Open Access
{"created":"2022-01-31T14:43:09.133731+00:00","id":"lit35925","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Fr\u00f6hlich, Friedrich W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 52: 89-103","fulltext":[{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"89\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Bonn a. Rh.)\nZur Analyse des Licht- und Farbenkontrastes.1\nVon\nFriedrich W. Fr\u00f6hlich (Bonn).\nDer Licht- und Farbenkontrast ist, wie Ernst Mach2 und Ewald Hering3 nachdr\u00fccklich hervorgehoben haben, eine f\u00fcr unser Sehen h\u00f6chst wichtige Einrichtung. Ohne Kontrast w\u00fcrde trotz umschriebener Netzhautbilder unser Sehen unscharf sein, wir w\u00fcrden die Objekte etwa so wahrnehmen, wie wir sie bei hoher oder sehr geringer Lichtintensit\u00e4t sehen, d. h. mit unscharfen und verschwommenen Konturen.\nAbgesehen von einer scheinbaren Vergr\u00f6fserung der Objekte bei sehr intensiver Beleuchtung wird bei Verwendung grofser Lichtintensit\u00e4ten unser Auge von einem hellen Lichtschein \u00fcbergossen, ein Verhalten, das uns auch bei Verwendung geringerer Lichtintensit\u00e4ten entgegentritt, wenn sie auf das dunkeladaptierte Auge einwirken.\nDie Bedeutung des Kontrastes ist von Ewald Hering und seinen Mitarbeitern durch eine grofse Reihe von sinnreichen Versuchen nachgewiesen worden, und, wohin wir unsere Aufmerksamkeit wenden, tritt uns die Wichtigkeit des Kontrastes deutlich entgegen.\n1\t\u00dcber die Ergebnisse dieser Untersuchung wurde bereits auf der Tagung der Deutschen Physiologischen Gesellschaft in Berlin 1914 kurz berichtet.\n2\tErnst Mach, \u00dcber die physiologische Wirkung r\u00e4umlich verteilter\nLichtreiz. Sitzungsberichte der Wiener Akademie 55, S. 11. 1868. \u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der Netzhautstellen voneinander. Vierteljahrsschrift f\u00fcr Psyehiatrie 2, S 38.\t1868. \u00dcber den physiologischen Effekt r\u00e4umlich ver-\nteilter Lichtreize. Sitzungsberichte der Wiener Akademie 54, S. 123. 1866.\n3\tEwald Hering, Grundz\u00fcge der Lehre vom Lichtsinn. Handbuch f\u00fcr Angenheilkunde. Leipzig 1905.","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nFriedrich W. Fr\u00f6hlich.\nDie Erkl\u00e4rung des Kontrastes ist eine von den wesentlichen Schwierigkeiten, welche der YouNG-HELMHOLTZschen Theorie der Licht- und Farbenwahrnehmung entgegengetreten sind und bewirkt haben, dafs die Mehrzahl der Physiologen das Unzureichende dieser Theorie eingesehen haben. Denn dafs die Kontrasterscheinungen nicht durch unbewufste Urteile oder Urteilst\u00e4uschungen Zustandekommen, wie dies die HELMHOLTZsche Theorie annimmt, sondern dafs es sich um physiologische Prozesse allgemeiner Bedeutung handelt, hat Ewald Hering ersch\u00f6pfend gezeigt.\nEs erschien mir nun von besonderer Wichtigkeit festzustellen, ob sich wirklich in der Nachbarschaft einer durch Licht erregten Sehfeldstelle eine Wechselwirkung auf die benachbarten Sehfeldstellen nach weisen l\u00e4fst, ob in der Tat von einer durch Licht erregten Sehfeldstelle auf eine benachbarte eine gegensinnige oder gleichsinnige Wirkung ausge\u00fcbt werden kann, wie dies die HERiNGsche Theorie der Gegenfarben annimmt.\tr\nIn den lichtempfindlichen Elementen der Netzhaut kann eine derartige Beeinflussung nicht stattfinden, dagegen w\u00fcrde schon das Auftreten des binokul\u00e4ren Kontrastes sprechen. \u00dcberdies konnte ich an den einfach gebauten Augen der Cephalopoden1 nachweisen, dafs in der Nachbarschaft des Netzhautbildes keine gegensinnigen Prozesse auftreten, sondern bei allen verwendeten Lichtintensit\u00e4ten durch zerstreutes Licht nur gleichsinnige Vorg\u00e4nge hervorgerufen werden. Es konnte eine Verbreitung der Erregungsintensit\u00e4t festgestellt werden, die der von A. v. Tscher-mak2 f\u00fcr das menschliche Auge geforderten Verteilung der Lichtintensit\u00e4ten entspricht. Die gegensinnige Beeinflussung benachbarter Sehfeldstellen mufs sich demnach in der Sehsubstanz (Hering) d. i. jenseits der Netzhaut in den beim Sehen beteiligten Abschnitten des Nervensystems abspielen.