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F. Pillon: Le mémoire affective: son importance théorique et pratique. Rev. philos. 51 (2), 113-138. 1901. / M. Mauxion: La vraie mémoire affective. Rev. philos. 51 (2), 139-150. 1901

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{"created":"2022-01-31T16:38:15.261675+00:00","id":"lit33682","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 148-152","fulltext":[{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nLiterat urbericM.\nAug. Lema\u00eetre. Audition color\u00e9e et Ph\u00e9nom\u00e8nes connexes observ\u00e9es chez des \u00e9coliers. Avec 120 figures. Paris, Alcan; Genf, Eggimann. 1901. 170 S.\nDie Arbeit gliedert sich in 6 Kapitel, sie stellt sich als Ziel, die Arbeiten Galton\u2019s und Flournoy\u2019s zu vervollst\u00e4ndigen und zu verificiren.\nDas 1. Capitel tr\u00e4gt die Ueberschrift: Photismes et Personnifications. Hier werden im Allgemeinen die Ergebnisse zusammengestellt, die der Yerf. aus einer Untersuchung gewann, die an Sch\u00fclern der 6. Classe des Coll\u00e8ge de Gen\u00e8ve angestellt wurde. Hiernach scheint das Vorkommen von Diagrammen und Photismen in einem gewissen Yerh\u00e4ltnifs zu der geistigen Begabung der Sch\u00fcler zu stehen, w\u00e4hrend Personificationen \u00fcberhaupt nur selten vorkamen (bei 2 Sch\u00fclern von 112). Die Photismen beziehen sich auf Buchstaben, Kamen von Monaten, Wochentage, Farben etc. Oft wurde die Farbe eines Buchstabens auf W\u00f6rter \u00fcbertragen, in denen der betreffende Buchstabe vorkam. Hieraus ergaben sich bei den Farbennamen merkw\u00fcrdige Widerspr\u00fcche. So wurde z. B. in einem Falle das Wort \u201erouge\u201c schwarz gesehen, weil der Diphthong \u201eou\u201c dem Betreffenden schwarz erschien.\nDas 2. Capitel behandelt im Besonderen das Vorkommen von Diagrammen. Von 112 Sch\u00fclern wurde bei 21 das Auftreten von Diagrammen festgestellt. Von diesen hatten alle ein Diagramm f\u00fcr das Jahr, w\u00e4hrend 10 nur dieses allein besafsen.\nDas 3., 4. und 5. Capitel sind dem Studium von 3 Sch\u00fclern gewidmet, bei denen in ganz besonderem Maafse diese Erscheinungen vorkamen ; das 6. endlich enth\u00e4lt Betrachtungen allgemeiner Art und die Erkl\u00e4rungsversuche des Verfassers.\nDie interessante Studie ist aufserdem reich an bildlichen Darstellungen, wie der Verf. sie von seinen Versuchspersonen gewann.\nKiesow (Turin).\nJ. Jastrow. Belief and Credulity. Educational Review, Januar 1902. 28 S.\nDie Brosch\u00fcre enth\u00e4lt eine Bede, welche der Verf. in der Jahresversammlung der Northwestern Association of John Hopkins Alumni in Chicago im Februar 1901 \u00fcber Glauben und Leichtgl\u00e4ubigkeit gehalten hat. Der Tenor der Ausf\u00fchrungen Jastrow\u2019s liegt in eindringlichen Warnungen vor \u00fcbereilten, blos autoritativ gest\u00fctzten Annahmen, deren Verbreitungsf\u00e4higkeit und Z\u00e4higkeit u. a. die F\u00e4lle Taxil, Vaughan und Kaspar Hauser illustriren.\tKreibig (Wien).\nF. Pillox. La m\u00e9moire affective: son importance th\u00e9orique et pratique. Rev. philos. 51 (2), 113\u2014138. 1901.