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{"created":"2022-01-31T16:50:41.482193+00:00","id":"lit33671","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Zipkin, D.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 49: 89-98","fulltext":[{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"89\n(Aus dem physiologischen Institut zu Strafsburg i. E.)\n\u00dcber die Wirkung von Lichtl\u00fccken auf gr\u00f6fsere\nNetzhautbezirke.\nVon\nD. ZlPKIN.\nDie vorliegende Arbeit schliefst sich an die Mitteilungen von M. Gildemeister 1 und D. Rutenburg 2 in dieser Zeitschrift an. Wie dort kam es auch hier darauf an, die Wahrnehmbarkeit von Lichtl\u00fccken festzustellen; aber w\u00e4hrend die genannten beiden Autoren kleine beleuchtete Felder benutzten, so dafs nur die Fovea centralis in T\u00e4tigkeit trat, habe ich durch die Wahl grofser Felder auch die Netzhautperipherie in den Kreis der Untersuchung gezogen. Es war zu entscheiden \u2014 was von vornherein zweifelhaft war \u2014 ob sich in bezug auf Lichtl\u00fccken die St\u00e4bchen ebenso verhalten wie die Zapfen.\nGildemeister und Rutenburg hatten die Fovea eines Auges konstant beleuchtet und dann das Licht f\u00fcr eine kurze Zeit unterbrochen. Sie fanden, dafs die so entstandene Lichtl\u00fccke erst bei einer gewissen Mindestdauer wahrgenommen wurde, und zwar war dieses zeitliche Minimum desto k\u00fcrzer, je st\u00e4rker das konstante Licht. Das Produkt von Lichtst\u00e4rke und Pausendauer (also das Lichtquantum, dessen Fehlen eben wahrgenommen wurde) war kleiner bei st\u00e4rkerem Licht. Die genannten Autoren haben weiter festgestellt, dafs keine Summation der Wirkung bei\n1\tM. Gildemeister, \u00dcber die Wahrnehmbarkeit von Lichtl\u00fccken. Diese Zeitschrift 48, S. 256. 1914.\n2\tD. Rutenburg, \u00dcber die Netzhautreizung durch kurzdauernde Lichtblitze und Lichtl\u00fccken. Diese Zeitschrift 48, S. 268. 1914.","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nD. Zipkin.\nrhythmischer Wiederholung der Dunkelpausen stattfindet (kleinstes gepr\u00fcftes Intervall 0,5 Sek.).\nAuf die genannten Punkte habe ich nun mein Augenmerk gerichtet. Ich konnte feststellen, dafs die erw\u00e4hnten S\u00e4tze auch f\u00fcr den St\u00e4bchenapparat gelten.\nSchliefslich habe ich unter Verwendung verschieden gef\u00e4rbter Lichter untersucht, ob und in welcher Weise sich (bei grofsen Feldern) die Wahrnehmbarkeit der Lichtl\u00fccken \u00e4ndert, wenn sich die Vp. einige Zeit im Dunkeln auf h\u00e4lt. Die Dunkeladaptation machte sich hier (ausgenommen bei rotem Licht) darin geltend, dafs die zeitlichen Schwellenwerte l\u00e4ngere Zeit hindurch sanken ; Genaueres dar\u00fcber wird unten mitgeteilt werden.\nMethodik.\nZur Herstellung der gleichm\u00e4fsig beleuchteten Beobachtungsfelder, zur Variierung der Lichtst\u00e4rke und zur Unterbrechung des Lichtes benutzte ich dieselben Vorrichtungen wie die oben genannten Autoren. Ich verweise deshalb auf deren Arbeiten. Die Lichtstrahlen, die von einem Nernststab herkamen, wurden auf einen Spalt konzentriert. Nachdem sie durch diesen hindurchgegangen waren, passierten sie ein Kondensorsystem und ein photographisches Objektiv, welches in einer \u00d6ffnung der T\u00fcr eines Dunkelzimmers angebracht war. Dadurch entstand auf einem aus weifsem Papier hergestellten durchscheinenden Schirm, der in diesem dunkeln Raum etwa 1 m von der T\u00fcr entfernt stand, ein gleichm\u00e4fsig erleuchtetes Feld von 7 cm Durchmesser.