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Übungstherapeutische Versuche zur Steigerung der Farbentüchtigkeit eines anomalen Trichromaten

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{"created":"2022-01-31T16:52:12.673006+00:00","id":"lit33658","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Goldschmidt, Richard Hellmuth","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 50: 192-216","fulltext":[{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\n\n\u2022 \u2022\nUbungstherapeutische Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit eines anomalen Trichromaten.\nVon\nRichard Hellmuth Goldschmidt.\n\u2022 \u2022\n\u00dcbungen im Farbensehen sind zur Steigerung von Leistungen des Farbensinnes oder zur Behebung von Farbensinnst\u00f6rungen bereits von Favre,* 1 Bianchi,2 F\u00e9ris 3 und Kroll,4 sowie neuerdings5 von C. A. Hegner 6 empfohlen worden.7\n-Favre \u201eBecherch.es cliniques sur le daltonisme du traitement\u201c, Lyon 1874, \u2014 \u201eLe traitement du daltonisme cong\u00e9nital par l\u2019exercice, chez\n1 enfant et chez l\u2019adulte\u201c ; Gazette hebdomadaire de m\u00e9decine et de chirurgie, 2. s\u00e9ri\u00e9, Tome XVI., Paris 1879, S. 92\u201495 und 104-108, \u2014 \u201eLe traitement du daltonisme dans les \u00e9coles\u201c, Lyon 1877 !\n2\tVgl. die Notiz Bianchis vom 15. 8. 1877 nach dem Zitat von A. Favre, Gaz. hebdomadaire de M\u00e9dec. et de Chir. 7. 2. 1879, S. 92!\n3\tVgl. F\u00e9ris \u201eEsquisse sur les dangers du daltonisme dans la marine\u201c, Revue maritime et coloniale, Januar 1878, S. 70\u201488!\n4\tVgl. W. Kroll \u201e\u00dcber die g\u00fcnstigen Erfolge der Ausbildung des Farbensinnes ; Zentralblatt f\u00fcr praht. Augenheilk6. Jahrg., Leipzig 1882 S. 353\u2014357! Vgl. auch B. Joy Jeffries, \u201eColournames, colourblindness and the education of the c. sense\u201c, Boston 1882!\nEinen histoiisch - kritischen \u00dcberblick \u00fcber s\u00e4mtliche \u00fcbungstherapeutischen Methoden zu geben, verlohnt sich erst nach Gewinnung weiteren zu einer Pr\u00fcfung gen\u00fcgenden Materials.\n6 Vgl. C. A. Hegner \u201e\u00dcber angeborene einseitige St\u00f6rungen des Farbensinnes\u201c, Zeitschr. f\u00fcr Sinnesphysiol, Bd. 49, Leipzig 1914, S. 18\u201428!\n\u201eLernen und \u00dcben wurde auf verschiedenen Gebieten der Medizin schon in \u00e4hnlichem Sinne als erfolgreiche Methode des Ersatzes oder Wiederersatzes einer Funktion erkannt..Hartmann, M\u00fcnchenMdWo, M\u00fcnchen 1915, Nr. 23 ; vgl. Johannes B\u00fcck \u201eKriegserfahrungen \u00fcber die Wiederert\u00fcchtigung Gehirnverletzter\u201c i. d. Wochenschr. \u201eUmschau\u201c, Frankfurt a. M. und Leipzig, 14. 4. 1917, S. 302\u2014304! Vgl. u. a. auch, noch A. v. Pflugk\n\u201e\u00dcbungsbehandlung am Auge\u201c, Klinisch-therapeutische Wochenschrift (1912) XrX Sp. 1153, 57!\t;","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcb un gs therapeutische Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit usw. 193\n\u2022 \u2022\nEine Anwendung der empfohlenen Ubungstherapie in der ophthalmologischen Praxis haben bereits Favre (seit 1872) und (seiner Anregung folgend) Bianchi und F\u00e9ris versucht. Favre betont, dafs er und die beiden anderen Autoren F\u00e4lle von nachgewiesener mehr oder minder schwerer St\u00f6rung des Farbensinnes behandelt und mindestens Besserung, wenn nicht Heilung erreicht h\u00e4tten. F\u00fcr Pr\u00fcfungen des Farbensinnes hatten die Ver-fahrungsweisen von Holmgren, Donders, Dor, Daac, Cr\u00eates, Stilling, Snellen und diejenigen der Schweizer Eidgenossenschaft\nzur Verf\u00fcgung gestanden ; und in einzelnen besonders interessanten\n\u2022 \u2022\nF\u00e4llen sind sie auch allesamt benutzt worden, \u00fcbrigens hegte Favre die Vermutung, dafs sich St\u00f6rungen des Farbensinnes bei verschiedenen Patienten in verschieden starkem Mafse zeigen w\u00fcrden. Aber es gelang weder ihm, noch den beiden anderen \u00c4rzten, die Untersuchungstechnik zur genauen Bestimmung der einzelnen Leistungen des Farbensinns auszubilden, so dafs die Diagnostik der drei Autoren schon von Zeitgenossen scharf kritisiert worden ist ; haupts\u00e4chlich mangelte es an ausreichender Differenzierung und an gen\u00fcgender Zahl der Versuchsreihen, in denen sich die auf Farbensinnst\u00f6rungen beruhenden Besonderheiten von anderweit bedingten nicht klar unterscheiden lassen, nicht einmal von den durch Unkenntnis der Farbennamen bedingten ; die mitgeteilten Daten sind eben ungen\u00fcgend zur Beurteilung eines Vorkommens von \u00dcbungsph\u00e4nomenen bei Farb-sehst\u00f6rungen.1\nEinen N a ch w ei s f\u00fcr seine Annahme \u00fcbungstherapeutischer Erfolge in der Ausbildung des Farbensinns hat Kroll beizubringen versucht, freilich nur auf indirektem Wege, ohne selbst auf irgendeine \u00dcbungstherapie einzugehen.2 Er hat unter den Einwohnern aus Crefeld, zumeist F\u00e4rbern und Seidenwebern, nur 0,3 % farbenblinde M\u00e4nner gefunden, w\u00e4hrend sonst die Farbenblindheit unter den M\u00e4nnern 3 \u00b0/0 und nur unter den Frauen 0,3 % zu betreffen pflege; und er setzt die Farbent\u00fcchtigkeit der F\u00e4rber auf Rechnung ihrer \u00dcbung im Farbenunterscheiden.\n1\tVgl. eine beil\u00e4ufige Bemerkung von \u00c0. Favre selbst, G-az. hebdom. de Medec. et de Chir. (1879) S. 108: \u201eII est probable, que nous saurons un jour utiliser les agents de la mati\u00e8re m\u00e9dicale au profit des daltoniens ; nous n\u2019avons \u00e0 cet \u00e9gard, jusqu\u2019\u00e0 ce moment, que des donn\u00e9es tr\u00e8s vagues\u201c.\n2\tVgl. a. a. O. S. 357, sowie den hier im Text S. 195 folgenden Abschnitt!","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nRichard Hellmuth Goldschmidt.\nViel vorsichtiger als Kroll, aber wohl auch im Glauben an die M\u00f6glichkeit eines Erfolges spricht C. A. Hegner von \u00dcbungstherapie bei Farbensinnst\u00f6rungen: \u201eWenn auch nach den bisherigen Erfahrungen Monochromaten oder ausgesprochene Dichromaten einer wirksamen Therapie kaum zug\u00e4nglich sind, so legen immerhin die in der Literatur angef\u00fchrten Beobachtungen und die anamnestischen Einzelheiten bei dem Patient W.1 den Gedanken nahe, dafs der Anomale, der leicht Farbenschwache, durch geeignete Mafsnahmen einer funktionellen Besserung zug\u00e4nglich ist. Es brauchen ja beim anomalen Dichromaten nicht unbedingt organische Ver\u00e4nderungen der farbenempfindenden Elemente im Spiele zu sein ; die Annahme einer gewissen Unterfunktion derselben (analog der kongenitalen Amblyopie 2) ist m. E. wahrscheinlich und berechtigt. \u201c3 Immerhin fordert der Autor selbst erst noch eine \u201eeinwandfreie Entscheidung dieser Fragen\u201c durch Pr\u00fcfung, ob es in einem Falle \u201egel\u00e4nge, durch entsprechende \u00dcbungen\u201c ein farbenschwaches Auge \u201efarbent\u00fcchtig zu machen\u201c.4\nAber ganz im allgemeinen ist bereits eine gewisse Steigerung\n1 Der von C. A. Hegner untersuchte Patient W. stellte am Anomaloskop mit dem rechten Auge \u201eeine einwandfreie Normalengleichung ein\u201c, mit aem linken hingegen \u201eeine Gleichung, welche f\u00fcr den extrem Rotanomalen typisch ist\u201c. Nun hatte Patient \u201eseit 5 Semestern andauernd intensive mikroskopische Studien\u201c getrieben; er hatte dabei \u201eausschliefslieh mit dem rechten Auge\u201c mikroskopiert ; er soll im Anfang seiner mikroskopischen T\u00e4tigkeit \u201efeinere Farbenunterschiede nicht einwandfrei erkannt haben\u201c; jedenfalls hatte er nach einiger Zeit \u201eeine gr\u00f6fsere Sicherheit\u201c bekommen; \u201edas ungleiche Verhalten der beiden Augen\u201c wTar ihm erst etwa 6 Monate vor Hegners Untersuchung zum Bewufstsein gekommen.\nC. A. Hegner vermutet auf Grund der anamnestischen Angaben des Patienten, \u201edafs die heute festzustellende Verschiedenheit der Funktionen beider Augen m\u00f6glicherweise nicht der urspr\u00fcngliche Zustand war\u201c. Es sei \u201enicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, dafs . . . der Farbensinn des rechten Auges fr\u00fcher ebenfalls mangelhaft war, oder dafs sogar eine beiderseits gleichstarke kongenitale Farbenschw\u00e4che bestanden hat, welche sich nun auf dem rechten Auge allm\u00e4hlich ausgeglichen hat\u201c. (Vgl. a. a. 0. S. 20\u201422!)\nBei der kongenitalen Amblyopie kann \u201edurch systematische \u00dcbungen in vielen F\u00e4llen eine \u00fcberraschende Besserung erzielt \"werden.\u201c (a. a. 0. S. 23.)\n3 Vgl. a. a. 0. S. 24!\nEr selbst beabsichtigte, diesen Versuch bei dem linken Auge seines Patienten W. durchzuf\u00fchren (vgl. a. a. 0. S. 24!).","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcbungsther apolitische .Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit usiv. 195\n\u2022 \u2022\nvon Farbsehleistungen zufolge einer entsprechenden \u00dcbung zur Feststellung gelangt.1\nDie g\u00fcnstigen Erfolge der Ausbildung des Farbensinnes sind besonders hoch von Kroll eingesch\u00e4tzt worden. Er hatte auf Grund seiner \u201eErfahrungen\u201c2 die \u201eBehauptung\u201c aufgestellt, \u201edafs nach Bildung des Farbensinnes in den Schulen der Indifferentismus der meisten M\u00e4nner gegen Farben allm\u00e4hlich schwinden und nach Generationen auf dem Wege der Vererbung f\u00fcr diese wahrscheinlich ein ebenso geringer Prozentsatz r\u00fccksichtlich der Farbenblindheit erzielt werden wird, wie er bei den sich von Jugend auf f\u00fcr Farbenharmonie interessierenden Frauen besteht\u201c.3\nDerartigen Meinungen gegen\u00fcber bemerkt C. A. Hegnee: \u201eEine solche Annahme widerspricht . . . den meisten heutigen Anschauungen \u00fcber die Prognose der angeborenen Farbenschw\u00e4che und Farbenblindheit. Im allgemeinen gilt es als unumst\u00f6fsliche Regel, dafs eine kongenitale Farbensinnst\u00f6rung h\u00f6chstens etwas weniger manifest werden k\u00f6nne dadurch, dafs die Patienten allm\u00e4hlich lernen, auf feine Helligkeitsunterschiede zu achten, dafs die t\u00e4glichen Erfahrungen in bezug auf die Bezeichnung farbiger Gegenst\u00e4nde ihnen eine gewisse, oft sehr beachtenswerte Sicherheit in der Unterscheidung von verschiedenen Farbeneffekten gibt. Die M\u00f6glichkeit einer wirklichen Besserung der Farbenschw\u00e4che oder der Farbenblindheit oder gar einer v\u00f6lligen Heilung derselben, wird im allgemeinen von der Hand gewiesen. Tats\u00e4chlich lehrt auch die Erfahrung, dafs in der Regel der Farbenunt\u00fcchtige seinen Defekt bis an sein Lebensende unver\u00e4ndert beh\u00e4lt.\u201c 4\nDie hier ventilierte Frage nach \u00fcbungstherapeutischen Erfolgen bei \u201eFarbensinnst\u00f6rungen\u201c h\u00e4ngt mit den Fragen nach Wesen und Ursache derselben eng zusammen, l\u00e4fst sich sogar erst nach Beantwortung dieser Fragen klar dis-\n1\tDerartige \u201e\u00dcbungseffekte\u201c k\u00f6nnen sich \u201emit einer Wirkung chromatischer Adaptation gleichsinnig verbinden\u201c ; dagegen kann sich im entgegengesetzten Sinne wie \u201e\u00dcbungseffekt\u201c und \u201eChromatoadaptationswirkung\u201c eine (\u201eperiphere\u201c oder \u201ezentrale\u201c) \u201eErm\u00fcdung\u201c geltend machen. (Vgl. Richard Hellmuth Goldschmidt \u201eBeobachtungen \u00fcber exemplarische subjektive optische Ph\u00e4nomene\u201c, Zf Fs. Bd. 76, S. 351, Anm. 3!)\n2\tVgl. o. S. 193, Absatz 2!\n3\tVgl. a. a. O. S. 357!\n4\tVgl. C. A. Hegner a. a. O. S. 22/23!","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nRichard Hellmuth Goldsehmidt.\nkutieren. Im allgemeinen werden \u00fcbungstherapeutische Versuche wohl bei Unterfunktionen, nicht aber bei Defekten Erfolge zeitigen. Es fehlen indessen mangels genauer Kenntnis des Wesens von Farbensinnst\u00f6rungen Daten dar\u00fcber, wie F\u00e4rb Wahrnehmungsvorg\u00e4nge von ihnen betroffen werden; so sind hierf\u00fcr in vorl\u00e4ufigen allgemeinsten Erw\u00e4gungen die verschiedenen Tr\u00e4ger von FarbsehVorg\u00e4ngen als Ganzes, als Gesamtkomplex, oder teilweise (hinsichtlich ihres nur vorl\u00e4ufig irgendwie ann\u00e4hernd bestimmten Eingehens in ihren Gesamtzusammenhang) im Sinne des einen oder des anderen Falles von Farbsehst\u00f6rungen verantwortlich zu machen.1 2 Dabei w\u00e4ren in jeglichem Faktor, der solcherweise f\u00fcr Entstehung von Farbsehst\u00f6rungen in Betracht k\u00e4me, als deren m\u00f6gliche Ursache zun\u00e4chst alle diejenigen in ihm liegenden Momente gesondert zu betrachten, die jenen Faktor \u00fcberhaupt irgendwie zu modifizieren verm\u00f6chten. Endlich w\u00e4re bei einem jeden solchen Moment noch zu erw\u00e4gen, ob und wieweit sich die resultierende Farbsehst\u00f6rung nach ihrem Charakter als Unterfunktion oder als Defekt verstehen liefse.\nGerade eine Trennung von Unterfunktionen und Defekten ist bereits zur Durchf\u00fchrung gelangt; Hans K\u00f6llner 2 hat im Gegensatz zu Nag-el \u201eausgesprochene Defekte\u201c des Farbensinnes als \u201eangeborene Farbensinnst\u00f6rungen\u201c und zugleich als \u201edauernde, d. h. unheilbare St\u00f6rungen\u201c 3 charakterisiert und ihnen \u201eUnterfunktionen des Farbensinnes\u201c als \u201eerworbene\u201c und zugleich als \u201ever\u00e4nderliche St\u00f6rungen\u201c gegen\u00fcbergestellt; diese \u201eerworbenen\u201c\n* St\u00f6rungen des Farbensinnes (bei denen sich nach seiner Meinung Erinnerungsbilder an normale Farberlebnisse geltend machen),\n1\tSo wie Entsprechendes beispielsweise f\u00fcr die Entstehung subjektiver optischer Ph\u00e4nomene diskutiert worden ist ; vgl. Richard Hellmuth Goldschmidt, \u201eDie Frage nach dem Wesen des Eigenlichtes, ein Hauptproblem der psychologischen Optik\u201c, Wundts PsSt, Bd. X, S. 101 ff, besonders S. 109\u2014155!\n2\tHans K\u00f6llner \u201eDie St\u00f6rungen des Farbensinnes, ihre klinische Bedeutung und ihre Diagnose\u201c, Berlin 1912 (428 S.). Das Buch ist \u201ein erster Linie bestimmt f\u00fcr die Ophthalmologen und Neurologen, sowie f\u00fcr alle diejenigen praktischen und Spezial\u00e4rzte, welche gen\u00f6tigt sind, Untersuchungen \u00fcber Farbent\u00fcchtigkeit auszuf\u00fchren, wie z. B. die Bahn\u00e4rzte\u201c ; es soll dem Praktiker \u201eals Anleitung f\u00fcr die Auffindung und die diagnostische und prognostische Verwertung von Farbensinnst\u00f6rungen dienen, sowie auch die Grundlagen bilden f\u00fcr eine weitere physiologische Untersuchung vor allem der erworbenen St\u00f6rungen des Farbensinnes\u201c (a. a. O. S. V).\n3\tVgl. a. a. 0. S. 30!","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcbungstherapeutische Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit usw. 197\nsind \u201ever\u00e4nderliche\u201c, weil sie einen Wandel der Farbent\u00fcchtigkeit zum Besseren oder zum Schlimmeren erkennen lassen.\n\u2022 \u2022\nWenn sonach eine \u00c4nderung in der Farbent\u00fcchtigkeit m\u00f6glich ist, d\u00fcrfen zum mindesten bei denjenigen Farbensinnst\u00f6rungen,\nbei denen sich solche \u00c4nderung ohnedies erkennen l\u00e4fst, thera-\n\u2022 \u2022\npeutische Mafsnahmen, etwa \u00dcbungen im Farbensehen, nicht von vornherein als erfolglos gelten.\nIm Interesse der hiernach zu fordernden wissenschaftlichen Untersuchungen und gegebenenfalls auch zur Anwendung in der ophthalmologischen Praxis ist eine \u00dcbungstherapie zur Besserung des Farbensinnes auszubilden. Um dieser Forderung gerecht werden zu k\u00f6nnen, sind vorerst bei jeder sich bietenden Gelegenheit orientierende Erfahrungen zu gewinnen.\nZur Beobachtung gelangte (zun\u00e4chst beim truppen\u00e4rztlichen Dienst und hernach, mehrere Monate hindurch, im psychologischen Institut der Universit\u00e4t M\u00fcnster) ein Fall von Tangentialschufs der linken Schl\u00e4fe, w\u00e4hrend eines sp\u00e4ten Stadiums des Heilungsverlaufs, welcher mit Besserung von linksseitigen Sehst\u00f6rungen, auch solchen des Farbensinnes, einherging.\nZu Beginn und w\u00e4hrend der ganzen Dauer der Untersuchungen konnten die Sehst\u00f6rungen des linken Auges soweit verfolgt und die Beeintr\u00e4chtigung des Farbensinnes konnte fortlaufend quantitativ so genau bestimmt werden, dafs eine wesentliche, etwa durch \u00dcbung herbeigef\u00fchrte \u00c4nderung zu erkennen war. Es bot sich die M\u00f6glichkeit, nacheinander drei \u00fcbungstherapeutische Methoden anzuwenden ; und ob dabei ausgesprochene \u00dcbungseftekte auftraten, konnte jeweils soweit konstatiert werden, dafs eine kritische Wertung der drei Methoden vorbereitet wird.\nUm vorsorglich den Befundsprotokollen1 der vorliegenden Untersuchung f\u00fcr sp\u00e4ter etwa noch auf tauchende Fragen alle vorhandenen Unterlagen beizugeben, wird nachfolgend insgesamt zitiert, was \u00fcber den vorausgehenden Krankheitsverlauf zu ermitteln war, obgleich es in dieser\n1 F\u00fcr Beobachtungsprotokolle hat sich folgender Vordruck bew\u00e4hrt: Datum, Tageszeit der Beobachtung, Name des Untersuchungsleiters und des Untersuchten, Allgemeinbefinden und vorausgehender Aufenthalt desselben, unter Beachtung aller dabei f\u00fcr Adaptationsvorg\u00e4nge irgendwelcher (auch chromatischer) Art in Betracht kommenden Faktoren.","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nRichard Hellmuth Goldschmidt.\n\u201eVorgeschichte\u201c gerade an solchen Daten fehlt, wie sie im Zusammenhang der vorliegenden Abhandlung am meisten interessiert h\u00e4tten, n\u00e4mlich an Bestimmungen \u00fcber Helligkeits- und Farbempfindlichkeit des gesunden und des kranken Auges; solche Bestimmungen sind erstmalig 15 Monate nach der Schufsverletzung durchgef\u00fchrt worden.\nK\u00fcrassierleutnant d. Res. Assessor v. H. war am 3. September 1914 durch Gewehrschufs an der linken Stirn und Schl\u00e4fe verwundet worden. Der Verband hatte w\u00e4hrend l\u00e4ngerer Zeit auch das linke Auge umschlossen gehalten. Bereits w\u00e4hrend der Lazarettbehandlung hat v. H. gelegentlich eines Verbandwechsels bemerkt, dafs die Sehkraft des linken Auges erheblich in Mitleidenschaft gezogen war. Daraufhin hat der fach\u00e4rztliche Beil at f\u00fcr Augenkrankheiten und Chefarzt der Korps-Augenstation des \\ XI. A.-K., Sanit\u00e4tsrat Stabsarzt Dr. Plange,1 eine Untersuchung des v. H. durchgef\u00fchrt und unterm 27. 8. 1915 folgenden Befund zu Protokoll gegeben: \u201eRechtes Auge: Myopie \u2014 2,5 D; S = %. Linkes Auge: Zentrale \u201eChorioidalruptur und Degeneration der Retina im unteren \u00c4quator = \u201eZentrales Scotom, in diesem S = Fingerz\u00e4hlen in 2,5 Meter, bei exzentrischer \u201eFixation S .