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{"created":"2022-01-31T16:52:26.804020+00:00","id":"lit33668","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Ferree, C. E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 49: 59-78","fulltext":[{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"59\nUntersuchungsraethoden f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges bei verschiedenen Beleuchtungssystemen, und eine vorl\u00e4ufige Untersuchung \u00fcber die LTrsachen unangenehmer optischer Empfindungen.1\nVon\nC. E. Feeree, 2\nDirektor des psychologischen Laboratoriums, Bryn Mawr College.\nMit 2 Figuren.\n\u00dcbersicht.\nZuerst (I) setzt der Verfasser das Problem auseinander, mit dem er sich besch\u00e4ftigt hat: er wollte die Wirkung verschiedener Beleuchtungssysteme auf das Auge studieren. Dann wird besprochen (II) das allgemeine Mals f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges bei verschiedenen Beleuchtungssystemen, mit kurzen Er\u00f6rterungen \u00fcber die \u00fcblichen Proben darauf, n\u00e4mlich (a) Farbenunterscheidung, (b) Helligkeitsunterscheidung, (c) Sehsch\u00e4rfe. \u2014 Es wird festgestellt, dafs die letzteren Proben mit gewissen Modifikationen geeignet sind, die Leistungsf\u00e4higkeit des unerm\u00fcdeten Auges zu bestimmen. (III) Verlust an Leistungsf\u00e4higkeit als das Resultat einer Arbeitsperiode \u2014 hier wird festgestellt, dafs keine der obigen Proben zu ihrer Bestimmung ausreicht, und es wird eine neue Untersuchungsmethode beschrieben. Die Arbeit schliefst (IV) mit einer kurzen Er\u00f6rterung \u00fcber einige Gr\u00fcnde f\u00fcr das in den Augen unter verschiedenen Bedingungen empfundene Unbehagen, und mit der Beschreibung einer Methode, dieses vergleichend abzusch\u00e4tzen.\nI. Einleitung.\nIm Jahre 1911 ernannte die American Medical Association ein Komitee, um den Einflufs verschiedener Beleuchtungssysteme auf das Auge zu studieren. Der Verfasser wurde aufgefordert,\n1\tVortrag, gehalten bei der VI. Jahreszusammenkunft der Illuminating Engineering Society, Niagara Falls, Ont.\n2\tUnter Mithilfe von G. Rand und M. A. Calfee.\nZeitschr. f. Sinnespliysiol. 49.\t^","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nC. E. Ferret.\nsich an diesen Arbeiten zn beteiligen. Die ihm gestellte Aufgabe war, Methoden anzugeben, um die Wirkung verschiedener Beleuchtungssysteme auf das Auge erkennbar zu machen, oder spezieller: wenn m\u00f6glich eine Pr\u00fcfungsmethode auszuarbeiten, welche den Verlust der Leistungsf\u00e4higkeit, den das Auge bei drei- bis vierst\u00fcndiger Arbeit unter ung\u00fcnstigen Beleuchtungsbedingungen erleidet, festzustellen gestattet. In den folgenden Zeilen soll ein vorl\u00e4ufiger Bericht dar\u00fcber gegeben werden, welche Untersuchungen der Verfasser im vergangenen Jahre auf diesem Gebiete angestellt hat.\nWas das Problem der Wirkung von Beleuchtungssystemen auf das Auge anbetrifft, so ist es klar, dafs man zun\u00e4chst Anhaltspunkte gewinnen mufs, um diese Wirkung genau zu bestimmen. Die am meisten hervortretenden Effekte schlechter Beleuchtungssysteme sind: Verlust der Leistungsf\u00e4higkeit (vor\u00fcbergehend oder andauernd), und Unbehagen der Augen. Nachdem der Verfasser Methoden ausgearbeitet hat, die sich in sechsmonatigem Versuche als genau und brauchbar erwiesen haben, hat er sich die Aufgabe gestellt, 1. diejenigen Beleuchtungsbedingungen zu ermitteln, die das h\u00f6chste Mafs der visuellen Leistungsf\u00e4higkeit ergeben; 2. die Bedingungen festzustellen, unter denen der geringste Verlust an Leistungsf\u00e4higkeit bei fortgesetzter Arbeit eintritt; 3. die Bedingungen, welche das geringste Unbehagen verursachen. Es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, dafs dieser Versuchsplan sehr ausgedehnte Experimente erfordert. Wie schon oben erw\u00e4hnt, liegt die Hauptschwierigkeit darin, zuverl\u00e4ssige Methoden zur Beurteilung des Effekts aufzufinden. Wenn diese erst vorhanden sind, k\u00f6nnen alle Variablen, Intensit\u00e4t, Qualit\u00e4t, Stellung des Lichtes relativ zum Auge, leicht einzeln variiert und die Wirkung bestimmt werden. Dann w\u00e4re es nicht schwer, die g\u00fcnstigsten Bedingungen und die Bedeutung der einzelnen Variablen zu erkennen. Weiter b\u00f6te es, um hier auch einen praktischen Gesichtspunkt zu erw\u00e4hnen, keine Schwierigkeit, ein Beleuchtungssystem in bezug auf seine Wirkung auf das Auge zu untersuchen und zu vervollkommnen, bevor es in den Handel kommt.\nIn dieser Mitteilung soll nur gezeigt werden, welche Methoden f\u00fcr die oben erw\u00e4hnten drei Teile des Problems zur Anwendung kommen k\u00f6nnen.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungsmethoden f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges usw.\nII. Das allgemeine Mais der Leistungsf\u00e4higkeit des Auges bei verschiedenen Beleuchtungssystemen.\nEin allgemeiner \u00dcberblick \u00fcber das Gebiet zeigt, dafs zu verschiedenen Zeiten folgende F\u00e4higkeiten des Auges zu Pr\u00fcfung der Leistungsf\u00e4higkeit des Auges untersucht worden sind : Helligkeitsunterscheidung, Farbenunterscheidung und Sehsch\u00e4rfe. Nur die letztere Methode ist bis jetzt bei Problemen, wie sie hier vorliegen, benutzt worden ; aber man sieht auf den ersten Blick, dafs alle drei im Prinzip dazu geeignet sind. Unsere erste Aufgabe schien also zu sein, f\u00fcr unsern Zweck brauchbare und empfindliche Methoden daf\u00fcr auszuarbeiten. Der allgemeine Gang solcher Untersuchungen ist zu bekannt, um hier geschildert zu werden ; nur einzelne spezielle Punkte sollen hier kurz er\u00f6rtert werden.