\nM. Mauxion. La vraie m\u00e9moire affectife. Rev. philos. 51 (2), 139\u2014150. 1901.\nZwei feinsinnige Abhandlungen, welche es verdienen, von den Psychologen genauer gelesen zu werden! Pillon wirft die Frage auf, ob die Gef\u00fchle und Emotionen auch ihre Bilder haben wie die Farben und T\u00f6ne, d. h. ob es auch ein affectives Ged\u00e4chtnifs giebt. Verf. l\u00e4fst zun\u00e4chst die bez\u00fcglichen Ansichten von einigen Autorit\u00e4ten auf dem Gebiete der Psychologie Kevue passiren. Spencer behauptet, dafs die Emotionen","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n149\nweniger leicht im Ged\u00e4chtnifs wieder aufleben als die Empfindungen, und dafs f\u00fcr ein lebhaftes Reproduciren der Emotionen das Reproduciren der Umst\u00e4nde n\u00f6thig ist, unter denen die Emotionen entstanden, d. h. der Bilder, denen sie associirt gewesen waren. Bain scheint f\u00fcr den ersten Augenblick entgegengesetzter Ansicht zu sein, dafs n\u00e4mlich die Emotionen (Liebe, Zorn u. s. w.) leichter reproducirt werden als die \u00e4ufseren Empfindungen (des Gesichts, Geh\u00f6rs u. s. w.) und als die inneren Empfindungen (muskul\u00e4re, Hungerempfindungen u. s. w.). B. constatirt folgende Stufenleiter : muskul\u00e4re Empfindungen, organischer, Geschmack, Geruch, Tastsinp, Geh\u00f6r, Gesicht, Emotionen. Trotzdem giebt er aber zu, das Wiederaufleben der Emotionen g\u00e4nzlich abh\u00e4ngig ist von dem der begleitenden Empfindungen, und folglich von der Leichtigkeit, mit welcher sie sich den verschiedenen Arten von Empfindungen associiren. H\u00f6ffding behauptet, dafs das Hervorrufen der vergangenen Gef\u00fchle schwerer und unvollst\u00e4ndiger ist als das Hervorrufen der vergangenen Empfindungen, und dafs das Reproduciren vorherrschend mit H\u00fclfe der Gesichts- und Geh\u00f6rsempfindungen stattfindet, denen sie urspr\u00fcnglich associirt waren. Eine je unbedeutendere Rolle in einem seelischen Zustande die intellectuellen Elemente spielen, um so schwerer reproducirbar ist derselbe. Wir k\u00f6nnen uns einer Reihe von Gef\u00fchlen wohl entsinnen, aber zum Reproduciren des affectiven Zustandes geh\u00f6rt das Reproduciren der \u00e4ufseren Umst\u00e4nde. Das gegenw\u00e4rtige Gef\u00fchl inhibirt immer das fr\u00fchere. Auf diese Weise entstehen auch zahlreiche Illusionen bez\u00fcglich unseres vergangenen Lebens. W. James legt dem Reproduciren der Gef\u00fchle im Ged\u00e4chtnifs kejnen Werth bei. Nach ihm k\u00f6nnen wir nicht Erinnerungen von Kummer oder Freude lepioduciien, die wir genabt haben, sondern nur neuen Kummer und neue Fieude, indem vii eine lebhafte Vorstellung von der Ursache erzeugen, welche sie erregt hatte. Ribot endlich unterscheidet zwei affective Ged\u00e4chtnisse: das wahre, wo die Erinnerung von organischen Erregungen begleitet ist, und das falsche oder abstracte, wo die Emotion nur wiederkehrt, nicht aber von neuem gef\u00fchlt wird. Letzteres ist nur eine Variet\u00e4t des intellectuellen Ged\u00e4chtnisses, indem das Affective nur als Marke beigef\u00fcgt wird. Nach B. kann man die affectiven Zust\u00e4nde verallgemeinern.