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{"created":"2022-01-31T16:38:26.968642+00:00","id":"lit33674","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Swindle, P. F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 49: 247-296","fulltext":[{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"247\n\u00dcber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung.\nVon\nP. F. Swindle.\nEinleitung.\nF\u00fcr unseren Zweck wollen wir uns die theoretisch reinsten tierischen T\u00e4tigkeiten ausw\u00e4hlen, die man sich \u00fcberhaupt vorzustellen imstande ist. Diese k\u00f6nnen, meiner Meinung nach, nichts anderes sein als die h\u00e4ufig auftretenden Bewegungen, die gegenw\u00e4rtig keinen Lebenszweck haben und vielleicht niemals, weder ontogenetisch noch phylogenetisch betrachtet, einen solchen Zweck gehabt haben.\nAls eine provisorische Definition eines Bewegungsinstinktes m\u00f6chte ich die folgende aufstellen: Der einfachste Bewegungsinstinkt ist die F\u00e4higkeit eines Tieres, auf einen chemischen oder physikalischen Reiz ein einziges unerm\u00fcdetes K\u00f6rperglied so oft zu bewegen, bis eine bestimmte Zahl, d. h. eine Gruppe von \u00e4hnlichen Muskelreaktionen von ihm in einem bestimmten Tempo, einer bestimmten Richtung oder Amplitude ausgef\u00fchrt worden ist.\nWenn wir also z. B. 11 oder 5 solcher Bewegungen als Llemente einer Gruppe abz\u00e4hlen, k\u00f6nnen wir diese T\u00e4tigkeit mit dem Ausdruck 11- bzw. 5-Instinkt (11-1 bzw. 5-1) bezeichnen. Ebenso wenn dasselbe Glied zwei 5-Gruppen in zwei verschiedenen Tempi schl\u00fcge, so k\u00f6nnten wir von zwei 5-Instinkten sprechen, die sich nur durch ihre Tempi unterscheiden lassen.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 4<j.\n17","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nP. F. Sivindle.\nWie es \u00fcblich ist, bezieht sich der Terminus Bewegungsinstinkt auch in dieser Abhandlung nur auf angeborene T\u00e4tigkeiten. Diese Instinkte k\u00f6nnen durch Erfahrung beeinflufst werden, d. h. es k\u00f6nnen einem Tiere Gewohnheiten beigebracht oder auch wieder vernichtet werden; ob aber Instinkte durch Erfahrung ganz beseitigt werden k\u00f6nnen, ist zweifelhaft.\nWenn ein Tier z. B. eine 1-, eine 2-, eine 3-, eine 4-, eine 5-, eine 6- und eine 7-Gruppe in einer Stunde schl\u00e4gt und nach einer Ein\u00fcbung eine 1-, eine 2-, eine 3-, eine 4-, zwanzig 5-Gruppen, eine 6- und eine 7-Gruppe in einer Stunde schl\u00e4gt, k\u00f6nnen wir sagen, dafs das Tier die Gewohnheit bekommen hat, die 5-G zu schlagen. Die 5-G wird nur relativ h\u00e4ufiger geschlagen als die anderen Gruppen, oder mit anderen Worten der 5-1 kommt relativ h\u00e4ufiger zum Ausdruck als die anderen Instinkte. Demgem\u00e4fs ist eine solche einfache Gewohnheit nichts anderes als eine relativ h\u00e4ufig sich wiederholende Instinktbewegung.\nA. \u00dcber einfache Bewegungsinstinkte.\nIch habe u. a. lange zwei junge W a sch b \u00e4ren (Procyon lotor L.) im HAGENBECK\u2019schen Tierpark zu Stellingen beobachtet. Es waren zwei M\u00e4nnchen vom selben Wurf, und die beiden haben w\u00e4hrend der drei Jahre ihres Lebens unter ganz gleichen Bedingungen gelebt. Der eine von beiden stellt sich senkrecht auf die Hinterf\u00fcfse, st\u00fctzt sich gegen die Wand des K\u00e4figs mit den Vorderbeinen und springt dann auf und ab. Er macht Gruppen von Bewegungen und zwar Gruppen, die hinsichtlich der Zahl der in ihnen enthaltenen Elementarbewegungen grofse Verschiedenheiten zeigen. Der B\u00e4r springt gelegentlich nur einmal; die kleinste Gruppe enth\u00e4lt eine einzige und die gr\u00f6fste 180 Bewegungen. Mit wenigen Ausnahmen macht er, wenn er eine Gruppe beendigt hat, einen eigent\u00fcmlichen Schlufsakzent, n\u00e4mlich er klopft mit der rechten Vorderpfote gegen die Wand. Nach einer Gruppe h\u00f6rt er entweder auf zu springen, oder \u2014 was h\u00e4ufig ist \u2014 es folgen noch eine oder mehrere Gruppen, die wiederum durch die Schlufsakzente des Klopfens mit der Vorderpfote getrennt sind. Die Spr\u00fcnge sind immer verschieden hoch,, und auch das Klopfen ist verschieden stark.","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber einfache Bewegungsimtinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 249\nWenn die Bewegungen auf einem Kymographion aufgezeichnet w\u00e4ren, und wir die Spitzen der verschiedenen Be-wegungsgheder der Reihe durch eine Linie verb\u00e4nden, so w\u00fcrden wir die verschiedensten Schwankungen als Ausdruck der verschiedenen St\u00e4rke der Bewegungen sehen. An manchen Stellen w\u00fcrde die Schwankungskurve eine isometrische Form annehmen, w\u00e4hrend sie an anderen Stellen nur ann\u00e4hernd diese form haben w\u00fcrde. Gelegentlich w\u00fcrden wir auch \\\u00f6llige Unregelm\u00e4fsigkeit in der Aufeinanderfolge der Ausschl\u00e4ge der Kurve finden, z. B. dafs ein einzelnes oder vielleicht zwei oder drei Bewegungsglieder \u00fcber die anderen hoch emporragen. So ist es bei den Menschen und Tieren, deren\nBewegungen ich durch das Kymographion habe aufzeichnen lassen.\nAufser dem eigent\u00fcmlichen Schlufsakzent des Klopfens gibt es akzentuierte Bewegungen innerhalb der Gruppe. Jede einzelne dieser Bewegungen, welcher mehr Energie entspricht als der unmittelbar vorhergehenden, m\u00fcssen wir als einen Akzent ansehen. Ich bin \u00fcberzeugt, dafs wrir diesen Akzenten innerhalb der Gruppe eine grofse Bedeutung zuschreiben m\u00fcssen. Jedoch werde ich sie vor\u00fcbergehend aufser Betracht lassen. Ich werde von ihnen erst wieder sprechen, nachdem ich einige Ergebnisse angef\u00fchrt habe, die diese ganze Sache verst\u00e4ndlicher machen werden. Vorl\u00e4ufig werde ich nur von dem Schlufsakzent sprechen.\nDer andere Waschb\u00e4r springt etwa wie der erste, aber bei ihm kommt das Klopfen als Schlufsakzent, d. h. als eine besondere Schlufst\u00e4tigkeit der Gruppe, nicht vor. Die Schlufs-t\u00e4tigkeiten sind bei ihm verschieden. Manchmal sind sie eine Beihe von schnellen Kopfbewegungen, eine zweite eigenartige T\u00e4tigkeit, die nur unmittelbar nach dem Springen zu beobachten ist, zu anderen Zeiten ist die Schlufst\u00e4tigkeit ein schnelles Laufen, Klettern oder Springen des Tieres im K\u00e4fig herum. Diese Schlufst\u00e4tigkeiten stehen in Analogie zu dem kufsklopfen des ersterw\u00e4hnten Tieres.\nSp\u00e4ter werden wir noch lernen, dafs Sehlufsakzente, die scheinbar einfach aussehen, tats\u00e4chlich aus mehreren Elementarbewegungen zusammengesetzt sind. H\u00e4ufig k\u00f6nnen wn mneihalb eines Schlufsakzentes mindestens eine Gruppe von Bewegungen, die in einem einzigen Tempo ausgef\u00fchrt","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nP. F. Swindle.\nwerden, feststellen. Dann d\u00fcrfen wir noch von einer besonderen T\u00e4tigkeit, von einem zweiten Instinkt sprechen. Ob nun diese zweite T\u00e4tigkeit aus relativ winzigen oder aus grofsen leicht wahrnehmbaren Elementen besteht, hat, meiner\nMeinung nach, sehr wenig auf sich.\nSechs von acht brasilianischen H\u00e4hern (Cyanocorax chrysops Vieill.) im selben Garten sitzen ruhig auf einem Zweig, und gelegentlich f\u00e4ngt irgendeiner von diesen V\u00f6geln zu springen an, aber w\u00e4hrend des Springens h\u00e4lt er den Zweig fest. Sobald er eine Gruppe von Bewegungen gemacht hat, schreit er, h\u00fcpft von Zweig zu Zweig, oder fliegt im K\u00e4fig herum. Sowohl von Stunde zu Stunde, als von Tag zu Tag, kann die Gr\u00f6fse der Gruppen von Bewegungen eines Vogels sehr verschieden sein, aber gelegentlich sieht man eine Reihe von gleichgrofsen Gruppen. Unter den folgenden Bedingungen k\u00f6nnen die Gruppen gleichgrofs sein. Der Vogel macht z. B. eine 8-G und nach wenigstens 15 Sekunden noch eine Gruppe ; diese letzte ist fast ausnahmslos eine 8-G. Wenn aber die Pause k\u00fcrzer ist als 15 Sekunden, enth\u00e4lt die zweite Gruppe entweder weniger oder mehr als acht Elemente, und bemerkenswert ist es, dafs, falls der Vogel eine lange Reihe von Gruppen schnell nacheinander macht, die 8-G in ziemlich regelm\u00e4fsigen Abst\u00e4nden immer wieder vorkommt. Was zwischen zwei 8-Gruppen in diesem Falle geschieht, wollen wir eine 8-Pause nennen.\nSobald eine Gruppe zu Ende kommt, sehen wir eine neue T\u00e4tigkeit wie das Schreien, H\u00fcpfen, Fliegen usw. Diese wollen wir als verschiedene Arten von Schlufsakzenten an-sehen. Jeder von den Schlufsakzenten folgt gew\u00f6hnlich nur auf bestimmte Gruppen, so dafs wir berechtigt sind von einer Assoziation dieser Instinkte zu sprechen. Z. B. bei einem Vogel kommt ein Schreischlufsakzent nach jeder von den 6-, 10-, 12- und 16-Gruppen vor. Ein besonders kr\u00e4ftiges Sch\u00fctteln der Fl\u00fcgel ist nur nach der 8-G zu beobachten. Nach den 2-, 8-, 4-, 5-, 7-, 8-, manchmal 9-, 11-, 13-, 15-, 17-, 18- und 19-Gruppen h\u00fcpft oder fliegt er, und es ist merkw\u00fcrdig, dafs er zumeist nach den kleineren Gruppen fliegt. Bei anderen V\u00f6geln sind andere Zuordnungen der Schlufsakzente vorhanden, aber diese Tatsache der Assoziation bleibt immer bestehen.","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 251\nWie lange das H\u00fcpfen und Fliegen usw. dauert, habe ich nicht feststellen k\u00f6nnen, weil n\u00e4mlich die Bewegungen, aus denen der Schlufsakzent besteht, schwer von den darauffolgenden andersartigen Bewegungen abzutrennen waren. Zuweilen setzen sich diese Akzentt\u00e4tigkeiten aus einer einzelnen, \u00f6fters aber aus einer ganzen Anzahl von Bewegungen zusammen. Diese Schlufsakzente haben wiederum ihre Schlufs-akzente, sodafs hier eine ganze Kette von miteinander assoziierten Instinktbewegungen vorliegt.\nEine Eule (Glaucidium whitelyi Sws.) steht beinahe senkrecht auf einem Zweig und bewegt ihr Schw\u00e4nzchen rechts und links. Die auf diese Weise erzeugten Bewegungsgruppen sind in bezug auf Amplitude, Gliederzahl und Tempo, sehr verschieden. Die Pausen zwischen den Gruppen sind auch verschieden lang, manchmal sehr kurz und manchmal Sekunden, Minuten oder sogar Stunden lang.\nGerade die Bewegungen dieser Eule erschienen mir w\u00e4hrend f\u00fcnf oder sechs Monaten als die ungesetzm\u00e4fsigsten, die ich \u00fcberhaupt finden konnte. Eine 8-G z. B. wurde einmal schnell gemacht, nachher bedeutend langsamer, einmal war die Amplitude ihrer Elemente grofs, und gleich darauf bedeutend kleiner usw. Nachdem ich im Verlauf l\u00e4ngerer Zeit ca. 5000 Bewegungen beobachtet hatte, versuchte ich mir ein anschauliches Bild von der H\u00e4ufigkeit des Vorkommens bestimmter Bewegungsgruppen dadurch zu verschaffen, dafs ich auf einer Abszissenachse die Bewegungsgruppen nach ihrer Gliederzahl geordnet nacheinander auftrug, auf der Ordinaten-achse die Zahlen der H\u00e4ufigkeit ihres Vorkommens. Die erhaltene Kurve hatte etwa eine isometrische Form, aber sie war keineswegs vollkommen. Drei grofse und einige kleine isometrische Kurven waren in der Gesamtkurve enthalten. Dann z\u00e4hlte ich ca. 9000 Bewegungen, und die drei sekund\u00e4ren Kurven zeigten sich wiederum. Ich suchte zun\u00e4chst die Ursachen hierf\u00fcr, oder anders gesagt, drei Ausgangspunkte, um meine grofse Kurve zu analysieren.\nMeiner Beobachtung nach sind in manchen F\u00e4llen die Gruppen einer allgemeinen T\u00e4tigkeit eines einzigen K\u00f6rpergliedes deutlich nach Tempo, Amplitude und Bewegungsrichtung vergesellschaftet. Mit anderen Worten: alle m\u00f6glichen Bewegungen, die ein K\u00f6rperglied ausf\u00fchrt, lassen sich","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\nP. F. Swindle.\nin solchen F\u00e4llen in Komplexe von Gruppen zergliedern, die durch gleiches Tempo bzw. gleiche Amplitude oder Bewegungsrichtung gekennzeichnet sind. Ich habe nun hier gefunden, dafs die Gruppen der Schwanzt\u00e4tigkeit der Eule nach Tempo und Bewegungsamplitude vergesellschaftet sind ; die Bewegungsrichtung kommt hier nicht in Frage, denn sie ist f\u00fcr alle Schwanzbewegungen dieselbe.\nTempi\tLangsames Tempo\tSchnelles Tempo\n0,44\t0,44\t\n0,42\t0,42\t\n0,28\t\t0,26\n0,26\t\t0,26\n0,28\t\t0,26\n0,26\t\t0,26\n0,44\t0,44\t\n0,28\t\t0,28\n0,28\t\t0,28\n0,44\t0,44\t\n0,24\t\t0,24\n0,42\t0,42\t\n0,30\t\t0,30\n0,26\t\t0,26\n0,24\t\t0,24\n0,42\t0,42\t\n0,46\t0,46\t\n0,26\t\t0,26\n0,46\t0,46\t\n0,28\t\t0,28\n0,26\t\t0,26\n0,26\t\t0,26\n0,26\t\t0,26\n0.42\t0,42\t\n0,42\t0,42\t\n0,28\t\t0,28\n0,40\t0,40\t\n0,26\t\t0,26\n0,28\t\t0,28\n0,28\t\t0,28\n0,42\t0,42\t\n0,44\t0,44\t\n0,26\t\t0,26\nDurchschnittstempi = 0,43\tund\t\t0,266\nIch habe mich sehr bald \u00fcberzeugt, dafs die Bewegungen der Gruppen von der kleinsten Gliederzahl in einer allgemein konstant kleinen Amplitude und nur im Tempo von 0,42","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"Vbev einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 253\nSek. ausgef\u00fchrt werden, und dafs die Bewegungen der Gruppen von der allergr\u00f6fsten Gliederzahl, die nur in den Tempi von 0,26 und 0,42 Sek. ausgef\u00fchrt werden, durch eine besonders grofse allgemein konstante Bewegungsamplitude ausgezeichnet sind. Eine genauere Analyse der Kurve zeigte, dafs es einen dritten Komplex gibt, der durch das Tempo von 0,26 Sek. charakterisiert ist. Bevor ich nun die Analyse der Kurve an Hand der graphischen Darstellung vornehme, mufs ich einiges \u00fcber die Methoden angeben, die ich zur Feststellung der Tempi anwendete.