== 6/6(b Myopie \u20142,5\u201c.\nWeiterhin findet sich betreffs v. H. im Tagebuch der ICorps-Augenstation des VII. A.-K. (Sanit\u00e4tsrat Stabsarzt Dr. Plange) unter Nr. 1588 folgende Eintragung vom 24. 6 1916: \u201eL, Auge: In der unteren H\u00e4lfte des \u201eHintergrundes stark pigmentierte Fl\u00e4chennarben der Retina und Chori. \u201eoidea ... infolge Gewehrschufs Verletzung vom 3. 9. 1914. Damals Blutungen \u201eund Rupturen, die sich bis in die Macula fortsetzten, so dafs auch um \u201eMacula pigmentierte Narbe von Pupillengr\u00f6fse.\n\u201eMyopie beiderseits \u2014 2,75. S rechts 7/8, links \\l20 bei exzentrischer \u201eFixation. Grofser (sektorf\u00f6rmiger) Gesichtsfelddefekt im oberen Gesichtsfelde links, der im zentr. Scotom endigt \u2014 Binokularer Sehakt vorhanden, \u201eTiefenempfindungen nicht merklich gest\u00f6rt.\u201c\nEine im Juli 1916 durchgef\u00fchrte perimetrische Gesichtsfeldbestimmung eines jeden der beiden Augen ergab bei weifsem Licht einen v\u00f6llig normalen Befund f\u00fcr das gesunde rechte Auge. Das Gesichtsfeld des linken Auges hingegen reichte bei weifsem IJcht allein im senkrechten Meridian nach unten und im schr\u00e4gen Meridian lateralw\u00e4rts nach unten bis zu einer noch\nnormalen Gienze, im horizontalen Meridian lateralw\u00e4rts bis zu 70\u00b0, im schr\u00e4gen lateralw\u00e4rts nach oben bis zu 45\u00b0, wenige Grade medial hiervon bis zu 40\u00b0 und nur in einer schmalen Zunge lateralparallel dem senkrechten Meridian aufw\u00e4rts fast bis zur normalen Grenze, im senkrechten Meridian selbst aufw\u00e4rts bis zu 42\u00b0, um 10 Grade weiter medial bis zu 35\u00b0, um noch 10 Grade weiter medial bis zu 28\u00b0, um wiederum 10 Grade weiter medial bis zu 320, um nochmals 10 Grade weiter medial bis zu 26\u00b0, im schr\u00e4gen Meridian medialw\u00e4rts nach oben bis zu 31\u00b0, weiterhin medialw\u00e4rts allm\u00e4hlich steigend und im horizontalen Meridian medialw\u00e4rts wiederum\nHerrn Sanit\u00e4tsiat Stabsarzt Dr. Plange sei auch an dieser Stelle Herzlicher Dank f\u00fcr seine g\u00fctige Unterst\u00fctzung der Untersuchungen, \u00fcber die im Folgenden berichtet wird, und f\u00fcr die wiederholte Bereitstellung seiner Apparate und Instrumente zum Ausdruck gebracht!","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"Ubungstherapeutische Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit usw. 199\nnahezu bis zur normalen Grenze, ebenso im ganzen medialen unteren Quadranten ; dabei war aber in diesem Quadranten ein vom medialen horizontalen Meridian ab beginnendes und \u00fcber den medialen unteren schr\u00e4gen Meridian hinweg sich um noch weitere 15\u00b0 nach untenhin erstreckendes Scotom zu konstatieren, dessen m\u00e9ridionale Ausdehnung ca. 10\u00b0 bis 16\u00b0 betrug, das sich n\u00e4mlich im medialen horizontalen Meridian zwischen 35\u00b0 und 45\u00b0, l\u00e4ngs dem medialen unteren schr\u00e4gen Meridian aber zwischen 33\u00b0 und 49\u00b0 erstreckte.\nIn einer an die perimetrische Gesichtsfeldbestimmung sich ansehliefsen-den Untersuchung des Augenhintergrundes gewann der fach\u00e4rztliche Beirat f\u00fcr Augenkrankheiten, Sanit\u00e4tsrat Stabsarzt Dr. Plange, die \u00dcberzeugung, dafs sich eine Ruptur der Chorioidea nicht konstatieren lasse, es seien nur Pigmentreste als Zeichen der vorausgegangenen Blutung zu sehen ; eine Regeneration gegen\u00fcber dem Befunde vom 27. 8. 1915 sei unverkennbar.\nDie Pr\u00fcfung des Farbensinnes ergab sowohl zu Beginn der verschiedenen \u00fcbungstherapeutischen Versuche im Dezember 1915, als auch nach deren vorl\u00e4ufigem Abschlufs im M\u00e4rz 1916 gem\u00e4fs Bestimmungen mit HoLMGKENSchen Wollproben, Nagels Ringtafeln, den \u201eT\u00e4felchen zur Pr\u00fcfung feinen Farbensinnes von Prof. Hermann Cohn\u201c, Stillings Tafeln und gem\u00e4fs Selbsteinstellungen am Anomaloskop laut dem Urteil des dirigierenden Arztes der Provinzial-Augenheilanstalt, Sanit\u00e4tsrat Dr. Recken,1 dafs v. H. ein \u201eanomaler Trichromat mit Schw\u00e4che f\u00fcr Rot und Neigung zum Farbkontrast Rot Gr\u00fcn\u201c ist. Dabei haben beide Untersuchungen f\u00fcr das linke Auge (abgesehen von der totalen L\u00fccke im Gesichtsfeld) zu gleichartigen Ergebnissen gef\u00fchrt wie f\u00fcr das rechte Auge. Die fr\u00fcheren und die sp\u00e4teren Untersuchungsergebnisse unterscheiden sich voneinander \u00fcberhaupt nur hinsichtlich der Genauigkeit; bei der ersten Untersuchung vom Dezember 1915 hatte in der Beurteilung farbiger Objekte eine sehr grofse subjektive Unsicherheit geherrscht und die Angaben hatten untereinander objektiv starke Schwankungen gezeigt (beides mehr beim linken Auge als beim gesunden rechten); die Angaben der zweiten Untersuchung vom M\u00e4rz 1916 dagegen Aveisen eine sehr erhebliche Besserung auf, n\u00e4mlich eine Herabsetzung sowohl der \u201eUnsicherheit\u201c als auch der \u201eSchwankungen\u201c.\nDie erste der angewandten \u00fcbungstherapeutischen Methoden\nsuchte eine gewisse Vertrautheit mit dem Aussehen\n\u2022 \u2022\nunterschiedlicher Farben und eine gewisse \u00dcbung in der Beurteilung ihres Aussehens zu verschaffen. Das hierzu haupts\u00e4chlich benutzte Verfahren stellte \u00e4hnliche Aufgaben, wie die Pr\u00fcfung der Farbent\u00fcchtigkeit mit Hilfe HoLMGRExscher Woll-\n1 Herrn Sanit\u00e4tsrat Dr. Recken sei auch an dieser Stelle herzlicher Dank f\u00fcr das freundliche Interesse ausgesprochen, das er den hier abgehandelten und verwandten Untersuchungen gewidmet hat, sowie auch f\u00fcr die liebensw\u00fcrdige \u00dcberlassung des Instrumentariums seiner Eisenbahnangestellten-Augen-Untersuchungsstation !","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nRichard Hellmuth Goldschmidt.\nproben. Es waren auf gleichm\u00e4fsig-grauem oder -schwarzem Hintergr\u00fcnde Reihen gleichartiger farbiger Objekte mit Unterschieden in der einen oder anderen, reihenweise aber bestimmten Richtung lediglich nach dem Verwandtschaftsgrade bez\u00fcglich des jeweils variierten Attributs zu ordnen ; oder es waren in gegebene Reihen Zwischenglieder einzuordnen. Nach Absehlufs einer jeden einzelnen Versuchsreihe wurden die dabei untergelaufenen Fehler berichtigt und durch besondere Demonstrationen erl\u00e4utert.1\nDerartige Versuchsreihen sind in zwei einander folgenden Gruppen durchgef\u00fchrt worden, die erste im Dezember 1915, die zweite im M\u00e4rz 1916, jene unmittelbar nach Absehlufs der oben bereits herangezogenen ersten allgemeinen Pr\u00fcfung von Farbensinn und Sehverm\u00f6gen \u00fcberhaupt,2 diese nach Durchf\u00fchrung von Versuchsreihen auch mit der zweiten und dritten \u00fcbungstherapeutischen Methode. Die Versuchsreihen beider Gruppen (aus Dezember 1915 und M\u00e4rz 1916) erstrecken sich haupts\u00e4chlich auf monokulare Beobachtungen mit dem linken, verletzten Auge; zur Kontrolle sind aber allenthalben auch monokulare Beobachtungen mit dem rechten gesunden Auge, sowie binokulare Beobachtungen durchgef\u00fchrt worden.3\nW\u00e4hrend der Mehrzahl der Versuchsreihen safs der Beobachter vor einem Tisch mit Lesepult; dieses trug eine homogene schwarze Platte, auf welche die HoLMG\u00dfENschen Wollproben gelegt wurden.4\nBei Stellung der Aufgabe einer \u201eNeuordnung\u201c der Farben\nA. Favre hatte bereits in \u00e4hnlicher Weise versucht, Methoden zur Pr\u00fcfung des Farbensinnes f\u00fcr eine entsprechende \u00dcbungstherapie zur Besserung oder Beseitigung von Farbensinnst\u00f6rungen nutzbar zu machen. \u201eLe plus souvent, les moyens vari\u00e9s qui permettent de pr\u00e9ciser le diagnostic du daltonisme cong\u00e9nital peuvent suffire au traitement de cette maladie.\u201c \u2014 Gaz. hebdorn. de M\u00e9d. et de Chir., 14. 2. 1879, 2e Serie \u2014 Tome XVI.\nS. 108.----Vgl. aber die kritischen Bemerkungen \u00fcber die Untersuchungen\nvon A. Favre oben S. 193, wonach die Angaben von Favre, Bianchi und F\u00e9ris einer experimentellen Nachpr\u00fcfung bed\u00fcrfen.\n2\tVgl. oben S. 199!\n3\tBei Beobachtungen mit nur einem Auge war das andere durch eint lichtdicht anschliefsende, in leichter Versteifung sich vorw\u00f6lbende, dabei durchaus nicht st\u00f6rende Augenklappe verdeckt.\n4\tDer Beobachter blickte m\u00f6glichst senkrecht auf die schwarze Platte, deren Abstand von seinem Auge ca. 75 cm betrug. Im \u00fcbrigen wurde f\u00fcr Konstanz der \u201eVersuchsbedingungen\u201c gesorgt, sowie daf\u00fcr, dafs sich aufser-halb der schwarzen Tafel keine optischen Beize zur Beobachtung dr\u00e4ngten.","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"Ubungstherapeutische Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit usw. 201\nnahm der Untersuchte ein Kn\u00e4uel von 12 ineinander verschlungenen Wollproben zur Hand, breitete sie auf der schwarzen Tafel aus und suchte sie nach ihren \u00c4hnlichkeitsbeziehungen aneinander zu reihen. Und bei Stellung der Aufgabe einer \u201eEinordnung\u201c der Farben lagen auf der schwarzen Tafel zu Beginn 16 Wollproben in spektraler Reihenfolge gleichm\u00e4fsig auf eine Reihe verteilt, so dafs zwischen je zwei Wollproben allemal 3 cm Abstand war; der Untersuchte hatte dann 12 weitere zun\u00e4chst in einem Kn\u00e4uel liegende Wollproben, eine nach der anderen in L\u00fccken zwischen die 16 einzuschalten. Nach Abschlufs einer jeden solchen \u201eEinordnung^\u201c- oder \u201eNeuordnungs\u201c-Bestimmung wurden vom Untersuchungsleiter die untergelaufenen Fehler korrigiert; dabei wurden Demonstrationen der in Betracht kommenden Farben einem Gebrauch ihrer Bezeichnungen vorgezogen ; und bei jeder passenden Gelegenheit wurde zu Selbstberichtigungen angeregt. Bei den Aufgabestellungen wurde darauf Bedacht genommen, die Schwierigkeiten von einer Versuchsstunde zur n\u00e4chsten zu steigern und das \u201eErlernte\u201c durch Wiederholung dem Ged\u00e4chtnis fester einzupr\u00e4gen.