\n1. F\u00fcr die Pr\u00fcfung der Farbenempfindlichkeit ist die Schwellenmethode die empfindlichste und handlichste. Bei ihr mufs die Vorbelichtung (the pre-exposure)1 und das Umgebungsfeld 2 einen\n1 Mit Vorbelichtung ist das gemeint, was in das Auge f\u00e4llt, unmittelbar, bevor es durch Farbe gereizt wird. Es ist klar, dafs eine solche Vorbelichtung immer vorhanden sein mufs, und dafs sie, wenn nicht besondere Mafsnahmen getroffen werden, die Farbenempfindlichkeit des Auges beeinflussen wird. Selbst wenn das Auge geschlossen wird, wie es oft vor der Darbietung der Farbe geschieht, haben wir sozusagen eine schwarze Vorbelichtung. Bei der Vorbelichtung mufs nat\u00fcrlich jede Farbe vermieden werden. Sie mufs auch von derselben Helligkeit sein wie die Farbe, durch die das Auge nachher gereizt wird. Andernfalls entsteht ein helles Nachbild, welches sich mit der nachfolgenden Farbe mischt und ihie S\u00e4ttigung vermindert. Diese S\u00e4ttigungsverminderung hat anscheinend statt in irgendeinem physiologischen Niveau, das hinter den positiven, negativen und Kontrast-Prozessen liegt, von denen gew\u00f6hnlich angenommen wird, dafs sie in der Retina ihren Sitz haben (siehe Ferree and Rand: \u201eThe Fusion of Brightness with Color \u2014 The Locus of the Action\u201c, Journal of Philosophy, Psychology and Scientific Methods, VIII, 1911, S. 294). Wenn die Vorbelichtung heller als die Farbe ist, so addiert sich durch das Nachbild ein gewisser Betrag von Schwarz zu dem nachfolgenden Farbeneindruck, und wenn dunkler, ein gewisser Betrag von Weifs. Da ja Weifs den Farbeneindruck mehr st\u00f6rt als Schwarz, so folgt, dafs eine dunkle Vorbelichtung die Farbenempfindlichkeit mehr als eine helle herabsetzt. Aber am besten ist es, wenn \u00fcberhaupt kein Nachbild entstehen kann, d. h. wenn die Vorbelichtung dieselbe Helligkeit hat wie die Farbe.\n2 Wenn das Umgebungsfeld heller oder dunkler als die Farbe ist, so wird auf der gef\u00e4rbten Fl\u00e4che durch Kontrast Helligkeit induziert, und","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nC. E. Ferne.\ngrauen Ton haben, von der Helligkeit der Farbe, die diese in der N\u00e4he des Schwellenwertes besitzt. Ferner mufs die Erleuchtung des Raumes bei jeder Pr\u00fcfung dieselbe sein.1\nzwar, wenn es heller ist, ein gewisser Betrag von Schwarz, im entgegengesetzten Falle aber Weits. Wie oben er\u00f6rtert, wird diese Zumischung von Schwarz oder Weits, obgleich dadurch das Quantum von gef\u00e4rbtem Licht, das ins Auge f\u00e4llt, nicht ver\u00e4ndert wdrd, doch die S\u00e4ttigung der Farbe vermindern. Der Effekt des Helligkeitskontrastes kann allein dadurch vermieden werden, dafs die Helligkeit des Umgebungsfeldes gleich der der Farbe gemacht wird. Dies kann durch einen grauen Schirm erreicht werden, oder durch eine grotse graue Scheibe, falls ein Farbenmischapparat verwendet wird.\n1 Falls das gef\u00e4rbte Licht, welches als Reiz dient, durch Reflexion von einer pigmentierten Oberfl\u00e4che hergestellt wird, beeinflufst eine Ver\u00e4nderung in der allgemeinen Beleuchtung des Gesichtsfeldes die Resultate der Empfindlichkeitsproben in mehreren Beziehungen, n\u00e4mlich 1) Sie \u00e4ndert den Betrag des in das Auge fallenden gef\u00e4rbten Lichtes. 2) Durch Ver\u00e4nderung der Helligkeitsadaptation wird auch die Empfindlichkeit des Auges steigen oder fallen. 3) Da auch die Empfindlichkeit des Auges gegen\u00fcber den Nachbildern und dem Helligkeitskontrast wechselt, wird die Wirkung der Vorbelichtung und des Umgebungsfeldes eine andere werden. Daraus folgt, dafs der Einflufs der Vorbelichtung und des Umgebungsfeldes auf die Farbenempfindlichkeit durch die Wahl eines passenden Grau nur dann eliminiert werden kann, wenn die Helligkeit der Beleuchtung w\u00e4hrend der ganzen Probe konstant gehalten wird, da ja bei anderer Beleuchtung dieses Grau nicht mehr die gleiche Helligkeit besitzt wie die Reizfarbe. \u2014 Falls das gef\u00e4rbte Licht nicht durch Reflexion von einer pigmentierten Fl\u00e4che, sondern durch monochromatische Lichtquellen (Filter oder Spektrum) hergestellt ist, kommen nur die beiden letzten Punkte in Betracht. Der Verfasser hat bei seinen Versuchen immer die allgemeine Beleuchtung konstant gehalten ; die Methoden dazu w'erden weiter unten beschrieben werden.\nObgleich die Untersuchungen \u00fcber Farbenempfindlichkeit f\u00fcr die Zwecke dieser Arbeit nicht im Dunkelzimmer ausgef\u00fchrt werden konnten, d\u00fcrfte es doch von allgemeinem Interesse sein, zu diesem Punkt zu bemerken, dafs der Einflufs der Vorbelichtung und des Umgebungsfeldes \u00fcberhaupt nicht eliminiert werden kann, wenn man die Farbenempfindlichkeit des Auges in einem Dunkelzimmer pr\u00fcft, da ja beiden nicht die Helligkeit gegeben werden kann, wie sie die Reizfarbe hat. Noch mehr: da ja alle Farben verschiedene Helligkeit besitzen, so macht sich dieser Einflufs bei verschiedenen Farben in verschiedenem Grade geltend. Dadurch werden alle exakten Versuche, die sich mit Empfindlichkeitsverglei-chungen der Retina bei verschiedenen Farben besch\u00e4ftigen, in einem Dunkelzimmer nicht ausf\u00fchrbar. Sie m\u00fcssen in hellem Raum mit konstanter Beleuchtung und unter Benutzung einer Vorbelichtung und eines \u00dcbungsfeldes von der gleichen Helligkeit, wie sie die betreffende Farbe besitzt, angestellt werden.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchimgsmethoden f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges usiv. 63\nWenn das gef\u00e4rbte Licht durch Reflexion hergestellt werden soll, so m\u00fcssen farbige und graue Standardpapiere (z. B. aus der HERiNGschen Serie) auf einem Farbenmischapparat verwendet werden.1 Wenn es andererseits w\u00fcnschenswert ist, das Licht eines Spektrums oder dasjenige, was durch ein Filter gegangen ist, zu verwenden, kann es bis zum Schwellenwert durch eine Sektorenscheibe abgeschw\u00e4cht werden. Die Sektoren derselben sollen dann mit einem Grau bedeckt sein, das die Helligkeit der betreffenden Farbe in der N\u00e4he ihres Schwellenwertes besitzt.\n(2) F\u00fcr die Helligkeitsunterscheidung ist auch die Schwellenprobe die empfindlichste und handlichste ; aber wenn sie in einem gut erleuchteten Raum vorgenommen wird, so beruht sie in Wirklichkeit auf der Erkennung eben wahrnehmbarer Unterschiede. Sie kann an verschiedenen Punkten der Helligkeitsskala ansgef\u00fchrt werden, z. B. wenn der Vergleichswert Schwarz, etwa Mittelgrau, oder Weifs ist. Wie oben beschrieben, werden Scheiben von Standardpapieren auf einem Farbenmischapparat verwendet, und das Licht einer gegebenen Lichtquelle wird durch eine Sektorenscheibe abgeschw\u00e4cht.2\n1\tEs werden zwei Scheibens\u00e4tze auf dem Apparat befestigt (a) eine \u00e4ufsere Scheibe von einem Grau derselben Helligkeit, wie sie die zu beobachtende Farbe besitzt, b) ein inneres Scheibenpaar, zusammen* gesetzt aus demselben Grau und der Farbe. Innen wird nun dem Grau stufenweise immer mehr Farbe beigemischt, bis die innere Soheibe, verglichen mit der \u00e4ufseren, farbig erscheint. Nach den obigen Ausf\u00fchrungen wird durch die Benutzung des gleichhellen Graus die Beimischung von Weifs oder Schwarz durch Nachbilder oder Simultankontrast vermieden. Bei der Bestimmung des Schwellenwertes ist es zweckm\u00e4fsig, die Methode der aufsteigenden und absteigenden Serien anzuwenden, d. h. einmal mit Gleichheit zu beginnen und dann so zu variieren, dafs der Unterschied eben merklich wird, und ein andermal zuerst Ungleichheit einzustellen und zu eben merklicher Gleichheit fortzuschreiten. Das Mittel aus beiden Versuchsreihen wird dann f\u00fcr den Schwellenwert genommen.