\nZur Bestimmung der Tempi verwandte ich zwei Methoden. Im ersten Fall habe ich mit einer gew\u00f6hnlichen Stoppuhr die Zeitdauer von je 10 Bewegungen ohne R\u00fccksicht auf ihre Amplitude, wiederholt gemessen. Indem ich zun\u00e4chst von der Annahme ausging, dafs der Zeitabstand zwischen zwei Bewegungen innerhalb einer Gruppe ann\u00e4hernd konstant war, gewann ich das Tempo durch Division der gemessenen Zeitdauer durch 10 (s. nebenstehende Zusammenstellung).\nNach dieser Feststellung gibt es im langsamen Tempo Variationen von 0,40 bis 0,46 und im schnellen Tempo Variationen von 0,24 bis 0,30. Ich habe mich jedoch \u00fcberzeugt, dafs solche Schwankungen im Tempo f\u00fcr das Tier nicht charakteristisch sind. Die folgende Tabelle zeigt, dafs diese Schwankungen aller Wahrscheinlichkeit nach von der Unvollkommenheit der angewandten Methode herstammen. Um eine gr\u00f6fsere Genauigkeit zu erzielen, habe ich ein Pendel im Tempo der langsamen Bewegungen und ein zweites Pendel im Tempo der schneller ausgef\u00fchrten Schwanzbewegungen schwingen lassen. Ich habe dabei leicht feststellen k\u00f6nnen, dafs die Schwanz bewegungen in nur zwei Tempi ausgef\u00fchrt werden, und ferner, dafs die Bewegungen in jedem der beiden Tempi ungeheuer regelm\u00e4fsig waren. Beim Pendel liefs sich vor allen Dingen die Zahl der Bewegungen beliebig vergr\u00f6fsern und dadurch das Tempo mit grofser Genauigkeit feststellen. Das eine oder das andere Pendel habe ich dann je 100 kleine Schwingungen machen lassen und habe in jedem Falle deren Tempo (bzw. das der tierischen Bewegungen) festgestellt. Dies konnte ich mit einer gew\u00f6hnlichen Stoppuhr sehr gut tun, denn bei der relativ grofsen Zahl der Pendelschwingungen","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nP. F. Si\u00fcindle.\nkommt es nicht so genau darauf an, ob bei den verschiedenen Proben ein, zwei oder drei F\u00fcnftel einer Sekunde (V5 Sekunde ist das kleinste Zeitmafs meiner Stoppuhr) als Variationen Vorkommen oder nicht. Es handelt sich lediglich bei dieser Methode um Schwankungen im Tausendstel anstatt im Hundertstel einer Sekunde.\nDie folgenden Bestimmungen sind aus je 100 Bewegungen des Pendels gewonnen.\nPendel im langsamen Tempo schwingend.\nZeitdauer in Sekunden\tTempo\n42,4\t0,424\n42,2\t0,422\n42,4\t0,424\n42,4\t0,424\n42,4\t0,424\n42,2\t0,422\n42,4\t0,424\n42,4\t0,424\n42,6\t0,426\n42,4\t0,424\nPendel im schnelleren Tempo schwingend.\nZeitdauer in Sekunden\tTempo\n26,0\t0,260\n26,2\t0,262\n26,2\t0,262\n26,2\t0,262\n26,0\t0,260\n26,2\t0,262\n26,0\t0,260\n26,0\t0,260\n26,2\t0,262\n26,4\t0,264\nAndere Tempi gibt es bei diesen Schwanzbewegungen nicht. Ohne weiteres sind wir berechtigt zu sagen, dafs die beiden Tempi ungeheuer konstant sind. Auf Grund der letzten Bestimmungsweise ergeben sich als Durchschnittstempi 0,42 und 0,26 Sek.\nIch z\u00e4hlte w\u00e4hrend siebzig Tagen 4980 Gruppen und habe von ihnen folgende Kurven entworfen :","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 255\nH\u00e4ufigkeit der verschiedenen\nGruppen\tGesamtkurve.\n150 r\nMnzelkur ven. (Hie Gesamtkurve in drei Einzelkurven analysiert.)\n---------- Kurve von Bewegungen im Tempo von 0,42 Sek., und\nkleiner Amplitude.\n.......... Kurve von Bewegungen im Tempo von 0,26 Sek., und\nkleiner Amplitude.\n.......... Kurve von Bewegungen grofser Amplitude in den Tempi\nvon 0,42 und 0,26 Sek.\nWie aus der Zeichnung hervorgeht, entsprechen die drei Schwankungen der Gesamtkurve den Maximis der Einzelkurven. Schwierigkeiten ergaben sich nur bei der dritten Einzelkurve. Diese enth\u00e4lt zwei Schwankungen von denen nur die zweite der dritten Schwankung in der Gesamtkurve korrespondiert. Dies ist ein Zeichen daf\u00fcr, dafs meine Analyse noch nicht vollst\u00e4ndig ist. Ich war aber nicht imstande, eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr die erste der beiden genannten Schwankungen in der dritten Einzelkurve zu finden.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nP. F. Swindle.\nIch habe die Eule jahrelang\u2019 beobachtet und, sofern das Tier nicht gest\u00f6rt wurde, nur wenige Ausnahmen von der Regel gefunden, dafs auf eine bestimmte Bewegungsgruppe eine Gruppe von der gleichen Anzahl der Bewegungsglieder folgt, wofern die Pause zwischen den beiden Gruppen nicht unter eine f\u00fcr das Tier charakteristische Minimalgr\u00f6fse herabsinkt. So betr\u00e4gt z. B. in der folgenden Tabelle, die nur ein Beispiel von den zahlreichen Tabellen ist, die ich angelegt habe, die Zahl der Ausnahmen unter 46 F\u00e4llen 3 d. i. 6,52%.\nIn folgender Tabelle gibt jede freistehende Ziffer die Gliederzahl einer Gruppe von Bewegungen an, und jede eingeklammerte Ziffer bedeutet die Sekunden, die w\u00e4hrend einer Pause zwischen den Gruppen verlaufen sind. Die drei Ausnahmsf\u00e4lle (Fehler) sind unterstrichen. Die Pausen wurden mit einer gew\u00f6hnlichen Stoppuhr gemessen.\n8 (22,4) 8 (8,6) 8 (41,6) 8 (1,8) 5 (7,4) 5 (10,0) 5 (5,8) 8 (21,0) 8 (63,4) 8\n(3.2)\t10 (7,8) 10 (32,6) 10 (1,0) 4 (1,4) 5 (2,4) 4 (1,8) 8 (4,2) 8 (2,0) 5 (22,8) 5\n(231.2)\t5 (9,4) 5 (47,8) 5 (29,2) 5 (1,2) 8 (16,2) 8 (30,6) 8 (301,4) 8 (4,0) 10 (496,8) 10 (1,4) 11 (2,0) 5 (1,6) 14 (4,2) 10 (9,0) 8 (821,8) 8 (12,0) 8 (3,6) 5\n(35,0) 5 (62,8) 5 (36,2) 5 (7,8) 5 (5,2) 8 (53,0) 8 (71,6) 9 (744,2) 9 (4,4) 5.\nWie man von der angef\u00fchrten Beispielstabelle entnehmen kann, ist die Minimalpause f\u00fcr die Schwanzbewegungen der Eule ca. 6 Sek.\nDieselbe auff\u00e4llige Regelm\u00e4fsigkeit in der Aufeinanderfolge bestimmter Bewegungsgruppen habe ich auch bei gewissen anderen Tieren beobachten k\u00f6nnen. Auf diese Regelm\u00e4fsigkeit vertrauend, kann man \u00fcber die Gliederzahl der n\u00e4chstfolgenden Gruppe derselben Art Voraussagen machen, die sich dann mit grofser Wahrscheinlichkeit best\u00e4tigen. So kann man dem Tiere entsprechende Aufgaben stellen, die es in der gew\u00fcnschten Weise beantwortet, so dafs der uneingeweihte Beobachter den Eindruck erh\u00e4lt, als ob das Tier rechnete.\nEs ist eine interessante Erscheinung bei dieser Eule, dafs, wie man aus den Kurven ersieht, die Gliederzahl der im langsamen Tempo und kleiner Amplitude ausgef\u00fchrten Gruppen sich von 1 bis 17, die Gliederzahl der im schnellen Tempo und kleiner Amplitude ausgef\u00fchrten Gruppen sich von 6 bis 27 und die Gliederzahl der Gruppen von grofser Amplitude sich von 9 bis 32 erstreckt.","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Beicegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 257\nIm Anschlufs an die Beobachtungen an der Eule m\u00f6chte ich noch einige allgemeine Bemerkungen \u00fcber den Aufbau von Bewegungst\u00e4tigkeiten eines beliebigen K\u00f6rpergliedes machen. Im allgemeinen kann man sich jede beliebige Gesamtt\u00e4tigkeit eines K\u00f6rpergliedes zerlegt denken in Komplexe von Bewe-gungsgruppen, diese wieder in Einzelgruppen, welche sich schliefslich aus einfachen Bewegungen aufbauen.\nFalls eine einfache Bewegung f\u00fcr sich allein vollzogen wird, ist sie der Muskelausdruck des einfachsten denkbaren Bewegungsinstinktes (des 1-1) ; steht sie in Zusammenhang mit anderen Bewegungen in einer Gruppe, so betrachte ich die ganze Gruppe, nicht jedes ihrer Elemente, als Ausdruck eines Bewegungsinstinktes.\nEine beliebige Anzahl von Bewegungen in einem bestimmten Tempo, in einer bestimmten Richtung und auch in einer bestimmten, aber nur verh\u00e4ltnism\u00e4fsig konstanten Amplitude, nennen wir eine Bewegungsgruppe. Falls sich inmitten einer Reihe von Bewegungen, bei denen bis zu einem gewissen Punkt diese drei Bedingungen erf\u00fcllt sind, das Tempo oder die Bewegungsrichtung ein wenig \u00e4ndert, oder falls die Bewegungsamplitude ausgesprochen anders wird, ist dies ein Zeichen daf\u00fcr, dafs eine erste Bewegungsgruppe abgeschlossen ist, und dafs eine zweite Gruppe zum Vorschein gekommen ist.\nMehrere durch Pausen oder Akzente voneinander getrennte Gruppen, welche durch gleiches Tempo, gleiche Bewegungsrichtung und einiger-mafsen gleiche Bewegungsamplitude charakterisiert sind, heifsen ein Gruppenkomplex; z. B. 5 -j\u2014 7 \u2014f- 8 solcher Bewegungen1 * im Tempo von 1,6 Sek., in der horizontalen Richtung und in der Amplitude von l3/4 bis 2 cm. Nur hinsichtlich der Zahl der in den Bewegungsgruppen eines Gruppenkomplexes enthaltenen Bewegungselemente, k\u00f6nnen grofse Verschiedenheiten auftreten. Z. B. die Gruppen eines Gruppenkomplexes bei der Eule waren durch das Tempo von 0,42 Sek. durch die horizontale Richtung und durch eine\n1 Mit der Erscheinung, dafs alle Gruppen eines Gruppenkomplexes,\ndie einzeln auftreten k\u00f6nnen, auch gleichzeitig, d. i. \u00fcbereinandergelagert,\nauftreten k\u00f6nnen, wollen wir uns erst sp\u00e4ter in der gegenw\u00e4rtigen Abhandlung sorgsam besch\u00e4ftigen.","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nP. F. Swindle.\nkleine Amplitude charakterisiert, w\u00e4hrend die Gliederzahl der Gruppen von 1 bis 17 wechselte. Die Gruppen waren allein in der Gliederzahl verschieden.\nDie Gruppenkomplexe in ihrer Gesamtheit bauen die Ge-\nsamtt\u00e4tigkeit auf.\nDa Gruppen die Muskelausdr\u00fccke von Instinkten sind, so heifsen Gruppenkomplexe die Muskelausdr\u00fccke von Instinktkomplexen. Die Instinkte verschiedener Instinktkomplexe (I-Komplexe) sind in mannigfacher Weise miteinander asso-ziert, obwohl jeder Instinktkomplex (I-K) doch oft in hohem Grade selbst\u00e4ndig ist.\nWir haben ein \u00dcbereinandergreifen der in Rede stehenden Kurven gesehen. Dieser einfache Fall zeigt aufs Deutlichste die M\u00f6glichkeit, dafs eine Kombination von einer grofsen Anzahl dieser oder \u00e4hnlicher Komplexe uns Material f\u00fcr eine einzige grofse allgemeine isometrische Kurve verschaffen w\u00fcrde* wie W. Johannsen es in seiner Theorie der reinen Linie erkl\u00e4rt hat.1 Bewegungen, die einer solchen Kurve entsprechend vor sich gehen, sehen wir t\u00e4glich, aber leider ist eine scharfe Analyse davon sehr oft unm\u00f6glich, da keine bestimmten Erkennungszeichen f\u00fcr die verschiedenen I-Komplexe in der Mehrzahl der F\u00e4lle zu finden sind. Infolgedessen reden wir von einem Durcheinander von Bewegungen, oder wir k\u00f6nnen besser sagen, von einer unverst\u00e4ndlichen Folge von Bewegungen.\nIch habe eine Anzahl solcher Analysen von allgemeinen T\u00e4tigkeitskurven bei verschiedenen Spezies der V\u00f6gel gemacht, und zwar besonders bei Kakadus und Papageien. Zun\u00e4chst wollen wir jedoch einige Reptilien betrachten.\nEs scheint, dafs wir bei beliebigen anderen Tierspezies, wo biologisch zwecklose Bewegungen zu finden sind, \u00e4hnliche Beobachtungen machen k\u00f6nnen wie bei der Eule. \u2014 Aus ca. 325 Eidechsen, zum Teil verschiedener Spezies, habe ich zuerst eine Eidechse, Siedler-Agama (Agama colo-norum Daud.), Trop. Afrika, ausgew\u00e4hlt. Ich habe sie nicht so lange studiert wie die Eule, aber die folgenden Analysen konnte ich dennoch durchf\u00fchren.\n1 \u00dcber Erblichkeit in Populationen und in reinen Linien. Beitrag zur Beleuchtung schwebender Selektionsfragen. Von W. Johannsen. Jena, G. Fischer. 1903. 8.","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 259\nWie bei der Eule, so war das Tempo bei dieser Eidechse innerhalb jeder Gruppe sehr konstant. Sie bewegte den Kopf auf und ab in drei verschiedenen Tempi 0,61 Sek., 1,50 Sek. und 1,10 Sek. Da die Gruppen gew\u00f6hnlich sehr kurz waren, habe ich ihre Tempi besonders durch die Pendelmethode festgestellt.\nFolgende weitere Unterschiede zwischen den drei I-Kom-plexen waren leicht beobachtbar: Im Tempo von 0,61 Sek. wurden die meisten Bewegungen gemacht. In diesem Tempo bewegte die Eidechse nur den Kopf, w\u00e4hrend sie im Tempo von 1,50 Sek. den Kopf und gleichzeitig den ganzen K\u00f6rper mitbewegte. Im Tempo von 1,10 Sek. bewegte sie den Kopf und gleichzeitig besonders den vorderen Teil des K\u00f6rpers, und ohne Ausnahme, soweit meine Beobachtungen reichen, hob und senkte sie dabei den linken vorderen Fufs kr\u00e4ftig.\nIn den folgenden Ziffern gibt jede Ziffer die Gliederzahl einer Gruppe an, jeder wagerechte Strich zwischen zwei Gruppen eine Pause von mindestens 30 Sek. ; nach einer Pausezeit von mindestens 30 Sek. wurde die letzt geschlagene Gruppe zumeist wiederholt. Eine dazu nicht ausreichende Pause, d. h. eine Pause k\u00fcrzer als 30 Sek., wird durch ein Komma angedeutet. Ein kurzer schr\u00e4ger Strich oben rechts bei einer Ziffer bedeutet, dafs die letzte Bewegung der Gruppe akzentuiert war, ein horizontaler Strich an dieser Stelle, dafs die Eidechse gleich nachher pl\u00f6tzlich gesprungen oder lebhaft herumgelaufen ist, und ein Kreuz bedeutet, dafs sie beides, sowohl einen Akzent, sowie nach diesem die genannten Bewegungen machte.