahl der Versuche 496 (in 11 Reihen).\nL\u00e4nger Sch\u00e4tzungen\u2018der ferneren Strecke 110=22\u00b0/o( 66=13\u00b0/ ) K\u00fcrz er Sch\u00e4tzungen2 \u201e\t\u201e\t\u201e 174=35% (120=24\u00b0/V\nneutrale Urteile 212 = 43%.\t\u00b0 '\n1 Zahlen f\u00fcr die einzelnen Keizpaare (wie S. 86, Anm. 1): vnVf24(17),","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Uber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. 103\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr SSj 53, f\u00fcr \u00bb2 43,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr \u00bb2 40, f\u00fcr \u00bb2 64,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr \u00bb! 10Q, f\u00fcr \u00bb2 92,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr ^ 97, f\u00fcr \u00bb3 91.\nModifizierte Anordnung c': Weglassung der Leisten (vgl. S. 92 und 99). Dabei ergab sich :\nGesamtzahl der Versuche 479 (in 11 Reihen).\nL\u00e4nger Sch\u00e4tzungen* 2 3 der ferneren Strecke 141=29% (3 01=21%), K\u00fcr z er Sch\u00e4tzungen4 \u201e\t\u201e\t\u201e 192=40% (141 = 29%),\nneutrale Urteile 146=30%.\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr \u00bb! 23, f\u00fcr \u00bb2 36,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr \u00bb! 35, f\u00fcr \u00bb2 23,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr \u00bb! 79, f\u00fcr \u00bb2 66,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr \u00bb! 69, f\u00fcr \u00bb2 69.\nModifizierte Anordnung c\": Weglassung der Leisten und Kopfzur\u00fccklehnen bei Ferndarbietung (vgl. S. 93 und 100). 288 Versuche in 6 Reihen : 88=31 % (61=21%) L\u00e4ngersch\u00e4tzungen und 127=44% (97=34 %) K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der ferneren Strecke.\nBei allen Anordnungen ergab sich also ein erhebliches Uberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der ferneren Strecke. Versuche\nVfvn 17 (10), vnvf 16 (7), VnVf 15 (12), yfvn13 (5), VfVn 10 (8), Vnvf 10 (5), vfVn 5 (2).\n2\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare: Vnvf 32 (29), yfVn 32 (23), VnVf 24(17), VfVn22(10), vnVf21(14), vfvn 17 (10), Vfvn 15 (7), vnvf 11 (10). In dieser Reihenfolge fallen manche Anomalien auf, die sich vorl\u00e4ufig einer sicheren Erkl\u00e4rung entziehen.\n3\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare: vnVf32 (26), VnVf25(19), Vfvn 19 (17), VfVn 16 (13), Vnvf 14 (8), vnvf 13 (4), v(vn 12 (8), vfVn 10 (6).\n* Zahlen f\u00fcr die einzelnen Eeizpaare: vfVn 37 (28), Vnv{ 34 (29), VfYn 32 (21), VnV;21 (17), vfvn 21 (13), Vfvn 21 (12), vnvf 15 (11), vnVf 11 (10).","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nTh. Ziehen.\nnach Analogie der Anordnung a'\" (ygl. S. 94) wurden bei der Vp. M. nicht angestellt.\n2. Vp. Z. Bei der Anordnung c ergaben sich auf 4 Reiben mit 192 Versuchen:\nL\u00e4ngerSch\u00e4tzungen der ferneren Strecke 46=24% (25=13%), K\u00fcrzersch\u00e4tzungen \u201e\t\u201e\t\u201e\t105=55% (72=38%),\u2019\nneutrale Urteile 41 (=21%).\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr 2S, 11, f\u00fcr S$2 14,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr SS, 19, f\u00fcr SS2 26,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr SS, 41, f\u00fcr 38,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr SS, 24, f\u00fcr SS2 14.\nBei der modifizierten Anordnung c' (Weglassung der Leisten, vgl. S. 92) ergaben sich auf 6 Reihen mit 285 Versuchen :\nL \u00e4 n g e r Sch\u00e4tzungen der ferneren Strecke 97=34% (70=25%), K \u00fc r z e r Sch\u00e4tzungen \u201e\t\u201e\t\u201e\t113=40% (72=25%),\nneutrale Urteile 75=26%.\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr SS, 50, f\u00fcr SS2 52,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr SS, 41, f\u00fcr SS2 50,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr SS, 60, f\u00fcr SS2 62,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr SS, 60, f\u00fcr SS2 52.\nDas bei der Anordnung c sehr ausgesprochene \u00dcberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen des ferneren Reizes tritt also bei der Anordnung c' fast ganz zur\u00fcck. Vielleicht ist an diesem Ergebnis die S. 92 erw\u00e4hnte Tendenz zu einer Einschr\u00e4nkung der Exkursionen beteiligt.