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Purkinjesches Phänomen und Eigenhelligkeit

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{"created":"2022-01-31T15:16:47.299568+00:00","id":"lit35912","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Hillebrand, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 51: 46-95","fulltext":[{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nPurkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\nVon\nProf. Dr. Franz Hillebrand (Innsbruck).\nIn zwei Abhandlungen, die k\u00fcrzlich in den Sitzungsberichten, der Wiener Akademie erschienen sind, hat sich F. Exner mit einigen, der physiologischen Optik angeh\u00f6rigen Tatsachen besch\u00e4ftigt, die teils unter dem Namen des PurkinjEschen Ph\u00e4nomens bekannt sind, teils mit diesem in engem Zusammenh\u00e4nge stehen.1 Zu den letzteren rechne ich vor allem diejenigen Erscheinungen, die mich seinerzeit zur Einf\u00fchrung des Begriffes der spezifischen Helligkeit veranlafst haben und die mir die M\u00f6glichkeit zu bieten schienen, \u00fcber einen, unmittelbar gar nicht beobachtbaren Grenzfall, n\u00e4mlich den der absolut ges\u00e4ttigten Farbenempfindungen, bestimmte Aussagen zu machen und eine von Hering bisher blofs als Vermutung ausgesprochene Ansicht exakt zu beweisen. Es handelte sich darum, aus den tats\u00e4chlichen, niemals-in absoluter S\u00e4ttigung gegebenen Farbenempfindungen gewisse Schl\u00fcsse auf die Helligkeiten der absolut ges\u00e4ttigten Farbenempfindungen zu machen \u2014 eben jene Helligkeiten, die ich als \u201espezifische , d. h. mit den als rein gedachten Empfindungen unver\u00e4nderlich mitgegebene, bezeichnet habe. Was sich hier f\u00fcr die spezifischen Helligkeiten ergeben hatte, hat dann auch den\nSchl\u00fcssel zur Erkl\u00e4rung des PuRKiNJEschen Ph\u00e4nomens geliefert_\nvorausgesetzt allerdings, dafs man die Entstehungsbedingungen des letzteren viel genauer studiert als dies bisher geschehen war. Unter dieser Voraussetzung stellt sich das PuRKiNJEsche Ph\u00e4nomen\nF. Exner, \u201eEinige Versuche und Bemerkungen zur Farbenlehre.\u201c Wiener Sitzungsberichte Mathem.-naturw. Klasse Bd. 127 Heft 9. (1918) und \u201eZur Kenntnis des Purkinjeschen Ph\u00e4nomens\u201c, ebenda Bd. 128 Heft 1 (1919). Ich zitiere im folgenden mit: Exner, I bzw. II.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n47\nals ein spezieller Fall dar, in welchem die spezifische Helligkeit besonders deutlich zum Ausdruck kommt \u2014 wie das sp\u00e4ter auseinandergesetzt werden soll. Beide Tatsachen h\u00e4ngen also jedenfalls aufs Engste zusammen ; und wenn sich auch das PuRKiNjEsche Ph\u00e4nomen nicht als der einzige Beweis f\u00fcr die Existenz der spezifischen Helligkeit ansehen l\u00e4fst, so ist es doch eine Tatsache, aus der allein schon die letztere erschlossen werden k\u00f6nnte.\nF. Exner hat nun in der ersten der beiden obengenannten Abhandlungen zu erweisen gesucht, dafs es das, was ich spezifische Helligkeit nannte, gar nicht gebe \u2014 womit nat\u00fcrlich jener Zur\u00fcckf\u00fchrung des PuRKiNJEschen Ph\u00e4nomens auf die spezifische Helligkeit die Grandlage entzogen w\u00e4re. Die Beweisf\u00fchrung Exners scheint mir von Grund aus verfehlt und mufste dies wohl sein, weil er die These, gegen die sie sich richten sollte, g\u00e4nzlich mifsverstanden hat. Was aber das PurkinJEsche Ph\u00e4nomen selbst betrifft, so ist die Vorstellung, die Exner von ihm hat, eine so d\u00fcrftige und entspricht dem heutigen Stande unserer Kenntnisse so wenig, dafs ein richtiges Verst\u00e4ndnis der Beziehungen, die zwischen ihm und der spezifischen Helligkeit bestehen, schon aus diesem Grunde nicht zu erwarten war.\nDie Richtigstellung, die die folgenden Ausf\u00fchrungen bezwecken, kann sich aber nicht auf die beiden angegebenen Punkte beschr\u00e4nken. Bei dem noch immer bestehenden Gegensatz in der Theorie des Farbensehens, der durch die Namen Helmholtz und Hering repr\u00e4sentiert wird, ist es begreiflich, dafs jede Spezialfrage dieses Gebietes auch auf ihr Verh\u00e4ltnis zu jenen beiden Theorien gepr\u00fcft wird. Auch Exner hat auf dieses Verh\u00e4ltnis wiederholt Bezug genommen. Aber es handelt sich ihm sichtlich weniger um die Dreifaser- bzw. die Gegenfarbentheorie als um gewisse methodische Leitgedanken, die er in der Gestalt, in welcher e r sie bei Hering gegeben sieht, ganz und gar ablehnen zu m\u00fcssen glaubt. Der Gegensatz geht hier nat\u00fcrlich, weil er die Methode betrifft, ungleich mehr in die Tiefe als dies bei den Hypothesen \u00fcber die physiologischen Vorg\u00e4nge im Sehorgan der Fall ist. Allein die Art, wie ihn Exner darstellt, mufs im Leser ein durchaus falsches Bild von den methodischen Grunds\u00e4tzen Herings erzeugen; sie mufs den Eindruck hervorrufen, dafs die letzteren einen bedauerlichen R\u00fcckschritt auf der Bahn exakter naturwissenschaftlicher Forschung bedeuten. Es ist kein Zweifel, dafs dies auch der Fall sein w\u00fcrde, wenn das Bild, das Exner.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nFranz Hillebrand.\nentwirft, nicht ein Zerrbild w\u00e4re. Hier die n\u00f6tige Richtigstellung vorzunehmen scheint mir. \u2014 abgesehen von den Pflichten der historischen Gewissenhaftigkeit \u2014 auch im Interesse einer sachlichen Kl\u00e4rung zu liegen. Ich schicke aus diesem Grunde einige die allgemeine Methodik der Sinnesphysiologie bez\u00fcgliche Bemerkungen voraus, ehe ich mich dem Purkinjeschen Ph\u00e4nomen und der spezifischen Helligkeit zuwende.\nDie folgenden Er\u00f6rterungen gehen in beiden Hinsichten \u00fcber den Rahmen einer blofsen Gegenkritik ziemlich weit hinaus und wenden sich darum auch an diejenigen, die der polemischen Veranlassung kein Interesse entgegenbringen.\nI.\nIn Exiseks Kritik der Hebin g s ch en Methode spielen die Ausdr\u00fccke \u201ePh\u00e4nomenologie\u201c, \u201eph\u00e4nomenologischer Standpunkt\u201c u.\ngelegentlich auch in abf\u00e4lligen Wendungen (\u201eph\u00e4nomenologisches Chaos\u201c) eine Hauptrolle. Gewifs kann man nun bei Heeing von einer ph\u00e4nomenologischen Richtung der Sinnesphysiologie sprechen \u2014 aber in einem Sinne, der mit Exnees Darstellung nichts gemein hat. Die \u201ePh\u00e4nomenologie\u201c Heeings besteht darin, dals er die Analyse der Empfindungen von der ihrer \u00e4ufseren Ursachen aufs Sch\u00e4rfste trennt und daher eine Einmischung von Merkmalen, die der Beschreibung des einen Gebietes angeh\u00f6ren, in die des anderen nicht duldet, und zwar weder in der einen noch in der andern Richtung. Es handelt sich also um die selbstverst\u00e4ndliche Forderung, dafs man nur mittels solcher Merkmale beschreiben darf, die dem zu beschreibenden Gegenst\u00e4nde selbst angeh\u00f6ren, mit anderen Worten, dafs die Beschreibung eines Vorganges nicht darin besteht, dafs man einen anderen Vorgang beschreibt.1 Das gilt vom Bewufstseins-Vorgang genau so wie vom physikalischen Vorgang. Selbst wenn die Zuordnung der Merkmale des einen und anderen Vorganges eine wechselseitig eindeutige w\u00e4re (was bekanntlich gar nicht\nWenn, wie Exner sagt, das \u201eZiel der Forschung\u201c in der Genesis der Empfindungen, d. h. in der Herstellung einer Relation \u201ezwischen objektiven und subjektiven Vorg\u00e4ngen\u201c liegt, so ist das kein Einwand. Ein unerl\u00e4\u00dfliches Mittel, dieses Ziel zu erreichen, ist die richtige Beschreibung, also \u00eee nalyse beider Vorg\u00e4nge, des objektiven und des subjektiven. Man beschreibt einen Vorgang aber nicht durch Merkmale, die einem andern","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n49\n-der Fall ist), so w\u00fcrde die Tatsache, dafs eine solche Zuordnung besteht, doch erst erkennbar sein, nachdem man jeden der beiden Vorg\u00e4nge f\u00fcr sich analysiert und jede Variable des einen auf ihre kausale Beziehung zu jeder Variablen des anderen gepr\u00fcft hat. Einen besonderen \u201eStandpunkt\u201c oder eine besondere \u201eMethode\u201c vermag ich in derlei Selbstverst\u00e4ndlichkeiten nicht zu sehen.\nWenn aus diesem klaren und unzweideutigen Verfahren ein \u201eph\u00e4nomenologisches Chaos\u201c wird, so ist das ganz ausschliefslich auf Exners Rechnung zu setzen. Wie sich aus seiner Kritik unzweifelhaft ergibt, meint n\u00e4mlich Exner, es geh\u00f6re zur \u201eph\u00e4nomenologischen Methode\u201c, dafs man die Empfindungen mit den objektiven Vorg\u00e4ngen verwechselt und daher Alles, was von den ersteren gilt, auch von den letzteren aussagt, mit anderen Worten, dafs man den Fehler, den Hering so nachdr\u00fccklich bek\u00e4mpft hat, nunmehr in umgekehrter Richtung begeht. In der physikalischen W\u00e4rmelehre w\u00fcrde, wie Exner meint, wieder der qualitative Gegensatz zwischen Warm und Kalt auftauchen, ja wir m\u00fcfsten neuerdings auf die Lehre vom W\u00e4rme- und K\u00e4ltestoff zur\u00fcckgreifen. Man brauche nur an das Ptolem\u00e4ische Sonnensystem zu denken, um zu erkennen, dafs die ph\u00e4nomenologische Methode in der Naturwissenschaft bisher stets versagt und nur Verwirrung erzeugt habe.\nIch weifs nicht, aus welchen tr\u00fcben Quellen Exner seine Kenntnis dieser Art von Ph\u00e4nomenologie bezogen hat \u2014 aus den Schriften Herings sicher nicht. Man wird in den letzteren nicht einen einzigen Satz finden, der dazu berechtigte, dem Autor derlei einf\u00e4ltige Verwechslungen zuzuschreiben. Wer es ablehnt, in die Beschreibung der Empfindungen Merkmale hineinzutragen, die der Welt der \u00e4ufseren Vorg\u00e4nge angeh\u00f6ren, lehnt es aus dem gleichen Grunde ab in die letztere Merkmale der Empfindungen einzuf\u00fchren. Die zweite Verwechslung liegt so wenig in der \u201eph\u00e4nomenologischen Methode\u201c wie die erste. Sie hat sich nicht gegen einen Vorwurf zu verteidigen, dessen Grundlage eine Entstellung ist.1\n1 Hier ein Beispiel f\u00fcr viele. Weil die Empfindungen Warm\u2014Kalt den Empfindungen Weifs\u2014Schwarz analog seien (was. beil\u00e4ufig gesagt, nicht einmal wahr ist!), so m\u00fcfste man den ersteren, ebenso wie es bei den letzteren geschieht, zwei verschiedene \u201eobjektive\u201c Vorg\u00e4nge (Assimilation Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 51.\t4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nFranz Hillebrand.\nDie Parallelisierung Helmholtz-Heeing und Newton-Goethe ist eine schiefe Darstellung, von der man allerdings nicht klar erkennt, wie sie sich auf die 4 Glieder verteilt. Der rein physikalische Teil des Kampfes, den Goethe gef\u00fchrt hat (vor allem sein Versuch, die Lehre Newtons von der zusammengesetzten Natur des weifsen Lichtes zu widerlegen), kommt hier \u00fcberhaupt nicht in Betracht. Die zahllosen Konfusionen im positiven Teil seiner Farbenlehre aber beruhen allerdings auf der fortgesetzten Verwechslung von Tatsachen der Empfindung mit physikalischen Vorg\u00e4ngen, also auf jener Zutat, mit der Exneh auf eigene Faust die Ansichten Heeings verunreinigt, um sie dann blofszustellen.* 1'\nII.\nDafs die Begriffe: Farbenton, Helligkeit, S\u00e4ttigung unseren Empfindungen entnommen sind, unterliegt keinem Zweifel: wir w\u00fcrden sie nicht besitzen und auch die obigen Ausdr\u00fccke nicht gebrauchen, wenn unsere Empfindungen nicht die Eigenschaften h\u00e4tten, die wir mit Pot, Gr\u00fcn, Blau usw. mit Dunkel, Hell, mit Farbenkr\u00e4ftig, Stumpf usw. benennen.*\nund Dissimilatien) zugrunde legen \u201eund wieder auf den W\u00e4rme- und K\u00e4ltestoff zur\u00fcckgreifen\u201c. Hier liegt die Konfusion in dem Worte \u201eobjektiv\u201c, das auf den (hypothetischen) physiologischen, aber auch auf den \u00e4ufseren, physikalischen Vorgang angewendet werden kann. Aus dem qualitativen Gegensatz der physiologischen Prozesse folgt nat\u00fcrlich gar nichts f\u00fcr die physikalischen. Dafs es f\u00fcr das Studium der Temperaturempfindungen' vorteilhafter ist, \u201ewir legen den objektiven Vorg\u00e4ngen, welche siebedingen, die richtige Anschauung zugrunde als die falsche\u201c (Exner I, 5), geh\u00f6rt auch zu den verschwommenen Gedanken. F\u00fcr die Beschreibung ist es gleichg\u00fcltig, welche genetischen Anschauungen wir zugrunde legen. F\u00fcr die Frage der Entstehung (die die Ph\u00e4nomenologie aber nichts angeht) ist eine richtige Anschauung \u00fcber die Katur der Ursachen allerdings vorteilhafter als eine falsche!\n1 Dem wegwerfenden Urteil Exners mag hier das eines Fachmannes gegen\u00fcbergestellt werden: \u201eWenn irgend etwas als durch Herings Bem\u00fchungen vollst\u00e4ndig und definitiv gefestigt gelten mufs, so ist es die Forderung des psychologischen, oder besser gesagt, ph\u00e4nomenologischen Ausgangspunktes in der Farbentheorie. Die siegreiche Klarheit seiner Ausf\u00fchrungen \u00fcber die sch\u00e4dliche Hereinmengung physikalischer Gesichtspunkte in die Beschreibung der Sinneserscheinungen bleibt vorbildlich f\u00fcr alle Zeit \u2018 (Stumpe, Die Attribute der Gesichtsempfindungen, Abhdl. d. preufs. Akad. d. Wissensch. Jahrg. 1917. Phil.-Hist. Klasse Kr. 8 S. 7).\nAuch Helmholtz ist dieser, \u00fcbrigens selbstverst\u00e4ndlichen, Ansicht,, wenn ei (Ihys. Opt. 2. Aufl. S. 321) sagt, dafs wir \u201ein der Empfindung uncfe","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Eui kinjesches .Ph\u00e4nomen und Eigenhelligheit.\n51\nW\u00fcrden diesen drei Variablen der Empfindung drei Variable des objektiven Lichtes eindeutig zugeordnet sein, so k\u00f6nnte man eine Farbenempfindung mittelbar auch durch die Gr\u00f6fsen der drei Variablen des Lichtes charakterisieren. Identifiziert d\u00fcrften die einen mit den anderen nat\u00fcrlich auch dann nicht werden.* 1 Man m\u00fcfste auf jedem der beiden Gebiete die Zerlegung in die ihm eigenen Variablen schon vollzogen haben, um hierauf die eindeutige Zuordnung herzustellen. Besteht diese eindeutige Zuordnung aber nicht \u2014 und tats\u00e4chlich verh\u00e4lt es sich so \u2014 so \u00e4ndert das an der Beschreibung der Farben mittels der drei Merkmale. Farbenton, Helligkeit, S\u00e4ttigung nicht das Geringste\u2018 es bewirkt nur, dafs wir die Beschreibung selbst nicht mehr durch jene mittelbare physikalische ersetzen k\u00f6nnen.2\nHelmholtz hat bekanntlich an der eindeutigen Zuordnung der drei Variablen der Empfindung zu den drei Variablen des Lichtes festgehalten ; so hat er den Farbenton durch die Wellenl\u00e4nge, die Helligkeit durch die objektive Lichtintensit\u00e4t, die S\u00e4ttigung durch die relative Menge des beigemischten weifsen Lichtes definiert.3\nauch in der Sprache nicht mehr als dreierlei Arten von Unterschieden in dem Anssehen verschieden beleuchteter Teile des Sehfeldes\u201c unterscheiden als die drei genannten.\n1\tDen fortw\u00e4hrenden Verwechslungen zwischen Empfindungen und physikalischen Vorg\u00e4ngen, wie sie auch bei Exner wieder reichlich auf-treten, soll im folgenden terminologisch dadurch vorgebeugt werden, dafs f\u00fcr die ersteren der Ausdruck Farbe, f\u00fcr die letzteren der Ausdruck Licht gebraucht wird.\n2\tWenn sich also z. B. bei gegebenem Farbenton die Helligkeit nicht als eindeutige Funktion der Lichtst\u00e4rke heraussteilen sollte \u2014 in diesem Sinne hat man ja einst das P\u00fcRKiNJEsche Ph\u00e4nomen aufgefafst \u2014- so wird damit \u201eder Begriff der Helligkeit\u201c keineswegs ein \u201eschwankender\u201c, wie Exner glaubt (II. 1.). Und wenn er meint, \u201eeiner bestimmten Farbe, etwa einem Pigmente\u201c k\u00e4me dann keine angebbare Helligkeit mehr zu, so sieht man nur, dafs er Licht und Farbe konfundiert. Was er sagt, gilt vom Licht, nicht von der Empfindung, auf die es beim \u201eBegriff der Helligkeit\u201c allein ankommt.\n3\tVon einem konsequenten Festhalten an dieser Zuordnung ist allerdings auch bei Helmholtz nicht die Rede. Wenn er den Spektralfarben verschiedene \u201ef\u00e4rbende Kraft\u201c und daher (allerdings \u201egleichsam\u201c) verschiedenen S\u00e4ttigungsgrad zuschreibt (Pbys. Opt. S. 319), wenn er zugibt, dafs die Spektralfarben im unerm\u00fcdeten Auge noch nicht die ges\u00e4ttigtesten Farbenempfindungen hervorrufen (S. 520), wenn er schliefslich \u00fcber die \u00c4nderungen des Farbentones berichtet, die durch die blofse \u00c4nderung der\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nFranz Hillebrand.\nOb diese Zuordnung besteht oder nicht, kann, wie oben bemerkt, nur dadurch entschieden werden, dafs man einerseits die Empfindungen f\u00fcr sich, andererseits die objektiven Lichtvorg\u00e4nge f\u00fcr sich beschreibt und hierauf untersucht, ob jeder \u00c4nderung einer Variablen des einen Gebietes nur die \u00c4nderung einer Variablen des anderen entspricht. Von vornherein d\u00fcrfen weder die Variablen der Empfindung durch solche des Lichtes definiert werden noch darf man den umgekehrten Weg gehen.\nEs ist also zun\u00e4chst eine reine, von allen Konfusionen mit den physikalischen Ursachen freie Beschreibung der Empfindungen zu vollziehen.