\nEs ist nat\u00fcrlich notwendig, die beiden oder die drei T\u00e4tigkeiten st\u00e4ndig miteinander zu vergleichen, wenn man ein volles Verst\u00e4ndnis des ganzen Vorganges gewinnen will. Wenn man z. B. anf\u00e4ngt, die Gruppen nachzulesen, die im Tempo 0,61 Sek. ausgef\u00fchrt worden sind, so wird man finden, dafs bald eine Ziffer, bald ein Strich fehlt. In solchem Fall ist dann eben die darunter geschriebene Reihe (bzw. Reihen) zu betrachten, wo man eine Gruppe entweder im Tempo 1,50 oder 1,10 Sek. finden wird.\n5./12. 13. Morgens fr\u00fch.\nTempo 0,61 Sek. \u20144\u20144\u20144^\u20143'\u20144\u20144,2f\u20144\u20144\u20144 \u201e\t1,50 \u201e---------------------------.","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nP. F. Swindle.\nNach zwei Stunden.\nTempo 0,61 Sek. \u20143\u20143\u20143\u20143\u20143\u2014 \u20143f\u20143,4\u20144\u20144 \u20144 \u201e\t1,50 \u201e--------------10\u2014 \u2014-------10-.\nAbends.\nTempo 0,61 Sek. \u20142 2\u20142\u20142\u20142\u20142,3\u2014\t3\u20143-----\u2014 \u2014 \u20143,\n\u201e\t1,50 ,.\t\u2014 10----------\u201410',8, \u2014 8\u20148\u201410\u201410\u201410\u2014\n2~ \u20142\t\u20148'\u20142'\u20142'----2,3-\t\u20143,3 \u20143 \u2014 \u2014 3,2'\u20142'\n\u2014 10,8'---------8\u2014\t\u201410,8'\u2014\t8'\u2014 8f\u201410\u201410\t\u2014 10,\n\u20142\u20142 \u20142,3\u2014\n8'---8'- -10.\n11.\t/12. 13. Morgens.\nTempo 0,61 Sek. -4-4\u20144 -4\u20144\u20143'\u20144\u20144\u20144\u2014 3'\u20143'\u20143'\n\u201e\t1,50 \u201e-------------------------------\u2014\n\u201e\t1,10 \u201e---------7'-----------------------.\n12.\t/12. 13. Morgens.\nTempo 0,61 Sek. \u20142'-2'\u20142'\u20142' \u20142\u20142'\u20142,3,4,2',3',4,3'\u20143'\u20143'\u20143',4-4\n\u20144-----4\t\u20144\u20144\u2014 4\n---8\u2014 8,7'-------7.\n16./12. 13. Morgens.\nTempo 0,61 Sek. \u20144\u20144\u20144\t4\u20144\u20144,3'\u20143\u20143'\t3',3\u20143,3'\n\u201e\t1,50 \u201e---------7---------------7\t-\n\u201e 1,10 \u201e-----------6'--------------6' \u2014.\nAbends.\nTempo 0,61 Sek. \u20145\u20145\u20145,4',5',4'\u20144'\t\u20144'\u20144\u20144'\t\u20144,5\u20145\u2014\n\u00ab\t1,30 a----------- -\t7--------7-------------\n\u201e\t1,10 \u201e----------- -5'-----------------5' \u2014----------\n5-5-5\t5 \u2014\t\u20145,4,5,4'\t4\u20144\u20144\n----7\t\u2014\t\u2014\t7------\n----5' 5'\u20145',6'\u2014\t6'-------.\n17./12. 13. Abends.\nTempo 0,61 Sek. -3'\u20143'\u20143'\u20143'\u20143'\u20143'\u20143',4,4,4'\u20143',4\u20144\u20144.\n26./12. 13. Morgens.\nTempo 0,61 Sek. \u20144\u20144\t4\t4,5,3,4\u20144\n\u201e\t1,50 \u201e---------10\t10,7\t\u2014 7","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Uber emfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 261\nAm 11. Dezember 191o ist der dritte Instinktkomplex entstanden und am 12. Januar 1914 vergangen. Vom 12. Januar bis zum M\u00e4rz, zu welcher Zeit das Tier von einer Bart-Agama verletzt wurde und starb, machte die Siedler-Agama nur die zwei ersten Bewegungsarten.\nIch glaube, dafs das gegebene Material nunmehr v\u00f6llig zu einer genaueren Darstellung jeder der drei charakteristischen 1-Komplexe dei Eidechse ausreicht. Wie bei der Eule steht es bei diesem Tiere auch nicht fest, dafs irgendeine der beschriebenen Bewegungsarten eine bestimmte und unerl\u00e4fsliehe biologische Bedeutung f\u00fcr den Organismus hat. Ich bin auch keineswegs geneigt zuzugeben, dafs wir es hier \u00fcberhaupt mit Gewohnheiten1 zu tun haben.\nBis jetzt haben wir haupts\u00e4chlich von der leeren Pause gesprochen2; diese entspricht einem relativen Buhezustand des Tieres zwischen zwei Gruppen. Die L\u00e4nge der leeren Pause, die erforderlich war f\u00fcr die Wiederholung einer gleich grofsen Gruppe (diese wollen wir die ad\u00e4quate leere Pause nennen) war bei dieser Eidechse in ihrem Mindestbetrag' ca, 30 Sek.; d. h. wenn die Eidechse z. B. eine 8-G geschlagen und darauf ca. 30 Sek. ruhig gelegen hatte, schlug sie mit wenigen Ausnahmen, das n\u00e4chste Mal eine \u00e4hnliche 8-Gruppe. Die zweite Pausenart wollen wir auch hier ausgef\u00fcllte Pause nennen. Die Eidechse schlug z. B. die folgenden 4 Gruppen rasch nacheinander, in welchem Falle die erst geschlagene Gruppe nach einer aufserordentlich kurzen Zeit wieder vorkam: eine 4-G im Tempo von 0,61 Sek., eine 6-G im Tempo von 1,10 Sek., eine 7-G im Tempo von 1,50 Sek. und dann wieder eine 4-G im Tempo von 0,61 Sek. Die Pause zwischen den 4-Gruppen war f\u00fcr diesen I-Komplex allein eine Pause, denn keine Gruppe wurde im Tempo von 0,61 Sek. zwischen den zwei 4-Gruppen ausgef\u00fchrt. Diese \u201e4-Pause\u201c wurde jedoch von zwei Gruppen anderer I-Komplexe ausgef\u00fcllt. Der soeben besprochene Mindestbetrag kann bei der ausgef\u00fcllten geringer sein als bei der leeren Pause. Dies ist von den angef\u00fchrten Ergebnissen oft zu entnehmen; z. B. auf Seite 263,\nUnter Gewohnheit verstehe ich einen durch Erfahrung beein-flufsten Instinkt.\n2 Nur hei dem H\u00e4her, S. 250, wurde die ausgef\u00fcllte Pause kurz erw\u00e4hnt (\u201e8\u2014 Pause\u201c).","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nP. F. Swindle.\n14./1. 14 morgens, wo die 11-Gruppe wiederholt wurde nach einer ausgef\u00fcllten Pause von ca. 17,74 Sek., w\u00e4hrend der Mindestbetrag der leeren Pause ca. 25 Sekunden ist. Die 11 -Pause ist mit zwei Gruppen von zwei verschiedenen I-Kom-plexen ausgef\u00fcllt.\nMit R\u00fccksicht auf unsere Resultate sind wir wohl berechtigt, von Gruppenassoziationen verschiedener I-Komplexe zu sprechen, n\u00e4mlich: auf eine bestimmte Gruppe eines I-Kom-plexes folgt regelm\u00e4fsig eine bestimmte Gruppe eines anderen I-K und auf diese kann sogar eine bestimmte Gruppe noch eines anderen I-K regelm\u00e4fsig folgen; z. B. wieder auf Seite 263, 14./1. 14 morgens. Hier wTurde eine 11-G im Tempo von 0,83 Sek., eine 6-G im Tempo von 2,31 Sek. und dann eine 4-G im Tempo von 0,97 Sek. vollzogen. Diese Reihe von den drei Gruppen ist dreimal ausgef\u00fchrt worden.\nIch werde im folgenden einige Resultate mitteilen, die ich mit einer anderen Eidechse, einer Bart-Aga ma (Amphibolurus barbatus Cuv.), Australien, erzielt habe. Dieses Tier hat unter anderen drei I-K, die wir n\u00e4her betrachten wollen. Wie bei der Siedler-Againa, ist auch hier der Hauptunterschied zwischen den verschiedenen I-K der1, dafs jeder sein besonderes Tempo besitzt. Die Eidechse nickt mit dem Kopf im Tempo von 0,83 Sek. (I-K A), aber auch im Tempo von 2,31 Sek. (I-K B) und aufserdem bewegte sie ihre Halsmuskeln, wodurch sie ihren sogenannten Bart im Tempo von 0,97 Sek. vorstreckte (I-K C).\nDie folgende Tabelle mufs ebenso gelesen werden, wie ich es schon vorhin bei der Siedler-Agama angegeben habe, nur dafs die leere ad\u00e4quate Pause in diesem Fall ungef\u00e4hr 25 Sek. dauert.\n12./1. 14. Morgens.\nTempo 0,83 Sek. \u20142 \u2014 \u20142\t2 \u20142\n\u201e\t2,31\t\u201e\t\u2014\t6'\u20146f\u2014\t6 6f\u2014 6\n\u201e\t0,97\t\u201e\t\u2014\t\u2014 \u2014\t13\t\u2014.\nAbends.\nTempo 0,83 Sek. \u20142 \u20142 \u20142\t2\t\u2014\t\u2014\t2\n\u201e\t2,31 \u201e\t\u2014 15\u2014 15\u2014 15 15,13\u201413f\u201413',21,15\n\u201e\t0,97 \u201e\t\u2014\t\u2014\t\u2014 13\t\u2014\t\u2014\t13.\n1 Die Tatsache, dafs die Bewegungen sich auf verschiedene K\u00f6rperteile verteilen, kann hier aufser Betracht bleiben.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Bcwegnngsimtinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 263\n14./1. 14. Morgens. Tempo 0,83 Sek. \u201411 \u201411 \u2014 13-j-^i n \u00bb\t2,31 \u201e\t\u2014 6\u2014 6\u2014\t6\t6\n\u201e\t0,97 \u201e\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t4\t4\nH,13f\u2014 13 13*|*\u2014 \u2014 6 \u2014 \u20144\t4\t\u2014\n13f\u201413' 13',11 \u2014 6 \u2014\t4\t4.\n15./1. 14. Abends.\nTempo 0,83 Sek. \u20142 \u20142 \u2014\t2 \u2014\n\u00bb\t2,31\t\u201e\t\u2014\t8\u2014\t8f\u20148',5\t5 \u2014\n0,97\t,,\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t5\u20141\n16./1. 14. Morgens. Tempo 0,83 Sek. \u20142\u20142\t\u20142.1\t1\t1\nr 2,31\t\u201e--------10 \u2014\t10 10\n\u201e\t0,97 \u201e\t\u2014 \u2014 6\u2014\t8\t6\n10'\u201410-\u201410- io- \u2014\n\u2014 1 \u2014 10,10\u201410 10 \u201410 \u2014 6\u2014 6.\nAbends.\nTempo 0,83 Sek. \u2014\t\u2014 \u20142 \u2014\t2 2\u2014 _______\t2\t__ \u2014\n\u00bb\t2>31 \u00ab\t\u2014 20f\u201420\u2014 20\u201420- 20',14 14 14f\u201414\u201414- 14 \u201414 \u201414'\n\u201e\t0,97 \u201e\t\u2014\t\u2014 \u2014\t\u2014\t6\t\u2014 \u2014\t0\u2014 0___.\nDiese Ergebnisse best\u00e4tigen im allgemeinen diejenigen, die wir mit der Siedler-Agama gewonnen haben. Man darf aber nicht etwa deswegen, weil jede dieser beiden Eidechsen drei I-Komplexe gehabt hat, annehmen, dafs die Zahl von drei I - Komplexen f\u00fcr die Eidechsen charakteristisch w\u00e4re. Die Zahl ist verschieden, und zuweilen fehlen solche nutzlosen I-Komplexe vollst\u00e4ndig. Man darf auch nicht glauben, dafs sich die Grundprinzipien, die in den oben wiedergegebenen Tabellen ihren zahlenm\u00e4fsigen Ausdruck finden, durch Versuche an jeder beliebigen Eidechse best\u00e4tigen lassen, selbst wenn sie eine hinreichende Anzahl von sogar \u00e4hnlichen I-Komplexen auf weist. Ich habe nur als Beispiele zwei einfache F\u00e4lle vorgef\u00fchrt, die nicht in allen, aber doch in vielen Beziehungen f\u00fcr die Eidechsen charakteristisch sind.\nWir haben uns bis jetzt mit v\u00f6llig zwecklosen T\u00e4tigkeiten besch\u00e4ftigt. Ich bin jedoch zu der festen \u00dcberzeugung gelangt, dafs die Sache bei zweckvollen T\u00e4tigkeiten sich ebenso verh\u00e4lt. Ich bin zu einer besonderen T\u00e4tigkeit \u00fcbergegangen,\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 49.\t18","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nP. F. Swindle.\ndie nicht nur zweckvoll, sondern eine physiologische Notwendigkeit ist, n\u00e4mlich der Atemt\u00e4tigkeit, und zwar bei den Fischen. Diese Atemt\u00e4tigkeit k\u00f6nnen wir auch als eine Kette (I-K) von Instinkten ansehen. Durch die folgenden Beobachtungen bei den Fischen, werden wir allm\u00e4hlich zum Standpunkt kommen, dafs es wirklich wenig auf sich hat, ob die T\u00e4tigkeiten zweckvoll oder zwecklos sind ; sie werden doch von den gleichen Grundprinzipien beherrscht,\nEine Forelle (Trutta iridea) bewegt ihr Maul, um zu atmen, z. B. f\u00fcnfmal, dann \u00f6ffnet sie das Maul besonders weit (eine 6-G mit einem Schlufsakzent), und ohne Pause folgt dann z. B. eine 10-G ebenfalls mit einem Schlufsakzent.1 Die folgenden Zahlenangaben\tstammen von\teinem solchen\nFisch.\n16\t13 28\t15\t76\t9\t23\t16\t28\t13\t14\t17\t15\t16\t13\t32\t9\n23\t15\t28 40\t27\t13\t16\t9 3\t28\t26\t14\t15\t40\t16\t32\t13\t12\t9\n17\t16\t28 15\t14\t19\t41\t13\t27\t16\t12\t17\t9\t17\t13\t15\t14\t40\n23 usw.\nNiemals folgen bei diesem Fische zwei gleichgrofse Gruppen unmittelbar aufeinander. Allerdings kann eine Gruppe, z. B. die 16-G, mehrfach auftreten und zwar einigermafsen periodisch, aber nur nach einer l\u00e4ngeren Pause, die von verschiedenen anderen Gruppen ausgef\u00fcllt ist. So ist z. B. die 16-G einmal aufgetreten und nach sechs anderen Gruppenr n\u00e4mlich den 13-, 28-, 15-, 76-, 9- und 23-Gruppen, tritt sie wdeder auf. Das ist sehr oft der Fall. Es bestehen zwar Verschiedenheiten der St\u00e4rke der Bewegungen innerhalb der einzelnen Gruppe, aber eine, die wir als Schlufsakzent betrachten k\u00f6nnen, ist allemal besonders stark.\nInsofern als es in diesem Falle \u00fcberhaupt keine leeren Pausen zwischen den Gruppen gibt, und keine Gruppen von gleicher Gliederzahl direkt aufeinander folgen, und auch insofern als Gruppen gleicher Gliederzahl nach ausgef\u00fcllten\n1 Es ist in diesem Falle nat\u00fcrlich unm\u00f6glich zu sagen, ob der Akzent zum Schlufs oder zum Anfang der Gruppe f\u00e4llt, denn es gibt keine Pausen zwischen den Gruppen. Wenn er wirklich zum Anfang kommt, dann ist dies eine Ausnahme, aber es ist nicht einzusehen, warum wir hier von einem Anfangsakzent sprechen sollen, nur weil wir, wegen Mangel an Pausen, nicht sagen k\u00f6nnen, jetzt f\u00e4ngt die Gruppe an, und jetzt kommt sie zu Ende.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Vba emfacue Beioegungsmstinkte und derm k\u00fcnstliche Beein\u00dfimuny. 265\nPansen einigerma\u00dfen periodisch auftreten, fallen die Be wegimgsgruppen der Forelle unter die aufgestellte Regel.\nmachine0pnenflSCh [Eupomotis aureus Walb. Jordan)\nohne Akte t iUPPe/,\u00b0\u00fc Atembeweg^g\u00abn fast ausnahmslos\n*2 AnTh \u201c f\u00b0Igt. 61116 Zeltlang g\" keine Atembewe-g g. Nach einiger Zeit beginnt er von neuem. Falls ein\ntZt 7?; Wlrd.\u2019 ,kommt \u00ab --er zum Schlufs d\u201c\nIndividnn f\u00b0 p\u201c\tGl'Uppen von ei\u00fc und demselben\nividuum. - Fm Komma bedeutet eine Pause. Die Pausen\nmd ganz verschieden lang, von ca. 8-50 Sekunden. Das\nTempo ist ca. 1,00 Sekunden. (Dafs alle Gruppen gerade an\ndiesem l\u00e4ge ungerade Zahlen von Elementen enthalten ist eine blofse Zuf\u00e4lligkeit.)\t\u2019\nfaf- ]4' jj,5,5,5,5,5,5,5,5,5,5,5,5,5,5,5, \u201esw. ohne Akzente.\n30 /1 11\t^-\u2019-\u2019-\u2019!\u2019!\u2019k?\u20197\u20197\u20197?5\u20195,7\u20197\u20197\u2019usw- Bewegt sich nach jeder 5-G.