\nDer Beobachter brachte sein Auge m\u00f6glichst dicht an den Schirm heran, so dafs seine Retina in einer Ausdehnung von etwa 90 Grad beleuchtet war. Die Lichtst\u00e4rke wurde, wie es in den oben genannten Arbeiten beschrieben ist, durch Vorsetzen einer Stufenblende vor den Spalt ver\u00e4ndert.\nZur Unterbrechung des Lichtes diente ein Pendel mit einer daran befestigten Blechzunge. Die Pausenl\u00e4nge wurde variiert:\n1.\tdurch Benutzung von Blechzungen verschiedener Breiten;\n2.\tdurch Ver\u00e4nderung der Pendelelongation. Die absoluten Werte der Pausen, mit welchen ich Versuche angestellt habe, lagen zwischen 6 und 50 o (g = 1/1000 Sek.).1\nIn bezug auf Einzelheiten der Methodik, Berechnung der Pausenl\u00e4ngen usw. verweise ich auf die oben genannten Arbeiten.","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber die Wirkung von Lichtl\u00fccken auf gr\u00f6\u00dfere Netzhautbezirke.\n91\nDie Versuche verliefen so: Nachdem sich die Vp. eine Weile im Dunkelzimmer aufgehalten hatte, wurde das Beobachtungsfeld erhellt und dann das Pendel in Bewegung gesetzt, so dafs es rhythmisch (\u00fcber die Intervalle siehe unten) das Licht unterbrach. Weil der Schwingungsbogen durch die Reibung immermehr abnahm, wurden die Pausen allm\u00e4hlich immer l\u00e4nger und erreichten schliefslich einen solchen Betrag, dafs sie der Vp. bemerkbar wurden. Letztere gab dann durch Zuruf ein Zeichen ; es wurde nun die Gr\u00f6fse des erreichten Schwingungsbogens an einer Gradteilung abgelesen und der Versuch unterbrochen. Zwischen zwei Versuchen wurden immer Erholungspausen von mindestens einer Minute Dauer eingeschaltet.\nVersuche.\nMeine ersten Versuche bezogen sich auf die Frage, ob die Empfindlichkeit der Retina f\u00fcr Lichtunterbrechung nach einem Aufenthalt im Dunkeln von 20 Minuten schon so station\u00e4r geworden ist, dafs sie sich in den n\u00e4chsten 10 Minuten nicht wesentlich \u00e4ndert.\nNachdem sich die Vp. ins dunkle Zimmer begeben hatte, wurden mit ihr in Zeitintervallen von 1\u20142 Minuten Versuche angestellt, und zwar im allgemeinen jedesmal 2\u20143 Versuche bei gleicher Einstellung des Lichtes.1 Es zeigte sich nun, dafs bei gleichbleibender Beleuchtung des Feldes und unver\u00e4nderter Breite der Blechzunge die Elongation des Pendels, bei welcher die Lichtunterbrechung gerade merklich wurde, mit der Zeit immermehr stieg. Oder anders ausgedr\u00fcckt: mit der Dauer des Dunkelaufenthalts w\u00e4chst (bei grofsen Feldern) die Empfindlichkeit des Auges f\u00fcr Lichtunterbrechung, indem immer k\u00fcrzere Unterbrechungen wahrnehmbar werden.\nAls Beispiel f\u00fchre ich folgenden Versuch an :\n16. Nov. 13. 4h p. m. Weifses Licht (Nernststab).\nDie Vp. D. Z. hat sich vorher in einem von schwachem Tageslicht erleuchteten Raum aufgehalten. Pendel macht 32 Schwingungen in der Minute.