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{"created":"2022-01-31T16:47:11.515081+00:00","id":"lit35897","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kreibig, J. Cl.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 449-450","fulltext":[{"file":"p0449.txt","language":"de","ocr_de":"449\nLiteraturbericht.\nE. L. Thorndike and R. S. Woodworth. The Influence of Improvement in One Mental Function upon the Efficiency of Other Functions. Psychological Reviei\u00fc 8 (3,4,6), 247\u2014261, 384\u2014395, 553\u2014564. 1901.\nUnter Functionen verstehen die Verf. irgend welche geistigen Processe, die man im gew\u00f6hnlichen Leben von anderen Processen unterscheidet, wie Bnchstabiren, Multipliciren, Gr\u00f6fsensch\u00e4tzung, Anstreichen von bestimmten Buchstaben auf einer Druckseite, Schnelligkeit im Handeln, Wortged\u00e4chtnifs, Schachspielen u. s. w. Die Versuche, die von den Verf. angestellt wurden, bestanden haupts\u00e4chlich in der Gr\u00f6fsensch\u00e4tzung (nach qcm) von Rechtecken. Doch wurde auch Gr\u00f6fsensch\u00e4tzung anderer Formen, ferner Gewichtssch\u00e4tzung und L\u00e4ngensch\u00e4tzung angewandt. Bez\u00fcglich der Einzelheiten mufs auf die Originalabhandlung verwiesen werden. Die Schl\u00fcsse, die den Verff. gem\u00e4fs mit Wahrscheinlichkeit aus diesen Versuchen gezogen werden k\u00f6nnen, sind die folgenden : Aufmerksamkeit, Ged\u00e4chtnifs, Beobachtungsgabe, Schnelligkeit etc. sind nicht gesonderte Functionen, die ohne R\u00fccksicht auf ihren Inhalt ge\u00fcbt werden k\u00f6nnen. Selbst wenn die Inhalte sich \u00e4hnlich sind, sind solche Functionen keine allgemeinen Realit\u00e4ten, die auf verschiedene Inhalte bezogen werden k\u00f6nnen. Verbesserung irgend einer geistigen F\u00e4higkeit durch Uebung verbessert durchaus nicht immer andere F\u00e4higkeiten, die gew\u00f6hnlich mit demselben Namen benannt werden. Dies geht nach den Verff. so weit, dafs eine Steigerung der F\u00e4higkeit, eine Fl\u00e4che von 41 oder 83 qcm abzusch\u00e4tzen keine entsprechende Steigerung der F\u00e4higkeit nach sich zu ziehen braucht, eine Fl\u00e4che von 42 oder 84 qcm abzusch\u00e4tzen. Die Beobachtung der Zusammensetzung von WT\u00f6rtern scheint eine F\u00e4higkeit ziemlich allgemeiner, nur wenig von den Inhalten abh\u00e4ngender Art zu sein. Die experimentellen Ergebnisse jedoch zeigen, dafs Uebung im Anstreichen von W\u00f6rtern, die sowohl ein s als ein e enthalten, kaum einen Einflufs hat auf die Schnelligkeit oder Genauigkeit im Anstreichen von W\u00f6rtern, die zwei andere Buchstaben enthalten.\nMax Meyer (Columbia, Missouri).\nJ. Cl. Kreibig. Die f\u00fcnf Sinne des Menschen. Ein Cyklus voiksth\u00fcmlicher Universit\u00e4ts-Vorlesungen. Mit 30 Abb. Leipzig, B. G. Teubner. 1901.\n130 S. \u201eNatur und Geisteswelt\u201c 27.\nDer Verf. behandelt nach einer kurzen allgemeinen Einf\u00fchrung die menschlichen Sinne in psychologischer Gruppirung unter strenger Fest-\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 29.\t29","page":449},{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"450\nLiteraturbericht.