\n2\tWenn man reflektiertes Licht verwendet, so werden wieder zwei Scheibenpaare, ein inneres und ein \u00e4ufseres, genommen, von denen jedes wieder aus einer weifsen und einer schwarzen Scheibe besteht. Diese werden auf den Punkt der Helligkeitsskala eingestellt, bei dem man arbeiten will. Eins wird konstant gehalten, das andere so lange ver\u00e4ndert, bis der Unterschied merklich wird. Auch hier kommt am besten die Methode der aufsteigenden und absteigenden Serien zur Verwendung, und das Mittel wird wieder als die gesuchte Unterschiedsschwelle angesehen. Diese gilt als das Mafs der Helligkeitsempfindlichkeit des Beobachters.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nC. E. Ferret.\n(3) Die Sehsch\u00e4rfeproben vom SNELLENschen Typus, speziell in dem hall, wo mehrere Male dieselbe Person untersucht werden mufs, geben zu folgenden Einw\u00e4nden Anlafs. (a) Es kommt dabei auf eine Erkennung an. Ein Buchstabe kann auch dann erkannt werden, wenn er nicht deutlich gesehen wird. Bei jedem Urteil, das auf der Erkennung auch nur eines einzigen Buchstabens basiert, spielt das Ged\u00e4chtnis eine wichtige Rolle. Es ist, soviel der Verfasser weifs, unm\u00f6glich, diesen Faktor konstant zu machen und Resultate zu erlangen, die allein von der Sehsch\u00e4rfe abh\u00e4ngen. (b) Die Probetafel besteht aus einer ziemlich langen Reihe von Buchstaben. Im Verlaufe der Untersuchung wird diese Reihe mehr oder weniger vollst\u00e4ndig auswendig gelernt. Es ist praktisch unm\u00f6glich, diesen Umstand auszu-schiiefsen. Man sollte meinen, es w\u00e4re m\u00f6glich, mit verschiedenen lafeln, welche die Probebuchstaben in verschiedener Verteilung enthalten, abzuwechseln. Aber das w\u00e4re unbequem, und b\u00f6te keine Garantie daf\u00fcr, dafs jede Pr\u00fcfung gleich schwierig w\u00e4re. Jede Serie besteht n\u00e4mlich aus \u00e4hnlichen und un\u00e4hnlichen Buchstaben ; die ersteren k\u00f6nnen schwerer unterschieden werden als die letzteren. Es ist nun praktisch unm\u00f6glich, die Buchstaben auf jeder lafel so zu verteilen, dafs die Schwierigkeit sich von Tafel zu Tafel nicht \u00e4ndert. Dieser Einwand kann nat\u00fcrlich teilweise durch sorgf\u00e4ltige Auswahl und Anordnung der Buchstaben beseitigt werden, aber nicht ganz, da keine Serie von gleichf\u00f6rmig \u00e4hnlichen Buchstaben zu finden ist. (c) Die Snellen-sche Reihe enth\u00e4lt ziemlich viele Buchstaben. Es hat sich ergeben , dafs das Auge erm\u00fcdet und das Sehen undeutlich wird, ehe die Reihe beendigt ist. Dadurch wird ein Fehler eingef\u00fchrt,' der nicht konstant zu machen ist.\nAlle diese obigen Ein w\u00e4nde wurden durch die Pr\u00fcfungsmethoden eliminiert, zu denen wir schliefslich \u00fcbergingen. Wir \u00e4nderten die Art der Beurteilung und w\u00e4hlten als Testobjekte in einem F alle 2 parallele Linien, die in 1 mm Abstand auf eine weifse Karte gedruckt waren * 1 und in einer anderen Versuchsreihe die in kleiner Schrift gedruckten Buchstaben li2\n1 Die Karte ist auf einem Schlitten befestigt, der auf zwei je\n1 m langen Stangen gleiten kann, die wie zwei Schienen dicht nebenein-\nander laufen und an ihren Enden durch verstellbare Stative fest auf dem lische angebracht sind. Zur \\ornahme der Pr\u00fcfung wird diese Vorrichtung so gestellt, dafs der Schlitten bis dicht an das Auge des Beobachters","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungsmethoden f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges usw. 65\nBeim Gebrauch dieser Karten wird die Sehsch\u00e4rfe des Beobachters durch die Entfernung bestimmt, bei welcher gerade die Testobjekte mit allen Einzelheiten unterschieden werden k\u00f6nnen. Dabei werden durch Erinnerung und Erm\u00fcdung keine progressiven Fehler eingef\u00fchrt.\nWir haben guten Grund zu glauben, dafs die Pr\u00fcfung auf Helligkeitsempfindlichkeit, Farbenempfindlichkeit und Sehsch\u00e4rfe, in der oben beschriebenen Weise gehandhabt, als Mafs der Leistungsf\u00e4higkeit des Auges unter der Einwirkung verschiedener Beleuchtungssysteme dienen kann. Z. B. findet man betr\u00e4chtliche Unterschiede bei den drei Systemen : direktes k\u00fcnstliches Licht, indirektes k\u00fcnstliches Licht, und Tageslicht, auch wenn die Lichtintensit\u00e4t, die auf das Objekt f\u00e4llt, gemessen in Meterkerzen , dieselbe bleibt. Indessen zeigen diese Methoden keinen Verlust der Leistungsf\u00e4higkeit des Auges, wenn dieses drei oder vier Stunden selbst bei der ung\u00fcnstigsten der drei Beleuchtungsarten t\u00e4tig ist.\nherangebracht werden kann. Letztere fixiert seinen Kopf durch ein Mund-brett, das mit Siegellack (Zahnabdruck) bedeckt und unbeweglich an dem Tisch befestigt ist. In dieses beifst der Beobachter hinein.\n2 Aufser den Buchstaben li empfiehlt der Verfasser folgende Figuren als Testobjekte.\nI\n(1)\t\u2014 \u2022 \u2014 . Die Probe besteht darin, dafs der Punkt in der Mitte\nI\ndeutlich unterschieden werden mufs. Ein Testobjekt von dieser Form hat den Vorteil, dafs es am besten die gute Fixation sichert, wie aus photographischen Aufnahmen der Augenbewegungen bei verschiedenen Testobjekten hervorgeht.\nj j i\n(2)\t| \u2022 oder \u2022\t. Auch bei diesen Figuren soll der Punkt deutlich\n]l j\ngesehen werden. Die erstere Figur ist indessen ein wenig zu kompliziert. Bei beiden Figuren herrscht die Tendenz den Punkt zu verlieren, und bei der erstereu laufen die Linien auf einer der beiden Seiten leicht zusammen. Je einfacher die Figur, desto leichter und sicherer ist das Urteil. Zweifellos ist es nicht schwer noch andere Figuren aufzufinden, die als Testobjekte noch gr\u00f6fsere Vorteile darbieten.","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nC. E. Ferree.\nIII. Verlust an Leistungsf\u00e4higkeit als das Resultat einer\nArbeitsperiode.