\nDafs diese mittels der Merkmale: Farbenton, Helligkeit, S\u00e4ttigung m\u00f6glich ist, wird von niemandem bestritten. Trotzdem hat Hering schon an dieser herk\u00f6mmlichen, rein ph\u00e4nomenologischen Darstellung gewisse Modifikationen vorgenommen, auf die ich etwas n\u00e4her eingehen mufs, weil auch hier die Angaben Exners ein falsches Bild liefern. *\nDas betrifft vor allem den Begriff der Helligkeit. Beschr\u00e4nken wir uns vorl\u00e4ufig einmal auf die Weifs-Schwarzreihe, so hat Hering betont, dafs es sich hier um eine Qualit\u00e4tenreihe handle, nicht blofs um eine quantitative Abstufung einer\nund derselben Qualit\u00e4t \\ wie diejenigen meinen, welche aus dem\n\u2022 \u2022\nUmstande, dafs man diese Empfindungsreihe durch \u00c4nderung der Reizintensit\u00e4t durchlaufen k\u00f6nne, ohne weiteres schliefsen, es m\u00fcsse auch der Empfindungseffekt eine blofse Intensit\u00e4tsreihe sein. Dieser Schlufs, an sich schon unberechtigt, werde auch noch dadurch hinf\u00e4llig, dass man dieselben \u00c4nderungen in der Empfindung auch bei konstanter Lichtintensit\u00e4t durch andere Mittel erzeugen k\u00f6nne (Adaptation, Simultankontrast).* 1 2 Aber\nLichtintensit\u00e4t erzeugt werden (S. 284 ff.), so sind das Zugest\u00e4ndnisse zu un-gunsten der eindeutigen Zuordnung.\n1\tVgl. z. B. Grundz. d. Lehre v. Lichtsinn in Graefe-Saemisch, Handb. d. ges. Augenheilkunde. III. Bd. XII. Kap. S. 31 und \u00f6fters. Auch Stumpf (Die Attribute der Gesichtsempfindungen, Abhandl. der Berliner Akademie Phil.-hist. Klasse 1917, S. 27) spricht sich dahin aus, \u201edafs man auch in der Graureihe Qualit\u00e4t und Helligkeit unterscheiden mufs, obgleich diese beiden Eigenschaften hier parallel laufen\u201c.\n2\tExner w\u00fcrde diese F\u00e4lle vermutlich als \u201eSinnest\u00e4uschungen\u201c von der Betrachtung ausschliefsen \u2014 so verf\u00e4hrt er ja auch (I. 6.) mit dem tiefen, nur durch Kontrast erzielbaren Schwarz. Allein mit dem blofsen","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n53\nnirgends hat Hering geleugnet, dafs die Schwarz-Weifsreihe auch eine Helligkeitsreihe und, da es bei der Helligkeit ein Mehr und Weniger gibt, in diesem Sinne eine quantitativ abgestufte Reihe bilde. Dafs er von Helligkeiten, nicht von Intensit\u00e4ten spricht, geh\u00f6rt nicht hierher: die Helligkeitsreihe ist ja im selben Sinne eine quantitativ abgestufte Reihe, wie man dies von einer Intensit\u00e4tsreihe sagen kann. Aus der Alternative Herings \u201eBlofs quantitativ oder zugleich auch qualitativ\u201c wird unter der Hand Exners ein \u201eEntweder qualitativ oder quantitativ\u201c.* 1\nDie Empfindungen der W S - Reihe sind in voller Reinheit, d. h. frei von jedem \u201eStich\u201c ins Farbige herstellbar; die farbigen Empfindungen im engeren Sinne (Rot, Gr\u00fcn usw.) nicht, da sie nie in einem S\u00e4ttigungsgrade auftreten, von dem wir mit Bestimmtheit sagen k\u00f6nnen, dafs er keiner weiteren Steigerung f\u00e4hig sei. Eben dieser Umstand macht, dafs wir von der Reihe der absolut ges\u00e4ttigten Farben nicht unmittelbar (wie bei der W S-Reihe) entscheiden k\u00f6nnen, ob sie eine qualitative Reihe mit konstanter Helligkeit ist oder ob auch die Helligkeit variiert und wie sie variiert. Darum mufs die Untersuchung hier einen indirekten und etwas umst\u00e4ndlicheren Weg gehen. F\u00fchrt er zu dem Ergebnis nicht-konstanter Helligkeit, so haben wir es auch bei dieser\nWorte \u201eSinnest\u00e4uschungen\u201c sind diese Erscheinungen nicht abzutun. Es liegen, wie wir heute mit Sicherheit sagen k\u00f6nnen, in den F\u00e4llen des (sukzessiven wie simultanen) Kontrastes wirkliche \u00c4nderungen der Empfindung vor, nicht etwa blofse Verschiebungen des Urteils. .Dafs sie nicht durch physikalische, sondern durch physiologische Faktoren veran-lafst sind, ber\u00fchrt die Beschreibung des Ph\u00e4nomens in keiner Weise. Eine \u201eT\u00e4uschung\u201c w\u00fcrde es sein, wenn Einer ein Kontrastph\u00e4nomen als Zeichen einer objektiven \u00c4nderung des Lichtes ansehen w\u00fcrde. Aber solange man nur \u00fcber die Empfindungen selbst spricht, sagt man von diesen etwras aus. nicht von ihren \u00e4ufseren Ursachen. Es ist also mit der obigen Redensart nichts geleistet.\n1 Wenn Exner berichtet: \u201eHell und Dunkel aber sollen nicht quantitative, sondern qualitative Unterschiede sein, sie sind nicht unabh\u00e4ngig variabel, sondern gewissermafsen fest mit den Farben verbunden\u201c, so ist der erste Satz schlechtweg falsch und der zweite dient nicht zu seiner Erl\u00e4uterung. Denn eben wenn zwei Variable (Farbe und Helligkeit) vorhanden, aber nicht voneinander unabh\u00e4ngig sind, h\u00e4tte Exner daraus entnehmen k\u00f6nnen, dafs nach Herings Meinung mit der qualitativen Variabilit\u00e4t noch eine andere parallel geht.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nFranz Hillebrand.\nReihe mit einer qualitativen und zugleich mit einer quantitativen (n\u00e4mlich einer Helligkeits ) Reihe zu tun.1\nI\nWas an der Beschreibung der Farbenempfindungen mittels der drei Merkmale: Farbenton, Helligkeit, S\u00e4ttigung zu bem\u00e4ngeln ist, besteht, wie sp\u00e4ter noch genauer zu er\u00f6rtern sein wird, nicht darin, dafs man eine Empfindung etwa mittels dieser Merkmale nicht ersch\u00f6pfend beschreiben k\u00f6nne, sondern darin, dafs diese Merkmale nicht unabh\u00e4ngig variabel sind. Wenn man z. B. eine Farbe durch irgendwelche Mittel heller macht, so \u00e4ndert sich immer auch ihr S\u00e4ttigungsgrad, vielfach auch ihr Farbenton. Doch lassen sich die genaueren Verh\u00e4ltnisse (vor allem die Frage, welche Merkmale die relativ abh\u00e4ngigeren sind) erst im Zusammenhang mit dem S\u00e4ttigungsbegriff er\u00f6rtern \u2014 wovon sp\u00e4ter. '\nHier sei nur noch auf Herings Bek\u00e4mpfung des Intensit\u00e4tsbegriffes im Gebiete der I arbenempfindungen und auf Exners Gegenbemerkungen kurz hingewiesen. Was die erstere betrifft, so ist ja der leitende Gedanke bekannt: f\u00fcr die abnehmende Intensit\u00e4t ist der Grenzfall das Verschwinden des ganzen Ph\u00e4nomens, dem diese Intensit\u00e4t zukommt \u2014 wenn die Intensit\u00e4t einer Ton- oder einer Druckempfindung Null wird, ist weder eine Ton- noch eine Druckempfindung mehr da; bei den Farbenempfindungen f\u00fchrt aber die Abnahme derjenigen Variablen, die hier allein in F rage kommen kann (der Helligkeit n\u00e4mlich) nicht zum Verschwinden der ganzen Empfindung, sondern zur Empfindung Schwarz, die ebenso eine Empfindung ist wie Rot oder Blau. Es geht also diesen Variablen die charakteristische Eigenschaft ab, die \u00fcberall zu finden ist, wo wir sonst von \u201eIntensit\u00e4t\u201c\n1 Wenn Exner meint, die Frage \u201eQualitativ oder quantitativ\u201c mit dem Hinweis entscheiden zu k\u00f6nnen, dafs man von zwei Empfindungen der W S-Reihe die hellere durch blofse Herabsetzung der Lichtst\u00e4rke (z. B. mittels Nicols) in die andere \u00fcberf\u00fchren k\u00f6nne, in der rot-gelben Reihe aber nicht (Exner I. 3.), so ist erstens jene Alternative falsch gestellt (s. oben) und zweitens w\u00fcrde das Argument nur etwas beweisen, wenn vorher schon festst\u00fcnde, dafs Lichtintensit\u00e4t und Helligkeit der Empfindung einander eindeutig zugeordnet sind. Aber eben dies w\u00e4re zu beweisen! Es liegt also eine petitio prineipii vor. \u2014 Wenn Exner den Ph\u00e4nomenologen vorwirft, sie glaubten \u201eden Intensit\u00e4tsbegriff entbehren zu k\u00f6nnen , so erledigt sich ein derart verschwommener Vorwurf von selbst. Weder f\u00fcr die objektiven Lichter noch f\u00fcr die physiologischen Erregungen wird die Intensit\u00e4t geleugnet und auch von der Helligkeit wird nicht geleugnet, dafs sie etwas Quantitatives sei","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit\n55\nsprechen. Was antwortet nun Exner? \u201eDagegen ist zu bemerken, clafs die Empfindung von W\u00e4rme auch nicht in nichts \u00fcbergeht, sondern bei sinkender Temperatur in die Empfindung der K\u00e4lte, wir aber trotzdem gut getan haben, den qualitativen Unterschied zwischen beiden fallen zu lassen\u201c (I, 5). Nun geht aber die bei sinkender Temperatur abnehmende W\u00e4rmeempfindung bekanntlich nur in K\u00e4lteempfindung \u00fcber, nachdem sie einen (wenn auch nur momentanen) Zustand von Empfindungslosigkeit passiert hat, was beim \u00dcbergang vom hellsten Weifs zum tiefsten Schwarz eben nirgends geschieht. Wer das Verschwinden eines Ph\u00e4nomens bei fortgesetzter Abnahme der Intensit\u00e4t zum Kriterium daf\u00fcr macht, dafs man diese abnehmende Variable eben als Intensit\u00e4t ansprechen darf, bestreitet ja nicht, dafs man nach Erreichung des Nullpunktes der Empfindungsreihe eine neue Empfindungsreihe entstehen lassen kann, die eben vom erreichten Nullpunkt wieder anw\u00e4chst; aber das Wesentliche ist, dafs dieser Nullpunkt eben passiert werden mufs. Nebenbei gesagt, ist es ja gar nicht n\u00f6tig eine neue Intensit\u00e4tsreihe (hier also die der K\u00e4lteempfindungen) \u00fcberhaupt entstehen zu lassen; man kann beim Nullpunkt der W\u00e4rmereihe stehen bleiben, wie das z. B. geschieht, wenn sich eine Hautstelle an einen konstanten W\u00e4rmereiz allm\u00e4hlich vollst\u00e4ndig adaptiert. Der Nachsatz, wir h\u00e4tten trotzdem gut getan usw., scheint mir abermals zu beweisen, dafs dem Autor aus den Empfindungen, selbst wenn er von ihnen zu sprechen beabsichtigt, unter der Hand immer wieder die physikalischen Ursachen werden. Denn den qualitativen Unterschied zwischen W\u00e4rme- und K\u00e4lte e mp fin dun gen zu beseitigen ist bisher noch niemandem eingefallen; es h\u00e4tte auch niemand \u201egut getan\u201c ihn abzuschaffen.1\n1 Eine weitere Bemerkung, die Exner in dieser Frage macht, ist mir hinsichtlich ihrer Beweiskraft g\u00e4nzlich unverst\u00e4ndlich geblieben. Er sagt: \u201e. . . es ist ein Unterschied, ob ein der Lichtempfindung f\u00e4higes Organ jedes objektiven Reizes entbehrt oder irgendein anderes gegen Licht \u00fcberhaupt indifferentes, wie etwa ein Finger. Der Finger sieht in der Tat nichts ; das verdunkelte Auge aber k\u00f6nnte etwas sehen' und reagiert eben mit der Schwarzempfindung auf die Abwesenheit jedes Reizes\u201c (I, 6.). Daraus, dafs das Auge etwas sehen \u201ek\u00f6nnte\u201c, wenn ein Reiz da w\u00e4re, folgt f\u00fcr den Fall des Reizmangels \u00fcberhaupt nichts: es k\u00f6nnte Schwarz sehen aber ebensogut gar nichts, wie der Finger. Dafs es tats\u00e4chlich Schwarz sieht, das ist ja gerade die Eigent\u00fcmlichkeit, durch die es sich von allen anderen Sinnesorganen unterscheidet, die eben nichts empfinden, wenn","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nFranz Hillebrand.\nDie Helligkeit ist also erstens ein quantitatives Merkmal ; sie ist zweitens nicht als Intensit\u00e4t aufzufassen; und sie ist drittens keine von den \u00fcbrigen unabh\u00e4ngige Variable. Das ist die von Hering und mir mit aller w\u00fcnschenswerten Deutlichkeit vertretene Lehre.\nDafs auch die S\u00e4ttigung ein ph\u00e4nomenologisches Merkmal ist, f\u00fcr das man eine physikalische Charakteristik nur dann geben d\u00fcrfte, wenn es festst\u00fcnde, dafs sie einer bestimmten physikalischen Variablen eindeutig entspricht, ist selbstverst\u00e4ndlich. Man w\u00fcrde von S\u00e4ttigung niemals gesprochen haben, wenn man nicht durch die Empfindungen selbt veranlafst geworden w\u00e4re, zwischen den Farben im engeren Sinne (Rot, Gelb usw.) und der W S-Reihe einen Unterschied zu machen.1 Da sich zwischen einer bestimmten Farbe (z. B. Gelb) ein stetiger \u00dcbergang bis zum Weifs, aber auch ein solcher bis zu jedem beliebigen Grau (das Schwarz als Grenzfall mit inbegriffen) hersteilen l\u00e4fst, so bilden die Empfindungen, die einen bestimmten Farbenton (z. B. jenes Gelb) gemeinsam haben, ein zweidimensionales Kontinuum und sind daher auf einer Fl\u00e4che abbildbar ; und zwar ist vorl\u00e4ufig kein Grund vorhanden, der dagegen spr\u00e4che, sie auf einer Ebene abzubilden. Derselbe Umstand, der uns veranlafst, von der Empfindung Gelb zu sagen, sie \u201everliere an Farbe\u201c, wenn sie all-\nkeinerlei Reiz wirkt und auf diese Eigent\u00fcmlichkeit hat Hering sein Argument aufgebaut. Her Finger sieht allerdings nichts, aber er f\u00fchlt auch keinen Druck, wenn kein Druckreiz vorhanden ist, obwohl es sicher ist, dafs er Druckreize f\u00fchlen \u201ek\u00f6nnte\u201c ; er reagiert also bei Reizmangel gar nicht, und nicht mit einer Empfindung, die dem Schwarz im anderen Beispiel analog w\u00e4re.\nDer S\u00e4ttigungsbegriff ist weder von Hering noch von mir \u201eaus der HELMHOLTzschen Theorie \u00fcbernommen, nur entsprechend abge\u00e4ndert\u201c, wie Exner (I. 10.) meint, sondern er ist und kann nur den Ph\u00e4nomenen selbst entnommen sein \u2014 eine reine Beschreibung macht doch von keiner \u201eTheorie\u201c Gebrauch. Das Vorurteil aber, dafs den Variablen der Empfindung die Variablen des physikalischen Vorganges eindeutig entsprechen m\u00fcssen, hatte Helmholtz dazu gef\u00fchrt, nur diejenigen \u00c4nderungen der Empfindung als S\u00e4ttigungs\u00e4nderungen anzusprechen, die durch die Beimischung weifsen Lichtes erzeugt werden. Herings Beschreibung hat sich durch dieses Vorurteil nicht irref\u00fchren lassen und ist zu dem S\u00e4ttigungsbegriff zur\u00fcckgekehrt, wie ihn eben die Betrachtung der Ph\u00e4nomene verlangt \u2014 wie das ja auch Helmholtz gelegentlich getan hat (s. Fufsnote zu S. 51f.). So verh\u00e4lt sich die Sache in Wahrheit. Die richtige Beschreibung eines Ph\u00e4nomens erfolgt immer \u201eaus ph\u00e4nomenologischen Gr\u00fcnden\u201c!","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n57\nm\u00e4hlich in Weifs \u00fcbergeht, veranlafst uns eben diesen Ausdruck\n\u2022 \u2022\nzu gebrauchen, wenn der \u00dcbergang ein bestimmtes Grau oder auch das dunkelste Schwarz zur Grenze hat. Durch welche Mittel diese \u00dcberg\u00e4nge hergestellt werden, ist f\u00fcr die Beschreibung der Empfindungen, mit der wir es allein zu tun haben, ehe genetische Fragen gestellt werden, vollkommen gleichg\u00fcltig.\nDas nebenstehende Dreieck stellt die Gesamtheit der Empfindungen dar, die einen bestimmten Farbenton, z. B. ein bestimmtes Gelb gemeinsam haben.\nDabei entsprechen den Eckpunkten Grenzf\u00e4lle, die tats\u00e4chlich nicht realisiert zu sein brauchen; also dem G das absolut ges\u00e4ttigte Gelb, dem W das hellste Weifs, dem S das dunkelste Schwarz.\n(Das Gr\u00f6fsenverh\u00e4ltnis der Dreiecksseiten m\u00fcfste der Anzahl der unterscheidbaren Stufen entsprechen, die sich zwischen den betreffenden Empfindungen einschalten lassen. Da es uns auf diese Frage hier nicht ankommt, wollen wir annehmen, dafs es in der Figur richtig getroffen sei.) Man denke sich von G aus zu beliebigen Punkten der gegen\u00fcberliegenden Seite WS Gerade gezogen (z. B. die Gerade GP); dann w\u00fcrde jede derartige Gerade die Empfindungen repr\u00e4sentieren, die zwischen dem absolut ges\u00e4ttigten Gelb und einem bestimmten Grau hegen; es w\u00e4ren das also Linien abnehmender (bzw. zunehmender) S\u00e4ttigung.1 Jede innerhalb des Dreiecks zu WS gezogene Parallele (z. B. MN) w\u00fcrde die Empfindungen gleicher S\u00e4ttigung darstellen.\nDafs S\u00e4ttigung und Helligkeit im allgemeinen nicht unabh\u00e4ngig voneinander variiert werden k\u00f6nnen, sieht man ohne weiteres ein: auf dem Wege von G nach W wird die Helligkeit gr\u00f6fser, auf dem von G nach S kleiner. Das eine oder das andere gilt auch f\u00fcr jede Gerade, die von G zu irgendeinem Punkt der Seite WS f\u00fchrt. Von diesen Linien abnehmender S\u00e4ttigung mufs es demnach eine, und zwar nur eine geben, auf der Empfin-\n1 Hierbei ist der Grad der S\u00e4ttigung durch den Grad der \u00c4hnlichkeit, also durch das Verh\u00e4ltnis der Abst\u00e4nde vom absolut ges\u00e4ttigten Gelb einerund von dem betreffenden Grau andererseits definiert.\nfV\nFigur 1.","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nFranz Hillebrand.\nd\u00fcngen abnehmender S\u00e4ttigung, aber konstanter Helligkeit liegen. Es sei das die Gerade GP. Es ist ebenso klar, dafs auf Linien gleicher S\u00e4ttigung (z. B. MN) Empfindungen verschiedener Helligkeit liegen.\nWeiter ist klar, dafs nicht blofs auf GP, sondern auch auf jeder zu GP parallel gezogenen Geraden (deren zwei in der Figur gezeichnet sind) Empfindungen gleicher Helligkeit, aber ab- bzw. zunehmender S\u00e4ttigung liegen werden. Unter diesen Linien konstanter Helligkeit ist GP nur dadurch ausgezeichnet, dafs sie das absolut ges\u00e4ttigte Gelb enth\u00e4lt, oder besser gesagt : enthalten w\u00fcrde, wenn diese Empfindung wirklich herstellbar w\u00e4re. Alle \u00fcbrigen Parallelen beginnen schon mit einem Gelb von geringerer S\u00e4ttigung und enden in der Seite WS mit irgendeiner Grauempfindung.