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{"created":"2022-01-31T16:18:03.087100+00:00","id":"lit35930","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Kroh, Oswald","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 52: 181-216, 235-273","fulltext":[{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem psychologischen Institut der Universit\u00e4t Marburg.)\n\u2022\nUber Farbenkonstanz und Farbentransformation.1\nErste H\u00e4lfte.\nMit 10 Abbildungen.\nVon\nOswald Keoh.\n1. Theorien der Farbenkonstanz und deren Kritik.\nDie f\u00fcr die Eroberung der Wahrnehmungswelt \u00e4ufserst wichtige Tatsache, dafs wir den Gegenst\u00e4nden unserer Umwelt konstante Farben \u2014 Ged\u00e4chtnisfarben \u2014 als wesentliche Merkmale zusprechen k\u00f6nnen, erscheint nicht selbstverst\u00e4ndlich, wenn man bedenkt, wie sehr die Lichtremission aller Objekte infolge der starken qualitativen und quantitativen Schwankungen der Beleuchtung, denen sie ausgesetzt sind, zu variieren pflegt. So nennen und sehen wir die Bl\u00e4tter des Buches, in dem wir lesen, weifs, trotzdem sie rotgelbes Licht beim Scheine der Kerze, gelbgr\u00fcnes unter dem sommerlichen Laubdach des Waldes und blaugr\u00fcnes unter dem gleichfarbigen Glasdach einer Veranda in unser Auge werfen. Wir pflegen eben unter normalen Betrachtungsbedingungen alle Gegenst\u00e4nde unserer Umgebung n\u00e4herungsweise so zu sehen, als wenn sie einer konstanten Beleuchtung \u2014 weifs von mittlerer Helligkeit \u2014 unterst\u00e4nden. Diese Tat-\n1 Vorliegende Arbeit ist die gek\u00fcrzte Darstellung der Kesultate einer unter Leitung von Herrn Prof. Jaensch vom Verfasser im psychologischen Institut zu Marburg ausgef\u00fchrten Untersuchung. Die in Anbetracht der verlagstechnischen Verh\u00e4ltnisse f\u00fcr n\u00f6tig erachtete K\u00fcrzung betraf in erster Linie den historisch-kritischen und den theoretischen Teil der Untersuchung sowie eine gr\u00f6fsere Anzahl von Tabellen und Kurven.\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 52.\t13","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"%\n182\tOswald Kroh.\nsache ist von Hering1 als angen\u00e4herte Farbenkonstanz der Sehdinge bezeichnet, in klassischer Weise beschrieben und u. a. am Bouguer (Ritchie) sehen Photometer \u00fcberzeugend demonstriert worden.\nNach Hering ist die Farbenkonstanz in inneren und \u00e4ufseren Anpassungsvorrichtungen des Auges begr\u00fcndet, von denen die \u00e4ufseren durch das Spiel der Pupille, die inneren durch die physiologisch begr\u00fcndeten Erscheinungen der somatischen Wechselwirkung und der Sukzessivanpassung (in fr\u00fcheren Schriften Herings auch als Daueradaptation oder schlechthin als Adaptation bezeichnet) bedingt sind. Die somatische Wechselwirkung erzeugt ihrerseits die Erscheinungen des Simultan-kontrasts, der so zu einer Mitursache der Farbenkonstanz wird.\nHelmholtz hat auf die Tatsache der Farbenkonstanz nirgends direkt Bezug genommen. Doch lassen mannigfache Hinweise, insbesondere \u00fcber den Simultankontrast auf grofsen Fl\u00e4chen2, erkennen, in welcher Richtung er die L\u00f6sung des Problems zu sehen geneigt war: Wir sind gew\u00f6hnt, die Mannigfaltigkeit der farbigen Objekte bei normalem weifsen Tageslicht zu sehen und neigen daher dazu, Weifs zur Bezugsgrundlage unserer Farbenbeurteilung zu machen. Herrscht nun irgendeine andere Gegenstands- oder Beleuchtungsfarbe in \u00e4hnlicher Weise vor, wie das weifse Tageslicht beim gew\u00f6hnlichen Sehen, so pflegen wir diese Farbe als Weifs zu betrachten oder sie mindestens als eine dem Weifs angen\u00e4herte, d. h. geringer ges\u00e4ttigte Farbe anzusehen.. Mit der Bezugsgrundlage verschiebt sich unser Urteil \u00fcber s\u00e4mtliche im Gesichtsfeld auftretende Farben, so dafs objektiv neutrale Farben in der Komplement\u00e4rfarbe der vorherrschenden Farbe gesehen werden. Zweifellos bringt die HELMHOLTzsche Theorie die Erscheinungen, die bei der Ber\u00fccksichtigung einer Beleuchtungsfarbe auftreten, gut zur Darstellung. Ebenso ist der enge Zusammenhang, in den auch hier Simultankontrast und Farbenkonstanz treten, ein entschiedener Vorzug der Theorie. Nichtsdestoweniger besteht Herings Kritik der HELMHOLTZschen Anschauungen, in der er den in ihren empiristischen Voraus-\n1\tE. Hering, Grundz\u00fcge der Lehre vom Lichtsinn. Sonderabdruck aus Graeee-S\u00e4misch, Handbuch der gesamten Augenheilkunde. Kap. XII. 1905 und 1907.\n2\tH. y. Helmholtz, Handbuch der physiologischen Optik. Bd. IL 3. Aufl. S. 233.