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{"created":"2022-01-31T16:46:52.454390+00:00","id":"lit35922","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Gertz, Elof","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 52: 1-51, 105-156","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"1\nAus dem psychologischen Institut der Universit\u00e4t Lund.\nPsychophysische Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne und \u00fcber ihren Einflufs auf die Reiz- und Unterschiedsschwellen.\nVon\nElof Gertz (Lund).\nAus dem Schwedischen \u00fcbersetzt und teilweise gek\u00fcrzt von M, v. Frey.\nErste H\u00e4lfte.\nInhalts\u00fcbersicht.\n,\tSeite\n1.\tGeschichtliche Vorbemerkungen.................................1\nII.\tExperimenteller Beitrag zur Diskussion \u00fcber Webers und Herings Theorien des Temperatursinns......................................18\n1.\t\u00dcber die k\u00fcrzeste Dauer der Kalt- und Warmempfindungen\nbei konstanter Reiztemperatur.............................. 18\na)\tHistorisches..............................................18\nb)\tDie von mir angewendete Versuchsanordnung und ihre Ergebnisse ...................................................22\nc)\tBesprechung der Ergebnisse................................24\n2.\tWie lang kann eine Temperaturempfindung dauern. Fragestellung und Versuchs verfahren................................26\nErgebnisse................................................28\nIII.\t\u00dcber unterschwellige Reiztemperaturen...................... 32\nBemerkungen zu den Ergebnissen...............................43\nI.\nGeschichtliche Vorbemerkungen.\nIm nachstehenden soll die einschl\u00e4gige Literatur nur soweit besprochen werden, als sie die Fragestellungen meiner eigenen Versuche ber\u00fchrt. Es sind dies die folgenden drei: 1. Ist f\u00fcr das Zustandekommen\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 52.\t1\n\u25bc\nI","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nElof Gertz.\neines Adaptationszustandes Konstanz der Reiztemperatur die einzige Be dingung? 2. Inwieweit ist die Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme und K\u00e4lte eine vollst\u00e4ndige? 3. Welche Beziehung besteht zwischen der Adaptationstemperatur und der Reizschwelle f\u00fcr W\u00e4rme und K\u00e4lte?\nDie Betrachtung des Adaptationsproblems kann von verschiedenen Gesichtspunkten geschehen. Der Gesichtspunkt, der seit Weber und Hering vorherrschend gewesen ist und auch jetzt noch nicht als erledigt leiten kann, ist der rein adaptationstheoretische, d. h. die Rolle, die der Adaptationszustand spielt f\u00fcr die Theorie der Temperaturempfindung. Sodann haben wir den Gesichtspunkt, der sich ergibt aus Heads Untersuchungen an Hautgebieten mit gesch\u00e4digter Innervation, wir haben die drei oben angef\u00fchrten Fragestellungen und endlich die Frage nach dem Verhalten der Hauttemperatur und der Unterschiedsempfindlichkeit bei der Adaptation, wozu auch die Untersuchungen \u00fcber die Topographie des W\u00e4rme- und K\u00e4ltesinnes geh\u00f6ren.\nEine ausf\u00fchrliche Behandlung des Adaptationsproblems, seines Inhalts und seiner Bedeutung finden wir zuerst bei Hering (1, 101).1 Der Adaptationsvorgang ist ein notwendiger Bestandteil seiner Theorie des ad\u00e4quaten Reizmittels. Die Haupts\u00e4tze dieser Theorie lassen sich wie folgt zusammenfassen. Wird an einer Hautstelle weder warm noch kalt empfunden, so sind die Temperaturempfindungen sozusagen auf dem Nullpunkt. Die Eigentemperatur, die der nerv\u00f6se Apparat dabei hat, wird als Nullpunktstemperatur bezeichnet. Das Vorhandensein oder Fehlen von Temperaturempfindungen h\u00e4ngt ab von der augenblicklichen H\u00f6he der Eigentemperatur, nicht von dem Vorgang des Steigens oder Fallens dieser Temperatur (Weber), noch auch von der Richtung des W\u00e4rmestromes durch die Haut (Vierordt). Jede Eigentemperatur des nerv\u00f6sen Apparates, die \u00fcber seiner Nullpunktstemperatur liegt, wird als W\u00e4rme, jede unterhalb liegende als K\u00e4lte empfunden. Die Deutlichkeit oder St\u00e4rke der Warm- oder Kaltempfindung w\u00e4chst ceteris paribus mit dem Abstand der augenblicklichen Eigentemperatur von der Nullpunktstemperatur. Letztere liegt indessen f\u00fcr eine gegebene Hautstelle nicht immer auf demselben Punkt der physikalischen Temperaturskala. Sie. ist innerhalb gewisser Grenzen ver\u00e4nderlich und zwar verschiebt sie sich unter der Einwirkung jeder als warm empfundenen Eigentemperatur nach oben; das entgegengesetzte Verhalten gilt f\u00fcr jede als kalt empfundene Eigentemperatur. Wenn eine gewisse, nicht gar zu abweichende Eigentemperatur sich l\u00e4nger konstant h\u00e4lt, so kann die Nullpunktsverschiebung soweit gehen, dafs die neue Nullpunktstemperatur mit der Eigentemperatur zusammenf\u00e4llt (1, 109). Das hat zur Folge, dafs eine konstant gehaltene Aufsentemperatur, die anf\u00e4nglich deutlich warm oder kalt erscheint, um so schw\u00e4cher erregt, je l\u00e4nger sie wirkt und dafs sie schliefslich \u00fcberhaupt nicht mehr wahrgenommen wird. Dann ist ein sensorisches Nullstadium eingetreten, d. h. der nerv\u00f6se\n1 Von den in Klammern eingeschlossenen Zahlen weisen die fettgedruckten auf die Ordnungszahlen des Literaturverzeichnisses am Schlufs der Abhandlung hin, die \u00fcbrigen sind Seitenzahlen.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungeil \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 3\n\u00ab\nApparat hat sich vollst\u00e4ndig auf die Temperatur adaptiert, die er angenommen hat. Daraus erkl\u00e4rt sich auch, dafs verschiedene Hautstellen zur selben Zeit ungleich temperiert sein k\u00f6nnen, ohne dafs dies empfunden wird, bis sie miteinander in Ber\u00fchrung gebracht, z. B. die Hand auf die Stirne gelegt wird.\nDa gleichzeitig mit der Abnahme der Empfindlichkeit f\u00fcr einen bestimmten konstanten Temperaturreiz (z. B. f\u00fcr K\u00e4lte) die Empfindlichkeit f\u00fcr den entgegengesetzten Heiz (W\u00e4rme) zunimmt, fafste Hering den Temperatursinn als einen einheitlichen auf, an dem 3 Zust\u00e4nde zu unterscheiden sind, der Zustand der Ruhe und 2 einander entgegengesetzte Erregungszust\u00e4nde entsprechend der von ihm f\u00fcr das Sehorgan aufgestellten Erregungstheorie. Auf Grund dieser Annahme spricht er sich dahin aus, dafs die Adaptation nicht ohne weiteres als eine Erm\u00fcdungserscheinung aufgefafst werden darf. Da seitdem nach gewiesen ist, dafs der thermische Sinnesapparat, wenigstens in der Peripherie, nicht einheitlich ist, sondern aus zwei verschiedenen Arten von Endorganen besteht, ist die Auffassung der Adaption als einer Erm\u00fcdungserscheinung immerhin m\u00f6glich.\nNach Hering ist die Deutlichkeit der Warm- bzw. Kaltempfindung abh\u00e4ngig von dem Abstand zwischen der jeweiligen Eigentemperatur und der Nullpunktstemperatur der Endorgane. Eine gegebene objektive Temperatur wirkt solange als Reiz, bis der physiologische Nullpunkt soweit verschoben ist, dafs er mit der objektiven Temperatur zusammen-f^llt. Nach Weber dagegen besteht Erregung solange als die Temperatur der Endorgane steigt oder f\u00e4llt; sie h\u00f6rt auf, sobald ein station\u00e4rer Zustand der Temperatur sich ausgebildet hat. Die Frage ist also, ob die Zeiten f\u00fcr die Nullpunktsverschiebung und f\u00fcr die Ausbildung des station\u00e4ren thermischen Zustandes zusammenfallen oder nicht. Eine solche Fragestellung d\u00fcrfte freilich dem Experimente so gut wie unzug\u00e4nglich sein. Man kann aber die Frage auf folgende Weise vereinfachen und versch\u00e4rfen: Dauert die Empfindung solange wie die Temperatur\u00e4nderung oder l\u00e4nger? Versuche zur Beantwortung dieser Frage und damit zur Stellungnahme f\u00fcr eine der beiden Theorien haben Holm (5, 242) und Rubin (7, 388) ausgef\u00fchrt. Im n\u00e4chsten Kapitel werde ich einige Beitr\u00e4ge zu dieser Frage geben. Dieselben scheinen gleich denen von Holm und Rubin f\u00fcr die Auffassung Webers zu sprechen.\nNach der Entdeckung der doppelten peripheren Apparate f\u00fcr diese Empfindungen mufste die Theorie von Weber entsprechend ver\u00e4ndert werden. Sie lautet nun dahin, dafs Sinken der Temperatur die Organe f\u00fcr Kaltempfindung, Steigen die f\u00fcr Warmempfindung reizt. Dieser Darstellungsweise erw\u00e4chst aber eine Schwierigkeit durch die paradoxen Empfindungen. Bei den Temperatur\u00e4nderungen der Haut sind nat\u00fcrlich die K\u00e4lteorgane auch der Erw\u00e4rmung wie die W\u00e4rmeorgane der Abk\u00fchlung ausgesetzt. Unter gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnissen sind diese Reize unwirksam, sie sind nach Weber nicht ad\u00e4quat. Unter gewissen Bedingungen (s. z. B. Thunberg 9, 10\u201417; Alrutz 11, 13; Velander 12, 432; Ebbecke 13, 401, gleiches Verfahren wie bei Velander) gewinnen sie\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nElof Gertz.\njedoch Wirksamkeit in Form der paradoxen Reizung. In bezug auf die genauere Er\u00f6rterung der Frage, ob W\u00e4rme wirklich ein ad\u00e4quater Reiz f\u00fcr die K\u00e4lteorgane ist, m\u00f6chte ich auf Thunbebgs Auseinandersetzung hinweisen (9, 48). Er kommt zu dem Schl\u00fcsse, dafs die Frage noch offen bleiben mufs, obwohl die Versuche daf\u00fcr sprechen, dafs die Endorgane des K\u00e4ltesinns selbst, nicht deren Nerven, durch W\u00e4rme erregt werden und dafs dies ohne Sch\u00e4digung derselben geschieht. Tritt man der Ansicht Hackers bei, dafs es eine paradoxe W\u00e4rmempfindung nicht gibt, so gewinnt der Vorschlag v. Freys (8, 355) Berechtigung, die Theorie der Warm- und Kaltempfindung gesondert zu behandeln.\nEin Versuch die paradoxen Empfindungen in die Theorie einzuf\u00fcgen liegt von Ebbecke (13, 395) vor. Er tritt der WEBERSchen Theorie insoweit bei, als er Temperaturempfindungen entstehen l\u00e4fst infolge der Temperaturdifferenz zwischen zwrni das Endorgan einschliefsenden Hautschichten. Ob es hierbei zu einer Warm- oder Kaltempfindung kommt, h\u00e4ngt nur von der Natur des Endorgans ab; die Richtung des Temperaturgef\u00e4lles ist belanglos. Die paradoxe Erregung, die er f\u00fcr die Warmempfindung ebenso gelten l\u00e4fst, wie f\u00fcr die Kaltempfindung, ist demnach nur ein besonderer Fall der normalen (13, 417).\nHering fafste die Adaption auf als eine Verschiebung der Erregbarkeit, wobei sich die zwei Qualit\u00e4ten der Temperaturempfindung entgegengesetzt verhalten. Goldscheider (14, 142) will nur ein Sinken der Erregbarkeit gelten lassen und beruft sich hierbei auf das von Hering (1, 125) beschriebene Kontrastph\u00e4nomen, das er in folgender Weise ab\u00e4ndert. H\u00e4lt man einen Finger in Wasser von 40\u00b0 und taucht ihn nach etwa 10 Sek. in Wasser von 15\u00b0 gleichzeitig mit dem entsprechenden Finger der anderen Hand, der sich inzwischen in Luft befunden hat, so erkennt der vorgew\u00e4rmte Finger die K\u00e4lte weniger gut. H\u00e4lt man einen Finger in Wasser von 15\u00b0 und sodann zusammen mit dem Finger der anderen Hand in warmes Wasser, so nimmt der abgek\u00fchlte Finger die W\u00e4rme schlechter wahr. H\u00e4lt man schliefslich einen Finger in kaltes Wasser von 15\u00b0 und den entsprechenden der anderen Hand in laues von 32\u00b0 und taucht nach etwa 10 Sek. beide in Wasser von 40\u00b0, so f\u00fchlt der (im lauen Wasser) schwach angew\u00e4rmte Finger die W\u00e4rme besser als der abgek\u00fchlte (14, 74, 148). Also ein normal temperierter Finger f\u00fchlt K\u00e4lte wie W\u00e4rme besser als ein angew\u00e4rmter oder abgek\u00fchlter. Gold-scheuer erl\u00e4utert dies dahin, dafs jede Ver\u00e4nderung in der Eigentemperatur der Haut deren thermische Empfindlichkeit vermindert. Erregung der Temperaturorgane \u00fcberdauert den Reiz (14, 142) und f\u00fchrt zur Erm\u00fcdung, die sich in verminderter Erregbarkeit bemerklich macht und zwar des genaueren in der Weise, dafs die Reizung des K\u00e4ltesinnes die Erregbarkeit des W\u00e4rmesinnes vermindert und umgekehrt. Die Empfindlichkeitsver\u00e4nderung durch Adaption erkl\u00e4rt Goldscheider teils mit Hilfe der WEBERSchen Theorie teils durch die verminderte Erregbarkeit der Endorgane. Er betrachtet die Adaption als h\u00f6chst unvollkommen. Der Temperatursinn der Haut, sagt Goldscheider, pafst sich den Ver\u00e4nderungen ihrer Eigentemperatur an, aber nicht mit Beibehaltung seiner normalen Reizbarkeit \u2014 was man streng genommen unter Adaption zu verstehen h\u00e4tte \u2014 vielmehr ist","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 5 *\nder Verlust an Erregbarkeit so grofs, dafs man nur sehr bedingt von einer Anpassung sprechen kann (80, 285). Das obengenannte Kontrastph\u00e4nomen l\u00e4fst sich nach Goldscheider aus Herings Adaptionstheorie nicht erkl\u00e4ren. Wir werden sp\u00e4ter sehen, dafs, selbst wenn dies der Fall sein sollte, das Ph\u00e4nomen erkl\u00e4rt werden kann, ohne eine verminderte Reizbarkeit annehmen zu m\u00fcssen\nDa die Adaption in Herings Theorie eine so grofse Rolle spielt, diese Theorie aber nach Goldscheiders Meinung durch die WEBERSche ersetzt werden mufs, so kommt Goldscheider zu dem Ergebnis, dafs der Adaptionsbegriff aus diesem Sinnesgebiete gestrichen werden mufs. \u201eDa es nach den nunmehr bekannten Tatsachen feststehen mufs, dafs die beiden Qualit\u00e4ten der Temperaturempfindung auf getrennte Nervenarten verteilt sind und wir infolge hiervon und mit Benutzung anderer Tatsachen zu dem Schl\u00fcsse gekommen sind, dafs die WEBERsche Ansicht die richtige ist, so verliert die Adaption f\u00fcr uns ihre Existenzberechtigung. Denn die Kontrasterscheinungen lassen sich nach Weber vollst\u00e4ndig und ohne Adaptation erkl\u00e4ren, wie Hering selbst andeutet, indem er sagt\u201c : usw. (14, 147).\nEs hat indessen den Anschein, als ob Goldscheider selbst nicht ganz \u00fcberzeugt w\u00e4re, dafs die von ihm beschriebene Kontrasterscheinung vollst\u00e4ndig nach Weber zu erkl\u00e4ren ist, so dafs er hierzu die verminderte Erregbarkeit heranzieht, eine Annahme, die, wie sp\u00e4tere Forscher hervorgehoben haben, nicht n\u00f6tig ist. Thunberg hat zuerst darauf hingewiesen (15, 543), dafs in dem von Goldscheider beschriebenen Kontrastversuch nicht die verminderte Erregbarkeit das ausschlaggebende Moment ist, sondern die rein physikalische Temperatur\u00e4nderung der Haut \u2014 \u201egerade in der Richtung des Versuchsergebnisses m\u00fcssen die physikalischen Bedingungen wirken, unter denen sich die nerv\u00f6sen Endorgane befinden. Durch das Eintauchen des Fingers in kaltes Wasser m\u00fcssen die Hautschichten abgek\u00fchlt werden, die nach aufsen von den Endorganen gelegen sind. Wird der Finger sodann in warmes Wasser getaucht, so geht seine Anw\u00e4rmung langsamer vonstatten als die des anderen Fingers. Da aber die Empfindungsst\u00e4rke unter anderem abh\u00e4ngt von der Geschwindigkeit, mit der die Temperatur\u00e4nderung geschieht, wird das Wasser von dem zuvor abgek\u00fchlten Finger nicht so warm empfunden. Irgendeine bestimmte Schlufsfolgerung auf die Reizbarkeit des nerv\u00f6sen Organs l\u00e4fst also die Beobachtung nicht zu\u201c (15, 544).\nHacker hat sich sowohl \u00fcber diesen Punkt ausgesprochen wie \u00fcber die Behauptung Goldscheiders, dafs man nur in sehr bedingter Weise von einer Anpassung f\u00fcr W\u00e4rme und K\u00e4lte sprechen k\u00f6nne. \u201eDasjenige, was man gew\u00f6hnlich unter Adaption des Temperatursinnes versteht, dafs n\u00e4mlich ein der nicht vorbehandelten Haut thermisch indifferent erscheinender K\u00f6rper der abgek\u00fchlten Haut als warm, der erw\u00e4rmten aber als kalt erscheint, dieser Vorgang l\u00e4fst allerdings die eigentliche Bedeutung der Adaption nicht hervortreten und beruht in erster Linie auf der Getrenntheit und Gegens\u00e4tzlichkeit der 2 Nervenapparate f\u00fcr W\u00e4rme und K\u00e4lte. Der durch die vorausgegangene Erw\u00e4rmung auf ein h\u00f6heres thermisches Gleichgewicht gebrachten Haut entzieht der vorher thermisch nicht wirksame K\u00f6rper W\u00e4rme und mufs dadurch die Kaltpunkte reizen. Dafs","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nElof Gertz.\ndie Warmpunkte nicht mehr ansprechen auf Temperaturen, die bei normal adaptierter Haut noch Warmempfindungen hervorrufen, ist eine Wirkung der vorausgegangenen W\u00e4rmeadaptation, aber nicht die einzige.\u201c Wie bei der Dunkeladaptation des Auges die Empfindlichkeit f\u00fcr Helligkeitsunterschiede zunimmt, so hier f\u00fcr Temperaturunterschiede. Hacker tauchte eine Hand f\u00fcr BO Sek. in Wasser von 42\u00b0 und danach in Wasser von 48\u00b0 und 50\u00b0, jedesmal f\u00fcr 1 Sek. Er erkannte deutlich den Temperaturunterschied zwischen den beiden, was nicht der Fall war, wenn er den Versuch mit der anderen Hand ausf\u00fchrte, die auf Zimmertemperatur adaptiert war. Weiter adaptierte er die Hand auf 12\u00b0 (30 Sek.) und pr\u00fcfte sodann Wasser von 54\u00b0 und 58\u00b0. Beide erschienen sehr warm aber von gleicher Temperatur. Adaptierte er dagegen die Hand f\u00fcr 45\u00b0, so erschien das Wasser von \u00ab54\u00b0 sehr heifs, das von 58\u00b0 noch heifser. Entsprechendes war der Fall mit niederen Temperaturen. Die Unterscheidung von 12\u00b0 und 10\u00b0 war erst m\u00f6glich bei vorheriger Adaptation auf 15\u00b0 (16, 250\u2014251). Dieser Versuch, der, nebenbei bemerkt von Abbott (17) in einer Untersuchung \u00fcber Unterschiedsempfindlichkeit best\u00e4tigt wTorden ist, gibt Hacker Veranlassung, in \u00dcbereinstimmung mit Thunberg, die Berechtigung Goldscheiders in Frage zu stellen, hier von herabgesetzter Erregbarkeit zu sprechen. Der Versuch zeigt im Gegenteil, dafs durch Adaptation in der Dichtung der zu vergleichenden Temperaturen die Unterscheidung beg\u00fcnstigt wird.\nZu Ergebnissen \u00e4hnlich den obenerw\u00e4hnten Goldscheiders ist Riley (50) gekommen. Er w\u00fcnschte \u201eto determine the modifying influence of the heat and cold on the temperature sense\u201c. Die rechte Hand wuirde f\u00fcr 5 Min. eingetaucht in Wasser von einer gewissen Temperatur (10\u00b0). Darauf wurden beide H\u00e4nde (die andere war nicht besonders adaptiert) eingetaucht zuerst in Wasser, das eine um 5\u00b0 h\u00f6here Temperatur hatte, als das erste (15\u00b0) und hierauf in Wasser, das um 5\u00b0 tiefer temperiert war (5\u00b0). Er verglich in jedem Falle die Empfindungsst\u00e4rken, die in den beiden H\u00e4nden auftraten und fand, um ein Beispiel anzuf\u00fchren, dafs 5\u00b0 k\u00e4lter empfunden wurden von der in lOgradigem Wasser abgek\u00fchlten Hand als von der normaladaptierten linken, 15\u00b0 k\u00e4lter von der in 20gradigem Wasser abgek\u00fchlten Hand, 45\u00b0 w\u00e4rmer von der in 40gradigem Wasser gew\u00e4rmten usw. (50, 562\u2014563). In bezug auf die Anordnung dieser Versuche w\u00e4re zu sagou, dafs eine umfangreichere Variation der Pr\u00fcfungstemperatur w\u00fcnschenswert gewesen w\u00e4re. Riley f\u00fchrt \u00fcbrigens blofs das Ergebnis an, ohne daraus Schl\u00fcsse zu ziehen.\nIch gehe nun \u00fcber zu einem anderen Punkt der Theorie von Hering. Nach derselben ist der physiologische Nullpunkt d. h. die Temperatur der Endorgane, die wTeder warm noch kalt empfunden wdrd, ver\u00e4nderlich. Hieraus schliefst Hering, dafs die Organe entsprechend der \u00e4ufseren bzw. der Hauttemperatur ihre Temperatur \u00e4ndern. Dies ist indessen, wie Thunberg (15, 549) hervorhebt, nicht notwendig und auch nicht bewiesen. So k\u00f6nnte z. B. gleichzeitig mit einer Abk\u00fchlung von aufsen eine st\u00e4rkere W\u00e4rmezufuhr von innen einsetzen, so dafs die Endorgane ihre Temperatur beibehalten oder sogar in entgegengesetztem Sinne als die \u00e4ufseren Hautschichten \u00e4ndern. Es w\u00e4re also denkbar, dafs die Adaptation zustande kommt nicht durch eine Reizbarkeitsverschiebung der nerv\u00f6sen Organe","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 7\nunter \u00c4nderung ihrer Eigentemperatur sondern durch Wiederherstellung dieser Eigentemperatur mit Hilfe der regulatorischen Einrichtungen der Haut. Nebenbei gesagt wird die letztere Annahme bis zu einem gewissen Grade von Ebbecke vertreten (18, 395). Thunbeeo sucht nun diese Frage zu l\u00f6sen, indem er pr\u00fcft, ob Adaptation eintritt unter Bedingungen, bei denen die regulierende Wirkung des Blutstroms ausgeschlossen erscheint. Er macht die Haut blutleer und untersucht sodann, ob durch Abk\u00fchlung die Schwelle f\u00fcr Erregung der Warmempfindung herabgedr\u00fcckt werden kann. Dies war tats\u00e4chlich der Fall. Da unter den gegebenen Versuchsbedingungen eine Regulation der Hauttemperatur durch das Blut ausgeschlossen war, so schliefst Thunberg mit Recht, dafs eine Verschiebung des physiologischen Nullpunktes stattgefunden hat, entsprechend der Annahme Herings. Die Adaptation kann daher nicht aussehliefslich aus einer regulierenden Wirkung des Kreislaufes erkl\u00e4rt werden, sondern mufs, und zwar wahrscheinlich im wesentlichen, bestehen in Erregbarkeitsverschiebung d. h. in einer Eigenschaft der temperaturempfindlichen Organe.\nThunberg hat entsprechende Versuche auch an der erw\u00e4rmten Haut ausgef\u00fchrt, wobei sie nicht blutleer gemacht zu werden braucht, weil die Ergebnisse bei ungest\u00f6rtem Kreislauf bereits eindeutig sind. Wird n\u00e4mlich die Haut auf 44\u201445\u00b0 adaptiert, so findet man die h\u00f6chste Temperatur, die gerade noch kalt empfunden wird, zu 38,9\u00b0, also h\u00f6her als die Bluttemperatur. Der physiologische Nullpunkt mufs sich also unabh\u00e4ngig von letzterer nach oben verschoben haben. Thunberg gibt allerdings zu bedenken, dafs die Temperatur der Endorgane infolge ihres Stoffwechsels h\u00f6her sein k\u00f6nnte als die des Blutes und dafs dadurch die Beweisf\u00fchrung eine gewisse Einschr\u00e4nkung erleidet (15, 555).\nIn bezug auf die unteren Grenzen f\u00fcr die Erregung der W\u00e4rmeorgane fand er bei Adaptation auf 11,5\u00b0 eine Warmempfindung bei 12\u00b0. Bei Adaptation von 23\u201440 Min. Dauer auf 15\u00b0 (blutleere Haut) fand er die Schwelle im Mittel bei 23\u00b0. Er h\u00e4lt Werte bis herab zu 11\u00b0 f\u00fcr wahrscheinlich. Diese Frage, die Feststellung des n\u00e4heren Verh\u00e4ltnisses zwischen Adaptationstemperatur und Schwellentemperatur f\u00fcr W\u00e4rme und K\u00e4lte stellt eine der Aufgaben meiner nachfolgenden Untersuchung dar.\nDie vorstehenden Ausf\u00fchrungen haben ergeben, dafs die Adaptation eine Verschiebung der Erregbarkeit in den Endorganen darstellt und dafs die WEBERSche Theorie zur Erkl\u00e4rung der hierhergeh\u00f6rigen Erscheinungen gen\u00fcgt, ausgenommen die paradoxen Erscheinungen.\nWie bereits oben erw\u00e4hnt, hat Ebbecke __________________________\ndiese letzteren Empfindungen in seine Adapta-\ntionstheorie einbezogen. Nach Ebbecke werden r 1\t.......* \u2018\t^\ndie Temperaturempfindungen hervorgerufen _____________________________\ndurch den Unterschied in der Temperatur\tAbbildung 1.\nzwischen den Hautschichten A und G (Abb. 1, in\nder B die Schicht der Endorgane andeutet). \u201eNicht das Steigen oder Sinken der Hauttemperatur, auch nicht der Abstand der Hauttemperatur vom physiologischen Nullpunkt ist f\u00fcr die Empfindung entscheidend, sondern die Differenz zwischen den zu beiden Seiten des Endapparats bestehenden Temperaturen von Oberhaut und ihrer Unterlage, die normalerweise durch das Blut unter-","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nElof Gertz.\nhalten wird\u201c (13, 411). F\u00fcr K\u00e4lte- und W\u00e4rmeorgane ist der Reiz der gleiche, n\u00e4mlich ein Temperaturunterschied und es ist gleichg\u00fcltig, ob das Temperaturgef\u00e4lle nach aufsen oder innen gerichtet ist (13, 462). Bluttemperatur und Hauttemperatur sind die Faktoren, die das Auftreten von Temperaturempfindung bestimmen. Wird die Haut z. B. abgek\u00fchlt, so w\u00e4chst zun\u00e4chst der Temperaturunterschied zwischen A und C und es entsteht Empfindung, bis auch in Schicht C die Temperatur gen\u00fcgend gesunken ist, womit die Adaptation erreicht ist. Wie man sieht, ist die Theorie von Ebbecke eine modifizierte und in R\u00fccksicht auf das Strukturdetail reicher ausgestaltete WEBERSche Theorie.\nEbbecke weist darauf hin, dafs der erw\u00e4hnte Temperaturunterschied f\u00fcr gew\u00f6hnlich von der Bluttemperatur unterhalten wird. Er scheint aber nicht gen\u00fcgend ber\u00fccksichtigt zu haben, dafs Temperaturempfindungen auch bei Ausschlufs des Blutes Vorkommen, wie in dem obenerw\u00e4hnten Adaptationsversuch von Thunberg am blutleeren Finger. Ber\u00fccksichtigt man die Adaptation in der blutleeren Haut, so d\u00fcrfte sie f\u00fcr die Theorie von Ebbecke Schwierigkeiten bieten. Man kann n\u00e4mlich hier erwarten, dafs die Adaptation sich wesentlich rascher einstellt als bei ungehindertem Kreislauf. In Versuchen, die ich dar\u00fcber anstellte, habe ich indessen keinen deutlichen Unterschied finden k\u00f6nnen. Ich gebe aber zu, dafs hieraus kein sicherer Schlufs gezogen werden kann, weil die Endorgane der normalen und der blutleeren Haut sich in bezug auf ihren Stoffumsatz nicht unter gleichen Bedingungen befinden. Selbst wenn deutliche Unterschiede vorl\u00e4gen, w\u00e4re der Versuch nicht beweisend.\nIch m\u00f6chte ferner bemerken, dafs ich Ebbeckes Annahme, nach welcher sich die Hautgef\u00e4fse bei der Abk\u00fchlung zusammenziehen, nicht f\u00fcr einwandfrei halte (18, 673). Nach meinen Beobachtungen scheint vielmehr der Kreislauf lebhafter zu werden, denn ich habe immer gefunden, dafs die eingetauchten Abschnitte der Finger r\u00f6ter wurden als die \u00fcbrigen Teile. Selbstverst\u00e4ndlich wird hierdurch Ebbeckes Theorie der Adaptation nicht umgestofsen; sie wird nur anzunehmen haben, dafs die Bluttemperatur selbst allm\u00e4hlich sinkt und dadurch die F\u00e4higkeit verliert, der Abk\u00fchlung von aufsen entgegenzuwirken. Unzweifelhaft spielt der Kreislauf eine wichtige Rolle bei der Adaptation, wie auch aus den nachfolgenden Untersuchungen hervorgeht. Ich habe sehr oft beobachtet, dafs ein gegebener Adaptationszustand durch \u00c4nderungen des Kreislaufs gest\u00f6rt wird. F\u00fcr die Aufrechterhaltung der Adaptation scheint ein konstanter Zustand des Hautkreislaufes eine unerl\u00e4fsliche Bedingung zu sein.\nEs ist im vorstehenden von dem Adaptationsverm\u00f6gen der Haut schlechthin gesprochen worden und es k\u00f6nnte \u00fcberfl\u00fcssig erscheinen besonders hervorzuheben, dafs hierbei ihre temperaturempfindlichen Organe, die Kalt- und Warmpunkte gemeint sind. Die Bezirke, die zwischen diesen liegen, vermitteln nicht unmittelbar thermische Empfindung. Kommt es zu solcher bei Reizung eines Zwischenbezirks, so kann das entweder darauf beruhen, dafs dort einer oder mehrere Punkte liegen von so geringer Empfindlichkeit, dafs sie, einzeln \u00e9gereizt, nicht eine merkliche Empfindung vermitteln k\u00f6nnen, w\u00e4hrend sie dies bei Fl\u00e4chenreizung durch Summation tun, oder aber darauf, dafs naheliegende Punkte durch Irradiation gereizt","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 9\nwerden. Werden aber Temperaturempfindungen nur durch diese Punkte vermittelt, so sind sie auch als die Tr\u00e4ger der Adaptation zu betrachten.\nInzwischen sind aber die epochemachenden Untersuchungen des englischen Neurologen Head erschienen (19, 20), die sich auf Hautbezirke mit gesch\u00e4digter Innervation beziehen und nach welchen die Temperaturpunkte nicht Tr\u00e4ger der Adaptation sein sollen. In seinem Selbstversuch vom April 1903 (Durchtrennung des Ramus superficialis nervi radialis und des Nervus cutaneus antibrachii lateralis) trat zun\u00e4chst v\u00f6llige Unempfindlichkeit gegen jede Art von W\u00e4rme- und K\u00e4ltereizen ein. Im August 1903 stellten sich die ersten Zeichen der Wiederkehr des K\u00e4ltesinnes ein. Der 'fragliche Hautbezirk zeigte sich teilweise empfindlich f\u00fcr die Reizung mit Eis, und Head konnte in dem reizbaren Teil der Fl\u00e4che eine Anzahl Kaltpunkte nachweisen. Er sehlofs daraus, dafs die Wiederkehr der Empfind^ lichkeit f\u00fcr K\u00e4lte Hand in Hand geht mit der Wiederkehr der Kaltpunkte. Diese Empfindlichkeit nahm im Laufe der folgenden Monate zu. Im Oktober jenes Jahres konnte in einem kleinen Bezirk durch 45\u00b0 eine Warmempfindung ausgel\u00f6st und das Vorhandensein eines Warmpunktes festgestellt werden. Der Umfang der Temperaturskala, der wirksam war, vergr\u00f6fserte sich weiterhin derart, dafs Temperaturen \u00fcber 37\u00b0 Warmempfindung ausl\u00f6sten bzw. Warmpunkte reizten, Temperaturen unter 26\u00b0 kalt empfunden wurden d. h. Kaltpunkte reizten. Durch Temperaturen zwischen 26\u00b0 und 37\u00b0 konnten keine thermischen Empfindungen ausgel\u00f6st werden. Unwirksam blieb auch Reizung der Haut zwischen oder abseits von den Punkten. F\u00fcge ich noch hinzu, dafs diese Empfindung wie auch die anderen allm\u00e4hlich wiederkehrenden sich durch unsichere Lokalisation auszeichneten (was referred into remote parts) so habe ich die Eigent\u00fcmlichkeiten angedeutet, die Head einem besonderen System von Nerven, dem protopathischen, zuschreibt.\nIm Oktober JL94M bemerkte Head, dafs eine Temperatur von 36\u00b0, ja sogar von 34\u00b0 Warmempfindung hervorrief. Die protopathische Ruhebreite (26 \u00b0\u2014 37\u00b0) schien sich also verkleinern zu wollen. Indessen fand LIead bei isolierter Reizung der Warmpunkte, dafs diese nicht f\u00fcr Temperaturen unter 38\u00b0 ansprachen, w\u00e4hrend man von den Bezirken zwischen ihnen mit\n36\u00b0 Warmempfindung erhalten konnte. \u00dcber das hierbei angewendete Ver-\n%\nfahren finde ich keine n\u00e4heren Angaben. Die Empfindlichkeit f\u00fcr Temperaturen zwischen 26\u00b0 und 37\u00b0 nahm weiterhin zu, doch ohne Vermehrung der Zahl der Temperaturpunkte. Head bezieht diese Fortschritte auf das Eingreifen eines zweiten Nervensystems, des epikritischen, dessen Wirkung er wie folgt beschreibt: \u201eIn conclusion, we found that the return of sensibility to cutaneous tactile stimuli was associated with a tendency to respond to temperatures between 26\u00b0 und 37\u00b0. This increase in thermal sensibility was not accompanied by an increase in number of the heat and coldspots. Radiation and reference into remote parts steadily diminished, and the sensations excited by a hot or cold object became closely associated with those produced by contact at the point of stimulation. During the recovery of epicritic thermal sensibility, the hand could be degraded by cooling into a purely protopathic condition radiation and reference","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nElof Gertz.\nreturned as vividly as before, to disappear again on warming the hand\u201c (20, 397\u2014398).