\n- i, '\tWa5,5,o,o,7,5,v,o,5,\u00f6,5, usw. Bewegt sich nach den 7-G\nt \u2022 t 9A9AW,9,9,9,9,9,9,9,9,9, \u201esw. ohne Lente\n\u2022 \u25a0/ \u2022 . Nach einem lebhaften Umr\u00fchren des Wassers.\no,5,5,5,o,o,5,5,5,0,5,5,5,5,5,5, usw. Ganz ruhig nach jeder\nGruppe.\nInsofern als sich eine gegebene Gruppe bei dem Sonnen-hsch nach einer l\u00e4ngeren leeren Pause wiederholt, fallen .mch diese Bewegungsgruppen unter die aufgestellte Regel.\nB. \u00dcber die Beeinflussung der Bewegungsinstinkte.\nWir wollen unsere Betrachtungen auf die Erscheinungen des reinen, d. h. mechanischen Rhythmus beschr\u00e4nken.\na se bst niedrigstehende Tiere sehr lange und ineinander verwickelte Rhythmen mit gro\u00dfer Genauigkeit schlagen, und da ein Rhythmus auch m\u00f6glich ist ohne h\u00f6here psychische Erlebnisse, wie Bewufstseinsumfang, Einheitsgef\u00fchl usw., spreche ici hierbei von reinen oder mechanischen Rhythmen. Von solchen handelt die vorliegende Arbeit.\nRhythmus ist ein gewohnheitsm\u00e4fsiger Gruppenkomplex.\nDie einzelnen Arten der Rhythmen eines Gruppenkomplexes unterscheiden sich voneinander nur durch die Gliederzahl der bez\u00fcglichen Gruppen.\n18*","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nP. F. Sicindle.\nSchl\u00fcge ein Tier gewohnheitsm\u00e4\u00dfig (d. i. h\u00e4ufig) z. B. eine oder mehrere 5 - Bewegungsgruppen, die zum selben Gruppenkomplex geh\u00f6ren, jede mit einem Schlufsakzent, und ohne oder nur mit sehr kurzen Zwischenpausen, so wollen wir sagen, das betreffende Tier hat die 5-Rhythmusgewohnheit erworben. Der Endakzent der Gruppe kann entweder blo\u00df st\u00e4rker als die unmittelbar vorhergehenden Bewegungsglieder der Gruppe sein, oder l\u00e4nger dauernd, oder eine mehr komplexe Bewegung sein1, insofern er aus einer Anzahl verschiedener Bewegungen zusammengesetzt ist, oder er kann schliefslich im Vergleich mit irgendeiner der vorhergehenden Bewegungen in der Gruppe eine ganz neue T\u00e4tigkeit sein. Welche Form des Akzents wir auch haben m\u00f6gen, jedenfalls mufs er beim Rhythmus in einer sehr kurzen Zeitperiode aus-\ngef\u00fchrt werden.2\nDie Tatsache rhythmischer Reihen, wo Gruppen der gleichen Gliederzahl unmittelbar aufeinander folgen, scheint auf den ersten Blick dem fundamentalen Prinzip, das wir oben diskutiert haben, diametral entgegenzustehen, insofern als danach jede gegebene Gruppe erst dann wieder Vorkommen kann, nachdem eine f\u00fcr diese Gruppe ad\u00e4quate Pause verflossen ist. Ich glaube diese Schwierigkeit \u00fcberwunden zu haben, aber bevor ich eine \u00c4ufserung in Form einer Theorie dar\u00fcber gebe, mufs ich eine betr\u00e4chtliche Anzahl von Ver-Suchsergebnissen anf\u00fchren.\nEs ist f\u00fcr unseren Zweck wichtig, ein Wesen zu studieren, das nur eine einzige Rhythmusgewohnheit erworben hat. \u2014 Eine Eidechse hat unter meiner experimentellen Beeinflussung den 11-Rhythmus gelernt. Ein solches Experiment ist von Bedeutung, weil es den Entstehungprozefs einer Rhythmusgewohnheit zeigt. \u2014 Wenn das untersucht ist, so k\u00f6nnen wir einen Schritt weitergehen, und einen Organismus dazu erziehen, mindestens zwei Rhythmen zu schlagen, um dann den Einflufs der einen Rhythmusgewohnheit auf die andere zu beobachten.\n1\tSiehe S. 286.\n2\tAusnahmsweise kann er zum Schlufs der rhythmischen Reihe l\u00e4ngerdauernd sein.","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 267\nIn meiner fr\u00fcheren Abhandlung \u00fcber Rhythmus 1 erw\u00e4hnte ich gelegentlich eine Tatsache, die ich oft beobachtete. Der Fall ist kurz gesagt folgender: Ein f\u00fcnf Jahre altes Kind lernte die 5- und 7-Rhythmen. Sehr oft, wenn es mit dem 5-R anhub, sprang es dann \u00fcber in den 7-R, sobald es sieben oder ein Multiplum von sieben 5-Gruppen geschlagen hatte. Ebenso sprang es von dem 7- in den 5 - R \u00fcber, wenn es f\u00fcnf oder ein Multiplum von f\u00fcnf 7 - Gruppen geschlagen hatte.\nDasselbe war auch der Fall bei einem Kinde von sechs Jahren, das ebenfalls den 5- und 7-Rhythmus gelernt hatte.\nIch bemerkte gelegentlich dasselbe Ph\u00e4nomen in den an \u00e4lteren Personen gewonnenen Resultaten, aber ich konnte mich nicht \u00fcberzeugen, dafs diese Erscheinung f\u00fcr den Menschen charakteristisch sei. Ich konnte damals keine Spur davon in meinen eigenen Bewegungen entdecken. Heute aber glaube ich sagen zu d\u00fcrfen, dafs es f\u00fcr alle wirklich rhythmischen Wesen charakteristisch ist.\nWir wollen zun\u00e4chst die verschiedenen Stufen in der Entwicklung der Gewohnheit, oder, wenn man es anders aus-dr\u00fccken will, in der Modifikation der Instinkte einer Pr\u00fcfung unterwerfen. Zu diesem Zweck wollen wir eine Eidechse untersuchen, die unter k\u00fcnstlichen Bedingungen die 11 - Rhythmusgewohnheit erwarb. In diesem Falle haben wir die Instinkte sowohl in ihren anf\u00e4nglichen oder unver\u00e4nderten wie finalen oder modifizierten Formen mittels quantitativer Ausdr\u00fccke zu betrachten. Wir k\u00f6nnen uns daher, was die gegenw\u00e4rtigen Resultate angeht, auf einfache und rein mathematische Ausdr\u00fccke beschr\u00e4nken.\nAls Versuchstier habe ich aus Hunderten von Eidechsen von zum Teil verschiedenen Spezies nur eine einzige ausgew\u00e4hlt. Das von mir untersuchte Exemplar (Agama colonorum Daud.) war aus Westafrika importiert.\nDiese Eidechse war f\u00fcr meine Zwecke deshalb besonders g\u00fcnstig, weil sie von Zeit zu Zeit den Kopf auf- und abbewegte. Die Bewegungen vollzogen sich teils in einem langsamen Tempo (1,36 Sekunden) (I-K A), und die einzelne Gruppe enthielt dann bis zu 63 Bewegungen, teils vollzogen\n1 On the Inheritance of Khythm. Amer. Journ. of Psychol. 24, April 1913, S. 197.","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nP. P. Swindle.\nsie sich in einem k\u00fcrzeren Tempo (0,43 Sek.) (I-K B) und in diesem lalle enthielt die einzelne Gruppe nur 3\u201427 Bewegungen. Merkw\u00fcrdigerweise steckte die Eidechse bei diesen Bewegungsarten (I-K A und B) gleichsam als Abschlufs jeder Gruppe mit nur wenigen Ausnahmen die Zunge aus dem Maul (I-K Z). Diese Zungenbewegungen waren verschieden stark. Manchmal wurde die Zunge in verschiedenen Graden weiter aus dem Maul geworfen, und manchmal schlug sie blofs gegen die vorderen Z\u00e4hne. Nach unseren fr\u00fcheren Feststellungen war die l\u00e4tigkeit der Zungenbewegungen (I-K Z) in den F\u00e4llen, wo sie geschah, mit den I-K A und B assoziiert.\nAufserdem traten noch andere Kopfbew^egungen auf (I-K C), die, meiner Beobachtung nach, sich von den beiden I-K A und B in Hinsicht auf ihr Tempo und ihre Amplitude, die hier im Gegensatz zu den anderen beiden Bewegungsarten (I-K A und B) unregelm\u00e4fsig schwankten, in folgenden weiteren Merkmalen unterscheiden. Bei ihnen bewegte sich n\u00e4mlich, wenn der Kopf gehoben wurde, der ganze K\u00f6rper mit nach vorn, und wenn der Kopf gesenkt wurde, mit nach hinten. Ferner steckte die Eidechse bei diesen unregel-m\u00e4fsigen Bewegungen die Zunge niemals aus dem Maul. Der I-K Z war mit dem I-K C nicht assoziiert.\nDie Eidechse war sehr wild, und zwar so wild, dafs ich sie gar nicht anfassen konnte, um sie zu dressieren. Zuf\u00e4llig beobachtete ich nun, dafs die Eidechse, wenn sie ganz wenig abgek\u00fchlt wurde, einschlief. Dadurch hatte ich ein Mittel gewonnen, die Eidechse so oft ich wollte, in Schlaf zu bringen, um ihren Kopf zu bewegen. Die Dauer des Schlafes konnte ich nat\u00fcrlich durch den K\u00e4ltegrad regulieren.\nMein Versuch bestand darin, dafs ich mit dem Kopf der Eidechse einmal und oft zwei-, drei-, viermal am Tage folgendes Bewegungsverfahren aus\u00fcbte. Ann\u00e4hernd im Tempo von 1,36 Sekunden bewegte ich den Kopf neunmal ebenso stark, wie sie selbst getan hatte, auf und ab, und machte dann einen Akzent, der in einer st\u00e4rker ausgepr\u00e4gten Bewegung bestand. Diese 10 Bewegungen bildeten eine Grappe, von denen ich beliebig viele unmittelbar aneinander reihte. Die Zungenbewegungen suchte ich weder k\u00fcnstlich hervorzurufen, noch traten sie von selbst w\u00e4hrend der \u00dcbung auf.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 269\nNach 16 Tagen traten zuerst deutliche \u00c4nderungen ein. Oft wenn die Eidechse nur etwas zu erwachen anfing, begann sie mit ihrem Kopf eine Anzahl yon 11-G (10 Bewegungen des Kopfes und 1 der Zunge) zu vollziehen, was sie in ihrem v\u00f6llig wachen Zustand fortsetzte. Die gr\u00f6fsten Bewegungsgruppen des Kopfes enthielten ebenso viele Bewegungen wie urspr\u00fcnglich, w\u00e4hrend die urspr\u00fcnglich kleineien wie die zwischen 10 und 20 allm\u00e4hlich verschwanden. In folgender .Reihenfolge sind diese weggefallen: zuerst die 19-, nachher die 18-,\t17-,\t16-,\t15-, 14-, 18-,\t12- und\nschliefslich die 11-G. Entsprechend verlief der Fortfall zwischen den 20- und 30-G, allerdings weniger klar und eindeutig. Zwischen den h\u00f6heren Vielfachen von 10 ist die Reihenfolge des Abfalls so undeutlich, dafs die Feststellung einer Regelm\u00e4fsigkeit derselben unsicher ist. Mit dem Verschwinden der Zwischengruppen wuchs gleichzeitig die Zahl der 10-G und ihrer Vielfachen entsprechend an. Wichtig ist, dafs die Gruppen kleiner als 10 nicht verschwanden, sondern ebenso oft vorkamen wie fr\u00fcher. So verhielt sich die Sache bei den beiden Hauptt\u00e4tigkeiten (I-K A und B). Aus dem Verhalten der unregelm\u00e4fsigen Bewegungst\u00e4tigkeit (I-K G) liefsen sich hingegen keine Schl\u00fcsse ziehen, da in ihr die eingetretenen \u00c4nderungen verh\u00e4ltnism\u00e4fsig sehr gering sind. In ihr liefen offenbar mehrere I-Komplexe durcheinander, die ich damals aufserstande war zu analysieren.\nDafs die Bewegungen des I-K C mit wenigen Ausnahmen unge\u00e4ndert blieben, kann seinen Grund nur darin haben, dafs kein Instinkt in ihm gr\u00f6fser war als der 10-Instinkt. Zuerst hielt ich allerdings sehr oft manche Gruppe f\u00fcr gr\u00f6fser als 10, es schienen sogar 15- G aufzutreten, aber die einzelnen Bewegungen waren in Amplitude, Richtung und Tempo so Verschieden, dafs es mir unm\u00f6glich war, sie gleichzeitig zu z\u00e4hlen und ihre Verschiedenheiten zu beobachten und zu notieren. Damals war mein Interesse gerade f\u00fcr diese Erscheinungen noch nicht so weit entwickelt, dafs ich es f\u00fcr angezeigt gehalten hatte, mich n\u00e4her mit ihnen zu befassen^\nMit der Zeit kamen l\u00e4ngere Reihen von 11-G (10 Be-wegungen des Kopfes 1 der Zunge) vor. Die Zahl der aufeinanderfolgenden 11-G von I-K A wuchs allm\u00e4hlich von 1 auf 6 an, w\u00e4hrend die Zahl derjenigen von I-K B nur von","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nP. F. Siuindle.\n1 auf <2 hinaufging. Neben diesen blieben die Bewegungen von I-K C weiter bestehen, die selten eine \u00c4nderung zeigten. In keinem Falle enthielt eine Reihe rhythmischer Gruppen, vorausgesetzt, dafs wir nur eine Zungenbewegung mit in Rechnung ziehen, mehr Bewegungen als in einer urspr\u00fcnglichen Gruppe in der H\u00f6chstzahl vorhanden gewesen waren. Die\nurspr\u00fcnglichen Bewegungen des I-K A betrugen ja in manchen\n\u2022 \u2022\nF\u00e4llen 62. Nach Beginn der \u00dcbungen traten in einer Reihe\nniemals mehr als sechs Gruppen, also 60 Bewegungen des Kopfes,\n_ \u2022\u2022\nauf. Im Laufe der \u00dcbungen fielen demnach 62 \u2014 60 \u2014 2 Kopfbewegungen fort. Stellt man jedoch auch die Zungenbewegungen mit in Rechnung, so stehen 62 urspr\u00fcngliche Kopfbewegungen -f- 1 Zungenbewegung, nachher 60 Kopfbewegungen -f- 6 Zungenbewegungen gegen\u00fcber. Es kommen demnach 3 Bewegungen hinzu, die ich durch -f- 3 ausdr\u00fccke, weil die 3 Zungenbewegungen, die im Laufe der \u00dcbung entstanden sind, urspr\u00fcnglich nicht vorhanden waren.\nDie folgende Tabelle gibt die einzelnen Gruppen und die Reihen von Gruppen an. Diese sind nach ihren Tempi in drei Abteilungen angeordnet. \u2014 Die \u00fcber den Zahlen befindlichen Buchstaben a, b, c, a', a\" usw. bezeichnen die Reihenfolge. Ein Strich unter der Ziffer bedeutet, dafs bei der betreffenden Gruppe die Zungenbewegung fehlte.\nDafs meine Arbeit dazu diente, der Eidechse bestimmte Gruppen, die entweder allein oder in Reihen stehen, beizubringen, ist klar. Aber es bleibt doch die Frage, welche \u00c4nderungen innerhalb dieser empfindlichen Maschine stattgefunden haben. Eine physiologische Theorie, die uns einen begreiflichen Zusammenhang der gegebenen Tatsachen darstellen k\u00f6nnte, w\u00fcrde ohne Zweifel sonderbar klingen, aber jede Theorie, die man aufstellen mag, um den Rhythmus zu erkl\u00e4ren, wird die hier angef\u00fchrten Tatsachen ber\u00fccksichtigen m\u00fcssen.\nWir wollen nun unsere Beobachtung mit einem Tier fortsetzen, dafs infolge gewisser eigent\u00fcmlicher durch seine Lebensweise bedingter Bewegungen, den 2- und besonders den 3-Rhythmus lernt, ohne einer k\u00fcnstlichen Behandlung unterworfen zu werden. Es ist dies der Kakadu. Er fliegt wenig, um daf\u00fcr um so mehr zu laufen und zu klettern. Zum","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 271\n1. Einige urspr\u00fcngliche Bewegungen.\nDatum\tI-K A Tempo von 1,36 Sek.\tI-K B Tempo von 0,43 Sek.\tI-K C\tZahl der \u00dcbungen\n2./10. 12\ta b c d e f g 26,40,7,7,3,3,14\t\t\t\n2.10. 