\nNunmehr geht Verf. zu seinen eigenen Untersuchungen \u00fcber. Er nimmt eine Stelle aus Rousseau s Nouvelle Helo\u00efse als Beispiel, aus welcher erhellt, \u201ewie die Gegenwart der Objecte m\u00e4chtig die heftigen Gef\u00fchle zur\u00fcckbringen kann, von denen man in ihrer N\u00e4he erregt wurde\u201c. Die Eiinneiung an diese Gef\u00fchle bestand schon, bevor die Objecte von neuem angeschaut wurden. Beim Anschauen selbst werden diese bisher abstracten Gef\u00fchle zu concreten und erreichen die \u00e4ufserste Heftigkeit. Bei dieser affectiven Wiedererweckung haben wir 3 Momente zu unterscheiden: 1. Die neuen Gesichtsempfindungen, 2. Die fr\u00fcheren Gesichtsempfinclungen, deren Bilder zur\u00fcckgerufen werden durch die neuen, denen sie \u00e4hnlich sind (Aehnlichkeits-Association), 3. Die Bilder fr\u00fcherer Gef\u00fchle werden reproducirt du ich die dei fr\u00fcheren Empfindungen, welche diese Gef\u00fchle begleiteten (Ber\u00fchrungs-Association). Diese Analyse d\u00fcrfte die Ansichten von Bain und H\u00f6ffding untei st\u00fctzen, dafs n\u00e4mlich die Gef\u00fchle nur im Anschlufs an die Empfindungen wiederkehren. Verf. zweifelt jedoch, ob in allen F\u00e4llen","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nLi ter a turberich t.\ndas Wiedererwecken der Gef\u00fchle vom Wiedererwecken der Empfindungen abh\u00e4ngt. \u2014 Eine Vorstellung kann von ihren affectiven Begleiterscheinungen befreit wTerden und bewahrt dabei doch ihre Individualit\u00e4t. Ein Gef\u00fchl dagegen, welches von seinen intellectuellen Begleiterscheinungen getrennt ist und aus dem concreten Zustande in den ahstracten \u00fcbergeht, wird schliefslich so abstract, dafs es nicht mehr Object einer deutlichen affectiven Erinnerung sein kann. Damit eine affective Erregung wirklich unterschieden wird, mufs sie in der Zeit localisirt sein mit Bezug auf irgend welche Empfindung oder Vorstellung. Demnach haben Spencer und H\u00f6eeding Recht, wenn sie behaupten, dafs der Wille affective Erinnerungen nur mit H\u00fclfe der Reproducirung der Umst\u00e4nde zur\u00fcckruft. Die Erinnerung kann aber nach Verf. auch in der Weise von statten gehen, dafs eine Empfindung durch Aehnlichkeit mit einer fr\u00fcheren reproducirt wird. Letztere f\u00fchrt dann durch Ber\u00fchrung verschiedene Empfindungen derselben Epoche zur\u00fcck, von denen sie begleitet gewesen war. \u2014 Fouill\u00e9 behauptet, dafs dieselben Objecte nicht immer dieselben Erinnerungen erwecken, wenn wir fr\u00f6hlich oder wenn wir traurig sind, dafs es in uns einen allgemeinen Tonus der Stimmung giebt, welcher das ihm Entgegengesetzte zur\u00fcckst\u00f6fst, das mit ihm Zusammenstimmende anzieht (Gesetz der sensiblen Association), und dafs die Vorstellungen nicht allein mechanisch und logisch unter einander verkn\u00fcpft sind, sondern auch durch Beziehung zu den Gef\u00fchlen. Auch Ribot zweifelt nicht, dafs in vielen F\u00e4llen der Grund der Association in einer affectiven Disposition liegt. \u2014 Das affective Ged\u00e4chtnifs ist von Wichtigkeit f\u00fcr die Entwickelung der Gef\u00fchle. Die Art des in einem