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Ueber den Einfluß der Farbe auf die Größe der Zöllner'schen Täuschung

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{"created":"2022-01-31T16:39:08.480279+00:00","id":"lit33713","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Benussi, Vittorio","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 264-351, 385-433","fulltext":[{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\n(Aus dem psychologischen Laboratorium der Universit\u00e4t Graz.)\nlieber den Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00d6LLNER\u2019schen T\u00e4uschung.\nVon\nVittorio Benussi.\nDie folgende Untersuchung ist aus dem Bestreben hervorgegangen, \u00fcber die immer noch strittige Frage nach der psychologischen Natur der geometrisch-optischen T\u00e4uschungen Klarheit zu gewinnen. Und zwar ist f\u00fcr mich dabei der nachstehende Gedanke maafsgebend gewesen : Geht die Z\u00f6llner\u2019sehe T\u00e4uschung auf eine irgendwie fehlerhafte Beschaffenheit dessen zur\u00fcck, was man trotz sonst mannigfachen Dissenses in betreff seiner psychologischen Natur doch ganz \u00fcbereinstimmend das Urtheil nennt, so kann dieses Irregehen durch Variationen eines Thatbestandes, der aufserhalb der Urtheilssph\u00e4re liegt, nicht wohl beeinflufst werden. Anders dagegen, wenn das Wesentliche der T\u00e4uschung auf einer Inad\u00e4quatheit der dem T\u00e4uschungsgegenstand zugeordneten Vorstellung beruht.1 Wobei freilich noch zu pr\u00e4cisiren w\u00e4re, auf welche Momente innerhalb des Vorstellens selbst die in Betracht kommende Inad\u00e4quatheit zur\u00fcckgef\u00fchrt werden m\u00fcfste. Nun f\u00e4llt, was an einer Z\u00f6LLNER\u2019schen T\u00e4uschungsfigur beurtheilt, n\u00e4her falsch beurtheilt wird, ganz und gar in das Gebiet r\u00e4umlicher Bestimmungen, und Keiner, der einschl\u00e4gige Urtheile abgegeben hat, wird dar\u00fcber im Zweifel sein, dafs f\u00fcr ihn aufserr\u00e4umliche Zuf\u00e4lligkeiten, wie insbesondere das Moment der Farbe, ganz aufser Betracht geblieben sind.\n1 \"Vgl. St. Witasek. \u201eUeber die Natur der geometrisch-optischen T\u00e4uschungen\u201c. Diese Zeitschr. 19, S. 81 ff.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Einflu\u00df der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner sehen T\u00e4uschung. 265\nSollte sich also gleichwohl heraussteilen, dafs diesem Momente ein gesetzm\u00e4\u00dfig formulirbarer Einflufs auf den Ausfall der T\u00e4uschung zukommt, so st\u00e4nde zu hoffen, dafs von der Feststellung dieser Gesetzm\u00e4fsigkeit auch auf die Natur der T\u00e4uschung selbst ein neues Licht fallen m\u00f6chte.\nImmerhin ist aber nur das Bestehen und der allgemeine Charakter einer solchen Gesetzm\u00e4fsigkeit dasjenige, das zu erweisen und den ersten Umrissen nach genauer darzulegen, die vorliegenden Ausf\u00fchrungen sich zu ihrer Aufgabe gemacht haben.\nDen Erl\u00f6s aus den hier verarbeiteten ungef\u00e4hr 14000 Versuchen der Theorie der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung selbst nutzbar zu machen, ist das Ziel einer zweiten, bereits nahezu abgeschlossenen Untersuchung, deren Mittheilung ich jedoch einem sp\u00e4teren Zeitpunkte Vorbehalten mufs. An dieser Stelle aber obliegt mir noch, ehe ich an die Thatsachen selbst herantrete, den Herren Privatdoc. Dr. St. Witasek, Dr. R. Ameseder, E. Mally, U. Stecher, R. Bujas, 0. Hamerle, die so freundlich waren, als Versuchspersonen mitzuwirken, auf das herzlichste zu danken. Aufserdem mufs ich im Hinblick darauf, dafs die deutsche Sprache nicht meine Muttersprache ist, f\u00fcr die nur allzu oft zum Vorschein kommende Unbeholfenheit in der Ausdrucksweise um Nachsicht bitten.\nExperimentelle Hiilfsmittel, Methode.\nDer Apparat (Fig. 1), der bei s\u00e4mmtlichen Versuchen der ersten, zweiten und im Wesentlichen auch der dritten Hauptreihe zur Anwendung gelangte, besteht aus einem Holzkasten ( A), dessen vordere Wand zwei Rinnen (r, r') tr\u00e4gt, in welche die einzelnen Scheiben (S) eingeschoben werden konnten. Die Hauptlinie der jeweiligen T\u00e4uschungsfigur ist durch Schrauben am Fufsbrett senkrecht einzustellen. Die einzelnen Scheiben (Fig. 2) haben 50 cm L\u00e4nge und 12 cm Breite. Auf der unteren H\u00e4lfte einer jeden derselben ist eine aus einer einzigen Quer-streifencolumne und Hauptlinie bestehende Z\u00f6llner\u2019sehe Figur gezeichnet. Die Hauptlinie (o \u2014 a) derselben ist 14, die Transversalen (tf ...) sind 5,5 cm lang ; die Entfernung der Kreuzungspunkte (e) betr\u00e4gt 2,5 cm ; der Neigungswinkel (a) der Transversalen mit der Hauptlinie ist \u2014 20 \u00b0. Am oberen Ende der Hauptlinie setzt ein schwarzer Faden (VF) ein, der auf der R\u00fcckseite der Scheibe mittelst eines Gewichtes (g) gespannt ist und","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nVittorio Benussi.\nFis. 2.\no","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 267\nauf einer dem oberen Rand der Scheibe entlang verschiebbaren Halbmillimetertheilung (m) lagert. Am oberen Rand je einer Scheibe ist der Punkt (p) angegeben, durch den die objectiv richtige Verl\u00e4ngerung der Hauptlinie geht. Die zwei Rollen (R und R\\ Fig. 1) dienten zum Verschieben des Verl\u00e4ngerungsfadens und zwar R\\ wenn die Versuchsperson selbst den Einstellungsfaden verschob, R wenn dies ein Anderer besorgte. Eine Constanz der jeweiligen Farbennuance und Helligkeits-werthe, wenn eine und dieselbe F\u00e4rbung sich bei mehreren T\u00e4uschungsfiguren, resp. bei einer ihrer Componenten wiederholte, war \u2014 wie leicht zu verstehen \u2014 nur \u201esehr\u201c ann\u00e4hernd zu erreichen. Das Material an T\u00e4uschungsfiguren bestand aus 7 monochromatischen Figuren mit den F\u00e4rbungen Roth, Gelb, Gr\u00fcn, Blau, Violett, Grau und Schwarz und die durch Combination dieser F\u00e4rbungen als Transversalen- und Hauptlinienf\u00e4rbung f\u00fcr bichromatische Figuren erhaltenen 42 bichromatischen Combi-nationen. Der Zeichnungsuntergrund dieser 49 T\u00e4uschungsfiguren war weifs. Ueberdies kam eine siebengliedrige Reihe von monochromatischen Figuren auf schwarzem Grund und eine ebenfalls siebengliedrige Reihe von achromatischen zwischen Schwarz und Weifs abgestuften Figuren auf schwarzem Grund zur Anwendung. Dafs unter den verwendeten Farben die violette vorkommt, k\u00f6nnte, wenn man an antagonistische Grundfarbenpaare denkt, zun\u00e4chst befremden. Der Grund aber, weswegen diese Farbe auf genommen wurde, war der, dafs dieselbe f\u00fcr den Naiven eine ebensogute Sonderstellung einnimmt, wie etwa Roth oder Gr\u00fcn. Inwieweit sich die Ber\u00fccksichtigung dieser F\u00e4rbung von Bedeutung erwiesen hat, werden wir gelegentlich der dritten Hauptreihe zu ber\u00fchren haben.\nDer am oberen Ende der Hauptlinie einsetzende Verl\u00e4ngerungsfaden war 27 cm lang. Einer Verschiebung desselben um 1 mm vom Punkte der objectiven Verl\u00e4ngerung aus entsprach ein Winkel von 0\u00b0 12' 46\". Wenn man nun bedenkt, dafs nach einiger Uebung eine Einstellungsdifferenz von 0,5 mm ausnahmslos corrigirt wurde, wird man einerseits einen Einblick in die beinahe unglaubliche Unterscheidungsf\u00e4higkeit f\u00fcr Richtungsverschiedenheit gewinnen ; andererseits die Zweckm\u00e4fsigkeit dieser Versuchsanordnung anerkennen m\u00fcssen. Denn gesetzt, man h\u00e4tte einen k\u00fcrzeren Faden verwendet, so w\u00e4ren Ablenkungen von 0 0 6' 20\" unber\u00fccksichtigt geblieben, und die feineren Abh\u00e4ngig-","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nVittorio Benussi.\nkeitsbeziehungen der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse von der F\u00e4rbungsverthei] ung auf Transversalen, Hauptlinie und Figurengrund h\u00e4tte sich ebenfalls einer relativ genaueren Pr\u00fcfung entzogen.\nDafs ich einen Neigungswinkel = 20 \u00fc und nicht einen \u2014 30 0 gew\u00e4hlt habe, bei dem sich das Maximum an T\u00e4uschungsgr\u00f6fse nach herk\u00f6mmlicher Ansicht einstellt, findet im Folgenden seine Rechtfertigung. Z\u00f6llneb\u2019s diesbez\u00fcgliche Feststellung1 2 hat auf Transversalenl\u00e4nge und Kreuzungspunktabst\u00e4nde nicht eigentlich R\u00fccksicht genommen. Dies ist der Hauptsache nach durch Hetmans 2 geschehen, der zu dem Resultate kam, dafs von einem Neigungswinkel \u2014 30\u00b0 aus die T\u00e4uschung nach beiden Richtungen, d. h. gleichviel, ob der Neigungswinkel gr\u00f6fser oder kleiner wird, abnimmt.3 Er gebrauchte immer Combinationen von mehreren einfachen Z\u00f6llner\u2019sehen Mustern, d. h. Zeichnungen , bestehend aus mehreren Transversalencolumnen und Hauptlinien. Die Ablenkungswerthe f\u00fcr eine einzige T\u00e4uschungsfigur, bestehend aus einer einzigen Querstreifencolumne und einer Hauptlinie auf gleichm\u00e4fsigen Grund und gleichm\u00e4fsiger Umgebung hat er nicht untersucht. Da es mir nun \u2014 dem Zwecke meiner Versuche gem\u00e4fs \u2014 erw\u00fcnscht war, allf\u00e4lligen T\u00e4uschungsvariationen den gr\u00f6fstm\u00f6glichen Spielraum zu bieten, war ich darauf bedacht, meine T\u00e4uschungsfigur aus solchen Transversalen, Kreuzungspunktdistanzen und Neigungswinkeln herzustellen, durch welche die gr\u00f6fste T\u00e4uschung zu erreichen war. Nun war ich gegen jenes traditionelle Maximum bereits auf Grund gew\u00f6hnlicher Betrachtung von verschiedenen Z\u00f6LLXER?schen T\u00e4uschungsfiguren mifstrauisch geworden und beschlofs daher nachzupr\u00fcfen, ob es mir gelingen k\u00f6nnte, bei Anwendung einer Figur mit einer einzelnen Querstreifencolumne, wie die es war, die meinen weiteren Versuchen zu Grunde gelegt werden sollte, das bei einem Neigungswinkel = 30 0 angeblich sich einstellende Maximum zu \u00fcberschreiten. Es wurden zu diesem Ende mehrere Figuren gezeichnet und auf ihre T\u00e4uschungsgr\u00f6fse, nach der unten zu besprechenden Methode, gepr\u00fcft. Nach Heymans sollte es nicht m\u00f6glich sein, bei einer bestimmten Liniengr\u00f6fsen-Com-bination, durch Verkleinerung des Neigungswinkels allein eine\n1\tZ\u00f6llner. Ueber die Natur der Kometen. Leipzig 1872. S. 378 ff.\n2\tHeymans. Quantitative Untersuchungen \u00fcber die Z\u00f6LLNER\u2019sche und die LoEB\u2019sche T\u00e4uschung. Diese Zeitsehr. 14, S. 101 ff.\n3\tVgl. a. a. O. S. 109 und die Kestriction dieses Satzes a. a. O. S. 124.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Einftufs der Farbe auf die Gr'\u00f6fse der Z\u00f6llner1 sehen T\u00e4uschung. 269\nweitere Steigerung der T\u00e4uschung zu erzielen. Es mag wohl sein, dafs dies beim Zusammentreffen von mehreren Trans-versalencolumnen verm\u00f6ge irgend einer sich einstellenden Compensation von Seiten der Umgebung zutrifft; Thatsache ist aber, dafs f\u00fcr die von mir untersuchte alleinstehende Z\u00f6llner\u2019sehe Figur das Maximum bei einem Neigungswinkel zwischen 150 und 170 sich einstellte. Bei dieser Winkelgr\u00f6fse war aber die Einstellung schwerer, weil das nahe Herantreten der Transversalen an die Hauptlinie es nicht leicht dazu kommen liefs, die Hauptlinie mit dem Verl\u00e4ngerungsfaden in einem Ganzen zu erfassen. Als definitiver Neigungswinkel wurde daher ein Winkel \u2014 200 gew\u00e4hlt, bei dem der st\u00f6rende Einflufs der Transversalen auf das Zusammenfassen der Hauptlinie und des Verl\u00e4ngerungsfadens so gut wie v\u00f6llig beseitigt war.\nDafs ich dem von Heymans zum Zwecke seiner Untersuchung hergestellten Apparate den oben beschriebenen vorziehen zu m\u00fcssen meinte, findet im Folgenden seine Rechtfertigung.\n1.\tDa vor Allem daf\u00fcr gesorgt werden mufste, dafs s\u00e4mmt-liche T\u00e4uschungsfiguren den r\u00e4umlichen Verh\u00e4ltnissen nach gleich w\u00e4ren, so war durch Vereinfachung dessen, was gezeichnet werden sollte, zugleich auch eine nicht geringe Chance f\u00fcr die Uebereinstimmung zwischen den einzelnen Figuren geboten. Freilich kommt dieser Punkt, n\u00e4mlich die gr\u00f6fsere Bequemlichkeit in der Anfertigung des Versuchsmaterials, nur nebens\u00e4chlich in Betracht und h\u00e4tte unber\u00fccksichtigt bleiben m\u00fcssen, wenn f\u00fcr die Versuche selbst und die zu verfolgenden Ziele die HEYMAxs\u2019sche Methode der meinen gegen\u00fcber nach anderen Hinsichten in Vortheil gewesen w\u00e4re.\n2.\tMan weifs, dafs beim Wandern des Blickes \u00fcber eine aus mehreren Hauptlinien zusammengesetzte Z\u00f6LLNER\u2019sche Figur, die Hauptlinien eine eigenth\u00fcmliche Unruhe zeigen, so dafs sie einmal mehr, ein andermal weniger auseinander zu gehen scheinen. Es ist nun sehr wahrscheinlich, dafs, wenn es sich \u00e4hnlich wie bei Heymans darum gehandelt h\u00e4tte, eine Hauptlinie zwischen zwei unter einander im gleichen, ihr gegen\u00fcber aber im entgegengesetzten Sinne abgelenkten Hauptlinien parallel mit diesen letzteren einzustellen, durch jene Unruhe die Zuverl\u00e4ssigkeit einer solchen auf doppelseitige Richtungsvergleichung sich st\u00fctzenden Einstellung vielleicht nicht unbetr\u00e4chtlich h\u00e4tte herabgesetzt werden k\u00f6nnen. Ueberdies ist eine Paralleleinstellung,","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nVittorio Benussi.\nwie mir zahlreiche Versuche, \u00fcber die ich hier nicht berichten kann, gezeigt haben, auch abgesehen davon, dafs eine solche selbst eine T\u00e4uschung zu involviren scheint, \u00fcberhaupt schwieriger als die Verl\u00e4ngerungseinstellung.\nDiesen beiden Uebelst\u00e4nden ist durch meine Versuchsanordnung abgeholfen, welche eine T\u00e4uschungsfigur, aus einer einzigen Transversalencolumne und einer Hauptlinie bestehend, und die Verl\u00e4ngerungseinstellung einf\u00fchrte. Denn einerseits waren die st\u00f6renden seitlichen Augenbewegungen entbehrlich, andererseits die M\u00f6glichkeit geboten, die f\u00fcr die Einstellung noth-wendige psychische Arbeit zu reduciren, indem man nicht so streng an das Vergleichen gebunden war, sondern einen directeren, den Charakter der Unmittelbarkeit an sich tragenden Weg einschlagen konnte. Aufser den Seitenbewegungen mufsten auch Hebungen und Senkungen des Blickes m\u00f6glichst ferngehalten werden, was dadurch leicht zu erzielen war, dafs der Uebergangs-punkt zwischen Hauptlinie und Verl\u00e4ngerungsfaden fixirt wurde. Durch diese Versuchsanordnung war somit Folgendes erreicht: Fernbleiben von Augenbewegungen, wodurch die Einstellung leichter und sicherer wurde, \u2014 Vereinfachung dessen, was die Versuchsperson psychisch zu leisten hatte, was die Zuverl\u00e4ssigkeitschance f\u00fcr die Ergebnisse in neuer Weise zu erh\u00f6hen geeignet war; \u2022\u2014 schliefslich Erleichterung der Herstellung des Versuchsmaterials. Ueberdies war die auf eine einzelne Quer-streifencolumne reducirte T\u00e4uschungsfigur auch noch darin im Vorth eil, dafs sie perspectivischen Motiven keinen Angriffspunkt bot.\nNachdem wir somit das Wesentliche \u00fcber das Versuchsmaterial mitgetheilt haben, m\u00fcssen wir kurz der beim Experi-mentiren gehaltenen Methode gedenken, um uns dann der inneren Seite des Experimentes selbst zuzuwenden. Zun\u00e4chst die Einstellung: Die Versuchsperson safs vor dem Apparate in einer solchen Entfernung, dafs sie, obwohl sie den Uebergangspunkt zwischen Hauptlinie und Verl\u00e4ngerungsfaden fixirte, die ganze Figur deutlich zu Gesicht bekam. Diese Entfernung war selbstverst\u00e4ndlich f\u00fcr jeden Beobachter nach der Beschaffenheit seiner Augen verschieden, und blieb f\u00fcr jede Versuchsperson constant. Der Apparat war so orientirt, dafs die Zeichnungsebene parallel zur Frontalebene und senkrecht zur Medianebene des Beobachters zu stehen kam. Die Hauptlinie","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Einflu\u00df der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung.\t271\nder jeweiligen Figur war objectiy vertikal. Die Blickebene der Versuchsperson war senkrecht zur Zeichnungsebene und traf dieselbe am Uebergangspunkte zwischen Hauptlinie und Verl\u00e4ngerungsfaden. Am oberen Rand der Scheibe wurde der Verl\u00e4ngerungsfaden mittelst einer Rolle verschoben. Die Versuchsperson war angewiesen, w\u00e4hrend der Verschiebungen des Verl\u00e4ngerungsfadens den Uebergangspunkt, wie gesagt, zu fixiren und anzugeben, wann sie den Verl\u00e4ngerungsfaden in der geradlinigen Fortsetzung der Hauptlinie zu sehen bekam. Der Verl\u00e4ngerungsfaden wurde von drei verschiedenen Punkten der am oberen Scheibenrand angebrachten Millimetertheilung aus in oder gegen die Richtung der Scheinneigung der Hauptlinie verschoben. Als diese drei Punkte wurden der Punkt 15 mm links, der 15 mm rechts vom Nullpunkt, endlich der objective Verl\u00e4ngerungspunkt (Nullpunkt) selbst ausgew\u00e4hlt. Eventuelle, durch die Richtung der Verschiebung bedingte Einstellungsfehler mufsten sich sonach gegenseitig aufheben. Einen Beleg daf\u00fcr bot der Umstand, dafs derjenige Ablenkungsw^erth, bei dessen Gewinnung vom Nullpunkt ausgegangen worden war, \u00fcberraschend oft dem Mittel aus den zwei \u00fcbrigen gleich ausfiel. Um allf\u00e4llige Erm\u00fcdungseinfl\u00fcsse zu corrigiren, wurde jede, aus einer gr\u00f6fseren Anzahl von T\u00e4uschungsfiguren bestehende Reihe mehrmals und zwar einmal in einer, das andere Mal in entgegengesetzter Richtung durchgenommen, so dafs den definitiven Mittelwerthen eine gleiche Anzahl von Anfangs- sowohl als Endwerthen zu Grunde lag. Ebenso wurde die Reihenfolge der f\u00fcr jede Figur bei jeder Sitzung vorgenommenen Ausgangseinstellungen gleich Null, 15 mm links und l\u00f6 mm rechts, von einer Figur zur n\u00e4chsten, cyclisch variirt. Die einzelnen Figuren waren nicht genau in der Mitte der Scheibe, sondern einige Millimeter rechts oder links gezeichnet, so dafs es ausgeschlossen war, dafs die Versuchsperson sich beim Einstellen von einer bestimmten Distanz zwischen dem oberen Ende des Verl\u00e4ngerungsfadens und dem linken oder rechten Scheibenrand h\u00e4tte irref\u00fchren lassen k\u00f6nnen. Schliefslich ist noch der Farbenverschiedenheit zwischen Hauptlinie und Verl\u00e4ngerungsfaden zu gedenken, indem letzterer constant schwarz blieb, w\u00e4hrend erstere die von mir verwendeten sieben F\u00e4rbungen aufweisen konnte. Eine oft gemachte Erfahrung hatte mir gelehrt, dafs man beim Betrachten einer aus zwei verschiedenfarbigen Theilen bestehenden Geraden geneigt ist, am Uebergangspunkt der zwei","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nVittorio Benussi.\nF\u00e4rbungen eine Richtungs\u00e4nderung zu vermuthen. Es war daher von vornherein nicht ausgeschlossen, dafs durch den manchesmal sehr betr\u00e4chtlichen Gegensatz der am Uebergangs-punkte zusammentreffenden F\u00e4rbungen die Zuverl\u00e4ssigkeit der verschiedenen Einstellungen beeintr\u00e4chtigt werden konnte, zumal man gegebenenfalls keine Gew\u00e4hr daf\u00fcr hatte, dafs der allf\u00e4llige Fehler f\u00fcr jede Figur gleich grofs ausfallen mufste und daher als constant zu vernachl\u00e4ssigen gewesen w\u00e4re. So ergab sich die Nothwendigkeit, den eigentlichen Versuchen mit den T\u00e4uschungsfiguren Einstellungsversuche an verschieden gef\u00e4rbten Senkrechten und einem unver\u00e4nderlich schwarzen Verl\u00e4ngerungsfaden vorauszuschicken und eine allf\u00e4llige Schwellenbestimmung f\u00fcr die Verl\u00e4ngerungseinstellung unter den durch die ber\u00fchrte Farbenverschiedenheit gegebenen Umst\u00e4nden vorzunehmen. Ich kann mir n\u00e4here Angaben \u00fcber diese Versuche hier ersparen, zumal sie nach derselben Methode wie bei den T\u00e4uschungsfiguren durchgef\u00fchrt wurden und mit einer einzigen Ausnahme lauter Null-werthe ergaben, wodurch einerseits nachgewiesen war, dafs jene Farbenverschiedenheit nicht als Fehlerquelle betrachtet werden durfte, andererseits, dafs die Verl\u00e4ngerungseinstellung f\u00fcr senkrechte Gerade ungemein sicher ist. Die eben ber\u00fchrte Ausnahme stellte sich bei der Combination Gelb - Schwarz ein, indem ich ganz consequent bei mehreren Versuchspersonen f\u00fcr diese Einstellung einen Schwellenwerth zwischen + 0,2 und + 0,3 mm erhielt. Durch diese Vor versuche war somit auch der letzten in Betracht kommenden Fehlerquelle Rechnung getragen und eine ziemlich grofse Gew\u00e4hr f\u00fcr eine relativ einwurfsfreie Versuchsanordnung geboten.\nEs mufs nun noch der inneren Seite des Experimentes gedacht werden. Indem ich mich anschicke, Einiges \u00fcber das subjective Verhalten der Versuchsperson beim Experimentiren mitzutheilen, sind es zun\u00e4chst zwei Fragen, die eine Beantwortung verlangen; 1. was f\u00fcr psychische Beth\u00e4tigungen oder Geschehnisse f\u00fchren zur Einstellung; 2. wie beschaffen scheint das zu sein, was die Versuchsperson jedesmal vor sich gezeichnet sieht, oder, mit anderen Worten: Worauf st\u00fctzt sich das ab-schliefsende Einstellungsurtheil, und inwieweit sind Schein und Wirklichkeit mit einander incongruent?\nWas die erste Frage betrifft, ist zu berichten, dafs, um unbefangenen Beobachtungen nicht zu pr\u00e4judiciren, anfangs","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 273\nwenigstens, der Versuchsperson keine nach irgend einem bestimmten Gesichtspunkte eingeschr\u00e4nkte Frage gestellt wurde ; sie wurde nur zu beschreiben aufgefordert, was dem Abgeben des Urtheils \u201egut\u201c oder \u201egenug\u201c, an psychischer Beth\u00e4tigung yorausgegangen sei, d. h. auf Grund welcher intellectuelle!! Operationen sie sich dazu veranlafst gef\u00fchlt habe, sich f\u00fcr das Innehalten im Verschieben auszusprechen. Aufserdem sollte sie einerseits angeben, ob das von ihr gef\u00e4llte Urtheil \u00fcber Richtungs\u00fcbereinstimmung oder dergleichen gewifs oder ungewifs sei ; andererseits zu analysiren versuchen, auf welche intellectuellen Operationen die Urtheilssicherheit selbst gestellt war. Da nun von den meisten Versuchspersonen auf diese Fragen keine bestimmtere Antwort zu bekommen war aufser der allerdings nur auf den ersten Blick naiv scheinenden, dafs dann \u201egenug\u201c gesagt wurde, wenn man keine gebrochene, sondern eine Gerade zu sehen meinte, so wurde die Frage nach den Einstellungs-antecedentien dahin modificirt, dafs man darauf aufmerksam sein sollte, ob w\u00e4hrend der Einstellung verglichen wurde oder nicht. Diese Frage wurde nun mit der gr\u00f6fsten Entschiedenheit von Einigen bejaht, von Anderen verneint. Die Ersteren behaupteten, sie h\u00e4tten w\u00e4hrend der Fadenverschiebung zweifellos entweder die zwei Linien ihrer Richtung nach oder die zwei Winkel rechts und links von der Hauptlinie ihrer Gr\u00f6fse nach mit einander verglichen, bis entweder keine Richtungs- oder keine Gr\u00f6fsenver-schiedenheit mehr zu bemerken war. Sie machten gewissermaafsen die Bewegungen des Verl\u00e4ngerungsfadens vergleichend mit und gelangten, je nachdem die Figur eine leichter oder schwieriger einzustellende war \u2014 was theilweise durch die momentane Veranlagung der Versuchsperson, theils durch die Farbenverschiedenheit und wahrscheinlich die Ruhe der Fixation und sonst gleich namhaft zu machende Momente bedingt sein konnte \u2014 zu einem mehr oder weniger sicheren Ergebnisse. War letzteres der Fall, so waren die betreffenden Versuchspersonen meistens im Stande, die Richtung anzugeben nach der, \u201ewenn \u00fcberhaupt\u201c, eine weitere Verschiebung h\u00e4tte vorgenommen werden m\u00fcssen, um zu einem befriedigenderen Resultate zu gelangen. Manchesmal waren sie aber keineswegs im Stande, derlei zu leisten und erkl\u00e4rten einfach, es sei trotz ihrer actuellen Unzufriedenheit mit der gegenw\u00e4rtigen Einstellung, keine Entscheidung zu treffen : Denn kaum neigten sie zu einer weiteren Verschiebung nach\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 29.\t18","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nVittorio Benussi.\neiner oder der anderen Richtung hin, so pr\u00e4valirte der Eindruck, es sei die Einstellung gerade in entgegengesetztem Sinne zu corrigiren.\nWas die oben angedeutete Thatsache, dafs f\u00fcr einige Figuren die Einstellung leichter zu sein schien als f\u00fcr andere, anlangt, mufs hervorgehoben werden, dafs die monochromatisch gr\u00fcne Figur auf weifsem Grund beinahe' von s\u00e4mmtlichen Versuchspersonen als eine sehr \u201eangenehme\u201c, ruhige, leicht einzustellende, die gelbe dagegen als schwierigere und unruhige bezeichnet wurde Das Ueberraschende war nun, dafs gerade bei der gelben Figur eine im Vergleich mit der gr\u00fcnen nicht unbetr\u00e4chtlich gr\u00f6fsere Constanz der Einstellungswerthe und cons\u00e9quente Herabsetzung der mittleren Variation anzutreffen war. Gonstanz der Einstellung und Vergleichungssicherheit gingen also hier nicht parallel. Die mir pers\u00f6nlich durch eigene Einstellungsversuche nahegelegte Vermuthung, dafs die Einstellung sich nicht aus-schliefslich auf Vergleichungen st\u00fctzte, gewann durch diese In-congruenz von Einstellungsconstanz und subjectiver Vergleichungssicherheit betr\u00e4chtlich an Wahrscheinlichkeit; denn nur durch Heranziehung eines von der Versuchsperson zun\u00e4chst unbeachtet gebliebenen vergleichungsfremden Momentes war eine derartige Incongruenz zu verstehen. Nat\u00fcrlich mufste ein Vergleichungsact beim Einstellen an dem Endresultat mit betheiligt sein, nicht aber ausschliefslich und vielleicht nicht einmal so principiell, wie seitens der Versuchsperson wiederholt betont wurde. Es ist wohl denkbar, dafs diese Versuchspersonen gleich den \u00fcbrigen, von denen gleich die Rede sein wird, sich von einem unmittelbareren Eindruck etwa des \u201eGeradlinigen\u201c, oder durch ein auf diesen Eindruck gegr\u00fcndetes Befriedigungsgef\u00fchl leiten liefsen, dem Gef\u00fchl selbst aber geringere oder gar keine Beachtung schenkten. Ueber-dies war von keiner Versuchsperson mit Sicherheit zu erfahren, ob sie im Augenblicke unmittelbar vor der Aussage wirklich verglichen habe oder nicht.\nSoviel \u00fcber diese erste Gruppe von Versuchspersonen, die ich als die der Activen bezeichnen will, im Gegensatz zu den Passiv zu nennenden, die sich w\u00e4hrend der Einstellung entweder sehr selten oder \u00fcberhaupt nicht eines Vergleichens be-wufst waren. Bei diesen letzteren m\u00fcssen wir nun noch kurz verweilen.\nVermutheten die Activen auch dort einen unbemerkt ge-","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Einflu\u00df der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 275\nbliebenen Vergleichungsact, wo vielleicht kein solcher vorhanden war, so behaupteten die Passiven, sie seien sich gew\u00f6hnlich eines Vergleichens nicht bewufst, ja sie enthielten sich auf Grund der hin und wieder gemachten Erfahrung, dafs das Vergleichen, \u00fcberhaupt zu keinem sicheren Ergebnisse f\u00fchrte, absichtlich eines jeden auf Vergleichung zielenden Versuches. Man sieht, so lautete die Aeufserung dieser zweiten Gruppe von Versuchspersonen , bei der Ausgangseinsteilung eine gebrochene Linie, man merkt weiter, dafs der Verl\u00e4ngerungsfaden sich bewegt, und auf einmal bekommt man eine Gerade zu sehen. Erst bei der Frage des Versuchsleiters, ob man den Verl\u00e4ngerungsfaden eher nach links als nach rechts verschieben w\u00fcrde oder umgekehrt, versp\u00fcre man eine Neigung zum Vergleichen. Letzteres sei in solchen F\u00e4llen auf die zwei Winkel rechts und links von der Senkrechten und der Verl\u00e4ngerung derselben gerichtet, f\u00fchre aber deswegen zu keinem endg\u00fcltigen Resultate, weil die Transversalen st\u00f6rend dazwischen treten und die Aufmerksamkeit abwechselnd mehr auf die links- oder rechtsgelegenen Theile der T\u00e4uschungsfigur lenken. Was man w\u00e4hrend der Verschiebung des Fadens thue, sei h\u00f6chstens \u2014 aber auch das nicht immer \u2014 eine Art Verl\u00e4ngern der Hauptlinie im Gedanken, indem man einem befriedigenden Verlaufe dieser Linie, in die Verl\u00e4ngerungsgerade nachstrebe. Man warte gew\u00f6hnlich nicht einmal auf eine Verl\u00e4ngerung in gerader Richtung in dem Sinne, dafs man sich eine Gerade in der Vorstellung vergegenw\u00e4rtige, und das so Vorgestellte mit dem Gebotenen vergleiche: man schaue einfach hin und warte eher auf \u201eBefriedigung\u201d als auf die Vorstellung eines bestimmten Gegenstandes. Ist man nun einmal mit der Einstellung zufrieden, so gehe man mit der Aufmerksamkeit, sozusagen von unten nach oben und merke, ob man am Uebergangspunkt \u201eumbiegen\u201c m\u00fcsse oder nicht.\nW\u00e4hrend also die Activen darauf warten, bis die zwei Geraden entweder keinen Winkel miteinander bilden, oder bis deren Richtungen zusammenfallen, und w\u00e4hrend der Einstellung angeblich ununterbrochen sich vergleichend beth\u00e4tigen, warten die Passiven, um Richtungs- und Winkelgleichheit oder -Verschiedenheit v\u00f6llig unbek\u00fcmmert, einfach auf den Eindruck einer Geraden und lassen sich nur selten zu einer nachtr\u00e4glichen fast immer nutzlosen Vergleichung verleiten. Sind die Ersteren un-\n18*","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nVittorio Benussi.\nsicher, so pafst f\u00fcr die letzteren die Bezeichnung unzufrieden besser. F\u00fchlen sich die Activen nach einer Stunde ununterbrochenen Experimentirens ziemlich m\u00fcde, \u2014 und die Erm\u00fcdung soll nach Angabe der Versuchspersonen selbst keine Sinneserm\u00fcdung gewesen sein \u2014, so halten die Passiven auch anderthalb Stunde ganz gut aus, ohne sich im geringsten m\u00fcde zu f\u00fchlen. Und jener Angabe in betreff der Erm\u00fcdung wird man trauen d\u00fcrfen, denn w\u00e4ren in diesen F\u00e4llen die Sinne betheiligt gewesen, so h\u00e4tte sich Erm\u00fcdung muthmaafslich doch auch bei den Personen der anderen Gruppe einstellen m\u00fcssen. Das Ausbleiben der Erm\u00fcdung scheint also in der That mit dem Mangel an psychischer Beth\u00e4tigung seitens der Versuchspersonen parallel zu gehen.\nWir k\u00f6nnen nun zur zweiten unserer Fragen, der Frage nach dem, was gesehen wird, \u00fcbergehen. In diesem Zusammenh\u00e4nge ist zun\u00e4chst auf folgende zwei Momente hinzuweisen : Einerseits war bei besonders dunklen Figuren (auf weissem Grund) ein wohl auf Irradiation zur\u00fcckgehendes auff\u00e4lliges Uebergreifen des weissen Grundes an den Kreuzungspunkten zu bemerken, welches die Figur in eine Columne von \u00fcbereinander gestellten \u201eN\u201c aufl\u00f6ste und die Einstellung erschwerte ; andererseits waren f\u00fcr das Aufgefafstwerden auch insofern nicht alle T\u00e4uschungsfiguren gleichgestellt als nicht bei allen in gleichem Maafse im Falle der Fixirung des Uebergangspunktes sich der untere Figurentheil der Beachtung auf dr\u00e4ngte. Ueberdies wurde oft angegeben, dafs die Neigung der Hauptlinie gr\u00f6fser zu sein schien, wenn die Fixation weniger angestrengt war. In der That war diese Bemerkung zutreffend ; denn wie ich sp\u00e4ter zu best\u00e4tigen Gelegenheit genug hatte, waren die absoluten Werthe einer bestimmten Reihe bei sehr angestrengter und anhaltender Fixation etwas kleiner als bei einer etwas weniger anhaltenden Fixation oder bei gr\u00f6sserer Ausdehnung des Beachtungsgebietes. Unter Beachtungsgebiet ist hier die Gesammtheit dessen, worauf man aufmerksam ist, zu verstehen. Vor\u00fcbergehend sei auf die theoretische Bedeutung dieser Thatsache hingewiesen: W\u00e4re die T\u00e4uschungsursache auf dem reinen Empfindungsgebiete des Gesichtssinnes gelegen, so k\u00f6nnte, solange der Reiz unver\u00e4ndert bleibt, keine Inhaltsver\u00e4nderung vor sich gehen. Als Beispiel der eben genannten Beeinflussung der T\u00e4uschungsgr\u00f6sse durch die Ausdehnung des Beachtungsgebietes","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Einflu\u00df der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner1 sehen T\u00e4uschung. 277\ndiene folgende Tabelle, in welcher die nacheinander gewonnenen Werthe bei gr\u00f6sserer oder geringerer Ausbreitung des Beachtungsgebietes nebeneinander gestellt sind.\nTabelle I.\nFarbe der Figur\nFixation :\tj roth\tgelb\tgr\u00fcn\tblau\tviolett\tgrau\tschwarz\tCurve\nanhaltend\tT\u00e4usch.-Gr.\t2,0\t1,2\t2,5\t1,5\t1,5\t0,3\t4,0\t\n\tVariation\t0,3\t0,2\t0,2\t0,15\t0,23\t0,4\t0,2\t\nweniger\tT\u00e4usch.-Gr.\t3,5\t2,0\t4,0\t2,1\t2,0\t1,0\t4 7\t\nanhaltend\tVariation :i 0,2\t\u00ab,;3\t0,25\t0,1\t0,2\to,i\t0,25\t\u00df\nGraphische Darstellung.\nFarbe der Figur\nroth gelb gr\u00fcn blau viol, grau schw.\nAusserdem verdient die Thatsache, dafs eine als \u201egut\u201c be-zeichnete Einstellung als \u201ezu grofs\u201c erkl\u00e4rt wurde in dem Augenblicke, in dem beim Ablesen des jeweiligen Ablenkungswerthes ein Schatten auf die Scheibe fiel, deswegen besondere Beachtung, weil darin eine der ersten Andeutungen in betreff der Gesetz-m\u00e4fsigkeit zu Tage trat, die w\u00e4hrend des Verlaufes der Versuche hinsichtlich der Abh\u00e4ngigkeit der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse von der Gr\u00f6fse der Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Figur deutlich zum Vorschein kam.\nAuch war es f\u00fcr die G\u00fcltigkeit einer bestimmten Einstellung nicht einerlei, ob man nachtr\u00e4glich einen einige Millimeter rechts oder links vom Fixationspunkt gelegenen Punkt fixirte. War","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nVittorio Benussi.\nersteres der Fall, so erschien die bei Fixation des Uebergangs-punktes als gnt bezeicbnete Einstellung etwas zu grofs, im anderen Falle zu klein.\nWas das Aussehen der einzelnen Figurencomponenten anbelangt, ist hier wenig zu sagen. Eine genauere Klarlegung dieses Punktes mufs einer sp\u00e4teren Gelegenheit Vorbehalten bleiben. S\u00e4mmtliche Versuchspersonen wurden im Laufe der Versuche immer mehr dar\u00fcber einig, dafs die einzelnen St\u00fccke der \u201eV-Componenten\u201c nicht gerade, sondern schwach krumm zu sein scheinen. Allerdings nur bei angestrengter Beobachtung. Das St\u00fcck Hauptlinie, das an der Bildung eines jeden solcher \u201eV\" betheiligt war, zeigte beim oberen Schnittpunkt mit der Transversale eine Ausbuchtung nach rechts, am unteren eine nach links. Eine entgegengesetzte Ausbuchtung war an den Querstreifen ebenso zweifellos zu eonstatiren. Was die bis jetzt vollkommen unber\u00fccksichtigt gebliebene Localisation der Transversalen anbelangt, so konnte \u00fcber dieselbe auch bei noch so angestrengter Aufmerksamkeit nichts festgestellt werden ; dafs sie aber ebenso falsch wie die der Hauptlinie ausf\u00e4llt, kann bereits an dieser Stelle auf Grund zahlreicher hier nicht mitzutheilender Versuche behauptet werden.\nNach dem Gesagten mag die Antwort auf das, was oben als zweite Frage bezeichnet wurde, sehr d\u00fcrftig erscheinen. Aber in dieser Hinsicht Genaueres festzustellen, ist eben die Aufgabe der s\u00e4mmtlichen folgenden Versuche, zu deren Besprechung wir jetzt \u00fcbergehen.\nErste Yersuehsreihe.\n(Hierzu die auf S. 281\u2014285 wiedergegebenen Tabellen und graphischen\nDarstellungen.)\nDas Versuchsmaterial, das dieser ersten Experimentenreihe zu Grunde gelegt wurde, besteht aus 42 bichromatischen und 7 monochromatischen T\u00e4uschungsfiguren. Die bichromatischen Figuren weisen die s\u00e4mmtlichen m\u00f6glichen Combinationen aus roth, gelb, gr\u00fcn, blau, violett, schwarz und grau, abwechselnd f\u00fcr Transversalen und Hauptlinien verwendet, auf. Die 7 monochromatischen sind in den sieben angegebenen Farben gehalten. Die vollst\u00e4ndige Versuchsreihe erstreckte sich f\u00fcr jede einzelne Versuchsperson \u00fcber acht Sitzungen. Die Reihenfolge,","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die G-r\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 279\nin der bei den einzelnen Sitzungen die verschiedenen Figuren zur Einstellung vorgelegt wurden, war folgende:\nAm 1. und 3. Tage wurden 24 bichromatische T\u00e4uschungsfiguren in der Reihenfolge 1\u201424 (die Nummern entsprechen der fortlaufenden Zahl unserer Tabellen II\u2014YI), \u2014 am 2. und 4. Tage dieselben 24 bichromatischen Figuren aber in umgekehrter Folge zur Entscheidung vorgelegt. Vom 5. bis 8. Versuchstage wurden schliefslich die \u00fcbrigen 18 bichromatischen entsprechend den fortlaufenden Zahlen 25\u201442 in unseren Tabellen II\u2014VI und die 7 monochromatischen T\u00e4uschungsfiguren, die wir kurz Vergleichsreihe nennen wollen, durchgenommen, und zwar wiederum abwechselnd einmal in einer und das andere Mal in entgegengesetzter Richtung. Das Versuchsschema dieser ersten Versuchsreihe war daher Folgendes:\nVersuchs- tage\t| Zahl der bichr. Figuren\t(der fortlaufd. Zahl nach)\tVergleichs- reihe (Zahl der monochr.Fig.)