\n1 In den nachfolgenden Tabellen sind meistens die Mittelwerte angegeben.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 49.\n7","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nD. Zipkin.\nAufenthalt\tDie Pause wird wahrnehmbar, wenn\nim Dunkelzimmer\tdie Pendelelongation betr\u00e4gt\nMin.\tGrad\n1\t5\t\n2\t16\t\n3\t29\t\n4\t31\t\n5\t34\t\n11\t45 r\tDunkelzimmer\n13\t35\\\twird 7* Min.\n15\t42\tdiffus erhellt\n25\t42\t\nMan sieht daraus, dafs die Wahrnehmbarkeit der L\u00fccken in den ersten 10 Min. stark zugenommen hat, dafs aber dann f\u00fcr die folgenden 10 Min. ein merklich station\u00e4rer Zustand eingetreten ist, der durch eine kurze schwache Erhellung nur vor\u00fcbergehend gest\u00f6rt wird. \u00c4hnlich verliefen mehrere Versuche an anderen Vp.; nur trat manchmal der merklich station\u00e4re Zustand etwas sp\u00e4ter ein.\nDie peripheren Netzhautpartien verhalten sieh in bezug auf die Empfindlichkeitssteigerung im Dunklen etwas anders als die Fovea centralis. Sind die beleuchteten Felder sehr klein, so erreicht die Empfindlichkeit des Auges, gepr\u00fcft durch die K\u00fcrze der eben wahrnehmbaren L\u00fccke, nach den Versuchen von Gildemeister und Rutenburg schon nach einem sehr kurzen Dunkelaufenthalt (2 Min.) einen konstanten Wert, w\u00e4hrend bei meinen Versuchen, wo gr\u00f6fsere Netzhautteile beleuchtet wurden, eine relative Konstanz erst nach 10\u201415 Min. eintrat. \u00c4hnlich verh\u00e4lt sich das Auge bekanntlich, wenn man pr\u00fcft, wie sich die Wahrnehmbarkeit von schwach und konstant beleuchteten Feldern bei Dunkelaufenthalt \u00e4ndert. Wenn diese klein sind und fixiert werden, so nimmt ihre Wahrnehmbarkeit mit der Zeit nicht zu; sind sie aber grofs, so erscheinen sie dem Auge allm\u00e4hlich immer heller.\nPiper 1 hat gefunden, dafs die Empfindlichkeitssteigerung des Auges f\u00fcr konstantes Licht durch Dunkeladaptation sich \u00fcber viele Stunden erstreckt, w\u00e4hrend in meinen Versuchen f\u00fcr Lichtl\u00fccken schon nach weniger als 1/2 Stunde ein ziemlich station\u00e4rer Zustand erreicht war. Ich glaube aber, dafs dieser Unterschied nur scheinbar ist; denn die PiPERschen Vp. waren vorher gut\n1 H. Piper, diese Zeitschrift 31, S. 161, 1903.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"Uber die Wirkung von Lichtl\u00fccken auf gr\u00f6\u00dfere Netzhautbezirke. 93\nhelladaptiert, w\u00e4hrend sieh die meinigen schon vor dem Betreten des Dunkelzimmers in teilweiser Dunkeladaptation befanden, weil sie sich vorher l\u00e4ngere Zeit in dem nur von dem sehr schwachen Licht eines Winternachmittags erleuchteten Zimmer aufgehalten hatten.\nDie eben erw\u00e4hnten Versuche waren mit weifsem Lichte gemacht worden. In einer weiteren Versuchsreihe schaltete ich in den Strahlengang Lichtfilter ein. Durch ein Zettnow - Filter wurde vorzugsweise das spektrale Gr\u00fcn, und durch ein doppeltes Glasfilter (Rubinrot -f- Kobaltblau) das \u00e4ufserste Rot dem Auge dargeboten.\nDas gr\u00fcne Licht wirkte auf das Auge ungef\u00e4hr wie das weifse, d. h. die eben wahrnehmbare Pause wurde bei l\u00e4ngerem Aufenthalt im Dunklen merklich k\u00fcrzer.