\nIch m\u00f6chte im folgenden von einigen Grundversuchen \u00fcber Kontrastwirkung ausgehen.\nFixiert man ein weifses, aus HERiNGschen Farbpapier geschnittenes und ohne Schatten oder Konturen auf schwarzen Samt aufliegendes Quadrat von 5 cm Seitenl\u00e4nge bei mittlerer\n1\tFr. W. Fr\u00f6hlich, Weitere Beitr\u00e4ge zur allgemeinen Physiologie der\nSinnesorgane. Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 48, S. 354.\t1914.\n2\tA. v. Tschermak, \u00dcber Kontrast und Irradiation. Ergebnisse der Physiologie. Bd. I2. S. 26. 1903.","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Analyse des Licht- und Farbenkontrastes.\n91\nTagesbeleuchtung aus etwa 30 cm Augenabstand, so tritt der schon oft beschriebene Simultankontrast deutlich hervor. Der schwarze Samt erscheint in der Nachbarschaft des weifsen Quadrates dunkler, das weifse Quadrat am Rand heller. Wir w\u00fcrden diese Beobachtung im Sinne der HERiNGschen Theorie als eine Wechselwirkung benachbarter Sehfeldstellen auffassen, in der Bezeichnungsweise Br\u00fcckes 1 w\u00fcrden wir von einer gegensinnigen Induktion sprechen.\nDas analoge Verhalten k\u00f6nnen wir auch in Form des Suk-zessivkontrastes d. i. im Nachbild beobachten. Fixieren wir das Quadrat etwa 1 Sekunde, schliefsen dann die Augen und bedecken sie \u00fcberdies mit einem schwarzen Tuch, so erhalten wir alsbald ein negatives, dunkles Nachbild des Quadrates, das von einem hellen Lichthof umgeben ist.\nEin wesentliches Moment, welches uns bei Beobachtung des Simultan- und Sukzessivkontrastes entgegentritt und auf welches sowohl Mach als auch Hering hingewiesen haben, ist, dafs der Kontrast einige Zeit zur Entwicklung braucht und auch nur einige Zeit andauert.\nFixieren wir das weifse Quadrat mehrere Sekunden, so sehen wir die Verdunklung in der Nachbarschaft des weifsen Quadrates abnehmen und in eine Helligkeit Umschlagen, das weifse Quadrat erscheint jetzt von einem Lichthof umgeben, es ist der Umschlag der gegensinnigen in die gleichsinnige Induktion erfolgt.\nDas gleiche kann auch im Nachbild beobachtet werden. Wir sehen n\u00e4mlich, dafs nach Fixierung des weifsen Quadrates in der Dauer. von 1 Sekunde und nachfolgender Bedeckung des Auges, nicht sogleich das negative Nachbild auftritt, sondern dafs vorerst noch ein positives Nachbild des Quadrates zu sehen ist, das erst scharf ist, dann sich mit einem Lichthof umgibt. Innerhalb dieses Lichthofes entwickelt sich das negative Nachbild des Quadrates. Die gleichsinnige Induktion ist in eine gegensinnige Induktion umgeschlagen.\nDie Deutung, welche die HERiNGsche Theorie der gleichsinnigen Induktion gibt, ist schon wesentlich komplizierter und n\u00e4hert sich schon mehr einer Umschreibung der Beobachtungen. Tatsache ist, dafs in der Nachbarschaft eines weifsen Quadrates,\n1 E. v. Br\u00fccke, Untersuchung \u00fcber subjektive Farben. Denkschriften der Wiener Akademie III. S. 100. 1851.","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nFriedrich W. Fr\u00f6hlich.\nsowohl eine gleichsinnige als auch gegensinnige Induktion statt-finden kann. Wir haben bisher gesehen, dafs zuerst eine gegensinnige, dann eine gleichsinnige und dann wieder eine gegensinnige Induktion auf tritt. Wenn wii aber das weifse Quadrat bei geeigneter Beleuchtung nur einen Bruchteil einer Sekunde beobachten, so k\u00f6nnen wir im Nachbild feststellen, dafs der ersten, oben erw\u00e4hnten gegensinnigen Induktion noch eine gleichsinnige Induktion vorausgeht, dafs wir also unter diesen Bedingungen schon einen zweimaligen Wechsel von gleichsinniger und gegensinniger Induktion beobachten k\u00f6nnen.\nDieser Wechsel von gleichsinniger und gegensinniger Induktion ist, wie hier nur kurz erw\u00e4hnt werden soll, von einer gr\u00f6fseren Reihe von Faktoren abh\u00e4ngig, er wird insbesondere beeinflufst von der Helligkeit des weifsen Quadrates, seiner Ausdehnung, der Dauer der Fixation usw. Legt man z. B. neben das weifse Quadrat von 5 cm Seitenl\u00e4nge in einem Abstand von 3 mm einen weifsen Streifen von 5 cm L\u00e4nge und 5 mm Breite, und fixiert kurzdauernd einen Punkt des dunklen Streifens und bedeckt dann die Augen, so sieht man gleichsinnige und gegensinnige Induktion an den verschiedenen Stellen des Nachbildes verschieden schnell ablaufen, am schnellsten in dem dunklen Streifen zwischen weifsem Quadrat und weifsem Streifen, weniger schnell um das weifse Quadrat, am langsamsten um den weifsen Streifen.