\nBei derartigem Vorgehen darf die reziproke Anzahl der in einer Versuchsstunde untergelaufenen Fehler auch nicht ann\u00e4hernd als ein Mafs f\u00fcr etwa von Versuchsstunde zu Versuchs-atunde sich bessernde Leistungen des Farbensinnes gelten. Als Kennzeichen hierf\u00fcr empfehlen sich aber die Daten \u00fcber Vermeidung oder Wiederkehr der zun\u00e4chst einmal untergelaufenen und danach jeweils gleich korrigierten Fehler.\nDie Ergebnisse der ersten Gruppe von Versuchsreihen (aus dem Dezember 1915) zeigen nun bez\u00fcglich des verletzten linken Auges, dafs einmal korrigierte Fehler in den zun\u00e4chst folgenden Versuchsstunden nicht wiederkehrten, zumal dann nicht, wenn inzwischen nur wenige Tage verstrichen waren, dafs aber sp\u00e4terhin auch grobe Fehler, die fr\u00fcher bereits einmal korrigiert worden und danach eine Zeitlang unterlassen worden waren, zuweilen wieder auftraten, zumal dann, wenn zwischendurch eine gr\u00f6fsere Zahl anderer Fehler zu korrigieren gewesen war. \u2014 Bei Beobachtungen mit dem gesunden rechten Auge sind niemals Fehler gemacht worden, ebensowenig in Versuchsreihen mit binokularer Beobachtung.\nDie Anwendung der ersten \u00fcbungstherapeutischen Methode liefs somit einen dauernden Erfolg zum mindesten nicht ein-\nZeitschr. f. Siimesphysiol. 50.\t15","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nRichard Hellmuth Goldschmidt.\nwandfrei erkennen. Demgegen\u00fcber deuten aber die Ergebnisse der zweiten Gruppe von Versuchsreihen (aus dem M\u00e4rz 1916)y nachdem auch die zweite und die dritte der \u00fcbungstherapeutischen Methoden angewandt worden war, auf eine Steigerung der Farb-sehleistung f\u00fcr das verletzte linke Auge auch bei einer L\u00f6sung derjenigen Aufgaben, die bei Anwendung der ersten \u00fcbungstherapeutischen Methode verlangt wurden. [Die Aufgabestellungen von drei bestimmten Versuchsreihen der ersten Gruppe (aus dem Dezember 1915) wurden (nach v\u00f6lliger Unterbrechung derartiger Versuche im Januar und Februar 1916) in der zweiten Gruppe von Versuchsreihen (Ende M\u00e4rz 1916) wiederholt. In einer der Versuchsreihen wurden \u201eNeuordnungen\u201c, in den beiden anderen \u201eEinordnungen\u201c von je 4X12 Farben verlangt. F\u00fcr die gruppenweise rechnerisch zusammengefafsten drei Versuchsreihen betr\u00e4gt der (nach den Zahlen jeweils s\u00e4mtlicher Einzelbeobachtungen berechnete) Fehler in der ersten Gruppe von Versuchsreihen (Dez. 1915) 37 \u00b0/0, dahingegen in der zweiten Gruppe (M\u00e4rz 1916) 4 %. Zudem waren unter jenen Fehlern (Dez. 1915) sehr grobe Verwechselungen, w\u00e4hrend solche unter diesen (M\u00e4rz 1916) \u00fcberhaupt nicht mehr auftraten.]\nF\u00fcr die sonach deutlich zutage tretende Besserung des auf dem Gebiete des Farbensehens Geleisteten kommen etwa folgende Gr\u00fcnde in Betracht: \u201eeine Steigerung der Disposition zu Farb-sehleistungen durch Anwendung der zweiten, oder der dritten, oder dieser beiden \u00fcbungstherapeutischen Methoden, oder eine ohnedies fortschreitende Behebung der Farbensinnst\u00f6rungen durch Minderung der krankhaften Erscheinungen in dem verletzten linken Auge, oder endlich ein Zusammenwirken von \u00fcbungstherapeutischem Effekt und Heilungserfolg.\u201c Es wird diesbez\u00fcglich wohl das Entsprechende anzunehmen sein, was \u00fcber einen\nEffekt der zweiten und der dritten \u00fcbungstherapeutischen Methode\n\u2022\u2022\netwa \u00fcber einen gewissen Ubungseffekt dieser dritten Methode* weiter unten angegeben wird.1\nDie zweite der angewandten \u00fcbungstherapeutischen Methoden erstrebt die Heranbildung einer gewissen Bekanntschaft mii Farben von allt\u00e4glichem Vorkommen, sowie mit der Benennungsweise dieser Farben unter allgemeiner R\u00fccksicht\n1 Vgl. unten S. 204\u2014205 und S. 210\u2014214, besonders S. 214!","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"* \u2022\nUbungstherapeutische Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit usw. 203\nn\u00e4hme auf deren Stellung im Farbensystem. Angewandt wurde diese zweite Methode nach v\u00f6lligem Abschlufs der ersten Gruppe von Versuchsreihen mit der ersten \u00fcbungstherapeutischen Methode (Ende Dezember 1915); die Versuchsreihen der zweiten Methode folgten einander fast t\u00e4glich, ohne irgendwelche Unterbrechung durch sonstige Untersuchungen; in der Mehrzahl der Versuchsreihen betrachtete der Untersuchte die ihm dargebotenen Objekte monokular mit dem linken Auge.1\nDie Betrachtung der Objekte, bunter Bilder oder mehrfarbiger Gegenst\u00e4nde, wurde vom Untersuchten und vom Untersuchungsleiter2 in jedem einzelnen Versuch gemeinsam durchgef\u00fchrt; und beide besprachen die Attribute der dabei wahrnehmbaren F arbeindr\u00fccke.3\n1\tZur Kontrolle sind aber allenthalben auch monokulare Beobachtungen mit dem rechten gesunden Auge, sowie binokulare Beobachtungen herangezogen worden. \u2014 Vgl. oben S. 200!\n2\tAls Untersuchungsleiter fungierte aufser dem Verfasserder vorliegenden Abhandlung auch Herr Dr. phil. Theodor Edward P\u00fcntmann in sehr dankenswerter Weise.\n3\tA. Favre hat bei seinen Versuchen einer \u00fcbungstherapeutischen Besserung oder Beseitigung von Farbensinnst\u00f6rungen sein bereits oben erw\u00e4hntes Verfahren (das vornehmlich aus Methoden zur Diagnostizierung des Farbensinnes gebildet ist \u2014 vgl. oben S. 192\u2014193 und S. 200!) in einer Weise erg\u00e4nzt, die dem hier besprochenen zweiten Verfahren ungef\u00e4hr entspricht, freilich ohne irgendwie auf Besonderheiten desselben einzugehen, \u00fcberhaupt ohne jede Analyse von \u00fcbungstherapeutisch bedeutsamen Faktoren. Er betont selbst, dafs der wissenschaftlich forschende Arzt sogar grundlegende Feststellungen \u00fcber die exakte Diagnostizierung und anschliefsend auch \u00fcber die therapeutische Beeinflussungsm\u00f6glichkeit von Farbensinnst\u00f6rungen erst noch zu gewinnen hat; er empfiehlt zur besonderen Beachtung in den geforderten Untersuchungen \u201edu daltonisme\u201c: \u201edes modifications que les habitudes, la fatigue extr\u00eame, les maladies, les accidents, l\u2019ingestion de certaines substances, impriment au sens chromatique ou au daltonisme;\u201c und gibt in einer Warnung vor Fehlschl\u00fcssen die Vorschrift: \u201eque les am\u00e9liorations et les gu\u00e9risons obtenues chez les daltoniens doivent \u00eatre constat\u00e9es avec le plus grand soin, et je pense qu\u2019il est prudent de ne pas s\u2019en rapporter aux donn\u00e9es fournies par un seul proc\u00e9d\u00e9. L\u2019on doit \u00eatre toujours en garde contre les rechutes.\u201c Mit der praktischen Durchf\u00fchrung einer \u00dcbungstherapie bei einzelnen Patienten aber glaubt A. Favre nicht den Arzt selbst belasten zu m\u00fcssen: \u201eLe traitement du daltonisme n\u2019est pas d\u2019ailleurs l\u2019affaire des oculistes et des m\u00e9decins, mais bien celles des femmes, des instituteurs et des institutrices-\u201c (Vgl. Gaz. hebdom. de M\u00e9d. et di Chir. 14. 2. 1879, S. 107/108!) Neuerdings hat auch Herr Prof. Dr. Meyer-Steineg (Jena) bei F\u00e4llen von Farbensinnst\u00f6rungen \u00fcbungsthera-\n15* *","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nRichard Hellmuth Goldschmidt.\nAuch wurde dem Untersuchten im Verlaufe einer jeden Ver-suchsstunde des \u00f6fteren die Aufgabe gestellt, aus einer Reihe von Demonstrationsobjekten jeweils zu einer gegebenen Farbe Objekte von gleichem Farben ton zu suchen und dabei etwa vorkommende Unterschiede eines anderen Attributes oder der Erscheinungsweise zu beschreiben. Bei solchen Vergleichsbestimmungen, sowie zur Besprechung der Stellung einer jeden einzelnen Farbe im Farbensystem liefsen sich unter Zugrundelegung der WuNDTschen Farbenkugel1 die BAUMANNschen Farbentafeln des Systems Prase mit Vorteil verwenden.2\nAus den Versuchsreihen ergab sich nirgends ein Anhaltspunkt\ndaf\u00fcr, dafs infolge mehrw\u00f6chentlicher Anwendung der zweiten\n\u00fcbungstherapeutischen Methode irgendein Fortschritt im Farben\nerkennen gemacht worden w\u00e4re.3 Es stieg lediglich die Gewandt\nheit im Gebrauche von Farbenbezeichnungen ; dies ergab sich, ganz\nentsprechend dem zentralen Charakter dieser \u201eGewandtheit\u201c, in\ngleichem Mafse bei Beobachtungen mit dem verletzten linken\nund mit dem gesunden rechten Auge, sowie auch bei binokularer\n\u2022 \u2022\nBeobachtungen, \u00fcberhaupt kam der Beobachter beim Gebrauche des verletzten linken Auges durchgehends zu ganz entsprechender Angaben wie beim Gebrauch des gesunden rechten, oder wie bei binokularen Beobachtungen; nur zeigte sich bei monokularen Be*\npeutische Versuche mit HoLMGRENschen Wollproben gemacht, wor\u00fcber er am 3. November 1917 m\u00fcndliche Mitteilung zu machen die Freundlichkeit hatte. Dabei erw\u00e4hnte er besonders einen \u201eFall ausgesprochener Farbenschw\u00e4che\u201c, dessen Farbsehleistung durch \u00dcbung in der Beschreibung und Wiedererkennung HoLMGRENScher Wollproben sich so sehr h\u00e4tte steigern lassen, dafs hiernach die \u201eFarbensinnpr\u00fcfung zur Aufnahme in die Marine1 bestanden worden w\u00e4re.