\nBeispiel. 12. Nov. 13. Vp. D. Z., vor dem Versuche V2 Stunde in einem von schwachem k\u00fcnstlichem Licht beleuchteten Zimmer. Gr\u00fcnes Versuchslicht (Zettnow - Filter). Pendel macht 32 Schwingungen in der Minute, Pendell\u00e4nge 52 cm, Zungenbreite 0,5 cm.\nAufenthalt im Dunkelzimmer Min.\n1\n2\n5\n10\nDie Pause wird wahrnehmbar, wenn die Pendelelongation betr\u00e4gt Grad 23 38 55 60\nBei rotem Licht dagegen blieb, wie mehrfache Versuche an verschiedenen Vp. lehrten, die untere Grenze der wirksamen Pausendauer bei einem Dunkelaufenthalt von 1\u201410 Min. merklich unver\u00e4ndert.\nBeispiel. 19. Nov. 13. Vp. L. Sch., Vorbehandlung wie beim zuletzt mitgeteilten Versuch. Rotes Versuchslicht (rubinrote -p kobaltblaue Glasscheibe). Pendelkonstanten wie oben.\nAufenthalt im Dunkelzimmer Min.\n1\n2\n3\n5\n10\nPendelelongation an der Schwelle Grad 10 9\n10\n12\n8\n7*","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nD. Zipkin.\nAus diesen Beobachtungen ist ersichtlich, dafs bei farbigen Reizlichtern und Dunkelaufenthalt sich die Empfindlichkeit des Auges f\u00fcr Lichtl\u00fccken in derselben Weise \u00e4ndert wie f\u00fcr konstantes Licht. Denn v. Kries 1 gibt an, dafs im letzteren Falle die Empfindlichkeit desto weniger ansteigt, je langwelliger das Licht, und nach den Befunden von Parinaud 2 bleibt sie bei rotem konstantem Licht ganz unver\u00e4ndert.\nNachdem sich aus den bisherigen Versuchen ergeben hatte, dafs nach einem Dunkelaufenthalt von ungef\u00e4hr 15 Minuten die Empfindlichkeit des Auges gegen\u00fcber Unterbrechung des Lichtes f\u00fcr weitere 10 Minuten hinreichend station\u00e4r geworden ist, ging ich nun dazu \u00fcber, die Dauer der eben merklichen Pausen bei verschiedenen Lichtst\u00e4rken zu bestimmen. Die Schwingungszahl des Pendels betrug wieder 32, und die Technik war dieselbe wie bei den vorigen Versuchen. Wie schon erw\u00e4hnt, wurde die Lichtst\u00e4rke durch eine vor den Spalt gesetzte Stufenblende reguliert, das Auge des Beobachters befand sich unmittelbar hinter dem beleuchteten Papier, und der Lichtkreis hatte einen Durchmesser von 7 cm. Nachdem die Schwellenpause bei drei verschiedenen Lichtst\u00e4rken bestimmt war, wurde zur Kontrolle nochmals die 1. und 2. Lichtst\u00e4rke eingestellt, und nur diejenigen Versuche wurden als einwandfrei betrachtet, bei denen die Kon-trollversuche hinreichend mit den anf\u00e4nglichen \u00fcbereinstimmten. Als Beispiel teile ich wieder einen Versuch mit.\nBeispiel. 3. Dez. 13. Vp. A. B., vor dem Versuch 15 Min. im Dunkelzimmer. Weifses Licht (Nernststab). Pendelkonstanten wie oben.\nRelative\tPendelelongation beim\nLichtst\u00e4rke\tSchwellenwert der Pause, Grade\n1,075\t25\n3\t54\n5\t60\n3\t55\n1,075\t30\nEs ergibt sich also: Je gr\u00f6fser die Lichtst\u00e4rke, desto gr\u00f6fser die Pendelelongation, desto geringer also die Dauer\n1\tJ. v. Kries, Ber. d. Naturf. Ges. Freiburg. Bd. 9, Heft 2. 1894.\n2\tParinaud, Compt. Rend, de la soc. de biolog. Paris 99, p. 937, 1884 Arch, d'ophth. 16, p. 87, 1896.","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung von Lichtl\u00fccken auf gr\u00f6fsere Netzhautbezirke. 