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\t133\nSetzungen begr\u00fcndeten Zirkelschlufs aufdeckt, im wesentlichen zu Recht.1\nDas trotz ihres aufserordentlichen Gegensatzes f\u00fcr die beiden eben charakterisierten Theorien der Farbenkonstanz eigent\u00fcmliche Bestreben, einem Wesens- und Kausalzusammenh\u00e4nge zwischen den Erscheinungen des Simultankontrastes und der Farbenkonstanz Ausdruck zu geben, wird aufgegeben in der Arbeit von Katz 2, die durch eine F\u00fclle von Beobachtungen die Ph\u00e4nomenologie der hier in Betracht kommenden Erscheinungen wesentlich erweitert hat. Indem Katz f\u00fcr die Tatsachen des Kontrastes die HEEiNGsehe physiologische Erkl\u00e4rung unver\u00e4ndert beibeh\u00e4lt, dagegen f\u00fcr die Erscheinungen der Farbenkonstanz die Geltung psychologischer Ursachen anzunehmen sich gezwungen sieht, nimmt er eine tief einschneidende Trennung zweier Tatsachengebiete vor, deren enge Zusammengeh\u00f6rigkeit nicht leicht verkannt werden kann, ganz sich aber erst eindringender Analyse erschliefst. Zweifellos ist es sein grofses Verdienst, die Farbenkonstanz erstmalig eingehend untersucht und die Kenntnis des Gebietes durch die Aufdeckung vieler neuer Tatsachen bereichert zu haben. Aber es kann nicht mit zwingenden Gr\u00fcnden widersprochen werden, wenn jemand die Ansicht vertritt, dafs die von Katz aufgedeckten Tatsachen den Hering-schen Grundanschauungen zwanglos untergeordnet werden k\u00f6nnen und darum zu keinem Umbau der Lehre von der Farbenkonstanz n\u00f6tigen.\nGewifs hat Katz einen sehr wichtigen, von Hering nicht genug gew\u00fcrdigten ph\u00e4nomenologischen Tatbestand aufgezeigt, als er * die Sichtbarkeit der abnormen Beleuchtung hervorhob. Herings Theorie macht verst\u00e4ndlich, warum das gelbe Licht, das ein weifses Blatt bei Gasbeleuchtung aussendet, verschwindet. Doch diese Theorie erkl\u00e4rt zu viel. Mit Recht betont Katz, dafs das Gelb des Gaslichts auch bei idealer Farbenkonstanz des weifsen Blattes nicht schlechthin verschwindet. Auch wenn das Blatt weifs erscheint : dafs es gelber Beleuchtung untersteht, wird gesehen. Die Farbe, die als Gegenstands-\n1\ta. a. O. S. 20.\n2\tD. Katz, Die Erscheinungsweisen der Farben und ihre Beeinflussung durch die individuelle Erfahrung, Erg\u00e4nzungsband VII der Zeitschr. f. Fsychol. Leipzig 1911.\n13*","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nOsivald Kr oh.\nf\u00e4rbe verschwindet, bleibt gleichwohl als Beleuchtungsfarbe erhalten.1\nAllein diese wichtige Bemerkung erscheint doch nicht ausreichend, die Position Herings zu ersch\u00fcttern. Die Farbe der Beleuchtung \u2014 des den Raum f\u00fcllenden Lichtes \u2014 ist unter allen Umst\u00e4nden vag und unbestimmt, dazu in ihrer Deutlichkeit von allerlei psychischen Verhaltungsweisen und Einstellungen abh\u00e4ngig. Man weifs, dafs psychische Faktoren, wie Assimilation, Assoziationen und Einf\u00fchlungen, sehr oft feine, schwer exakt erfafsbare Nuancierungen der Sinneseindr\u00fccke hervorbringen. Man wird darum geneigt sein, die von Katz so stark betonte, aber exakter Untersuchung kaum zug\u00e4ngliche Nuancierung farbig beleuchteter Gegenst\u00e4nde auf die sekund\u00e4ren empirischen, also psychologischen Faktoren zur\u00fcckzuf\u00fchren, die ja auch Hering zugelassen hat.\nAuch den eben hierher geh\u00f6rigen Tatbestand, dafs zwischen einer normal und einer abnorm beleuchteten Farbe keine strenge Gleichung herstellbar ist, wird man auf Nuancierungen des gleichen Ursprungs zur\u00fcckzuf\u00fchren suchen. Anscheinend unter dem Einflufs der HussERLschen Ph\u00e4nomenologie macht sich in der zeitgen\u00f6ssischen Sinnespsychologie die Neigung bemerkbar, Wesensverschiedenheiten \u00fcberall dort anzunehmen, wo die deskriptive Analyse Nuancierungen der Ph\u00e4nomene aufzeigen kann. Demgegen\u00fcber ist darauf hinzuweisen, dafs auch wesensverwandte, ja wesensgleich e Erscheinungen durch sekund\u00e4re Faktoren psychischer Art \u2014 selbst durch Einf\u00fchlungen u. dgl. \u2014 allerlei Nuancierungen erfahren k\u00f6nnen. In dem uferlosen Reich der Nuancen ist der schmale Weg psychologischer Erkenntnis nur dadurch festzuhalten, dafs man an die exakter Untersuchung zug\u00e4ngliche Seite der Erscheinungen ankn\u00fcpft, ihre Gesetze feststellt und auf Grund der Gesetze \u2014 nicht der Impressionen \u2014 die Frage des Wesenszusammenhangs psychischer Vorg\u00e4nge entscheidet. Stimmen z. B. zwei Erscheinungsweisen Punkt f\u00fcr Punkt in den Gesetzen \u00fcberein, so kann dies nicht auf Zufall beruhen, vielmehr mufs hier \u2014 ganz wie es in anderen Wissenschaften geschieht \u2014 ein innerer Zusammenhang beider Reihen angenommen werden, ungeachtet etwaiger psychischer Nuancie-\n1 Hierher geh\u00f6ren Beobachtungen, die E. R. Jaensch im Zusammenhang mit dem Problem der impressionistischen Malerei ausgef\u00fchrt hat. (\u00dcber die Wahrnehmung des Raumes. 