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{"created":"2022-01-31T15:13:24.109192+00:00","id":"lit35913","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Lohmann, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 51: 96-120","fulltext":[{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"Uber die Fragen nach dem Gr\u00f6fsererscheinen von Sonne, Mond und Sternen am Horizont und der scheinbaren Form des Himmelsgew\u00f6lbes.\nBeobachtungen und Betrachtungen.\nVon\nW. Lohmann.\nDie Frage nach dem Gr\u00f6fsererscheinen von Mond, Sonne und Gestirnen am Horizont geh\u00f6rt wohl mit zu den bekanntesten Problemen der physiologischen Optik. Eine so eindringliche Erscheinung, die sich immer wieder und immer wiederum vor aller Augen stellt, hat zu h\u00e4ufig wiederholten Malen das Erkl\u00e4rungsbed\u00fcrfnis gereizt; und es sind Bausteine aus vielen Gebieten herbeigeschafft worden. Laien, Astronomen, Physiker, Philologen und Psychologen sie haben alle Beitr\u00e4ge und oft scharfsinnige Bemerkungen \u00fcber das Thema beigebraeht.\nSchon die vielen Versuche der L\u00f6sung des Problems sprechen1 daf\u00fcr, dafs nicht eine Antwort m\u00f6glich ist, sondern dafs sich! verschiedene Bedingtheiten aufweisen lassen, die f\u00fcr die Frage1 in Betracht kommen. Man wird also nicht umhin k\u00f6nnen, unter gemeinsamem Gesichtspunkt die einzelnen beigebrachten Momente i zu betrachten und die einzelnen Punkte, die gewifs an ihrem Punkte stichhaltig sind, der Einseitigkeit zu entkleiden, mit welcher sie h\u00e4ufig \u00fcber das Mafs ihrer Berechtigung gespannt, im ganzen\nUmfang nach der Ansicht des einzelnen Autors die Frage kl\u00e4ren sollten.\nZwei Arbeiten verdienen in bezug auf die Literaturangaben r\u00fchmlichst hervorgehoben zu werden. Die eine, von Reimann 11 ;\n1 Reimann, Die scheinbare Vergr\u00f6fserung von Sonne usw. Zeitschrift f. Physiol. u. Psychol, der Sinnesorg. 30, S. 1 u. 161.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"Fragen nach dem, Gr\u00f6fsererscheinen von Sonne, Mond und Sternen, usw. 97\nf\u00fchrt die gegebenen Antworten historisch anf in der Reihenfolge, in der sie zutage getreten sind. Diese philologisch-kritische Arbeit l\u00e4fst das Bed\u00fcrfnis nach einer sachlichen \u00dcbersicht laut werden, welchem die andere, von Mayr1, gerecht wurde. Die Gesichtspunkte jedoch, nach der die letztere geordnet ist, sind indessen weniger der Natur des betrachteten Gegenstandes als vielmehr dem \u00fcbergeordneten Verstand entlehnt.\nSo glaube ich, ist es angezeigt, durch eine sichtende Darstellung, die der Wesenheit der Sehweise entspricht und dadurch selbst schon eine gewisse kl\u00e4rende \u00dcbersicht gibt, eine Durchdringung des umfangreichen Literaturmaterials zu erleichtern. Obwohl ich nach jahrelanger Besch\u00e4ftigung mit dem Thema neue Versuche und Erw\u00e4gungen Vorbringen werde, m\u00f6chte ich diese nicht so sehr in den Vordergrund der folgenden Mitteilung r\u00fccken. Denn eingedenk der er\u00f6rterten Verh\u00e4ltnisse scheint es mir vornehmlich ratsam, erst im Rahmen der erw\u00e4hnten \u00fcbersichtlichen Gruppierung der an dem Ph\u00e4nomen in der M\u00f6glichkeit beteiligten Faktoren eine Kritik dieser M\u00f6glichkeiten und eine tunliche Abgrenzung ihres G\u00fcltigkeitsbereiches anzustreben.\nNoch ein besonderer Gesichtspunkt leitete mich bei diesem Vorhaben. Es galt mir besonders, eine physiologische Betrachtungsweise geltend zu machen und zu zeigen, dafs die (geschichtlich und auch immer wieder noch) zun\u00e4chst in physikalisch-astronomischem Gebiet gesuchte Antwort auch nicht allein in psychologischer Weise, wie man darauf vielfach vermutet hat, gegeben werden kann, sondern wie die physiologische Optik, d. i. die Erkl\u00e4rung des Sehens aus den Bedingungen des somatisch - okularen Teils des Sehorgans, wesentlich bei der Kl\u00e4rung der Meinungsverschiedenheiten mitzuwirken aufgerufen erscheint.\nIch beginne damit, eine Einteilung zu geben, welche die M\u00f6glichkeiten der zu gebenden Antworten dartut. Sie ist der Natur des Sehens entsprechend und gr\u00fcndet sich auf die in Betracht kommenden Seiten des Physikalischen, Okular-Somatischen und Psychologischen. I. Als ersten Gesichtspunkt mufs man die physikalisch f\u00fcr das Sehen in Betracht kommenden Momente herausheben (z. B. die dem Mond auf der Erde vorgelagerten Gegen-\n1 Mayr, Pfl\u00fcgers Archiv f. d. ges. Physiol. 101, S. 349.\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 51.\n7","page":97},{"file":"p0098a.txt","language":"de","ocr_de":"98\nW. Lohmann.\nst\u00e4nde : Turm, Baum, Nebel). II. F\u00fcr den zweiten Punkt k\u00e4me das Auge in weiterem Umfang in Betracht, soweit es nicht physikali-schen-dioptrischen Gesetzen unterliegt: also Netzhaut, Sehbahnen und Hinterhaupthirnrinde. \u2014 Diese Teile dienen der Bildergreifung,. Umwandlung und Fortleitung des Seheindruckes bis zur Grofs-hirnrinde. III. Und drittens w\u00e4ren jene Faktoren des Sehens aufzuz\u00e4hlen, die vornehmlich oder ausschliefslich psychischer Natur sind.\nad I. Dafs physikalische Momente die scheinbare Gr\u00f6fse des Mondes allein bewirken sollten, ist eine der \u00e4ltesten Ansichten; sie geht bis auf Aristoteles zur\u00fcck. Die Atmosph\u00e4re, namentlich wenn sie dunstig sei, w\u00e4re zwischen den aufgehenden Mond und den Beobachter ausgedehnter, dichter und daher anders brechend, als wenn die Strahlen des Mondes vom Zenit die atmosph\u00e4rische* H\u00fclle der Erde durchdringen m\u00fcfsten.\nFigur 1.\nNun nahm man an, dafs durch diese angedeuteten Verh\u00e4ltnisse die Lichtstrahlen des Mondes eine ver\u00e4nderte Brechung erf\u00fchren. so dafs das Netzhautbild vergr\u00f6fsert w\u00fcrde. Der Mond w\u00e4re also physikalisch gr\u00f6fser geworden.\nDa man auch jetzt noch immer, namentlich von Leuten, die mit der Literatur unseres Problems weniger vertraut sind, die skizzierte Anschauung vortragen h\u00f6rt, fand ich es f\u00fcr w\u00fcnschenswert, eine leicht zu handhabende Vorrichtung zu finden, die augenblicklich \u00fcber diese Art der Erkl\u00e4rung Aufschlufs zu geben verm\u00f6chte.\nSchon eine Situation, wie sie in Fig. 1 schematisch dargestellt ist, m\u00fcfste die Unm\u00f6glichkeit der physikalischen Art der Vergr\u00f6fserung des Mondes dartun. Ich befand mich bei a am Fufse eines Abhanges und sah den Mond grofs \u00fcber den Horizont steigen. Er erhob sich weiter und erschien so klein, wie er am. Himmel auszusehen pflegt. Ich stieg die Anh\u00f6he hinan und sah* dort (bei b), wo sich das Gel\u00e4nde etwas senkte, den schon kleiner'","page":0},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Fragen nach dem Gr\u00f6fsererscheinen von Sonne, Mond und Sternen usw. 99\ngewordenen Mond nunmehr nah dem neu sich bildenden Horizont und dementsprechend wieder stark vergr\u00f6fsert, wie zuerst bei meinem Standpunkt in a. (Die verschiedenen Blicklinien von a und b sind in der Figur punktiert.)\nEin f\u00fcr die Beurteilung physikalischer Momente belangreicher, leicht anzustellender Versuch ist folgender: Man befestige ein kleines Spiegelst\u00fcck an einem (knapp armlangen) Stock so, dafs der Spiegel bei monokularer Betrachtung stets in genauer Entfernung vom Auge gehalten werden kann. Wenn man sich R\u00fccken gegen den Mond aufstellt, so kann man mit Tinte und Feder den Durchmesser des Mondes im Spiegelbild genau markieren. In dieser Weise f\u00fcr den aufgehenden und dann sp\u00e4ter f\u00fcr den hochstehenden Mond ausgef\u00fchrt, k\u00f6nnen die Strecken bequem gemessen werden und ergeben f\u00fcr beide F\u00e4lle nicht einen Millimeter Unterschied.1\n1 Nun w\u00e4re es denkbar, dafs im Zusammenhang mit der besonderen Reaktionsweise des Auges besonderen physikalischenMomenten eine vorwiegende Bedeutung f\u00fcr die L\u00f6sung des Problems zuk\u00e4me. Eine solche Ansicht ist in j\u00fcngster Zeit von Henning (.Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie, Bd. 50, Heft 6) vertreten worden. Er hat die scheinbare Gr\u00f6fse von Sonne und Mond am Horizont auf die besondere Funktion der roten Strahlen gr\u00fcnden wollen. Er gibt Figuren wieder, die einige Stadien des Sonnenunterganges darstellen, bei welchem ein Baum am Vogesenkamm als kleine Unregelm\u00e4fsigkeit, dann als gr\u00f6fsere Ausbuchtung und endlich kolossal vor der roten Sonnenscheibe erschien. Er f\u00fchrt die Erscheinung auf die R\u00f6te des Gestirns zur\u00fcck. \u201eVor der gl\u00e4nzend weifsgelben Scheibe erschienen die \u00c4ste \u00fcberhaupt nicht, vor goldgelber waren sie als kompakte Massen angedeutet, erst bei rotgelbem und tiefrotem Untergang wird alles deutlich unterscheidbar.\u201c\nBei der Erkl\u00e4rung ist ein wesentlicher Faktor \u00fcbersehen; n\u00e4mlich der der Blendung. Die helle Sonnenscheibe wirft nat\u00fcrlich einen Schleier \u00fcber die Umgebung und erst der rote Sonnenball setzt das nahe Liegende in eine f\u00fcr das Auge g\u00fcnstige Beleuchtung.\nNoch ein Zweites mufs bedacht werden. Wenn der Baum am Vogesenkamm bei maximaler Tageshelligkeit und hochstehender Sonne nicht sichtbar und es erst unter den angegebenen Bedingungen wurde, so trifft dies mit gemeinhin bekannten Erscheinungen zusammen, nach denen z. B. eine Person, ein Wagen uswT. gegen den hellen Horizont abends gesehen in viel gr\u00f6fserer Deutlichkeit und greifbarer N\u00e4he erscheint. Man deutet diese Erscheinung unter Berufung auf die sog. Kontrasterscheinungen. Und wenn bei den HENNiNGschen Beobachtungen die Gegenst\u00e4nde am Horizont nur oder namentlich in der N\u00e4he der untergehenden Sonne mit einer enormen Vergr\u00f6fserung und betr\u00e4chtlicher Sch\u00e4rfe erschienen, so sind es optimale Bedingungen f\u00fcr das Entstehen des Kontrastes, die die angegebenen\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nW. Lohmann.\nDen Astronomen ist es ja schon lange bekannt, dafs der Gesichtswinkel, unter dem der Mond am Horizont erscheint, gleich jenem ist, unter dem der Mond am Zenit sichtbar ist, n\u00e4mlich \u2014 i/o. Und so hat z. B. Gauss in einem an Bestl gerichteten Brief (vom 9. April 1830) die Frage nachdr\u00fccklich aus dem Gebiet des Physikalisch-Astronomischen in das Gebiet des Psychologischen gewiesen. Und auch Perntner z. B. (Meteorologische Optik von Perntner u. Exner, Wien u. Leipzig 1910 und Schriften des Vereins zur Verbreitung naturw. Kenntnisse, Wien, Bd. 41, 1901) sagt, die Ursache sei eine psychophysiologische Frage, die Physiker und Meteorologen nichts angehe.\nad III. Nun spielen bei dem Gr\u00f6fsererscheinen des Mondes am Horizont psychologische Momente sicherlich eine grofse Rolle. Das geht z. B. aus folgenden zwei Beobachtungen hervor: R. T. Lewis erkl\u00e4rte (nach Clapar\u00e8de; Archives de Psychologie V, 1906), dafs die Gr\u00f6fsent\u00e4usehung bei Sonne und Mond fast v\u00f6llig bei ihm verschwunden sei, seitdem er sich genauer mit der scheinbaren Gr\u00f6fse der Gestirne befasse. Und Reimann erz\u00e4hlt von einem Marineoffizier, der sich auf hoher See zu gew\u00f6hnen vermocht, die Sonne am Horizont kleiner zu sehen; \u201eder alte Zauber sei aber sofort zur\u00fcckgekehrt, als er die Sonne wieder neben einem Leuchtturm erblickte\u201c.\nClapar\u00e8de erinnert an das Sprichwort: \u201eil n\u2019y pas de petits loups\u201c und an die gemeiniglich sich findende Gepflogenheit, bedeutende Menschen grofs vorzustellen. Es errege der am Horizont stehende Mond Aufsehen und Erstaunen, w\u00e4hrend dem am Zenit stehenden Monde weniger Interesse geschenkt w\u00fcrde.\nVerh\u00e4ltnisse meines Erachtens besser erkl\u00e4ren als die Berufung auf das F\u00f6rster-AuBERTSche Ph\u00e4nomen (dessen Analogie zur Sonnen- und Mond-gr\u00f6fse am Horizont mir \u00fcberhaupt sehr unwahrscheinlich oder -wenig beweisend erscheint).\nDie Verweisung Hennings auf Ergebnisse der Photographie (ein gelber oder roter Glasfilter, der vor eine neblige Landschaft geschaltet ist, wirkt f\u00fcr die Lichtstrahlen elektiv, er verwischt also die Nebelmassen und l\u00e4fst gr\u00f6fsere Einzelheiten im Bilde erstehen) mag in gewisser Beziehung f\u00fcr unser Ph\u00e4nomen herangezogen werden. Aber nur insoweit ist das g\u00fcltig, als rote Strahlen die terrestrischen Objekte deutlicher sichtbar machen und so eine Gr\u00f6fsen- und damit eine Tiefent\u00e4uschung beg\u00fcnstigen. Die zwischen Horizont und dem Beobachter gesehene Strecke w\u00fcrde danach untersch\u00e4tzt, eine N\u00e4herung des Horizontes erkl\u00e4rbar. Nicht aber wird durch das rote Licht die Gr\u00f6fse der Sonne direkt beeinflufst, sondern nur indirekt, in der Weise etwa, wie dies von Mayr er\u00f6rtert ist (s. u.).","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Fragen nach dem Gr\u00f6fser er scheinen von Sonne, Mond und Sternen usw.\nDieses Moment der Aufmerksamkeit spielt auch bei anderen Gr\u00f6fsenurteilen eine bedeutsame Rolle. So werden nach Schumann\u2019s Untersuchungen (Beitr\u00e4ge zur Analyse der Gesichtswahrnehmungen, Leipzig 1904) geometrische Figuren, welche die Aufmerksamkeit stark in Anspruch nehmen, \u00fcbersch\u00e4tzt, und es erscheinen auch z. B. die Buchstaben von Sperrdruck gr\u00f6fser als die gleichgrofsen in gew\u00f6hnlicher Setzweise.\nClapae\u00e8de liefs auf einer angefertigten Landschaft zwei Monde anbringen, von denen bei den zu beschreibenden Versuchen je einer verdeckt wurde. Der Pr\u00fcfling hatte die scheinbare Gr\u00f6fse des gesehenen Mondes aufzuzeichnen; dabei zeigte sich, dafs 14 mal der Mond am Horizont viel gr\u00f6fser als am Zenit wdedergegeben wurde, 1 mal wurden die Gr\u00f6fsen gleich gesch\u00e4tzt und lmal waltete ein dem ersten Verhalten umgekehrtes ob.\nWenn man in der beschriebenen Art die CuAPAE\u00c8DE\u2019sche Figur betrachtet und sich gleichzeitig introspektiv-analytisch der dabei sich etwa einstellenden seelischen Empfindungen bewufst zu werden strebt, so kann man die Beobachtung machen, dafs keineswegs die Empfindungen des tiefstehenden und jene des hochstehenden Mondes gleich sind. Man wird finden, dafs sich \u00e4sthetische Empfindungen geltend machen, in \u00e4hnlicher Weise wie Lipps \u201e\u00e4sthetische Faktoren der Raumanschauung\u201c beschrieben hat. Die letzteren beruhen darauf, dafs die Linien der betrachteten Gegenst\u00e4nde eine innere Regsamkeit zu haben scheinen: bei einem Pfeiler wird man etwa das nach oben strebende, bei einem horizontal getragenen Balken etwa das Lastende, nach unten Dr\u00fcckende zu empfinden meinen. In dieser Weise betrachtet empfinde ich bei dem am , Horizont stehenden Monde ein Gedehntwerden, welches im Zusammenhang mit den n\u00e4chst gelegenen Objekten der Landschaft steht; beim Betrachten des h\u00f6her stehenden Mondes entf\u00e4llt diese Art der Begleitempfindung : ich f\u00fchle h\u00f6chstens den Mond \u201ein den Raum hinaufgehoben\u201c.\nClapae\u00e8de hat das Gr\u00f6fsererscheinen des Mondes am Horizont als dadurch bedingt aufgefafst, dafs er hier als terrestrisches Objekt betrachtet und in Vergleich zu den Gegenst\u00e4nden der Umgebung gebracht wird. Auch Maye sucht die Ursache der besprochenen Erscheinung in dieser Art. Wir verlegen nach ihm ein Gestirn am Horizont in eine bestimmte irdische Ent-","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nW. Lohmann.