\nDie Empfindungen desselben S\u00e4ttigungsgrades (Parallele zu WS) k\u00f6nnen also in verschiedenen, aber nicht in allen Helligkeitsgraden gegeben sein; und welches der Bereich der Helligkeit ist, ist durch den S\u00e4ttigungsgrad selbst bestimmt. (Zieht man z. B. eine Parallele zu ^VS in der N\u00e4he von G, so zeigt ihre geringe Gr\u00f6fse, die sie innerhalb des Dreiecks hat, den geringen Bereich der variablen Helligkeit an.)\nDie Empfindungen gleicher Helligkeit (auf einer der oben erw\u00e4hnten Parallelen zu GP gelegen) k\u00f6nnen in verschiedenen, aber durchaus nicht in allen S\u00e4ttigungsgraden gegeben sein \u2014 jenen Grenzfall abgerechnet, der durch die Gerade GP dargestellt ist.\nDiese, bei erstmaliger Betrachtung nicht ganz einfachen Verh\u00e4ltnisse sind mit einem Blick zu \u00fcberschauen, wenn man annimmt, dafs mit den Qualit\u00e4ten G, W, S unab\u00e4nderlich bestimmte Helligkeiten verbunden sind und dafs die Helligkeit jeder dem Dreieck GWS angeh\u00f6renden Empfindung durch dieselben Abst\u00e4nde von den Helligkeiten dieser drei Empfindungen bestimmt ist, durch die auch ihre qualitative \u00c4hnlichkeit mit den drei Qualit\u00e4ten G, W, S ihren Ausdruck findet. Das (quantitative) Merkmal der Helligkeit einer etwa auf der Strecke GW abgebildeten Empfindung ist dann durch das (reziproke) Verh\u00e4ltnis der Abst\u00e4nde von den Helligkeiten des G und des W ebenso gegeben wie das (qualitative) Merkmal ihrer Farbe (Weifsgelb) durch das (reziproke) Verh\u00e4ltnis ihrer Abst\u00e4nde von den Qualit\u00e4ten Weifs und Gelb gegeben ist. \u201eAbstand\u201c heifst hier soviel wie Grad der Un\u00e4hnlichkeit. Man kann von Abst\u00e4nden sprechen,","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ab\nPurkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\t59\nweil es prinzipiell m\u00f6glich ist, von einer Empfindung C zu sagen, sie sei der Empfindung A \u00e4hnlicher oder weniger \u00e4hnlich als der Empfindung B.\nSomit ist das quantitative Merkmal der Helligkeit mit der qualitativen Bestimmtheit der Empfindung mitgegeben ; w\u00fcrde man das absolut ges\u00e4ttigte Gelb, das dem Punkte G entspricht, hersteilen k\u00f6nnen, so w\u00e4re nicht nur seine Helligkeit gegeben (was selbstverst\u00e4ndlich ist), sondern in der ganzen, durch die Dreiecksfl\u00e4che dargestellten, Mannigfaltigkeit w\u00e4re mit der qualitativen Stellung jedes Elementes (Punktes) auch dessen Helligkeit\nmitgegehen und daher kann, da f\u00fcr jeden Farbenton dieselben\n\u2022 \u2022\n\u00dcberlegungen statthaben, also f\u00fcr jeden ein solches Nuancierungsdreieck besteht, die Helligkeit nicht als unabh\u00e4ngig variabel angesehen werden.\nDies und nichts anderes ist der Sinn der Lehre von der Eigenhelligkeit der Farben.1 2 Jeder Qualit\u00e4t kommt ein gewisser unver\u00e4nderlicher Helligkeitswert zu, also gewissen Qualit\u00e4ten ein f\u00fcr alle Male h\u00f6here, anderen ein f\u00fcr alle Male niedrigere Helligkeitswerte. Wenn Exner diesen Satz \u201eschwer verst\u00e4ndlich\u201c findet, weil Hering f\u00fcr niedrigere Helligkeitsgrade den Ausdruck \u201eDunkelheit\u201c gebraucht, so ist dieser Befund wiederum mir \u201eschwer verst\u00e4ndlich\u201c.\nVon einer \u201eTheorie\u201c ist hier nat\u00fcrlich keine Bede; es liegt nur eine exaktere Beschreibung der Empfindungen vor als sie bisher gegeben worden ist.\nDie Einf\u00fchrung von internen Mafsbestimmungen in das reine Empfindungsgebiet bezieht sich lediglich auf Abst\u00e4nde, wie das Hering so deutlich auseinandergesetzt hat -, dafs man ein Mifsverst\u00e4ndnis f\u00fcr ausgeschlossen halten sollte. Bei Exner (I. 7 f.) ist es trotzdem zu einem solchen gekommen, wenn er einwendet, wir k\u00f6nnten eine Empfindung niemals als ein bestimmtes Multiplum einer anderen angeben und daher h\u00e4tten\n1\tMan k\u00f6nnte diesen Ausdruck auch an Stelle des von mir fr\u00fcher gebrauchten \u201espezifische Helligkeit\u201c verwenden. Der Hauptsache nach hat er dieselbe Bedeutung; nur w\u00fcrde er nicht ausschliefsen, dafs die absolut ges\u00e4ttigten Farbenempfindungen alle dieselbe Eigenhelligkeit haben, w\u00e4hrend \u201espezifische Helligkeit\u201c (nach Analogie von \u201espezifischem Gewicht\u201c, \u201espezifischer W\u00e4rme\u201c usw.) doch bereits auf die Verschiedenheit bei ver schiedener Farben s p e z i e s hin weist.\n2\tGrundz\u00fcge der Lehre vom Lichtsinn, Graefe-Saemisch \u00a7\u00a7 10 und 11.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nFranz Hill\u00eabrand.\nEmpfindungen keine Mafszahlen. Nicht Empfindungen werden gemessen, sondern Empfindungsabst\u00e4nde.1\nWenn aber ein Abstand in zwei einander gleiche Teile geteilt werden kann (was man nat\u00fcrlich beliebig fortsetzen kann), so ist damit die M\u00f6glichkeit von Mafsbestimmungen sofort gegeben. Mit welcher Genauigkeit eine solche Gleichsetzung m\u00f6glich ist, diese Frage ber\u00fchrt das Prinzip so wenig, wie die prinzipielle M\u00f6glichkeit einer W\u00e4gung von der Empfindlichkeit der Wage abh\u00e4ngt. Es kann also hier im strengsten Sinne gemessen werden. Exneb meint, von einer Fl\u00e4che, die von 10 Kerzen beleuchtet wird, zu sagen, sie sei 10 mal heller als die von 1 Kerze beleuchtete, habe \u201ekeinen Sinn\u201c (I. 8.). Nun, falsch w\u00e4re diese Aussage gewifs; aber \u201esinnlos\u201c w\u00e4re die Behauptung keineswegs, dafs beim Hinzutreten jeder neuen Kerze die Helligkeit um dasselbe Inkrement w\u00e4chst \u2014 und nur dies meint man, wenn man von 10 mal so grofser Helligkeit spricht. Es ist daher auch die Behauptung falsch, dafs wir keine Helligkeiten, sondern nur Lichtintensit\u00e4ten messen k\u00f6nnen. Und ebensowenig insolviert die Messung von Abst\u00e4nden eine \u201eversteckte Einf\u00fchrung des Intensit\u00e4tsbegriffes\u201c, wie Exner (I. 9.) meint; denn auch in einer reinen Qualit\u00e4tenreihe gibt es gleiche Abst\u00e4nde.2\n1\tWenn Exner bemerkt:\t. . auch Fechners Gesetz ist in dieser Be-\nziehung nur eine T\u00e4uschung\u201c, so ist dieses summarische Urteil nur unter der Annahme zu verstehen, dafs er Fechners Psyehophysik nie in der Hand gehabt hat. Es ist das Prinzip von Fechners psychophysischer Mafslehre, die Empfindung als vom Nullzustande anwachsend zu denken und sie durch die Zahl der \u201egleichen Inkremente\u201c zu messen, die sicti zwischen dem Nullzustand und der gegebenen Empfindung einschalten lassen, also durch Zuw\u00fcchse, d. h. Abst\u00e4nde (vgl. Eiern, d. Psychoph. I. 60.). Und er weist die Ansicht, dafs sich die Empfiudung selbst \u201ein gleiche Zolle oder Grade abteile\u201c, ausdr\u00fccklich zur\u00fcck (ebenda S. 56). Hier liegt der springende Punkt in Fechners messender Psyehophysik; und gerade hier hat Exner die Lehre Fechners in ihr Gegenteil verkehrt.\n2\tVon der Beschreibung der Empfindungen durchaus zu trennen sind die Ansichten, die man sich \u00fcber die hypothetischen physiologischen Vorg\u00e4nge bildet, die zwischen den physikalischen Prozessen und den Empfindungen liegen und die den Mangel der eindeutigen Zuordnung beider erkl\u00e4ren sollen. Hier kann man sich veranlafst sehen, von Mischprozessen im eigentlichen Sinne zu sprechen und den Abst\u00e4nden der Empfindungen von gewissen ausgezeichneten Punkten ein Zusammenwirken von Partialprozessen zuzuordnen, von denen jeder f\u00fcr sich genommen einem dieser ausgezeichneten Punkte entspricht \u2014 was ja alle Komponententheorien tun. Aber der Trennungsstrich zwischen den Empfindungen und jenen Prozessen mufs nat\u00fcrlich aufrecht erhalten bleiben.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"t\nPurkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n61\nIII.\nDie \u00dcbersicht \u00fcber die s\u00e4mtlichen Empfindungen, die einen und denselben Farbenton haben (s. oben S. 57 f.) ist der Natur der Sache nach eine rein deskriptive. Man kann nun die Frage aufwerfen, wie man die einzelnen Empfindungen dieser zweidimensionalen Mannigfaltigkeit erzeugt. Ich will indessen aus dieser etwas umfassenderen Untersuchung nur eine Spezialfrage herausgreifen, um ein weitverbreitetes und sehr folgenschweres Vorurteil zu beseitigen, das sichtlich auch in der Kritik Exnebs eine Rolle spielt. Es handelt sich um die Frage, welcher Teil jener zweidimensionalen Mannigfaltigkeit von Empfindungen verwirklicht wird, wenn man die Intensit\u00e4t eines Lichtes von bestimmter Wellenl\u00e4nge (bzw. eines Lichtgemisches von bestimmter Zusammensetzung) vom Nullwert bis zum erreichbaren Maximum ansteigen l\u00e4fst \u2014 wobei ich von etwaigen \u00c4nderungen des Farbentones, wie sie ja namentlich an den oberen und unteren Grenzen Vorkommen, einstweilen g\u00e4nzlich absehe.\nDafs durch die erw\u00e4hnte \u00c4nderung der Lichtintensit\u00e4t nur ein eindimensionaler Ausschnitt aus jener Mannigfaltigkeit realisiert werden kann, ist eigentlich selbstverst\u00e4ndlich, mufs aber gegen\u00fcber dem weitverbreiteten Vorurteil, dafs man durch die \u00c4nderung der Lichtintensit\u00e4t alle Empfindungen erzeugen k\u00f6nne, denen ein bestimmter (durch die Wellenl\u00e4nge gegebener) Farbenton eigen ist, besonders hervorgehoben werden.\nIn der nebenstehenden Figur hat das Dreieck G WS dieselbe Bedeutung wie fr\u00fcher (s. S. 57).\nDie in A beginnende stark ausgezogene Kurve (die punktierte kann einstweilen wegbleiben) soll eine schematische Darstellung der Empfindungen geben, die entstehen, wenn ein Licht, etwa von der Wellenl\u00e4nge 570 tLP-> vom Null wert der Intensit\u00e4t bis zu einem sehr hohen, aber noch ertr\u00e4glichen Intensit\u00e4tswert ansteigt. Beim Nullwert entsteht eine Empfindung, die der WS-Reihe angeh\u00f6rt (Empfindung des Eigenlichtes) und deren Lage auf der WS-Linie vom herrschenden Adaptationszustand abh\u00e4ngt. Bei steigender Licht-\nW\nFigur 2.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nFranz Hillebrand.\nintensit\u00e4t wird die Empfindung heller und ges\u00e4ttigter, d. h. sie entfernt sich von der Grau-Reihe immer mehr. Bei einem gewifsen mittleren Wert der Lichtintensit\u00e4t erreicht sie, etwa in B, das Maximum der S\u00e4ttigung, womit nat\u00fcrlich nicht gesagt ist, dafs sie nicht durch Anwendung anderer Mittel (z. B. solcher des Kontrastes) noch viel ges\u00e4ttigter werden, also sich dem Punkte G noch mehr n\u00e4hern k\u00f6nnte. Bei weiterer Steigerung der Lichtintensit\u00e4t wird die Empfindung immer weifslicher, nimmt also an S\u00e4ttigung ab, w\u00e4hrend ihre Helligkeit fortw\u00e4hrend zunimmt. Bei C hat sie sich dem Weifs schon sehr gen\u00e4hert. Der weitere Verlauf (bei\naufserordentlichen Intensit\u00e4tsgraden) mag dahingestellt bleiben_\nes ist m\u00f6glich, dafs die Empfindung gar nichts mehr von ihrem fr\u00fcheren Farbenton beh\u00e4lt, also entweder in den Punkt W selbst oder in einen ihm nahegelegenen der Seite WS hineinf\u00e4llt. Wesentlich ist, dafs aufser der Helligkeit sich auch die S\u00e4ttigung fortw\u00e4hrend \u00e4ndert und dafs die letztere zuerst zu-, dann aber wieder abnimmt, w\u00e4hrend sich im objektiven Lichte nur eine \\ ariable (die Intensit\u00e4t) ge\u00e4ndert hat. W\u00fcrde man von vornherein ein Mischlicht vom selben Farbenton, aber gr\u00f6lserer Weifslichkeit gew\u00e4hlt haben, indem man z. B. vom Anfang an dem homogenen Licht (k = 570) diffuses Tageslicht beigemischt h\u00e4tte, so w\u00fcrde eine andere Kurve der Empfindungen entstehen (etwa die punktierte), die mit der ersten den Punkt A, sonst aber gar nichtsgemein h\u00e4tte. Es ist ja klar, dafs sich diese zweite Kurve in ihrem ganzen Verlaufe vom Punkte G ferner halten und dafs auch ihr S\u00e4ttigungsmaximum bei B' noch immer einen geringeren S\u00e4ttigungsgrad darstellen wird als das Maximum im Falle des homogenen Lichtes.\nDer Begriff der S\u00e4ttigung, wie er oben er\u00f6rtert wurde, gr\u00fcndet sich lediglich auf die Tatsache, dafs eine Farbenempfindung allm\u00e4hlich in Weifs, aber ebenso auch in jedes beliebige Giau, und ebenso auch ins tiefste Schwarz \u00fcbergehen kann. Exner h\u00e4lt das f\u00fcr ganz konsequent, wenn man \u201eaus ph\u00e4nomenologischen Gr\u00fcnden dem Weifs und dem Schwarz eine ganz analoge lunktion in der Farbenreihe einr\u00e4umt\u201c (I. 10.). Nun w\u00fcfste ich zwar nicht, was f\u00fcr andere \u201eGr\u00fcnde\u201c es bei einer Beschreibung geben k\u00f6nnte als die im Ph\u00e4nomen gelegenen. Allein Exner gibt einen Versuch an, der sich gegen die Koordination von Weifs und Schwarz im angegebenen Sinne richten soll. Wenn man auf dem Farbenkreisel innen eine volle","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\t63\nrote Scheibe (also 360\u00b0 R) setzt, aufsen einen Ring ans 90\u00b0 Rot und 270\u00b0 Schwarz, so kann man das von der inneren Scheibe ansgesendete Licht mittels Nicols (die genaue Versuchsanordnung siehe bei Exner I. 11.) so abschw\u00e4chen, dafs beide Felder genau gleich aussehen. Mischt man aber aufsen etwas Weifs zu (so dafs z. B. die Zusammensetzung 90 R -J- 262 S-f 8 W entsteht), so l\u00e4fst sich durch Abschw\u00e4chung des von der inneren Scheibe ausgesendeten Lichtes mittels Nicols keine Gleichheit der beiden Felder hersteilen. \u201eHier hatte man es also mit einer wirklichen S\u00e4ttigungs\u00e4nderung zu tun\u201c (I. 12.).\nBeide Versuche sind als solche, d. h. abgesehen von den Schl\u00fcssen, die Exner aus ihnen zieht, selbstverst\u00e4ndlich und darum \u00fcberfl\u00fcssig. Der erste, weil zufolge des dALBOTschen Gesetzes die Zusammensetzung 90 R + 270 S \u00e4quivalent ist mit der Herabsetzung der Lichtst\u00e4rke auf x/4 ihres urspr\u00fcnglichen Betrages und es f\u00fcr die Wirkung des Lichtes gleichg\u00fcltig ist, durch welche Mittel man seine Intensit\u00e4t herabsetzt, ob durch \u201eZumischung von Schwarz\u201c oder durch entsprechende Drehung des Nicols. Daraus folgt allein schon die \u00dcberfl\u00fcssigkeit auch des zweiten. Denn wenn man von zwei verschiedenen Lichtern (einerseits von einem roten, andererseits von einem weifslichroten) die Intensit\u00e4ten herabsetzt, gleichg\u00fcltig ob das durch \u201eZumischung von Schwarz\u201c oder durch Nicoldrehung geschieht, so wird kein Mensch erwarten, dafs sie nunmehr \u00e4quivalent werden. Es ist ein Fall gegeben, wie er oben (S. 61 \u00a3.) durch die beiden schematischen Kurven erl\u00e4utert wurde.\nAus diesen zwar selbstverst\u00e4ndlichen, darum aber auch einwandfreien Versuchsergebnissen k\u00f6nnte man auch richtige Schl\u00fcsse ziehen. Exners Beweisf\u00fchrung ist aber ein Schulbeispiel einer petitio principii. Aus der Unm\u00f6glichkeit, im zweiten Falle durch Nicoldrehung Gleichheit der Felder zu erreichen, schliefst er, dafs ein S\u00e4ttigungsunterschied vor liegt; er schliefst aber auch, dafs im ersten Falle keiner vorliegt. Die Frage: \u201eExistiert nun etwas Analoges auch in bezug auf die Zumischung von Schwarz zur Farbe?\u201c wird (durch den Versuch) mit Nein beantwortet. Daraus geht f\u00fcr Exner hervor, dafs kein S\u00e4ttigungsunterschied vorliegt; und das kann nur hervorgehen, wenn schon feststeht, dafs man durch blofse Intensit\u00e4ts\u00e4nderung des Lichtes keine S\u00e4ttigungs\u00e4nderung der Farbe erzielen kann. Denn wenn man die letztere M\u00f6glichkeit zul\u00e4fst, dann liegt es ja auf","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nFranz Hillebrand.\nder Hand, dafs man die Gleichheit der Felder darum erzielt hat, weil man durch die beiderseitige Schw\u00e4chung der Lichtintensit\u00e4t die Helligkeit und die S\u00e4ttigung der beiden Empfindungen in gleicher Weise ge\u00e4ndert hat \u2014 die Mittel, durch die man die Lichtintensit\u00e4ten herabsetzt, sind nat\u00fcrlich irrelevant.\nAn den beiden Kurven der Figur 2 (S. 61) l\u00e4fst sich, wie fr\u00fcher bemerkt, die fehlerhafte Logik der ExNE\u00dfschen Beweisf\u00fchrung sofort zeigen. Die Empfindung, die durch die innere Scheibe (360 R) erzeugt wird, liege auf der ausgezogenen Kurve und zwar etwa in B. Schw\u00e4cht man die Lichtintensit\u00e4t, indem man einen Teil der Scheibe durch schwarzes (lichtloses) Papier ersetzt, so r\u00fcckt sie etwa nach P und es wird nat\u00fcrlich m\u00f6glich sein, diese selbe Empfindung P zu erzeugen, wenn man die Lichtintensit\u00e4t durch ein anderes Mittel (Drehung des Nicols) herabsetzt. Aber auf beiden Wegen hat man die Empfindung B dunkler und unges\u00e4ttigter gemacht. Die Empfindung aber, die man durch Mischung von Rot und Weifs erzeugt, liegt \u00fcberhaupt nicht auf dieser, sondern auf einer anderen (etwa der punktierten) Kurve und verschiebt sich, wenn man die Lichtintensit\u00e4t durch Schwarzzusatz mindert, auf dieser Kurve in der Richtung gegen A, man kann also nie zu einer Empfindung gelangen, die der anderen Kurve angeh\u00f6rt.1\nNachdem Exnek konstatiert hat, dafs man durch Abschw\u00e4chung des rotweifsen Lichtgemisches nicht zu jener Empfindung gelangen kann, die das rote Pigmentlicht allein erzeugt, sagt er: \u201eEben das hat ja zur\u2019Aufstellung des Begriffes S\u00e4ttigung im Gegensatz zur Helligkeit gef\u00fchrt.