\nDie beschriebene Aufhebung der epikritischen Sensibilit\u00e4t durch Abk\u00fchlung der Hand gab Head Veranlassung, das Adaptationsverm\u00f6gen des gesch\u00e4digten Hautbezirks genauer zu untersuchen und er fand, dafs die Fl\u00e4chen mit protopathischer Sensibilit\u00e4t der Adaptation entbehrten. Er fafst die Ergebnisse in folgender Weise zusammen: \u201eNow the heighest temperature, to which the coldspots reacted, was 26\u00b0 and most of them did not respond to 24\u00b0. Even when the hand was adapted to heat, no sensation was produced by any higher temperature. It is therefore evident, that some mechanism other than the coldspots must exist in the normal skin by which a sensation of cold is evoked with temperatures between 240 and 31\u00b0. In the same way, when carefully adapted to cold, 28\u00b0 may seem warm to the normal hand, yet the purely protopathie part never responded to temperatures below 37\u00b0 and most heatspots were insensitive to temperatures below 40\u00b0. It is equally evident that there must be a mechanism other than the heatspots by which sensations of warmth can be evoked with temperatures between 28\u00b0 and 37\u00b0\u201c (20, 409).\nHead fafst seine Ergebnisse in folgenden S\u00e4tzen zusammen:\n\u201e1. Over normal parts, the neutral point of thermal sensibility shifts according as the hand is adapted to heat or cold.\nOver protopathie parts, no such change occurs. The heatspots do not react to temperatures below 37\u00b0, even when the hand is adapted to cold, nor does adaptation to heat raise the highest limit of the coldspots above 26\u00b0.\n2. It follows that some innervation other than protopathie must exist in the normal skin, which renders it sensitive to temperatures between 26\u00b0 and 37\u00b0 and that this mechanism is capable of adaptation within a wide range (20, 410).\u201c\nHeads Lehre ist in der Literatur in sehr verschiedener Weise aufgenommen worden. In eine allgemeine Er\u00f6rterung derselben kann ich hier nicht eintreten. Ich verweise in dieser Richtung auf v. Frey (21), Alrutz (22), Trotter und Davies (23, 24), Th\u00fcnberg (25), Carr (26). Was den Temperatursinn und die Adaptation desselben betrifft, so sind hier vor allem die Untersuchungen von Trotter und Davies zu beachten, die in bezug auf Fragestellung und methodische Sorgfalt die von Head und seinem Mitarbeiter \u00fcbertreffen d\u00fcrften. T. und D. finden auf den von ihnen gepr\u00fcften Hautfl\u00e4chen mit gesch\u00e4digter Innervation ebenfalls eine Beschr\u00e4nkung der thermischen Reizbarkeit auf extreme Temperaturen und best\u00e4tigen in dieser Richtung die Angaben von Head. Sie vermissen aber bei letzterem eine Nachricht dar\u00fcber, ob diese Temperaturen in normaler St\u00e4rke empfunden wurden oder nicht. Sie finden auf den gest\u00f6rten Fl\u00e4chen eine herabgesetzte Empfindlichkeit derart, dafs Reize, die Kaltempfindung hervorrufen sollten, nur als k\u00e4ltlich oder k\u00fchl, heifse Reize nur als warm oder lau empfunden wurden. Auf einem Bezirk, auf dem Temperaturen zwischen 20\u00b0 und 40\u00b0 unwirksam waren, wurden 0\u00b0 und 50\u00b0 als k\u00fchl bzw. warm empfunden. \u201eIt seems therefore that sensibility to intermediate temperatures cannot be lost without some accompanying modification of sensibility to extreme tempera-","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. H\nHires, and that the complete independence of the two systems, which would appear to be demanded by the hypothesis of Head, does not exist\u201c (28, 207). T. und D. sprechen sich daf\u00fcr aus, dafs durch die Operation eine gew\u00f6hnliche Thermohyp\u00e4sthesie hervorgerufen worden ist, die sich \u00e4ufsert in einer Vergr\u00f6fserung der auf normaler Haut vorhandenen Ruhebreite, sowie in einer verminderten Empfindlichkeit f\u00fcr starke Reize. Zu gleichen Ergebnissen ist auch Franz (27) gekommen, und teilweise Boring (49) in einer sorgf\u00e4ltigen, durch gute Methodik ausgezeichneten Untersuchung, die ihn dazu f\u00fchrt, die Lehre Heads abzulehnen. Auf die Adaptationsfrage ist keine dieser Untersuchungen eingegangen, so dafs sie hier nicht n\u00e4her in Betracht gezogen werden k\u00f6nnen.\nDagegen hat Goldscheider der Adaptationsfrage eine eingehende Er\u00f6rterung gewidmet. Schon bei Heads m\u00fcndlichem Bericht auf dem 26. Kon-grefs f\u00fcr innere Medizin 1909 machte Goldscheider geltend, dafs die von Head festgestellten sensiblen St\u00f6rungen als Verschiebungen der Reizbarkeit zu deuten seien. Goldscheiders Einw\u00fcrfe sind, soweit ich sehe, in 3 Aufs\u00e4tzen ver\u00f6ffentlicht (28, 293; 29, 222; 30, 270), die sich s\u00e4mtlich auf dieselbe Sache beziehen und sich nur in der Ausf\u00fchrlichkeit unterscheiden. Die fehlende Reaktion der Temperaturpunkte (im protopathischen Zustande der Sensibilit\u00e4t) auf Temperaturen zwischen 26\u00b0 und 37\u00b0 erkl\u00e4rt er, \u00e4hnlich wie Trotter und Davies, aus einer Herabsetzung ihrer normalen Funktion. Eine thermische Reizbarkeit der Hautfl\u00e4chen zwischen den Temperaturpunkten (epikritische Sensibilit\u00e4t) h\u00e4lt er f\u00fcr ausgeschlossen. \u201eFl\u00e4chenhafte Temperaturreize, die keine Temperaturpunkte treffen, werden nicht empfunden\u201c (30, 279). In \u00e4hnlichem Sinne sprechen sich auch Alrutz (22, 3), Trotter und-Davies (23, 217) und Boring (49, 83) aus.\nGoldscheider hat sich besonders bem\u00fcht, das Adaptationsverm\u00f6gen der Temperaturpunkte nachzuweisen. Er tauchte die Hand f\u00fcr 2 Min. in Wasser von 8\u201410\u00b0 bzw. in heifses Wasser. Die Reizschwelle f\u00fcr die Warmpunkte lag vor der Abk\u00fchlung bei 34,5\u201435\u00b0, nachher bei 32,5 33,5\u00b0; f\u00fcr die Kaltpunkte vor der Anw\u00e4rmung bei 32\u201432,5\u00b0, nachher bei 33\u00b0. Die Unterschiede sind aufserordentlich gering, was wohl mit der Methodik Zusammenh\u00e4ngen d\u00fcrfte. Gr\u00f6fsere Unterschiede fand er bei trockener Adaptation. Gest\u00fctzt auf diese Ergebnisse h\u00e4lt sich Goldscheider zu dem Schl\u00fcsse berechtigt, dafs die Temperaturpunkte nicht nur Adaptationsverm\u00f6gen besitzen, sondern auch die einzigen Tr\u00e4ger desselben sind.\nAuch Hacker hat sich bei Gelegenheit seiner Untersuchung einer Hautstelle mit dissoziierter Empfindungsl\u00e4hmung \u00fcber diese Frage ausgesprochen 4 (16, 249). Er sieht in der Beobachtung Heads, dafs ein Kupferblock von 29\u00b0 auf dem protopathischen Hautbezirk trotz Adaptation nicht empfunden wurde, keinen Beweis gegen das Adaptationsverm\u00f6gen der lemperatur-punkte, da es sich hier um eine anomale Ausdehnung der Ruhebreite (26\u201437\u00b0) handelt. Ob diese Deutung gen\u00fcgt, m\u00f6chte ich dahingestellt lassen. Es fragt sich zun\u00e4chst, ob bei genauerer Pr\u00fcfung nicht doch ein gewisser Grad von Adaptation nachweisbar gewesen w\u00e4re und dann scheint mir die Vermutung Borings beachtenswert, dafs entsprechend der Vergr\u00f6fserung der Ruhebreite die Adaptation an Deutlichkeit einb\u00fcfst (49, 83).","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nElof Gertz.\nIn schematischer Weise l\u00e4lst sich das Verhalten vielleicht durch Abb. 2 darstellen, wobei Goldscheiders Annahme einer funktionellen Minderwertigkeit des gesch\u00e4digten Bezirks mit herangezogen werden kann. Wir denken uns, dafs f = 31\u00b0 die normale Indifferenztemperatur sei und dafs die Ziffern nach rechts steigende Intensit\u00e4ten der Warmempfindung nach links der Kaltempfindung darstellen. Auf Heads protopathischen Bezirk ist nun a'\u20141' die Ruhebreite und den zugeh\u00f6rigen Temperaturen entsprechen sozusagen imagin\u00e4re Intensit\u00e4ten von K\u00e4lte und W\u00e4rme. Dagegen erwecken die Temperaturen 21\u201425\u00b0 die reellen Kaltempfindungen a\u2014e, die in bezug auf ihre Intensit\u00e4t den Empfindungen a'\u2014e' auf der normalen Haut entsprechen sollen, ebenso die Temperaturen 38\u201443\u00b0 reelle Warmempfindung g\u20141, die den Empfindungen gT der normalen Haut entsprechen sollen. Wird normale Haut auf 45\u00b0 adaptiert, so r\u00fcckt der Punkt g', der den Schwellenwert der Warmempfindung darstellen m\u00f6ge, etwra nach g, so dafs durch eine objektive Temperatur von 38\u00b0 eine Warmempfindung entsteht, die der Empfindung g' durch eine objektive Temperatur von 32\u00b0 bei normaler Adaptation entspricht. Ist nun die Adaptation nicht imstande den Punkt V bis nach a' bzw. T zu verschieben, so haben wir ein wenn auch nur fragmentarisches Bild f\u00fcr die angenommene funktionelle Minderwertigkeit.\n\nX\tN\na ly I d n a! & cf d! eJ a! A V \u00a3 \u00a3 \u00e7l J i i Je i\n*\u2014k\u2014\u2014>\u2014i\u2014i\u2014!\u2014i\u2014i\u2014i\u2014i\u20144__\u00bb__l_1_^\t\u25a0\t\u25a0 q \u25a0\t\u25a0 o> .\n19 HO AI Ad M AS A6 A7 AS Al 30 31 3d 33 39 3S 36 37 38 3} 90 91 9X \u00a33 \u00a36 Al AS 19 30\t3i 33\t33- 36 37\nAbbildung 2.\nBesondere Versuche zu dem Zwecke, diesen Punkt des Adaptationsproblems klarzulegen, hat Hacker nicht ausgef\u00fchrt, sondern sich der Gold-scHEiDERSchen Auffassung angeschlossen, dafs die Temperaturpunkte Tr\u00e4ger der Adaptation sind.\nHiermit d\u00fcrfte ich \u00fcber die wichtigsten Gesichtspunkte berichtet haben, die in den Er\u00f6rterungen \u00fcber das Adaptationsproblem zutage getreten sind und ich gehe nun \u00fcber zu den Untersuchungen, in welchen die Adaptation als Versuchsbedingung oder als Fehlerquelle eine Rolle spielt.\nDie Untersuchungen \u00fcber das Verhalten der Hauttemperaturen bei Erw\u00e4rmung oder Abk\u00fchlung k\u00f6nnen hier \u00fcbergangen werden, da es sich hierbei um rein physikalische Bestimmungen handelt ohne Bezugnahme auf die begleitenden Empfindungen. Dies gilt jedoch nicht von den einschl\u00e4gigen Untersuchungen Herings, in denen er die Grunds\u00e4tze aufstellt f\u00fcr die Ermittlung der \u201ead\u00e4quaten Temperatur\u201c von Substanzen, deren \u201eW\u00e4rmeentziehungsverm\u00f6gen\u201c ein ungleiches ist (4, 425). Weitere Beispiele hierzu sowie Literaturangaben finden sich bei Kunkel (82, 55), Oehler (38, 245), Iselin (34, 431) und Rubin (7, 388).\t#\nIch wende mich nun zu den Untersuchungen betr. die Abh\u00e4ngigkeit der Schwellenwerte von der Adaptation. Es handelt sich hier um zwei verschiedene Aufgaben. Man kann den Abstand der beiden","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 13\nTemperaturen bestimmen, welche die minimale Warm- bzw. Kaltempfindung hervorrufen, also die Ruhebreite feststellen oder wie Leegaard (31, 821) sie nennt, die Indifferenzbreite. Oder man kann bestimmen die Differenz zweier Temperaturen, von denen die eine ebenmerklich st\u00e4rker oder schw\u00e4cher empfunden wird als die andere. Die erste Differenz bezeichne ich als Reizschwelle, absolute Schwelle oder als Minimum perceptibile, die zweite als Unterschiedsschwelle.\nBei den nachstehend angef\u00fchrten Untersuchungen hat man diese beiden Fragestellungen nicht immer scharf auseinandergehalten und auch nicht hinl\u00e4nglich beachtet, welche Rolle die Adaptation dabei spielt. Die Bedeutung der Methodik f\u00fcr derartige Bestimmung soll in Teil V besprochen werden.\nFechner (35, 207), dessen Fragestellung auf die G\u00fcltigkeit des Weber-schen Gesetzes im Gebiete des Temperatursinnes gerichtet wrar, hat in der Tat nur absolute Reizschwellen bestimmt. Er tauchte zun\u00e4chst die Finger in Wasser, bis sie, wie er sich ausdr\u00fcckt, konstante Temperatur angenommen hatten und danach wechselweise in dasselbe und ein anderes Wasser, von solcher Temperatur, dafs es eine ebenmerkliche Empfindung gab. Fechner fand die Schwelle am niedrigsten zwischen 12,5\u00b0 und 25\u00b0 und zwar so niedrig, dafs ein in Zwanzigstel-Grade geteiltes Thermometer keinen Unterschied erkennen liefs. Unter 12,5\u00b0 und \u00fcber 25\u00b0 waren die Schwellen gr\u00f6fser, besonders im ersten Falle.\nAus Notnagels Mitteilung geht nicht deutlich hervor, ob er absolute Schwellen bestimmt hat oder Unterschiedsschwellen in Abh\u00e4ngigkeit von der Adaptation. Wahrscheinlich handelt es sich um letzteres, wenigstens bei der Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte. Notnagel gibt n\u00e4mlich an (36, 291), dafs nach K\u00fchlung der Volarseite des Unterarms f\u00fcr V2\u20141 Stunde, der kleinste wahrnehmbare Unterschied 1\u20143\u00b0 betrug gegen 0,2\u20140,3\u00b0 auf normaler Haut. Wurde die Hand V2\u20141 Stunde in Wasser von 42\u201445\u00b0 gehalten, so fand sich eine Unterschiedsschwelle von 0,3\u20140,4\u00b0 gegen 0,1\u20140,2\u00b0 unter gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnissen.\nIn den Versuchen von Alsberg (37) mufs die Adaptation eine erhebliche Rolle gespielt haben. Hatte es Alsberg darauf abgesehen, bei gew\u00f6hnlicher Zimmertemperatur die Unterschiedsschwelle zu bestimmen f\u00fcr Temperaturen zwischen 10\u00b0 und 42\u00b0, so kann sein Verfahren nicht als vorteilhaft gelten. Er tauchte n\u00e4mlich die Hand zuerst in das eine Gef\u00e4fs und hielt sie darin 20 Sek., sodann in das andere. W\u00e4hrend des Verweilens im ersten Gef\u00e4fs adaptiert sich die Hand, wenn auch wohl nicht vollst\u00e4ndig. Die nachfolgende Pr\u00fcfung des zweiten Wassers ist also im wesentlichen eine Bestimmung der absoluten Schwelle.\nEulenburgs Untersuchungen gehen aus auf die Bestimmung der absoluten Schwellen (39). Er benutzte zur Reizung zwei elektrisch geheizte Thermometer von geeigneter Form. Ist die eine Pr\u00fcfungstemperatur indifferent, so liegt eine reine Schwellenbestimmung vor f\u00fcr normal temperierte Haut. Ist keine der beiden Pr\u00fcfungstemperaturen indifferent, so wird zun\u00e4chst die Haut f\u00fcr die eine adaptiert und sodann mit der zweiten gepr\u00fcft. Es handelt sich also stets um absolute Schwellen.","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nElof Gertz.\nDessoirs Untersuchung (40, 287) gibt, soviel ich sehe, ein Beispiel f\u00fcr die Bestimm.ung von Unterschiedsschwellen unter dem Einflufs von W\u00e4rmeoder K\u00e4lteadaptation, welche von beiden ist nicht angegeben.\nSiebrand (41, 208) liefert einige Angaben \u00fcber die absolute Reizschwelle bzw. die Lage der Ruhebreite bei verschiedenen Hauttemperaturen unter Ber\u00fccksichtigung des Verhaltens einzelner Temperaturpunkte.\n. Die ausf\u00fchrlichste Untersuchung der Unterschiedsschwelle in ihrer Abh\u00e4ngigkeit von dei Adaptation stammt von Abbott (19). Sie w\u00e4hlte als Adaptationstemperaturen 40\u00b0, 37,5\u00b0, 35\u00b0, 32,5\u00b0, 30\u00b0, 27,5\u00b0, 25\u00b0, 22,5\u00b0, 20\u00b0, 17,5\u00b0, welche Temperaturen sie auch als Pr\u00fcfungstemperaturen verwandte. Die Versuche geschahen in dreierlei Weise: 1. Schwellenbestimmung mit den vorgenannten Temperaturen (ausgenommen 40\u00b0) nach Adaptation f\u00fcr 40\u00b0. 2. Schwellenbestimmung mit den Temperaturen 40\u00b0, 32,5\u00b0, 27,\u00f6 0 und 25\u00b0 nach Adaptation f\u00fcr diese Temperaturen. 3. Schwellen-bestimmung mit den genannten Temperaturen nach Adaptation f\u00fcr (40\u00b0) 32,5\u00b0 und 17,5\u00b0.\nIn bezug auf die Methodik Abbotts m\u00f6chte ich nur zwei Punkte hervorheben. Zun\u00e4chst war die Zahl (2) und die Anordnung der Versuchs-gef\u00e4fse von solcher Art, dafs das Verfahren, streng, genommen, nicht als ein \u201eunwissentliches\u201c gelten kann. Der Wechsel zwischen Normal- und Vergleichsreiz wird n\u00e4mlich einfach durch Kreuzen der H\u00e4nde zuwege gebracht. Da nun der Vp. bekannt werden mufste, dafs beide Gef\u00e4fse die ganze Zeit konstante Temperaturen hatten, so ist eine Beeinflussung des Urteils nicht ausgeschlossen.\nZweitens ist zu beachten, dafs die Empfindlichkeit der beiden H\u00e4nde nicht ohne weiteres als gleich angenommen werden kann, auch nicht auf Grund des von Abbott ben\u00fctzten Kriteriums. Sie hielt n\u00e4mlich dieselbe f\u00fcr gegeben, wenn das Wasser, in das die H\u00e4nde getaucht wurden, beiden gleich temperiert erschien. Schliefst man jede Suggestion aus z. B. indem man f\u00fcr jede Hand ein besonderes Gef\u00e4fs ben\u00fctzt, so findet man, wie ich mich \u00fcberzeugt habe, wenigstens bei gewissen Personen recht deutliche Unterschiede zwischen rechts und links. Eine Person, die ich oftmals mit Wasser von 40,5\u00b0 pr\u00fcfte, empfand stets das Wasser rechts w\u00e4rmer. Es ist m\u00f6glich, dafs dies f\u00fcr Abbotts Versuchspersonen nicht zutraf, eine Pr\u00fcfung ist aber nicht erfolgt und damit eine m\u00f6gliche Fehlerquelle nicht ausgeschaltet. Ich komme in Teil V darauf zur\u00fcck.\nDas Ergebnis, auf das Abbott das Hauptgewicht legt, ist, dafs der Adaptationszustand wenig oder keinen Einflufs hat auf die Unterschiedsschwelle bei einer Pr\u00fcfungstemperatur von 32,5\u00b0. Aus den von Abbott mitgeteilten Kurven scheint mir indessen hervorzugehen, dafs die Unter-schiedssehwellen im allgemeinen am niedrigsten sind in der N\u00e4he der Adaptationstemperatur, was mit den oben mitgeteilten Erfahrungen Hackers in \u00dcbereinstimmung stehen w\u00fcrde. Abbots Versuch einer Theorie der Unterschiedsschwelle, in welchem der normalen Hauttemperatur eine\nwichtige Rolle zugewiesen ist, kann ich nicht er\u00f6rtern, weil sie mir nicht klar geworden ist.\nEine Untersuchung, die Abbott, wie ich glaube mit Unrecht, zu den Bestimmungen der Unterschiedsempfindlichkeit rechnet, ist die von.","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 15\n*\nVoigt (42, 344). Dieselbe ist in mehreren Richtungen beachtenswert, so dafs eine n\u00e4here Besprechung angezeigt erscheint.\nVoigt bediente sich folgender Anordnung. Drei Gef\u00e4fse Gx, G2, Gs waren gef\u00fcllt mit Wasser von verschiedener Temperatur. Die H\u00e4nde wurden stets bis zu einer gewissen Tiefe eingetaucht, die linke in Gl5 die rechte in G2, deren Temperatur um 5\u201410 Grad verschieden waren. Nach einer gewissen Adaptationszeit wurde die linke in G2, die rechte in Gs gebracht. Die Vp., der die Temperatur in G3 nicht bekannt war, hatte anzugeben, ob diese h\u00f6her, gleich oder niedriger war als in G2. Die erste allgemeine Beobachtung, die Voigt machte, war die, dafs der Unterschied zwischen Gt und G2 nicht zum Verschwinden gebracht werden koftnte, selbst wenn die Adaptationszeit auf 1 Stunde verl\u00e4ngert wurde. Abbott ist dies bei 5\u00b0 Unterschied gelungen und sie f\u00fchrt die abweichende Erfahrung Voigts darauf zur\u00fcck, dafs er selbst Vp. war und die Temperatur in G! und G2 wufste.\nVoigt \u00e4ufsert sich nun wie folgt: \u201eW\u00e4re eine vollkommene Adaptation m\u00f6glich, so m\u00fcfsten die beiden auf 20 bzw. 25 0 adaptierten H\u00e4nde den Unterschied zwischen 25 und 300 oder 30 und 350 gar nicht empfinden und erst Unterschiede von mehr als 5 Grad deutlich wahrnehmen Nennen wir die Adaptationstemperatur f\u00fcr die linke und rechte Hand ax und aa und die objektive Temperatur der Versuchs-gef\u00e4fse f\u00fcr die entsprechenden H\u00e4nde Vi und 2v (a2=Vi), so d\u00fcrfte bei vollkommener Adaptation die empfundene Temperaturdifferenz nicht v2\u2014v,, sondern (v2\u2014a2) \u2014 (vx\u2014ax) = (v2\u2014Vx) \u2014 (a2\u2014ax) sein.\nDoch war die wirklich empfundene Temperaturdifferenz von der erwarteten immer erheblich verschieden\u201c\n(352). Voigts Gedankengang ist offenbar folgender: ax und a2 (= Vi) sind objektiv verschieden, k\u00f6nnen aber bei vollkommener Adaptation subjektiv gleich werden. Man k\u00f6nnte sagen, dafs der Erfolg der vollkommenen oder idealen Adaptation darin best\u00fcnde, dafs ax (vgl. Abb. 3) hinaufr\u00fcckt in gleiche H\u00f6he mit a2 (= Vi) oder, was dasselbe ist, dafs a2 herunterr\u00fcckt auf die H\u00f6he von a^ Stelle Vx an der linken Senkrechten die Erregungsst\u00e4rke dar, die von der Temperatur Vi in der linken Hand hervorgerufen wird, v2 an der rechten Senkrechten, die durch die Temperatur v2 in der rechten Hand hervorgerufene, so wird die wahrgenommene Temperaturdifferenz nicht\nD = v2\u2014ax (\u2014 v2\u2014Vx), sondern d = (v2\u2014a2) \u2014 (vx\u2014ax) sein. Diese Differenz sollte bei vollkommener Adaptation gleich Null sein, wenn v2\u2014vx = a2\u2014ax-\nUnter vollkommener Adaptation versteht also Voigt einen solchen Zustand, in dem 2 Temperaturen, deren Differenz mit der Differenz der Adaptationstemperaturen \u00fcbereinstimmt, als gleich empfunden werden. Dieser ideale Zustand wird nun, wie V. zeigt, nicht entfernt erreicht, vielmehr werden gleiche Zuw\u00fcchse zu den Adaptationstemperaturen stets als verschieden wahrgenommen. Wie sollen nun die Pr\u00fcfungs-\nV\nfl,.\n&\u2022\ni\n\n\nAbbildung 3.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nElof Gertz.\ntemperaturen gew\u00e4hlt werden, damit sie gleich erscheinen? Dies ist der Ausgangspunkt von dem Voigt seinen Begriff des Adaptationsgrades ableitet. Sind vx und v2, wie fr\u00fcher, die objektiven Temperaturen (in den Gef\u00e4fsen G2 und G3), deren Differenz bei idealer Adaptation (f\u00fcr ^ und a2) nicht wahrgenommen wird, so sind v/ und v2' die objektiven Temperaturen, die bei der wirklich erreichten Adaptation gleich erscheinen. Der wahrgenommene Unterschied, der bei idealer Adaptation der objektiven Differenz v2\u2014-Vj entspricht, ist\n<f (v2\u2014\u2022Vi) = (v2\u2014Vi) \u2014 (a2\u2014aj) = 0;\nbei der wirklich vorhandenen Adaptation ist der scheinbare Unterschied, der der objektiven Tefliperaturdifferenz v2'\u2014vV entspricht f (v2'\u2014v/). Wird dieser Unterschied Null, so ist die objektive Differenz v2'\u2014v/ bezogen auf die bei vollkommener Adaptation unmerkliche Differenz v2 \u2014Vi oder auf die ihr gleiche Differenz a2\u2014ax der Adaptationstemperatur ein Mafs f\u00fcr die\nTT ^_TT ^\tTT t _TT ^\nerreichte Adaptation. Der Quotient \u2014---- = \u2014------\u2014, den Voigt Adaptations-\nv2\u2014Vi\ta2\u2014ax\ngrad nennt, gibt an, welcher Bruchteil der vollkommenen Adaptation erreicht wird.\nF\u00fcr die Hand findet Voigt als h\u00f6chsten Adaptationsgrad den Wert 0.25. Er ist nach ihm unabh\u00e4ngig von den Adaptionstemperaturen und ihrer Differenz und von der Adaptationszeit. Die maximale Adaptation wird schon nach 2 Minuten erreicht und kann durch Ausdehnung auf 70 Minuten nicht gesteigert werden. Man ist versucht zu fragen, wovon der Adaptationsgrad abh\u00e4ngig ist.\nDie Ergebnisse scheinen mir in mehreren Beziehungen einer Er\u00f6rterung bed\u00fcrftig. Ich will davon absehen, dafs als Mafs f\u00fcr den Adaptationszustand ein ideeller Wert gew\u00e4hlt ist, der sich im g\u00fcnstigsten Falle nur zu 1U verwirklichen l\u00e4fst. Befremdlich ist ferner, dafs eine gewisse Zahl z. B. 0,1 den Adaptationsgrad gleichzeitig f\u00fcr 2 Hautstellen angeben soll, die unter der Wirkung zweier um 5 und mehr Grade verschiedenen Temperaturen stehen. Ist es m\u00f6glich, dafs die Adaptation an beiden Orten gleich rasch fortschreitet? Ist es wahrscheinlich, dafs die Adaptation von einem gewissen Zeitpunkte an, etwTa nach 2 Minuten, bedeutungslos ist f\u00fcr den sehliefslichen Zustand? Voigt hat im allgemeinen Adaptationszeiten von 9\u201415 Minuten angewrendet und Adaptationstemperaturen zwischen 10 und 45 \u00b0. Es kann stark in Frage gestellt werden, ob Voigt die maximale Adaptation erreicht hat, wenigstens bei den extremen Temperaturen. Unter diesen Umst\u00e4nden halte ich den Satz, dafs der Adaptationsgrad nicht abh\u00e4ngig ist von der H\u00f6he der Adaptationstemperaturen oder ihrer Differenz oder anders ausgedr\u00fcckt, dafs bei gegebener Differenz a2\u2014ax auch die Differenz v2'\u2014Vi' konstant sei, zwar f\u00fcr m\u00f6glich, aber nicht f\u00fcr bewiesen. \u00dcber die Vollst\u00e4ndigkeit der Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme und K\u00e4lte wird unten im IV. Teil n\u00e4her berichtet wrerden.\nDie von Voigt gew\u00e4hlte Definition des Adaptationsgrades d\u00fcrfte auch kaum an den Tatsachen eine St\u00fctze finden. Die Annahme, dafs die Erregung, die durch 25\u00b0 auf einer f\u00fcr 20\u00b0 adaptierten Haut ausgel\u00f6st wird, sensorisch gleichwertig sein soll der Erregung durch 30 0 nach Adaptation","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 17\nauf 25 \u00b0, kann wohl nicht als glaubhaft gelten. Es scheint mir daher, dafs Voigt nicht die Vollst\u00e4ndigkeit der Adaptation untersucht hat, sondern die \u00c4quivalenz zweier gleichzeitiger Temperaturempfindungen auf zwei f\u00fcr verschiedene Temperaturen adaptierten Hautstellen.\nBei Untersuchungen \u00fcber die Topographie des Temperatursinnes bildet die Adaptation eine wichtige Fehlerquelle, wie im allgemeinen von denjenigen bemerkt worden ist, die sich mit solchen Bestimmungen besch\u00e4ftigt haben.\nThunberg (18, 681) hat zuerst hervorgehoben, dafs Hautstellen, die miteinander verglichen werden sollen, vorher auf gleiche Temperatur gebracht werden m\u00fcssen. Dies hat Alr\u00fctz getan (88, 275) in einer Untersuchung \u00fcber die Topographie des W\u00e4rmesinns. Er adaptierte die Hautstellen zun\u00e4chst f\u00fcr 320 und verglich sodann die Empfindungsst\u00e4rken, die durch 34,5 0 hervorgerufen wurden. Die Vp. hatte dabei 3 St\u00e4rkegrade zu unterscheiden.\nElo und Nikula (43, 226) untersuchten die Topographie des W\u00e4rmesinnes auf Grund von Schwellenbestimmungen. Sie widmeten dem Einflufs der Adaptation besondere Aufmerksamkeit.\nVeress (44, 1) liefert einen interessanten Beitrag zur Frage der Bedeutung der Adaptation f\u00fcr Schwellenbestimmungen. In Bezug auf die angewandte Methodik m\u00f6chte ich auf die kritische Besprechung von Alrutz hinweisen (10, 40), aus der hervorgeht, dafs Veress nicht die Reizschwellen des W\u00e4rmsinns bestimmt hat, sondern die Temperatur, bei der Schmerz hervorgerufen wird auf einer Hautstelle, die von einer gewissen Ausgangstemperatur (38\u201440\u00b0) auf eine andere, die schmerzhaft erregende (43\u201453\u00b0), erw\u00e4rmt wird. Die Hautstelle erf\u00e4hrt hierbei eine besondere Art von Adaptation durch stetig steigende Temperatur. Alrutz nimmt daher mit Recht an, dafs die Untersuchung von Veress eigentlich eine Studie \u00fcber Adaptation darstellt und dies ergibt sich deutlich bei n\u00e4herer Betrachtung des von Veress angewandten Verfahrens. Der von Wasser durchflossene Reizapparat, eine Art Temperator von 6 mm Durchmesser der Bodenfl\u00e4che, wird auf die Haut gesetzt, sobald er die Temperatur von 38\u201440 0 erreicht hat. W\u00e4hrend nun die Temperatur des Apparates weiter steigt, werden folgende zwei Temperaturen bestimmt: 1. die, bei der eine deutliche Warmempfindung auf tritt, 2. die, bei der Schmerz auf tritt. Es ist klar, dafs die Schmerzschwelle dabei in hohem Grade von der Geschwindigkeit der Temperatursteigerung abh\u00e4ngen mufs, was Veress in seinen Versuchen auch best\u00e4tigt fand. Selbst bei stets gleicher Geschwindigkeit der Temperatursteigerung im Temperator w\u00fcrde diese Fehlerquelle nicht ausgeschaltet sein, weil je nach der Dicke der Epidermis die Endorgane sich verschieden rasch anw\u00e4rmen werden. Damit haftet den Ergebnissen eine unvermeidliche Unsicherheit an.\nDie besondere Art von Adaptation, um die es sich hier handelt, \u00e4ufsert sich darin, dafs die Schmerzschwelle schwankt und um so h\u00f6her liegt je langsamer die Temperatur steigt. Es wird dem nerv\u00f6sen Apparat .Zeit gelassen, sich der steigenden Reizst\u00e4rke mehr oder weniger vollkommen Zeitschr, f. Sinnesphysiol. 52.\t2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nElof Gertz.\nanzupassen, was einem teilweisen oder vollst\u00e4ndigen Unwirksamwerden derselben gleichkommt.\nDer Inhalt von Veress\u2019 Untersuchung deckt sich z. T. mit den Versuchen, \u00fcber die ich im 3. Teil berichten werde. Es handelt sich dort festzustellen, bis zu welcher H\u00f6he der Reiz getrieben werden kann und namentlich mit welcher Geschwindigkeit dies geschehen darf, ohne dafs eine thermische Empfindung auftritt.\nIm n\u00e4chsten Teil werde ich, gewissermafsen als Fortsetzung der historischen \u00dcbersicht, ein paar experimentelle Beitr\u00e4ge bringen betreffend die Theorien von Weber und Hering.\nII.\nExperimenteller Beitrag zur Diskussion \u00fcber Webers und Herings Theorien des Temperatursinns.\nDie Aufgabe dieses Teiles ist es, n\u00e4her auf die in den historischen Vorbemerkungen nur kurz ber\u00fchrte Frage einzugehen, welche der beiden Theorien des Temperatursinnes, die von Weber oder von Hering den Vorzug verdient.\n\u2022 \u2022\n1. Uber die k\u00fcrzeste Dauer der Kalt- und Warm-empfindungen bei konstanter Reiztemperatur.\na) Historisches.\nHerings Ansicht \u00fcber den ad\u00e4quaten Reizmodus f\u00fcr den Temperatursinn hat im I. Teil eine ausf\u00fchrliche Darlegung gefunden. Es ist somit hier nur noch die Auffassung Webers n\u00e4her zu betrachten, wozu ein Beispiel aus seiner eigenen Darstellung dienen soll.\nZun\u00e4chst sei nebenbei bemerkt, dafs Webers Versuch einer Theorie des Temperatursinnes in bezug auf Reichhaltigkeit und Kritik der Beobachtungen sicherlich der erste seiner Art war; der Grundgedanke seiner Theorie findet sich aber im wesentlichen schon bei John Locke. In seinem Essay on human understanding, Buch 2, Kap. 8, Nr. 21 \u00e4ufsert er sich dar\u00fcber wie folgt : \u201eBut if the sensation of heat and cold be nothing but the increase or diminution of the motion of the minute parts of our bodies, caused by the corpuscles of any other body, it is easy to be understood, that if that motion be greater in one hand than in the other; if a body be applied to the two hands, which has in its minute particles a greater","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 19\nmotion than in those of one of the hands, and a less than in those of the other, it will increase the motion of the one hand and lessen, it in the other; and so cause the different sensations of heat and cold that depend thereon.\u201c\nWeiter sei darin erinnert, dafs Weber nicht nur wie Hering die Endorgane f\u00fcr Warm- und Kaltempfindung, sondern auch die f\u00fcr Druck- und Temperaturempfindung f\u00fcr einheitlich hielt und demgem\u00e4fs annahm, dafs je nach Art ihrer Erregung verschiedene Empfindungen zustande kommen.\nWebers Ansicht von der thermischen Funktion dieser Organe ergibt sich aus dem folgenden von ihm beschriebenen Versuch (45, 551): \u201eTauche ich meine Hand 1 Minute lang in Wasser von der Temperatur 12,5\u00b0 und dann in Wasser von 18\u00b0, so habe ich in dem letzteren einige Sekunden lang das Gef\u00fchl der W\u00e4rme, hierauf aber stellt sich allm\u00e4hlich das Gef\u00fchl der K\u00e4lte ein, das solange fortdauert, als die Hand eingetaucht wird.1 Das Steigen der Temperatur unserer abgek\u00fchlten Haut bringt also das Gef\u00fchl von W\u00e4rme auch dann hervor, wenn die Temperatur, die dadurch entsteht, eine solche\nist, dafs sie noch immer als K\u00e4lte empfunden werden sollte.\n</\nAber dieses Gef\u00fchl der W\u00e4rme dauert nur solange fort, als das Steigen der Temperatur, nachher empfindet man K\u00e4lte, weil der Haut vom Wasser mehr W\u00e4rme entzogen, als von innenher zugef\u00fchrt wird.