\nfernung und beurteilen sie analog den irdischen Objekten. Der Mond erscheint unter einem Gesichtswinkel von 1/2\u00b0. Wird der Mond in gleicher Weise beurteilt wie irdische Objekte, so mufs er jedenfalls sehr grofs erscheinen, denn ein Turm, der in 5 km Entfernung unter einem Winkel von 1/2\u00b0 erscheint, mufs 44 m H\u00f6he haben ; ein solcher in 10 km = 88 m H\u00f6he. \u2014 Hoch am Himmel liegen ungewohnte Verh\u00e4ltnisse vor; daher kommt hier die Kleinheit des Gesichtswinkels zum Bewufstsein.\nDie MAYBsche Anschauung klingt an jene Erkl\u00e4rung an, die als \u201eVergleichstheorie\u201c bezeichnet wird. Nach dieser (von Helmholtz zum Teil bef\u00fcrworteten und von Molyneux [1687] stammenden) Ansicht haben wir Gelegenheit, wenn die Gestirne am Horizont erscheinen, sie mit irdischen Gegenst\u00e4nden zu vergleichen und daher bei der bekannten Gr\u00f6fse der letzteren, die zum Teil unter noch kleineren Gesichtswinkeln erscheinen, die ersteren als besonders grofs aufzufassen. Gegen diese Form der Theorie macht Filehne mit Recht geltend, dafs der Mond und die Gestirne am Horizont auf glattem Meere und bei dunkler Nacht auch noch vergr\u00f6fsert erscheinen, auch wenn irdische Vergleichsgegenst\u00e4nde fehlen. Es ist daher eine gl\u00fcckliche Erg\u00e4nzung der Vergleichstheorie durch Mayr, der man meines Erachtens grofse Bedeutung zulegen mufs, dafs er den Mond am Horizont selbst als terrestrisch aufgefafst wissen will und ferner darauf hinweist, dafs wir gewohnt sind, irdische Objekte viel gr\u00f6fser aufzufassen, als dies den in Betracht kommenden geringen Gesichtswinkeln entspricht, dafs also bei allen fernen irdischen Objekten eine gewisse Gr\u00f6fsen\u00fcbersch\u00e4tzung stattfindet. Im Anschlufs und zur Erg\u00e4nzung der MAYRschen Gedanken sei auf Henning verwiesen (s. n\u00e4heres dar\u00fcber in meiner obigen Anmerkung; es scheint den roten Strahlen (rote Sonne und roten Mond am Horizont) im besonderen Mafse die Eigenschaft zuzukommen, bei Nebel ferne Gegenst\u00e4nde deutlich zu machen und so einer Gr\u00f6fsen- und Tiefent\u00e4uschung (die Gegenst\u00e4nde erscheinen gr\u00f6fser und n\u00e4her) Vorschub zu leisten.\nEin besonderes Moment, welches die Gr\u00f6fsenbeurteilung des Mondes am Horizont beeinflusse, suchte v. Helmholtz in der \u201eLuftperspektive\u201c. Es erscheinen ja durch die Luftperspektive die fernen Bergen aufliegenden blauen Farbent\u00f6ne als Hilfsmittel der Tiefenlokalisation. \u00c4hnlich soll auch der Nebel wirken. So erschiene die untergehende Sonne und der aufgehende","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Fragen nach dem Gr\u00f6fsererscheinen von Sonne, Mond und Sternen usw. 1Q3\nMond entfernter in dunstigem, nebligem Zustande und darum .gr\u00f6fser.\nNun betont aber Maye folgendes: man d\u00fcrfe den Zustand, der durch die Luftperspektive gegeben ist und der als \u201eduftig\u201c bezeichnet werden m\u00fcsse, nicht mit Nebel verwechseln. Durch eine dumpfige Atmosph\u00e4re und durch Nebel erscheine der Mond am Horizont nicht ferner, sondern sogar n\u00e4her hereinger\u00fcckt. Auch solle die hochstehende Sonne im Londoner Nebel, wenn sie sichtbar wird, durchaus nicht gr\u00f6fser erscheinen. Bei Nebel sei dem \u00dcbersch\u00e4tzen der Entfernung eine gewisse Grenze gesteckt, \u00fcber eine gewisse Maximalentfernung tr\u00e4te keine Zunahme der Entfernung ein. Anders l\u00e4gen freilich die Verh\u00e4ltnisse bei Nebel in der N\u00e4he; hier erscheine z. B. ein Mensch riesenhaft vergr\u00f6fsert, da der Nebel die Einzelheiten der Erscheinung verdecke und so eine gr\u00f6fsere Entfernung vort\u00e4usche. Aber bei weiteren Entfernungen wirke der Nebel nicht in dieser Weise auf das Entfernungs- und Gr\u00f6fsengef\u00fchl ein. \u2014\nFigur 2.\nDer gr\u00f6fsten Beliebtheit f\u00fcr die Erkl\u00e4rung des' Gr\u00f6fser-erscheinens der Gestirne am Horizont erfreut sich der Hinweis nuf den Zusammenhang, der durch die Form des Himmelsgew\u00f6lbes gegeben ist. Diese Ansicht findet sich schon bei Ptolem\u00e4us 150 n. Chr. und den arabischen Astronomen; und Helmholtz, Filehne und Reimann bauen ihre Erkl\u00e4rung auf diese Grundlage der Anschauung.\nWir sind gewohnt, die beim Sehen zu beurteilende Gr\u00f6fse aus dem Verh\u00e4ltnis vom Gesichtswinkel zur Entfernung heraus zu entwickeln. Derselbe Mensch erscheint uns als gleich grofs, wenn das Netzhautbild, welches von ihm entworfen ist, in bestimmtem Verh\u00e4ltnis zu der Entfernung steht, in der er gesehen wird. W\u00fcrde der Gesichtswinkel eines bekannten Gegenstandes derselbe sein, unter welchem ein Exemplar desselben in gr\u00f6fser N\u00e4he, das andere in gr\u00f6fserer Entfernung erscheint, so w\u00fcrde das letztere ungleich gr\u00f6fser erscheinen als das erstere. In dieser Weise wird das Gr\u00f6fserwerden des Mondes am Horizont erkl\u00e4rt, wenn man die Form des Himmelsgew\u00f6lbes, die als abgeplattete Uhrglasschale vorgestellt wird, in Rechnung setzt. Fig. 2 er-","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nW. Lohmann.\nl\u00e4utert diese Verh\u00e4ltnisse. Auf dem Bogen, der um den Standpunkt a des Beobachters mit der Entfernung desselben von dem h\u00f6chsten Punkt des Himmelsgew\u00f6lbes beschrieben wird, ist die Gr\u00f6fse des Mondes bei gleichem Gesichtswinkel (a, \u00df, y) gleich,, wie ein Blick auf die durch diese Winkel auf dem Kreisbogen abgeteilten St\u00fccke der Schenkel dieser Winkel ergibt. Dieselben Schenkel derselben Winkel teilen nun aber auf dem Kreissegment, welches der abgeplatteten Himmelsform entsprechen soll, um so gr\u00f6fsere St\u00fccke ab, je n\u00e4her dieselben der Bodenfl\u00e4che sich n\u00e4hern.\nNach dieser Anschauung m\u00fcfste der Mond gradweise in seiner scheinbaren Gr\u00f6fse gegen den Zenit abnehmen. \u00c9ginitis (Compt. rend. 1898) hat in der Tat ein solches Verhalten beschrieben, dem jedoch Mayb meines Erachtens mit Recht Zweifel entgegenbringt unter Hinweis darauf, dafs er noch nie eine\n\u00c4nderung des Mondes in 40\u00b0 H\u00f6he von jenem in 60\u00b0 H\u00f6he habe feststellen k\u00f6nnen. . >\nVon anderen Einwendungen, die gegen die PTOLEM\u00c4ussche Erkl\u00e4rung erhoben worden sind, f\u00fchre ich an, dafs ja von dem Mond im Zenith keineswegs eine klare Entfemungsvorstellung besteht und dafs der Mond kleiner am Horizont erscheint, wenn er klar aufgeht. Man mufs hierbei bedenken, dafs bei klar aufgehendem Mond die Entfernung, in der er scheint, gr\u00f6fser ist als bei tr\u00fcber dumpfiger Luft, und doch erscheint im ersten Fall der Mond kleiner als im letzteren. Besonders aber ist einzuwenden, dafs der Mond am Horizont gar nicht weiter erscheint. Zoth gibt an, dafs er die Empfindung habe, dafs der Mond von ihm zwischen Himmel und Erde am Horizont frei schwebend gesehen werde; auch bei einer von ihm angestellten Rundfrage wu\u00efde. meistens angegeben, dafs der Mond am Horizont n\u00e4her erscheint. Ich selbst mufs auch mit anderen betonen, dafs der Mond mir gerade am Horizont, wTenn er sehr grofs ist, oft \u201ezum Greifen\u201c nahe erscheint.