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Joh. Volkelt: Die pychologischen Quellen des ästhetischen Eindruckes. Zeitschrift f. Philosophie u. phil. Kritik 117 (2), 161-189. 1901.

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{"created":"2022-01-31T16:21:33.487613+00:00","id":"lit33684","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Witasek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 154-156","fulltext":[{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nLi ter a turberich t.\nAbweichungen yon den mathematischen Normalverh\u00e4ltnissen und von der conventioneilen Notation \u00e4sthetisch werden gefordert sein. Aber wirklich G\u00fcltiges kann sich hier\u00fcber nur aus objectiven Versuchen ergeben, wozu in jedem Falle zahlreiche Beobachter, namentlich musikalisch hervorragend ge\u00fcbte, wenn m\u00f6glich die Sch\u00f6pfer der untersuchten Tonst\u00fccke selbst heranzuziehen w\u00e4ren. Die Variation der Bedingungen m\u00fcfste innerhalb viel weiterer Grenzen sich bewegen als in Meyer\u2019s Versuchen. Und erst nachdem auf diese Weise Maafs und Richtung der zu erwartenden regel-m\u00e4fsigen Abweichungen exact festgestellt ist, werden ihre psychologischen Ursachen erkennbar sein.\nEin weiteres principielles Bedenken gegen die neue Theorie erw\u00e4chst aus der einseitig beschr\u00e4nkten Auswahl der vom Verf. betrachteten Melodien. Es giebt V\u00f6lker, deren s\u00e4mmtliche Intervalle von denen der diatonischen Leiter wie auch der neuen MEYER\u2019schen verschieden sind. Die Musik der Siamesen oder der Javesen ist nach Meyer\u2019s Voraussetzungen ganz unbegreiflich. Er glaubt, im Gegensatz zu den meisten Musiktheoretikern, die Gesetze \u201eder\u201c Melodie ohne R\u00fccksicht auf Zusammenkl\u00e4nge ermitteln zu k\u00f6nnen und zu m\u00fcssen. Jeder pfeifende Strafsenjunge beweise, dafs es melodische Musik \u201eohne Harmonie\u201c gebe. Aber warum leben in Berlin, London, Paris Melodien von v\u00f6llig anderem Bau als etwa in Bangkok? Strafsenjungen pflegen ihre Melodien nicht selbst zu erfinden, und in keinem Falle sind sie von ihrer Umgebung musikalisch unabh\u00e4ngig. Die Intervalle des europ\u00e4ischen Culturkreises sind nicht zu verstehen ohne Ber\u00fccksichtigung der Harmonie und Disharmonie in Zusammenkl\u00e4ngen.\nNach dem Gesagten w\u00e4re es verfr\u00fcht, die weiteren, interessanten Folgerungen Meyer\u2019s \u2014 zur muthmaafslichen Geschichte der Melodie, zur Theorie der Consonanz und Harmonie \u2014 hier zu er\u00f6rtern.\nKrueger (Kiel).\nJoh. Volkelt. Die psychologischen Quellen des \u00e4sthetischen Eindruckes. Zeitschrift f. Philosophie u. phil. Kritik 117 (2), 161\u2014189. 1901.\nDie heutige Aesthetik ist im Grofsen und Ganzen darin einig, dafs das Wesentliche des Aesthetischen in einem bestimmten psychischen Verhalten des Subjectes liegt. Wie beschaffen dieses psychische Verhalten sei, dar\u00fcber gehen die Meinungen allerdings auseinander; doch wird in der Regel die stillschweigende Voraussetzung gemacht und eingehalten, dafs das Charakteristische des \u00e4sthetischen Betrachtens und Geniefsens immer nur auf eine einzige seelische Beth\u00e4tigungsweise zur\u00fcckzuf\u00fchren sei. Gegen diese Voraussetzung wendet sich Volkelt. Sie sei von vornherein durchaus nicht einleuchtend, und Lipps habe Unrecht, wenn er (im 3. \u00e4sthetischen Literaturbericht) in der Vielheit der von ihm (Volkelt) angenommenen Quellen des Aesthetischen einen Mangel erblickt, der allein schon gegen die Haltbarkeit seiner Ansichten spreche.