\u201c\nNach Weber ist somit die Ver\u00e4nderung der Hauttemperatur, d. h. ihr Steigen oder Fallen, der Reiz f\u00fcr die Organe des W\u00e4rme- und K\u00e4ltesinns, w\u00e4hrend er nach Hering besteht in der positiven oder negativen Differenz zwischen der augenblicklichen Temperatur und dem physiologischen Nullpunkt. Die Theorie Vierordts, nach welcher die Temperaturempfindungen abh\u00e4ngen von der Richtung des W\u00e4rmetransportes durch die Haut, kommt nicht mehr in Frage.\nDer Grund, warum Webers Theorie vielfach in Zweifel gezogen worden ist, liegt wohl in der Annahme, dafs die Temperaturempfindung l\u00e4nger dauert als die Temperaturver\u00e4nderung. Nach Hering soll sie ja auch nach Einstellung der Haut\nauf eine konstante Temperatur noch fortdauern und erst ver-\n*\n1 Diese letztere Angabe m\u00f6chte ich vorl\u00e4ufig dahingestellt sein lassen.\nE. G.\n1\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nElof Gertz.\nschwinden, wenn der physiologische Nullpunkt sich dieser Temperatur angepafst hat.\nHolm (5, 242) hat nun versucht festzustellen wie lange die Temperaturempfindung dauert, wenn die Haut einer Reizung durch konstante Temperatur ausgesetzt wird. Das gleiche Ziel verfolgt auch meine nachstehend mitgeteilte Untersuchung. Um den experimentellen Ausgangspunkt zu beleuchten, f\u00fchre ich folgende von Thunberg (9, 15\u201416) erw\u00e4hnte Beobachtung an. \u201eWenn ich eine Hautstelle mit einem 45-gradigem Temperator von ungef\u00e4hr 22 cm2 Bodenfl\u00e4che durch 2 Minuten vorw\u00e4rmte, darauf den Temperator von etwas w\u00e4rmeren Wasser, etwa 46-gradigem, durchfliefsen liefs und ihn von neuem auf die Haut setze, so dafs er genau auf den fr\u00fcheren Platz zu stehen kam, so trat eine deutliche Warmempfindung auf, die wie mir schien, auf die ganze Ber\u00fchrungsfl\u00e4che des Temperators lokalisiert wurde. Ich glaubte daraus schliefsen zu d\u00fcrfen, dafs der W\u00e4rmesinn der Hautstelle durch die Vorw\u00e4rmung nicht merklich abgeschw\u00e4cht worden sei \u2022\u2014 aber mit Unrecht.\nIch fand n\u00e4mlich, dafs bei Verwendung eines Temperators von wesentlich kleinerer Fl\u00e4che (3 \u2014 6 cm2) auf der vorgew\u00e4rmten Haut eine Warmempfindung kaum zu erhalten war, auch wenn ganz warmes Wasser (50\u00b0) durchgeleitet wurde. Ich war zun\u00e4chst, geneigt dies auf den grofsen Einflufs zu beziehen, den die Gr\u00f6fse der Reizfl\u00e4che auf die Deutlichkeit der Empfindung aus\u00fcbt. Es zeigte sich indessen, dafs auch mit einem Temperator, dessen Bodenfl\u00e4che nur unwesentlich kleiner war als die des zuvor ben\u00fctzten, nur eine schwache Warmempfindung erzielt werden konnte, wenn man ihn so aufsetzte, dafs er auf allen Seiten von einer schmalen Zone vorgew\u00e4rmter Haut umgeben war.\nDas neuerliche Auftreten einer Warmempfindung in dem zuerst angef\u00fchrten Falle, d. h. bei Verwendung desselben Temperators zur Vorw\u00e4rmung wie zur Reizung ist offenbar dadurch bedingt, dais die W\u00e4rme fortgeleitet wird auf die benachbarten nicht vorgew\u00e4rmten Hautbezirke, deren Reizung dann auf den Ort des Temperators bezogen wird.\u201c\nMan mufs also ber\u00fccksichtigen, dafs beim Aufsetzen eines \u2022Temperators die Ausgleichung der Temperatur nicht nur nach der Tiefe geschieht, sondern a\u00f9ch nach den Seiten, was zur Reizung neuer Endorgane f\u00fchrt, sofern der Reiz \u00fcberschwellig","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 21\nist. Um diese Ausbreitung des Reizes zu hindern, hat Holm nach dem Vorschl\u00e4ge Thunbeegs einen den Temperator genau umschliefsenden Schutzring verwendet, der gleich dem Temperator durch fliefsendes Wasser auf konstanter Temperatur gehalten wurde (vgl. Abb. 4). Eine \u00e4hnliche Einrichtung habe ich auch bei meinen Versuchen verwendet, wie ich noch zu berichten haben werde.\nDie Werte, die Holm f\u00fcr die Dauer der Empfindung gefunden hat, scheinen ihm zugunsten der WEBEEschen Theorie zu sprechen (5, 245). Er hebt selbst hervor, dafs er nicht beweisen kann, dafs die Temperaturempfindung solange dauert, wie die Temperaturver\u00e4nderung, sicherlich ist aber die Dauer der ersteren nicht so grofs, dafs sie nicht mit der letzteren \u00fcbereinstimmen k\u00f6nnte. Holm weist auch darauf hin, dafs die schlechte W\u00e4rmeleitung der Epidermis den Ausgleich der\nAbbildung 4.\nTemperatur verz\u00f6gern m\u00fcsse, er gibt aber zu, dafs aus den-beobachteten Zeiten sichere Schl\u00fcsse nicht zu ziehen sind, so lange die Bedingungen f\u00fcr den Temperaturausgleich in der Haut unbekannt sind.\nRubins Beitrag zu dieser Frage bezieht sich haupts\u00e4chlich auf Temperaturempfindungen von langer Dauer, die nach ihm der WEBEEschen Theorie Schwierigkeiten bereiten. Ich werde weiter unten auf seine Versuche zur\u00fcckkommen, m\u00f6chte aber einen unter ihnen schon hier erw\u00e4hnen (7, 389). Er bringt einen Temperator auf konstante Temperatur (z. B. 41\u00b0) und setzt ihn dann auf die Haut. Es wird W\u00e4rme empfunden und gleichzeitig sinkt die Temperatur des Temperators. Nach einiger Zeit wird Temperaturgleichgewicht zwischen Haut und Temperator erreicht, die Temperatur des letzteren stellt sich auf einen konstanten Wert ein und damit mufs nach Webee die Temperaturempfindung verschwinden. Der Versuch best\u00e4tigte","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nElof Grertz.\ndie Erwartung. Man k\u00f6nnte einwenden, sagt Rubin, die Warmempfindung sei verschwunden, weil eine Gef\u00e4fserweiterung eingetreten ist, die eine reichlichere Durchblutung und somit eine Abk\u00fchlung bewirkt habe. Dem widerspricht aber die Tatsache, dafs die abgelesene Temperatur bald konstant wurde.\nb) Die von mir angewendete Versuchsanordnung und ihre Ergebnisse.\nDie Hauptaufgabe meiner Untersuchung war die Vermeidung der Fehlerquelle, die darin liegt, dafs die erw\u00e4rmte Hautstelle W\u00e4rme an die empfindliche Umgebung abgibt. Um die sensorischen Wirkungen dieses W\u00e4rmetransportes noch sicherer auszuschliefsen, als dies bei der Anordnung von Holm m\u00f6glich war, habe ich auf den Vorschlag Tuunbeegs an Stelle des temperierten Schutzringes einen \u201ean\u00e4sthetischen Schutzring\u201c angewendet, d. h. ich habe den zu reizenden Hautbezirk durch eine an\u00e4sthetische Zone von der Umgebung abgegrenzt.\nJeder Versuch wurde \u00fcbrigens nach beiden Verfahrungs-weisen durchgef\u00fchrt:\n1.\tMit temperiertem Schutzring. Derselbe wurde auf die Indifferenztemperatur eingestellt, der von ihm umschlossene Temperator dagegen auf die Temperatur 40 \u00b0, 25\u00b0, 20\u00b0 oder 15\u00b0. Die beiden Apparate wurden auf die Haut gesetzt und das Abklingen der Temperaturempfindung beobachtet, bzw. die Dauer derselben festgestellt. Dieses Verfahren ist identisch mit dem von Holm.\n2.\tMit an\u00e4sthetischem Schutzring von gleicher Ausdehnung wie der temperierte. Auf den von ihm umschlossenen von der An\u00e4sthesie nicht betroffenen kreisf\u00f6rmigen Hautbezirk wird der Temperator aufgesetzt, dem eine der vorgenannten 4 Temperaturen erteilt wird. Der Versuch gibt einen zweiten Wert f\u00fcr die Dauer der Temperaturempfindung.\nDie An\u00e4sthesie habe ich hervorgerufen durch eine 10\u00b0/0ige L\u00f6sung von Novokainchlorid in solutio adrenalini hydrochlorici, die durch Kataphorese in die Haut eingef\u00fchrt wird. Man tr\u00e4nkt 3- bis 4-fach zusammengelegtes Filterpapier von der Form und Gr\u00f6fse der Anode, in diesem Falle etwa 4,5 cm2, mit der L\u00f6sung und bringt es auf die Stelle, die unempfindlich gemacht werden soll, setzt die Anode darauf, nimmt die mit Wasser angefeuchtete Kathode in die Hand und schliefst den Strom. Bei einer Strom*","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 23\nst\u00e4rke von 1,2 Milliamp\u00e8re tritt nach etwa 10 Minuten Unempfindlichkeit ein (47; vgl. hierzu ferner Leduc 48, 29\u201430).\nWird ein st\u00e4rkerer Strom oder eine l\u00e4ngere Dauer der Durchstr\u00f6mung angewendet, so verbreitert sich die an\u00e4sthetische Zone und es kann zu einer erheblichen Abschw\u00e4chung der von dem Temperator hervorgerufenen Empfindungen kommen. Aufser-dem entstehen leicht juckende und brennende Empfindungen in der Umgebung und im inneren Felde, wodurch die Beobachtung der Temperaturempfindungen erschwert wird. Alle unter solchen Umst\u00e4nden gewonnene Beobachtungen habe ich verworfen.\nDie Versuche wurden an 4 Personen, den Verfasser eingerechnet, ausgef\u00fchrt. Drei derselben hatten keinerlei psychologische Erfahrung. Jede der Personen wurde haupts\u00e4chlich mit einer Temperatur gepr\u00fcft, doch habe ich selbst die Versuche mit s\u00e4mtlichen 4 Temperaturen durchgef\u00fchrt, wobei Werte erhalten wurden, die den anderen entsprachen. Als Versuchsfeld diente die Volarseite des Unterarms, obere H\u00e4lfte, doch nicht nahe der Ellenbeuge.\nTabelle 1.\n40\t0\t25\u00b0\t\t20\to\t15\to\nA.\tB.\tA.\tB.\tA.\tB.\tA.\tB.\n180\t205\t40\t85\t120\t130\t115\t165\n135\t240\t55\t60\t100\t120\t130\t150\n150\t200\t45\t70\t90\t140\t110\t170\n190\t235\t60\t85\t105\t145\t125\t150\n160\t190\t55\t65\t95\t160\t140\t165\n145\t210\t45\t55\t90\t130\t120\t210\n195\t215\t60\t70\t100\t155\t150\t155\n160\t190\t65\t85\t110\t140\t115\t185\n140\t225\t50\t60\t95\t155\t135\t200\n165\t220\t45\t75\t115\t145\t120\t170\nEine eigent\u00fcmliche Schwierigkeit bestand, wenigstens anf\u00e4nglich , darin, die Temperaturempfindung zu unterscheiden von Nebenempfindungen bes. von schwach stechenden. Da sich solche namentlich bei 45\u00b0 geltend machten, habe ich diese Temperatur nicht angewendet. Eine gewisse Unsicherheit","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nElof Gertz.\nhaftet den Aussagen ferner dadurch an, dafs die St\u00e4rke der zu beobachtenden Temperaturempfindungen mit der Zeit asymptotisch abnimmt, so dafs der Moment ihres Aufh\u00f6rens nicht scharf angegeben werden kann.\nIn der Tabelle 1 (S. 23) bedeutet A. Die Empfindungsdauer in Sekunden bei Verwendung des an\u00e4sthetischen Schutzringes, Die Empfindungsdauer in Sekunden bei Verwendung des temperierten Schutzringes.\nAls Mittelwerte (M) und mittlere Fehler\n*\nZA2 \\ n (n\u20141) /\nergeben sich.\nTabelle 2.\n\tM\t/u\tM\tii\t\t\n40\u00b0\tA.\t162 \u00b1 6,2\t20\u00b0\tA.\t102 H\u00fc 3,3\nB.\t213 \u00b1 5,5\t\tB.\t142 \u00b1 4,0\n25\u00ab\tA.\t52 \u00b1 2,6\t15\u00b0\tA.\t126 \u00b1 4,0\nB.\t' 71 \u00b1 3,6\t\tB.\t172 \u00b1 6f5\nAnschaulicher sind die Werte in der folgenden graphischen Darstellung.\nJf\u00b0 2\u00f6\u00b0\t3S\u00b0\nAbbildung 5.\nDie oberen Werte beziehen sich auf den temperierten Schutzring, die unteren auf den an\u00e4sthetischen.\nc) Besprechung der Ergebnisse.\nVon den beiden in meinen Versuchen angewendeten Verfahren hat die Begrenzung der Heizfl\u00e4che durch den temperierten Schutzring ausnahmslos eine l\u00e4ngere Dauer der Temperaturempfindung ergeben, was wohl nur so zu verstehen ist,","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usiv. 25\ndafs hierbei die Ausbreitung des Reizes \u00fcber die direkt getroffene Fl\u00e4che hinaus und die Erregung neuer Endorgane weniger sicher verhindert wird als bei der Begrenzung mittelst des an\u00e4sthetischen Feldes. Dafs es sich hierbei um einen konstanten Faktor in den Versuchsbedingungen handelt, folgt aus dem Vergleich der Differenzen Mb\u2014Ma mit dem mittleren Fehler dieser Differenzen, wobei sich die Bedingung f\u00fcr die sog. signifikative Differenz\nMb Ma K f/i\u00df2 Ta2\n\u00fcberall erf\u00fcllt zeigt, sogar wenn K = 4. Durch die An\u00e4sthesierung ist also die M\u00f6glichkeit gegeben die Dauer der Temperaturver\u00e4nderung abzuk\u00fcrzen, womit auch die Dauer der Temperaturempfindung abnimmt. Dies spricht unzweifelhaft zugunsten der WEBERschen Theorie.\nIn bezug auf die mittleren Fehler scheint mir beachtenswert, dafs die ^B-Werte, mit einer Ausnahme, gr\u00f6fser sind als die ua Werte. Ich erw\u00e4hnte oben, dafs die Empfindungsst\u00e4rke asymptotisch gegen Null abnimmt (man vgl. hierzu auch Teil IV, 2), wodurch die Feststellung ihres Verschwindens mit einer gewissen Unsicherheit behaftet ist. Diese Unsicherheit scheint nun nach Mafsgabe des mittleren Fehlers bei dem An\u00e4sthesieversuch geringer zu sein, was aus der verhinderten Reizausbreitung erkl\u00e4rt werden kann. Da indessen die Mittelfehler bei 40\u00b0 dieser Regel nicht entsprechen, m\u00f6chte ich auf diesen Punkt kein Gewicht legen.\nHolms Anordnung scheint somit ihren Zweck nicht vollst\u00e4ndig erf\u00fcllt, d. h. die Ausbreitung der W\u00e4rme nicht gen\u00fcgend verhindert zu haben. Dies scheint auch v. Fbey (8, 355) andeuten zu wollen. Er h\u00e4lt den Versuch von Holm nicht f\u00fcr entscheidend, weil, wie er sagt, der Verlauf der Temperaturver\u00e4nderung in der Haut sich zu wenig \u00fcbersehen l\u00e4fst. Dieser berechtigte Einwand trifft auch die vorliegende Untersuchung, er hat aber f\u00fcr dieselbe nicht so grofse Bedeutung, weil er f\u00fcr die beiden von mir ben\u00fctzten Verfahrungsarten, temperierter und an\u00e4sthetischer Schutzring, in gleicher Weise gilt. Sind demnach auch die f\u00fcr die Dauer der Temperaturempfindung gefundenen absoluten Werte nicht mafsgebend, so mufs doch den relativen Werten Beweiskraft zuerkannt werden.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nElof Gertz.\n2. Wie lange kann eine Temperatnrempfindung\ndauern?\nDiese Fragestellung ist das Gegenst\u00fcck zu der vorhergehenden. Die letztere machte sich zur Aufgabe festzustellen, wie bald die Empfindung schwindet, wenn ein konstanter Reiz auf eine unver\u00e4nderliche Zahl von Endorg\u00e4nen einwirkt. Hier soll gepr\u00fcft werden \u00fcber wielange Zeit die Empfindung ausgedehnt werden kann.\nAbbildung 6.\nA.\tDas auf die Haut gesetzte Temperatorgef\u00e4fs.\nB.\tR\u00fchrer.\nC.\tThermometer.\nD.\tBeh\u00e4lter f\u00fcr kaltes Wasser.\nE.\tSchlauchklemme zur Regulierung des Tropfenfalls aus G.\nVersuche in dieser Richtung hat bereits Rubin gemacht (7, 388). Sie f\u00fchrten ihn zu der schon von Holm ausgesprochenen Vermutung (5, 247), dafs die andauernden Temperaturempfindungen auf einer kontinuierlichen \u00c4nderung der Temperatur","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 27\nberuhen. Rubin verfuhr so, dafs er den Unterarm der Abk\u00fchlung in niederer Zimmertemperatur aussetzte und zugleich die Abnahme der Hauttemperatur mit Hilfe eines kleinen Thermometers verfolgte. Er stellte dabei fest, dafs von den Vpn. Kaltempfindungen nur dann angegeben wurden, wenn ein Sinken der Hauttemperatur stattfand und dafs diese Empfindungen um so deutlicher waren, je rascher das Sinken.\nIst die Annahme von Holm und Rubin richtig, so mufs sich eine langdauernde Temperaturempfindung her vorrufen lassen, indem man eine Temperatur\u00e4nderung in bestimmter Richtung \u00fcber eine m\u00f6glichst lange Zeit ausdehnt. Dies ist zu erreichen entweder mit einem konstanten Reiz, wie Thunbergs Temperator, unter Einschaltung eines schlechten W\u00e4rmeleiters zwischen ihm und der Haut oder mit einem Reiz von ver\u00e4nderlicher St\u00e4rke. Da das letztere Verfahren viel besser die Empfindungsst\u00e4rke zu beherrschen gestattet, habe ich ihm den Vorzug gegeben. Weiter sollte die Zahl der vom Reiz getroffenen Endorgane konstant bleiben, die Reizung also stattfinden in einem Hautbezirk, der durch ein an\u00e4sthetisches Feld von der Umgebung abgegrenzt war.\nDie Versuchsanordnung gestaltete sich daher wie folgt: Als Reizgef\u00e4fs habe ich einen offenen d\u00fcnnwandigen Messingzylinder A (Abb. 6) angewendet, der in halber H\u00f6he mit einem Ablaufrohr versehen war. Seine Bodenfl\u00e4che hatte einen Durchmesser von 2 cm. Die Abk\u00fchlung des in ihtn enthaltenen Wassers geschah durch die Tropfvorrichtung DEG, die mit\nkaltem Wasser beschickt war. Durch den R\u00fchrer B wurde die\n*\nAusgleichung der Temperatur bewirkt. Die Geschwindigkeit der Temperatursenkung wurde durch Einstellung der Schlauchklemme E reguliert. Die Anw\u00e4rmung des Wassers geschah auf elektrischem Wege mittelst einer Spirale von d\u00fcnnem Kupferdraht (Abb. 6 1), die in das Gef\u00e4fs gestellt wurde. Die Anordnung erlaubt in jedem Augenblicke von der Abk\u00fchlung zur Anw\u00e4rmung und umgekehrt \u00fcberzugehen. Von dieser M\u00f6glichkeit habe ich indessen in den vorliegenden Versuchen nicht Gebrauch gemacht. Die Geschwindigkeit der Anw\u00e4rmung wird reguliert mit einem Voltregulator. Der Apparat war der Vp. durch einen Schirm verdeckt, sodafs dieselbe in den meisten F\u00e4llen ihr Urteil nur nach Mafsgabe ihrer Empfindung abgeben konnte (vgl. hierzu Teil III). Zun\u00e4chst wurde die Indifferenz-","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nElof Gertz.\ntemperatur bestimmt, worauf das Gef\u00e4fs A in dauernder Ber\u00fchrung mit der Haut blieb. Unmittelbar an die Heizfl\u00e4che grenzte die an\u00e4sthetische Zone. Als Versuchsgebiet diente die Volarseite des Unterarms. Vor jedem Versuche wurde der Arm f\u00fcr ungef\u00e4hr 20 Min. entbl\u00f6fst, um Adaptation auf Zimmertemperatur herbeizuf\u00fchren.\nIn dem Augenblick in dem Kalt- oder Warmempfindung auftritt, also eine der beiden Grenzen der Ruhebreite \u00fcberschritten wird, notiert der Versuchsleiter die Zeit und setzt ein Chronometer in Gang. In jeder Minute wird das Thermometer abgelesen und die Vp. berichtet \u00fcber die St\u00e4rke der Empfindung im Verh\u00e4ltnis zur vorhergegangenen Aussage.\t\u2022\nDie Versuche wurden abgebrochen, wenn die Temperatur in A ohne neue Mafsnahmen nicht weiter gesenkt werden konnte oder wenn ein bestimmter Temperaturbereich (10\u00b0) steigend oder sinkend durchschritten war, wobei der Versuchsleiter sich bestrebte die erforderliche Zeit m\u00f6glichst auszudehnen ohne die Temperaturempfindung der Vp. verschwinden zu lassen.\nErgebnisse.\nIn den nachstehenden Kurvenz\u00fcgen I\u2014VI bedeuten die ausgezogenen Linien den Gang der Temperatur (T-Kurven), die gestrichelten den der Empfindung (E-Kurven), letztere nur im Sinne von Zu- oder Abnahme, nicht als quantitative Angabe. Wie die Aussagen der Vpn. zur Konstruktion der Kurven verwertet worden sind, m\u00f6ge aus dem zu Kurve IV geh\u00f6rigen Protokoll ersehen werden, das S. 31 mitgeteilt wird.\n5 10 15 min.\nKurve I. Die Temperatur sank in 15 Min. von 30,0\u00b0 auf 14,5\u00b0.\n20 25 30 35\n5\t10\nKurve II. Die Temperatur sank in 32 Min. von 28,0\u00b0 auf 13,5\u00b0.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 29\n15 20 25 50\nKurve III. Die Temperatur sank in 29 Min. von 30\u00b0 auf 12,5\u00b0.\n0 5 10 15 \u00a30 25 30 55 40\nKurve IV. Die Temperatur sank in 36 Min. von 29,5\u00b0 auf 19,5\u00b0.\n0\t5 10 15 20 25 50 35\nKurve V. Die Temperatur stieg in 40 Min. von 33,8\u00b0 bis 43,5\u00b0.\n5 10 15 20 25 30 35\nI\u00c7urve VI. Die Temperatur stieg in 41 Min. von 31,7 0 auf 42,5 \u00b0.\nDie Kurven I\u2014IV stellen die Ergebnisse der Versuche mit Abk\u00fchlung dar, V und VI die mit Anw\u00e4rmung. Sie zeigen, dafs die Empfindung von K\u00e4lte bzw. W\u00e4rme solange dauert als die Temperatur sinkt bzw. steigt und dafs der Gang der Empfindung um so gleichm\u00e4fsiger ist, je gleichm\u00e4fsiger dies geschieht. Die Empfindung ist ferner um so deutlicher, je rascher","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nElof Gertz.\ndie Temperaturver\u00e4nderung vor sich geht. So wird beispielsweise in denVersuchen I\u2014IV der Temperaturbereich von 10 Grad durchschritten in 6,5, 23,5, 15 und 36 Minuten. Um die entsprechenden Unterschiede in der St\u00e4rke der Empfindung anzudeuten ist die Ordinate des Kurvenmaximums in I gr\u00f6fser gezeichnet als in den anderen Kurven, besonders in IV, welch letztere Kurve den Fall einer m\u00f6glichst lang ausgedehnten Empfindung (f\u00fcr den gew\u00e4hlten Temperaturbereich) darstellt. Die lange Dauer ist erreicht sozusagen auf Kosten der St\u00e4rke. Dafs rasches Sinken der Temperatur die Empfindung verst\u00e4rkt, ergibt sich aus II und III. In II f\u00e4llt die Temperatur von der 8. bis 13. Minute von 22,5\u00b0 auf 21,6\u00b0 oder in 5 Min. um 0,9 Grad, in den darauf folgenden 4 Minuten um 1,9 Grad. Die Empfindungskurve sinkt im ^psten Falle und steigt im zweiten. Weiter bemerkt man in demselben Versuche das Steigen der Empfindungskurve zwischen der 24. und 31. Minute entsprechend dem raschen Temperaturfall (4,5 Grad in 7 Minuten). In den Kurven I\u2014III hat die Empfindung aufgeh\u00f6rt, weil die Temperatur nicht tiefer gesenkt werden konnte, sie vielmehr zu steigen begann. Was die Kurve IV betrifft, so habe ich bei einer Nachpr\u00fcfung mit Bestimmtheit eine Empfindungsdauer von 45 Minuten erreicht, w\u00e4hrend eine noch l\u00e4ngere Dauer mir zweifelhaft schien.\n\u00dcber recht langdauernde Temperaturempfindung berichtet auch Rubin und er teilt einen Versuch mit, in dem die Temperatur innerhalb 60 Minuten um 6,6 Grad fiel (7, 390\u2014391). Es ist indessen zu beachten, dafs hierbei die Temperaturempfindung nicht st\u00e4ndig vorhanden war. In 5 Zeitabschnitten stieg sogar die Temperatur um 0,0\u20140,4 Grade und in 4 von diesen Abschnitten wurde keine Empfindung angegeben. Die Diskontinuit\u00e4t der Empfindung ist hier offenbar bedingt durch die Unregelm\u00e4fsig-keit der Temperatur\u00e4nderung. In solchen F\u00e4llen sind auch T\u00e4uschungen m\u00f6glich, indem bei Abwesenheit vom Temperaturempfindungen schwache andersartige Empfindungen namentlich von juckendem Charakter f\u00fcr Temperaturempfindung gehalten werden k\u00f6nnen. F\u00fcr meine Versuche galt die Forderung, dafs fortdauernd merkliche Kaltempfindungen vorhanden sein sollten.\nFehlten sie oder war eine bestimmte Aussage dar\u00fcber nicht\n\u2022 \u2022\nm\u00f6glich, so galt dies als Zeichen, dafs die \u00c4nderung der Temperatur zu gering war. Ich kann also das Ergebnis der Abk\u00fchlungsversuche dahin zusammenfassen, dafs bei einem Sinken der","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"ntersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 31\nTemperatur von 30\u00b0 auf 20\u00b0 innerhalb 45 Minuten eine ebensolang dauernde Kaltempfindung erzielbar ist, dafs aber bei noch langsamerem Sinken der Erfolg unsicher wird.\nDie Kurven Y und VI stellen das Ergebnis der W\u00e4rmeversuche dar. Bei ihnen wurde, wie in IV, auf m\u00f6glichst gleich-m\u00e4fsige und langsame Temperatur\u00e4nderung Bedacht genommen. Die Zeiten schwankten f\u00fcr eine \u00c4nderung von 10 Grad bei andauernder Warmempfindung zwischen 35 und 40 Minuten. Auch bei diesen Versuchen ist es n\u00f6tig sich vor T\u00e4uschungen zu h\u00fcten. Bei 45\u00b0 kann man oft beobachten, wie die reine Warmempfindung durch schwach stechende und brennende Empfindung verdr\u00e4ngt wird, die zu Verwechslungen und damit zu einer scheinbaren Verl\u00e4ngerung der Dauer der Warmempfindung Veranlassung geben k\u00f6nnen. In meinen Versuchen wurde dieser Fehlerquelle besondere Aufmerksamkeit geschenkt, so dafs ein wesentlicher Einflufs derselben nicht wahrscheinlich ist.\nTabelle 3.\nMin.\tTemp.\tAussagen\tMin.\tTemp.\tAussagen\n\t30,3\t?\t19\t24,6\tmerklich\n1\t29,6\tschwach\t20\t24,5\tschwach\n2\t29,2\tn\t21\t24,3\t\u00bb\n3\t28,7\t+\t22\t24,3\t\u2014 \u2014\n4\t28,3\tdeutlich\t23\t24,0\tdeutlich\n5\t28;0\tn\t24\t23,5\tstark\n6\t27,8\tn\t25\t23,1\t55\n7\t27,5\t55\t26\t22,8\tdeutlich\n8\t27,4\tschw\u00e4cher\t27\t22,5\t55\n9\t27,1\tn\t28\t22,4\tmerklich\n10\t26,8\tdeutlicher\t29\t22,3\t55\n11\t26,5\t\u00bb\t30 \u2019\t22,2\t\u00bb\n12\t26,2\tmerklich\t3L\t22,0\tschwach\n13\t25,9\tn\t32\t21,4\t+\n14\t25,6\tr\t33\t20,9\tdeutlich\n15\t25,4\tn\t34\t20,5\t\u00bb\n16\t25,3\tn\t35\t20,3\t55\n17\t25,0\tY)\t36\t19,8\tsehr deutlich\n18\t24,8\ty>\t37\t19,6\t\u00bb\tY)","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nElof Gertz.\nDie Versuche haben also ergeben, dafs eine Kalt- oder Warmempfindung sich \u00fcber eine sehr lange Zeit erstrecken kann und dafs als wesentliche Bedingung hierf\u00fcr die langsame \u00c4nderung der Hauttemperatur erscheint. Die Ausdehnung \u00fcber die Zeit findet aber eine Grenze daran, dafs das Sinnesorgan eine Schwelle hat und dafs daher Temperatur\u00e4nderungen unterhalb einer gewissen Geschwindigkeit (0,2\u20140,3 Grad pro Min.) nicht mehr erregen. Beschr\u00e4nkt man sich auf \u00fcberschwellige Beize, so ist die hier gegebene Erkl\u00e4rung der langdauernden Empfindung in voller \u00dcbereinstimmung mit Webers Theorie.\nHieraus folgt jedoch nicht, dafs Herings Theorie unrichtig ist, es zeigt sich nur, dafs das thermische Gleichgewicht im Sinne Webers in derselben Zeit erreicht wird wie die Nullpunktsverschiebung Herings , womit dessen Theorie mit der von Weber zusammenf\u00e4llt und nicht etwas wirklich Neues dar st eilt.\nAufser den langdauernden Empfindungen scheinen es haupts\u00e4chlich die sog. Nachempfindungen gewesen zu sein, die Hering als unvereinbar mit der Theorie von Weber erachtet hat. Holm (6, 249) hat diese Erscheinung untersucht und gezeigt, dafs sie keine Schwierigkeit f\u00fcr diese Theorie bilden. Er \u00e4ufsert sich sogar dahin, dafs, wenn sie keinen Beweis f\u00fcr Webers Theorie liefern, sie doch gegen die von Hering sprechen. Man wird daher sagen d\u00fcrfen, dafs abgesehen von den paradoxen Temperaturempfindungen die WEBERsche Theorie die befriedigendste Antwort gibt auf die Frage nach dem ad\u00e4quaten Reizmodus f\u00fcr den K\u00e4lte- und W\u00e4rmesinn.\nIII.\n\u00dcber unterschwellige Reiztemperaturen.\nDie Frage, die in diesem Teil behandelt werden soll, betrifft in der Hauptsache die Bedeutung der Adaptation. Aus der Untersuchung von Veress ging hervor, dafs eine Adaptations Wirkung dadurch zustande kommen kann, dafs die Haut einer langsam steigenden Temperatur ausgesetzt wird. Diese Wirkung \u00e4ufserte sich darin, dafs die Temperatur, bei welcher Schmerz entsteht, von der Geschwindigkeit der vorausgegangenen Anw\u00e4rmung abh\u00e4ngig ist. Dabei war w\u00e4hrend der Anw\u00e4rmung Warmempfindung \u2022vorhanden, was bei der verwendeten Anw\u00e4rmungsgeschwindigkeit","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw.\t33\nzu erwarten war. Man kann aber fragen, ob nicht ein empfindungs-freier Zustand m\u00f6glich ist, auch in dem Falle, dafs die Temperatur sich in der einen oder anderen Richtu^ng kontinuierlich \u00e4ndert. Mit anderen Worten: Ist f\u00fcr die Adaptation ein konstanter Reiz die einzige Voraussetzung oder kann ein ununterbrochen wachsender Reiz Adaptation herbeif\u00fchren und welches ist in diesem Falle die gr\u00f6fste zul\u00e4ssige Steigerungsgeschwindigkeit? Wir werden finden, dafs damit eine andere wichtige Frage angeschnitten wird.\nDie experimentelle Aufgabe besteht darin uns in den Stand zu setzen gr\u00f6fsere oder kleinere Temperatur\u00e4nderungen von w\u00e4hlbarer Gr\u00f6fse pro Zeiteinheit (Minute) herbeizuf\u00fchren. Die Versuchsanordnung, die ich zu diesem Zwecke angewendet habe, ist genau dieselbe, wie die in Teil II beschriebene.\nDie Anleitung f\u00fcr die Vp. ist folgende : Sie hat zu beobachten und anzugeben die schwachen aber deutlichen Kaltoder Warmempfindungen, die auftreten. Sind die Empfindungen so schwach, dafs nicht mit Sicherheit entschieden werden kann, ob Kalt- oder Warmempfindung vorliegt, so steht es ihr frei dies auszusagen. Alle deutlichen Empfindungen hat sie freiwillig anzugeben. Ist eine Empfindung, z. B. eine Warmempfindung, entstanden und h\u00e4lt diese an, so wird in jeder Minute einmal gefragt \u201eWas f\u00fchlen Sie jetzt?\u201c So einfach diese Anleitung zu sein scheint, so ist sie doch nicht leicht zu befolgen. Es ist durchaus keine leichte Sache eine scharfe Grenze zu ziehen zwischen den deutlichen Empfindungen und den undeutlichen und unbestimmten. Dazu kommt, dafs dabei Empfindungen auftreten, deren sprachliche Bezeichnung schwierig ist. Es wird indessen von der Vp. gar nicht verlangt ihr Erfindungsverm\u00f6gen anzustrengen, um alle ihre Empfindungen zu benennen. Sie hat nur anzugeben, ob es W\u00e4rme ist oder nicht W\u00e4rme, was gef\u00fchlt wird, ob K\u00e4lte oder nicht K\u00e4lte. Aber bereits dieses ist recht schwierig, wenn man sich bestrebt die Aussagen m\u00f6glichst genau und vollst\u00e4ndig zu machen.\nIn schematischer Einteilung hatten die Vpn. mit folgenden Gruppen von Empfindungen zu rechnen (vgl. Abb. 7):\nAbbildung 7.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 52.\n3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nElof Gertz.\nA.\tAbwesenheit von Empfindungen oder Nebenempfindungen\nohne Spur von W\u00e4rme oder K\u00e4lte.\nB.\tNebenempfindungen mit unsicheren Spuren von W\u00e4rme\noder K\u00e4lte.\nC.\tSchwache aber deutliche Warm- und Kaltempfindung.\n9\nEine Vp. w\u00e4hlte f\u00fcr diese Einteilung folgende Bezeichnungen. Sie nannte den Bezirk A in jeder Hinsicht indifferent, empfindungsfrei. Die Empfindungen in Bv nannte sie Nebenempfindungen mit einem Stich ins Laue oder in denen etwas Laues gesp\u00fcrt werden kann, entsprechend bezeichnete sie Bk als Nebenempfindungen mit einem Stich ins K\u00fchle oder in denen etwas K\u00fchles angedeutet sein kann, Cv und Ck als schwache aber deutliche Warm- bzw. Kaltempfindungen. Dar\u00fcber, ob auch zu A Nebenempfindungen ohne eine Spur von W\u00e4rme oder K\u00e4lte geh\u00f6ren, wagte sie nicht auszusagen.\nEs bedarf im allgemeinen einer gewissen \u00dcbung um die schwachen aber deutlichen Kalt- und Warmempfindungen als solche zu erkennen. Es ist dies durchaus nicht leicht besonders f\u00fcr Personen ohne psychologische Schulung. Um einen Begriff zu geben, in welchem Grade diese schwachen Empfindungen verkannt wrerden k\u00f6nnen, teile ich das folgende Protokoll mit.\nKandidat Bj. Hat an psychologischen Versuchen niemals teilgenommen. Zimmertemperatur 19\u00b0; Volarseite des Unterarms oberes Drittel. War unterrichtet, dafs die Temperatur entweder steigen oder fallen w\u00fcrden (s. Tab. 4).\nMan fragt sich, liegt hier Suggestion vor oder Unverm\u00f6gen zur Analyse der Empfindung. Die Aussagen in der ersten H\u00e4lfte des Versuchs legen die Annahme nahe, dafs die Vp. auf Grund gewisser Mafsnahmen des Versuchsleiters \u00fcberzeugt war, dafs die Ver\u00e4nderung in einer bestimmten Richtung gehen m\u00fcsse. Die Regelung des Tropfenfalles (vgl. Abb. 6 S. 26) gelingt so leise, dafs sie der Aufmerksamkeit v\u00f6llig entgeht, w\u00e4hrend die Einstellung des Voltmeter nicht so lautlos bewerkstelligt werden kann. Da ich nun, um die Vp. in Ungewifsheit \u00fcber mein Vorgehen zu lassen, bei ausgeschaltetem Strom den Kontakt des Voltregulators verstellte, w\u00e4hrend gleichzeitig durch das zutropfende Wasser die Abk\u00fchlung fortschritt, so scheint die Vp. zu der Annahme verleitet worden zu sein, dafs eine Erw\u00e4rmung stattfand und dafs die auftretenden Empfindungen Warmempfin-","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 35\nd\u00fcngen sein m\u00fcfsten. In der zweiten H\u00e4lfte des Versuchs stimmen die Aussagen mit den Reizen besser \u00fcberein.