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C. M. Giessler: Die Gerüche vom psychgenetischen Standpunkte aus. Vierteljahrsschrift für wiss. Philosophie, N. F., 1 (1), 50-76. 1902

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{"created":"2022-01-31T16:48:47.065988+00:00","id":"lit35898","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kreibig","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 450-451","fulltext":[{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"450\nLiteraturbericht.\nhaltung des psychophysischen Parallelismus. Bei jedem Sinnesgebiet gelangen das Organ und seine Functionsweise, dann die als Reiz wirkenden \u00e4ufseren Ursachen und zuletzt der Inhalt, die St\u00e4rke, das r\u00e4umliche und zeitliche Merkmal der Empfindungen zur Besprechung. Wenn auch das B\u00fcchlein elementare Belehrung zum n\u00e4chsten Zweck hat, geht es doch auch schwierigeren wissenschaftlichen Fragen nicht aus dem Wege. So wird beispielsweise die \u00fcbliche Confusion von physiologisch und psychologisch definirten Sinnen (z. B. Hautsinn neben Sehsinn, Muskelsinn neben Riechsinn) ins Klare gebracht, die Widerlegung der Annahme eines Schmerzempfindungssinnes versucht und hinsichtlich der Differenzirung von einfachen und Mischfarben, von Gegen- und Complement\u00e4rfarben einiges Neue beigetragen. Ueber die Contraste, Nachbilder und Sinnest\u00e4uschungen findet sich das grundlegend Wichtige mitgetheilt. (Selbstanzeige.)\nC. M. Giessler. Die Ger\u00fcche vom psychogenetischen Standpunkte aus. Vierteljahrsschrift f\u00fcr iviss. Philosophie, N. F., 1 (1), 50\u201476. 1902.\nZweck dieses Aufsatzes ist, den sehr wichtigen Beitrag der Geruchs-Empfindungen f\u00fcr die Entwickelung des psychischen Lebens bei den Thieren (vornehmlich bei den Bienen, Ameisen und Hunden), sowie auch den gew\u00f6hnlich untersch\u00e4tzten Einfluls dieses Sinnesgebietes auf die Functionen der menschlichen Psyche nachzuweisen. Bei Thieren steht, wie der Verf. ausf\u00fchrt, der Geruch in directester Beziehung zum Triebleben und damit auch zu den intensiven Bewufstseins- Functionen. Die Geruchs-Eindr\u00fccke bieten die wichtigste Basis f\u00fcr die vorstellende Th\u00e4tig-keit, die Aufmerksamkeit, die Erhaltung von Ged\u00e4chtnifsspuren und die Phantasieth\u00e4tigkeit der erw\u00e4hnten Thierclassen. Die hohe Ausbildung des Geselligkeitstriebes bei Bienen und Ameisen geht auf die Wirkung des Neststoff-Geruches, den auch die Individuen tragen, zur\u00fcck, und die merkw\u00fcrdige Beth\u00e4tigung von Liebe und Treue der Hunde gegen\u00fcber den Menschen wird erst durch die Geruchsreproduction und Association verst\u00e4ndlich. Der Jagd- und Wachinstinct ruht auf phylogenetisch erworbenen (und in der Domestication noch nicht verlorenen) Dispositionen zu bestimmten Reactionen gegen Ger\u00fcche.\nBeim Menschen ist eine Anregung und F\u00f6rderung des seelischen Functionirens durch die Ger\u00fcche nachweisbar. Namentlich die Analyse und Synthese erhalten Arbeitsstoff, das Ged\u00e4chtnifs gewinnt feste St\u00fctzen, die abstrahirende Phantasie wird in erkennbarer Weise beeinflufst. Ger\u00fcche bewirken beim Menschen erh\u00f6hte \u201ePlasticit\u00e4t\u201c der Gesichtsvorstellungen, vielleicht durch Miterregung von Tastnerven. Der Verf. berichtet auch von seinen Experimenten \u00fcber die associative Verkn\u00fcpfung von bestimmten Pflanzenger\u00fcchen mit charakteristischen Vorstellungen (vermittelt durch \u00e4hnliche Stimmungen), wobei sich herausgestellt haben soll, dafs beispielsweise Rosa, Syringa, Dianthus u. s. w. Vorstellungen des Hellen, Sonnigen, Weifslichen, Frischen, Jugendlichen, dagegen Iris Farben mittlerer Helligkeit, Vorstellungen von Romantik, m\u00e4nnlichem Ernst wachrufen. Glechoma, Chelidonium und Leontodon regt die Vorstellungen von brauner und","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t,\n451\nschwarzer Farbe, von alten, kunstlosen, trockenen, h\u00e4fslichen, \u201eunnoblen\u201c Dingen an.