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{"created":"2022-01-31T16:37:42.459286+00:00","id":"lit33699","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"D\u00fcrr","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 227-228","fulltext":[{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n227\ndie \u00fceberplastieit\u00e4t desselben verschwindet, indem dabei die Differenzen der relativen Bildgr\u00f6fsen geringer werden, obwohl er constatirt, dafs bei noch weiterer Entfernungszunahme die Plasticit\u00e4t \u00fcberhaupt verloren geht.\nD\u00fcrr (Leipzig).\nA. St\u00f6hr. Binoculare Figurenmischung und Pseudoskopie. Leipzig u. Wien,\nDeuticke. 1900. 113 S.\nVon einer Erkl\u00e4rung der binocularen Mischung theilweise nicht con-gruenter Figuren ausgehend, gelangt Verf. zu einer Theorie der optischen Inversion, die er schliefslich auch auf solche Pseudoskopien anwendet, welche, wie das Z\u00f6llner\u2019sehe Muster, nicht den Fall einer Vereinigung von Doppelbildern darbieten. Als Grundvoraussetzung seiner Ausf\u00fchrungen kann man den Satz betrachten, dafs Erscheinungen, die in peripheren Vorg\u00e4ngen im Sinnesorgan ihre Erkl\u00e4rung finden, nicht durch Zuh\u00fclfe-nahme centraler Processe zu interpretiren sind, und dafs Empfindungs-thatsachen nicht durch TJrtheilsaete ersetzt werden k\u00f6nnen. Indem er nun in der Ciliarmuskelcontraction ein einheitliches Erkl\u00e4rungsprineip findet, gelingt ihm die empfindungstheoretische Grundlegung eines grofsen Gebietes der physiologischen Optik in einer Weise, die man vom Standpunkt einer immanenten Kritik als meisterhaft wird bezeichnen d\u00fcrfen. Wenn n\u00e4mlich \u2014 so f\u00fchrt er aus \u2014 auf nicht ganz identischen Stellen beider Netzh\u00e4ute Bilder entstehen, die nicht v\u00f6llig congruent sind, so sucht das Auge in einer Tendenz nach Minimisation des Lichtreizes die Bilder auf identische Netzhautstellen zu bringen und auf diese Weise gleich, also zur Verschmelzung geeignet zu machen. Dies geschieht, wie Verf. im Anschlufs an eine Hypothese Schefeler\u2019s annimmt, durch Ver\u00e4nderungen der Netzhautspannung, wobei die sich verschiebenden Netzhautelemente ihre Raumwerthe beibehalten. Diese Ver\u00e4nderungen der Netzhautspannung aber werden nach unseres Autors originaler Conception durch Contractions\u00e4nderungen des Ciliarmuskels und begleitende Spannungen der Zonula Zinii in der Weise herbeigef\u00fchrt, dafs Contraction des Ciliarmuskels eine Spannungsverminderung der Zonula und eine Zusammenziehung der Netzhaut durch die Elasticit\u00e4t ihrer Membranen zur Folge hat, w\u00e4hrend bei Relaxation des Ciliarmuskels eine Distraction der Netzhautelemente eintritt. So wird bei gleichbleibender Gr\u00f6fse des \u201ephysikalischen\u201c Bildes das \u201ephysiologische\u201c Bild vergr\u00f6fsert und verkleinert. Die Contractions\u00e4nderungen des Ciliarmuskels und der Zonula bewirken aber zugleich W\u00f6lbungsver\u00e4nderungen der Linse und zwar nicht nur solche, welche sich \u00fcber die ganze Oberfl\u00e4che der Linse gleichm\u00e4fsig vertheilen sondern unter Umst\u00e4nden die Entstehung von punktuellen und linearen W\u00f6lbungsmaxima und -Minima an beliebigen Stellen der Linsenoberfl\u00e4che. Dadurch wird der wichtigste Theil des Bildes von gewissen Punkten und Linien des Gegenstandes in ver\u00e4ndertem Abstand von der Netzhaut entworfen und demgem\u00e4fs werden die betreffenden Punkte und Linien mit ver\u00e4ndertem Tiefenwerth vorgestellt. Die Schwierigkeit, die darin liegt anzunehmen, dafs das Auge in Folge verschiedener Entfernung der Bildpunkte von der Netzhaut nicht ein verschieden scharfes Bild sondern ein Bild mit verschiedenem Tiefenwerth empfindet, verhehlt sich Verf. keines -\n15*","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nLiteratur bericht.