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{"created":"2022-01-31T14:12:16.142638+00:00","id":"lit35885","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 374-375","fulltext":[{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\nLiteraturbericht.\nD. F. Harris. A Case of Vivid After-Images explained on Hering\u2019s Theory.\nBrain 23 (92), 691-693. 1900.\nEine kurze Note, in welcher H. f\u00fcr die HERiNo\u2019sche Theorie zur Erkl\u00e4rung der Nachbilder eintritt.\tSchr\u00f6der (Heidelberg).\nF.\tH. Bradley. On Active Attention. Mind N. S. 11 (41), 1\u201430. 1902.\nBr. will den Begriff der activen Aufmerksamkeit in m\u00f6glichster Ueber-einstimmung mit dem \u00fcblichen Sprachgebrauch feststellen. Zun\u00e4chst versteht man unter ihr einen Zustand, in welchem die Aufmerksamkeit bedingt ist durch eine Th\u00e4tigkeit unsererseits. Nun hat die Aufmerksamkeit jederzeit ein Object und weiterhin geh\u00f6rt es zu ihrer Eigenart, dafs bei diesem Object verweilt wird, dafs es festgehalten wird. Die blofse Anwesenheit eines Objectes im Bewufstsein ist noch keineswegs ein Aufmerken auf dasselbe. Wir m\u00fcssen dieses Object \u2014 genauer gesprochen seine ideelle Gegenwart als Wahrnehmung oder Vorstellung \u2014 wissentlich und willentlich festhalten und zwar \u2014 auch das ist ein Charakteristikum der activen Aufmerksamkeit \u2014 lediglich zum Zweck genaueren geistigen Erfassens. Diesen sehr \u00fcberzeugenden Grundgedanken f\u00fchrt Verf. weiter aus, bestimmt das Verh\u00e4ltnifs der Aufmerksamkeit zum Wollen und zum Denken, an deren Eigenth\u00fcmliehkeiten sie theilnimmt, bespricht kurz die Frage, in wie weit es angeht zu sagen, die Aufmerksamkeit verst\u00e4rke ein Object und er\u00f6rtert im Anschlufs daran die Begriffe Object der Aufmerksamkeit, andauernde Aufmerksamkeit, Fixation der Aufmerksamkeit und endlich die Beziehung zwischen Aufmerksamkeit und Versuch.\nM. Offner (M\u00fcnchen).\nG.\tSpiller. The Dynamics of Attention. Mind N. S. 10 (40), 498\u2014524. 1901.\nIn diesem Aufsatz bringt Sp. eine sehr \u00fcbersichtliche, mit zahlreichen Literaturhinweisen versehene Psychologie der Aufmerksamkeit. Doch w\u00fcrde man der Arbeit Unrecht thun, wenn man sie lediglich als eine Zusammenfassung der bisher \u00fcber dieses Problem gewonnenen sicheren und mindersicheren Ergebnisse betrachten w\u00fcrde. Sie schl\u00e4gt auch gelegentlich ihre eigenen Wege ein. Sp. strebt besonders nach einer consequent festgehaltenen Auffassung und Benennung. Ist kein Bewufstseinsact m\u00f6glich ohne Aufmerksamkeit, so ist es inconsequent, von Aufmerksamkeit nur dann zu reden, wenn lediglich gewisse Theilinhalte des Bewufstseins besonders herausgehoben sind, wie die Mehrzahl der Psychologen dem allgemeinen Sprachgebrauch folgend zu thun pflegen. Man kann nur sprechen von grofser, m\u00e4fsiger (normaler), geringer Aufmerksamkeit. Das Maafs dieser Aufmerksamkeit, die sich begrifflich zu decken scheint mit dem, was bei Lipps psychische Energie heilst, ist im Wachzust\u00e4nde und unter normalen Umst\u00e4nden bei allen Menschen zu allen Zeiten gleich. Die Inanspruchnahme eines gr\u00f6fseren Quantums in der einen Richtung bedingt eine Abnahme der verf\u00fcgbaren Aufmerksamkeit in anderer Richtung. Immerhin kann die Seele nach mehreren Richtungen zugleich aufmerksam sein ; doch bleibt die Gesammtsumme der Aufmerksamkeit sich gleich. Daraus ergiebt sich, dafs es unberechtigt ist, von einem Brennpunkt der","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n375\nA. zu reden, falls das Wort Punkt w\u00f6rtlich genommen ist. Die