\u201c Das ist ein Hysteron-Proteron. Nur f\u00fcr denjenigen folgt, dafs im einen Versuch blofs die Helligkeit, im anderen aber auch die S\u00e4ttigung ge\u00e4ndert wurde, der schon vorher der Meinung war, man k\u00f6nne durch \u00c4nderung der Lichtintensit\u00e4t nur Helligkeits\u00e4nderungen erzeugen. Aber eben dieser Satz ist ja strittig und wird von denjenigen geleugnet, die die Empfindungen durch deren eigene Merkmale beschreiben. Wenn die physikalischen Definitionen von Helligkeit und S\u00e4ttigung schon feststehen w\u00fcrden, k\u00f6nnten wir uns die ganze Diskussion ersparen.\nSeltsam ist auch folgender Umstand: bei einem, sp\u00e4ter zu erw\u00e4hnenden photometrischen Verfahren mischt Exnek einem bestimmten Pigment auf. dem Farbenkreisel innen und aufsen Weifs zu, aber in etwas verschiedener Quantit\u00e4t, so dafs ein S\u00e4ttigungsunterschied neben dem Helligkeitsunterschied entsteht. Durch Abschw\u00e4chung des helleren Lichtes mittels Nicols erzielt er Gleichheit der Felder - also das Gegenteil von dem oben erw\u00e4hnten Versuchsergebnis. Aber er nimmt von vornherein an, dafs sich dieser Erfolg blofs \u201eauf die verh\u00e4ltnism\u00e4fsig geringe Emp-\nI","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigcnhelligkcit.\n65\nBei dieser Gelegenheit m\u00f6chte ich an gewisse Schwierigkeiten\n-erinnern, die ihre Grundlage lediglich in dem Vorurteil haben,\n\u2022 \u2022\ndafs man durch \u00c4nderung der objektiven Lichtst\u00e4rke alle Empfindungen erzeugen k\u00f6nne, denen ein bestimmter Farbenton (z. B. Gelb) gemeinsam ist, w\u00e4hrend man auf diesem Wege tats\u00e4chlich nur einen eindimensionalen Ausschnitt aus einer zweifach ausgedehnten Mannigfaltigkeit verwirklicht. Die Verlegenheit, in die v. Bk\u00fccke bei der Unterbringung des \u201eBraun\u201c im Farbensystem geraten war, ist bekannt.* 1 Die Empfindungen, die man mit diesem Namen bezeichnet, liegen in der Region zwischen dem unteren Ast AB der ausgezogenen Kurve und der Seite GS, k\u00f6nnen also auf der Kurve selbst nicht untergebracht werden daher die Verlegenheit. Aber auch in der Region zwischen dem aufsteigenden Ast BC und der Seite GW liegen Empfindungen, die zu \u00e4hnlichen Schwierigkeiten f\u00fchren k\u00f6nnen. Es sind das die \u201eleuchtenden Farben\u201c, die von hoher \u201eFarbenglut\u201c oder wie man sie sonst nennen will \u2014 Empfindungen, die bei grofsem Helligkeitsgrad auch noch ein Mafs von S\u00e4ttigung besitzen, das auf der Kurve selbst nicht vertreten ist. Auch sie sind also nicht blofs durch die Reizgr\u00f6fse, sondern nur durch diese und den Adaptationszustand genetisch definierbar. Exner, der sonst f\u00fcr physikalisch nicht definierbare Merkmale sicher nicht eingenommen ist, nimmt \u2014 auch hier mit Berufung auf Helmholtz \u2014 keinen Anstand die \u201eFarbenglut\u201c als besondere Eigenschaft einzuf\u00fchren (II. 4.). Aber es m\u00fcfste doch erst untersucht werden, ob hierzu eine N\u00f6tigung vorliegt oder ob man nicht diese Empfindungen hoher \u201eFarbenglut\u201c in dem schon bekannten System unterbringen kann \u2014 ohne neue Variable. Dieselbe Bemerkung gilt auch gegen Stumpe,2 der f\u00fcr die leuchtenden Farben neben der Helligkeit noch einen besonderen Intensit\u00e4tsgrad annimmt. Ich\nfindlichkeit des Auges f\u00fcr S\u00e4ttigungsunterschiede gr\u00fcndet\u201c (I. 17.). Das ist m\u00f6glich; aber Exner h\u00e4tte den Beweis erbringen m\u00fcssen, dafs ein S\u00e4ttigungsunterschied da war und nur nicht bemerkt wurde. Das schien ihm offenbar darum \u00fcberfl\u00fcssig, weil ihm schon von vornherein feststand, dafs bei verschiedener Menge weifsen Lichtes auch dann verschiedene S\u00e4ttigung gegeben sein m\u00fcsse, wenn man die Intensit\u00e4t des einen Lichtes herabsetzt. Aber eben das war zu beweisen.\n1\tVgl. hier\u00fcber meine Abhandlung \u00fcber spez. Helligkeit S. 16 ff.\n2\tStumpf, Die Attribute der Gesichtsempfindungen. Abhandlungen der Berliner Akademie, Phil.-Hist. Klasse 1917. S. 75 ff.\nZeitschr. f. Sinnespbysiol. 51.\t^","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nFranz Hillebrand.\nverschliefse mich keineswegs den Argumenten, die man zugunsten, einer n e b en der Helligkeit noch bestehenden Intensit\u00e4t ins Treffen, f\u00fchren kann; allein ehe man eine neue Variable einf\u00fchrt, scheint es mir doch n\u00f6tig zuzusehen, was sich etwa noch mit den alten leisten l\u00e4fst. Schon aus den Berichten \u00fcber die Umst\u00e4nde, unter denen besonders \u201eleuchtende Farben\u201c beobachtet werden, ersieht man in der Regel, dafs auch besondere Adaptationszust\u00e4nde dazm n\u00f6tig waren \u2014 wenn auch der letztere Umstand gew\u00f6hnlich nur ganz nebenher erw\u00e4hnt wird. Es r\u00fchrt dies von dem noch immer verbreiteten Vorurteil her, dafs der ausschlaggebende Faktor doch eigentlich der \u00e4ufsere Reiz sei, die Erregbarkeit aber nur eine modifizierende Rolle spiele. Tats\u00e4chlich sind aber beide Faktoren von derselben Gr\u00f6fsenordnung. Solange man das nicht erkennt, wird man immer geneigt sein, die aufserhalb jener Kurve gelegenen Empfindungen entweder ganz zu ignorieren oder mik\nder nichtssagenden Redensart \u201eSinnest\u00e4uschungen\u201c f\u00fcr erledigt, zu halten.\nMan sieht, dafs die allgemeinen Er\u00f6rterungen \u00fcber die Um zul\u00e4fsigkeit, die Beschreibung der Empfindungen von vornherein durch eine solche ihrer physikalischen Ursachen zu ersetzen, zu wichtigen sachlichen Konsequenzen f\u00fchren; darum waren jene methodologischen Erw\u00e4gungen nicht zu umgehen. Nunmehr kann auf Exners Kritik der spezifischen Helligkeit und auf seine Er\u00f6rterung des PuRKiNJEschen Ph\u00e4nomens eingegangen werden. Wie sich zeigen wird, handelt es sich hier nicht um\nzwei Probleme, sondern um ein Problem und einen L\u00f6sungsversuch.\nIV.\nExner beschreibt das P\u00fcRKiNJEsche Ph\u00e4nomen folgender-mafsen: \u201eZwei verschieden gef\u00e4rbte Pigmente, am besten rot und blau, welche bei normaler Tagesbeleuchtung dem Auge ungef\u00e4hr gleich, hell erscheinen, ver\u00e4ndern bei \u00e4ufserst herabgesetzter Intensit\u00e4t der Beleuchtung ihr Intensit\u00e4tsVerh\u00e4ltnis in dem Sinne, dafs das Blau schliefslich \u2014 beim reinen H\u00e4mmerungisehen \u2014 entschieden heller erscheint als das Rot; das ist im wesentlichen die Erscheinung des \u201ePurkinjEschen Ph\u00e4nomens\u201c (II, 1).\nVor etwa 30 Jahren h\u00e4tte man das fragliche Ph\u00e4nomen so> charakterisieren k\u00f6nnen. Seither hat sich unsere Kenntnis dieser Erscheinung, sowohl hinsichtlich der Tatsachen als auch ihrer","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n67\nDeutung, derart erweitert, dafs die obige Darstellung als durchaus unzul\u00e4nglich bezeichnet werden mufs.1\nDie erste und wichtigste der neu zugewachsenen Erkenntnisse ist die, dafs sich beim Auftreten des PuRKiNJEschen Ph\u00e4nomens niemals die Helligkeit allein, sondern immer auch die S\u00e4ttigung der beiden Empfindungen \u00e4ndert, wie heute wohl allgemein zugegeben wird \u2014 worauf man aber vor der genannten Arbeit Herings nicht aufmerksam war. Die beiden, urspr\u00fcnglich gleich hellen Empfindungen m\u00fcssen sich immer der farblosen Reihe (also der WS-Reihe) n\u00e4hern, wenn das PuRKiNJEsche Ph\u00e4nomen auftreten soll. Das gen\u00fcgt aber nicht. Sie m\u00fcssen sich so \u00e4ndern, dafs die eine sich einem helleren, die andere einem dunkleren Grau n\u00e4hert und darum die erstere heller, die letztere dunkler wird. F\u00fchrt man \u2014 wor\u00fcber sp\u00e4ter \u2014 solche Bedingungen ein, dafs die beiden Empfindungen sich zwar beide der WS-Reihe n\u00e4hern (also an S\u00e4ttigung verlieren), jedoch demselben Punkte dieser Reihe, so gibt es kein PurkinjEsehes Ph\u00e4nomen.\nDas ist zun\u00e4chst die rein deskriptive (oder, wenn man den Ausdruck vorzieht, \u201eph\u00e4nomenologische\u201c) Seite des Purkinje-Effektes, die man hier, wie \u00fcberall, zuerst studieren mufs, ehe man sich den Entstehungsbedingungen zuwendet. Es ist klar, dafs derjenige, der das PurkinjEsche Ph\u00e4nomen blofs als Ver\u00e4nderung der relativen Helligkeit beschreibt, nur einen Teil dieser Erscheinung beachtet, den anderen aber unber\u00fccksichtigt l\u00e4fst.\n. Die Grenze, die diese S\u00e4ttigungs\u00e4nderungen erreichen, ist naturgem\u00e4fs dann gegeben, wenn die beiden Empfindungen ganz in die WS-Reihe fallen, also von ihrer urspr\u00fcnglichen Farbigkeit \u00fcberhaupt nichts mehr zu sehen ist. (Etwaige weitere \u00c4nderungen spielen sich dann nur mehr innerhalb der WS-Reihe ab und ergeben selbstverst\u00e4ndlich keinen PuRKiNjE-Effekt mehr.)\n1 Die Literatur bis 1902 siebe bei A. Tschermak in Asher-Spiros Erg. d. Physiol. 1. Jahrg. S. 695ff. Sp\u00e4teres in der 3. Aufl. von Helmholtz\u2019 Physiol. Opt.\nAm wesentlichsten hat sich die Auffassung des in Frage stehenden Ph\u00e4nomens durch Herings Untersuchung \u201e\u00dcber das sog. PuRKiNJEsche Ph\u00e4nomen\u201c (Pfl\u00fcgers Archiv Bd. 60 S. 519ff. aus dem Jahre 1895) und desselben Autors Abhandlung \u201eDas PuRKiNJEsche Ph\u00e4nomen im zentralen Bezirke des Sehfeldes\u201c (v. Graeees Arch. f. Ophthalm. Bd. 90 S. Iff. 1915) ge\u00e4ndert. Exner scheint diese Arbeiten nicht zu kennen; wenigstens zitiert er sie nicht und macht auch von ihren Ergebnissen keinerlei Gebrauch.\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nFranz Hillebrand.\nHinsichtlich der Entstehung dieses Ph\u00e4nomens ist nunmehr klar, dafs diejenigen Bedingungen notwendig, aber auch zureichend sein werden, welche eben die beiden, urspr\u00fcnglich gleich hellen Empfindungen in der Richtung nach zwei verschiedenen Stellen der WS-Reihe \u00e4ndern. Wenn man also die Intensit\u00e4t zweier verschiedenfarbiger, aber gleichhell erscheinender Lichter proportional abschw\u00e4cht und tats\u00e4chlich nur diese eine Bedingung und sonst keine \u00e4ndert (was nur durch besondere Vorsichtsmafsregeln erreichbar ist), so entsteht ke in P\u00fcKKiNJE-Effekt, wie Hering durch sorgf\u00e4ltige Pr\u00fcfung dargetan hat. Das Ph\u00e4nomen ist daher nicht durch die Annahme zu erkl\u00e4ren, dass die Helligkeit verschiedenfarbiger Lichter eine verschiedene Funktion ihrer Lichtst\u00e4rke sei. Die Frage, ob das P\u00fcRKiNJEsche Ph\u00e4nomen \u201evon der Intensit\u00e4t abh\u00e4nge\u201c, bedeutet eine unklare Problemstellung. Von der Intensit\u00e4t als solcher h\u00e4ngt der Effekt keinesfalls ab. Wohl aber k\u00f6nnen mit der Intensit\u00e4ts\u00e4nderung sonstige \u00c4nderungen parallel gehen, die die S\u00e4ttigung nach verschiedenen Richtungen (d.h. nach verschiedenen Punkten der WS-Reihe) variieren und dadurch den Purkinje-Effekt herbeif\u00fchren. Es ist darum besonderes Gewicht darauf zu legen, ob mit den Intensit\u00e4ts\u00e4nderungen derartige Parallelvorg\u00e4nge verbunden sind oder nicht; Untersuchungen, die hier\u00fcber die n\u00f6tigen Angaben vermissen lassen, sind weder f\u00fcr noch gegen die Existenz des PuRKiNJE-Effektes zu verwerten.\nEs kann sich also nur um solche Bedingungen handeln, die die farblose Komponente der Erregung vergr\u00f6fsern (bzw. die farbige verkleinern) und zwar derart, dafs das schliefslich erreichte Grau von einer anderen Helligkeit ist als die urspr\u00fcngliche Farbenempfindung. Der gew\u00f6hnlichste Weg, auf dem dies erreicht wird, ist die Erh\u00f6hung der Weifsempfindlichkeit durch Dunkeladaptation, sei es durch Momentanadaptation, wie sie an den gereizten Stellen sofort mit dem Reizeintritt beginnt, sei es durch Daueradaptation, die sich bei Herabsetzung der Gesamtbeleuchtung allm\u00e4hlich entwickelt und zu einem noch viel st\u00e4rkeren \u00dcberwiegen der Weifsempfindlichkeit f\u00fchrt als die Momentanadaptation. Die gew\u00f6hnliche Art, das P\u00fcRKiNJEsche Ph\u00e4nomen herzustellen, besteht ja darin, dafs man das Licht der Lichtquelle abschw\u00e4cht und durch diese Herabsetzung der Gesamtbeleuchtung sofort auch eine allgemeine Dunkeladaptation einleitet. Darum hat Hering die untersuchten Pig-","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n69\nmente samt ihrer Lichtquelle in einen anderen Raum verlegt, w\u00e4hrend der Raum, in dem sich der Beobachter auf hielt, von konstanter Allgemeinbeleuchtung war, so dafs sich sein Auge in einem ann\u00e4hernd konstanten Adaptationszustand befand: das PuRKiNjEsche Ph\u00e4nomen blieb dann aus. Aber auch wenn man sich von Anfang an im Dunkelraum aufh\u00e4lt und nur die beiden Vergleichst elder zuerst stark, dann schwach beleuchtet, kann sich die lokale Adaptation im selben Sinne (wenn auch schwacher) geltend machen, falls man nicht die Vorsicht gebraucht, sehr rasch zu beobachten und damit die lokale Adaptation nicht zu st\u00e4rkerer Entwicklung kommen zu lassen. Jede Versuchsanordnung, bei der die urspr\u00fcnglich farbigen Felder durch Herabsetzung der Intensit\u00e4t farblos w7erden, unterliegt dem Einwand, dafs sich mindestens die Lokaladaptation ge\u00e4ndert hat.1\nDie Helligkeitsgleichheit zwischen einer Farbe und einem passend gew\u00e4hlten Grau h\u00f6rt also zu bestehen auf, wenn man durch Steigerung der Weifsempfindlichkeit (z. B. durch Dunkeladaptation) die Farbenempfindung allm\u00e4hlich in die Empfindung Grau \u00fcberf\u00fchrt.2 Es ist nicht n\u00f6tig, dafs dieser Grenzfall (n\u00e4mlich die v\u00f6llige Farblosigkeit der urspr\u00fcnglich farbigen Empfindung) wirklich erreicht wrerde; vielmehr beginnt die Ungleichheit, sobald die Farbe infolge der wachsenden Dunkeladaptation an\n1\tIch kann daher auch v. Kries nicht beipflichten, wenn er meint, die \u00c4nderung des Helligkeitsverh\u00e4ltnisses sei bei geringer und hochgradiger Dunkeladaptation gegeben, \u201esobald nur die Lichtst\u00e4rken so niedrig gehalten werden, dafs alle Farbenunterschiede verschwinden\u201c (Nagels Handb. d. Physiol. Ill, 179). Gerade der, auch im Original gesperrte Satz legt die Deutung nahe, dafs es die Lokaladaptation war, die die Farbenunterschiede zum Verschwinden brachte. W\u00fcrde es \u00fcbrigens auch richtig sein, dafs die geringe Intensit\u00e4t allein dieses Verschwinden verursachte, so bliebe doch das Zugest\u00e4ndnis wesentlich, dafs erst bei herabgesetzter S\u00e4ttigung der PuRKiNJE-Effekt auftritt \u2014 und nur darauf kommt es an. Denn dafs die Adaptation die einzige Quelle dieses Effektes ist, hat auch Hering nicht behauptet \u2014 wie sp\u00e4ter erw\u00e4hnt werden wird.\n2\tGibt man dieser Bedingung den Ausdruck, es m\u00fcsse die farblose Komponente der Erregung vergr\u00f6fsert (bzw. die farbige verkleinert) werden, so ist in diesem Ausdruck allerdings eine Hypothese enthalten \u2014 die Hypothese n\u00e4mlich, dafs jedem S\u00e4ttigungsgrad der Empfindung ein Doppel-prozefs in der Erregung entspreche, dessen beide Komponenten (die farbige und farblose) unabh\u00e4ngig variabel sind und sich umgekehrt verhalten wie die Abst\u00e4nde der Empfindung von den beiden Enden der S\u00e4ttigungsreihe. Im Texte ist die hypothesenfreie Formulierung gew\u00e4hlt.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nFranz Hillebrand.\nS\u00e4ttigung zu verlieren anf\u00e4ngt, und erreicht allerdings ihren h\u00f6chsten Grad, wenn sie ganz farblos geworden ist. Dieser Grenzfall ist bei hohen Intensit\u00e4tsgraden nicht erreichbar, erstens weil solche Intensit\u00e4ten die lokale Adaptation nicht jenen Grad erlangen lassen, bei welchem die farblose Komponente der Erregung die farbige gen\u00fcgend \u00fcberwiegt, und zweitens weil die letztere von vornherein zu grofs sein kann, um gegen\u00fcber der anderen g\u00e4nzlich unter der Schwelle der Merklichkeit zu bleiben. Nur aus diesen Gr\u00fcnden setzt man, um v\u00f6llige Farblosigkeit zu erzielen, die Lichtintensit\u00e4t passend herab. Arbeitet man aber von vornherein mit Lichtern von geringerer Intensit\u00e4t, so ist es, wie Hering durch Jein wandfreie Versuche dargetan hat \\ m\u00f6glich das P\u00fcRKiNJEsche Ph\u00e4nomen durch blofse \u00c4nderung des Adaptationszustandes, also ohne jede Herabsetzung der Intensit\u00e4t, in aller Deutlichkeit zu erzeugen, ja unter Umst\u00e4nden sogar das farbige Feld g\u00e4nzlich farblos zu machen. Die \u00c4nderung der Intensit\u00e4t ist also unwesentlich und kann nur als Hilfsmittel betrachtet werden, die Adaptation noch st\u00e4rker wirksam und damit das P\u00fcRKiNJEsche Ph\u00e4nomen noch auffallender zu machen.