\t(der fortlaufd. Zahl nach)\n1 u. 3\t24\t1\u201424\t! _\t\n2 u. 4\t24\t24\u20141\t\u2014\t\t\n5 u. 7\t18\t25\u201442\t7\t43\u201449\n6 u. 8\t18\t42\u201425\t7\t49\u201443\nF\u00fcr jede einzelne Figur wurden 3 Einstellungen von verschiedenen Ausgangselongationen aus, verlangt. Constanz der Beleuchtungsintensit\u00e4t war nur innerhalb ziemlich bescheidener Grenzen zu erreichen.\nZahl der Versuchspersonen 3; der Einzelmessungen f\u00fcr jede Versuchsperson 588. Zusammen 1764.\nEinstellung: Die Entfernung der Versuchsperson vom Apparate schwankte je nach der Beschaffenheit der Augen zwischen 1 und 1,50 m; blieb aber dann f\u00fcr jede einzelne Versuchsperson constant. Die Zeichnungsebene der T\u00e4uschungsfigur wurde ann\u00e4hernd parallel zur Frontalebene, die Blickebene senkrecht zur Zeichnungsebene eingestellt. Als Fixationspunkt diente der Uebergangspunkt zwischen Hauptlinie und Verl\u00e4ngerungsfaden. Die Augen sollten principiell, d. h. soweit dies ohne besondere Anstrengung oder k\u00fcnstliche H\u00fclfsmittel m\u00f6glich war, unbewegt gehalten werden.","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nVittorio Benussi.\nDie Ergebnisse dieser ersten Versuchsreihe stelle ich in den n\u00e4chstfolgenden Tabellen II\u2014VI zusammen, von denen die f\u00fcnf ersten \u00fcber das Allerallgemeinste hinsichtlich der von mir angestrebten Feststellung der Abh\u00e4ngigkeitsbeziehung zwischen T\u00e4uschungsgr\u00f6sse und F\u00e4rbung der T\u00e4uschungsfigur orien-tiren, die letzte dagegen bereits einen relativ genaueren Einblick in die Eigent\u00fcmlichkeit dieser Abh\u00e4ngigkeit selbst erm\u00f6glichen wird.\nWie die einzelnen Werthe in den folgenden f\u00fcnf Tabellen geordnet sind, bedarf kaum einer ausdr\u00fccklichen Erkl\u00e4rung : Die in der ersten horizontalen Columne wiedergegebenen Zahlen bezeichnen die Reihenfolge in der die jeweiligen Figuren gepr\u00fcft wurden. In der zweiten horizontalen Columne sind die Angaben der Transversalen- und Hauptlinienfarben enthalten. Es folgen dann in den n\u00e4chsten 3 Columnen die entsprechenden T\u00e4usch ungswerthe unserer 3 Versuchspersonen, denen sich die Reihe der auf alle drei Versuchspersonen bezogenen Mittel-werthe anschliefst. In den der Uebersichtlichkeit wegen hinzugef\u00fcgten graphischen Darstellungen ist die jeweilige T\u00e4uschungs-gr\u00f6fse auf die Ordinatenaxe aufgetragen, auf die Abscissenaxe dagegen die fortlaufende Reihe der verschiedenen Figuren und zwar in derselben Folge wie in den Tabellen. Es mufs hier noch in Erinnerung gebracht werden, dafs einem T\u00e4uschungs-werthe gleich 1 mm ein T\u00e4uschungswinkel (d. h. der zwischen Schein- und wirklicher Lage der Hauptlinie eingeschlossene Winkel) gleich 0\u00b0 12' 46\" entspricht. S\u00e4mmtliche Werthe in Grade und Minuten umzurechnen, erachtete ich f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig, zumal die Uebersichtlichkeit der numerischen Zusammenstellungen dadurch nur beeintr\u00e4chtigt werden konnte.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Ein flu fs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 281\nTabelle II.\nFortlaufende Zahl :\t\t1\t2\t3\t4\t5\t6 |\t7\t8\t9\t10\t\n| Ver- suchs- person\tTransv. j 1\tschwarz\tschwarz\trC -4-3 o 5-i\troth\tgr\u00fcn\tj schwarz\tj gelb\tschwarz\tblau\tblau\tCurve\n\tHauptl.\t-4-=> CD r\u2014< o \u2022rH >\tO S-.\tschwarz j\tblau\tschwarz\t1 gr\u00fcn\troth\tblau\troth l \tschwarz\t\n\tT\u00e4uschg\t11,4\t9,8\t7,8\t9,2\t8,3\t10,2\t5,5\t10,6\t8,6\t7,3\tCL\nJBss.\tVariation\t0,2\t0,1\t0,14\t0,3\t0,35\t0,6\t0,7\t0,3\t0,6\t0,2\t\n\t1 T\u00e4uschg.\t9,5\t7,5\t6,1\t6,8\t6,8\t7,0\t5,4\t7,8\t6,5\t3,8\t8\nWs.\t! Variation\t0,3\t0,2\t0,4\t0,4\t0,25\t0,1\t0,2\t0,4\t0,24\t0,15\tr\n\tT\u00e4uschg.\t1 7,6\t5,6\t5,2\t5,4\t5,2\t5,9\t3,9\t6,3\t5,0\t3,2\tV\nSth.\tVariation\t0,3\t0,6\t0,7\t0,35\t0,3\t0,25\t0,15\t0,25\t0,2\t0,1\t\u00cf\nMittlere T\u00e4uschg.\t\t9,5\t7,6\t6,3\t7,1\t6,7\t7,6\t5,0\t8,2\t6,6\t4,8\t\u00a7\nMittlere Variation\t\ti 0,26\t0,3\t0,41\t0,35\t0,3\t0,31\t0,35\t1 0,32\t0,34\t0,15\t\nGraphische Darstellung.","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nVittorio Benussi.\nTabelle III.\nFortlaufende Zahl:\t\t11\t12\t13\t14\t15\t16\t17\t18\t19\t20\t\nVer-\tTrans.\tschw.\tgelb\tviol.\troth\troth\tviol.\tschw.\tgrau\tgrau\troth\t\nSUCLlS- person\tHauptl.\tgelb\tschw.\tschw.\tgelb\tviol.\troth\tgrau\tschw.\troth\tgrau\t!\nBss.\tT\u00e4uschg. Variation\t11,0 0,5\t4,2 0,22\t8,4 0,6\t10,6 0,5\t8,9 0,5\t8,5 0,7\t11,4 0,35\t6,3 0,5\t5,5 0,2\t10,5 0,6\t\nWs.\tT\u00e4uschg. Variation\t5,9 0,3\t4,9 0,25\t6,5 0,1\t5,1 0,3\t7,4 0,0\t5,0 0,1\t8,9 0,3\t6,2 0,2\t4,8 0,12\t6,7 0,1\t\nSth.\tT\u00e4uschg. Variation\t6,4 0,1\t3,0 0,3\t4,7 0,1\t5,5 0,1\t5,0 0,2\t4,3 0,1\t7,1 0,3\t3,7 0,2\t3,2 0,22\t6,5 0,16\t\nMittlere T\u00e4uschg. Mittlere Variation\t\t7,7 0,3\t4,0 0,26\t6,5 0,27\t7,0 0,3\t7,1 0,23\t6,0 0,3\t9,1 0,31\t0,3\t4,5 0,18\t7,9 0,28\t\nGraphische Darstellung.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Ein\u00dfufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 283\nTabelle IV.\n'entlaufende Zahl:\t\t21\t22\t23\t24\t25\t26\t27\t28\t29\t30\t\nVer-\tTrans.\tgrau\tgr\u00fcn\tgrau\tgelb\tgrau\tviol.\tgrau\tblau\troth\tgr\u00fcn | \t-1\tO > 5h\nsuchs- person\tHauptl.\tgr\u00fcn\tgrau\tgelb\tgrau\tviol.\tgrau\tblau\tgrau\tgr\u00fcn\troth\t0 O\nBss.\tT\u00e4uschg. Variation\t8,7 0,5\t8,7 0,2\t8,0 0,35\t8,8 0,45\t4,4 0,3\t11,3 0,55\t6,8 0,3\t8,8 0,3\t10,4 0,15\t9,9 0,55\ta\nWs.\tT\u00e4uschg. Variation\t6,5 0,3\t4,5 0,0\t5,6 0,3\t4,2 0,2\t5,0 0,3\t6,8 0,3\t4,0 0,3\t5,5 0,3\t7,8 0,2\t6,1 0.3\t\u00df\nSth.\t1 T\u00e4uschg. Variation\t3,9 ! 0,17\t4,2 0,15\t2,7 0,25\t3,3 0,15\t2,5 0,5\t6,8 0,6\t3,8 0,3\t4,6 0,15\t5,0 0,2\t4,7 0,13\ty\nMittlere T\u00e4uschg. Mittlere Variation\t\t6,4 0,32\t5,8 0,12\t5,4 0,3\t5,4 0,27\t4,0 0,36\t8,3 od7\t4,9 0,3\t6,3 0,25\t7,6 0,18\t6,9 0,32\t8\nGraphische Darstellung.\n!\n1","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nVittorio Benussi.\nTabelle V.\nFortlaufende Zahl :\t\t31\t32\t33\t34\t35\t36\t37\t38\t39\t40\t\nVer- suchs- person\tTrans.\tgr\u00fcn\tgelb\tgr\u00fcn\tviol.\tgr\u00fcn\tblau\tblau\tgelb\tblau\tviol.\ta P\n\tHauptl.\tgelb\tgr\u00fcn\tviol.\tgr\u00fcn\tblau\tgr\u00fcn\tgelb\tblau\tviol.\tblau\t*\u25a0 r~ C\nBss.\tT\u00e4uschg. Variation\t10,2 0,35\t5,9 0,5\t11,1 0,0\t10,3 0,3\t10,1 0,25\t9,7 0,15\t10,5 0,4\t7,8 0,5\t9,6 0,4\t9,7 0,3\ta\nWs.\tT\u00e4uschg. Variation\t6,1 0,3o\t5,2 0,0\t7,1 0,5\t7,0 0,45\t7,0 0,2\t7,0 0,4\t5,7 0,25\t4,9 0,35\t6,1 0,1\t6,0 0,2\t\u00df\nSth.\tT\u00e4uschg. Variation\t5,6 0,2\t3,0 0,2\t5,6 0,3\t5,5 0,35\t5,3 0,3\t4,4 0,3\t5,6 0,25\t4,2 0,4\t4,8 0,7\t4,7 0,3\ty\nMittlere T\u00e4uschg. Mittlere Variation\t\t7,3 0,3\t4,7 0,23\t7,9 0,27\t7,6 0,37\t7,4 0,25\t7,0 0,31\t7,1 0,3\t5,7 0,41\t6,8 0,4\t6,8 0,26\t\u00f4\nGraphische Darstellung.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"JEinflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 285\nTabelle VI.\nForti. Zahl :\t\t41\t42\t43\t44\t45\t46\t47\t48\t49\t\n'. \u00f6 OD O S-! CB\tTrans.\tviol.\tgelb\tblau\troth\tgr\u00fcn\tgrau\tgelb\tviol.\tschw.\t<D >\nCD f-t ^ CD ^ ft\t| Hptl.\tgelb\tviol.\tblau\troth\tgr\u00fcn\tgrau\tgelb\tviol.\tschw.\t2 O\nBss.\tTschg. : Yariat.\t11,4 0,5\t7,7 0,42\t9,9 0,5\t9,1 0,4\t9,0 0,45\t5,9 0,15\t8,3 0,4\t9,9 0,35\t10,1 0,43\ta\nWs. !\tTschg. Vari\u00e2t.\t6,1 0,1\t5,4 0,4\t5,7 0,3\t5,5 0,1\t5,6 0,2\t3,2 0,0\t4,7 0,3\t6,2 0,24\t6,9 0,3\t\u00df\nSth.\tTschg. Yariat.\t5,7 0,1\t3,5 0,1\t5,7 0,3\t4,8 0,2\t5,0 0,35\t3,5 0,5\t4,0 0,25\t4,3 0,2\t5,2 0,3\ty\nMittl. Tschg. Mittlere Yariat.\t\t7,7 0,23\t5,5 0,3\t7,1 0,36\t6,4 0,2\t6,5 0,33\t4,2 0,21\t5,7 0,31\t6,8 0,26\t7,4 0,34\t8\nGraphische Darstellung.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nVittorio Benussi.\nAuf Grund einer allerersten Betrachtung dieser Tabellen k\u00f6nnen wir das allgemeinste Ergebnifs unserer Versuche folgen-dermaafsen formuliren : Die F\u00e4rbungsverschiedenheit zwischen Grund und T\u00e4uschungsfigur vermag die Ablenkungsgr\u00f6fse in solchem Maafse zu beeinflufsen, dafs sie ohne Weiteres unter die T\u00e4uschungsbedingungen kurzweg aufgenommen werden mufs. Die Bedeutung dieser in der F\u00e4rbung gelegenen Theil-ursache geht besonders aus dem Umstande hervor, dafs bei eon-stanten und an und f\u00fcr sich ein T\u00e4uschungsmaximum bedingenden r\u00e4umlichen Verh\u00e4ltnissen der Figureneomponenten, durch blosse Variation der F\u00e4rbung die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse von einem Maximum auf ein Minimum herabgesetzt werden kann, das niedriger steht als dasjenige, das durch Variationen s\u00e4mmtlicher r\u00e4umlicher Verh\u00e4ltnisse, bei constanter und an und f\u00fcr sich ein T\u00e4uschungsmaximum mit sich f\u00fchrender F\u00e4rbung, bis jetzt erreicht werden konnte. Durch passende Variationen dieser s\u00e4mmt-lichen r\u00e4umlichen Factoren gelang es Heymaxs, die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse zwischen 0\u00b0 52' und 2 0 19' zu ver\u00e4ndern; die Grenzwerthe der T\u00e4uschung, die durch blofse Variation der F\u00e4rbungsverschiedenheit zwischen Grund und T\u00e4uschungsfigur zu erreichen waren, wraren f\u00fcr Versuchsperson Bss., z. B. 0\u00b0 40' 48\" und 2\u00b0 18' 20\".\nTrotzdem hier zu eonstanten r\u00e4umlichen Verh\u00e4ltnissen der Figureneomponenten diejenigen gew\u00e4hlt worden waren, welche, wenn es auf dieselben allein angekommen wT\u00e4re, ein T\u00e4uschungsmaximum h\u00e4tten bedingen m\u00fcssen, verhalten sich die Werthe des Minimums zu denen des Maximums wie 1 : 3,4, wT\u00e4hrend sich dieselben bei Variation der r\u00e4umlichen Verh\u00e4ltnisse bei constant maximaler Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und T\u00e4uschungsfigur wde 1 : 2,7 verhalten.\nDa nun die Bedeutung dieses ersten Ergebnisses f\u00fcr eine berechtigte Vermuthung hinsichtlich der psychologischen Natur der T\u00e4uschung eine ziemlich weitgehende zu sein scheint, empfiehlt es sich bereits hier die Stellung zu pr\u00e4cisiren, die ich auf Grund derselben gegen\u00fcber den zwei bis jetzt vertretenen Hypothesen, der \u201eUrthei 1 s- und Vorstellungst\u00e4uschung\", einnehmen zu m\u00fcssen glaube.\nDie allgemeinere theoretische Frage, die bereits jetzt an der Hand unseres Thatsachenbefundes beantwortet werden kann, lautet: Sind die oben registrirten, durch F\u00e4rbungsvariationen","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 287\nhervorgerufenen T\u00e4uschungsschwankungen vom Standpunkte der Urtheilshypothese irgendwie zu verstehen, falls (was ich nicht meine und was kaum Jemand nach der lichtvollen Untersuchung von St. Witasek 1 zu meinen geneigt sein wird), der ihr zu Grunde liegende Gedanke \u00fcberhaupt auszudenken w\u00e4re? Ich glaube, dafs man ohne Bedenken wird antworten m\u00fcssen, dafs dies nicht der Fall ist, denn da die r\u00e4umliche Beschaffenheit der verwendeten T\u00e4uschungsfiguren constant war, so h\u00e4tte eine Beurtheilung derselben durch eine Ver\u00e4nderung in jenem gegenst\u00e4ndlichen Material, auf das sie sich nicht zu beziehen hatte, unber\u00fchrt bleiben m\u00fcssen. Wurde ein Winkel von 30\u00b0 etwa um 2\u00b0 \u00fcbersch\u00e4tzt, so mufste es doch f\u00fcr eine solche Uebersch\u00e4tzung einerlei sein, ob die den Winkel einschliefsen-den Geraden grau oder gr\u00fcn, schwarz oder hellroth gezeichnet waren. Die im Sinne einer inad\u00e4quaten Localisation vom Urteil ausgehende Wirkung h\u00e4tte also durch die experimentell vorgenommenen Ver\u00e4nderungen keineswegs abgeschw\u00e4cht oder gesteigert werden k\u00f6nnen. Stellen sich nun solche Abschw\u00e4chungen und Steigerungen trotzdem ein, so glaube ich behaupten zu d\u00fcrfen, dafs die Urtheilshypothese, da sie zur Erkl\u00e4rung nicht das Geringste beizutragen vermag, als ein unbrauchbarer H\u00fclfs-gedanke abgelehnt werden mufs.\nM\u00fcssen wir also von dieser Urteilsansicht Abstand nehmen, so ist wohl nat\u00fcrlich nunmehr mit gr\u00f6fserer Hoffnung die zweite der oben namhaft gemachten Hypothesen, d. h. die Vorstellungsansicht zu befragen. Da ein Drittes, welches neben Urtheil und Vorstellung irre gehen oder abnorm ausfallen k\u00f6nnte, nicht vorzuliegen scheint, so d\u00fcrfte die Frage nach der T\u00e4uschungsnatur durch Exclusion bereits zu Gunsten der Vorstellungsansicht entschieden sein. Freilich aber nur innerhalb dieser allgemeineren Gegens\u00e4tzlichkeit von Urtheil und Vorstellung. Denn in dem Maafse, in dem wir \u00fcber den T\u00e4uschungsmechanismus auf dem Gebiete des Vorstellens Klarheit zu gewinnen versuchen,, entstehen neue und kaum zu \u00fcberwindende Schwierigkeiten. Sogleich tritt uns eine neue Disjunction in der Frage: \u201eEmpfin-dungs-\u201c oder \u201eVorstellungst\u00e4uschung\u201c entgegen? Daher handelt es sich also darum, ob physiologische oder psychische Processe als T\u00e4uschungsbedingungen in Anspruch zu nehmen\n1 Diese Zeitschrift 19, S. 81 ff.","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nVittorio Benussi.\nsind. Und auf diese Frage l\u00e4fst sich eine definitive Antwort noch nicht geben. Davon wie sich unser Sehorgan und zun\u00e4chst dessen reizempf\u00e4ngliche Theile verschiedenen Reizvertheilungen gegen\u00fcber verhalten, wissen wir \u2014 von reinen Farbenempfindungen abgesehen \u2014 bis jetzt so gut wie gar nicht. Dar\u00fcber ob etwa, concret gesprochen, durch Reizung von einander schneidenden Netzhautstreifen die \u00f6rtlichen Bestimmungen derselben irgendwie beeinflufst werden k\u00f6nnten, sind wir noch v\u00f6llig im Dunkeln, so erstaunlich es auch sein mag, dafs eine so wichtige Frage, obwohl der Beantwortung derselben nicht so besonders grofse Schwierigkeiten entgegen zu stehen scheinen, sich bis jetzt der Bearbeitung durchaus entzogen hat. Das Eine aber mufs hier bereits betont werden, dafs s\u00e4mmt-liche Ergebnisse meiner Versuche ziemlich deutlich gegen eine Zur\u00fcckf\u00fchrung des T\u00e4uschungsgrundes auf rein peripherische oder sonst physiologische Momente zu sprechen scheinen. Ganz fl\u00fcchtig kann bereits hier darauf hingewiesen werden, dafs, wie nach der Urtheilshypothese, so auch nach den Augenbewegung-Perspectiven oder sonstigen Associations-Hypothesen, dem Farbenwechsel gegen\u00fcber eine T\u00e4uschungsschwankung weder zu erwarten gewesen w\u00e4re, noch zu erkl\u00e4ren ist. Allem Anscheine nach werden wir, wie wir die Urtheilshypothese von vornherein haben fallen lassen m\u00fcssen, im Folgenden auch von einer reinen Empfindlings- und von den Association shypothesen im engeren Sinne abzusehen haben und unsere Zuflucht zu demjenigen nehmen, was noch immer Vorstellung ist, ohne Empfindung oder eine associativ umgestaltete Vorstellung zu sein. Welcher Art diese urtheils- sowohl als empfindungsfremden Vorg\u00e4nge sind, \u2014 die sich gleichwohl als psychische Operationen an Empfindungen heraussteilen werden \u2014 und in welchem Maafse der uns hier besch\u00e4ftigende T\u00e4uschungsfall durch Heranziehung derselben an Verst\u00e4ndlichkeit gewinnen d\u00fcrfte, wird, wie gesagt, sp\u00e4ter zu ber\u00fchren sein. Dafs hier bereits Einiges dar\u00fcber gesagt wurde, findet darin seine Legitimation, dafs ich mich des Weiteren mit der Urtheilshypothese, die schon beim allerersten Schritte versagt, nicht besch\u00e4ftigen werde. Was sie nicht vermag, mufste aber irgendwo gesagt werden, und da sie sich gleich angesichts unseres ersten Ergebnisses unfruchtbar erweist, schien es mir ganz nat\u00fcrlich, dieser ihrer Unzul\u00e4nglichkeit sofort beim ersten Schritte, den sie nicht mit-","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farte auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner1 sehen T\u00e4uschung. 289\nzumachen vermag, zu gedenken. Im \u00fcbrigen m\u00fcssen wir f\u00fcr jetzt ohne jede Theorie vorw\u00e4rts zu kommen versuchen und die sp\u00e4ter theoretisch zu verwerthenden Thatsachen der Reihe nach ausdr\u00fccklich besprechen.\nDoch mufs ich zuvor noch auf zweierlei hinweisen, was aus den graphischen Darstellungen unmittelbar zu entnehmen ist; einerseits auf die manchesmal geradezu \u00fcberraschende Gleich-m\u00e4fsigkeit des Verlaufes der drei Curven untereinander; dann darauf, dafs die absoluten Werthe der drei Versuchspersonen, die, wie man sieht, f\u00fcr jede derselben, verschieden grofs ausgefallen sind, untereinander eher gleiche Differenz als gleiches Verh\u00e4ltnifs auf weisen, gerade so, wie wenn eine jede Versuchsperson sozusagen eine besondere T\u00e4uschungsconstante zu eigen h\u00e4tte. Zeigt z. B. die eine Curve den Uebergang von 4 auf 8, so ergiebt diejenige, die mit 2 und nicht mit 4 einsetzt, nicht einen Uebergang von 2 auf 4, sondern eher auf 6, so dafs die Curven einen mehr parallelen als proportionalen Verlauf auf weisen.\nTabelle VII.\n(Die T\u00e4uschungswerthe sind die der mittleren T\u00e4uschungen aus den Werthen\ns\u00e4mmtlicher Versuchspersonen.)\nFarbe der\t\t\tFarbe der Transversalen\t\t\t\t\nHaupt- linie\tgrau\tgelb\troth\tgr\u00fcn\tviolett\tblau\tschwarz\ngrau\t4,2\t5,4\t7,9\t5,8\t8,3\t6,3\t9,1\ngelb ;\t5,4\t5,7\t7,0\t7,3\t7,7\t7,1\t7,7\nroth\t4,5\t5,0\t6,4\t6,9\t6,0\t6,6\t7,6\ngr\u00fcn\t6,4\t4,7\t7,6\t6,5\t7,6\t7,0\t7,6\nviolett\t4,0\t5,5\t74\t7,9\t6,8\t6,8\t9,5\nblau\t4,9\t5,7\t7,1\t7,4\t6,8\t7,1\t8,2\nschwarz\t5,7\t4,0\t6,3\t6,7\t6,5\t4,8\t7,4\nUnd nun gehen wir zur Tabelle VII und zur Besprechung derselben \u00fcber. Ich mufs hier einige terminologische Feststellungen oder besser Abk\u00fcrzungen vorausschicken, die, wie es mir scheint, nicht ohne praktischen Nutzen sein werden. Einerseits soll von nun an, solange wir bei der Besprechung dieser Reihe verweilen, aussehliefslich die Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und T\u00e4uschungsfiguren in Betracht gezogen\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 29.\t19","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nVittorio Benussi.\nwerden und zwar deswegen, weil \u2014 wie es sich aus sp\u00e4teren Versuchen ergeben hat \u2014 die innerhalb dieser ersten Versuchsreihe aufgetretenen Variationen der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse, wenn nicht ausschliefslich so doch immerhin zum gr\u00f6fsten Theil als durch die zugeh\u00f6rigen Helligkeitsvariationen bedingt betrachtet werden m\u00fcssen ; denn da die S\u00e4ttigung der von mir verwendeten F\u00e4rbungen sehr gering war, so mufste der Antheil der eigentlichen Farbenqualit\u00e4t an der Gr\u00f6fse der jeweiligen T\u00e4uschung erheblich, wenn nicht ganz zur\u00fccktreten. Andererseits werde ich mich im Folgenden um das h\u00e4ufige Zusammentreffen von Ausdr\u00fccken wie Helligkeitsverschiedenheit zwischen Transversalen und Grund oder transversalen Hauptlinien oder schliefslich Figur und Grund zu vermeiden folgender Symbole bedienen :\nt Vg f\u00fcr die Helligkeitsverschiedenheit zwischen Transversalen und\nGrund,\ns g\t\u00bb\t5?\t\u00bb\tn\tHauptlinien und\nGrund,\nt ^s\t\u00bb\tr\tT,\tn\tTransversalen und\nHauptlinie, und\nV\t-rv\nf g\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\tFigur und Grund.\nIn welchem letzteren Falle man das Symbol einer monochromatischen Figur vor sich hat, gleichviel f\u00fcr jetzt, ob dieses \u201emonochromatisch\u201c als Ausdruck f\u00fcr gleiche Helligkeit und gleichen Farbenton der Transversalen und Hauptlinien bei chromatischen Figuren, oder bei achromatischen Figuren blos f\u00fcr Helligkeitsgleichheit zwischen Transversalen und Hauptlinie verwendet wird. Ueberdies werde ich mit den einfachen Buchstaben T, S und G die Transversalen, Senkrechten (Hauptlinien) und Grund, durch A schliefslich die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse, oder, wenn man will, Ab-lenkungsgr\u00f6fse der Hauptlinie, bezeichnen.\nDarf im Sinne des oben Mitgetheilten als mit Sicherheit festgestellt betrachtet werden, dafs eine Abh\u00e4ngigkeitsbeziehung\nzwischen A und der Gr\u00f6fse von f^g, s^g- t^g U11(^ s^t besteht,\nso wird es uns an der Hand obenstehender Tabelle VII nicht schwer werden, einen ersten Einblick in die Art und Weise dieser Abh\u00e4ngigkeit zu gewinnen. Geordnet sind die T\u00e4uschungswerthe in dieser uns jetzt besch\u00e4ftigenden Tabelle VII folgendermaafsen : Die horizontal geordneten Farbenangaben beziehen sich auf die","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Ein flu fs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 291\nTransversalen, bezeichnen daher eine bestimmte T-Farbe und das\neine Glied einer ebenso bestimmten fg. Die vertical geordneten\nFarbenangaben (erste Columne links) beziehen sich dagegen auf die Hauptlinien und bedeuten somit jedesmal eine bestimmte\nT-F\u00e4rbung und mithin eine bestimmte Gr\u00f6fse von s^g. Da nun\ndie Reihenfolge bei der horizontalen und verticalen Farbenanordnung die n\u00e4mliche ist, so werden sich die Werthe, die durch monochromatische T\u00e4uschungsfiguren, f\u00fcr welche also\ng \u2014 g isG bedingt sind, in eine von links oben nach\nrechts unten laufende Diagonale einordnen. Die horizontal und entsprechend die vertical verlaufende Reihe von Farben ist nun eine derartige, dafs die sich in die Diagonale einordnenden Werthe eine nach rechts unten zunehmende Reihe bilden. Die \u00fcbrigen Pl\u00e4tze werden dann von Werthen f\u00fcr bichromatische Figuren eingenommen, deren Transversalenfarbe an dem oberen, deren Hauptlinienfarbe an dem linken Rande der Tabelle verzeichnet ist. In einer jeden horizontalen Reihe werden somit die T\u00e4uschungswerthe solcher bichromatischer Combinationen Zusammentreffen, die eine constante Hauptlinienf\u00e4rbung und verschiedene Transversalenf\u00e4rbungen auf weisen. Jede verticale Reihe wird dagegen diejenigen Werthe enthalten, die zu Combinationen aus constanten Transversalen- zusammen mit verschiedenen Hauptlinienf\u00e4rbungen geh\u00f6ren.\nIch habe bereits bemerkt, dafs die Werthe der monochromatischen Figuren in einer nach rechts unten steigenden Reihe geordnet sind : Das erste, wonach gefragt werden mufs, ist nun wohl\nFolgendes: Was f\u00fcr (Helligkeits)-Ver\u00e4nderungen von\tent-\nsprechen dieser sich vollziehenden H-Steigerung?\nAn der Eckstelle links oben steht der Werth der monochromatischen hellgrauen, an der letzten Eckstelle rechts unten der der monochromatischen schwarzen Figur. Dazwischen stehen die Werthe f\u00fcr die gelbe, rothe, gr\u00fcne, violette und blaue T\u00e4uschungsfigur. Sehen wir nach, wie sich die Helligkeits werthe der jeweiligen F\u00e4rbungen einander gegen\u00fcber verhalten, so finden wir, dafs die rothe und gr\u00fcne F\u00e4rbung dunkler als die graue und gelbe und heller als die blaue und die violette ist; ob zwischen gr\u00fcn und roth und ebenso zwischen violett und blau eine Helligkeitsverschiedenheit bestehe oder nicht, konnte von\n19*","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nVittorio Benussi.\nkeiner Versuchsperson mit Sicherheit angegeben werden. Die horizontale (und verticale) Farbenanordnung stellt also unzweideutig eine nach rechts (resp. nach unten) zunehmende Helligkeitsreihe dar, wenn auch die Gr\u00f6fse der Helligkeitsverschiedenheit von einer Stelle zur n\u00e4chsten nicht gleich ist. Wir sehen\nnun, dafs Hand in Hand mit dieser Zunahme von ^g (wir m\u00fcssen\nin Erinnerung behalten, dafs der Grund der T\u00e4uschungsfiguren weifs war) eine Zunahme von A geht, und zwar eine derartige, dafs\nsich der letzte bei maximaler sich einstellende Ablenkungswerth zu dem ersten, durch eine verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig minimale ^g\nbedingten, wie 100:60 verh\u00e4lt. Die erste Feststellung bez\u00fcglich der gesuchten Abh\u00e4ngigkeitsbeziehung kann also folgender-maafsen formulirt werden: Bei monochromatischen Figuren geht die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse mit der Gr\u00f6fse der Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Figur parallel. Darf man diesen Parallelismus im Sinne directer Proportionalit\u00e4t verstehen, so k\u00f6nnte man diese erste Gesetzm\u00e4fsigkeit folgendermaafsen sym-bolisiren :\nA = C. fVg .\nEs er\u00fcbrigt nun noch, dafs wir eine allererste, wenn auch nur vorl\u00e4ufige Einsicht in das Verhalten der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse gegen\u00fcber bichromatischen Combinationen zu gewinnen trachten. Controlle und weitere Best\u00e4tigungen dazu sollen in der ersten Nebenreihe zu dieser ersten Hauptreihe nachgetragen werden.\nWas zun\u00e4chst unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, wenn wir bei Betrachtung von Tabelle VII verweilen, ist die Thatsache, dafs, wer sich von einer Stelle der \u201eDiagonale\u201c nach oben, unten, rechts oder links bewegt, im Grofsen und Ganzen zweimal auf vorwiegend steigende und zweimal auf vorwiegend abnehmende Werthreihen st\u00f6fst. Und zwar auf zunehmende, wenn man sich nach oben oder rechts, auf abnehmende, wenn man sich nach unten oder links bewegt. Es ist aus dem Fr\u00fcheren selbstverst\u00e4ndlich, dafs wir auf solchen Bewegungen Werthen begegnen, denen gruppenweise, analog geordnete Combinationen aus helleren oder dunkleren Transversalen mit helleren oder dunkleren Hauptlinien entsprechen. Und da zeigt sich : Eine Zunahme in der Dunkelheit der Transversalen bedeutet eine Zunahme der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse; eine solche wird aber","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Einftufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 293\nauch durch abnehmende Dunkelheit der Hauptlinienf\u00e4rbung erzielt; dagegen bedeutet zunehmende Dunkelheit der Hauptlinie oder abnehmende Dunkelheit der Transversalen eine Abnahme der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse. Die f\u00fcr die T\u00e4uschung g\u00fcnstigsten Com-binationen werden also (bei weifsem Figurengrunde) diejenigen sein, bei denen die Transversalen sehr dunkel und die Hauptlinien sehr hell oder allgemein gesprochen, wo die Transversalen betr\u00e4chtlich, die Hauptlinien dagegen kaum von Grunde verschieden hell sind. Die f\u00fcr den Ausfall der T\u00e4uschung am wenigsten ausgiebigen Zusammenstellungen werden hingegen diejenigen sein, bei denen die Hauptlinien ihrer Helligkeit nach betr\u00e4chtlich, die Transversalen dagegen unerheblich vom Grunde verschieden sind. Was die absolute Gr\u00f6fse der maximalen und minimalen Ablenkungswerthe anbelangt, ist darauf hinzuweisen, dafs, w\u00e4hrend die Werthe der Maxima und Minima der monochromatischen Figuren, wie oben bereits bemerkt wurde, sich wie 100 zu 60 verhielten, die maximalen und minimalen T\u00e4uschungswerthe der bichromatischen Figuren im Verh\u00e4ltnifs von 100 : 42 verhalten. Man sieht also, dafs durch bichromatische Combination en das Variationsgebiet der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse erweitert wird.\nln unseren Symbolen stellt sich das folgendermaafsen dar: A ist 1. um so gr\u00f6fser je gr\u00f6fser ^g und je kleiner 2.um\nso kleiner je gr\u00f6fser ^ und je kleiner ^g ist, oder, unter derselben Voraussetzung, die wir gelegentlich der Formulirung unserer ersten Gesetzm\u00e4fsigkeit in betreff monochromatischer T\u00e4uschungsfiguren gemacht haben :\nt 9\nindem die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse um so betr\u00e4chtlicher wird je kleiner, und um so geringer je gr\u00f6fser dieser Bruch ausf\u00e4llt.\nIch glaube nun eine ziemlich nat\u00fcrliche Ausdrucksweise zu gebrauchen, wenn ich im Folgenden von Ablenkungs- und Widerstandsvalenz gegebener Transversalen und Hauptlinien spreche. Und zwar soll Ablenkungsvalenz -\u2014 die um so gr\u00f6fser, je\ngr\u00f6fser eine bestimmte g ist \u2014 die den betreffenden Trans-","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nVittorio Benussi.\nversalen zukommende F\u00e4higkeit heifsen, gr\u00f6fsere oder geringere Scheinneigungen der Hauptlinie zu bewirken; Widerstandsvalenz dagegen die F\u00e4higkeit gegebener Hauptlinien sich mehr oder weniger der ablenkenden Wirkung der Transversalen zu wiedersetzen. \u2014 Ebenso wie die Ablenkungsvalenz von der Gr\u00f6fse von\nT/\ni g, so ist auch die Widerstandsvalenz von der Gr\u00f6fse der jeweiligen s Vg abh\u00e4ngig und zwar wird sie wiederum um so gr\u00f6fser sein, je gr\u00f6fser s^g ist. Ziehen wir den nachstehenden speciellen\nFall in Betracht, wobei die gelbe F\u00e4rbung die hellste, die schwarze die dunkelste und die rothe von mittlerer Dunkelheit ist, so\nTransversalenf\u00e4rbung\troth\troth\tgelb\tschwarz\nHauptlinienf\u00e4rbung\tgelb\tschwarz\troth\troth\nAblenkungsgr\u00f6fse\t7\t6,3\t5\t7,6\nk\u00f6nnen wir sagen, dafs bei der Combination roth-gelb die Ablenkungsvalenz der rothen und dunkleren Transversalen gr\u00f6fser ist als die Widerstandsvalenz der gelben und helleren Hauptlinie, was durch die Ablenkungswerthe der umgekehrten Combination best\u00e4tigt wird, indem dieselbe einen erheblich kleineren Ablenkungswerth bedingt im Vergleich zur ersteren \u201eroth-gelben\u201c. So wie der rothen F\u00e4rbung der gelben gegen\u00fcber eine gr\u00f6fsere Ablenkungsvalenz zukommt, wenn sie f\u00fcr die Transversalen und eine gr\u00f6fsere Widerstandsvalenz, wenn sie f\u00fcr die Hauptlinie verwendet wird, so kommt der schwarzen F\u00e4rbung gegen\u00fcber beiden fr\u00fcheren sowohl eine gr\u00f6fsere Ablenkungs- als Widerstandsvalenz zu, was daraus hervorgeht, dafs die Combination \u201eschwarz-roth\u201c einen gr\u00f6fseren Ablenkungswerth ergiebt als die umgekehrte \u201eroth-schwarze\u201c.\nAus obiger Tabelle VII haben wir also entnehmen k\u00f6nnen, dafs, wenn die Figur monochromatisch ist, die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse mit der Gr\u00f6fse der Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Figur parallel zunimmt, dafs weiter, bei bichromatischen\nFiguren eine Steigerung von ^g eine Steigerung der Ablenkungsvalenz f\u00fcr die Transversalen, eine Steigerung von g\ndagegen eine Steigerung der Widerstandsf\u00e4higkeit f\u00fcr die Hauptlinie zur Folge hat. Die einer bestimmten F\u00e4rbung zukommende","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner1 sehen T\u00e4uschung. 295\nAblenkungs- resp. Widerstandsf\u00e4higkeit kommt aber nicht bei monochromatischen sondern bei bichromatischen Figuren vorwiegend zur Geltung, dann n\u00e4mlich, wenn eine von beiden Valenzen zu einem Minimum abgeschw\u00e4cht ist: so kommt es, dafs die Ablenkungswerthe, denen wir (in Tab. VII) begegnen, wenn wir uns von einer Stelle der Diagonale aus nach rechts oder oben bewegen gr\u00f6fser, die Ablenkungswerthe, die wir antreffen, wenn wir nach links oder unten gehen kleiner sind als die in die Diagonale selbst zusammengeordneten. Dieses\nGr\u00f6fserwerden der Ablenkungswerthe, wenn ^g abgeschw\u00e4cht wird und ebenso die Zunahme der Widerstandsf\u00e4higkeit, wenn f^g abnimmt, ist wohl so zu verstehen, dafs bei den monochromatischen Figuren die ablenkende Wirkung der Transversalen durch die Widerstandsvalenz der Hauptlinie, und die Widerstandsf\u00e4higkeit dieser letzten selbstverst\u00e4ndlich durch die Ablenkungswirkung jener ersten, zum Theil aufgewogen wird, w\u00e4hrend dies in geringerem Maafse der Fall ist, wenn die Hauptlinie an Widerstandsf\u00e4higkeit verliert oder die Transversalen an Ablenkungsvalenz gewinnen, kurz in allen denjenigen F\u00e4llen, wo kein Gleichgewicht zwischen Ablenkungs- und Widerstands valenz mehr besteht. Bei monochromatischen T\u00e4uschungsfiguren ist,\nwas die absolute T\u00e4uschungsgr\u00f6fse anbelangt, ^g das Maafs-\ngebende, indem die Ablenkungswerthe um so geringer ausfallen, je kleiner die Helligkeitsverschiedenheit zwischen Transversalen und Grund ist. Es k\u00f6nnte nun scheinen, dafs, wenn etwa Widerstands- und Ablenkungs valenz, die von der Gr\u00f6fse\nvon <y g und ^ g abh\u00e4ngig sind, in gleichem Maafse abnehmen, keine Aenderung in der absoluten Gr\u00f6fse der jeweiligen T\u00e4uschung eintreten d\u00fcrfte. Dies ist aber deswegen nicht der\nFall, weil eine gleiche Abschw\u00e4chung von ^g und ^g eine\nAbschw\u00e4chung der Ablenkungsvalenz mit sich f\u00fchrt, die gr\u00f6fser ist als die Abnahme an Widerstandsf\u00e4higkeit, die durch die Herabsetzung von ^ g bewirkt wird; denn einerseits wird die ablenkende Wirkung s\u00e4mmtlicher Transversalen, auf deren gemeinsamen Einflufs auf eine einzige Hauptlinie eben die Auff\u00e4lligkeit der T\u00e4uschung zur\u00fcckgeht, abgeschw\u00e4cht ; andererseits bleibt die Hauptlinie deswegen in Besitz einer gr\u00f6fseren Widerstands valenz,","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nVittorio Benussi.\nweil man auf sie, w\u00e4hrend der Einstellung, oder \u00fcberhaupt der Betrachtung, sozusagen in gr\u00f6fserem Maafse achtet als auf die Transversalen, die in Folge ihrer abgeschw\u00e4chten Auff\u00e4lligkeit immer mehr vernachl\u00e4ssigt werden k\u00f6nnen. Man gelangt aber\ndurch Abschw\u00e4chung von fVg zu einem Minimum, welches man\nmit H\u00fclfe bichromatischer Combinationen \u00fcberschreiten kann,\nund ebenso durch Erh\u00f6hung von fVg zu einem Maximum, das\ndurch bichromatische T\u00e4uschungsfiguren zu \u00fcbersteigen ist. So ergiebt eine graue Figur Ablenkungswerthe, die sich zu denjenigen einer schwarzen Figur wie 100 : 300, und die Combination \u201egrau-schwarz\u201c solche, die sich zu denjenigen f\u00fcr die umgekehrte Combination wie 100:400 verhalten, indem sowohl die Ablenkungswerthe f\u00fcr die Combinationen \u201eschwarz-grau\u201c gr\u00f6fser sind als diejenigen f\u00fcr die monochromatische schwarze Figur, und die Ablenkungswerthe f\u00fcr die Combination \u201egrau-schwarz\u201c kleiner als diejenigen f\u00fcr die monochromatische graue T\u00e4uschungsfigur.\nEs fragt sich nun, ob wir durch die hier festgestellten Gesetzm\u00e4fsigkeiten in die Lage gesetzt sind f\u00fcr den Fall, dafs wir die T\u00e4uschungswerthe etwa dreier monochromatischen Figuren kennen, die Reihe vorauszusagen, in die sich die Werthe der aus jenen drei F\u00e4rbungen hergestellten 6 bichromatischen Combinationen ordnen werden. Es k\u00f6nnte beim ersten Blicke scheinen, dafs, um diese sechsgliedrige Reihe etwa steigend zu ordnen, wir weiter nichts zu thun h\u00e4tten, als die entsprechenden 6 Figuren derart an einander zu reihen, dafs die Figuren mit gleicher Transversalenf\u00e4rbung stets neben einander zu stehen\nkommen und die ^g von einem der durch diese Anordnung entstehenden Figurenpaare zum anderen kleiner, svg innerhalb eines jeden Paares gr\u00f6fser wird. Doch ist dies nur unter bestimmten unten zu ber\u00fchrenden Voraussetzungen richtig. Fingiren wir nun den F all, wir h\u00e4tten drei monochromatische\nFiguren I, II und III, deren fVg von I zu III zun\u00e4hme. Die\nT\u00e4uschungswerthe f\u00fcr I w\u00fcrden dann kleiner als die f\u00fcr II, und diese wieder kleiner als die f\u00fcr III ausfallen. Die drei in Betracht kommenden ^ g w\u00fcrden also folgende Reihe bilden (die r\u00f6mischen Zahlen bezeichnen die verschiedenen Figuren) :","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Einftufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner''sehen T\u00e4uschung. 