\nhaltung des psychophysischen Parallelismus. Bei jedem Sinnesgebiet gelangen das Organ und seine Functionsweise, dann die als Reiz wirkenden \u00e4ufseren Ursachen und zuletzt der Inhalt, die St\u00e4rke, das r\u00e4umliche und zeitliche Merkmal der Empfindungen zur Besprechung. Wenn auch das B\u00fcchlein elementare Belehrung zum n\u00e4chsten Zweck hat, geht es doch auch schwierigeren wissenschaftlichen Fragen nicht aus dem Wege. So wird beispielsweise die \u00fcbliche Confusion von physiologisch und psychologisch definirten Sinnen (z. B. Hautsinn neben Sehsinn, Muskelsinn neben Riechsinn) ins Klare gebracht, die Widerlegung der Annahme eines Schmerzempfindungssinnes versucht und hinsichtlich der Differenzirung von einfachen und Mischfarben, von Gegen- und Complement\u00e4rfarben einiges Neue beigetragen. Ueber die Contraste, Nachbilder und Sinnest\u00e4uschungen findet sich das grundlegend Wichtige mitgetheilt. (Selbstanzeige.)\nC. M. Giessler. Die Ger\u00fcche vom psychogenetischen Standpunkte aus. Vierteljahrsschrift f\u00fcr iviss. Philosophie, N. F., 1 (1), 50\u201476. 1902.\nZweck dieses Aufsatzes ist, den sehr wichtigen Beitrag der Geruchs-Empfindungen f\u00fcr die Entwickelung des psychischen Lebens bei den Thieren (vornehmlich bei den Bienen, Ameisen und Hunden), sowie auch den gew\u00f6hnlich untersch\u00e4tzten Einfluls dieses Sinnesgebietes auf die Functionen der menschlichen Psyche nachzuweisen. Bei Thieren steht, wie der Verf. ausf\u00fchrt, der Geruch in directester Beziehung zum Triebleben und damit auch zu den intensiven Bewufstseins- Functionen. Die Geruchs-Eindr\u00fccke bieten die wichtigste Basis f\u00fcr die vorstellende Th\u00e4tig-keit, die Aufmerksamkeit, die Erhaltung von Ged\u00e4chtnifsspuren und die Phantasieth\u00e4tigkeit der erw\u00e4hnten Thierclassen. Die hohe Ausbildung des Geselligkeitstriebes bei Bienen und Ameisen geht auf die Wirkung des Neststoff-Geruches, den auch die Individuen tragen, zur\u00fcck, und die merkw\u00fcrdige Beth\u00e4tigung von Liebe und Treue der Hunde gegen\u00fcber den Menschen wird erst durch die Geruchsreproduction und Association verst\u00e4ndlich. Der Jagd- und Wachinstinct ruht auf phylogenetisch erworbenen (und in der Domestication noch nicht verlorenen) Dispositionen zu bestimmten Reactionen gegen Ger\u00fcche.\nBeim Menschen ist eine Anregung und F\u00f6rderung des seelischen Functionirens durch die Ger\u00fcche nachweisbar. Namentlich die Analyse und Synthese erhalten Arbeitsstoff, das Ged\u00e4chtnifs gewinnt feste St\u00fctzen, die abstrahirende Phantasie wird in erkennbarer Weise beeinflufst. Ger\u00fcche bewirken beim Menschen erh\u00f6hte \u201ePlasticit\u00e4t\u201c der Gesichtsvorstellungen, vielleicht durch Miterregung von Tastnerven. Der Verf. berichtet auch von seinen Experimenten \u00fcber die associative Verkn\u00fcpfung von bestimmten Pflanzenger\u00fcchen mit charakteristischen Vorstellungen (vermittelt durch \u00e4hnliche Stimmungen), wobei sich herausgestellt haben soll, dafs beispielsweise Rosa, Syringa, Dianthus u. s. w. Vorstellungen des Hellen, Sonnigen, Weifslichen, Frischen, Jugendlichen, dagegen Iris Farben mittlerer Helligkeit, Vorstellungen von Romantik, m\u00e4nnlichem Ernst wachrufen. Glechoma, Chelidonium und Leontodon regt die Vorstellungen von brauner und","page":450}],"identifier":"lit35897","issued":"1902","language":"de","pages":"449-450","startpages":"449","title":"J. Cl. Kreibig: Die f\u00fcnf Sinne des Menschen. Ein Cyklus volksth\u00fcmlicher Universit\u00e4ts-Vorlesungen. Mit 30 Abb. Leipzig, B. G. Teubner. 1901. 130 S. \"Natur und Geisteswelt\" 27","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:47:11.515086+00:00"}