\nWenn die \u00c4nderung des Adaptationszustandes die wesentliche Bedingung f\u00fcr das Zustandekommen dieses Ph\u00e4nomens ist, so kann nat\u00fcrlich von einem PuRKiNJEschen Ph\u00e4nomen \u201ebeim Tagessehen\u201c nicht die Rede sein, falls unter \u201eTagessehen\u201c ein bestimmter Adaptationszustand verstanden wird.1 2 Gebraucht man den Ausdruck aber in der verschwommenen Weise, dafs ein ganzer Bezirk von Adaptationsstufen gemeint ist, die nur alle im oberen Teil der Stufenleiter liegen und daher mit dem Sammelnamen \u201eHelladaptation\u201c bezeichnet werden, so h\u00e4ngt das Fehlen oder Bestehen des PuRKiNjE-Effektes eben davon ab, ob man innerhalb dieses Bezirkes die Adaptation merklich ge\u00e4ndert hat oder nicht. Es kommt dann nur darauf an, ob das Verfahren die Intensit\u00e4ten zu \u00e4ndern, zugleich zu einer Adaptations\u00e4nderung gef\u00fchrt hat oder nicht. Daraus erkl\u00e4ren sich die entgegengesetzten Befunde K\u00f6nigs und Exners hinreichend, um so mehr, als alle diejenigen, die irrt\u00fcmlicherweise noch immer die\n1\tA. a. O. S. 524 ff.\n2\tDa dies l\u00e4ngst (seit 1895) bekannt ist, war die neuerliche Untersuchung, \u00fcber welche Exners II. Abhandlung berichtet, \u00fcberfl\u00fcfsig und zwar umsomehr als Exner zum Teil mit Methoden arbeitet, die nichts weniger als einwandfrei sind.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n71\nIntensit\u00e4ts\u00e4nderung f\u00fcr die wahre Bedingung des PuRKiNjEschen\nPh\u00e4nomens halten, keine Veranlassung haben konnten, ihr Ver-\nversuchsfahren auch in Hinsicht auf eventuelle Adaptations-\n\u2022 \u2022\n\u00e4nderungen (so z. B. \u00c4nderungen der Lokaladaptation) hinreichend genau zu charakterisieren.\nTrotz dieser Erfahrungen, die die Adaptation als den ausschlaggebenden Faktor f\u00fcr das Auftreten des PuRKiNjEschen Ph\u00e4nomen erscheinen lassen, w\u00e4re es nicht richtig zu behaupten, dafs dieses Ph\u00e4nomen ohne Adaptations\u00e4nderung gar nicht zustande kommen k\u00f6nne. Da die wesentliche Bedingung die Steigerung der Weifsempfindlichkeit ist, so werden auch andere Mittel, sofern sie d i e s e Bedingung herbeif\u00fchren, zum Purkinje-Effekt f\u00fchren. In der Tat hat Hering gezeigt,1 dafs die blofse \u00dcberf\u00fchrung der beiden Vergleichsfelder von dem (weniger weifs-umpfindlichen) Netzhaut z en trum auf die (weifsempfindlicheren) peripheren Gebiete der Netzhaut allein, also ohne Intensit\u00e4tsund ohne Adaptations\u00e4nderung, schon gen\u00fcgt, um aus der anf\u00e4nglichen Gleichheit der Helligkeit eine Ungleichheit zu machen. Nichtsdestoweniger weicht man von der Wahrheit nicht weit ab, wenn man das PurkinJEsche Ph\u00e4nomen als ein Adaptationsph\u00e4nomen ansieht, weil ja in der Regel die Weifsempfindlichkeit nur durch Adaptation gesteigert wird \u2014 ein Wechsel der Netzhautstellen kommt gew\u00f6hnlich nicht in Frage.\nF\u00fcr die Theorie des PuRKiNJE-Effektes und namentlich f\u00fcr seine Beziehung zur Lehre von der spezifischen Helligkeit ist eine Versuchsanordnung wichtig, die gewifsermafsen eine Umkehrung des sonst \u00fcblichen Verfahrens darstellt. Anstatt von einer Helligkeitsgleichung auszugehen und diese durch Adaptations\u00e4nderung in eine Ungleichung zu verwandeln, kann man offenbar auch den umgekehrten Weg gehen. Man kann zwei Lichter schon von vornherein so w\u00e4hlen, dafs sie bei vollst\u00e4ndiger Dunkeladaptation2 gleich hell aussehen. Verwendet man ein farbiges und ein weifses Licht von passender Intensit\u00e4t, so l\u00e4fst sich sogar vollst\u00e4ndige Gleichheit (nicht blofs solche der Helligkeit) erzielen,\n1\tA. a. O. S. 533 ff.\n2\tDie vollst\u00e4ndige Dunkeladaptation ist (im Gegensatz zur sog. \u201eHelladaptation\u201c, innerhalb deren es ja viele Grade gibt) ein definierbarer Zustand. Er ist gegeben, wenn der Aufenthalt im absolut lichtlosen Raum so lange gedauert hat, dafs eine weitere Verl\u00e4ngerung der Dauer an der Erregbarkeit nichts mehr \u00e4ndert.","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nFranz Hill\u00e9brand.\nwenn die Dunkeladaptation weit genug vorgeschritten und die Intensit\u00e4t nicht zu grofs ist (s. oben S. 70). Vergleicht man diese beiden Lichter, das farbige und das weifse, bei Helladaptation, so erscheinen sie qualitativ und der Helligkeit nach sehr verschieden; l\u00e4fst man die Adaptation allm\u00e4hlich in die volle Dunkeladaptation \u00fcbergehen, so wird die Farbe zugleich immer unges\u00e4ttigter, n\u00e4hert sich also nicht nur der Helligkeit sondern auch der Qualit\u00e4t nach dem farblosen Vergleichsfeld.1 Es ist bekannt, dafs sich rot oder gelb erscheinende Lichter anders verhalten als solche von gr\u00fcnem oder blauem Farbenton. Um im Zustand der Dunkeladaptation eine vollst\u00e4ndige Gleichung mit dem grauen Vergleichsfelde zu bilden, m\u00fcssen die roten oder gelben Lichter bei Helladaptation viel heller, die gr\u00fcnen oder blauen viel dunkler gew\u00e4hlt werden als das graue Vergleichsfeld\u00ab, Das entgegengesetzte Verhalten der beiden Farbenpaare l\u00e4fst sich nur bei dieser Versuchsanordnung (Vergleich mit farblosem Licht) klar machen. Aus der gew\u00f6hnlichen Anordnung, wie sie auch Exner dem PuRKixjEschen Ph\u00e4nomen zugrunde legt (s. oben S. 66), geht dieser Gegensatz nicht hervor. Denn wenn ein rotes und ein blaues Licht bei anf\u00e4nglicher Helligkeitsgleichheit allm\u00e4hlich ungleich hell werden (das letztere heller als\u2019 das erstere), so k\u00f6nnte dies auch davon herr\u00fchren, dafs sie ihre Helligkeit relativ zu jenem Vergleichsgrau im selben Sinne, aber in verschiedenem Ausmafse \u00e4ndern. Die letzt-ei w\u00e4hnte Anordnung zeigt aber, dafs relativ zu einem bestimmten Vergleichsgrau der Pich tungssinn, in welchem sich die anf\u00e4ngliche Helligkeitsgleichung \u00e4ndert, einen Gegensatz zeigt. Man kann diesen Gegensatz in einem Versuch anschaulich machen: man w\u00e4hlt ein rotes und ein blaues Mischlicht derart, dafs beide Lichter bei vollst\u00e4ndiger Dunkeladaptation einem und demselben Grau gleichen 2 (also \u201eweifs\u00e4quivalent\u201c sind) und stellt in einem\nDer Versuch ist, wie man sieht, das Gegenst\u00fcck zu demjenigen, bei dem die Felder bei Helladaptation gleich hell erscheinen und bei allm\u00e4hlich wachsender Dunkeladaptation (und S\u00e4ttigungsverlust) immer gr\u00f6fsere Helligkeitsunterschiede zeigen.\nMacht man den Versuch mit dem Farbenkreisel, so w\u00e4re es ein gl\u00fccklicher Zufall, wenn man schon zwei Pigmente zur Verf\u00fcgung h\u00e4tte, die diese Bedingung erf\u00fcllen \u2014 die roten Pigmente sind in der Regel viel ges\u00e4ttigter und ergeben daher bei Dunkeladaptation ein zu dunkles Grau. Man kann aber durch entsprechende Beimischung von Weifs zum Rot, oder","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n73\ndritten Vergleichsfeld eben dieses letztere Grau her. Bei Helladaptation erscheint das rote Licht heller als das grauaussehende, dieses heller als das blaue. Mit zunehmender Dunkeladaptation n\u00e4hert sich das erste dem grauen Vergleichsfeld von oben her, das dritte von unten her, bis sie beide (wenn v\u00f6llige Farblosigkeit erreicht wird) dem Grau gleich werden. Dieses Verfahren zeigt dann tats\u00e4chlich den Gegensatz im Richtungssinn der \u00c4nderung.\nAus den beschriebenen Tatsachen kann man (unter einer alsbald zu erw\u00e4hnenden, hier aber tats\u00e4chlich zutreffenden Voraussetzung) den Schlufs ziehen, dafs das immer st\u00e4rkere Hervor-treten der Farbe, wie es durch den \u00dcbergang von der Dunkel-zur Helladaptation veranlafst wird, bei Rot und Gelb mit einer Zunahme, bei Blau und Gr\u00fcn mit einer Abnahme der Helligkeit verbunden ist. Eine Hypothese enth\u00e4lt dieser Satz \u00fcberhaupt nicht. Es fragt sich, ob der folgende Schritt eine solche enth\u00e4lt.\nDer Weg von der Dunkel- zur Helladaptation hat mit wachsendem Hervortreten der Farbe zu einer Erhellung (bei Rot und Gelb) bzw. Verdunkelung (bei Gr\u00fcn und Blau) gef\u00fchrt. Im Zustand der Helladaptation tritt die Farbe sehr stark hervor \u2014 man kann die Empfindung als \u201esehr ges\u00e4ttigt\u201c bezeichnen; aber von einer absoluten, d. h. nicht weiter steigerungsf\u00e4higen S\u00e4ttigung kann keine Rede sein. Die sch\u00f6nsten Pigmente stehen hier noch hintern den Spektrallichtern zur\u00fcck und auch die Empfindung der letzteren kann, wie schon Helmholtz erw\u00e4hnt hat (siehe Fufsnote S. 51 f.), noch Steigerungen der S\u00e4ttigung erfahren. Da nun jener beschriebene Prozefs der Aufhellung bzw. Verdunkelung sich um so weiter fortf\u00fchren l\u00e4fsx, je ges\u00e4ttigter man die Empfindung (bei gleichbleibenden Lichtern) macht, so erlaubt man sich den Schufs, dafs der Grad der Aufhellung bzw. Verdunkelung noch st\u00e4rker w\u00e4re, wenn man die S\u00e4ttigungszunahme noch weiter fortsetzen k\u00f6nnte, und dafs er sein Maximum erreichen w\u00fcrde, wenn auch die S\u00e4ttigung ihr Maximum erreichte \u2014 was man eben \u201eabsolute S\u00e4ttigung\u201c nennt. Diese absolut ges\u00e4ttigten Empfindungen w\u00fcrden dann notwendig ungleiche Helligkeiten haben, das Farbenpaar Rot und Gelb gr\u00f6fsere als das Farbenpaar Gr\u00fcn\nbesser durch Zusatz eines schwarzen Sektors zum Blau die Weifslichkeit der beiden Mischlichter so regulieren, dafs sie bei vollst\u00e4ndiger Dunkeladaptation einander gleich werden. Auf einer dritten Scheibe stellt man dann ein \u201eobjektives\u201c Grau von gleicher Helligkeit her.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nFranz Hillebrand.\nund Blau. Nichts anderes als dies sagt die Lehre von der spezifischen Helligkeit aus \u2014 wie ich dies seinerzeit deutlich genug ausgef\u00fchrt habe.1 Wenn Exner diesen extrapolierenden Schritt als Hypothese bezeichnet h\u00e4tte, so h\u00e4tte er Recht gehabt \u2014 ich habe ja selbst so deutlich wie m\u00f6glich gesagt, dafs man \u00fcber die Helligkeitsverh\u00e4ltnisse der absolut ges\u00e4ttigten Farbenempfindungen nur auf indirektem Wege eine Aussage machen kann.2 Sein Vorwurf war aber anders gemeint, wie sich sp\u00e4ter zeigen wird.\nV.\nDer vorhin erw\u00e4hnte Schlufs von dem entgegengesetzten Verhalten des PuRKixjEschen Ph\u00e4nomens bei Gelb und Rot einer-bei Gr\u00fcn und Blau andererseits auf die verschiedene spezifische Helligkeit dieser beiden Farbenpaare enth\u00e4lt eine Voraussetzung, von der noch nicht die Rede war. Man denke sich ein gelbes und ein blaues Licht so gew\u00e4hlt, dafs sie bei Dunkeladaptation einem und demselben farblosen Lichte gleich (also auch untereinander gleich) sind, bei Helladaptation also das blaue dunkler, das gelbe heller erscheint als das farblose \u2014 wie solche Mischlichter auf dem Kreisel leicht herzustellen sind. Die Weifserregung w\u00e4chst bei allen Lichtern, wenn man von der Hell- zur Dunkeladaptation \u00fcbergeht \u2014 man sieht das an der zunehmenden Weifslichkeit. Nennt man das Verm\u00f6gen eines Lichtes, unter gegebenen Erregbarkeitsbedingungen (als vor allem bei gegebenem Adaptationszustand) eine Weifserregung von bestimmter Gr\u00f6fse zu erzeugen, seine Weifsvalenz, so kann man sagen, dafs die Weifsvalenz aller Lichter beim \u00dcbergang zur Dunkeladaptation zunimmt.3 Nehmen wir nun einmal den Fall an, diese Zunahme finde f\u00fcr Lichter verschiedener Wellenl\u00e4nge in ungleichem Mafse statt, z. B. f\u00fcr langwellige Lichter weniger stark als f\u00fcr kurz-\n1\tSpezif. Helligkeit. S. 21.\n2\tEbendaselbst. S. 22.\n3\tMifs Verst\u00e4ndnissen gegen\u00fcber sei hier sofort bemerkt, dafs dieser Satz noch keinerlei Hypothese \u00fcber das Zustandekommen der Weifsempfindung enth\u00e4lt. Die Gr\u00f6fse der Weifserregung ist aus der gr\u00f6fseren oder geringeren Ann\u00e4herung der farbigen Empfindung an die Weifsempfindung kenntlich. Ob die zugrunde liegende Erregung einfach oder zusammengesetzt ist, dar\u00fcber sagt obiger Satz nichts. \u2014 Dem Licht wird die Weifsvalenz in demselben Sinne zugeschrieben, in welchem man ihm auch ein Zersetzungsverm\u00f6gen relativ zu einer bestimmten lichtempfindlichen Substanz zuschreiben kann.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n75\nwellige, so k\u00f6nnte man aus dem PurkinjEschen Ph\u00e4nomen keinen Schlufs auf die verschiedene spezifische Helligkeit ziehen. Denn ein homogenes gelbes Licht w\u00fcrde beim \u00dcbergang zur Dunkeladaptation darum sich weniger aufhellen als ein (anf\u00e4nglich gleich helles) blaues, weil die Weifsvalenz des ersteren weniger stark w\u00e4chst als die des letzteren \u2014 und dadurch w\u00e4re die schliefslich erzielte ungleiche Helligkeit veranlafst.1 Denselben Weg in umgekehrter Richtung w\u00fcrden die Weifsvalenzen gehen, wenn man Lichter ungleicher Helligkeit durch \u00dcbergang zur Dunkeladaptation farblos und gleich hell werden l\u00e4fst. Solche Lichter h\u00e4tten dann bei Helladaptation ungleiche Weifsvalenz, die langwelligen eine gr\u00f6fsere als die kurzwelligen ; die der ersteren w\u00fcrde aber (dieser Annahme zufolge) beim \u00dcbergang zur Dunkeladaptation langsamer ansteigen als die der letzteren, so dafs beide schliefslich gleich hell werden k\u00f6nnen, falls man vom Anfang an die Intensit\u00e4ten passend w\u00e4hlt. Setzt man zwischen beide Lichter ein farbloses von entsprechender Intensit\u00e4t, so m\u00fcfste sich seine Weifsvalenz bei Dunkeladaptation st\u00e4rker ver-gr\u00f6fsern als die des langwelligen, sch\u00e4cher als die des kurzwelligen: dadurch w\u00fcrde sich der Erfolg ergeben, dafs die beiden farbigen Lichter sich von entgegengesetzten Seiten her der schliefslichen Gleichheit mit dem farblosen n\u00e4hern.\nDer Schlufs auf eine verschiedene Eigenhelligkeit der einzelnen\nFarben ist offenbar nur dann erlaubt, wenn die Weifsvalenzen\n\u2022 \u2022\ns\u00e4mtlicher Lichter beim \u00dcbergang zur Dunkeladaption gleichstark steigen; denn dann l\u00e4fst sich schliefsen, dafs der verschiedene Helligkeitseffekt, der beim Hinzutreten oder Verschwinden der farbigen Erregungskomponente tats\u00e4chlich erzielt ward, nur daher r\u00fchren kann, dafs die letztere einen verschieden grofsen Beitrag zur Gesamthelligkeit liefert, und dafs dieser Beitrag Null wird, wenn die Weifsvalenz in einem Mafse gewachsen ist, das die farbige Erregungskomponente v\u00f6llig unter die Schwelle sinken l\u00e4fst. Nat\u00fcrlich gelten dieselben Betrachtungen auch dann, wenn man das P\u00fcRKiNJEsche Ph\u00e4nomen nicht mittels zweier farbiger, sondern mittels eines farbigen und eines farblosen Lichtes herstellt.\n1 Es m\u00fcfste dann freilich auch die S\u00e4ttigung des Blau st\u00e4rker abnehmen als die des Gelb; aber S\u00e4ttigungsvergleiche oder gar Vergleiche von S\u00e4ttigungsdifferenzen sind in hohem Grade unzuverl\u00e4ssig.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nFranz Hillebrand.\nDer Satz, dafs die Weifs Valenzen verschiedenfarbiger Lichter sich beim Adaptationswechsel gleichstark \u00e4ndern, ist in dem \u201eGesetz von der Konstanz der optischen Valenzen\u201c enthalten, das Hering in der Abhandlung \u201e\u00dcber Newtons Gesetz der Farbenmischung\u201c 1 formuliert und mit diesem Namen belegt hat. Es besagt, dafs zwei physikalisch ungleiche, aber gleich aussehende Lichter hinsichtlich ihrer Reiz werte unter allen Umst\u00e4nden f\u00fcreinander substituiert werden k\u00f6nnen, d. h. dafs sie, sowohl wenn sie mit andern Lichtern in Kombination treten wie auch wenn das Sehorgan irgendwelche Stimmungs\u00e4nderungen (z. B.\ndurch Adaptation) durchmacht, vollst\u00e4ndig f\u00fcreinander eintreten\nk\u00f6nnen.2 3\n\u2022 \u2022\nUber die G\u00fcltigkeit dieses Satzes entscheidet das Bestehenbleiben von Gleichungen physikalisch verschiedener Lichter bei Intensit\u00e4ts\u00e4nderungen s und bei \u00c4nderungen der Stimmung (also vor allem der Hell-Dunkeladaptation und der chromatischen Adaptation, wie etwa einer \u201eRoterm\u00fcdung\u201c). Hering hatte, als er die Abhandlung \u00fcber das Mischungsgesetz schrieb, an dem Bestehen beider Tatsachen festgehalten auf Grund von Beobachtungen, die in der Tat nach beiden Richtungen beweisend\n1\tLotos, Bd. VII, S. 34 ff. (1887.)\n2\tEs ist mir unverst\u00e4ndlich, wie Exner (I. 16.) \u2014 noch dazu unter ausdr\u00fccklicher Berufung auf Herings Abhandlung \u2014 sagen konnte, dieses Gesetz sei \u201egewonnen im Tageslichtsehen\u201c, w\u00e4hrend Hering das genaue Gegenteil behauptet und einen eigenen Abschnitt (\u00a7 28) dem Nachweis gewidmet hat, dafs die optischen Valenzen von der Stimmung des Sehorgans unabh\u00e4ngig seien. Es steht jedermann frei, die G\u00fcltigkeit dieses Gesetzes zu bestreiten; es steht aber Niemandem frei, seinen Inhalt vorher zu \u00e4ndern. \u2014 Es ist auch falsch, wenn Exner behauptet, dieses Gesetz sei in den GRASSMANNschen Mischungsregeln enthalten. Grassmanns 3. Satz (der hier allein in Frage kommen kann) sagt aus, dafs gleich aussehende Lichter gemischt gleich aussehende Mischungen ergeben. Dieser Satz geht hervor aus der Konstanz der optischen Valenzen \u2014 nicht umgekehrt! \u2014 weil letztere den additiven Charakter der Valenzen garantiert. Soweit sich aber das HERiNGsche Gesetz auch auf Stimmungs\u00e4nderungen des Sehorgans bezieht (und dieser Teil kommt hier allein in Betracht), hat es mit dem 3. Satz Grassmanns \u00fcberhaupt nichts zu tun. Exner hat auch hier die logischen Mittelglieder gar nicht herzustellen versucht ; der nicht orientierte Leser kann dann leicht zu der Ansicht gelangen, es m\u00fcfsten solche auch existieren.