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{"created":"2022-01-31T16:39:20.161447+00:00","id":"lit33688","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 159-160","fulltext":[{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Liter aturb er icht.\n159\nwelche den makroskopischen Befund bei Paralyse und bei seniler Demenz darstellen, besonders hervorzuheben.\nDer Atlas gewinnt aber noch ganz erheblich an Werth durch die Beigabe einer kurzen, aber doch ziemlich vollst\u00e4ndigen, klaren, auch die neuesten Forschungen bereits verwerthenden Darstellung der allgemeinen und speciellen Psychiatrie. Dafs Weygandt hierbei, wenn auch nicht unbedingt, den Lehren Kr\u00e4pelin\u2019s folgt, ist schon aus dem rein \u00e4ufserlichen Umstande erkl\u00e4rlich, dafs er sich zu dessen Sch\u00fclern z\u00e4hlen darf.\nBesonders gelungen erscheinen Ref. die Schilderung der Dementia praecox und des manisch-depressiven Irreseins, das W. bereits fr\u00fcher monographisch bearbeitet hat.\nKurz und gut, der Atlas verdient unsere volle Anerkennung, und er wird seinen Zweck sicherlich erf\u00fcllen, zumal der Preis von 16 Mk. ein durchaus bescheidener ist.\tErnst Schultze (Andernach).\nP. Janet. La maladie du scrupule ou l\u2019aboulie d\u00e9lirante. Lev. philos. 51 (4u.5), 337\u2014359 u. 499\u2014524. 1901.\nVerf. beobachtete 85 F\u00e4lle von Scrupelsucht; darunter waren nicht weniger als 62 weiblichen Geschlechts. Die Mehrzahl der Kranken stand zwischen 20. bis 40. Lebensjahre. Die Beobachtung der Kranken ist dadurch aufserordentlich erschwert, dafs diese sich nur schwer zu Auslassungen entschliefsen, und dann sind diese noch unzureichend und unvollkommen ; infolgedessen entgeht das Leiden der Umgebung oft genug lange Zeit. Es sind daher auch nur sehr wenige Kranke zu bewegen, dem Arzte einen genauen \u00e4rztlichen selbstgeschriebenen Bericht zu erstatten. Der Kranke ist \u00e4ngstlich, verzagt, unentschlossen, kommt nie zum Schlufs, ringt immer mit dem Ausdruck, vermag nicht das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden ; so ist er aufser Stande, seine Lage dem Arzte so zu schildern, wie er es selber gerne m\u00f6chte. Der Kranke kann \u00fcberhaupt nichts exact thun, nichts zu Ende f\u00fchren. Die psychologische Beobachtung erfordert daher nicht nur viel M\u00fche, sondern noch mehr Zeit.\nFach dem Inhalte der den Kranken beherrschenden Zwangsvorstellungen unterscheidet Verf. f\u00fcnf, durch zahlreiche easuistische Mittheilungen erl\u00e4uterte Typen.\nDie Kranken haben Vorstellungen, wTelche das Gef\u00fchl der Religion, des Anstandes, der guten Sitte auf das Gr\u00f6blichste beleidigen (obsession du sacril\u00e8ge).\nAndere Kranke besch\u00e4ftigen sich endlos in speculativer Weise mit Fragen der Religion oder Moral oder werden immerfort getrieben, erlaubte (Beten, Beichten) oder unerlaubte (Schlagen der eigenen Kinder, Selbstmord, Sittlichkeitsdelicte, Diebstahl) Handlungen zu begehen, oder sie machen sich Gewissensbisse, weil sie dies oder jenes begangen haben k\u00f6nnten, oder ihre Gewissensbisse erstrecken sich auf ganz indifferente Handlungen (obsession du crime).\nOder der Kranke hat die Vorstellung, er selbst sei unvollkommen, seine Handlungen seien schlecht (obsession de honte).\nDiese Vorstellungen k\u00f6nnen sich auch auf den K\u00f6rper, dessen Theile oder deren Function beziehen ; klinisch sind solche F\u00e4lle um so wichtiger,","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nLiteraturbericht.\nals sie leicht zur Verwechselung mit Hysterie (Anorexie, Astasie-Abasie), Chorea, Schreibkrampf etc. f\u00fchren k\u00f6nnen. (La honte du corps.)\nEine letzte Gruppe von Kranken besch\u00e4ftigt sich mit dem eigenen Gesundheitszust\u00e4nde, mit der Furcht, durch eigene Schuld krank zu werden (obsessions hypocondriaques).\nAllen diesen Vorstellungen ist gemeinsam die innige Beziehung zu dem kranken Individuum ; immer ist dieses dabei activ beth\u00e8iligt. Manche der Vorstellungen werden geradezu als Phobien bezeichnet. Verf. vermeidet diesen Ausdruck im Hinblick auf die Betheiligung des Willens und der Vorstellungen, um so mehr, als die Phobien hierbei rein secund\u00e4r sein k\u00f6nnen.\nDie Antheilnahme des Individuums erstreckt sich immer auf schlechte Handlungen, auf Handlungen, die allgemein oder gerade von dem betreffenden Individuum verabscheut, verurtheilt werden. Die Handlungen, die gerade die von dem Individuum am meisten geliebten Personen sch\u00e4digen, sind die schrecklichsten und sonderbarsten, die man sich nur vorstellen kann. Die Kranken suchen sich in ihren Vorstellungen einander geradezu zu \u00fcberbieten.\nBestimmte Ereignisse beeinflussen weniger den Inhalt der Zwangsvorstellungen als vielmehr Alter, Geschlecht, Charakter des Kranken, seine socialen Verh\u00e4ltnisse. Diese Vorstellungen sind endogener Natur im Gegensatz zu den exogenen bei Hysterie mit ihrer erh\u00f6hten Suggestibilit\u00e4t.\nErnst Schultze (Andernach).","page":160}],"identifier":"lit33688","issued":"1902","language":"de","pages":"159-160","startpages":"159","title":"P. Janet: La maladie du scrupule ou l`aboulie d\u00e9lirante. Rev. philos. 51 (4 u. 5), 337-359 u. 499-524. 1901","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:39:20.161452+00:00"}