\nIch glaube Mate zustimmen zu m\u00fcssen, wenn er hervorhebt, dafs die Vergr\u00f6fserung des Mondes am Horizont in keiner Beziehung steht zu der Form des Himmelsgew\u00f6lbes, welch letztere eine F rage f\u00fcr sich bedeute. F\u00fcr die Erkl\u00e4rung der Frage nach dem Gr\u00f6fsererscheinen des Mondes am Horizont ist die andere Frage nach der scheinbaren Form des Himmelsgew\u00f6lbes m. E. in vorschneller Verkn\u00fcpfungsweise herangezogen worden. Letzten","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Fragen nach dem Gr\u00f6\u00dfer er scheinen von Sonne, Mond und Sternen usw. 105\nEndes ist nat\u00fcrlich zu betonen, dafs beide Fragen auf die gewohnte Sehweise, zur\u00fcckzuf\u00fchren sind. Aber es m\u00fcssen besondere Seiten derselben dabei hervorgehoben werden. Dieser Ansicht widerspricht nicht der Nachbildversuch von Hering, Filehne u. a. Denn wenn das Nachbild der Sonne auf den Horizont projiziert grofs, an den Zenit projiziert klein erscheint, so spricht das zun\u00e4chst nur f\u00fcr die abgeplattete Form des Himmelsgew\u00f6lbes, ohne einen bindenden Beweis f\u00fcr die Gr\u00f6fsen-verh\u00e4ltnisse von wirklicher Sonne und wirklichem Mond am Horizont und im Zenit zu haben.\nEs soll die Frage nach der Form des Himmelsgew\u00f6lbes hier abgehandelt werden, obwohl, wie angedeutet, meines Erachtens kein neuer Gesichtspunkt f\u00fcr die Frage nach dem Gr\u00f6fsererscheinen des Mondes am Horizont daraus entspringen wird. \\ on Smith (It\u00f6o) u. a., in neuester Zeit von Beimann und von v. Sicherer (in Zehenders Auftr\u00e4ge) sind H\u00e4lftungen des vom Zenit zum Horizont ziehenden Himmelsbogen vorgenommen worden; diese Messungen sollten eine Grundlage f\u00fcr die Berechnung dieses Bogens und damit f\u00fcr die Erkenntnis der Form Mes Himmelsgew\u00f6lbes liefern. Der Winkel, der durch die drei Punkte: Stand des Beobachters, Horizont und H\u00e4lftung des genannten Bogens bestimmt ist, dieser Winkel a wurde von Smith auf 23\u00b0, von Beimann auf 21,57\u00b0, von v. Sicherer auf 37\t430 angegeben. Abgesehen von den Schwankungen,\ndie sich bei dunstigem, bew\u00f6lktem Himmel, bei klarem Wetter und zu verschiedenen Jahreszeiten ergaben, welche Beimann bei seinen Messungen fand, m\u00fcssen die starken Unterschiede, die sich gegen\u00fcber denen von v. Sicherer schon ergaben, doch einigen Zweifel erreen, ob der Wert f\u00fcr a \u00fcberhaupt rechnerisch in weitere Anwendung gebracht werden darf. Dieser Zweifel ist um so mehr am Platze, als auch die \u00fcbrigen brrundlagen, die f\u00fcr eine Berechnung des Himmelsgew\u00f6lbes gew\u00e4hlt worden sind, Voraussetzungen darstellen, die keinesfalls allseitigen Beifalls sicher sein d\u00fcrften, ln seiner Formel, deren Ableitung K\u00e4stner zeigte, nahm Smith an, dais die scheinbare Himmelsfl\u00e4che eine Kugelkalotte sei. Selbst wenn diese Form wahrscheinlich das Bichtige nach Aussage der Erfahrung treffen m\u00fcfste, so bedeutete doch diese Art der Ableitung einen Beweis","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nW. Lohmann.\nmit Hilfe des zu Beweisenden. Auch Reimann hat bei seinen Ausf\u00fchrungen die Annahme einer Kugelkalotte rechtfertigen zu .k\u00f6nnen geglaubt. Denn er bediente sich zur Rechtfertigung dieser Annahme einer von Dobkisch aufgestellten Formel, die einen R\u00fcckschlufs aus den H\u00f6hen der Mitte irgendwelcher vertikalen B\u00f6gen auf die H\u00f6he der Mitte des Bogens zwischen Zenit und Horizont gestattet unter der Voraussetzung, dafs der Bogen Teil einer regelrechten Kreislinie darstellt. So sch\u00e4tzte Reimann die Mitte von B\u00f6gen des Himmelsgew\u00f6lbes, deren Endpunkte einmal durch den Horizont und sodann durch 20\u00b0, 30\u00b0, 40\u00b0 und 50\u00b0 H\u00f6he gegeben waren. Die mit diesen Werten ausgerechneten Mittel des Bogens Horizont\u2014Zenit ergaben Winkel zwischen\n22,47\u00b0 und 19,95\u00b0. Reimann h\u00e4lt diese Werte f\u00fcr gen\u00fcgend in\n\u2022 \u2022\nder \u00dcbereinstimmung; aber trotzdem wird man sich meines Erachtens der Zweifel nicht entschlagen k\u00f6nnen, die oben angef\u00fchrt wurden.\nDie Art und Weise, wie Darstellung und Berechnung des scheinbaren Himmelsgew\u00f6lbes vollzogen wird, ist f\u00fcr ein \u00fcberschauendes Verweilen bedeutsam genug, wenn man darauf achtet, dafs in ihr sich gewissermafsen ein Symptom darbietet daf\u00fcr, wie man auch bei anderen Zweigen der physiologischen Optik von der gegebenen Wirklichkeit auf die empfundene Sinneswahrnehmung schliefst. So versuchte ich zu zeigen, dafs vielfach eine selbstverst\u00e4ndlich scheinende Forderung in der .Photometrie unbeachtet zu sein, pflegt. Bei der Messung der Reaktionsweise des Auges d\u00fcrfen notwendigerweise nur solche Abstufungen des Lichtes in Anwendung gebracht werden, die rein physikalisch erzielt werden. Nicht aber d\u00fcrfen photometrisch, das ist mit Hilfe des Auges, geeichte Verdunkelungen zur Verwendung gelangen. Mag man noch so sehr berechtigt sein, einzuwenden, dafs die ger\u00fcgte Art der Lichtmessung praktischen Zwecken vollauf gen\u00fcge, so bleibt der Vorwurf doch f\u00fcr physiologische Untersuchungen, namentlich dann, wenn das Verhalten des Auges Abstufungen von Licht gegen\u00fcber gepr\u00fcft werden soll, in der genannten Sch\u00e4rfe bestehen (Lohmann, Kritische Untersuchungen zur Lehre von der Adaptation. Archiv f. Augenheilkunde, 83. Bd., S. 275). Das bekannteste Beispiel der hier besprochenen Mifsachtung der Grenzscheide zwischen physikalischer Wirklichkeit und physiologischer Empfindungsweise ist die Art der Farbenlehre, die sich an die NEWTONsche Art der","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Fragen nach dem Gr\u00f6\u00dfer er scheinen von Sonne, Mond und Sternen usw. 107\nAnalyse der das Auge treffenden Lichtstrahlen anschliefst, gegen welche Goethe in so bewufstem Gegensatz Front machte.\nIn welcher Weise diese Vermengung von Physikalischem und Physiologischem auch beim \u201eHimmelsgew\u00f6lbe\u201c sich findet, tritt sofort klar hervor, wenn immer wieder darauf hingewiesen wird, dafs die Kugelgestalt des Himmelsgew\u00f6lbes bei bew\u00f6lktem Himmel doch Wirklichkeit sei. Man zeichnet darum etwa (siehe z. B. A. M\u00fclleb, Zeitschr. f. Phys. u. Psych, der Sinnesorgane, Bd. 40, S. 74) eine Figur wie Fig. 3 und l\u00e4fst den bei a gezogenen Kreis die\nFigur 3.\nErdoberfl\u00e4che, den bei b und c die Wolkendecke darstellen. Die Linie b, a, c sei dann die die Wolkendecke treffende Horizontlinie. Aber nun \u00fcberlege man einmal: welch ungeheure Weite vom Standpunkt a aus \u00fcberschaut werden m\u00fcfste; welch ungeheure Strecke (in der dargestellten Art = etwa 1jA der Erdoberfl\u00e4che) dem Auge in dieser Weise zug\u00e4nglich sein m\u00fcfste. \u201eNat\u00fcrlich\u201c, wird man sagen, \u201eist die Wolkendecke ja der Erdoberfl\u00e4che viel n\u00e4her als dies in der Figur dargestellt ist.\u201c Aber dann m\u00fcfste eben diese Linie nicht gew\u00f6lbt, sondern m\u00fcfste, wie der Erdboden, den wir auf Ebenen \u00fcbersehen k\u00f6nnen, ganz glatt sein und d\u00fcrfte h\u00f6chstens in weitester Ferne am Horizont einen (dem Auge doch nicht erkennbaren) konkaven Abfall zeigen !\nIn anderer Weise hat Reimann sich bem\u00fcht, die physikalische Wirklichkeit des Himmelsgew\u00f6lbes dem Verst\u00e4ndnis n\u00e4her zu bringen. Die Atmosph\u00e4re sei als getr\u00fcbtes Medium zu betrachten, welches dem durchdringenden Auge eine Grenze setze. Die blauweifse F\u00e4rbung am Horizont m\u00fcsse man als eine Wand und eben als diese Grenze auffassen. Da in vertikaler Richtung alsbald die Luftschichten erreicht w\u00fcrden, welche als dunkel zu gelten haben, so erscheine die Himmelsfl\u00e4che im Zenit n\u00e4her. L\u00e4fst sich gegen diese Auffassung nichts einwenden in bezug","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nW. Lohmann.