297\nF\nf 9\n< F\n^ f 9\nII\t\u201eIII\n^ f 9 *\nAls I. Paar der nun herzustellenden bichromatischen Reihe\nnehmen wir dasjenige mit den dunklen Transversalen (deren\nT/m\nHelligkeitsverschiedenheit vom Grunde ich mit ^vg bezeichne). Wir wissen, dafs wir, unter Voraussetzung des zweiten bichroma-\n/\ntischen Gesetzes\nA = c \u25a0\n\nV \\ s g\ny\nt 9 j\n, eine Steigerung der T\u00e4uschungs-\ngr\u00f6fse erreichen k\u00f6nnen, wenn wir in der dritten Figur die Hauptlinie der zweiten oder vollends der ersten Figur setzen. Auf diese Weise bekommen wir 2 Figuren mit gleichen Transversalen und verschiedenen Hauptlinien, von denen die erste einen gr\u00f6fseren Ablenkungswerth bedingen d\u00fcrfte als die zweite, also folgende zwei Combinationen :\nV1 s q\n-pr\nt 9\n>\nF11 s q\nyA-\nt g\nWas diese Aufzeichnungweise anbelangt, ist zu bemerken, dafs das >-Zeichen sich nicht auf die zwei \u201eBr\u00fcche\u201c, sondern auf die durch die entsprechenden bichromatischen T\u00e4uschungsfiguren [f\u00fcr welche die Helligkeitsverschiedenheit zwischen Transversalen und Grund constant ist, w\u00e4hrend diejenige zwischen Hauptlinien\nund Grund einmal = svg und ein andermal = syg ist] bedingten\nAblenkungswerthe bezieht. Nur der Einfachheit wegen ist einer complicirteren und genaueren Symbolik die hier verwendete vorgezogen worden.\nDas zweite Paar von T\u00e4uschungsfiguren wird die Trans-versalenf\u00e4rbung der II. (monochromatischen) T\u00e4uschungsfigur und die Hauptlinienf\u00e4rbung der III. und I. aufweisen m\u00fcssen, und wir erhalten da folgende Combinationen, von denen die erste wiederum einen gr\u00f6fseren Werth als die zweite ergeben mufs, also :","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nVittorio Benussi.\nDas dritte Paar schliefslich wird die Transversalenf\u00e4rbung der I. Figur und die Senkrechtenf\u00e4rbungen der II. und III. T\u00e4uschungsfigur auf weisen und wir erhalten von Neuem zwei Achromatische Combinationen, von denen die erste einen gr\u00f6fseren Ablenkungswerth bedingen m\u00fcfste als die zweite:\nV11 s g\nt\ny 111 5 g\nWir erhalten sonach die drei folgenden Paare, von denen wir mit Recht vermuthen d\u00fcrfen, dafs das innerhalb eines jeden durch ein j>-Zeichen angedeutete Verh\u00e4ltnifs thats\u00e4chlich besteht:\nii\nV\tV\ns 9 ^ s g\ntrg\nIII\ntV9\nIII\nV\tV\ns 9 ^ _s 9\nm\nrll\nII\ny\nt 9\ntVg\nII\nV\u00b1L V\ns 9_ ^ S 9 i ^\nin\nJ\n+ 9\ny\nt 9\nDie Frage ist nun aber die, wie sich das zweite Glied des ersten Paares zum ersten des zweiten, und das zweite des zweiten zum ersten des dritten der Gr\u00f6fse ihrer T\u00e4uschungswerthe nach verhalten wird. Wenn zwischen dem zweiten Gliede des ersten Paares und dem ersten des zweiten nur die Helligkeitsverschieden-\nheit zwischen Transversalen und Grund von auf y11 ge-\nsunken w\u00e4re, so w\u00fcrde diese Figur, dem zweiten bichromatischen Gesetze zufolge einen kleineren Ablenkungswerth als die zweite Figur des ersten Paares ergeben. Nun weist sie aber zugleich\nJ/-IJ\tj-rl\nauch eine von s v^ zu s v abgeschw\u00e4chte HelligkeitsVerschiedenheit zwischen Grund und Hauptlinie auf, welche Abschw\u00e4chung ihrerseits eine Abschw\u00e4chung der Widerstandsf\u00e4higkeit der Senkrechten und somit eine T\u00e4uschungssteigerung mit sich f\u00fchrt. Es ist aber trotzdem wahrscheinlich, dafs die erste Figur des zweiten Paares entweder kleinere oder ann\u00e4hernd gleiche Ablenkungswerthe bedingen d\u00fcrfte, als die zweite Figur des ersten Paares. Und zwar deswegen, weil 1., da die erste Figur des zweiten Paares im Ganzen weniger vom Grunde helligkeitsverschieden ist als die zweite des ersten, sie unserem ersten Gesetze in der Form A \u2014 c \u2022 ^ zufolge, kleinere Ablenkungswerthe bedingen mufs, als die ihr vorausgehende T\u00e4uschungsfigur; und","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die G-r\u00f6fse der Z\u00f6llner'\u2019sehen T\u00e4uschung. 299\n2. deswegen, weil kaum vermuthet werden kann, dafs die durch\nT/I\nV bedingte Widerstandsf\u00e4higkeit der Hauptlinie der ersten\nc/\nT711\nFigur des II. Paares gegen\u00fcber der durch ^y g bedingten Ablenkungsf\u00e4higkeit der Transversalen weniger stark zur Geltung\njj\nk\u00e4me als die durch s ^ bedingte Widerstandsf\u00e4higkeit der Hauptlinie der zweiten Figur des ersten Paares gegen\u00fcber der durch\nbestimmten Ablenkungsvalenz der Transversalen derselben\nFigur. \u2014 Die Richtigkeit dieser Vermuthungen vorausgesetzt, k\u00f6nnten wir f\u00fcr unsere sechs T\u00e4uschungsfiguren folgende Reihe auf stellen, die ich als die \u201eunsichere1\u201c bezeichnen will, indem derselben eine viergliedrige und \u201esichere\u201c folgen wird.\nV1 s 9\ntrg\nIII\n>\nV s g\nii\n\nin\n<?\n>\nF1\n^ g\nV\nt g\n>\nV\nS Q\nIII\nII\nvn vm\n\u2022 s g s g\ntVg\nI\ntr9\nF\nin\nDas zur Seite des <F Zeichens gestellte Fragezeichen soll als Ausdruck f\u00fcr die dem Gegebensein einer solchen Relation zukommende Unwahrscheinlichkeit gelten. Als sichere Reihe gilt dagegen folgende :\nV s q\nt 9\n>\nV1 s g\nFn\nt 9\nin\n>\nV s g\nt 9\nm\n>\nV\ns y\n,vl\nt 9\nIn wie weit die eben ausgesprochene Vermuthung in betreff\nder Anordnung der sechsgliedrigen Reihe berechtigt ist, wird\nden Ergebnissen der ersten Nebenreihe zur ersten Hauptreihe\nzu entnehmen sein. Uebrigens ist die G\u00fcltigkeit des zweiten\nV\ns q\nbichromatischen Gesetzes in der Form A = c \u2022 \u2014-=\u2014 von dem\n* 9\nAusfall dieser sechs- (oder irgend einer ??-)gliedrigen Reihe unabh\u00e4ngig, denn dieses Gesetz vermag nur das Verh\u00e4ltnifs zwischen je zwei der von mir zu einer Gruppe zusammengenommenen Com-binationen, und dasjenige unter den vier- (oder w-)Werthen der als sicher bezeichneten vier- (oder einer ihr analog gebildeten n-) gliedrigen Reihe zu bestimmen, oder sonst zahlreicheren Figuren,","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"BOO\nVittorio Benussi.\ndie entweder eine Constante (J und verschiedene sv(/ oder\numgekehrt, auf weisen. Und einer Controlle daf\u00fcr soll in erster Linie die erste Nebenreihe gelten, w\u00e4hrend die definitive Feststellung quantitativer Abh\u00e4ngigkeitsbeziehungen einer sp\u00e4teren Gelegenheit Vorbehalten bleiben mufs.\nBevor wir aber zur Besprechung dieser Controlreihe \u00fcbergehen, m\u00fcssen wir noch einiger nicht unwichtiger und vielleicht nicht uninteressanter Erscheinungen, die w\u00e4hrend der Durchf\u00fchrung dieser Reihe zum Vorschein kamen, gedenken. Die beide in diesem Zusammenh\u00e4nge zu verzeichnenden Thatsachen sind aus folgender Tabelle VIII zu entnehmen. Es sind in derselben erstens die Werthe der mittleren Variationen s\u00e4mmtlicher acht Versuchstage in chronologischer Folge neben einander gestellt; zweitens sind die Mittel aus diesen Variationswerthen f\u00fcr eine jede Versuchsperson den einer jeden derselben zugeh\u00f6rigen mittleren T\u00e4uschungswerthen gegen\u00fcbergestellt.\nTabelle VIII.\nVersuchs- person\tVersuchstage\t\t\t\t\t\t\t\tMittlere Werthe\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\tder Varia- tion\tder T\u00e4uschg.- Gr\u00f6fse\n\tI.\tII.\tIII.\tIV.\tV.\tVI.\tVII.\tVIII.\t\t\nBss.\t0,77\t0,41\t0,45\t0,50\t0,39\t0,33\t0,26\tCO CO \u2022's o\t0,38\t9,0\nWs.\t0,40\t0,36\t0,24\t0,30\t0,25\t0,24\t0,21\t0,18 !\t0,25\t6,0\nSth. 1\t0,30\t0,30\t0,38\t0,20\t0,14\t0,23\t0,24\t0,14\t0,22\t4,7\nAus dieser Tabelle entnimmt man 1. dass \u2014 was \u00fcbrigens wohl zu erwarten war \u2014 die Werthe der mittleren Variation im Laufe der acht Sitzungstage betr\u00e4chtlich abnehmen. Besonders hervorgehoben zu werden verdient diese Thatsache deswegen, weil im Gegens\u00e4tze dazu eine \u00e4hnliche Abnahme innerhalb einer jeden Versuchsreihe nie auftrat. Die Gr\u00f6fse der mittleren Variation wies im Laufe einer einzelnen Versuchsreihe keine regel-m\u00e4fsige Ver\u00e4nderung.\nWichtiger scheint mir die zweite hier in Erw\u00e4gung zu ziehende Thatsache zu sein, zu deren Kenntnifs wir durch Vergleichung der mittleren Variations- und T\u00e4uschungswerthe gelangen. Sie besteht darin, dafs die beiden Werthe einander","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 3Q|\nproportional gehen, d. h. dafs die verschiedenen Einstellungs-w er the f\u00fcr eine und dieselbe Figur mn so weniger gleichm\u00e4fsig unter einander ausfallen, je gr\u00f6fser die durchschnittliche Scheinneigung der Hauptlinie ist. Die n\u00e4chstliegende Vermuthung, dafs man hier einfach mit individuell verschiedenen Unterscheidungsf\u00e4higkeiten zu thun h\u00e4tte, ist deswegen unstatthaft, weil die drei hier in Betracht kommenden Versuchspersonen, wie sich aus den Vorversuchen \u00fcber Verl\u00e4ngerungseinstellung ergeben hatte, als ungef\u00e4hr gleich unterscheidungsf\u00e4hig angesehen werden m\u00fcssen. Es bleiben daher zwei weitere Interpretationsm\u00f6glichkeiten offen: man k\u00f6nnte einerseits vermuthen, dafs die Verl\u00e4ngerungseinstellung f\u00fcr eine geneigte Gerade gr\u00f6fsere Schwierigkeit bieten d\u00fcrfte als die f\u00fcr eine senkrechte oder weniger geneigte Gerade, aus welcher Vermuthung man folgern k\u00f6nnte, dafs die Einstellung um so schwieriger sei, je mehr die Senkrechte durch die Transversalen abgelenkt werde. Andererseits k\u00f6nnte man an die der Hauptlinie der Z\u00f6llner\u2019s eben Figur eigene Unruhe denken, die, wenn sie auch erst dann besonders deutlich zum Vorschein kommt, wenn mehrere Transversalen-eolumnen mit den entsprechenden Hauptlinien neben einander gezeichnet sind, unbestreitbar auch bei einer einzigen Transversalen-columne zu beobachten ist. Man k\u00f6nnte n\u00e4mlich vermuthen, dafs diese Unruhe f\u00fcr verschiedene Versuchspersonen und f\u00fcr verschieden grofse T\u00e4uschungswerthe mehr oder weniger lebhaft sei: In diesem Falle w\u00e4re jede Einstellung eher eine ganz richtige, wenn auch nur f\u00fcr die gerade in dem Augenblicke der Einstellung vorhandene Auff\u00e4lligkeit der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse g\u00fcltige als eine gleichviel aus welchem Umstande heraus regelm\u00e4ssig beeintr\u00e4chtigte ; und man k\u00f6nnte die Gr\u00f6fse der mittleren Variation als Kriterium dieser \u201eUnruhe\u201c betrachten.\nWelche dieser zwei Vermuthungen eine gr\u00f6fsere Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich hat, kann hier nicht entschieden werden.\nEs er\u00fcbrigt noch, am Schlufs der Darlegung dieser ersten Versuchsreihe der M\u00e4ngel zu gedenken, die derselben anhafteten. Und zwar m\u00fcssen wir vor allem diejenigen Umst\u00e4nde ber\u00fchren, die geeignet waren, den Umkreis zu vergr\u00f6fsern, innerhalb dessen die Variation stattfand. In diesem Zusammenh\u00e4nge kommen an erster Stelle die im Laufe einer l\u00e4ngeren Reihe unvermeidlichen Schwankungen einerseits der Beleuchtungsintensit\u00e4t und andererseits der Empfindungsqualit\u00e2t in Betracht, die ersteren","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nVittorio Benussi.\nbedingt durch Inconstanz der Tagesbeleuchtung, die zweite hervorgerufen durch von vornherein nicht auszuschliefsende Licht-inductionen, die im Sinne einer Herabsetzung der Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Figur und somit der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse wirken mufsten. Eine weitere Fehlerquelle stellten die Schwankungen in Bezug auf die Ausdehnung des Beobachtungsgebietes dar, dessen Gr\u00f6fse \u00fcberdies sehr wahrscheinlich (wie ich in einem sp\u00e4teren Zusammenh\u00e4nge zu ber\u00fchren Gelegenheit haben werde) auch eine Theilursache der f\u00fcr verschiedene Versuchspersonen verschieden ausfallenden durchschnittlichen T\u00e4uschungsgr\u00f6fse ausmachen d\u00fcrfte. Dafs die Begrenzung des Beachtungsgebietes die T\u00e4uschung im Sinne einer Herabsetzung beeinflufst, haben wir schon gesehen (Tab. I), so dass ich hier nur auf das dort Gesagte zu verweisen brauche. Schliefslich kommen eventuelle Augenbewegungen in Betracht, \u00fcber deren Bedeutung aus der zweiten Nebenreihe zu dieser\nReihe Manches zu entnehmen sein wird.\n%\nWas die Verwerthung der einzelnen Messungsergebnisse anbelangt, ist zu bemerken, dafs die aus Tabelle VII zu entnehmende Gesetzm\u00e4fsigeit dort bereits deutlicher hervorgetreten w\u00e4re, wenn die \u2014 was das Ziehen von Mittelwerthen anbelangt \u2014 mit einander auf gleichem Fufse behandelten Werthe nicht verschiedenen Sitzungen angeh\u00f6rt h\u00e4tten. In der That werden wir gleich Gelegenheit haben, uns davon zu \u00fcberzeugen, dafs bei Erf\u00fcllung dieser Bedingung die oben nur undeutlich hervortretende Gesetzm\u00e4fsigkeit sich ausnahmslos bew\u00e4hrt. Diese Best\u00e4tigung liefert uns folgende\nI. Nebenreihe. (Anzahl der Einzelnmessungen: 1123.)\nWir haben auf S. 299, wo es sich um die Aufstellung der wahrscheinlicheren Anordnung mehrerer bichromatischer Figuren nach ab- oder zunehmender T\u00e4uschungsgr\u00f6fse handelte, auf Grund\nunserer zwei Gesetze A \u2014 c \u2022 ^g (f\u00fcr monochromatische Figuren)\nV\nS Q\nundl = c \u2022 \u2014\u00ff\u2014 (f\u00fcr bichromatische Figuren) zwei solcher An-\nt g\nOrdnungen zu bestimmen versucht, und f\u00fcr die erste sechsgliedrige die Folge","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Eijiflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 303\nV1 s 9\nVm t 9\nii\n>\nV s 9\ny 111\nt 9\n<?\n>\nyl s g\n*V9\nh\n>\nF111\ty11\ns g y s g\ni\ny11 t 9\ny\nt 9\n>\nF\ns l\ny1\nt g\nIII\nf\u00fcr die zweite viergliedrige dagegen die Folge\nin\ny l\tyl\tyXJJ.\ty\nS 9\t> S g s g > s 9\nin\ntV9\nIII\ny 11\nt 9\nrll\ntV 9\ny1\nt 9\ngesichert gefunden. Voraussetzung war, dafs die Verschieden-\n771\tT7ii\t.\tT7n\tT7 hi\nheit zwischen g und g der zwischen g und ^ g unge-\nT/1\tT/11\nf\u00e4hr gleich ist und dafs dabei svg gegen\u00fcber J g sich an-\nn\u00e4hernd ebenso wirksam erweist wie\nT7n\t77iii\n,* gegen\u00fcber tv {\nS g\t--- T g \u25a0\nEs galt nun auf Grund mehrerer Reihen, denen der oben an letzter Stelle erw\u00e4hnte Mangel nicht anhaftete, die G\u00fcltigkeit jener zwei Gesetze und der darauf gegr\u00fcndeten Reihenanordnungen einer Ueberpr\u00fcfung zu unterziehen. Zu diesem Ende wurden mehrere (20), neungliedige Reihen gepr\u00fcft, die aus drei monochromatischen Figuren und den sechs m\u00f6glichen bichro-matischen Combinationen aus den drei verschiedenen F\u00e4rbungen derselben bestanden.\nWas die experimentellen Voraussetzungen anbelangt, wurde hier noch keine Aenderung vorgenommen; der einzige Unterschied den fr\u00fcheren Reihen gegen\u00fcber bestand darin, dafs f\u00fcr jede Figur nicht drei, sondern sechs bis zehn Einstellungen vorgenommen wurden und zwar so, dafs man bei den zwei ersten von sehr grofsen Elongationen bei den sp\u00e4teren dagegen von immer kleineren oder gar von der zuletzt als \u201egut\u201c bezeichneten Einstellung ausging. Ich halte f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig, hier die numerischen Ergebnisse s\u00e4mmtlicher Reihen zu reproduciren und will mich \u2014 wie in folgender Tabelle IX geschieht \u2014 mit der Wiedergabe einiger typischer F\u00e4lle begn\u00fcgen.","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nVittorio Benussi.\nHH\nQD\nr\u2014(\nQ\nrO\nc3\nEh\nd\n\u00a9\nfn\nd\nb\u00df\n\u2022\tr-H\nPR\nd\na>\nd\n\u00a9\n\u00a9\n\u2022\tr-<\nft\n\u00a9\ngo\nfn\n\u00a9\nfH\n\u00a9\nft\n\u00a9\nGO\nm\n\u2022\tr-H\nd\n-+J\nft\nfH\n\u00a9\n>\nGO\nH->\n\u2022\trH\n\u00a9\nft\nb\u00df\n\u00a9\nw\npx\n\nCc\n\n5*\n-Ki\nA\n-H\npft\nco \u25a0c-\n\n\n'Si*\nhk ^\nCO\n\n\u00d6S\n\nA\nft0'\nCO\no-\npft\nd?b\nPft\nvA\nCO\n\nA\nft ^\nPi-\nco\n-? \u00f6b 'I\nP^ !l\n\nft dri\nPft\n-A-\n-A\n\nPx\n\n\nd\no3\nfH\nb\u00df\nft\n-M\no\nfH\nft\n\u2022+H\no\nN\nfn\n03\n\u00a3\nrd\n\u00a9\ngo\nN\nfn\no3\nt?\nrd\nCD\nm\nd\no3\nfn\nb\u00df\no\nfH\nd\n\u00a9\np*\u2014H\nc3\ngo\nrH\nCD\n>\n30\nd\no3\nfn\nH\nu\n<D\nft\nb\u00df\nd\nd\nft\nfH\n:o3\npH\nN\nfH\noS\n\u00a3\nrd\n\u00a9\n00\nd\n<3\nfn\nb\u00df\nrd\n\u25a0u\nO\nf-t\nN\nfn\no3\n\u00a3\nrd\n\u00a9\nCD\no\nfH\ndJ\n-M\no\nu\nd\n<D\nft\nd\nc3\nw\nf-l\n\u00a9\nft\nb\u00df\nd\nd\nft\nfH\n:c3\nfft\nc3\nfH\nb\u00df\nd\nc3\nfH\nb\u00df\nd\no3\nrH\nb\u00df\nlO co^\nZO~ \u00a9\u2019\nN\tN I\nfH\tfn\t!\no3\tc3 !\n\t^ 1\nft !\tft\n\u00a9\t\u00a9 1\nGO\tGO\nO o\n\u00bbo\u2019 o\u2019\nO co\ncd cT\nft (M ft\u2019 o'\nCO -M O <n^ C\u2014 o O o\nC'A o\u2019 cd' o\u2019 cd' \u00a9\" rft o'\n\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\nCO\t.CD\tm\tG0\n<-H\tC-H\t<\u2014\u00bb\tC\t1\nO\tO\to\to\nfH\tfH\tfH\tfH\nb\u00df \u00f6\tb\u00df \u00f6\tb\u00df s\tb\u00df s3\nG0 O\tG0 o\tCD O\tG0 O\nb\u00dfft\tb\u00df-^\tb\u00df\u201843\tb\u00df-^3\nd ^\td \u00e4\td ri\td ri\nP ?H\td \u2018\u00a3\td '\u00a3\tLJ \u2022 H 2 ?H\nft ^ \u00a9>\tft^ \u00a9 ft\tft ^ \u00a9 ft\tri ri \u00a9f^\nG0\tG0\tCD\tCD\nd\td\td\td\n:(Jh\t:oS\t:c3\t:c3\nH\tH\tH\tH\n00\nCO\nPQ\nCD\nfH\n\u00a9\nft\nCD\nft\no\nd\n00\nfH\n<D\n>\npip\nm\nM\nCO oi\tO 05\tCM rH\tO \u00a9\n! CO o\tr-H ^\tCO ft\tr-T\u00a9\nO o\tfO \"i\u00bb\tCD o]\tO o\nTfi'ft I\tCM ft\tCO'\u00a9\tCM\u2019\u00a91'\ntO oj\tfO eo\tCM oa\tXf 05\ni CD o\t\u00a9\t\t-ofi \u00a9\n-oT o\u00bb\tO 05\tO Hf\tCM th\nt>* O\tio\u2019o\t\u00bbOft\t\u00bbo\u2019\u00a9\niQ oa\t^ tH\tO 05\t\"H* o;\nt> O\t\u00bbo\u2019\u00a9\tt>.r O\t\u00bbo\u2019\u00a9\nO [>\tO Ol\t\u00bbO co\tO 05\nO\u2019o tH\tcd'\u00a9\tCD\u2019 \u00a9\t\u00c7\u00a3>V(C>\ti\nCO 03\tO)\tCO\tO co\nco\u2019o\tCO'ft\tCO\u2019\u00a9'\tco*\u2019\u00a9\nd\n<ri\nft\nd\nc3\nN\nfH\nOh\n\u00a3\nft\na\noo\nd\n:d\nfH\n5J0\nd\n:d\nrH\n5C\nd\n:d\nfH\nb\u00df\nS3\nfH\noS\n\u00a3\nft\nCD\nCD\nN\nfH\nOh\n\u00a3\nft\nCD\nCD\nd\nc3\nr- H\nft\nd\n\u00a9\n0h\nOO\nfH\nCD > CD\nd\n<3\nfH\nH\nfH\n\u00a9\nft\nb\u00df\nd\nd\nft\nfH\nft\n(ft\nN\n?\u2014<\nc3\nft\no\ncc\nd\n<3\nd\nOh\nd\no3\nft\nd\n\u00a9\n-t-H\nft\nd\n0h\nM\nfH\n\u00a9\nft\nb\u00df\nd\nd\nft\nfH\n:o3\nft\nfH\nb\u00df\n:d fH b\u00df 1\tid ! fH\t1 b\u00df : !\ti\nN j\tN !\n?H\ti\tfH\n\tP 1\n\u00a3\t!\t^ j!\nft\ti ft\n\u00a9\ti\tCD\nGO\t|\t!\tG0\tj!\nO o ud ft\nO co\n-H\nL> O\n\\ \u2022*\no\nft Hll CO ft\nO o\ncd'ft\"\n00 CO\nGO*' ft\nft co\n\u00ab\u25a0N *H\n-Htl CO\nO rH\n\u00bbo' o'\nft\t!\nd :d\t!\tTtl O rH ^\t\u00abh\tf\\ _r\nOb\n03 oi\no\u2019ft\n\u00bbO O\nCO -M\ncd ft\ncc \u00b0\nCM o i\nco\u2019 ft\n00 o C* co\n^\nCO o Hfi o\nOb H\nO^fM\nco\u2019 \u00a9\u2019\n\u00a9\nO\nfH\nb\u00df\u00e4 CD O b\u00df\u201943 G g \u25a0 d \u00a3 ft J? \u00a9 ft\nGO\nd\n:o3\nH\nGO\n03\n\u00a9\nO\nfH\nb\u00df?4 go o b\u00dfd d ^ d ^\n\u00a9ft\nG0\nd\n:c3\nH\nW\nGO\nfH\n\u00a9\nft\nGO\nft\n\u00a9\nd\nGO\nfH\n\u00a9\n>\n'JD\n\u00bb","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Ein flu fs der Farbe auf die G-r\u00f6fse der Z\u00f6llner1 sehen T\u00e4uschung. 305\nWas die Resultate dieser Reihen anbelangt, ist an erster Stelle hervorzuheben, dafs darin das zweite bichromatische Gesetz ausnahmslos best\u00e4tigt erscheint, wie man aus den hier beispielsweise wiedergegebenen Reihen entnehmen kann. Ueberdies ist festzustellen, dafs sich von unseren beiden Anordnungen, die zweite immer, die erste mit Ausnahme eines einzigen Falles bew\u00e4hrte. Das erste Ergebnifs der gegenw\u00e4rtigen Versuchsreihe lautet also folgendermaafsen : F\u00fcr den Ausfall verschiedener Combinationen einer bichromatischen (helligkeitsverschiedenen) Reihe gilt die durch die formelhafte Auf-\nV\nSchreibung A = c.\tausgedr\u00fcckte Gesetzm\u00e4fsigkeit, so weit\nt g\nsie bis jetzt gepr\u00fcft wurde, ausnahmslos. Von zwei bichromatischen (helligkeitsverschiedenen) Combinationen er-giebt diejenige kleinere Ablenkungswerthe, die eine kleinere ^g und eine gr\u00f6fsere s^g auf weist. Solange man das Gebiet der\nhelligkeitsverschiedenen Combinationen nicht verl\u00e4fst und solange es sich um das vollbildliche Sehen von Figuren handelt, deren Com-ponenten deutliche Helligkeitsverschiedenheiten aufweisen, leidet jene Gesetzm\u00e4fsigkeit keinen Eintrag. Dagegen scheint die durch\nV s \u00fc\ndie Formel A = c. \u2014y\u2014 ausgedr\u00fcckte Abh\u00e4ngigkeitsbeziehung sich\nt g\ndort anders zu gestalten, wo bei st\u00e4rkerem Hervortreten der S\u00e4ttigungsgrade der verschiedenen Transversalen- und Hauptlinienf\u00e4rbungen die Verschiedenheiten im Farbentone und in der S\u00e4ttigung deutlich die Helligkeitsverschiedenheiten \u00fcberwiegen, indem den verschiedenen Farbent\u00f6nen an und f\u00fcr sich sozusagen eigene und verschiedengrofse Ablenkungsvalenzen zukommen und eine Farbentonverschiedenheit zwischen Transversalen und Senkrechten unter Umst\u00e4nden eine T\u00e4uschungs-abschw\u00e4chung mit sich f\u00fchrt. Darauf kann aber hier nicht eingegangen werden, zumal die IV. Versuchsreihe dar\u00fcber gen\u00fcgende Auskunft geben wird.\nWas hier sonst hervorgehoben zu werden verdient, ist das Verhalten des Subjectes gegen\u00fcber einigen Gliedern bichromati-scher und monochromatischer T\u00e4uschungsfiguren einer und derselben Reihe. Zun\u00e4chst Folgendes : Wenn wir die Minima der\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 29.\t20","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nVittorio Benussi.\nmonochromatischen dreigliedrigen mit denen der bichromatischen sechsgliedrigen Eeihen vergleichen \u2014 finden wir, dafs diese ausnahmslos kleiner ausfallen als jene. Vergleichen wir dagegen die Maxima der mono- und bichromatischen Eeihen mit einander, so sehen wir, dafs die der bichromatischen Eeihen manchmal gr\u00f6fser, manchmal gleich oder gar kleiner sind als die der monochromatischen. Ein derartiges Verh\u00e4ltnifs der Maxima zu einander scheint mir kein zuf\u00e4lliges zu sein, denn alle sechs von mir untersuchten Versuchspersonen zeigen in betreff desselben ein constantes Verhalten. Dies w\u00fcrde f\u00fcr den Fall, dafs die hier verzeichneten Eigenth\u00fcmlichkeiten consequent\nsich immer wieder einstellten, besagen, dafs, wenn man die s^g\neiner gegebenen monochromatischen Figur betr\u00e4chtlich abschw\u00e4cht, nicht ohne Weiteres, d. h. f\u00fcr jede beliebige Versuchsperson eine T\u00e4uschungssteigerung zu erwarten ist. Selbstverst\u00e4ndlich k\u00f6nnte in dem Umstande, dafs nicht immer eine T\u00e4uschungssteigerung eintritt, wenn man an einer monochromatischen vom Grunde in hohem Maafse helligkeitsverschiedenen Figur die Hauptlinie mit einer vom Grunde weniger helligkeitsverschiedenen vertauscht, auch blos eine individuelle Verschiedenheit vermuthet werden; es k\u00f6nnte aber darin auch ein Wink daf\u00fcr enthalten\nV\nsein, dafs das Gesetz in der Form A = c. - ^ nur bis zu einem\nt g\nbestimmten Grenzwerthe des betreffenden Bruches g\u00fcltig ist, welche Grenze dann f\u00fcr verschiedene Individuen verschieden tief liegen m\u00f6chte.\nDas Verhalten der Minima besagt uns dagegen, dafs eine\nZunahme der \u00e7Xg ausnahmslos eine T\u00e4uschungsherabsetzung\nbedingt. Hier machen sich keine individuellen Verschiedenheiten geltend ; sobald durch irgend einen Umstand die Auffassung beg\u00fcnstigt wird, als ob die Hauptlinie f\u00fcr sich allein dast\u00e4nde, was in diesem Falle durch das Zur\u00fccktreten der Transversalen-Aufdringlichkeit geschieht, erf\u00e4hrt die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse eine Herabsetzung.\nBevor wir zur Besprechung der zweiten Nebenreihe \u00fcbergehen, mufs ich noch auf das Verh\u00e4ltnifs derWerthe f\u00fcr die Zusammen-","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6/se der Z\u00f6llner1 sehen T\u00e4uschung. 307\nStellungen\nin\n9\ny11\ns g\nui\ny\nt 9\nund\nV1 s 9\nd7g\nuntereinander hinweisen.\nWir sehen hier, dafs diejenigen Figurenreihen, die eine Ueber-schreitung des monochromatisch bedingten Maximum durch eine oder mehrere bichromatische Combinationen nicht erkennen lassen, die auffallende Erscheinung einer Herabsetzung der T\u00e4uschung durch Abschw\u00e4chung der Hauptlinie zeigen. That-s\u00e4chlich ist (den Ablenkungswerthen nach)\n,Fm f 9\nV1 s g\n-pn\nt 9\naber\ny11 s 9 -pn\nt g\n< T\u201c\nf 9\nausgefallen. Es scheint, dafs f\u00fcr die betreffende sich in dieser Beziehung typisch verhaltende, Versuchsperson eine geringe Abschw\u00e4chung von s^g zun\u00e4chst im Sinne einer T\u00e4uschungsherabsetzung wirkt, indessen eine gr\u00f6fsere Abschw\u00e4chung von s^g\neine relative Erh\u00f6hung der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse zur Folge hat, wenn auch das durch die monochromatische Figur in der F\u00e4rbung der constant gebliebenen Transversalen bedingte Maximum wohl erreicht, aber nicht \u00fcberschritten wird.\nIm Gegens\u00e4tze zum Verhalten der eben in Betracht gezogenen Versuchsperson zeigt sich, dafs bei denjenigen Versuchspersonen , bei denen das bichromatisch bedingte Maximum das monochromatisch bedingte \u00fcbersteigt, der Zusammenstellung\nF11\nS CI\n\u2014nF enIwe(^er gr\u00f6fsere Ablenkungswerte entsprechen als die-tV9\nvm\njenigen f\u00fcr die Combination p g oder h\u00f6chstens gleiche, nie\nV1 s o\naber kleinere; --ergiebt dagegen immer gr\u00f6fsere Ab-\ntv9\nin 5 g\nJ\nlenkungswerthe als m\ny\nt 9\nDer Umstand, dafs auch bei diesen\n20*","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nVittorio Benussi.\nV\nVersuchspersonen eine geringe Abschw\u00e4chung von s g nicht\nimmer eine T\u00e4uschungssteigerung mit sich f\u00fchrt, weifs seinerseits darauf hin, dafs auch f\u00fcr sie, wenn auch eine Abschw\u00e4chung von \u00e7Xg keine Herabsetzung der T\u00e4uschung herbeif\u00fchrt, erst eine n\u00e4her zu pr\u00e4cisirende Gr\u00f6fse der Herabsetzung von s^a eine Steigerung der T\u00e4uschung zur Folge hat.\n\u2022y\nWie diese Erscheinungen zu verstehen sind, wird sp\u00e4ter er\u00f6rtert werden; hier sollen nur Thatsachen codificirt werden, selbst auf die Gefahr hin, dafs sie zusammenhangslos scheinen; hoffentlich wird sich sp\u00e4ter der Gedanke einstellen, der sie zusammenzuhalten vermag.\nUm nichts unber\u00fccksichtigt zu lassen, was einem solchen Gedanken zu gute kommen k\u00f6nnte, m\u00fcssen wir hier neben den \u00fcbrigen Thatsachen auch noch der bei Versuchsperson Hml. vorgekommenen Andeutung eines unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden, wie wir sehen wrerden, durchgehends sich einstellenden Verhaltens, gedenken. S\u00e4mmtliche dieser Versuchsperson zugeh\u00f6rende Reihen zeigen folgendes Verh\u00e4ltnis der Ablenkungswerthe f\u00fcr die\nn\nin\nV s g\nFiguren g g - in\nt g\nr\nS \u00f6\nund ----'ytT ur\u00fcer einander : der Werth f\u00fcr\ny\nt g\ndie Combination\nFn 5 q\n-x\nist gr\u00f6fser ausgefallen als der f\u00fcr die\nCombination\nV s q\nXX\n* 9\nund beide sind kleiner als der Ablenkungs-\nF m\nwerth f\u00fcr die monochromatische Figur ^\t. Ganz consequent\nist dann auch der Werth f\u00fcr die Figur\n.ii\nV1 s 9\nF\u00fc t g\nkleiner als der\nf\u00fcr die monochromatische Figur jX . Hier scheint es, dafs man\nvor einer Ausnahme des zweiten bichromatischen Gesetzes stehe. Wie dies zu verstehen ist, werden uns die haploskopischen Versuche lehren. Wir werden sehen, dafs die Ergebnisse dieser","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 309\nVersuche uns auf die hier verzeichnete Thatsache zur\u00fcckweisen und uns die Vermuthung, es h\u00e4tte sich hier um Zuf\u00e4lliges gehandelt, immer weniger plausibel erscheinen lassen werden. Nachdem wir auch diesen Punkt ber\u00fchrt haben, k\u00f6nnen wir zur Darlegung der zweiten Nebenreihe \u00fcbergehen.\nII. Nebenreihe\n[hierzu Tabelle X bis XIV ; Zahl der Einzelmessungen 588].\nEs wurde bereits wiederholt darauf hingewiesen, dafs die Verkleinerung des Beachtungsgebietes eine T\u00e4uschungsherabsetzung bewirkt. Sich nun im Anschlufs daran die Frage vorzulegen, was es denn f\u00fcr die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse einer gegebenen Figur zu bedeuten habe, wenn man einmal die Augen unbewegt l\u00e4fst, dafs andere Mal aber nicht, ist theoretisch besonders bez\u00fcglich folgenden Punktes von Bedeutung : Aus der Vergleichung so gewonnener Versuchsreihen mufste zu entscheiden sein, ob die dabei eventuell eintretenden Verschiedenheiten der Reac-tionsweise unmittelbar oder nur mittelbar von Fixation und Augenbewegungen abh\u00e4ngig sind, worin ein Aufschlufs \u00fcber den Antheil rein sinnlicher Momente an die jeweilige T\u00e4uschungsgr\u00f6fse gelegen sein m\u00f6chte. Man hat schon oft von der Rolle, die dabei die Augenbewegungen spielen sollen, vieles, wenn auch nicht eben Ueberzeugendes geh\u00f6rt; in unserem Falle w\u00e4re wohl die nat\u00fcrlichste Erwartung, die, dafs dem Einfl\u00fcsse der Beschr\u00e4nkung des Beachtungsgebietes, analog auch Augenbewegungen l\u00e4ngst der Hauptlinie, nur in einem Sinne, sei es der Steigerung, sei es der Herabsetzung, wirken m\u00fcfsten. Denn h\u00e4tten die Augenbewegungen unmittelbar etwas zu bedeuten, so m\u00fcfste sich diese Bedeutung immer in derselben Richtung geltend machen; stellen sich dagegen Ver\u00e4nderungen entgegengesetzter Richtung als Folge von Augenbewegungen ein, so ist eine Zur\u00fcckf\u00fchrung derselben auf diese letzteren als auf deren gemeinsame unmittelbare Ursache wohl unzul\u00e4ssig.","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nVittorio Benussi.\nTabelle X.\nFortlaufende Zahl :\t\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\t10\t\nVer- suchs- person\tTransv.\tschw.\tschw.\troth\troth\tgr\u00fcn\tschw.\tgelb\tschw.\tblau\tblau\ta i > s-\n\tHauptl.\tviol.\troth\tschw.\tblau\tschw.\tgr\u00fcn\troth\tblau\troth\tschw.\tr- i\u201c C\nBss.\tT.b. b.A. Variation\t13,0 0,3\t11,0 0,6\t8,0 0,6\t8,5 0,4\t9,0 0,1\t9,0 0,4\t5,0 0,3\t12,0 0,3\t9,5 0,3\t8,0 0,5\t: \u00ab\n\tT. b. f.A. Variation\t11.4 0,2\t9,8 0,1\t7,8 0,14\t9,2 0,3\t8,3 0,35\t10,2 0,6\t5,5 0,7\t10,6 0,3\t8,6 0,6\t7,3 0,2\t(\nGraphische Darstellung.\n2","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die G-r\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 311\nTabelle XL\nFortlaufende Zahl :\t\t11\t12\t13\t14\t15\t16\t17\t18\t19\t20\t\nVer- suchs- person\t! Transv.\tschw.\tgelb\tviol.\troth\troth\tviol.\tschw.\tgrau\tgrau\t1 roth\t<J> >\n\tHauptl.\tgelb\tschw.\tsclrw.\tgelb\tviol.\troth\tgrau\tschw.\troth\tgrau\t0 o\nBss.\tT. b. b.A. Variation\t12,0 0,5\t4,0 0,3\t10,0 0,1\t9,5 0,4\t10,0 0,5\t8,5 0,4\t12,5 0,5\t4,5 0,3\t6,0 0,2\t11,0 0,3\ta\n\tT. b. f.A. Variation i\t11,0 0,5\t4,2 0,22\t8,4 0,6\t10,6 0,5\t8,9 0,5\t8,5 0,7\t11,4 0,35\t6,3 0,5\t5,5 0,2\t10,5 0,6\ta\nGraphische Darstellung.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nVittorio Benussi.\nTabelle XII.\nFortlaufende Zahl:\t\t21\t22\t23\t24\t25\t26\t27\t28\t29\t30\t\nV er-\tTransv.\tgrau\tgr\u00fcn\tgrau\tgelb\tgrau\tviol.\tgrau\tblau\troth\tgr\u00fcn\tCD >\nsuchs-\t..\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nperson\tHauptl.\tgr\u00fcn\tgrau\tgelb\tgrau\tviol.\tgrau\tblau\tgrau\tgr\u00fcn\troth\to\n\tT.b. b.A.\t7,5\t11,0\t7,0\t8,0\t5,0\t10,5\t5,0\t10,0\t9,0\t9,0\t/\nBss.\tYariation\t0,5\t0,5\t0,2\t0,2\t0,1\t0,1\t0,3\t0,2\t0,3\t0.4\tCC\n\tT.b. f. A.\t8,7\t8,7\t8,0\t8,8\t4,4\t11,3\t6,8\t8,8\t10,4\t9,9\t\n\tYariation\t0,5\t0,2\t0,35\t0,45\t0,3\t0,35\t0,3\t0,3\t0,15\t0,55\toc\nGraphische Darstellung.","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Ein flu fs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'1 sehen T\u00e4uschung. 313\nTabelle XIII.\nFortlaufende Zahl :\t31\t32\t33\t34\t35\t36\t37\t38\t39\t40 ' !\nVer-\tTransv.\t1 1 gr\u00fcn\tgelb\tgr\u00fcn\tviol.\tgr\u00fcn\tblau\tblau\tgelb\tblau\tviol.\nsuchs- person Hauptl.\tI gelb gr\u00fcn\t\tviol.\tgr\u00fcn\tblau\tgr\u00fcn\tgelb\tblau\tviol.\tblau\nT. b.b.A. Variation T.b. f.A. Variation\t10,0 0,2 10,2 0,35\t6,0 0,2 5,9 0,5\t10,0 0,3 11,1 0,0\t10,5 0,4 10,3 0,3\t10.0\t^\t9,0 0,3\t0,4 10.1\t9,7 0,25\t|\t0,15\t\t10,5 0,2 10,5 0,4\t8,0 0,1 7,8 0,5\t8.5 0,2 9.6 0,4\t9,5 0,2 9,7 , 0,3\na\na\nGraphische Darstellung.\nCurve","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nVittorio Benussi.\nTabelle XIV.\nFortlfd. Zahl:\t\t41\t42\t43\t44\t45\t46\t47\t48\t49\t. 1 -\ni m\tTransv.\tviol.\tgelb\tviol.\troth\tgr\u00fcn\tgrau\tgelb\tblau\tschw.\tCD >\n<\u00a9 >\tHauptl.\tgelb\tviol.\tviol.\troth\tgr\u00fcn\tgrau\tgelb\tblau\tschw.\t\u00d6 1\u00b0\n\tT. b. b.A.\t10,0\t7,5\t9,0\t8,0\t8,5\t5,5\t6,5\t9,0\t9,0\ti\nBss.\tVariation\t0,3\t0,2\t0,1\t0,4\t0,2\t0,2\t0,2\t0,3\t0,3\t<r\n\tT. b. f.A.\t11,4\t7,7\t9,9\t9,1\t9,0\t5,9\t8,3\t9,9\t10,1\t\n\tVariation\t0,5\t0,42\t0,5\t0,4\t0,45\t0,15\t0,4\t0,35\t0,43\ta\nGraphische Darstellung.\nCurve","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 315\nLeider wurden die hier zu besprechenden Versuche nur an einer Versuchsperson vorgenommen. Die Ergebnisse dieser Reihe werden wir am einfachsten aus den Tabellen X\u2014XIV entnehmen k\u00f6nnen. In denselben sind die Werthe und Curven der einmal bei fixirten (Curve a) und einmal bei freibeweglichen Augen (Curve ct) gewonnenen T\u00e4uschungswerthe wiedergegeben. Wie man sieht, weisen die zwei Curven, was den Gang oder die absolute Werthgr\u00f6fse anbelangt, keine allgemeine Verschiedenheit auf. An einigen Stellen fallen sie zusammen, an anderen durchschneiden sie sich ; nur bei den sieben letzten Figuren gehen sie ungef\u00e4hr parallel. Sehen wir nun nach, bei welchen Figuren Steigerungen und bei welchen Herabsetzungen durch die Augenbewegungen vorliegen, so f\u00e4llt uns zun\u00e4chst Folgendes auf : Relativ hohe T\u00e4uschungswerthe stellten sich in betreff der mit bewegten Augen gewonnenen Versuche an denjenigen Stellen ein, wo wir\nCombinationen aus erheblichen ^ g und kleinen ^g an treffen,\nrelativ niedrige T\u00e4uschungswerthe dagegen dort, wo entweder\nVg sehr grofs und ^g verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig klein ist, oder die\nFiguren monochromatisch sind. Der Einflufs der Augenbewegungen kommt also f\u00fcr sich allein nichts zur Geltung; es scheint vielmehr, dafs Herabsetzung und Steigerung der T\u00e4u-schungsgr\u00f6fse auch noch von einem anderen Momente abh\u00e4ngig sind. Was f\u00fcr ein Moment das ist, dar\u00fcber l\u00e4fst sich zur Zeit nur Ungenaues sagen. Halten wir uns zun\u00e4chst an die monochromatische siebengliedrige Reihe (Tabelle XIV, Fig. 43\u201449). Es sind hier s\u00e4mmtliche Werthe durch Augenbewegungen der oben beschriebenen Art herabgesetzt worden. Ich glaube, dafs auch der psychologisch Naive meinen d\u00fcrfte, man achte sozusagen in dem Falle, in dem man die Augen l\u00e4ngs der Hauptlinie bewegt, mehr als sonst (d. h. bei Fixation des Uebergangs-punktes) nicht nur auf diese letztere, sondern auch auf deren Verl\u00e4ngerung. Ein solches \u201ef\u00fcr sich allein gesehen werden\u201c der Hauptlinie wird nun, wenn die Transversalen weniger auffallend werden, noch mehr beg\u00fcnstigt als in dem Falle, in dem Transversalen und Hauptlinie als gleich auffallend gelten d\u00fcrfen, \u2014 erschwert dagegen, wenn die Transversalen auff\u00e4lliger als die Hauptlinie sind, denn jetzt verwandelt sich das ausdr\u00fccklichere Beachten der ganzen Hauptlinie in ein unwillk\u00fcrliches gesteigertes Beachten der Transversalen. Nun zeigt, wie wir wissen, die","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nVittorio Benussi.\nT\u00e4uschung in den zwei ersten F\u00e4llen eine Herabsetzung, in dem letzten eine Erh\u00f6hung (im Vergleich zur jeweiligen Gr\u00f6fse derselben bei unbewegten Augen). Man kann also sagen, dafs die jeweilige T\u00e4uschung um so gr\u00f6fser ausf\u00e4llt, je mehr sich die Transversalen beim Auffassen der Hauptlinie der Beachtung aufdr\u00e4ngen und den Beschauer zur Vorstellung einer durch eine Transversalencolumne gezogenen und mit denselben innig zusammengeh\u00f6renden Gerade zwingen. Diejenigen Momente, die ein solches \u201esich Auf dr\u00e4ngen\u201c beg\u00fcnstigen, steigern die T\u00e4uschung: diejenigen, die einem solchen entgegenarbeiten, schw\u00e4chen sie ab: Die Augenbewegungen k\u00f6nnen sowohl das Eine als das Andere bewirken, je nach der Beschaffenheit der\nCombination von ^g und die die jeweilige T\u00e4uschungsfigur\naufweist; und daher kommt es, dafs ihen Ver\u00e4nderungen nach entgegengesetzter Richtung folgen k\u00f6nnen, denn diese Ver\u00e4nderungen h\u00e4ngen unmittelbar nicht an den Augenbewegungen selbst und den betreffenden Muskelempfindungen, sondern an jenem \u201esich Aufdr\u00e4ngen\u201c, welches durch Augenbewegungen entweder beg\u00fcnstigt oder zur\u00fcckgehalten werden kann.