\nWir haben keinen Grund, anzunehmen, dafs das eben erw\u00e4hnte Mifslingen des Versuches, durch Untersuchung der Hellig-keits- und Farbenunterscheidung einen Verlust der Leistungsf\u00e4higkeit nach einer Arbeitsperiode unter ung\u00fcnstigen Beleuchtungsbedingungen nachzuweisen, von irgendeinem Mangel der angewandten Proben herr\u00fchrt. Der Verfasser hat die besagten Eigenschaften des Auges und die Faktoren, von welchen sie ab-h\u00e4ngen, jahrelang studiert. Zweifellos verschlechtern sie sich w\u00e4hrend der Versuchszeit wenig oder gar nicht. Ganz anders aber verh\u00e4lt es sich mit der Untersuchung der Sehsch\u00e4rfe nach der \u00fcblichen oder nach der modifizierten und oben beschriebenen Methode. Obgleich dabei auch Helligkeits- und Farbenunterscheidungsverm\u00f6gen eine Rolle spielen, handelt es sich doch in erster Linie um eine Pr\u00fcfung des Refraktionsmechanismus des Auges und seiner muskul\u00e4ren Beherrschung. Wenn Beleuchtung und Farbe unge\u00e4ndert bleiben, so wird uns der Ausfall der Seh-seh\u00e4rfenpr\u00fcfung also \u00fcber die Ver\u00e4nderungen in der muskul\u00e4ren Beherrschung des Refraktionsapparates oder des gesamten Auges belehren.1\nBevor der Verfasser indessen mit voller Sicherheit aussprechen m\u00f6chte, dafs die Retina w\u00e4hrend der oben erw\u00e4hnten Arbeitsperiode in keiner Beziehung etwas von ihrem Helligkeits- und Farbenunterscheidungs-verm\u00f6gen verliert, w\u00fcrde er es f\u00fcr n\u00f6tig halten, noch eine andere Versuchsreihe dar\u00fcber anzustellen. Die Methode ist von ihm speziell f\u00fcr das vorliegende Problem erdacht worden. Dabei ist noch etwas Zeitliches ein-gef\u00fclnt. Es ist m\u00f6glich, dafs eine Momentanprobe nichts von einer Ver\u00e4nderung dei besagten F\u00e4higkeiten verr\u00e4t, obgleich sie dennoch vorhanden ist. Vielleicht ist die Retina durch die vorhergehende T\u00e4tigkeit nur er-m\u00fcdbarei geworden. Um das festzustellen, m\u00fcfste ein Enn\u00fcdungsversuch am Anfang und am Ende der Arbeit vorgenommen werden. F\u00fcr Farbe k\u00f6nnte das aus zwei Weisen gemacht werden. 1) Es wird ein gewisser Betiag von farbigem Licht angewendet und die Zeit bestimmt, in der das Auge vollst\u00e4ndig ersch\u00f6pft oder unempfindlich gegen dieses Licht ist. Die Differenz der Zeiten am Anfang und am Ende der Arbeit ist ein Mafs des Verlustes an Leistungsf\u00e4higkeit. 2) Das Experiment braucht nicht bis zur vollst\u00e4ndigen Ersch\u00f6pfung durchgef\u00fchrt zu werden, sondern es wird der Betrag der Ersch\u00f6pfung gemessen, der nach einem gewissen Zeitintervall eingetreten ist. Das kann wieder vor und nach der Arbeit gemacht und daraus die Abnahme der Leistungsf\u00e4higkeit beurteilt werden.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungsmethoden f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges usiv. \u00df7\nNun ist die Sehsch\u00e4rfenpr\u00fcfung, wenn sie in einem momentanen Urteil \u00fcber die Deutlichkeit des Sehens besteht, nicht geeignet, einen Verlust der muskul\u00e4ren Leistungsf\u00e4higkeit zu zeigen, da letztere, auch wenn sie stark gesunken ist, doch durch eine Willensanstrengung f\u00fcr einen Augenblick auf die alte H\u00f6he gebracht werden kann, ebenso wie ein Wettl\u00e4ufer durch Willensanstrengung im letzten Augenblick seines Laufes dieselbe Schnelligkeit erreichen kann, wie in unerm\u00fcdetem Zustand. Alle unsere Versuchspersonen f\u00fchlten, dafs am Schlufs der Arbeitsperiode, wenn direkte Beleuchtung verwendet wurde, das Auge betr\u00e4chtlich an Leistungsf\u00e4higkeit verloren hatte, und empfanden grofses Unbehagen. Die Sehsch\u00e4rfenpr\u00fcfung war peinlich und konnte nur unter Anspannung des Willens beendet werden, und dennoch ergab sie dasselbe Resultat, wie am Anfang des Versuches. Aber ebenso wie der L\u00e4ufer am Ende des Rennens seine hohe Extraleistung nicht lange durchhalten kann, so m\u00fcssen wir etwas \u2022 \u2022\t\u2022 \u2022\n\u00c4hnliches auch vom Auge erwarten. Diese \u00dcberlegung veran-lafste den Verfasser, die Sehsch\u00e4rfepr\u00fcfung l\u00e4ngere Zeit fortzusetzen. Nach l\u00e4ngeren Vorversuchen wurde eine Dauer von drei Minuten als am besten f\u00fcr unseren Zweck geeignet gew\u00e4hlt. Unsere Voraussetzung erwies sich als richtig, das erm\u00fcdete Auge kann seine Extraanstrengung nicht aufrecht erhalten. Die Ergebnisse waren derart, dafs daraus ein enormer Verlust an Leistungsf\u00e4higkeit hervorging, wenn das Auge drei Stunden bei direkter Beleuchtung gearbeitet hatte, w\u00e4hrend sich im Tageslicht praktisch kein Verlust ergab.\nIm einzelnen wurde die Pr\u00fcfung in folgender Weise vorgenommen. Wenn der Beobachter angewiesen ist, die Probekarte drei Minuten anzublicken, so werden die Testobjekte, selbst wenn das x\\uge frisch ist, nicht die ganze Zeit hindurch klar gesehen, denn die dazu n\u00f6tige Muskelanstrengung kann nicht die ganze Zeit hindurch aufgebracht werden; die Objekte werden abwechselnd deutlich und verschwommen gesehen. Diese beiden Zeiten (des Klar- und des Verschwommensehens) werden zugleich mit einer Sekundenmarkierung auf einer rotierenden Trommel aufgezeichnet. Aus der Kurve wird das Verh\u00e4ltnis der klar gesehenen zu der verschwommen gesehenen Zeit bestimmt, und dieses kann als Mafs der augenblicklichen Leistungsf\u00e4higkeit des Auges betrachtet werden. In unserm Falle wurde diese Bestimmung am Anfang und am Ende des Versuches vorgenommen","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nC. E. Fer ree.\nF\u00fcr die Entfernung zwischen Auge und Probekarte wurden zwei Werte gew\u00e4hlt : 1) die Maximalentfernung, in welcher bei kurzer Betrachtung noch deutlich gesehen wurde, und 2) eine kleinere Entfernung als diese. Schliefslich wurde immer die zweite Entfernung gew\u00e4hlt, weil bei der Maximalentfernung gegen Ende der drei Minuten, selbst wenn das Auge noch frisch ist, der Wert der Zeit, w\u00e4hrend welcher das Objekt verschwommen gesehen wurde, sehr hoch lag. Wenn man Versuche bei beiden Distanzen machte, so w\u00fcrde man wahrscheinlich besonders deutliche Resultate erhalten.