Open Access
{"created":"2022-01-31T16:36:58.591305+00:00","id":"lit33679","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 146-147","fulltext":[{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nLitera turberich t.\ngebildete innere Selbstcontrolle verlangt. Anregungen ergeben sich dabei wieder in schwerer Menge. Ein Anhang f\u00fchrt in einem \u201eexperimentellen Ger\u00fcchte\u201c eine h\u00fcbsche Best\u00e4tigung des Satzes \u201efama crescit eundo\u201c vor, und ein zweiter berichtet \u00fcber Binet\u2019s Versuche, betreffend die Beeinflussung von Kinderaussagen durch Fragen.\nDie analytischen Ausf\u00fchrungen halten sich in betreff ihrer Exactheit und Sch\u00e4rfe, sowohl bei der Begr\u00fcndung als auch der Verwerthung der Versuche durchwegs innerhalb jener bescheidenen Grenzen, die bei einer zun\u00e4chst auf aufserfachliche Kreise berechneten Publication geboten erscheint. Das thut aber ihrem Werthe keinen Eintrag; denn dieser liegt eben, wie bereits betont, anderswo. Es ist vielmehr zu w\u00fcnschen, dafs die Fortf\u00fchrung und Erweiterung der Versuche, die der Verfasser betreibt, einen m\u00f6glichst ungest\u00f6rten und g\u00fcnstigen Fortgang nehmen m\u00f6ge.\nWitasek (Graz).\nGuiseppe Bellei. lntorno alla capacit\u00e0 intellettuale di ragazzi e ragazze, che frequentano la 5 a classe elementare. Bivista sperimentale di fren. 27, S. 446\u2014455. 1901.\nDie EBBixGHAus\u2019sche Combinationsmethode, die Ausf\u00fcllung freigelassener Silben und Worte in zusammenh\u00e4ngenden Erz\u00e4hlungen, hat sich f\u00fcr den zuerst beabsichtigten Zweck, ein Maafs der Erm\u00fcdung durch den Schulunterricht zu geben, nicht bew\u00e4hrt. Dagegen konnte Bellei die Ansicht Ebbinghaus\u2019 best\u00e4tigen, dafs sie einen Einblick in die geistige Leistungsf\u00e4higkeit gew\u00e4hre. Er untersuchte im Ganzen 340 Knaben und 140 M\u00e4dchen der 5. Elementarclasse im durchschnittlichen Alter von 11 Jahren und 10 Monaten. Jede Classe theilte er nach den Angaben der Lehrer in eine bessere und schlechtere Abtheilung. Vach 10 Minuten wurden die Aufgaben eingesammelt, denen in einem Theile der Versuche eine kurze Wiedergabe des wesentlichsten Inhaltes der Erz\u00e4hlung vorausgeschickt wurde. Dabei zeigten sich nun nicht nur deutliche Unterschiede zwischen den besseren und schlechteren Sch\u00fclern, sondern vor Allem eine erhebliche bessere Leistung der Sch\u00fclerinnen, die durchweg richtiger arbeiteten. Ebbinghaus hatte bekanntlich gefunden, dafs die Knaben die Aufgabe besser l\u00f6sen als die M\u00e4dchen, je j\u00fcnger sie sind, dafs aber vom 15. Jahr etwa die Menge des Geleisteten bei Beiden gleich wird, die Qualit\u00e4t der Arbeit aber bei den M\u00e4dchen besser wird. Vor dem naheliegenden Schl\u00fcsse einer gr\u00f6fseren Fr\u00fchreife bei den Italienern hat sich der Verf. geh\u00fctet.\nAschaffenburg (Halle).\nSokolow. L\u2019individuation color\u00e9e. Bev. philos. 51 (1), 36\u201446. 1901.\nVerf. berichtet \u00fcber ein eigenartiges Ph\u00e4nomen, welches bisher noch wenig studirt ist. Es handelt sich um Personen, namentlich Damen, bei denen die Vorstellung von abstracten und complicirten Dingen wie z. B. von menschlichen Pers\u00f6nlichkeiten, Charakteren, intellectuellen und moralischen Eigenschaften mit Farbenvorstellungen eng verkn\u00fcpft ist.