1911. Kap. 7.)","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n185\nrangen. Ein allzu weites Abirren von den exakten methodischen Traditionen \u00e4lterer Psychologie f\u00fchrt eine Gefahr herbei, die Herr Prof. Jaensch als die des \u201ePh\u00e4nomenologismus\u201c zu bezeichnen pflegt, von dem die berechtigte Verwendung ph\u00e4nomenologischer Methoden wohl zu unterscheiden ist.\nMit ihrem leicht ph\u00e4nomenologischen Einschlag h\u00e4ngt es zusammen, dafs die an tats\u00e4chlichen Feststellungen so reiche Arbeit von Katz im Hinblick auf das Verst\u00e4ndnis der Erscheinungen keinen gleichsicheren Fortschritt bedeutet. Unzweifelhafte Errungenschaften Herings gibt sie preis und ger\u00e4t darum in eine angreifbare Position, wo sie gegen Herings Autorit\u00e4t angeht. Der enge Zusammenhang zwischen Kontrast und Farbenkonstanz \u2014 ganz erst eingehender Untersuchung sich enth\u00fcllend, aber schon der oberfl\u00e4chlicheren Betrachtung unverkennbar \u2014 wird von Katz aus ph\u00e4nomenologischen Erw\u00e4gungen heraus getrennt. Weil die Farbenph\u00e4nomene des Kontrastes und der Farbenkonstanz eine gewisse feine Nuancierung zeigen, darum sollen sie wesenhaft verschiedenen Ursprungs sein.\nAllerdings werden die ph\u00e4nomenologischen Argumente noch durch die Bemerkung erg\u00e4nzt, dafs die Umstimmung bei den Erscheinungen der Farbenkonstanz bedeutender sei als bei irgendeiner Erscheinung des Kontrastes. Indessen wird dieses Argument angesichts der aufserordentlichen Deutlichkeit, die die Erscheinung der farbigen Schatten unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden erreicht, kaum \u00fcberzeugend wirken k\u00f6nnen. Darum werden von Katz die Farbenph\u00e4nomene des Kontrastes der peripher-physiologischen, die der Farbenkonstanz der psychischen Sph\u00e4re zugewiesen. Nun aber wird \u2014 und wieder aus ph\u00e4nomenologischen Erw\u00e4gungen heraus \u2014 den Kontrasterscheinungen auch das Ph\u00e4nomen der farbigen Schatten zugez\u00e4hlt, wo doch ein farbloses Feld, der Schatten, unter farbiger Beleuchtung dargeboten wird, wo somit ganz analoge Versuchsbedingungen wie bei den KATzschen Versuchen \u00fcber Farbenkonstanz walten. Gegen\u00fcber dieser gewaltsamen Trennung zusammengeh\u00f6riger Gebiete mufs es als eine St\u00e4rke und als eine nicht wieder aufgebbare Errungenschaft der HERiNGschen Anschauungen erscheinen, dafs er den Zusammenhang von Kontrast und Farbenkonstanz anerkennt und von seiner Natur Rechenschaft zu geben sucht. Dabei bleibt zun\u00e4chst dahingestellt, ob Kontrast und Adaptation das Urspr\u00fcngliche, die Farbenkonstanz erst die Folge jener Vorg\u00e4nge ist.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nOswald Kroh.\n2. Die Untersuchungen von Jaensch \u00fcber den Zusammenhang von Kontrast und Transformation.\nAn diesem Punkte setzten die \u00dcberlegungen von Jaensch 1 ein. Er zeigte, dafs die Zur\u00fcckf\u00fchrung der Farbenkonstanz auf Kontrast, Adaptation und Pupillenspiel nicht ang\u00e4ngig ist. Durch geeignete Wahl des Umfeldes wurden n\u00e4mlich Versuchsbedingungen geschaffen, die bei Geltung der HEKiNGschen Erkl\u00e4rung zu Erscheinungen h\u00e4tten f\u00fchren m\u00fcssen, die den beobachteten genau entgegengesetzt waren. Jeder Versuch, die Ver\u00e4nderungen, die bei Kenntnis der Beleuchtung eines Objekts hinsichtlich der Helligkeit und der Farbe zu beobachten sind und f\u00fcr die Jaensch die neutrale Bezeichnung Transformation (Helligkeitstransformation und Farbentransformation) eingef\u00fchrt hat2, auf den Simultankontrast zur\u00fcckzuf\u00fchren, ist von vornherein zur Aussichtslosigkeit verurteilt, da die Erscheinungen der Transformation die durch Kontrast und farbige Umstimmung erzielten Ver\u00e4nderungen eines Infelds weit hinter sich lassen und von ihnen in erheblichem Mafse unabh\u00e4ngig sind.3\nTrotzdem besteht zweifellos ein Zusammenhang zwischen Simultankontrast und Transformation, der in ihrem vollkommenen Parallelismus zum Ausdruck kommt. Um diesen Zusammenhang aufzudecken, stellte Jaensch Parallel versuche an, bei denen beide Tatsachengebiete gleichzeitig und nach einheitlichen Gesichtspunkten untersucht wurden. So wurden Kontrast- und Transformationsgesetze gewonnen, die durch eine \u00fcbergreifende Terminologie zusammengefafst und als Parallelgesetze bezeichnet wurden. Im folgenden wird als \u00fcbergreifender Terminus f\u00fcr Kontrast und Transformation Beeinflussung, f\u00fcr kontrasterregende und Beleuchtungsfarbe beeinflussende Farbe verwandt.