\nauf die Horizontgrenze des Himmels, so widerstreitet es jedoch* jeglicher Einsicht, dafs nach dem Zenit hin eine Grenze des Sehens sein soll, \u201ewo nichts anderes zu sehen ist als ein durchsichtiges Blau\u201c (Zehender). Auch mufs Reimann sich zu Konsequenzen seiner Anschauung entschliefsen, die schwerlich Nachfolger finden d\u00fcrfte. Nahm z. B. v. Helmholtz an, die R\u00fcckerinnerung an den wirklich gew\u00f6lbten () s. o.) Wolkenhimmel' bestimme mit die Form des wolkenlosen Himmels, so meint Reimann umgekehrt: die Form des unbew\u00f6lkten Himmels bestimme die Form des Wolkenhimmels; ja die erste Form soll uns so in Fleisch und Blut der Anschauung \u00fcbergegangen seinr dafs wir auch nachts, wenn von einer durchleuchteten Atmosph\u00e4re nicht mehr geredet werden kann, diese Himmelsform zu sehen glauben. - Bei der Betrachtung der Form des Himmelsgew\u00f6lbes mufs zun\u00e4chst Wert auf die Art der Empfindung gelegt werden. Es hat Helmholtz von einer \u201edoch immer sehr vagen, unbestimmten und ver\u00e4nderlichen . . . flachkuppligen W\u00f6lbung des Himmelsgew\u00f6lbes\u201c gesprochen. Und Hering f\u00fchrte an, dafs die genannte Form nur tags\u00fcber sich f\u00e4nde; w\u00e4ren die Gegenst\u00e4nde der Erde bedeckt, so erschiene der Himmel als Kugelfl\u00e4che. Vielfach ist auch betont worden, dafs das jeweils angeschaute Himmelsst\u00fcck senkrecht zur Blickrichtung erscheine, und dafs die Vorstellung der W\u00f6lbung erst bei wanderndem Blick auftrete; dafs also die W\u00f6lbung eine aus sukzessiven Wahrnehmungen abgeleitete Schlufsfolgerung sei (Filehne, Arch. f. d. ges. Physiol., Bd. 59, S. 291).\nMeine eigenen Beobachtungen haben mir ergeben, dafs die flachkupplige \u201eUhrglas\u201c-Form nur erscheint, wenn ich gegen den Horizont schaue; und zwar erscheint die Senkung des Himmelsgew\u00f6lbes um so flacher, je weiter ausgebreitet und gedehnt die Ebene erscheint. Befindet sich an einer Stelle, die Rundsicht hemmend, etwa ein Wald, so erscheint mir an dieser Stelle der Abfall der W\u00f6lbung j\u00e4her zu sein. Blicke ich zu dem wolkenlosen Himmel, aber nachdem die Erinnerung an den Boden und den Horizont aus dem Sinnesged\u00e4chtnis gel\u00f6scht erscheint, so erscheint der Himmel \u00fcber mir als Kugelkuppel. Es ist meines Erachtens daher unrichtig eine einheitliche Himmelsform aufstellen zu wollen; es kommt auf diese jeweilige Blickrichtung an und eine Darstellung m\u00fcfste diese zerrissene unheitliche Form etwa in der Art von Fig. 4 versinnbildlichen. Auch von anderer-","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Fragen nach, dem Gr\u00f6\u00dfer erscheinen von Sonne, Mond und Sternen usw. 109\n'Seite ist auf die Wichtigkeit der Blickrichtung f\u00fcr die Form des Himmelsgew\u00f6lbes hingewiesen worden. So sagt Pohl (Die Naturwissenschaften, Berlin 1919, S. 415), dafs die \u00dcbersch\u00e4tzung des Winkels a fortf\u00e4llt, wenn ein geeigneter Anhalt f\u00fcr die vertikale Richtung (Winkelmessungen am Fufse hoher T\u00fcrme) vorhanden ist.\nFigur 4.\nGanz besonders spricht m. E. gegen die physikalische Wirklichkeit des Himmelsgew\u00f6lbes eine Landschaft mit verschiedener und wechselnder Fernsicht. So kann man in einer Hochebene mit abschlief sendem' Vorgebirge und Hochgebirge die Himmelsw\u00f6lbung in verschiedener Weise sehen bei bew\u00f6lktem und unbew\u00f6lktem Himmel. Ja das Himmelsgew\u00f6lbe erscheint v\u00f6llig anders, wenn man z. B. den Fufs oder die Spitzen der fern sichtbaren Alpen fixiert.\nNun bleibt aber bestehen, dafs doch die flachkupplige Art des Himmelsgew\u00f6lbes vorzugsweise erscheint. Wie ist sie zu erkl\u00e4ren ?\nAuch hier k\u00f6nnen wir wieder die M\u00f6glichkeiten der zu gebenden Antworten nach der Art unseres eingangs gegebenen Einteilungsprinzipes ordnen. 1. Die Ansicht, dafs die flachkupplige Art des Himmelsgew\u00f6lbes physikalische Wirklichkeit sei, stammt von Hobbes; mit ihr haben wir uns oben besch\u00e4ftigt. 3. In psychologischer Weise gibt auch Filehne eine Erkl\u00e4rung. Wenn wir zum Horizont blicken, so erscheint die Erde und die darauf befindlichen Gegenst\u00e4nde perspektivisch verk\u00fcrzt und vertieft. In gleichem Mafse sollen wir nun das \u00fcber diesem Erdst\u00fcck liegende Himmelsst\u00fcck dehnen und vertiefen; die Veranlassung hierzu liege auf der Erde.\nFilehne beobachtete, dafs die perspektivische Vertiefung der Erde aufh\u00f6rte, wenn er im Kniehang mit zur Erde gewendeten Kopf betrachtete; der Himmel verlor dabei sein flachkuppliges Aussehen und nahm reine Kugelgestalt an. (Das Aufh\u00f6ren der perspektivischen Vertiefung beim Betrachten mit umgewendeten","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nW. Lohmann.\nKopf hatten \u00fcbrigens schon Helmholtz und Heeing beschrieben und an umgekehrten Gem\u00e4lden studiert.)\n2. In rein physiologischer Weise versuchte Zehendee (Zeitschr.. f. Physiol, u. Psychol, der Sinnesorgane, Bd. 24) das Aussehen des Himmelsgew\u00f6lbes zu erkl\u00e4ren. Er fand, dafs liegende spiize Winkel \u00fcber- und senkrechte, nach oben sich \u00f6ffnende Winkel untersch\u00e4tzt wurden und suchte diese Erscheinung auf eine bestimmte somatisch bedingte Auffassungsform des Auges zur\u00fcckzuf\u00fchren. Er erinnerte an das VoLKMANNsche Gesetz, nach dem zwei \u2014 monokular gesehene \u2014 Senkrechte parallel erschienen, wenn sie nach oben divergieren, w\u00e4hrend sie nach oben konvergent erscheinen, wenn sie in Wirklichkeit parallel sind. Ob diese VoLKMANNSchen Erhebungen, die angestellt wurden zum Studium der L\u00e4ngsmeridiane der Netzhaut und ihrer Beziehung zueinander, in gl\u00fccklicher Weise mit den ZEHENDEEschen Beobachtungen vereinigt worden sind, mag dahingestellt sein (siehe die MAYEsche Polemik) ; immerhin ist die ZEHENDEEsche Art der Betrachtung sehr bemerkenswert, indem hier das Bed\u00fcrfnis zutage tritt, die Form des Himmelsgew\u00f6lbes besonders auf die Beschaffenheit des Auges zu gr\u00fcnden.\nIn anderer Weise m\u00f6chte ich diesen Versuch unternehmen. Und zwar m\u00f6chte ich ausgehen von der HEEiNGschen Erkl\u00e4rung des Verlustes der perspektivischen Ansicht eines Gem\u00e4ldes, wenn man es umkehrt. Heeing erinnert an einen Satz von F\u00f6estee (den dieser zur Erkl\u00e4rung des N\u00e4herstehens eines durch Trochlearisparese hervorgerufenen Doppelbildes l) anf\u00fchrte, und der besagt, dafs wir alle Punkte, die oberhalb der Stelle des deutlichsten Sehens auf die Netzhaut fallen, gewohnt sind n\u00e4her zu sehen, und dafs wir ebenso alle Punkte, die unterhalb der Steile des deutlichsten Sehens auf die Netzhaut fallen, mit der Empfindung ferner verkn\u00fcpfen.\nIn der angef\u00fchrten Weise trifft der F\u00d6ESTEEsche Satz nicht v\u00f6llig das Nichtige, sondern er bedarf der Erg\u00e4nzung.\nIn Eig. 5 sei schematisch das Auge dargestellt. Die von der Erde kommenden Strahlen fallen alle auf die Partie der Netzhaut, die oberhalb der Stelle des deutlichsten Sehens gelegen ist. Die dieser letzten Stelle entsprechende Linie (die\n1 Siehe Lohmann, \u00dcber die Tiefenlage h\u00f6hendistanter Doppelbilder. Archiv f\u00fcr Augenheilkunde. Bd. 86. S. 264.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Fragen nach dem Gr \u00f6fs er er scheinen von Sonne, Mond und Sternen usiv. Hl\nyisio directa) ist in Fig. 5 \u2014 a b. Je nachdem sie auf einen Punkt in einer n\u00e4heren Entfernung gerichtet ist, oder ob sie sich zum Horizont erhebt, erscheinen diejenigen Punkte, die sich unterhalb von ihr auf der Netzhaut abbilden, im ersten Fall ferner, im letzten Fall wieder etwas n\u00e4her (bei fernziehenden Wolken etwa) zu liegen. Alle \u00fcbrigen Punkte unterhalb der Netzhaut entsprechen wieder n\u00e4her gelegenen Dingen (Wolken, V\u00f6gel, Baumkronen, Deckengew\u00f6lbe usw.). Der zwischen der visio directa und etwa der horizontalen Linie eingeschlossene Winkel fufst auf einer Retinapartie, die meist mit ferner gelegenen Punkten beeindruckt wird.