12\tc d g 59,11,1\ta e f 14,19,25,\tb 13,\t\n4/10. 12\t\t\t\t\n5./10. 12\ta b d g 45,60,15,12\tc e f 13,13,20,\t\t\n6./10. 121 i\ta 2\t\t\t\n7./10. 12 .\tabcdeghl m 60,40,40,3,8,43,49,36,13,\tf p q r s t 19,7,6,6,23,24\ti j k n o u 3,1,15,14,5,9, 1\t\n2. Der Bewegungstyp nach Beginn der Dressur. (Die Klammern schliefsen die Gruppen ein, die im Schlaf vollzogen wurden.)\n10./10. 12\t' bed\ta\t\ti\n\t4,42,33\t18,\t\t3\n14./10. 12\ta be\td e\tf\t\n\t(30),7,55,\t27,14,\t12\t3\u20149*\n17./10. 12\tab c\t\td\t\n\t(2,41),11,\t\t24\t4\u201410\n20./10. 12\ta b d e g\tc\tf\t\n\t(9),27,54,11,30\t12\t10\t2-3\n21./10. 12\tc d h i\ta b g\te f\t\n\t48,49,21,36\t(21,21),19,\t7,10,\t3\u20140\n23./10. 12\tc d e f g h i\ta b j k\t\t\n\t11,48,32,4,12,5,11,\t(6,22),17,13\t\t2\u20141\n24./10. 12\tab f g h i\tc dj\te\t\n\t(11,21),11,11,19,17,\t(3),5,21\t12\t2\u20140\n27./10. 12 '\tab d\u00e9fi\tc g h\t\t\n1\t(11,11),11,21,51,16\t(11),21,21,\t\t2-4\n1 3\u20149 u. a. bedeutet, dafs 3 \u00dcbungen am 14./10. 12 und 9 \u00dcbungen zwischen 10./10. 12 und 14./10. 12 stattgefunden haben. Zur Zeit der Dressur habe ich nicht festgestellt, wie oft ich in einer \u00dcbung den Kopf in 10-R bewegt habe. Ich kann nur soviel sagen, dafs eine \u00dcbung mindestens eine halbe Stunde dauerte.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nP. F. Swindle.\n- Datum\tI-K A Tempo von 1,36 Sek.\tI-K B Tempo von 0,43 Sek.\tI-K C\tZahl der \u00dcbungen\n\u25a028./10. 12\ta b c d 37,11,18,3\t\t\t1\u20140\n29./10. 12\ta e i j k o p 51,21,3,37,13,51,11,\tb c d q 21,21,11,18\tf g h i m n 6,7,8,1,15,2,\t3\u20140\n30./10. 12\ta b\tdefhjkl (12),(11\u201411),15,43,51,47,58,51,18, n p q r 11,9,4,11\tm 19,\tc g i o (8),8,11,7,\t4-0\n31./10. 12\t(23,12\u201411\u20149),37,51,4,\t3 k 1 21,21,13,\td e f g m 3,9,2,14,10\t3-0\n2./11. 12\ta\tb\td (11\u201411,11\u201411),37,\tc e f g i 21,21,18,13,6,\th j kl 11,15,1,7\t3\u20140\n3./11. 12\t\t\tab cd 8,10,8,3\t4\u20140\n4./11. 12\ta\tb (11\u201411\u201411\u201411\u201411\u201411,11\u2014 c\td\te k 11\u201411),(11\u201411-11,21\u201411),51,37\tg 1 m (21),16,7 I 1\tf h i j (10),2,9,?,\t2\u20140\n\u00f6./ll. 12\tab\tcd 15,5-27,37,15\t\t\t\n5./11. 12 i\ta\tb\tg (11\u201413-11\u201411,11\u201411\u201418),11, m\tno 11\u201411\u201437,32,12\tc d e f 11,9,21,11,\th i j k 1 3,1,1,11,10,\t1-0\n6./11. 12\ta\tcd (11\u201411-11\u201411\u201411\u201411),51,37\tb (21-11-21\u201411),\t\t1-0\n7./H. 12\tbed (11),12,20\t\t\t1\u20140\n8./11. 12\t\t\t\t2\u20141\na/11. 12\t\t\ta bed e 10,7,8,3,1\t1\u20140\n10./11. 12\ta\tb c\td (11\u201411\u201411\u201411),9,11\u201411\u201411,11, e\tf 11-10,12,\tg\th (11-21),11\t\t1-0\n11./11. 12 1\t\t\t\t1\u20140","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 273\nDatum\nI-K A\nTempo von 1,36 Sek.\n12./11.\n13./11.\n15/11.\n16.\t/H.\n17.\t/11.\n18.\t/11. 19./11.\n121, a\tb\tde\nil 11\u201411\u201419,11\u201411\u201411,21,40\n12\n12\na\n11\u201411\u201411\na\n(5-14-11-12-11),\n12 i! a\tb\tf\n! (il\u2014il\u2014\u00eei),h\u2014io,(ii\u2014h).\n12\n12\n12\n(36,11-11\u201410-11-14,5),\nkrank, sie sch\u00fcttelte den ganzen\na\tbed\n11 11\u201411\u201411,13.\u2014i 2,11,27\ne f m\tn\n11-10,17,11-11-11-11,11,\n| 7,11 \u201413\u201410,11\u20149\u201411,11\u201411,\nvw x c'\td'\n63.11\u2014\t12,12,12\u201411\u201411,11\u2014\nP'\tq'\n11\u20149,11\u201411\u201411\u201411\u201411,11 \u2014\nr'\n13\u201411,11\u201411\u201411\u2014H\u2014H\u2014 v'\tz'\nli-ii\u2014n,ii-n\u2014u-n-u\u2014\na\" b\"\tc\"\n11.11-\t11,11-11-11-11,11\u2014\ni\td\" e\" g\" h\" i\"\n11-11,11-11,5,4,13,11,\n; j\"\n11\u201411\u201411,11\u201411\u201411\u201411\u201411\u2014\nc' d' e' f g' 13,13,9-7,11,11,\nh\u2018 n\u2018\n11,11-11,\no'\ts'\n11-11,11-11,\nt'\tu'\n11\u201410,19\u201416,\nw' m\" n\"\n11,11\u201411,11\u201411,\no\" b'\"\n21,11,\n1 o p\n6,7,8,\nq yz\n10,7,6,\na' b' i' 5,14,10,\nj' k' 1' 6,12,9,\nm' x' y' f\" 2,9,4,10\nI-K B Tempo von 0,43 Sek.\tI-K C\tZahl \u00dcbun\nc\t\t\n21\u201411\u201419\t\t1\u20140\n\t\t1\u20140\nb\te\tf\tc d\t\n(11-21),11\u201411,7\t2,6,\t1-0\nc d e\tg h\t\n20,11,10\t7,15\t1\u20140\nd\te\t\n(11-11),\t12\t1\u20140\nTag den ganzen K\u00f6rper\t\t0-0\ng hi r\tI\tj k\t\n23,9,11,12,\t12,2\t0-0\n1\" p\" q\"\tr\"\n11,11,10,11-11\u201412,11-11\u201411\u201411,\ns\" t\" u\" V\" w\" x\" y\u201c z\" a\"'\n| 11,12,11,11,8,11,11,11,11,\nj c'\" usw.\nI 12,3,11,11,11,4,11,11,11,\n| H-11,11,11,11,7,4,11,11,\n! 11\t11\t11\u201411\u201411\u2014 sieben Bewegungen der Zunge, die Eidechse\n' hat nachher nur die Zunge bewegt, 1,1,1,1,2,1 (tot).","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nP. F. Sivindle.\nKlettern gebraucht er zwei gleichartige Gliedmafsen, die beiden F\u00fcfse, und ein drittes andersartiges K\u00f6rperglied, den Kopf. Er hakt oder beifst sich mit dem Schnabel in einen Zweig fest, zieht zuerst einen Fufs und dann den anderen nach, und erreicht so den Zweig. Auf diese Weise macht er t\u00e4glich einzelne oder Reihen von 3-G. Vermutlich hat diese Kletterweise Schuld daran, dafs das Tier, wenn es still steht, oft mit Kopf oder Fufs eine einzelne oder eine Reihe von 3-G schl\u00e4gt. \u2014 Da dieser dreiteilige Rhythmus bei den Kakadus (und anderen Kletterv\u00f6geln) besonders ausgepr\u00e4gt ist, wollen wir ihn den Kakadu-3-Rhythmus nennen.\nAufserdem ist noch eine Lauf- oder Kletterweise dem Kakadu eigent\u00fcmlich. Oft beifst er einen Zweig mit dem Schnabel, schwingt den K\u00f6rper und ergreift dann mit beiden F\u00fcfsen zugleich einen Nebenzweig. Auf diese Weise vollzieht er t\u00e4glich einzelne 2-G oder rhythmische Reihen von 2-G, also Multipla von 2. Oft steht der Kakadu still und schl\u00e4gt in der Bewegung, mit Kopf oder Fufs, den 2-R. \u2014 Wir wollen diesen Rhythmus den Kakadu-2-Rhythmus nennen.\nIch habe nun einen Nacktaugen-Kakadu (Cocatua gymnopsis Sei.) dressiert, den 5-R zu machen. Bevor wir aber mit dem Versuch anfangen, ist es von gr\u00f6fster Bedeutung, dafs wir uns zun\u00e4chst \u00fcber die Bewegungen orientieren, die dem Vogel vor der Dressur eigent\u00fcmlich waren. Dazu wollen wir vier verschiedene T\u00e4tigkeitsarten oder I-K des Vogels sorgf\u00e4ltig studieren. Diese sind durch Tempo und Amplitude der Bewegungen leicht voneinander zu unterscheiden. Im Tempo von ca. 0,40 Sek. (I-K A) schl\u00e4gt er stark mit dem Schnabel gegen eine Gitterstange des K\u00e4figs. Im Tempo von ca. 0,38 Sek. (I-K B) schl\u00e4gt er schwach gegen dasselbe Gitter mit dem Schnabel. Im Tempo von ca. 0,77 Sek. (I-K C) sowie im Tempo von ca. 0,26 Sek. (I-K D) schl\u00e4gt er mit dem Schnabel in die Luft.\nAn 63 Tagen habe ich die Bewegungsgruppen abgez\u00e4hlt, die in nebenstehender Tabelle angef\u00fchrt sind.\nDie Tabelle zeigt deutlich, dafs der K-3-R vorhanden ist, denn bei der 3-Gruppe und ihren Multiplis (der 6-, 9-, 12-, 15-Gruppen) finden sich regelm\u00e4fsig erheblich gr\u00f6fsere H\u00e4ufigkeitszahlen als bei den beiderseitig benachbarten Gruppen. Die Steigerung ist am gr\u00f6fsten bei der 3-Gruppe selbst und nimmt","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Beivegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 275\nbei ihren Multiplis allm\u00e4hlich ab. Ob auch der K-2-R vorhanden ist, ist aus den Zahlen nicht zu entnehmen.\nAnzahl der Bewegungen in einer Gruppe\tH\u00e4ufigkeit des Vork( I-K A\tI-K B\t\tDm mens jeder Gruppe in I-K C\tI-K D\t\tSumme\n1\t13\t\t31\t3\t47\n2\t24\t\t34\t1\t59\n3\t45\t\t59\t8\t112\n4\t28\t8\t38\t2\t66\n5\t23\t10\t19\t1\t53\n6\t37\t22\t40\t7\t106\n7\t23\t18\t26\t3\t70\n8\t22\t19\t22\t4\t67\n\t33\t9\t36\t7\t85\n10\t20\t\t25\t5\t50\n11\t17\t\t13\t6\t36\n12\t23\t\t30\t8\t61\nlo\t16\t\t3\t7\t26\n14\t10\t\t\t4\t14\n15\t14\t\t\t6\t20\n16\t7\t\t\t2\t9\n17\t8\t\t\t\t8\n18\t\t\t\t\t\n19\t\t\t\t1\t1\n20\t\t\t\t\t\n21\t\t\t\t\t\n22\t\t\t\t2\t2\n23\t\t\t\t4\t4\n24\t\t\t\t4\t4\n25\t\t\t\t6\t6\n26\t\t\t\t3\t3\n27\t\t\t\t8\t8\n28\t\t\t\t5\t5\n29\t\t\t\t4\t4\n30\t\t\t\t7\t7\n31\t\t\t\t\t\n32\t\t\t\t1\t1\n33\t\t\t\t5\t5\nIn den Gruppen glaubte ich Akzente wahrzunehmen, aber sie waren so winzig, dafs ich vor der Gefahr der Einbildung nicht sicher war. Doch habe ich ihr wirkliches Vorhandensein, wie ich bald dartun werde, anderweitig festgestellt.\nKeine Spur von einem 5-Rhythmus ist in den Ergebnissen zu entdecken. Meine Absicht war zun\u00e4chst, den Vogel zu","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nP. F. Swindle.\ndressieren, diesen Rhythmus zu vollziehen. Folgendermafsen habe ich mein Ziel erreicht. (Der Einfachheit halber m\u00f6chte ich vorl\u00e4ufig haupts\u00e4chlich von dem I-K A sprechen.) Der Vogel schlug am Tage die mannigfaltigsten Gruppen. Ich wartete bis er entweder eine 5-Gruppe oder irgendein Mul-tiplum der 5-G schlug, dann spielte ich mindestens eine Minute mit ihm, und darauf liefs ich ihn weiter schlagen. In den F\u00e4llen, wo er nicht sofort wieder schlug, bewegte ich mit der Hand seinen K\u00f6rper ebenso oft, wie er zuletzt geschlagen hatte. Ich machte nur eine Gruppe, wartete ca. eine Minute, bewegte dann wieder seinen K\u00f6rper, machte wieder eine Pause usw. Auf diese Weise habe ich ihn die 5-, 10- und 15-Gruppen gelehrt, bis er diese bedeutend \u00f6fter als alle anderen urspr\u00fcnglichen Gruppen schlug. In diesem Tempo machte der Vogel nie mehr als 17 Bewegungen in einer Gruppe: daher konnte ich nicht bis 20 gehen. Die organische Maschine l\u00e4uft nicht so weit. Bei dem I-K D enthielten einige Gruppen jedoch sogar 33 Bewegungen, aber bei ihm fehlten ganz und gar die urspr\u00fcngliche 20-G. Sie war nicht vorhanden; und trotz grofser M\u00fche gelang es mir nicht, sie auf irgendeine Weise k\u00fcnstlich zu erzeugen, w\u00e4hrend sich die 25-G leicht und korrekt hervorbringen liefs.\nDa es mir unm\u00f6glich war, den Vogel immer am Kymo-graphion arbeiten zu lassen, mufste ich die Bewegungen oft ohne solche Hilfsmittel z\u00e4hlen. Ich konnte aber die elementaren Gruppen (ich hatte rechtzeitig einige elementare Gruppen, welche mit grofser Regelm\u00e4fsigkeit vorkamen, beobachtet und vermutete nat\u00fcrlich, dafs viele solche meiner Beobachtung entgangen waren) innerhalb der urspr\u00fcnglichen Gruppen nicht mit Bestimmtheit beobachten ; daher m\u00f6chte ich in der nebenstehenden Tabelle, wie in der anderen Tabelle, Seite 275, nur die urspr\u00fcnglichen unzerlegten Gruppen anf\u00fchren. Auch bei der folgenden Tabelle habe ich die Gruppen innerhalb von 63 Tagen gez\u00e4hlt.\nWir sehen in dieser Tabelle den 5-R in vier verschiedenen I-Komplexen. Es ist bemerkenswert, dafs ich den Vogel nur im Tempo des ersten I-Komplexes (0,40 Sek.) bewegt habe.\nDas gesetzm\u00e4fsige Wegfallen der ungew\u00fcnschten Gruppen, das wir bei der rhythmischen Eidechse kennen gelernt haben1,\n1 Siehe S. 269.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Uher emfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 217\nist m den Zahlen deutlich ausgepr\u00e4gt. Wir sehen n\u00e4mlich, trotz des Umstandes, dafs die Perseveration des 3-R st\u00f6rend dazwischen f\u00e4hrt, eine Abnahme der Gruppen vor und nach den o-Gruppen und ihren Vielfachen sich zeigt.\nAnzahl der\t\t\t\t\t\nBewegungen\tH\u00e4ufigkeit des Vorkommens jeder Gruppe in\t\t\t\t\nin einer\t\t\t\t\tSumme\nGruppe\tI-K A\tI-K B\tI-K C\tI-K D\t\n1\t; 10\t\t28\t\t38\n2\t20\t\t31\t4\t55\n3\t32\t\t35\t7\t55\n4\t7\t3\t11\t1\t22\n5\t274\t17\t90\t20\t1\t401\n6\t33\t18\t50\t13\t|\t114\n7\t18\t20\t16\t8\t62\n8\t15\t16\t11\t3\t45\n9\t12\t7\t18\t3\t40\n10\t239\t\t82\t25\t346\n11\t26\t\t24\t10\t60\n12\t26\t\t41\t8\t75\n13\t2\t\t5\t2\tQ\n14\t4\t\t\t4\t8\n15\t202\t\t\t18\t220\n16\t6\t\t\t5\t11\n17\t3\t\t\t\t\n18\t\t\t\t\t\n19\t\t\t\t\t\n20\t\t\t\t\t\n21\t\t\t\t\t\n22\t\t\t\t4\t4\n23\t\t\t\t3\t3\n24\t\t\t\t\t\n25\t\t\t\t14\t14\n26\t\t\t\t7\t7\n27\t\t\t\t6\t6\n28\t\t\t\t2\t2\n29\t\t\t\t\t\n30\t\t\t\t14\t14\n31\t\t1\t\t3\t3\n32\t\t\t\t2\t2\n33\t\t\t\t5\t5\nIm Laufe der \u00dcbungen ist die Merklichkeit des 3-R zur\u00fcckgegangen, aber doch nicht so weit, dafs er nicht immer noch deutlich genug zu beobachten w\u00e4re, denn die t\u00e4gliche nat\u00fcrliche \u00dcbung des Vogels, im Klettern, mufs ja dazu beitragen, den K-3-R zu entwickeln oder ihn wenigstens zu erhalten..","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nF. F. Swindle.\nDer Prozentsatz der richtigen d. h. der 5-, 10- und 15-Gruppen schwankt sehr von einem Tage zum anderen, z. B. waren an einem Tage von 24 registrierten Gruppen 0 \u00b0/0, und am n\u00e4chsten Tage von 19 Gruppen, die der Vogel schlug, 100 \u00b0/0 richtig. Die schlechten Tage waren, nach zwei Monaten der \u00dcbung, bedeutend seltener. Meist waren fast alle Gruppen des TK A 5-, 10- oder 15-Gruppen. Am 2./7. 13 wurden beispielsweise folgende Gruppen in einer Stunde vollzogen: 7, 7, (7\t11), 11, 11,\t13,\t4,\t4,\t8, 12, 17,\t12, 12, 3, 3, 3, (3 8), 8, 2,\n4,\t8, 6, 14, 14,\t2,\t6,\t1,\t1, 7.1 Alle\tdiese Gruppen sind Fehler.\nAm 3./7. 13 wurden dagegen folgende Gruppen in einer Stunde geschlagen: 5,\t5,\t(5\t15), 15, 15, 15,\t(15 5 10), 10, 10, 15, 15, 10,\n5,\t5, 5, 5, 10,\t10,\t5,\t5,\t(5 15 5 15\t5 15 5 15). In diesen Be-\nwegungen ist kein einziger Fehler zu finden. Beide Tage stellen aufserordentliehe Seltenheiten dar. Solche Gruppen, wie am 2./7. 