\n1\tVgl. W. Wundt, PhPsG, Bd. II, S. 145ff., bes. S. 167!\n2\tVgl- betreffs der Farbentafeln R. H. Goldschmidt, ArGsPs, L, Bd. XXXIII, S. 128/129.\n3\tEs ist der Versuch gemacht worden, vor Beginn und nach Schlufs der hier besprochenen Versuchsreihen, Messungen der Farbtonunterschied empfindlichkeit durchzuf\u00fchren. Mit Hilfe von zwei rotierenden aus variable. Sektoren kombinierten Farbscheiben wurden in einer geeigneten Versuch anordnung zwei mehr oder minder grofse F\u00e4rb fl\u00e4chen von mehr odermindt differentem Farbton zum Vergleichen (eben auf ihren Farbton hin) dargeboten. Dabei machte aber der Untersuchte (der keinerlei \u00dcbung i: psychologischen Experimenten mitbrachte) auch beim Gebrauch des gesunden rechten Auges derart schwankende Angaben, dafs sich aus ihne: nicht ermitteln liefs, ob die hier besprochene \u00dcbungstherapie etwa eine Steigerung der Farbtonunterschiedsempfindlichkeit bewirkt hat.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcbungstherapeutische Versuche zur Steigerung dzr Farbent\u00fcchtigkeit usw. 205\nobachtungen mit dem verletzten linken Auge als \u201eBesonderheit\u201c : eine \u201eVerlangsamung des Farberkennungsvorganges\u201c (d. h. die Zeit, welche vom ersten Anblick eines oder mehrerer Farbreize bis zu einer Gewinnung von Klarheit \u00fcber die einzelnen Farbeindr\u00fccke oder \u00fcber deren Gesamtheit verstrich, war von ausgesprochen l\u00e4ngerer Dauer als beim gesunden rechten) und eine \u201eVerringerung der subjektiven und der objektiven Sicherheit\u201c in den Angaben (d. h. der Beobachter traute seinen eigenen Angaben selbst nicht recht, und diese Angaben stimmten untereinander tats\u00e4chlich schlecht \u00fcberein).1 \u2014 Beil\u00e4ufig stellte sich noch heraus, dafs v. H. gewohnt war, eine Anzahl von Farbt\u00f6nen, besonders gelbe und violette, mit einer gewissen Regelm\u00e4fsigkeit falsch zu benennen, so n\u00e4mlich, als erschiene ihm im Spektrum das Gr\u00fcn ins Gelb hinein und das Blau ins Violett hinein ausgedehnt; dabei waren Ausdr\u00fccke wie \u201eolivgr\u00fcn\u201c, \u201epurpur\u201c und \u201erosa\u201c weder gel\u00e4ufig, noch \u00fcberhaupt in ihrer Bedeutung recht bekannt. Die Aneignung der richtigen Farbbezeichnungen erfolgte, ohne dafs dabei die Erinnerung an die altgewohnte Bezeichnungsweise verloren ging. Und noch nach Monaten verwandte der Untersuchte beiderlei Bezeichnungen bewufst nebeneinander.\nDie dritte der angewandten \u00fcbungstherapeutischen Methoden beruht auf planm\u00e4fsigem Gebrauch eines Satzes monochromatischer Brillen.2 F\u00fcr vorl\u00e4ufige Beurteilung des\n1\tSubjektive und objektive Sicherheit im Beobachten korrespondieren durchaus nicht immer oder regelm\u00e4fsig miteinander. So zeigte sich gelegentlich der Helligkeitsbestimmungen positiver Nachbilder : \u201edie Meinung des Beobachters, dafs er in bestimmten Einzelf\u00e4llen sich ein besonders gutes Urteil gebildet habe, entsprach nicht immer der wirklichen Genauigkeit dieser Bestimmungen, bei einzelnen Beobachtern sogar sehr selten.\u201c (R. H. Goldschmidt, \u201eQuantitative Untersuchungen \u00fcber positive Nachbilder\u201c, Wundts PsSt, Bd. VI, S. 218.)\n2\tA. Fa vue hat bei Besprechung seiner Versuche, Farbensinnst\u00f6rungen \u00fcbungstherapeutisch zu bessern oder zu beheben, beil\u00e4ufig auch bereits auf die Verwendbarkeit farbiger Brillengl\u00e4ser hingewiesen: \u201eQuant aux essais de correction par des verres color\u00e9s, faits dans ces derniers temps avec un certain succ\u00e8s, nous souhaitons que les r\u00e9sultats annonc\u00e9s soient confirm\u00e9s.\u201c (\u2014, Gaz. hebdom. de M\u00e9d. et de Chir. 14. 2. 1879, S. 108). \u2014 \u00c4hnliche Absichten, wie sie einer solchen Verwendung von Farbglasbrillen zugrunde liegen, zeigen sich in den Vorschl\u00e4gen von W. Kroll; er hat an-schliefsend an seine Ausf\u00fchrungen \u00fcber die Entwicklungsf\u00e4higkeit des","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nRichard Hellmuth Goldschmidt.\ndabei etwa wirksamen \u00fcbungstherapeutischen Faktors seien zun\u00e4chst nur diese Farbglasbrillen und deren Verwendungsweise kurz beschrieben.* 1\nAutomobilbrillen waren durch Einsetzen von physikalisch reinfarbenen2 Brillengl\u00e4sern so hergerichtet worden, dafs sie nur Licht von der Wellenl\u00e4nge eines schmalen Spektrumstreifens in die Augen gelangen liefsen. [Zur spezifischen Absorption dienten KiRSCHMANNsche Gelatinefilter,3 die jeweils zwischen einem Paar kreisrunder Plangl\u00e4ser eingeklemmt lagen (oder an Stelle der Gelatinefilter brillenglasf\u00f6rmig ausgeschnittene photographische Platten, die zun\u00e4chst unbelichtet ausfixiert und dann ad hoc mit wasserl\u00f6slichen Farben getr\u00e4nkt und gut getrocknet worden waren;4) \u2014 (an Stelle von photographischen Platten liefsen sich endlich der besseren Schneidbarkeit wegen auch die Gelatineschichten allein, nach deren H\u00e4rtung und Absprengung vom Glase, unter gleicher F\u00e4rbungsweise, verwenden).] Die in der einen oder der anderen Weise kombinierten Brillengl\u00e4ser waren stets m\u00f6glichst grofs und jeweils paarweise gleich gew\u00e4hlt worden ;5\nFarbenunterscheidungsverm\u00f6gens eine Pflege desselben empfohlen und gemeint: es sei \u201eein farbiges Alphabet, in dem die das weifse Licht komponierenden sieben Hauptfarben vertreten, hierzu ausreichend\u201c. (Centralblatt f\u00fcr Augenheilk. VI (1882), S. 356). \u2014 Vgl. schliefsiich auch die MAGNUSsche Karte und deren engl. Ausgabe: Magnus and Jeffries, Color-Chart for the primary education of the color-sense; Boston 1882.\n1\tVgl. aufserdem weiter unten S. 213, Anm. 1!\n2\tDurch Gebrauch des terminus \u201emonochromatisch\u201c oder \u201ereinfarben\u201c soll durchaus kein Bekenntnis \u201ezu der landl\u00e4ufigen Annahme \u00fcber die Beziehungen zwischen physischer und psychischer Lichtqualit\u00e4t\u201c ausgesprochen werden. (Vgl. A. Kirschmann, \u201eNormale und anomale Farbensysteme\u201c, ArGsPs,\nBd. VI, S. 358 ff., sowie die einschl\u00e4gige Bemerkung in Wundts PsSt Bd X S. 188!)\n3\t\\ gl. A. Kirschmann \u201e\u00dcber die Herstellung monochromatischen Lichtes\u201c Wundts PhSt Bd. VI, S. 543!\n4\tH\u00e4ufig wurde ein Paar solcher photographischer Platten von ver schiedener F\u00e4rbung, mit den Schichtseiten aneinander, kombiniert; bis-v eilen auch noch das eine oder das andere Gelatinebl\u00e4ttchen dazwischer geschaltet. \u2014 A. Kirschmann hat inzwischen sein \u00e4lteres Verfahren in verwandter Weise ausgebildet. [Vgl. \u2014, \u201e\u00dcber die Herstellung monochromatischen Lichtes in gr\u00f6\u00dferen Fl\u00e4chen\u201c, Wundts PsSt Bd. X (1915), S. 185/186 !j\n5\tUntersuchungen \u00fcber die Chromato Adaptations-Wirkung nach dem Tragen eines Paares ungleich gef\u00e4rbter Brillengl\u00e4ser, insbesondere auch solcher, deren F\u00e4rbungsunterschied dem Brillentr\u00e4ger selbst unbekannt bleibt, empfehlen sich als theoretisch interessant.","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcbungstherapeutische Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit usw. 207\nsie safsen in den beiden kreisrunden, v\u00f6llig lichtdichten Blechfassungen ihres Automobilbrillengestells festgeklemmt. [Vor den Augen wurden die beiden Brillengl\u00e4ser mittels derartiger Blechfassungen in den entsprechenden Ausschnitten eines breiten, weichen, den Kopf horizontal umschliefsenden Lederbandes, des \u201eAutomobilbrillengestells\u201c, nach geh\u00f6riger Ausrichtung fixiert; dabei wurde vorkommendenfalls jeder st\u00f6rende Lichteinfall ins Auge (von irgendeinem die Gelatinefilter nicht passierenden Seitenlicht) mittels Pl\u00fcsch- oder Wattepolsterung v\u00f6llig und sicher ausgeschaltet.]\nEs konnten insgesamt vier \u00fcbungstherapeutische Versuche unter Benutzung jeweils einer bestimmten derartigen Brille durchgef\u00fchrt werden.1 F\u00fcr die Brillengl\u00e4ser wurden die vier Ilaupt-farben2 gew\u00e4hlt, das eine Farbenpaar in m\u00f6glichst ann\u00e4hernd gleicher, das andere in ausgesprochen unterschiedlicher Helligkeit.