\nUnseren allern\u00e4chsten Interessen in betreff der Abh\u00e4ngigkeit der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse von der Helligkeitsverschiedenheit der einzelnen Figurencomponenten unter einander und derjenigen zwischen denselben und dem Figurengrund w\u00e4re somit Rechnung getragen. Dabei ist ausdr\u00fccklich zu bemerken, dafs die bisherigen Ergebnisse nur f\u00fcr mono- oder bichromatische T\u00e4uschungsfiguren zu gelten beanspruchen k\u00f6nnen, deren F\u00e4rbungen, wenn es nicht gerade leine Grauabstufungen sind, nur sehr wenig ges\u00e4ttigte Farbenn\u00fcancirungen aufweisen. Es bliebe nun zu untersuchen, wie reine Farbenverschiedenheiten bei gleichen Helligkeitswerthen und hohen S\u00e4ttigungsgraden zu wirken verm\u00f6gen, oder, anders formulirt, ob der T\u00e4uschungswerth einer gegebenen grauen Figur auf schwarzem Grund modificirt wird, wenn man dieselbe, ohne ihren Helligkeitswerth zu \u00e4ndern, mit farbigem Licht beleuchtet und falls eine Aenderung eintritt, in welchem Sinne und Verh\u00e4ltnis verschiedenen Farben gegen\u00fcber dies der Fall ist. Ueber-dies w\u00e4re festzustellen, ob s\u00e4mmtliche Versuchspersonen chromatischen und achromatischen Figuren gegen\u00fcber gleichm\u00e4fsig rea-giren oder ob individuelle Differenzen in dieser Hinsicht ein-treten und Anderes mehr.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die G-r\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 317\nDie n\u00e4chstfolgenden Reihen sind einer allerersten Beantwortung der eben zuletzt namhaft gemachten Frage gewidmet. Bez\u00fcglich des Farbeneinflusses bei bichromatischen Figuren wird uns - die letzte Reihe, die ausschliefslich haploskopischen Versuchen gewidmet ist, in ziemlich pr\u00e4ciser Weise unterrichten. Als Schlufsbemerkungen zu dieser gegenw\u00e4rtigen ersten Hauptreihe lasse ich Einiges \u00fcber die Maxima und Minima der uns besch\u00e4ftigenden T\u00e4uschung, und \u00fcber die durch Ver\u00e4nderungen in der F\u00e4rbung zu erzielenden T\u00e4uschungsvoraussetzungen folgen.\nZun\u00e4chst zwei Worte \u00fcber die in der F\u00e4rbungs-, genauer Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Figur, resp. Figureneomponenten, gelegenen Bedingungen. Gebrauchen wir als Ausdruck eines monochromatisch bewirkten Maximums das Symbol mM, f\u00fcr das bichromatisch bedingte GIF, und f\u00fcr die entsprechenden Minima mm und bm, so erhalten wir f\u00fcr die durch\nVariation von ^ g einerseits und von lg und ^g andererseits bedingten Maxima und Minima folgendes Schema :\nm\nm liegt vor, wenn j^g (wobei ^g = ^g ist) minimal,\nlg maximal und ^g minimal,\nbM\nr\n\n\nf^g (wobei gVg = f^g ist) maximal, g minimal und maximal ist.\nDa eine Zunahme von ^g oder iVn oder schliefslich eine\ny\nt 9\nAbnahme von lg im Sinne der Steigerung, \u2014 eine Abnahme von\nf^g oder J g oder endlich eine Zunahme von lg im Sinne\neiner Abschw\u00e4chung wirkt, so wird es m\u00f6glich sein, an einer beliebigen monochromatischen T\u00e4uschungsfigur eine Steigerung oder Abschw\u00e4chung der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse zu erreichen, indem\nman einmal lg ab-, das andere Mal zunehmen l\u00e4fst. Dabei liegt\ndie Vermuthung nahe, dafs, um gleichgrofse freilich entgegengesetzte Ver\u00e4nderungen der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse zu erzielen, die\nGr\u00f6fsen der zwei vorgenommenen Ver\u00e4nderungen von s^ einander gleich sein d\u00fcrften. N\u00e4heres k\u00f6nnen wir dar\u00fcber nicht pr\u00e4cisiren, indem eine Antwort nur aus der Erfahrung zu erwarten ist; nur eines kann mit ziemlicher Sicherheit gesagt","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nVittorio Benussi.\nwerden, dafs n\u00e4mlich das eben Aufgestellte nur f\u00fcr (im engeren Sinne) achromatische, aus verschieden hellen Componenten zusammengesetzten Figuren gelten d\u00fcrfte. Die Berechtigung daf\u00fcr ist mir durch die Ergebnisse der letzten Versuchsreihe gegeben, auf die ich zugleich verweise.\nAus den bisher festgestellten Gesetzm\u00e4fsigkeiten, denen mono-und bichromatische Figuren unterworfen sind, ergiebt sich nun weiter (f\u00fcr diejenigen Versuchspersonen wenigstens, f\u00fcr welche eine\nAbschw\u00e4chung von s^g einer monochromatischen T\u00e4uschungsfigur, eine Steigerung der T\u00e4uschung bedingt [vgl. Tab. IX]), dafs man, von einer beliebigen, aus gleich heller (resp. dunkler) Transversalen - Columne\tund\tHauptlinie\tzusammengesetzten\nFigur ausgehend, auf\tzwei\tWegen\tzu\teinem\tbestimmten\ngr\u00f6fseren oder kleineren Ablenkungswerth gelangen kann, und zwar folgendermaafsen :\tMan\tgelangt\tzu\teiner\tT\u00e4uschungs-\ni\nabschw\u00e4chung,\t1. wenn man von einer mittleren ^ \"\nT/1\tT/1\tT71\n(wobei svg = t vg ist), ausgehend, f vg abschw\u00e4cht, 2. wenn\nV1\tTV\nman bei unver\u00e4nderter ^\ts*\tsteigert.\tZu einer\tT\u00e4uschungs-\nsteigerung bieten sich ebenfalls zwei Wege dar, der erste auf\nGrund einer Steigerung von fg, der zweite auf Grund einer\ni\ti\nAbschw\u00e4chung von \u00a7Vg bei unver\u00e4nderter t^g\u2019 Diese vier Variationen ergeben folgendes Schema:\nI. F\u00fcr die zwei Abschw\u00e4chungswege :\n(Die Pfeile bedeuten die Richtung der Abschw\u00e4chung.)\nHelligkeitsgleiche schw\u00e4cher wirkende Figur\nAusgangsfigur\nF11\ns g <\nv1\n\u00ab 9\nHelligkeitsverschiedene schw\u00e4cher wirkende Figur *\"\n<\nm V\ns 0\n\n>\nT.n\n<\ny\n* 9\ny\nt 9","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Emflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner7sehen T\u00e4uschung. 319\nII. F\u00fcr die zwei Steigerangswege :\n(Die Pfeile bedeuten die Eiehtung der Steigerung.)\nHelligkeitsgleiche st\u00e4rker wirkende Figur\nAusgangsfigur .\nHelligkeitsverschiedene st\u00e4rker wirkende Figur\ny11\n5 g\n>\nv1\ns g\n>\n= yi\nt g\n\n>\ny\nt g\nrm < /\n$ g ^ t g\nBezeichnen wir nun mit cp die Gr\u00f6fse der Verschiedenheit\nzwischen V und\tmit cp' diejenige zwischen F Und\nFni J sg (f\u00fcr die zwei Abschw\u00e4chungsf\u00e4lle), so entsteht die Frage\nnach dem Verh\u00e4ltnisse dieser zwei Gr\u00f6fsen cp und cp' zu einander f\u00fcr die zwei F\u00e4lle einer monochromatisch und bichroma-tisch erzielten, gleichgrofsen T\u00e4uschungsabschw\u00e4chung. Ganz analog k\u00f6nnen wir fragen, in welchem Verh\u00e4ltnisse die Zunahme\nT71\t.\tT/H\nvon svg bis svg (f\u00fcr den Steigerungsfall) zu der Abnahme\nvon s g bis s* g stehen mufs, damit man in beiden F\u00e4llen eine\ngleichgrofse T\u00e4uschungssteigerung erh\u00e4lt.\nEine b\u00fcndige, durch die Empirie mehr als nur angedeutete Antwort kann ich hier freilich nicht geben; eine genaue Untersuchung dar\u00fcber ist bereits in Angriff genommen, konnte aber vorerst noch nicht weiter verfolgt werden, denn solange es allgemeinere qualitative Abh\u00e4ngigkeitsbeziehungen festzustellen galt, mufste von relativ feineren Specialuntersuchungen Abstand genommen werden. An dieser Stelle mufs ich mich mit folgenden Vermuthungen begn\u00fcgen : Nehmen wir an, wir h\u00e4tten 3 graue Figuren, deren erste von der zweiten ebenso verschieden w\u00e4re, wie die zweite von der dritten und von den durch sie bedingten T\u00e4uschungswerthen w\u00e4re der zweite die mittlere Proportionale zwischen dem ersten und dritten. Die drei hier fietiv verwendeten Figuren bezeichnen wir mit I, II und III und die relative Gr\u00f6fse der bez\u00fcglichen T\u00e4uschungswerthe sei durch das specielle Beispiel 1, 2,4 repr\u00e4sentirt. Der Ablenkungswerth 1 ist dann der Figur I, 2 der Figur II, 4 der Figur III zu-","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nVittorio Benussi.\nT/I II III\tI II III\ngeordnet. Mit /g, /g, /g und t>g, /g, /g seien end-\nlieh die Helligkeitsverschiedenheiten von Senkrechter und Grund einerseits, Transversalen und Grund andererseits bezeichnet.\ntTg\ngeh\u00f6ren dann selbstverst\u00e4ndlich zur L, Vg in\tin\nzur II. und sy = g zur III. Figur. Man kann sich denken,\ndafs Figur I durch Abschw\u00e4chung von Figur II sowohl in Bezug auf Hauptlinie als auf Transversalen entstanden w\u00e4re und sich\n7711\nfragen, durch eine wie grofse Steigerung von s * g man allein zum\nAblenkungswerth 1 gelangen k\u00f6nnte, d. h. zu einem solchen, der gleich demjenigen w\u00e4re, welcher durch Figur I bedingt w7ird. Es fragt sich nun, ob die gew\u00fcnschte Gleichung zu erzielen sein wird,\nwenn wir einmal s Vg und ^ g bis sy g und f g ab schw\u00e4ch en\nund ein andermal svg allein bis syg steigern. Unter Voraussetzung der ber\u00fchrten Proportionalit\u00e4t, sowie unseres zweiten T\u00e4uschungsgesetzes, ist zu vermuthen, dafs dies nicht gelingen wird, wir vielmehr einen kleineren Ablenkungswerth erhalten m\u00fcssen. Davon wird man sich auf Grund folgender Ueberlegung \u00fcberzeugen. Wir stellen neben einander folgende f\u00fcnf T\u00e4uschungsfiguren, die wir durch die entsprechenden Verschiedenheiten zwischen Senkrechten und Grund resp. Transversalen und Grund folgendermaafsen darstellen (wobei zu bemerken ist, dafs sich die <- und >-Zeichen auf die durch die in Betracht kommenden T\u00e4uschungsfiguren bedingten Ablenkungswerthe beziehen) :\nFig.\n3\nr1\nUL\ny\nt g\n>\nV11\ns g\ny\nt g\nII\n<\nV\ns g\ny\n* g\n4\t5\nT.IH\tT/m\nh\ty\n^ s g\t^ s g .\nii\t\\\tni *\ny\ty\nt g\tt g\nund fragen nach der Gr\u00f6fse der ihnen entsprechenden Ablenkungswerthe. Vorausgesetzt wird, wie bemerkt, dafs der Ablenkungswerth f\u00fcr Figur 3 die mittlere Proportionale zwischen den Ablenkungswerthen f\u00fcr Figur 1 und 5 ist. Was wir approximativ feststellen m\u00fcssen, ist das Verh\u00e4ltnifs zwischen dem T\u00e4uschungswerth von Figur 1 und dem von Figur 2. Dafs diese letztere einen kleineren Werth ergeben wird, kann auf","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"F\u00c0nflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 321\nGrund der bisherigen Resultate als sichergestellt betrachtet werden. Wahrscheinlich ist \u00fcberdies, dafs zwischen den Ablenkungs-werthen aus Figur 2 und 4 Gleichheit besteht, weil die Transversalen und Senkrechten um Betr\u00e4ge abgeschw\u00e4cht, resp. verni\tni\nst\u00e4rkt wurden, die gegen\u00fcber den /g und f>g der Ausgangsfigur 3 gleich verschieden waren. Besteht nun eine solche approximative Gleichheit zwischen den Ablenkungswerthen von Figur 2 und 4, so d\u00fcrfte der T\u00e4uschungswerth der ersten Figur dem der zweiten keineswegs gleich sein, da dieser letztere mit dem Ablenkungswerth von Figur 2 muthmaafshch \u00fcbereinstimmt, und diese Figur einen kleineren Ablenkungswerth bedingt als\nkigur 1. Die Steigerung von /g bis /g w\u00e4re also eine zu\ngrofse. In den Versuchsprotokollen findet sich unter Anderem folgendes Beispiel, welches die eben ausgesprochene Vermuthung best\u00e4tigt :\nTabelle XV.\nFigur\t1.\t2.\t3.\t4.\t5.\tVers.-Person\tVers.-Tag.\nAblenkungswerthe\t2,0\t1,8\t3,0\t1,8\t5,0\tWs.\t(12. IX. 1900)\nEine definitive Best\u00e4tigung sowohl als eine exacte Formulirung des hier nur Angedeuteten ist nur von noch exacteren Versuchen zu erwarten. Und ich hoffe, dieselben in nicht allzuferner Zeit durchf\u00fchren zu k\u00f6nnen. Jetzt aber kehren wir zur Frage der Maxima und Minima zur\u00fcck.\nDie ersten Feststellungen hinsichtlich dieser zwei T\u00e4uschungsgrenzen stammen von Z\u00f6llner selbst. Die Aufmerksamkeit dieses Forschers war zun\u00e4chst auf den Antheil der Neigungswinkelgr\u00f6fse an der Gr\u00f6fse der jeweiligen T\u00e4uschung gerichtet. Da nun durch Variation desselben sich der gr\u00f6fste T\u00e4uschungswerth bei einem Winkel gleich 30\u00b0 erreichen liefs, wurde der Satz aufgestellt, das T\u00e4uschungsmaximum sei bei einem Winkel von 30\u00b0 zu erreichen. Dadurch war aber nur ein Maximum festgestellt, dasjenige n\u00e4mlich, welches bei Constanz oder genauer Vernachl\u00e4ssigung der \u00fcbrigen Factoren, durch Variation des Neigungswinkels allein zu gewinnen war; es aber als das Maximum zu bezeichnen, w\u00e4re etwas zu weit gegangen, wenn man damit etwas Anderes meinte als \u201edas Maximum, das\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 29.\t21","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nVittorio Benussi.\nZ\u00f6llner selbst bestimmte\u201c oder das Neigungswinkelmaximum, wie ich es ohne Gefahr, mifs verstand en zu werden, kurz nennen m\u00f6chte. Denn es sind an der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse auch andere Factoren betheiligt, zun\u00e4chst r\u00e4umliche, wie Transversalen-l\u00e4nge und Abstand der Kreuzungspunkte. Den Antheil dieser letzteren zwei Momente bestimmt zu haben ist Heymans\u2019 Verdienst. Wir entnehmen aus folgender Tabelle, in der ich die Ergebnisse der HEYMANs\u2019schen Untersuchung zusammenstelle, dafs das Minimum sich bei einer Transversalenl\u00e4nge (PQ) = 2 cm und einem Kreuzungspunktabstand (a) = 4 cm, das Maximum, bei PQ \u2014 4 cm und a == 1 cm einstellt. Hierbei war der Neigungswinkel gleich 30 \u00b0.\nTabelle XVI.\nPQ\ta\t\tT\u00e4uschg.- Gr\u00f6fse\tPQ\t^4\ta\tT\u00e4uschg.- Gr\u00f6fse\tPQ\t-4\ta\tT\u00e4uschg.- Gr\u00f6fse\n2\t30\u00b0\t1\t1\u00b0 39'\t3\t30\u00b0\t1\t2\u00b0 17'\t4\t30\u00b0\t1\t2\u00b0 19'\n\u00bb\t\u00bb\t2\t1\u00b0 23'\tit\t77\t2\t1\u00b0 42'\t77\t77\t2\t1\u00b0 58'\n77\t77\t3\t1\u00b0 7'\t77\t77\to O\t1\u00b0 25'\t77\t77\t3\t1\u00b0 26'\n77\t71\t4\t0\u00b0 52'\t77\t77\t4\t1\u00b0 3'\t77\t77\t4\t1\u00b0 11'\nDadurch war deutlich nachgewiesen, dafs aufser dem Neigungswinkel an der Gr\u00f6fse der T\u00e4uschung noch anderes betheiligt ist, nicht aber, dafs durch die eben namhaft gemachten drei Factoren s\u00e4mmtliche t\u00e4uschungsbeeinflussende Bedingungen ersch\u00f6pft w\u00e4ren, so dafs man im Hinblick auf sie von einem absoluten Maximum reden d\u00fcrfte. Dies ergiebt sich im Grunde schon aus der, nat\u00fcrlich auch Heymans bekannten Abh\u00e4ngigkeit der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse von der Lage der Figur: Man weifs, dafs es f\u00fcr die T\u00e4uschung am g\u00fcnstigsten ist, wenn die Hauptlinie eine Neigung von 45 0 gegen den Horizont auf weist, wenn auch Genaueres dar\u00fcber nicht bekannt zu sein scheint.\nUnsere Versuche haben nun festgestellt, dafs man unter den Bedingungen f\u00fcr Maximum resp. Minimum auch die F\u00e4rbungsverschiedenheit (zun\u00e4chst im Sinne von Helligkeitsverschiedenheit verstanden) einbeziehen mufs, indem ein ohne R\u00fccksicht auf diese Verschiedenheit hergestelltes Maximum durch deren blofse Variation nach beiden Richtungen \u00fcberschritten werden kann. \u2014 Schliefslich geh\u00f6rt zu den T\u00e4uschungsbedingungen auch die, dafs die Figur vollbildlich gesehen werde,","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Einfiufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung.\t323\ndenn die T\u00e4uschung wird abgeschw\u00e4cht, wenn man die Vermittelung der Transversalen- und Hauptlinienreize f\u00fcr sich genommen, je einer unserer zwei Netzh\u00e4ute \u00fcberl\u00e4fst und zur Vorstellung der Gesammtfigur erst durch haploskopische Vereinigung beider Theilbilder gelangt. Diese Abh\u00e4ngigkeit der T\u00e4uschungs-gr\u00f6fse von der Weise, wie die Figurencomponenten zur Wahrnehmung gelangen, wurde vor kurzer Zeit von Witasek 1 wenigstens f\u00fcr seine Person festgestellt, und ihm kommt insofern das Verdienst zu, den ersten Schritt zu einer Untersuchung der Z\u00f6llner sehen T\u00e4uschungsfigur auf Grund aufserr\u00e4umlicher Variationen an der Figur selbst gethan zu haben.\nF\u00fcr das vollbildliche Sehen von T\u00e4uschungsfiguren, deren Hauptlinien in der Medianebene stehen, lassen sich die Bedingungen, die erf\u00fcllt sein m\u00fcssen, wenn ein T\u00e4uschungsmaximum vorliegen soll, in der Hoffnung auf relative Vollst\u00e4ndigkeit folgendermaafsen formuliren :\nWeist eine gegebene Figur 1. einen Neigungswinkel zwischen 20 0 und 30 0, 2. relativ lange Transversalen und kurze Schnittpunktdistanzen ,\t3. eine maximale Helligkeitsverschiedenheit\nzwischen Transversalen und Grund und eine minimale zwischen Senkrechten und Grund auf, so d\u00fcrften wir darauf rechnen vor einem Maximum zu stehen. Zu bemerken ist, dafs unter maximaler Helligkeitsverschiedenheit eine solche zu verstehen ist, wie die zwischen Weifs und Schwarz bei normaler Beleuchtung, und nicht etwa eine solche, bei der Blendungserscheinungen oder \u00e4hnliche St\u00f6rungen sich einstellen k\u00f6nnten. Ueberdies ist, was die sub 3. verzeichneten Bedingungen anbelangt, noch hinzuzuf\u00fcgen, dafs das Auseinanderhalten von Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Transversalen einerseits und Grund und Hauptlinie andererseits, nicht ausnahmslos f\u00fcr Alle n\u00f6thig zu sein scheint, indem f\u00fcr Manche zun\u00e4chst die Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Transversalen das Maafsgebende sein d\u00fcrfte. Selbstverst\u00e4ndlich darf dann die Helligkeitsverschiedenheit zwischen Hauptlinie und Grund nicht gr\u00f6fser sein als die zwischen Grund und Transversalen, denn es w\u00fcrde, in diesem Falle wie wir wissen, eine T\u00e4uschungs-abschw\u00e4chung eintreten.\nF\u00fcr ein Minimum, d. h. einen minimalen, aber noch immer vorhandenen T\u00e4uschungswerth, dagegen ist ein Zusammen-\n1 Diese Zeitschrift., 19, S. 81 ff.\n21*","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nVittorio Benussi.\ntreffen folgender r\u00e4umlicher und aufserr\u00e4umlicher Momente noth-wendig: 1. Sehr kurze Transversalen und sehr grofse Schnittpunktsabst\u00e4nde, 2. ein Neigungswinkel zwischen 85\u00b0 und 90\u00b0, 3. sehr kleine HelligkeitsVerschiedenheit zwischen Grund und Figur bei monochromatischen, sehr grofse Helligkeitsverschieden-heit zwischen Senkrechter und Grund zusammen mit einer noch eben merklichen Helligkeitsverschiedenheit zwischen Transversalen und Grund bei bichromatischen Figuren.\nWas das monochromatisch bedingte Minimum anbelangt, ist jedenfalls zu bemerken, dafs, wie wir sehen werden (Versuchsreihe II, $-Reihe), die Grofse der dabei in Betracht kommenden Helligkeitsverschiedenheit zwischen Figur und Grund einer n\u00e4heren Pr\u00e4cisirung bed\u00fcrftig ist, denn von einer allerdings sehr geringen Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Figur aus scheint sich anstatt einer weiteren T\u00e4uschungsherabsetzung eine T\u00e4uschungssteigerung einzustellen.\nIn der Besprechung der folgenden Versuchsreihen, zu der wir jetzt \u00fcbergehen k\u00f6nnen, wird unter Anderem auf diese hier nur angedeutete Thatsache zur\u00fcckzukommen sein.\nZweite Versuchsreihe\n(2408 Einzelmessungen).\nIch wende mich in folgender Untersuchung der Frage zu, ob das eigentliche oder ausschliefslich Maafsgebende bez\u00fcglich der durch F\u00e4rbungsverschiedenheiten hervorgerufenen T\u00e4uschungsvariationen in dem Helligkeitsm ornent allein zu erblicken ist, oder ob man vielmehr auch von einer \u201echromatischen\u201c Ablenkungsvalenz im engeren Sinne sprechen mufs. Eine solche Ablenkungsvalenz h\u00e4tte nat\u00fcrlich dann die beste Gelegenheit zur Geltung zu kommen, wenn zwischen verschiedenen Figuren entweder keine merkliche oder jedenfalls eine sehr geringe Helligkeits-Verschiedenheit anzutreffen w\u00e4re. Nun ist bekanntlich die Herstellung einer derartigen helligkeitsgleichen und chromatisch verschiedenen Reihe keine so leichte Aufgabe. Mir speciell wTar die Anfertigung geeigneter Figuren, da diese gezeichnet werden mufsten und die F\u00e4rbungen sich beim Trocknen immer mehr oder weniger \u00e4nderten, unm\u00f6glich. Ich mufste mich daher mit einer solchen Reihe von T\u00e4uschungsfiguren zufrieden geben, die nur an einigen Stellen eine sehr geringe Helligkeitsverschieden-","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner1 sehen T\u00e4uschung. 325\nheit unter einander aufwiesen. Die benutzten F\u00e4rbungen liefsen sich der Helligkeit nach folgendermaafsen ordnen: grau, gelb, violett, blau, gr\u00fcn, roth, schwarz. Der Grund der Figuren war weifs. Die violette F\u00e4rbung war von der blauen, die rothe von der gr\u00fcnen der Helligkeit nach so wenig verschieden, dafs man innerhalb dieser Paare in betreff der Stellung der Glieder unsicher war. Die hellste F\u00e4rbung war die graue, die dunkelste selbstverst\u00e4ndlich die schwarze. Diese zwei achromatischen F\u00e4rbungen wurden auch in diese Reihe aufgenommen, um bereits hier eine Controlle daf\u00fcr zu haben, wie sich verschiedene Versuchspersonen zu den zwei der reinen Helligkeit nach von einander so verschiedenen Figuren verhalten w\u00fcrden im Vergleich mit solchen, die der Helligkeit nach sehr wenig, dagegen aber chromatisch betr\u00e4chtlich verschieden waren. Diese erste Reihe von T\u00e4uschungsfiguren bestand also aus f\u00fcnf chromatischen und zwei achromatischen Figuren auf weifsem Grund, die nach der \u00fcblichen Methode zur Entscheidung vorgelegt wurden. Abwechselnd mit dieser Reihe, die wir mit Beziehung auf den weifsen Grund als die IF-Reihe bezeichnen wollen, wurde eine zweite siebengliedrige, der reinen Helligkeit nach abgestufte Figurenreihe auf schwarzem Grund durchgenommen, die wir als VReihe bezeichnen. Die Ergebnisse dieser zwei ersten Reihen geben uns eine Antwort auf folgende Fragestellung: Reagiren s\u00e4mmtliche Versuchspersonen sowohl der Helligkeit als dem Farbentone nach verschiedenen Figuren gegen\u00fcber auf dieselbe Art oder machen sich dabei individuelle Verschiedenheiten geltend? und weiter : Halten sich die T\u00e4uschungswerthe beider Reihen aus-schliefslich an die Grade der Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Figur oder ist dies nur dort durchgehends der Fall, wo keine chromatischen Factoren im engeren Sinne zum Vorschein kommen?\nIn den folgenden zwei Tabellen sind die Resultate dieser Reihen wiedergegeben : Bei diesen m\u00fcssen wir nun verweilen und dasjenige zusammenstellen, was sich aus denselben zun\u00e4chst entnehmen l\u00e4fst. Und zwar will ich mit der Besprechung der der kP-Reihe zugeh\u00f6renden Tabelle XVII beginnen.","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nVittorio Benussi.\nTabelle XVII\nFortlaufende Zahl:\t\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t02\t\ni m a d o o \u00f6 m\tF\u00e4rbung des Grundes\tweifs\t\t\t\t\t\t\tMittlere T\u00e4uschun Gr\u00f6fse\t02 > fi d r~\\\nQQ ft f-< <D >\tF\u00e4rbung der Figur\troth\tgelb\tgr\u00fcn\tblau\tviol.\tgrau\tschw.\t\tw\nBss.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t6,0 0,3\t5,5 0,5\t6,8 0,6\t6,3 0,4\t6,4 0,5\t3,8 0,5\t8,0 0,3\t6,1\t(X\nAms.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t6,5 0,2\t4,5 0,6\t6,7 0,3\t6,8 0,3\t6,7 0,3\t4,0 0,4\t7,6 0,5\t6,1\t\u00df\nHmr.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t6,0 0,6\t4,0 0,5\t5,5 0,7\t5,0 0,4\t5,5 0,5\t2,0 0,6\t6,5 0,6\t5,7\ty\nSth.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t6,1 0,0\t3,5 0,2\t5,6 0,3\t5,6 0,6\t5,2 0,4\t3,5 0,1\t7,3 0,3\t5,2\t! \u00a7\nBjs.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t4,4 0,8\t3,0 0,7\t3,5 0,5\t4,4 0,6\t5,0 0,3\t2,7 0,4\t5,6 0,6\t4,1\t\u00a3\nWs.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t3,4 0,4\t2,0 0,2\t3,7 0,3\t3,4 0,2\t3,6 0,6\t1,6 0,3\t4,2 0,4\t3,1\tc\nMy. 1\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t2,5 0,4\tbi 0,3\t2,9 0,5\t2,0 0,3\t2,2 0,6\t0,8 0,3\t4,5 0,6\t2,3\ty\nMittl. T\u00e4usch.-Gr. Mittlere Variation\t\t5,0 0,40\t3,4 0,42\t5,0 0,45\t4,7 0,40\t5,0 0,50\t2,6 0,37\t6,2 0,47\t\t&\nGraphische Darstellung.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die G-r\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 327\nDas Allererste, was hier in die Augen springt, ist die ausnahmslose Gleichm\u00e4fsigkeit des Reagirens bei s\u00e4mmtlichen Versuchspersonen denjenigen drei Figuren gegen\u00fcber, bei welchen die Helligkeitsverschiedenheiten am deutlichsten hervortreten : der grauen, gelben und schwarzen T\u00e4uschungsfigur. Wir k\u00f6nnen diese Thatsache festhalten, indem wir sagen : Ausgesprochene Helligkeitsverschiedenheiten zwischen Grund und Figur bieten einem individuell verschiedenen Verhalten keinen Anhaltspunkt. Ganz anders dagegen, wenn verschiedene, aber relativ ges\u00e4ttigte Farben betheiligt sind: W\u00e4hrend bei s\u00e4mmtlichen Curven der T\u00e4uschungswerth der gelben Figur niedriger als der der rothen und gr\u00fcnen, und der der grauen niedriger als der jeder anderen Figur steht, ist in betreff dieses T\u00e4uschungs-werthes die Stellung der rothen Figur gegen\u00fcber der gr\u00fcnen, und die der blauen T\u00e4uschungsfigur gegen\u00fcber der violetten bei verschiedenen Versuchspersonen verschieden. H\u00e4tte nun auch hier nur das Helligkeitsmoment sich geltend gemacht, so w\u00e4re wenigstens das eine befremdend, dafs dasselbe hier keine gleich-m\u00e4fsige Reaction seitens verschiedener Versuchspersonen mit sich zu f\u00fchren vermocht hatte. Als zuf\u00e4llig k\u00f6nnen wir diese Reactions-verschiedenheiten nicht hinstellen, denn sie waren innerhalb der einer Versuchsperson angeh\u00f6renden Reihen constant. Ich will hier als Beleg die Curven aus drei Versuchsreihen von den Versuchspersonen Bjs. und My. mittheilen (Tab. XVIII) ; dafs ich gerade diese zwei Versuchspersonen ausw\u00e4hle, hat darin seinen Grund, dafs die Anordnung der T\u00e4uschungswerthe f\u00fcr dieselben drei Farben gerade bei diesen zwei Versuchspersonen den gr\u00f6fsten Gegensatz aufweist.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nVittorio Benussi.\nTabelle XVIII.\nFortlaufende Zahl:\t\t1\t2\t! 3\tI 4 i\t5\t6\t7\tt\u00df ^ o\t! j\ni m fj \u00d6 o 0 m\tF\u00e4rbung des Grundes\tweifs\t\t\t\t\t\t\t-f-3 o g 05 rM r\u2014f a m ^ S 4 > \u2014\t\\ a> > ' s\n22 5-1 >h <D \u00a9 ft\tF\u00e4rbung der Figur\troth\tgelb\tgr\u00fcn\tblau\tviol.\ti grau i\t1 schw.\t\t\u00fc i I\nBjs.\tj T\u00e4uscb.-Gr. Variation\t4.0 1.0\t2,5 0,0\t3,0 0,8\t4,3 0,8\t4,7 0,5\t2,0 0,5\t5,0 0,5\t15. XI.\t<X\nr)\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t4,5 0,6\t3,4 0,5\t3,8 0,3\t4,8 0,5\t5,0 0,0\t3,2 0,3\t5,5 0,8\t17. XI.\t\u00df\ni i\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t4,7 0,8\t3,0 0,0\t3,8 0,3\t4,2 0,5\t5,2 0,4\t3,0 0,4\t6,3 0,6\t19. XI.\ty\nMy. ; i i \u00bb i\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t1,8 0,5\t0,5 0,5\t2,2 0,5\t1,8 0,2\t1,0 0,6\t0,5 0,5\t4,0 0,1\t16. IX.\t\u00a7\n\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t3,5 0,8\t2,5 0,3\t4,0 0,7\t2,1 0,5\t2,0 0,8\t1,0 0,3\t4 7 [ 0,8\t17. IX.\t\u20ac\n1 52\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t2,0 0,3\t1,2 0,2\t2,5 0,6\t1,5 0,7\t1,5 0,2\t0,3 \u00b0\u20192 1 1\t4 0 li 0,6 h i;\t18. IX.\t\u00a3\nGraphische Darstellung.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"Einfhifs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner7sehen T\u00e4uschung. 329\nWir entnehmen aus der Gegen\u00fcberstellung dieser Curven, dafs bei Versuchsperson My. die T\u00e4uschungswertbe f\u00fcr die gr\u00fcne, blaue und violette Figur in der eben angegebenen Reihenfolge eine abnehmende, bei Versuchsperson Bjs. dagegen eine zunehmende Reihe bilden. Ueberdies bewirkte bei My. die rothe Figur einen geringeren T\u00e4uschungswerth als die gr\u00fcne, bei Bjs. umgekehrt die gr\u00fcne einen kleineren als die rothe Figur. Da nun die Helligkeit dieser vier Figuren von der rothen F\u00e4rbung \u00fcber die gr\u00fcne und blaue zur violetten abnahm, entnehmen wir aus einer Vergleichung dieser Reihe mit den Reihen der T\u00e4uschungswerthe von Versuchsperson Bjs., dafs bei dieser Versuchsperson f\u00fcr die T\u00e4uschungswerthe der rothen und gr\u00fcnen Figur die Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Figur entscheidend gewesen ist, indem die rothe Figur einen gr\u00f6fseren Ablenkungswerth bedingt hat als die gr\u00fcne; dagegen ist die Steigerung der T\u00e4uschung bei \u201eviolett\u201c und (f\u00fcr Versuchsperson My.) bei \u201eroth\u201c durch Heranziehung des Helligkeitsmomentes nicht verst\u00e4ndlich zu machen. Schliefslich tritt uns in Versuchsperson Sth. sozusagen ein reiner Helligkeitstypus hervor, indem f\u00fcr diese Versuchsperson die Reihe der T\u00e4uschungswerthe sich im\ngleichen Sinne wie die der - Gr\u00f6fsen bewegt. (Vergl. Tabelle XVII, Curve \u00f6)\nAus dieser Reihe k\u00f6nnen wir also entnehmen 1. dafs die Farbentonverschiedenheit keineswegs wirkungslos zu sein scheint; 2. dafs sie das Vorkommen individueller Differenzen nicht nur zul\u00e4fst, sondern in hohem Maafse beg\u00fcnstigt.\nWir k\u00f6nnen nun zur Besprechung der zweiten Reihe (Tabelle XIX u. XX), die aus sieben grau-abgestuften Figuren auf schwarzem Grund besteht, und die wir die S'-Reihe genannt haben, \u00fcbergehen.\nAn derselben lenken zwei Momente vor Allem die Aufmerksamkeit auf sich:","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nVittorio Benussi.\nTabelle XIX.\nFortlaufende Zahl:\t\tl\t2\t3\t4\t5\t6\t7\tp bi ci\t<D\nYers.-\tF\u00e4rbg.d.Grrund.\tsebwarz\t\t\t\t\t\t\tJs \u00f6 \u00a3 \u00a7\t*4 &\nPerson\tF\u00e4rbg. d. Figur\tweifs\thhh.grau\thh.grau\th.grau\tgrau\td.grau\tdd.grau\t\to\nBss.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t12,0 0,5\t11,0 0,6\t10,0 0,5\t7,5 0,0\t7,0 0,0\t4,3 0,4\t7,8 0,2\t8,5\ta\nSth.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t7,4 0,0\t6,0 0,2\t5,4 0,2\t5,0 0,25\t4,0 0,15\t2,5 0,2\t5,6 0,5\t5,1\t\u00df\nWs.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t4,5 0,4\t4,4 0,5\t4,2 0,1\t2,5 0,1\t2,3 0,3\t1,6 0,4\t2,7 0,5\t3,2\ty\nMy.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t4,7 0,0\t3,2 0,5\t2,7 0,3\t2,0 0,2\t1,5 0,1\t0,7 0,0\t2,7 0,4\t2,5\t\u00a7\nMittl. T\u00e4uschg.-Gr. Mittlere Variation !\t\t7,1 0,22\t6,1 0,45\t5,7 0,28\t4,2 0,12\t3,7 0,12\t2,3 0,25\t4,7 0,40\ti\t6\nGraphische Darstellung.","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner1 sehen T\u00e4uschung. 331\nTabelle XX.\nFortlaufende Zahl :\t\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\tVersuchstag (Jahr 1900)\tCurve\nVersuchs- person\tF\u00e4rbung des Grundes\tschwarz\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tF\u00e4rbung der Figur\tweifs 1\thhh.- grau\thh.- grau\th.- grau\tgrau\td.- grau\tdd.- grau\t\t\n\tT\u00e4usch.-Gr.\t7,0\t5,3\t5,0\t4,5\t3,5\t2,6\t6,0\t1 A TV\t\n\tVariation\t0,0\t0,2\t0,0\t0,3\t0,1\t0,1\t1,0\t\tCC\n\tT\u00e4usch.-Gr.\t6,0\t5,8\t4,5\t4,0\t3,5\t2,0\t5,5\t1 9 TW\tD\n\tVariation\t0,0\t0,2\t0,5\t0,5\t0,5\t0,2\t0,0\t\u00b16. IW.\tp\nSth.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tT\u00e4usch.-Gr.\t8,0\t6,8\t6,8\t6,3\t5,0\t3,0\t4,8\t1 Q TW\t\n\tVariation\t0,0\t0,3\t0,4\t0,2\t0,0\t0,0\t0,2\tId. 1a.\ty\n\tT\u00e4usch.-Gr.\t8,7\t6,0\t5,5\t5,0\t4,5\t3,0\t6,0\t\t\n\tVariation\t0,0\t0,0\t0,0\t0,0\t0,0\t0.0\t0,8\t10.1A.\t0\nGraphische Darstellung.","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"332\nVittorio Benussi.\nEinmal der vollkommen gleiehm\u00e4fsige Gang s\u00e4mmtliclier Cnrven, dann die an der letzten Stelle sich ausnahmslos einstellende Steigerung. Von diesen zwei Thatsachen best\u00e4tigt die erste die bereits ausgesprochene Vermuthung, dafs mit dem Zur\u00fccktreten der Farbenqualit\u00e4t ein Zur\u00fccktreten der individuellen Verschiedenheiten Hand in Hand gehe; die zweite dagegen l\u00e4fst ohne Heranziehung theoretischer H\u00fclfsgedanken kein directes Verst\u00e4ndnifs zu. Denn sie stellt eine Durchbrechung\ndes ersten Gesetzes A = c \u2022 ^g dar, und verlangt eine Modification desselben hinsichtlich der unteren T\u00e4uschungsgrenze, die quantitativ noch ausdr\u00fccklich bestimmt werden m\u00fcfste. Angesichts der Steigerung bei sehr geringer ^g k\u00f6nnen wir nicht\nmehr kurzweg behaupten, die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse bewege sich parallel mit der Gr\u00f6fse der Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Figur. Was die Thatsache selbst und deren Verst\u00e4ndnifs anbelangt, glaube ich, dafs bereits hier, ohne weitere theoretische Complicationen folgender Gedanke sich als ziemlich nat\u00fcrlich pr\u00e4sentiren d\u00fcrfte : Es scheint eine nicht selten zu machende Erfahrung zu sein, dafs man demjenigen gr\u00f6fsere Aufmerksamkeit zuwendet, von dem man meint, es sei dem Verschwinden nahe; nun k\u00f6nnte man in unserem Falle meinen, dafs die Versuchsperson bei Betrachtung der schwachgrauen Figur die Figurencomponenten nachdr\u00fccklicher in der Vorstellung Zusammenhalten, d. h. angestrengter an die Figur denken m\u00fcsse, als bei einer deutlichen Figur. Dafs ein solches von innen heraus bedingtes gesteigertes Sich-aufdr\u00e4ngen einer Vorstellung eine analoge Wirkung haben d\u00fcrfte, wie wenn jene Lebhaftigkeitssteigerung von aufsen her bedingt w\u00e4re, scheint mir auch vor jeder Theorie keine ohne weiteres abzulehnende Vermuthung zu sein.\nEbensowenig wie dieser Punkt kann die oben verzeichnete Verschiedenheit der Reactionsweise gegen\u00fcber Farben ihrer wahrscheinlichsten Ursache nach ersch\u00f6pfend untersucht werden. Jedenfalls ist das f\u00fcr sie Maafsgebende in einer bei verschiedenen Versuchspersonen verschiedenen Aufdringlichkeit der F\u00e4rbung zu vermuthen, indem f\u00fcr die einen diese Aufdringlichkeit zun\u00e4chst \u2014 hei Constanz der Farbe des Figurengrundes \u2014 in der HelligkeitsVerschiedenheit zwischen Grund und Figur, f\u00fcr andere dagegen zum Theil wenigstens in der Beschaffenheit des Farben-","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"Einfufs der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner1 sehen T\u00e4uschung. 333\ntones gelegen ist, was auch darin eine St\u00fctze finden k\u00f6nnte, dafs, solange die Helligkeitsverschiedenheit verschiedener Figuren sehr grofs ist, der durch Farbenverschiedenheit bedingte Auf-dringlichkeitseinflufs nicht zum Durchbruch zu gelangen vermag.\nAls allgemeines Ergebnifs dieser zwei Reihen (der W- und XReihe) k\u00f6nnen wir Folgendes festhalten: Die T\u00e4uschungs-gr\u00f6fse einer im engeren Sinne chromatischen Figur ist von zwei Momenten abh\u00e4ngig : von der Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Figur und von der Farbenqualit\u00e4t der Figuren-componenten. Dem Helligkeitsmomente gegen\u00fcber verhalten sich s\u00e4mmtliche Versuchspersonen gleichartig, dem Farbenmomente gegen\u00fcber nicht. Beide Momente unter dem Terminus Aufdringlichkeit zusammenfassend, k\u00f6nnen wir auch ganz kurz sagen, die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse einer chromatischen Figur sei von deren Aufdringlichkeit abh\u00e4ngig. In Versuchsperson Bjs. haben wir (Tabelle XVIII, Curven a, /?, y) ein Beispiel vom Zusammengehen, in Versuchsperson Mv. (Tabelle XVIII, Curven d, e, \u00c7) ein solches vom Auseinanderfallen dieser zwei Momente f\u00fcr die gr\u00fcne und rothe F\u00e4rbung vor uns. Vielleicht w\u00e4re es angemessen, angesichts der Thatsache, dafs es wohl nat\u00fcrlicher w\u00e4re, dem Roth gegen\u00fcber Gr\u00fcn eine gr\u00f6fsere Aufdringlichkeit zuzuschreiben als umgekehrt, anstatt von einer Aufdringlichkeitswirkung von einer specifisch chromatischen Ablenkungsvalenz verschiedener Farben, die dann auf verschiedene Versuchspersonen verschieden vertheilt sein m\u00f6chte, zu sprechen. Ueber ein Verfahren, auf einem, wenn auch etwas indirecten und daher nicht besonders sicheren Wege einer solchen chromatischen Wirkung n\u00e4her zu treten, wird in Versuchsreihe III zu berichten sein. Gelegentlich der letzten Versuchsreihe werden wir schliefslieh mit gen\u00fcgender Klarheit das Ineinandergreifen von Helligkeitsund Farbenwirkung verfolgen k\u00f6nnen. Bevor wir zu dieser Reihe \u00fcbergehen, m\u00fcssen wir noch einiger Versuche gedenken, die einerseits gleichfalls der Beantwortung der Ausgangsfrage dieser Reihe zugewandt waren, andererseits sich aber die weitere Aufgabe stellten, nachzupr\u00fcfen, ob die Umkehrung der Hellig-keitsvertheilung auf Grund und Figur eine Aenderung der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse mit sich f\u00fchre oder nicht. Es ist bereits bemerkt worden, dafs eine auf schwarzem Grund weifs gezeichnete Figur st\u00e4rker zu wirken scheint, als eine auf weifsem Grund schwarz gezeichnete. Die Frage, die wir uns nun","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nVittorio Benussi.\nstellen, ist eine zweigliedrige : einmal ob dies wirklich vorkommt, zweitens ob die Abh\u00e4ngigkeit auch hier, wie gelegentlich des Einflusses der Augenbewegungen, als eine mittelbare oder als eine unmittelbare zu betrachten ist, d. h. ob die eventuellen Ver\u00e4nderungen der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse direct in der Thatsache jener Umkehrung oder in einem anderen von ihr abh\u00e4ngigen Moment ihren Grund haben d\u00fcrften.