\nNach der Anordnung c\" (Kopfzur\u00fccklehnen bei Ferndarbietung, vgl. S. 93) wurden nur zwei Reihen mit 95 Versuchen angestellt. Es traten auf: 38=40% (24=25%) L\u00e4ngersch\u00e4tzungen und 34=36% (23=24%) K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der ferneren Strecke. Die wiederholt hervorgehobenen Mifslichkeiten dieser Versuchs-","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. 105\nanordnung waren hier besonders f\u00fchlbar. Bei jedem Zur\u00fccklehnen des Kopfes hatte ich \u2014 trotz Festhaltung des fernen Fixationspunkts \u2014 den Eindruck (!) einer verwirrenden, die L\u00e4ngersch\u00e4tzung schwer beeintr\u00e4chtigenden \u201eErweiterung\u201c des Gesichtsfeldes.\nNach Analogie der Anordnung a'\" und b'\" (vgl. S. 94 u. 101), also mit der Anweisung, den Arm m\u00f6glichst lebhaft optisch vorzustellen und ihn vor der Reizung kurz anzusehen, wurden 10 Versuchsreihen mit 477 Versuchen angestellt (s\u00e4mtlich ohne Leisten). Es ergaben sich bei dieser Anordnung c'\":\nL\u00e4ng er Sch\u00e4tzungen der ferneren Strecke1 2142=80% (98=21\u00b0/0), K \u00fc r z e r Sch\u00e4tzungen \u201e\t\u201e\t\u201e\t2 213=45\u00b0/0 (159=88\u00b0/0),\nneutrale Urteile 122=26\u00b0/0.\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr 87, f\u00fcr 932 103,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Langen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr \u00bb! 108, f\u00fcr 332 119,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem ferneren Reiz f\u00fcr aS-L 89, f\u00fcr 932 93,\nAbsolute Eindr\u00fccke des Kurzen bei dem n\u00e4heren Reiz f\u00fcr SB, 68, f\u00fcr S2 71.\nDanach scheint es, dafs die vom Weglassen der Leisten abh\u00e4ngige Verwischung des \u00dcberwiegens der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen von SSf durch die Anweisung zu optischer Konzentration zu einem grofsen Teil wieder ausgeglichen worden ist.\nDie Vp. Ri. zeigt wiederum das gew\u00f6hnliche Verhalten: 22 = 28 \u00b0/0 L\u00e4ngersch\u00e4tzungen und 49 = 61 % K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der ferneren Reizstrecke (Anordnung c). Bei der Vp. Vu. wurde wiederum das entgegengesetzte Verhalten festgestellt: 97=47% L\u00e4ngersch\u00e4tzungen gegen\u00fcber 86 = 41 % K\u00fcrzersch\u00e4tzungen von Sf. Dabei sind die Versuche nach der Anordnung c und\n1\tDie Zahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare sind, wenn ich die Anordnungen c' und c\u2018\" in Anbetracht der \u00dcbereinstimmung ihrer Ergebnisse zusammenfasse, folgende: vnVf 58 (46), Yfvn 45 (32), vnvf 30 (18), VfVn 26 (16),\nVnYf 26 (16), vfvn 25 (21), Vnvf 18 (11), vfYn 11 (8).\n2\tZahlen f\u00fcr die einzelnen Reizpaare (wie Anm. 1): vfVn 66 (48), Vnvf 58 (50), vnvf 42 (30), vfvn 42 (24), YfYn 40 (27), VnYf 34 (27), Vfvn 27 (16), vnVf\n17 (9).","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nTh. Ziehcti.\ndiejenigen nach der Anordnung c' zusammengez\u00e4hlt; es scheint mir aber nicht uninteressant, dafs das \u00dcberwiegen der L\u00e4ngersch\u00e4tzungen nur bei den letzteren deutlicher war. Auff\u00e4llig\nwar auch wiederum die Unregelm\u00e4fsigkeit der Ergebnisse in den einzelnen Reihen (vgl. S. 102).\nAllgemeine Besprechung der Ergebnisse.\nDas hervorstechendste allgemeine Ergebnis der im Vorstehenden mitgeteilten Versuche ist das \u00fcberwiegende K\u00fcrzersch\u00e4tzen der ferneren Reizstrecke bei den untersuchten Personen. Die nebenstehende Tabelle gibt hier\u00fcber einen \u00dcberblick.\nMit a, a' usw. sind die Versuchsanordnungen bezeichnet. Die eingeklammerten Zahlen gelten f\u00fcr die sicheren Sch\u00e4tzungen. Ein der Zahl vorgesetztes Minuszeichen zeigt an, dafs eine Differenz zugunsten der L\u00e4ng er Sch\u00e4tzung von S\u00dff vorliegt. Die beigef\u00fcgten Seitenzahlen verweisen auf die ausf\u00fchrlicheren Angaben in dieser Abhandlung.