\n1\tM\u00fcnch. Med. Wochenschr. 59 (2), 1912. \u2014 E. R. Jaensch, Die Farbenkonstanz der Sehdinge, Bericht \u00fcber den 5. Kongrefs f. exper. Psychol.. Leipzig 1912. \u2014 E. R. Jaensch, \u00dcber Grundfragen der Farbenpsychol., Bericht \u00fcber den 6. Kongrefs f. exp. Psychol., Leipzig 1914. \u2014 E. R. Jaensch, Sitzungsberichte der Ges. zur Bef\u00f6rderung der ges. Naturwissenschaften zu Marburg, 1913, 1917. \u2014 E. R. Jaensch und E. A. M\u00fcller, \u00dcber die Wahrnehmung farbloser Helligkeiten und den Helligkeitskontrast, Zeitschr. f. Psychol. 88, S. 266 ff.\n2\tE. R. Jaensch und E. A. Muller, a. a. O., S. 278.\n3\tE. R. Jaensch und E. A. M\u00fcller, a. a. 0., S. 282.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n187\nNach der Methode der Parallelversuche gewann Jaensch zun\u00e4chst den Hauptsatz: Grundgesetze des Kontrastes gehen \u00fcber in Grundgesetze der Transformation, wenn man in den Kontrastgesetzen den Terminus \u201eUmfeld\u201c ersetzt durch den Terminus \u201ebeleuchteter\nKaum\u201c.1 2 Mit Hilfe seiner sp\u00e4ter genauer zu charakterisierenden\n\u2022 \u2022\nMethode der normalbeleuchteten \u00c4quivalenz-scheiben stellte Jaensch unter Anlehnung an das von Pretori und Sachs 2 gefundene Grundgesetz des farbigen Simultankontrastes das Parallelgesetz auf: Das in einem farbig beleuchteten Raum neutral erscheinende Infeld bleibt neutral, wenn seine farbige und weifse Valenz proportional wachsen. Durch eine einfache Umschreibung des Tatsachenbestandes in die physiologische Sprache der Valenzen bewies er sodann, dafs dieses Parallelgesetz der Tatsache Ausdruck gibt, dafs von der farbigen Beleuchtung ganz oder teilweise abstrahiert wird.\nZur Vermeidung eines Mifsverst\u00e4ndnisses, welches gelegentlich zutage getreten ist, sei hier bemerkt, dafs in den Ver\u00f6ffentlichungen von Herrn Prof. Jaensch der Ausdruck \u201eabstrahieren\u201c nur der Tatsache Ausdruck verleihen will, dafs die betreffende Beleuchtung nicht gesehen wird. Dagegen w\u00e4re es eine Mifs-deutung, in dem Gebrauch jenes Ausdrucks schon eine Theorie zu erblicken, eine Mifsdeutung, die allerdings dadurch naheger\u00fcckt wird, dafs der Ausdruck \u201eAbstraktion\u201c in der Psychologie eine lange Geschichte hat und darum mit allerlei theoretischen Vorstellungen belastet ist, die bei seiner Nennung anklingen.\nIn analoger Weise wie das oben genannte Parallelgesetz zum Grundgesetz des Farbenkontrastes gewann Jaensch durch eine einfache Formulierung des Tatbestandes der \u201eAbstraktion\u201c von der Belichtung bzw. Beschattung das Parallelgesetz zum Grundgesetz des Helligkeitskontrastes, wie es Hess und Pretori aufgestellt haben3: W\u00e4hrend bei einem Wechsel der Beleuchtung die Helligkeit deslnfelds subjektiv kon-\n1\tE. R. Jaensch, \u00dcber Grundfragen der Farbenpsychologie, a. a. O., S. 46.\n2\tH. Pretori und M. Sachs, Messende Untersuchungen des farbigen Simultankontrasts. Ffl\u00fcgers Arch. 60, S. 71.\n3\t0. Hess und H. Pretori, Messende Untersuchungen \u00fcber die Gesetz-m\u00e4fsigkeit des simultanen Helligkeitskontrastes. Arch. f. Ophthalmol. 40. IV.","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nOswald Kroh.\nstant bleibt, bleibt objektiv der Helligkeitszuwachs des Infeldes und der des Grundes in einem konstanten Verh\u00e4ltnis. Die mehrfach zitierte Arbeit von Jaensch und M\u00fcllee enth\u00e4lt noch eine Reihe weiterer interessanter Parallelgesetze f\u00fcr Helligkeitstransformation und simultanen Helligkeitskontrast, auf die im folgenden gelegentlich Be-zug genommen wird.\n3. Spezielle Untersuchungen \u00fcber den Zusammenhang von Farbenkontrast und Farben-\ntransformation.\n(Parallelyersuche zu den Untersuchungen von Pretori und Sachs.)\na) Versuchsanordnung.\nDer Untersuchung der Frage, ob \u00e4hnliche Parallelismen auch f\u00fcr simultanen Farbenkontrast und Farbentransformation bestehen, boten sich so eine Reihe wertvoller Ankn\u00fcpfungspunkte. Einmal lag bereits das von Jaensch aufgestellte, oben zitierte Parallelgesetz zum Grundgesetz des farbigen Simultankontrasta von Pretori und Sachs als fundamentales Resultat vor. Seine Geltung erwies sich bei unseren Versuchen fortgesetzt. Zum anderen war in der Untersuchung von Pretori und Sachs eine exakte, quantitative Untersuchung der Kontrasterscheinungen gegeben, deren Resultate daraufhin zu untersuchen waren, ob sie eine Erweiterung zu Parallelgesetzen zuliefsen. Daneben lag in der zurzeit der Ausf\u00fchrung der Versuche (1917/18) noch nicht ver\u00f6ffentlichten Untersuchung von Jaensch und M\u00fcller eine Arbeit vor, deren interessante Resultate dazu aufforderten, nachzupr\u00fcfen, inwieweit Parallelgesetzen f\u00fcr die \u201eHelligkeitsbeeinflussung analoge Gesetzm\u00e4fsigkeiten f\u00fcr die \u201eFarbenbeeinflussung^ entspr\u00e4chen.