\nMit der Anf\u00fchrung dieser Beobachtungen, die leicht nachzupr\u00fcfen und die sicher schon vielen Untersuchern entgegengetreten sind, soll nur darauf hingewiesen werden, dafs\n1.\tein anderes Verh\u00e4ltnis zwischen gleichsinniger und gegensinniger Induktion besteht, als es die HERiNGsche Theorie vorsieht,\n2.\tdafs diese Beobachtungen in Beziehung stehen zur Periodik der Nachbilder, die sich wie in den letzten Jahren insbesondere von C. v. Hess 1 und Munk 2 hervorgehoben worden ist, nicht nur auf das eigentliche Nachbild sondern auch die Umgebung des Nachbildes erstrecken.\n1\tCarl v. Hess, Untersuchung \u00fcber den Erregungsvorgang im Sehorgan bei kurzdauernder und l\u00e4ngerdauernder Reizung. Pfl\u00fcgers Archiv 101, S. 226. 1909.\n2\tM\u00fcnk, Herbert, Die Erscheinung bei kurzer Reizung des Sehorganes. Zeitschrift f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorgane 23. 1900.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Analyse des Licht- und Farbenkontrastes.\n93\nBei Durchsicht der umfangreichen und auf viele Jahrzehnte zur\u00fcckgehenden Literatur \u00fcber Nachbilder war es mir nicht m\u00f6glich festzustellen, in welchen Beziehungen die Kontrasterscheinungen zu den periodischen Nachbildern stehen, nur eines wurde mir deutlich, dafs der Simultankontrast in letzter Linie gleichfalls auf einem Sukzessivkontrast beruht, dafs dieselben gleichsinnigen und gegensinnigen Beeinflussungen, welche bei fortbestehendem Lichtreiz im Simultankontrast zur Beobachtung kommen, auch im Sukzessivkontrast nach Aufh\u00f6ren des Lichtreizes auftreten. Derselbe Lichthof, der sich bei bestehendem Lichtreiz aus der gegensinnigen Induktion entwickelt, kommt auch im Nachbild zur Beobachtung.\nNachdem die Periodik der Nachbilder in ihrer Abh\u00e4ngigkeit von der Lichtintensit\u00e4t, der Dauer der Belichtung, der Ausdehnung des Reizbildes und der Farbe des Reizlichtes, dem Adaptationszustand des Auges, der Lage des Netzhautbildes auf der Netzhaut, dem allgemeinen Zustand des Nervensystems untersucht war *, konnte die Periodik der Kontrasterscheinungen, insbesondere des Lichthofes, der sich periodisch um das gleichfalls periodische Nachbild entwickelt durch Versuche angegangen und gepr\u00fcft werden, welche Beziehungen zwischen der Periodik des Nachbildes und der Periodik des Lichthofes herrschen.\nDie Periodik des Lichthofes tritt uns, wie oben erw\u00e4hnt worden ist, besonders sch\u00f6n im Sukzessivkontrast nach l\u00e4nger dauernder Fixierung des Vorbildes entgegen, sie l\u00e4fst sich aber, wie Carl v. Hess1 2 gezeigt hat, auch bei den schnell verlaufenden Nachbildern nach kurzdauernder Belichtung feststellen.\nVersuche mit kurzdauernder Belichtung.\nBei den folgenden Versuchen wurde mit nur geringen Ab\u00e4nderungen die gleiche Methode wie bei der Untersuchung der periodischen Nachbilder verwendet.\n1\tFr. W. Fr\u00f6hlich, \u00dcber die periodischen Nachbilder. Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 52, S. 60. 1921.\n2\tCarl v. Hess, Zur Kenntnis des Ablaufes der Erregung im Sehorgan.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27, S. 1.\t1902.\nUntersuchungen \u00fcber das Abklingen der Erregung im Sehorgan nach kurz-und l\u00e4ngerdauernder Heizung. Pf l\u00fcg er s Archiv 95, S. 1.\t1903. Unter-\nsuchungen \u00fcber den Erregungsvorgang im Sehorgan bei kurz- oder l\u00e4nger-oauernder Reizung. Pf l\u00fcg er s Archiv 101, S. 226. 1904.","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nFriedrich W. Fr\u00f6hlich.\nDa die Kontrasterscheinungen am Rande des Nachbildes des schmalen Lichtspaltes, wie er von mir bei den Versuchen \u00fcber periodische Nachbilder verwendet wurde, nicht mit der gew\u00fcnschten Deutlichkeit zu sehen waren, wurde zur Verst\u00e4rkung der Kontrastwirkung ein Kunstgriff angewendet, auf welchem schon seinerzeit Hering aufmerksam gemacht hat, und der auch von Carl v. Hess verwendet worden ist.