\nDas Problem von dem Verlust der Leistungsf\u00e4higkeit des Auges, wie es der Verfasser auffafst, hat zwei Seiten. Wir k\u00f6nnen untersuchen a) ob ein solcher Verlust vorhanden ist, wenn das Auge drei oder vier Stunden unter gegebenen Beleuchtungsbedingungen arbeitet, und b) ob ein progressiver Verlust sich feststellen l\u00e4fst, wenn das Auge unter den gegebenen Bedingungen mehrere Monate oder Jahre arbeitet. Wir haben bisher nur die erste Frage in Angriff genommen, nicht sowohl in der Absicht, sie ganz zu ersch\u00f6pfen, als vielmehr um eine empfindliche und handliche Untersuchungsmethode auszuarbeiten. Ob diejenige, die wir oben beschrieben haben, alle Anforderungen erf\u00fcllt, m\u00fcfste noch an einer grofsen Anzahl von Personen und unter mancherlei verschiedenen Beleuchtungsbedingungen ausprobiert werden. Das haben wir noch nicht getan, sondern wir haben uns vielmehr vorl\u00e4ufig auf drei allgemein verbreitete Beleuchtungstypen beschr\u00e4nkt, n\u00e4mlich direkte k\u00fcnstliche Beleuchtung, indirekte k\u00fcnstliche Beleuchtung, und Tageslicht. Wir haben auf die Art der Lichtverteilung geachtet, weil der Verfasser nach eigenen und fremden Untersuchungen den Eindruck gewonnen hat, dafs die Verteilung oder Zerstreuung des Lichts der wichtigste Faktor ist, mit dem wir uns bei unserer Suche nach den g\u00fcnstigsten Bedingungen , unter denen der geringste Verlust an Wirksamkeit des Auges und das gr\u00f6fste Behagen eintritt, zu besch\u00e4ftigen haben. Bisher hat man in der allgemeinen Praxis mehr auf die\nQualit\u00e4t und Intensit\u00e4t des Lichtes geachtet, als auf seine Verteilung.\nEm ausf\u00fchrlicher Bericht \u00fcber unsere Resultate soll in dieser Mitteilung nicht gegeben werden. Es sind indessen in folgendem aus einer grofsen Anzahl von Beobachtungen einige typische ausgew\u00e4hlt, um zu zeigen, wie die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungsmethoden f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges usw. 69\nnach dreist\u00fcndiger Arbeit bei direktem k\u00fcnstlichem Licht f\u00e4llt, bei Tageslicht aber nicht.\nDie Untersuchungen wurden in einem Zimmer von 9,30 m L\u00e4nge, 6,80 m Breite und 2,90 m H\u00f6he vorgenommen. Das Tageslicht drang durch 6 Fenster ein, die alle auf einer Seite lagen und mit d\u00fcnnen weifsen Vorh\u00e4ngen zur Regulierung der Beleuchtung versehen waren. Das k\u00fcnstliche Licht1 wurde von zwei Reihen zu je vier Lampenhaltern geliefert. Jede Reihe war 1,83 m von der Seitenwand entfernt, und die Halter hatten denselben Abstand voneinander. Jeder trug zwei 16-kerzige Kohlenfadenlampen, 1,74 m von der Decke entfernt, mit einem weifsen Porzellanreflektor von 0,41 m Durchmesser, der unmittelbar dar\u00fcber befestigt war.\nDie Tageslichtuntersuchungen wurden um 9 Uhr morgens und 12 Uhr mittags vorgenommen. Die Versuchspersonen wurden angewiesen, zwischen diesen beiden Grenzzeiten mit Druckschrift bedeckte Seiten zu lesen, von gleichm\u00e4fsiger Gr\u00f6fse, gedruckt auf Papier von gleichm\u00e4fsiger Oberfl\u00e4chenbeschaffenheit und gleichf\u00f6rmigem Reflexionsverm\u00f6gen. Die Untersuchungen bei k\u00fcnstlichem Licht fanden um 7 Uhr nachm, und 10 Uhr abends statt; w\u00e4hrend der drei dazwischen liegenden Stunden mufste der Beobachter dieselbe Druckschrift auf demselben Papier wie oben angegeben lesen. Die Vp. safs genau an demselben Platz, an dem nachher die Sehsch\u00e4rfe gepr\u00fcft wurde. Die Beleuchtungsintensit\u00e4t wurde auch in beiden F\u00e4llen so genau gleich gemacht, als es mit den uns zug\u00e4nglichen Mitteln m\u00f6glich war.*2\n1\tDieser Raum machte den Eindruck, als ob er ausgezeichnet erleuchtet w\u00e4re. Der Verfasser war erstaunt, zu finden, dais nur Licht von 3/4 Meterkerzen Helligkeit auf die Probekarte fiel, die etwa mitten zwischen zwei Lichtkegel und mitten zwischen zwei Reihen von Lampentr\u00e4gern gestellt war. W\u00e4nde und Decke des Raumes waren aus Putz mit nat\u00fcrlicher Oberfl\u00e4che, der Boden aus dunklen Ziegeln. Bevor die Untersuchungen vorgenommen wurden, bekamen W\u00e4nde und Decke einen weifsen Anstrich, wodurch die Beleuchtung der Karte etwa verdoppelt wurde.\n2\tUm die Beleuchtungsintensit\u00e4ten einander gleich zu machen, \u2018ist eine Messungsmethode n\u00f6tig. Wir machten von zwei Methoden Gebrauch: von der Photometrie, und von einer feineren Methode, die auf der Empfindlichkeit der peripheren Retina gegen Helligkeitskontrast basiert. Im ersteren Falle kam ein tragbares Sharp-Miller-Photometer zur Verwendung, wodurch das auf die Karte fallende Licht in Meterkerzen gemessen wurde. Die zweite Methode soll hier nicht genauer beschrieben werden. Wie oben erw\u00e4hnt, basiert sie auf der extremen Empfindlichkeit der Netz-","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nC. E. Ferree.\nDie beiden Proben wurden immer abwechselnd, mit einer dazwischen eingeschalteten eint\u00e4gigen Pause, vorgenommen. Um die m\u00f6glichste Gleichheit des physischen und optischen Zustandes des Beobachters in beiden F\u00e4llen zu sichern, wurde er angewiesen, an dem zwischen beiden Proben liegenden Tag zu ruhen. Da sich die Probe als die empfindlichste erwiesen hat, sollen im folgenden nur mit dieser erhaltene Ergebnisse mitgeteilt werden.\nSpalte 1 der Tabelle (S. 71) gibt die Tageszeit der Arbeit und der Proben an, Spalte 2 die Art der Probe, Spalte 3 die Entfernung zwischen Testkarte und Auge. Wie oben erw\u00e4hnt, wurden zwei Entfernungen verwendet, eine entsprach dem Maximum, bei welchem das Objekt noch deutlich gesehen werden konnte, die andere einer kleineren Distanz. Teil A der Tabelle gibt die Resultate f\u00fcr die erste Entfernung, Teil B f\u00fcr die zweite. Die Spalten 3 und 4 geben die Anzahl von Malen an, wo das Testobjekt klar und unklar gesehen wird. Spalte 6 gibt die Zahl von Sekunden in den drei Minuten, in denen das Objekt klar gesehen ist, und Spalte 7 die Sekundenzahl der Unklarheit, Spalte 8 gibt das Verh\u00e4ltnis der ganzen klaren Zeit zur ganzen unklaren Zeit. Wie oben auseinandergesetzt, dr\u00fcckt dies Verh\u00e4ltnis die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges aus f\u00fcr ein Intervall von drei Minuten zu der Zeit, wo die Probe gemacht ist.\nhautperipherie gegen Helligkeitskontrast, speziell gegen Induktion durch einen weifsen Schirm. Dabei wurde irgendeine gegebene Beleuchtung als Standardwert angenommen, und der Betrag von Schwarz, der durch einen weifsen Campimeterschirm auf ein 15 mm grofses Feld eines mittleren Grau (z. B. Herings Grau Nr. 14) bei einer Exzentrizit\u00e4t von 25\u00b0 im temporalen Meridian induziert wurde, gemessen. Dieser Kontrastbetrag wurde als Index der Beleuchtung betrachtet. Um dieselbe Beleuchtung sp\u00e4ter herzustellen, wurde sie so lange variiert, bis sie bei demselben Beobachter unter denselben Bedingungen denselben Kontrast hervorrief. Diese Methode ist in des Verfassers Laboratorium ausgearbeitet worden und es hat sich bei verschiedenen Versuchen herausgestellt, dafs sie f\u00fcr manche Zwecke zwar nicht ganz so bequem ist wie die photometrische, daf\u00fcr aber betr\u00e4chtlich empfindlicher. Das Sharp-Miller-Photometer ist wie andere Instrumente dieser Art wenig geeignet f\u00fcr Bestimmungen bei Tageslicht, weil das Vergleichsfeld von einer Wolframlampe beleuchtet wird und deshalb tief orange aussieht, w\u00e4hrend das von Tageslicht beleuchtete Vergleichsfeld eine rein weifse Farbe hat. Dadurch wird das Urteil \u00fcber Helligkeitsgleichheit sehr erschwert.