\nDas f\u00fcr den ersten Teil der folgenden Untersuchungen charakteristische st\u00e4ndige Zur\u00fcckgehen auf die Untersuchungen von Pretori und Sachs machte Nachpr\u00fcfungs- und Erg\u00e4nzungsversuche auf dem Gebiete des farbigen Simultankontrasts n\u00f6tig, bei denen die von den beiden Autoren verwandte Versuchsanordnung zugrunde gelegt wurde:\nDrei Systeme von je drei Kreiselscheiben lagen so \u00fcbereinander, dafs in jedem System ein farbiger, ein schwarzer und ein weifser Sektor gleichzeitig verwandt werden konnten. Bei","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"189\u00bb\n\u2022 \u2022\nUber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\nunseren Versuchen besaFsen die Scheiben des unteren Systems 18 cm, die des mittleren 11,5 und die des oberen 8 cm Durch* messer; die Scheiben des mittleren Systems blieben so als 1,75 cm breiter Ring (Infeld, kontrastleidendes Feld) sichtbar und waren der Beeinflussung des Umfelds, das sich aus den Scheiben des kleinsten Durchmessers und dem sichtbaren Rand der gr\u00f6fsten Scheiben zusammensetzte, unterworfen.1\nDen Transformationsversuchen wurde die von Jaensch verwandte und von ihm inzwischen2 ausf\u00fchrlicher beschriebene-Methode der normal beleuchteten \u00c4quivalenzscheiben zugrunde gelegt. Sie ist im folgenden in der besonderen korm dargestellt, in der sie bei unseren Versuchen Anwendung fand.\nDas Wesen der Methode besteht darin, dafs der Wirkung eines k\u00fcnstlich beleuchteten Raumes ein Infeld unterstellt wirdr das selbst direkt nur normaler Beleuchtung, d. h. im allgemeinen dem Tageslicht, ausgesetzt ist. Durch eine Reihe von Versuchen konnte Jaensch den Nachweis erbringen, dafs sich ein solches Infeld unter dem Einflufs des beleuchteten Raums genau so verh\u00e4lt, wie ein innerhalb dieses Raumes angebrachtes, d. h. der k\u00fcnstlichen Beleuchtung direkt ausgesetztes, Infeld. Der durch diese Resultate gerechtfertigte methodische Kunstgriff gestattete die vollkommen unabh\u00e4ngige Variation der Farben in Infeld und Umfeld \u2014 genau wie bei den Kontrastversuchen am Farbenkreisel \u2014 und damit ein reines Experimentieren.\nDer k\u00fcnstlich zu beleuchtende Raum wurde hergestellt durch zwei zueinander senkrechte, innen mit weifsem Karton ausgekleidete Bretter von gleicher H\u00f6he (80 cm) und verschiedener Breite, die auf einem mattschwarzen Tisch standen. Die Vp. safs dem gr\u00f6fseren Brett (R\u00fcckwand R, Abb. 1) so gegen\u00fcberr dafs sie in den Raum hineinblickte und genau in der Mitte ihres Gesichtsfelds etwa in Augenh\u00f6he durch eine quadratische \u00d6ffnung A von 1,75 cm Seitenl\u00e4nge auf die hinter der R\u00fcckwand angebrachte\n1\tDie gew\u00e4hlten Scheibenmafse weichen nur wenig von den von Pr\u00eat. u. Sachs bei ihren Versuchen verwandten ab. Die geringe Ver\u00e4nderung (18; 11,5; 8 cm statt 19,6; 11,5; 8 cm) wurde veranlafst durch das Bestreben,-das Infeld genau in die Mitte zwischen Achsenknopf des Kreisels und \u00e4ufsersten Scheibenrand zu legen.\n2\t\u00dcber den Farbenkontrast und die sog. Ber\u00fccksichtigung der farbigert Beleuchtung, diese Zeitschrift 52, Kap. 3.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nOswald Kroh.\nnormal beleuchtete \u00c4quivalenzscheibe K blicken konnte, die auf einem rotierenden Kreisel befestigt war und sich aus einem (in seltenen F\u00e4llen zwei) farbigen, einem schwarzen und einem weifsen Sektor zusammensetzte. Die k\u00fcrzere Seitenwand S diente der Abblendung des direkten Tageslichts vom beleuchteten Raum ; doch durfte sie das von einem seitlichen Fenster gelieferte Licht den Augen der Vp. nicht verdecken, damit dieselben w\u00e4hrend der Ruhe immer nur normalem Tageslicht ausgesetzt waren und daher zu neutraler Stimmung zur\u00fcckkehren konnten. Weiter war darauf R\u00fccksicht zu nehmen, dafs nicht etwa von der Seitenwand reflektiertes farbiges Licht das Infeld traf. Beide Notwendig-\n(40 X 80 cm). Die farbige Beleuchtung wurde geliefert durch eine, an einem Schraubenrohr in einem Holzkasten angebrachte Halbwattlampe L von 405 Kerzen, deren Strahlen durch, der offenen Vorderseite des Kastens (16 X 22 cm) Vorgesetzte, Filter F hindurch in den zu beleuchtenden Raum fielen. Als Filter dienten L\u00f6sungen von Aurantia (Gelb), Eosin und S\u00e4urefuchsin (Rot), Malachitgr\u00fcn und Methylenblau, die in Spiegelglastr\u00f6gen von 3 bzw. 6 bzw. 12 cm lichter Tiefe vorgesetzt wurden.