\nwegs. Er macht vielmehr den Versuch, dieselbe durch Annahme eines zweiten, katoptrischen Netzhautbildes zu l\u00f6sen. Es wird \u00fcberhaupt nicht nur die allgemeine Theorie entwickelt, sondern ihre Anwendung zur Erkl\u00e4rung der einzelnen Erscheinungen bis ins Einzelne durchgef\u00fchrt und dabei sich ergebende Einw\u00e4nde finden sorgf\u00e4ltige Ber\u00fccksichtigung. Auch sucht Verf. seine Hypothesen dadurch m\u00f6glichst zu begr\u00fcnden, dafs er Folgerungen aus ihnen durch Erfahrungsthatsachen sich best\u00e4tigen l\u00e4fst. Insbesondere constatirt er durch Untersuchung von Personen, denen durch Staaroperation aus beiden Augen die Linsen entfernt wurden, dafs das Auftreten der optischen Inversion in der That an das Vorhandensein der Linsen gebunden ist. Die optische Inversion betrachtet er auch als das Prim\u00e4re an der bekannten T\u00e4uschung des Z\u00d6LLNER\u2019schen Musters, hei der durch die Bildung partieller W\u00f6lbungsmaxima der Linse die parallelen L\u00e4ngslinien als schr\u00e4g in die Tiefe laufend empfunden werden, w\u00e4hrend durch die secund\u00e4r damit gegebene Verschiebung der Netzhautelemente ihre scheinbare Divergenz sich noch vergr\u00f6fsert. Auf die Frage, wie denn das Auge dazu komme, ohne das Bed\u00fcrfnifs der Ad\u00e4quation von Doppelbildern die eigent\u00fcmliche, zur Erkl\u00e4rung der T\u00e4uschung angenommene Form der Linsenw\u00f6lbung hervorzurufen, giebt Verf. freilich nur eine nicht recht befriedigende \u201eassociationspsychologische Erkl\u00e4rung durch Gewohnheit\u201c. Eine richtige wie eine nicht allzu falsche Perspectivzeichnung, meint er, reize das Auge, sich gewohnheitsm\u00e4fsig so einzurichten, wie es sich f\u00fcr den dargestellten Gegenstand accommodiren w\u00fcrde. Derselbe Mechanismus, der im Dienst der Bildausgleichung steht, k\u00f6nne ja auch in den Dienst der Accommodation treten. Aber gerade das letztere scheint bestreitbar. Wenn die Folge der Accommodation nicht Verlagerung aller Bildpunkte in eine der Netzhaut m\u00f6glichst gen\u00e4herte Ebene, sondern im Gegentheil eine Auseinanderziehung in verschiedene Ebenen sein soll, so ist es schwer, eine prim\u00e4re Tendenz des Auges nach solcher Accommodation anzunehmen.\tDure (Leipzig).\nS. Freud. U\u00dfb\u00dfr d\u00dfll Tr\u00e4um. Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens von Loewenfeld u. Kurella 8, S. 307\u2014344. 1901.\nIm Vordergr\u00fcnde des heutigen Interesses f\u00fcr den Traum steht nach Verf. die Bedeutung desselben. Schubert sieht ihn als eine Losl\u00f6sung der Seele von den Fesseln der Sinnlichkeit an, Scherner und Volkelt als Entfaltung seelischer Kr\u00e4fte, welche tags\u00fcber an ihrer Entfaltung verhindert sind, Binz als einen unn\u00fctzen, in vielen F\u00e4llen krankhaften Zustand.\nFreud wandte auf die Tr\u00e4ume ein Verfahren an, das aus der Psycho-theiapie stammt, und das ihm bei der L\u00f6sung von Phobien, Zwangsideen, Wahnideen u. s. w. gute Dienste geleistet hatte. Es betrifft eine Aufdeckung der dem Bewufstsein verh\u00fcllten Associationswege, durch welche die krankhaften Ideen mit dem \u00fcbrigen seelischen Inhalte verbunden sind. Fr. l\u00e4fst sich von dem Kranken alle m\u00f6glichen Einf\u00e4lle erz\u00e4hlen, die zu seiner fixen Idee in Beziehung stehen. Er gewinnt dadurch psychisches Material, welches deutlich an die krankhafte Idee ankn\u00fcpft. Die L\u00f6sung besteht nun darin, dafs die krankhafte Idee durch eine neue ersetzt wird,","page":228}],"identifier":"lit33699","issued":"1902","language":"de","pages":"227-228","startpages":"227","title":"A. St\u00f6hr: Binoculare Figurenmischung und Pseudoskopie. Leipzig u. Wien, Deuticke. 1900. 113 S","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:37:42.459292+00:00"}