\nTabelle 4.\nMin.\nTemp.\nAussagen\nMin.\nTemp.\nAussagen\n0\n1\n2\n3\n4\n5\n6\n7\n8 9\n10\n11\n12\n13\n25,7\t\\ indifferent 1\n26,0\tj 1\n25,8\t\n25,5\tI \u201d !\n25,6\ti 1\n24,8\tein wenig warm, schwach\n24,1\tindifferent\n23,4\twarm, schwach\n22,8\tn\t\u00bb\n22,3\twarm, sehr schwach\n21,8 21,4 21,2\tst\u00e4rker w\u00e4rmt sto\u00dfweise Warmempnn- \u201e\t\u201e > dung wechselnd I mit Druck-\u201d\tr> ) empfindung\n20.8 *\tkalt deutlich\n14\n15\n16\n17\n18\n19\n20 21 22\n23\n24\n25\n26\n27\n28\n20,9\n21,25\n20,9\n20,55\n20,1\n20,6\nindifferent bis warm warm indifferent\nkalt\nwarm\n20,3\n20,1\n20,7\n20,5\n20,5\n20,3\n20,45\n20,5\n20,35\nindifferent kalt warm indifferent schwach warm k\u00fchl\n\u00bb\nindifferent schwach warm\nF\u00fcr die \u00fcbrigen Vpn., die sich durch fr\u00fchere Arbeiten auf diesem Gebiete die zur Erlangung zuverl\u00e4ssiger Aussagen erforderliche Schulung erworben hatten, kommt eine derartige Unsicherheit im allgemeinen nicht in Frage.\nWie bereits erw\u00e4hnt sollten sich die Vpn. in bezug auf die Qualit\u00e4t der Empfindung m\u00f6glichst der Ausdr\u00fccke warm, kalt und indifferent bedienen. Indessen wurden auch andere Aussagen niedergeschrieben wie: ziemlich indifferent, vielleicht k\u00fchl, beginnt lau zu werden, eine Spur W\u00e4rme aber unsicher, jedenfalls etwas k\u00fchl, indifferent mit etwas K\u00fchlem, sehr schwache K\u00e4lte, nach dem K\u00fchlen zu, indifferent aber ich sp\u00fcre sinkende Temperatur u. a. m.\nWie soll nun eine Versuchsreihe beschaffen sein, um als Beweis f\u00fcr vollst\u00e4ndige bzw. unvollst\u00e4ndige Adaptation gelten zu k\u00f6nnen. Ich habe dies beurteilt teils nach der Beschaffenheit der Aussagen, teils nach dem Gesamturteil der Vpn. am Schl\u00fcsse des Versuchs.\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nElof Gertz.\nWenn in einer Versuchsreihe s\u00e4mtliche Aussagen auf Indifferent lauten, so ist offenbar vollst\u00e4ndige Adaptation vorhanden gewesen. Ein Beispiel f\u00fcr eine derartige Reihe ist die folgende.\nKandidat 8., hat psychologische Erfahrung. Volarseite des Unterarms, oberes Drittel. Zimmertemperatur 19\u00b0. Versuchsdauer 25 Min. Temperaturzunahme (Dh) = 1\u00b0, im Mittel (dh) 0,16\u00b0\npro Min.\nKein Anzeichen, dafs die min\u00fctlichen \u00c4nderungen bemerkt wurden.\nSchlufsurteil: Vollst\u00e4ndige Adaptation.\nTabelle 5.\nMin.\tTemp.\tH Aussagen\t1 Min.\tTemp.\tAussagen\n0\t30,7\t\u2014 _\tj k\u00fchl, unsicher\t16\t33,75\tindifferent\n1\t30,7\tn\t\u00bb\t17\t33,8\t51\n2\t31,0\t\u201e\tschwach\t18\t33,85\t55\n3\t31,4\tn\t\u00bb\t19\t34,0\t51\n4\t31,7\tnahezu indifferent\t20\t34,2\t55\n5\t32,0\tindifferent\t21\t34,4\t\u00bb\n6\t32,2\t\t22\t34,6\t\u00bb\n7\t32,4\t\u00bb\t23\t34,85\t>1\n8\t32,6\t\u00bb\tI 24\t35,05\t51\n9\t32,7\t55\t|\t25\t35,2\t55\n10\t32,8\tr\t26\t* 35,4\tindifferent, vielleicht etwas lau\n11\t32,9\t\u00bb\t27 !\t35,5\tindifferent\n12\t33,2\t\u00bb\t\t35,5\t55\n\t\t\t28 i\t\t\n13\t33,35\t\t\t\t\n\t\t\t29\t35,7\t55\n14\t33,5\t51\t30\t35,75\tlau\n15\t33,65\t)5\t\t\t\n\t\t\t31\t35,85\twarm\nHier kann vollst\u00e4ndige Adaptation von der 4. bis zur 29. Mm.\nangenommen werden.\t\u2022\nWenn in einer Reihe s\u00e4mtliche Aussagen auf indifferent\nlauten mit Beif\u00fcgung der einen oder anderen Qualit\u00e4t, so habe ich doch vollst\u00e4ndige Adaptation angenommen, wobei nat\u00fcrlich auf das Schlufsurteil der Vp. ein grofses, um nicht zu sagen entscheidendes Gewicht gelegt wurde. Eine solche Reihe ist die folgende.\nKandidat S. Zimmertemperatur 20\u00b0. Versuchsdauer 52 Min. Dh = 9,7 0 ; dh = 0,19 \u00b0.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 37\nTabelle 6.\nMin.\tTemp.\tAnssagen\tMin.\tTemp. 1\tAussagen\n0\t30,9\t\t30\t36,65\tindifferent\n1\t30,9\tk\u00fchl\t31\t!\t36,8\t55\n2\t31,2\tindifferent\t32\t37,0\t55\n3\t31.7\t\t33\t37,1\tindifferent, lau, sehr\n4\t32,3\tn\t!\t\t\tschwach\n\t\t!\t34\t37,15\tindifferent\n5\t32,5\t\u00bb,\ti\t\t\t(schwache W\u00e4rme)\n6\t32,8\t\u201d !\t35\t37,2\tindifferent\n7\t33,1\t\u00bb\t36\t37,3\tV\n8\t33,4\tw\t37\t37,4\t55\n9\t33,6\t\u00bb !\t38\t37,5\t55\n10\t33,8\ti \u00bb !\t39\t37,6\t55\n11\t34,1\t,\tJ V\t40\t37,7\t55\n12\t34,3\t55\t41\t37,9\tindifferent, eine Spur von\n13\t34,45\tv\t\t\tW\u00e4rme aber unsicher\n14\t34,6\tI\t42\t38,0\tindifferent\n15\t34,75\t55\t43\t38,2\t,\t55\n16\t34,85\t55\t44\t38,35\t\n17\t35,0\t\t45\t38,4\tindifferent, eine Spur von\n18\t35,1\t??\t46 \u2022\t\tW\u00e4rme, indifferent\n\t\t\t\t38,55\tindifferent, k\u00e4lter wie\n19\to5,o\t55\t47\t\tvorher (indifferent)\n20\t35,5\t55\t\t38,65\tindifferent\n21\t35,65\t55\t48\t38,7\t55\n22\t35,75\t55\t49\t38,8\t55\n23\t35,9\t57\t50\t38,9\t55\n24\t36,1\t55\t51\t39,2\t35\n25\t36,2\t55\t52\t39,6\t77\n26\t36,3\t55\t53\t40,15\t\n27\t36,35\t\t54\t40,9\t55\n28\t36,45\t55\t55\t-\t41,8\tindifferent, warm\n29\t36,6\t\u00bb\t'\t\t\nDie thermischen Empfindungen, die hier auf traten, waren nach Aussage der Vp. so schwach und unbestimmt, dafs die Adaptation vollst\u00e4ndig zu sein schien.\nIn der folgenden Reihe lautete das Schlufsurteil der Vp. auf nahezu vollst\u00e4ndige Adaptation. Ich z\u00e4hle sie zu der Gruppe mit unvollst\u00e4ndiger Adaptation.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nElof Gertz.\nKandidat S., Zimmertemperatur 20\u00b0. Versuchsdauer 43 Min. Temperaturabnahme (Ds) = 7,6 \u00b0, pro Min. (ds) = 0,17 \u00b0.\nTabelle 7.\nMin.\tTemp.\tAussagen\tMin.\tTemp.\tAussagen\n0\t32,6\tindifferent\t21\t30,6\tindifferent\n1\t32,3\t\u00bb\t22\t30,7\t33\n2\t32,4\t33\t23\t30,4\t33\n3\t32,2\t?i\t24\t30,0\t33\n4\t32,0\t33\t25\t29,8\t33\n5\t31,8\t35\t26\t29,5\tschwache K\u00e4lte\n6\t31,7\tetwas k\u00fchl\t27\t29,5\tnoch schw\u00e4cher\n7\t31,75\tindifferent\t28\t29,5\tindifferent\n8\t31,7\tr\t29\t29,2\t33\n9\t31,55\t35\t30\t29,1\t33\n10\t31,3\tindifferent,\t31\t28,75\t??\n\t\tvielleicht k\u00fchl\t32\t28,7\ty\n11\t31,2\tindifferent\t33\t28,6\ty\n12\t31,3\t35\t34\t28,3\t33\n13\t31,25\t33\t35\t27,7\ty\n14\t31,05\tindifferent, etwas k\u00fchl\t36\t27,2\ty\n15\t31,0\t# indifferent\t37\t27,1\t35\n16\t31.0\ty\t38\t26,8\ty\n17\t30,8\t\t39\t26,45\t33\n18\t30,8\ty\t40\t25,85\t33\n19\t30,7\t\t41\t25,3\t33\n20\t30,4\tindifferent, un-\t42\t24,95\tk\u00fchl\n\t\tsicher\t43 i\t25,0\tw\u00e4rmer\nEbenso im folgenden Versuch, wo \u201edie ganze Zeit eine Neigung zur K\u00fchle\u201c vorhanden war,\nVerf. Zimmertemp. 19,5\u00b0, Versuchsdauer 39 Min., Ds = 7,3\u00b0, ds = 0,19 0 (s. Tab. 8).\nBevor ich weitergehe, d\u00fcrfte es sich empfehlen ein paar Worte der Frage zu widmen, auf welche Weise der Mittelwert der Temperatur\u00e4nderung pro Minute berechnet werden soll, der keine thermische Empfindung entspricht.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 39\nTabelle 8.\nMin.\tTemp.\tAussagen\tMin.\tTemp.\tAussagen\n0\t-\t\t20\t* 25,7\tAndeutung von\n1\t30,7\tindifferent\t\t\tK\u00fchle\n2\t29,5\tk\u00fchl\t21\t25,7\tindifferent\n3\t29,7\tindifferent\t22 i\t25,5\tindifferent, vielleicht k\u00fchl\n4\t29,6\tV\t23\t25,3\tsicher k\u00fchl\n5\t29,3\tindifferent, nicht kalt\t24\t25,4\tindifferent\n6\t28,9\t\t25\t25.15\t77\n7\t28,5\tindifferent, etwas warm, vielleicht in\ti 26\t25,0\t55\n\t\tder Umgebung\t27\t25,2\t55\n8\t28,15\tindifferent\t28\t24,6\tetwas kalt\n9\t27,65\tindifferent, k\u00fchler\t29\t24,3\tindifferent\n\t\tHauch, nicht andauernd\t30\t24,7\t55\n10\t27,55\tindiff., etwas k\u00fchl\t31\t24,5\t55\n11\t27,3\twohl k\u00fchl\t|\t32 |\t24,4\tbrennend, vielleicht k\u00fchl\n12\t27,4\tindifferent\t|\t33\t24,25\tSpur von K\u00e4lte\n13\t27,2\t55\t34\t24,4\tindifferent\n14\t27,0\t55\t35\t24,3\t?7\n15\t26,7\tindifferent, k\u00fchl\t36\t24,1\tr\n16\t26,6\tindifferent\t37\t24,1\t55\n17\t26,5\t55\t38\t23,6\tetwas k\u00fchl\n18\t26,2\t55\t39\t23,4\tk\u00fchl\n19\t26,0\t55\t| I\t\t\nMan k\u00f6nnte entweder so verfahren, dafs man alle min\u00fctlichen Temperaturdifferenzen, f\u00fcr die das Urteil \u201eindifferent\u201c abgegeben worden ist, zusammenz\u00e4hlt und daraus das Mittel nimmt. Aus einer Versuchsreihe, welche sowohl die Aussagen indifferent wie k\u00fchl und lau enth\u00e4lt, k\u00f6nnte man dann f\u00fcr jede dieser Urteilsformen eine Differenzensumme und einen Mittelwert gewinnen, oder man k\u00f6nnte die ganzen Versuchsreihen in 3 Gruppen zusammenstellen, je nachdem die Gesamturteile auf indifferent, k\u00fchl oder lau lauten, die totale Temperatur\u00e4nderung\njeder Reihe dividieren durch ihre Dauer in Minuten und auf\n\u2666\ndiese Weise einen Mittelwert gewinnen.\n\u2022 \u2022\nAuf Grund nachfolgender \u00dcberlegung scheint mir der erste Weg nicht geeignet ein zuverl\u00e4ssiges Ergebnis zu liefern. Nerven-","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nElof Gertz.\nreizungen, die eine gewisse Starke \u00fcberschreiten, bedingen l\u00e4ngere oder k\u00fcrzere Nachwirkungen, die den Eindruck einer nachfolgenden Reizung beeinflussen. Wenn nun, wie das h\u00e4ufig der Fall war, die Temperatur in der ersten Minute um 0,3\u00b0 sank7 in der zweiten um den gleichen Wert, in der dritten Minute, um 0,1\u00b0, so ist nach dieser Minute das Urteil \u201efortdauernd k\u00fchl\u201c abgegeben worden, vielleicht mit dem Zusatz \u201enicht mehr so stark\u201c, oder wenn die Abnahme 0,3\u00b0 und die folgende 0,1\u00b0 war, so lautete das letztere Urteil gew\u00f6hnlich \u201ejetzt etwas k\u00fchl\u201c. Es ist nun klar, dafs eine Versuchsreihe, die zahlreiche Kombinationen oder Folgen solcher Temperatur\u00e4nderungen umfafst, nicht mehr aussagen kann, als dafs eine Abnahme um 0,3\u00b0 f\u00fcr die Adaptation zu ' grofs ist und dafs aus einer derartigen Reihe die kritische oder unterschwellige, d. h. von begleitenden Temperaturempfindungen freie Temperaturdifferenz nicht berechnet werden kann, selbst wenn in ihr mehrere Urteile \u201eindifferent\u201c Vorkommen. Temperaturdifferenzen, die nachweilich zur Urteilsgruppe \u201eindifferent\u201c geh\u00f6ren, w\u00fcrden auf diese Weise in eine andere Gruppe fallen. So w\u00fcrden in den angef\u00fchrten Beispielen die Differenz 0,1\u00b0 in die gleiche Gruppe fallen wie 0,3\u00b0, d. h. in die Gruppe \u201ek\u00fchl\u201c. Andererseits haben die Versuche gezeigt,, dafs eine Temperaturabnahme von 0,1\u00b0 in der Minute nicht zu einer Kaltempfindung Veranlassung gibt. Ich mufste daher zu der \u00dcberzeugung kommen, dafs die Berechnung des Mittelwertes nach dem zweiten Verfahren zuverl\u00e4ssigere Werte liefert. Man kann freilich einwenden, dafs es mehr oder weniger von des Verfassers pers\u00f6nlicher Ansicht abh\u00e4ngen wird, ob er eine bestimmte Versuchsreihe der einen oder anderen Urteilsgruppe zuweisen will und dafs der Einteilung eine gewisse Unsicherheit anhaftet. Ich glaube aber mich (S. 75\u201478) \u00fcber die Grunds\u00e4tze f\u00fcr die Beurteilung der Reihen hinreichend bestimmt ausgesprochen zu haben, um diesen Einwand einen guten Teil seiner Berechtigung zu nehmen. \u00dcberdies kommt das Schlufsurteil der Vp. selbst als unterst\u00fctzendes Moment hinzu.\nDas bei diesen Versuchen verwendete Thermometer war in Zehntelgrade geteilt und liefs Zwanzigstel sicher ablesen. Die Dauer der Versuchsreihen schwankte zwischen 20 und 50 Min. Sicherlich w\u00e4re es von Interesse, als ein Beitrag zur Erm\u00fcdungsfrage, die Versuchsdauer soviel wie m\u00f6glich zu verl\u00e4ngern und zu sehen in welchem Mafse die Wahrnehmung der thermischen","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 41\nReize hierdurch beeinflufst wird. Da indessen diese Fragestellung, wenigstens an diesem Orte, aufserhalb des Rahmens der Untersuchung liegt, so kann ich nicht n\u00e4her darauf eingehen. Soweit mir Beobachtungen zur Verf\u00fcgung stehen, macht sich die \u201eErm\u00fcdung\u201c im allgemeinen daran bemerklich, dafs die Sicherheit\nL\nin der Unterscheidung von thermischen und andersartigen Empfindungen abnimmt. Man findet es dann schwierig ein Urteil abzugeb,en und hat man sich endlich f\u00fcr eines entschieden, so ist man hinterher \u00fcberzeugt, dafs es auch anders lauten k\u00f6nnte. Die Unsicherheit und Unzuverl\u00e4ssigkeit der Aussagen veranlafste mich die Versuche in der Regel nicht \u00fcber 40 Minuten auszudehnen und in vielen F\u00e4llen habe ich mich sogar mit noch k\u00fcrzeren Zeiten begn\u00fcgt. Dazu kommt, dafs es f\u00fcr die Vp. anstrengend ist die ganze Zeit \u00fcber dieselbe Stellung beizubehalten. Ich betrachte daher die Aussagen in den Versuchen von ungef\u00e4hr Stunde Dauer als die vertrauensw\u00fcrdigsten.\nIn der nachfolgenden Zusammenstellung der Versuchser-\ngebnisse bedeuten:\nT\u00b1\tdie\tAusgangstemperatur\nT2\tdie\tEndtemperatur\nDs die totale Temperaturabnahme des Versuchs Dh \u201e\t\u201e\t1 \u201e Zunahme . \u201e\t\u201e\nds\tdie\tmittlere Abnahme\tin\tder\tMinute\ndh\t\u201e\t\u201e Zunahme\t\u201e\t\u201e\t\u201e\nTabelle 9. Temperaturabnahme.\nVersuch\tZimmer- temp.\tDauer in Min.\tU\u2014T2\tDs\tds _ 1\tt Schlufsurteil\n4\t19,0 0\t39\t34,1 \u201426,85\t7,25\t0,18\tnicht vollst\u00e4ndig\n5\t19,0\u00b0\t3\t31,3 \u201430,4\t0,9\t0,3\t33\trt\n\t\t15\t31,95\u201429,3\t2,65\t0,18\t33\t53\n\t\t10\t30,9 \u201425,9\t5,0\t0,50\t33\t33\n6\t20,0\u00b0\t43\t32,6 \u201425,0\t7,6\t0,17\t33\t33\n7\t20,5\u00b0\t25\t31,1 \u201424,7\t6,4\t0,26\tbeinahe vollst\u00e4ndig\n9\t18,0o\t38\t30,0 \u201422,0\t8,0\t0,21\t33\t33\n10\t18,0\u00b0\t30\t31,2 \u201425,4\t5,8\t0,19\t33\t33\n14\t19,5\u00b0\t39\t30,7 \u201423,4\t7,3\t0,19\tnicht vollst\u00e4ndig\n24\t19,0o\t30\t30,5 \u201427,5\t3,0\t0,10\tvollst\u00e4ndig\n25\t18,5\u00b0\t36\t30,4 \u201424,6\t5,8\t0,16\tso gut wie vollst\u00e4ndig.\n26\t19,5\u00b0\t32\t31,2 \u201427,0\t4,2\t0,13\tvollst\u00e4ndig\n27\t19,0\u00b0\t27\t30,8 \u201424,0\t6,8\t0,25\tkeine Adaptation\n32\t19,0\u00b0\t29\t31,4 \u201416,3\t15,1\t0,52\t33\t33","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nElof Gertz.\nTabelle 10. Temperaturzunahme.\nVersuch\tZimmer- temp.\tDauer in Min.\tTi-T2\tDh | I\tdh\tSchlufsurteil\n1\t19,0\t25\t31,7 \u201435,7\t4,0\t0,16\tvollst\u00e4ndig\n2\t20,0\t52\t31,2 \u201440,9\t9,7\t0,19\t\n3\t21,0\t28\t28,9 \u201436,3\t7,4\t0,26\tnahezu vollst\u00e4ndig\n8\t19,5\t23\t35,1 \u201439,05\t3,95\t0,17\tvollst\u00e4ndig\n12\t19,5\t26\t30,45-35,1\t4,65\t0,18\t5)\n13\t17,5\t20\t29,8 \u201434,3\t4,5\t0,22\tnahezu vollst\u00e4ndig\n28\t19,0\t30\t31,5 \u201436,9\t5,4\t0,18\tvollst\u00e4ndig\n29\t19,5\t33\t31,3 \u201440,2\t8,9\t0,27\tnahezu vollst\u00e4ndig 1\n30\t18,5\t27\t30,8 \u201436,2\t5,4\t0,20\tvollst\u00e4ndig\n31\t19,5\t34\t31,5 \u201435,6\t4,1\t0,12\tj\nEin Teil der Versuche (15\u201423) ist mit einem abge\u00e4nderten Verfahren durchgef\u00fchrt worden, das sich nicht als vorteilhaft erwiesen hat. Sie sind daher nicht in die \u00dcbersicht auf-genommen.\nDie folgende Zusammenstellung l\u00e4fst die Grenzen zwischen vollst\u00e4ndiger und unvollst\u00e4ndiger Adaptation deutlich hervortreten.\nTabelle 11.\nAbk\u00fchlung\tErw\u00e4rmung\nTemperatur\u00e4nderung pro Min.\tSchlufsurteil\tTemperatur\u00e4nderung pro Min.\tSchlufsurteil\n0,10\u00b0 C\tvollst\u00e4ndig\t1 0,12\u00b0 C\tvollst\u00e4ndig\n0,13\u00b0 \u201e\t\t0,16 \u00bb \u201e\t55\n0,16\u00ab \u201e\tnahezu vollst\u00e4ndig\t0,17\u00ab \u201e\t57\n0,17\u00bb \u201e\tnicht vollst\u00e4ndig\t0,18\u00bb \u201e\t5?\n0,18\u00bb \u201e\t\t0,18\u00bb \u201e\t55\n0,18\u00ab \u201e\t57\t57\t0,19\u00bb \u201e\t57\n0,19\u00bb \u201e\t57\t5?\t0,20\u00bb \u201e\t57\n0,19\u00bb \u201e\tnahezu vollst\u00e4ndig\t0,22 \u00bb \u201e\tnahezu vollst\u00e4ndig\n0,21o \u201e\t57\t5?\t0,26\u00bb \u201e\t57\t5*\n0,25 \u00bb \u201e\tkeine Adaptation\t0,27 \u00bb \u201e\t7*\t77\n0,26\u00ab \u201e\tnahezu vollst\u00e4ndig\tj i\t\n0,30\u00bb \u201e\tnicht vollst\u00e4ndig\t\t\n0,50\u00b0 \u201e\tkeine Adaptation j\n0,52\u00b0","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usi\u00fc. 43\nMan sieht aus der Tabelle, dafs bei einer Temperaturabnahme von 0,15\u00b0 in der Minute vollst\u00e4ndige Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte zustande kommt, \u00fcber 0,15\u00b0 eine unvollst\u00e4ndige oder keine Adaptation, weiter gibt Temperaturzunahme im Betrage von 0,20\t0,2o\u00b0 in der Minute vollst\u00e4ndige Adaptation, von mehr als\n0,25\u00b0 keine Adaptation.\nBemerkungen zu den Ergebnissen.\nDie Art von Adaptation, um die es sich hier handelt, ist, wie in der historischen Einleitung erw\u00e4hnt wurde, bereits, von Veress nachgewiesen. Man hat sie im allgemeinen aufgefafst als eine Modifikation der Reizbarkeit der Endorgane. Sie ist nach Veress (der ausschliefslich mit steigenden Temperaturen gearbeitet hat) dadurch gekennzeichnet, dafs neue, im Verh\u00e4ltnis zu dem vorhergehenden Zustand h\u00f6here Nullpunkte sich ausbilden. Zu dieser Verschiebung des Gleichgewichts in dem Nervenapparat bedarf es eines best\u00e4ndig wachsenden und in seiner Wachstumsgeschwindigkeit mit dem steigenden Nullpunkt Schritt haltenden Reizes. Man kann (vgl. Abb. 8 R39) sagen, dafs ein gewisser Reiz, etwa 39\u00b0, nicht voll zur Geltung kommt, sondern nur mit jenem Teil r seiner Intensit\u00e4t mit dem er den unmittelbar vorhergehenden Reiz \u00fcber-\ntrifft. Denn R39 \u2014 r = R.\u00ee8 5 und die dem\n3%\nAbbildung 8.\nletzteren Reize entsprechende Energieumwandlung im Endorgan hat bereits stattgefunden. Aber ist es dann gen\u00fcgend sichergestellt, dafs r \u00fcberhaupt einen positiven Wert haben mufs, um eine Warmempfindung auszul\u00f6sen? Der Reiz, der in einem bestimmten Zeitmoment auf das Endorgan wirkt, hat ja eine gewisse Intensit\u00e4t und zuweilen sogar eine recht betr\u00e4chtliche. Diese Reizst\u00e4rke sollte unter gew\u00f6hnlichen Umst\u00e4nden eine Empfindung ausl\u00f6sen und der Grund warum es in diesen Versuchen nicht geschieht, mufs sich aus einer Pr\u00fcfung der besonderen Bedingungen ergeben. Wenn die Haut f\u00fcr eine gewisse Temperatur adaptiert ist und ich dann mit einer h\u00f6heren oder tieferen reize, mufs da stets eine Empfindung auftreten? Nein. Der Reizzuwachs mufs eine gewisse Mindestst\u00e4rke besitzen, wenn er wirksam sein soll. In gleicher Weise \u00e4ufsert sich Leegaard (31, 817), indem er sagt \u201eeine gewisse ganz geringe Menge W\u00e4rme","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nElof Gertz.\nkann n\u00e4mlich dem thermischen Apparat zugef\u00fchrt oder entzogen werden, ohne dais eine IVarm- oder Kaltempfindung auf-tritt. Erst wenn Gewinn oder Verlust den Wert dieser geringen Menge \u00fcberschreiten, tritt Empfindung der ver\u00e4nderten Temperatur auf\u201c. Sie mufs mit anderen Worten den Schwellenwert f\u00fcr die Reizung der Endorgane \u00fcberschreiten. Halte ich nun diese Reizst\u00e4rke fest, die anf\u00e4nglich etwas \u00fcberschwellig war, so sagen wir, dafs das Endorgan sich f\u00fcr diese Reizst\u00e4rke adaptiert, was zur Folge hat, dafs die Empfindung nach einer Weile aufh\u00f6rt. Was geht nun hierbei vor? Ich lasse das erste Stadium, wo der Reiz zun\u00e4chst eine schwache Empfindung hervorrief und dann unwirksam wurde, gefolgt werden von einem zweiten Stadium, in welchem ich den Reiz ver\u00e4ndere, die Temperatur erh\u00f6he oder senke. Es entsteht dabei eine schwache Empfindung, die nach einer kurzen Weile wieder schwindet. Doch habe ich auch hier darauf zu achten, dafs die \u00c4nderung der Reizst\u00e4rke ein gewisses Minimum \u00fcberschreitet. Ich habe also auch hier mit einer Schwelle zu rechnen, die, soweit ich es feststellen konnte, ebenso grofs ist, wie im 1. Stadium. Es hat mir zwar geschienen, als ob im Verlauf der Versuchsreihe, nach etwa 40 Minuten oder mehr, der Schwellenwert w\u00fcchse, doch kann ich das nicht sicher behaupten. Es scheint somit das Wesen der Adaptation darin zu bestehen, dafs der Schwellenpunkt bzw. die Schwellenbreite ihre Lage \u00e4ndern.\nWenn also ein gewisser, vielleicht relativ starker Reiz einsetzt, so beruht die Intensit\u00e4t der aufkommenden Empfindung u. a. auf dem Abstand zwischen der Lage der Reiztemperatur und des Schwellenpunktes auf der Temperaturskala, Vermindert sich dieser Abstand, indem der Schwellenpunkt sich der Reiztemperatur n\u00e4hert, sei es durch ein kontinuierliches und langsames Sinken der Aufsentemperatur (= der in der Haut herrschenden Indifferenztemperatur) oder sei es dadurch, dafs eine gewisse Zeit hindurch eine konstante Temperatur von geringerer Intensit\u00e4t als die Reiztemperatur einwirkt, so vermindert sich die St\u00e4rke der Empfindung und der Reiz wird schliefslich unwirksam. Die Wirkung jeder beliebigen Reiztemperatur mufs also beurteilt werden mit R\u00fccksicht auf den vorhandenen W\u00e4rme- und Schwellenzustand oder kurz den Adaptationszustand. Bei kontinuierlich verlaufender Abk\u00fchlung oder Anw\u00e4rmung der Haut, die eine Geschwindigkeit von 0,15 bzw. 0,25\u00b0 in der Minute","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im G-ebiet der Temp er atar sinne usw. 45\nnicht \u00fcberschreitet, bildet sich eine Reihe von Schwellenein-stellungen heraus und keine der Schwellen erreicht dabei eine solche Valenz, dafs sie sich gegen\u00fcber dem Reize zur Geltung bringen kann. Die Wirkung dieser Beziehung zwischen Schwellenpunkt und Reiz k\u00f6nnte man einen latenten oder unterschwelligen Reizungsvorgang nennen, was bedeutet, dafs eine in Nerven-energie umgewandelte physikalische Energie im Bewufstsein nicht zur Geltung kommt.\nMan kann sich den Sachverhalt in folgender Weise vorstellen. In einem bestimmten Augenblick des Adaptationsver-laufes sei der Reiz R0 vorhanden. Die Beziehung zwischen der Empfindung (T, in diesem Falle = 0 d. h. keine Empfindung) und dem Reiz m\u00f6ge ausgedr\u00fcckt sein durch\nT = R \u00b1^R\nW\u00e4chst nun der Reiz, so h\u00e4ngt es von zwei zusammenwirkenden Faktoren ab, ob Empfindung entsteht oder nicht, n\u00e4mlich von der Gr\u00f6fse des Reizzuwachses und von der hierzu erforderlichen Zeit. Man kann nun entweder ausgehen von einem bestimmten Zuwachs und den ihm entsprechenden Zeitabschnitt suchen, oder ausgehen von einem bestimmten Zeitintervall und den entsprechenden Reizzuwachs suchen. Ich bin auf die letztgenannte Weise vorgegangen und habe das Zeitintervall zu einer Minute festgesetzt.\nIch denke mir den Indifferenzbezirk veranschaulicht durch ein Oval, dessen Mittelpunkt ich den Schwellenpunkt (T) nenne, Abb. 9. Dies bedeutet, dafs die Schwellenbreite den Bezirk AB\nAbbildung 9.\tAbbildung 10.\noder R dz ^ R umfafst und die Eigenschaft besitzt, dafs der Reiz, auf welchen Ort in dem Bezirk R dz A R er auch fallen m\u00f6ge, unwirksam ist, wenn T andauernd R entspricht. (In der Abbildung ist dies angedeutet dadurch, dafs R gerade unter T liegend gezeichnet ist.) Lasse ich nun innerhalb einer Minute den Reiz um A R zunehmen auf R -f- A R = Ri, so ist Rx \u2014 AR1 unwirksam, Rx -)- A Rx aber nicht, es sei denn, dafs Tx st\u00e4ndig Rx (Abb. 10) entspricht, d. h. dafs T\u00b1 = R2 dz A Rx. Nun ist","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nElof Gertz.\nallerdings Rx nicht konstant, sondern weiter wachsend, so dafs ein station\u00e4rer Zustand\nTj = Rx i z/ Ri\nsich niemals ausbilden kann. Die einem Reize Rn+i entsprechende Schwellenlage f\u00e4llt in einem gewissen Moment irgendwohin zwischen C und B (Abb. 11) und zwar genauer so, dafs Tn-^ gerade Rn-j-i umspannen kann (es handelt sich hier um unterschwellige Reize).\nAbbildung 11.\nStation\u00e4r w\u00e4re hier der mit Tn + 1 korrespondierende Reiz = Rn-j-i \u2014 4 Rn+i = r und demgem\u00e4fs\nTn+1 =r \u00b1 ^r,\n(vgl. das gestrichelte Oval). Entsteht aus dem Reiz Rn in einer Minute Rn+2> womit wir annehmen, dafs eine deutliche Empfindung auftritt, so kommt sicherlich Tn_j_2 nach rechts von Tn_j_i zu liegen, z. B. nach dem Punkte B, aber doch nicht gen\u00fcgend weit nach rechts, um mit seiner Schwellenbreite oder (wenn ich so sagen darf) mit seinem Aktionskreis den Punkt Rn+2 zu umschliefsen.\nAbbildung 12.\nWenn man in der Zeiteinheit eine solche Zunahme der Reizst\u00e4rke bewirken kann, dafs sie in jedem Augenblick wie Rn+i in Abb. 11 zu liegen kommt, so besteht dauernd Adaptation.\nMan kann sich nun den Prozefs schematisch auf folgende Weise zurechtlegen (Abb. 12).","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usio. 47\n*\nReiz R gebe bei der Schwellenlage T\u00b1 eine deutliche Empfindung, ebenso bei T2 und T3, bei Lage T4 aber keine. Das sei bei konstantem Reiz. Die Schwelle ist R entgegenger\u00fcckt und ihm schliefslich so nahe gekommen, dafs sie mit ihrem Wirkungsbereich R umschliefst. Wenn also nach einer gewissen Zeit etwa die Schwellenlage T2 erreicht ist, so bedeutet das Schema, dafs, wenn ich pl\u00f6tzlich den Reiz von R auf r2 vermindern w\u00fcrde, ich keine Empfindung erhalten w\u00fcrde. Wenn ich dagegen keinen konstanten Reiz anwende, die Temperatur fallen oder steigen lasse, so dafs die Reizst\u00e4rken r1? r2, r3, R nach einander zu gewissen Zeiten wie in Abb. 12 zu liegen kommen, so erhalte ich ebenfalls keine Empfindung. Die Reize liegen dann geradeso wie Rn+i im Verh\u00e4ltnis zu Tn+1 in Abb. 11. Das w\u00fcrde das Schema sein f\u00fcr einen unterschwelligen Reizungsvorgang. Liegen dagegen die Reize wie in Abb. 13, wo v1 und\nAbbildung 13.\nTj, r2 und T2 zusammengeh\u00f6ren, d. h. wie Rn+2 in bezug auf Tn-|-2 in Abb. 11, so haben wir ein Schema f\u00fcr eine dauernd vorhandene Empfindung (s. oben Teil II 2). rt gibt in bezug auf Tx eine schwache Empfindung ebenso r2 im Verh\u00e4ltnis zu T2. Die Schwellenlage h\u00e4lt hier gewissermafsen Schritt mit dem Reize, sie vermag aber nicht die Reize rx, r2 zu erreichen od\u00e8r zu umschliefsen. Hier sind die \u00c4nderungen in der Zeiteinheit zu grofs, als dafs eine latente Reizung gegeben sein k\u00f6nnte. Die Voraussetzung f\u00fcr einen solchen Prozefs ist also, dafs, einen ganz normalen psychischen Zustand vorausgesetzt, die Reize stets in die Schwellenbreite fallen. Es ist, wie oben erw\u00e4hnt, m\u00f6glich, dafs diese Breite ver\u00e4nderlich ist und die Neigung hat sich zu vergr\u00f6fsern, wenn man unter Festhaltung der unterschwelligen Reizung zu relativ extremen Temperaturen kommt.\nEs ist somit aus der Untersuchung hervorgegangen, dafs ein Adaptationszustand auch gegen\u00fcber ver\u00e4nderlichen Reizen vorhanden sein kann und dafs das Wesen der Adaptation im Grunde dasselbe ist, gleichg\u00fcltig ob es sich um konstante oder ver\u00e4nderliche Reize handelt.\nIch habe im vorstehenden angenommen, dafs der Schwellen-","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nElof Geertz.\npunkt gewissermafsen in der Mitte der Schwellenbreite liegt. F\u00fcr die G\u00fcltigkeit der eben durchgef\u00fchrten Betrachtung ist es ohne Bedeutung, ob dies der Fall ist oder nicht. Die Hauptsache war, dafs der Reiz, in thermometrischem Mafse ausgedr\u00fcckt, in die Schwellenbreite oder deren Endpunkte fiel. Der Versuch scheint indessen anzudeuten, dafs der Schwellenpunkt nicht in der Mitte der Strecke liegt oder dafs die Indifferenzbezirke f\u00fcr W\u00e4rme und K\u00e4lte nicht gleich grofs sind. Leegaard nahm ohne weiteres an, vielleicht weil er die Endorgane f\u00fcr W\u00e4rme und K\u00e4lte nicht unterschied, dafs die Indifferenzbezirke f\u00fcr W\u00e4rme und K\u00e4lte gerade je die H\u00e4lfte der Indifferenzbreite ausmachen. Wenigstens ist dies aus seiner graphischen Darstellung zu entnehmen. Alrutz (38, 269) h\u00e4lt dies f\u00fcr durchaus unrichtig und sucht durch ein wohl nicht ganz \u00fcberzeugendes Beispiel nachzuweisen, dafs der theoretische Nullpunkt n\u00e4her der K\u00e4lte- als der W\u00e4rmeschwelle liegen m\u00fcsse. Da ich nun, ohne es im Versuchsplan\nAbbildung 14.\nbesichtigt zu haben, gefunden habe, dafs die gr\u00f6fste Temperatursenkung in der Minute, die nicht zu einer Kaltempfindung f\u00fchrt, kleiner ist als die gr\u00f6fste Steigerung, die nicht zu einer Warmempfindung f\u00fchrt, so komme ich zu der Vermutung, dafs die Schwellen- oder Indifferenzbreite sich nicht in zwei gleichgrofse H\u00e4lften, einen K\u00e4lte- und einen W\u00e4rmeindifferenzbezirk teilt, sondern, dafs diese beiden Abschnitte sich ungef\u00e4hr wie 3 : 5 zu einander verhalten (vgl. Abb. 14 in der die Ordinaten AB und A\u2019 B\u2019 Empfindungsst\u00e4rken f\u00fcr die Schwellenreize bedeuten, die Abszissen Reizst\u00e4rken mit J als Ausgangspunkt der Messung, A und A\u2019 die Schwellentemperaturen).\nMan kann diese Erfahrung so ausdr\u00fccken, wie es Alrutz getan hat (8S, 269) indem man sagt, die zur Erregung der K\u00e4lteorgane erforderliche W\u00e4rmeentziehung darf kleiner^ sein, als die zur Erregung der W\u00e4rmeorgane n\u00f6tige W\u00e4rmezufuhr. Diese. Aussage ist richtig, wenn es sich nur um eine Darstellung der Versuchsergebnisse handelt. Geht man aber dem Reiz Vorgang","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 49\netwas n\u00e4her nach, so wird man zu einer anderen Deutungsm\u00f6glichkeit gef\u00fchrt, wie im Folgenden gezeigt werden wird.\nF\u00fcrs erste handelt es sich darum einige Begriffe klar zu stellen. Wir fanden, dafs die Reizst\u00e4rken JA und JA\u2019 den gleichen Erfolg je nach ihrer Art herbeif\u00fchrten. JA gab die Schwellenempfindung f\u00fcr K\u00e4lte, JA\u2019 f\u00fcr die W\u00e4rme. Sind nun diese Reize, die Temperaturen A und AJ, gleichwertig ?\nEine Antwort haben wir bereits gegeben: Die A und A\u2019 entsprechenden Empfindungsst\u00e4rken AB und A\u2019B\u2019 sind gleich, weil beide schwellenm\u00e4lsig. In dieser Hinsicht sage ich, dafs A und A\u2019 physiologisch gleichwertig sind, denn sie bringen dieselbe Empfindungsst\u00e4rke zuwege. Wir haben aber auch gefunden, dafs der W\u00e4rmereiz JA\u2019 st\u00e4rker genommen werden mufs, wie der K\u00e4ltereiz JA. In dieser Hinsicht sage ich, dafs JA5 eine gr\u00f6fsere physikalische Wertigkeit besitzt als JA. Also zwei Reizst\u00e4rken, die physikalisch ungleichwertig sind, k\u00f6nnen doch, jede in ihrer Art, den gleichen physiologischen Erfolg herbeif\u00fchren. Denken wir uns ein K\u00f6rper liege auf einer schiefen Ebene und eine auf_ w\u00e4rts gerichtete Kraft habe das Vorzeichen -f-, eine abw\u00e4rts gerichtete das Vorzeichen \u2014, so wird offenbar die Kraft -f-K bei momentaner Wirkung den K\u00f6rper eine k\u00fcrzere Strecke nach aufw\u00e4rts schaffen als die Kraft \u2014K nach abw\u00e4rts (wobei vorausgesetzt wird, dafs der K\u00f6rper durch den Stofs nicht die ganze Ebene hinabgleitet). Demgem\u00e4fs kann man sich vorstellen, dafs die Kraft + (K-f-e) den K\u00f6rper um die gleiche Strecke aufw\u00e4rts, wie die Kraft \u2014 K nach abw\u00e4rts schafft. Dies mein Gedankengang betreffend die Begriffe von physiologischer und physikalischer Gleichwertigkeit.