\nDer 30 mm lange und 1 mm breite Spalt der Versuchsanordnung wurde durch eine dunkle Br\u00fccke in zwei gleiche H\u00e4lften geteilt, deren induzierende Wirkung auf die dunkle Br\u00fccke sich gegenseitig verst\u00e4rkt. Die Breite der Br\u00fccke wurde anf\u00e4nglich variiert, dann aber bei 5 mm belassen, da sich diese Breite als die g\u00fcnstigste herausstellte. Der .Fixierpunkt f\u00fcr das beobachtende Auge lag in der Mehrzahl der Versuche in der H\u00f6he der dunklen Br\u00fccke. In einer Reihe von Versuchen wurde die Lage des Fixierpunktes weitgehend ver\u00e4ndert, um zu pr\u00fcfen, ob die beobachteten Erscheinungen auch aufserhalb der Fovea centralis auftreten und ob sie durch den Fixierpunkt nicht wesentlich gest\u00f6rt werden.\nDie schnellverlaufenden Phasen des Nachbildes wurden mit Hilfe des verschiebbaren Lichtpunktes, die l\u00e4ngerdauernden Phasen mit Hilfe eines halbe Sekunden schlagenden Metronoms bestimmt.\n\u2022 \u2022\nDie im folgenden angef\u00fchrten Ubersichtskurven sind das Resultat der Zusammensetzung aus mehreren Beobachtungen der gleichen Versuchsreihe, die unter ann\u00e4hernd gleichbleibenden Lichtverh\u00e4ltnissen angestellt sind.\nNach Festlegung der gesamten Nachbildphasen in einer zusammenh\u00e4ngenden Figur wurden die einzelnen Phasen und namentlich das Verh\u00e4ltnis zueinander einer wiederholten Nachpr\u00fcfung unterzogen, so dafs die Kurven im wesentlichen die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse der Nachbildphasen wiedergeben. Die Grade der Helligkeiten der einzelnen Phasen sowie ihr An- und Abklingen wurde zwar eingehend beobachtet, aber in den Abbildungen nicht ber\u00fccksichtigt.\nWie sich die Verh\u00e4ltnisse bei einer mittelstarken Beleuchtung mit ungef\u00e4rbten Reizlicht darstellen, zeigen die Abbildungen 1 u. 2.\nAbbildung 1 zeigt den Verlauf des Nachbildes des geteilten Lichtspaltes und das Verhalten des kontrastierenden Mittelstreifens zu den eigentlichen Nachbildphasen.","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Analyse des Licht- und Farbenkontrastes.\n95\nAbbildung 2 zeigt den gleichen Versuch wie Abbildung 1 in einem kleineren Zeitmafs dargestellt. Dadurch konnten die ersten schnell verlaufenden Phasen nicht ber\u00fccksichtigt werden.\nWenn wir die Abbildung 1 betrachten, so sehen wir, dafs weder in dem Zeitmoment, in welchem die verh\u00e4ltnism\u00e4fsig helle HEEiNGsche und PuRKiNJEsche Phase auftritt, noch in dem dunklen Intervall zwischen Spaltbild und HERiNGscher Phase, und HERiNGscher und PuRKiNJEscher Phase, im kontrastrierenden Mittelstreifen etwas wahrzunehmen ist. Hier fehlt die gegensinnige Beeinflussung, zu welcher die beste Gelegenheit w\u00e4re.\nAbbildung 1.\tAbbildung 2.\nNach Abklingen der PurkinjEschen Phase, beginnt eine l\u00e4ngerdauernde helle Phase im kontrastierenden Mittelstreifen, aber diese Phase erstreckt sich, wie aus Abbildung 2 ersichtlich, nahezu eine ganze Sekunde zwischen die gleichfalls helle 3. positive Phase des Nachbildes; also auch bei dieser Phase ist von einem streng gegensinnigen Verhalten nichts zu sehen, und so ist es auch bei der folgenden dunklen und hellen Phase, die aber immerhin, wenn man von jenen Teilen absieht, wo ein heller Abschnitt einem hellen, ein dunkler Abschnitt einem dunklen entspricht, den Eindruck einer gewissen Gegensinnigkeit im Verhalten von Nachbildphasen und den Phasen des kontrastierenden Mittelstreifens hervorrufen. Darauf ist wohl auch die Angabe von C. v. Hess zur\u00fcckzuf\u00fchren, dafs zwischen den Nachbildphasen und den Phasen des Mittelstreifens ein gegensinniges Verh\u00e4ltnis besteht. Bei Betrachtung der Abbildung 1 und 2, die einer gr\u00f6fseren Zahl entsprechender Versuche entnommen sind, kann von einer gegen sinnigen Beziehung zwischen den Phasen des eigentlichen Nachbildes und den Phasen des kontrastierenden Mittelstreifens nicht gesprochen werden, Ich verweise auch auf die Abbildung 3 und 4, welche das hier beschriebene Verhalten, insbesondere bei","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nFriedrich W. Fr\u00f6hlich.