\nVerf. erw\u00e4hnt eine Dame, bei welcher ein Mann von Geist, Talent und W\u00fcrde die Vorstellung einer blauen mit rothem Purpur eingerahmten Wolke erweckt, ein intelligenter Mann, der seinen Principien nicht treu","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n147\nbleiben kann, dagegen die Vorstellung einer hochrothen oder purpurrothen Wolke mit einem blauen Fleck in der Mitte. In dem Maafse, wie andere Individuen sich von diesem Idealtypus entfernen, wird die Wolke heller und verliert allm\u00e4hlich ihre Farbe. Die gelben Farben charakterisiren den Mangel an Geist und an moralischen Principien. Die Wolken haben gew\u00f6hnlich die Gestalt von Afrika und schweben in der Entfernung von Va m \u00fcber der Erde und in der Entfernung von 1 m vom Gesicht der Dame. Eine andere Dame bezeichnete zun\u00e4chst nur menschliche Handlungen durch Farben, sp\u00e4ter die Mbnschen selber. Ist die Farbe f\u00fcr ein Individuum bestimmt, so bleibt sie unver\u00e4ndert, sie wird nur heller oder dunkler je nach dem Temperament derselben. Den Individuen von mittlerer Intelligenz, abei von Moral und lebhaftem Temperament ertheilt sie die Faibe lila, den Leuten von Geist und festen Principien das Blau, energischen, opfeiwilligen Leuten das Both, energischen, aber egoistischen Leuten das Orange, zarten, verweiblichten M\u00e4nnern das Gelb, schlechten, rachs\u00fcchtigen Menschen das Gr\u00fcn. Die Bilder selbst sind nicht im Baume localisirt, sie existiren nur als unf\u00f6rmliche, sinnliche Gebilde. Die Dame f\u00fchlt die Beziehungen zwischen Individuen und Bildern heraus. Andere der Kategorie dieser beiden Damen zugeh\u00f6rige Personen charakterisiren Musikst\u00fccke, die Vocale, die menschliche Stimme, die Musikinstrumente, die Werke der Dichter und Schriftsteller durch Farben.\nVerf. sucht die Erkl\u00e4rung dieser Erscheinungen in einer Association durch Aehnlichkeit, aber nicht der Eigenschaften, sondern der ideellen und emotionellen Belationen : Zwrei, bez\u00fcglich ihrer Eigenschaften durchaus verschiedene Perceptionen oder Bilder k\u00f6nnen sich in unserem Geiste n\u00e4hern, falls sie durch irgend welche allgemeine Idee vereinigt sind. Dies palst auf die erste Dame, bei wTelcher die Condensation der Farben in Beziehung zur Concentration der seelischen Eigenschaften steht. Die Ann\u00e4herung findet auch statt, wenn beide Perceptionen oder Bilder in uns analoge Gef\u00fchle erwecken. Dies ist bei der zw7eitgenannten Dame der Fall, auf welche die durch Association gen\u00e4herten Personen und Farben denselben emotionellen Eindruck machen. Denn die ihr angenehmen Farben associirt sie den moralischen Menschen, welche ihr gut gefallen, die ihr unangenehmen Farben den unmoralischen.\nEs fragt sich noch, wie diese Beziehungen sich bei den betreffenden Personen das ganze Leben hindurch erhalten konnten. Verf. behauptet, dafs das Bezeichnen der Individuen durch Farben in den fr\u00fcheren Zeiten eine n\u00fctzliche Function erf\u00fcllt habe. Der Begriff der menschlichen Pers\u00f6nlichkeit ist sehr abstract und complicirt. Um diese verschiedenen Elemente festzuhalten wrar eine einfache und concrete Beziehung n\u00f6thig. Hierzu aber wurden die Farben verwerthet. Die Farben dienten also bei der Auffassung der Pers\u00f6nlichkeit als Symbol. Aehnlich spricht man auch heute noch von einem klaren, erleuchteten Geiste, von einem dunkeln Charakter, von tr\u00fcben Gedanken, strahlenden Gesichtern, gl\u00e4nzenden Bednern, von schw7arz und rosig Sehen.\nGiessler (Erfurt).\n10*","page":147}],"identifier":"lit33679","issued":"1902","language":"de","pages":"146-147","startpages":"146","title":"Sokolow: L'individuation color\u00e9e. Rev. philos. 51 (1), 36-46. 1901","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:36:58.591311+00:00"}