\nVor Beginn der vier \u201eVersuche mit der dritten \u00fcbungstherapeutischen Methode\u201c ist im Laufe von mehreren Tagen durch systematische Pr\u00fcfungsreihen eine Messung der Farbsehleistung durchgef\u00fchrt worden. W\u00e4hrend dieser Messung und w\u00e4hrend der vier \u201eVersuche\u201c selbst wurden sonst keinerlei Untersuchungen durchgef\u00fchrt, und es wurde alles vermieden, was (wie eine Belehrung \u00fcber falsche Farbbezeichnungen u. dgl.) \u00fcbungstherapeutisch h\u00e4tte wirken k\u00f6nnen. Zur Bestimmung der Farbseh-Teistung empfahlen sich \u201eFarbschwellenwerte\u201c 3 wegen ihrer geringen Streuung.4\nDie Bestimmung der \u201eFarbschwellenwerte\u201c5 geschah im\n1\tEntscheidend f\u00fcr die Durchf\u00fchrbarkeit der Versuche war stets die milit\u00e4rische Dienstfreiheit des Untersuchten und des Untersuchungsleiters. Den w\u00fcnschenswerten zeitlichen Dispositionen f\u00fcr die Untersuchungen liefs sich aber in immerhin gen\u00fcgender Weise nachkommen.\n2\tVgl. \u00fcber die vier \u201eHauptfarben\u201c und \u201eFarbcharaktere\u201c : R. H. Goldschmidt ZFs, Bd. 76, S. 362\u2014375!\n3\tZum Vergleich dienten aufserdem haupts\u00e4chlich Messungen der ,Lichtempfindlichkeit4 schlechthin, der ,Farbtonunterschiedsempfindlichkeit4 und der ,Sehsch\u00e4rfe f\u00fcr farbige und weifse Lichtreize4.\n4\tVgl. oben die Bemerkung \u00fcber Schwankungen bei Beurteilung von Farbtonunterschieden, S. 204, Anm. 3 !\n5\tEine ausf\u00fchrliche Beschreibung der Versuchstechnik und der dabei verwandten Apparate-Anordnung findet sich in der Abhandlung \u201eUntersuchungen \u00fcber Farbadaptation\u201c von Th. E. P\u00fcntmann (Dissertation, M\u00fcnster i. W., 1916). Die Apparate-Anordnung liefs sich nicht nur bei diesen, sondern auch noch bei mehreren nachfolgenden Untersuchungen mit Voi-teil benutzen.","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nRichard Hellmuth Goldschmidt.\nDunkelzimmer. Der Untersuchte blickte durch einen Trichter gerade vor sich auf eine parafrontal vor ihm stehende, 1,345 m entfernte, gleichm\u00e4fsig erhellte, kreisf\u00f6rmige Fl\u00e4che von weifsem \u00d6lpapier.1 Der Trichter war aus schwarzem Papier so hergestellt und mit Lichtschirmen, die von der Kinnst\u00fctze auf steigend den ganzen Kopf umh\u00fcllten, derart verbunden, dafs er alles seitliche Licht wegblendete und dem Gesichtsfeld eine v\u00f6llig dunkle Umgrenzung verschaffte. Unmittelbar hinter der kreisf\u00f6rmigen Fl\u00e4che von weifsem \u00d6lpapier stand eine Wand von schwarzem Papier, in der an variabler Stelle ein etwa pfenniggrofses Fensterchen2 3 * von variabler Form (z. B. dreieckig, quadratisch, in Form eines Snelliussehen Hakens u. dgl. m.), aber von durchgehends ca. gleicher Gr\u00f6fse ge\u00f6ffnet werden konnte. Das Fensterchen wurde von der R\u00fcckseite (d. h. von der dem Untersuchten abgewandten Seite her) durch eine Osramlampe gerade so stark beleuchtet,, dafs es sich zun\u00e4chst auch bei \u00d6ffnung von der \u00fcbrigen weifsen \u00d6lpapierfl\u00e4che nicht abhob, so dafs also der Untersuchte das Fensterchen zun\u00e4chst weder bei \u00d6ffnung noch bei Schliefsung bemerken konnte. Zur Schwellenmessung diente nun das \u201eZu-satzu*Licht einer das Fensterchen von der R\u00fcckseite her beleuchtenden zweiten Osramlampe, die auf einer optischen Bank senkrecht zum Fensterchen hin und her bewegt werden konnte.5\n1\tDie kreisrunde weifse Fl\u00e4che wurde unter einem Gesichtswinkel von 16\u00b0 56' gesehen. Sie wurde von vorn (von der Seite des Untersuchten her) beleuchtet, teils direkt von einer Ibkerzigen Kohlenfadenlampe aus dem Abstande von 0,94 m (des schwarzen Trichters wegen seitlich), unter einem Einfallswinkel von 35\u00b0 24', teils indirekt durch (jenseits des Trichters der Lampe gegen\u00fcberstehende) spiegelnde weifse Fl\u00e4chen, insgesamt derart, dafs die Beleuchtung gleichm\u00e4fsig erschien; dabei umh\u00fcllten die Kohlenfadenlampe zur gleichm\u00e4fsigen D\u00e4mpfung ihres Lichtes 4 aufeinanderliegende weifse \u00d6lpapiere.\n2\tUnter einem Gesichtswinkel von 25,5'.\n3\tEin zweites Fensterchen konnte in ganz entsprechender Weise wie\ndas erste neben diesem, jedoch jenseits eines Schirmes und hierdurch unabh\u00e4ngig vom \u201eZusatz\u201c-Lieht dieses Fensterchens ge\u00f6ffnet und in entsprechender Weise durch ein eigenes, zweites \u201eZusatz\u201c-Licht beleuchtet\nwerden, so dafs sich ebenso wie die Reizschwelle auch die Unterschiedsschwelle zwischen zwei gegeneinander nach einer Richtung hin variierten Reizen bestimmen liefs. Dabei waren freilich f\u00fcr den Vergleich beider Reize noch besondere Vorsichtsmafsnahmen erforderlich, gegen eine Beeintr\u00e4chtigung n\u00e4mlich durch subjektiv mitbedingte Ph\u00e4nomene (wie \u201eheller leuchtende W\u00fclste\u201c an den R\u00e4ndern des Fensterchens, oder \u201ehellere Streifen\u201c am","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcbungstherapeutische Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit usw. 209\nDer Lampenschlitten, der diese Bewegung vermittelte, trug seine Lampe in einem Kasten mit nur einer blendenartig ausgebauten \u00d6ffnung, die das Licht lediglich in gerader Richtung auf das Fensterchen hin und dabei durch ein KiascHMANNsches Lichtfilter hindurch austreten liefs. Ein jedes dieser auswechselbaren Lichtfilter war optisch gleich demjenigen einer Farbglasbrille; infolgedessen war das \u201eZusatz \u201c-Licht homogen, ganz entsprechend einer der vier Brillenfarben.* 1 Die in Tabelle I wiedergegebenen \u201eEmp-\nTabelle I.\n\tEmpfindlichkeitswerte f\u00fcr\t\t\t\n\tRot\tGr\u00fcn\tDunkel- blau\tHellgelb\nVor dem Tragen einer Farbbrille Unmittelbar nach einmalig etwa zwei-\t448\t2422\t1344\t3462\nst\u00fcndigem Tragen der betreffenden Farbbrille\t4097\t24884\t4875\t38693\nEine Woche nach dem einmalig etwa\t\t\t\t\nzweist\u00fcndigen Tragen der betreffenden Farbbrille\t3969\t20706\t3962\t26100\nfindlichkeitswerte\u201c 2 sind die Mittelwerte aus den Quadraten derjenigen Lampenschlitten-Abst\u00e4nde,3 bei denen die betreffenden Farben eben erkannt worden sind.4\noberen und unteren Rand, oder in gr\u00f6fserer Zahl quer \u00fcber das Fensterehen sich erstreckende, in eigent\u00fcmlicher Weise sich abhebende \u201eLinien\u201c; oder auch Entfernungst\u00e4uschungen derart, dafs das mehr exzentrisch im Gesichtsfeld liegende Fensterchen in einem gr\u00f6fseren Abstand als das andere zu liegen scheint).\n1\tNur nebenher, zur Orientierung, wurden auch Messungen mit andersfarbigem, sowie mit weifsem Licht durchgef\u00fchrt.\n2\tF\u00fcr die hier nicht interessierende Umrechnung der unmittelbar dem experimentellen Verfahren entnommenen \u201eEmpfindlichkeitswerte\u201c in absolute Mafsangaben gen\u00fcgen die Berichte von Th. E. P\u00fcntmann (vgl. o. S. 207, Anm. 5!)\n3\tZwischen einer am Lampenschlitten, senkrecht unter der Mitte seiner Lampe, angebrachten Marke und der Mitte des Fensterchens.\n4\tBei Berechnung dieser Werte wurden also die F\u00e4lle der Beobachtung von \u201eVorfarben\u201c nicht ber\u00fccksichtigt. \u2014 Von besonderem Interesse sind bei Bestimmung der \u201eEmpfindlichkeitswerte\u201c die jeweils zu konstatierenden Relationen zwischen Lichtreizschwelle, Schwellen f\u00fcr F\u00e4rbungen \u00fcberhaupt (Vorfarbenschwellen), Schwelle f\u00fcr die dargebotene Farbe selbst (eigentliche Farbschwelle) und Formschwelle.","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nRickard Hellmuth Goldschmidt.\nNachdem die in der obersten Reihe von Tabelle I wiedergegebenen \u201eEmpfindlichkeitswerte\u201c zur Charakterisierung der \u201eFarbsehleistung ,vor4 Anwendung der dritten \u00fcbungstherapeutischen Methode\u201c gewonnen worden waren, folgten einander an vier verschiedenen, z. T. durch wochenlange Pausen getrennten Tagen die vier Versuche mit den vier Brillen von \u201emittelhellem Rot, mittelhellem Gr\u00fcn, dunklem Blau und hellem Gelb\u201c.\nIn jedem einzelnen Versuch wurde ,vor4 Aufsetzen der Brille nochmals die Lichtreizschwelle und die Farbtonschwelle f\u00fcr jede der vier Hauptfarben bestimmt. Dann wurde die Brille mindestens 2\u20143 Stunden ununterbrochen getragen, mindestens 2 Stunden im Freien, beim Spazieren. Das Absetzen der Brille endlich erfolgte erst im Dunkelzimmer, vor dem Apparat zur Bestimmung der Empfindlichkeitswerte. Diese zweite Messung wurde dann sofort, also ,unmittelbar nach* dem (\u00fcbungstherapeutischen) Gebrauch der betreffenden Farbbrille in Angriff genommen und sp\u00e4terhin, jeweils ,nach einer Woche4, sowie m\u00f6glichst noch ,nach 3 Monaten4 in einer dritten und ev. vierten Bestimmungsreihe wiederholt.\nDie in Tabelle I mitgeteilten Versuchsergebnisse zeigen eine stark ausgesprochene \u201eSteigerung der Farbsehleistung ,unmittelbar nach4 dem Tragen der Brille\u201c, in der zweiten Horizontalreihe. Es k\u00f6nnen hierbei Dunkeladaptation,1 Chromato-Adaptation,2 und \u00dcbungseffekte in gleichem Sinne wirken.\nIn der untersten Reihe der Tabelle I stehen die entsprechenden \u201eEmpfindlichkeitswerte\u201c, die jeweils eine Woche nach dem Tragen der betreffenden Brille gefunden worden sind. Bei deren Feststellung wurde genau so wie bei Gewinnung der ,,Empfindlichkeitswerte\u201c f\u00fcr die \u201eFarbsehleistung ,vor4 Anwendung der dritten \u00fcbungstherapeutischen Methode\u201c verfahren, und selbstverst\u00e4ndlich wurde an den Tagen dieser Bestimmungen, sowie an den vorausgehenden Tagen, gar keine Brille getragen. \u2014 \u00c4hnlich wie die Werte der dritten Horizontalkolonne sind die\n1\tHierbei ist an \u201eallm\u00e4hlich ineinander \u00fcbergehende Stufen der Hell-\nDunkel-Adaptation\u201c (infolge der V erdunkelungswirkung einer gef\u00e4rbten Brille) gedacht. Vgb Th. E. P\u00fcntmann \u201eHell-Dunkel-Adaptation des Auges . . Mitt. d. V. f\u00fcr Freunde d. Astr. u. kosm. Physik, XXVIII (1918) 1, S. 4, sowie R. H. Goldschmidt \u201eDie Frage nach dem Wesen des Eigenlichtes . .