13, wrurden nur dieses eine Mal geschlagen, w\u00e4hrend die absolut fehlerfreien Gruppen, wie vom 3./7. 13, im Laufe eines Jahres vielleicht zwanzigmal vorgekommen sind. Meistens traten einige Fehler am Anfang auf, aber durch k\u00fcnstliche \u00dcbung vermag ich sie schon in einigen Minuten auszuschalten.\nAm 13./5. 14 (487 Tage nach der ersten \u00dcbung) machte der Vogel in meines Landsmannes, Prof. W. H. Binghams, und meiner Anwesenheit folgende Gruppen: (10 8), 5, 5, 5, 10, 5, 14, 8. Ich ging dann fort, um mit einem anderen Vogel zu arbeiten. Es ist das erste Mal, dafs der Kakadu nun doch bei einer f\u00fcr ihn fremden Person andauernd weiter arbeitete. Um mich zu \u00fcberzeugen, ob Prof. Bingham sich auf das Z\u00e4hlen der Bewegungen verstand, habe ich aus einer Entfernung von ungef\u00e4hr sechs Metern, ohne dafs der Vogel mich sehen konnte, vier- oder f\u00fcnfmal mitgez\u00e4hlt; unsere Resultate stimmten jedesmal \u00fcberein. Prof. Bingham hat mir die folgenden von ihm erhaltenen Resultate gegeben : 5, 3, 3, 10, 15, 5, 10, 5, 10, 5, 10, 5, 10, 5, 5, 5, 5, 5.\nWenn wir die kymographischen Resultate in Betracht ziehen, k\u00f6nnen wir von ihnen Best\u00e4tigungen und wichtige Erg\u00e4nzungen f\u00fcr die vorhin gegebenen Tatsachen und Meinungen entnehmen.\n1 Das Komma bezeichnet eine Pause von mindestens 30 Sek., die Parenthese eine k\u00fcrzere Pause zwischen den Gruppen.","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber einf^che Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 279\nDie kiage, die ich mir nun zur genaueren Beantwortung stellte, ist die : Sind diese Bewegungen unzerlegbare Gruppen oder enthalten sie auch gew\u00f6hnlich einen Rhythmus, d. h. bestehen sie aus Reihen von kleineren gleich grofsen Gruppen? Ich habe mich sehr bem\u00fcht, durch Experimente eine positive oder eine negative Entscheidung herbeizuf\u00fchren. Ich habe den Vogel von den anderen V\u00f6geln isoliert und viele Stunden t\u00e4glich mit ihm gearbeitet. Im Verlauf einiger Wochen gelang es mir, ihn dahin zu dressieren, dafs er mit dem Schnabel gegen einen Marey-Tambour schlug. Seine Bewegungen, die auf das Kymographion \u00fcbertragen wurden, zeigen, dafs die Multiplen der 5-G zumeist aus dem 5-R bestehen. Die letzte Bewegung jeder 5-G einer Reihe ist gew\u00f6hnlich, wenn auch sein v enig, st\u00e4rker als die vorletzte Bewegung. Auch die Pausen zwischen den einzelnen 5-G sind zuweilen ein klein wenig l\u00e4nger als die zwischen den Bewegungen innerhalb der Gruppe. Manchmal gibt es Pausen, ohne dafs die letzte Be-v egung akzentuiert ist, manchmal verh\u00e4lt es sich umgekehrt, oft ist beides zugleich vorhanden, und von Zeit zu Zeit fehlt jedes der beiden.\nKymographische Ergebnisse an dem Nacktaugen-\nKakadu.\nMein Apparat bestand im wesentlichen aus vier Teilen, einem Tambour, gegen den der Vogel klopfte, einem zweiten mit einer empfindlichen Federstange versehenen Tambour, der vermittels eines Gummischlauches mit dem ersten verbunden war, einem Uhrwerkkymographion und einem Hippschen Chronoskop.\nDer \\ ogel klopfte mit dem Schnabel gegen einen abgerundeten Holzknopf, der auf dem Trommelfell des ersten Tambours festgeklebt war. Dadurch reagierte die Feder, mit der der zweite Tambour versehen war. Diese Feder bewegte sich auf und ab und dabei schrieb sie auf der rotierenden Trommel des Kymographions. Das Chronoskop sollte die Zeit des Schlagens graphisch darstellen, aber dies ist mir meistenteils mifslungen. Die Ursache des Mifslingens ergibt sich ans dem folgenden Bericht.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 49.\n19","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\t\u2018\tRF. Swindle.\nDer Tambour mit dem schwarzen Knopf im Zentrum des hellbraunen Trommelfells sah aus wie ein : grofses Auge. Mein Vogel lief vor diesem k\u00fcnstlichen Auge schnell weg. Wenn der Kakadu eingesperrt war und daher nicht fortlaufen konnte, versuchte er sich mit Fl\u00fcgeln, F\u00fcfsen und Schnabel zu wehren. Als ich dann das Auge von oben heranbrachte, fiel der Kakadu auf den R\u00fccken, wahrscheinlich um es mit dem Schnabel besser beifsen und mit den F\u00fcfsen besser klauen zu k\u00f6nnen. Aber auf diesen schwarzen Knopf sollte der Kakadu klopfen. Um den Vogel daran zu gew\u00f6hnen, liefs ich den Tambour einige Tage in der N\u00e4he des K\u00e4figs stehen. Schliefslich beachtete er ihn, falls der Tambour in Ruhe war, im wesentlichen nicht mehr als andere Gegenst\u00e4nde in seiner Umgebung, aber sobald der Tambour die kleinste Bewegung machte, bereitete sich der Vogel zur Abwehr vor. Ich hielt mich dann im Nebenzimmer versteckt und bewegte den Tambour fortw\u00e4hrend vermittels eines Fadens; auch blies ich wiederholt durch einen langen Gummischlauch, der an dem Tambour befestigt war, bis das Trommelfell sich wie eine Seifenblase ausdehnte. Diese Mittel habe ich so oft angewendet, bis der Vogel sich auch an das bewegte Auge gew\u00f6hnte. Schliefslich fing der Kakadu jedesmal, wenn ich das Auge bewegte, in einem freundlichen Ton zu sprechen an: ,,what! what! what! Jako! Kakadu!\u201c usw., und suchte dem Tambour so nahe wie m\u00f6glich zu kommen.\nDer Kakadu benahm sich schliefslich vor dem bewegten Auge genau so wie vor mir. Sehr oft klopfte der Kakadu, wenn ich den Tambour vom Nebenzimmer aus bewegte, gegen eine Gitterstange des K\u00e4figs, genau so wie er es in meiner Gegenwart machte.1 Zun\u00e4chst ersetzte ich die Gitterstange, worauf der Vogel gew\u00f6hnlich klopfte, durch den Tambour. Es dauerte nicht lange und er klopfte jetzt gegen den Knopf wie sonst gegen die Gitterstange, Obwohl er anfangs mit dem Tambour befreundet war, fing er doch bald an, ihn, genau so wie andere Gegenst\u00e4nde in seiner N\u00e4he, zu beifsen. Deswegen mufste ich immer dabei sein. \u2014 Das Kymographion stellte ich im Nebenzimmer auf, da der Vogel vor ihm fortlief.\nWie gew\u00f6hnlich gab ich dem Vogel kein Zeichen zu klopfen. Vielmehr liefs ich das Kymographion solange laufen,\n1 Der Vogel klopfte in meiner Gegenwart h\u00e4ufiger.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 281\nbis der Vogel klopfte, dann hob oder senkte ich die Trommel des Kymographions, damit die Feder des zweiten Tambours auf einer neuen freien Stelle schreiben konnte. Oft mufste dm Maschine bis zum Klopfen des Vogels so lange laufen, dafs che Feder einen tiefen Weg in den Rufs auf dem Papier der 1 rommel zeichnete. Aus diesem Grunde ging es nicht an, das Chronometer fortw\u00e4hrend laufen zu lassen. Oft war es mir m\u00f6glich, es gleich nachher in Bewegung zu setzen aber oft konnte ich dies nicht sofort tun. Das Kymographion ief leider mcht ganz gleichm\u00e4fsig, aufgezogen und in Bewegung gesetzt, erreichte es allm\u00e4hlich seine h\u00f6chste Geschwindigkeit, dann lief es allm\u00e4hlich langsamer, bis es aufh\u00f6rte, wie es gew\u00f6hnlich der Fall bei Uhrwerkkvmographien ist Aus diesen Gr\u00fcnden konnte ich die Bewegungszeiten nicht immer fehlerfrei bestimmen ; ich habe sie daher bei den kymograpbischen Kurven, die ich sofort anf\u00fchren werde, ganz und gar ausgelassen. Es ist auch nicht notwendig, die graphischen Darstellungen der Zeiten hier anzugeben; denn die Bewegungen der betrachteten I-Komplexe sind so ausgesprochen, dals ihre Tempi durch die Pendelmethode ', oder sogar mit der blofsen Stoppuhr leicht festzustellen sind.\nFigur 1.\nDies ist eine gew\u00f6hnliche 5-G. Da das erste und vierte Element klein, das dritte Element grofs ist, mag es der Fall sein, dals die Gruppe aus einer vollen 3-G und zwei Elementen von einer zweiten 3-G besteht. Jedenfalls mufs dies, wenn wir das dritte Element als einen Akzent ansehen, der Schlufs-akzent einer 3-G sein. Um nun das Vorhandensein einer 3-G innerhalb einer \u00f6-G zu erkl\u00e4ren, d\u00fcrfen wir vielleicht annehmen, dafs zwei mehr oder weniger unabh\u00e4ngige Prozesse zugleich funktionieren, der eine um die 3- und der andere um die 5-G hervorzurufen. Wir wollen die 3-G, da ihr Akzent der schw\u00e4chste ist, die subordinierte Gruppe und die\n1 Siehe S. 253","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nP. F. Sivindle.\n5-G, da ihr Akzent der st\u00e4rkste ist, die dominierende Gruppe nennen.\nFigur 2.\nWir haben hier eine gew\u00f6hnliche 10- G. Sie enth\u00e4lt eine Reihe von zwei 5 - G, und weiterhin besteht sie aus einer Reihe von f\u00fcnf 2-G. Ebenso wie zwei einzelne Gruppen, eine subordinierte und eine dominierende, zugleich geschlagen werden k\u00f6nnen, k\u00f6nnen auch zwei rhythmische Reihen, eine subordinierte und eine dominierende, gleichzeitig auftreten.\nFigur 3.\nDiese ist eine gew\u00f6hnliche 15-G. Aber diese 15-G ist in Wirklichkeit eine Reihe von drei 5-G und vielleicht auch von f\u00fcnf 3 - G.\nFiguren 1, 2 und 3 gen\u00fcgen, um darzutun, dafs die Gruppen, die wir in der zweiten Tabelle als 5-, 10- und 15-G betrachtet haben, jedenfalls komplex sein k\u00f6nnen. Diese drei Kurven gen\u00fcgen, um das tats\u00e4chliche Vorhandensein der Rhythmen, des K-2-, des K-3- und des k\u00fcnstlich beigebrachten 5-Rhythmus darzustellen.\nIn den drei angef\u00fchrten Kurven ist jedesmal der 5-R dominierend. Dieser Erfolg ist ganz nat\u00fcrlich, denn der 5-R wurde dem Vogel schon lange sorgf\u00e4ltigst einge\u00fcbt. Unter gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden sind die subordinierten Rhythmen als solche nicht wahrnehmbar. Man pflegt dann zu sagen, der Vogel schl\u00e4gt zumeist den 5-R. Die subordinierten Rhythmen bleiben gew\u00f6hnlich aufser Betracht, und infolgedessen begegnet man dem bis jetzt ganz unerkl\u00e4rten Ph\u00e4nomen, dafs ein Tier nicht f\u00e4hig ist, eine Reihe von gleich starken Bewegungen zu vollziehen. H\u00e4lt man hiermit die Tatsache zusammen, dafs das Tempo der Bewegungen einer","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 283\nGruppe sehr konstant ist; so gewinnt die Erscheinung einen noch auffallenderen Charakter.\nMeine Erkl\u00e4rung f\u00fcr die Verschiedenheit der Bewegungs-gr\u00f6fse bei einem konstanten Tempo ist folgende: Auf Grund der Kurvenanalyse mache ich die Annahme, dafs sich Gruppen eines I-K gewissermafsen \u00fcbereinander lagern k\u00f6nnen. Jede Gruppe hat ihren Schlufsakzent, und diese Gruppen sind ihrer Gliederzahl nach verschieden; deshalb m\u00fcssen die Akzente innerhalb einer Reihe von Bewegungen eines und desselben I-K unregelm\u00e4fsig hier- und dahin fallen. Da nun die Schlufs-akzente verschiedener Gruppen erfahrungsgem\u00e4fs verschieden sind, so ist hiermit die Begr\u00fcndung gegeben, warum die Bewegungen trotz ihres konstanten Tempos von verschiedener St\u00e4rke sind.\nWir kommen jetzt zu einer anderen Frage. W\u00e4re der Vogel imstande, einen gegebenen Rhythmus ebensogut \u2014 d. h. ebenso oft, wenn die \u00e4ufserlichen Bedingungen unver\u00e4ndert bleiben \u2014 wie einen zweiten gegebenen Rhythmus zu schlagen, w\u00fcrden dann die beiden Rhythmen im Falle ihrer \u00dcbereinanderlagerung gleich stark zum Ausdruck kommen? oder w\u00fcrde zwischen beiden ein Wettstreit derart stattfinden, dafs bald der eine, bald der andere Rhythmus dominierend w\u00e4re? Um diese Frage zu beantworten, habe ich die kleinsten Rhythmen, die 2- und 3-R, dem Vogel sorgf\u00e4ltigst einge\u00fcbt und die Bewegungen von Zeit zu Zeit auf ein Kymographion auf schreiben lassen. Die beiden Kurven, die ich zun\u00e4chst anf\u00fchren werde, wurden ca. 4 Wochen, nachdem ich mit dem Vogel die erste \u00dcbung zur Erlernung der 2- und 3-R vorgenommen hatte, aufgenommen. Diese sollen zwei typische F\u00e4lle darstellen, n\u00e4mlich den Fall, wo der 2-R zum Anfang dominiert und den, wo der 3-R zuerst dominiert.\nAus zwei Gr\u00fcnden habe ich mich hier mit den kleinsten Rhythmen besch\u00e4ftigt. 1. sind diese die Kakadu-Rhythmen ; sie waren dem Kakadu ziemlich gut eingepr\u00e4gt, und ich konnte sie daher leicht verst\u00e4rken. 2. Nur unter der Voraussetzung dieser kleinen Rhythmen ist die Bildung l\u00e4ngerer Reihen von Gruppen m\u00f6glich, da die gr\u00f6fste Zahl der Bewegungen, die in einer urspr\u00fcnglichen Gruppe enthalten war, nur 17 betrug.","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nP. F. Swindle.\nDiese Bewegungen wurden geschlagen, nachdem ich die 2* und 3-R dem Kakadu ca. 4 Wochen einge\u00fcbt hatte. In dieser Kurve treten zwei deutliche 3-G auf, dann folgt eine deutliche 2-G. Diese Kurve zeigt, dafs z. B. eine Gruppe, die wir in der ersten Tabelle als eine 8-G angesehen haben, doch eine Zusammensetzung von 3- und 2-G sein kann.\nFigur 4.\nDiese Bewegungen wurden am selben Tage ausgef\u00fchrt wie die in Fig. 4. Diese ausgef\u00fchrte 15-G besteht aus sechs 2-G und einer 3-G. Beim 12. Element koinzidieren die Akzente eines dominierenden 2- und eines subordinierten 3-R, und hier beginnt die 3-G dominierend zu sein. Ich glaube annehmen zu m\u00fcssen, dafs die 2-, 3- und 5-G vorhanden sind. Zuerst sind zwar der 3- und ebenso der 5-R nicht distinkt, aber jene Ansicht wird durch zahlreiche Beobachtungen, die ich gemacht habe, best\u00e4tigt.