\nden durch schw\u00e4cheren Lichtreiz ausgel\u00f6sten Nachbildern noch deutlicher zeigen.\nEs lag nun nahe, die Abh\u00e4ngigkeit der Nachbildphasen in den Hand und im Mittelstreifen von allen jenen Faktoren zu untersuchen, von welchen wir wissen, dafs sie den Nachbildverlauf beherrschen. In erster Linie kam die Abh\u00e4ngigkeit der Nachbildphasen von der verwendeten Lichtintensit\u00e4t in Betracht.\nAbbildung 3.\tAbbildung 4.\nDie Abbildung 3 gibt die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse der Nachbildphasen in Rand- und Mittelstreifen bei verschiedenen Intensit\u00e4ten wieder.\nDie Abbildung 4 zeigt die Abh\u00e4ngigkeit der Phasen des Randstreifens und des konstruierenden Mittelstreifens von der Lichtintensit\u00e4t in kleinerem Zeitmafs dargestellt.\nDie Abbildungen 3 und 4 sowie die entsprechenden Versuchsprotokolle der beistehenden Tabelle geben das Resultat derartiger Versuche wieder.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"97\nZur Analyse des Licht- und Farbenkontrastes.\nIn den Randstreifen sehen wir ein Verhalten der Nachbildphasen, wie es uns schon bei Untersuchung der periodischen Nachbilder entgegengetreten ist.\nVersuch am 27. Juli 1920. Beginn 10h a. m. Klares Wetter. Durchschnittliche Spaltgeschwindigkeit 70 mm in der Sekunde.\nIntensit\u00e4t in proporti-nalen Einheiten\tj 1\tHERINGSChe Phase\tP\u00fcRKlNJE- sche Phase\t3. positive Phase\t4. positive Phase\n32 E |\tRandstreifen\t\t0,23\"\t0,5 \u20144\" 0,18\u20140,73\"\t\n\tMittelstreifen\t\u2014-\t\t\t\u2014\n.\t64 E 1\tRandstreifen\t0,042\"\t0,19\u20140,21\"\t0,58\u20145\"\t\u2014\n\tMittelstreifen\t|\t\u2014\t0,37\u20141\"\t5,5-13\"\n128 E 1\tRandstreifen\t0,041\"\t0,18-0,21\"\t0,64\u20145,5\"\t\u2014\n\tMittelstreifen\t\u2014\t\u2014\t0,43-2\"\t5\u201414\"\n256 E |\tRandstreifen\t0,04\"\t0,14\u20140,2\"\t0,75-6\u201c\t\u2014\n\tMittelstreifen\t0,045\" \u2022*\t0,21\"\t0,6 -45\"\t5,5\u201418\"\nVersuch am 15. August 1920. 930 a. m. Klares Wetter. Durchschnittliche\nSpaltgeschwindigkeit 70 mm in der Sekunde.\n64 E |\tRandstreifen\t0,043\"\t0,2\"\t1\u20146,5\"\t\u2014\n\tMittelstreifen\t\u2014\t\u2014\t0,4\u20141,5\"\t5\u201415\"\n256 E 1\tRandstreifen\t0,041\"\t0,18\u20140,2\"\t1,5\u20147,5\"\t\u2014-\n\tMittelstreifen\t0,043\"\t0,22\"\t1\u20142\"\t16\u201416,5\"\nIm kontrastierenden Mittelstreifen sehen wir bei Anwendung geringer Lichtintensit\u00e4ten nur eine positive Phase auftreten. Bei gr\u00f6fserer Lichtintensit\u00e4t nimmt die Dauer dieser Phase zu und es tritt im Anschlufs an diese Phase eine weitere positive Phase ein. Bei Anwendung starker Lichtintensit\u00e4ten treten auch die HE\u00dfiNGsche und P\u00fcRKiNJEsche Phase hervor. Wir begegnen also der gleichen Abh\u00e4ngigkeit der Nachbildphasen im kontrastierenden Mittelstreifen von der Lichtintensit\u00e4t, wie sie uns bei Untersuchung der periodischen Nachbilder entgegengetreten ist. Durch das Auftreten der \u00dcERiNGschen und PuRKiNJEschen Phase im kontrastierenden Mittelstreifen wird es auch deutlich, dafs die positive Phase, welche bei Anwendung geringer Lichtintensit\u00e4ten allein auftritt, der 3. positiven Nachbildphase entspricht; die sich an\nZeitsehr. f. Sinnesphysiol. 52.\t7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nFriedrich W. Fr\u00f6hlich.\ndiese anschliefsende Phase entspricht einer 4. positiven Nach-bildphase.\nWenn wir unsere Aufmerksamkeit dem zeitlichen Verh\u00e4ltnis der Nachbildphasen in den Randstreifen und in dem kontrastierenden Mittelstreifen zuwenden, so sehen wir, dafs sich, wie schon oben bei Besprechung der Abbildungen 1 und 2 erw\u00e4hnt wurde, keine festen Beziehungen zwischen den Nachbildphasen in Rand-und Mittelstreifen naehweisen lassen, die etwa im Sinne einer gegensinnigen Beeinflussung von kontrasterregenden und kontrastleidenden Sehfeldstellen gedeutet werden k\u00f6nnten. Die Nachbildphasen des kontrastierenden Mittelstreifen verhalten sich zu den Phasen des Randstreifen wie Nachbildphasen nach verschiedenstarker Belichtung. F\u00fcr dieses Verhalten kann nur das zerstreute Licht verantwortlich gemacht werden, welches von den beiden leuchtenden Spaltbildern auf die dunkle Br\u00fccke \u00fcberstrahlt und dort im Verh\u00e4ltnis zu den Randstreifen eine Wirkung wie ein schw\u00e4cherer Lichtreiz\nhervorruft.