bestimmten Moment, unter bestimmten Umst\u00e4nden empfundenen Gef\u00fchls befestigt sich durch das Wiederaufleben der Erinnerung, welche es im Geiste hinterlassen hat. Es folgt daraus, dafs die Natur der gew\u00f6hnlich empfundenen Gef\u00fchle und derjenigen affectiven Erinnerungen, deren wir uns am h\u00e4ufigsten erinnern, ihre Kraft proportional den affectiven Elementen ver\u00e4ndern mufs, aus denen sie zusammengesetzt sind. Amp\u00e8re nennt dies concr\u00e9tion. Eine solche besteht ebensogut f\u00fcr die Empfindungen als f\u00fcr die Gef\u00fchle. Auf diese Weise entdeckt man auf einem Gem\u00e4lde Erh\u00f6hungen und Vertiefungen, wo in Wirklichkeit nur Schattenunterschiede sind.\nEs folgen noch einige praktische Anwendungen auf das individuelle und sociale Leben. Faouet behauptet, dafs die M\u00e4nner polygamisch, die Frauen monogamisch angelegt sind, weil bei letzteren das affective Ged\u00e4chtnifs st\u00e4rker ist, bei ersteren das intellectuelle. Die Thatsache des affectiven Ged\u00e4chtnisses bildet auch den Grund daf\u00fcr, dafs die Liebe der Eltern zu den Kindern st\u00e4rker ist als umgekehrt, und dafs die Mutterliebe die gl\u00fchendste ist. Aehnlich ist es erkl\u00e4rlich, warum die religi\u00f6sen Gef\u00fchle, die seit unserer Jugend in uns gepflegt werden, den wissenschaftlichen Lehren des Atheismus widerstehen, und weshalb es mit Schwierigkeiten verkn\u00fcpft ist, dafs ein Volk seine Religion ver\u00e4ndert. Schliefslich giebt Verf. eine Anwendung auf die Charakterologie. Die affectiven Tendenzen setzen den Charakter zusammen. Da dieselben nun nicht in unver\u00e4nderlichen Verh\u00e4ltnissen bestehen bleiben, vielmehr die einen an Intensit\u00e4t","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n151\nwachsen, die anderen abnehmen k\u00f6nnen, so wird die Lehre Kant\u2019s und Schopenhauer\u2019s von der Unver\u00e4nderlichkeit des Charakters hinf\u00e4llig. \u2014\nDasselbe Thema behandelt Mauxion. Wir entsinnen uns wohl unserer Freuden und Leiden \u2014 diese bilden gleichsam Bestandtheile unseres Ich \u2014 genauer aber der Umst\u00e4nde, unter denen wir diese Gef\u00fchle gehabt haben. Das Gef\u00fchl, dessen wir uns scheinbar entsinnen, ist oft nicht dasselbe. Denn die Erinnerung an unsere Freuden ist oft mit Bedauern gemischt. Die Erinnerung an einen Act von jugendlichem Enthusiasmus kommt uns bisweilen l\u00e4cherlich vor. Giebt es also ein affectives Ged\u00e4cht-nifs? Objectiv betrachtet besteht die Freude in einem raschen und leichten Rhythmus mit einer reichen Activit\u00e4t, die Traurigkeit in einem langsamen Rhythmus mit langsamer Activit\u00e4t, der Zorn in einem gedr\u00fcckten Rhythmus, der gewaltsam unterbrochen wird von einer Masse pl\u00f6tzlicher Activit\u00e4t, welche nach einem pl\u00f6tzlichen Stillst\u00e4nde in Action tritt, die Furcht von einem langsamen Rhythmus, spasmodisch verbunden mit einer gedr\u00fcckten Activit\u00e4t, die Bewunderung in einem langsamen Rhythmus verbunden mit einer Activit\u00e4t in langen, regelm\u00e4fsigen Wellen. Ribot sieht in Freude und Trauer keine wirklichen