\nIn physiologischer Beziehung ist \u2014K gleichwertig mit -f-(K+e), beide bewirken gleich grofse Verschiebung des K\u00f6rpers in entgegengesetzter Richtung. Auf analoge Weise ist die Reizst\u00e4rke JA in physiologischer Beziehung gleichwertig JA\u2019, beide bewirken die gleiche Empfindungsst\u00e4rke im K\u00e4lte- und W\u00e4rmesinn, n\u00e4mlich die schwellenm\u00e4fsige.\nIn physikalischer Hinsicht ist der absolute Wert der einen Kraft gr\u00f6fser als der der anderen:\n[K + \u00ab]>[K],\nZeitschr. f. Sinnesphys. 52.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"O\n50\tElof G-ertz.\ndenn diese Ansdr\u00fccke stellen verschieden grofse physikalische Arbeitsm\u00f6glichkeiten dar (e>o). Angewendet auf die Reizst\u00e4rken erhalten wir\n['V + *] > [VJ,\nwas Alrutz so ansdr\u00fcckte, dafs er sagte, zur Ausl\u00f6sung einer Kaltempfindung braucht den K\u00e4lteorganen eine geringere Menge W\u00e4rme entzogen zu werden, als den W\u00e4rmeorganen zur Ausl\u00f6sung einer Warmempfindung zugef\u00fchrt werden mufs. Also + (V + *) f\u00fchrt innerhalb des W\u00e4rmesinnes, der Intensit\u00e4t nach, denselben Erfolg herbei wie \u2014V innerhalb des K\u00e4ltesinnes. Alrutz deutet an (38, 270), dafs dieses vielleicht in Zusammenhang gebracht werden kann mit einer verschiedenen Empfindlichkeit der Temperatursinne. Die Erkl\u00e4rung wird also hier gesucht in einer verschiedenen Reizbarkeit der Sinneseinrichtungen f\u00fcr W\u00e4rme und K\u00e4lte. Diese Annahme ist m\u00f6glich, doch liegen experimentelle Erfahrungen f\u00fcr oder wider sie nicht vor, so dafs eine weitere Er\u00f6rterung derselben vorl\u00e4ufig ausgeschlossen ist.\nAbbildung 15.\nEs gibt indessen noch eine andere m\u00f6gliche Erkl\u00e4rung daf\u00fcr, dafs zwTei physikalisch ungleichwertige Reize den gleichen physiologischen Erfolg herbeif\u00fchren. Diese Erkl\u00e4rung f\u00fchrt nicht nur zu einem fafsbareren Ergebnis, sie steht auch in \u00dcbereinstimmung mit gut gest\u00fctzten Vorstellungen von der Tiefenlage der Endorgane.\nWenn wir \u00fcberlegen, wie der Reizvorgang im Innern der Haut sich verhalten wird, wenn der auf der Oberfl\u00e4che wirkende Reiz w\u00e4chst, so kommen wir zu folgendem Ergebnis. In Abb. 15 sollen die Abszissen den Abstand der einzelnen Hautschichten von der Oberfl\u00e4che darstellen, K den Ort der K\u00e4lteorgane, V den der W\u00e4rmeorgane. Die Ordinaten sollen die Reizst\u00e4rke auf der","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der lemperatursinue usw. 51\nHautoberfl\u00e4che bedeuten, wobei der gr\u00f6fseren \u00dcbersichtlichkeit halber sowohl W\u00e4rme- wie K\u00e4ltereize auf der positiven Y-Achse aufgetragen sind. Die gestrichelte Linie mm stelle die minimale Reizst\u00e4rke dar, die zur Erweckung einer Empfindung n\u00f6tig ist. Wenn wir annehmen, dafs der Reiz um so mehr an St\u00e4rke ein-b\u00fcfst in je tiefere Schichten der Haut er eindringt, so sehen wir, dafs bei wachsendem Reiz das erforderliche Reizminimum in immer tieferen Schichten sich einstellt. Nach welchem Gesetz das stattfindet, ist hier gleichg\u00fcltig, die Hauptsache ist, dafs es geschieht.\nWenn es nun wirklich so ist, dafs der Schwellenreiz f\u00fcr Warm physikalisch st\u00e4rker ist als der f\u00fcr K\u00e4lte, so l\u00e4fst sich dies Verhalten aus der tieferen Lage der Warmorgane erkl\u00e4ren. Zugleich sehen wir, dafs der im Punkte V wirkende Reiz sowohl physiologisch wie physikalisch gleichwertig sein kann, mit dem im Punkte K wirkenden und dafs sonach die Endorgane f\u00fcr W\u00e4rme nicht notwendig eine gr\u00f6fsere W\u00e4rmezufuhr erfordern als die K\u00e4lteorgane ihrerseits W\u00e4rmeentziehung. Aber damit dies m\u00f6glich ist, mufs offenbar der Ausgangsreiz, d. h. der auf die Hautoberfl\u00e4che wirkende f\u00fcr die W\u00e4rmeorgane physikalisch h\u00f6herwertig sein als der f\u00fcr die K\u00e4lteorgane.\nWir sind somit zu folgender Auffassung des Reizungsverlaufes gekommen. Der Ausgangsreiz 1 liegt unter dem Schwellenwert. Reiz 2 liegt an sich zun\u00e4chst \u00fcber demselben/doch hat er, bis er zur Schichte K gelangt, so viel an St\u00e4rke verloren, dafs er hier unterschwellig ist. Die Reize 3 und 4 sind gerade Schwellenreize f\u00fcr kalt und warm. Nimmt man als gegeben an, dafs die Endorgane f\u00fcr warm tiefer liegen als f\u00fcr kalt, so ist es vollst\u00e4ndig in Ordnung, dafs A' als solcher h\u00f6herwertig ist als A oder anders gesprochen, dafs die min\u00fctliche Zunahme gr\u00f6fser sein mufs als die Abnahme. Nimmt man aber an, und das d\u00fcrfte wohl n\u00e4her zur Hand liegen, dafs die Reizst\u00e4rke bei der Temperatur A* gr\u00f6fser ist als beziehungsweise bei der Temperatur A, so f\u00fchrt das darauf, dafs die Endorgane f\u00fcr warm tiefer liegen als die f\u00fcr kalt.\n(Ende der 1. H\u00e4lfte.)\n4*","page":51},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"y\n","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ce05\nAus dem psychologischen Institut der Universit\u00e4t Lund.\nPsychophysische Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne und \u00fcber ihren Einflufs auf die Reiz- und Unterschiedsschwellen.\nVon\nElof Gertz (Lund).\nAus dem Schwedischen \u00fcbersetzt und teilweise gek\u00fcrzt von M. v. Frey.\nZweite H\u00e4lfte.\nInhalts\u00fcbersicht.\nIV.\tUber die Abh\u00e4ngigkeit der Kalt- und Warmempfindung von dem\nthermischen Zustand der Haut %.........\n1.\tMethodik........................\n2.\tAllgemeine Beobachtungen \u00fcber den Adaptationsverlauf\n3.\tDie Grenzen der Adaptation.............\na)\tDie Grenzen der Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte\nb)\tDie Grenzen der Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme\n4.\t\u00dcber die obere Temperaturgrenze f\u00fcr Kaltempfindung und die untere Temperaturgrenze f\u00fcr Warmempfindung\na)\tKaltempfindung bei Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme\nb)\tWarmempfindung bei Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte\nEr\u00f6rterung der Ergebnisse .\t. ................\nV.\tUntersuchung \u00fcber die Unterschiedsempfindlichkeit in ihrer Ab-h\u00e4ngigkeit vom Adaptationszustand\nZusammenfassung.............\nLiteraturverzeichnis\nSeite\n106\n106\n111\n118\n118\n120\n121\n124\n127\n128\n136\n152\n154\n52.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol\n8","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nMof Gertz.\nIT.\n\u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der Kalt- und Warmenipfindung von\ndem thermischen Zustand der Haut.\n1. Metho dik.\nDer Apparat, den ich bei den nachfolgend beschriebenen Adaptationsversuchen benutzt habe, bestand aus zwei as-cref\u00e4fsen von ie 4 1 Rauminhalt. Das eine der Gefafse diente Sr Adaptation tmd hatte daher innerhalb einer jede\u00bb Versuche-\nAbbildung 16.\nSerie konstante Temperatur, das andere Gefafs war das eigentliche Versuchsgef\u00e4fs, dessen Wasser durch eine einfache Einrichtung erw\u00e4rmt oder gek\u00fchlt werden konnte. Durch einen Motor getriebene R\u00fchrer sorgten st\u00e4ndig fur die Ausgleiciung der Temperaturen. Die gesamte Anordnung ist in Abb. 16 dargestellt. Die Anw\u00e4rmung des Wassers bzw. die Konstanter!\u00bb tung feiner Temperatur (im Adaptationsgef\u00e4fs) wurde auf folgende\nWeise bewerkstelligt.\t,\tH\nDie Zuf\u00fchrung von W\u00e4rme geschah durch v und v2\n(Abb 17), zwei Spiralen aus feinem Draht, die m Glasro ren\nversenkt waren. Die \u00dcberleitung der W\u00e4rme an das Wasser","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"bntersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 107\nwird beg\u00fcnstigt, wenn der Raum zwischen Spirale und Glasrohr mit fl\u00fcssigem Paraffin oder Glyzerin gef\u00fcllt wird. Die Spiralen sind hintereinander in einen Stromkreis geschaltet, in den auch\n\u00d4 o\nAbbildung 17.\ndie Quecksilbern\u00e4pfchen des abgebildeten Relais und der sie verbindende B\u00fcgel aufgenommen sind. Eine Zweigleitung f\u00fchrt zu dem Temperaturregulator R und dem Elektromagneten des Relais.\nDer Regulator besteht aus einem U-f\u00f6rmig gebogenen St\u00fcck Bandeisen. Bei Anw\u00e4rmung n\u00e4hern sich dessen Schenkel, bei Abk\u00fchlung gehen sie auseinander. Der Kontakt K\u00b1 samt der dazugeh\u00f6rigen Mikrometerschraube b, die in einer Platinspitze c endigt, sind isoliert von dem Schenkel, an dem sie befestigt sind, so dafs die Zweigleitung zun\u00e4chst unterbrochen ist. Man schliefst den Strom und erw\u00e4rmt das Wasser mit Hilfe der beiden Spiralen bis die gew\u00fcnschte Temperatur erreicht ist, worauf man b so weit einschraubt, dafs zwischen c und a Kontakt entsteht. Damit tritt der Strom auch in die Windungen des Elektromagneten, der Hebel des Relais wird umgelegt, die Verbindung zwischen den beiden Quecksilbern\u00e4pfen und damit der","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nElof Gertz.\nStrom durch die Spiralen unterbrochen. Nun k\u00fchlt das Wasser allm\u00e4hlich ab, wobei die Schenkel des Regulators auseinanderweichen, bis der Kontakt ca unterbrochen und der Strom weg durch die Spiralen wieder hergestellt ist. Auf diese Weise kann die Temperatur im Adaptationsgef\u00e4fs beliebig lange konstant oehalten werden. Immerhin empfiehlt es sich bei l\u00e4ngeren Versuchen die Temperatur von Zeit zu Zeit abzulesen und die Schraube b, wenn n\u00f6tig, nachzukorrigieren, weil die Platinspitze durch Funkenbildung leicht angegriffen wird. Beachtet man dies, so lassen sich die Temperaturschwankungen auf 0,05 Grad\nbeschr\u00e4nken.\t_\t.\t\u201e u\nDie Anw\u00e4rmung des Versuchsgef\u00e4fses geschah ebenfalls mi\nHilfe zweier Drahtspiralen, aber ohne Nebenschaltung eines Re-gulators, weil es hier nur darauf ankam, die Temperatur zeitweise zu erh\u00f6hen. Zur Abk\u00fchlung diente kaltes Wasser oder\nEis wasser.\nBei der Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte, d. h. unter die Umgebungstemperatur konnte ich mich nicht einer automatischen Einrichtung bedienen, um das Wasser auf konstanter Temperatur zu halten. Indessen habe ich auch hier eine Anordnung gefunden, die sehr bequem war und ihren Zweck vollst\u00e4ndig erf\u00fcllte. Ich hangte in das Gef\u00e4fs einen Heber, der als Ablaufrohr diente und versah sowohl ihn wie das Zulaufrohr mit einer Schlauchklemme. Es bot keine Schwierigkeit, die . beiden Klemmen so emzustellen, dafs sowohl die gew\u00fcnschte konstante Temperatur, wie die konstante F\u00fcllung des Gef\u00e4fses erreicht wurde. Nat\u00fcrlich mulste ich die Temperatur \u00f6fters nachsehen, konnte aber dann bei einiger Aufmerksamkeit und \u00dcbung die Temperatur ebenso konstant halten wie oben mit dem Regulator.\nAls Untersuchungsobjekt dienten der 2.-5. Finger, die gleichzeitig bis zum 1. Interphalangealgelenk eingetaucht wurden. Es war daf\u00fcr gesorgt, dafs die Finger stets bis zur gleichen Tiefe eintauchten, einerseits durch Konstanz der Wasserhohe, andererseits durch gleichm\u00e4fsige Lagerung der Hand. Letztere Vorschrift ist nicht ganz leicht zu erf\u00fcllen. Ich fand jedoch dafs sich ihr gen\u00fcgen l\u00e4fst, wenn die Hohlhand auf der Gefafskante und der Unterarm auf einer geeigneten St\u00fctze aufruht. ie Versuche wurden ausgef\u00fchrt von mir _ selbst und von einer zweiten Vp. mit guter psychologischer \u00dcbung. Den A pn. war nat\u00fcrlich die Temperatur im Pr\u00fcfungsgef\u00e4fs unbekannt, dagegen","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usiv. 109\nliefs sich nicht vermeiden, dais sie \u00fcber die Richtung, in der sich die Temperatur \u00e4nderte, unterrichtet waren. Es zeigte sich indessen, dafs dies f\u00fcr die Aussagen ohne Bedeutung war, denn f\u00fcr gleiche Temperaturen, die zu verschiedenen Zeiten wiederkehrten, wurden gleiche Urteile abgegeben.\nDie Versuche wurden in folgender Weise ausgef\u00fchrt. Die Vp. sitzt in bequemer Stellung und l\u00e4fst den Arm auf der vorerw\u00e4hnten St\u00fctze, die Unterseite der Hand auf der Kante des Adaptationsgef\u00e4fses ruhen, womit, wie gesagt, stets gleich tiefes Eintauchen der Finger sichergestellt wird. Der Moment des Eintauchens wird notiert und die Vp. aufgefordert, \u00fcber die Ver\u00e4nderungen des Empfindungszustandes zu berichten. Der Versuchsleiter besorgt die Einstellung der Temperatur imPr\u00fcfungs-gef\u00e4fs, die der Vp. unbekannt bleibt, w\u00e4hrend sie aus den Vorkehrungen (Schliefsen des Stromes, Z\u00fclassen kalten Wassers) ersehen kann, ob sie erh\u00f6ht oder erniedrigt wird. Doch ist dies im allgemeinen ohne Bedeutung, da sie nicht weifs, wie grofs die Ver\u00e4nderungen sind. Es ist nat\u00fcrlich nicht zu leugnen, dafs durch die Mafsnahmen des Versuchsleiters das Urteil (bis zu einem gewissen Grade) beeinfiufst sein kann, besonders wenn man sich in der N\u00e4he einer Grenztemperatur befindet. Wenn z. B. die Vp. beim Eintauchen in das Pr\u00fcfungsgef\u00e4fs findet, dafs das Wasser desselben sehr schwach lau ist und dann h\u00f6rt, dafs der Strom geschlossen wird, wodurch, wie sie weifs, das Wasser w\u00e4rmer wird, so liegt es nahe, dafs sie das n\u00e4chste Urteil abgibt in der vorgefalsten Meinung, dafs das Wasser nun w\u00e4rmer sein mufs. Diese st\u00f6rende Beeinflussung kann indessen leicht vermieden werden dadurch, dafs man statt einer unbedeutenden eine betr\u00e4chtliche lemperaturerh\u00f6hung hervorruft und hinterher mit einem einzigen Schritt oder weniger kleineren wieder zur\u00fcckgeht, bis auf eine Temperatur, die deutlich und sicher als lau empfunden wird. Geht man auf diese Weise vor, so erh\u00e4lt man\nim allgemeinen f\u00fcr dieselbe Temperatur stets wieder das gleiche Urteil.\nDie Pr\u00fcfungen wurden zumeist erst nach einer Adaptation von 15\u201430 Minuten begonnen; bei Temperaturen von geringer Intensit\u00e4t begannen sie, sobald die Adaptation sicher erreicht war, was f\u00fcr gewisse Temperaturen schon in wenigen Minuten der Fall ist (siehe dar\u00fcber weiter unten). Die Pausen zwischen den Pr\u00fcfungen bei einer gegebenen Adaptationstemperatur be-","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nElof Gertz.\ntrugen 2\u20143 Minuten. Nach jeder Pr\u00fcfung wurden die Finger sofort wieder in das Adaptationsgef\u00e4fs zur\u00fcckgebracht. Die Zeit, w\u00e4hrend welcher die Finger im Pr\u00fcfungsgef\u00e4fs zu verweilen hatten, konnte nicht ein f\u00fcr allemal festgesetzt werden. Sie mu s namentlich bei Adaptation f\u00fcr niedere Temperatur wesentlich l\u00e4nger gew\u00e4hlt werden.\nAn keinem Tage kamen mehr als zwei Adaptationstempera-turen zur Verwendung, eine am Vormittag, die andere am Nachmittag, mit wenigstens 4 Stunden Zwischenraum. Unter Benutzung beider H\u00e4nde, konnten aber zuweilen auch 4 Adaptationstemperaturen an einem Tage erledigt werden. Zum Schlufs sei betont, dafs die mitzuteilenden Ergebnisse streng an das angewendete Verfahren gebunden sind, insbesondere daran, dafs zur Adaptation Wasser benutzt wurde. Die untersuchten Empfindungen beziehen sich also nicht auf normale, d. h. unter gew\u00f6hnlichen Bedingungen befindliche Haut, sondern auf durchfeuchtete. Dafs dies nicht ohne Bedeutung ist, ergibt sich ans dem Vergleich mit Metall (Temperator) als Adaptationsmittel. Hier bildet sich der Adaptationszustand rascher und vollst\u00e4ndiger aus als in Wasser.\nJedes der beiden Medien hat indessen seine Vor- und Nachteile. Wasser oder allgemein Fl\u00fcssigkeiten haben den Vorzug, dafs die Adaptation ohne Druck und ohne Behinderung des Kreislaufes zustande kommt. Auch gestatten sie die t inger zum Versuche zu verwenden, was sich nicht nur aus Bequemlichkeit empfiehlt, sondern auch wegen der Empfindlichkeit und Zuverl\u00e4ssigkeit dieser Perzeptionsfl\u00e4chen. Dagegen wird bei \\ ersuchen in Wasser die Haut durchfeuchtet und dadurch ihre W\u00e4rmeleitung ver\u00e4ndert. Ferner ist Wasser ein weniger gut w\u00e4rmeleitendes Medium, was in der Schwierigkeit vollst\u00e4ndige Adaptation zu erreichen zum Ausdruck kommt. Wendet man einen Temperator an, also trockene Adaptation, so hat man den Vorteil einer normalen Beschaffenheit der Haut. Zugleich ist Metall der beste W\u00e4rmeleiter und daher die Erreichung vollst\u00e4ndiger Adaptation weit besser gesichert. Dagegen \u00fcbt der Temperator auf die Haut einen Druck aus und beeintr\u00e4chtigt hierdurch ihre Durchblutung. Aufserdem kann er nur auf solchen Hautstellen gebraucht werden, die eine gen\u00fcgend ebene Fl\u00e4che darbieten, welche Stellen in ihrer Temperaturempfindlichkeit meist gegen die Finger zur\u00fcckstehen. Diese und andere Um-","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne nsw. 111\nst\u00e4nde schienen mir f\u00fcr die Verwendung von Wasser zur Adaptation zu sprechen.\nIm Verlauf der Adaptation wurden einige Beobachtungen gemacht, die Erw\u00e4hnung verdienen.\n2. Allgemeine Beobachtungen \u00fcber den Adaptationsverlauf.\nWenn der Adaptationsvorgang als ein einfacher Erm\u00fcdungsvorgang zu betrachten w\u00e4re, sollte man erwarten, dafs die Empfindungsst\u00e4rke fortgesetzt bis Null abnimmt, etwa \u00e4hnlich der abnehmenden Arbeitsleistung des erm\u00fcdenden Muskels. Die Adaptation des K\u00e4lte- und W\u00e4rmesinns verl\u00e4uft aber nach Mafs-gabe der Versuche nicht auf diese Art. Der Vorgang ist im allgemeinen diskontinuierlich, d. h. zwischen der anf\u00e4nglichen maximalen Empfindungsst\u00e4rke und der schliefslichen minimalen liegen mehrere Zeitstrecken, in denen die Empfindung aufh\u00f6rt,\nAbbildung 19.\num sp\u00e4ter wiederzukommen. Ich habe ferner mit Sicherheit beobachtet, dafs die Empfindung, wenn sie nach einer Unterbrechung wieder auftritt, jedesmal schw\u00e4cher und von k\u00fcrzerer Dauer ist als die vorausgehende. Der Vorgang nimmt etwa den durch Abb. 19 dargestellten Verlauf.\nDie Adaptation geschieht also nicht in einem Zuge, sondern zerf\u00e4llt in eine Anzahl von Teilvorg\u00e4ngen, deren Gang im einzelnen mir mit naheliegenden Vorstellungen \u00fcber die Elementarprozesse im Nervensvstem vereinbar zu sein scheint. Man kann sich\ni/\ndarunter teils physiologische Prozesse denken, Besonderheiten im Stoffwechsel der Endorgane, teils rein psychische Prozesse wie Schwankungen der Aufmerksamkeit. Meine Untersuchungen erlauben indessen nicht auf diese Fragen n\u00e4her einzugehen.\nDafs die Adaptation mit Schwankungen der Empfindungsst\u00e4rke verbunden ist, haben bereits Holm (5, 246) und Abbott (17, 17) beobachtet, welch letztere ein ausf\u00fchrliches Versuchsprotokoll \u00fcber den Adaptationsverlauf bei 400 mitteilt, in dem diese Schwankungen auftreten. Ich kann die Beobachtungen von Abbott im allgemeinen best\u00e4tigen, sie scheint mir jedoch","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nElof Gertz.\nein paar auff\u00e4llige Erscheinungen bei der Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte \u00fcbersehen oder doch nicht mitgeteilt zu haben, n\u00e4mlich den Unterschied zwischen der sozusagen tiefen Kaltempfindung und der in der Haut selbst gelegenen, sowie die Rolle des Kreislaufes bei der Adaptation. Ich teile hier einige Abschnitte aus einem Protokoll mit, die sich auf den Verlauf der Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte beziehen.\nAdaptation f\u00fcr 24\u00b0. Die Hand ist warm. Beginn um 551; das Wasser erscheint sehr kalt, \u00dfh Die Kaltempfindung kommt und geht sehr deutlich, zuweilen ist sie nahezu fort; sie bleibt zur\u00fcck in kleinen, recht scharf begrenzten Bezirken an den Seitenfl\u00e4chen der Finger; wenn die Finger sich bewegen, tritt eine wogende Kaltempfindung auf, obwohl der R\u00fchrer in raschem Gang ist und mit dem Thermometer keine \u00f6rtlichen Unterschiede in der Wassertemperatur nachweisbar sind. 65 Empfindung ist fort, kommt wieder nach einer Weile. 610 sehr schwache K\u00e4lte in dem eingetauchten Bezirk; scharfer kalter Ring an der Wasseroberfl\u00e4che; kommt und geht fortw\u00e4hrend, ist aber jetzt ganz schwach. Ganz fort. Es zeigt sich, dafs die Adaptationstemperatur um 0,5\u00b0 gestiegen ist; als sie auf 24\u00b0 zur\u00fcckgebracht wird, erscheint sie sehr kalt. 628 das Wasser wTird nicht mehr gef\u00fchlt, doch erscheinen die Finger sehr kalt, sobald sie sich bewegen. Die schwache K\u00e4lte, die bis zum Schl\u00fcsse des Versuches bleibt, wfird als tief im Innern der Finger gelegen aufgefafst. Die Haut selbst ist vollst\u00e4ndig adaptiert auf die Wassertemperatur.\nAdaptation f\u00fcr 20\u00b0. Hand kalt. Kaltempfindung ist fort nach ungef\u00e4hr 5 Minuten; schwaches Gef\u00fchl von tiefer K\u00fchle, das nach und nach immer deutlicher und st\u00e4rker wird; absolut keine Empfindung von dem Wasser.\nAdaptation f\u00fcr 18\u00b0. Hand warm. \u00df10; 618 starke tiefe K\u00e4lte; auch Empfindung, dafs das Wasser kalt ist. 625 nur noch sehr schwache Empfindung, dafs das Wasser kalt; tiefe K\u00e4lte stark und andauernd, \u00df34 tiefe K\u00e4lte; absolut keine Empfindung vom Wasser, wenn ich die Finger bewege; zu Beginn des Versuches wurde es immer kalt empfunden, wenn ich die Finger bewegte. 654 tiefe K\u00e4lte stets deutlich und stark.\nHaut sicher adaptiert; tiefe K\u00e4lte blieb die ganze Zeit bestehen, vielleicht mit Neigung abzunehmen.\nAdaptation f\u00fcr 16\u00b0. Hand kalt. 552; 559 starke tiefe K\u00e4lte; nahezu keine Empfindung des Wassers. 68 andauernd eisige, tiefe K\u00e4lte; das Wasser wird nicht gesp\u00fcrt. 613 tiefe K\u00e4lte feiner, reiner und klarer, gleichsam befreit von einer Menge anderer Empfindungen, macht sich jetzt nicht mehr so stark geltend; Hand beginnt warm zu werden. 615 jetzt deutliche Empfindung, dafs das Wasser kalt ist; die Hand ist warm. 618 andauernde deutliche Empfindung des Wassers, wenn die Finger sich bewegen; 625 das Wasser wird nur noch schwTach, 630 nicht mehr empfunden. St\u00e4ndig tiefe K\u00e4lte.\nAdaptation f\u00fcr 14\u00b0.\tI6; l14 Wasser kaum empfunden, tiefe K\u00e4lte.\nI24 wird bei Bewegung der Finger etwas eisiger empfunden, aber keine","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. H3\nklare Empfindung, dafs das Wasser kalt. So gut wie vollst\u00e4ndige oberfl\u00e4chliche Adaptation, st\u00e4ndig und stark tiefe K\u00e4lte.\nAdaptation f\u00fcr 12\u00b0. Hand lauwarm, nicht warm. 1225; 1242 tiefe K\u00e4lte recht unbedeutend; eisig kalt bei Fingerbewegung; 1245 starke tiefe K\u00e4lte. 1249 keine unmittelbare Empfindung des Wassers; die tiefe K\u00e4lte wird eisiger bei Fingerbewegung, lh andauernd ziehende K\u00e4lte bei Bewegung, schwer zu sagen, ob das Wasser kalt erscheint, oder die tiefe K\u00e4lte zunimmt; sicher zum gr\u00f6fsten Teil letzteres; l8 keine Empfindung des Wassers im 4. und 5. Finger, dagegen deutlich im 2. und 3., am st\u00e4rksten im 2.\nDie ganze Zeit starke tiefe K\u00e4lte, die gegen Schlufs noch etwas zunimmt. Ziehende K\u00e4lte bei Bewegung der Finger, doch zum Schlufs nur im 2. und 3. Konnte nicht mit Sicherheit ausmachen, ob diese ziehende K\u00e4lte aus der Haut oder aus der Tiefe stammte. Sicher ist, dafs die tiefe K\u00e4lte stets st\u00e4rker und eisiger wrurde bei Bewegung.\nAdaptation f\u00fcr 10\u00b0. Hand warm. 555; 6h unbehaglich, eisig, Gef\u00fchl von Einschn\u00fcrung. K\u00e4lte nimmt bei Bewegung nicht zu. 64 hat stark abgenommen, nicht mehr unbehaglich. Die Temperatur mufste nun um 0,2\u00b0 gesenkt werden ; eisige K\u00e4lte. Kaum eine Hautempfindung des Wassers. 618 die K\u00e4lte steigert sich bei Bewegung, aber nicht in jedem Fall. Perioden, in denen das Wasser nicht empfunden wfird. Starke, eisige, tiefe K\u00e4lte die ganze Zeit; unm\u00f6glich auszumachen, ob zugleich K\u00e4lte in der Haut selbst empfunden wfird.\nBei einer anderen Gelegenheit verzeichnete ich f\u00fcr dieselbe Temperatur das folgende: Schmerz, der sich aufw\u00e4rts gegen die Unterseite des Handgelenks ausbreitet. Nach etwa 10 Minuten keine sichere Empfindung des Wassers. Tiefe K\u00e4lte nahm ab in den ersten 15 Minuten, nahm aber dann zu bis zum K\u00e4lteschmerz. Die Mittelhand wurde immer h\u00f6her hinauf kalt. Zum Schlufs die ganze Hand eiskalt bis hinauf zum Handgelenk, besonders auf der Dorsalseite.\nDiese Protokolle zeigen, abgesehen von dem allgemeinen Gang der Adaptation, dafs der Vorgang in der Regel diskontinuierlich ist. Bei weniger starken K\u00e4ltegraden geschieht es wohl, dafs die Empfindung kontinuierlich bis Null abnimmt, meist jedoch, besonders bei den extremen Temperaturen, ist der Vorgang diskontinuierlich. Dies ist jedoch im wesentlichen schon von fr\u00fcheren Forschern beobachtet worden.\nIn s\u00e4mtlichen Protokollen findet sich ferner die Angabe, dafs eine Kaltempfindung im Innern der Finger sich ausbildet und je nach der Temperatur mehr oder minder stark die ganze Zeit bemerkbar ist, in der die Finger im Adaptationswasser eingetaucht bleiben. Beinahe. ebenso regelm\u00e4fsig ist die Beobachtung verzeichnet, dafs die auf das Wasser bezogene Kaltempfindung verschwinden kann, w\u00e4hrend die tiefe Kaltempfindung fortdauert. Es fehlt dann zugleich jede Empfindung des Wassers und man","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nElof Gertz.\nhat den Eindruck, als ob die Finger in einem leeren Raum hingen. \u00dcber eine \u00e4hnliche Beobachtung berichtet auch Abbott (17, 17). Dies gilt mit Sicherheit f\u00fcr die Temperaturen zwischen 24\u00b0 und 16\u00b0. Bei der letztgenannten Temperatur wird es immer schwieriger und schliefslich unm\u00f6glich, die tiefe und oberfl\u00e4chliche Empfindung voneinander zu unterscheiden. Selbst wenn ich f\u00fcr ein noch so lebhaftes Umr\u00fchren des Wassers sorge, so kann ich bei den genannten Temperaturen und nach einiger Zeit nicht mehr den Eindruck gewinnen, dafs es das Wasser ist, das kalt empfunden wird. Ich habe statt dessen den Eindruck, dafs es die Finger selbst sind. Man hat also zu unterscheiden zwischen dem K\u00e4ltezustand im Innern des Fingers und dem der Haut und es hat sich gezeigt, dafs die Adaptation, die eintritt, auf die Haut beschr\u00e4nkt bleibt. Ich ziehe daraus den Schlufs, dafs die Adaptation eine Besonderheit des Systems der Hautnerven ist, w\u00e4hrend sie den tiefgelegenen Endorganen nicht oder in geringerem Umfange zukommt.\nIch m\u00f6chte hier noch auf einen anderen Punkt hinweisen. Im vorstehenden ist von der tiefen K\u00e4lte schlechtweg gesprochen worden, als ob gar kein Zweifel best\u00fcnde, dafs die fragliche Qualit\u00e4t als K\u00e4lte zu bezeichnen ist. Nach meiner \u00dcberzeugung handelt es sich jedoch hierbei nicht um eine einfache, sondern um eine komplexe Empfindung. Ohne Zweifel geht eine recht starke K\u00e4ltekomponente in sie ein, daneben aber noch anderes. Man hat ein Gef\u00fchl von Starrheit oder Steifigkeit, das, wie ich glaube, sowohl aus Kalt-, wde Druck-, Zug- und Spannungsempfindung zusammengesetzt ist. Bei 10\u00b0 und darunter tritt unzweifelhaft noch eine Schmerzkomponente hinzu. Was die Lokalisation dieser Empfindungen betrifft, so schienen sie mir stets in den Gelenken zu sein. Die genauere Analyse dieser Empfindung f\u00e4llt indessen aufserhalb des Rahmens meiner Untersuchung; ich wollte nur nebenbei auf dieselbe aufmerksam machen.\nEine andere stark hervortretende Erscheinung steht mit dem Blutkreislauf in Zusammenhang. Ist die Hand zu Beginn der Adaptation kalt, so entsteht im allgemeinen nach einer gewissen von der Adaptationstemperatur abh\u00e4ngigen Zeit, relativ vollst\u00e4ndige Adaptation. In bezug auf die Haut kann dieser Zustand sogar ein absolut vollst\u00e4ndiger sein, da es nicht m\u00f6glich ist eine auf das Wasser zu beziehende Kaltempfindung zu erhalten, so","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. H5\nlebhaft ich die Finger darin auch bewegen mag. Daneben habe ich die Empfindung von tiefer K\u00e4lte und Steifigkeit in den Fingern, die so gut wie unver\u00e4ndert anh\u00e4lt. Trifft es sich nun, dafs die Hand warm wird und die Venen unter der Haut deutlich anschwellen, so beginne ich das Wasser kalt zu f\u00fchlen, also eine Kaltempfindung, die weiterhin betr\u00e4chtlich an St\u00e4rke zunimmt. Es hat sich gezeigt, dafs dieses K\u00e4ltegef\u00fchl recht hartn\u00e4ckig anh\u00e4lt, auch wenn die Adaptationstemperatur nur wenig kalt ist. Eine weitere Eigenschaft desselben ist seine Periodizit\u00e4t. F\u00fcr kurze Zeit sind alle Kaltempfindungen verschwunden, selbst die tiefe, aber diese Pausen sind nur kurz, etwa 1/2\u20141 Min. Zuletzt verschwindet die Kaltempfindung des Wassers vollst\u00e4ndig, w\u00e4hrend die tiefe K\u00e4lte bleibt, wenn auch oft mit der Neigung abzunehmen.\nIch habe also gefunden, dafs vermehrter Blutzuflufs ein K\u00e4ltegef\u00fchl hervorruft, nachdem vorher vollst\u00e4ndige Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte erreicht war. Diese Beobachtung steht in naher Beziehung zu einer unl\u00e4ngst von Ebbecke (13, 395) ver\u00f6ffentlichten Untersuchung, weshalb ich noch mit einigen Worten darauf eingehen m\u00f6chte. Wenn man sich ein Bild von dem physikalischen Vorgang in der Haut bei der Adaptation machen will, so kommt man etwa zu folgender Vorstellung. Zu \u00e4ufserst haben wir eine Hautschicht von unbekannter Dicke, deren Temperatur mit der des Wassers \u00fcbereinstimmen m\u00f6ge. Die folgenden Schichten haben Temperaturen, die sich der Bluttemperatur n\u00e4hern und sie bei extremen Reiztemperaturen vielleicht auch \u00fcberschreiten. Nehmen wir nun an, dafs beim Eintritt der Adaptation ein station\u00e4rer W\u00e4rmezustand vorhanden ist, so mufs eine gesteigerte Blutzufuhr diesen Zustand st\u00f6ren. Wenn die Haut durchgek\u00fchlt ist und die Blutzufuhr f\u00fcr eine kurze Zeit sehr reichlich wird, so werden zun\u00e4chst die Gef\u00e4fsw\u00e4nde und weiter die umgebenden Gewebe erw\u00e4rmt, wo gegebenenfalls temperaturempfindliche Endorgane liegen. Das sollte nun offenbar eine Warmempfindung hervorrufen, w\u00e4hrend in Wirklichkeit eine Kaltempfindung auf-tritt. Um die Frage wTeiter zu verfolgen, habe ich an\u00e4misierte Finger teils f\u00fcr K\u00e4lte teils f\u00fcr W\u00e4rme adaptiert und nach Eintritt der Adaptation den Kreislauf wieder freigegeben. Zur An\u00e4mi-sierung bediente ich mich des von Thunberg empfohlenen Verfahrens (Uppsala L\u00e4karef\u00f6r. F\u00f6rh. 1894\u201495, S. 550) und der","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nElof Gertz.\ngleichen Finger und Phalangen wie in allen oben geschilderten Adaptationsversuchen.\n20\u00b0. 515\u2014; 525 vollst\u00e4ndige Adaptation der Haut; sehr starke, eisige, tiefe K\u00e4lte h\u00e4lt an. 20,1\u00b0 wird gerade warm, 19,8\u00b0 kalt empfunden.\n540. Ring um den Zeigefinger abgeschnitten, zuerst w\u00e4hrend 1/2\u20141 Min. deutliche Warmempfindung; starkes ausstrahlendes Ziehen, darauf erscheint das Wasser kalt, keine tiefe K\u00e4lte.\n542. Mittelfinger wie oben, tiefe K\u00e4lte sofort verschwunden; aus-strahlendes Stechen und schwirrende Empfindung sehr stark und anhaltend; nach etwa 1 Minute K\u00e4lte.