\nDie Ergebnisse der Versuche zeigen ferner, dafs bei Anwendung geringerer Lichtintensit\u00e4ten die Phasenverschiebung in Rand- und Mittelstreifen st\u00e4rkei hervortritt und dafs die Phasenverschiebung um so deutlicher hervortritt je sp\u00e4tere Phasen wir miteinander vergleichen.\nJe st\u00e4rkere Lichtintensit\u00e4ten verwendet werden, um so mehr n\u00e4hern sich insbesondere die eisten drei Phasen in Rand- und Mittelstreifen einander an, und gerade diese Phasen sind, wie wir sp\u00e4ter sehen werden, f\u00fcr das Hervortreten der Kontrasterscheinungen besonders wichtig. Diesem Verhalten entspricht auch die allgemeine Beobachtung, dafs die Kontrasterscheinungen besonders sch\u00f6n bei Anwendung geringerer Lichtintensit\u00e4ten hervortreten und dann einige Zeit bestehen bleiben, w\u00e4hrend bei Anwendung gr\u00f6fserer Lichtst\u00e4rken die Kontrasterscheinungen sich sehr schnell entwickeln, abei\nebenso schnell wieder schwinden.\nBei Verwendung von gef\u00e4rbtem Reizlicht tritt uns das piin-zipiell gleiche Verhalten gegen\u00fcber, nur dafs die PuKKiNJEsche Phase komplement\u00e4r gef\u00e4rbt ist und dafs infolge der geringeren Wirksamkeit der farbigen Reizlichter im Rahmen der vorliegenden Versuchsanordnung die Phasenverschiebung in Rand- und Mittel-","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Analyse des Licht- und Farbenkontrastes.\n99\nstreifen insbesondere bei Verwendung geringerer Lichtintensit\u00e4ten st\u00e4rker hervortritt.\nEine komplement\u00e4re F\u00e4rbung der 4. positiven Phase des Mittelstreifens habe ich nur in vereinzelten Versuchen bei Verwendung sehr geringer Spaltgeschwindigkeiten andeutungsweise wahrgenommen, in den meisten Versuchen erschien sie farblos und hatte geringe Helligkeit. Diese Phase wird insbesondere dadurch deutlicher, dafs sie von den beiden dunklen Phasen der Randstreifen begrenzt wird. In jener Zeit, in welcher es zu der selten beobachteten 4. positiven Phase des Randstreifens kommen sollte, indem die vorhergehende dunkle Phase zu Ende geht, ist in der Regel nichts Bestimmtes mehr wahrzunehmen.\nSchon in diesen Versuchen zeigt es sich auf das deutlichste, dafs die Kontrasterscheinungen nicht durch eine Wechselwirkung benachbarter Sehfeldstellen Zustandekommen, sondern dafs der Kontrast durch eine Phasenverschiebung der Nachbilder im kontrasterregenden und kontra st-leidenden Feld zustandekommt, die durch die verschieden starke Erregung dieser Felder bedingt ist.\nAus diesen Versuchen geht auch hervor, dafs zwischen\n\u2022 \u2022\nKontrast und Irradiation einkontinuierliche&Uber-gang besteht, beide beruhen auf der Wirkung des zerstreuten Lichtes. Es wird nicht, wie es bisher angenommen wurde, durch das \u00dcbergewicht des zerstreuten Lichtes die Wechselwirkung benachbarter Sehfeldstellen aufgehoben und kommt dadurch zur Irradiation, sondern mit anwachsender Lichtintensit\u00e4t wird die Phasenverschiebung zwischen kontrasterregendem und kontrastleidendem Feld immer kleiner, dadurch m\u00fcssen die Kontrasterscheinungen zur\u00fcckireten und es mufs schliefslich bei Anwendung hoher Lichtintensit\u00e4ten insbesondere am dunkeladaptierten Auge zur Irradiation kommen.\nBemerkenswert ist das Ergebnis von Versuchen, bei welchen der ungeteilte Lichtspalt verwendet wurde. Der Fixierpunkt lag am unteren Rand des Spaltes und die Aufmerksamkeit war insbesondere auf die Vorg\u00e4nge am unteren Rand des Spaltes gewendet. Die Abbildung 5 gibt die entsprechenden Beobachtungen wieder.\nAbbildung 5 zeigt die Nachbilderscheinungen am unteren Rand eines bewegten Lichtspaltes (schematisch).\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nFriedrich W. Fr\u00f6hlich.