Gef\u00fchle, sondern er identiflcirt sie mit physischem Vergn\u00fcgen und physischem Schmerze. Nach Verf. mit Unrecht. Denn man kann traurig sein in Mitten von sinnlichen Vergn\u00fcgungen und fr\u00f6hlich bleiben in Mitten von Qualen. Auch ist die Traurigkeit nicht immer schmerzlich. Erkl\u00e4rlich wird dies durch das soeben Angef\u00fchrte. Sieht man n\u00e4mlich in der Freude einen schnelleren, in der Traurigkeit einen langsamen Rhythmus, so ist der Unterschied zwischen s\u00fcfser Freude und ruhiger Traurigkeit kein so grofser. Verliert der Rhythmus bei seiner Verlangsamung nichts von seiner Leichtigkeit, so erscheint der Schmerz nicht, und das Gef\u00fchl bleibt bis zu einem gewissen Grade angenehm. Daher schreibt sich der Reiz der klagenden Musik, der schmachtenden Poesie, der melancholischen Landschaftsmalerei.\nBei der Reproducirung des Gef\u00fchls hat die Uebereinstimmung des neuen Gef\u00fchls mit dem primitiven seine erste Ursache in der Treue und Kraft der wieder auf lebenden Vorstellung. Auch mufs der Zustand der Seele f\u00e4hig sein, sich dem neuen Rhythmus, welchen die Vorstellung ihm mitzutheilen strebt, anzupassen. So z. B. verm\u00f6gen uns Sonnenstrahlen nicht zu erfreuen, wenn wir traurig sind. Ribot fand, dafs fr\u00f6hliche Menschen gew\u00f6hnlich unf\u00e4hig sind, sich ihrer traurigen Stimmungen zu entsinnen, und dafs traurige Menschen noch weniger f\u00e4hig sind, ihre fr\u00f6hlichen Stimmungen zur\u00fcckzurufen. Ebenso f\u00e4llt es dem Manne schwer, die Freuden der Kindheit, dem Greise, die Freuden des J\u00fcnglings von neuem zu empfinden. Ausnahmen bilden die Dichter, K\u00fcnstler und Personen mit lebhafter Phantasie.\nAlso nur die Vorstellungen leben wieder auf, nicht aber die Emotionen. Letztere sind durchaus neue Ph\u00e4nomene. Die Aehnlichkeit hat ihren Grund nur in der Aehnlichkeit der sie bestimmenden Vorstellungen. Man kann nicht behaupten, dafs die Emotionen dem Organismus einverleibt sind in der Art wie die Vorstellungen. Wohl aber k\u00f6nnte ebenso wie bei dem motorischen Ged\u00e4chtnifs an eine feste Verbindung zwischen Vorstellung und physiologischem Rhythmus gedacht werden. Verf. f\u00fchrt eine Reihe","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nLiteraturbericht.\nvon Beispielen an, wo eine fr\u00fcher empfundene \u00e4hnliche Emotion beim Wahrnehmen einer \u00e4hnlichen Erfahrung wieder wach gerufen wurde, ohne dafs irgend welche associative Verst\u00e4rkung durch andere Vorstellungen hinzugekommen w\u00e4re. Nach Verf. hat daher das wahre affective Ged\u00e4cht-nifs seine Wurzel nicht in der Lebhaftigkeit der die Emotion constituirenden Vorstellungen, sondern in einer bestimmten Disposition des Organismus. Oft jedoch combiniren sich beide F\u00e4lle. \u2014\nWas den Kernpunkt der Frage anbelangt, so geh\u00f6rt nach Ansicht des Referenten die Erinnerung an Emotionen, die nicht von neuem gef\u00fchlt werden, \u00fcberhaupt nicht zum emotionellen Ged\u00e4chtnifs, da in solchen F\u00e4llen die Erinnerung vorherrschend Sache des Intellects ist. Das Wesen der emotionellen Reproduction erfordert die