\nFigur 5.\nNoch einmal habe ich den Kakadu umdressiert. Ich habe die 10-G eine Woche und dann die 11- sowohl wie die 10-G ihm einge\u00fcbt. Fig. 6a und Fig. 6b stellen die typischen Formen der beiden Kurven, die ich von dem Vogel nach den \u00dcbungen von 10 Tagen erhalten habe, dar.\nFig. 6a ist eine 10-G, die im wesentlichen aus zwei 5-G besteht; denn das f\u00fcnfte sowohl wie das zehnte Element ist akzentuiert. In der 11-G, Fig. 6 b1, ist die 10-G, bestehend aus\n1 Die unregelm\u00e4fsigen Erhebungen, die zwischen denen der 11-G sichtbar sind, wurden dadurch hervorgerufen, dafs der Vogel kurz vor dem Schlagen der 11-G den Knopf des Tambours zu beifsen suchte, was sich nur zuf\u00e4llig auf derselben Stelle der Trommel abzeichnete, wie die 11-G.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 285\nzwei 5-Gruppen, deutlich ausgepr\u00e4gt. Die elfte Bewegung, obgleich wohl akzentuiert, war, in Vergleich mit der zehnten Bewegung, oft relativ klein.\nFigur 6 a und 6 b.\nIn Fig. 6b ist die 10-G dominierend, denn der Schlufs-akzent von dieser Gruppe ist der st\u00e4rkste. Da das f\u00fcnfte und das elfte Element verh\u00e4ltnism\u00e4lsig schwache Akzente sind, m\u00fcssen wir sagen, dafs die 5- und 11-G subordiniert sind. AVenn wir die Bedingungen der Erziehung nicht k\u00f6nnten, so m\u00fcfsten wir den Schlufs ziehen, dafs die gew\u00f6hnlichen 10- und 11-G derartig verschieden sind, dafs die 10-G (Fig. 6a) immer mit einem Schlufsakzent versehen ist, w\u00e4hrend dieser bei der 11-G (Pig. 6b) fehlt; denn die letzte Bewegung der 11-G ist gew\u00f6hnlich nicht so stark ausgepr\u00e4gt wie die unmittelbar vorhergehende. Wenn wir die dominierende Gruppe in Fig. 6b, n\u00e4mlich die 10-G, als die Hauptgruppe in dieser T\u00e4tigkeit betrachten, dann k\u00f6nnen wir die elfte Bewegung als ein Element der subordinierten 11-G ansehen, das der 10-G angegliedert ist.\n\u2022 \u2022\nMeiner \u00dcberzeugung nach haben wir in einer Gruppe wie Fig. 6 b \u00fcbereinander gelagerte Gruppen1 verschiedener Gliederzahl, die vielf\u00e4ltig auftreten, und zwar fangen sie nicht notwendig alle gleichzeitig an, sondern bei irgendeinem Bewegungsglied, und besonders bei einem Akzent; denn die starke Muskel Wirkung, die ein Akzent erzeugt, mufs ein besonderer Reiz sein, um eine neue Gruppe hervorzurufen.\n1 Siehe S. 283.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nP. F. Swindle.\nWenn wir die in Fig. 6b dargestellte T\u00e4tigkeit in der geschilderten Weise uns zerlegt denken in \u00fcbereinander gelagerte 5-, 10- und 11-G, so gen\u00fcgt diese Auffassung nur f\u00fcr die Gruppen, die wir mit Sicherheit als Gewohnheitsgruppen bezeichnen d\u00fcrfen. Prinzipiell aber ist es m\u00f6glich, dafs hier Gruppen von der Gliederzahl 1 \u2019bis 11 enthalten sind.\nVon Interesse ist eine weitere T\u00e4tigkeit dieses Vogels,, von der ich zwei Kurven anf\u00fchren will. Der Kakadu h\u00e4lt seine Sitzstange fest und st\u00f6fst mit der Seite des Kopfes gegen die Gitterstangen einer K\u00e4figseite bzw. den Knopf des Tambours.\nFigur 7.\nBei dieser 5-G l\u00e4fst sich bemerken, dafs das f\u00fcnfte Element von einer kleinen Extrabewegung, einem sechsten Element, begleitet wird. Hier ergibt die Analyse des Akzents zwei Elemente.\nFigur 8.\nIn dieser Figur sehen wir deutlich zwei Gruppen zweier verschiedener I-K. Wenn das sechste Element in Fig. 7 zum f\u00fcnften geh\u00f6rt, k\u00f6nnen wir dann nicht ebenso annehmen, dafs die letzten f\u00fcnf Bewegungen in Fig. 8 zu dem f\u00fcnften Element der ersten 5-G geh\u00f6ren, indem sie mit ihm sozusagen den Akzent bilden? Ist' dies der Fall, so w\u00e4re der Schlufs-akzent sehr kompliziert. Aber das sechste Element in Fig. 7 ist ebenfalls kompliziert; es besteht neben einer grofsen Bewegung aus einer Anzahl feiner zitternder Bewegungen. Vielleicht k\u00f6nnen wir darin ebenfalls eine besondere Gruppe erblicken, die in minuti\u00f6se Elemente aufl\u00f6sbar ist, welche physiologisch ebenso bedeutsam sind wie die grofsen, deutlicher wahrnehmbaren Elemente.","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 287\nGenau vor einem Jahre habe ich den mitgeteilten Versuch mit dem Nachtaugen-Kakadu abgeschlossen, einen Monat den Kakadu in K\u00fche gelassen, und dann die 5- und 15-Gruppen-gewohnheiten vernichtet, indem ich es dem Vogel erlaubte, ont I anse \\on mindestens einer Minute nach jeder der Gruppen aufser den 5- und 15-G zu machen. Die 10-G blieb als Gewohnheitsgruppe bestehen, w\u00e4hrend die 5- und 15-G schon nach 7 oder 8 Wochen nicht relativ h\u00e4ufiger vorkamen als die 4- und 6- oder die 14- und 16-G. ln den nun folgenden 11 Monaten machte ich in der Hauptsache keine Versuche \u00fcber Rhythmus mehr; meine Untersuchungen hatten ein ganz andeies Ziel. Ich habe mit demselben Vogel gearbeitet, nur weil ich ihn gut kannte. Ich m\u00f6chte hier einige Einzelheiten meiner Beobachtungen erw\u00e4hnen, weil sie eine Best\u00e4tigung f\u00fcr meine Theorie der \u00dcbereinanderlagerung von Gruppen liefert.\nDer Vogel lernte die 7- sowohl wie die 10-G, die er auf Kommando schlug. Wie gew\u00f6hnlich schrie er sehr oft gleichzeitig mit der 10. Bewegung der 10-G. Schon im September 1914 U/s Monate nach Beginn der Dressur \u2014 fing er an, bei der 7. Bewegung der 7-G ebenso zu schreien. Bis zum Februar 1915 hat er nie weiter geschlagen, wenn er einmal geschrien hatte, aber zu dieser Zeit tritt folgende Erscheinung ein, die ich erst am 8. Februar beobachtete: An diesem Tage hatte der Vogel die 7-G schon oft geschlagen. Er sollte zun\u00e4chst auf ein bestimmtes Kommando die 10-G schlagen. Dieses Mal machte er 7 Schl\u00e4ge und bei dem 7. schrie er, aber anstatt aufzuh\u00f6ren, schlug er ganz ohne Pause noch\ndreimal, und bei dem 10. Schlag schrie er ebenso wie bei dem 7.\t\u00fc\nW\u00e4hrend ich schreibe, sitzt der Kakadu in seinem K\u00e4fig auf meinem Schreibtisch. Ich habe ihm f\u00fcnfmal kommandiert, die 7-G zu schlagen. Jedesmal hat er richtig geschlagen. Ich kommandiere ihm, die 10-G zu schlagen, und er schl\u00e4gt sie in derselben Weise, wie ich es am 8. Februar beobachtete. Ich gebe jetzt wiederholt das Kommando f\u00fcr die 10-G, und ohne Ausnahme schreit er bei der 7. sowrohl wie bei der 10. Bewegung. \u2014 Einige Minuten sp\u00e4ter schl\u00e4gt er ohne Kommando die 7- und auch die 10-G, und jedesmal schreit er bei der 10. und 7. Bewegung, gleichg\u00fcltig ob er bei dem 7. Schlag","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nP. F. Swindle.\nauf h\u00f6rt oder noch dreimal weiter schl\u00e4gt. Dieses Verhalten zeigt sich ziemlich allgemein unter diesen Bedingungen, d. h. wenn der Vogel vor der 10-G die 7-G geschlagen hat. Ist dies nicht der Fall, so ist bei der 10*G der 7. Schlag im allgemeinen nicht von einem Schrei begleitet.\nDieses Schreien des Vogels inmitten einer T\u00e4tigkeit steht ganz in Analogie zu dem Hinauswerfen der Zunge bei der rhythmischen Eidechse, das sich nach jeder Gruppe innerhalb einer rhythmischen Reihe wiederholte. Nur k\u00f6nnen wir hier das Schreien von der 7. bzw. 10. Bewegung nicht trennen, um sie als 8. oder 11. Bewegungselement der Gruppe anzusehen, denn der Schrei und die letzte Bewegung der 7- oder der 10-G finden gleichzeitig statt.\nWir beobachten bei dem Vogel die 7- und auch die 10-Gruppengewohnheit undaufserdem eine\u00dcbereinanderlagerung von diesen, welche wir durch den Ausdruck 7-10-Gruppenge-wohnheit bezeichnen k\u00f6nnen. Entsprechend m\u00fcssen wir die aus sechs 11-Gruppen bestehende rhythmische Reihe der Eidechse als 10-20-30-40-50-60-Gruppengewohnheit auffassen. Die Zungenbewegungen werden dabei nicht mitgerechnet.\nWenn wir nun die Zungenbewegungen mitrechnen, m\u00fcssen\nwirschreiben 11-21-31-41-51-61-Gruppengewohnheit, in welchem\nFalle wir 6 Extrabewegungen gewinnen. Aber nur scheinbar\nsind diese Extrabewegungen durch die Dressur entstanden,\ndenn sie waren in dem urspr\u00fcnglichen Zustand vorhanden ;\nvon vornherein war bei jeder 10-, 20-, 30-, 40-, 50- und 60-G\nder Kopfbewegungen eine Zungenbewegung als Abschlufs der\nGruppe vorhanden. Die Dressur hat dazu gedient, die ur-\n\u2022\nspr\u00fcnglichen, zuf\u00e4llig vorhandenen 11-, 21-, 31-, 41-, 51- und 61-G zu Einzelgruppengewohnheiten zu machen und dann diese zu einer einzigen Gruppen- oder Rhythmusgewohnheit zu vereinigen. Demgem\u00e4fs haben wir nicht das Recht, von + 3 Bewegungen zu sprechen, wie wir auf S. 270 getan haben, denn, was urspr\u00fcnglich nicht vorhanden war, ist durch die Dressur auch nicht entstanden.\nEndlich m\u00f6chte ich die Aufmerksamkeit noch auf folgende Tatsachen richten :\na) Die Zungenbewegung nicht mitgerechnet, schlug die Eidechse im Tempo von 0,43 Sekunden besonders h\u00e4ufig die","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 289\n20-G und ebenso im Tempo von 1,36 Sekunden die 50-G als Einzelgruppen.\nb) Der Kakadu schl\u00e4gt die 7-G sehr oft, aber trotzdem ist die 14- eine Gewohnheitsgruppe nicht geworden.\nDiese Tatsachen st\u00fctzen unsere Theorie der \u00dcbereinanderlagerung von Gewohnheitsgruppen. Denn aus der ersten Tatsache geht mit grofser Wahrscheinlichkeit hervor, dafs die 20- und 50-G, da sie als Einzelgruppen Vorkommen, auch in den rhythmischen Reihen vorhanden sind. Die zweite Tatsache beweist umgekehrt, dafs von einer \u00dcbereinanderlagerung von Gruppen in rhythmischen Reihen nicht die Rede sein kann, wenn die Einzelgruppen (hier die 14 G) als Gewohnheitsgruppen nicht auftreten. Demgem\u00e4fs mufste ich der Ei-\ndechse nicht nur die 10-, sondern auch die 20-, 30-, 40-, 50-und schliefslich die 60-Gruppengewohnheit beibringen ; nur dann konnte sie diese in der Form von \u00fcbereinandergelagerten Giuppen ausf\u00fchren. Das besonders h\u00e4ufige Vorkommen gerade dei 20- und oO-G erkl\u00e4rt sich wohl daraus, dafs diese Gruppen durch Zuf\u00e4lligkeiten der Dressur dem Tiere besser einge\u00fcbt waren als andere.\nNach meiner Auffassung ist es ein Irrtum anzunehmen, dals eine rhythmische Reihe immer in der Aufeinanderfolge gleichgrofser Gruppen besteht; denn die in der gew\u00f6hnlichen Erfahrung oder Dressur gegebenen Wiederholungen k\u00f6nnen auch eine entschieden andere Art von Gruppengewohnheiten entwickeln, die dem blofsen Anschein nach eine Reihe von gleichgrofsen Gruppen darstellen. Nimmt man an, dafs eine gegebene Gruppe in einer rhythmischen Reihe nach gar keinen oder nur sehr .kurzen Pausen wiederholt geschlagen werden kann, so widerspricht dem vor allen Dingen die Tatsache, dafs eine gegebene Gruppe bei manchen Tieren erst dann wiederholt werden kann, wenn eine f\u00fcr diese Gruppe ad\u00e4quate Pause verflossen ist. Aufserdem ist es nicht schwieriger eine Gruppengewohnheit zu erzeugen, die sich nur dadurch von den gew\u00f6hnlichen rhythmischen Reihen unterscheidet, dafs sie aus einer Zahl von ungleichgrofsen Gruppen besteht. Scheinbar sind die Gruppen allein in diesem Fall ungleichgrofs ; tats\u00e4chlich sind sie es in beiden F\u00e4llen.","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nP. F, Swindle.\nSodann m\u00f6chte ich Versuche an einem recht lebhaften Kakadu, einem Gelbhauben-Kakadu (Cocatua sulphurea Gmel.) mitteilen. Die K-3- und K-2-Rhythmen waren bei ihm im Anfang schon sehr gut entwickelt. Er lernte durch meine Dressur aufserdem die 4- und 5 - Rhythmen schlagen. Seine Lebhaftigkeit kommt besonders darin zum Ausdruck, dafs er sechs verschiedene Zwecklose I-K hat. Jeder von diesen besteht aus zahlreichen Instinkten. Um die \u00c4nderungen in f\u00fcnf von diesen I-K \u2014 1. dem Sch\u00fctteln des Fufses, 2. dem Auf-und Abwerfen des Kopfes in der Luft in einem langsamen Tempo, 3. \u00e4hnlichen Bewegungen des Kopfes in einem schnelleren Tempo, 4. dem Klopfen gegen einen Gegenstand mit dem Schnabel und 5. dem Rechts- und Linkswerfen des K\u00f6rpers \u2014 zu zeigen, war es n\u00f6tig, die verschiedenen Bewegungen auf ein Kymographion schreiben zu lassen. Doch konnte man die Akzente manchmal auch direkt wahrnehmen.\nDer Einfachheit halber m\u00f6chte ich in der Hauptsache nur von einem I-K sprechen, dessen Bewegungen am besten und v\u00f6llig genau gez\u00e4hlt werden k\u00f6nnen. Der Vogel steht auf einer Sitzstange, greift das Gitter mit dem linken Fufs, wirft den Kopf z. B. dreimal zur\u00fcck (1 + 3 = 4 Bewegungen), nimmt den Fufs weg, greift dann das Gitter wieder, bewegt den Kopf z. B. dreimal (2 + 3 = 5 Bewegungen in dieser Gruppe) usw. Die Zahlen der einzelnen Gruppen und ihrer Reihen sind in den folgenden Tabellen angef\u00fchrt, ohne dafs die Kopf- oder Fufsbewegungen f\u00fcr sich besonders angedeutet sind. Von nun an werde ich nur von K\u00f6rperbewegungen sprechen, wobei ich Kopf- und Fufsbewegungen in Rechnung ziehe; denn jede Fufs- oder Kopfbewegung ist von feiner ausgesprochenen K\u00f6rperbewegung begleitet.