\nDie Notwendigkeit, auch bei ziemlich starker Ann\u00e4herung der Lichtquelle den ganzen Raum m\u00f6glichst gleichm\u00e4fsig zu beleuchten, setzte den Dimensionen der R\u00fcckwand (60 X 80 cm) gewisse Grenzen. Mit der vom Platz der Vp. aus in starker perspektivischer Verk\u00fcrzung erscheinenden Seiten wand S ergab sie dann ein ziemlich homogen beleuchtetes Gesichtsfeld, in dessen genauer Mitte der vorhin erw\u00e4hnte, ein wenig links von der Mitte der R\u00fcckwand angebrachte, quadratische Ausschnitt, d. h. aber das normal beleuchtete Infeld, erschien.\nDie Filterl\u00f6sungen wurden unmittelbar vor dem Gebrauch t\u00e4glich aus konzentrierteren L\u00f6sungen neu hergestellt, da sie gewissen Licht- und Zeitreaktionen unterlagen, durch die sie nach Farbton, S\u00e4ttigung und Durchl\u00e4ssigkeit beeinflufst wurden.\nkeiten beschr\u00e4nkten ihre Gr\u00f6fse\nFenster\n\nFenster\nR\nA\nJ\nM-\nSt\nFi\nip.\nAbbildung 1.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n191\nSpiegelung und seitlicher Lichtaustritt aus den K\u00fcvetten waren durch graue Pappschirme P unm\u00f6glich gemacht. Ebenso gab ein grauer Pappschirm Pj den beleuchteten Raum nur w\u00e4hrend der Beobachtung frei, sodafs das Auge der Vp. zwischen den einzelnen Beobachtungen immer nur neutralem Licht ausgesetzt war.\nDamit das Infeld weder von direktem noch von reflektiertem Licht getroffen wurde, vom neutralen Lichte eines seitlichen Fensters gut beleuchtet werden konnte und doch gleichzeitig den quadratischen Ausschnitt ganz und homogen ausf\u00fcllte, war die normal beleuchtete Kreiselscheibe K dicht hinter der R\u00fcckwand, unter einem Winkel von 450 gegen dieselbe geneigt und dem Fenster zugewandt, angebracht. Das Infeld erschien alsdann der betrachtenden Vp. durchweg direkt in der Ebene der R\u00fcckwand. Kinnst\u00fctze St (oft durch einen Kinnabdruck erg\u00e4nzt) und Fixationsvorrichtung Fi wurden bei allen Versuchen (Kontrast- und Transformationsversuchen, verwendet, damit Blickwanderungen im Umfeld \u2014 und somit Sukzessivkontrast \u2014 ausgeschaltet waren. Die Betrachtungszeit war bei allen Versuchen konstant = 2 Sekunden.\nBei den Kontrastversuchen war die induzierende Farbe durch den farbigen Sektor, sowie durch die bei allen Versuchen berechnete Summe der Weifsvalenzen aller Sektoren ohne weiteres gegeben. Bei den Transformationsversuchen mufste dagegen die Farbe des beleuchteten Raumes erst bestimmt werden. Da die Erscheinungsweise einer erkennbar beleuchteten Fl\u00e4che keineswegs ihrer objektiven Lichtremission, d. h. ihrer retinalen Wirksamkeit entspricht (Katz), war objektive Bestimmung der Beleuchtungsfarbe auf Grund des Sukzessivsvergleichs mit einer nebenan unter normaler Beleuchtung aufgestellten Kreiselscheibe bei nicht reduzierender Betrachtung nicht m\u00f6glich. Reduzierende Betrachtung \u2014 etwa durch einen Doppelschirm \u2014 h\u00e4tte gleichfalls den h\u00f6chst unzuverl\u00e4ssigen Sukzessivvergleich n\u00f6tig gemacht. Die urspr\u00fcngliche Absicht, eine beliebig gegebene Beleuchtungsfarbe zu bestimmen, wurde daher fallen gelassen. Statt dessen aber ergab sich eine Mafsm\u00f6glichkeit direkt aus der besonderen Eigenart unserer Versuchsanordnung. Ich ging aus von der empirisch gefundenen Tatsache *, dafs nur dann das Infeld der\n1 Diese Tatsache folgt \u00fcbrigens auch direkt aus der erw\u00e4hnten Feststellung von Jaensch, dafs sich die normal beleuchtete \u00c4quivalenzscheibe genau so verh\u00e4lt, wie eine innerhalb des beleuchteten Raums der farbigen Beleuchtung direkt ausgesetzte Scheibe.","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nOswald Kr oh.\nVersuchsanordnung bei freier \u2014 nicht reduzierender \u2014 Betrachtung dieselbe Erscheinungsweise besafs wie die beleuchtete R\u00fcckwand, wenn durch reduzierende Betrachtung ebenfalls Gleichheit festgestellt werden konnte. Es gen\u00fcgte also, Beleuchtungsfarbe und Infeld einander so anzupassen, dafs sie von der Vp. aie gleich anerkannt wurden. Das Infeld nun so lange zu variieren, bis es einem gegebenen Umfeld gleich war, schien nicht empfehlenswert, da nicht alle Farbent\u00f6ne, S\u00e4ttigungs- und Helligkeits-stufen, die die Beleuchtungsanordnung hergab, durch einfache Variation von 3 oder 4 Kreiselscheiben erhalten werden konnten und ferner allen Sektorenver\u00e4nderungen an Farbenkreiseln eine gewisse Unstetigkeit anhaftet. So blieb nur eine M\u00f6glichkeit: Zu einem vorgegebenen Infeld wurde eine passende Beleuchtungsfarbe durch Ver\u00e4nderung der Filterl\u00f6sung, Auswechslung der K\u00fcvetten und Ann\u00e4herung oder Entfernung der Lichtquelle geschaffen. Gr\u00f6bere Variationen des Abstandes der Lichtquelle wurden dabei durch Ann\u00e4herung oder Entfernung des Arbeitstischchens, das die Lichtquelle trug, bewirkt; kleinere durch Schrauben am Lichttr\u00e4gerrohr.