\nGegen\u00fcber dem eben formulierten Hauptergebnis1 k\u00e4men etwa folgende Bedenken in Betracht. Zun\u00e4chst k\u00f6nnte man daran denken, dafs irgendwelche bewufste Autosuggestion oder vor-gefafste Meinung im Spiel gewesen sei. Dies Bedenken erledigt sich dadurch, dafs die Vpn. M., Ri. und Vu. bis zum Schlufs \u00fcber den eigentlichen Zweck der Versuche im Umklaren blieben (namentlich auch infolge der zahlreichen Versuchsmodifikationen). Auch f\u00fcr mich selbst trifft, obwohl mir die Fragestellung bekannt war, nach meiner Selbstbeobachtung das in Rede stehende Bedenken nicht zu. Ein zweites Bedenken geht dahin, ob irgendwelche sonstige Versuchsfehler untergelaufen sind. Durch Ab\u00e4nderung der Versuche (vgl. z. B. S. 91) wurde versucht, solche Fehler nach M\u00f6glichkeit unsch\u00e4dlich zu machen. Ich habe schliefslich auch noch einige Versuche bei mir selbst in der Weise anstellen lassen, dafs der Versuchsleiter mir zur Seite (statt gegen\u00fcber) safs und mein Vorderarm Pronationsstellung einnahm: auch dabei ergab sich ein \u00dcberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen von Sf um 24 \u00b0/0 (Anordnung a'\"). Ein drittes Be-\nF\u00fcr Fl\u00e4chen scheinen McCkea und Pritchard (Amer. Journal of Psychol. 8, 1897, S. 494), wie ich nachtr\u00e4glich sehe, zu einem umgekehrten Ergebnis gekommen zu sein (optische, nicht taktile Reizung!).","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. 107\nSD\n\u00a9\n63\n\u2022 rH\n\u00a9\n\u00ab\nd\n\u00a9\nu\n\u00a9\nd\nu\n\u00a9\n\u00ab4H\nSD\n\u00a9\nTi\nW>\nd\nd\n63\n-43\n:o3\nP\n\u00a9\nCD\nJh\n\u00a9\n63\nJh\n:d\nP\nJh\n\u00a9\nd\n\u00a9\n-\u00bb-3\nSD\nd\nd\n&\u00a3\nd\n63\nd \u00a9 r H\nP\nc3\nN\n-43\nd\n\u00a9\n63\no\nJh\nAh\njh\n\u00a9\nP\n63\nd\n\u00a9\nJH\n\u00a9\n\u00ab4H\n\u00ab4H\n\u2022 rH\nP\n8\nd\no\n\u2022 rH\nc3\nM\n\u2022rH\nP\nED\nd\n\u00a9\n-(-3\nSD\nO\n\u00ab4H\nP\nSD\n\u00a9\np\nd\no\n\u2022\trH -4-3\no3\nM\n\u2022\trH\nP\nSD\na\nJh\nSO\n\u00a9\nd\no\n\u2022\trH H-H\nc3\nM\n\u2022\trH\nP\n\u00a9\n\u00a9 \u00d6C\nP ' d\nW Jh 3\nCD o P\n\u2022rH l\no\ndi -M O \u00a9\n\u00a9\npi.2\n\u00b0'S\nd\n63\nP\n\u00a9\nd\n\u00a9 \u00a9 (H -4-3\n\u00e7 co\n_d \u2022|_l\n\u00a9\nd\n\u00a9\n-4-3 -4-3\n'd \u00a9\nd \u00a9\np\n\u00a9 &\u00a3 p * ^\n\u00ab Jh 3\n\u00a9 O P\n\u2022rH 3h\n03\nd -43\no \u00a9\n=4H P\njS!2\nP d\n63\nd\n\u00a9 \u00a9 d -43\nd CD\n-d\nP\na\nd\n\u00a9\n-43\nso\n\u2022 rH\n\u00a9\nP\n03\n\u00a9 \u00d6JD\nr-d i d\n\u00a9 Jh IH\n\u00a9 O P\n\u2022rH -------1\n-+e >> \u00a9 d o\n\u00a9\nCO\nco\nco\no\nui\no3\nd a o :g\np S\n63\n00 'p\n\u00f6Q\nCO\nOl\no\n\u00d6Q\nS' g\n03 3\n03\n03\n\u00d6Q\n,\ts\t03\nco,\t03\n\t\n>o\t\u00f6d\no3\nd\n\u00a9 \u00a9 a \"\u00a9 \u25a0g\u00ae\nc3\nd\na \u00ae\n9\u201853 ,\nft\n>\nO Ci r-^ 03\nco ad\nH\n03\n\u00f6d\noo co\n-> 03\n03\nUl\nPT SS\n03\nH GC\nO hH tH^ 03\nco \u00f6d\noT tH,\tlO o rH\nvO rH\t\u00f6d\nrH\tH o r-H\nH 1\t\u00f6d\ng\tH O rH\nCO\t\u00f6d\n(5s H\nS 3\nco\nUl\noo\nS \u00ab2\n\u00b0 O\n03\t2\nCO\n\u00d6Q\n03 O v\u2014'' rH\n03\nrH Ul\nPT g\n03\t3\nH\nCO\nOQ\n03 P-\nSS 05 oo \u00f6d\n03\n00\nij CD 1 - 03\nco\nUl\nco, as\nid g6\n03 iO 03\t03\nco\nUl\nCS3\ni\t\ni\t\ni\t; 33 S. 105\t\n\t\n\t\nt 24 S. 102 I\t\n\t\n\t\n\t\nc- I 03\t05 \u201cT CO \u00ab \u0153\t\nP\n\u00a9 CO + !\tlO o rH\n\u00a9\tui\nco\n03\n03\nO\n\u00f6d\no\n-43\n\u00a9\no3\n\u00ab4H\n00\n03\n\u00f6d\nc3\n03\n00\n03\n\u00f6d\nd\n>","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nTh. Ziehen.\ndenken k\u00f6nnte sich dagegen richten, ob die ermittelten Differenzen erheblich genug sind, um einen Zufall auszuschliefsen. Angesichts der grofsen Zahl der Versuche, die in der Regel gerade dann angestellt wurden, wenn die Differenz weniger grofs war, scheint mir auch dieses Bedenken nicht triftig. Zudem ist zu bedenken, dafs die beiden Vergleiehsreize bei einem bestimmten Bruchteil der Versuche jeder Reihe nicht gleich, sondern der eine l\u00e4nger war und es nicht ausgeschlossen scheint, dafs dadurch (trotz der gleichen Anzahl der Ungleichf\u00e4lle nach beiden Richtungen) die tats\u00e4chliche Differenz prozentualisch sogar noch etwas verkleinert worden ist. Auch der Zeitfehler k\u00f6nnte in demselben Sinne eher etwas nivellierend gewirkt haben. Endlich fallen die kleineren Differenzen ganz vorzugsweise auf die Versuchsanordnungen a', b' und c', bei welchen nachweislich der Distanzunterschied\nzwischen S3f und unverh\u00e4ltnism\u00e4fsig oft zu klein gemacht wurde (vgl. z. B. S. 92).\nWeitere Bedenken k\u00f6nnten sich gegen den Umfang der G\u00fcltigkeit des Hauptergebnisses richten. In dieser Beziehung mufs namentlich der Ausfall der Versuche bei den Anordnungen a und c bei der Vp. Z. auffallen. Hier \u00fcberwiegt sogar die L\u00e4ngersch\u00e4tzung der ferneren Strecke. Diese Ausnahme ist zuzugeben, erkl\u00e4rt sich aber, wie S. 96 auseinandergesetzt wurde, wahrscheinlich bei a\" aus der perspektivischen Verschiebung1 des jeweils fixierten Arms und bei c\" aus der scheinbaren Erweiterung des Gesichtsfeldes2 (vgl. S. 105). F\u00fcr diese Auffassung scheint auch das Ergebnis der Versuche nach der Anordnung b\" zu sprechen, bei welchen der Eindruck einer perspektivischen Verschiebung oder einer Gesichtsfeldserweiterung\nfast ganz fehlte und die K\u00fcrzersch\u00e4tzungen von $( erheblich \u00fcberwogen.