\nd\nFigur 5.\nDiese in der vorhergehenden Art aufgefafste Form des Auges spielt meines Erachtens bei dem perspektivisch-plastischen Sehen eine grofse Rolle als Grundlage der gewohnten Sehweise, d. h. dann, wenn in der umgebenden Wirklichkeit die Entsprechungen vorhanden sind. Fehlen diese aber, wie es in den FiLEHNEschen Versuchen (Pel\u00fcgers Archiv f. d. ges. Physiologie, Bd. 59, S. 291) herbeigef\u00fchrt wurde, dann kann das perspektivische Sehen nicht in die Erscheinung treten. Die besondere Art, wie eben der F\u00d6RSTERsche Gedanke weiter ausgef\u00fchrt wurde, entkr\u00e4ftet einen Einwurf, den Filehne gegen ihn erhoben hatte. Wenn man ein Bild umgekehrt betrachtet, so fehlt das perspektivische Sehen; soweit kann die alte Form der l\u00d6RSTERSchen Ansicht zur Erkl\u00e4rung gen\u00fcgen. Nun f\u00fchrt aber Filehne an, dafs man bei umgekehrten Stereoskopbildern sich sehr wohl z. B.","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nW. Lohmann.\nan einer umgekehrten Saaldecke der Tiefe nach orientieren k\u00f6nne; nur f\u00fcr die Ferne fehle die M\u00f6glichkeit perspektivischer Vertiefung. Neben der besonderen Art des binokularen Sehens (Disparation der Quere nach) kommt aber bei dieser Art der Bildbetrachtung meines Erachtens noch die in Fig. 5 weiter ausgef\u00fchrte Art der Beziehung der Netzhautstellen zu nahen und fernen Objekten in Betracht. Die Verh\u00e4ltnisse an einer Saaldecke \u00e4hneln sehr den in der gewohnten Sehweite sich findenden Bodenverh\u00e4ltnissen. F\u00fcr die ferneren Objekte wird aber die Betinapartie, die durch den gekennzeichneten Winkel in Fig. 5 charakterisiert ist, in Anspruch genommen. F\u00fcr sie liegen schon bei den umgekehrten einfachen und Stereoskopbildern unzureichende Entsprechungen vor; wieviel mehr mufs sich aber das bei einem Sehen geltend machen, bei dem der Himmel bei umgekehrtem Kopf unten (relativ zur Kopflage) erscheint. Hier wird der Himmel ebenso Kugelgestalt annehmen m\u00fcssen, wie es dann der Fall ist, wenn der Blick so nach oben gerichtet wird, dafs alle Eindr\u00fccke der Erdoberfl\u00e4che und alle Beminiszenzen an sie gel\u00f6scht sind. In diesen F\u00e4llen \u201esehen\u201c wir die Kugelgestalt, weil (nach Hering) eine durch nichts behinderte Auslegung der kugeligen Netzhaut statthat oder weil (nach WBndt) der Fixationspunkt der Augen fortw\u00e4hrend gr\u00f6fste Kreise einer Hohlkugelfl\u00e4che um den Drehpunkt der Augen beschreibt.\nBei der Betrachtung der f\u00fcr die Perspektive geltenden Momente mufs man zweierlei wohl voneinander unterscheiden : f\u00fcr gew\u00f6hnlich wird nur darauf hingewiesen, was erst das zweite Moment bildet : die perspektivisch-psychische Art des Sehens, die die Verzeichnung der Wirklichkeit aufhebt und \u00fcberwirkt! die erst durch das erste Moment geschaffen worden ist, n\u00e4mlich durch die \u201eperspektivierende\u201c Art unseres Auges. Unser Auge ist so veranlagt, dafs die Umgebung eben mehr oder minder verk\u00fcrzt, verzeichnet zur Bildgestaltung kommt. Diese perspektivierende Art ist im Sinne der Fig. 5 in ihrer n\u00e4heren Beziehung zum Auge zu kennzeichnen und sie ist meines Erachtens die Hauptbedingung f\u00fcr die scheinbare Form des Himmelsgew\u00f6lbes. Denn diese tritt eben nur beim Blick zum Horizont rein in die Erscheinung und kann etwa in folgender Ait genetisch n\u00e4her beschrieben werden. Man denke sich eine Allee. Dieselbe zeigt eine Verj\u00fcngung nicht nur der beiden parallelen Baumzeilen, so dafs dieselben konvergent in der Ferne","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Fragen nach dem Gr\u00f6\u00dfererscheinen von Sonne, Mond und Sternen usw. H3\neinander zustreben, sondern die Wipfel der B\u00e4ume scheinen eine nach unten strebende Linie darzustellen, die auf den Mittelpunkt (den Fluchtpunkt) der beiden Baumzeilen zustrebt. Nun denke man den dar\u00fcber \u201egesehenen\u201c Himmel; ob nun in mehr bestimmter H\u00f6he anschaubar, oder mehr vage und relativ als Decke empfunden, ist gleichg\u00fcltig : auch er wird nach dem Horizont durch die Anlage unserer Augen, durch seine dioptrische Beschaffenheit und seine sensoriell-psychische Erfassung eine Senkung erleiden; nach dem Rund des Horizonts erweitert, entsteht die abgeplattete Kugelform. Ich fasse also die perspektivische Erfassung des Himmelsgew\u00f6lbes nicht wie Filehne als psychische T\u00e4tigkeit, sondern als somatisch-psychischen Zwang, sich gr\u00fcndend auf den perspektivierenden Bau des Auges, auf.\nNach dem Gesagten erscheint es eigentlich \u00fcberfl\u00fcssig, auf einen Einwand Reimanns einzugehen, der gegen die Anf\u00fchrung der Perspektive f\u00fcr den gew\u00f6lbten Himmel geltend macht, dafs Luftschiffer auch die Erdoberfl\u00e4che nicht konkav ausgeh\u00f6lt s\u00e4hen. Gegen diese \u00e4ufserlich aufgefafste Art der perspektivischen Erfassung mufs eben die erw\u00e4hnte gewohnte Sehweise angef\u00fchrt werden: der Himmel w\u00f6lbt sich deswegen auf Grund der Perspektive \u00fcber die Erde, weil diese plan erscheint; umgekehrt kann der Himmel nicht als plane Fl\u00e4che erscheinen, \u00fcber der die Erde sich w\u00f6lben k\u00f6nnte.\nEs mufs gefragt werden : kann der scheinbar gew\u00f6lbte Himmel dargestellt und berechnet werden? Wir sahen oben, dafs die in Angriff genommenen Versuche Wirklichkeit, Annahme und Sehweise durcheinander mischten. Es m\u00fcfsten also zun\u00e4chst die Voraussetzungen n\u00e4her angegeben werden, unter denen \u00fcberhaupt eine solche Darstellung \u2014 sei es rechnerischer oder konstruktiver Art \u2014 sachgem\u00e4fs sein k\u00f6nnte. So w\u00e4re z. B. folgender Weg denkbar: Aus der H\u00f6he der Wolken (in ihren verschiedenen H\u00f6henlagen je nach ihrer Form) und der Gr\u00f6fse des Erdradius liefse sich die Fl\u00e4chenform des Wolkenhimmels ableiten. Diese so ermittelte Fl\u00e4che m\u00fcfste nun untersucht werden durch Anwendung der perspektivischen Gesetze auf die Ver\u00e4nderung ihrer Form. Das gefundene Resultat liefse sich mit dem Ergebnis der unmittelbaren Anschauung vergleichen und es w\u00e4re in Frage zu ziehen, wie weit bei einer derartigen Darstellung die von Reimann angef\u00fchrten Momente der tr\u00fcben Atmosph\u00e4re als Faktoren ber\u00fccksichtigt werden m\u00fcfsten.\nZeitschr. f. Sinnesphys. 51.\n8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nW. Lohmann.\nad II. Bei der Frage nach der scheinbaren Gestalt des Himmelsgew\u00f6lbes habe ich den Schwerpunkt auf das Verhalten des Auges selbst gelegt, um daraus die Grundbedingung f\u00fcr die Erscheinung herzuleiten. Eine solche Erkl\u00e4rung mufs als eine vornehmlich physiologisch-optische Deutung angesehen werden, die der psychologischen Momente zwar nicht entraten kann, diese jedoch nur als Teil- und Hilfsmomente in Anspruch nimmt. Auch bei der Frage nach dem Gr\u00f6fsersein des Mondes und der Gestirne am Horizont m\u00fcssen die Momente besonders ber\u00fccksichtigt werden, die sich aus der Beschaffenheit des Auges selbst ergeben und f\u00fcr die L\u00f6sung des Problems herangezogen werden k\u00f6nnen.\nAn erster Stelle ist der Einflufs der Augenmuskel zu untersuchen und der Anteil zu bestimmen, der ihm bei unserer Frage zukommen kann.