\nNun liegt auf der Hand, dafs jede etwa durch Steigerung der Filterkonzentration herbeigef\u00fchrte S\u00e4ttigungszunahme der Beleuchtungsfarbe nicht ohne Ver\u00e4nderung der Lichtdurchl\u00e4ssigkeit, d. h. aber auch der Helligkeit, m\u00f6glich ist, dafs ferner jede, etwa durch Heranbringung der Lichtquelle bewirkte Helligkeitssteigerung mit einer Verdichtung der farbigen Strahlen, d. h. einer S\u00e4ttigungszunahme, verbunden ist usf. So bringt jeder auf eine Komponente der Beleuchtungsfarbe bezogene Kompensationsversuch neue Fehler bez\u00fcglich der anderen Komponenten mit sich. Doch ist es, gen\u00fcgende \u00dcbung und Spezialerfahrung des Versuchsleiters vorausgesetzt, immer m\u00f6glich, diese neuen Fehler innerhalb st\u00e4ndig abnehmender Grenzen zu halten, sodafs in allen F\u00e4llen die Herstellung einer v\u00f6lligen Gleichung zwischen Infeld und Beleuchtungsfarbe erreicht werden kann. Bei unseren Versuchen wurden die Einstellungen immer so lange gem\u00e4fs den Angaben der Vp. variiert, bis der Vp. das Infeld mit der R\u00fcckwand zu einer einheitlich beleuchteten homogenen Fl\u00e4che zu verschmelzen schien.\nDa die Versuche m\u00f6glichst nur bei hellem Wetter und in den Mittagsstunden ausgef\u00fchrt wurden, besafs die Beleuchtung des Infelds w\u00e4hrend einer einzelnen Sitzung einen ziemlich hohen","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n193\nGrad von Konstanz. Geringere Schwankungen wurden unter Zugrundelegung der Umfeldfarbe mit Hilfe von Roll\u00e4den korrigiert, bei st\u00e4rkeren Schwankungen wurde der Versuch abgebrochen. \u2014 In der Regel wurden am Schlufs jeder Sitzung die Ausgangseinstellungen zur Pr\u00fcfung auf die Konstanz der Beleuchtungsverh\u00e4ltnisse wiederholt; bei l\u00e4ngeren Sitzungen wurden solche Pr\u00fcfungsversuche eingeschoben.\nb) Die Messung der St\u00e4rke des Kontrasts und der Transformation.\nOrdnet man einem farbigen Umfeld ein schwarzes Infeld zu, so erscheint dasselbe meist infolge der simultanen Lichtinduktion (Kuhnt) schwach in der Farbe des Umfelds get\u00f6nt. Erst bei einem, individuell und je nach der Umfeldfarbe verschiedenen, geringen Weifszusatz verschwindet die Induktionsfarbe und das Infeld wird neutral. Bei weiterer Steigerung des Weifszusatzes nimmt das Infeld bald die Kontrastfarbe an. Diesen so durch Einf\u00fchrung eines gewissen Weifswertes im Infeld erzeugten Kontrast kann man nun leicht durch Zuf\u00fcgung eines mit dem Umfeld \u00fcbereinstimmenden farbigen Sektors von bestimmter Gr\u00f6fse zu Grau kompensieren. Weitere Steigerung des Weifswertes l\u00e4fst den Kontrast wieder auftreten, Vergr\u00f6fserung des Farbsektors f\u00fchrt zu neuen Kompensationen usf. So geh\u00f6ren zu jeder Umfeld f\u00e4rbe als neutral erscheinende Infelder bestimmte, einander zugeordnete Paare von Farbsektoren und Weifswerten (wobei nat\u00fcrlich die Weifsvalenzen aller drei Sektoren des Infelds zu ber\u00fccksichtigen sind). Die Anzahl dieser einander zugeordneten Paare ist prinzipiell unendlich. Die Bestimmung des Weifssektors erfolgte bei unseren Versuchen in der Regel durch Bildung des arithmetischen Mittels aus den Werten der oberen und unteren Grenze. \u2014 Genau so, wie hier zu einem eingestellten Weifs wert der zugeh\u00f6rige kompensierende farbige Sektor bestimmt wird, genau so kann man nat\u00fcrlich auch farbige Sektoren von bestimmter Gr\u00f6fse im Infeld einstellen und dann bestimmen, welche Weifswerte ihnen zugeordnet werden m\u00fcssen, damit das Infeld neutral erscheint. (Auch hier k\u00f6nnen obere und untere Grenzen bestimmt werden.)\nDas von Pretobi und Sachs aufgestellte Grundgesetz des farbigen Simultankontrasts besagt nun, dafs f\u00fcr ein bestimmtes Umfeld die Differenzen solcher empirisch gefundenen Weifswerte zu den Differenzen der ihnen zugeh\u00f6rigen farbigen Sektoren in","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nOswald Kroh.\nkonstantem Verh\u00e4ltnis stehen. F\u00fcr die graphische Darstellung, bei der als Abszissen die farbigen Sektoren, als Ordinaten die zugeordneten Weifswerte einzutragen sind, kommt diese Konstanz in der Geradlinigkeit der Kurven zum Ausdruck, die entstehen, wenn man die so f\u00fcr ein bestimmtes Umfeld erhaltenen Punkte miteinander verbindet. Nat\u00fcrlich kann, wie bei empirisch bestimmten Geraden \u00fcberhaupt, diese Geradlinigkeit nur eine angen\u00e4herte, selten eine mathematische sein.