\nEs w\u00e4re interessant, wenn wir eine oder mehrere Regeln finden k\u00f6nnten, welche uns instand setzten, Zusagen, was f\u00fcr eine Gruppe nach einer Reihe von gleichgrofsen sukzessiven Gruppen folgen wird. Es gibt solche in der Tat. Wie wir bei dem Nacktaugen-Kakadu vermutet haben, scheint es hier der Fall zu sein, dafs ein subordinierter Rhythmus am besten bei der Gelegenheit dominierend werden kann, wo die Akzente dieses bestimmten subordinierten Rhythmus mit denen des dominierenden zusammenfallen. Z. B. habe ich jahrelang-folgendes Voraussagen k\u00f6nnen : Ich habe meinen Besuchern","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einfache Beivegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 291\nerkl\u00e4rt, wie die Bewegungen gez\u00e4hlt werden sollten; dann haben sie die Gruppen, die der Kakadu machte, niedergeschrieben und mir nachher gesagt, wieviele gleiche Gruppen in den verschiedenen Reihen standen, und ich konnte mit sehr wenigen Ausnahmen sofort richtig antworten, ob eine 2-, eine 3-, eine 4-, oder eine 5-G nach einer gegebenen Reihe stand. (Nur diese Gruppen konnten in Frage kommen, weil der Kakadu nur die 2-, 3-, 4- und 5-Rhythmen schlagen konnte.)\nWenn z. B. ein Beobachter mir erz\u00e4hlt, dafs der Kakadu 15 5-G in einer Reihe geschlagen hat und auch, dafs unmittelbar nach dieser Reihe eine andere Gruppe folgte, so sage ich darauf, dafs diese letzte eine 3-G ist. Es kann n\u00e4mlich nur eine Gruppe in Frage kommen, die so beschaffen ist, dafs von ihrer Gliederzahl die der gesamten vorhergeschlagenen Gruppen ein Multiplum ist; denn nur in diesem Falle kann ich mir die geschlagene Gesamtgruppe in eine Anzahl von Gruppen der gesuchten Gliederzahl so zerlegt denken, dafs ihre Schlufsakzente zusammenfallen. In diesem Beispiel kann ich mir die 75-G in 25 3-G ebensogut wie in 15 5-G zerlegt denken, sodafs der Akzent der 15. 5-G mit dem Akzent der 25. 3-G zusammenf\u00e4llt.\nfalls nun der Kakadu nicht nur eine, sondern eine Reihe von 3-G, z. B. von f\u00fcnf 3-G nach der Reihe von 15 5-G macht, folgt darauf mindestens eine 5-G. Um zu zeigen, wann \u00c4nderungen der Rhythmen gew\u00f6hnlich stattfinden und welcher Art sie sind, gebe ich folgende Tabelle. In dieser werden nur einfache Zahlen, keine vielfachen in Betracht gezogen.\nFalls eine \u00c4nderung in der Gruppenfolge eintritV\nfolgt nach 2 5-Gruppen eine 2-Gruppe (ausnahmsweise eine 4-G, wenn die\n4-G vorher h\u00e4ufig vorgekommen ist)\n55\n55\nr\n55\n55\n55\n57\n55\n57\n57\n57\n55\n57\n57\n57\n57\n57\n3 5-\t5?\t57\t3-\t55\n4 5-\t55\t55\t4-\t57\n3 4-\t55\t55\t3-\t57\n5 4-\t57\t57\t5-\t57\n2 3-\t57\t55\t2-\t55\n3 3-\t55\t57\t5-\t55\n4 3-\t57\t57\t4-\t55\n5 3-\t57\t57\t5-\t5?\n3 2-\t57\t57\t3-\t57\n5 2-\t57\t57\t5-\t55\n(seltener eine 4-G)\n5?","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nP. F. Swindle.\nVon diesem Vogel 'werde ich einige Gruppen, die zu acht verschiedenen Zeiten innerhalb vieler Monate geschlagen wurden, anf\u00fchren.\nDie K-2- und K-3-Rhythmen. (Ein Komma bedeutet eine Pause von mehr als f\u00fcnf Sekunden zwischen den Gruppen.)\n12./12. 12.\t29,66422 4 224 3 3,69282,36,5,633 2 4\n3,69,36663222 2,11,222332,3322,3 32223333 18 64, 3333333336333, 4338, 2222 2233, 10,8,2433 3322223 17,555553322236 2., 11,4,7 10,4 11,664443 322233234,3638, 2 4, 2 3663, 16,36,3322 7.\n14./12. 12.\t22422366 12 36 36 3322233648323 2 3\n2 3 3 3 3,9,5 3 5 2 2 2 2 2 3 3 2 2 2 9, 2 2 2 3 3 6 2 2 11 3,3 3 2 9 369322 14, 366669 15 6 63, 3 3 222933,8223, 2223\n2\t2 2 3 2 18 2 2 3,7,2 2 3.\nDie Entwicklung des 5-R.\n2,/2. 13.\t75522233325555555553,442,33333\n333332222223, 5 55332222 16, 5,9,5 553333246\n3\t3 10 4 8,5 5 5 3 2.\nNachdem der 5-R gut entwickelt ist.\n5-/2. 13.\t555555552 255533333 5 555224, 12,5,\n32255555533,5555555555355555,7,35556 5-5 5 5,11 5 5 2 5.\nDie Entwicklung des 4-R.\n21./2. 13. 5555544,4455555555, 13,455544435 552,35454355554443 3 3,555554554,4444443 5 5 5 5 2,4 4 4 4 4.\nNachdem der 4-R gut entwickelt ist.\n18./4. 13. 55554444455445544444554444444 44444444444445553,3333 4455243,4444443 3 334444444444 5555555555552,243335,555 5 4,44444444445444 3.\nNach einer Ferienpause von zehn Wochen, -w\u00e4hrend den ich den Vogel\nnicht sah.\n25./10. 13. 455557,324,37,3244683838,8647 10, 5 13 44555557695 18,63,333333332,14 9.\nEin Jahr nach dem Beginn der Dressur des Vogels.\n22./12. 13.\t555544444 5 555555555555555445\n5444344444554444,3333333333,7,55505555 44444444444,445542 3.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Uber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 293\nNoch sechs Monate sp\u00e4ter, lt, oooo5oooo5\u00f64445 5 5o55') 55555 554,55455555555555555554 5 4 5 5 \u00f6 5 4 5 5 55455 5 5 555543,44 5 5 44 5 3,5 5 5 5 5 5 5 5 4 4.\n5555555 5 44444555 4 3 3 3 3 3 5 5\nAngesichts der latsache des gesetztn\u00e4fsigen Rhythmenwechsels sind wir, meiner Meinung nach, gezwTungen, zu behaupten, dafs es bei diesem Vogel \u00fcbereinandergelagerte Rhythmen gibt. Wenn der Kakadu eine Reihe von z. B. vier 5-G macht und nachher mindestens eine 4-G, so haben die 4- und 5-Rhythmen gleichzeitig angefangen, und beim ersten Zusammenfallen der Akzente ist der Umschlag eingetreten. Jedes Zusammenfallen von zwei oder mehr Akzenten ist eine Gelegenheit f\u00fcr einen subordinierten Rhythmus dominierend zu werden.\nAuch diesen Kakadu, wie den Nacktaugen-Kakadu, habe ich dressiert, gegen einen Marey-Tambour zu schlagen, und habe auch kymographische Resultate von ihm erhalten. Diese Ergebnisse zeigen im allgemeinen Gruppen, wie ich sie schon in Ziffern angef\u00fchrt habe. Das gesetzm\u00e4fsige Wechseln der Rhythmen ist bei allen Methoden, die ich angewrendet habe, herausgekommen. Die folgende Kurve habe ich auf eine besondere Weise gewonnen.\nFigur 9.\nIch habe den Kakadu in einen kleinen Holzkasten eingesperrt, Der Kasten war so gestaltet, dafs das Tier sich nicht umdrehen konnte ; \u20acS konnte nur auf und abspringen (was es h\u00e4ufig tat), und die F l\u00fcgel ein klein w7enig bew7egen. Ich habe dann den Kasten von oben, an gen\u00fcgend starken Metallfedern, aufgeh\u00e4ngt. Nat\u00fcrlich bevregte sich der Kasten, wenn","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nP. F. Swindle.\nder Kakadu sprang, federnd mit. Ich stellte dann einen besonders eingerichteten Tambour unter den Kasten, auf den der auf und ab tanzende Kasten stiefs. Die Bewegungen des Kakadus, oder besser gesagt, die Bewegungen des Kastens, wurden auf diese Weise unmittelbar auf dem Kymographion aufgezeichnet. Aufserdem nagelte ich, damit der Kasten sich genauer mit dem Vogelk\u00f6rper bewegen sollte, Stoff auf den Boden des Kastens fest, sodafs der Kakadu sich in diesem Stoff mit den Klauen festhaken mufste.\nIn den Kurven, die durch die Kastenmethode gewonnen wurden, sind Pausen zwischen den Gruppen (Fig. 9) besonders leicht wahrzunehmen. Meiner Beobachtung nach sind die Fl\u00fcgelbewegungen an diesen kleinen Pausen schuld. Die Fl\u00fcgelbewegungen f\u00fchrten dazu, dafs der Kasten nach jeder Gruppe nicht so schnell nach unten kam. Diese Bewegungen wurden zum Schlufs jeder Gruppe gemacht. Wenn der h\u00e4ngende Kasten nicht mit dem Stoffteppich versehen war, waren die Pausen kaum, wenn \u00fcberhaupt, merklich.\nMerkw\u00fcrdigerweise hat der Kakadu in seinem kleinen Hause gew\u00f6hnlich die 3- und 2-Rhythmen geschlagen, aber zuweilen hat er doch auch die \u00f6- und 4-Rhythmen ausgef\u00fchrt.\nDie Fl\u00fcgelbewegungen lassen sich mit den winzigen Schlufsbewegungen des Nacktaugenkakadus, wie sie in Figuren 7 und 8 dargestellt sind, vergleichen. Die Pausen zwischen den Gruppen sind von einer zweiten T\u00e4tigkeit, n\u00e4mlich den Fl\u00fcgelbewegungen, ausgef\u00fcllt.\nFerner habe ich einen ruhigen Kakadu, einen Nasenkakadu (Licmetis nasica Tem.), ausgew\u00e4hlt, um ihm den 7-R beizubringen. Die K-2- und K-3-Rhythmen schlug er nicht sehr oft. Er steht still und schl\u00e4gt mit dem Kopf 1, 2, 3, 4, 5, 6mal, aber 7-Gruppen habe ich bei ihm 'nie beobachtet. Ich konnte daher die 7-G nicht ausw\u00e4hlen. F\u00fcnf Monate habe ich den K\u00f6rper bewegt, aber er hat absolut nichts gelernt. Dann habe ich ihn weitere sechs Monate bewegt und auch gut gef\u00fcttert \u2014 nicht als Belohnung f\u00fcr seine guten Leistungen, denn er machte nichts richtig \u2014 aber er lernte trotzdem nichts. Ich bewegte den K\u00f6rper siebenmal und gab ihm dann Futter, ohne dafs sich eine neue Gruppe entwickelte. Die urspr\u00fcnglichen Gruppen blieben unge\u00e4ndert.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung. 295\nIch habe ferner ein Tier ausgew\u00e4hlt, welches keinen besonderen unzweckm\u00e4fsigen I-Komplex besitzt; n\u00e4mlich eine Zebra-Manguste (Crossarchus zebra R\u00fcpp.). Ich arbeitete vierzehn Wochen mit ihr, um ihr den 3 R beizubringen, aber sie hat gleichfalls nichts gelernt.\nNach diesen und anderen \u00e4hnlichen Versuchen scheint mir das Beibringen eines neuen I-Komplexes sowohl wie das Vermehren der Elemente der urspr\u00fcnglichen Gruppen eines I-Komplexes unm\u00f6glich zu sein. M\u00f6glich ist es nur, die H\u00e4ufigkeit des Vorkommens einer gegebenen urspr\u00fcnglichen Gruppe zu ver\u00e4ndern.\nZum Schlufs m\u00f6chte ich noch einmal betonen, dafs im reinen Rhythmus, in welchem Falle wir also von psychischen Zust\u00e4nden mit Sicherheit nicht sprechen d\u00fcrfen, der Schlufs-akzent der wichtigste, und dafs er gerade zum Schlufs der Gruppe physiologisch notwendig und unvermeidlich ist. Wie wii schon gesehen haben, kann der Schlufsakzent verschiedene Formen annehmen; und unter Umst\u00e4nden kann er dem \u00e4ufseren Anschein nach ganz unausgepr\u00e4gt bleiben, aber man darf daraus doch nicht folgern, dafs die Bedingungen f\u00fcr seine Auspr\u00e4gung, n\u00e4mlich die Gesamtheit von Bewegungen, die ihn sonst aufzubauen pflegt, nicht vorhanden oder zu bemerken ist. Die eine Schlufsbewegung ist immer vorhanden, und die anderen mitkonstruierenden Bewegungen h\u00e4ngen mit dem Wesen der Pause zusammen. Wir haben n\u00e4mlich nicht das Recht, von einer absoluten Pause, wie man oft zu tun pflegt, zu spiechen, weil in der \u00dcberzahl der F\u00e4lle w\u00e4hrend der Pausezeit mindestens eine Bewegung ausgef\u00fchrt wird. Bei der rhythmischen Eidechse waren in diesen Pausen Zungenbewegungen und bei dem Gelbhaubenkakadu kl\u00fcgelbew'egungen zu bemerken. Wenn nun an deren Stelle ein Muskel des Auges oder R\u00fcckens sich bewegt h\u00e4tte, so w\u00e4re die Konstatierung solcher Bewegungen sehr schwierig gewesen, und es h\u00e4tte nat\u00fcrlich leicht der Fall eintreten k\u00f6nnen, dafs sie der Beobachtung ganz entgangen w\u00e4ren. In solchen F\u00e4llen w\u00fcrden wir von einer blofsen Pause gesprochen haben.\nIm allgemeinen halte ich meine Theorie \u00fcber den Rhythmus, die ich in dieser Abhandlung auf Grund der experimentellen Tatsachen gebildet habe, f\u00fcr sehr einfach. Wir m\u00fcssen uns jedoch fragen: ist es nicht im h\u00f6chsten Mafse","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nP. F. Swindle.\nerstaunlich, dafs ein Tier z. B. die 60- als Gewohnheitsgruppe schlagen lernt? Die F\u00e4higkeit, diese Gruppe zu vollziehen, war aber ein urspr\u00fcnglicher Besitz des Tieres ; sie wurde in eine Gewohnheitsgruppe umgewandelt, nur indem sie relativ h\u00e4ufig vollzogen wurde.\nIm grofsen und ganzen habe ich in meinen Versuchen das Sparsamkeitsprinzip verfolgt. Ich habe sogar mein Futter in der Dressur gespart; f\u00fcr gute Leistungen gab ich dem Tiere nie Futter. Meine Tiere frafsen nur, um zu leben. Ich habe daher die Versuchsbedingungen aufserordentlich einfach erhalten k\u00f6nnen. Es war mir deswegen m\u00f6glich, hungrige, satte, zahme, wilde, schlafende und sogar sterbende Tiere ganz gleich zu behandeln.\nF\u00fcr die Gelegenheiten, die in dieser Abhandlung mitgeteilten mannigfachen Versuchsergebnisse \u00fcberhaupt zu erhalten, m\u00f6chte ich den Herren Hagenbeck meinen herzlichsten Dank aussprechen, und besonders Herrn Lorenz Hagenbeck, der mir im HAGENBECidschen Tierpark in Stellingen nicht nur jedes Vorrecht einr\u00e4umte, um das ich bat, sondern geradezu darauf drang, dar\u00fcber hinaus noch mehr zu verlangen; ebenso den Herrn Professor Heck und Dr. Heinroth, die mir den Zoologischen Garten und das Aquarium in Berlin sozusagen als Versuchslaboratorien zur Verf\u00fcgung stellten.\nMit dem gr\u00f6fsten Vergn\u00fcgen spreche ich auch meinen Dank Herrn Geh. R. Stumpe aus, der meiner Arbeit eine wiederholte kritische Durchsicht widmete.\nFerner bin ich den Herren Dr. Rupp und Dr. v. Allesch zu besonderem Dank verpflichtet, da sie die grofse Freundlichkeit hatten, nicht nur sich von der Korrektheit meiner wichtigsten Beobachtungen zu \u00fcberzeugen, sondern auch selbst als die t\u00fcchtigsten Versuchspersonen zu dienen, und mir somit den Beweis zu erm\u00f6glichen, dafs die von mir an den Tieren beobachteten Bewegungen ebenso f\u00fcr die Menschen charakteristisch sind, wie ich in einer anderen Abhandlung dartun werde.","page":296}],"identifier":"lit33674","issued":"1916","language":"de","pages":"247-296","startpages":"247","title":"\u00dcber einfache Bewegungsinstinkte und deren k\u00fcnstliche Beeinflussung","type":"Journal Article","volume":"49"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:38:26.968648+00:00"}