\nBei diesen Versuchen zeigte sich am unteren Rand des bewegten Spaltbildes bzw. der sich an ihn anschliefsenden Nachbildphasen ein heller Streifen, welcher unter dem Spaltbild ganz schmal beginnend sich schnell verbreiterte und zwischen Hering-scher und PurkinjEscher Phase des eigentlichen Nachbildes seine gr\u00f6fste Breite erreichte, ln dieser Breite blieb er bis etwa zum Beginn der 3. Phase bestehen und wurde von da ab wieder\nschm\u00e4ler.\nf\ti\nI\ti\t\u00bb JL.\u2014\u2014J \u2014\u2014\u00abA--*\t\u2014 - t\tI\n0\tC.v\tI\"\nAbbildung 5.\nIn der Partie dicht unter dem eigentlichen Nachbildstreifen war das Vorhandensein der \u00dcERiNGschen und der PuRKiNJEschen Phase angedeutet, wie dies auch Abbildung 5 zeigt, w\u00e4hrend weiter nach, unten nur die 3. positive Phase zu sehen war. Dieses Verhalten kommt dadurch zustande, dafs in der engsten Nachbarschaft des Lichtspaltes die Intensit\u00e4t des zerstreuten Lichtes am st\u00e4rksten ist, mit der Entfernung vom Spaltbild aber abnimmt. Die oben beschriebene Verbreiterung des hellen Streifens kommt, wie dies gleichfalls aus Abbildung 5 ersichtlich, dadurch zustande, dafs dicht unter dem Lichtspalt bzw. den sich an ihn anschliefsenden Nachbildphasen, die ersten positiven Nachbildphasen zu sehen sind, w\u00e4hrend in gr\u00f6fserer Entfernung vom Spaltbild nur die 3. positive Phase zu sehen ist, die aber sp\u00e4ter eintritt als die \u00dcERiNGsche und PuRKiNJEsche Phase des hellen Streifens. Beim Abklingen des hellen Streifens zeigt sich, wie aus Abbildung 5 ersichtlich, das umgekehrte Verhalten, so dafs er schm\u00e4ler wird. Auch bei den Versuchen mit dem geteilten Spalt lassen sich entsprechende Beobachtungen machen. Doch wenn die Breite der Br\u00fccke zwischen den Spalten geeignet gew\u00e4hlt ist, sind nur die dicht am Rand der Spaltbilder hervortretenden Phasen deutlich zu sehen. Gerade darauf beruht die gegenseitige Verst\u00e4rkung der beiden H\u00e4lften des geteilten Lichtspaltes.\nDieses verschiedenartige Abklingen der Nachbildphasen in der Nachbarschaft des Lichtspaltes tritt uns auch bei den Kontrasterscheinungen entgegen. Es wurde schon oben bei Be-*","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Analyse des Licht- und Farbenkontrastes.\n101\nsprechung der Grundversuche mit dem weifsen Quadrat darauf hingewiesen, dafs der schwarze Samt in der engsten Nachbarschaft des weifsen Quadrates am dunkelsten ist, der Rand des weifsen Quadrates am hellsten erscheint. Nach Verdecken der Augen tritt das analoge Verhalten auch am Nachbild auf, man sieht dann, dafs sich die Nachbildphasen des weifsen Quadrates nicht in seiner ganzen Ausdehnung gleichschnell entwickeln, sondern dafs der Rand einen schnelleren Ablauf der Phasen erkennen l\u00e4fst.\nVersuche mit feststehendem Lichtreiz.\nDie Versuche mit feststehendem Lichtreiz wurden teils mit dem in einem Dunkelkasten lichtdicht eingef\u00fcgten Moment- und Zeitverschluls,* teils mit Farbpapieren auf schwarzem Samt angestellt. Bei einer Belichtungsdauer von 0,01\" eines 5 mm breiten und 30 mm langen Lichtspaltes, der sein Licht von dem hinter dem Dunkelkasten befindlichen Lichtschirm erhielt, liefs sich bei geringerer Lichtintensit\u00e4t vom Nachbild nur die PuRKiNJEsche und die 3. positive Phase beobachten, als Kontrastwirkung war nur ein Lichthof zu sehen, der sich um das PuRKiNjEsche Nachbild entwickelte und bis zum Beginn der 3. positiven Phase des eigentlichen Nachbildes bestehen blieb. Bei Verwendung gr\u00f6fserer Lichtintensit\u00e4ten zeigte sich vor allem ein deutliches Pulsieren des Nachbildes infolge Auftretens der ersten, schnellverlaufenden Lichthofphase, von den eigentlichen Nachbildphasen war das P\u00fcEKiNjEsche Nachbild und die 3. positive Phase zu sehen. Die \u00dcbereinstimmung mit den Bewegungsnachbildern ist eine vollkommene.