\nDas Versuchsmaterial dieser (Sc~) Reihe bestand aus 7 chromatischen Figuren auf schwarzem Grunde, deren Helligkeitswerthe folgende Reihe bildeten: Weifs, gelb, gr\u00fcn, roth, blau, violett, dunkelgrau. Was den Gang der einzelnen Versuche anbelangt, ist zu bemerken, dafs der schwarze Grund, wie wir auch aus einer deutlichen Herabsetzung der mittleren Variationswerthe entnehmen k\u00f6nnen, die Einstellung erleichterte. Dieser Umstand weist uns auf die bereits oben ber\u00fchrte \u201eUnruhe\u201c zur\u00fcck, und wir haben jetzt Grund, anzunehmen, dafs dieselbe auf Licht-inductionserscheinungen zur\u00fcckgehe, die durch den weifsen Grund\nbedingt sind und in Folge deren die Gr\u00f6fse der jeweiligen\neiner nicht gering anzuschlagenden Variabilit\u00e4t unterworfen w\u00e4re. Ueberdies d\u00fcrfte die seitens der Versuchspersonen hervorgehobene \u201eErleichterung\u201c auch darin ihre Ursache haben, dafs bei diesen Figuren jenes Hin\u00fcbergreifen des Grundes an den Kreuzungspunkten, welches bei den T\u00e4uschungsfiguren auf weifsem Grund sehr lebhaft war, wenn nicht ganz, so doch in grofsem Maafse redu-cirt war, welcher Umstand ein leichteres \u201eAuffassen\u201c der Hauptlinie in ihrer Ungetheiltheit erm\u00f6glichte. Was die Helligkeitsverschiedenheit der einzelnen Figuren untereinander anbelangt, so war eine Anordnung derselben nach dieser leichter als bei der ersten Reihe (W-Reihe). Den Gang der einzelnen Curven, deren jeder \u00fcber 200 Einzelmessungen zu Grunde liegen, k\u00f6nnen wir aus folgender Tabelle entnehmen. Es mufs noch bemerkt werden, dafs die S\u00e4ttigung der verwendeten F\u00e4rbungen schwach war.","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung.\t335\nTabelle XXL\nFortlaufende Zahl:\t\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\tMittlere\t<D\nVers.-\tF\u00e4rbg.d. Grund.!\t\t\t\tschwarz\t\t\t\tT\u00e4u-\t> \u00a3\nPerson\tF\u00e4rbg. d. Figur j| roth\t\tgelb\t| gr\u00fcn\tblau\tviolett\tgrau\tweifs\tschung\t\u00fc\nAms.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t6,2 0,4\t6,8 0,1\t6,1 0,1\t5,6 0,3\t5,0 0,2\t3,3 0,3\t7,7 0,4\t5,7\ta\nBss.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t7,4 0,2\t8,2 0,4\t6,4 0,1\t7 5 0,3\t5,5 0,1\t4,1 0,2\t9,0 0,4\t6,6\t\u00df\nHmk.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation !\t5,8 0,2\t7,0 0,3\t6,0 0,0\t6,0 0,4\t4,8 0,2\t2,8 0,3\t7,0 0,3\t5,7\t7\nSth.\t! T\u00e4usch.-Gr. Variation\t5,2 0,1\t6,3 0,4\t5,2 0,2\t6,0 0,1\t4,8 0,1\t2,8 0,2\t7,1 0,2\t5,3\t8\nBjs.\t! T\u00e4usch.-Gr. Variation\t5,0 0,1\t6,2 0,4\t4,6 0,4\t5,1 0,2\t4,2 0,3\t2,7 0,3\t6,2 0,3\t4,6\t\u00a3\nWs.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t4,5 0,4\t4,6 0,3\t3,6 0,3\t4,4 0,4\t3,0 0,3\t1,5 0,2\t5,2 0,3\t3,8\t\u00a3\n1 My.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t3,8 0,5\t4,6 0,4\t3,3 0,2\t4,2 0,7\t2,6 0,3\t1,7 0,3\t5,0 1 0,6\t3,6\t1V\nMittl. T\u00e4usch.-Gr. Mittlere Variation\t\t5,4 0,27\t6,2 0,32\t5,0 0,2\t5,5 0,34\t4,3 0,21\t2,7 0,26\t6,7 0,35\t\tTb\nGraphische Darstellung.","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"336\nVittorio Benussi.\nUm nun unsere erste Frage zu beantworten, wollen wir aus s\u00e4mmtlichen sieben zu einer jeden Versuchsperson geh\u00f6rigen durchschnittlichen T\u00e4uschungswerthen das Mittel ziehen ; ebenso aus den bez\u00fcglichen sieben Ablenkungswerthen der W- Reihe, und dieselben in folgender Tabelle einander gegen\u00fcber stellen.\nTabelle XXII.\nVersuchs-\tMittelwerthe aus den durchschnittlichen Ablenkungswerthen\t\nperson\t\t\n\tder W- Reihe\tder Sc-Reihe\nAms.\t6,1\t5,7\nBss.\t6,1\t6,6\nHmr.\t4,6\t5,7\nSth.\t5,2\t5,2\nBjs.\t4,1\t4,6\nWts.\t3,1\t3,8\nMy.\t2,3\t3,6\nDaraus scheint sich zu ergeben, dafs in der That durch die Umkehrung des Helligkeitsverh\u00e4ltnisses von Grund und Figur durchschnittlich eine Steigerung der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse bedingt wird ; es fragt sich nun, wie eine solche zu verstehen ist. Es liegt zun\u00e4chst die Vermuthung nahe, dafs die hier verzeichnete Steigerung auf eine Hemmung von Lichtinductionswirkungen zur\u00fcckzuf\u00fchren w\u00e4re, indem bei den Figuren auf weifsem Grunde derlei Wirkungen st\u00e4rker zur Ausgleichung von HelligkeitsVerschiedenheiten zwischen Grund und Figur beizutragen im Stande gewesen sein d\u00fcrften als bei den relativ so leuchtenden Streifen der Figuren auf schwarzem Grund. Indem nun obengenannte Momente im Sinne einer Herabsetzung der Helligkeitsverschiedenheit wirken, bedingen sie eine T\u00e4uschungsherabsetzung, die nat\u00fcrlicherweise bei denjenigen Figuren nicht eintritt, die solchen im Sinne der Helligkeitsausgleichung wirkenden Factoren kaum ausgesetzt sind. Die Verbindung zwischen Umkehrung der Helligkeitsvertheilung und Aenderung der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse w\u00e4re daher durch die Abnahme an Helligkeitsverschiedenheit zwischen Figur und Grund, die in beiden F\u00e4llen verschieden modificirt werden d\u00fcrfte, hergestellt.\nAn zweiter Stelle m\u00fcssen wir nachsehen, ob die erw\u00e4hnte gr\u00f6fsere Bequemlichkeit im Einstellen die Gr\u00f6fse der mittleren","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner1 sehen T\u00e4uschung. 337\nVariation beeinflufst hat oder nicht. In Hinblick auf das weiter oben (I. Versuchsreihe) Festgestellte w\u00e4re zu erwarten gewesen, dafs, da die Ablenkungswerthe der $C-Reihe gr\u00f6fser als die der IF-Reihe ausgefallen sind, der ersteren gr\u00f6fsere Variationswerthe zukommen m\u00fcfsten als der letzteren. Aus der Vergleichung dieser Werthe ergiebt sich aber das Gegentheil.\nTabelle XXIII.\nVersuchs- person\tMittlere Variationswerthe der\t\n\tW- Reihe\t\u00a3C-Reihe\nAms.\t0,40\t0,30\nBss.\t0,40\t0,26\nHmb.\t0,60\t0,40\nSth.\t0,33\t0,20\nBjs.\t0,50\t0,30\nWts.\t0;34\t0,30\nMy.\t0,40\t0,20\nNun k\u00f6nnte man meinen, dafs die Variationswerthe der \u00c4-Reihe deswegen kleiner ausgefallen seien, weil die Versuchspersonen jetzt \u00fcber eine gr\u00f6fsere Uebung verf\u00fcgten; dies ist aber schon deswegen nicht annehmbar, weil die W- und ^-Reihen abwechselnd durchgenommen wurden. Die Herabsetzung der Variationswerthe mufs daher als Ausdruck einer thats\u00e4chlich g\u00fcnstigeren Versuchsanordnung betrachtet werden. Was wir noch bez\u00fcglich der Sc-Reihe festzustellen haben, wird sich am besten aus einer Vergleichung der derselben zugeh\u00f6renden Curven mit denen der IF-Reihe ergeben, wie sie an der Hand n\u00e4chstfolgender Tabelle XXIV, in der die Curven f\u00fcr die Werthe aus den vier chromatischen Figuren enthalten sind, leicht anzustellen ist.\nWir sehen hier, dafs die bei der IF-Reihe so deutlich hervortretenden individuellen Differenzen bei der $C-Reihe erheblich zur\u00fcckgetreten sind, indem die dieser Reihe zugeh\u00f6rigen Curven einen viel gleichm\u00e4fsigeren Gang als die der IF-Reihe auf weisen. Um dies zu verstehen, m\u00fcssen wir uns daran erinnern, dafs bei dieser Reihe T\u00e4uschungsfiguren zur Entscheidung vorgelegt wurden, die der Helligkeit nach deutlicher von einander verschieden waren als die entsprechenden der IF-Reihe,\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 29.\t22","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nVittorio Benussi.\nTabelle XXIV.\nCurven der\nTT-Reihe\nSc- Reihe\nFarbe der Figur\nFarbe der Figur\nblau ! violett\nroth blau I violett\ngr\u00fcn\nso dafs wir von Neuem sehen k\u00f6nnen, dafs die Reactionsweise verschiedener Versuchspersonen in dem Maafse zur Gleichartigkeit tendirt, in dem die S\u00e4ttigungsgrade der verwendeten F\u00e4rbungen gegen die Helligkeitswerthe derselben zur\u00fccktreten. Diese zuletztbesprochene $C-Reihe stellt gewissermaafsen eine Verbindung zwischen der $-Reihe, die \u00fcberhaupt keine Reactions-versehiedenheit aufweist, und der IF-Reihe, die an solchen Variationen nichts zu w\u00fcnschen \u00fcbrig l\u00e4fst, dar. Als Beispiel der bei dieser letzten $C-Reihe geltenden Gleichartigkeit der Messungsresultate will ich hier noch, bevor ich die Besprechung dieser Reihe abschliefse, die Curven aus den einzelnen Sitzungen von zwei Versuchspersonen wiedergeben (Tab. XXV).","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"Einflu/s der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 339\nTabelle XXV.\nFortlaufende Zahl :\t\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t\u00dc 0\t\nob 24 \u00f6 0 0 3 CO\tb F\u00e4rbung ! des Grundes\tschwarz\t\t\t\t\t\t\tCO 05 'S 3 g 5\t0 2\nco t! \u00efh a> O) ft >\tF\u00e4rbung der Figur\troth\tgelb\tgr\u00fcn\tblau\tviol. I\t1 grau\tweifs\t> ^\tw\n.Wts.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t4,7 0,4\t5,5 0,2\t4,0 0,6\t47 0,0\t4,0 0,0\t2,0 0,0\t5,7 0,2\t10. IX.\ta\n??\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t4,5 0,2\t4,6 o,4\t4,0 0,5\t4,5 0,2\t2,5 0,5\t1,7 0,3\t5,7 0,6\t12. IX.\t\u00df\n\tT\u00e4usch.-Gr. ! Variation\t4,5 0,4\t5,0 0,0\t4,0 0,0\t4,5 0,3\t3,0 0,0\t2,0 0,2\t3,0 0,9\t14. IX.\t7\n\tT\u00e4usch.-Gr. Variation i\t4,4 0,3\t4,3 0,4\t3,2 0,2\t4,0 0,2\t2,1 0,5\t1,5 0,3\t5,0 0,6\t19. IX.\t\u00a7\n\tT\u00e4usch.-Gr. i Variation\t4,0 0,5\t4,2 0,7\t3,3 0,2\t4,0 0,3\t3,4 0,5\t0,5 0,3\t4,5 0,3\t21. IX.\ts\nBjs.\tT\u00e4usch.-Gr. Variation ! 1\t5,2 0,3\t6,0 0,3\t5,2 0,4\t5,3 0,2\t4,5 0,4\t3,0 0,3\t6,5 0,2\t20. IX.\t\u00a3\n\u00bb\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t5,0 0,2\t6,4 0,5\t4,4 0,3\t5,0 0,3\t4,0 0,3\t2,0 0,4\t6,0 0,0\t21. IX.\tV\nr\tT\u00e4usch.-Gr. ! Variation !\t5,0 o,4\t6,4 0,5\t4,5 i 0,5\t5,0 0,1\t4,0 0,2\t3,0 0,3\t6,0 0,3\t22. IX.\t&\nGraphische Darstellung.\n22*","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\nVittorio Benussi.\nDie theoretische Bedeutung dieser Reihe kann ich hier nicht er\u00f6rtern. Ebensowenig ist f\u00fcr deren Ergebnisse streng genommen Allgemeing\u00fcltigkeit zu beanspruchen, so klein auch die Wahrscheinlichkeit daf\u00fcr sein wird, dafs es sich hier um ein zuf\u00e4lliges Zusammentreffen von gleichartig reagirenden Versuchspersonen handelt.\nZum Schlufs mufs noch \u00fcber eine kleine Nebenreihe zu der eben besprochenen berichtet werden, welche den Zweck verfolgte, die gr\u00f6fsere oder geringere Stabilit\u00e4t der T\u00e4uschungs-gr\u00f6fse einer gegebenen Figur innerhalb einer gr\u00f6fseren Anzahl von Einstellungen zu ermitteln.\nNebenreihe zur II. Versuchsreihe.\n(Zahl der Einzelmessungen 140.)\nUm den Einflufs eines l\u00e4ngeren Verweilens bei verschiedenen T\u00e4uschungsfiguren zu untersuchen, wurden f\u00fcr jede Figur ungef\u00e4hr 24, von sechs zu sechs durch eine kleine Pause unterbrochene Einzelbestimmungen vorgenommen und aus den den verschiedenen Gruppen zugeh\u00f6renden Einstellungswerthen die Mittel gezogen. W\u00e4hrend dieser l\u00e4ngeren Einstellungsreihe durften die Augen von oben nach unten frei bewegt werden. Die sonst \u00fcbliche Fixation wurde vermieden, um allf\u00e4llige Inductions- oder Erm\u00fcdungswirkungen, die sehr leicht Schwankungen in der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse mit sich gef\u00fchrt h\u00e4tten, thunlichst fernzuhalten. Das Ergebnifs dieser Versuchsreihe will ich in nebenstehender Tabelle XXVI wiedergeben, wobei die gr\u00f6fsere Curve das Verh\u00e4ltnifs der aus s\u00e4mmtlichen Einstellungswerthen gewonnenen Mittel darstellt, indefs die kleineren Curven das Zu- oder Abnehmen der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse w\u00e4hrend der zu einer Figur geh\u00f6renden Einzelmessungen veranschaulichen.\nAus dieser Tabelle entnehmen wir 1. dafs T\u00e4uschungsschwankungen nicht bei jeder F\u00e4rbung der Figur eintreten und 2. dafs sie, wenn sie sich einstellen, f\u00fcr verschiedene F\u00e4rbungen eine verschieden grofse Ver\u00e4nderlichkeit zeigen. So zeigt z. B. die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse f\u00fcr \u201eBlau\u201c und \u201eGrau\u201c eine sehr geringe, die f\u00fcr \u201eRoth\u201c, \u201eGelb\u201c, \u201eGr\u00fcn\u201c, \u201eViolett\u201c und \u201eWeifs\u201c dagegen eine gr\u00f6fsere Ver\u00e4nderlichkeit. Am lebhaftesten ist das Schwanken bei \u201eRoth\u201c und \u201eGr\u00fcn\u201c, weniger lebhaft dagegen bei \u201eGelb\u201c und \u201eViolett\u201c, wo die anfangs eingeschlagene Ver\u00e4nderungsrichtung innerhalb der ganzen Reihe fortbesteht.","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 341\nTabelle XXVI.\nFortlaufende Zahl :\t\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7 i\t5\u00df c3\t\nw rd \u00d6 o O\tF\u00e4rbung desGrundes\t\t\tschwarz\t\t\t\t\tm rd o d\t<D > d\nS m\t\t\t\t\t\t\t\t\tm\tQ\nSh CD ft >\tF\u00e4rbung der Figur\troth\tgelb\tgr\u00fcn\tblau\tviol.\tgrau\tweifs\t5h <X> >\t\n\tT\u00e4usch.-Gr.\t5,5 \u2022\t8,5 *\t6,3-\t6,2-\t4,7-\t3,1-\t7,1-\t\t\n\tVariation\t1 0,5\t1,0\t0.4\t0.2\t0,4\t0,5\t0,0\t\t\n\tT\u00e4usch.-Gr.\t4,8\u201d\t8,2-\t5,8\u201d\t6,1 \"\t4,7\u201d\t3,2\u201d\t7,6\"\t18. XI. 1900\t\nHmr.\tVariation T\u00e4usch.-Gr.\t, 0,4 6,2 v\t0,5 7,5 y\t0,2 5,7 y\t0,2 6,0 Y\t0,8 4,8 y\t0,2 3,0 y\t0,3 7,5 y\t\t\ni\tVariation\t0,2\t0,3\t0,4\t0,0\t0,5\t0,1\t0,3\t\t\n\tT\u00e4usch.-Gr.;\t5,8 ::\t7,1::\t6,3 ::\t6,1::\t5,2 ::\t3,0 ::\t7,0::\t\t\n\tVariation\t0,4\t0,5\t0,3\t0,4\t0,3\t0,2\t0,4\t\t\nMittl. T\u00e4usch.-Gr.\t\t5,6\t7,8\t6,0\t6,1\t4,8\tQ 1 0,1\t7,3\t\tc\nMittlere Variation\t\t0,37\t0,6\t0,32\t0,20\t0,50\t0,25\t0,25\t\t\nGraphische Darstellung.","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"342\nVittorio Benussi.\nZur Deutung dieser Schwankungen bieten sich zwei Anhaltspunkte dar. Es k\u00f6nnten an denselben einerseits qualitative Empfindungsschwankungen betheiligt sein, die ganz wohl eine gewisse Periodicit\u00e4t auf weisen k\u00f6nnten, \u2014 andererseits Variationen in der Vorstellungsbildung selbst, hervorgerufen durch das Vereinigen von Transversalen und Hauptlinie zu einem bald mehr bald weniger zusammengeh\u00f6renden Gebilde. F\u00fcr die erste Ver-muthung w\u00fcrde die Reactions weise bei \u201eGelb\u201c und \u201eBlau\u201c sprechen, wo eine stetige Herabsetzung der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse eintritt, die durch Hinweis auf eine allf\u00e4llige Inductionserscheinung oder vielleicht Erm\u00fcdung f\u00fcr farbiges Licht wohl dem Verst\u00e4ndnis n\u00e4her gebracht werden d\u00fcrfte. Die bei \u201eViolett\u201c und \u201eWeifs\u201c sich anf\u00e4nglich einstellende Steigerung w\u00fcrde dagegen einer solchen Vermuthung nicht g\u00fcnstig sein. Auf die zweite Interpretationsweise kann hier nicht eingegangen werden.\nAm Ende der n\u00e4chsten Hauptreihe, zu deren Besprechung wir nun \u00fcbergehen, werden wir von Neuem Gelegenheit haben, Einiges bez\u00fcglich der hier verzeichneten T\u00e4uschungsschwankungen zu berichten.\nDritte Versuchsreihe.\n(2535 Einzelmessungen.)\nKonnten wir im Hinblick auf die Resultate der vorausgehenden Reihe feststellen, dafs in der Verschiedenheit des Farbentones nicht weniger als in der der Helligkeit von Grund und Figur ein t\u00e4uschungbeeinflussendes Moment erblickt werden mufs, so ist die folgende Versuchsreihe einer n\u00e4heren Unter-suchung dieses Momentes gewidmet, indem dieselbe zur vorl\u00e4ufigen Beantwortung der Frage f\u00fchren soll, ob die in Versuchsreihe II IF-Reihe mehr angedeutete als nachgewiesene Abh\u00e4ngigkeit der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse von dem Farbentone der Figur als eine that-s\u00e4chlich bestehende betrachtet werden darf oder nicht.\nDer Weg zur Untersuchung dieser in der chromatischen Verschiedenheit zwischen Grund und T\u00e4uschungsfigur gelegenen T\u00e4uschungsbedingung war seiner experimentellen Seite nach folgender. Als Versuchsmaterial diente eine einzige, auf schwarzen Grund gezeichnete T\u00e4uschungsfigur in den \u00fcblichen Dimensionen. Die Experimente wurden im Dunkelzimmer, wo zur Beleuchtung der Figur die Hering\u2019sehe Fenstereinrichtung f\u00fcr","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung.\t343\nContrastversuche benutzt wurde, vorgenommen. Die verschiedenen F\u00e4rbungen wurden durch farbige Gl\u00e4ser hergestellt, welche vor der Fensterspalte eingeschoben waren. Die Beleuchtungsintensit\u00e4t konnte durch die Spaltenbreite leicht variirt werden. Dicht vor den die Figurenscheibe tragenden Kasten wurde ein Schirm aus schwarzem Carton gestellt. Die Figur war durch einen Einschnitt desselben hindurch zu sehen und war somit von einer gleichm\u00e4fsigen dunklen Fl\u00e4che umgeben, so dafs mittelbaren Einstellungskriterien absolut kein Angriffspunkt geboten war. Die Constanz der Figur schlofs einen im Versuchsmaterial gelegenen Fehler aus, und die F\u00e4rbungsgleichheit f\u00fcr T\u00e4uschungsfigur und Verl\u00e4ngerungsfaden trug zur Bequemlichkeit und Sicherheit der Einstellung nicht wenig bei, was sich sowohl aus gelegentlichen Bemerkungen seitens der Versuchspersonen als aus dem erstaunlich geringen Variationswerthe ergab. Das Verfahren war das sonst \u00fcbliche. Es waren zwei Versuchspersonen betheiligt. Durch ein anhaltendes Nebelwetter, welches eine relative Constanz der Beleuchtungsintensit\u00e4t sicherte, wurden diese Versuche gegen\u00fcber den \u00fcbrigen erheblich beg\u00fcnstigt. Die durch Gl\u00e4ser hergestellten F\u00e4rbungen waren \u201eRoth\u201c, \u201eGelb\u201c, \u201eGr\u00fcn\u201c, \u201eBlau\u201c, \u201eViolett\u201c, \u201eWeifs\u201c und \u201eDunkelgrau\u201c. Dieselben bildeten folgende abnehmend geordnete Helligkeitsund S\u00e4ttigungsreihen :\nder Helligkeit nach : weifs, gelb, gr\u00fcn, blau, violett, roth, dunkelgrau ;\nder S\u00e4ttigung nach: roth, gelb, violett, gr\u00fcn, blau.\nDurchschnittlich waren die S\u00e4ttigungsgrade bei einer m\u00e4fsigen Beleuchtung ziemlich hoch. Die Helligkeitsanordnung wTar eine ganz sichere.\nEs versteht sich von selbst, dafs eine eventuelle Incon-gruenz zwischen dieser Anordnung und der Anordnung der sich ergebenden T\u00e4uschungswerthe in unzweideutiger Weise das Vorhandensein einer chromatischen Ablenkungsvalenz bezeugen mufste.\nVon den zwei zu dieser Versuchsreihe geh\u00f6renden Tabellen XXVII und XXVIII, stellt die erste die Endergebnisse f\u00fcr beide Versuchspersonen dar, die zweite enth\u00e4lt die Ergebnisse aus jeder einzelnen Sitzung f\u00fcr Versuchsperson Bjs. und wird sowohl die Gleichm\u00e4fsigkeit der Resultate veranschaulichen als auch die","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"344\nVittorio Be?iussi.\nRechtfertigung daf\u00fcr beibringen, dafs ich denselben einen ziemlich grofsen Werth beilege.\nTabelle XXVII.\n1 Fortlaufende Zahl :\t\t1\t2\t3\t! 4\t5\t6\t7\n\u00ae i\tF\u00e4rbung \u00fc o l| des Grundes ! S3 50 !\t1\t\tschwarz |\t\t\t\t\t\t\nf- o \u00a9 p. > !\tF\u00e4rbung der Figur\troth\tgelb\tgr\u00fcn\t! blau 1\tviol.\tgrau\tweifs\nBjs.\t! T\u00e4uschungsgr\u00f6fse ' Variation\t4,5 0,2\t5,8 0,2\t5,7 0,2\t4,6 : 0.25\t5,0 0,16\t3 2 o,_ 0,2\t6,3 0,3\nHmE. !\tT\u00e4uschungsgr\u00f6fse Variation\t6,9 0,3\t8,3 0,4\t8,0 0,3\t7,0 0,4 J\t8.0 0,4\t4,0 0,3\t8,7 0,4\nMittl. T\u00e4uschungsgr\u00f6fse Mittlere Variation\t\t5,7 0,25\tho 0,3\t6,8 0,25\t5,8 0,32\t6,5 0,26\t3,6 0,25\tm +* <,0 0,35\nGraphische Darstellung.\n\u00df\n-r\ni\nX\nCurve","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"Einflu\u00df der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 345\nTabelle XXVIII.\nFortlaufende Zahl:\t\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\tCurve\nVersuchs- person\tF\u00e4rbung des Grundes\tschwarz\t\t\t\t\t\t\t\n\tF\u00e4rbung J\tder Figur\t! roth !\tgelb\tgr\u00fcn\tblau\tviol.\tgrau\tweifs\t\n\t1 ! T\u00e4uschungsgr\u00f6fse\t5,1\t6,2\t6,1\t4,9\t5,3\t3,8\t6,6\ta\n\tVariation\t0,1\t0,2\t0,05\t0,3\t0,3\t0,0\t0,5\t\n\tT\u00e4uschungsgr\u00f6fse\thl\t5,4\t5,2\t4,1\t5,2\t3,3\t7,5 1\t8\n\tVariation\t0,1\t0,3\t0,1\t0,2\t0,1\t0,4\t0,2\tr\nBjs.\t;\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tT\u00e4uschungsgr\u00f6fse\t4,7\t6,0\t6,0\t4,7\t5,3\t3,3\t6,1\ty\n\tVariation\t0,2\t0,15\t0,3\t0,25\t0,15\t0,2\t0,2 1\t\n\tT\u00e4uschungsgr\u00f6fse\t4,6\t5,6\t5,6\t4,8\t4,15\t2,5\t5,1 !\t\u00a7\n\tVariation\t0,3\t0.15\t0,3\t0,13\t0,1\t0,1\to,4\t\nGraphische Darstellung.\nWie bereits oft im Laufe dieser Arbeit mufs auch hier vor Allem auf die Gleichartigkeit der Reactionsweise beider Versuchspersonen hingewiesen werden. Die einzige Incongruenz stellt sich bei der violetten F\u00e4rbung ein, indem die T\u00e4uschungs-","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\nVittorio Benussi.\nwerthe f\u00fcr Versuchsperson Hmk. hier yerh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig etwas gr\u00f6fser ausgefallen sind als f\u00fcr Bjs. Dafs es sich nicht einmal an diesem Punkt um etwas Zuf\u00e4lliges handeln d\u00fcrfte, beweist die ganz analoge Verschiedenheit, die bei der oben besprochenen $C-Reihe zwischen diesen zwei Versuchspersonen gegen\u00fcber der violetten Figur zu Tage tritt (Tab. XXI).\nWas unsere gegenw\u00e4rtige Frage anbelangt, ergiebt sich, wenn man die nach Helligkeit angeordneten F\u00e4rbungen und die durch dieselben bedingten T\u00e4uschungswerthe einander gegen\u00fcberstellt, mit voller Deutlichkeit, dafs meine bereits gelegentlich der II. Versuchsreihe ausgesprochene Vermuthung, die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse\n77\nsei nicht nur von fg, sondern auch von der chromatischen\nVerschiedenheit zwischen Grund und Figur abh\u00e4ngig, v\u00f6llig berechtigt war. Denn die steigend geordneten T\u00e4uschungswerthe\nentsprechen nicht der Reihe der nach steigender ^ g geordneten\nF\u00e4rbungen. Unsere sieben F\u00e4rbungen ergeben der Helligkeit nach, wie bemerkt, die steigende Reihe, Dunkelgrau, Roth, Violett, Blau, Gr\u00fcn, Gelb und Weifs; den steigend geordneten T\u00e4uschungswerthen entspricht dagegen die Farbenfolge : Dunkelgrau, Blau, Violett, Roth, Gr\u00fcn, Gelb und Weifs.\nAus dieser Incongruenz geht also hervor, dafs bei constanter F\u00e4rbung des Grundes F\u00e4rbungen, die der Helligkeit nach deutlich\nverschieden sind, sowohl gleiche als zur Gr\u00f6fse der ^ g sich entgegengesetzt verhaltende T\u00e4uschungswerthe bedingen k\u00f6nnen. Denn einerseits n\u00e4hern sich die Werthe f\u00fcr die blaue und rothe Figur der Gleichheit, andererseits weist \u201eViolett\u201c, das dunkler war als \u201eBlau\u201c, gr\u00f6fsere Ablenkungswerthe auf als dieses letztere. Ueberdies zeigen auch die Werthe aus \u201eGr\u00fcn\u201c und \u201eGelb\u201c eine deutliche Tendenz zum Gleichausfallen, trotzdem die gelbe F\u00e4rbung deutlich heller war als die gr\u00fcne.\nAus diesen Thatsachen ergiebt sich, dafs von den zwei Farbenpaaren Gelb mit Gr\u00fcn und Roth mit Blau, f\u00fcr Gr\u00fcn eine Steigerung und f\u00fcr Blau eine Herabsetzung der chromatischen Ablenkungsvalenz in Anspruch genommen werden mufs, indem das Hinzukommen von Gr\u00fcn zu einer im Vergleich mit Gelb weniger hellen Figur eine T\u00e4uschungssteigerung, das Hinzukommen von Blau zu einer im Vergleich mit Roth helleren Figur eine T\u00e4uschungsabscliw\u00e4chung bedingt. Selbst-","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"Einflu\u00df der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner7sehen T\u00e4uschung. 347\nverst\u00e4ndlich mufs dann der violetten F\u00e4rbung ebenso eine gesteigerte chromatische Ablenkungsvalenz zugeschrieben werden, indem durch diese F\u00e4rbung allein, trotz der im Vergleich mit\nV\nBlau herabgesetzten fy g, rufen wird.\neine T\u00e4uschungssteigerung hervorge-\nDarf nun die Wirksamkeit der Farbe im engeren Sinne als wenigstens sehr wahrscheinlich betrachtet werden, so w\u00e4re nun Aufgabe einer specielleren Untersuchung, die chromatischen Ablenkungsvalenzen genau zu begrenzen und die Betheiligung verschiedener Farben an derselben festzustellen.\nHier kann nur \u00fcber eine Reihe berichtet werden, die, wenn auch nach einer anderen Richtung hin, die Wichtigkeit dei Farbenqualit\u00e4t erkennen l\u00e4fst. Es wurde durch dieselbe zu ermitteln versucht, welche Ver\u00e4nderungen in der gegenseitigen Stellung verschiedener T\u00e4uschungswerthe durch eine gleich m\u00e4fsige Herabsetzung der Helligkeit s\u00e4mmtlicher F\u00e4rbungen hervorgebracht werden. Dies war deswegen von einigem Interesse, weil durch die Beleuchtungsherabsetzung nicht nur die Hellig-keitswerthe der Figur, sondern auch die S\u00e4ttigungsgrade derselben und zwar diese letzteren, subjectiv wenigstens, nicht in demselben Maafse f\u00fcr s\u00e4mmtliche F\u00e4rbungen herabgesetzt wurden. Denn die rothe F\u00e4rbung, die am ges\u00e4ttigsten war, behielt auch bei der herabgesetzten Beleuchtung einen betr\u00e4chtlichen S\u00e4ttigungsgrad, indefs die gr\u00fcne ihre Farbe beinahe vollkommen einb\u00fcfste.\nBei der Durchf\u00fchrung dieser Reihe wurde folgendermaafsen vorgegangen: Es wurden f\u00fcr jede F\u00e4rbung, zun\u00e4chst bei einer constanten Spalt\u00f6ffnung, die zur Beleuchtung der Figur diente, 18\u201420 Einstellungen vorgenommen, aus welchen drei Mittelwerthe, jeder aus sechs Einstellungen bestimmt wurden, um die T\u00e4uschungsschwankungen innerhalb der einer jeden Figurenf\u00e4rbung zugeh\u00f6rigen Entscheidungen verfolgen zu k\u00f6nnen. Nachdem die Spalte zu einem Drittel reducirt war, wurden 18\u201425 neue Einstellungen f\u00fcr jede F\u00e4rbung verlangt, aus deren Werthen drei neue Mittel gewonnen wurden, in denen sich wiederum die eventuell sich einstellenden T\u00e4uschungsschwankungen verrathen mufsten. Ich bekam somit zwei Reihen von T\u00e4uschungswerthen, die aus zwei Reihen von Figuren stammten, deren Helligkeitsanordnung durch die vorgenommene Helligkeitsabschw\u00e4chung nicht tangirt wurde,","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"348\nVittorio Benussi.\nw\u00e4hrend sich eine deutliche Verschiebung der bez\u00fcglichen S\u00e4tti-gungsverh\u00e4ltnisse vollzog.\nWas die Helligkeitsgrade der sieben F\u00e4rbungen anbelangt, liefsen sich die T\u00e4uschungsfiguren folgendermaafsen nach abnehmender Helligkeit ordnen:\nWeifs, Gelb, Gr\u00fcn, Blau, Violett, Both, Dunkelgrau.\nDie T\u00e4uschungswerthe zeigen, wie aus nebenstehender Tabelle XXIX Curven a\u2014\u00f6 zu entnehmen ist, ganz analog wie die fr\u00fcheren Versuche f\u00fcr Both und Blau eine Ann\u00e4herung an die Gleichheit, f\u00fcr Violett eine betr\u00e4chtlichere und schliefslich f\u00fcr die gelbe, gr\u00fcne und weifse Figur ungef\u00e4hr gleiche T\u00e4uschungsgr\u00f6fse. Der letzte Umstand d\u00fcrfte besagen, dafs, wenn eine achromatische Figur durch eine gelbe oder gr\u00fcne von gleicher Helligkeit ersetzt wird, ein gr\u00f6fserer T\u00e4uschungsbetrag vorliegen mufs. Ob hierin eine f\u00fcr alle F\u00e4lle g\u00fcltige Gesetz-m\u00e4fsigkeit liegt oder nicht, und ob die hier registrirte Steigerung der T\u00e4uschung f\u00fcr eine chromatische gegen\u00fcber einer gleich hellen achromatischen Figur bei einer beliebigen F\u00e4rbung ein-treten m\u00fcfste, w\u00e4re f\u00fcr sich zu untersuchen.\nBetrachten wir nun die Curve i der Tabelle XXIX, die die mittleren T\u00e4uschungswerthe bei herabgesetzter Beleuchtung und geringeren S\u00e4ttigungsgraden darstellt, so sehen wir sofort, dafs an den drei ersten Stellen derselben zun\u00e4chst die Helligkeitsverschiedenheiten zur Geltung kommen, indem der Werth f\u00fcr die weifse Figur an die erste Stelle ger\u00fcckt ist und \u201eGelb\u201c und \u201eGr\u00fcn\u201c deutlich kleinere T\u00e4uschungswerthe ergeben. Andererseits zeigen jetzt \u201eBoth\u201c und \u201eBlau\u201c ein verschiedenes Verhalten, indem \u201eBlau\u201c kleinere Werthe bedingt als \u201eBoth\u201c, wobei zu bemerken ist, dafs \u201eBlau\u201c sehr wenig, \u201eBoth\u201c dagegen erheblich ges\u00e4ttigt war. \u201eViolett\u201c \u00fcbersteigt wie fr\u00fcher die T\u00e4uschungswerthe beider. An diesen Stellen hat sich also nicht viel ver\u00e4ndert, anders aber bei Gr\u00fcn, das seine S\u00e4ttigung beinahe v\u00f6llig verloren hat. Hier kommt jetzt die Helligkeit allein zur Geltung, und diese kann nicht mehr eine Ann\u00e4herung der T\u00e4uschungswerthe dieser Figur an die aus helleren Figuren bewirken. F\u00fcr Gr\u00fcn und Violett scheint sonach bei den zwei untersuchten Versuchspersonen eine chromatische Ablenkungsvalenz unbestreitbar zu sein, und damit ist die oben aufgestellte Frage beantwortet. Wie am Schlufs der zweiten Hauptreihe, so gelangen wir auch hier zu dem Ergebnisse, dafs bei sehr niedrigen S\u00e4ttigungsgraden die Helligkeitswerthe das","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 349\nTabelle XXIX.\nFortlaufende Zahl :\t\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\tYer-\t<D >\n\t\tI\t\t\t\t\t\t\tsuchs-\t\nF\u00e4rbung der Figur\t\troth\tgelb\tgr\u00fcn\tblau\tviol.\tgrau\tweifs\tTag\tO\nm\tj T\u00e4uschgs.-Gr.\t4,4\t6,5\t6,2\t4,6\t5,8\t3,0\t6,0\t\ta\nhH\tVariation\t0,3\t0,5\t0,5\t0,4\t0,1\t0,0\t0,0\t\t\n\u00a3 0\tT\u00e4uschgs.-Gr.\t5,1\t6,2\t6,4\t4,5\t5,4\t3,0\t5,8\t\t\u00df\nPh t\tVariation\t0,4\t0,3\t0,3\t0,3\to,4\t0,0\t0,1\t12. XII.\t\nzq\tT\u00e4uschgs.-Gr.\t4,5\t6,3\t6,0\t4,8\t5,5\t3,0\t6,0\t1900\tY\nCD >\tVariation\t0,0\t0,0\t0,3\t0,2\t0,2\t0,0\t0,3\t\t/\nMittl.T\u00e4uschgs.-Gr.\t\t4,7\t6,8\t6,2\t4,6\t5,6\t3,0\t6,0\t\t$\nMittlere Variation\t\t0,23\t0,27\t0,37\t0,3\t0,23\t0,0\t0,13\t\tu\nF\u00e4rbung der Figur\t\troth\tgelb\tgr\u00fcn\tblau\tviol.\tgrau\tweifs\t\t\nQQ ;\tT\u00e4uschgs.-Gr.\t4,3\t4,4\t5,0\t2,8\t4,1\t1,3\t5,2\t!\t1 i\t1 :\te\nPQ 1\tVariation\t0,3\t0,6\t0,4\t0,2\t0,3\to,4\t0,2 j\ti\t\nOQ\tT\u00e4uschgs.-Gr.\t3,5\t5,4\t4,0\t2,9\t3,7\t1,6\t5,4\t1\t\u00a3\n& !\tVariation\t0,6\t0,6\t0,0\t0,1\t0,4\t0,3\t0,3\t\t\npp\tT\u00e4uschgs.-Gr.\t3,4\t5,3\t4,2\t3,4\t4,0\t1,5\t4,9\t12. XII. !\t77\ncd\tVariation\t0,3\t0,2\t0,3\to,4\t0,0\t0,0\t0,1\t1900\t/\n>\tT\u00e4uschgs.-Gr. !\t3,4\t5,5\t4,0\t3,4\t3,9\t1,5\t5,2\t\t&\n\tVariation\t0,3\t0,3\t0,0\t0,2\t0,1\t0,0\t0,1 j\t! 1\t\nMittl.T\u00e4uschgs.-Gr.\t\t3,6\t5,1\t4,3\t3,1\t3,9\t1,5\t5,2 1\t\tc\n\tVariation\t0,37\t0,42\t0,17\t0,22\t0,20\t0,17\t0,17 !\t\t\nGraphische Darstellung.","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nVittorio Benussi.\nMaafsgebende sind, indefs die Farbenqualit\u00e4ten im engeren Sinne erst dann zur Geltung gelangen, wenn sie betr\u00e4chtliche S\u00e4ttigungsgrade aufweisen und die ^g verschiedener Figuren von\neinander wenig verschieden sind.\nBevor ich die Besprechung der vollbildlichen Versuche ab-schliefse und zu den haploskopischen \u00fcbergehe, mufs ich noch ganz kurz der bereits am Ende der zweiten Hauptreihe ver-zeichneten T\u00e4uschungsschwankungen innerhalb einer gr\u00f6fseren Anzahl von Einstellungen gedenken. Wie an jener Stelle, so werden wir auch in der folgenden graphischen Darstellung den Gang der Schwankungen durch kleinere Curven an den Stellen der definitiven Mittelwerthe der Curven \u00f4 und t (Tabelle XXIX), veranschaulichen.\nTabelle XXX.\nMittelwerthe ans den 6 ersten Einzelmessungen\nV)\nV)\nT)\n::\nV)\n\u201e\t6 n\u00e4chsten\n\u201e\t6 folgenden\n6 letzten\n33\n33\n33\n33\n6'\nWir entnehmen aus dieser Tabelle, dafs bei s\u00e4mmtlichen F\u00e4rbungen eine ungef\u00e4hr gleiche Ver\u00e4nderlichkeit der T\u00e4uschungs-gr\u00f6fse zu Tage tritt und dafs die Schwankungs curven der zweiten Reihe zun\u00e4chst ausnahmslos die Richtung der Ver\u00e4nderung, mit der die zur ersten Reihe geh\u00f6rigen aufh\u00f6ren, fortsetzen, und erst","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"Einfiufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner-1 sehen T\u00e4uschung. 351\ndann einen Richtungswechsel aufweisen. Bemerkenswerth ist das Verhalten der Versuchsperson, gegen\u00fcber der grauen Figur: War die Beleuchtung noch relativ stark, so traten keine Schwankungen ein ; wurde sie aber herabgesetzt, so traten, wenn auch in geringerem Maafse, auch hier T\u00e4uschungsschwankungen ein. Als Einstellungsschwankungen und daher als ein Maafs f\u00fcr eine herabgesetzte Zuverl\u00e4ssigkeit der Einstellungswerthe k\u00f6nnen diese T\u00e4uschungsschwankungen nicht betrachtet werden. Denn 1. wurde zwischen den 4 bis 6 zu einem Mittel zusammengenommenen Werthen eine kleine Pause gemacht und 2. weisen die zu einem Mittel geh\u00f6rigen Werthe minimale Variationen untereinander auf. Als Interpretation daf\u00fcr scheint mir auch hier wie weiter oben der Recurs auf eine sich w\u00e4hrend der Versuche vollziehende Dispositions\u00e4nderung f\u00fcr das Auffassen der betreifenden T\u00e4uschungsfigur nahegelegt zu sein.\n(Schlufs folgt.)","page":351},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem psychologischen Laboratorium der Universit\u00e4t Graz.)\nFeber den Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00d6LLNER\\schen T\u00e4uschung.\nVon\nVittorio Benussi.\n(Schlufs.)\nVierte Versuchsreihe (Haploskopisch e Versuche).\n(5520 Einzelmessungen.)\nDie ersten haploskopischen Versuche auf dem Gebiete der geometrisch-optischen T\u00e4uschungen wurden 1863 von Kundt 1 und neulich von Witasek1 2 vorgenommen. Die Frage, die sich dieser letztere stellte war, kurz ausgedr\u00fcckt, folgende : Wenn die Z\u00f6llner-sche T\u00e4uschung eine Urtheilst\u00e4uschung ist, so mufs es einerlei sein auf welchem Wege immer man zur Vorstellung dessen gelangt wor\u00fcber man sich \u201eurtheilend\u201c t\u00e4uschen sollte. Sehe ich einmal die Z\u00f6llner\u2019sehe Figur binocular dermaafsen, dafs die ganze Figur auf beiden Netzh\u00e4uten sich abbildet und ein anderes Mal so, dafs sich die Transversalencolumne etwa auf der rechten und die Hauptlinie auf der linken Netzhaut abbildet und ich die beiden Teilbilder haploskopisch zu einer Z\u00f6LLNEii\u2019schen Figur vereinige, so habe ich in beiden F\u00e4llen die Vorstellung desselben Gegenstandes, und das Urtheil h\u00e4tte in gleichem Maafse Gelegenheit, sich an der r\u00e4umlichen Anordnung der Figurencomponenten zu vergreifen, denn die Verschiedenheit, die zwischen den zwei genannten F\u00e4llen besteht, ist eine aufserhalb des Urtheilsgebietes stehende und in Folge dessen einer Urtheilsbeth\u00e4tigung gegen\u00fcber vollkommen indifferent. Zeigt nun unser T\u00e4uschungsverhalten der haploskopisch\n1 JPogg. Ann. 120, S. 118 ff. * A. a. O. S. 147 ff.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 29.\n25","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nVittorio Benussi.\ngewonnenen Vorstellung gegen\u00fcber eine Abweichung im Vergleich zu demjenigen, das wir, beim binocularen gew\u00f6hnlichen vollbildlichen Sehen, dieser Figur entgegen zu bringen pflegen, so ist damit bereits nacbgewiesen, dafs dasjenige was irgendwie irre geht, nicht auf dem Gebiete des Urtheils gesucht werden darf und kann, sondern vielmehr auf dem Gebiete dessen woran sich das Urtheil, um von der Figur Kenntnifs zu nehmen, an-schliefst, d. h. auf dem Gebiete des Vorstellens.\nSo weit obengenannter Forscher; und, wie ich glaube, mit unbestreitbarem Rechte.\nDadurch aber, dafs er die Z\u00f6llner/sehe T\u00e4uschung als eine Vorstellungst\u00e4uschung erwiesen hat, ist hinsichtlich ihrer psychologischen Natur nur die erste allgemeinere Frage beantwortet. Als zweite speciellere Frage bleibt noch die nach einer pr\u00e4ciseren Bestimmung innerhalb des Vorstellungsgebietes zu beantworten und zwar hinsichtlich der bei den Vorstellungen in Betracht kommenden Entstehungsweisen.\nWir wissen, dafs nicht alle Vorstellungen ihrer Provenienz nach gleichgestellt sind; das typische Beispiel der Vorstellung von der Verschiedenheit zwischen zwei Farben einerseits und der Vorstellungen der betreffenden Farben selbst andererseits, l\u00e4fst in dieser Hinsicht nichts zu w\u00fcnschen \u00fcbrig: Die Verschiedenheitsvorstellung entsteht verm\u00f6ge eines an die Vorstellungen des Verschiedenen sich anschliefsenden Vergleichungsactes; die Vor-stellungen der Farben dagegen werden uns durch einen Sehact, d. h. durch Wahrnehmung, vermittelt. Mehr oder weniger deutlich \u2014 wenn man \u00fcberhaupt zwischen diesen beiden F\u00e4llen eine Verschiedenheit zugiebt \u2014 pflegt man dabei von \u201eperipher \u201c-und \u201ecentral\u201c-erregten Vorstellungen, wenn nicht gar Empfindungen, zu sprechen. Genauer und sachgem\u00e4fser k\u00f6nnten wir sagen, dafs die Vorstellungen von realen Gegenst\u00e4nden peripherisch, die von idealen1 Gegenst\u00e4nden dagegen central bedingt werden. In Anlehnung an eine bereits festgestellte terminologische Auseinanderhaltung 2 liefse sich auch von den erstgenannten Vorstellungen, d. h. denen reale Gegenst\u00e4nde entsprechen, behaupten, dafs sie durch Wahrnehmung, von den\n1\tVgl. Meinong: Ueber Gegenst\u00e4nde h\u00f6herer Ordnungen etc. \u00a7 6. (Diese Zeitschrift 21.)