\n545. Ringfinger, tiefe K\u00e4lte sogleich verschwunden; v\u00f6llig indifferent; starke schwirrende Empfindung, beginnende K\u00e4lte.\n548. Kleinfinger laue Empfindung; vollst\u00e4ndig indifferent; beginnende K\u00e4lte; ausstrahlendes Schwirren, bes. lebhaft, wenn der Finger gegen die Gef\u00e4fswand st\u00f6fst.\nDas L\u00f6sen der Gummiringe gelang leicht und schnell am 2. und 5 Finger, nicht so leicht am -3. und 4.\n37,7\u00b0, 1254\u2014; l4 anhaltend schmerzhaftes Stechen; l7 recht starker W\u00e4rmeschmerz; die Finger schlafen ein.\nI9. Ring am Zeigefinger abgeschnitten ; Schmerz nahezu sofort verschwunden, l12 Finger ganz unempfindlich; indifferent.\nAuch nach Durchtrennung der Ringe an den \u00fcbrigen Fingern entstand keine besondere Empfindung, das Wasser erschien absolut indifferent.\n45\u00b0. Nahezu unmittelbar nach dem Eintauchen stellte sich starker Schmerz ein, der nach 4\u20145 Minuten nicht l\u00e4nger zu ertragen ist. Nach Durchtrennung der Ringe verschwand sofort der Schmerz; andere Empfindung nicht wahrgenommen.\nDer Versuch bei 20\u00b0 ist f\u00fcr die gegenw\u00e4rtige Betrachtung der wichtigste. Unmittelbar nach L\u00f6sung des Gummiringes verschwindet die tiefe K\u00e4lte. Darauf empfindet der Finger f\u00fcr etwa 1 Minute W\u00e4rme. Es folgt v\u00f6llige Indifferenz, worauf stechende Schmerzen auftreten, die gegen das 1. Fingerglied sowie in die Fingerspitzen ausstrahlen und bald verl\u00f6schen, bald wieder auftauchen Dieselben treten erst nach 1\u20142 Minuten auf. Gleichzeitig damit oder aber bald fr\u00fcher, bald sp\u00e4ter entsteht eine Kaltempfindung, die an St\u00e4rke gewinnt. Die ausstrahlenden Empfindungen nehmen ab und verschwinden. Nach 20\u201430 Minuten schlafen die Finger ein. Eine wichtige Bedingung f\u00fcr das deutliche Zustandekommen der Erscheinung ist, dafs der Gummiring rasch gel\u00f6st wird. Geschieht die Wiederherstellung des Kreislaufs langsam, so k\u00f6nnen sowohl die Warmempfindungen wie die ausstrahlenden Empfindungen ausbleiben. Diese letzteren beruhen sicherlich auf einer leichten Sch\u00e4digung der Nervenzweige durch den Druck.","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 117\nEs zeigt sich also, dafs ich zuerst W\u00e4rme und dann K\u00e4lte empfinde. Ebbecke hat bei gleicher Temperatur ein abweichendes Ergebnis erhalten. \u201eNach Abnahme des Schn\u00fcrrings bei hoher Wassertemperatur (40\u00b0, 45\u00b0) keine Temperaturempfindung, bei mittlerer Wassertemperatur (um 30\u00b0) erst Warm-, dann Kaltempfindung, bei niederer Wassertemperatur nur Kaltempfindung auf. Sehr hohe (\u00fcber 44\u00b0) und niedrige (unter etwa 12\u00b0) Temperatur wirken schmerzhaft, ohne Temperatur-nachempfindung hervorzurufen\u201c (13, 409). Deshalb habe ich diese Versuche mehrmals wiederholt und bin um so mehr \u00fcberzeugt von der Dichtigkeit meiner Beobachtung. Der Grund, warum wir in den gew\u00f6hnlichen Adaptationsversuchen bei eintretender Gef\u00e4fserweiterung keine Warmempfindung erhalten, scheint mir darin zu liegen, dafs die Beschleunigung des Kreislaufes nicht pl\u00f6tzlich genug erfolgt. Geschieht dieses, wie bei den Versuchen am an\u00e4mischen Finger, so erhalten wir zun\u00e4chst eine deutliche Warmempfindung.\nBei Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme habe ich den Unterschied zwischen oberfl\u00e4chlicher und tiefer Empfindlichkeit, wie er so auff\u00e4llig bei der Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte in Erscheinung tritt, nicht feststellen k\u00f6nnen. Bei der Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme ist die gegebenenfalls anhaltende Warmempfindung in bezug auf ihre Lokalisation innerhalb der mit dem Wasser in Ber\u00fchrung stehenden Gliederabschnitten sehr diffus. Von den Hautbezirken, die an die Wasseroberfl\u00e4che grenzen und dicht \u00fcber ihr liegen, werden die Warmempfindungen deutlich nach aufsen lokalisiert. Im allgemeinen verl\u00e4uft die Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme viel gleichm\u00e4fsiger als die f\u00fcr K\u00e4lte. Die Warmempfindung wird fortschreitend schw\u00e4cher, wobei Schwankungen ihrer St\u00e4rke deutlich zu beobachten sind, aber nicht eine Aufl\u00f6sung in so scharf begrenzte Empfindungsperioden wie bei der Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte. Ist die Empfindung einmal verschwunden, so kehrt sie nicht wieder. Das gilt nat\u00fcrlich nur f\u00fcr Temperaturen, f\u00fcr die eine Adaptation \u00fcberhaupt m\u00f6glich, nicht f\u00fcr extreme Temperaturen, wie unten gezeigt werden wird. Im allgemeinen hat die Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme sich weniger ergiebig gezeigt an interessanten Nebenerscheinungen als die f\u00fcr K\u00e4lte; ich habe auch keine Wirkungen gegebenenfalls eintretender Kreislaufs\u00e4nderungen feststellen k\u00f6nnen.","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nElof Geertz.\n3. \u00dcber die Grenzen der Adaptation.\nDas sicherste Kennzeichen der vollst\u00e4ndigen Adaptation w\u00e4re die absolute Abwesenheit von Temperaturempfindung. Gel\u00e4nge es f\u00fcr jede beliebige Temperatur auf introspektivem Wege nachzuweisen, dafs nach einer gewissen Zeit jede Temperaturempfindung verschwunden ist, so w\u00fcrde damit die vollkommene Adaptation festgestellt sein.1 * Ich habe indessen gefunden, dafs es keineswegs eine einfache und leichte Sache ist auf diesem Wege\nzu dem Schlufs zu kommen: \u201eDie Hand ist jetzt vollkommen\n\u2022 \u2022\nadaptiert.\u201c Nach einer Weile bin ich vielleicht der \u00dcberzeugung, dafs das Urteil voreilig w7ar, obwohl die Adaptation seit 1 bis 2 Stunden im Gange ist. Ein anderer und vTeit zuverl\u00e4ssigerer Weg, um festzustellen, ob die Adaptation vollst\u00e4ndig ist, ergibt sich aus der folgenden \u00dcberlegung. Wenn vollst\u00e4ndige Adaptation f\u00fcr eine gewisse Temperatur bedeutet, dafs keine Temperaturempfindung entsteht, wenn die Haut mit einem Medium von dieser Temperatur in Ber\u00fchrung ist, so folgt daraus, dafs man keine W\u00e4rmeempfindung erhalten kann von einer tieferen und keine Kaltempfindung von einer h\u00f6heren Temperatur als die Adaptationstemperatur. Untersucht man nun die Vollst\u00e4ndigkeit der Adaptation auf diese Weise, so kommt man zu einem Ergebnis, das der gel\u00e4ufigen Vorstellung nicht ganz entspricht, nach welcher die Haut in Ber\u00fchrung mit einem Medium von konstanter Temperatur schliefslich keine thermische Erregung mehr aufwreist. Ich bespreche im folgenden die Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte und W\u00e4rme gesondert.\na) Die Grenzen der Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte.\nIch habe im vorstehenden angedeutet, dafs die Frage nach der Vollst\u00e4ndigkeit der Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantwortet werden kann. Man mufs m. E. unterscheiden zwischen der oberfl\u00e4chlichen und tiefen Empfindlichkeit. \u00dcber die letztere habe ich mich, gest\u00fctzt auf die angef\u00fchrten Versuchsprotokolle, dahin ausgesprochen, dafs die tiefliegenden Endorgane des K\u00e4ltesinns, sofern es solche gibt, Adaptationsverm\u00f6gen nicht oder doch in wTeit geringerem Grade besitzen als die der Haut. Da ich auf diese Frage zurzeit\n1 Abbott hat die Vollst\u00e4ndigkeit der Adaptation rein introspektiv\nbestimmt.","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. H9\nnicht n\u00e4her eingehen kann, wende ich mich zu dem Adaptationsverm\u00f6gen der Haut und zu der Frage, ob man sich f\u00fcr jede beliebig niedere Temperatur adaptieren kann.\nIch erw\u00e4hnte oben als ein Kennzeichen der vollst\u00e4ndigen Adaptation das Verschwinden der Temperaturempfindung, f\u00fcgte aber hinzu, dafs dieses im Versuche nicht immer anwendbar ist. Daher mein Vorschlag eines anderen Vorgehens. Bei der Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte besteht die Schwierigkeit f\u00fcr die Verwendung des genannten Kennzeichens von einer gewissen Temperatur nach abw\u00e4rts in der Schwierigkeit, die oberfl\u00e4chliche und tiefe Empfindung zu unterscheiden. Vollst\u00e4ndige Abwesenheit jeder Kaltempfindung habe ich f\u00fcr keine der von mir verwendeten Temperaturen, von 24\u00b0 bis 8\u00b0, erreichen k\u00f6nnen. Eine ins Innere der Finger lokalisierte Kaltempfindung kann die ganze Versuchs* zeit \u00fcber vorhanden sein, bei den h\u00f6heren Temperaturen recht schwach oder praktisch unmerkbar, bei den tieferen Temperaturen aber stets mit Sicherheit nachweisbar. Beschr\u00e4nke ich mich auf die Empfindlichkeit der Haut allein, so kann ich sagen, dafs vollst\u00e4ndige Adaptation bis herab zu 16\u00b0 und vielleicht bis 14\u00b0 zu erreichen ist. F\u00fcr Temperaturen oberhalb 16\u00b0 habe ich mich mit Sicherheit \u00fcberzeugt, dafs nach einiger Zeit von dem Wasser keinerlei Empfindung mehr in der Haut erregt wird. Man hat nicht den Eindruck, als ob die Finger sich in irgendeinem Medium bef\u00e4nden, vielmehr werden sie selbst als kalt und steif empfunden. Diese tiefe Kaltempfindung wirkt jedoch merkw\u00fcrdig genug nicht st\u00f6rend auf die Wahrnehmung einer warmen Temperatur. (Nebenbei bemerkt hat Rollett [51, 456] \u00e4hnliche Beobachtungen gemacht bei seinem Versuch den W\u00e4rme- und K\u00e4lteschmerz als Qualit\u00e4ten nachzuweisen, die nicht auf Temperaturempfindung beruhen.) Eine Warmempfindung kann auf-treten, w\u00e4hrend die tiefe Kaltempfindung fortbesteht. Doch ist dies nicht immer der Fall. Zuweilen verschwindet bei der Pr\u00fcfung mit warmem Wasser die tiefe Kaltempfindung sofort. Bei Temperaturen unter 12\u00b0 trifft dies aber nicht zu. Pr\u00fcfe ich hier mit Temperaturen, die nur einige Zehntel \u00fcber der Adaptationstemperatur liegen, so werden diese von der Adaptationstemperatur im allgemeinen nicht unterschieden d. h. der K\u00e4ltezustand bleibt erhalten. Pr\u00fcfe ich mit etwas h\u00f6herer Temperatur, so verschwindet die tiefe Kaltempfindung, ohne dafs Warmempfindung auftritt. Erst wenn ich zu den auf S. 127 angegebenen Pr\u00fcfungstempe-","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nElof Geertz.\nraturen \u00fcbergehe, erhalte ich eine deutliche Warmempfindung. Es ist aber klar, dafs man daraus keine Folgerungen in bezug auf die Vollst\u00e4ndigkeit der Adaptation ziehen kann. F\u00fcr tiefe Temperaturen verwickelt sich die Sache dadurch, dafs dieselben an\u00e4sthesierend wirken, d. h. die Erregbarkeit der Endorgane mehr oder weniger stark herabsetzen. Wir haben weiter einen anderen wichtigen Einflufs zu ber\u00fccksichtigen, n\u00e4mlich den physikalischen K\u00e4ltezustand der Haut, worauf ich in den Schlufsbetrachtungen des 4. Abschnittes zur\u00fcckkomme.\nDas Hauptergebnis meiner Beobachtungen geht also dahin, dafs ich mit Sicherheit nachgewiesen zu haben glaube, dafs die Endorgane der Haut vollst\u00e4ndig adaptierbar sind f\u00fcr Temperaturen bis herab zu 16\u00b0. Innerhalb dieser Temperatur ist es niemals vorgekommen, dafs eine Temperatur, die \u00fcber der Adaptationstemperatur liegt, als kalt empfunden wurde. Unterhalb 16\u00b0 und jedenfalls unter 12\u00b0 kann ich keine vollst\u00e4ndige Adaptation finden. Die Kaltempfindung, die bei dieser Temperatur dauernd vorhanden ist, selbst wenn die Adaptationszeit auf 11I2 bis 2 Stunden ausgedehnt wird und die ich als tiefe Kaltempfindung bezeichnet habe, macht sich auch geltend gegen\u00fcber Temperaturen, die \u00fcber der Adaptationstemperatur liegen. Erst bei noch h\u00f6heren Temperaturen tritt Empfindungslosigkeit und schliefslich Warmempfindung auf. Ich habe allerdings zuweilen auch noch unter 12\u00b0 vollst\u00e4ndige Adaptation zu beobachten geglaubt, doch wage ich dies nicht zu verallgemeinern, weil das Urteil durch die so stark hervortretende tiefe Kaltempfindung sehr erschwert wird.\nb) Die Grenzen der Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme.\nWie bereits erw\u00e4hnt, sind die bei der Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme gegebenenfalls zur\u00fcckbleibenden Warmempfindungen recht unbestimmt in ihrer Lokalisation, so dafs es mir nicht gelungen ist, eine Unterscheidung zwischen tiefer und oberfl\u00e4chlicher Empfindung durchzuf\u00fchren, wie bei den Kaltempfindungen.\nBei der Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme ist es innerhalb eines nur wenig \u00fcber die Indifferenztemperatur hinausgehenden Bereiches m\u00f6glich, ihre Vollst\u00e4ndigkeit aus dem nat\u00fcrlichen oder direkten Kennzeichen zu beurteilen, etwa zwischen 32\u00b0 und 34\u201435 \u00b0. Da es aber meine Absicht war, die Erscheinungen der Adaptation innerhalb m\u00f6glichst weiter Temperaturgrenzen zu untersuchen,","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 121\nwar ich auf das k\u00fcnstliche oder indirekte Kennzeichen angewiesen. Ich habe also f\u00fcr eine bestimmte Adaptationstemperatur die n\u00e4chst darunter liegende Temperatur bestimmt, die f\u00fcr die Empfindung v\u00f6llig indifferent erschien. Ich habe damit, wenigstens der Form nach, die Fragestellung ver\u00e4ndert oder dahin erweitert, dafs ich die wirkliche Adaptation, die einer gegebenen objektiven Adaptationstemperatur entsprach, festzustellen suchte. Ich darf vielleicht mit ein paar Worten den Begriff \u201ewirkliche Adaptation\u201c etwas n\u00e4her bestimmen. Suche ich die Finger zu adaptieren auf eine hohe Temperatur, z. B. 45 \u00b0, so zeigt sich, dafs st\u00e4ndig, selbst bei Ausdehnung des Versuches auf 11/2\u20142 Stunden, recht starke Warmempfindungen, vermischt mit W\u00e4rmeschmerz, vorhanden sind. Pr\u00fcfe ich nun die Finger in niedriger temperiertem\nWasser, so verschwindet zun\u00e4chst der W\u00e4rmeschmerz, w\u00e4hrend\n\u2022 \u2022\ndie Warmempfindung bleibt. Uber die gleiche Beobachtung hat Riley [50, 563 (5)] berichtet. Schliefslich gelange ich zu einer Temperatur, bei der auch diese Empfindung verschwindet und ein vollkommen indifferenter Zustand sich einstellt. Diese letzte Temperatur nenne ich die wirkliche Adaptations temper atur. Obgleich z. B. in Wasser von 45\u00b0 dauernd Warmempfindung vorhanden ist, solange die Finger eingetaucht bleiben, so mufs doch ein gewisser Adaptationszustand sich hergestellt haben. Dieser wird bestimmt durch die wirkliche Adaptationstemperatur, die im gegebenen Fall bei ungef\u00e4hr 410 liegt. Wasser von 450 bewirkt also einen Adaptationszustand, der, wenn er vollst\u00e4ndig ist, durch Wasser*von 41\u00b0 hervorgerufen sein sollte, (s. Tab. 12 auf S. 122 und die mittlere gestrichelte Linie in den Kurven I\u2014III S. 125).\nIn den Reihen A und B bin ich selbst Vp. gewesen, in A zugleich Versuchsleiter. Ich lege der letzteren in bezug auf ihre Zuverl\u00e4ssigkeit weniger Gewicht bei. In Reihe C war ich Versuchsleiter; die Vp. hatte gute psychologische Schulung. Bez\u00fcglich der beiden ersten Werte in B m\u00f6chte ich hervorheben, dafs sie in der Tat bedeuten, dafs die wirkliche Adaptationstemperatur zusammenf\u00e4llt mit der \u00e4ufseren.\nIn den graphischen Darstellungen der Versuche sind die Adaptationstemperaturen durch die punktierte Gerade angedeutet, der Zwischenraum zwischen ihr und der gestrichelten Kurve umfafst den Bereich der Warmempfindung, w\u00e4hrend die Tempera-\nZeitschr. f. Sinnesphysiol- 52.\t9","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nElof Gertz.\nturen zwischen der gestrichelten und ausgezogenen Kurve indifferent sind.\nTabelle 12.\nDie wirkliche Adaptationstemperatur bei der Adaptation\nf\u00fcr W\u00e4rme.\nObjektive\tWirkliche Adaptationstemperatur\t\t\nAdaptations- temperatur\tA\tB\tC\n32\u00b0\t31,9\t32,1\t\n33\u00b0\t32,9\t\t33,0\n34\u00b0\t33,8\t34,1\t\n35\u00b0\t34,6\t\t35,0\n36\u00b0\t35,6\t35,7\t\n37\u00b0\t36,2\t\t\no 00 co\t37,2\t37,5\t37,9\n39\u00b0\t37.7\t\t\nvP- O \u00a9\t38,7\t38,8\t39,3\n41\u00b0\t39,1\t\t\n42\u00b0\t39,4\t40,0\t41,3\n43\u00b0\t39,2\t40,4\t\n44\u00b0\t38,9\t40,0\t41,2\n45\u00b0\t\t41,0\t\n46\u00b0\t1\t\t42,2\nMan erkennt somit, besonders aus den graphischen Darstellungen, dafs die mit Hilfe des nat\u00fcrlichen Kennzeichens nachweisbare absolut vollst\u00e4ndige Adaptation auf die Temperaturen zwischen 32 0 und 34\u201435 0 beschr\u00e4nkt ist. Von hier ab bis 38 0 oder 400 kann man von einer praktisch vollst\u00e4ndigen Adaptation sprechen, f\u00fcr noch h\u00f6here Temperatur gibt es keine Adaptation.\nEine gewisse Abweichung von den anderen Kurven zeigt Kurve I insofern als sie nahelegt, dafs zwischen 32\u00b0 und 34\u00b0 keine absolut vollst\u00e4ndige Adaptation geherrscht hat. Ich war, gest\u00fctzt auf das nat\u00fcrliche Kennzeichen, vollkommen \u00fcberzeugt, dafs bei diesen Temperaturen vollst\u00e4ndige Adaptation vorlag. Ich war aber, so eigent\u00fcmlich es klingen mag, ebenso sicher darin, dafs ich eine Temperatur als warm empfand, die nur wenig, etwa 0,1\u00b0, unter der Adaptationstemperatur lag. Auf den ersten Blick widersprechen sich die beiden Beobachtungen.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 123\n%\nWenn ich vollst\u00e4ndig f\u00fcr 32\u00b0 adaptiert bin, kann doch unm\u00f6glich 31,9\u00b0 oder 31,8\u00b0 warm erscheinen. Das Verhalten scheint mir indessen durchaus nicht unerkl\u00e4rlich. Die Thermometer waren genau verglichen, so dafs der Grund nicht wohl in ihnen gesucht werden kann. Die Erkl\u00e4rung mufs m. E. in der Methode gesucht werden. Die Versuchsreihe A wurde hei einer Zimmertemperatur ausgef\u00fchrt, die 17\u00b0 selten \u00fcberstieg und sich gew\u00f6hnlich um 15\u201416\u00b0 hielt, die Reihen B und C bei einer Zimmertemperatur von 22\u201423\u00b0. Nun ist 32\u201434\u00b0 eine sehr schwache W\u00e4rme, so dafs der Zustand der Haut sehr wohl ver\u00e4ndert werden kann, w\u00e4hrend die Hand vom Adaptationsgef\u00e4fs zum Pr\u00fcfungsgef\u00e4fs gef\u00fchrt wird. Dabei ist sie f\u00fcr ein paar Augenblicke einer Temperatur von 16 \u00b0 ausgesetzt, die bei der K\u00fcrze der Zeit, der geringen W\u00e4rmekapazit\u00e4t und schlechten W\u00e4rmeleitung der Luft nicht eine Kaltempfindung zu geben braucht, aber doch hinreicht, um den Adaptationszustand (f\u00fcr 32\u201434 \u00b0) zu verschieben. Das ist nicht blofs m\u00f6glich, sondern sogar ganz sicher, wie mich ein einfacher Versuch gelehrt hat, der darin bestand, dafs ich die Finger aus dem Adaptationsgef\u00e4fs nahm und ungef\u00e4hr 1 Sek. in die Luft hielt (16\u00b0). Wenn ich die Finger dann wieder in das Wasser tauchte, empfand ich es deutlich warm. Sehe ich also von diesen kleinen in dem Verfahren begr\u00fcndeten Verschiedenheiten ab, so widersprechen sich die Ergebnisse nicht.\nIch habe also gezeigt, dafs die Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme eine Grenze hat, die bei 41\u201442 \u00b0 gelegen ist. Die dazu n\u00f6tige Aufsen-temperatur ist 45\u201446\u00b0. Es liegt ja die M\u00f6glichkeit vor, dafs sich durch Verwendung noch h\u00f6herer Aufsentemperaturen auch die wirkliche Adaptation weiter emportreiben l\u00e4fst. Da indessen schon 45 \u00b0 und 46 0 den Schmerzsinn kr\u00e4ftig erregen, so habe ich von solchen. Versuchen Abstand genommen.\nEine interessante Eigent\u00fcmlichkeit, der eine besondere Untersuchung gewidmet werden sollte, zeigen die Kurven, besonders Kurve II, bei der Adaptationstemperatur 38 \u00b0. Bei dieser Temperatur scheint n\u00e4mlich die Divergenz zwischen den Kurven f\u00fcr die \u00e4ufsere und die wirkliche Adaptationstemperatur stark zuzunehmen, was die Vermutung naheiegt, dafs hierbei die Bluttemperatur eine wichtige Rolle spielt.\n9*","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nElof G-ertz. .\n\\\n4\u00ab \u00dcber die obere Temperaturgrenze f\u00fcr Kaltempfindung und die untere Temperaturgrenze\nf\u00fcr Warmempfindung.\nIn den Versuchen, deren Ergebnisse hier mitgeteilt werden sollen, habe ich die Abh\u00e4ngigkeit der Kalt- und Warmempfindung von dem Adaptationszustand n\u00e4her zu bestimmen gesucht. Wenn auch \u00fcber die allgemeinen Erscheinungen kein Zweifel besteht, so ist doch das n\u00e4here Verhalten so gut wie unbekannt. Die Frage, die hier beantwortet werden soll, ist folgende: Wo liegen die Temperaturen, die bei der jeweiligen Adaptationstemperatur minimale Kalt- und Warmempfindungen hervorrufen? Oder genauer, welche Temperaturen erregen bei gegebener Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme minimale Kaltempfindung und welche bei gegebener Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte minimale Warmempfindung?\na) Kaltempfindung bei Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme.\nIn der nachfolgenden Tabelle findet man unter A die jeweilige Temperatur des Adaptationsgef\u00e4fses (Wasser), unter Bx, B2, B3 die h\u00f6chste als kalt empfundene Temperatur, unter Cx, C2, C3 die wirkliche Adaptationstemperatur. In der Reihe B2\nTabelle 13.\nA\t\tb2\tb3\tCi\tc2\tc3\n32\u00b0\t31,5\t31,7\t\t31,9\t32,1\t\n33\u00b0\t32,3\t\t32,7\t32,9\t\t33,0\no CO\t33,3\t33,5\t\t33,8\t34,1\t\n35\u00b0\t34,2\t\t34,7\t34,6\t\t35,0\n36\u00b0\t34,9\t35,2\t\t35,6\t35,7\t\n37\u00b0\t35,5\t\t\t36,2\t\t\n38\u00b0\t36,5\t36,7\t37,5\t37,2\t37,5\t37,9\n39\u00b0\t36,8\t\t\t37,7\t\t\n40\u00b0\t37,3\t\u202237,3\t38,4\t38,7\t38,8\t39,3\n41 0\t- 37,6\t\t\t39,1\t\t\n42o\t37,9\t38,0\t39,7\t39,4\t40,0\t41,3\n43 0\t37,8\t37,9\t\t39,2\t40,4\t\n44 o'\t37,6\t37,7\t40,0\t38,9\t40,0\t41,2\n45\u00b0\t\t38,3\t\t\t41,0\t\n46\u00b0\t\t\t40,0\t\t\t42,2","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 125\nund B3 war die eine Person Versuchsleiter, die andere Vp., in B\u00b1 bin ich beides gewesen. Die Werte in B\u00b1 sind Mittel aus 8\u201410 Prim\u00e4rwerten, in B2 und Bs Mittel aus 3\u20144 Prim\u00e4rwerten, d. h. aus so vielen als die Versuche ergeben haben.\nAnschaulich dargestellt sind die Ergebnisse in den Kurvenpaaren I\u2014III und zwar geh\u00f6rt I zu B\u00b1 und Cl5 II zu B2 und*C2, III zu B3 und C3. Abszissen und Ordinaten sind in Temperaturgrade geteilt, die punktierten Linien entsprechen den \u00e4ufseren Adaptationstemperaturen (A-Werfce), die ausgezogenen (l)-Kurven (K\u00e4ltegrenzkurven) den B-Werten, die gestrichelten (2)-Kurven (wirkliche Adaptationstemperatur) den C-Werten.\n(3)\n3133 m*3i 3J3S 3? HO Hl Ht Hl \u00dc\n3133 3f 35 3i 3J 3S 3j HO H Ht H\u00ce \u00a5\u00a5 H\u00cf\n33 3V 1T3\u00c9 3? 3g 3f HO H HW HfHM\nAus den Kurven ist deutlich zu ersehen, dafs bis 38\u00b0 die K\u00e4ltegrenzkurven (1) den wirklichen Adaptationstemperaturen (2) naheliegen und diese der objektiven Adaptationstemperatur (3) (punktierte Gerade). \u00dcber 38\u00b0 laufen die Kurven auseinander. Immerhin behalten die Kurven 1 und 2 im allgemeinen eine Art Parallelit\u00e4t bei, d. h. sie heben und senken sich gleichzeitig. Sie lassen weiterhin erkennen, dafs zur Erregung einer Kaltempfindung nicht jede unter der Adaptationstemperatur liegende","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nElof G-ertz.\nTemperatur gen\u00fcgt. Von 38\u00b0 vergr\u00f6fsert sich der Abstand zwischen den Kurven 1 und 2 recht stark und von 42\u00b0 ab stellen sie ihr Steigen ein.\nBevor ich mich zu den Ergebnissen der Versuche mit Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte wende, m\u00f6chte ich noch einige Beobachtungen erw\u00e4hnen, die man beim Eintauchen der Hand in das Pr\u00fcfungs-gef\u00e4fs machen kann. Wie aus den beschriebenen Versuchen hervorgeht, werden die Temperaturen zwischen den Kurven 1 und 2 als indifferent, zwischen 2 und 3 als warm empfunden. Dies ist die allgemeine Regel, doch gibt es unter Umst\u00e4nden kleine Abweichungen. Gehe ich z. B. aus einer hohen Adaptationstemperatur, 43\u00b0 und dar\u00fcber, in etwas weniger warmes Wasser, so erhalte ich ein indifferentes oder qualitativ schwer bestimmbares Intervall, das weiterhin in lau \u00fcbergeht. Die Beobachtung dieses Intervalls ist dadurch erschwert, dafs die genannten hohen\nAdaptationstemperaturen schmerzhaft sind und der Schmerz beim\n\u2022 \u2022\n\u00dcbergang in k\u00fchleres Wasser abklingt. Bei weniger hohen Adaptationstemperaturen ist der Verlauf gew\u00f6hnlich so, dafs nach einem indifferenten Intervall die laue Empfindung auftritt (im Raum zwischen den Kurven 3 und 2). Wird die Pr\u00fcfungstemperatur etwas niedriger gew\u00e4hlt, so erscheint sie dauernd indifferent, entspricht somit der wirklichen Adaptation. Geht man mit der Pr\u00fcfungstemperatur noch weiter herab, so folgt auf ein indifferentes ein fl\u00fcchtiges Stadium der K\u00fchle, das wieder in Indifferenz zur\u00fcckgeht. Dies ist das Zeichen, dafs man sich der K\u00e4ltegrenze, Kurve 1, n\u00e4hert. Ich habe die Lage derselben bei jener Temperatur angesetzt, bei der die Empfindung der K\u00fchle 2\u20143 Sekunden dauert und qualitativ sicher festgestellt werden kann.\nIch habe ferner zwischen den Kurven 2 und 3 zuweilen noch den folgenden sonderbaren Empfindungsverlauf beobachtet, haupts\u00e4chlich bei Adaptationstemperaturen \u00fcber 40\u00b0, manchmal aber auch darunter. Zuerst erscheint ein indifferentes oder k\u00fchles Intervall, das unmittelbar \u00fcbergeht in lau. Das k\u00fchle wie das laue ist nur undeutlich geschieden von dem indifferenten Stadium. Die Beobachtung ist von beiden Versuchspersonen gemacht worden, sie ist aber nicht regelm\u00e4fsig zu erhalten, so dafs ich hier nicht weiter darauf eingehen will.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adapta ion im Gebiet der Temperatursinne usw. 127\nb) Warmempfindung bei Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte.\nWie bereits oben erw\u00e4hnt, ist es mir bei der Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte, im Gegensatz zu der f\u00fcr W\u00e4rme, nicht gegl\u00fcckt, eine von der \u00e4nfseren abweichende Adaptationstemperatur zu bestimmen. Bis herab zu 16\u00b0 oder 14\u00b0 ist der Abstand zwischen der Adaptationstemperatur und der W\u00e4rmegrenzkurve so klein, dafs die Versuche zu einer weitgehenden Analyse des Empfindungsverlaufs sich mir nicht als ergiebig erwiesen haben. Es konnten also nur die Versuche unter 14\u00b0, besonders bei 10\u00b0 und 8\u00b0 in Frage kommen. Hier bildet aber das Auftreten der tiefen Kaltempfindung eine so erschwerende Verwicklung, dafs ich auf eine Analyse verzichtet habe.\nDie nachstehende Tabelle enth\u00e4lt unter A die Adaptationstemperatur, unter B die niedrigste warm empfundene Temperatur. In den Reihen B4 und B2 war ich sowohl Versuchsperson wie Versuchsleiter, in B3 Versuchsperson, in B4 Versuchsleiter. Die letzten beiden Reihen d\u00fcrften die zuverl\u00e4ssigsten Ergebnisse bieten. In allen 4 Reihen sind die mitgeteilten Zahlen Mittel aus 3\u20144 Prim\u00e4rwerten.\nTabelle 14.\nA \u2022\tBx\tb2\tb3\tb4\n24\u00b0\t24,2\t24,1\t24,1\t24,1\n22\u00b0\t22,1\t22,1\t22,1\t22,2\n20\u00b0\t20,1\t20,1\t20,1\t20,1\n18\u00b0\t18,2\t18,1\t18,2\t18,2\n16\u00b0\t16,2\t16,2\t16,2\t16,3\n14\u00b0\t14,3\t14,4\t14,4\t14,6\n12\u00b0\t12,5\t12,7\t12,7\t12,7\n10\u00b0\t11,0\t11,3\t10,8\t10,8\n8\u00b0\t9,5\t9,9\t10,0\t10,7\nGraphisch dargestellt finden sich die Werte der Reihen B4 bis B4 in den Kurven IV\u2014VII in denen die punktierten Linien Adaptationstemperaturen (2), die ausgezogenen W\u00e4rmegrenztemperaturen (1) bedeuten.\nMan sieht, dafs die W\u00e4rmegrenzkurve sich der Kurve der Adaptationstemperatur stets sehr nahe h\u00e4lt und fast parallel mit ihr verl\u00e4uft bis 16\u00b0 oder 14\u00b0. Dieser Befund zusammen mit dem","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nElof Gertz.\nentsprechenden Verhalten bei der W\u00e4rmeadaptation scheint mir zu beweisen, dafs zwischen den Temperaturen 16\u201424\u00b0 und 32\u201439\u00b0 eine praktisch genommen vollst\u00e4ndige Adaptation m\u00f6glich ist. Bei 14\u00b0^bzw. 12\u00b0 beginnt die Kurve 1 sich deutlicher von 2 zu entfernen und bei 10\u00b0 (Kurven VI und VII) scheint sie sich einem Umkehrpunkte zu n\u00e4hern, \u00e4hnlich wie die Kurve der W\u00e4rmeadaptation bei 42\u00b0.\nVt 11 U H /6 /\u00a5 U f\u00f6 8\nVt 11 JLO 18 16 /\u00a5 !Z 10 8\nEinige Punkte dieser Ergebnisse verdienen eine n\u00e4here Er\u00f6rterung :\nEs hat sich gezeigt, dafs bei Adaptation f\u00fcr 45\u00b0 erst eine Pr\u00fcfungstemperatur von 38,3\u00b0 eine klare Kaltempfindung ergibt, w\u00e4hrend bei Adaptation f\u00fcr 32\u00b0 hierzu 31,7\u00b0 gen\u00fcgen, also im ersten Falle eine Senkung um 6,7\u00b0, im anderen um 0,3\u00b0. In gleicher Weise mufs ich bei Adaptation f\u00fcr 8\u00b0 auf 10\u00b0 hinaufgehen, um eine klare Warmempfindung zu bekommen; bei Adaptation f\u00fcr 24\u00b0 nur auf 24,1\u00b0. Man kann den Tatbestand auch ,so ausdr\u00fccken, dafs man sagt, an den Grenzen der Adaptationsf\u00e4higkeit wird die In differ enzbreite unverh\u00e4ltnism\u00e4fsig grofs. Bei","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 129\nder W\u00e4rmeadaptation kommt noch, wenn ich so sagen darf, ein Kardinalpunkt hinzu, die wirkliche Adaptation. Sie liegt in Kurve II bei 41\u00b0, so dafs in bezug auf diesen Punkt der fragliche Abstand sich auf 2,7\u00b0 verringert. Hier bedeutet 41\u00b0 den wirklich erreichten Adaptationszustand ; wie sich derselbe bei 8\u00b0 \u00e4ufserer Adaptationstemperatur stellt, ist nicht sicher zu sagen. Man kann aber vermuten, dafs die wirkliche Adaptationstemperatur bei der\nIH- Ifl JLO n J(, Ih- IZ !\u00fc 8\nM 4L Z\u00f9 U li /f /Z t\u00f6 8\nAdaptation f\u00fcr K\u00e4lte nicht soweit von der \u00e4ufseren Adaptationstemperatur entfernt liegt, wie bei der W\u00e4rmeadaptation. Was ist nun die Ursache daf\u00fcr, dafs ich bei Adaptation auf 8\u00b0 die Temperatur um 2 ganze Grade erh\u00f6hen mufs, um eine deutliche Warmempfindung zu erhalten, oder mit einer Adaptation f\u00fcr 45\u00b0 sie senken mufs um mehr als 6 Grad, um eine deutliche Kaltempfindung zu erhalten?\nZun\u00e4chst ist klar, dafs eine Adaptationswirkung vorliegen mufs, denn die Temperatur, die hier z. B. warm empfunden wird,' liegt mehr als 20 Grad unter derjenigen, welche unter normalen Umst\u00e4nden warm erscheint. Aber warum werden","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nElof Gertz.