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungsmethoden f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges usic. 71\nTab elle 1.\n\t\tTageszeit\tProbe\tAbstand der Karte vom Auge in cm\tAnzahl der Male deutlich\tAnzahl der Male undeutlich\tTotalzeit deutlich Sekunden\tTotalzeit undeutlich Sekunden\tTotalzeit deutlich\n\t\t\t\t\tA.\t\t\t\t\n9\tUhr\tmorg.\tli\t102\t15\t15\t105,6\t74,4\t1,4\n12\t55\tmitt.\tli\t102\t15\t14\t103,1\t76,9\t1,33\n7\t55\tnachm.\tli\t75\t18\t18\t119,7\t60,3\t1,98\n10\t55\tabends\tli\t75\t15\t15\t55,4\t124,6\t0,44\n\t\t\t\t\tB.\t\t\t\t\n9\t55\tmorg.\tli\t92\t14\t13\t136,8\t43,2\t3,16\n12\t55\tmitt.\tli\t92\t12\t12\t134,9\t45,1\t2,99\n7\t\tnachm.\tli\t65\t24\t23\t141,8\t38,2\t3,7\n10\t55\tabends\tli\t65\t17\t17\t75,5\t104,5\t0,72\nSie zeigt, wie das Auge durch dreist\u00fcndige Arbeit bei direkter k\u00fcnstlicher Beleuchtung und bei Tageslicht an Leistungsf\u00e4higkeit verliert. In Teil A ist die Testkarte in der Maximalentfernung aufgestellt, bei welcher das Testobjekt noch deutlich gesehen werden konnte; in Teil B in einer kleineren Entfernung.1\n1 Man wird in der Tabelle bemerken, dafs das Verh\u00e4ltnis gesamte Zeit des Klarsehens : gesamte Zeit des Unklarsehens in Teil A kleiner ist als in Teil B, und zwar sowohl bei Tages- als bei k\u00fcnstlichem Licht. In B kamen immer kleinere Entfernungen zur Anwendung. Dieses Verhalten war von vornherein zu erwarten, denn es ist klar, dafs in gewissen Grenzen die Zeit des Klarsehens desto gr\u00f6fser sein wird, je n\u00e4her das Objekt sich am Auge befindet, und umgekehrt. Ferner wird man bemerken, dafs das besagte Verh\u00e4ltnis bei k\u00fcnstlichem etwas gr\u00f6fser ist als bei Tageslicht. Auch dieser Umstand ist durch die Wahl der Entfernungen zu erkl\u00e4ren. Denn diese sind, im Verh\u00e4ltnis zur Maximalentfernung, kleiner bei k\u00fcnstlichem Licht (A 102 und 75, B 92 und 65). Wir haben das so gemacht, weil bei k\u00fcnstlichem Licht die Leistungsf\u00e4higkeit so schnell abf\u00e4llt; und h\u00e4tten wir nun bei einer Entfernung gepr\u00fcft, die nahe der Maximalentfernung lag, so wr\u00e4re die Probekarte nur in den ersten Sekunden der drei Minuten deutlich, die ganze \u00fcbrige Zeit aber undeutlich gesehen worden. Bei fl\u00fcchtiger Betrachtung k\u00f6nnte man glauben, dafs die Gr\u00f6fsen-differenz der beiden Verh\u00e4ltnisse von Ungleichheit der Beleuchtung in beiden F\u00e4llen herr\u00fchre. Bei n\u00e4herer \u00dcberlegung aber sieht man ein, dafs die Intensit\u00e4t der Beleuchtung darauf gar keinen oder nur einen sehr geringen Einflufs haben kann, denn sie beeinflufst zwar die Maximaldistanz des deutlichen Sehens, aber das Verh\u00e4ltnis der Zeit (Deutlichsehen : Ln-","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nC. E. Ferree.\nUm von dem Effekt einer dreist\u00fcndigen Arbeit bei Tageslicht und bei k\u00fcnstlichem Licht auf die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges eine anschauliche Darstellung zu geben, ist die obige Tabelle in Kurvenform gebracht worden. Die Abszissen bedeuten\nFigur 1.\nKurve f\u00fcr Teil A der Tabelle zeigt den Abfall der Leistungsf\u00e4higkeit des Auges nach dreist\u00fcndiger Arbeit bei direktem k\u00fcnstlichem Licht, verglichen mit Tageslicht.\nZeiten, die Ordinaten das Verh\u00e4ltnis der Zeit, in der das Objekt deutlich gesehen ist, zu derjeni-12 gen, wo es undeutlich gesehen ist. Mitf- Jeder Teilstrich auf der Abszissenachse bedeutet eineStunde 10^ Arbeit, und auf der Ordinaten-achse das Verh\u00e4ltnis Eins. Fig. 1 und 2 stellen bez\u00fcglich die Abteilungen A und B dar. Man sieht hier, wie das besagte Verh\u00e4ltnis bei k\u00fcnstlichem Licht rapide absinkt, w\u00e4hrend es bei nat\u00fcrlichem ann\u00e4hernd konstant bleibt.\ndeutlichsehen) mufs in erster Linie davon anh\u00e4ngen, wie sich die gew\u00e4hlte Distanz zu der Maximaldistanz verh\u00e4lt. (Es ist klar, dafs dieses Prinzip nicht den Vergleich der Verh\u00e4ltnisse, die am Anfang und am Schlufs des Versuches ermittelt werden, beeinflufst, denn die Distanz bleibt ja in beiden lallen dieselbe.) Ein weiterer Beweis f\u00fcr die Behauptung, dafs die Licht-mtensitat nichts mit dem Resultat zu thun hat, liegt darin, dafs diese immer sorgf\u00e4ltig vor und nach jeder Probe bestimmt wurde, und dafs alle Falle, wo mangelnde Konstanz gefunden wurde, verworfen und wiederholt wurden. Die obige Erkl\u00e4rung ist zu beachten, wenn man nachher die Gezeichneten Kurven studiert. Die Kurve f\u00fcr den Teil B der Tabelle z \u00b0B\nbeginnt mit einer gr\u00f6fseren Ordinate als die f\u00fcr Teil A, und f\u00fcr k\u00fcnstliches Licht h\u00f6her als f\u00fcr Tageslicht.\nEs braucht kaum gesagt zu werden, dafs weder die absolute Gr\u00f6fse des Verh\u00e4ltnisses noch der Punkt, von dem die Kurve ausgeht, irgendeine gro sere Bedeutung fur unsere Aufgabe hat. Die wichtige Frage ist nicht, wie grofs das Verh\u00e4ltnis am Anf\u00e4nge des Versuchs ist, sondern wie es im\nff f Versuchs sich verkleinert. In Zukunft wird man auf die absolute Grofse nur insofern zu achten haben, als sie die Empfindlichkeit der Probe beemflufst. Aus unseren Versuchen scheint hervorzugehen, dafs das\ner altnis in st\u00e4rkerem Mafse abnimmt, wenn die Entfernung des Test-\nobjektes sich wesentlich von der Maximalentfernung unterscheidet. In\nZukunft wird man mehr, als es in dieser vorl\u00e4ufigen Studie geschehen ist\ndaf\u00fcr sorgen, dafs die Versuchsentfernung immer einen gewissen Bruchteil der Maximalentfernmig betr\u00e4gt.