\t1. c., S. 140!\n2\tVgl. R. H. Goldschmidt \u201eBeobachtungen . . ZPs, Bd. 76, S. 851 Anm. 3!","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcbungstherapeutische Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit usw. 211\ndrei Monate nach dem Tragen der betreffenden Brille gefundenen Werte (f\u00fcr Rot 2733, f\u00fcr Blau 3651).\nDie beim Vergleich der untersten und der obersten Reihe in der Tabelle sich zeigende (bleibende) Steigerung der Empfindlichkeitswerte kann als \u00dcbungseffekt angesprochen werden.1 Was\n1 In der Tabelle I zeigt sich bei einem Vergleich der zweiten und dritten mit der ersten Horizontalreihe eine Steigerung der Empfindlichkeitswerte auf das 3,6- und 2,9-fache f\u00fcr \u201eBlau\u201c, auf das 9,1- und 8,9-fache f\u00fcr \u201eRot\u201c, auf das 10,3- und 8,6-fache f\u00fcr \u201eGr\u00fcn\u201c, sowie auf das 11,2- und 7,6-fache f\u00fcr \u201eGelb\u201c. Ob dabei die f\u00fcr \u201eBlau\u201c gefundenen Relationen als \u201eextremste Glieder in Reihen unterschiedlicher Relationswerte\u201c oder als \u201eeigenartig\u201c anzusehen sind, bedarf noch der Entscheidung, ebenso ob und ev. -wieweit die hervorragende Dunkelheit der Blau-Brille oder etwa individuelle Besonderheiten oder m\u00f6glicherweise eine Eigent\u00fcmlichkeit des \u201eBlau \u00fcberhaupt\u201c in Betracht kommen.\nImmerhin ist unter dem n\u00f6tigen Hinweis auf die allgemeine \u00fcnwahr-scheinlichkeit einer Sonderstellung allein des Blau daran zu erinnern, dafs bereits Br\u00fccke an solche M\u00f6glichkeit dachte, als er die blauen Farben als \u201ezur\u00fccktretend\u201c, alle \u00fcbrigen dagegen als \u201evorspringend\u201c charakterisierte [Emil Br\u00fccke \u201ePhysiologie der Farben\u201c (1866) \u00a7 17], sowie etwa noch daran, dafs v. Kries die Eichwertkurve f\u00fcr Blau bei Deuteranopen und Protanopen \u201enahezu, wenn auch nicht sehr genau, \u00fcbereinstimmend\u201c fand, w\u00e4hrend die entsprechenden Kurven f\u00fcr Rot bei den Vertretern \u201eder einen und der anderen Gruppe einen ganz verschiedenen Verlauf\u201c zeigen. [Vgl. Nagels Handbuch der Physiologie d. M., Bd. Ill, S. 152\u2014156 und 168-193, besonders S. 153!] Beil\u00e4ufig seien schliefslicli zum Vergleich noch einige Relationen zitiert, die zwischen den Unterschiedsschwellen f\u00fcr Helligkeitsdifferenzen einerseits eines \u201eselektiv Rotgr\u00fcnblinden\u201c (K) und andererseits eines Trichromaten (G) konstatiert worden sind; [diese Bestimmungen waren im Wundt sehen Psychologischen Institut der Universit\u00e4t Leipzig w\u00e4hrend des W.-Semesters 1909/10 von Otto Klemm (K) und Richard Hellmuth Goldschmidt (G) in der Absicht begonnen worden: zu pr\u00fcfen, ob etwa bei St\u00f6rungen lediglich des \u201eFarben\u201c-Sinnes, insbesondere bei einem Ausfall der qualitativen Unterscheidungsmomente f\u00fcr heterochrome Helligkeiten, also beim Fehlen gerade derjenigen Momente, welche die heterochrome Helligkeitsvergleichung zu einer schwierigen gestalten, vielleicht gleichsam als Kompensation f\u00fcr Herabsetzung vonEmpfindlichkeitswerten des \u201eFarbensinnes eine entsprechende Steigerung von Empfindlichkeitswerten des \u201eHelligkeits\u201c-Sinnes sich beobachten lasse? (Vgl. R. H. Goldschmidt \u201eQuantitative Untersuchungen \u00fcber positive Nachbilder\u201c, Wundts PsSt, Bd. VI, S. 240!) Vgl. auch die Annahme von Lummer: \u201eDie in der fovea centralis und zum Teil wohl auch noch die in der macula lutea befindlichen St\u00e4bchen der \u201e\u201eFarbenblinden\u201c\u201c sind ihrer Adaptationsf\u00e4higkeit verloren gegangen und daf\u00fcr auch beim Hellsehen mit einer gr\u00f6fseren Empfindlichkeit ausgestattet, als die St\u00e4bchen der Farbent\u00fcchtigen\u201c (0. Lummer, \u201eEx-","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nRichard Hellmuth Goldschmidt.\nperimentelles \u00fcber das Sehen im Dunkeln und Hellen\u201c, Ber. d. Deutschen Physik. Ges. 1904, S. 75)!]; hier interessieren vornehmlich die Relationen zwischen den f\u00fcr das Beobachter-Paar K. und G. unter 12 differenten jeweils aber f\u00fcr K. und G. gleichen Bedingungen festgestellten Schwellenwerte f\u00fcr Helligkeitsunterschiede; dieselben sind in Tabelle II durch die 5. und 6. Spalte in Form von Br\u00fcchen dargestellt; dabei sind die Unterschiedsschwellenwerte von K. als Z\u00e4hler und die von G. als Nenner eingetragen. Die einzelnen Werte beziehen sich auf diejenigen Pigmente, die links davon auf gleicher Reihe in der ersten Tabellenspalte angegeben sind. Verglichen wurde ein jeweils bestimmtes, unver\u00e4nderliches Farbpigment (einer rotierenden Scheibe) hinsichtlich der Helligkeit mit einem variablen\nTabelle II.\nPigmente\tVp.\tI i ! Scheinbare Helligkeit der Pigmente bei st\u00e4rkerer schw\u00e4cherer 1 Gesamtbeleuchtung\t\tUnterschiedsschwelle f\u00fcr die Helligkeitsbewertung der Pigmentfarben bei st\u00e4rkerer 'Schw\u00e4cherer j Gesamtbeleuchtung\t\n\tK\t65,1\tS\t58,9\t0,017\t0,040\nrot\tG\t117.8 !\t108,5\t0,036\t0,031\ngelb\tj\tK\t179,3\t177,0\t0,021\t0,014\n\tG\t|\t171,6\t142,5\t; s\t0,023\t0,032\n\tK\t1\t142,6\t107,0\t0,033\t0,007\ngr\u00fcn\tG\t95,1\t92,1\t0,089\t0,026\ni blau\ti i\tK\t27,8\t28,9\t0,096\t0,074\n\tG\t23,9\t23,4\t!\t0,047\t0,051\ni i i\tK\t67,2\t61,6\t0,018\t0,019\npurpur i\tG i\t68,3\t68,9\t|\t0,028\t0,008\ni lila\t|\tK\t! i\t34,0\t30,6\t|\t0,024\t0,029\n\tG\t!\t70,4\t76,9\t1\t0,046\t0,025\n\u201eGrau\u201c-Pigment einer ebenfalls rotierenden Scheibe, deren Weifs- und Schwarzsektor w\u00e4hrend der Rotation gegeneinander zu verstellen waren. Die gefundenen Helligkeitswerte der Grauscheibe vom scheinbaren Helligkeitsgrad der Farbpigmente gibt die dritte und vierte Spalte, die dritte Spalte f\u00fcr die Versuchsreihen bei einer st\u00e4rkeren, die vierte f\u00fcr die bei einer schw\u00e4cheren Gesamtbeleuchtung der beiden miteinander verglichenen Scheiben. Ausgedr\u00fcckt sind die Helligkeitswerte in Winkelgraden des an der Grauscheibe eingestellten Weifssektors, zuz\u00fcglich dem Produkt aus der Differenz zwischen 360\u00b0 und jenem Werte des Weifssektors (also den Winkelgraden des an der Grauscheibe eingestellten Schwarzsektors)","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcbungstherapeutische Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit usw. 213\nunter solcher \u00dcbung zu verstehen w\u00e4re,1 ist freilich nicht hier zu diskutieren, sondern erst auf Grund der in Zukunft zu gewinnenden\nund dem Koeffizienten, der sich bei Division der Schwarzalbedo durch die Weifsalbedo ergibt; ohne weiteres untereinander vergleichbar sind dabei die in einer und derselben Spalte stehenden Werte, da sie sich auf eine gleiche Gesamtbeleuchtung beziehen. Eine Umrechnung der in Tabelle II aufgef\u00fchrten Helligkeitswerte in absolute Mafsangaben verlohnt sich um so weniger, als die Messungen infolge der geringen Zahl von Beobachtungsreihen \u00fcberhaupt nur als ganz vorl\u00e4ufige Bestimmungen zu gelten haben. Die Unterschiedsschwellenwerte der f\u00fcnften Spalte beziehen sich auf die Farb-Grau-Vergleiche bei st\u00e4rkerer, die der sechsten auf die bei schw\u00e4cherer Gesamtbeleuchtung; jene entsprechen also den in gleicher Reihe stehenden Werten der dritten, diese denen der vierten Spalte; sie geben den Wert der \u201eeben merklich unterscheidbaren\u201c Helligkeitsstufe als Verh\u00e4ltnis der Differenz zur h\u00f6heren Stufe in Form eines Dezimalbruches an. Ein Blick auf die Tabelle II zeigt nun neben der auffallend geringen Helligkeit, in der dem Beobachter K. die f\u00fcr ihn kritischen Farben \u201eRot, Purpur, Lila\u201c erschienen und neben Ks. feiner Empfindlichkeit f\u00fcr Helligkeitsunterschiede im Gr\u00fcn, dessen Farbton er als solchen \u00fcberhaupt nicht sah, eine\ngewisse Besonderheit der Blau-Werte.\n1 Vorl\u00e4ufig l\u00e4fst sich eine Steigerung von Farbsehleistungen infolge der \u201eFarbbrillentherapie\u201c wohl etwa als irgendwelche \u201e\u00dcbung im Vergleichen von Gesichtseindr\u00fccken der betreffenden Farbe\u201c verstehen. Es kann die Disposition zur Auffassung der Vergleichsobjekte zufolge dem Vorausgehen verwandter Eindr\u00fccke gebessert, oder es kann das Aufeinanderbeziehen der Vergleichsobjekte, das Vergleichen selbst als T\u00e4tigkeit, zufolge h\u00e4ufiger Wiederholung erleichtert werden. Beim Tragen der Brille gelangen nur Lichtreize eines schmalen Spektralbereichs ins Auge. Farbton-\u201eUnterschiede\u201c zeigen sich demnach allenthalben nur in einem insgesamt geringen Umfang; und so k\u00f6nnen sie sich m\u00f6glicherweise vielfach in einer solchen Feinheit zur Beobachtung dr\u00e4ngen, in welcher sie zuvor stets unbeachtet geblieben w\u00e4ren. [In diesem Zusammenhang wollen die reziproken Farbtonschwellenwerte der Tabelle I als Mafse lediglich der Farbtonunterschiedsempfindlichkeit gelten: f\u00fcr das Eben-merklich-werden einer bestimmten Farbe gegen\u00fcber ihrem Fehlen.] Aufser den Unterschieden des Farbtons werden vielleicht auch diejenigen eines anderen Attributes der auftretenden Gesichtsempfindungen unter den besonderen Bedingungen entsprechend st\u00e4rker beachtet; insbesondere kann es sich vielleicht um eine Besserung in der Auswertung von Helligkeitsunterschieden handeln. Es kann durch den beim Brillentragen entstehenden Reichtum an Ged\u00e4chtnis-Residuen besonderer Eindr\u00fccke die Disposition f\u00fcr ein Neuauffassen entsprechender Eindr\u00fccke gebessert, oder es kann durch die Vergr\u00f6fserung des Gesamtbesitzes besonderer Vorstellungen die M\u00f6glichkeit zu entsprechenden Assimilationen geschaffen und so eine Steigerung der Disposition zum Auffassen verwandter Wahrnehmungsgebilde geschaffen werden. An eine zentrale Bedingtheit \u00fcbungstherapeutischer Effekte bei Farbensinnst\u00f6rungen hatte","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nRichard Hellmuth Goldschmidt.