\nZoth (Pfl\u00fcgers Arch. f. cl. ges. Physiol., Bd. 78, S. 363) hat namentlich diesen letztgenannten Einflufs sehr hoch veranschlagt. Ja er glaubte den Satz auf stellen zu k\u00f6nnen, dafs die Gr\u00f6fse des Mondes geradezu eine Funktion der Blickrichtung sei. Namentlich solle die absolute Gr\u00f6fse bei derselben Blickrichtung in dieser Weise ihre Erkl\u00e4rung finden, w\u00e4hrend Zoth freilich f\u00fcr die bekannten \u00c4nderungen von Mond und Gestirnen bei derselben Blickrichtung alle die anderen verschiedenen Bedingungen herangezogen wissen will. Aber das Blickrichtungsmoment bedinge haupts\u00e4chlich den Gr\u00f6fsenunterschied.\nDer Einflufs der Blickrichtung ist auch schon vor Zoth, namentlich von Gauss festgestellt worden. Aber jener hat doch das Verdienst, diesen Faktor gr\u00fcndlich untersucht, eingehend dargelegt und durch physiologische Experimente an terrestrischen Objekten gest\u00fctzt zu haben. Dunkelte Zoth durch eine be-rufste oder farbige Scheibe die Umgebung ab, so dafs nur der Mond als Sehobjekt erschiene, so war seine Gr\u00f6fse nur von der Blickrichtung abh\u00e4ngig. Der hochstehende Mond erschien in dieser Weise bei R\u00fcckenlage gr\u00f6fser und der am Horizont stehende Mond, der mit gebeugtem Kopf und erhobener Blickrichtung betrachtet wurde, erschien kleiner.\nExperimentell ergab sich aus den ZoTHsehen Untersuchungen, dafs bei weiter entfernten irdischen Objekten ein Gr\u00f6fsererscheinen mit gerader Blickrichtung gegen\u00fcber erhobener Blickrichtung sich fand, w\u00e4hrend bei verh\u00e4ltnism\u00e4fsig nahen Objekten in der Regel die T\u00e4uschung \u00fcber die Entfernung \u00fcberwog und zwar\n","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Fragen nach dem Gr\u00f6fser er scheinen von Sonne, Mo)id und Sternen nsw. 115\nwurden Objekte, die mit gerader Blickrichtung betrachtet wurden, f\u00fcr n\u00e4her gehalten.\nZu einem experimentellen Studium der Frage lassen sich nun auch Spiegelungen des hochstehenden Mondes an dem Horizont und des aufgehenden Mondes in dem Zenit verwenden. Diese Methode hatte Gauss angeregt, Helmholtz hatte keinen besonderen Einflufs linden k\u00f6nnen. Aber schon Filehne zeigte, da Cs gewisse Fehlerquellen beseitigt sein m\u00fcssen, damit der Versuch gelingt. Namentlich mufs eine durch das gespiegelte Bild auftretende Einstellungs\u00e4nderung (Akkommodations\u00e4nderung) vermieden werden, welches Filehne in folgender Weise erreichte. Er hielt die verwendeten Glasplatten so, dafs durch sie zun\u00e4chst nur der Horizont betrachtet und der hochstehende Mond durch den Kopf bedeckt wurde. Sodann brachte eine Drehung des Kopfes bei gleicher Fixation des Horizontes den pl\u00f6tzlich auftretenden, gespiegelten Mond in den Horizont, und er erschien viel gr\u00f6fser als am Zenit. Es mufs betont werden, dafs Zoth und Filehne in dieser Weise eine \u00c4nderung des gespiegelten Mondes fanden; von Reimann und Mayr wird ein derartiges Verhalten jedoch ausdr\u00fccklich abgelehnt.\nZoth erkl\u00e4rt die \u00c4nderung der Gr\u00f6fse des Mondes aus Muskelwirkungen, und zwar geht er von dem zu Recht bestehenden Satze Herings aus, dafs bei gesenktem Blick die Neigung zu Konvergenz gr\u00f6fser sei als bei erhobenem Blick. Bei der letzten Blickrichtung m\u00fcsse also ein gr\u00f6fserer Konvergenzimpuls stattfinden. Die Konvergenz steht nun mit der Entfernungs- und Gr\u00f6fsensch\u00e4tzung in Einklang. Die Art aber wie diese Tatsache von Zoth auf das Mondproblem \u00fcbertragen wird, mufs meines Erachtens berechtigtes Befremden erregen. Denn Zoth folgert in dieser Weise : der mit gerader Blickrichtung betrachtete Mond l\u00e4fst eine geringere Inanspruchnahme der Konvergenz aus. Infolgedessen erscheint der Mond gr\u00f6fser. Da er aber, wie Zoth betont, am Horizont nicht entfernter, sondern sogar n\u00e4her erscheint, so hilft sich Zoth bei seiner Erkl\u00e4rung, indem er feststellt, dafs das Entfernungsmoment, das sich aus der verringerten Konvergenz ergebe, entfiele; und erst sekund\u00e4r k\u00e4me ein anderes Entfernungsmotiv bei dem Ph\u00e4nomen zur Geltung: wTeil der Mond gr\u00f6fser erscheine, darum w\u00fcrde er f\u00fcr n\u00e4her gehalten.\nSelbst habe ich bei mir gefunden, dafs die Gr\u00f6fse des\n8*","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"W. Lohmann\n116\nMondes durch Blickrichtung sich \u00e4ndern l\u00e4fst. Dabei kommt es meines Erachtens z. B. in Frage, dafs bei extrem erhobener Blickrichtung die teilweise Beschattung durch die Augenbrauen einen Teil der Lichtstrahlen hemmt und so die physikalische Erscheinung der Irradiation (Vergr\u00f6fserung eines Sehobjektes durch \u00dcberfliefsen des Lichtes in der Netzhaut \u00fcber den Bildrand hinaus) verringert wird. Wenn ich weiterhin das Gauss-ZoTHsche Experiment wiederhole, so tritt bei mir ein beachtens-\nFigur 6.\nwerter Empfindungsunterschied ein, je nachdem ich mit gerader oder erhobener Blickrichtung betrachte. Schaue ich den hochstehenden oder auch den tiefstehenden Mond mit gesenktem Haupt und erhobener Blickrichtung an, so habe ich die Empfindung: der Mond steht \u00fcber mir. Betrachte ich den hochstehenden Mond mit zur\u00fcckgelehntem Haupt, so empfinde ich: der Mond befindet sich vor mir. Es handelt sich in beiden F\u00e4llen um eine ganz andere Sehweise. Dafs dabei nur die Funktion der Augenmuskeln eine Rolle spielt, bestreite ich auf Grund meiner Beobachtungen; vielmehr halte ich daf\u00fcr, dafs","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Fragen nach dem Gr\u00f6\u00dfer erscheinen von Sonne, Mond und Sternen usw. H7\ndas Lagegef\u00fchl von Kopf und K\u00f6rper zu den Augen als mafs-\n\u2022 \u2022\ngebender Faktor angef\u00fchrt werden mufs. \u00dcbrigens spricht in diesem Sinne schon eine Beobachtung Zoths, die besagt, dafs der hochstehende Mond in K\u00fcckenlage besonders dann gr\u00f6fser w\u00fcrde, wenn man nach Einnahme der R\u00fcckenlage zuvor ein wenig verweile, bevor man die Gr\u00f6fsensch\u00e4tzung vornehme.\nWelche wichtige Rolle bei den letzten Beobachtungen auch dem nach oben erscheinenden Himmel zukommt, m\u00f6chte ich mit einem Hinweis dartun aus einer anderen Frage; n\u00e4mlich aus der Frage nach dem Tiefenerkennen, das bei Bildern ausge\u00fcbt wird. Hierbei spielt n\u00e4mlich das perspektivische Erfassen nicht nur der Sehdinge auf der Erde eine Rolle, sondern der dar\u00fcber gemalte Himmel ist von ausschlaggebender Bedeutung. Man decke z. B. in der Abbildung 6 (Lauterbrunnthal von Thoma) oben die Wolken ab und betrachte die Schneepartie oben rechts; sie erscheint als Schneehang, w\u00e4hrend sie bei Freigabe der Wolken als Schneefeld erscheint; im ersten Fall steigt der Schnee als Wand empor, im zweiten Fall dehnt er sich der Tiefe nach nach hinten. Man erkennt in dieser Weise eine v\u00f6llige \u00c4nderung der Sehweise bei Betrachtung des Bildes, die ich mit der \u00c4nderung des Sehens in Analogie setzen m\u00f6chte, die auftritt, wenn der Mond mit erhobenem oder geradem Blick betrachtet wird.\nDer von Zoth hervorgehobene Faktor, der zun\u00e4chst versprach, so sehr das Problem aus der besonderen somatischen Grundlage des Auges l\u00f6sen zu k\u00f6nnen, erweist sich also so sehr mit anderen Faktoren umsponnen, dafs dem psychologischen Charakter des Sehens doch eine dominierende Rolle zukommt. Hingegen soll zum Schlufs eine Beobachtung angef\u00fchrt werden, deren Erkl\u00e4rung aber vornehmlich in der k\u00f6rperlichen Veranlagung der Augen gesucht werden mufs.