\nnicht 8,1\u00b0 oder 8,2\u00b0, 8,3\u00b0, d. h. Temperaturen die \u00fcberhaupt oberhalb der Adaptationstemperatur liegen, warm empfunden? Das h\u00e4ngt sicherlich davon ab, ob die Adaptation f\u00fcr 8\u00b0 vollst\u00e4ndig ist oder nicht. Haben wir einen vollst\u00e4ndigen oder nahezu vollst\u00e4ndigen Adaptationszustand, wie zwischen den Temperaturen 24\u00b0 bzw. 16\u00b0 und 32\u00b0 bzw. 39\u00b0, so wird eine ganz geringe Erh\u00f6hung oder Erniedrigung hinreichend sein zur Ausl\u00f6sung der Empfindung. Dieses Verhalten hat sich ja auch tats\u00e4chlich innerhalb der genannten Temperaturgrenzen als g\u00fcltig herausgestellt (vgl. die Kurven). Dagegen haben wir unter 16\u00b0 (oder 14\u00b0) und \u00fcber 39\u00b0 (oder 40\u00b0) keine vollst\u00e4ndige Adaptation mehr. Dies bedeutet, dafs die objektive Temperatur, f\u00fcr welche vollst\u00e4ndige Adaptation in Wirklichkeit vorhanden ist, nicht die ist, die von dem Thermometer im Adaptationsgef\u00e4fs angegeben wird. Wenn dieses z. B. auf 45\u00b0 steht, so ist die wirkliche Adaptationstemperatur 41\u00b0. Bei 8\u00b0 Wassertemperatur liegt die wirkliche Adaptationstemperatur etwas oberhalb 8\u00b0. Folglich\nk\u00f6nnen wir a priori schliefsen, dafs nicht jede Temperatur, die \u00fcberhaupt oberhalb einer K\u00e4lteadaptationstemperatur (des genannten Bezirks) liegt, oder unter einer W\u00e4rmeadaptationstemperatur, imstande sein wird, eine Warm- bzw. Kaltempfindung auszul\u00f6sen. Dagegen k\u00f6nnen wir dies erwarten\nIr\nAbbildung 20. von jener Temperatur, die \u00fcber der wirklichen K\u00e4lteadaptationstemperatur oder\nunter der wirklichen W\u00e4rmeadaptationstemperatur liegt. Wenn in Abb. 20 die Ordinaten Temperaturgrade bedeuten und a\u00b0 die \u00e4ufsere Adaptationstemperatur, c\u00b0 die wirkliche ist, so l\u00f6st b\u00b0 eine Empfindung nur aus, wenn die Adaptation f\u00fcr a\u00b0 vollst\u00e4ndig ist. Ist dies nicht der Fall, sondern ist c\u00b0 die wirklich vorhandene Adaptationstemperatur, so kann eine Empfindung nur ausgel\u00f6st werden von einer Temperatur, die \u00fcber c\u00b0 liegt, also etwa von d\u00b0. In dem Fall, wo ich die wirkliche Adaptationstemperatur exakt bestimmen konnte, n\u00e4mlich bei der W\u00e4rmeadaptation, hat es sich indessen erwiesen, dafs es nicht gen\u00fcgt, dafs die Pr\u00fcfungstemperatur \u00fcberhaupt unter der wirklichen Adaptationstemperatur liegt, um eine Kaltempfindung zu erhalten. Wir fragen nach der Ursache hierf\u00fcr.\nWenn wir die Versuchsbedingungen etwas n\u00e4her ins Auge","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 131\nfassen, so treffen wir auf 2 Faktoren, die eine Erkl\u00e4rung erlauben. Wir haben als Versuchsbedingungen angewendet erw\u00e4rmte oder abgek\u00fchlte Haut und haben den Erfolg dieser Mafsnahme zu pr\u00fcfen. Derselbe ist ein doppelter, ein physikalischer und ein physiologischer. Der Inhalt des letzteren Begriffes ergibt sich am besten, wenn wir uns an Goldscheiders \u201ePh\u00e4nomen der herabgesetzten Erregbarkeit\u201c erinnern. Dieses Ph\u00e4nomen erkl\u00e4rt Goldscheider als die physiologische Folge der Abk\u00fchlung oder Erw\u00e4rmung der Haut, als eine Reizbarkeitsver\u00e4nderung in den Nervenenden. Thunberg und Hacker weisen dagegen hin auf den rein physikalischen W\u00e4rmezustand der Haut und betrachten dieses Ph\u00e4nomen als eine physikalische Folge der Abk\u00fchlung oder Erw\u00e4rmung der Haut. (Siehe dar\u00fcber weiteres in der 1. H\u00e4lfte, S. 5.)\nBetrachten wir zun\u00e4chst den physikalischen Erfolg in jedem der beiden F\u00e4lle. Der K\u00fcrze wegen beschr\u00e4nke ich mich auf das Verhalten bei der K\u00e4lteadaptation; entsprechende \u00dcberlegungen gelten f\u00fcr die W\u00e4rmeadaptation.\nDas Auftreten einer Warmempfindung h\u00e4ngt allgemein ab, teils von der Geschwindigkeit der Temperatursteigerung und teils von dem absoluten Betrag dieser Steigerung. An der abgek\u00fchlten Haut liegt nun ein Moment vor, der physikalische Erfolg der Abk\u00fchlung, welcher diese Bedingungen erheblich versch\u00e4rft. Es ist selbstverst\u00e4ndlich, dafs bei einer Adaptation f\u00fcr 24\u00b0 zur \u00dcberwindung des K\u00e4ltezustandes in der Haut eine geringere Temperaturerh\u00f6hung ausreicht als bei 8\u00b0. Bei 24\u00b0 ist praktisch genommen vollst\u00e4ndige Adaptation vorhanden und es braucht dieser Zustand gerade nur eben \u00fcberschritten zu werden. Bei 8\u00b0 mufs dagegen offenbar erst ein physikalischer Neutralisationsprozefs stattfinden,\nder auch empfindungsm\u00e4fsig wahrnehmbar * ist und zu voll-\n\u2022 \u2022\nkommener Indifferenz f\u00fchrt und darauf erst ein Uberschreitungs-\nmoment, das die Warmempfindung hervorruft. Die Reizungen\nwerden eben bis zu einem gewissen Punkt einfach neutralisiert\ndurch den K\u00e4ltezustand, weshalb wir den Inhalt des physikalischen\nEffektes so ausdr\u00fccken k\u00f6nnen, dafs der K\u00e4ltezustand die Reize\n%\nverhindert, \u00fcberhaupt oder doch mit voller St\u00e4rke auf die W\u00e4rmenerven einzuwirken. Nun h\u00e4ngt es offenbar von der Geschwindigkeit und dem absoluten Betrag der Temperaturerh\u00f6hung ab, ob eine Empfindung zustande kommt. Wir frugen oben, warum nicht beispielsweise 8,3\u00b0 als warm empfunden werden. Das","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nElof Gertz.\nberuht nun entweder darauf, dafs 8,3\u00b0 unter der wirklichen Adaptationstemperatur liegen, oder \u2014 wenn wir beispielsweise statt 8,3\u00b0 9,3\u00b0 w\u00e4hlen, f\u00fcr welche Temperatur das gleiche gilt \u2014 darauf, dafs der Temperaturanstieg in der Haut infolge ihrer niederen Temperatur zu langsam geschieht, um eine Empfindung ausl\u00f6sen zu k\u00f6nnen. Erst wenn die Pr\u00fcfungstemperatur 10\u00b0 ist, geschieht die Anw\u00e4rmung mit hinl\u00e4nglicher Grofse und Geschwindigkeit.\nDafs ein physikalischer Neutralisationsprozefs wirklich ein sehr wichtiges Glied in diesem Ph\u00e4nomen darstellt ergibt sich \u00fcbrigens aus der stets zu machenden Beobachtung, dafs, wenn eine Warmempfindung bei diesen niederen Temperaturen auftritt, sie erst nach einem etwa 3 Sekunden langen, absolut indifferenten Intervall erscheint. Die dann eintretende Empfindung gewinnt weiterhin an St\u00e4rke.\nWas die Rolle betrifft, die der physiologische Erfolg spielt, so ist es schwer sich dar\u00fcber n\u00e4her auszusprechen. Ich habe allerdings oben darauf hingewiesen, dafs der K\u00e4ltezustand in derselben Richtung wirksam ist, wie die An\u00e4sthesie. Es ist indessen m\u00f6glich, dafs die Herabsetzung in der Leistungsf\u00e4higkeit des Organs, die man bei starker Abk\u00fchlung der Haut findet, wenigstens nicht immer erkl\u00e4rt zu werden braucht als eine An\u00e4sthesierung sondern auch dem rein physikalischen K\u00e4ltezustand der Haut zugeschrieben werden kann. Indessen d\u00fcrfte eine Verminderung der Reizbarkeit in den W\u00e4rmeorganen infolge der Abk\u00fchlung als sehr wahrscheinlich gelten (vgl. Thunbeeg 1900, S. 31).\nWenn nun jeder dieser beiden Faktoren in der gleichen Richtung wirkt, so m\u00fcssen sie bei gleichzeitigem Vorhandensein dahin Zusammenwirken, dafs, je tiefer die Temperatur ist, auf die ich die Haut adaptiere, desto gr\u00f6fser der Abstand wird zwischen der Adaptationstemperatur und der Temperatur, die gerade deutlich warm empfunden wird. Eine Entscheidung der Frage h\u00e4ngt ab von der M\u00f6glichkeit die physikalische und die physiologische Wirkung voneinander zu isolieren. Es ist mir nicht gegl\u00fcckt einen Weg zu finden, auf dem dies erreicht werden k\u00f6nnte.\nIch gehe nun \u00fcber zu einem anderen Punkt. Es hat sich in den Versuchen gezeigt, was man \u00fcbrigens im allgemeinen schon wufste, dafs die Adaptation' in diesen Sinnesgebieten mit","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 133\neiner Verschiebung der Reizschwellen verkn\u00fcpft ist, die sich im Gebiet der extremen Temperaturen verschieden verh\u00e4lt und einer deutlichen Beschr\u00e4nkung unterworfen ist. Bei der W\u00e4rmeadaptation wird der Vorgang bestimmt durch die wirkliche Adaptation. Es ist wahrscheinlich, dafs derselbe Faktor auch die K\u00e4lteadaptation beherrscht, doch ist es mir nicht gegl\u00fcckt den Gang derselben in thermometrischem Mafse festzulegen.\nBei der W\u00e4rmeadaptation hat sich deutlich ergeben, dafs eine obere Grenze f\u00fcr Kaltempfindung besteht. Sie liegt f\u00fcr mich bei ungef\u00e4hr 38\u00b0, f\u00fcr die andere Versuchsperson bei 42\u00b0 und wird erreicht bei einer Adaptation auf bzw. 42\u201444\u00b0 und 44_4fto. In bezug auf die K\u00e4lteadaptation geben die Kurven VI und VII eine Andeutung daf\u00fcr, dafs eine untere Grenze f\u00fcr Warmempfindung besteht. Sie liegt bei ungef\u00e4hr 9,5\u201410,5\u00b0 und zwar bei einer Adaptation f\u00fcr 8\u00b0. Es entsteht die Frage, wodurch wohl diese Grenzen bedingt sind. In bezug auf die W\u00e4rmeadaptation bestimmt offenbar die wirkliche Adaptation die Grenzkurve in der Weise, dafs, solange die Kurve 2 steigt, dies auch f\u00fcr Kurve 1 gilt. Aber von der obengenannten Grenztemperatur ab zeigt die Kurve 2 einen unbestimmten Verlauf und ebenso Kurve 1. Es scheint sich also so zu verhalten, dafs die Grenze f\u00fcr Kaltempfindung um so h\u00f6her zu liegen kommt, je h\u00f6her ich die wirkliche Adaptationstemperatur hinauftreiben kann. Aber warum kann die wirkliche Adaptationstemperatur nicht hoher hinaufgetrieben werden? Dies h\u00e4ngt offenbar zusammen mit dem Auftreten des W\u00e4rmeschmerzes \u00fcber Temperaturen von 44\u00b0 und dem Auftreten des K\u00e4lteschmerzes unter 10\u00b0. Schmerzempfindung herrscht bei diesen Temperaturen dauernd, aber man sollte meinen, dafs dies das Zustandekommen einer Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte und W\u00e4rme nicht zu hindern brauche. Es ist indessen Tatsache, dafs die reine Warmempfindung erst deutlich hervortritt, wenn man den W\u00e4rmeschmerz zum Verschwinden bringt durch Eintauchen in ein niedriger temperiertes Wasser. Ehe das geschieht \u00fcbert\u00e4ubt sozusagen der Schmerz die Warmempfindung. Bei der Adaptation f\u00fcr h\u00f6here Temperaturen ist die sp\u00e4tere H\u00e4lfte der Adaptationszeit charakterisiert durch starke Empfindungen von Brennen und Stechen und von Irradiationserscheinungen. Dieser Zustand wird allm\u00e4hlich dauernd und man kann seinen Eintritt nach einem Zustand reiner W\u00e4rme sehr leicht in der Weise beobachten, dafs man die Hand f\u00fcr","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nElof G-ertz.\netwa 10 Sekunden in das Probegef\u00e4fs (38\u00b0) und darauf wieder in das Adaptationsgef\u00e4fs h\u00e4lt. Man erh\u00e4lt dann zuerst eine Periode reiner W\u00e4rme, die nach etwa 10 Sekunden \u00fcbergeht in schwaches Brennen oder Stechen, die weiterhin an St\u00e4rke zunehmen.\nEs ist demnach nicht unwahrscheinlich, dafs extreme Temperaturen die Endorgane so beeinflussen; dafs damit eine Grenze f\u00fcr deren Adaptations verm\u00f6gen gesetzt wird und damit auch eine obere K\u00e4lte- und eine untere W\u00e4rmegrenze. Theoretisch k\u00f6nnte man sich die Sache so vorstellen, dafs, solange die Schmerzreizung dauert, die thermischen Reaktionen, d. h. die reinen Warm- und Kaltempfindungen, gleichsam ausgeschlossen sind. Sobald dann die schmerzhafte Reizung aufh\u00f6rt, reagieren die thermischen Organe wieder in normaler Weise oder doch so als ob die schmerzhafte Reizung ihre spezifischen Funktionen nicht ber\u00fchrt h\u00e4tte.\nIch finde also, dafs die Ergebnisse zu der Behauptung berechtigen, dafs die Grenzen f\u00fcr das Adaptationsverm\u00f6gen der thermischen Organe bei den Temperaturen liegen, die nicht mehr reine thermische Empfindungen geben, sondern Schmerzempfindungen zu dem beherrschenden Bestandteil des Komplexes machen.\nDie Fundamentalfrage, die sich zuletzt einstellt, f\u00fcr deren Beantwortung die vorliegenden Untersuchungen aber nicht ausreichen ist die folgende. Wenn wir verschiedene Sinnesorgane f\u00fcr W\u00e4rme und K\u00e4lte haben und wenn die eine Art sich f\u00fcr ihr ad\u00e4quates Reizmittel adaptiert hat, was hat das f\u00fcr einen Einflufs auf die Funktion der anderen Art?\nMan wird bis auf weiteres die Sache in folgender Weise betrachten k\u00f6nnen. Bedingung f\u00fcr den zuverl\u00e4ssigen Nachweis einer h\u00f6chsten Grenze f\u00fcr Kaltempfindungen scheint mir zu sein, dafs die W\u00e4rmeendorgane vollst\u00e4ndig adaptiert sind. Ist die Adaptation nicht vollst\u00e4ndig, so erhalte ich einen niedrigeren Wert f\u00fcr die K\u00e4ltegrenze. So ist das Verhalten, wenn ich die Pr\u00fcfung beginne nach zu kurzer Adaptation. Wenn aber vollst\u00e4ndige Adaptation nicht zustande kommt, wie z. B. bei 45\u00b0 Wassertemperatur, so kann das Verhalten vielleicht derart sein, dafs durch die Temperaturen zwischen 44\u00b0 und 41\u00b0, also zwischen den Kurven 2 und 3, gleichzeitig K\u00e4lte- und W\u00e4rmeendorgane gereizt werden und dafs die Warmempfindung dominiert. Dafs","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"\\\nUntersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 13I>\nzuweilen eine isolierte Kaltempfindung auftauchen kann, ist oben S. 126 erw\u00e4hnt. Diese Empfindung kann aber kaum als eine normale betrachtet werden, denn w\u00e4re sie eine solche, so m\u00fcfste sie um so deutlicher hervortreten, je niedriger die Pr\u00fcfungstemperatur ist. Dies trifft aber f\u00fcr sie nicht zu. Aufserdem ist sie, selbst unter stets gleichen Bedingungen, nicht sicher und regelm\u00e4fsig zu erhalten, so dafs ich keine n\u00e4here Aussage \u00fcber sie machen kann.\nDie vorgeschlagene Erkl\u00e4rung versagt jedoch, wenn wir zu den Pr\u00fcfungstemperaturen zwischen den Kurven 1 und 2 \u00fcbergehen. W\u00e4re die Sachlage so, dafs die K\u00e4lteorgane von den Temperaturen zwischen den Kurven 2 und 3 gereizt werden, dafs aber die Kaltempfindungen gehemmt werden von den gleichzeitig ausgel\u00f6sten Warmempfindungen, so sollten wir erwarten, dafs zwischen den Kurven 1 und 2, wo keine Warmempfindung ausgel\u00f6st wird, die Kaltempfindungen mit aller Deutlichkeit hervortreten. Dies ist aber, wie oben gezeigt, nicht der Fall. Wenn wir uns indessen erinnern, dafs wir auf der normalen Haut eine Indifferenzbreite haben, so k\u00f6nnen wir das Ergebnis des Zusammenwirkens zwischen der physikalischen und der physiologischen Wirkung in der Weise darstellen, dafs sie zu einer Vergrofserung der Indifferenzbreite f\u00fchrt. Es w\u00fcrde dann verst\u00e4ndlich sein, dafs wir zwischen den Kurven 1 und 2 keine Empfindung durch die Probetemperaturen erhalten.\nIch mufs also die oben aufgeworfenen Fragen z. T. unbeantwortet lassen. \u00dcber das tats\u00e4chliche Verhalten habe ich wohl einzelne Angaben machen k\u00f6nnen, wie dasselbe Zusammenh\u00e4ngen mag mit der Struktur und der Funktion des Sinnesorgans, das scheint mir zurzeit einer Er\u00f6rterung nicht zug\u00e4nglich. So viel glaube ich aber auf Grund meiner Untersuchungen sagen zu k\u00f6nnen, dafs die Adaptationserscheinungen dazu dr\u00e4ngen f\u00fcr die beiden Arten von Endorganen (f\u00fcr W\u00e4rme und K\u00e4lte) einen physiologischen Zusammenhang etwa in Form eines gemeinsamen Zentrums anzunehmen. Damit k\u00e4me ich in \u00dcbereinstimmung mit v. Tschebmak (52, S. 114, 118) zu einer modifizierten Hering-schen Auffassung dieses Sinnesapparates.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nElof Gertz.\nY.\nUntersuchung der Unterschiedsempfmdlichkeit in ihrer Abh\u00e4ngigkeit vom Adaptationszustand.\nDa das Verfahren von Abbott zur Bestimmung der Unterschiedsempfindlichkeit bei verschiedenem Adaptationszustand nicht als einwandfrei gelten kann (vgl. 1. H\u00e4lfte S. 14), so schien es angezeigt, eine Nachpr\u00fcfung vorzunehmen. Dabei hat sich, wie aus dem folgenden zu= entnehmen ist, gezeigt, dafs schon in rein methodischer Hinsicht, noch sehr viel aufzukl\u00e4ren bleibt.\nTabelle 15.\np\tr\t\tf\t\t?\t\n\ta\tb\ta\tb\ta\tb\n40,0\u201442,0\t18\t25\t0\t0\t7\t0\nio I o o 'tfl\t14\t25\t0\t0\t11\t0\n40,0-41,0\t10\t25\t0\t0\t15\t0\n40,0-40,5\t4\t24\t3\t0\t18\t1\nDas Hauptbedenken, das mir ratsam erscheinen liefs, bei der Nachpr\u00fcfung von dem Verfahren Abbotts abzusehen, ist das folgende. Abbott verfuhr nach der Konstanzmethode und hatte dabei nicht mit einem Zeitfehler zu rechnen, weil sie beide H\u00e4nde gleichzeitig eintauchte, wohl aber mit einem Raumfehler, da der Wechsel zwischen \u201eNormalreiz\u201c (N-reiz) und \u201eVergleichsreiz\u201c (V-reiz) durch Kreuzen der H\u00e4nde geschah. Diesen Fehler glaubte ich auf einfache Weise vermeiden zu k\u00f6nnen, indem ich im Gegensatz zu Abbott nicht zwei Gef\u00e4fse, eines f\u00fcr den N-reiz und eines f\u00fcr den V-reiz benutzte, sondern drei, ein mittleres f\u00fcr den N-reiz und die beiden seitlichen f\u00fcr den V reiz. Man brauchte daher die H\u00e4nde nicht zu kreuzen, um bald die eine bald die andere dem N- bzw. V-reiz auszusetzen. Dabei zeigte sich aber, wenigstens bei meiner Vp., eine sehr verschiedene Empfindlichkeit der rechten und linken Hand. Tauchte sie dieselben in zwei Gef\u00e4fse, deren Temperatur, ohne dafs sie es wufste, gleich war (40\u00b0), so erschien das Wasser regelm\u00e4fsig der rechten Hand w\u00e4rmer. Vorstehende Tabelle 15 l\u00e4fst erkennen, in welchem Grade Versuche dieser Art hierdurch beeinflufst werden. Im Stabe D ist 40\u00b0 der Normalreiz, 42\u00b0 (41,5\u00b0, 41,0\u00b0, 40,5\u00b0) der","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 137\nVergleichsreiz ; r, f und ? bedeuten die Anzahl richtiger, falscher und unentschiedener Urteile; a (linke Lage) bedeutet jene Lage, wo die rechte Hand in das N-Gef\u00e4fs, die linke in das linksstehende\nAbbildung 21.\nV-Gef\u00e4fs eintaucht, b (rechte Lage) dagegen die Lage, wo die linke Hand in das N-Gef\u00e4fs und die rechte in das rechtsstehende V-Gef\u00e4fs taucht.\nWas hier vielleicht zun\u00e4chst auf f\u00e4llt, ist die grofse Zahl unentschiedener Urteile. Das scheint mir aber nicht das wesentliche\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 52.\n10","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nElof Gertz.\nzu sein. Selbst wenn es der Yp.1 * durch weitere \u00dcbung gelingen sollte, die unentschiedenen Urteile zwischen die richtigen und falschen aufzuteilen, so bleibt doch die Tatsache bestehen, dafs in Lage b (rechte Lage) dreimal 100 \u00b0/0, einmal 96 \u00b0/0 richtiger Urteile abgegeben wurden. Das bedeutet offenbar, dafs die angewendeten Temperaturunterschiede gr\u00f6fser waren f\u00fcr die rechte als f\u00fcr die linke Lage. \u00dcber ein derartiges Verhalten findet sich in Abbotts Darstellung keinerlei Andeutung.\nAus diesem Grunde habe ich das Verfahren, das aufserdem recht zeitraubend ist, verlassen und mich dem von Nothnagel-Eulenrurg zugewendet. Hierbei geschieht die Reizung mittels zweier Temperatoren, die abwechselnd auf die Haut gesetzt werden.\nAbb. 21 gibt den Aufrifs eines solchen Temperators. Der Durchmesser der Bodenfl\u00e4che war 23 mm, sein Gewicht ungef\u00e4hr 158 g bei einer F\u00fcllung mit 75 cm3 Wasser. Eine so grofse Wassermasse h\u00e4lt ihre Temperatur selbst unter ung\u00fcnstigen Verh\u00e4ltnissen gen\u00fcgend lange konstant. Die Erw\u00e4rmung des Tem-perators geschah \u00fcber einer Gasflamme, die K\u00fchlung in kaltem Wasser. Nat\u00fcrlich war der Temperator hinterher wieder abzu-trocknen. Mit solchen Temperatoren kann man leicht in einer Viertelstunde 50\u201460 Pr\u00fcfungen ausf\u00fchren, ohne die Zuverl\u00e4ssigkeit der Ergebnisse zu beeintr\u00e4chtigen. Dieser Vorzug des Verfahrens hat mich veranlafst, es zu einer Untersuchung des Einflusses zu verwenden, den geistige Arbeit auf die Unterschiedsempfindlichkeit aus\u00fcbt. Auch in einem klinischen Falle (Hysterie) habe ich die Anwendbarkeit des Verfahrens gepr\u00fcft und als seine Vorz\u00fcge die grofse Temperaturkonstanz der Temperatoren und die rasche Durchf\u00fchrbarkeit der Pr\u00fcfungsreihen befunden.\nDie Adaptation wurde mit Hilfe der in Abb. 22 dar gestellten Einrichtung bewerkstelligt. In die Seitenwand des grofsen Wassertopfes ist ein kurzer zylindrischer Stutzen eingesetzt, der nach aufsen durch ein d\u00fcnnes Messingblech abgeschlossen ist. Dieser Stutzen dient als Temperator in der Weise, dafs die Volarseite des Unterarms gegen ihn angelegt wird, wozu der Arm auf einer passend eingestellten Unterlage ruht. Um eine m\u00f6glichst gleich-m\u00e4fsige Ber\u00fchrung zu sichern, ist die Endfl\u00e4che des Stutzens\n1 Dieselbe hatte auch an den Versuchen des IV. Teiles Anteil ge-\nnommen und war daher in recht guter \u00dcbung.","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 139\nnicht eben, sondern, der W\u00f6lbung des Armes entsprechend, konkav gestaltet. Die Temperatur des Wassers im Temperator wurde in der in Teil IV beschriebenen Weise reguliert.\nDas Verfahren von Nothnagel-Eulenbueg ist indessen mit einigen Fehlern, vor allem mit einem Zeitfehler behaftet, wie sich aus den nachstehenden Ausf\u00fchrungen ergeben wird.\nZun\u00e4chst besteht keinerlei Sicherheit, dafs die Temperatoren stets gleich stark gegen die Haut dr\u00fccken. Wenn ein Versuchs-\nAbbildung 22.\nleiter frei \u00fcber diesen Fehler disponieren kann, so kann er jedes beliebige Ergebnis erhalten. Ganz vermieden wird der Fehler, wenn man die Handhabe nicht am Temperator selbst befestigt, sondern an einer H\u00fclse, in der der Temperator h\u00e4ngt (vgl. Abb. 21). Dr\u00fcckt man die Handhabe nieder, so folgt nur die H\u00fclse mit, w\u00e4hrend der Temperator lediglich mit seinem eigenen Gewicht auf der Haut lastet.\nEin anderer Fehler ist, wie ich gefunden habe, bedingt durch\ndie Verschiedenheit der Reizorte. Wenn, nat\u00fcrlich ohne Wissen\nder Vp., zwei gleichstarke Reize (40\u00b0) nacheinander einwirkten\n10*","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nMof Gertz.\nauf zwei Stellen, die in der L\u00e4ngsrichtung des Armes 10 cm voneinander entfernt waren, so wurde der distale Reiz f\u00fcr w\u00e4rmer gehalten in 100\u00b0/0 der Pr\u00fcfungen, wenn er dem proximalen nachfolgte, in 94,3 %, wenn er ihm vorausging. War der Abstand ungef\u00e4hr 7 cm, so ergab sich das in der nachstehenden Tabelle dargestellte Verhalten. In derselben bedeuten:\nP\u2014D die Reizfolge proximal-distal D\u2014P \u201e\t\u201e distal-proximal.\nI der 1. Reiz erscheint als der st\u00e4rkere\nII 55 2. 5,\t55\t55\t55\t55\nP\u2014D\tD\u2014P\nReiztemperatur 40\u00b0\n7 I = 21,2 %\t22\tI = 66,7 \u00b0/0\n26\tII = 78,8 %\t11\tII = 33,3%\nReiztemperatur 25\u00b0\n10 1 = 28,6.%\t20\tI = 66,7 %\n25 11 = 71,4 %\t10\t11 = 33,3%\nBer\u00fchrten sich die beiden Reizfl\u00e4chen, so ergaben sich\nP\u2014D\tD\u2014P\nReiztemperatur 23\u00b0\n27\t1 = 43,6%\t31\t1 = 50,8 %\n35 11 = 56,4 %\t30\t11 = 49,2 %\nWurden beide Reize (23\u00b0) an derselben Stelle gegeben, so ergab sich 23 1 = 38,4 % und 37 11 = 61,6%, d. h. der zweite Reiz wurde meist f\u00fcr st\u00e4rker (k\u00e4lter) gehalten.\nWir finden also, dafs sowohl der distale wie der zuletzt gegebene Reiz den st\u00e4rkeren Eindruck macht. Wir finden aber auch, dafs bei unmittelbarer Nachbarschaft der beiden gereizten Fl\u00e4chen und der Folge D\u2014P ungef\u00e4hr ebensooft der erste wie der zweite Reiz als der st\u00e4rkere erscheint. Es gewinnt somit den Anschein, als ob bei der Folge D\u2014P kein konstanter Fehler zu eliminieren w\u00e4re, im Gegensatz zur Folge P D. W enn wir den Raumfehler \u00a3 nennen und den Zeitfehler ferner N V bedeutet, dafs der Normalreiz vorausgeht, V\u2014N, dafs er nachfolgt, so ergibt sich f\u00fcr die Folge D\u2014P:","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 14]\nD\u2014P\nN\u2014Y\tV-N\nN-J-s V + Sj\tV + e N 1,\nV + \u00ab, \u2014 (N + e)j= V\u2014N\tV + \u00ab \u2014 (N + %) = V\u2014N.\nNun zeigt der Nullversuch, dafs Zeitfehler und Eaumfehler in der Lage D\u2014P einander praktisch aufheben, so dafs ann\u00e4hernd e \u2014 \u00a31 gesetzt werden kann, womit dann auch die beiden Ungleichungen zu Gleichungen werden. Ob es berechtigt ist e = s1 zu setzen, wird erst n\u00e4her untersucht werden m\u00fcssen.\nF\u00fcr die Folge P\u2014D erhalten wir dagegen:\nP-D\nN\u2014V\tY\u2014N\nN\tV + e+s,\tV\tN + ^ + e,\nsetzt man \u20ac-f-\u20ac1 = \u00ab2, so ergibt sich\nV + \u00aba \u2014 N > V\u2014N\tV - (N + e2) < V\u2014N\nDarnach scheint es, dafs wir bei der Folge D\u2014P in den beiden Konstellationen von N und V mit der gleichen wirksamen Reizdifferenz zu tun haben, w\u00e4hrend bei der Folge P\u2014D die wirksame Differenz in der Konstellation N\u2014V gr\u00f6fser, in der Konstellation V\u2014N um ebensoviel kleiner ist, als die objektive Reizdifferenz. Hier w\u00fcrde man also einen zusammengesetzten konstanten Fehler zu eliminieren haben, so dafs ein vollst\u00e4ndiges Versuchsprotokoll nach dem nachstehenden Schema durchzuf\u00fchren w\u00e4re (a, b, c, d bedeuten darin die Prozentzahlen der richtigem Urteile).\nP-D\tD-P\nN\u2014V\tV\u2014N\tN\u2014V V-N\nab\tcd\nBei dem ersten Versuch, den ich anstellte, nahm ich, wie sich sp\u00e4ter zeigte, mit Unrecht an, dafs kein Raumfehler vorl\u00e4ge,\nwenn die Reizfl\u00e4chen einander ber\u00fchren. Ich st\u00fctzte mich dabei\n\u2022 \u2022\nauf eine Aufserung Nothnagels (36, 286), die lautet: \u201eDie Gef\u00e4fse werden dann abwechselnd schnell hintereinander auf die zu untersuchende Partie aufgesetzt, am besten dicht nebeneinander, damit nicht das zweite Gef\u00e4fs auf eine schon etwas erw\u00e4rmte Stelle kommt.\u201c Erst sp\u00e4ter fand ich, dafs ein merklicher Raumfehler in den Versuch eingeht, selbst wenn die Reize so","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nElof Gertz.\nnahe nebeneinander gesetzt werden, dafs ihre Fl\u00e4chen sich ber\u00fchren. Setzte ich dagegen (wie Eulenburg) beide Reize auf genau die gleiche Stelle, so verschwand nat\u00fcrlich der Raum-fehler, daf\u00fcr mufste ich aber einen anderen Fehler in den Kauf nehmen, der besonders bei extremen Temperaturen bemerkbar wurde. Wenn eine f\u00fcr 42\u00b0 adaptierte Stelle zuerst mit 19\u00b0 und unmittelbar hinterher mit 17\u00b0 gereizt wurde, so wirkte wohl der erste Reiz auf Grund des vorliegenden Adaptationszustandes (42\u00b0)' nicht mehr dagegen der zweite. In den Versuchsergebnissen der Tabelle 17 ist der Raumfehler der kleinstm\u00f6gliche, weil die gereizten Fl\u00e4chen stets unmittelbar aneinanderstiefsen. Die Protokolle sind, wie gesagt, ausschliefslich in R\u00fccksicht auf den Zeitfehler angelegt. Bei den Berechnungen bin ich Sanford gefolgt (53, 353).\nEin paar Worte mufs ich noch sagen in bezug auf die Aufteilung der Urteile in richtige, falsche und unentschiedene. Obgleich bei weitem keine Einigkeit dar\u00fcber herrscht, ob unentschiedene Urteile zul\u00e4ssig sind, so verursachen sie hier doch keine Schwierigkeit. In den Versuchsreihen, in denen sie vorkamen, waren es ihrer nicht mehr als 3 oder 4. Sie waren aber zumeist nicht rein unentschieden, insofern als die Vp., die ermahnt war, von ihnen nur im Notfall Gebrauch zu machen, zu der Aussage, der erste oder zweite Reiz sei der st\u00e4rkere, das Wort \u201eunsicher\u201c hinzuf\u00fcgte. Damit war die Aussage als richtige oder falsche ohne weiteres gegeben. Die wirklich unentschiedenen Urteile habe ich geglaubt in R\u00fccksicht auf ihre Seltenheit ^ und auf den vorl\u00e4ufigen Charakter der Untersuchung sowie in \u00dcbereinstimmung mit der Betrachtungsweise Fechners je zur H\u00e4lfte den richtigen und falschen Urteilen zuteilen zu d\u00fcrfen, ungeachtet der theoretischen Mifslichkeit eines solchen Vorgehens, auf die G. E. M\u00fcller und andere hingewiesen haben.\nBei den Pr\u00fcfungen habe ich den schw\u00e4cheren Reiz als Normalreiz gew\u00e4hlt. Die Vp. hatte anzugeben, ob der erste oder zweite der st\u00e4rkere war. Jeder Reiz dauerte 1 Sekunde und die Pause zwischen dem ersten und zweiten Reiz ebenfalls 1 Sekunde. Nach jeder Pr\u00fcfung wurde der Arm wieder in Ber\u00fchrung mit dem Adaptationstemperator gebracht. Die passenden Temperaturunterschiede habe ich durch Vorversuche nach der Methode der Minimal\u00e4nderungen bestimmt.","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 143\nIn der nachstehenden Tabelle (16) sind unter A die Adaptationstemperaturen, unter T die Temperaturen angegeben, f\u00fcr welche die Unterschiedsempfindlichkeit bestimmt worden ist. Ferner bedeutet D die angewendeten Temperaturdifferenzen, N\u2014V dafs der Normalreiz, V\u2014N dafs der Vergleichsreiz vorausgeht; in den zugeh\u00f6rigen beiden St\u00e4ben sind die Prozentzahlen der richtigen F\u00e4lle angef\u00fchrt.\nTabelle 16.\nA\tT\tD\tN\u2014V\tV\u2014N\n42\t38,0\t1 i o \u2022s t-H 1\t77\t73\nn\t32,0\t1,0\t59\t56\n\u00bb\t24,0\t1,5\t59\t56\nJ5\t19,0\t2,0\t59\t57\n38\t42,0\t1.0\t73\t69\n\u00bb\t32,0\t0,5\t74\t70\n\u00bb\t24,0\t1,0\t74\t59\n\t19,0\t2,0\t70\t63\n32\t42,0\t1,0\t81\t65\n>5\t38,0\t0,5\t62\t54\nn\t24,0\t1,0\t88\t62\nn\t19,0\t1,5\t84\t56\n24\t42,0\t2,0\t65\t58\n55\t38,0\t1,5\t64\t56\n55\t32,0\t0,5\t63\t53\n55\t19,0\t1,0\t84\t76\n19\t42,0\t1,5\t59\t56\n55\t38,0\t1,0\t57\t54\n55\t32,0\t1,0\t59\t56\n55\t24,0\t1,0\t67\t59\nAus diesen Zahlen ist mit Hilfe der von Fullerton-Cattell modifizierten FECHNERschen Fundamentaltabelle die Temperaturdifferenz berechnet, der 75 % richtige F\u00e4lle entsprechen. Die Rechnung lautet beispielsweise wie folgt:\nA\n42\u00b0\nT\n38\u00b0\nD\n1,0\nN\u2014V 77 %\nV\u2014N\n73%","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nElof Gertz.\nIn der Tabelle (Sanfoed S. 354) finden wir f\u00fcr ------- den\np* e.\nWert 1,10 f\u00fcr 77 \u00b0/0, der bedeutet, dafs, um 75 \u00b0/0 richtige F\u00e4lle zu erhalten, die zugeh\u00f6rige Differenz zu der angewendeten sich wahrscheinlich verh\u00e4lt wie 1:1,10, d. h. sie ist = 0,9 Grad zu\nsetzen. F\u00fcr 73 \u00b0/ft erhalten wir f\u00fcr\nD\np. e.\n0,91 und die Differenz,.\ndie 75\u00b0/0 richtige F\u00e4lle gibt, stellt sich auf 1,1 Grad.\nNun steckt in beiden Konstellationen von N und V ein Zeitun d ein Raumfehler, die in unbestimmbarer Weise miteinander vermengt sind. Nehmen wir den Fehler als einen reinen Zeitfehler, so ist bei der Lage N\u2014V, wo die Temperaturdifferenz\ndurch den Zeitfehler vergr\u00f6fsert wird, \u2014in Wirklichkeit ^\t^\np. e.\np. e.\nund in Lage V\u2014N\nD-C p. e. \u2019\nEliminieren wir C, indem wir die\nbeiden Br\u00fcche addieren und durch zwei dividieren, so erhalten\n. D wir-----.\np. e.\nIn dem angef\u00fchrten Beispiel haben wir somit das arithmetische Mittel aus den Tabellenwerten f\u00fcr 77 % und 73 % oder aus 1,10 und 0,91 zu nehmen, was 1,01 ergibt. Die Temperaturdifferenz, die wahrscheinlich 75 \u00b0/0 richtige F\u00e4lle gibt, stellt sich dann zu 1,0/1,01 = 0,99 oder 1,0 Grad.\nIn Tabelle 17 sind die Versuchsergebnisse angef\u00fchrt.\nTabelle 17.\nAdaptations- temperatur\tTemperaturen, bei welchen die Unterschiedsempfindlichkeit bestimmt wurde\t\t\t\t\n\t19\u00b0\t24\u00b0\t32\u00b0\to GO CO\t42\u00b0\n19\u00b0\t\t2,0\t3,6\t4,9\t5,4\n24\u00b0\t0,8\t\t1,7\t4,0\t4,6\n32\u00b0\t1,8\t0,9\t\t1,7\tM\n38\u00b0\t3,1\t1,6\t0,6\t\t1,2\n42\u00b0\t6,7\t5,4\t3,6\t1,0\t\nAlle diese Pr\u00fcfungen wurden nun von neuem durchgef\u00fchrt, wobei die Protokolle mit Ber\u00fccksichtigung des Zeit- und Raumfehlers gef\u00fchrt wurden. In Tabelle 18 ist die Prozentzahl der","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 145\nrichtigen F\u00e4lle f\u00fcr die 4 Konstellationen von N und V angegeben. Die \u00dcberschriften sind aus dem Vorstehenden bekannt.\nTabelle 18.\nA\t; T\tI D\t- 1 i\n42\t38,0\t\u00bb 1,0\n\u00bb\t32,0\t1,0 ij\n57\t24,0\t1,5\n55\t19,0\t2,0\n38\t42,0\t1,0\n\u00bb\t32,0\t0,5\n55\t24,0\t1,0\n55\t19,0\t2,0\n32\t42,0\t1,\u00b0\n55\t38,0\t0,5\n55\t24,0\t1,0\n55\t19,0\t!,5 j\n24\t42,0\t2,0\n55\t38,0\t1,5 !