\n2\tVgl. Meinong: Ueber Annahmen. S. 8 ff.\t(Diese Zeitschrift7 Er-\ng\u00e4nzungsband II.)","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"F i n flu fs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 387\nanderen, denen ideale Gegenst\u00e4nde entsprechen, dafs sie durch Production gewonnen werden. Den realen Gegenst\u00e4nden w\u00fcrden somit Wahrnehm ungs-, den idealenProductions-vorstellungen gegen\u00fcberstehen.\nNun m\u00fcssen wir folgenden Umstandes gedenken: Die Vorstellung eines idealen Gegenstandes ist durch die Beschaffenheit der Inferiorenvorstellungen, an die die Production bearbeitend oder, wenn man will, gestaltend angreift, mitbedingt. F\u00e4llt eine producirte Vorstellung inad\u00e4quat aus, so kann der Grund dieser Inad\u00e4quatheit sowohl in der Beschaffenheit der Inferiorenvorstellungen als in dem Verlaufe jener gestaltenden Th\u00e4tigkeit liegen \\ denn diejenige Nothwendigkeitsrelation, die zwischen Inferioren und Superius besteht, besteht zwischen Inferiorenvorstellungen und producirter Superiusvorstellung ganz sicher nicht: Manche Schwierigkeit unserer Gedankenarbeit w\u00e4re uns erspart, wenn eine solche Beziehung wie zwischen Inferioren und Superius auch zwischen den Vorstellungen derselben best\u00fcnde.\nWerden wir nun aus irgend einer theoretischen Erw\u00e4gung heraus zur Vermuthung veranlafst, dafs die Inad\u00e4quatheit einer gegebenen Superiusvorstellung auf Inad\u00e4quatheit der Inferiorenvorstellungen zur\u00fcckgehe, so haben wir zu untersuchen, ob bei Aenderung oder Aufhebung der muthmaafslich jene Abnormit\u00e4t mit sich f\u00fchrenden Bedingungen die in Frage kommende Vorstellung an Ad\u00e4quatheit gewinnt oder nicht. Ist ersteres der Fall, so werden wir daraus nicht ohne Berechtigung schliefsen d\u00fcrfen, dafs die betreffende Superiusvorstellung deswegen inad\u00e4quat ist, weil bereits die Inferiorenvorstellungen es sind, und wir k\u00f6nnten unter Umst\u00e4nden sogar versuchen, physiologische Momente hinsichtlich der Reizvermittlung namhaft zu machen, die als Ursache der T\u00e4uschung in Anspruch genommen werden k\u00f6nnten, gerade so gut wie etwa beim Verschiedenfinden von zwei objectiv gleich grauen Streifen, deren einer auf rothem, der andere auf blauem Grund liegt. W\u00fcrde sich aber aus einer solchen Untersuchung er-, geben, dafs wir keinen Grund haben, eine abnorme Bildung der Inferiorenvorstellungen in Anspruch zu nehmen, so w\u00fcrde nichts \u00fcbrig bleiben, als den Ursprung des Irrthums in jener \u201ecentralen\u201c Bearbeitung, welcher der Terminus Production gilt, zu vermuthen.\n1 Was ich \u2014 nach der Feststellung des \u201eProductionsbegriffes\u201c (vgl. Meinong, a. a. 0. \u00a7 2) \u2014 gegen Witasek (a. a. 0., S. 141\u2014142) behaupten mufs.\n25*","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nVittorio Benussi.\nWie die haploskopischen Versuche zur Entscheidung jener ersteren Frage \u2014 ob n\u00e4mlich die Z\u00f6llner\u2019sehe T\u00e4uschung Ur-theils- oder Vorstellungst\u00e4uschung sei \u2014 in unzweideutiger Weise beizutragen vermochten, so scheint es mir, dafs auf demselben Wege bei zweckm\u00e4fsiger Aenderung der Versuchsanordnung auch hinsichtlich der eben ber\u00fchrten Differentiation zwischen Productions- und Wahrnehmungst\u00e4uschung etwas zu gewinnen sein k\u00f6nnte.\nAus dem Bestreben, einer Entscheidung zwischen Productions- und Wahrnehmungst\u00e4uschung n\u00e4her zu treten, ist die hier mitzutheilende IV. Versuchsreihe entsprungen. In wie weit die Resultate derselben theoretisch zu verwerthen sind, wird im zweiten Theile dieser Untersuchung zur Sprache gebracht werden : im gegenw\u00e4rtigen Zusammenh\u00e4nge haben wir es ausschliefslich mit den Thatsachen zu thun, ohne R\u00fccksicht darauf, ob sie f\u00fcr oder gegen eine bestimmte theoretische Anschauung zu sprechen verm\u00f6gen oder nicht.\nDer K\u00fcrze wegen werde ich mich an dieser Stelle auf die Mittheilung des N\u00f6thigsten beschr\u00e4nken; eingehender gedenke ich \u00fcber diese und andere haploskopische Versuche an anderer Stelle zu handeln.\nFig. 3.\nIch beginne mit der Beschreibung der ersten von mir angestellten Versuche, deren Anordnung die folgende war : Auf der rechts stehenden kleinen runden Scheibe des in Figur 3 wiedergegebenen Haploskops war ein Radius, auf der links stehenden eine vollst\u00e4ndige Z\u00f6llner\u2019sehe Figur, deren Transversalen einen Neigungswinkel gleich 20 0 mit der Hauptlinie","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"Einfufs der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner\u2019schen T\u00e4uschung. 389\neinschlossen, gezeichnet. Die Versuchsperson sollte die zwei Scheibenbilder so weit zur Deckung bringen, dafs der Radius in den Bereich der Transversalen kam (vgl. Fig. 8). War dies gelungen, so wurde die rechte Scheibe so lange gedreht, bis die zwei Radien parallel zu verlaufen schienen.\nSelbstverst\u00e4ndlich waren diese Versuche von der Netzhaut-incongruenz und deren Gr\u00f6fse abh\u00e4ngig. Diese Abh\u00e4ngigkeit wird aus folgender Figur 4 klar:\nS und S' rechts und links gelegene Scheibenbilder ; [A] x A und [.B] y B objectiv senkrechte Lagen der Radien xA und yB; xA' und yB durch Netzhautincongruenz bedingte Scheinlagen der Radien xA und yB. xA\" durch die Transversalen bedingte Scheinlage von xA (resp. xA').\n\\ a. i\nFig. 4.\nVereinigt man die zwei Scheibenbilder S und S' so weit, dafs die zwei Radienbilder xA und yB, denen objectiv senkrechte Gerade entsprechen, einander gegen\u00fcber ziemlich nahe zu stehen kommen, so werden diese zwei Radien nicht einen parallelen, sondern einen nach oben convergirenden Verlauf auf weisen. Um diese Convergenz zu compensiren, wird man entweder die linke Scheibe um den Winkel a oder die rechte um \u00df drehen m\u00fcssen. Dieser Winkel stellt die Gr\u00f6fse jener Convergenz und somit der Incongruenz der Netzh\u00e4ute dar.\nDa nun die auf der unteren H\u00e4lfte der linken Scheibe gezeichneten Transversalen1 ihre Hauptlinie [xA resp. xA'] im Sinne einer Incongruenzcompensation ablenken, so ist ohne Weiteres verst\u00e4ndlich, dafs, wenn sie xA' um den Winkel a zu verschieben im Stande sind, xA' und yB' nicht mehr convergent, sondern parallel erscheinen werden. Diejenige Rolle, die fr\u00fcher (solange n\u00e4mlich keine Transversalen den Radius\n1 Dieselben sind nur der Einfachheit halber in Fig. 4 nicht gezeichnet worden.","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nVittorio Benussi.\nxA resp. xA! durchzogen) das Drehen der linken Scheibe um den Winkel a spielte, spielen jetzt die Transversalen und machen eine solche Drehung f\u00fcr den Fall \u00fcberfl\u00fcssig, dafs Ablenkungs-gr\u00f6fse und Incongruenzgr\u00f6fse zusammenfallen und dafs yB' durch die mit ihm haploskopisch vereinigten Transversalen \u00fcberhaupt nicht abgelenkt wird. In diesem (ersten Grenz-)Falle wird man die zwei Hauptlinien xA\" und yB' dann parallel \u201esehen\u201c, wenn die Radien xA und yB objectiv parallel und senkrecht eingestellt sind.\nDer zweite Grenz-Fall ist nun wohl der, dafs yB' (resp. yB) im gleichen Maafse der ablenkenden Wirkung der haploskopisch mit ihm vereinigten Transversalen unterliegt wie die mit denselben vollbildlich gesehene Hauptlinie xA (gesehen als xA\"). Dieser Fall ist in folgender Figur 5 dargestellt.\nS und S' links und rechts gelegene Scheibenbilder; \\_A\\xA und [B]yB objectiv senkrechte Lagen der Radien xA und yB; xA' und yB' durch die Netzhautincongruenz bedingte Scheinlagen von xA und yB. xA\" und yB\" Scheinlagen von xA' (resp. xA) und yB\u2019 (resp. yB), nachdem beide in gleichem Maafse der ablenkenden Wirkung der Transversalen unterlegen sind ; JC Stelle der vollst\u00e4ndigen Incongruenzcompensation.\nFig. 5.\nDie Ablenkungswirkung der Transversalen ist auch f\u00fcr diesen zweiten Specialfall der Einfachheit wegen gleich der vollst\u00e4ndigen Incongruenzcompensation genommen. In obiger Figur stellt yB\" die Scheinlage von yB' unter der Voraussetzung dar, dafs letzterer in gleichem Maafse abgelenkt werde wie xA'.\nMan sieht nun von selbst, dafs, um yB\" parallel zu xA\" einzustellen, der objectiv auf dem Nullpunkt stehende Durchmesser [B]yB (der als [B] y B\" gesehen wird), um den Winkel cp bis IC wird gedreht werden m\u00fcssen. Wird also yB' durch die haploskopisch mit ihm vereinigten Transversalen gar nicht abgelenkt (I. Grenzfall), so mufs der Scheinparallelit\u00e4t derselben mit xA\" eine Einstellung von [B]yB auf Null entsprechen (selbstverst\u00e4ndlich unter der Voraussetzung, dafs die Ablenkungsvalenz der","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"Einflu\u00df der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 391\nTransversalen der Gr\u00f6fse der vollst\u00e4ndigen Incongruenzcompensa-tion gleich ist); \u2014 wird dagegen (II. Grenzfall) yB' gleich stark abgelenkt wie x\u00c4, so wird deren Scheinparallelit\u00e4t eine objective Convergenz der Radien x A und yB nach unten entsprechen, die dem Betrage des Winkels cp gleich sein wird. Die objective Einstellung von yB wird jetzt nicht den Nullpunkt, sondern denjenigen Punkt treffen, dem sonst eine vollst\u00e4ndige Incongruenz-compensation entspricht.\nUnd nun betrachten wir zum Schlufs den Fall in dem yB' (resp. yB) weniger abgelenkt wird als x\u00c4 (resp. xA). Figur 6 stellt die Scheinlage von yB (resp. yB') eben f\u00fcr einen solchen\nFall dar und zwar unter der besonderen Voraussetzung, dafs yB' um die H\u00e4lfte weniger als xA' durch die Transversalen abgelenkt werde.\nUm hier die Paralleleinstellung zu gewinnen, werden wir [B)yB (resp. die Scheibe S') um den Winkel % bis J drehen m\u00fcssen. Der Winkel ip wird\nA a a\u2019 B b\nFig. 6.\nuns dann die Gr\u00f6fse darstellen,\num welche yB' weniger als xA' durch die Transversalen abgelenkt wird. Je gr\u00f6fser nun der Winkel \\}t ausf\u00e4llt, um so kleiner wird die Ablenkung von yB' im Vergleich zu derjenigen von x\u00c4 sein, ganz einerlei ob x\u00c4 um die ganze Incongruenz oder mehr oder weniger abgelenkt wird.\nAus dem eben Gesagten ergiebt sich nun, dafs der T\u00e4uschungs-gr\u00f6fsenbestimmung eine Ermittlung der Incongruenzgr\u00f6fse vorausgeschickt werden mufs, welcher letzteren sich dann die Feststellung der vom vollbildlich gesehenen x \u00c4 erlittenen Ablenkung wird anschliefsen m\u00fcssen. Denn erst auf Grund dieser zwei Werthe wird uns m\u00f6glich sein, die dritte in Betracht kommende Gr\u00f6fse, d. h. die von yB' erlittene Ablenkung selbst zu bestimmen. Wir beginnen also mit der Incongruenzbestimmung.\nDer von mir gebrauchte Apparat erlaubte in dieser Hinsicht einen ziemlich grofsen Genauigkeitsgrad zu erreichen. Ich brauche mich hier auf eine eingehende Beschreibung desselben nicht einzulassen; Figur 3 zeigt mit gen\u00fcgender Deutlichkeit,","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nVittorio Benussi.\nwas ausdr\u00fccklich zu beschreiben \u00fcberfl\u00fcssig w\u00e4re. Die allerdings ziemlich complicirte . Einstellung dieser haploskopischen Vorrichtung wird aus folgender schematischen Figur ebenso leicht zu entnehmen sein.\nFig.\n7.\nL und R linke und rechte runde drehbare Scheibe; xA und yB darauf gezeichnete Radien; p und p1 Coconfadenpendel zur senkrechten Einstellung der Radien xA und yB; S und S Spiegel; \u00ab und \u00ab horizontale Spiegelaxen (durch Drehung der Spiegel um dieselben k\u00f6nnen x und y auf die gleiche H\u00f6he gebracht werden); a und a verticale Spiegelaxen, die eine seitliche Verschiebung der xA- und yB- Bilder erm\u00f6glichen; p2 und p3 Coconfadenpendel zur genauen Einstellung dieser zwei Bilder.\nVor Allem werden xA und yB senkrecht eingestellt. Die zweite Aufgabe ist die Paralleleinstellung der Gesichtslinien. Dies wird durch die Axen a erzielt, um welche die Spiegel so weit gedreht werden, bis jedes einzelne Radiusbild mit je einem der von einander um die Pupillendistanz entfernten Coconf\u00e4den P21 Ps zusammenf\u00e4llt. Dadurch wird auch f\u00fcr die Conservirung der der objectiven Senkrechten entsprechenden Bilderlagen Sorge getragen. Durch Spiegeldrehung um die Axen a wird endlich erm\u00f6glicht, die zwei Scheibencentra x und y auf dieselbe H\u00f6he zu bringen, was f\u00fcr die vorzunehmende Messung unerl\u00e4fs-lich ist. Ist dies alles gemacht und hat man die vollkommene Deckung der L- und R-Bilder erreicht, so sieht man eine Figur, die der in unserer schematischen Figur 7 mit [B']\u2014[xy]\u2014[A'j gekennzeichneten \u00e4hnlich ist. [2?']\u2014[xy] und [xy]\u2014[A'] bilden nun einen Winkel, welcher individuell verschieden grofs ausf\u00e4llt","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 393\nund dessen Gr\u00f6fse durch die Gr\u00f6fse der Drehung gegeben ist, die man an S oder S' vornehmen mufs, um keine gebrochene Linie, sondern eine Gerade zu sehen. Die Gr\u00f6fse dieser Drehung er-giebt die Gr\u00f6fse der Summe aus der linken und rechten Incon-gruenz.\nBei der Durchf\u00fchrung der Messung empfiehlt es sich, um eventuelle Apparatfehler zu eliminiren, abwechselnd alle vier Quadranten rechts sowohl als links zu verwenden. Ueberdies kommen noch zwei weitere Fehlerquellen in Frage, deren eine im Apparate selbst und zwar im Zur\u00fcckbleiben des Zeigers je nach der Drehungsrichtung, die zweite, subjective, in einer durch die Verschiebungsrichtung bedingten verfr\u00fchten Einstellung des vergleichungsabschliefsenden Urtheiles gelegen ist. Diesen zwei Fehlerquellen ist dadurch Rechnung zu tragen, dafs man die jeweilig zur Messung verwendete Scheibe einmal von rechts nach links und ein anderes Mal von links nach rechts dreht.\nIch habe 240 solcher Einzelmessungen vorgenommen und einen Incongruenzwinkel (f\u00fcr die Aufhebung der vollst\u00e4ndigen, d. h. auf beide Augen vertheilten Incongruenz) gleich\n2 0 41' 56 \",\nmit der Variation + 0\u00b0 10' 7\" erhalten. Nicht ohne Interesse mag die Thatsache sein, dafs diese Messung vollkommen mit einer vor anderthalb Jahren an demselben Apparate von mir vorgenommenen analogen Messung \u00fcbereinstimmt. Die damals erhaltenen Werth e betrugen f\u00fcr den Incongruenzwinkel 2\u00b0 43' 0 \", f\u00fcr die Variation + 0\u00b0 16' 4\" (80 Einzelmessungen).\nSomit w\u00e4re der erste der f\u00fcr die weitere Messung noth-wendigen Werthe ermittelt. Der weitere Schritt ist nun der, dafs die Ablenkungsgr\u00f6fse f\u00fcr die verwendete T\u00e4uschungsfigur beim vollbildlichen Sehen und zwar unter den hier obwaltenden Bedingungen festgestellt wird. Diese Bestimmung wurde folgender-maafsen vorgenommen: Auf der links stehenden Scheibe L (Fig. 7) wurden durch den bereits gezeichneten Radius Querstreifen gezogen, deren Neigungswinkel mit der Hauptlinie (xAy unserer Fig. 7) 200 betrug. Die diese Figur tragende Scheibe wurde mit der rechten, auf welcher der obere Halbmesser gezeichnet war, zur Deckung gebracht. Es wurde jetzt bei objectiv senkrechter Lage beider Halbdurchmesser eine nach Umst\u00e4nden","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nVittorio Benussi.\nmehr oder weniger stark geknickte Gerade gesehen, und zwar an dem Punkte geknickt, an dem die Transversalen einsetzten. Diese Knickung w\u00e4re nur in dem Falle nicht vorgekommen, wenn die Ablenkungsgr\u00f6fse der Incongruenzgr\u00f6fse gleich gewesen w\u00e4re.\nMeine Aufgabe bestand darin, durch Drehung der den oberen Halbmesser tragenden Scheibe die Knickung zum Verschwinden zu bringen. Da die Ablenkung durch die Transversalen im Sinne der Incongruenzcompensation wirkte, so mufste die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse um so betr\u00e4chtlicher sein, ein je gr\u00f6fserer Betrag zur Compensation der Incongruenz erforderlich war. W\u00e4re die Ablenkungswirkung der Transversalen gleich Null gewesen, so h\u00e4tte die Verl\u00e4ngerungseinstellung 2\u00b0 41' 56\" auf weisen m\u00fcssen (I. Fall); w\u00e4re die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse der Incongruenzgr\u00f6fse gleich gewesen, so h\u00e4tte die Verl\u00e4ngerungseinstellung selbstverst\u00e4ndlich Null ergeben (II. Fall). W\u00e4re dagegen die Ablenkung gr\u00f6fser als die Incongruenz gewesen so h\u00e4tte man bei der Verl\u00e4ngerungseinstellung den Nullpunkt nach links \u00fcberschreiten m\u00fcssen, in welchem Falle (III. Fall) die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse dem Betrage der vollst\u00e4ndigen Incongruenzcompensation vermehrt um die Gr\u00f6fse des nach links zur\u00fcckgelegten Weges gleich gewesen w\u00e4re.\nDas Versuchsmaterial bestand aus drei T\u00e4uschungsfiguren, von denen eine aus Linien von gleicher Helligkeit bestand, die zwei \u00fcbrigen aus Linien verschiedener Helligkeit, indem die erste grau - grau, die zweite schwarz - grau, die dritte grauschwarz war. Die ^Resultate dieser Messungen sind in folgender Tabelle XXXI zusammengestellt.\nTabelle XXXI.\n(300 Einzelmessungen.) Versuchsperson Bss.\nFortlaufende Zahl:\t1\t2\t3\nF\u00e4rbung der Transversalen:\tschwarz\tgrau\tgrau\nF\u00e4rbung der Hauptlinie:\tgrau\tschwarz\tgrau\nT\u00e4uschungsgr\u00f6fse :\t3\u00b0 27 27'\t1\u00b0 26' 26\"\t1\u00b0 33' 25\"\nSchwellengebiet :\t\u00b1 0\u00b0 20' 16\"\t+ 0\u00b0 14' 22\"\t\u00b1 0\u00b0 15' 22 '","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Einflu/s der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 395\nGraphische Darstellung.\nMit unseren fr\u00fcheren Versuchen vollkommen im Einkl\u00e4nge, zeigt sich die T\u00e4uschung herabgesetzt bei Herabsetzung der Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Figur einerseits und bei Abschw\u00e4chung der Helligkeitsverschiedenheit zwischen Transversalen und Grund bei parallelgehender Zunahme der Helligkeitsverschiedenheit zwischen Hauptlinie und Grund andererseits.\nAuf Grund dieser Werthe und der denselben vorausgeschickten Incongruenzbestimmung k\u00f6nnen wir nun endlich zu der uns eigentlich interessirenden Feststellung \u00fcbergehen, in welchem Maafse n\u00e4mlich die links gezeichneten Transversalen s\u00e4mmtlicher 3 hier verwendeten Figuren auf einen haploskopisch mit denselben vereinigten Radius zu wirken verm\u00f6gen, und ob das zweite biehro-\n/\nmatische Gesetz\nA\n\\\nV\t\\\ns g\nV\nt 9 /\nauch unter diesen Umst\u00e4nden\nseine G\u00fcltigkeit habe oder nicht.\nEs ist bereits oben bemerkt worden, dafs die Versuchsperson eine Paralleleinstellung zwischen xA! und yJB' (Fig. 4, 5, 6) herzustellen hatte. Desgleichen wurde erw\u00e4hnt, dafs die Gr\u00f6fse des Winkels ip (Figur 6) den Betrag darstellt, um welchen die haploskopisch mit den Transversalen der linken Scheibe zu einer Z\u00f6llner\u2019sehen Figur vereinigte Hauptlinie weniger abgelenkt wird als die vollbildlich gesehene. F\u00fcr diesen Winkel (ip) wollen wir den Terminus Abschw\u00e4chungswinkel gebrauchen. Die Gr\u00f6fse des ablenkenden Einflusses gegebener Transversalen auf eine haploskopisch mit denselben vereinigte Hauptlinie wird","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nVittorio Benussi.\ndaher gleich sein der beim vollbildlichen Sehen erhaltenen T\u00e4uschungsgr\u00f6fse vermindert um die Differenz zwischen der Incongruenzgr\u00f6fse und dem Winkel ip, oder k\u00fcrzer zwischen der vohbildlich gewonnenen T\u00e4uschungsgr\u00f6fse und dem Ab-schw\u00e4chungswinkel. Bezeichnen wir den haploskopisch aus-ge\u00fcbten, ablenkenden Einflufs gegebener Transversalen mit T und den vollbildlich ausge\u00fcbten mit TG, so wird\nT \u2014 TG \u2014 xp sein.\nWie f\u00fcr die Bestimmung der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse bei vollbildlichem Sehen (Tabelle XXXI), so wurden auch f\u00fcr die Bestimmung derselben bei haploskopischer Vereinigung der Transversalen- und Hauptlinienbilder nur einige extreme F\u00e4lle untersucht, da vorauszusehen war, dafs feinere Ablenkungsvariationen sich auf diesem Messungswege nicht mit gen\u00fcgender Sicherheit h\u00e4tten ermitteln lassen. Uebrigens war es mir ja zun\u00e4chst um eine rein qualitative Feststellung zweier Punkte zu thun : 1. ob die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse bei haploskopischer Vereinigung wirklich abnimmt, 2. ob die abgeschw\u00e4chte T\u00e4uschung innerhalb der ihr gezogenen eventuell engeren Grenzen, bei Variation der HelligkeitsVerh\u00e4ltnisse an der Figur, analogen Schwankungen unterworfen ist, wie diejenigen es sind, denen sie bei gew\u00f6hnlichem, vollbildlichem Sehen thats\u00e4chlich unterliegt.\nDie bei dieser Versuchsreihe verwendeten bichromatischen Combinationen waren folgende : schwarz-grau, grau-schwarz, und eine Complication aus diesen beiden, derzufolge die vollbildlich gesehene Figur grau-schwarz, die haploskopisch gesehene dagegen dunkelgrau-grau aussah, wie aus folgender Figur zu entnehmen ist.","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019schen T\u00e4uschung.\nDiese letztere Combination sollte, dem f\u00fcr das vollbildliche Sehen bereits Festgestellten gem\u00e4fs, einen Ablenkungswerth ergeben ungef\u00e4hr in der Mitte zwischen den Ablenkungswerthen der ersten und zweiten Figur (schwarz - grau und dunkelgrauhellgrau).\nDie in folgender Tabelle wiedergegebenen Werth e zeigen, dafs sowohl die erste als die zweite der von uns gestellten Fragen unzweideutig mit j a beantwortet werden mufs : Einerseits wird die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse herabgesetzt, andererseits verh\u00e4lt sie sich Variationen der Helligkeitsverh\u00e4ltnisse gegen\u00fcber vollkommen analog den f\u00fcr das vollbildliche Sehen geltenden Gesetzm\u00e4fsigkeiten. Die Reihe hellgrau - hellgrau, dunkelgrau-hellgrau und schwarz-hellgrau, innerhalb deren sich eine Zunahme der Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Transversalen und eine Abnahme der Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Hauptlinie vollzieht, ergiebt die zunehmende Reihe der Ablenkungsgr\u00f6fsen :\n0\u00b0 7' 36\", 0\u00b0 44' 11 \", 1\u00b0 51 ' 49\".\nTabelle XXXII.\n(300 Einzelmessungen.) Versuchsperson Bss.\nFortlaufende Zahl:\t1\t2\t3\nF\u00e4rbung der Transversalen :\tschwarz\thellgrau\tdunkelgrau\nF\u00e4rbung der Hauptlinie:\thellgrau\thellgrau\thellgrau\nj T\u00e4uschungsgr\u00f6fse: ! Schwellengebiet: i\t1\u00b0 51' 43\" \u00b1 0\u00b0 19' 32\"\t0\u00b0 7' 36\" \u00b1 0\u00b0 3' 40\"\t0\u00b0 44' 11\" \u00b1 0\u00b0 16' 20\"\nGraphische Darstellung.","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nVittorio Benussi.\nNun m\u00fcssen wir einiger Umst\u00e4nde gedenken, die mich, trotz der unter denselben erzielten befriedigenden Resultate, diesen Weg zu verlassen bestimmten. Aufser den bereits namhaft gemachten Fehlerquellen, die ein derartiges Verfahren auf wies, kamen dieser ersten haploskopischen Versuchsanordnung noch folgende M\u00e4ngel zu: Vor Allem die unverh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig umst\u00e4ndliche Ein Stellung, \u2014 ein Umstand, der dann besonders st\u00f6rend gewesen w\u00e4re, wenn man diese Experimente mit mehreren Versuchspersonen h\u00e4tte wiederholen wollen: Eine geringf\u00fcgige Verschiedenheit in der Sehsch\u00e4rfe oder in der Pupillendistanz erforderte eine ganz neue Einstellung. Doch h\u00e4tte man sich dies alles gefallen lassen m\u00fcssen, wenn nicht schwerwiegende Momente verboten h\u00e4tten, auf diesem Wege fortzufahren. So an erster Stelle die That-sache, dafs die Incongruenzbestimmung durch Paralleleinstellung zweier Geraden andere und zwar kleinere Werthe zu ergeben schien als die mittelst Verl\u00e4ngerungseinstellung gemessene, \u2014 was vielleicht daraus zu erkl\u00e4ren sein d\u00fcrfte, dafs bei einer Paralleleinstellung zweier auf incongruente Netzhautmeridiane fallenden Linienbilder sich Augenrollungen einstellen, analog dem Falle, bei dem zwei zur Deckung gebrachte Kreisdurchmesser nicht immer ein Kreuz bilden, sondern das Gesammtbild einer einzigen Geraden ergeben. Augenscheinlich verhielt sich die Incongruenz in den beiden F\u00e4llen anders, und das war ein Umstand, der f\u00fcr Versuche, deren numerische Bestimmungen sich auf die Incongruenzgr\u00f6fse ausnahmslos gr\u00fcndeten und mit derselben als mit einer Con-stanten zu rechnen hatten, beseitigt werden mufste. Denn einerseits war die Incongruenz fortw\u00e4hrenden Schwankungen ausgesetzt, und andererseits war mir die Bestimmung des jeweiligen durch Augenrollungen aufgehobenen Incongruenz-hetrages ein f\u00fcr allemal unzug\u00e4nglich. In welchem Maafse die Wahrscheinlichkeit der Ergebnisse durch diesen Umstand h\u00e4tte abgeschw\u00e4cht werden k\u00f6nnen, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden.\nAn zweiter Stelle kommt der Umstand in Betracht, dafs ich hinsichtlich der Beleuchtung an das Tageslicht gebunden und somit von eventuellen Schwankungen desselben abh\u00e4ngig war. Was auch nur eine geringe Ab- oder Zunahme der Helligkeitsverh\u00e4ltnisse an Grund und Figur f\u00fcr die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse zu bedeuten hat, wissen wir bereits und werden daher die Wichtigkeit","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Einflu\u00df der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 399\neiner m\u00f6glichst vollkommenen Unabh\u00e4ngigkeit von eventuellen Tageslichtschwankungen geh\u00f6rig zu w\u00fcrdigen wissen.\nSchliefslich waren bei dieser Versuchsanordnung der Beweglichkeit, im Hinblicke auf Farbenvariation \u00fcberhaupt und Herstellung bichromatischer Figuren insbesondere bedenklich enge Grenzen gezogen. Denn man h\u00e4tte f\u00fcr jede Farbe eigene Figuren zeichnen m\u00fcssen, von denen unentschieden h\u00e4tte bleiben m\u00fcssen, ob ihre F\u00e4rbungen gleichm\u00e4fsig und in der gew\u00fcnschten Helligkeit und S\u00e4ttigung ausgefallen w\u00e4ren oder nicht. Ueberdies h\u00e4tte man kaum einen relativ hohen S\u00e4ttigungsgrad erreichen k\u00f6nnen, indes mir eben um einen solchen aus guten Gr\u00fcnden zu thun war.\nSt Stirnhalter ; S und S' Spiegel ; r und r linker und rechter Rahmen (Scheibentr\u00e4ger) ; L und R linke und rechte Scheibe \u2014 auf L ist eine Querstreifencolumne, auf R eine einfache Hauptlinie gezeichnet, an deren oberem Ende der Verl\u00e4ngerungsfaden VF einsetzt, welcher auf der verschiebbaren Millimetertheilung T lagert \u2014; C und C Gl\u00fchlampenkasten,, deren jeder eine rechteckige Oeffnung F und F' zur Beleuchtung der Scheiben L und R tr\u00e4gt; E Rolle zur Verschiebung von T.\nEs war also erw\u00fcnscht, einerseits die T\u00e4uschungsgr\u00f6fsen-bestimmung von der Incongruenzmessung unabh\u00e4ngig zu machen,","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nVittorio Benussi.\nandererseits der Farbenvariation, und zwar einer f\u00fcr Transversalen und Hauptlinie selbst\u00e4ndigen, den gr\u00f6fstm\u00f6glichen Spielraum often zu lassen. Diesen beiden Erfordernissen leistete folgende Versuchsanordnung gen\u00fcge.\nAn Stelle der zwei Drehscheiben (Fig. 3) wurden zwei einfache viereckige Rahmen gesetzt, in welche verschiedene Cartonbl\u00e4tter eingeschoben werden konnten (Fig. 9; L und B). Zur Seite eines jeden war eine f\u00fcnfkerzige Gl\u00fchlampe in einem Kasten (Fig. 9 ; C und (7) eingeschlossen. Die zwei Theilfiguren auf der rechten und linken Scheibe wurden durch je eine viereckige Oeffnung beleuchtet, die in die der Figur zugewendeten Wand eines jeden der beiden K\u00e4sten eingeschnitten war (Fig. 9: F und F'). Auf dem unteren Theil der vom linksgelegenen Rahmen getragenen Scheibe war eine Querstreifencolumne, auf dem unteren Theile der rechtsgelegenen Scheibe eine Hauptlinie gezeichnet. Die obere H\u00e4lfte dieser letzteren bestand aus einem weifsen um den Uebergangspunkt o (Fig. 10) drehbaren\nVerl\u00e4ngerungsfaden VF. Die Gr\u00f6fse der j e weiligen Entfernung dieses Fadens vom objectiven Verl\u00e4ngerungspunkte P der Hauptlinie oA, war an einer am oberen Scheibenrand angebrachten Millimetertheilung MT abzulesen. Die Verschiebung des Verl\u00e4ngerungsfadens geschah mittels der in Fig. 9 mit E bezeichnten Rolle. Um die zwei Theilfiguren unabh\u00e4ngig von einander farbig oder farblos beleuchten zu k\u00f6nnen, wurden die Kasten\u00f6ffnungen mit verschieden- oder gleichfarbigen Gl\u00e4sern bedeckt. Die Einstellung, die darin bestand, dafs man das obere Transversalen-ende durch passende Drehungen der zwei Spiegelchen um die Axen a und a (Figur 7) mit dem Uebergangspunkt o (Fig. 10) auf die gleiche H\u00f6he brachte, war sehr einfach. Die Incon-gruenzgr\u00f6fse kam deswegen nicht in Betracht, weil die Richtung des Verl\u00e4ngerungsfadenbildes durch sie in gleichem Maafse be-\nFig. 10.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 401\ntroffen war wie der untere fixe Theil, der mit dem Transversalen-bilde vereinigt wurde. Die zu den fr\u00fcheren Versuchen verwendeten Spiegel wurden gegen zwei kleine, runde, 0,2 mm dicke Spiegelchen vertauscht, die keine Doppelbilder unterscheiden liefsen. Als Lichtquelle wurden, wie gesagt, zwei f\u00fcnf-kerzige Gl\u00fchlampen verwendet. Diese m\u00e4fsige Beleuchtungsst\u00e4rke reducirte in erstaunlich hohem Maafse den auch sonst unter diesen Umst\u00e4nden und st\u00e4rkerer Beleuchtung sehr schwachen Wettstreit der Sehfelder. Darauf kann aber hier nicht eingegangen werden.\nWas durch diese experimentellen H\u00fclfsmittel vor Allem festgestellt werden mufste, war der Einflufs bichromatischer F\u00e4rbungen auf die durch unsere Figur bedingte T\u00e4uschungs-gr\u00f6fse. W\u00e4re etwa die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse f\u00fcr monochromatische blaue F\u00e4rbung gleich a und die durch monochromatische gelbe F\u00e4rbung gleich 2a gewesen, so galt es nun nachzupr\u00fcfen, wie sich die T\u00e4uschungsgr\u00f6fsen einerseits der bichromatischen Figur gelb-blau1 (die durch gelbe Beleuchtung der Transversalen und blaue Beleuchtung der Hauptlinie hergestellt wurde), andererseits der blau-gelben Figur (die durch blaue Beleuchtung der Transversalen und gelbe Beleuchtung der Hauptlinie zu erhalten war) zu denjenigen der zwei monochromatischen Figuren \u201egelb-gelb\u201c und \u201eblau-blau\u201c verhielten.\nDen f\u00fcr das vollbildliche Sehen geltenden Gesetzm\u00e4fsigkeiten gem\u00e4fs w\u00e4re zu erwarten gewesen, dafs, unter der Voraussetzung, dafs die gelbe Figur (wie eben fingirt wurde) eine viel gr\u00f6fsere Verschiebung der Hauptlinie ergeben h\u00e4tte als die blaue, die Combination \u201egelb-blau\u201c eine gr\u00f6fsere Ablenkung bewirken m\u00fcfste als die monochromatische gelbe und bichromatische blaugelbe Figur. H\u00f6chstens w\u00e4re zu erwarten gewesen, dafs die Combination \u201egelb-blau\u201c der Ablenkungsgr\u00f6fse nach gleich der Combination \u201egelb-gelb\u201c ausfallen w\u00fcrde.\nEine haploskopische Nachpr\u00fcfung des zweiten bichromatischen Gesetzes war deswegen von Wichtigkeit, weil aus einem ganz bestimmten theoretischen Gesichtspunkte heraus die Ver-muthung nahelegt war, dafs in einem solchen Falle die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse \u2014 bei haploskopischer Vereinigung der\n1 Die erste Farbenbezeichnung bezeichnet hier und im Folgenden die Farbe der Transversalen, die zweite die der Hauptlinie.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 29.\n26","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\nVittorio Benussi.\nzwei verschiedenfarbigen Theilbilder \u2014 doch herabgesetzt werden k\u00f6nnte.\nSollten nun bichromatische Figuren auf die ihnen eigene Ablenkungsvalenz hin gepr\u00fcft werden, so mufste selbstverst\u00e4ndlich den bichromatischen Versuchsreihen eine Versuchsreihe vorausgeschickt werden, die die Ablenkungsvalenz jeder einzelnen, sp\u00e4ter zur Herstellung bichromatischer Figuren verwendeten Farbe f\u00fcr monochromatische, haploskopisch gesehene Figuren festzustellen hatte.\nWir wissen aus den vorausgehenden Versuchsreihen, dafs die absoluten T\u00e4uschungswerthe zeitlichen Schwankungen unterworfen sind, dafs n\u00e4mlich an verschiedenen Tagen dieselben Figuren der absoluten Gr\u00f6fse nach verschiedene Ablenkungs-werthe ergeben. Es ist auch bereits an anderer Stelle bemerkt worden, dafs zun\u00e4chst nur diejenigen Werthe mit einander verglichen und auf gleichem Fufse behandelt werden d\u00fcrfen, die einer und derselben Versuchsreihe angeh\u00f6ren. Wie gelegentlich der ersten Nebenreihe zur ersten Versuchsreihe, so mufsten auch hier den dort zur Anwendung gelangten gleich gebildete Reihen untersucht werden, was auch thats\u00e4chlich geschah.\nVorher war es nicht ohne Wichtigkeit, s\u00e4mmtliche mir zur Verf\u00fcgung stehende F\u00e4rbungen f\u00fcr monochromatische Figuren zu untersuchen und zwar besonders im Hinblicke darauf, dafs mir dieselben gr\u00f6fsere S\u00e4ttigungen zur Verf\u00fcgung stellten, als bei den fr\u00fcheren Reihen der Fall gewesen war, und dafs f\u00fcr jede Farbe zwei oder gar drei Helligkeitsabstufungen m\u00f6glich waren, mit denen sich zugleich eine S\u00e4ttigungs\u00e4nderung in entgegengesetztem Sinne vollzog: Die die gr\u00f6fste S\u00e4ttigung aufweisende F\u00e4rbung war die dunkelste der zwei oder drei m\u00f6glichen, die den geringsten S\u00e4ttigungsgrad auf weisen de die hellste. Es war nun von ziemlich grofsem Interesse nachzusehen, was eine S\u00e4ttigungszunahme f\u00fcr die resultirende T\u00e4uschungsgr\u00f6fse zu bedeuten habe.\nDie mir zug\u00e4nglichen Glastafeln liefsen folgende Variationen zu: Drei S\u00e4ttigungs- und Helligkeitsabstufungen f\u00fcr roth, zwei f\u00fcr gelb, zwTei f\u00fcr gr\u00fcn und zwei f\u00fcr blau. Durch Uebereinander-legen von einem gr\u00fcnen und einem rothen Glase konnte ich ein ziemlich reines Grau erhalten. In folgender Tabelle XXXIII, welche die Ergebnisse dieser Versuchsreihe (500 Einzelmessungen) wiedergiebt, sind mit r\u00f6misch I, II, III die Helligkeitsabstufungen","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"403\nEinflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung.\ngekennzeichnet, und zwar dr\u00fcckt I das Maximum, III das Minimum aus. Roth III bezeichnet daher diejenige rothe F\u00e4rbung, der die geringste Helligkeit und die gr\u00f6fste S\u00e4ttigung zukommt, u. s. w.\nTabelle XXXIII.\n(500 Einzelmessungen.) Vers.-P. Bss.\n(T\u00e4usch.-Gr. fur die weifse Figur = 3,0 mm mit der Variation 0,32 mm.)\nortlaufende Zahl :\t\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\t8\t9\t10\ners.- eihe\tF\u00e4rbung :\trothlll\t| rothll\trothl gelbll\t\tgelb I\tgr\u00fcnII\tgr\u00fcn I\tblaull\tblaul\tgrau\nI\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t3,0 0,80\t3,0 0,76\t4,0 0,50\t\u2014\t3,8 0,25\t1,8 0,46\t3,3 0,65\t1,2 0,70\t2,0 0,20\t1,7 0,83\nII\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t2,4 0,67\t3,8 0,38\t3,7 0,67\t4,1 0,70\t3,3 0,37\t1,5 0,44\t3,4 0,34\t1,9 0,95\t2,2 0,40\t1,7 0,60\nIII\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t1,2 0,53\t2,5 0,56\t2,5 0,34\t3,3 0,49\t3,2 0,36\t1,8 0,81\t3,2 0,21\t2,5 0,96\t2,1 0,32\t1,9 0,53\nIV\tT\u00e4usch.-Gr. Variation\t2,7 0,30\t3,0 0,40\t3,5 0,27\t3,3 0,50\t2,7 0,41\t1,9 0,30\t3,5 0,20\t1,5 0,50\t2,1 0,30\t2,5 0,40\nlittl. T\u00e4usch.-Gr. Mittlere Variation\t\t2,5 0,55\t8,1 0,56\t8,4 0,45\t3,5 0,53\t3,0 0,35\t1,8 0,50\t3,4 0,35\t1,7 0,80\t2,1 0,30\t2,1 0,60\nGraphische Darstellung der mittleren T\u00e4uschungsgr\u00f6fse.\nAus der hier in Betracht kommenden Tabelle ist nun zu entnehmen :\n26*","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nVittorio Benussi.