\nRef. glaubt, dafs Lipps doch nicht so ganz Unrecht hat. L\u00e4fst man es schon einmal gelten \u2014 und daran wird Angesichts vielf\u00e4ltigster Erfahrungen und Thatsachen nicht zu r\u00fctteln sein \u2014 dafs das Gebiet der Aesthetik ein nat\u00fcrlich und innerlich zusammengeh\u00f6riges ist, und sucht man das Wesent-","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n155\nliehe des diesem Gebiete Zugeh\u00f6rigen in der Art der seelischen Beth\u00e4ti-gungsweise des Subjectes, so wird man es eben nur in einer einzigen finden k\u00f6nnen, weil sonst der innere Zusammenhalt dieses Gebietes verloren geht. Nicht dafs diese allem Aesthetischen gemeinsame und charakteristische Beth\u00e4tigungsweise keine Determinationen sollte aufweisen d\u00fcrfen; solchen ist der Anzahl nach a priori keine Grenze gesetzt. Aber die Art der Beth\u00e4tigung, ihr wesentlicher Kern mufs davon unber\u00fchrt bleiben, denn er ist nothwendig immer ein und derselbe, wenn anders nicht der Charakter des Aesthetischen verloren gehen soll.\nVielleicht ist Volkelt \u00fcbrigens geneigt, die Stringenz dieser Forderung anzuerkennen und sie mit seinen Behauptungen vereinbar zu finden. Die \u201eQuellen\u201c seien noch nicht das wesentlich \u00e4sthetische Verhalten, sie seien zun\u00e4chst nur das, aus dem es entspringt, sie k\u00f6nnen immerhin in beliebiger Anzahl gegeben und bereits psychischer Natur sein, ohne dafs die psychologische Einerleiartigkeit des specifisch \u00e4sthetischen Verhaltens dadurch ber\u00fchrt wird. Volkelt f\u00fchrt solcher Quellen vier an: 1. Gef\u00fchlserf\u00fcllte Anschauung, 2. Lebens- und Weltgef\u00fchle (Ausweitung des Gef\u00fchlslebens nach dem Typischen, Allgemeinen), 3. Fehlen des Wirklichkeitsgef\u00fchles (Gef\u00fchl der Entlastung), 4. gesteigerte beziehende Th\u00e4tigkeit des Unterscheidens und Einigens \u2014 und spricht schliefslich von der \u00e4sthetischen Befriedigung, der Lust, die aus jeder dieser Quellen herfliefst. Diese Lust also, die sich auf eine der als \u201eQuellen\u201c angef\u00fchrten psychischen Beth\u00e4tigungen gr\u00fcndet, w\u00e4re sonach der f\u00fcr das Aesthetisclie wesentliche, psychologisch einerleiartige Kern \u2014 sie kann es aber, n\u00e4her besehen, doch nicht sein. Lust ist an sich qualitativ immer ein und dasselbe und differenzirt sich nur nach ihrem Erreger ihrer psychologischen Voraussetzung. Sind solcher Erreger vier vorhanden, und sind sie im Grunde nicht auf einen einzigen zur\u00fcckzuf\u00fchren, so geben sie vier verschiedene Arten Lust, und die geforderte Einheit mangelt wieder. Die Lust an sich ist ja kein \u00e4sthetisches Speeificum.\nOder sollte das eine wesentliche Charakteristikum nur durch die Ge-sammtheit der vier genannten Beth\u00e4tigungsweisen des Bewufstseins gegeben sein? \u201eDie eigenth\u00fcmliche \u00e4sthetische Befriedigung besteht in dem Zusammentreten dieser mannigfaltigen Lustgef\u00fchle\u201c, sagt Verf. einmal (S. 188). Es scheint jedoch, dafs, wenn diese Auffassung von den That-sachen aus eine directe Widerlegung nicht erf\u00e4hrt, dadurch weniger der Nachweis ihrer Richtigkeit erbracht als die Unbestimmtheit der angef\u00fchrten vier \u201eQuellen\u201c illustrirt ist.\nImmerhin mufs ger\u00fchmt werden, dafs Volkelt in der Betrachtung der Thatsachen, die ihn zur Aufstellung der vier Quellen f\u00fchrt, seinen feinen psychologischen Blick neuerdings bew\u00e4hrt, so dafs schon die Aufzeigung und Sammlung des Materials durch die vorliegende Arbeit dankenswerte Bereicherung erf\u00e4hrt. Nur in der exacten Fassung des von ihm concret Erschauten und in der Analyse desselben scheint er nicht gl\u00fccklich gewesen zu sein. Daran liegt es auch, dafs es ihm entgeht, wie die Instanzen, die er vorbringt, gerade Instanzen gegen die von ihm vertretene Anschauung sind. Genauere Analyse der vier Quellen ergiebt n\u00e4mlich, dafs sie schliefslich doch auf eine einzige zur\u00fcckgehen. Es ist im Rahmen eines Referates","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nLi teraturb ericht.