95\nder eben wahrnehmbaren Pause. Von diesem Gesetze habe ich keine Ausnahme beobachtet.\nDie genaueren Versuchsresultate sind der Tabelle 1 zu entnehmen. Wenn bei derselben Lichtst\u00e4rke mehrere Versuche angestellt worden sind, so ist daraus das Mittel genommen. Pendelkonstanten wie oben angegeben.\nTabelle 1.\nNr.\tVp.\tRelative Lichtst\u00e4rke\tPendelelongation beim Schwellenreiz Grad\tPausen- dauer a\tProdukt (Lichtst\u00e4rke x Dauer)\n1\tD. Z.\t1,075\t14\t23,5\t25\n\t\t3\t44.3\t7,6\t23\n1\t\t5\t49'\t6,9\t35\n2 :\tM. G.\t1,075\t13\t25,4\t27\n|\t\t3\t33\t10,1\t30\n1\t\t5\t43\t7,8\t39\n3 i\tR. M.\t1,075\t27,7\t11,8\t13\n\t\t3\t46,7\t7,0\t21\nI\t\t5\t55\u2019\t6,2\t31\n4\tA. B.\t1,075\t26,7\t12,4\t13\n\t\t3\t54,3\t6 3\t19\n\t\t5\t60\t5,7\t29\nAufser dem erw\u00e4hnten Gesetz geht aus dieser Tabelle hervor, dafs das Produkt von Lichtst\u00e4rke und Pausendauer, also sozusagen die aus dem konstanten Licht herausgeschnittene Licht menge, sich in demselben Sinne \u00e4ndert wie die Intensit\u00e4t. Auch in dieser Beziehung verh\u00e4lt sich die Netzhautperipherie wie die Fovea (vgl. Gildemeistee und Rutenbueo).\nTabelle 2.\nNr.\tVp.\tRel. Lichtst\u00e4rke\tPendelelongation beim Schwellenreiz Grad\tPausen- dauer o\tProdukt (Lichtst\u00e4rke X Pausendauer)\n1\tO. Oe.\t1,075\t8\t41,2\t44\n\t\t3\t10\t32,0\t96\n\t\t5\t15\t22,0\t110\n2\tD. Z.\t1,075\t28,5\t11,7\t13\n\t\t3\t35,3\t9,5\t28\n\t\t5\t48,3\t7,0\t35","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nD. Zipkin.\nEs mufste jedoch hier wie dort noch bewiesen werden, dafs nicht eventuelle Ver\u00e4nderungen der Pupillengr\u00f6fse die Ursache dieses Befundes waren. Deshalb stellte ich einige Versuche unter Verwendung einer k\u00fcnstlichen Pupille von 3,5 mm Durchmesser an. Diese ergaben dasselbe Resultat. In der Tabelle 2 sind zwei von diesen Versuchen mitgeteilt.\nAus Gr\u00fcnden, die in den schon \u00d6fters zitierten Arbeiten er\u00f6rtert sind, habe ich auch in meinen Versuchen die als Reiz dienenden Lichtl\u00fccken in mehrfacher Wiederholung aufeinander folgen lassen. Es war nun zu untersuchen, ob die Schwelle ihrer Wahrnehmbarkeit dadurch nicht, etwa im Sinne einer Summation, verschoben wird. Diese Frage kann durch Ver\u00e4nderung der zeitlichen Intervalle zwischen den einzelnen Pausen entschieden werden. Durch Auf stecken von passenden Gewichten auf denjenigen Teil der Pendelstange, welcher die Achse nach oben \u00fcberragte, variierte ich seine Schwingungsdauer und damit das Reizintervall. Die Lichtst\u00e4rke blieb immer dieselbe. Nun wurde in bekannter Weise festgestellt, bei welcher Pendelelongation jedesmal die Pause wahrnehmbar wurde, und schliefslich die Pausendauer ausgerechnet (s. Tabelle 3).\nTabelle 3.\nNr.\tVp.\tSchwingungs- dauer (Reizintervall) Sek.\tPendelelongation beim Schwellenreiz Grad\tPausendauer o\n1\tI M. G.\t3,0\t52\t10,5\n\tj\t1,8\t30\t10,4\n\t\t1,0\t18,75\t9,4\n\t\t0,7\t10\t11,8\n\tj\t3,0\t50\t10,9\n2\t! A. B.\t3,0\t55\t10,0\n\t\t1,8\t29\t10,8\n\t;\t1,0\t15,5\t11,4\n\t\t0,7\t7\t16,9\n\t\t3,0\t40\t13,5\n3\tD. Z.