\nEin zweites Experiment zeigte nach der Meinung des Verf., dafs je nach dem dargebotenen Geruch andere Merkmale eines fixirten Federk\u00e4stchens, alten Buches und Tintenwischers in der Phantasie hervortreten.\nDen Schlufs der Abhandlung bilden Er\u00f6rterungen \u00fcber Ger\u00fcche mit \u00e4sthetisirender (Rosa, Viola, Syringa), ethisirender (Galanthus, Lilium, Hyacynthus) und logisirender (Tabak, Kaffee, Ozon) Wirkung.\nWir finden den Artikel gewifs sehr lesenswerth, k\u00f6nnen aber hinsichtlich der menschlichen Psychogenese lebhafte Bedenken gegen die Eiligkeit und Umf\u00e4nglichkeit der aus wenigen zuf\u00e4lligen Erfahrungen und Experimenten gezogenen allgemeinen Schl\u00fcsse nicht unterdr\u00fccken. Die Bemerkung \u00fcber \u00e4sthetisirende, ethisirende und logisirende Ger\u00fcche klingen, wenn man vom rein Physiologischen absieht, nicht selten wie Mystificationen. Wieso z. B. das liebensw\u00fcrdige Schneegl\u00f6ckchen durch seinen Geruch \u201edie Gef\u00fchle der W\u00fcrde und des Edelmuthes\u201c belebt, \u201edie Beziehung auf den Charakter\u201c beim Menschlichen hervortreten macht (S. 74) u. s. w., das weifs nur der Verf. allein.\tKbeibig (Wien).\nE. B. PoTwm. Study of Early Memories. Psychol. Review 8 (6), 596\u2014601.\n1901.\nDies ist eine Sammlung von Erinnerungen aus dem fr\u00fchen Kindesalter von 100 Studenten, 75 weiblichen und 25 m\u00e4nnlichen Geschlechts. 73% der weiblichen Studenten hatten Erinnerungen einmaliger Ereignisse, im Vergleich mit 28% der m\u00e4nnlichen Studenten; wiederholte Ereignisse fanden sich bei 23% weiblichen und 24% m\u00e4nnlichen Geschlechts; Erinnerungen von Ereignissen, die wie der erste Schulgang durch die Wiederholung wahrscheinlich besser eingepr\u00e4gt wurden, fanden sich bei l\u00b0/0 weiblichen und 44% m\u00e4nnlichen Geschlechts. Dies stimmt mit anderen Untersuchungen dieser Art \u00fcberein, indem Personen m\u00e4nnlichen Geschlechts wiederholte Ereignisse besser zu behalten scheinen, Personen weiblichen Geschlechts besser einmalige Ereignisse. Nur 32% der Erinnerungen waren solche von Ereignissen aufsergew\u00f6hnlicher Natur. Freilich l\u00e4fst es sich schwer entscheiden, was auf ein Kind einen aufser-gew\u00f6hnlichen Eindruck machen mufs und was nicht. Die meisten Erinnerungen sind solche von Vorg\u00e4ngen, bei denen das Kind selber handelnd betheiligt war. Das durchschnittliche Alter f\u00fcr die fr\u00fcheste Erinnerung ist 4,4 Jahre beim m\u00e4nnlichen, 3 Jahre beim weiblichen Geschlecht.\nMax Meyer (Columbia, Missouri).\nJ. v. d. Heyden - Zielewicz. Der intellectuelle Ordnungssinn und seine er-\nkenntnifspsychologisclie Bedeutung. Arch, f\u00fcr system. Philosophie, 8 (1),\n103\u2014119. 1902.\nDer Verf. weist auf das Vorhandensein eines intellectuellen Ordnungssinnes hin, dessen Wirksamkeit von der allt\u00e4glichen Hauswirthschaft bis zu den h\u00f6chsten metaphysischen Speculationszielen reicht. Dem Ordnungssinn ist einerseits eine \u201eholistische\u201c, andererseits eine \u201eoligistische\u201c\n29*","page":451}],"identifier":"lit35898","issued":"1902","language":"de","pages":"450-451","startpages":"450","title":"C. M. Giessler: Die Ger\u00fcche vom psychgenetischen Standpunkte aus. Vierteljahrsschrift f\u00fcr wiss. Philosophie, N. F., 1 (1), 50-76. 1902","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:48:47.065993+00:00"}

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