\n., Die Beschrankung der G\u00fcltigkeit auf das Reizstreckenpaar \u00d6/2 und 6 cm und auf die Dorsalseite des linken Vorderarms\nnf4 einl\u00a7ermatsen \u00e4hnliche Erfahrungen hat Gemelli aufmerksam gemacht, Atti d. Soc. ital. di scienze naturali, 1913 Vol 52\t8 275ff\n(z. B. S. 299).\t\u2019\t\u2019 '\u00f6tt-\n. n! ^Uf die interessanten, sehr verwickelten Beziehungen zwischen der wirklichen und scheinbaren Ausdehnung des Gesichtsfeldes einerseits und\nOb^tteein!TT GlnrSe der \u201c ihm gesehenen oder optisch vorgestellten Objekte gedenke ich an anderer Stelle einzugehen und dabei das A\u00fcbekt-\nOERsrEEsche Ph\u00e4nomen und seine Deutung durch Jaensch heranzuziehen, vgl. auch Grijns, Arch, de psychol. 5, 1906, S. 319.","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. 109\nist selbstverst\u00e4ndlich einfach anznerkennen. Da alle diese Versuche im Dienst einer allgemeinen raumpsychologischen Untersuchung angestellt wurden und die letztere die Ausdehnung der jetzt mitgeteilten Versuche auf andere Reizstreckenpaare und andere K\u00f6rpergegenden nicht erheischte, so unterblieben vorl\u00e4ufig alle weiteren Versuche.1\nVon besonderer Bedeutung ist die Beschr\u00e4nkung der G\u00fcltigkeit des Hauptergebnisses auf bestimmte Vpn. Es scheint mir\n1 Nur f\u00fcr den rechten Vorderarm (Dorsalfl\u00e4che) stehen mir gleichfalls zahlreiche Versuche zur Verf\u00fcgung. Ich glaubte n\u00e4mlich anfangs die von mir aufgeworfene Hauptfrage l\u00f6sen zu k\u00f6nnen, indem ich in jedem Einzelversuch den Fern- und den Nahreiz auf die beiden Arme verteilte. Die Verschiebungen des Armes von Reizung zu Reizung fielen dabei weg. In der H\u00e4lfte der Reihen wurde der Fernreiz auf den rechten, in der anderen H\u00e4lfte auf den linken appliziert. Das Gesamtergebnis (1144 Versuche) stimmte mit dem Hauptergebnis der einarmigen Versuche \u00fcberein: L\u00e4ngersch\u00e4tzungen der ferneren Strecke 289 = 25% (191 = 11%), K\u00fcrzersch\u00e4tzungen derselben 864 = 32% (255 = 22%). Berechnete ich aber die Ergebnisse gesondert f\u00fcr diejenigen Versuche, in denen der Fernreiz rechts, und f\u00fcr diejenigen, in denen er links appliziert wurde, so ergaben sich im ersteren Fall f\u00fcr 100 = 17% (50 = 8%) L\u00e4ngersch\u00e4tzungen und 239 = 40% (179 = 30%) K\u00fcrzersch\u00e4tzungen, im letzteren dagegen 189 = 34% (141 = 26%) L\u00e4ngersch\u00e4tzungen und nur 125 = 23% (76 = 14%) K\u00fcrzersch\u00e4tzungen. Die Differenz zugunsten der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen von war also im ersten Fall auf 23 (22)% gestiegen, hatte dagegen im zweiten einer Differenz zugunsten der L\u00e4ngersch\u00e4tzungen im Betrag von 11 (12)% Platz gemacht. Dies mufste den Verdacht erwecken, dafs bei M. eine erhebliche Tendenz zur \u00dcbersch\u00e4tzung der linksseitigen Reize bestehe. In der Tat ergaben 480 Versuche, bei welchen die Reize rechts und links stets in gleicher Entfernung, sonst aber genau in derselben Weise wie bei allen anderen Versuchen dargeboten wurden, 97 = 20% (57 = 12%) L\u00e4ngersch\u00e4tzungen des rechts seitigen und 192 = 40 % (133 = 28 %) L\u00e4ngersch\u00e4tzungen des links-seitigen Reizes. Um dieser Komplikation aus dem Wege zu gehen, bin ich dann zu den einarmigen Versuchen \u00fcbergegangen, die der Arbeit selbst zugrunde gelegt sind. Die interessante Tatsache, dafs eine solche Tendenz zu asymmetrischer L\u00e4ngensch\u00e4tzung vorkommt, konnte ich \u00fcbrigens auch in anderen F\u00e4llen best\u00e4tigen. Die Vp. Vu. zeigt z. B. gleichfalls eine starke Neigung zur \u00dcbersch\u00e4tzung der links dargebotenen Strecken (72 gegen 19%). Dagegen zeigt die Vp. Ri., die im Gegensatz zu M. und Vu. linksh\u00e4ndig ist, eine erhebliche Neigung zur \u00dcbersch\u00e4tzung der rechts dargebotenen Strecken (81 gegen 15%). Jedenfalls verdienen diese Ergebnisse eine weitere Nachpr\u00fcfung. Gegen die \u00e4sthesiometrischen Untersuchungen von Biervliet (Bev. philosoph. 