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchmigsmethoden f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges usiv. 73\nObgleich es der Zweck dieses Artikels ist, nur eine Reihe von Untersuchmigsmethoden zu beschreiben und teilweise zu demonstrieren, d\u00fcrfte doch eine kurze Diskussion und Interpretation der Resultate angebracht sein. Da ja die Sehsch\u00e4rfepr\u00fcfung (bei gegebener Intensit\u00e4t, Qualit\u00e4t und Verteilung des Lichtes) in erster Linie lediglich eine Pr\u00fcfung des Refraktionsmechanismus des Auges und seiner muskul\u00e4ren Beherrschung ist, und da der erstere bei einer Arbeit von drei bis vier Stunden sich nicht \u00e4ndern kann, wird die gefundene Abnahme der Leistungsf\u00e4higkeit auf einen Verlust des Muskeleffektes zu beziehen sein. Diese Folgerung ergibt sich auch aus der oben erw\u00e4hnten Tatsache, dafs die direkte Pr\u00fcfung der Leistungsf\u00e4higkeit der Retina (Farben- und Helligkeitsunterscheidung) keinen Verlust erkennen lassen.1\nDieser Schlufs stimmt auch mit der \u00fcblichen Auffassung \u00fcberein. Nach dieser wird die Retina als ein Mechanismus betrachtet, der sich mehr oder weniger an die Bedingungen an-pafst, w\u00e4hrend die Muskeln das nicht tun. Die folgenden \u00dcberlegungen zeigen, wie man sich die gr\u00f6fsere Beanspruchung der Akkommodations- u. Bewegungsmuskeln des Auges durch direktes k\u00fcnstliches Licht im Vergleich zu Tageslicht erkl\u00e4ren kann.\n1. Da die hellen Bilder der elektrischen Birnen auf die Retinaperipherie fallen, die sich im Vergleich zu dem Zentrum im Zustande dauernder Dunkeladaptation befindet und deshalb gegen so intensive Reize sehr empfindlich ist, wird das Auge reflektorisch die Tendenz haben, die Lampen anstatt der zu lesenden Schrift zu fixieren. 2. In gleicher Weise entsteht die reflektorische Tendenz, auf die hellen Lichtquellen, die eine andere Entfernung als das Fixationsobjekt haben, zu akkommodieren.\n12\nMiff.\n10\nAb.\nKurve f\u00fcr Teil B der Tabelle wie Teil A, aber geringer Abstand der Probekarte.\n1 Man sehe hierzu die Anmerkung auf S. 66.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nC. E. Ferree.\n3. Da die hellen Bilder auf nicht akkommodierte Netzhautpartien fallen, werden sie in kurzer Zeit ein akutes Unbehagen verursachen,1 und zweifellos spastische Kontraktionen der Muskeln veranlassen, welche sowohl die Deutlichkeit des Sehens beeintr\u00e4chtigen als auch die Muskelerm\u00fcdung noch vergr\u00f6fsern. Das klare Resultat aller dieser Ursachen ist starke Muskelanstrengung, welche sich bald als Verlust der Arbeitsf\u00e4higkeit zu erkennen gibt. Ist aber ein Raum durch Tageslicht mit der geh\u00f6rigen Fensterverteilung beleuchtet, so liegt die Sache ganz anders. Das Gesichtsfeld enth\u00e4lt keine hellen Lichtquellen, die die Fixation und Akkommodation st\u00f6ren und spastische Muskelkontraktionen veranlassen k\u00f6nnten. Das Licht wird vielfach reflektiert und ist diffus, das ganze Gesichtsfeld gleichf\u00f6rmig hell beleuchtet. Die Beleuchtung der Retina nimmt deshalb vor der Fovea zur Peripherie allm\u00e4hlich ab, wie es sein mufs, damit Akkommodation und Fixation eines gegebenen Objekts mit dem geringsten Mafs von Anstrengung stattfinden kann.\nEs ist nichtunsere Absicht, in dieser Abhandlung zu behaupten, dafs die Verteilung der einzige wichtige Faktor in der Beleuchtung eines Raumes sei. Die Intensit\u00e4t und Qualit\u00e4t des Lichtes mufs auch ber\u00fccksichtigt werden. Um den Effekt dieser Faktoren auf die Arbeitskraft des Auges zu ermitteln, m\u00fcssen Untersuchungen angestellt werden, wobei zwei Faktoren konstant bleiben und nur der dritte variiert wird. In den Ergebnissen, die in den obigen beiden Tabellen enthalten sind, war nur die Intensit\u00e4t konstant, w\u00e4hrend Qualit\u00e4t und Verteilung variiert wurden. Deshalb sind die gefundenen Unterschiede nicht ein-\n1 Der Verfasser zweifelt nicht daran, dafs das nach Arbeit unter ung\u00fcnstigen Beleuchtungsbgdingungen entstehende Unbehagen teilweise auch andere als rein muskul\u00e4re Ursachen hat. Das \u201esandige Gef\u00fchl\u201c, das in einen stechenden und bohrenden Schmerz \u00fcbergeht und schon fr\u00fche bei \u00e4hnlichen Experimenten auftritt, scheint konjunktivalen Ursprungs zu sein. Und obgleich die Retina anscheinend gegen mechanischen Reiz unempfindlich ist, so tritt doch, wenn sie ohne adaptiert zu sein hell beleuchtet wird, eine schmerzvolle Reaktion auf, die schwerlich muskul\u00e4r ist. Beispielsweise empfindet ein normales Auge Schmerz, wenn man nach l\u00e4ngerem Dunkelaufenthalt ins Helle hinaustritt. Dafs dies nicht nur muskul\u00e4re Ursachen hat, wird dadurch bewiesen, dafs es auch nach L\u00e4hmung der Akkommodation durch Atropin vorhanden ist, und ebenso bei aphakischen Individuen, deren Linse schon vor so langer Zeit entfernt worden ist, dafs die Muskeln atrophiert sein m\u00fcssen.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungsmethoden f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges usiv.\ndeutig. Bei unseren Untersuchungen \u00fcber die Systeme der direkten und der indirekten k\u00fcnstlichen Beleuchtung, von denen wir in einer sp\u00e4teren Arbeit berichten werden, werden in beiden F\u00e4llen klare Wolframlampen verwendet werden, so dafs also die Qualit\u00e4t dieselbe bleibt. Aufserdem werden wir noch f\u00fcr gleiche Intensit\u00e4t sorgen, und deshalb allein die Verteilung variieren. Auf diese letztere werden also die eventuell zu findenden Unterschiede zu beziehen sein.\nWas den Effekt einer Intensit\u00e4tsver\u00e4nderung des Lichtes anbetrifft, so zeigen unsere Versuche nichts \u00fcber diesen Punkt; was die Ver\u00e4nderung der Qualit\u00e4t anbetrifft, nichts Eindeutiges, und in bezug auf die Verteilung haben wir Daten nur f\u00fcr diejenigen Beleuchtungsarten, die jetzt im allgemeinen Gebrauch sind. In sp\u00e4terer Zeit werden wir indessen diese L\u00fccken noch ausf\u00fcllen. Wir gedenken jeden der drei Faktoren ausgiebig zu variieren; am leichtesten ist es wohl, die Qualit\u00e4t und Verteilung konstant zu halten und die Intensit\u00e4t sich \u00e4ndern zu lassen. Aufserdem hoffen wir noch bei Leuten, die t\u00e4glich mehrere Stunden unter gewissen Beleuchtungsbedingungen berufsm\u00e4fsig arbeiten m\u00fcssen, die Augen auf einen eventuellen progressiven Verlust der Leistungsf\u00e4higkeit hin untersuchen zu k\u00f6nnen.\nIV. Eine vorl\u00e4ufige Studie \u00fcber die Ursachen des Unbehagens.\nIm Anschlufs an das Studium der Bedingungen, welche maximale Leistungsf\u00e4higkeit verb\u00fcrgen, ist es wichtig, die \u00e4ufseren und inneren Bedingungen zu ermitteln, welche ein Unbehagen der Augen zur Folge haben. Tats\u00e4chlich kann man sagen, dafs gegenw\u00e4rtig das Problem f\u00fcr unsere Beleuchtungstechnik nicht ist, f\u00fcr deutlicheres, sondern f\u00fcr bequemeres und weniger anstrengendes und sch\u00e4dliches Sehen zu sorgen. Jede Untersuchung \u00fcber die Ursachen des Unbehagens macht eine Messung des Unbehagens n\u00f6tig. Es ist klar, dafs der Kern eines solchen Versuches entweder eine Empfindung oder ein Komplex von Empfindungen ist. Deshalb mufs es hier wie bei anderen Empfindungen einen Grenz- oder Schwellenwert geben, und dieser wird sich als Mafsstab f\u00fcr die Geneigtheit des Auges, Unbehagen zu sp\u00fcren, verwenden lassen. Schwellenwerte werden gew\u00f6hnlich\n6\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 49.