\n3\tDiese Tatsache ist ein spezieller Fall der allgemeineren Erfahrung, dafs sich aus der Addition von Farbengleichungen wieder Farbengleichungen ergeben.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n77\nsind. Sp\u00e4ter hat sich die Sachlage ge\u00e4ndert. W\u00e4hrend der \u25a0Satz, dafs gleichanssehende Lichtgemische gleichbleiben, wenn die Intensit\u00e4ten proportional ge\u00e4ndert werden1, sich als durchaus g\u00fcltig bew\u00e4hrt hat, l\u00e4fst sich das Bestehenbleiben von\n\u2022 \u2022\nFarbengleichungen bei \u00c4nderung der Adaptation zweifellos nicht in dieser Allgemeinheit festhalten. Die Beobachtungen, auf die Heeino seinerzeit seine Ansicht gest\u00fctzt hatte, sind zwar ebenso einwandfrei wie sein Schlufs auf die Konstanz der Gleichungen; aber die letztere gilt durchaus nicht allgemein. Vor allem hat sich gezeigt, dafs Gleichungen zwischen je zwei Paaren komplement\u00e4rer Lichter (also farbloser Lichtgemische aus physikalisch verschiedenen Komponenten) nicht bestehen bleiben, wenn man den allgemeinen Adaptationszustand erheblich \u00e4ndert, ja dafs hier die anf\u00e4ngliche Gleichheit einer sehr bedeutenden Ungleichheit Platz machen kann.2 Es scheint sich tats\u00e4chlich so zu verhalten, wie oben (S. 74 f.) blofs angenommen wurde, dafs n\u00e4mlich die Weifsvalenz langwelliger Lichter beim \u00dcbergang zur Dunkeladaptation eine geringere Steigerung erf\u00e4hrt als die kurzwelliger.\nOhne mich auf die, heute noch nicht spruchreife, Frage einzulassen, woher es kommt, dafs Gleichungen bei \u00c4nderung der Adaptation in vielen F\u00e4llen bestehen bleiben, in anderen aber nicht, steht doch so viel fest, dafs man die Konstanz der optischen Valenzen bei Adaptations\u00e4nderung nicht als eine allgemeing\u00fcltige Erfahrung ansehen und daher aus dem P\u00fcekinje-Effekt nicht ohne weiteres auf die verschiedene spezifische Helligkeit schliefsen darf. Dieser Schlufs w\u00e4re aber sofort erlaubt, wenn sich zeigen sollte, dafs der PuEKiNjE-Effekt in jener Gruppe von\nF\u00e4llen besteht, in der die Weifsvalenz der verglichenen Lichter \u2022 \u2022\nbeim \u00dcbergang zur Dunkeladaptation jene ungleich starke Steigerung nicht zeigt, in der wir offenbar die Ursache f\u00fcr die Inkonstanz farbloser Gleichungen erblicken m\u00fcssen. Denn dann\n1\tSelbstverst\u00e4ndlich wird auch hier vorausgesetzt, dafs man wirklich nur die Intensit\u00e4ten, und nicht gleichzeitig auch den Adaptationszustand \u00e4ndert \u2014 wie das sehr h\u00e4ufig geschieht.\n2\tVgl. A. Tschermak \u201e\u00dcber die Bedeutung der Lichtst\u00e4rke und des Zustandes des Sehorgans f\u00fcr farblose optische Gleichungen\u201c, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 70, S. 297ff. (1898) und desselben Autors Artikel \u201eDie Hell-Dunkeladaptation des Auges und die Funktion der St\u00e4bchen und Zapfen\u201c in Asher-Spiros Ergehn, d. Physiologie, 1. Jalirg., besonders S. 727 ff. und 794 ff. (1902.)","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nFranz Hillebrand.\nf\u00e4llt jener oben (S. 74 f.) er\u00f6rterte Einwand weg und wir k\u00f6nnen mit Recht schliefsen: wenn die Weifsvalenz beider Lichter beim \u00dcbergang zur Dunkeladaptation gleich stark gestiegen, die an-i\u00e4nglich gleiche Helligkeit aber ungleich geworden ist, so kann diese Ungleichheit nur darin ihren Grund haben, dais das Zur\u00fccktreten der farbigen Erregungskomponente (wie es sich in der schliefslichen Farblosigkeit zeigt) einen verschieden starken Ein-flufs auf die Helligkeit der beiden Empfindungen aus\u00fcbt. Derselbe Schlufs vollzieht sich in umgekehrter Richtung, wenn man von verschieden hellen Farben ausgeht und durch Dunkeladaptation vollst\u00e4ndige Gleichheit erzielt. Es ist hierbei g\u00e4nzlich gleichg\u00fcltig \u2014 was Exner offenbar nicht \u00fcberlegt hat \u2014 wie man sich, das Zustandekommen jener Weifskomponente denkt, die sich in der Empfindung eben als gr\u00f6fsere oder geringere Weifslichkeit bemerkbar macht \u2014 ob Achromatisch im Helm-HOLTzschen Sinne oder als unabh\u00e4ngige farblose Elementarerregung, wie Hering meint. Denn im ersteren Falle hat man sich die Weifslichkeit der Empfindung durch das Zusammenwirken dreier gleichstarker Erregungen, die Farbigkeit durch den Uberschufs einer von ihnen zu denken \u2014 was an der \u00fcbrigen Beweisf\u00fchrung gar nichts \u00e4ndert.'\tS\nEs l\u00e4fst sich nun zeigen, dafs die Versuche, aus denen ich seinerzeit vor allem auf die verschiedene spezifische Helligkeit geschlossen habe \", tats\u00e4chlich derjenigen Gruppe von F\u00e4llen angeh\u00f6ren, in denen die Aufhellung bzw. Verdunkelung bei Adapta-tionswechsel nicht auf eine ungleiche \u00c4nderung der Weifsvalenz, sondern nur auf die Eigenhelligkeit der farbigen Erregungskomponente zur\u00fcckgef\u00fchrt werden kann. Das soll an dem Beispiel des einen der damals mitgeteilten Versuche dargetan werden.\n1\tHiermit erledigt sich die Bemerkung Exners (I. 16.), ich h\u00e4tte bei dieser Argumentation bereits die Grundlage der HERiNGschen Theorie \u201eantizipiert . Auch hier bleibt es dem Leser \u00fcberlassen, die Mittelglieder zu erg\u00e4nzen. \u2014 Dafs, wie Exner (ebenda) bemerkt, dafs Eesultat meiner\nersuc e nur durch Einf\u00fchrung der \u201eHypothese\u201c von der spezifischen Hellig-\nfnT r n HBRI^GSchen Theorie \u201c Einklang zu bringen ist, ist ebenso Msch Die spezifische Helligkeit geht, sobald die gleichm\u00e4fsige \u00c4nderung der Weitsvalenzen erwiesen ist, aus den Tatsachen hervor. Mit der \u201eHering-schen Theorie\u201c hat sie \u00fcberhaupt nichts zu tun; diese w\u00e4re mit einer verschiedenen spezifischen Helligkeit ebenso vereinbar wie mit einer gleichen.\n2\t\u00dcb. d. spezifische Helligkeit der Farben. S. 30 ff.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\t79\nEine Vollscheibe eines bestimmten blauen Pigmentpapieres erwies sieb bei Dunkeladaptation (und entsprechender Intensit\u00e4tsherabsetzung) als vollst\u00e4ndig gleich einem auf lichtlosem Grunde rotierenden Sektor von 90\u00b0 desjenigen Barytpapiers, mit dem hier stets gemessen wurde. Es bestand also in diesem Zustand die Gleichung\n360 Bl = 90 W.1\n\u2022\nDiesen Betrag von 90 W nannte ich die \u201eWeifsvalenz des blauen Papiers\u201c. Ich habe nun Mischungen dieses blauen Papiers mit Weifs (Barytpapier) in verschiedenem Mischungsverh\u00e4ltnis hergestellt, so dafs verschieden ges\u00e4ttigte Blauempfindungen entstanden, wenn man mit helladaptiertem Auge beobachtete. Diese Mischungen waren so gew\u00e4hlt, dafs, wenn man an der Hand der oben erw\u00e4hnten Weifsvalenzbestimmung der blauen Vollscheibe nunmehr die Weifsvalenzen der blauen Sektoren berechnete, die s\u00e4mtlichen Gemische von gleicher Weifsvalenz waren. Ich f\u00fchre die drei in jener Abhandlung erw\u00e4hnten Gemische hier an:\n1.\t80 Bl + 127,5 W + 152,5 S\n2.\t120 Bl + 118 W + 122 S\n3.\t280 Bl + 80 W -f- 0\tS.\nBerechnet man gem\u00e4fs der obigen Gleichung (360 Bl \u2014 90 W) die Weifsvalenzen der unter 1., 2. und 3. angef\u00fchrten Gemische und rechnet das von den schwarzen Sektoren ausgesendete Licht (360 S = 6 W) mit ein, so ergibt sich f\u00fcr alle drei Gemische eine Weifsvalens = 150. Was aber das Wesentliche ist und von Exneb offenbar \u00fcbersehen wurde : diese drei Gemische sehen bei Dunkeladaptation und g\u00e4nzlicher Farblosigkeit in der Tat vollst\u00e4ndig\n\u2022 \u2022\ngleich aus. Die errechnete Weifs-\u00c4quivalenz bew\u00e4hrt sich also-an derjenigen Erfahrung, durch die allein man eine Weifsvalenzbestimmung ausf\u00fchren und damit auch die Weifs - \u00c4quivalenz verschiedener Lichter empirisch feststellen kann. Es kann nur noch die Frage sein, ob die f\u00fcr Dunkeladaptation geltende Gleichheit jener (frei Gemische (untereinander und) mit 150 W auch eine Gleichheit der Weifserregung bei Helladaptation und Sichtbarkeit der farbigen Komponente bedeutet.\n1 Verwendet man zur Ausf\u00fcllung des \u00fcbrigen Sektors schwarzes Tuchpapier, so mufs dieses vorher an Barytpapier geaicht und das von ihm; ausgesendete Licht eingerechnet werden. Hier ist das bereits geschehen.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nFranz Hillebrand.\nDie drei Gemische sind aus der Dunkeladaptationsgleichung 360 Bl = 90 W berechnet worden unter der Voraussetzung, dafs sich die Weifsvalenz des blauen Lichtes proportional der Sektoren-gi\u00f6fse \u00e4ndert, dafs man also jeden Blausektor durch den vierten Teil eines Weifssektors ersetzen kann; man benutzt also immer denselben Koeffizienten zur Umrechnung und erh\u00e4lt so Gleichungen mit 150 W, die bei Dunkeladaptation sich tats\u00e4chlich als solche bew\u00e4hren. W\u00fcrde sich die Weifsvalenz des blauen Lichtes nach einem anderen Gesetz \u00e4ndern als die des weifsen, so k\u00f6nnte das dicht der Fall sein: die Gleichungen m\u00fcfsten um so mehr gest\u00f6rt sein, je mehr blaues Licht in dem Gemische enthalten ist. Es ist hierbei ganz gleichg\u00fcltig, ob man die Weifsvalenz des blauen Lichtes durch Dunkeladaptation oder durch Vergr\u00f6fserung des Weifs-Sektors steigert. Kurz, die Weifs\u00e4quivalenz jener drei Gemische ist unter der Annahme gerechnet, dafs sich die Weifsvalenzen der beiden ben\u00fctzten Lichter (des blauen und weifsen) nach demselben Gesetze \u00e4ndern, und nur unter dieser Annahme. Wir schliefsen auf ihre Dichtigkeit aus der Tatsache, dafs diese Gemische bei Dunkeladaptation auch tats\u00e4chlich gleich sind. W\u00e4re die Annahme unrichtig, so m\u00fcfste die St\u00f6rung der Gleichung sichtbar sein und zwar in verschiedenem Mafse je nach dem S\u00e4ttigungsgrad des Gemisches. Es ist also keineswegs ein \u201ehypothetischer Fall\u201c (wie Exner meint), wenn den drei Gemischen auch im Zustand der Helladaptation gleiche Weifsvalenz zugeschrieben und diese letztere der Weifsvalenz eines auf dunklem Grund rotierenden Sektors von 150\u00b0 Barytweifs gleich gesetzt wird. ^ Es sei aufserdem hingewiesen auf die sonst kaum erkl\u00e4rbare \u00dcbereinstimmung zwischen den bei Dunkeladaptation beobachteten Weifsvalenzen und den Werten, die sp\u00e4ter Hering f\u00fcr den Totalfarbenblinden K. bei Benutzung derselben Pigmentpapiere und Helladaptation gefunden hat.1\nJedenfalls kann also f\u00fcr die Versuchsumst\u00e4nde, wie sie bei meiner Untersuchung Vorlagen, die Konstanz der Weifsvalenzen behauptet werden. Da bei analogen Versuchen r#te und gelbe Lichter das entgegengesetzte Verhalten zeigen wie blaue und gr\u00fcne \u2014 die ersteren sind bei gleicher Weifsvalenz um so heller je ges\u00e4ttigter sie sind, die letzteren um so dunkler \u2014 so recht-\nHering, Untersuchung eines total Farbenblinden. Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 49, S. 563 ff. Vgl. besonders S. 583.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\nfertigt sich auch der Schlufs auf die verschiedene spezifische Helligkeit.1\nDie Tatsache, dafs in vielen F\u00e4llen Gleichungen nicht bestehen bleiben, wenn man die Adaptation erheblich \u00e4ndert, w\u00fcrde wirklich zu einem Zweifel an der Triftigkeit des Schlusses vom Pu\u00dfKiNJEschen Ph\u00e4nomen auf die verschiedene spezifische Helligkeit f\u00fchren k\u00f6nnen, weil die Meinung nahe l\u00e4ge, dafs auch in unserem Falle die verschiedene Helligkeit solcher Lichter, die bei Dunkeladaptation eine Gleichung ergaben, auf die ungleiche \u00c4nderung der Weifsvalenzen beim \u00dcbergang zur Helladaptation zur\u00fcckzuf\u00fchren sei und daher ein wesentliches Beweisglied \u2014 n\u00e4mlich die Weifs\u00e4quivalenz \u2014 fehle. Es war darum n\u00f6tig, zu zeigen, dafs in unseren Versuchen die beiden Seiten der Gleichungen nicht aufh\u00f6ren weifs\u00e4quivalent zu bleiben. Nicht gegen Exner richten sich unsere letzten Ausf\u00fchrungen; denn an diese Schwierigkeit \u2014 die einzige, die ein Bedenken rechtfertigen k\u00f6nnte \u2014 hat er gar nicht ger\u00fchrt. Die Einwendung, die Exner erhebt, h\u00e4ngt, wie sich sogleich zeigen wird, mit dem Problem der spezifischen Helligkeit \u00fcberhaupt nicht zusammen.\nVI.\nExners Kritik l\u00e4fst sich am leichtesten an einem besonderen Beispiel er\u00f6rtern. Wir ben\u00fctzen drei Gr\u00fcngemische, die nach der Kechnung und nach der Beobachtung mit dunkeladaptiertem Auge gleiche Weifsvalenz haben und bei Helladaptation um so dunkler aussehen, je ges\u00e4ttigter sie sind, d. h. hier je mehr Gr\u00fcn sie enthalten. Es bestehen die folgenden Weifs\u00e4quivalenzen, bzw. Dunkeladaptationsgleichungen :\n1 Ich habe dieses Verhalten neuerdings mit derselben Methode nachgepr\u00fcft und dieselben Ergebnisse erzielt. Ich f\u00fchre einige von diesen Gleichungen an. Da die Pigmentpapiere (aus einer sp\u00e4teren Sammlung Herings stammend) von den seinerzeit ben\u00fctzten betr\u00e4chtlich verschieden waren, ergaben sich auch andere Weilsvalenzen. Es bestehen z. B. folgende Gleichungen f\u00fcr Dunkeladaptation:\n360 Bl\tx\n180 Bl + 30 W + 150 S > = 60 W + 300 S 90 Bl + 45,5 W + 224,5 S J\nBei Helladaptation sind die linken Seiten deutlich dunkler als die rechte, am st\u00e4rksten ist der Unterschied bei 360 Bl, weniger stark bei der .zweiten, am wenigsten (aber immer noch deutlich genug) bei der dritten.\nZeitschr. f. Siimesphysiol. 51.\t6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nFranz Hillebrand.\n1.\t90 Gr + 112 W )\n2.\t180 Gr + 74 W | = 150 W.1\n3.\t360 Gr +\t0 W J\nExner hat nun bei Hell adaptation eine photometrische Bestimmung des gr\u00fcnen Pigmentpapiers ausgef\u00fchrt, die im wesentlichen folgendermafsen gemacht wurde :\nEr mischt auf dem Farbenkreisel innen und aufsen das gr\u00fcne Papier mit je einem Sektor Weifs, der aber innen in etwas anderer Gr\u00f6fse gew\u00e4hlt wird als aufsen, so dafs neben dem Helligkeits-auch ein geringer S\u00e4ttigungsunterschied entsteht. Mittels einer Polarimetereinrichtung (n\u00e4heres siehe I, 17) setzt er die Helligkeit des helleren Feldes so herab, dafs beide Felder gleich aus-sehen. Der S\u00e4ttigungsunterschied wirkt dabei nicht st\u00f6rend wegen der \u201everh\u00e4ltnism\u00e4fsig geringen Empfindlichkeit des Auges f\u00fcr S\u00e4ttigungsunterschiede\u201c.2 Aus den Gr\u00f6fsen des weifsen und farbigen Sektors der inneren und \u00e4ufseren Scheibe (Wn F1? W0, F2) und dem Drehungswinkel a des Nikols l\u00e4fst sich die Helligkeit x des farbigen (hier gr\u00fcnen) Pigmentpapieres berechnen auf: Grund der Relation\nWi + xF,\nW2 + xF2\n1\tIch habe hier der einfacheren Rechnung wegen die Weifsvalenz des -gr\u00fcnen Pigmentes = 150 (nicht, wie in der Arbeit \u00fcber die spezifische Helligkeit, = 152) angenommen. Aufserdem habe ich das von dem erg\u00e4nzenden. Schwarzsektor ausgesendete Licht sogleich den Weifssektoren zugerechnet, so dafs man sich also die oben angef\u00fchrten Sektoren als auf absolut lichtlosem Grunde rotierend zu denken hat. Das gilt auch f\u00fcr die rechte Seite (150 W) dieser drei Gleichungen.\n2\tSchon dieser Umstand ist befremdlich. Wenn Jemand denjenigen Methoden der heterochromen Photometrie, bei denen die Einstellung verschiedenfarbiger Lichter auf gleiche Helligkeit nach dem blofsen Empfindungseindruck geschieht, wegen der Unsicherheit solcher subjektiver Sch\u00e4tzungen mifstraut, so darf er doch nicht eine Methode einf\u00fchren, die sich wiederum auf den subjektiven Faktor einer mangelhaften Unterschiedsempfindlichkeit st\u00fctzt. Die rechnerische Ausdehnung des bei geringer* S\u00e4ttigungsdifferenz erzielten Befundes auf das ganze Intervall zwischen Farbe und Weifs involviert ja eine entsprechende Vervielf\u00e4ltigung jenes subjektiven Fehlers, der zugestandenermafsen auf unserer unzureichenden Empfindlichkeit beruht. Doch soll im Hinblick auf die viel gr\u00f6beren Fehler, die der ganzen \u00dcberlegung anhaften, dieser Mifsgriff nicht weiter* in Betracht gezogen werden.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n83\nDerselben Beobachtung bzw. Rechnung wird dann auch ein blaues, ein gelbes und ein rotes Pigmentpapier unterworfen und so ergeben sich f\u00fcr diese vier Papiere gewisse Werte, die Exner als \u201eWeifswerte\u201c (WW) bezeichnet.1 Setzt man nun diese \u201eWeifswerte\u201c in die obigen Gr\u00fcngemische ein, so ergeben sich f\u00fcr die letzteren (nicht mehr wie bei mir dieselben, sondern) ganz verschiedene \u201eWeifswerte\u201c, u. zw. f\u00fcr das Gemisch 1. der gr\u00f6fste, f\u00fcr das Gemisch 2. ein kleinerer, f\u00fcr 3. der kleinste; und somit ist es (nach Exner) ohne weiteres klar, dafs die drei Gemische in abnehmender Helligkeit erscheinen m\u00fcssen \u2014 man mufs nur die richtigenW eifswerte einsetzen. \u00c4hnliches ergibt sich f\u00fcr Blau : auch hier ist dasjenige Gemisch heller, das den gr\u00f6fseren WW hat. Auch bei Rot und Gelb trifft das zu. Es zeigt sich dann auch kein entgegengesetztes Verhalten des letztgenannten Farbenpaares gegen\u00fcber dem erstgenannten; denn bei allen derartigen Gemischen, gleichg\u00fcltig welchen Farbentones, ist dasjenige das hellere, das den gr\u00f6fseren \u201eWeifswert\u201c (im Sinne der Terminologie Exners) besitzt. F\u00fchrt man also an Stelle meiner \u201eWeifsvalenzen\u201c die \u201eWeifswerte\u201c Exners ein, so ist \u00fcberhaupt kein Problem mehr da \u2014 und damit entf\u00e4llt auch jeder Anlafs zur Einf\u00fchrung der spezifischen Helligkeit. Das ist in K\u00fcrze der Gedankengang Exners.