47, S. 113, 1899 und Bull, de VAc. roy. de Belg. 34, S. 326, 1897, Ref.) habe ich erhebliche Bedenken.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nTh. Ziehen.\nunzweifelhaft, dafs auch Vpn. existieren, die das entgegengesetzte oder die ein neutrales Verhalten zeigen. Zu den ersteren geh\u00f6rt z. B. die Vp. Vu. Darauf, dafs unter meinen 4 Vpn. bei drei die K\u00fcrzersch\u00e4tzung von und nur bei einer die L\u00e4ngersch\u00e4tzung von \u00aef \u00fcberwog, ist bei der geringen Zahl der Vpn. kein besonderes Gewicht zu legen. Tastende Probeversuche, die ich hier und da bei anderen anstellte, scheinen allerdings daf\u00fcr zu\nsprechen, dafs in der Tat der erste Typus ganz allgemein \u00fcberwiegt.\nEin zweites Ergebnis der mitgeteilten Versuche kann kurz dahin ausgesprochen werden, dafs durch eine speziell optische Einstellung der Aufmerksamkeit bei Z. eine besonders auff\u00e4llige Steigerung der Tendenz zu K\u00fcrzersch\u00e4tzung von \u00aef bedingt wird. Um sich hiervon zu vergewissern, mufs man die Zahlen m der Spalte a\"' bzw. b'\" bzw. c'\" mit den Zahlen in der Spalte a bzw. b bzw. c vergleichen und nicht etwa mit denjenigen der Spalte a bzw. b bzw. c; denn wenn auch die Differenz der Entfernungen nominell bei allen drei Versuchsanordnungen dieselbe blieb, so war sie doch, wie S. 92, 96 und 104 erw\u00e4hnt wurde, bei den Anordnungen a', b', c', a'\", b'\", c'\" tats\u00e4chlich bei der Weglassung der Leisten kleiner. \u2014 F\u00fcr die Vp. M. stehen zu analogen Feststellungen leider nur die a-Anordnungen zur Verf\u00fcgung. Die Vergleichung mufs hier zwischen den a\"-\u2018Versuchen und den a -Versuchen stattfinden, da nur diese in den sonstigen Versuchsbedingungen \u00fcbereinstimmen. Ein nennenswerter Ein-flufs der optischen Einstellung ergibt sich aus den Zahlen hier nicht. Bei der Unzuverl\u00e4ssigkeit der Versuche mit Kopfzur\u00fccklehnen ist dies Ergebnis als unsicher zu betrachten. Bei der\nVp. Vu. ergibt sich dasselbe Verhalten wie bei Z. (bei den a-Versuchen).\nEin drittes Ergebnis ist rein negativ: die Einstellung der Augen \u2014 ob auf den ber\u00fchrten Arm (a-Versuche) oder auf maximale N\u00e4he (b-Versuche) oder auf maximale Entfernung (c-Versuche) \u2014 scheint, soweit die Versuche einen Schlufs gestatten, keinen nennenswerten konstanten Einflufs auf die prozentuale Differenz zwischen den L\u00e4nger- und K\u00fcrzersch\u00e4tzungen von auszu\u00fcben.\nIn der Deutung der Ergebnisse ist die gr\u00f6fste Zur\u00fcckhaltung geboten. Was die, wie es scheint, \u00fcberwiegende Tendenz zur K\u00fcrzersch\u00e4tzung des ferneren Reizes anlangt, so k\u00f6nnte man","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Uber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usiv. 111\nerstens daran denken, dafs bei den a-Versuchen, in welchen stets der jeweils ber\u00fchrte Arm fixiert wurde, die Augeneinstellung direkt1, d. h. ohne Vermittlung von Vorstellungen eine Rolle spielte. Diese Vermutung wird jedoch \u00e4ufserst unwahrscheinlich, wenn man erw\u00e4gt, dafs die b- und c-Versuche fast dieselben Resultate lieferten und die Versuche nach der Konfiguration I mit gleichbleibender Distanz des Armes und wechselnder Augeneinstellung (S. 83 ff.) nur bei M. ein geringf\u00fcgiges Uberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzungen von SSf ergaben.\nZweitens w\u00e4re zu erw\u00e4gen, ob die kin\u00e4sthetischen zentripetalen Erregungen, welche mit der Fern- und Nahlage bzw. mit der Fern- und Nah Verschiebung des Armes verbunden sind, direkt als solche (ohne Vermittlung von Vorstellungen) die L\u00e4ngensch\u00e4tzung beeinflussen. Da ich keine Gelegenheit hatte, einen pathologischen Fall mit isolierter St\u00f6rung der kin\u00e4sthetischen Sensibilit\u00e4t zu untersuchen, so wird man eine solche Erkl\u00e4rung nicht mit Bestimmtheit ausschliefsen k\u00f6nnen. Erhebliche Wahrscheinlichkeit kann ich ihr nicht zuerkennen; denn einerseits ist es gerade nach meinen fr\u00fcheren Untersuchungen sehr fraglich, ob \u00fcberhaupt die kin\u00e4sthetischen Erregungen bei normalen Individuen auf die extensiven Sch\u00e4tzungen einen nennenswerten direkten (nicht durch optische Vorstellungen vermittelten) Einflufs aus\u00fcben, und andererseits bleibt bei einer kin\u00e4sthetischen Deutung ganz unverst\u00e4ndlich, dafs einzelne Vpn. (Vu.) ein ganz abweichendes Verhalten zeigen. Eine solche tiefgehende individuelle Verschiedenheit w\u00e4re auf dem Gebiet der sensiblen Einwirkungen zum mindesten \u00e4ufserst auff\u00e4llig.