\nWenn ich den aufgehenden Mond oder die untergehende Sonne betrachte, namentlich in einer Gegend, die B\u00e4ume, Alleen usw. zwischen Horizont und mir stellt, so tritt eine ganz erhebliche \u00c4nderung des Gr\u00f6fsersehens ein, je nachdem ich den Mond (bzw. die Sonne) binokular oder monokular betrachte. Dabei werden Sonne und Mond bei doppel\u00e4ugigem Sehen um vieles gr\u00f6fser als bei ein\u00e4ugiger Betrachtung.\nSchon Zehender hatte angegeben, dafs der binokular betrachtete Mond pl\u00f6tzlich kleiner wurde, wenn ein Auge bedeckt","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nW. Loh mann.\nw\u00fcrde. Er f\u00fchrte eine Beobachtung von v. Hess an, nachdem ein Stern monokular kleiner als binokular erscheine, v. Hess hatte mit Recht diese Erscheinung auf physikalische Momente, auf die sog. sph\u00e4rische Aberration des Auges bezogen, das ist hier: Ver\u00e4nderungen der Zerstreuungskreise durch besondere Verh\u00e4ltnisse beider Augen (Pupillengr\u00f6fse, Linsentr\u00fcbungen usw.). Die von mir gemachte Beobachtung\nstellt indessen etwas anderes dar, als was Zehexder beschreibt, der\nauch gar nicht die von mir erw\u00e4hnten Bedingungen hervorhebt.\nFigur 8.\nDie Erkl\u00e4rung des Unterschiedes bei monokularer oder binokularer Betrachtung von Mond und Sonne am Horizont suche ich in folgendem. Betrachte ich Mond und Sonne durch das Ge\u00e4st eines Baumes, so erscheint f\u00fcr das eine Auge ein bestimmter Raum durch die Lichtscheibe ausgef\u00fcllt, der eine etwas verschobene Ausdehnung f\u00fcr das andere Auge besitzt. Bei beid\u00e4ugiger Betrachtung erscheint nun die Lichtscheibe als eine durch die Summierung der verschiedenen Strecken entstandene Lichtscheibe.\nMan kann die Beobachtung auch zu einem Experiment erheben (Fig. 7).1 Schalte ich vor einer Lichtscheibe (ca. 2 cm) einen Rahmen mit senkrechten F\u00e4den (etwa mit einer Gardine bespannt) in einer Entfernung von 50 cm, so werde ich bei beid\u00e4ugiger Betrachtung und Fixation der Gardine zun\u00e4chst zwei Lichtscheiben als ' physiologische Doppelbilder erkennen. Trete ich nun zur\u00fcck, im angegebenen Fall auf ca. 3 m, so kommt der Augenblick, wo bei Fixation der Gardine die dahinter erscheinende Lichtscheibe eine einfache Empfindung aus-\n1 Der runde Kreis soll den Mond darstellen; die senkrechten Linien den mit einer Gardine bespannten Rahmen ; die dort erscheinenden 2 Kreise sind die doppell\u00e4ufigen Doppelbilder des Mondes.","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Fragen nach dem Gr\u00f6\u00dfer er scheinen von Sonne, Mond und Sternen usw. H9\nl\u00f6st; gleichwohl sie bei monokularer Betrachtung auf die Gardinenwand projiziert eine differente Ausdehnung aufweist.\nBei der Erkl\u00e4rung dieses Experiments greife ich auf die Lehre von den identischen, korrespondierenden Netzhautpunkten von Joh. M\u00fcller zur\u00fcck. Die Stellen des deutlichsten Sehens in beiden Augen sind z. B. identische, korrespondierende Punkte ; sie m\u00fcssen, gereizt, demnach eine einheitliche Empfindung ergeben. Das gleiche gilt f\u00fcr solche Punkte, die gleichweit von der Macula lutea auf der gleichsinnigen Netzhautpartie liegen. Aber nicht nur f\u00fcr diese gilt das eben Gesagte ; denn Panum hat gezeigt, dafs jedem Punkt der einen Netzhaut nicht nur ein isolierter identischer Punkt auf der anderen Netzhaut entspricht,\nsondern ein \u201eEmpfindungskreis\u201c.\nTritt nun bei Fixation der Gardine im Experiment oder des Baums in der Natur eine Zerf\u00e4llung des Netzhautbildes vom Mond ein (siehe Fig. 8), so liegen einmal die den zu erwartenden Doppelbilder entsprechenden Netzhautbilder nur um geringes relativ disparat. Die Geringgradigkeit der Doppelbilder kann also dazu f\u00fchren, dafs sie \u00fcberhaupt nicht empfunden werden. Besonders ist das eben angef\u00fchrte V erhalten dei PAN\u00fcMschen Empfindungskreise geeignet, die Perzeption der Doppelbilder zu verwischen. Da aber der Malsstab f\u00fcr Lichtscheibe und Mond, der in dem einen Fall in dem Geflecht dei Gardine, im andern im Ge\u00e4st der B\u00e4ume zu suchen ist, bei monokularer und binokularer Betrachtung ge\u00e4ndert wird, so erscheint im letzten Fall, bei dem auch eine Reizung eines gr\u00f6fseren Netzhautareals der Doppelnetzhaut erfolgt, dei Mond oder die Sonne vergr\u00f6fsert.\nDiese Beobachtung zeigt auch, wie die von der Vergleichstheorie herangezogene Tatsache zum rleil berichtigt werden kann, nach der besonders dann der Mond grofs erscheint, w enn zwischen ihm und dem Beobachter ferne B\u00e4ume u. dgl. ei-scheinen (v. Helmholtz). Und weiterhin erinnere ich an Gouyes Beobachtung und Erkl\u00e4rung (ao. 1 /00). der den Mond im Buschwerk oder Ge\u00e4st von B\u00e4umen vergr\u00f6fsert fand und auf die Vergr\u00f6fserung zur\u00fcckf\u00fchrte, die kanneliierte S\u00e4ulen vor nicht kannellierten S\u00e4ulen scheinbar auszeichnet.","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nW. Lohmann.\nSchlufss\u00e4tze.\n1.\tDie Frage nach dem Gr\u00f6fsererscheinen des Mondes und der Gestirne am Horizont beruht nicht auf physikalischen Eigenschaften der Atmosph\u00e4re. Ein einfacher Spiegelversuch wird beschrieben, der diese bekannte Tatsache dartut.\n2.\tAls psychische Ursachen der abgehandelten Probleme sind zu nennen: Aufmerksamkeit erregende Momente. Es spielen auch \u00e4sthetische Momente (im Sinne von Lipps) mit. Darunter verstehe ich aber im besonderen die Lageempfindung. Die Hauptbedingung bildet die gewohnte Sehweise.\n3.\tDer meist angef\u00fchrte Grund, nach dem der Mond am Horizont gr\u00f6fser sei, weil hier das Himmelsgew\u00f6lbe tiefer erscheine, ist am anfechtbarsten. Gr\u00f6fse des Mondes am Horizont und scheinbare Form des Himmelsgew\u00f6lbes sind wenn nicht zwei v\u00f6llig verschiedene besondere Dinge, so doch solche, die sich nicht unmittelbar und alleinig urs\u00e4chlich verkn\u00fcpfen.\n4.\tBei der Frage nach dem Gr\u00f6fsererscheinen des Mondes usw. liegt eine besondere Sehweise vor, bei der der von Mayr und Clapar\u00e8de angef\u00fchrte Punkt (Betrachtung des Mondes als terrestrischen Objektes) am einleuchtendsten ist. Die scheinbare Form des Himmelsgew\u00f6lbes entspricht der per-spektmschen Auffassungsart des Auges. Sie entf\u00e4llt, wenn nicht die gen\u00fcgenden \u00e4ufseren Entsprechungen gegeben sind.\n5.\tDis Perspektive ist nicht nur Gegenstand psychologischer Deutung, sondern auch Erzeugnis der somatisch-perspekti-vierenden Veranlagung des Auges. Das Psychische des Sehens spielt aber eine grofse Rolle, da die perspektivische Erfassung fehlt, wenn die physikalischen Bedingungen und Entsprechungen gewohnter Sehweisen fehlen.\n6.\tDie Wirkungsweise der Blickrichtung ist nicht alleinig oder vorwiegend als physiologische Komponente zu betrachten. Eine introspektive Analyse ergibt als wesentlich und bedeutsam das Bewusstsein der Lagebeziehung und das Moment gewohnter Sehweise.\n7' Unterschied monokularer und binokularer Betrachtung tallt besonders bei der Lage des Mondes und der Sonne am Horizont auf. Dieser Unterschied ist auf die Besonderheit des beid\u00e4ugigen Sehens zu beziehen und mufs bez\u00fcglich seiner Erkl\u00e4rung an die von Joh. M\u00fcller inaugurierte Lehre von den korrespondierenden Netzhautpunkten, bzw. an die von Panum modifizierte Lehre der korrespondierenden Emp-nndungskreise der Netzhaut angekn\u00fcpft werden.","page":120}],"identifier":"lit35913","issued":"1920","language":"de","pages":"96-120","startpages":"96","title":"\u00dcber die Fragen nach dem Gr\u00f6\u00dfererscheinen von Sonne, Mond und Sternen am Horizont und der scheinbaren Form des Himmelsgew\u00f6lbes","type":"Journal Article","volume":"51"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:13:24.109198+00:00"}