\nZun\u00e4chst ist klar, dafs das, was Exner mittes der obenerw\u00e4hnten Methode gemessen hat, nichts anderes als Lichtintensit\u00e4ten sind mit Ben\u00fctzung der Lichtintensit\u00e4t des Barytpapiers als Einheit. W\u00fcrden wir verschiedenfarbige Lichter mit derselben Genauigkeit auf gleiche Helligkeit einstellen k\u00f6nnen, wie wir es bei gleichfarbigen imstande sind, so w\u00fcrde sich die Methode Exners dahin vereinfachen, dafs man (ohne jede Kreiselmischung) das Barytpapier durch Nicoldrehung auf dieselbe Helligkeit bringt wie das zu pr\u00fcfende farbige Papier und nun aus dem Drehungswinkel das Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnis rechnet. Der Umweg Exners hat nur die Bedeutung, dafs er die Unsicherheit heterochromer Helligkeitsgleichungen umgeht oder wenigstens zu umgehen meint, indem er seine Beobachtungen in einem engen S\u00e4ttigungsbezirk macht und sie erst rechnerisch auf das ganze Intervall zwischen Farbe und Weifs ausdehnt (siehe Fufsnote\n1 Ob Exner dieselben farbigen Papiere verwendet hat, die ich seiner Zeit ben\u00fctzte, ist mir zwar zweifelhaft, mag aber einmal angenommen werden. Meine Bedenken gegen Exners Verfahren h\u00e4ngen mit etwaigen Zahlenunterschieden nicht zusammen.\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nFranz Hillebrand.\nzu S. 82) ; es \u00e4ndert nichts an der Tatsache, dafs Exner Lichtintensit\u00e4ten mifst.1\nNun vergegenw\u00e4rtige man sich aber das Problem, um das es sich mir handelte und an dem doch auch der Kritiker h\u00e4tte festhalten m\u00fcssen. Warum mufs man die drei obenerw\u00e4hnten Gr\u00fcngemische, damit sie bei Dunkeladaptation dem Licht von 150 W gleich erscheinen, so w\u00e4hlen, dafs sie im Zustand der Helladaptation verschieden hell erscheinen und zwar um so heller je weniger ges\u00e4ttigt sie sind? Das war das Problem. Und Exner zeigt, dafs man sie verschieden hell w\u00e4hlen mufs, indem man \u2014 was selbstverst\u00e4ndlich ist \u2014 die Intensit\u00e4ten der Lichter ver-/ schieden grofs macht. Niemanden ist es eingefallen daran zu zweifeln, dafs (bei gegebenem Adaptationszustand) der gr\u00f6fseren Helligkeit auch die gr\u00f6fsere Lichtintensit\u00e4t (also der gr\u00f6fsere WW)\n1 Es ist daher schon teminologisch so unzweckm\u00e4fsig wie nur m\u00f6glich, diese Intensit\u00e4ten \u201eWeifswerte\u201c zn nennen und damit der Verwechslung mit den \u201eWeifsvalenzen\u201c Vorschub zu leisten; dies um so mehr, als f\u00fcr die ersteren ohnehin der den Physikern gel\u00e4ufige Name \u201eAlbedo\u201c zur Verf\u00fcgung stand, der die Gefahr einer Verwechslung ausschliefst.\nWas aber die Unsicherheit heterochromer HelligkeitsVergleichungen anlangt, die Exner durch eine \u201eobjektive\u201c Methode (dio polarimetrische) zu vermeiden glaubt, so ist dar\u00fcber folgendes zu bemerken: bei meinen Weifsvalenzbestimmungen mittels Farbenkreisels wird die Gleichung zwischen farbigem Pigment und Grau unter Verh\u00e4ltnissen gemacht, unter denen das erstere v\u00f6llig farblos erscheint, so dafs Einstellung auf vollst\u00e4ndige (nicht blofs Helligkeits-) Gleichheit erm\u00f6glicht wird. Das ist Sache der Empfindung, genau so, wie es bei der polarimetrischen Methode Sache der Empfindung ist zu entscheiden, ob die durch Drehung des Nicols angestrebte Gleichheit erreicht wurde. \u00c4hnliches gilt von dem Falle, in welchem ich ein aus komplement\u00e4ren Lichtern gemischtes Grau gleich setzte einer bestimmten Stufe einer Grauskala \u2014 \u201eblors nach dem Anblick mit dem Auge\u201c (I. 27.). Als ob Exner die Einstellung auf Gleichheit mittels Polarimeters anders als \u201enach dem Anblick mit dem Auge\u201c gemacht h\u00e4tte! Die Gleichstellung zweier Grau ist, scheint mir, kein Fall von heterochromer Photometrie. Wo ich aber zwei verschiedenfarbige Kreiselgemische bei Helladaptation vergleiche, geschieht es nur, um eine Helligkeitsdifferenz zu konstatieren, die so grofs ist, dafs sie l\u00e4ngst aufserhalb des Unsicherheitsgebietes derartiger Vergleichungen liegt. Es handelte sich hier nur um die Feststellung, dafs das farbige Feld dunkler oder heller ist als das farblose, nicht um messende Vergleichung. Eine Einstellung verschiedener Farben auf gleiche Helligkeit kam bei diesen Versuchen gar nicht vor. Ein Vorzug der polarimetrischen Methode hinsichtlich der Sicherheit besteht also nicht. Dafs sie ihr Ziel verfehlt, indem sie statt Weifsvalenzen Lichtintensit\u00e4ten mifst, ist eine Sache f\u00fcr sich.","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"Purhinjesches Ph\u00e4nomen und EigenhelligTceit.\n85\nentspricht. Hier\u00fcber Versuche und Mefsungen zu machen, war ganz \u00fcberfl\u00fcssig. Gefragt wurde, warum man die 3 Gemische (nat\u00fcrlich auf dem Wege verschiedener Reizintensit\u00e4t !) verschieden hell machen mufs, damit sie bei Dunkeladaptation gleich hell erscheinen. An der Sachlage \u00e4ndert sich nichts, wenn man das fragliche Ph\u00e4nomen (es ist das PurkinjEsche) nicht auf die Adaptation sondern, wie das noch Helmholtz getan hat, auf die Intensit\u00e4ts\u00e4nderung als solche zur\u00fcckf\u00fchrt. Die Frage hiefse dann: warum mufs man die Intensit\u00e4ten der Gr\u00fcngemische so w\u00e4hlen, dafs sie verschieden hell erscheinen (u. zw. um so heller je weniger ges\u00e4ttigt sie sind), wenn man bei proportionaler Herabsetzung der Intensit\u00e4t Helligkeitsgleichheit untereinander und mit dem rechtsstehenden weifsen Licht (150 W) erzielen will? Der photometrische Nachweis, dafs man die Intensit\u00e4ten verschieden grofs gew\u00e4hlt hat, best\u00e4tigt ja nur die (selbstverst\u00e4ndliche) Bedingung des Versuches, hat aber mit seinem Ergebnis nichts zu tun. Dafs Exner an dem Problem, dessen Beantwortung durch die Einf\u00fchrung der spezifischen Helligkeit er kritisieren wollte, vorbeiredet, h\u00e4tte er auch daraus ersehen k\u00f6nnen, dafs das entgegengesetzte Verhalten der blauen und gr\u00fcnen Pigmente gegen\u00fcber den roten und gelben in seiner L\u00f6sung gar nicht zum Ausdruck kommt: denn dafs diejenigen Gemische heller erscheinen, denen (bei gleicher Adaptation) die gr\u00f6fseren objektiven Lichtst\u00e4rken entsprechen, ist selbstverst\u00e4ndlich und gilt f\u00fcr alle Farben. Warum aber bei dem einen Farbenpaar (Blau, Gr\u00fcn) diejenigen Gemische, die bei Dunkeladaptation gleich aussehen, so gew\u00e4hlt werden m\u00fcssen, dafs beim Tagessehen das ges\u00e4ttigteste zugleich das dunkelste ist, w\u00e4hrend beim anderen Farbenpaar (Roth, Gelb) das ges\u00e4ttigteste zugleich das hellste ist, an dieser Frage, die ja den Kernpunkt in der Theorie der spezifischen Helligkeit bildet, geht die Antwort Exners vorbei. Exners Messung der \u201eWeifswerte\u201c hat also mit dem Problem der spezifischen Helligkeit \u00fcberhaupt nichts zu tun ; sie war zudem g\u00e4nzlich \u00fcberfl\u00fcssig, da ohnehin niemand daran zweifelt, dafs man, um eine Farbenempfindung heller zu machen, ceteris paribus die Lichtintensit\u00e4t steigern mufs. Wenn die Beziehung zwischen Helligkeit und Lichtintensit\u00e4t Gegenstand der Frage w\u00e4re, so w\u00fcrde sich hierin \u00fcberhaupt kein Gegensatz zwischen jenen beiden Farbenpaaren ergeben und meine Befunde w\u00e4ren nicht \u201eh\u00f6chst \u00fcberraschend\u201c, wie Exner selbst sie nennt (I. 16), sondern eine Selbstverst\u00e4nd-","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nFranz H\u00fcl\u00e9brand.\nlichkeit. \u2014 Vielleicht macht die folgende \u00dcberlegung noch deutlicher, wie gegenstandslos die Kritik Exners ist.\nDie Gleichung 860 Gr = 150 W gilt bei vollst\u00e4ndiger Dunkeladaptation. Nun denke man sich, dafs die letztere nicht allm\u00e4hlich , sondern stufenweise in die Helladaptation \u00fcbergehe (was sich ja unschwer durchf\u00fchren l\u00e4fst, wenn man die Allgemeinbeleuchtung stufenweise erh\u00f6ht und bei jeder Stufe ab wartet, bis sich das Auge an den herrschenden Grad vollst\u00e4ndig adaptiert hat). Die Stufen seien mit I. II. III. IV. bezeichnet, wobei IV. die vollst\u00e4ndige Dunkeladaptation bedeuten soll, I. die Helladaptation. Die obige Gleichung gilt also f\u00fcr die IV. Stufe. Auf der III. Stufe gilt sie nicht mehr : die linke Seite sieht bereits gr\u00fcnlich und dunkler aus als die rechte. Man mufs, um Gleichheit zu erzielen, gr\u00fcnes Licht wegnehmen und weifses zusetzen, etwa so, dafs die Gleichung 180 Gr -f 74 W = 150 W entsteht, die also f\u00fcr die Adaptationsstufe III. charakteristisch ist. Auch diese Gleichung h\u00f6rt wieder zu bestehen auf, wenn man zur Stufe II. \u00fcbergeht, f\u00fcr welche etwa die Gleichung 90 Gr + 112 W =\u00a3 150 W charakteristisch ist. Bei voller Helladaptation (Stufe I.) mufs das gr\u00fcne Licht g\u00e4nzlich beseitigt werden, d. h. es gilt nur mehr die identische Gleichung 150 W \u2014 150 W. Den Weifsvalenzen nach sind alle 4 Gemische \u00e4quivalent, den photometrischen Werten nach (die Exner \u201eWeifswerte\u201c nennt) sind sie es nicht; das der Stufe IV. entsprechende Licht (360 Gr) hat den geringsten photometrischen Wert. Auf die Frage, warum es den geringsten Wert hat, darf man aber nicht antworten, dafs es ihn hat.\nDafs die photometrischen Werte Exners zur Erkl\u00e4rung der vorliegenden Erscheinung prinzipiell untauglich sind, geht auch aus der folgenden Erw\u00e4gung hervor.\nDer Ausgangspunkt einer photometrischen Bestimmung ist immer eine Einstellung auf scheinbare Gleichheit, also auf Gleichheit zweier Empfindungen. Da diese ganz vom Adaptationszustand abh\u00e4ngt, wTenn verschiedenfarbiges Licht verglichen werden soll, mufs man einen bestimmten Adaptationszustand voraussetzen und nimmt als solchen den bei mittlerer Helligkeit des diffusen Tageslichtes an, wie das f\u00fcr physikalische Zwecke gen\u00fcgt, bei denen man ja die (subjektiven) Faktoren der Erregbarkeit notwendig konstant halten oder wenigstens als konstant annehmen mufs. Handelt es sich aber, wie hier, um Ph\u00e4nomene, die ihrem Wesen nach auf dem Wechsel der Adaptation be-","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n87\nruhen, so k\u00f6nnen Werte, die nur unter Voraussetzung konstanter Adaptation gewonnen wurden, zur Erkl\u00e4rung nicht herangezogen werden. Nur unter der stillschweigenden Voraussetzung eines ganz bestimmten Adaptationszustandes ist die Behauptung Exners richtig, dafs das, was er Weifswert nennt (n\u00e4mlich die Albedo) ein f\u00fcr jedes Pigment charakteristischer Wert sei. Diese Voraussetzung darf der Physiker machen, weil es in seiner Hand liegt, alle Versuche, in denen dieser Weifswert irgendeine Rolle spielt, bei ungef\u00e4hr demselben Adaptationszustand auszuf\u00fchren, in welchem auch die Bestimmung des Weifswertes selbst ausgef\u00fchrt wurde. Wenn er aber an physiologische Versuche herantritt, in denen es \u2014 wie beim PuRKixjEschen Ph\u00e4nomen \u2014 gerade auf den Wechsel der Adaptation ankommt, so h\u00f6rt jener \u201eWeifswert\u201c auf, ein f\u00fcr das verwendete Pigment charakteristischer zu sein. Hier m\u00fcfste f\u00fcr jeden neuen Adaptationszustand eine neue photometrische Bestimmung gemacht werden; und diese Bestimmungen w\u00fcrden notwendig verschieden aus-fallen, weil die Einstellung auf gleiche Helligkeit verschieden ausf\u00e4llt je nach dem Zustand der Adaptation. Kurz ausgedr\u00fcckt: man kann Adaptationserscheinungen nicht mit Ausschaltung der Adaptation untersuchen !\nDas Gegenteil gilt von dem Wert, den man als \u201eWeifsvalenz\u201c bezeichnet. Er ist ein physiologischer Reizwert und wird unmittelbar aus farblosen Gleichungen bei Dunkeladaptation gewonnen. Er hat eine Bedeutung f\u00fcr jeden Adaptationszustand, also auch f\u00fcr die Helladaptation, wenn und insoweit wir berechtigt sind anzunehmen, dafs die farblose Komponente der Erregung auf beiden Seiten der Gleichung sich beim Wechsel der Adaptation in demselben Mafse ge\u00e4ndert hat. Soweit diese Annahme zutrifft, ist also die Weifsvalenz vom Adaptationszustand unabh\u00e4ngig und daher kann sie als ein das betreffende Pigment charakterisierender Wert aufgefafst werden \u2014 was vom \u201eWeifswert\u201c Exners aus dem obengenannten Grunde nicht gilt. (Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dafs, wenn man von einer \u201efarblosen Komponente der Erregung\u201c spricht, hiermit nicht f\u00fcr irgendeine Farbentheorie Stellung genommen wird (vgl. S. 78). Etwas hypothetisches sind Aussagen \u00fcber \u201eErregungen\u201c unter allen Umst\u00e4nden, weil nicht sie selbst sondern nur ihre Symptome <1 er Beobachtung zug\u00e4nglich sind. Aber spezielle Annahmen \u00fcber","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nFranz Hill\u00e9brand.\neinen mono- oder trichromatisehen Charakter der farblosen Erregung werden \u2014 hier wenigstens \u2014 nicht gemacht.)\nDer Nachweis, dafs zwei Lichter, um weifs\u00e4quivalent zu sein, verschiedene Intensit\u00e4t haben m\u00fcssen, hat also mit der Frage der spezifischen Helligkeit gar nichts zu tun. Dasselbe gilt von einer Reihe anderer Versuche, die Exnee ebenfalls in der Meinung angestellt hat, diese Frage zu einer, u. zw. negativen Entscheidung zu f\u00fchren. Er stellt Gemische von gleichem Farbenton (z. B. Gr\u00fcn) und verschiedener S\u00e4ttigung (letzteres durch verschieden grofsen Weifszusatz) in der Art her, dafs f\u00fcr jedes Gemisch die Summe aus den \u201eWeifswerten\u201c der Einzellichter denselben Betrag ergibt. Vergleicht man die Gemische polarimetrisch, so erh\u00e4lt man ein Verh\u00e4ltnis, das ungef\u00e4hr = 1 ist. Das heifst nun nichts anderes, als dafs sich die Lichtintensit\u00e4ten additiv zusammensetzen: wenn man beiderseits je zwei Lichter so kombiniert, dafs sie dieselbe Summe der objektiven Intensit\u00e4ten ergeben, so sind die beiden Gemische gleich hell. Er konstatiert, nachdem er dieses Verhalten bei verschiedenen Farben festgestellt hat, dafs nichts von einem aufhellenden oder verdunkelnden Einflufs zu erkennen war (I. 25.). Dafs derartige intensit\u00e4tsgleiche Gemische ungleiche Weifsvalenz haben, wovon man sich durch Betrachtung bei Dunkeladaptation \u00fcberzeugen kann, erw\u00e4hnt Exnee nicht \u2014 und darauf allein k\u00e4me es an. Die Versuche beweisen also gar nichts; denn um die additive Zusammensetzung der Lichtintensit\u00e4ten handelt es sich nicht.\nDasselbe gilt von einer Reihe anderer Versuche, bei denen die Gemische so hergestellt wurden, dafs die \u201eWeifswerte\u201c der einzelnen Lichter ungleiche Summen ergaben; der polarimetrische Vergleich zweier derartiger Gemische zeigt dasselbe Verh\u00e4ltnis, wie es sich ergibt, wenn man die (ebenfalls polarimetrisch ermittelten) \u201eWeifswerte\u201c der Einzellichter addiert und das Verh\u00e4ltnis der beiden Summen ausrechnet.\nWenn Exnee die additive Zusammensetzung der Intensit\u00e4ten als ein Argument gegen die Lehre von der spezifischen Helligkeit ben\u00fctzt (mit der sie in Wahrheit gar nichts zu tun hat),, so mufs er die letztere in dem Sinne mifsverstanden haben, dafs nach ihr einem Lichtgemisch eine Intensit\u00e4t zukommen k\u00f6nne, die kleiner oder gr\u00f6fser sei als die Summe der Intensit\u00e4ten der Einzellichter. Vielleicht haben ihn Ausdr\u00fccke wie \u201eder verdunkelnde Einflufs von Blau oder Gr\u00fcn\u201c zu der Meinung.","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n89'\nverf\u00fchrt, ich nehme an, dafs Licht verdunkeln k\u00f6nne. Obwohl nun meine seinerzeitigen Er\u00f6rterungen keinerlei Anlafs zu einem solchen Mifsverst\u00e4ndnis geben, mag hier noch einmal in aller K\u00fcrze erkl\u00e4rt werden, welcher Sinn derartigen Ausdr\u00fccken zukommt.