A. wendet sich vielmehr jedem vorhandenen Bewufstseinsinhalt zu. Selbst die ge-wohnheitsm\u00e4fsig ablaufenden Handlungen vollziehen sich nicht ohne sie. Es ist nur eine ungen\u00fcgende Beobachtung, wenn man glaubt und behauptet, gewohnheitsm\u00e4fsige Handlungen werden durch Zuwendung der A. beeintr\u00e4chtigt. Das gilt lediglich f\u00fcr die ersten F\u00e4lle; sp\u00e4ter stellt sich die alte Sicherheit wieder ein und bleibt selbst bei der aufmerksamsten Betrachtung. Das eigenth\u00fcmliche Gef\u00fchl, das wenigstens jedes angestrengte Aufmerken begleitet, zur Classe der Denkgef\u00fchle geh\u00f6rend, ist kein brauchbares Maafs f\u00fcr die A. selbst. Es ist viel zu sehr mitbestimmt von Stimmung, k\u00f6rperlichem Befinden u. dgl. Einen besseren Maafsstab erhofft Sp. von der Physiologie, freilich von einer fortgeschritteneren als von der heutigen. Nach einer Aufz\u00e4hlung der die A. f\u00f6rdernden und hemmenden Umst\u00e4nde, einigen Andeutungen \u00fcber die Erziehung zur A. und einem zusammenfassenden Ueberblick \u00fcber das Ganze schliefst die anregende Arbeit.\tM. Offner (M\u00fcnchen).\nR. Gaetschenberger. Grundz\u00fcge einer Psychologie des Zeichens. Diss. W\u00fcrzburg 1901. 132 S.\nDer Verf., ein Sch\u00fcler von O. K\u00fclpe, stellt sich zur Aufgabe, den Begriff des Zeichens und seine verschiedenen Arten sowie die bei seiner Anwendung in uns sich abspielenden psychischen Vorg\u00e4nge zu untersuchen. Voraus schickt er eine Feststellung der von ihm gebrauchten Begriffe Wahrnehmung, Vorstellung, Bereitstellung (unbewufste Vorstellung), Begriff und Urtheil. \u2014 I. Zuerst liefert Verf. eine Reihe sehr verschiedener Beispiele von Zeichen oder Zeichenurtheilen, welche alle darin \u00fcbereinstimmen, dafs in ihnen das Wort \u201eZeichen\u201c gewohnheitsm\u00e4fsig verwendet wird. \u2014 II. An diesen Beispielen nat\u00fcrlicher Zeichen finden sich nun zwei gemeinsame Kennzeichen. \u201eDas erste Gemeinsame ist logischei Art. Es stehen die Urtheile, welche das Dasein oder Bestehen des Zeichens behaupten, zu den Urtheilen, welche das Dasein oder Bestehen des Be-zeichneten behaupten, im Verh\u00e4ltnifs der Pr\u00e4misse zur Conclusion, deren zweite Pr\u00e4misse eine Wahrscheinlichkeits- oder Noth Wendigkeitsbeziehung ausdr\u00fcckt\u201c. (S. 45.) Verf. giebt danach als logische Definition des Zeichens: Z. ist der \u201eGegenstand der Pr\u00e4misse eines enthymematischen Schlusses, dessen verschwiegene, zweite Pr\u00e4misse eine Wahrscheinlichkeitsoder Nothwendigkeitsbeziehung zwischen dem Gegenstand der ersten Pr\u00e4misse und dem Gegenstand der Conclusion ausdr\u00fcckt\u201c: (S. 45.) \u201eDas zweite Gemeinsame besteht darin, dafs das Dasein oder Bestehen des Zeichens Erkenntnifsgrund f\u00fcr das Dasein oder Bestehen des Bezeichneten ist\u201c. (S. 50.) \u2014 III. Einen Einblick in das Wesen des Zeichens giebt aber erst die psychologische Definition. Zun\u00e4chst ist, was die physikalischen und geometrischen Zeichen (z. B. der nahe Blitz ein Zeichen f\u00fcr baldigen Donner und gleiche Seiten in einem Dreiecke Zeichen f\u00fcr gleiche Winkel) betrifft, die Function des Wissens vom Zeichen, was die psychologischen (z. B. ein Erinnerungsbild, Zeichen f\u00fcr die entsprechende Wahrnehmung) betrifft, die Function des Bewufstseinsinhaltes als Zeichen fest-","page":375}],"identifier":"lit35885","issued":"1902","language":"de","pages":"374-375","startpages":"374","title":"G. Spiller: The Dynamics of Attention. Mind. N. S. 10 (40), 498-524. 1901","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:12:16.142644+00:00"}