\nDieses Verh\u00e4ltnis von Nachbild- und Lichthofphasen konnte auch nach einer Belichtungsdauer bis 1\u20142 Sekunden beobachtet werden. Dauert die Belichtung l\u00e4nger, so werden vor allem die schnell verlaufenden Nachbildphasen nicht sichtbar, da sie schon w\u00e4hrend des Bestehens des Lichtreizes ablaufen, dann aber umgibt sich der Lichtspalt bei fortbestehendem Lichtreiz mit einem gleichgef\u00e4rbten hellen Lichthof und mit dem Auftreten dieses Lichthofes zeigt der Verlauf des Nachbildes, welches sich der Verdunklung entwickelt, wesentliche Ver\u00e4nderungen. Sowie die Belichtung einer umschriebenen Netzhautstelle periodische Vorg\u00e4nge im Sehfeld hervorruft, so veranlafst nach l\u00e4ngerem Bestehen eines Lichtreizes auch die Verdunklung periodische","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nFriedrich W. Fr\u00f6hlich.\nVorg\u00e4ng\u00df, di\u00a9 im Prinzip cIg\u00fc \u00eei\u00e2ch P\u00f6lichtung EiiftrctGiidGn ent* sprechen. Wir haben es demnach im Anschlufs an die Verdunklung eines Lichtreizes, der einige Zeit gewirkt hat, mit periodischen Vorg\u00e4ngen im Sehfeld zu tun, welche mit der Verdunklung beginnen, und nicht als direkte Fortsetzung jener Nachbildphasen anzusehen sind, welche sich w\u00e4hrend oder nach einer kurzdauernden Belichtung entwickeln. Dies wird schon dadurch deutlich, dafs die Phasen der Nachbilder und seines Lichthofes beim Abklingen nach einer k\u00fcrzerdauernden Belichtung an Dauer zunehmen, w\u00e4hrend nach der Verdunklung \"wieder kurzdauernde Phaseu zur Beobachtung kommen. Der Verlauf dieser Phasen ist eine Funktion insbesondere der Dauer des vorhergehenden Lichtreizes und seiner Intensit\u00e4t und wird im wesentlichen auch durch die lokale Adaptation, welche sich an der -Stelle und in der Nachbarschaft des Netzhautbildes abspielt, beeinflufst. Es sei hier auf diese, f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis des nach l\u00e4ngerdauernder Fixierung auftretenden Sukzessivkontrastes sehr wichtigen Verh\u00e4ltnisse hingewiesen, die aber erst einer systematischen Untersuchung unterzogen werden m\u00fcssen.\nErgebnisse.\nFassen wir die Ergebnisse dieser Versuche zusammen, so haben dieselben gezeigt, dafs eine Wechselwirkung benachbarter Sehfeldstellen im Sinne der Heeing-schen Theorie der Licht- und Farbenwahrnehmung nicht besteht. Die Wechselwirkung ist nur scheinbar und kommt dadurch zustande, dafs an der durch das Netzhautbild erregten und den durch das zerstreute Licht erregten Sehfeldstellen periodische Nachbilder entstehen von einer verschiedenen Helligkeit und verschiedenen Schnelligkeit der Phasenfolge; es kommt dadurch zu einer Phasenverschiebung der Nachbilder in benachbarten Sehfeldstellen und diese ist die Grundlage des Kontrastes. Es wird demnach nicht, wie das die HESixesche Theorie annimmt, die Wirkung des in unserem Auge zerstreuten Lichtes durch den Kontrast ausgeglichen, sondern das zerstreute Licht ist die Grundlage des Kontrastes.\nJe st\u00e4rker die verwendeten Lichtintensit\u00e4ten sind, um so mehr n\u00e4hert sich der Verlauf der Lichthofphasen dem Verlauf","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Analyse des Licht- und Farbenkontrastes.\n103\nder Nachbildphasen an, dadurch dauert die gegensinnige Beeinflussung k\u00fcrzer und tritt schneller ein Umschlag in die gleichsinnige Beeinflussung ein. Bei Anwendung sehr hoher Lichtintensit\u00e4ten kommt es \u00fcberhaupt nicht mehr zu einer nachweisbaren gegensinnigen Beeinflussung, sondern sofort zu einem gleichsinnigen Verhalten benachbarter Sehfeldstellen. In diesem Fall hat man nicht mehr von einer gleichsinnigen Induktion gesprochen, sondern man hat diese Erscheinung als Irradiation bezeichnet.\nWie unsere Versuche gezeigt haben, ist bei anwachsender Belichtungsintensit\u00e4t der Umschlag in gleichsinnige Induktion bzw. Irradiation durch kontinuierliche \u00dcberg\u00e4nge mit dem Kontrast verbunden, gegensinnige, gleichsinnige Induktion und Irradiation beruhen auf der Wirkung des zerstreuten Lichtes.\nDie vorstehende Untersuchung wurde mit Hilfe einer aufser-ordentlichen Unterst\u00fctzung der Rheinischen Gesellschaft f\u00fcr wissenschaftliche Forschung ausgef\u00fchrt, welcher ich auch an dieser Stelle meinen ergebendsten Dank ausspreche.","page":103}],"identifier":"lit35925","issued":"1921","language":"de","pages":"89-103","startpages":"89","title":"Zur Analyse des Licht- und Farbenkontrastes","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:43:09.133736+00:00"}