\nDrittens kommt in Betracht, ob nicht die optische Vorstellung der Reizstrecke f\u00fcr das Hauptergebnis mafsgebend ist: Die Vp. weifs durch die jeweilige Anweisung des Versuchsleiters und durch die Ausf\u00fchrung dieser Anweisung, ob der Arm in Nahlage oder Fernlage ist. Die Reizstrecke wird also bald fern, bald nah vorgestellt. Kin\u00e4sthetische Empfindungen des Armes, bei den a-Versuchen vielleicht auch Akkommodationsund Konvergenzempfindungen geben dieser optischen Lagevorstellung noch besondere Lebhaftigkeit. Die allt\u00e4gliche naive\n1 Also etwa durch zentripetale Erregungen, welche sich aus der Augeneinstellung ergeben, oder durch die mit ihr verbundenen Innervationserregungen.\nQ\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 50.\t\u00b0","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nTh. Ziehen.\nErfahrung belehrt uns, dafs dasselbe Objekt um so kleiner erscheint, je ferner es ist. Diese Erfahrung \u00fcbertragen wir auch auf die in Rede stehenden Versuche, obwohl bei diesen das Objekt wechselt, und stellen uns daher im allgemeinen $Bf kleiner vor als SSn.\nVorl\u00e4ufig scheint mir diese dritte Deutung sehr wohl annehmbar. Sie macht uns vor allem auch verst\u00e4ndlich, dafs die Vpn. individuelle Gegens\u00e4tze zeigen. Wenn assoziative Vorstellungsprozesse von mafsgebender Bedeutung sind, so ist ein breiter Spielraum f\u00fcr Variationen gegeben. Man w\u00fcrde also z. B. anzunehmen haben, dafs bei der Vp. Vu. bei der Anordnung a und a', also bei Fehlen einer besonderen Instruktion bez\u00fcglich der optischen Vorstellung, die Assoziation eines optischen Bildes in dem eben er\u00f6rterten Sinne erheblich zur\u00fcckgetreten ist und deshalb die Tendenz zur K\u00fcrzersch\u00e4tzung von der umgekehrten Platz gemacht hat. Hiermit steht in Einklang, dafs bei derselben Vp. die Versuche nach der Anordnung a'\", also mit der speziellen Anweisung zu optischer Vorstellung, wenigstens zu einem Ausgleich der entgegengesetzten Tendenz gef\u00fchrt haben (0\u00b0/0 statt \u20148\u00b0/0, vgl. Tabelle auf S. 107). Zweifelhaft bleibt dabei freilich, welcher assoziative oder anderweitige Prozefs bei der Vp. Vu. die entgegengesetzte Tendenz hervorbringt. Ich habe bis jetzt vergeblich versucht, in der Einstellung der Aufmerksamkeit usw. ein solches Moment aufzufinden.1 In Betracht k\u00e4me die Vermutung, dafs die Vp. Vu. f\u00e4lschlich nicht nach dem Eindruck selbst urteilte, sondern die tats\u00e4chliche Gr\u00f6fse zu sch\u00e4tzen sich bem\u00fchte und dabei von dem Gedanken geleitet wurde, dafs derselben scheinbaren Gr\u00f6fse im allgemeinen in der N\u00e4he ein tats\u00e4chlich kleineres, in der Ferne ein tats\u00e4chlich gr\u00f6fseres Objekt entspricht. Die Selbstbeobachtung der Vp., die zwar im allgemeinen psychologisch gar nicht geschult ist, aber an solchen Versuchen schon seit mehreren Jahren ab und zu teilgenommen hat, gibt keinerlei Aufschlufs.\nJedenfalls hat man sich \u00fcbrigens den der gew\u00f6hnlichen Tendenz (zur K\u00fcrzersch\u00e4tzung von SSf) zugrunde liegenden assoziativen Prozefs nicht in der Weise zu denken, dafs etwa ein\n1 F\u00fcr eine Deutung im Sinne der Beobachtungen von Carr (Psychol. Rev. 1906, 13, S. 258, mit Allen, ferner 1907, 14, S. 357 und 1908, 15, S. 139) liegen keine Anhaltspunkte vor.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. H3\ndeutliches optisches Bild des gereizten Armteiles oder der Reizstrecke auftr\u00e4te und die Vp. nun mit der Ann\u00e4herung bzw. Entfernung des Armes die klare Vorstellung einer Ann\u00e4herung bzw. Entfernung und dementsprechender Vergr\u00f6fserung bzw. Verkleinerung der Reizstrecke verb\u00e4nde. Die Selbstbeobachtung1 widerspricht einer solchen Annahme durchaus. Bei den Anordnungen a, a', b, b\\ c, c' wird die gereizte Armgegend (Haut usw.) meistens \u00fcberhaupt nicht oder nur in den unbestimmtesten Umrissen vorgestellt. Dasselbe gilt von dem zur Reizung verwandten Pappstreifen. Sogar bei den Anordnungen a'\", b'\", c'\" ist trotz der auf die optische Vorstellung gerichteten Aufmerksamkeit das optische Bild meistens recht undeutlich. Ich selbst hatte z. B. bei