\n55\t32,0\t0,5\t1\n55\t19,0\t1,0 1\n19\t( 42,0\t1,5 il\n55\t38,0\ti,o ;\n55\t! 32,0\t1,0 |\n55\t24,0\t1,0 ii II\nWenn man nun\nP\u2014D\n\u2014V i i\t5z; 1 >\n80\t60\n70\t56\n87\t20*\n90\t25*\n67\t69\n73\t78\n93\t28*\n93\t33*\n90\t55\n82\t20*\n85\t35*\n92\t25*\n80\t36*\n84\t60\n92\t16*\n96\t20*\n83\t57\n60\t75\n80\t0*\n81\t15*\naus den Aussagen in\nD\u2014P\nN\u2014V I\tV\u2014N\n75\t72\n58\t60\n60\t57\n57\t65\n80\t65\n76\t70\n77\t61\n71\t65\n70\t56\n64\t56\n80\t68\n76\t64\n64\t60\n60\t64\n64\t56\n80\t84\n59\t56\n59\t55\n75\t55\n65\t75\nder Lage D\u2014P den\t\nZeitfehler eliminiert, so erh\u00e4lt man einen Wert f\u00fcr die Schwelle,\nder unter der Voraussetzung gilt, dals der distale Reiz vorausgeht. Ich sagte oben, dafs in der Reizlage D\u2014P bei gleicher Gr\u00f6fse des Zeit- und Raumfehlers ungef\u00e4hr dieselben Prozentzahlen f\u00fcr die beiden Konstellationen von N und V zu erwarten seien. Es zeigt sich indessen, dafs bei der Konstellation N\u2014V die Prozentzahlen im allgemeinen etwas gr\u00f6fser sind als bei V\u2014N. Da meist nicht mehr als 25 Beobachtungen gemacht wurden, wage ich nicht zu sagen, ob eine signifikative Differenz vorliegt. Sollte es sich bei Weiterf\u00fchrung der Versuche zeigen, dafs die Differenzen in der Tat sich so verhalten, so w\u00e4re daraus zu","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nElof Oertz.\nschliefsen, dafs der Zeitfehler gr\u00f6fser ist als der Raumfehler. Wir erhalten n\u00e4mlich f\u00fcr beide Reizlagen die gr\u00f6fsten Prozentzahlen bei der Konstellation N\u2014V.\nNehmen wir nun an, obgleich dies f\u00fcr die Berechnung der Schwellen in der Lage D\u2014P gleichg\u00fcltig ist, dafs der Zeitfehler gr\u00f6fser ist als der Raumfehler, so k\u00f6nnen wir (vgl. oben S. 141) \u2014 s -f- d setzen und erhalten f\u00fcr die Konstellation N\u2014V\nV + (6 + (5) \u2014 (N + e) = (V + \u00e0) \u2014 N,\nwelche Differenz gr\u00f6fser ist als die objektive Temperaturdifferenz V\u2014N und uns also bei dieser Lage gr\u00f6fsere Prozentzahlen richtiger F\u00e4lle ergeben mufs.\nBei der Konstellation V\u2014N erhalten wir bei gleicher Reizlage y + __ (N + \u00ab + \u00d4) = V \u2014 (N + \u00e4),\nwelche Differenz kleiner ist als die objektive V\u2014N und daher kleinere Prozentzahlen richtiger F\u00e4lle ergeben mufs.\nGehen wir \u00fcber zur Reizlage P\u2014D, so sehen wir, dafs die mit * bezeichneten Prozentzahlen unter 50 liegen, einmal sogar = 0 sind.1 Wir sehen ferner, dafs f\u00fcr die Konstellation N\u2014V die Prozentzahlen sehr hoch sind, im allgemeinen zwischen 80 und 90. Dies ist nach der oben (S. 141) entwickelten Theorie zu erwarten und wird durch die Versuche best\u00e4tigt.\nWas nun die Schwellenberechnung in dieser Lage betrifft, die unter der Voraussetzung gelten sollen, dafs der proximale Reiz vorausgeht, so nimmt sie grunds\u00e4tzlich eine besondere Stellung ein. Rechner behandelt diesen Fall in 85, S. 108 Bemerkung (2). Dafs ich die Berechnung auf Grund der Prozentzahlen in P\u2014D nicht unternommen habe, begr\u00fcndet sich darin, dafs, nach meiner Meinung, der vereinigte Einflufs der konstanten Fehler in der Konstellation V\u2014N gr\u00f6fser ist als die Wirkung der angewendeten Temperaturdifferenzen. Es kann daher Vorkommen, dafs der objektiv st\u00e4rkere Reiz infolge der genannten Einfl\u00fcsse als der schw\u00e4chere erscheint. Nehmen wir f\u00fcr einen Augenblick an, dafs ohne konstante Fehler 60\u00b0/o richtige F\u00e4lle erhalten w\u00fcrden, dafs aber durch einen konstanten, einfachen oder zusammengesetzten Fehler bei der einen Versuchslage sich eine Zunahme, bei der anderen eine Abnahme der 60 \u00b0/0 ergibt, so k\u00f6nnen 3 F\u00e4lle eintreffen. Es kann die Ver\u00e4nderung des\n1 Die Vp. gab an, dafs die Aussagen hier mit Sicherheit erfolgten.","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 147\nWertes so klein sein, dafs die Prozentzahlen stets \u00fcber 50 bleiben, z. B. 65 und 55 \u00b0/0. In Tabelle 18 finden sich 5 derartige Beispiele. Oder es ist die Ver\u00e4nderung so grofs, dafs die eine Prozentzahl \u00fcber 50, die andere unter 50 zu liegen kommt. In diesem Fall gibt es vom rein rechnungsm\u00e4fsigen Standpunkt aus gesehen zwei M\u00f6glichkeiten, die sich auch beide in der Tabelle verwirklicht finden. Die Sachlage wird am besten aus einem Beispiel zu ersehen sein. In der 3. Zeile unter P\u2014D stehen die Zahlen 87 \u00b0/0 und 20 \u00b0/0. In der Fundamentaltabelle finden wir f\u00fcr 87% die Zahl 1,67. Sodann suchen wir die Zahl f\u00fcr 100 \u2014 20 = 80 % und geben ihr negatives Vorzeichen. Wir erhalten \u20141,25. Das arithmetische Mittel von 1,67 und \u20141,25 ist positiv, eine Berechnung also m\u00f6glich. In der letzten Zeile der Tabelle 18 stehen die Zahlen 81% und 15 %\u2022 Aus dev Fundamentaltabelle erhalten wir f\u00fcr 81 % die Zahl 1,30, f\u00fcr 15 % (100 \u2014 15 = 85 %) die Zahl \u20141,54. Das arithmetische Mittel aus 1,30 und \u20141,54 ist \u20140,24. Wir bek\u00e4men folglich eine negative Temperaturdifferenz. In der zweiten Reihe von unten stehen die Zahlen 80% und 0%, die offenbar nicht zu einer Berechnung dienen k\u00f6nnen.\nAus dem Angef\u00fchrten scheint mir hervorzugehen, dafs die einzige hier m\u00f6gliche Berechnung sich auf die Beobachtungen in Lage D\u2014P st\u00fctzen mufs. Tabelle 19 enth\u00e4lt die Ergebnisse derselben.\nTabelle 19.\n1\t19\t24\t32\t38\t42\n19\t\u2022\t1,3\t1,6\t3,7\t5,3\n24\t0,7\t\t1,3\t3,3\t4,3\n32\t1,9\t1,3\t\t1,3\t2,0\n38\t2.9\t1,3\t0,5\t\t1,1\n42\t4,8\t4,7\t2,0\t1,1\t\nObgleich diese Ergebnisse nur gelten unter der Voraussetzung, dafs der distale Reiz vorausgeht, so beweisen sie doch auf alle F\u00e4lle, dafs die Unterschiedsempfindlichkeit steigt, je mehr man sich der Adaptationstemperatur n\u00e4hert. Dies steht in \u00dcbereinstimmung mit Abbotts Befunden. Dagegen lassen sie nicht den Schlufs zu, dafs bei 32\u00b0 der Adaptationszustand wenig oder","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nElof Gertz.\nkeinen Einflufs hat auf die Unterschiedsempfindlichkeit, wie Abbott zu finden glaubte (bei 32,5\u00b0). Es scheint vielmehr sich so zu verhalten, dafs bei 32\u00b0 Adaptationstemperatur die Unterschiedsempfindlichkeit am gr\u00f6fsten ist und innerhalb der angewendeten Reiztemperaturen sich nur sehr wenig \u00e4ndert.\nIch m\u00f6chte \u00fcbrigens ausdr\u00fccklich feststellen, dafs meine Versuche zu einer ersch\u00f6pfenden Beantwortung der behandelten Frage nicht ausreichen. Meine Absicht bei den vorstehenden Er\u00f6rterungen war nur zu zeigen, dafs eine ausgedehntere, alle Seiten der Aufgabe ber\u00fccksichtigende Untersuchung sehr wohl Aussicht hat Klarheit zu bringen. Dabei denke ich nicht zum wenigsten an die Aufdeckung der Ursache des Raumfehlers. Was den Zeitfehler betrifft, so ist er durch Lehmann in v\u00f6llig befriedigender Weise aufgekl\u00e4rt. Der Zeitfehler ist ein Ausdruck des von Lehmann sogenannten \u201eBahnungsgesetzes\u201c, dem er folgende Form gibt. \u201eWenn eine durch den Reiz R hervorgerufene Empfindung eine nachfolgende, durch den Reiz r hervorgerufene anbahnt, so wird die Intensit\u00e4t der letzteren Empfindung vermehrt werden, als wenn der Reiz r einen Zuwachs uRv erhalten h\u00e4tte, wo u und v Funktionen des Zeitintervalls zwischen den beiden Reizungen sind\u201c (56, 46).\nIch erw\u00e4hne schliefslich noch ein interessantes introspektives Ergebnis dieser Untersuchung.\nBei der Beurteilung eines ebenmerklichen Unterschiedes zwischen zwei Gewichten verf\u00e4hrt man, wie G. E. M\u00fcller annimmt, zuweilen in der folgenden Weise. \u201eUnser Urteil \u00fcber die beiden gehobenen Gewichte beruht zwar in manchen F\u00e4llen auf einer Art wirklicher Vergleichung derselben, in vielen F\u00e4llen aber st\u00fctzt sich dasselbe nur auf den absoluten Eindruck des einen derselben, in der Weise, dafs, wenn das zuerst oder zuzweit gehobene Gewicht den absoluten Eindruck der Leichtigkeit oder der Schwere erweckt, hieraus eine Tendenz entspringt, dieses Gewicht f\u00fcr kleiner bzw. f\u00fcr gr\u00f6fser zu erkl\u00e4ren als das andere Gewicht.\u201c (54, 117.) \u201eUnter dem absoluten Eindruck eines gehobenen Gewichtes verstehen wTir den Eindruck der Leichtigkeit oder der Schwere, den ein gehobenes Gewicht im allgemeinen, d. h. ohne Vergleichung mit einem bestimmten vor oder nach ihm gehobenen Gewichte macht.\u201c (116.) Mit der Hypothese von dem absoluten Eindruck erkl\u00e4rt M\u00fcller die generelle Tendenz und die typischen Tendenzen bei der Urteilsf\u00e4llung. Die gene-","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 149\nrelie Tendenz beschreibt er wie folgt. \u201eEs besteht im allgemeinen eine Tendenz bei gleicher wirksamer Differenz mehr richtige F\u00e4lle zu ergeben, wenn das Vergleichsgewicht das zuzweit ge-, hobene Gewicht ist, als dann, wenn dasselbe an erster Stelle kommt.\u201c Die Erkl\u00e4rung der generellen Tendenz mittelst des absoluten Eindruckes lautet. \u201eDie generelle Urteilstendenz erkl\u00e4rt sich ohne weiteres daraus, dafs das Vergleichsgewicht den absoluten Eindruck der Schwere oder der Leichtigkeit viel h\u00e4ufiger macht als das Hauptgewicht, und dafs der absolute Eindruck des Vergleichsgewichtes das Urteil \u00fcber die beiden Gewichte im allgemeinen leichter und h\u00e4ufiger bestimmt, wenn das Vergleichsgewicht zuzweit gehoben ist, als dann, wenn es an erster Stelle kommt\u201c (S. 117).\nDie typischen Tendenzen zeigten sich in zwei Formen. Die positive Form war kr\u00e4ftigen Versuchspersonen eigent\u00fcmlich und \u00e4ufserte sich darin, dafs die Zahl der richtigen Urteile gr\u00f6fser war, wenn das Vergleichsgewicht kleiner war als das Normal-gewicht. Die negative Form war weniger kr\u00e4ftigen Versuchspersonen eigent\u00fcmlich und \u00e4ufserte sich darin, dafs mehr richtige Urteile abgegeben wurden, wenn das Vergleichsgewicht gr\u00f6fser war als das Normalgewicht (55, 54). \u201eKr\u00e4ftige Heber erhalten von den Gewichten, (innerhalb der hier in Betracht kommenden Grenzen) leichter den absoluten Eindruck der Leichtigkeit als denjenigen der Schwere, weniger kr\u00e4ftige Heber verhalten sich umgekehrt.\u201c (55, 54.)\nDiese Hypothese M\u00fcllers von dem absoluten Eindruck als Ursache der generellen und typischen Tendenzen findet Lehmann durchaus unhaltbar (56, 99\u2014118). Er betont namentlich, dafs diese Erkl\u00e4rung der typischen Tendenzen absurd wird, \u201ewenn sie von den Gewichtsempfindungen auf ein anderes Sinnesgebiet \u00fcbertragen werden soll\u201c (S. 117). Der Beitrag, den meine Beobachtungen vielleicht zu dieser Frage liefern k\u00f6nnen, scheint mehr zugunsten der LEHMANNschen Auffassung zu sprechen, insofern, als M\u00fcllers Theorie von dem absoluten Eindruck auf den K\u00e4lte- und W\u00e4rmesinn nicht anwendbar erscheint. Geben wir z. B. die Reize 42\u00b0 und 44\u00b0, so zweifle ich stark, dafs unser Urteil \u00fcber die relative St\u00e4rke der beiden Temperaturen sich auf den absoluten Eindruck einer der beiden st\u00fctzt in der Weise, dafs, wenn der erste oder der zweite Reiz den Eindruck von Lauheit oder W\u00e4rme erregt, daraus die Tendenz entstehen sollte","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nElof Gertz.\ndiese Temperatur f\u00fcr minder warm bzw. w\u00e4rmer zu halten als die andere. Weder bei mir noch bei einer meiner Vp. ist es beobachtet worden, dafs das Urteil auf Grund eines absoluten Eindruckes in dem von M\u00fcller angef\u00fchrten Sinne gef\u00e4llt worden w\u00e4re.\nDoch soll damit nicht gesagt sein, dafs das Urteil \u00fcber die zwei Temperaturen stets nach einem regelrechten Vergleich gef\u00e4llt wird. Die Vp., die sich an den Beobachtungen dieses Teiles haupts\u00e4chlich bet\u00e4tigte, hat dar\u00fcber folgendes mitgeteilt. \u201eNach einigen Pr\u00fcfungen bildet man sich eine Vorstellung von einer Mittel- oder Normaltemperatur, so dafs man ungef\u00e4hr in einem Drittel aller nachfolgenden Pr\u00fcfungen bereits beim Einsetzen der ersten Pr\u00fcfungstemperaturen das Urteil f\u00e4llt. Ob dies \u00f6fters geschieht, wenn die erste Pr\u00fcfungstemperatur intensiver ist als die vorgestellte Mitteltemperatur oder umgekehrt, ist fraglich. Bei den ersten (5\u20146) Pr\u00fcfungen wartet man die beiden Temperaturen ab und f\u00e4llt dann erst das Urteil/4 Anf\u00e4nglich findet also eine regelrechte Vergleichung statt. Sobald sich aber einmal die Vorstellung von einer Mitteltemperatur (\u201eeine Art geometrisches Mittel zwischen beiden Temperaturen\u201c) ausgebildet hat, wird der erste Reiz mit ihr in Vergleich gezogen. Viele Male ist dann das Urteil bereits abgegeben worden und hat sich in einer \u00fcberraschend grofsen Zahl von F\u00e4llen als richtig erwiesen. Wenn sodann der zweite Reiz eintrifft, wird das Urteil best\u00e4tigt oder aber richtig gestellt. Es ist aber niemals vorgekommen, dafs der 1. oder 2. Reiz, entsprechend der M\u00fcLLERschen Annahme, einen absoluten Eindruck von W\u00e4rme usw. und die entsprechende Urteilsbildung hervorgerufen h\u00e4tte.\n\u00dcbrigens sind auch bei M\u00fcller Urteilsbildungen in der von meiner Vp. oben angegebenen Weise vorgekommen. \u201eDr. Henri erkl\u00e4rte . . . ., dafs er bei seinen Urteilen \u00fcber die Gewichte den Begriff eines mittleren Gewichtes als Mafsstab benutze. Ein Ge-wicht, welches diesem mittleren Gewichte korrespondiere, werde von ihm als gleich bezeichnet. Ein Gewicht, welches ihm gr\u00f6fser oder kleiner als das mittlere Gewicht erscheine, werde von ihm als gr\u00f6fser oder kleiner bezeichnet. Wie er zu dem Begriffe jenes mittleren Gewichtes gekommen sei, wisse er nicht anzugeben.\u201c (55, 46.)\nH\u00e4lt man sich an den Buchstaben der M\u00fcLLERschen Definition des absoluten Eindrucks: \u201eUnter dem absoluten Eindruck","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne usw. 151\neines gehobenen Gewichtes verstehen wir den Eindruck der Leichtigkeit oder der Schwere, den ein gehobenes Gewicht im allgemeinen, d. h. ohne Vergleichung mit einem bestimmten vor oder nach ihm gehobenem Gewichte macht,\u201c so scheint wir weder die Selbstbeobachtung Dr. Henris noch die oben von mir angef\u00fchrte als Erl\u00e4uterung dieser Theorie dienen zu k\u00f6nnen. Modifiziert man aber die Bedeutung des Begriffes \u201eabsoluter Eindruck\u201c, so kann nach Lehmann eine Art absoluter Beurteilung bei gewissen Vpn. Vorkommen und gerade die beiden oben mitgeteilten Selbstbeobachtungen von Dr. Henri und von meiner eigenen Vp. werden in vortrefflicher Weise beleuchtet durch die folgende Ausf\u00fchrung Lehmanns. \u201eIndes ist es eine Tatsache, dafs viele Vpn. unter gegebenen Umst\u00e4nden eine Neigung haben, absolut zu beurteilen, und es entsteht also die Frage, welche Bedeutung dieser Erscheinung beizumessen ist. Streng genommen ist diese Neigung der Vpn. nat\u00fcrlich als ein fehlerhaftes Verfahren zu betrachten, denn wenn ein Vergleichen zweier gegebenen Gr\u00f6fsen verlangt wird, soll eine gewissenhafte Vp. den Vergleich auch ausf\u00fchren. Hat man aber zu wiederholten Malen den konstanten Reiz aufgefafst, so beh\u00e4lt man zweifelsohne ein mehr oder weniger deutliches Erinnerungsbild desselben. Kommt nun bei einem Versuche der variable Reiz vor dem konstanten, so wird es nat\u00fcrlich geschehen k\u00f6nnen \u2014 namentlich bei grofsen Differenzen der Reize \u2014, dafs man vor dem Stattfinden der zweiten Reizung dar\u00fcber im klaren ist, der variable Reiz sei zu grofs oder zu klein. Ohne sich dessen be-wufst zu werden, f\u00fchrt man also eine Art Vergleich mit dem Erinnerungsbilde aus. Ganz dasselbe kann eintreten, wenn der variable Reiz nach dem konstanten kommt ; ist dieser hinl\u00e4nglich oft aufgefafst worden, so schenkt man ihm keine Aufmerksamkeit mehr, weil ein so festes Erinnerungsbild desselben besteht, dafs die Sch\u00e4tzung sozusagen unmittelbar geschieht. Ist man sich des Vergleichens aber nicht bewufst, so nimmt die Beurteilung sich aus als w\u00e4re sie absolut\u201c (56, 117).\nEs w\u00fcrde indessen zu weit f\u00fchren und durch meine Erfahrungen auch nicht berechtigt sein, weiter darauf einzugehen. Das Problem von dem absoluten Eindruck ist \u00fcbrigens zurzeit sehr aktuell (Ziehen 57, Baade 58). Es scheint mir aber, dafs Brunswigs wichtiger Beitrag zu dieser Frage (59) nicht gen\u00fcgend, wenn \u00fcberhaupt beachtet worden ist. Seine Ausf\u00fchrungen \u00fcber","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nElof Gertz.\ndie Rolle der Erinnerungsbilder bei der Vergleichung (S. 116), den kategorialen Charakter der beiden Vergleichsobjekte (S. 118), die Aufteilung des absoluten Eindruckes in einen wahrhaft absoluten und einen durch Kontrast bedingten absoluten Eindruck (S. 126), haben Gesichtspunkte er\u00f6ffnet, die hinl\u00e4nglich die Reichweite dieses Problems erkennen lassen.\nZusammenfassung.\n1.\tHolms (5, 6) und Rubins (7) Untersuchungen \u00fcber Webers und Hebings Temperatursinnstheorien werden nachgepr\u00fcft. Es wird gezeigt, dafs, wenn man eine thermisch gereizte Hautstelle scharf umgrenzen kann, oder wenn man die Ausbreitung des Reizes \u00fcber die direkt getroffene Fl\u00e4che hinaus und die Erregung neuer Endorgane verhindern kann, die Empfindung fr\u00fcher erlischt. Dies scheint zugunsten der WEBERschen Theorie zu sprechen (S. 23\u201425). Die langdauernden Empfindungen werden in \u00dcbereinstimmung mit Webers Theorie gebracht. Eine Temperaturempfindung dauert solange, als eine Temperatur\u00e4nderung vor sich geht und deren Geschwindigkeit ein gewisses Minimum, 0,2\u20140,3\u00b0 pro Minute, \u00fcberschreitet (S. 26\u201432).\n2.\tEs wird gezeigt, dafs ein Adaptationszustand auch gegen\u00fcber ver\u00e4nderlichen Reizen vorhanden sein kann, und dafs das Wesen der Adaptation dasselbe ist, gleichg\u00fcltig ob es sich um konstante oder ver\u00e4nderliche Reize handelt. Bei einer Temperaturabnahme von 0,15\u00b0 pro Minute kommt vollst\u00e4ndige Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte zustande; \u00fcber 0,15\u00b0 unvollst\u00e4ndige oder keine Adaptation. Eine Temperaturzunahme im Betrage von 0,20\u20140,25\u00b0 pro Minute gibt vollst\u00e4ndige Adaptation f\u00fcr W\u00e4rme, von mehr als 0.25\u00b0 keine Adaptation. Anschliefsend wird eine theoretische Diskussion dieses unterschwelligen Erregungs vorganges versucht (S. 43-51).\n3.\tEs wird n\u00e4her untersucht, welchen Einflufs der thermische Zustand der Haut auf die Temperaturempfindungen aus\u00fcbt. Die Ergebnisse sind nat\u00fcrlich abh\u00e4ngig von dem angewendeten Verfahren; zur Adaptation ist Wasser von konstanter Temperatur benutzt, die Empfindungen sind also an durchfeuchteter Haut studiert (S. 110). Der Adaptationsvorgang ist im allgemeinen diskontinuierlich, d. h. zwischen der anf\u00e4nglichen maximalen Empfindungsst\u00e4rke und der schliefslichen minimalen liegen mehrere Zeitstrecken, in denen die Empfindung aufh\u00f6rt, um sp\u00e4ter wiederzukommen (S. 111). Es hat sich als notwendig","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw.\nherausgestellt, bei der K\u00e4lteadaptation zwischen der sog. tiefen K\u00e4lte und der K\u00e4lte in der Haut selbst zu unterscheiden. Die Adaptation ist eine Eigenschaft der Endorgane in der Haut (S. 114). Bei der W\u00e4rmeadaptation kann man dagegen kaum einen Unterschied zwischen oberfl\u00e4chlicher und tiefer Emfindlich-keit machen (S. 117). Das Verhalten des Kreislaufs ist von grofsem Einflufs auf die Adaptation. Ein vermehrter Blutzuflufs ruft neuerdings Kaltempfindung hervor, nachdem vorher vollst\u00e4ndige Adaptation f\u00fcr K\u00e4lte erreicht war (S. 115).\na)\tDas direkte, introspektive Kriterium der vollst\u00e4ndigen Adaptation hat sich in gewissen F\u00e4llen als ungen\u00fcgend gezeigt, so dafs eine kontrollierende Methode vonn\u00f6ten ist. Es handelt sich um ein indirektes Verfahren zur Feststellung desjenigen Temperaturgebietes, innerhalb dessen die Adaptation sich vollziehen kann. Versteht man unter \u201evollst\u00e4ndiger Adaptation\u201c f\u00fcr eine gewisse (kalte oder warme) Temperatur den Zustand, der durch die Abwesenheit von Warm- oder Kaltempfindung gekennzeichnet ist, wenn die Haut mit der betreffenden Temperatur in Ber\u00fchrung ist, so bedeutet dies gleichzeitig, dafs keine Temperatur unter der Adaptationstemperatur Warmempfindungen hervorrufen kann, und keine Temperatur \u00fcber der Adaptationstemperatur Kaltempfindungen (S. 118). Verm\u00f6ge dieses Kriteriums hat sich ergeben, dafs die Endorgane der Haut vollst\u00e4ndig adaptierbar sind f\u00fcr Temperaturen bis herab zu 16\u00b0 C. Unterhalb l\u00f6\u00b0 und jedenfalls unter 12\u00b0 C ist keine vollst\u00e4ndige Adaptation erzielt worden (S. 120). Ferner kann mit Hilfe des introspektiven Kriteriums vollst\u00e4ndige Adaptation f\u00fcr Temperaturen zwischen 32\u00b0 und 34\u201435\u00b0 konstatiert werden. Mit Hilfe des indirekten Kriteriums hat sich ergeben, dafs, bei Verwendung von Wasser, mit Temperaturen \u00fcber 35\u00b0 keine vollst\u00e4ndige Adaptation erreicht werden kann. Doch wird die adaptive Einstellung der Haut nach oben verschoben, so dafs die h\u00f6chste Grenze praktisch bei 41\u201442\u00b0 angenommen werden kann; diese Grenze wird bei Verwendung von Wasser von 45\u201446\u00b0 erreicht (S. 120-123).\nb)\tDie obere Temperaturgrenze f\u00fcr die Kaltempfindung habe ich bei jener Temperatur angesetzt, bei der die Empfindung mit solcher Deutlichkeit hervortrat, dafs ihre Qualit\u00e4t sicher festgestellt werden konnte. Diese Temperatur liegt bei 38\u201440\u00b0\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 52.\tH","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nElof Gertz.\n(S. 124\u2014126). Die untere Temperaturgrenze ist bei ca. 10\u00b0 C (S. 128). Die Grenzen f\u00fcr das Adaptationsverm\u00f6gen der thermischen Organe scheinen bei den Temperaturen zu liegen, die nicht mehr reine thermische Empfindungen geben, sondern Schmerzempfindungen zu dem beherrschenden Bestandteil des Komplexes machen (S. 134).\n4. Die Untersuchung \u00fcber die Unterschiedsempfindlichkeit in ihrer Abh\u00e4ngigkeit vom Adaptationszustand beabsichtigte eine Nachpr\u00fcfung der Ergebnisse Abbotts (17). Indessen erschien die Ausarbeitung der Methodik als eine so umfassende Aufgabe, dafs die erreichten Ergebnisse nur als vorl\u00e4ufige angesehen werden d\u00fcrfen. Einige Fehlerquellen, welche mit dem angewendeten Verfahren, der Konstanzmethode, verbunden sind, werden hervorgehoben; in erster Linie derjenige Fehler, der durch die Verschiedenheit der Reizorte in der L\u00e4ngsrichtung des Armes bedingt ist, und dann der Zeitfehler (S. 140). Das Ergebnis (S. 147), dafs die Unterschiedsempfindlichkeit steigt, je mehr man sich der Adaptationstemperatur n\u00e4hert, gilt nur unter der Voraussetzung, dafs der distale Reiz vorausgeht. Der Zeitfehler ist dagegen eliminiert (S. 145). Zuletzt wird die G\u00fcltigkeit der Hypothese G. E. M\u00fcllers von dem absoluten Eindruck gepr\u00fcft, wobei es sich ergeben hat, dafs es jedenfalls in dieser Untersuchung keine Erfahrung gemacht ist, welche zur Anwendung einer solchen Theorie n\u00f6tigte (S. 148\u2014152).\nLiteraturverzeichnis.\n1.\tHering, Grundz\u00fcge einer Theorie des Temperatursinns. Sitzungsber. d. Kaiserl. Akad. d. Wissenschaften. Mathem.-naturwissensch. Klasse. III, 1\u20142, S. 101. 1877.\n2.\tLehmann, Grundz\u00fcge der Psychophysiologie. 1912.\n8. Troland, Adaptation and the Chemical Theory of Sensory Response. Amer. Journ. of Psychol. 25, S. 500. 1914.\n4.\tHering, Der Temperatursinn. Hermanns Handbuch d. Physiologie HI, 1\u20142, S. 415. 1879.\n5.\tHolm, Die Dauer der Temperaturempfindungen bei konstanter Reiztemperatur. Skand. Arch. f. Physiol. 14, S. 242. 1903.\n6.\t\u2014 \u00dcber zur\u00fcckbleibende Temperaturempfindungen. Ebenda S. 249.\n7.\tRubin, Beobachtungen \u00fcber Temperaturempfindungen. Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg. II. Abt., 46, S. 388. 1911.\n8.\ty. Frey, Physiologie der Sinnesorgane der menschlichen Haut. Ergebnisse der Physiol. 9. Jahrg., S. 351. 1910.\n9.\tThunberg, Unders\u00f6kningar \u00f6ver de k\u00f6ld-, v\u00e4rme- och sm\u00e4rtpercipierande nerv\u00e4ndarnas relativa djupl\u00e4ge i huden samt \u00f6ver k\u00f6ldnerv\u00e4ndarnas f\u00f6rhallande tili v\u00e4rmeretmedel. Uppsala Universitets arsskrift, 1900, medicin 1, sep.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatur sinne usw. 155\n10.\tAlr\u00fctz, \u00dcber Schmerz und Schmerznerven. Skand. Arch. f. Physiol. 18, 1906.\n11.\t\u2014Unders\u00f6kningar \u00f6ver sm\u00e4rtsinnet. Uppsala Universitets arsskrift 1901. Filosofi, Sprakvetensk. och Historiska vetenskaper. 3. sep.\n12.\tVelander, Einige Versuche f\u00fcr das physiolog. Praktikum. Skand. Arch. f. Physiol 23, S. 431. 1910.\n13.\tEbbecke, \u00dcber die Temperaturempfindungen in ihrer Abh\u00e4ngigkeit von der Hautdurchblutung und von den Reflexzentren. Pfl\u00fcgers Arch. 169, S. 395. 1917.\n14.\tGoldscheider, Gesammelte Abhandlungen I. 1898.\n15.\tThunberg, Bidrag tili k\u00e4nnedomen om hudsinnenas fysiologi. Uppsala L\u00e4karef\u00f6r:s F\u00f6rhandl. S. 521. 1894\u201495.\n16.\tHacker,\tBeobachtungen an einer Hautstelle mit\tdissoziierter Empfindungsl\u00e4hmung. Zeitschr. f. Biologie 61, S. 231.\t1913.\n17.\tAbbott, The effect of Adaptation on the Temperature Difference. Limen. Psychol. Monographs 68. March 1914.\n18.\tThunberg, Physiologie der Druck-, Temperatur-\tand\tSchmerzemp-\nfindungen. Nagels Handbuch d. Physiologie d. Menschen III. 1904.\n19.\tHead, Rivers, Sherren, The afferent Nervous System from a new Aspect. Brain 28, S. 99. 1905.\n20.\t\u2014* \u2014 A.\tHuman Experiment in Nerve Division. Brain\t31. 1908.\n21.\tv. Frey,\tThe Distribution of Afferent Nerves in\tthe\tSkin. Journ.\nof the Amer, medic. Association 47, sep. 1906.\n22.\tAlrutz, Heads unders\u00f6kningar over det centripetala nervsystemet. Uppsala L\u00e4karef\u00f6r:s F\u00f6rh. N. F. XIII, sep. 1908.\n23.\tTrotter and Davies, Exp. Studies in the Innervation of the Skin. Journ of Physiology 38, S. 134. 1909.\n24.\t\u2014 \u2014 The peculiarities of sensibility found in cutaneous areas supplied by regenereting nerves. Journ. f\u00fcr Psychol. 20, Erg.-H., S. 102. 1913.\n25.\tThunberg, Nachtrag zu Physiol, d. Druck-, Temperatur- und Schmerzempfindungen. Nagels Handbuch d. Physiol, der Menschen. Erg.-Bd., S. 113. 1910.\n26.\tCarr, Heads Theory of cutaneous sensitivity. Psychol. Review 23, S. 262. 1916.\n27.\tFranz, Temperature Sensations following nerve division. Amer. Journ. of Physiol. 23, Proceed. S. XXII. 1908.\n28.\tGoldscheider, \u00dcber Henry Heads Lehre vom Temperatursinn dei\nHaut. Med. Klin. S. 293. 1911.\n29.\t\u2014 Revision der Lehre vom Temperatursinn. V. Kongr. f. Exp. Psychol. S. 222. 1912.\n30.\t\u2014 Beitr\u00e4ge zur Lehre von der Hautsensibilit\u00e4t. Zeitschr. f. Min. Med. 74, S. 270. 1912.\n31.\tLeegaard, Om en Metode til Bestemmelse av Temperatursandsen ved Sygesengen. Norsk Magazin for Laegevidensk. 4. Raeke, 4, S. 811. 1889.\n32.\tKunkel, \u00dcber die Temperatur der menschlichen Haut. Zeitschr f. Biologie 25, S. 55. 1889.\n33.\tOehler, \u00dcber die Hauttemperatur des gesunden Menschen. Deutsches\nArchiv f. Min. Med. 80, S. 245.\t1904.\n11*","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nElof Gertz.\n34.\tIselin, Ergebn. v. thermoelektr. Messungen \u00fcber die \u00f6rtliche Beeinflussung der Hautw\u00e4rme durch unsere W\u00e4rme- und K\u00e4ltemittel usw. Mitteilungen aus d. Grenzgebieten d. Medizin u. Chirurgie 22, S. 431. 1911.\n35.\tFechner, Elemente der Psychophysik I. 1907.\n36.\tNothnagel, Beitr\u00e4ge zur Physiologie und Pathologie des Temperatursinns. Deutsches Arch f. Mm. Med. 2, S. 284.\t1867.\n37.\tAlsberg, Untersuchungen \u00fcber den Raum- und Temperatursinn bei verschiedenen Graden der Blutzufuhr. Inaug.-Dissert. Marburg. 1863.\n38.\tAlrutz, Untersuchungen \u00fcber die Temperatursinne. Zeitschr.f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg., I. Abt., 47, S. 161 u. 241. 1908.\n39.\tEulenburg, Zur Methodik der Sensibilit\u00e4tspr\u00fcfungen, besonders der Temperatursinnspr\u00fcfung. Zeitschr. f. Min. Med. 9, S. 174. 1F85.\n40.\tDessoir, \u00dcber den Hautsinn. Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1892. S. 195.\n41.\tSiebrand, Untersuchungen \u00fcber den K\u00e4ltesinn. Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg., II. Abt., 45, S. 204. 1911.\n42.\tVoigt, \u00dcber die Beurteilung von Temperaturen unter dem Einflufs der Adaptation. Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg., I. Abt., 56, S. 344. 1910.\n43.\tElo u. Nikula, Zur Topographie des W\u00e4rmesinns. Skand. Arch. f. Physiol. 24, S. 226. 1911.\n44.\tVeress, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Topographie der W\u00e4rmeempfindlichkeit. Pfl\u00fcgers Arch. 89, S. 1. 1902.\n45.\tWeber, Der Tastsinn und das Gemeingef\u00fchl. Wagners Handw\u00f6rterbuch der Physiologie III, S. 549. 1846.\n46.\tLocke, Essays on human understanding.\n47.\tLundgren u. a. Lokalanestesi medelst Katafores. Hygiea 1913.\n48.\tLeduc, Die Jonen- oder elektrolytische Therapie. Zwanglose Abhandl. aus dem Gebiete d. El.-Therapie u. Radiol, usw., H. 3. 1905.\n49.\tBoring, Cutaneous Sensations after Nerve-Division. Quarterly Journ. of E\u00e6p. Physiol. 10, H. 1, S. 1. 1916.\n50.\tRiley, A Study of the temperature Sense. Journ. of Nerv, and Mental Disease 21 (N. S. 19), S. 549. 1894.\n51.\tRollett, Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Geruchs, des Geschmacks, der Hautsinne und der Sinne im allgemeinen. Pfl\u00fcgers Arch. 74, S. 383. 1899.\n52.\tv. Tschermak, \u00dcber Simultankontrast auf verschiedenen Sinnesgebieten usw. Pfl\u00fcgers Arch. 122, S. 98. 1908.\n53.\tSanford, Course in Experimental Psychology. 1898.\n54.\tG, E. M\u00fcller, Die Gesichtspunkte und die Tatsachen der psychologischen Methodik. 1904.\n55.\tMartin u. M\u00fcller, Zur Analyse der Unterschiedsempfindlichkeit. 1899.\n56.\tLehmann, Elemente der Psychodynamik. 1905.\n57.\tZiehen, Beitrag zur Lehre vom absoluten Eindruck. Zeitschr. f. Psychol. 71, S. 177. 1915.\n58.\tBaade, Selbstbeobachtung und Introvokation. Zeitschr. f. Psychol. 79. 1918.\n59.\tBrunswig, Das Vergleichen und die Relationserkenntnis. 1910.","page":156}],"identifier":"lit35922","issued":"1921","language":"de","pages":"1-51, 105-156","startpages":"1","title":"Psychophysische Untersuchungen \u00fcber die Adaptation im Gebiet der Temperatursinne und \u00fcber ihren Einflu\u00df auf die Reiz- und Unterschiedsschwellen [Erste und zweite H\u00e4lfte]","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:46:52.454396+00:00"}