\nMan denke sich die Gr\u00fcnempfindungen aller S\u00e4ttigungsgrade\ndurch ein Dreieck abgebildet, dessen Eckpunkte (Gr, W, S) das\nabsolut ges\u00e4ttigte Gr\u00fcn, das hellste Weifs und das dunkelste\nSchwarz bilden (\u00e4hnlich wie dies f\u00fcr Gelb in den Figuren S. 57\nund S. 61 geschehen ist). Eine bestimmte Gr\u00fcnempfindung, wie\nsie durch ein Pigmentlicht bei Tagessehen erzeugt wird, liege\nirgendwo in der Fl\u00e4che dieses Dreiecks. Seine Lage ist durch \u2022 \u2022\ndie drei Ahnlichkeitsrelationen mit den Empfindungen Gr, W, S gegeben und man kann sich den dieser Empfindung zugrunde liegenden physiologischen Prozefs als aus drei Teilprozessen bestehend denken, die den Empfindungen Gr, W, S entsprechen und deren Verh\u00e4ltnis (das dem Verh\u00e4ltnis der Abst\u00e4nde von diesen Punkten reziprok ist) diese Gr\u00fcnempfindung eindeutig bestimmt\n\u2014\twTobei es gleichg\u00fcltig ist, welche sonstigen Vorstellungen man sich von der Natur dieser Vorg\u00e4nge macht, insbesondere ob man sie sich einfach oder noch weiter zusammengesetzt denkt. Nur in diesem Sinne soll von \u201eKomponenten der Empfindung\u201c gesprochen . werden. Durch Einf\u00fchrung hochgradiger Dunkeladaptation wird das Verh\u00e4ltnis dieser Komponenten so ge\u00e4ndert, dafs die Weifskomponente stark \u00fcberwiegt, der Abbildungsort sich also dem Punkte W n\u00e4hert, g\u00fcnstigstenfalls sogar in die Linie WS hineinf\u00e4llt. Das ist der Ausdruck daf\u00fcr, dafs die Empfindung unges\u00e4ttigter und zugleich weifslicher geworden ist\n\u2014\tbeides wegen der durch Dunkeladaptation einseitig gesteigerten Weifsempfindlichkeit. Derselbe Weg w\u00fcrde in umgekehrter Richtung zur\u00fcckgelegt, wenn man von der Dunkel- zur Helladaptation \u00fcbergeht: es \u00e4ndert sich dann das Verh\u00e4ltnis der Komponenten zugunsten der Gr\u00fcnkomponente. Kommt der letzteren, f\u00fcr sich betrachtet, eine geringere Helligkeit zu als der immer mehr und mehr zur\u00fccktretenden farblosen Komponente, so wird die tats\u00e4chliche Empfindung, indem sie gr\u00fcner wird, zugleich dunkler. Der \u201everdunkelnde Einflufs\u201c ist also so zu verstehen, dafs die Erregungskomponente, die relativ zunimmt, f\u00fcr sich eine dunklere Empfindung ergeben w\u00fcrde als die andere (farblose), auf deren Kosten sie zunimmt \u2014 nicht aber dafs ein","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nFranz Hillebrand.\nhinzutretendes Licht verdunkelnd wirkt, wie Exnee diese Ansicht wahrscheinlich verstanden hat. Wesentlich ist, dafs man sich die Empfindung nur durch das Verh\u00e4ltnis der drei Erregungskomponenten bestimmt denkt, und zwar eindeutig, so dafs, wenn dieses gegeben ist, nicht noch einmal eine Variable (die Helligkeit) offen bleibt. Die Helligkeit ist nat\u00fcrlich nur eine; das hindert aber nicht, dafs sie von mehreren Komponenten abh\u00e4ngt, von denen jede, wenn sie allein vorhanden w\u00e4re, eine Empfindung von bestimmter Helligkeit ergeben w\u00fcrde. W\u00e4hlt man mehrere (etwa gr\u00fcne) Lichter von verschiedenem* S\u00e4ttigungsgrade so aus, dafs sie (wie die drei Gr\u00fcngemische S. 82) bei Dunkeladaptation einem und demselben Grau (150 W) gleichen, so wird auch der relative Anteil, den die farbige Komponente mit ihrer Eigenhelligkeit hat, um so kleiner sein je weniger ges\u00e4ttigt die Empfindung ist. Geht man von der Dunkeladaptation, bei der alle drei Gemische gleich aussehen, zur Helladaptation \u00fcber, so wird sich der verdunkelnde Einflufs der Gr\u00fcnkomponente (im oben erkl\u00e4rten Sinne) um so weniger geltend machen, je kleiner sie ist. Das zeigt sich in der Tatsache, dafs jene drei Gemische alle dunkler sind als das Vergleichsgrau (150 W), dafs aber der Unterschied mit wachsender S\u00e4ttigung gr\u00f6fser wird, so dafs jene drei Gr\u00fcngemische auch untereinander ungleich hell sind, am dunkelsten das mit dem gr\u00f6fsten Gr\u00fcnsektor.\nExner hat schliefslich auch Gemische von ungef\u00e4hr komplement\u00e4ren Lichtern hergestellt und Gleichungen mit Weifs-Schwarz gemischen gebildet. Wenn er dann den \u201eWeifswert\u201c des komplement\u00e4ren Gemisches aus den polarimetrisch bestimmten Weifswerten der beiden Einzellichter rechnet, so ergibt sich (mit einem\n2% nicht \u00fcbersteigenden Fehler) \u00dcbereinstimmung des linken\n* \u2022\nund rechten Weifswertes. Es scheint ihm daraus die Uberfl\u00fcssigkeit der Annahme spezifischer Helligkeiten hervorzugehen, weil seine \u201eWeifswerte\u201c das Resultat ergaben, das bei additiver Zusammensetzung zu erwarten war. Die Einf\u00fchrung der spezifischen Helligkeit, meint Exnee, mache hier zwei Hypothesen n\u00f6tig, die \u201esich gegenseitig annullieren\u201c (I, 27).\nUm Exnees Gedankengang verst\u00e4ndlich zu machen, sei folgendes bemerkt:\nWenn man bei Tagessehen eine Gleichung zwischen einem Komplement\u00e4rgemisch und weifsem Licht von passender Intensit\u00e4t herstellt und hierauf die farbigen Sektoren des ersteren","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n91\ndurch je einen gleichgrofsen Sektor eines Gran von gleicher W eifsvalenz wie der bez\u00fcgliche Farbensektor ersetzt, so bleibt, wie ich seinerzeit gezeigt habe, die Gleichung genau bestehen.1 An dem Schema\n1.\taBl \u2014f- bG\n2.\taZx -)- bZ2\n\u2014- mW -j- nS\nsoll diese Relation dargestellt werden. Mit Z1 und Z2 sind graue Pigmentpapiere gemeint, die dieselbe Weifsvalenz haben wie die dar\u00fcberstehenden Pigmente Blau bzw. Gelb ; die kleinen Buchstaben bedeuten die Sektorgr\u00f6fsen. Die beiden linksstehenden Gemische sind dem rechten (und daher auch untereinander) gleich sowohl bei Hell- wie auch bei Dunkeladaptation. L\u00e4fst man nun den Kreisel Stillstehen, so ist bei Dunkeladaptation das Blau dem Z1 gleich, das Gelb dem Z2. Bei Helladaptation ist aber\nBl dunkler als Za G heller \u201e Z2\nWas soll nun mit den zwei Plypothesen, \u201edie sich gegenseitig annullieren\u201c, gemeint sein? Etwa dafs die Helligkeit des Blau (dasselbe gilt vom Gelb) das Ergebnis zweier Erregungen und damit zweier Valenzen sei, der Blau- und der Weifsvalenz, und dafs der einen f\u00fcr sich eine dunklere Empfindung entsprechen w\u00fcrde als der anderen ? Das sind erstens keine Hypothesen\n1 Vgl. meine Abhandlung \u00fcber die spezifische Helligkeit S. 46 ff. Exner behauptet (I. 29.), dafs diese \u00dcbereinstimmung nur \u201esehr beil\u00e4ufig\u201c existiere, ja Abweichungen bis zu 12\u00b0/o ergebe. Er hat n\u00e4mlich in einige seiner Gleichungen meine Weifsvalenzen eingesetzt und ist so zu abweichenden Ergebnissen gelangt. Nun habe ich schon in der genannten Abhandlung auf die grofse Empfindlichkeit dieser Versuche hingewiesen (S. 48). Sie gelingen nie, wenn man nicht daf\u00fcr sorgt, dafs die Beleuchtungs- und Reflexionsverh\u00e4ltnisse, die Kopfstellung usw. bei den Gleichungen genau dieselben sind, unter denen auch die Weifsvalenzbestimmungen ausgef\u00fchrt wurden. Anstatt sich nun an diese Bedingung zu halten und selbst die Weifsvalenzen seiner Pigmente zu bestimmen, ben\u00fctzt Exner meine Werte, die sicher unter ganz anderen Verh\u00e4ltnissen gewonnen wTurden. Es ist zudem anzunehmen, dafs er auch noch mit anderen Papieren gearbeitet hat \u2014 meine, vor etwa 8 Jahren aus Leipzig bezogenen Papiere sind zum Teil wesentlich andere als die vor 80 Jahren in Prag verwendeten. \u2014 Zudem beobachtete ich bei diffusem Tageslicht, w\u00e4hrend Exner seine Messungen \u201edurchwegs mit einer Halbw^attlampe von 2500 Kerzenst\u00e4rke\u201c macht (I. 18.). Und damit will er meine Versuchsergebnisse nachpr\u00fcfen! Mich wundert unter diesen Umst\u00e4nden nur, dafs die Abweichungen nicht viel gr\u00f6fser ausgefallen sind.","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nFranz Hillebrand.\nsondern, wie fr\u00fcher ausgef\u00fchrt, nur Ausdr\u00fccke f\u00fcr Tatsachen, und zweitens \u201eannullieren\u201c sie sich nicht. Oder soll gemeint sein, dafs das Blau relativ zu Z1 um ebensoviel dunkler wie das Gelb relativ zu Z2 heller ist? Aber diese gegensinnigen Helligkeitsungleichungen sind ebenfalls Tatsachen und keine Hypothesen.\nHie Ersetzbarkeit der Einzellichter eines Komplement\u00e4rgemisches durch weifs\u00e4quivalente farblose Lichter ist weder ein Beweis f\u00fcr noch gegen die spezifische Helligkeit, sondern zeigt nur, dafs die Tatsache des Komplement\u00e4rgemisches als Restph\u00e4nomen aufzufassen ist.\nNach Exners Rechnung m\u00fcfste man die Einzellichter eines solchen Gemisches durch farblose Lichter von gleicher Intensit\u00e4t (nicht Weifsvalenz) ersetzen k\u00f6nnen. Zugegeben, dafs dies zutreffe, so w\u00fcrde das die Frage der spezifischen Helligkeit der Empfindungskomponenten ganz unber\u00fchrt lassen. Aber nicht einmal diese Tatsache steht fest. Donders hat schon 1884 \u00fcber das ihn selbst \u00fcberraschende Versuchsergebnis berichtet, dafs, wenn homogenes Rot und Gr\u00fcn einander \u201eneutralisieren\u201c, die Intensit\u00e4t des Gemisches \u201eansehnlich geringer\u201c ist als die Summe der Intensit\u00e4ten beider.1 Und Hering hat bereits 1875 im Vereine \u201eLotos\u201c (Prag) Versuche demonstriert, die zeigen, \u201edafs das nahezu homogene Licht (R), welches von einem roten Glase durchgelassen wird, gemischt mit dem durch ein passendes gr\u00fcnes Glas gegangenen, gleich hell scheinenden Lichte (Gr) ein Mischlicht gibt, welches auf halbe Intensit\u00e4t gebracht dunkler erscheint als jedes der beiden Lichter R und Gr f\u00fcr sich allein\u201c.2 Uber den Grund f\u00fcr den andersartigen Befund Exners lassen sich nur Vermutungen aussprechen: die geringere Empfindlichkeit von Gleichungen, die mit (polychromatischem) Pigmentlichtern, also mit weniger ges\u00e4ttigten Farben, hergestellt sind,., gegen\u00fcber solchen aus homogenen Lichtern ; ferner die Tatsache, dafs Exners Pigmente nur \u201eeinigermalsen komplement\u00e4r\u201c waren (I. 25.). Der springende Punkt ist aber, wie erw\u00e4hnt, der, dafs Versuche \u00fcber die additive Zusammensetzung der Helligkeiten in Komplement\u00e4rgemischen, selbst wenn sie so ausfielen, wie\n^Donders, Farbengleichungen, du Bois - Reymonds Archiv f. Anat. u. Physiologie. 1884. S. 518.\n2 Hering, \u00dcber individuelle Verschiedenheiten des Farbensinnes. Lotos. \u00bb Neue Folge. Bd. VI. S. 57. (1885.)","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n93\nExnee angibt, mit den Vorstellungen, die man sich \u00fcber das Zustandekommen der Helligkeit in der einzelnen Empfindung macht, gar nichts zu tun haben. Man kann sich nach wie vor denken, dafs zwei helligkeitsgleiche Lichter, Blau und Gelb, darum gleich hell erscheinen, weil die Helligkeiten, die von ihren Weifsvalenzen stammen, zwar ungleich sind, aber diese Ungleichheit durch die gegensinnige Ungleichheit, die von ihren farbigen Valenzen stammt, kompensiert wird. Das additive Verhalten der Helligkeiten der Einzellichter1 in einem Komplement\u00e4rgemisch (falls es wirklich best\u00fcnde) w\u00fcrde durch die erw\u00e4hnte Vorstellung so wenig ber\u00fchrt wie durch irgendeine andere, die man sich etwa \u00fcber das Verhalten der Erregungskomponenten bilden k\u00f6nnte. Wenn also Exnee meint, die Helligkeit eines Gemisches ergebe sich restlos aus den Helligkeiten der Komponenten, \u201eohne dafs es n\u00f6tig w\u00e4re, eine weitere Hypothese, wie etwa die der spezifischen Helligkeiten, zu Hilfe zu nehmen\u201c (I. 26.), so ist das insofern zuzugeben, als jede Hypothese sich als unn\u00f6tig erweist, wenn man sie an Tatsachen mifst, zu deren Erkl\u00e4rung sie nicht ersonnen wurde.2 Dafs Exner nicht nur hier, sondern in der ganzen Abhandlung an der Theorie, die er kritisieren wollte, vorbeiredet, d\u00fcrfte in letzter Linie darin seinen Grund haben, dafs er sich von der Vorstellung nicht losmachen kann, er habe mit seinen Intensit\u00e4tsmessungen die \u201eWeifswerte\u201c richtiger bestimmt als sie von mir durch meine Weifsvalenzmessungen bestimmt worden seien. Dafs er in Wirklichkeit nicht dasselbe (und zwar in richtigerer Weise, d. h. wohl mit besseren Methoden), sondern etwas durchaus anderes gemessen hat, d\u00fcrfte durch die fr\u00fcheren Er\u00f6rterungen aufser Zweifel gesetzt sein. Es beweist gar nichts, wenn Exnee in seiner zweiten Abhandlung zur\n1\tIch vermeide hier den Ausdruck \u201eKomponenten\u201c, weil ich es nicht f\u00fcr ausgeschlossen halte, dafs Exner die Komponenten einer Lichtmischung (die Einzellichter) mit den Komponenten, aus denen man sich die optische Valenz des einzelnen Lichtes bestehend denken kann, verwechselt.\n2\tDas additive Verhalten der Weifs val enzen (nicht der ExNERSchen Weifswerte) steht mit der Helligkeit von Komplement\u00e4rgemischen tats\u00e4chlich in einer theoretischen Beziehung, insofern die Auffassung Herings, dafs die letzteren Restph\u00e4nomene seien, wesentlich gest\u00fctzt wird, wenn die Einzellichter eines solchen Gemisches wirklich nur mit ihren Weifsvalenzen in die physiologische Wirkung eingehen. Aber mit der additiven Zusammensetzung der Helligkeiten hat ihre Provenienz aus weifsen und farbigen Valenzen gar nichts zu tun.","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nFranz Hillebrand.\nErkenntnis kommt, seine \u201eWeifswerte\u201c st\u00fcnden \u201ein keinem' Zusammenhang mit Heeings WeifsValenzen\u201c und seien \u201enoch viel weniger mit denselben zu verwechseln\u201c (II. 2.); denn aus zahlreichen Stellen der ersten Arbeit geht hervor, dafs er sich von dieser Verwechslung keineswegs frei h\u00e4lt, vielmehr die Bestimmung der Helligkeit f\u00fcr das Ziel h\u00e4lt, dem meine Weifsvalenzmessungen ebenso dienen sollen wie seine Intensit\u00e4tsmessungen (WW), dafs aber seine Methode die bessere sei, w\u00e4hrend die meinige, auf willk\u00fcrlichen Annahmen beruhend, der ,Wirklichkeit1 nicht entspreche\u201c (I. 23.). Immer wieder kehrt die Bemerkung, man m\u00fcsse f\u00fcr die Helligkeiten die \u201erichtig bestimmten Weifswerte\u201c einsetzen (I. 17. 22. 26. 29.); die Zahlenwerte f\u00fcr die Weifsvalenzen wichen betr\u00e4chtlich von denen der \u201eWeifswerte\u201c ab, \u201ewie ja nach den beiderseitigen Methoden nicht anders zu erwarten war\u201c (I. 21.) \u2014 lauter Wendungen, die ausgeschlossen w\u00e4ren, wenn Exneb erkannt h\u00e4tte, dafs es ja verschiedene Objekte sind, die beiderseitig gemessen werden.\nDie v\u00f6llige Verkennung der Problemstellung zeigt sich mit aller Deutlichkeit in der Art, wie Exneb \u00fcber diejenigen von meinen Versuchen berichtet, in denen ich weifs\u00e4quivalente Gemische von verschiedenem S\u00e4ttigungsgrad auf ihre Helligkeit vergleiche und finde, dafs bei Blau und Gr\u00fcn die weniger ges\u00e4ttigten, bei Bot und Gelb die ges\u00e4ttigteren die gr\u00f6fsere Helligkeit besitzen (vgl. oben S. 72 ff.). Hier gebraucht er stets die Wendung, diese Gemische \u201esollten\u201c wegen ihrer gleichen Weifsvalenz bei Tagesbeleuchtung gleich hell erscheinen (1.15. 21. 23.). Das \u201esollten\u201c heilst wohl: es w\u00e4re zu erwarten, dafs . . . Allein zu erwarten ist hier gar nichts, weder gleiche noch ungleiche Helligkeit: wenn der relative Anteil der farblosen Erregungskomponente w\u00e4chst, w\u00e4hrend der der farbigen entsprechend abnimmt, so kann dies mit Erhellung, Verdunkelung oder mit keinem von beiden verbunden sein, je nachdem die wachsende Komponente die zur\u00fccktretende an Helligkeit \u00fcbertrifft, hinter ihr zur\u00fcckbleibt oder keines von beiden tut \u2014 der Versuch hat dar\u00fcber zu entscheiden. Um einen Gegensatz zwischen dem erwarteten und dem tats\u00e4chlichen Erfolg zu konstruieren, mufs man zuerst das Mifsverst\u00e4ndnis begehen, die Weifsvalenz f\u00fcr das-Mafs der Helligkeit anzusehen, d. h. eine Komponente der Erregung mit der ganzen Erregung zu verwechseln. Exneb meint","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit.\n95\n(wie aus I. 24. hervorgeht), ich h\u00e4tte die Weifsvalenzbestimmungen nur darum gemacht, weil ich \u201eauf die direkte Sch\u00e4tzung mit dem Auge angewiesen war\u201c und daher die Dunkeladaptation einf\u00fchren mufste, damit die dadurch erzielte Farblosigkeit eine unmittelbare Gleichsetzung der Farbe mit Grau erm\u00f6gliche \u2014 w\u00e4hrend er selbst durch Einf\u00fchrung der polarimetrischen Messung dieses Umwegs nicht bed\u00fcrfe. Er glaubt also noch immer, ich h\u00e4tte dasselbe Ziel im Auge gehabt, das er mit der polarimetrischen Methode verfolgte, n\u00e4mlich die Lichtintensit\u00e4t beim Tagessehen zu messen. Zu diesem Zwecke h\u00e4tte ich die Lichter so gew\u00e4hlt, dafs sie bei Dunkeladaptation gleich aussehen und daher\n\u201enach ihren Weifsvalenzen gleiche Helligkeit haben sollten\u201c.1\n\u2022 \u2022\nWoraus klar hervorgeht, dafs er meine \u00dcberlegung gerade im springenden Punkt nicht verstanden hat. Dafs er die Verwechslung von \u201eWeifswert\u201c (in seinem Sinne) und \u201eWeifsvalenz\u201c ablehnt, hat ihn nicht gehindert, sie fort und fort zu begehen in der Meinung, es handle sich um einen Gegensatz zweier Methoden, die demselben Ziele dienen sollten, w\u00e4hrend in Wahrheit zwei verschiedene Ziele Vorlagen.\nIch kann daher der Kritik Exners nicht einmal so viel zugestehen, dafs sie mit der kritisierten Theorie \u00fcberhaupt in Zusammenhang steht.\n1 Von mir gesperrt.","page":95}],"identifier":"lit35912","issued":"1920","language":"de","pages":"46-95","startpages":"46","title":"Purkinjesches Ph\u00e4nomen und Eigenhelligkeit","type":"Journal Article","volume":"51"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:16:47.299574+00:00"}

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