\t3,0\t52,5\t10,4\n\t\t1,8\t36\t8,7\n\t\t1,0\t12,5\t14,1\n1\t\t0,7\t7,0\t16,9\n1 |\t1\t3,9 1 1\t52\t10,5","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung von Lichtl\u00fccken auf gr\u00f6fsere Netzhautbezirke. 97\nDiese Versuche mit wechselnden Reizintervallen waren sehr erm\u00fcdend, und es ist deshalb verst\u00e4ndlich, dafs die Ergebnisse etwas schwankten. Jedoch sieht man, dafs jedesmal die Zahlen der letzten Spalte ann\u00e4hernd gleich sind oder doch keinen regel-m\u00e4fsigen Gang zeigen, aus dem auf das Bestehen einer Summation geschlossen werden m\u00fcfste. Denn wenn eine solche vorhanden w\u00e4re, so m\u00fcfsten die Pausen bei kleineren Reizintervallen k\u00fcrzer werden. Der zweite und dritte Versuch lehrt aber das Gegenteil, was wohl auf die fortschreitende Erm\u00fcdung zu beziehen ist, die, wie oft beobachtet wurde, den Schwellenwert der Pause verl\u00e4ngert.\nTabelle 4.\nNr.\tVp. i i\tSchwingungs- dauer (Reizintervall) Sek.\tZungen- breite mm\tPendelelongation beim Schwellenreiz Grad\tPausen- dauer a\nt\tD. B.\t0,7\t22,5\t33\t16,3\n\t\t1,0\t13.0\t41\t11,4\n\t\t1,8\t7,5\t30\t15,6\n\t\t3,0\t5,0\t24\t22,1\n2\tI). Z.\t3,0\t5,0\t32,5\t16,4\n\t\t1,9\t7,5\t39\t12,1\n\t\t1,0\t13,0\t34,5\t13,5\n\t\t0,7\t22,5\t32,5\t16,5\n\t\t3,0\t5,0\t40\t13,4\n3\tD. Z.\t3,0\t5,0\t35\t15,3\n\t\t1,8\t7,5\t31\t15,2\n\t\t1,0\t13,0\t37,5\t12,4\n\t\t0,7\t22,5\t41\t13,2\n\t\t3,0\t5,0\t42,5\t12,7\n4\tSch. T.\t3,0\t5,0\t37,5\t14,3\n\t\t1,8\t7,5\t32\t14,7\n\t\t1,0\t13,0\t37\t12,6\n\t\t0,7\t22,5\t40\t13,6\n\t\t3,0\t5,0\t37,5\t14,3\n5\tL. Sch.\t3,0\t5,0\t21\t25,2\n\t\t1,8\t7,5\t19\t24,5\n\t\t1,0\t13,0\t25\t18,4\n\t\t0,7\t22,5\t29\t18,5\n\ti i i I\t3.0\t5,0\t20\t26,5\nWegen der nicht ganz sicheren Resultate habe ich dieselbe Frage in einer anderen Versuchsreihe nach einer etwas anderen Methode bearbeitet. Die Schwingungsdauer des Pendels wurde wieder durch Zusatzgewichte variiert; die Zungenbreite blieb","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nD. Zipkin.\naber nicht dieselbe, sondern wurde jedesmal etwa umgekehrt proportional der Schwingungsdauer ver\u00e4ndert, so dafs gleicher Pendelelongation ungef\u00e4hr gleiche Pausendauer entsprach. Die Lichtst\u00e4rke blieb konstant. Auf diese Weise ergaben sich folgende Werte (s. Tabelle 4).\nDie Zahlen der letzten Spalte stimmen jedesmal, abgesehen von der ersten, offenbar stark erm\u00fcdeten Vp., so gut miteinander \u00fcberein, wie es nur erwartet werden kann. Also kann es wohl als sicher gelten, dafs eine rhythmische Wiederholung von Dunkelpausen bis hinab zum Intervall von 0,7 Sek. auch bei grofsen Feldern ihre .Reizwirkung nicht steigert.\nZum Schl\u00fcsse ist es mir eine angenehme Pflicht, Herrn Professor Gildemeister, der mich zu dieser Arbeit angeregt und bei ihrer Ausf\u00fchrung vielfach unterst\u00fctzt hat, meinen besten Dank auszusprechen.","page":98}],"identifier":"lit33671","issued":"1916","language":"de","pages":"89-98","startpages":"89","title":"\u00dcber die Wirkung von Lichtl\u00fccken auf gr\u00f6\u00dfere Netzhautbezirke","type":"Journal Article","volume":"49"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:50:41.482199+00:00"}