den meisten Versuchen nur den Eindruck eines taktil-optischen, gewissermafsen in der Luft schwebenden r\u00e4umlichen Etwas. Der \u2014 \u00fcbrigens auch tats\u00e4chlich oft nicht zutreffende \u2014 Gedanke, dafs etwa dieselbe Reizstrecke erst nah und dann fern bzw. umgekehrt appliziert werde, lag den Vpn. ganz fern. Zwei Vpn. wufsten nicht einmal, dafs gelegentlich auch gleichlange Reizstrecken zur Vergleichung dargeboten wurden. Der bei der dritten Deutung vorausgesetzte assoziative Prozefs mufs also mehr im Sinne einer assoziativen Gew\u00f6hnung als im Sinne eines f\u00f6rmlichen Schlusses gedacht werden. Man kann geradezu sagen, dafs die relative Verk\u00fcrzung von SSf \u201eWahrnehmungs\u201c-charakter2 hat.\nEs liegt sehr nahe, die Erfahrungen heranzuziehen, welche man bei Halluzinationen und bei der normalen Projektion optischer Erinnerungs- und Phantasiebilder macht. Was erstere betrifft, so steht fest, dafs halluzinierte Gestalten meistens gr\u00f6fser werden, wenn sie sich n\u00e4hern, und umgekehrt. Nicht ganz so einwandfrei ist festgestellt, dafs halluzinierte Gestalten, die in gleicher Entfernung vom Halluzinierenden bleiben (sich also weder n\u00e4hern noch entfernen), im allgemeinen kleiner sind, wenn sie entfernt sind, und gr\u00f6fser, wenn sie nahe sind. Man mufs dabei in Betracht ziehen, dafs manche Geisteskranke die halluzinierten Objekte \u00fcberhaupt nicht in ihrer nat\u00fcrlichen Gr\u00f6fse, sondern oft ver-\n1\tDie sonstigen Selbstbeobachtungen decken sich vollst\u00e4ndig mit den in den fr\u00fcheren Arbeiten berichteten.\n2\tIm Sinne meiner Definition der Wahrnehmung (Leitf. der physiol.\nPsychol. 10. Aufl. Jena 1914. S. 25, Anm. 1 und 248 und 369).\n8*","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nTh. Ziehen.\nkleinert, seltener vergr\u00f6fsert sehen.1 Immerhin sprechen meine eigenen Erfahrungen doch sehr daf\u00fcr, dafs halluzinierte Objekte im allgemeinen kleiner erscheinen, wenn sie in gr\u00f6fserer Entfernung auftreten. Was die normale Projektion optischer Erinnerungsund Phantasiebilder anlangt, so ist bekanntlich strittig2, ob die Projektion auf eine n\u00e4here oder entferntere Wand einen Einflufs auf die scheinbare Gr\u00f6fse hat. Auch hier wird man sch\u00e4rfer, als bisher geschehen, zwischen der scheinbaren Gr\u00f6fse bei Projektion in stabiler Entfernung (bald gr\u00f6fserer, bald kleinerer) und der scheinbaren Gr\u00f6fse eines und desselben Gegenstandes bei seiner projizierten Ann\u00e4herung bzw. Entfernung unterscheiden m\u00fcssen. Meine eigenen Beobachtungen sprechen sehr entschieden daf\u00fcr, dafs im allgemeinen das Kleiner werden bei der Projektion desselben Gegenstandes aus der N\u00e4he in gr\u00f6fsere Entfernung stark \u00fcberwiegt und \u2014 vielleicht im Zusammenhang damit \u2014 auch ein ruhendes Objekt etwas \u00d6fter kleiner als gr\u00f6fser erscheint, wenn die Projektion auf eine entferntere Wand stattfindet. Es w\u00fcrde sich also in der Tat vielleicht einige Analogie zwischen dem Verhalten meiner Vpn. M., Z. und Pi. und dem Verhalten bei Gesichtshalluzinationen und bei Projektion optischer Vorstellungsbilder ergeben.\nGerade auch im Hinblick auf diese Analogie, aber auch unabh\u00e4ngig von derselben mit R\u00fccksicht auf die dritte Deutung \u00fcberhaupt, lag es nahe, Versuche in d e r Weise anzustellen, dafs ein l\u00e4ngerdauernder Ber\u00fchrungsreiz z. B. die Kante eines Pappstreifens von bestimmter L\u00e4nge oder eine kreisf\u00f6rmige Pappfl\u00e4che auf den Handr\u00fccken appliziert wurde und w\u00e4hrend seiner Einwirkung die Hand bald von den Augen weiter entfernt, bald an die Augen angen\u00e4hert wird. Leider ist das Ergebnis nicht einstimmig. Ich selbst glaube bei der Entfernung eine Verkleinerung zu beobachten. Es scheint aber auch Vpn. zu geben,\nderen Urteil zweifelhaft ist oder sogar im entgegengesetzten Sinn lautet.\n1\tVgl. meine Psychiatrie, 4. Aufl. 1911, S. 21 ff. Die Gestalten des normalen Traums verhalten sich \u00e4hnlich. Vgl. auch Alexander, Psychol. Review 11, S. 328, 1904.\n2\tAuch bez\u00fcglich der scheinbaren Gr\u00f6f\u00fc der Nachbilder bei Projektion auf eine nahe oder ferne Wand scheint mir die Forschung noch nicht abgeschlossen. Vgl. z. B. Angell und Root, Amer. Journ. of Psychol. 