\n1.\tDafs die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse sich bei haploskopisch vermittelter Erfassung der Z\u00f6llnee\u2019sehen Figur ebensowenig wie beim gew\u00f6hnlichen vollbildlichen Sehen dem Farben- und Helligkeitswechsel gegen\u00fcber indifferent verh\u00e4lt;\n2.\tdafs die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse innerhalb eines und desselben Farbentones, wenn S\u00e4ttigung und Helligkeit sich in entgegengesetzter Richtung ver\u00e4ndern, der Ver\u00e4nderungsrichtung dieser letzteren und zwar mit Beibehaltung des Vorzeichens folgt: Die Verhaltungsweise der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse Roth III, II und I, gr\u00fcn II und I, und blau II und I bezeugt dies v\u00f6llig unzweideutig.\n3.\tDas Verhalten der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse gegen\u00fcber Weifs, Gelb II und Gelb I sagt uns dagegen, dafs bei ann\u00e4hernd gleicher Helligkeit eine S\u00e4ttigungszunahme oder eine F\u00e4rbung \u00fcberhaupt eine Steigerung der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse zu bedingen vermag. Von meinen T\u00e4uschungsfiguren war die weifs beleuchtete die hellste und doch hat sie nicht gr\u00f6fsere Ablenkungs-werthe ergeben als die rothe, gelbe und gr\u00fcne Figur. Zwischen Gelb II und Gelb I war kaum eine Helligkeitsverschiedenheit zu statuiren: Die dem Gelb II zukommende gr\u00f6fsere S\u00e4ttigung bedingte, da ihr keine betr\u00e4chtliche Helligkeitsabnahme entgegenarbeitete, eine T\u00e4uschungssteigerung. F\u00fcr einen S\u00e4ttigungseinflufs spricht auch die relativ geringe Verschiedenheit zwischen den durch Roth III und Roth I bedingten Ablenkungsgr\u00f6fsen, und die sehr grofse zwischen Gr\u00fcn II und Gr\u00fcn I, die in der nicht besonders auffallenden HelligkeitsVerschiedenheit der beiden Figuren kaum eine Legitimation finden k\u00f6nnte. Dagegen h\u00e4tte die Helligkeitsverschiedenheit zwischen Roth III und Roth II einerseits und Roth II und Roth I andererseits sicher gr\u00f6fsere Verschiedenheiten der T\u00e4uschungswerthe bedingt, wenn die dem Roth III im Vergleich zu Roth II und Roth I zukommende gr\u00f6fsere S\u00e4ttigung die Wirkung der gr\u00f6fseren Helligkeitsabnahme nicht zum Theil aufgehoben und somit im Sinne einer T\u00e4uschungssteigerung gewirkt h\u00e4tte. Es bew\u00e4hrt sich sonach hier die bereits fr\u00fcher aufgestellte Vermuthung, dafs, wo immer grofse Helligkeitsverschiedenheiten auftreten, das Helligkeitsmoment ausnahmslos durchzuschlagen vermag, indem erst dort sich ein Einflufs der S\u00e4ttigungsst\u00e4rke geltend machen kann, wo die Helligkeitsverschieden-heiten v\u00f6llig oder zum gr\u00f6fsten Theil wenigstens zur\u00fccktreten.\nWas die absolute Grofse der jeweiligen Ablenkungen anbelangt, ist eine Herabsetzung derselben bei haploskopischem gegen-","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"Mnflufs der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner1 sehen T\u00e4uschung. 405\n\u00fcber vollbildlichem Sehen unbestreitbar. Vollbildliche Versuche haben dies v\u00f6llig aufser Zweifel gesetzt, wenn auch die Abschw\u00e4chung keine so grofse ist wie diejenige, die Witasek seiner Zeit f\u00fcr sich festzustellen Gelegenheit hatte.1\nSomit sind wir zur Besprechung der eigentlichen bi chromatischen Versuchsreihe gelangt.\nWie sich die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse gegen\u00fcber verschiedenen Combinationen aus mehr oder weniger hellen Quer- und Hauptstreifen verh\u00e4lt, haben wir, in grofsen qualitativen Umrissen wenigstens, an der Hand der ersten Versuchsreihe feststellen k\u00f6nnen. Leider war mir damals nicht m\u00f6glich gewesen, grofse S\u00e4ttigungsgrade zu erreichen, so dafs die dort festgestellten Ge-setzm\u00e4fsigkeiten haupts\u00e4chlich im Hinblicke auf Helligkeitsverschiedenheiten haben formulirt werden m\u00fcssen. Die Wiederaufnahme \u00e4hnlicher Versuche an der gegenw\u00e4rtigen Stelle verfolgte aber ein weiteres Ziel als eine blofse nochmalige Best\u00e4tigung jener bereits sichergestellten Gesetzm\u00e4fsigkeiten unter ausgiebiger Betheiligung des S\u00e4ttigungsmomentes. Freilich hatte man hier, da die bei dieser Versuchsreihe verwendeten F\u00e4rbungen einen ziemlich hohen S\u00e4ttigungsgrad aufwiesen, und die Helligkeitsverschiedenheiten der einzelnen F\u00e4rbungen unter einander weniger auffallend waren als bei den Figuren der ersten Versuchsreihe, eine gute Gelegenheit, der Wirkung jenes in Farbenqualit\u00e4t und S\u00e4ttigungsgrad zum gr\u00f6fsten Theil steckenden Auff\u00e4lligkeitsoder Aufdringlichkeitsmomentes nachzugehen, welches bei den fr\u00fcheren Versuchsreihen, da es mit einer starken ihm entgegenarbeitenden Helligkeitswirkung k\u00e4mpfen mufste, die Endresultate kaum zu beeinflussen vermocht hatte. Doch war mir hier zun\u00e4chst um die Beantwortung einer allgemeineren Frage zu thun, die beantwortet werden mufste, bevor eine feinere Untersuchung in dieser Richtung einsetzen konnte; der Frage n\u00e4mlich nach der allerersten und allgemeinsten, durch bichromatisehe Beleuchtung (resp. F\u00e4rbung) von Hauptlinie und Transversalen herbeigef\u00fchrten Beeinflussung der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse.\nAn der Hand der im Laufe der Experimente sich immer mehr aufdr\u00e4ngenden Vermuthung, dafs der T\u00e4uschungsgrund in der Bildung gewisser Complexionsvorstellungen zu suchen w\u00e4re, war zu erwarten, dafs die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse bei ann\u00e4hernd gleicher Helligkeit von Transversalen und Hauptlinie durch \"\t1 A. a. O. S. 155 f.","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\nVittorio Benussi.\nblofse Variation etwa der Hanptlinienfarbe eine Herabsetzung erfahren werde, indem dadurch die \u201eZusammengeh\u00f6rigkeit\u201c von Transversalen und Hauptlinie gelockert werden mufste. Eine zuerst vollbildlich untersuchte Figur aus gleich hellen und gleichfarbigen Transversalen und Hauptlinien sollte sonach bei haplo-skopischem Sehen und bei Aenderung der Hauptlinien- (oder Transversalen-)Farbe zweierlei Abschw\u00e4chungen erfahren, von denen eine auf das durch die haploskopische Vereinigung bedingte Minus an Zusammengeh\u00f6rigkeit zwischen Transversalen und Hauptlinie zur\u00fcckzuf\u00fchren w\u00e4re, w\u00e4hrend die zweite in Betracht kommende Abschw\u00e4chung in einem neuen, durch Farben Verschiedenheit der Figurencomponenten untereinander bedingten Minus an Zusammengeh\u00f6rigkeit derselben (zur Bildung einer Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschungsfigur) ihren Grund haben m\u00fcfste.\nDie ersten Versuche zur Pr\u00fcfung dieser Vermuthung wurden folgendermaafsen in Angriff genommen. Die Versuchsanordnung war gleich der der ersten hier mitgetheilten monochromatischen Versuchsreihe; der einzige Unterschied bestand darin, dafs durch gleichzeitige Anwendung verschieden gef\u00e4rbter Gl\u00e4ser bi-chromatische Figuren hergestellt wurden. Sonst war der Gang einer jeden Finzelreihe dem in Versuchsreihe I, erster Nebenreihe, eingehaltenen vollkommen gleich. Es kamen jedes Mal drei Farben zur Pr\u00fcfung. Aus diesen waren drei monochromatische und sechs bichromatische Figuren herzustellen. Die Ablenkungs-werthe der monochromatischen sollten als Vergleichswerthe der Bearbeitung der \u00fcbrigen zu Grunde liegen. Jede einzelne Reihe bestand aus 100 Einzelmessungen und ergab neun Ablenkungs-werthe (Mittelwerthe aus je 10 bis 12 Einzelmessungen), die der Uebersichtlichkeit wegen folgendermaafsen geordnet wurden.\nHaupt- linien-\tTransversalenfarben (nach abnehmender Helligkeit)\t\t\nf\u00e4rben\ta\tb\t0\na\t\\ aa !\tba\tca\nb\tab\tbb\tcb\nc\tac\tbc\tcc\nDie monochromatisch bedingten Ablenkungswerthe ordnen sich in der von links oben nach rechts unten gehenden Diagonalen und bilden eine von links oben nach rechts unten ab-","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 407\nnehmende Reihe. Jede verticale Columne stellt dann die Combi-nationen aus der an der Spitze derselben stehenden Farbe als Querstreifenfarbe mit den \u00fcbrigen als Hauptlinienfarben, jede horizontale die Combinationen der an ihrem Anf\u00e4nge stehenden Farbe als Hauptlinienfarbe mit den \u00fcbrigen drei als Trans-versalenfarben dar.\nWas uns zun\u00e4chst angeht, ist das Verh\u00e4ltnifs der Ab-lenkungswerthe f\u00fcr ab, ac und bc zu denjenigen f\u00fcr aa, bb und cc. Unter der Voraussetzung, dafs aa d. h. eine bestimmte monochromatische Figur, einen gr\u00f6fseren Ablenkungswerth ergeben h\u00e4tte als bb, h\u00e4tte die Combination ba \u2014 qualitativ wenigstens \u2014 uns sehr wahrscheinlich nichts Neues zu lehren gehabt; dagegen war der Ausfall der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse f\u00fcr die Combination ab das uns zun\u00e4chst Interessirende : Denn diese Combination mufste, f\u00fcr den Fall, dafs f\u00fcr sie dieselben Gesetz-m\u00e4fsigkeiten galten, wie f\u00fcr das vollbildliche Sehen, einen entweder gr\u00f6fseren oder gleichen Ablenkungswerth wie aa ergeben , niemals aber einen kleineren. Meine Aufmerksamkeit hatte sich somit vor Allem den drei Gruppen\naa bb und ab aa cc \u201e ac bb cc \u201e bc\nzuzuwenden.\nDas Verh\u00e4ltnifs solcher monochromatischer und bichromati-scher Figuren wird aus n\u00e4chststehender Tabelle XXXIV, ersichtlich. Die Werthe sind nach folgendem Schema geordnet:\naa ab bb,\nwobei aa, einen gr\u00f6fseren Ablenkungswerth bedingt als bb. Ersterem steht der T\u00e4uschungswerth f\u00fcr ab gegen\u00fcber, das ist derjenige Werth der durch die Combination aus a-Farbe f\u00fcr die Transversalen und AFarbe f\u00fcr die Hauptlinie bedingt ist, und der dem zweiten bichromatischen Gesetze gem\u00e4fs entweder gr\u00f6fser oder gleich, nie aber kleiner ausfallen sollte als der bei der monochromatischen Combination aa. In der unteren Abtheilung dieser Tabelle sind die Ablenkungswerthe derjenigen Combinationen geordnet, die nahezu oder ganz unzweideutig den Eindruck des Monochromatischen, wenn auch helligkeitsverschiedenen, machten.","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"408\nVittorio Benussi.\nTabelle XXXIV.\nVersuchs-Person Bss. \u2014 Zahl der Einzelmessungen 1500. \u2014 Mittlere Variation durchschnittlich = 0,25 mm.\nFarbe der mono- chrom. Figur\tT\u00e4usch.-Gr. in mm\t> <\tT\u00e4usch.-Gr. in mm\tFarbi bichror f\u00fcr Transv.\t3 der n. Figur die Hauptl.\tFarbe der mono- chrom. Figur\tT\u00e4usch.-Gr. in mm\ti > < \t\tT\u00e4usch.-Gr. in mm\tFarbe der bichrom. Figur f\u00fcr die Transv. Hauptl.\t\ngr\u00fcn I\t4,0\t>\t3,0\tgr\u00fcn I\troth II\tgr\u00fcn I\t3,1\t>\t2,4\tgr\u00fcn I\troth II\nroth II\t! Q O 0,0\t\t\t\t\troth II\t2,8\t\t\t\t\nroth II\t3,3\t\t3,3\troth II\tblau\tgr\u00fcn I\t2,9\t>\t1,3\tgr\u00fcn I\troth III\nblau\t2,5\t\t\t\t\troth III\t2,4\t\t\t\t\nroth I\t5,5\t>\t3,3\troth I\tgr\u00fcn I\troth III\t2,4\t>\t2,0\trothIII\tgr\u00fcn II\ngr\u00fcn I\t3,6\t\t\t\t\tgr\u00fcn II\t44\t\t\t\t\ngr\u00fcn I\t3,6\t>\t3,2\tgr\u00fcn I\trothIII\tgelb II\t2,9\t<\t3,1\tgelb II\tgrau\nroth III\t3,2\t\t\t\t\tgrau\t1,6\t\t\t\t\nweifs\t4,5\t>\t2,1\tweifs\trothIII\tgelb I\t2,1\t<\t2,7\tgelb I\tgrau\nroth\t2,9\t\t\t\t\tgrau\t1,6\t\t\t\t\ngrau\t3,2\t>\t2,0\tgrau\trothIII\tgelb II\t2,8\t\u2014\t2,8\tgelb II\tblau II\nroth III\t2,9\t\t\t\t\tblau II\t1,4\t\t\t\t\ngr\u00fcn I\t3,1\t<\t3,6\tgr\u00fcn I\tgelb I\troth II\t2,2\t<\t3,2\troth II\tblau II\ngelb I\t3,0\t\t\t\t\tblau II\t1,1\t\t\t\t\ngelb I\t3,0\t\t3,0\tgelb I\tgr\u00fcn II\tgelb II\t3,0\t>\t2,3\tgelb II\tgelb I\ngr\u00fcn II\t2,8\t\t\t\t\tgelb I\t2,6\t\t\t\t\ngr\u00fcn I\t4,3\t>\t4,1\tgr\u00fcn I\tgrau\tgelb I\t2,6\t>\t2,1\tgelb I\troth I\ngrau\t2,7\t\t\t\t\troth I\t2,0\t\t\t\t\ngrau\t2,7\t<\t3,8\tgrau\tgr\u00fcn II\tgr\u00fcn I\t3,0\t>\t2,8\tgr\u00fcn I\troth I\ngr\u00fcn II\t2,6\t\t\t\t\troth I\t2,4\t\t\t\t\nroth I\t3,9\t>\t3,6\troth I\tgelb I\tgr\u00fcn II\t2,2\t>\t0,3\tgr\u00fcn II roth II\t\ngelb I\t3,5\t\t\t\t\troth II\t1,2\t\t\t\t\ngelb I\t3,5\t>\t2,6\tgelb I\tgr\u00fcn II\troth III\t0,7\t=\t0,7\troth III gr\u00fcn III\t\ngr\u00fcn II\t1,9\t\t\t\t\tgr\u00fcn III\t! 0,4\t\t\t\t\nroth I\t3,9\t>\t3,3\troth I\tgr\u00fcn II\troth I\t2,4\t<\t2,9\troth I\tgr\u00fcn II\ngr\u00fcn II\t1,9\t\t\t\t\tgr\u00fcn II\t! 2,2\t'\t\t\t\ngr\u00fcn I\t3,4\t<\t3,8\tgr\u00fcn I\tgrau\troth I\t2,4\t>\t1,0\troth I\tgr\u00fcn II\ngrau\t2,7\t\t\t\t\tgr\u00fcn II\t0,4\t\t\t\t\ngrau\t2,7\t>\t2,5\tgrau\tgr\u00fcn II\tgr\u00fcn I\t3,0\t>\t1,5\tgr\u00fcn I\troth II\ngr\u00fcn II\t1,5\t\t\t\t\troth II\t1,2\t\t\t\t\ngelb II\t4,2\t>\t3,8\tgelb II\tgr\u00fcn II\troth II\t1,2\t>\t0,7\troth II\tgr\u00fcn II\ngr\u00fcn II\t1,9\t\t\t\t\tgr\u00fcn II1\t0,4\t\t\t\t\ngelb II\t4,2\t>\t3,0\tgelb II\tblau II\tgr\u00fcn I\t3,0\t>\t1,6\tgr\u00fcn I\troth III\nblau II\t0,9\t\t\t\t\troth III\t0,7\t\t\t\t\ngelb II\t3,8\t>\t3,0\tgelb II\tgr\u00fcn I\tgr\u00fcn II\t2,2\t>\t0,3\tgr\u00fcn II\troth III\ngr\u00fcn I\t3,1\t\t\t\t\troth III\t0,7\t\t\t\t\ngelb II\t3,8\t>\t3,1\tgelb II\troth II\tgr\u00fcn II\t1,9\t>\t1,5\tgr\u00fcn II\tblau II\nroth II\t2,8\t\t\t\t\tblau II\t0,9\t\t\t\t\ngelb II\t2,8\t>\t2,0\tgelb II\troth II\tgelb II\t3,0\t<\t3,2\tgelb II\troth I\nroth II\t2,2\t\t\t\t\troth I\t2,0\t\t\t\t\nroth I\t5,5\t>\t3,8\troth\tI\troth III\tweifs\t4,5\t<\t4,9\tweifs\tgrau\nroth III\t2,7\t\t\t\t\t\tgrau\t3,2\t\t\t\t\ngr\u00fcn I\t3,1\t<\t3,6\tgr\u00fcn\tI\tgr\u00fcn II\tgr\u00fcn I\t4,3\t<\t4,5\tgr\u00fcn I\tgr\u00fcn n\ngr\u00fcn II\t2,8\t\t\t\t\t\tgr\u00fcn II\t2,6\t\t\t\t\nroth I\t3,8\t>\t3,4\troth\tI\troth II\troth I\t3,8\t>\t3,6\troth I\troth III\nroth II\t3,1\t\t\t\t\t\troth III\t2,3\t\t\t\t\nroth II\t3,1\t<\t4,0\troth\tII\trothIII\tgr\u00fcn I :\t3,4\t>\t3,1\tgr\u00fcn I\tgr\u00fcn II\nroth III\t2,3\t\t\t\t\t\tgr\u00fcn II\t1,5\t\t\t\t\ngr\u00fcn I\t2,9\t>\t2,7\tgr\u00fcn\tI\tgr\u00fcn II\tgelb II\t2,9\t=\t2,9\tgelb II\tgelb I\ngr\u00fcn II\t1,1\t\t\t\t\t\tgelb I\t2,1\t\t\t\t","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"Ein flu fs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner sehen T\u00e4uschung. 409\nAus der oberen Abtheilung dieser Tabelle (XXXIV) ist nun zu entnehmen, dafs 69% derjenigen Achromatischen Combi-nationen, die einen gr\u00f6lseren Ablenkungswerth h\u00e4tten ergeben m\u00fcssen als eine mit der Farbe ihrer Transversalen monochromatisch gef\u00e4rbte Figur, dem zweiten Achromatischen Gesetze entgegen, AAenkungswerthe auf weisen, die sich im Allgemeinen zu denjenigen der in Betracht kommenden monochromatischen Figuren wie 72 zu 100 verhalten. Eine von den Transversalen dem Farbentone nach verschiedene Hauptlinie stellt also der Ablenkungswirkung gegebener Transversalen einen derartigen Widerstand entgegen, dafs dieselben trotz ihres gr\u00f6lseren Helligkeitswerthes und der ihnen eigenen (bei monochromatischen Figuren zur Wirkung gelangenden) Ablenkungsvalenz ungef\u00e4hr um die H\u00e4lfte ihrer Ablenkungskraft gebracht werden. Weitgehende Verschiedenheiten des Farbentones verm\u00f6gen also im Allgemeinen die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse einer haplo-skopisch gesehenen Figur herabzusetzen. Ob f\u00fcr das vollbildliche Sehen unter Voraussetzung h\u00f6herer S\u00e4ttigungsgrade, als mir gelegentlich der ersten Nebenreihe zur ersten Hauptreihe zu erreichen gelang, Analoges gilt, wird erst dann zu untersuchen m\u00f6glich sein, wenn ich im Stande sein sollte, Figuren herzustellen, die bei relativ geringeren, aber noch immer vorhandenen Helligkeitsverschiedenheiten aus verschiedenfarbigen, aber gut ges\u00e4ttigten Transversalen und Hauptlinien zusammengesetzt sind.\nUm so wichtiger ist die hier festgestellte Herabsetzung deswegen, weil es sich dabei um eine Versuchsperson handelte, f\u00fcr welche das T\u00e4uschungsmaximum erst durch helligkeitsverschiedene Figurencomponenten zu erreichen war, so dafs man aproximativ sagen darf, dafs die durch die Farbenverschiedenheit bedingte T\u00e4uschungsabschw\u00e4chung ungef\u00e4hr zwei Drittel der dem zweiten Achromatischen Gesetze gem\u00e4fs zu erwartenden T\u00e4uschungsgr\u00f6fse betragen d\u00fcrfte. Denn auf Grund dieses Gesetzes h\u00e4tte die Achromatische Zusammenstellung ab [unter der Voraussetzung, dafs die Figur aa einen gr\u00f6fseren Ablenkungswerth bedingt h\u00e4tte als bb] Ablenkungs-werthe mit sich f\u00fchren m\u00fcssen, die sich zu denjenigen f\u00fcr aa, wie 120 zu 100 verhalten h\u00e4tten.\nEs er\u00fcbrigt nun einen Blick auf die untere Abtheilung der oben wiedergegebenen Tabelle XXXIV zu werfen. Von den darin enthaltenen Ablenkungswerthen sind 50% gr\u00f6fser, die","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nVittorio Beniissi.\n\u00fcbrigen kleiner als die in Betracht kommenden durch Figuren aus gleichhellen Transversalen und Hauptlinien bedingten. Und zwar verhalten sich die Ablenkungswerthe f\u00fcr helligkeitsverschiedene Figuren zu denen aus helligkeitsgleichen stammenden wie 113, resp. 87 zu 100. Letzteres ist dann der Fall, wenn die Helligkeits Verschiedenheit zwischen Transversalen und Hauptlinie eine sehr grofse ist: Farbentonverschiedenheiten und betr\u00e4chtliche Helligkeitsverschiedenheiten zwischen Transversalen und Hauptlinie verm\u00f6gen also dieselbe Wirkung mit sich zu f\u00fchren, indem sich beide im Sinne einer T\u00e4uschungs-abschw\u00e4chung beth\u00e4tigen. Da bei grofsen Helligkeitsverschiedenheiten zwischen Hauptlinie und Transversalen die Farbenqualit\u00e4t der Hauptlinie betr\u00e4chtlich herabgesetzt wurde, steht man in solchen F\u00e4llen eher vor bichromatischen Figuren im engeren Sinne als vor monochromatischen, aber aus helligkeitsverschiedenen Transversalen und Hauptlinien hergestellten Figuren, und auf diesen Umstand kann auch zun\u00e4chst die registrirte T\u00e4uschungsabschw\u00e4chung zur\u00fcckgef\u00fchrt werden.\nWie beim vollbildlichen Sehen das S\u00e4ttigungs- und \u00fcberhaupt das Farbenmoment (im engeren Sinne) erst dann die Bolle der Helligkeitsverschiedenheit zu \u00fcbernehmen vermochte, wenn entweder die S\u00e4ttigung sehr betr\u00e4chtlich war oder die Helligkeitsverschiedenheit erheblich herabgesetzt, so vermag beim haploskopischen Sehen eine blofse Helligkeitsverschiedenheit erst dann die Rolle der im Allgemeinen durchschlagenden Farbenverschiedenheit zu \u00fcbernehmen, wenn diese letztere sehr zur\u00fccktritt und die erstere selbst eine bedeutende Steigerung erf\u00e4hrt.\nDas hier verzeichnete Ineinandergreifen von Helligkeits- und S\u00e4ttigungswirkung auf die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse bichromatischer Figuren wird noch deutlicher, als es bisher der Fall war, aus den Experimenten hervorgehen, mit deren Besprechung wir uns jetzt besch\u00e4ftigen m\u00fcssen. Das, was diese Versuche vor allen \u00fcbrigen voraus haben, ist eine gr\u00f6fsere Constanz einzelner Factoren und insbesondere des Helligkeitsgrades des Zeichnungsgrundes. Bei den bereits mitgetheilten Versuchen war die T\u00e4uschungsfigur, welche verschiedenfarbig beleuchtet wurde, immer dieselbe : Helligkeitsabschw\u00e4chungen f\u00fcr eine oder beide ihrer Compo-nenten wurden durch Herabsetzung der Beleuchtungsintensit\u00e4t hergestellt. Darin lag aber eine, jedenfalls in Betracht zu ziehende Fehlerquelle, denn bei schw\u00e4cherer Beleuchtung etwa","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 4^4\nder linken Scheibe (resp. der links gelegenen Theilfigur) nahm nicht nur die Helligkeit der links gezeichneten Figurencomponente, sondern auch die Helligkeit des Grundes ab, auf welchem man die haploskopisch combinirte T\u00e4uschungsfigur sah, indes dieser eine Aufhellung erfuhr, wenn der etwa der linken Netzhaut zu gef\u00fchrte Lichtreiz st\u00e4rker war als der der rechten. War z. B. eine schwach beleuchtete Hauptlinie rechts mit einer intensiv beleuchteten Querstreifencolumne links zu vereinigen, so erfuhr die Hauptlinie eine deutlich merkliche Aufhellung, welche nun im Sinne einer T\u00e4uschungsherabsetzung wirken mufste. Es war also noth wendig, die Lichtintensit\u00e4t ein f\u00fcr alle Mal constant zu lassen und die Helligkeitsabstufungen durch zu diesem Ende gezeichnete, mehr oder weniger dunkelgraue Figuren herzustellen. Dadurch wurde jene st\u00f6rende \u201eHelligkeits\u00fcbertragung\u201c, wenn nicht ganz, so jedenfalls zum gr\u00f6fsten Theil, aufgehoben: Vollkommen constant war auf alle F\u00e4lle die Helligkeit des Grundes, und um diese war mir zun\u00e4chst zu thun. Die gew\u00fcnschten drei Helligkeitsstufen wurden daher durch drei T\u00e4uschungsfiguren (d. h. sechs Theilfiguren): dunkelgrau, hellgrau und weifs auf schwarzem Grunde hergestellt; zugleich ergab diese Helligkeitsreihe f\u00fcr den Fall, dafs man mit farbigem Lichte experimentirte, eine in demselben Sinne verlaufende dreigliedrige S\u00e4ttigungsreihe.\nWurden dann etwa bei constanter rother Beleuchtung die s\u00e4mmtlichen m\u00f6glichen Combinationen aus unseren drei, der Helligkeit nach ahgestuften Transversalen und Hauptlinien auf die dadurch bedingte T\u00e4uschungsgr\u00f6fse hin gepr\u00fcft, dasselbe dann an einer anderen Farbe wiederholt, und zum Schlufs die durch s\u00e4mmtliche m\u00f6glichen bichromatischen Combinationen bedingten T\u00e4uschungswerthe festgestellt, so hatte man ein Mittel in der Hand, mit gr\u00f6fserer Genauigkeit und Zuverl\u00e4ssigkeit als fr\u00fcher, sich \u00fcber das Ineinanderwirken von Helligkeits- und S\u00e4ttigungseinflufs bei bichromatischen, haploskopisch gesehenen Figuren und \u00fcber die, vom Helligkeitsgrad abgesehen, in der jeweiligen Farbenqualit\u00e4t selbst gelegene Ablenkungsvalenz, resp. Widerstandsf\u00e4higkeit gen\u00fcgend zu orientiren. Was diese zwei Termini anbelangt, so wurde weiter oben bereits bemerkt, dafs sie f\u00fcr eine gegebene Farbe ein und dasselbe aussagen, mit dem Unterschied, dafs das eine Mal von den Transversalen, das andere Mal von der Hauptlinie ausgegangen wird.","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"412\nVittorio Benussi.\nZiehen wir n\u00e4mlich die Thatsache in Erw\u00e4gung, dafs etwa \u201eroth\u201c auf \u201egelb\u201c st\u00e4rker ablenkend wirkt als umgekehrt \u201egelb\u201c auf \u201eroth\u201c, d. h. dafs eine Figur mit rothen Querstreifen und gelber Hauptlinie einen gr\u00f6fseren T\u00e4uschungswerth ergiebt als die umgekehrte Combination (gleiche Helligkeitsgrade f\u00fcr beide F\u00e4rbungen selbstverst\u00e4ndlich vorausgesetzt), so k\u00f6nnen wir den rothen Transversalen im Vergleich mit den gelben eine gr\u00f6fsere Ablenkungsvalenz, der rothen Hauptlinie dagegen im Vergleich mit der gelben eine gr\u00f6fsere Widerstandsf\u00e4higkeit zuschreiben.\nEs wird am besten sein, um den Gang dieser Versuche klar z\u00fc machen, denselben an einem speciellen Beispiele darzulegen, und zwar an dem Falle \u201eroth-gr\u00fcn\u201c. Die Untersuchung setzte mit der Feststellung der Ablenkungswerthe ein, die durch die neun m\u00f6glichen monochromatisch rothen, aber der Helligkeit der Componenten nach verschiedenen T\u00e4uschungsfiguren bedingt waren. Mit H\u00fclfe der sechs Theilfiguren (von denen zwei dunkelgrau, zwei hellgrau und die letzten zwei weifs gezeichnet waren) konnte ich bei einer gegebenen constanten farbigen Beleuchtung drei monochromatische der Helligkeit und S\u00e4ttigung beider Figuren-Componenten nach in gleichem Maafse abgestufte, und sechs ebenfalls monochromatische aber helligkeits- und s\u00e4ttigungsverschiedene Figuren hersteilen. Ich bezeichne mit I, II, III die drei abnehmenden Helligkeitsstufen und bekomme nach dem \u00fcblichen Schema f\u00fcr rothe Beleuchtung die nachstehende Anordnung der neun m\u00f6glichen T\u00e4uschungswerthe f\u00fcr die drei monochromatischen helligkeits- und s\u00e4ttigungsgleichen und die sechs monochromatischen aber helligkeits- und s\u00e4ttigungsverschiedenen Combinationen.\nRothe F\u00e4rbung\nHauptlinien- helligkeit\tTransversalenhelligkeit\t\t\n\tI\tII\tIII\nI 1\t2,4\t1,2\t0,5\n11 !\t2,2\t1,2\t0,5\nin i i\t1,2\t0,6\t0,7\n(Erste Grundreihe)\nIn der von links oben nach rechts unten laufenden Diagonale reihen sich, wie sonst, die drei durch helligkeits- und s\u00e4ttigungs-","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 413\ngleiche Figuren bedingten T\u00e4uschungswerthe. Jede verticale Columne stellt die Combinationen aus Querstreifen derselben Helligkeit mit den drei verschieden hellen Hauptlinien, jede horizontale Reihe die Combinationen dtas Hauptlinien derselben Helligkeit mit den drei verschieden hellen Transversalen dar. Dasselbe wurde f\u00fcr gr\u00fcnes Licht wiederholt und ich erhielt neun neue Werthe f\u00fcr monochromatische, helligkeitsgleiche und helligkeitsverschiedene gr\u00fcne T\u00e4uschungsfiguren, die den fr\u00fcheren analog folgendermaafsen geordnet wurden :\nGr\u00fcne F\u00e4rbung\nTransversalen-\nHauptlinien-\thelligkeit\nhelligkeit\tI\tII\tIII\nI\t3,0\t1,8\t1,7\nII\t2,8\t2,2\t1,3\nIII\t1,6\t0,8\t0,4\n. . . . T. 2. (Zweite Grundreihe)\nNachdem dies geschehen war, ging ich zu den bichromati-schen Combinationen dieser zwei Farben in s\u00e4mmtlichen m\u00f6glichen S\u00e4ttigungs- und Helligkeitscombinationen \u00fcber und begann mit folgender Zusammenstellung: Hauptlinie \u201egr\u00fcn\u201c (in drei Helligkeitsabstufungen : I, II, III), Transversalen \u201eroth\u201c (ebenfalls in drei Helligkeitsabstufungen). Ich erhielt aus dieser Reihe wiederum neun T\u00e4uschungswerthe, diesmal f\u00fcr bichromatische Figuren, die immer rothe Transversalen und gr\u00fcne Hauptlinien aufwiesen. Diese neuen Ablenkungswerthe ergaben folgende Zusammenstellung :\nI Hauptlinien \u201egr\u00fcn\u201c mit der Helligkeit\tTransversalen \u201eroth\u201c mit der Helligkeit\t\t\n\tI\tii\tIII\nI\t1,8\t1,2\t0,6\nII\t2,9\t1,8\t0,6\nIII\t; ho\t0,7\t0,8\nT. 3. (Dritte Grundreihe)","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nVittorio Benussi.\nSchliefslich beleuchtete ich die Transversalen \u201egr\u00fcn\u201c und die Hauptlinien \u201eroth\u201c und erhielt eine vierte Gruppe von Ab-lenkungswerthen, die folgende Zusammenstellung ergaben :\nHauptlinien \u201eroth\u201c mit der Helligkeit\tTransversalen \u201egr\u00fcn\u201c mit der Helligkeit\t\t\n\tI\tII\tIII\nI\t2,9\t0,5\t0,7\nII\t1,5\t0,3\t0,6\nIII\t1,6\t0,3\t0,1\n\n>......T. 4. (Vierte Grundreihe)\n\nUm uns nun \u00fcber das Allerallgemeinste in betreff des gesuchten gegenseitigen Verhaltens von mono- und bichromati-schen Figuren zu orientiren, ziehen wir aus s\u00e4mmtlichen in jeder der obigen vier Tabellen enthaltenen Ablenkungswerthen einen Mittel werth und erhalten\nf\u00fcr die monochromatisch rothen Figuren\neine mittlere T\u00e4uschung\t= 1,16 mm\tT. 1.\n\u201e \u201e monochromatisch gr\u00fcnen Figuren\neine mittlere T\u00e4uschung\t=1,70 \u201e\tT. 2.\n\u201e\t\u201e bichromatisch \u201eroth-gr\u00fcnen\u201c Figuren eine mittlere T\u00e4uschung =1,30\t\u201e\t. . . T. 3.\nund \u201e\t\u201e bichromatisch \u201egr\u00fcn-rothen\u201c Fi-\nguren eine mittlere T\u00e4uschung = 0,94 \u201e . . . T. 4.\nDie zwei Werthepaare T. 1, T. 2 und T. 3, T. 4 be-sagen, dafs, trotzdem monochromatisch gr\u00fcne Figuren durchschnittlich gr\u00f6fsere Ablenkungswerthe ergeben als die monochromatisch rothen, die bichromatischen Combinationen aus rothen Transversalen und gr\u00fcnen Hauptlinien gr\u00f6fsere Ablenkungs werthe aufweisen als die Combinationen \u201egr\u00fcn-roth\u201c, welche letzteren dem zweiten, zun\u00e4chst f\u00fcr das vollbildliche Sehen geltenden und vorwiegend im Hinblick auf HelligkeitsVerschiedenheiten formulirten bichromatischen Gesetz zufolge nicht kleinere sondern gr\u00f6fsere Ablenkungswerthe h\u00e4tten bedingen m\u00fcssen.\nDie hier an der Hand des Farbenpaares Roth-Gr\u00fcn ausf\u00fchrlich beschriebenen Messungen wurden nun f\u00fcr s\u00e4mmtliche m\u00f6glichen Zusammenstellungen aus Roth, Gr\u00fcn, Gelb, Blau und","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 415\nderen dreigliedrigen Helligkeitsabstufungen wiederholt. Zur Klarstellung der allgemeineren Ergebnisse dieser Versuche werden uns die zwei n\u00e4chsten Tabellen XXXV und XXXVI von Nutzen sein. In Tabelle XXXV sind die Mittel aus s\u00e4mmt-lichen Ablenkungswerthen einer jeden \u201eGrundreihe\u201c enthalten. Geordnet sind sie wie sonst derart, dafs die monochromatisch bedingten Ablenkuugswerthe in der von links oben nach rechts unten laufenden Diagonalen nach unten abnehmen. Was die Helligkeits- und S\u00e4ttigungsgrade der vier verwendeten F\u00e4rbungen anbelangt, ist zu bemerken, dafs Roth und Gr\u00fcn ann\u00e4hernd gleich hell waren, w\u00e4hrend Gelb deutlich heller, Blau deutlich dunkler als sie war. Die gr\u00f6fste S\u00e4ttigung wies Roth auf, die drei \u00fcbrigen F\u00e4rbungen waren ann\u00e4hernd gleich ges\u00e4ttigt.\nTabelle XXXV.\n(1600 Einzelmessungen.) Versuchsperson: Bss.\nHauptlinien- farbe\tTransversalenfarbe\t\t\t\n\tgelb\tgr\u00fcn\troth\tblau\ngelb\t2,1\t1,7\t1,5\t1,1\ngr\u00fcn\t1,6\t1,7\t1,3\t1,1\nroth\t1,1\t0,9\t1,1\t1,4\nblau\t1,6\t13\t11\tbl\nDa wir im Folgenden Helligkeits-, Aufdringlichkeits- und specifisch chromatische Ablenkungsvalenz werden auseinander halten m\u00fcssen, wird es gut sein, an dieser Stelle die drei, \u00fcbrigens schon an und f\u00fcr sich ziemlich charakteristischen Termini zu pr\u00e4cisiren.\nUnter Helligkeitsablenkungsvalenz einer F\u00e4rbung wird deren F\u00e4higkeit zu verstehen sein, bei constanter S\u00e4ttigung der Transversalen und Hauptlinien verm\u00f6ge ihrer Helligkeit verschieden grofse Ablenkungswerthe zu bewirken. Bez\u00fcglich dieser Helligkeitsablenkungsvalenz scheint sowohl f\u00fcr das vollbildliche als f\u00fcr das haploskopische Sehen das n\u00e4mliche zu gelten, indem eine Steigerung der Helligkeit der T\u00e4uschungsfigur eine Zunahme der T\u00e4uscliungsgr\u00f6fse bedingt. Da bei monochromatischen aber helligkeitsverschiedenen Figuren sich die Ergebnisse bei vollbildlichem und haploskopischem Sehen gegen\u00fcber Variationen","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\nVittorio Benussi.\nder Helligkeitsverh\u00e4ltnisse zwischen Hauptlinie und Transversalen nicht in analoger Weise verhalten, werden die haplo-skopisch gesehenen, helligkeitsverschiedenen Figuren im Folgenden mit den in engerem Sinne bichromatischen auf gleichem Fufse behandelt.\nVon chromatisch bedingter Ablenkungsvalenz wird nur bei farbigen Figuren in engerem Sinne die Rede sein k\u00f6nnen; ich verstehe darunter diejenige Ablenkungsf\u00e4higkeit, deren Variationen bei gleicher Helligkeit von der Farbenqualit\u00e4t allein bedingt werden.\nWenn wir schliefslich von Auff\u00e4lligkeits- oder Aufdringlichkeits-Ablenkungsvalenz sprechen, m\u00fcssen wir zweierlei auseinander halten : einmal die monochromatischen, dann die bichromatischen Figuren. Was letztere anbelangt, giebt sich eine auf Aufdringlichkeit zur\u00fcckgehende Ablenkungsvalenz darin kund, dafs S\u00e4ttigungszunahme beim Gleichbleiben einer anf\u00e4nglichen Helligkeitsh\u00f6he (f\u00fcr gr\u00fcne und gelbe F\u00e4rbungen wenigstens) eine T\u00e4uschungssteigerung mit sich f\u00fchrt. Bei bichromatischen Figuren werden wir angesichts der Thatsache, dafs nicht alle Farben gegen\u00fcber gegebenen Transversalen oder Hauptlinien eine gleichstarke Widerstands- respective Ablenkungsf\u00e4higkeit zu eigen zu haben scheinen, von Aufdringlichkeits-Ablenkungsvalenz verschiedener Farben zu sprechen haben, und zwar werden wir nur dann dazu berechtigt sein, wenn sich diese auf Aufdringlichkeit gegr\u00fcndete Ablenkungs- und Widerstandsf\u00e4higkeit in entgegengesetzter Richtung geltend macht als bei Ausschaltung des Farbenmomentes der Fall w\u00e4re. Als Beispiel daf\u00fcr diene etwa folgender Fall: eine monochromatisch gr\u00fcne T\u00e4uschungsfigur ergiebt einen Ablenkungswerth gleich 1,7 mm, und eine dunklere aber rothe Figur einen Werth gleich 1,1 mm.\nUnserem bichromatischen Gesetze\nm\u00fcfste\nnun die Combination \u201egr\u00fcn-roth\u201c gr\u00f6fsere Ablenkungswerthe bedingen als die Combination \u201eroth-gr\u00fcn\u201c. Zeigt sich nun, dafs umgekehrt diese letztere Combination gr\u00f6fsere Werthe ergiebt im Vergleich zur \u201egr\u00fcn-rothen\u201c, so ist man berechtigt, den rothen Transversalen eine Aufdringlichkeits - Ablenkungsvalenz zuzuerkennen.\nNach diesen terminologischen Feststellungen kehren wir","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 417\nzur Besprechung der aus Tabelle XXXV zu entnehmenden Ergebnisse zur\u00fcck.\nAuf Grund derselben soll vor Allem die Thatsache verzeichnet sein, dafs im Allgemeinen die bichromatischen Combinationen aus zwei beliebigen Farben kleinere Ablenkungswerthe ergeben als jede der betreffenden zwei monochromatischen Figuren. Von den in unserer Tabelle enthaltenen Werthen verhalten sich die aus bichromatischen T\u00e4uschungsfiguren herkommenden zu den aus monochromatischen stammenden durchschnittlich wie 84 zu 100. Die Farbenverschiedenheit wirkt also im Allgemeinen T\u00e4uschung-ab schw\u00e4ch end. Doch verm\u00f6gen nicht alle Farben eine solche Abschw\u00e4chung zu bedingen, oder genauer gesagt nicht eine jede bichromatische Combination vermag eine T\u00e4uschungsherabsetzung mit sich zu f\u00fchren; es kommt vielmehr zun\u00e4chst auf die chromatische Qualit\u00e4t der zwei combinirten F\u00e4rbungen an. Ganz typisch verhalten sich in dieser Hinsicht die rothe und die gr\u00fcne F\u00e4rbung. Der Helligkeit nach waren diese zwei F\u00e4rbungen ann\u00e4hernd gleich : dabei scheint der gr\u00fcnen F\u00e4rbung eine chromatische Ablenkungsvalenz zugeschrieben werden zu m\u00fcssen, indem die gr\u00fcnen T\u00e4uschungsfiguren deutlich gr\u00f6fsere Ablenkungswerthe ergeben haben als die rothen, was mit der an anderer Stelle (III. Versuchsreihe) gemachten analogen Ver-muthung vollkommen im Einklang steht. Die Combinationen \u201eroth-gr\u00fcn\u201c und \u201egr\u00fcn-roth\u201c h\u00e4tten nun dem zweiten bichromatischen Gesetze zufolge ann\u00e4hernd gleiche Ablenkungswerthe ergehen m\u00fcssen ; im Gegensatz dazu sind die zwei uns besch\u00e4ftigenden Combinationen dem eben in Erinnerung gebrachten Gesetze geradezu widersprechend ausgefallen : Die Combinationen aus rothen Transversalen und gr\u00fcnen Hauptlinien ergeben Ablenkungswerthe, die sich zu denen der entgegengesetzten Combinationen wie 100 zu 72 verhalten, trotzdem dafs Transversalen und Hauptlinien beider Combinationen ungef\u00e4hr gleich hell waren und dafs das verwendete Gr\u00fcn f\u00fcr monochromatische gr\u00fcne Figuren Ablenkungswerthe ergiebt, die sich zu denjenigen der monochromatischen rothen Figuren wie 100 zu 60 verhalten. Ueberdies \u00fcberschreiten die Ablenkungswerthe f\u00fcr T\u00e4uschungsfiguren mit rothen Transversalen diejenigen der monochromatischen rothen Figuren, und zwar auch dann, wenn die Hauptlinie deutlich heller als die Transversalen ist. Im Sinne unserer obigen terminologischen Feststellungen m\u00fcssen\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 29.\t27","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nVittorio Benussi.\nwir der gr\u00fcnen Farbe der rothen gegen\u00fcber eine specifisclie chromatische, der rothen gegen\u00fcber der gr\u00fcnen eine auf Aufdringlichkeit zur\u00fcckgehende Ablenkungsvalenz zuerkennen.