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nC. E. Ferree.\nso bestimmt, dafs man feststellt, wieviel Energie oder Intensit\u00e4t von einem gewissen Reiz, den man eine kurze Zeit lang appliziert, n\u00f6tig ist, um eine eben merkliche Empfindung zu veranlassen. Dieses Verfahren ist indessen f\u00fcr unsere Zwecke nicht geeignet. Es ist besser, die Sache umzudrehen und zu ermitteln, wie lange das Auge einem Reiz von gegebener Intensit\u00e4t ausgesetzt werden mufs, damit das erste Unbehagen auftritt. So wird unsere Schwelle eine Zeitschwelle und wird in Zeit-, anstatt in Intensit\u00e4tseinheiten gemessen. Um zu bestimmen, ob das Urteil \u00fcber den Schwellenwert des Unbehagens einigermafsen sicher und die Pr\u00fcfung \u00fcberhaupt nicht zu schwierig sei, hat der Verfasser die verschiedenen Teile der Netzhaut auf das fr\u00fchere oder sp\u00e4tere Eintreten des Unbehagens hin untersucht, indem er die Lichtquelle an verschiedene Stellen des Gesichtsfeldes brachte. Es wurde eine 16-kerzige Lampe an dem Arm eines Perimeters befestigt, so dafs das Ende der Birne immer gegen das Auge des Beobachters hinzielte. Der Perimeterarm konnte in jeden Meridian gedreht werden, und dadurch, dafs die Lampe wieder auf dem Arm verschiebbar angebracht war, konnte sie an jeden Punkt des Gesichtsfeldes gebracht werden. Wir haben bisher nur einige derartige Untersuchungen ausgef\u00fchrt; es ist aber unsere Absicht, sie noch weiter auszudehnen.\nIn einer Versuchsreihe wurde ein entfernter Punkt ein\u00e4ugig fixiert ; von den Ergebnissen derselben wollen wir zur Illustration der Methode einiges mitteilen.\nFolgende Vorsichtsmafsregeln wurden beobachtet: a) Es erwies sich als vorteilhaft, anstatt in einem Dunkelraum, in einem Zimmer zu experimentieren, das durch eine hinter der Versuchsperson dieser unsichtbar angebrachte Lichtquelle m\u00e4fsig erleuchtet war. Denn im Dunkelraum wurde das Auge durch die Adaptation zu empfindlich f\u00fcr unsere Zwecke, besonders an einigen Stellen der Netzhautperipherie. Dann wurden die Resultate schwankend, b) Der Lidschlag beeinflufst, wie gefunden wurde, den Eintritt des Unbehagens ; deshalb mufs dieser Faktor von Pr\u00fcfung zu Pr\u00fcfung konstant gemacht werden. Daher wurde ein Metronom aufgestellt, nach dessen Schlag der Beobachter seine Lidbewegungen ausf\u00fchren mufste. Das nat\u00fcrlichste und geeignetste Intervall wurde f\u00fcr jede Versuchsperson besonders bestimmt, c) Alle Vergleichungen wurden in Serien ausgef\u00fchrt. Wenn beispielsweise die Empfindlichkeiten der tem-","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungsmethoden f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges usw. 77\nporalen und nasalen H\u00e4lften der Retina in einem gegebenen Meridian miteinander verglichen werden sollten, so wurde zuerst ein gegebener Punkt der einen H\u00e4lfte und dann ein korrespondierender der anderen beleuchtet, damit das Auge m\u00f6glichst in demselben Zustande bez\u00fcglich der progressiven Erm\u00fcdung usw. sich befand. Um gegen Irrt\u00fcmer in dieser Beziehung zu sichern, wurden dann die Beleuchtungen in umgekehrter Reihenfolge wiederholt, d) Zwischen je zwei Versuchen wurde eine Erholungspause eingeschaltet. Diese mufste f\u00fcr jeden Beobachter besonders festgesetzt und oft bei demselben Beobachter an verschiedenen Tagen verschieden gew\u00e4hlt werden. Innerhalb derselben Versuchsreihe aber behielt sie dieselbe L\u00e4nge, e) Damit der Beobachter seinen Kopf streng in derselben Stellung hielt, mufste er einen Abdruck seiner Z\u00e4hne in Wachs hersteilen, der auf einem Mundbiett befestigt wurde. Whnn dann ein Versuch angestellt werden sollte, wurde der ferne Punkt fixiert, dann wurde das Licht angedreht, und die Versuchsperson hatte ein Signal zu geben, wenn sie das erste Unbehagen sp\u00fcrte, oder wenn die verschiedenen Stadien des Unbehagens erreicht wurden. Das Urteil dar\u00fcber erwies sich als nicht sehr schwierig, und die Methode als geeignet f\u00fcr ihren Zweck, n\u00e4mlich das Unbehagen und seine Entstehungsbedingungen zu analysieren.\nUnbehagen scheint ein Komplex von drei Faktoren zu sein, von denen jeder zu anderer Zeit auftritt. Wenn das Licht angedreht wird, werden wir auf einmal geblendet. Das ist eine Lichtempfindung und enth\u00e4lt, obgleich unangenehme, so doch keine schmerzhaften Elemente. Dann entsteht eine konjunktivale Empfindung, die mit dem beginnt, was man gew\u00f6hnlich \u201esandiges Gef\u00fchl\u201c nennt, und bald in einen heftigen stechenden und bohrenden Schmerz \u00fcbergeht. Schliefslich tritt etwas auf, was wahrscheinlich ein muskul\u00e4res Unbehagen ist, \u2014 ein Gef\u00fchl von Verletzung und Schmerz im Augapfel, das bei Fortsetzung des Versuchs in die Orbita und die angrenzenden Partien, die Stirn, das Vorderhaupt, die Schl\u00e4fen usw., auszustrahlen scheint. \u00dcber die Empfindlichkeit der verschiedenen Teile der Retina wollen wir hier keine Einzelheiten mitteilen, sondern nur sagen, dafs die Peripherie empfindlicher ist als das Zentrum, die nasale H\u00e4lfte im allgemeinen empfindlicher als die temporale und die obere empfindlicher als die untere, und dafs, wenn man vom Zentrum zur Peripherie fortschreitet, die Empfindlichkeit zuerst\n6*","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nG. E. Ferree.\nzu-, dann wieder abnimmt, um an den Grenzen des Gesichtsfeldes extrem klein zu werden. In den horizontalen Meridianen ergab sich die gr\u00f6fste Empfindlichkeit beiderseits bei 45 \u00b0, im vertikalen bei 15\u00b0 unter der Horizontalen. In einer Arbeit, die bald erscheinen soll, werden diese Resultate ausf\u00fchrlich mitgeteilt und erkl\u00e4rt werden.","page":78}],"identifier":"lit33668","issued":"1916","language":"de","pages":"59-78","startpages":"59","title":"Untersuchungsmethoden f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit des Auges bei verschiedenen Beleuchtungssystemen, und eine vorl\u00e4ufige Untersuchung \u00fcber die Ursachen unangenehmer optischer Empfindungen","type":"Journal Article","volume":"49"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:52:26.804025+00:00"}