\nErfahrungen \u00fcber weitere Versuche zur Erlangung \u00fcbungstherapeutischer Effekte und im Zusammenhang mit Feststellungen \u00fcber das Wesen der betreffenden Farbensinnst\u00f6rungen. Hervorzuheben ist aber bereits hier die sehr geringe Wahrscheinlichkeit daf\u00fcr, dafs sich die beobachtete Steigerung der Empfindlichkeitswerte etwa durch eine Besserung der Farbsehleistung infolge eines unabh\u00e4ngig von der \u201eFarbbrillen-Therapie\u201c sich vollziehenden \u201eHeilungsverlaufes\u201c erkl\u00e4ren liefse; denn es w\u00e4re nicht zu verstehen, warum der Heilungsverlauf bei allen vier Farben gerade an demjenigen Tage und pl\u00f6tzlich in so hohem Mafse eingesetzt hat und dauernd jeweils f\u00fcr die einzelnen Farben gerade von demjenigen Tage ab sich zeigte, an dem gerade die betreffende Brille getragen worden war.\nbereits A. Favre gedacht, als er die \u201edaltoniens\u201c, \u201edesint\u00e9ress\u00e9s des couleurs\u201c genannt und gemeint hat: \u201eles daltoniens se conduissent comme s\u2019ils ne voulaient pas \u00eatre gu\u00e9ris\u201c. (Gaz. hebd. a. a. O. S. 106 und 108.) \u2014 Es l\u00e4fst sich vorl\u00e4ufig ganz allgemein vermuten: \u00dcbung k\u00f6nne zu einer geeigneten Aufmerksamkeitseinstellung f\u00fchren, so dafs auch zuvor stets unbemerkt gebliebene Reize noch zur Wahrnehmung gelangten. Eine analoge Erkl\u00e4rung l\u00e4ge nahe, wenn die \u201eOrientierungsf\u00e4higkeit\u201c im Gel\u00e4nde mit der Dauer des Frontdienstes w\u00e4chst, oder wenn \u201eSehsch\u00e4rfe\u201c und selbst \u201eSehleistung\u201c durch systematische \u00dcbung im Sehen, etwa bei Rekruten durch die Schiefsausbildung gebessert werden. Gerade hierbei w\u00e4re es besonders unwahrscheinlich, dafs ein \u00dcbungseffekt auf \u00c4nderungen in der Funktionsweise des Sehnervenendapparates oder auf Modifikation des Lichtempfindens beruhen w\u00fcrde; wahrscheinlich w\u00e4re vielmehr, dafs apperzeptive Faktoren zu entscheidender Bedeutung k\u00e4men und zuvor unbemerkte Reizeindr\u00fccke\nzur Wahrnehmung gelangen liefsen.---Einstweilen ist nach Momenten der\n\u00dcbung aber noch bei einem jeden der f\u00fcr den Sehvorgang \u00fcberhaupt in Betracht kommenden Faktoren zu forschen. [Vgl. R. H. Goldschmidt, \u201eVerschiedenartige Versuche zur Erkl\u00e4rung subjektiver optischer Ph\u00e4nomene\u201c, Wundts PsSt, Bd. X, S. 109\u2014152!] Aus der wahrscheinlich apper-zeptiven Bedingtheit der beobachteten \u00dcbungseffekte ist f\u00fcr Untersuchungen von Farbensinnst\u00f6rungen zun\u00e4chst lediglich die Forderung abzuleiten: nicht nur jeweils die bestm\u00f6gliche Leistung oder die Leistungsf\u00e4higkeit\u201c des Farbensinnes, sondern auch die Wirksamkeit desselben im allt\u00e4glichen Leben, oder bei Farbattributen eines Gesichtswahrnehmungsinhaltes nicht nur deren Erlebtwerden oder deren Erlebbarkeit \u00fcberhaupt, sondern zugleich auch deren Aufdringlichkeitsgrad zu beachten. Denn nur so l\u00e4fst sich die Wirksamkeit von Farbensinnst\u00f6rungen analysieren, und danach eine \u00dcbungstherapie in ihrem Wesen erfassen. Erwarten lassen sich dann aber im Hinblick auf die sehr komplexe Struktur der Farberlebnisse von einer Analyse der an ihnen zu beobachtenden \u00dcbungseffekte: interessante Aufschl\u00fcsse \u00fcber allgemeine Tatsachen der \u00dcbung.","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUbungsiherapeutische Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit usw. 215\nDie eingangs geforderten1 und hier mitgeteilten vorl\u00e4ufig\norientierenden Daten \u00fcber eine \u201eBesserung von Farbensinnst\u00f6rung\n\u2022 \u2022\ndurch Ubungstherapie\u201c fordern ohne weiteres dazu heraus, eine Anwendung der \u201eFarbbrillen-Therapie\u201c2 bei weiteren F\u00e4llen von Farbenschw\u00e4che, insbesondere auch bei solchen traumatogener Natur zu versuchen.3 Hiergegen sind ophthalmo-hygienische Bedenken nicht zu erheben;4 nur m\u00fcssen bei allen Augenleiden, bei denen es sich um entz\u00fcndliche Vorg\u00e4nge handeln kann, s\u00e4mtliche irgendwie roten Lichter, also auch orange- und purpurfarbene Strahlen, vom Auge ferngehalten werden; und ganz allgemein ist bei blauem und violettem Licht grofse Vorsicht geboten. Sonst d\u00fcrfen f\u00fcr eine \u201eFarbbrillen-Therapie\u201c ganz unbedenklich alle Farben, also s\u00e4mtliche N\u00fcancen des Gelb, Gelbgr\u00fcn, Gr\u00fcn und Gr\u00fcnblau verwandt werden, demnach gerade alle diejenigen Farbt\u00f6ne, auf die es im praktischen Leben am meisten ankommt.5 6\nZur bequemen Durchf\u00fchrung der \u201eFarbbrillen-Therapie\u201c in der ophthalmologischen Praxis lassen sich Brillenk\u00e4sten empfehlen. Hierf\u00fcr k\u00e4me ein Satz von Brillengestellen mit seit*\n1\tVgl. o. S. 197! \u2014 Hegner hatte selbst vor, \u00fcber Versuche zur \u00fcbungstherapeutischen Beeinflussung eines Falles von Farbensinnst\u00f6rung zu berichten (vgl. a. a. O. S. 24), so dafs w\u00fcnschenswerte Gelegenheit zu Vergleichen sich darbieten w\u00fcrde.\n2\tUnter den drei angewandten \u00fcbungstherapeutischen Methoden empfiehlt sich die dritte, die \u201eFarbbrillentherapie\u201c, nicht nur durch die Gr\u00f6fse des in vorliegendem Fall offenbar erreichten \u00dcbungseffektes, sondern auch durch ihre sehr bequeme Verwendbarkeit, da an Zeit und M\u00fche des Ophthalmologen, sowie an die Geduld des Untersuchten \u00e4ufserst geringe Anforderungen gestellt werden. Auch zeigte sich im Laufe der vorliegenden Untersuchung gerade bei Anwendung dieser dritten \u00fcbungstherapeutischen Methode der Vorteil, dafs der Untersuchte Zutrauen zu seinem Farbensinn gewann, was vielleicht f\u00fcr dessen Wirksamkeit von wesentlicher Bedeutung ist (vgl. oben S. 213, Anm. 1 und den folgenden Absatz!).\n3\tAuch ist das Andauern eines \u201e\u00dcbungseffektes\u201c nicht nur nach wochen- und monatelanger Pause, sondern auch nach noch l\u00e4ngeren Zeitintervallen zu pr\u00fcfen.\n4\tDie hier zitierten Erfahrungen der Ophthalmo-Hygiene hat Herr\nProfessor Dr. Th. Meyer-Steineg (Jena) in sehr dankenswerter Weise m\u00fcndlich mitgeteilt.\n6 Wie lange und wie oft die \u201eFarbbrillen\u201c zweckm\u00e4fsig getragen werden, ist durch weitere Ermittelungen erst noch festzustellen. \\ orl\u00e4ufig bew\u00e4hrte sich f\u00fcr das einmalige Tragen einer \u201eFarbbrille\u201c die Dauer von etwa zwei Stunden.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nRichard Hellmuth Goldschmidt.\nliebem Lichtabschlufs, etwa nach Art der Automobilbrillen in Betracht. In die Gestelle m\u00fcfsten sich Brillengl\u00e4ser von je einer Farbtonn\u00fcance Rot und Orange, von je drei Farbtonn\u00fcancen Gelb, Oliv, Gr\u00fcn und Gr\u00fcnblau und von je einer Farbtonn\u00fcance Blau und Violett leicht auswechselbar einsetzen lassen; die Rot-, Orange-, Blau- und Violettgl\u00e4ser w\u00e4ren durch Grauzusatz (Rauchglasf\u00e4rbung) dunkel zu halten. \u2014 Auch dem Praktiker w\u00e4re zu empfehlen, vor und nach jedem Versuch einer Farbbrillentherapie und m\u00f6glichstauch sp\u00e4terhin noch einmal Farbempfindlichkeitswerte festzustellen; wenn nicht Farbschwellenwerte, so doch wenigstens die Werte der Sehsch\u00e4rfe f\u00fcr farbige Lichtreize. Dies empfiehlt sich nicht nur zur Gewinnung wissenschaftlicher Erfahrungen \u00fcber Wesen und Nutzen der \u201eFarbbrillen-Therapie\u201c, sondern auch zur Orientierung des Patienten \u00fcber seine eigenen \u201e\u00dcbungsfortschritte\u201c, wodurch das Interesse an der \u201e\u00dcbungstherapie\u201c wachzuhalten und wohl auch deren Erfolg zu steigern w\u00e4re; zudem liefsen sich etwa erforderliche Belehrungen \u00fcber \u201eFarben\u201c an-schliefsend an solche Bestimmungen besonders bequem durchf\u00fchren.\nG. P\u00e4tz\u2019sche Bucbdr. Lippert & Co. G. m. b. H., Naumburg a. d. S.","page":216}],"identifier":"lit33658","issued":"1919","language":"de","pages":"192-216","startpages":"192","title":"\u00dcbungstherapeutische Versuche zur Steigerung der Farbent\u00fcchtigkeit eines anomalen Trichromaten","type":"Journal Article","volume":"50"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:52:12.673012+00:00"}

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