Wiederkehr der k\u00f6rperlichen Erregung. Dabei ist es gleichg\u00fcltig, ob die Emotion sogleich beim Auftauchen einer bestimmten Vorstellung bezw. Empfindung wieder erscheint oder erst durch das Hinzutreten von anderen Vorstellungen sich entwickelt. Je nachdem erfolgt aber das emotionelle Reproduciren rascher oder langsamer. Daher die verschiedenen Ansichten der Forscher bez\u00fcglich der Geschwindigkeit des Wiederauflebens von Emotionen im Verh\u00e4ltnifs zu anderen Arten von Reproduction. Das Functioniren des emotionellen Ged\u00e4chtnisses haben wir in gr\u00f6fster Reinheit bei Thieren. Zusammenfassend k\u00f6nnte man sagen, dafs wir eine emotionelle Reproduction bei der Wiederkehr von solchen Eindr\u00fccken des individuellen oder Gattungslebens haben, welche durch ihre unmittelbar f\u00f6rdernden oder hemmenden Beziehungen zu den Lebensbedingungen des Individuums mit rasch vor\u00fcbergehender oder l\u00e4nger anhaltender organischer Betonung verbunden sind (vgl. Giessler, Die Identificirung von Pers\u00f6nlichkeiten, Vierteljakrsschrift f\u00fcr wissenschaftliche Philosophie, 1900).\tGiessler (Erfurt).\nM. Meyer. Contributions to a Psychological Theory of Music. The University of Missouri Studies 1 (1). 80 S. 1901.\nDen Grundirrthum aller neueren Musiktheorie erblickt Meyer in dem \u201eDogma\u201c der diatonischen Tonleiter. Er findet in der Verwandschaft aufeinander folgender T\u00f6ne und in der Tonalit\u00e4t die Principien aller musikalischen Tonverbindung. Melodische Verwandtschaft besteht, direct oder indirect, nur zwischen T\u00f6nen, deren Schwingungsverh\u00e4ltnisse durch die Primzahlen 1, 2, 3, 5, 7 oder deren Producte k\u00f6nnen ausgedr\u00fcckt werden. Andere T\u00f6ne seien in einem musikalischen Ganzen nicht verwendbar; aber keines von jenen Verh\u00e4ltnissen sei von vorn herein auszuschliefsen. Die \u201evollst\u00e4ndige musikalische Skala\u201c enthielte demnach die unbegrenzte Reihe aller Producte aus den Potenzen von 2, 3, 5 und 7. Der Verf. hat diese Reihe so weit ausgef\u00fchrt, als die von ihm untersuchten Tonwerke ihm das n\u00f6thig zu machen schienen. Die Potenzen von 3 sind bis zur 6., diejenigen von 5 bis zur 3., von 7 ist nur die 1. Potenz (7) ber\u00fccksichtigt. Alle Potenzen von 2, d. h. alle Octavenlagen der T\u00f6ne, sind nach Meyer hinsichtlich der Verwandtschaftsverh\u00e4ltnisse \u201eabsolut gleichwerthig\u201c [?]. Unter diesen Voraussetzungen ergeben sich 29 Verh\u00e4ltnifszahlen, wodurch die in der Musik m\u00f6glichen Tonbeziehungen auszudr\u00fccken seien. Es ergeben sich also innerhalb der Octave 29 \u2014, f\u00fcr jeden Halbton bis 3 m\u00f6gliche T\u00f6ne.","page":152}],"identifier":"lit33682","issued":"1902","language":"de","pages":"148-152","startpages":"148","title":"F. Pillon: Le m\u00e9moire affective: son importance th\u00e9orique et pratique. Rev. philos. 51 (2), 113-138. 1901. / M. Mauxion: La vraie m\u00e9moire affective. Rev. philos. 51 (2), 139-150. 1901","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:38:15.261681+00:00"}

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