\nnat\u00fcrlich nicht m\u00f6glich, diese Analyse vorzuf\u00fchren. Daran aber sei erinnert, dafs sich demnach Yolkelt\u2019s Auffassung der \u00e4sthetisch-psychischen Thatsachen mit der erw\u00e4hnten Forderung ihrer psychologischen Einerleiartigkeit schliefslich doch in Einklang erweist und sich, von anderem abgesehen, schon dadurch als im Wesentlichen richtig empfiehlt.\nWitasek (Graz).\nOskar Kraus. Zur Theorie des Werthes. Eine Bentham-Studie. Halle a. S., Max Niemeyer. 1902. 148 S. 3,60 Mk.\nDer Yerf. unternimmt es in dieser Schrift, die Werththeorie vom Standpunkte Franz von Brentanos neu zu fundiren und w\u00e4hlt als Ausgangspunkt seines Raisonnements die hedonistische Ethik Bentham\u2019s, deren logische und psychologische Unhaltbarkeit er nachzuweisen sucht.\nDer \u201evoluntarische Apriorismus\u201c von Brentano und Kraus wurzelt in dem Satze, dafs die \u201epsychischen Th\u00e4tigkeiten des Gem\u00fcthslebens, das Lieben und Hassen und alle seine Modificationen in analoger Weise eine innere Richtigkeit und Unrichtigkeit aufweisen, wie die Acte des Ur-theilens, das Bejahen und Verneinen ; dafs ferner dem evidenten Urtheilen eine als richtig charakterisirte Liebe an die Seite gestellt werden kann.\u201c In dem richtig Charakterisirtsein der Liebe liege das Kriterium des Guten und \u00fcberhaupt des Werthbesitzenden. Als Beispiele f\u00fcr die Werthseite des Guten werden angef\u00fchrt \u201edie Liebe zur Erkenntnifs, das Meiden des Irrthums, das Hassen der Unwissenheit, die Liebe zu jeder richtigen Ge-m\u00fcthsth\u00e4tigkeit\u201c (11). Die Schwierigkeit, aus einer solchen Begr\u00fcndung auch das empirisch gegebene Mehr oder Minder der Werthsch\u00e4tzung abzuleiten, sucht der Yerf. mit Brentano durch die Einf\u00fchrung eines neuen Begriffs dei \u201elichtig charakterisirten Bevorzugung\u201c, welche mit der Intensit\u00e4t des F\u00fchlens und Wollens nichts zu thun hat, zu l\u00f6sen. Ein fundamentales Postulat dieser Theorie ist der Satz, dafs es schlechthin intensit\u00e4tslose Freuden gebe, n\u00e4mlich jene an nichtphysischen Inhalten. \u201eWo ein psychischer Act keinen physischen, sondern einen begrifflichen Inhalt aufweist, dort mangelt auch jede Intensit\u00e4t\u201c (S. 15). Was bei solchen Acten an Lustbegleitung thats\u00e4chlich auftrete, sei eine \u201eLustredundanz\u201c, welche allerdings Intensit\u00e4t und Gr\u00f6fse, aber nicht richtiges Charakterisirtsein auf weise. \u201eDer physische Schmerz\u201c, sagt der Yerf., \u201eist dahei stets ein unrichtiger (!) Gem\u00fcthsact, denn der Empfindungsinhalt, auf den er gerichtet ist, ist \u00bbin sich\u00ab liebenswerth\u201c (17). Auch wird der Verf. nicht m\u00fcde, dem Gute des Lustbesitzes die \u201egeistigen\u201c G\u00fcter als nicht lustbetonte entgegenzusetzen (67). Dies in der Hauptsache die Anschauung des Yerf.\u2019s. Sie sei, wie er stolz sagt, die \u201enat\u00fcrliche Grundlage, auf welcher der Bau der Ethik und Politik unersch\u00fcttert ruhen kann, und seine Sicherheit durch untr\u00fcgliche Kriterien gew\u00e4hrleistet!\u201c (35).\nIn den folgenden Capiteln bespricht der Verf. in sinnvoller, anregender Weise die einschl\u00e4gigen Lehren von Bernouilli, Laplace, Fechner, Gossen, Jevons und Menger, welche s\u00e4mmtlich in dem schon von Bentham zutreffend formulirten Gesetze gipfeln, dafs Lustertrag und G\u00fcterbesitz nicht im gleichen absoluten Maafse, sondern im Sinne einer relativen Con-","page":156}],"identifier":"lit33684","issued":"1902","language":"de","pages":"154-156","startpages":"154","title":"Joh. Volkelt: Die pychologischen Quellen des \u00e4sthetischen Eindruckes. Zeitschrift f. Philosophie u. phil. Kritik 117 (2), 161-189. 1901.","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:33.487619+00:00"}

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