\nAus Tabelle XXXV ergiebt sich nun ferner, dafs eine derartige Aufdringlichkeitsvalenz zun\u00e4chst f\u00fcr zwei Farben in Anspruch zu nehmen ist und zwar f\u00fcr roth und blau, denen merkw\u00fcrdigerweise eine chromatische, sozusagen relative Abschw\u00e4chungsvalenz zuzukommen scheint. Wir entnehmen n\u00e4mlich aus Tabelle XXXV, dafs von den aus bichromatischen Com-binationen herstammenden Werthen nur die Werthe f\u00fcr bichro-matische Combinationen mit rothen und mit blauen Transversalen die Ablenkungswerthe der betreffenden monochromatischen rothen und blauen T\u00e4uschungsfiguren zu \u00fcberschreiten verm\u00f6gen. Verweilen wir zun\u00e4chst beim \u201eRoth\u201c und betrachten den Verlauf der dritten verticalen und der dritten horizontalen Reihe, d. h. einerseits derjenigen, die s\u00e4mmtliche Combinationen mit rothen Querstreifen, andererseits derjenigen, die s\u00e4mmtliche Combinationen mit rothen Hauptlinien enth\u00e4lt. Wir sehen, wenn wir diese zwei Reihen mit den zu den anderen Farben geh\u00f6rigen vergleichen, 1. dafs, w\u00e4hrend die in je eine Verticalcolumne geordneten Werthe die Werthe der monochromatischen Figuren nicht \u00fcberschreiten, dies in auffallendem Grade bei der zur rothen Transversalenf\u00e4rbung geh\u00f6rigen verticalen Columne der Fall ist; \u2014 2. dafs die Werthe dieser verticalen Columne von oben nach unten abnehmen, obwohl in dieser Richtung auch die Helligkeit der Hauptlinie abnimmt, und in Folge dessen, wenn es hier zun\u00e4chst auf Helligkeitsverh\u00e4ltnisse ank\u00e4me, die Werthe von oben nach unten h\u00e4tten zunehmen m\u00fcssen und zwar so, dafs die h\u00f6her als der Werth der monochromatischen Figur stehenden eher kleiner als dieser letztere, die tief erstehenden dagegen eher gr\u00f6fser h\u00e4tten aus-f allen sollen. Was die horizontale Roth-Reihe, in der die Werthe f\u00fcr bichromatische Figuren mit rothen Hauptlinien geordnet sind, anbelangt, ist zu bemerken, dafs sie an zwei Stellen die kleinsten Ablenkungswerthe, die \u00fcberhaupt bei diesen Versuchen vorgekommen sind, aufweist ; an der dritten Stelle dagegen, wo dem bichromatischen Gesetze zufolge ein kleinerer Werth als die vorausgehenden stehen mufste, pl\u00f6tzlich eine Steigerung auftritt. Sehen wir nach, welche Transversalenfarbe diese Steigerung mit sich f\u00fchrt, so treffen wir die zweite in","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 419\nmancher Hinsicht mit Roth analog wirkende Farbe, n\u00e4mlich Blan. Diese zeigt, was die verticale Columne anbelangt, mit Ausnahme der Combination \u201eroth-blau\u201c immer gleich grofse Ablenkungswerthe, die gleich sind dem Ablenkungswerthe f\u00fcr die monochromatische blaue Figur. Dies h\u00e4tte weiter nichts Befremdendes an sich, wenn die Helligkeit der Hauptlinien, die in dieser verticalen Columne vertreten sind, nicht in erheblichem Maafse zugenommen h\u00e4tte, wonach zu erwarten war, dafs die an der Spitze der verticalen Columne stehenden Werthe h\u00e4tten kleiner ausfallen sollen als die der monochromatischen blauen Figur. Es scheint f\u00fcr die Ablenkungsf\u00e4higkeit der blauen Transversalen ganz einerlei zu sein, welcher Helligkeitsgrad der Hauptlinie zukommt; tritt aber \u201eRoth\u201c als Hauptlinie auf, so verm\u00f6gen die blauen Transversalen eine solche Hauptlinie st\u00e4rker abzulenken als eine ihnen gleichfarbige ; \u00fcberdies scheint Blau gegen\u00fcber Roth eine gr\u00f6fsere Aufdringlichkeits-Ablenkungsvalenz zu beth\u00e4tigen als Roth gegen\u00fcber Blau. In der That verm\u00f6gen rothe Transversalen eine gelbe Hauptlinie, obwohl dieser eine sehr grofse Helligkeit zukommt, betr\u00e4chtlich mehr abzulenken als eine blaue, die dunkler als Roth ist und somit der Helligkeit nach mehr abgelenkt werden mufste als die gelbe. Wie sehr auch dieses Verhalten der verschiedenen Farben gegeneinander, hinsichtlich ihrer gegenseitigen Beeinflussung im Sinne einer Zu- oder Abnahme der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse bei einer bichromatischen Figur, einer n\u00e4heren Untersuchung bed\u00fcrftig erscheinen mag, jedenfalls verdient die erstaunliche Consequenz hervorgehoben zu werden, die das Verhalten von Roth und Blau zueinander auf weist. Die einzige Farbe, die der Ablenkungsf\u00e4higkeit von rothen Transversalen zu widerstehen vermag, ist Blau, und die einzige Hauptlinienfarbe, die bei blauen Transversalen eine st\u00e4rkere Ablenkung erf\u00e4hrt, ist gerade diejenige, die ihrerseits, als Transversalenfarbe verwendet, der blauen Hauptlinie gegen\u00fcber sehr schwach ablenkend wirkt, n\u00e4mlich die rothe.\nWir haben weiter oben vorl\u00e4ufig festgestellt, dafs die Farbenverschiedenheit \u00fcberhaupt eine Herabsetzung der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse zu bedingen vermag; wir m\u00fcssen nunmehr jenes Resultat dahin vervollst\u00e4ndigen, dafs wir sagen: Die durch Farbenverschiedenheit der Figurencomponenten bewirkte Abschw\u00e4chung\ntritt nicht ausnahmslos ein; sie ist vielmehr an bestimmte Farben-\n27*","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nVittorio Benussi.\ncombinationen gebunden und zwar an diejenigen mit gelben und gr\u00fcnen Transversalen, denen daher im Gegensatz zu den rothen und blauen Transversalen, die bei bichromatischen Combinationen die T\u00e4uschungswerthe der monochromatischen rothen und blauen Figuren zu \u00fcberschreiten verm\u00f6gen, keine Aufdringlichkeits-Ablenkungsvalenz zugeschrieben werden kann.\nEs ist nun klar, dafs diejenige Farbenaufdringlichkeit, die bei bichromatischen Figuren mit rothen Transversalen im Sinne der Ablenkung der Hauptlinie wirkt, abgeschw\u00e4cht werden mufs, wenn die Hauptlinie selbst roth ist, denn in diesem Falle wird sie mit den Transversalen gleich aufdringlich und vermag in Folge dessen der ablenkenden Wirkung der Letzteren mehr zu widerstehen als etwa eine gelbe oder gr\u00fcne Hauptlinie ; diese gr\u00f6fsere Widerstandsf\u00e4higkeit der Hauptlinie bringt dann nat\u00fcrlicherweise eine T\u00e4uschungsherabsetzung mit sich. Darin scheint mir der Grund gesucht werden zu m\u00fcssen, weswegen eine monochromatische rothe Figur kleinere Ablenkungswerthe bedingt als eine \u201eroth-gelbe\u201c oder \u201eroth-gr\u00fcne\u201c, auch wenn der gelben oder gr\u00fcnen Hauptlinie eine gr\u00f6fsere Helligkeit zukommt, die an und f\u00fcr sich im Sinne der T\u00e4uschungsabschw\u00e4chung wirken m\u00fcfste.\nDiese Sonderstellung von Doth und zum Theil auch von Blau bez\u00fcglich der Aufdringlichkeitsvalenz und die Ablenkbarkeitsverh\u00e4ltnisse der von mir untersuchten F\u00e4rbungen \u00fcberhaupt werden aus folgender Tabelle, die die Gr\u00f6fsenverh\u00e4ltnisse in Procentzahlen ausgedr\u00fcckt enth\u00e4lt, klarer und vollst\u00e4ndiger ersichtlich werden.\nWie die einzelnen Werthe hier geordnet sind, bedarf kaum einer Erkl\u00e4rung. Mono- und biehromatische T\u00e4uschungsliguren sind derart geordnet, dafs man innerhalb einer jeden der vier Gruppen zur Ausgangscombination zur\u00fcckkehrt, indem innerhalb einer jeden Gruppe einmal die Transversalen und ein andermal die Hauptlinien in der Farbe der monochromatischen, die Reihe beginnenden Figur constant bleiben, w\u00e4hrend die Hauptlinien, resp. die Transversalen alle vier von mir verwendeten Farben der Reihe nach aufweisen.\nBez\u00fcglich dieser Tabelle mufs zun\u00e4chst auf die Gleichartigkeit der zwei ersten und die der zwei letzten Gruppen untereinander hingewiesen werden. Die Ablenkungswerthe f\u00fcr die monochromatischen T\u00e4uschungsfiguren der ersten verticalen","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Einfiufs der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 421\nTabelle XXXVI.\n(Der Ablenkungswerth einer jeden der hier verzeichneten T\u00e4uschungsfiguren\nist das Mittel aus 100 Einzelmessungen.)\n1 1\tF\u00e4r-\tVerh\u00e4ltnifs der\tF\u00e4r-\tVerh\u00e4ltnifs der\tF\u00e4r-\tr Verh\u00e4ltnifs der\tF\u00e4r\n1 1\tbung der\tT\u00e4uschungs- werthe\tbung der\tT\u00e4uschungs- werthe\tbung der\tT\u00e4uschungs-werthe\ti\tbung der\n\tFigur\tder Figur A j zu denen\tFigur\tder Figur B zu denen\tFigur\tj der Figur C zu denen\tFigur\nj\tA\tyon B\t!\tB\tvon G\tC\tvon I)\tD\nCD A\tgelb gelb\t| 100 : 79\tgelb gr\u00fcn\t100:100\tgr\u00fcn gelb\t100:121\tgelb gelb\n\u00c4 0 r-i o\t\tI 100 : 55 |\tgelb roth\t100:127\troth gelb\t100:129\tii\nrH\t\tj 100 : 77 !\tgelb blau\t100: 68\tblau gelb\t100 :148\tii\ncd ! Pi ;\tgr\u00fcn gr\u00fcn\t! 1 100 :100\tgr\u00fcn gelb\t100:100\tgelb gr\u00fcn\t100:100\tgr\u00fcn gr\u00fcn\nPi 0 5h 0\t\u00bb\t100 : 52\tgr\u00fcn ; roth\t100:128\troth gr\u00fcn\t100:124\tn\nod\ty}\t100: 76\tgr\u00fcn blau\t100 : 84\tblau gr\u00fcn\t100:136\t\u00bb\n\u00a3\ti roth roth\ti 1\t100 :127\troth gelb\t100 : 73\tgelb roth\t100: 100\troth roth\nPh 0 \u00a3 o\t.\t100 : 116\troth gr\u00fcn\t100: 72\tgr\u00fcn roth\t100:119\tii\ncd\t\tj 100 :100 j\troth blau ! i\t100 :121\tblau roth\t100:78\tii\nPi\t1 ! blau blau\t100 : 100\t1 I blau 1 gelb\t100: 68\tgelb blau\t100:148\tblau blau\nPh \u00d6\t\u00bb\t100 :100\t: blau j gr\u00fcn\t100:116\tgr\u00fcn blau\t100: 74\tii\n\t\u00bb i\t100 : 121\tblau roth i il\t100 : 79\troth blau\t100 : 100\tii\nColumne sind in der ersten und zweiten Gruppe (mit Ausnahme eines Gleichheitsfalles) immer gr\u00f6fser ausgefallen als die f\u00fcr die in der dritten Columne verzeichneten bichromatischen Combinationen ; und ganz consequent haben die in der f\u00fcnften verticalen Columne enthaltenen bichromatischen Figuren","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nVittorio Benussi.\nkleinere Ablenkungswerthe ergeben, als die in der letzten enthaltenen monochromatischen T\u00e4uschungsfiguren.\nWir sehen, bei der I. Gruppe verweilend, dais die Combination \u201egelb-grind' bedeutend kleinere Ablenkungswerthe ergeben hat als die Combination \u201egelb-gelb\u201c, trotzdem, wie wir aus Tabelle XXXV entnehmen k\u00f6nnen, die gelbe Figur Ablenkungswerthe bedingt hat, die sich zu denjenigen f\u00fcr die monochromatische gr\u00fcne Figur wie 120 :100 verhalten, und in Folge dessen, vom Aufdringlichkeitseinflufs abgesehen, die Ablenkungswerthe f\u00fcr die Combination \u201egelb-gr\u00fcn\u201c gr\u00f6fser als die f\u00fcr die monochromatischen Combinationen \u201egr\u00fcn-gr\u00fcn\u201c und \u201egelbgelb\u201c h\u00e4tten ausfallen m\u00fcssen. Ueberdies entnehmen wir aus den Ablenkungswerthen dieser ersten Gruppe, dafs der rothen Hauptlinie die gr\u00f6fste Widerstandsf\u00e4higkeit den gelben Transversalen gegen\u00fcber zukommt, indem die Combination \u201egelb-roth\u201c trotz der grofsen Helligkeitsverschiedenheit zwischen Transversalen und Hauptlinie, die eine T\u00e4uschungssteigerung h\u00e4tte bedingen m\u00fcssen, am kleinsten ausgefallen ist.\nGanz Analoges sehen wir bei der zweiten Gruppe. Hie gr\u00f6fste Herabsetzung der T\u00e4uschung tritt auch hier dann ein, wenn die gr\u00fcne Hauptlinie mit einer rothen vertauscht wird. Hbenso ergibt von den bichromatischen Combinationen diejenige gr\u00f6fsere Ablenkungswerthe, bei welcher rothe Transversalen Vorkommen, so dafs sich die T\u00e4uschungswerthe aus der Combination \u201eroth-gr\u00fcn\u201c zu denjenigen aus der umgekehrten Combination wie 128 : 100 verhalten, w\u00e4hrend gerade das Entgegengesetzte zu erwarten war. Was die zwei letzten Gruppen anbelangt, ist dem bereits \u00fcber Roth und Blau Gesagten hier nichts hinzuzuf\u00fcgen, was nicht unmittelbar aus obiger Tabelle zu entnehmen w\u00e4re.\nIch glaube, dafs das bisher Beigebrachte gen\u00fcgend deutlich gezeigt haben d\u00fcrfte, in welchem Maafse bei diesen Versuchen die Aufdringlichkeitsvalenz zur Geltung kommt: Jetzt wollen wir versuchen einen allerersten Einblick in das Ineinandergreifen von Aufdringlichkeits- und Helligkeits - Ablenkungsvalenz zu gewinnen. Zu diesem Ende ist folgende Tabelle zusammengestellt.","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019sehen T\u00e4uschung. 423\nTabelle XXXVII.\nT bedeutet Transversalen; I, II, III bezeichnen die drei abnehmenden Helligkeitswerthe der Hauptlinie (H)- Die Helligkeit dei Transversalen ist constant = I. T und H gleichfarbig in der 1., verschiedenfarbig in der 2. Theiltabelle.\nI. Theiltabelle\nDie Combination\tergiebt in . . . % der F\u00e4lle i\tAblenk -Werthe die sich wie\tzu denen der Comb.... verhalten\nTI \u2014HI\t|\t100% TI \u2014HII\t100% TI \u2014HI\t50% 50%\t\t149\t: 100 150\t: 100 88 :100 145 :100\tTI \u2014HIII TI \u2014HIII \\\tTI \u2014HII ?\nII. Theiltabelle.\t\t\t\nTI \u2014HI\t100 0\u00b0 TI \u2014HII\t100% TI \u2014HI\t68% 31%\t\t108: 100 120 :100 74 : 100 126 :100\tTI \u2014HIII TI \u2014HIII }\tTI \u2014HII\nUm zu verstehen, welche F\u00e4lle hier miteinander verglichen werden, halte man sich an das S. 406 wiedergegebene Schema; die hier in Betracht gezogenen Werthe geh\u00f6ren der ersten vertical en Columne desselben an. Miteinander werden jetzt die Ab-lenkungswerthe verglichen, zu denen man gelangt, wenn man einmal an einer monochromatischen Figur (auf schwarzem Grunde) die Helligkeit der Hauptlinie dreigliedrig im Sinne der Herabsetzung abstuft und ein ander Mal dieselbe Helligkeitsabstufung an der Hauptlinie einer bichromatischen Figur sich vollziehen l\u00e4fst. Die Resultate des ersten dieser zwei F\u00e4lle sind in Theiltabelle I der oben stehenden Tabelle XXXVII wiedergegeben. V ir sehen hier, dafs zwischen den Combinationen TI \u2014HI, TI \u2014 HIII und TI \u2014 HII, TI \u2014HIII, bei denen die Helligkeitsverschiedenheit zwischen Transversalen und Hauptlinien sehr grofs ist, diejenigen Combinationen, welche eine sehr lichtschwache Hauptlinie enthalten ausnahmslos ungef\u00e4hr um die H\u00e4lfte kleinere Werthe ergeben haben als diejenigen Figuren, die angen\u00e4hert gleiche Helligkeit f\u00fcr Transversalen und Hauptlinien aufweisen. Dies besagt uns, dafs eine sehr grofseHelligkeits Verschiedenheit dieT\u00e4uschungsgr\u00f6fse ebenso abzuschw\u00e4chen vermag, wie sonst eine F arb en Verschiedenheit zwischen Transversalen und Hauptlinie. Wird diese Helligkeits-","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nVittorio Benussi.\nVerschiedenheit (bei monochromatischen Figuren) geringer, wie bei der Combination TI HII, so schwanken hier die Resultate zwischen einer Steigerung und einer Abschw\u00e4chung der f\u00fcr TI \u2014m geltenden T\u00e4uschungsgr\u00f6fse. Das f\u00fcr das vollbildliche Sehen aufgestellte bichromatische Gesetz vermag sich hier bei 50% der F\u00e4lle zu behaupten. Es scheint also, dafs wenn die Helligkeitsverschiedenheit klein ist, wodurch sozusagen die Zusammengeh\u00f6rigkeit der Figurencomponenten zu einem einheitlich aufzufassenden Ganzen beg\u00fcnstigt wird (im Vergleich n\u00e4mlich zu dem Falle, wo eine sehr grofse Helligkeitsverschieden-heit zwischen den Figurencomponenten besteht), thats\u00e4chlich auch beim haploskopischen Sehen sich das zun\u00e4chst auf dem Gebiete des vollbildlichen Sehens geltende Gesetz, zum Theil wenigstens zu bew\u00e4hren vermag. Weiter ergiebt sich aus Theil-tabelle II, dafs bei grofser Helligkeitsverschiedenheit zwischen Transversalen und Hauptlinien die bichromatischen T\u00e4uschungsfiguren ebenso wie die monochromatischen einer Abschw\u00e4chung hinsichtlich der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse unterliegen: aber in bedeutend geringerem Maafse, indem die Ablenkungswerthe dieser letzteren sich zu denen der fr\u00fcher besprochenen wie 100 zu 85 verhalten. Allem Anscheine nach ist hier die durchschnittliche Abschw\u00e4chung deswegen eine geringere, weil hier der sozusagen trennenden Wirkung der Helligkeitsverschiedenheit die den Transversalen zukommende Aufdringlichkeit entgegenarbeitet, indem die Transversalen jetzt in gr\u00f6fserem Maafse als fr\u00fcher \u2014 in einigen F\u00e4llen wenigstens die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken verm\u00f6gen. Dieser Umstand wirkt hier, was die Auffassung der Gesammt-figur anbelangt, gewissermaafsen \u201ezusammenhaltend\u201c, und die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse erf\u00e4hrt in diesen F\u00e4llen eine geringere Abschw\u00e4chung als dort, wo die gleichfarbigen Transversalen eben m Folge dieser Gleichfarbigkeit beim Auffassen der Hauptlinie und deren Verl\u00e4ngerung vernachl\u00e4ssigt werden konnten. Ist da-\ngegen bei diesen letztbesprochenen T\u00e4uschungsfiguren die Helligkeitsverschiedenheit nicht besonders grofs, so treten wiederum auch hier Mischf\u00e4lle ein, je nachdem entweder die trennende\u201c HelligkeitsVerschiedenheit oder die relativ \u201ezusammenhaltende\u201c Transversalenaufdringlichkeit sich geltend macht.\nWas die bereits angedeutete, durch bichromatische T\u00e4uschungsfiguren hervorgerufene T\u00e4uschungsabschw\u00e4chung anbelangt, mufs hier im Anschlufs an das fr\u00fcher Mitgetheilte Folgendes hinzu-","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"Ein flu fs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner'sehen T\u00e4uschung. 425\ngef\u00fcgt werden: Nach Beseitigung der an jener Stelle namhaft gemachten Fehlerquelle, die in der Verschiedenheit der Beleuchtungsst\u00e4rke f\u00fcr die linke und die rechte Scheibe bestand, war beim Vertauschen der den jeweiligen Transversalen nach Farbe und Helligkeit gleichen Hauptlinie mit einer lichtschw\u00e4cheren, aber verschiedenfarbigen in 86 \u00b0/o der F\u00e4lle eine T\u00e4uschungsabschw\u00e4chung zu registriren. Die abgeschw\u00e4chten Ablenkungswerthe verhielten sich zu denen der in Betracht kommenden monochromatischen Figuren wie 51 zu 100. Vor der Beseitigung jener Fehlerquelle war das Verh\u00e4ltnifs der abgeschw\u00e4chten und nicht abgeschw\u00e4chten Werthe das von 72 zu 100 und trat nur bei 69 \u00b0/o der Gesammt-f\u00e4lle ein. Die Beseitigung jener Fehlerquelle bedingte also sowohl eine Zunahme der Anzahl der Abschw\u00e4chungsf\u00e4lle, als der Gr\u00f6fse der Abschw\u00e4chung selbst. Eine tabellarische Wiedergabe der betreffenden Werthe erachte ich an dieser Stelle f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig. Das, worauf es hier ankommt, ist die Thatsache, dafs, wenn man bem\u00fcht ist, Fehlerquellen fernzuhalten, die bichroma-tisch bedingte Abschw\u00e4chung der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse immer deutlicher zu Tage tritt und dadurch den weitgehenden Einflufs bezeugt, der den Farbenverschiedenheiten zwischen Transversalen und Hauptlinien in betreff der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse zukommt.\nBevor wir zu den Schlufsbemerkungen \u00fcbergehen, wobei Einiges \u00fcber das Ineinandergreifen und Sich-Durchkreuzen von Helligkeits- und Aufdringlichkeitswirkungen nachzutragen sein wird, m\u00fcssen wir hier einer Erscheinung gedenken, aus der von Neuem der Einflufs der Aufdringlichkeit ganz deutlich hervorgeht; das ist die Abgrenzung des Schwellengebietes zwischen der Null, d. h. der objectiven Verl\u00e4ngerungseinstellung und den Pluswerthen, d. h. Verschiebungen im Sinne der Compensation der Hauptlinienneigung. Und zwar handelt es sich um solche T\u00e4uschungsfiguren, die, sei es, weil sie \u00fcberhaupt sehr lichtschwach, sei es, weil die Hauptlinien sehr hell und aufdringlich waren, nur minimale Ablenkungswerthe zu bedingen vermochten. Wir haben es also mit der Feststellung der kleinsten ablenkenden Wirkung gegebener Transversalen unter den gegebenen Beleuchtungsbedingungen und Helligkeitsvertheilungen auf Transversalen und Hauptlinien zu thun.\nWenn man unter diesen Umst\u00e4nden Verl\u00e4ngerungseinstellungen vornimmt, so ist ein constanter Ablenkungswerth \u00fcberhaupt nicht zu erhalten : die Einstellungen ergeben entweder Null","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\nVittorio JBenussi.\noder eine Ablenkung yon -f- 0,3 bis + 0,5 mm, nie aber greifen sie jenseits des Nullpunktes nach Minus \u00fcber, wie es sonst bei der Bestimmung des Schwellengebietes f\u00fcr Verl\u00e4ngerungseinstellung einer Geraden mit einer zweiten der Fall ist. Die unter gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden sich einstellenden Minuswerthe fehlen hier g\u00e4nzlich ; vermag die ablenkende Wirkung der Transversalen nicht einen bestimmten positiven Ablenkungswerth zu bedingen, so giebt sie sich doch darin kund, dafs sie jenes Hin\u00fcbergreifen in das Gebiet der Minuswerthe verhindert. Von den mono- und Achromatischen Figuren, bei denen sich eine solche Abgrenzung des Schwellengebietes geltend machte, ergaben nun nicht alle die gleiche Anzahl von Einstellungen auf Null: die Anzahl dieser letzteren schien vielmehr in einer ganz bestimmten Beziehung zu der Farbenqualit\u00e4t der jeweiligen Transversalen und Hauptlinien zu stehen. Die Vertheilung der Nullf\u00e4lle auf verschiedene Combinationen von Transversalen- und Hauptlinienfarben war folgende :\nTabelle XXXVIII.\nZahl der Einzelmessungen\tFarbe der Hauptlinie (Transv. in den \u00fcbrig. 3 Farben)\tEinstellungen auf Null\tZahl der Einzelmessungen\tFarbe der Tr a n s v e r s. ; (Hauptl. in den ! \u00fcbrig. 3 Farben)\tEinstellungen auf Null\n100\troth\t90 o 0\t100\troth\t18%\n100\tgr\u00fcn\t18%\t100\tgr\u00fcn\ti\t20%\n100\tblau\t18%\t100\tblau\t!\t19 %\n100\tgelb\t10 0 / 0\t100\tgelb\t20%\nWas hier hervorg\t\tehoben zu\twerden\tverdient, ist\tdie That-\nsache, dafs gerade die rothen Hauptlinien ein Maximum an Nulleinstellungen ergeben, w\u00e4hrend wir die geringste Anzahl solcher Einstellungen bei Gelb antreffen. Da nun nicht die rothen, sondern die gelben Hauptlinien die hellsten waren, so w\u00e4re beim Nichtvorhandensein eines Aufdringlichkeitseinflufses wohl zu erwarten gewesen, dafs nicht die relativ lichtschwachen rothen, sondern die relativ lichtstarken gelben Hauptlinien die gr\u00f6fste Anzahl von Nulleinstellungen mit sich gef\u00fchrt h\u00e4tten. Dem war","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"Einftufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner7sehen T\u00e4uschung. 427\naber nicht so; nicht die helleren, sondern die aufdringlicheren Hauptlinien ergeben die gr\u00f6fste Anzahl von Nulleinstellungen. Und damit vollkommen im Einkl\u00e4nge lassen nicht die helleren gelben, sondern die wohl dunkleren aber aufdringlicheren rothen Transversalen die geringste Anzahl von Nulleinstellungen zu. Die gr\u00f6fste Ablenkungsvalenz und die gr\u00f6fste Widerstandsf\u00e4higkeit kommen also nicht den helleren, sondern den aufdringlicheren Figurencomponenten zu. Diese Thatsache auch in diesem Zusammenh\u00e4nge best\u00e4tigt gefunden zu haben, scheint mir um so wichtiger, wenn ich die weitgehende Bedeutung dieser Erscheinung f\u00fcr die theoretische Auffassung der Natur der geometrisch - optischen T\u00e4uschungen mit in R\u00fccksicht ziehe.\nZum Schl\u00fcsse mufs ich hier ausdr\u00fccklich darauf hinweisen, dafs der von mir aufgestellte Begriff: der Aufdringlichkeitsvalenz nicht auf Grund einer direct wahrgenommenen Eigenschaft einiger Farben gebildet wurde, sondern nur mit Bezug auf die Thatsache, dafs einige Farben, zun\u00e4chst Roth und Blau, wenn sie als Farbe der Transversalen oder Hauptlinie einer T\u00e4uschungsfigur verwendet werden, durch ihre Farbenqualit\u00e4t allein, abgesehen von jeweiligen Helligkeitsbetr\u00e4gen, in gr\u00f6fserem Maafse als die \u00fcbrigen ablenkend oder widerstandleistend zu wirken verm\u00f6gen. Anstatt von Aufdringlichkeitsvalenz k\u00f6nnte man von Trennungsvalenz gegebener Farben sprechen; doch w\u00e4re dieser Terminus, vor den theoretischen Auseinandersetzungen, die erst im zweiten Theile dieser Arbeit enthalten sein werden, nicht umnifsverst\u00e4nd-lich genug. Da es sich hier nicht um Theorie, sondern um That-sachen handelt, kommt es ja auf das einzelne Wort und dessen vollkommen abgegrenzte Bedeutung nicht so sehr an. Deswegen werde ich hier den Terminus \u201eAufdringlichkeitsvalenz\u201c in der auf S. 416 pr\u00e4cisirten Bedeutung verwenden und kann nun Einiges \u00fcber die Beziehungen zwischen Helligkeits-, Aufdring-lichkeits- und chromatischer Ablenkungs- resp. Widerstandsvalenz feststellen.\nIch beginne mit dem einfacheren Falle der monochromatischen Figuren. Was diese anbelangt, kommen nur zwei der obengenannten Momente in Betracht, n\u00e4mlich Helligkeits- und chromatische Valenz, wobei zu bemerken ist, dafs\n1. bei achromatischen Figuren eine Helligkeitssteigerung von","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nVittorio Benussi.\neinem bestimmten, wenn auch sehr kleinen Werth von fVg aus, ausnahmslos eine T\u00e4uschungssteigerung mit sich f\u00fchrt\n2. bei constanter Helligkeit, d. h. genauer, bei constanter f g, das Hinzukommen verschiedener Farbennuancen die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse in verschiedenem Maafse und verschiedener Richtung zu beeinflufsen vermag, und zwar derart, dafs einige Farben steigernd, andere dagegen abschw\u00e4chend wirken. Zu den ersten scheinen Gelb und Gr\u00fcn, zu den zweiten Roth und Blau zu geh\u00f6ren. (Dafs dies nur f\u00fcr die untersuchte Versuchsperson streng genommen zu gelten beanspruchen darf, braucht wohl kaum bemerkt zu werden.) Sind dagegen beide Momente variabel, so sind folgende F\u00e4lle m\u00f6glich: Es kann einmal bei Zunahme der Helligkeit und S\u00e4ttigung der bez\u00fcglichen Farbe einer auf schwarzem Grunde gezeichneten Figur eine gr\u00f6fsere T\u00e4uschungssteigerung stattfinden, als bei blofser Zunahme der\nHelligkeit, genauer der entsprechenden f^g, und zwar dann,\nwenn die an S\u00e4ttigung zunehmende Farbe Gelb oder Gr\u00fcn ist. \u2014 Es k\u00f6nnte aber ein andermal trotz der Helligkeitszunahme entweder keine Erh\u00f6hung oder gar eine Herabsetzung der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse ein treten, wenn n\u00e4mlich mit dieser Helligkeitszunahme (innerhalb quantitativ erst zu bestimmender Grenzen) die S\u00e4ttigungszunahme einer rothen oder blauen F\u00e4rbung Hand in Hand ginge. Immerhin ist dieser Fall ziemlich unwahrscheinlich. Bestimmteres kann aber jetzt aus Mangel an Erfahrungen nicht gesagt werden.\nHaben wir es mit bichromatischen Figuren zu thun, so wird die Abh\u00e4ngigkeitsbeziehung zwischen Aufdringlichkeits-, Helligkeits-, sowie chromatischer Ablenkungs- resp. Widerstandsvalenz einerseits, und T\u00e4uschungsgr\u00f6fse andererseits complicirter.\nErstens besteht zwischen chromatischer und Aufdringlichkeitsvalenz die Beziehung, dafs denjenigen Farben, denen eine chromatische Ablenkungsvalenz zukommt, eine geringere Aufdringlichkeitsvalenz zu eigen ist und umgekehrt. Bo kommt es, dafs Combinationen aus gelben Transversalen und rothen Hauptlinien kleinere Ablenkungswerthe ergeben als solche aus rothen Transversalen und gelben Hauptlinien, obwohl die gelbe F\u00e4rbung in beiden F\u00e4llen heller als die rothe war, und dem Gelb eine chromatische Ablenkungsvalenz zukommt.","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"Einflu\u00df der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner1 sehen T\u00e4uschung. 429\nDie Aufdringlichkeitsvalenz, die erst bei bichromatischen Figuren zur Geltung kommt, kann, was die resultirende T\u00e4uschungsgr\u00f6fse f\u00fcr einen gegebenen Fall anbelangt, in gleichem oder entgegengesetztem Sinne, wie die Helligkeitsvalenz, wirken : In entgegengesetztem Sinne dann, wenn das Mehr an Aufdringlichkeit der weniger hellen; \u2014 in gleichem Sinne dann, wenn das Mehr an Aufdringlichkeit der helleren F\u00e4rbung (resp. Figurencomponente) zukommt.\nDafs die Aufdringlichkeitsvalenz erst bei bichromatischen Figuren zum Vorschein kommt, indem sie entweder eine Steigerung oder eine Herabsetzung der T\u00e4uschung bedingt, je nachdem die Transversalen- oder die Hauptlinienf\u00e4rbung die aufdringlichere ist, scheint mir daher zu kommen, dafs bei monochromatischen Figuren, die eine aufdringliche F\u00e4rbung auf weisen, eine Compensation zwischen Ablenkungsvalenz der Transversalen und Widerstandsf\u00e4higkeit der Hauptlinie sich vollziehen d\u00fcrfte, so dafs die auf Aufdringlichkeit zur\u00fcckgehende Ablenkungsvalenz der betreffenden Transversalen, seitens einer Hauptlinie, die weniger aufdringlich ist als eine gleichfarbige, einem geringeren Widerstande begegnet.\nDamit h\u00e4tten wir das Aherallgemeinste und relativ Sichergestellte in Bezug auf die Beziehungen zwischen Helligkeits-, Aufdringlichkeits- und chromatischer Valenz bei monochromatischen und bichromatischen Figuren ersch\u00f6pft. Dafs diese Beziehungen jetzt, nachdem deren Bestehen durch diese Versuche so ziemlich aufser Zweifel gestellt wurde, einer n\u00e4heren und feineren Untersuchung unterworfen zu werden verlangen, ist mir keineswegs verborgen. Aber so gewifs ich der letzte bin zu glauben, dafs durch einige Tausende von Messungen ein so weites Gebiet ersch\u00f6pfend untersucht werden konnte, so gewifs glaube ich doch durch diese Versuche eine sichere Orientirung auf demselben gewonnen zu haben.\nErgebnisse.\nUeberblickt man den Gang dieser Arbeit, so kann als deren Erl\u00f6s zun\u00e4chst bez\u00fcglich der vollbildlichen Versuche Folgendes zusammengestellt werden.\nI. Was die Abh\u00e4ngigkeit der T\u00e4uschungsgr\u00f6fse (\u00c4) von der F\u00e4rbung der Figur, oder genauer von der F\u00e4rbungsverschieden-heit zwischen Grund und Figur anbelangt, war, indem wir uns","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\nVittorio Benussi.\nzun\u00e4chst an die Helligkeitsverschiedenheit, einerseits zwischen Grund und Figur {fVg), andererseits zwischen Transversalen\nund Grund (tVg), sowie Hauptlinie und Grund (sVg) hielten, Folgendes festzustellen.\n1.\tHie T\u00e4uschung bei einer monochromatischen helligkeitsgleichen Figur ist um so gr\u00f6fser, je gr\u00f6fser die Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund- und Figurenf\u00e4rbung ist. Wir haben dies, den Parallelismus immerhin ungenau als Proportionalt\u00e4t bestimmend, symbolisch in der Form ausgedr\u00fcckt :\nA= C. fVg.\n2.\tDie T\u00e4uschung bei einer bichromatischen helligkeitsverschiedenen Figur ist um so gr\u00f6fser, je gr\u00f6fser die jeweilige Helligkeitsverschiedenheit zwischen Transversalen und Grund, und je kleiner die zwischen Hauptlinie und Grund ist; d. h.\nV\nsie ver\u00e4ndert sich umgekehrt mit der Gr\u00f6fse des Bruches S~~^\nJ \u2019\nt g\nwas wir symbolisch durch folgende Aufschreibung ausgedr\u00fcckt haben\nt g\n3.\tWird die Helligkeitsverschiedenheit zwischen Grund und Figur bei einer monochromatischen helhgkeitsgleichen Figur immer kleiner, so geht mit dieser Abnahme nur bis zu einem n\u00e4her zu\nbestimmenden Werth von g eine Herabsetzung der T\u00e4uschung Hand in Hand, indem von einer allerdings sehr kleinen\nf g &us bei weiterer Abnahme die T\u00e4uschung eine Steigerung aufweist.\nWird an einer bichromatischen helligkeitsverschiedenen Figur\ns g immer gr\u00f6fser und ^g immer kleiner, so n\u00e4hert sich A ausnahmslos der Null.\nII. Es fragt sich nun weiter, ob Farbenqualit\u00e4ten diese hier im Hinblick auf Helligkeitsverschiedenheit allein aufgestellte Gesetzm\u00e4fsigkeit zu modificiren verm\u00f6gen, und ob sich dabei","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"jEinflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019\u2019sehen T\u00e4uschung. 431\nindividuelle Verschiedenheiten kundgeben oder nicht. Die Antwort darauf war aus Hauptreihe II und III zu entnehmen, aus denen sich ergab, dafs, solange man bei monochromatischen grauen helligkeitsgleichen Figuren verweilt, sich die Gesetzm\u00e4fsig-\ny\nkeit, die wir in der Form A = c. f g ausgedr\u00fcckt haben, bew\u00e4hrt, und individuellen Verschiedenheiten kein Spielraum geboten wird. Beides wird anders, sobald die Verschiedenheit der\nfVg mehrerer Figuren untereinander klein ist und die S\u00e4ttigung\neinen ausreichend hohen Grad erreicht. Sind verschiedene chromatische Figuren auff\u00e4llig von einander helligkeitsverschieden, so h\u00e4lt sich die T\u00e4uscliungsgr\u00f6fse (A) an die Gr\u00f6fse\nvon\tn\u00e4hern sich die Helligkeitswerthe verschieden ge-\nf\u00e4rbter Figuren der Gleichheit, so macht sich der Einflufs eines in der Farbe gelegenen, die T\u00e4uschung beeinflussenden Momentes unzweideutig geltend. Wir mufsten daher neben der, auf die HelligkeitsVerschiedenheit zwischen Grund und Figur oder Grund und Transversalen, sowie Grund und Hauptlinie zur\u00fcckgehenden Ablenkungs- (resp. Widerstands-) Valenz, auch das Vorhandensein einer chromatischen Ablenkungs- resp. Widerstandsvalenz im engeren Sinne anerkennen, und zwar zun\u00e4chst einer Ablenkungsvalenz f\u00fcr die gr\u00fcne und die violette F\u00e4rbung.\nIII. Ueberdies war aus den vollbildlichen Versuchen noch Folgendes zu entnehmen :\n1.\tDie Abh\u00e4ngigkeit der T\u00e4uscliungsgr\u00f6fse von der Gr\u00f6fse des Beachtungsgebietes : Die T\u00e4uschung wird um so kleiner, je kleiner das Beachtungsgehiet wird.\n2.\tDer Einflufs des l\u00e4ngs der Hauptlinie bewegten Blickes, wobei festzustellen war\na)\tdafs bei monochromatischen, helligkeitsgleichen Figuren als mittelbare Folge solcher Bewegungen eine T\u00e4uschungsherabsetzung sich einzustellen scheint;\nb)\tdafs bei bichromatischen, helligkeits verschiedenen Figuren sowohl eine Steigerung als eine Herabsetzung eintritt; eine Steigerung bei denjenigen Figuren, die bei unbewegten Augen und Fixation des Uebergangspunktes zwischen Hauptlinie und Verl\u00e4ngerungsfaden einen erheblichen, \u2014 eine Herabsetzung bei denjenigen, die bei unbewegten Augen einen geringen T\u00e4uschungswerth bedingen.","page":431},{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"432\nVittorio Benussi.\nIV. In betreff der Beziehungen zwischen monochromatisch und bichromatisch bedingten Maximalwerthen der T\u00e4uschung machten sich drei typische Verschiedenheiten unter den Versuchspersonen geltend. F\u00fcr die erste Gruppe bedingte eine\nHerabsetzung von s g immer eine Steigerung der T\u00e4uschung;\nf\u00fcr die zweite hatte eine kleine Herabsetzung von ^g eine\nT\u00e4uschungsherabsetzung zur Folge, indefs gr\u00f6fsere Herabsetzungen\ny\t0\nvon 5 g den T\u00e4uschungswerth der monochromatischen, ein Maximum bedingenden Figur nicht zu \u00fcbersteigen vermochten; f\u00fcr die dritte schliefslich bedeutete eine Herabsetzung der sVg ohne\nWeiteres eine T\u00e4uschungsherabsetzung, worin die Andeutung einer f\u00fcr das haploskopische Sehen von T\u00e4uschungsfiguren scheinbar ausnahmslos geltenden Gesetzm\u00e4fsigkeit enthalten war.\nDer Steigerung von g brachten s\u00e4mmtliche Versuchspersonen das n\u00e4mliche Verhalten entgegen, indem dieselbe ausnahmslos eine Herabsetzung der T\u00e4uschung mit sich f\u00fchrte.\nBez\u00fcglich der haploskopischen Versuche ergab sich\nL f\u00fcr monochromatische helligkeitsgleiche Figuren:\n1.\teine Best\u00e4tigung\na)\tder Thatsache, dafs die T\u00e4uschungsgr\u00f6fse durch haploskopische Vereinigung der zwei Figurencomponenten, n\u00e4mlich Transversalen und Hauptlinie, herabgesetzt wird,\nb)\tder G\u00fcltigkeit der Formel A = c. fV(J auch f\u00fcr das haploskopische Sehen.\n2.\tDas Vorhandensein einer chromatischen, mit der Ver\u00e4nderung der jn einigen F\u00e4llen parallel, in anderen entgegengesetzt sich ver\u00e4ndernden Ablenkungsvalenz.\nII. F\u00fcr bichromatische helligkeitsverschiedene Figuren war zun\u00e4chst festzustellen :\n1. dafs die Farbenverschiedenheit zwischen Transversalen\nV\nund Hauptlinie auch dort, wo der Gesetzm\u00e4fsigkeit A \u2014 c.\nt g\nzufolge eine Steigerung der T\u00e4uschung eintreten sollte, eine Herabsetzung derselben mit sich f\u00fchrt,","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"Einflufs der Farbe auf die Gr\u00f6fse der Z\u00f6llner\u2019\u2019sehen T\u00e4uschung. 433\n2. dafs dies auch dann der Fall ist, wenn bei monochromatischen aber helligkeitsverschiedenen Figuren die Verschiedenheit\nzwischen ^g und g (bei\neine sehr grofse ist.\n3. Ueberdies mufste zwischen chromatischer und Aufdringlichkeitsablenkungsvalenz (resp. -Widerstandsf\u00e4higkeit) unterschieden werden, indem von der ersten nur bei monochromatischen, von der zweiten nur bei Achromatischen Figuren gesprochen werden konnte. Daher stellte sich heraus, dafs denjenigen F\u00e4rbungen, denen eine chromatische Ablenkungsvalenz nicht zukommt, eine Aufdringlichkeitsablenkungsvalenz zugeschrieben werden mufs und umgekehrt.\n(Eingegangen am 31. Mai 1902.)\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 29.\n28","page":433}],"identifier":"lit33713","issued":"1902","language":"de","pages":"264-351, 385-433","startpages":"264","title":"Ueber den Einflu\u00df der Farbe auf die Gr\u00f6\u00dfe der Z\u00f6llner'schen T\u00e4uschung","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:39:08.480284+00:00"}

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