24, 1913, S. 262. Bei taktilen Nachbildern scheint mir bei Ann\u00e4herung der Hand -eine Vergr\u00f6fserung einzutreten.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"* V .\nUber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6fse taktiler Empfindungen usw. H5\nSchliefslich war zu erw\u00e4gen, wieweit an dem Hauptergebnis der absolute Eindruck beteiligt ist. Nach den f\u00fcr jede Versuchsanordnung angegebenen Zahlen unterliegt es keinem Zweifel, dafs der absolute Eindruck im allgemeinen ein dem Hauptergebnis entsprechendes Verhalten zeigt, dafs also der absolute Eindruck des Langen (der V-Eindruck) bei SSn, der absolute Eindruck des Kurzen (der v-Eindruck) bei $f \u00fcberwiegt. Namentlich bei der Vp. Z. ist dies deutlich. Immerhin kommen auch zweifelhafte Kesultate vor (c- und c'-Versuche bei M., c'- Versuche bei Z.). Bei dieser Sachlage ist es doch wohl sehr zweifelhaft, ob das Hauptergebnis ausschliefslich auf den Einflufs der absoluten Eindr\u00fccke zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. Es ist vielmehr wahrscheinlicher, dafs es auch unabh\u00e4ngig von den letzteren f\u00fcr den Vergleichungsakt selbst gilt. Ein interessantes Nebenresultat besteht darin, dafs bei den meisten Anordnungen die v-Eindr\u00fccke stark \u00fcberwiegen und nur bei der speziell optischen Instruktion meistens das Verh\u00e4ltnis sich umzukehren scheint (aufser bei der Anordnung a'\" f\u00fcr die Vp. Z.). Wieweit dies mit der \u00f6fters untersuchten Untersch\u00e4tzung taktiler Strecken im Vergleich zu optischen Strecken zusammenh\u00e4ngt, mufs ich dahingestellt lassen.\nNachtr\u00e4glich habe ich Gelegenheit gefunden, die im Vorstehenden beschriebenen Versuche auch bei Blindgeborenen bzw. sehr fr\u00fch Erblindeten zu wiederholen. Die Ergebnisse sind folgende :\nVp. Fre, 17 j\u00e4hrig, im 2. Lebensjahr v\u00f6llig erblindet, Versuchsanordnung II a' (vgl. S. 92): 40 L\u00e4ngersch\u00e4tzungen und 40 K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der entfernteren Strecke; Vp. Li, 18j\u00e4hrig, blindgeboren, Versuchsanordnung II aL 251/2 L\u00e4ngersch\u00e4tzungen und 381j2 K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der entfernteren Strecke; Vp. Fra, 17 j\u00e4hriges M\u00e4dchen, seit fr\u00fcher Kindheit blind, Versuchsanordnung II a' : 31 L\u00e4ngersch\u00e4tzungen und 41 K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der entfernteren Strecke; Vp. Chr, 18j\u00e4hrig, seit fr\u00fcher Kindheit fast v\u00f6llig blind, Versuchsanordnung Ha': 28 L\u00e4ngersch\u00e4tzungen und 52 K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der entfernteren Strecke ; Vp. Art, 16j\u00e4hriges M\u00e4dchen, desgl. : 10V2 L\u00e4ngersch\u00e4tzungen und 291/2 K\u00fcrzersch\u00e4tzungen der entfernteren Strecke. Dabei sind \u00fcberall die neutralen Urteile (vgl. S. 85) halb zu den L\u00e4nger-, halb zu den K\u00fcrzersch\u00e4tzungen gez\u00e4hlt; sie waren \u00fcbrigens sehr","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nTh. Ziehen.\nselten. Nach diesen Ergebnissen scheint es, dafs die Blindgeborenen bzw. Fr\u00fcherblindeten sich \u00e4hnlich verhalten wie die Normalsichtigen (\u00dcberwiegen der K\u00fcrzersch\u00e4tzung der entfernteren Strecke). Nach den Versuchen frug ich die Blinden, ob sie meinten,, dafs etwas in der Ferne gr\u00f6fser oder kleiner aussehe. Alle sagten, sie h\u00e4tten geh\u00f6rt, dafs ferne Dinge kleiner aussehen. Die leicht debile Fra f\u00fcgte auf Befragen noch hinzu, man k\u00f6nne sich das ja eigentlich auch denken, stiefs aber dabei auf den lebhaftesten Widerspruch bei allen anderen. Vorl\u00e4ufig bin ich geneigt, anzunehmen, dafs jenes \u201egeh\u00f6rt\u201c - haben doch gen\u00fcgt, um auch bei den untersuchten Blinden die Ergebnisse im Sinne der dritten Deutung (s. oben S. Ulf.) auszulegen; nur tritt hier an Stelle des Einflusses der optischen Vorstellung selbst der Ein-flufs der auf Grund des H\u00f6rensagens modifizierten taktilen L\u00e4ngenvorstellung.","page":116}],"identifier":"lit33653","issued":"1919","language":"de","pages":"79-116","startpages":"79","title":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der scheinbaren Gr\u00f6\u00dfe taktiler Empfindungen von der Entfernung und von der optischen Einstellung","type":"Journal Article","volume":"50"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:55:08.937131+00:00"}