\nDie Methode der normalbeleuchteten \u00c4quivalenzscheiben erlaubt im Infeld genau dieselben Messungen. Aus der Tatsache, dafs die bei der Auswertung und graphischen Interpretation seiner Resultate entstehenden Kurven ebenfalls ausgesprochenen Geradencharakter zeigten, gewann Jaensch das bereits zitierte Parallelgesetz.\nIm folgenden sollen die so gewonnenen Geraden als Neutralgerade bezeichnet werden, da sie die Mannigfaltigkeit der f\u00fcr ein bestimmtes Umfeld existierenden neutral erscheinenden Infeldkombinationen in sich enthalten.\nc) Resultate.\nI. Der Einflufs reinerS\u00e4ttigungs\u00e4nderungender beeinflussenden Farbe. Pjretore und Sachs untersuchten, wie im Koordinatensystem die Neutralgeraden zueinander liegen, die man erh\u00e4lt, wenn bei konstant gehaltener W^eifsvalenz eines kontrasterregenden Feldes nur dessen farbiger Sektor variiert wird, m. a. W. \u2019. Sie bestimmten den Einflufs reiner S\u00e4ttigungs\u00e4nderungen der beeinflussenden Farbe. Sie fanden, dafs ein bestimmter farbiger Sektor im Infeld zu seiner Neutralisation einen um so h\u00f6heren Weifszusatz gebraucht, je geringer die S\u00e4ttigung des Umfeldes ist. Eigene Versuche, deren Anstellung sich als n\u00f6tig erwies, best\u00e4tigten die Richtigkeiten der Feststellung. In der Sprache unserer graphischen Darstellung: je geringer die S\u00e4ttigung des Umfeldes, desto h\u00f6her liegen die zugeh\u00f6rigen Neutralgeraden.\nDie Parallelversuche an der Transformationsanordnung bereiteten keinerlei Schwierigkeiten. Selbstverst\u00e4ndlich mufste hier jede der verschiedenen S\u00e4ttigungsstufen der Beleuchtungsfarbe nach dem fr\u00fcher angegebenen Verj\u00e4hren erst eingestellt werden. Da Einstellungen dieser Art fast immer l\u00e4ngere Zeit in Anspruch nehmen, konnte in einer einzelnen Sitzung immer nur h\u00f6chstens der Einflufs von drei, oft nur von zwei verschiedenen S\u00e4ttigungs-","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022 __ ____________________\n\u00fcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n195\nstufen der Beleuchtungsfarben untersucht werden. Bei der graphischen Darstellung (Abb. 2) verlaufen auch hier die bei niederen S\u00e4ttigungsstufen gewonnenen Geraden durchweg oberhalb der bei h\u00f6heren S\u00e4ttigungsstufen erhaltenen Geraden. Wir sind daher berechtigt, das Parallelgesetz aufzustellen: Die zur Neutralisation eines farbigen Infelds erforderliche Weifsvalenz nimmt im allgemeinen1 ab, wenn die S\u00e4ttigung des Umfeldes (der farbigen Beleuchtung) steigt\nSumme der W-Valenzen2 im Infeld\nGr\u00f6fse der gelben. Infeldsektoren\nAbbildung 2.\nFarbe: Gelb.\tVp. Fri. A.\nKonstante W- Valenz 3\tdes beleuchteten\tBaumes\t=\t208\u00b0\na)\tS\u00e4ttigung der\tBeleuchtungsfarbe\t=\t120\u00b0\tgelb\nb)\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t=\t240 0\tb\nc)\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t=\t360\u00b0\t\u201e\nund umgekehrt oder k\u00fcrzer: einer S\u00e4ttigungszunahme oder -abnahme des Umfelds (der farbigen Beleuchtung) entspricht eine Zunahme oder Abnahme des Kontrastes (der Transformation).\nEs kann hier nicht unerw\u00e4hnt bleiben, dafs die vorhin f\u00fcr die Kontrastwirkung ausgesprochene Gesetzm\u00e4fsigkeit bei Pretori und Sachs eine ungenaue Formulierung gefunden hat. Nicht aus den verschiedenen Neigungswinkeln der Neutral-\n1\tDiese Einschr\u00e4nkung einiger sp\u00e4ter zu besprechender Ausnahmen wegen^\n2\tund 3 Die W-Valenzen der Farben wurden \u00fcberall nach der von\nA. Br\u00fcckner (Pfl\u00fcgers Archiv 98, 1903) angegebenen Methode bestimmt;, ebenso wurde auch der Weifswert des verwandten Tuchschwarz jedesmal ber\u00fccksichtigt.","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nOswald Kr oh.\ngeraden folgt das Ergebnis, wie die beiden Autoren es darstellen, sondern aus ihrer verschiedenen H\u00f6henlage im Koordinatensystem.\nTrotzdem enth\u00e4lt das Geradensystem von Peetobi und Sachs, wenn man auf die Neigungswinkel achtet, einen wertvollen Hinweis auf neue Einsichten, die indessen in jener klassischen Arbeit noch nicht angedeutet, darum auch nicht weiter verfolgt und erst recht nicht durch Experimentalbeweis gesichert sind.1 Bei der Betrachtung der von Pketoei und Sachs mitgeteilten Beispiele dr\u00e4ngt sich die Beobachtung auf, dafs die Neutralgeraden bei ihrer Verl\u00e4ngerung ziemlich genau durch einen Punkt gehen m\u00fcssen. Ein Kurvensystem (f\u00fcr Rot) liefert sogar diesen gemeinsamen Ausgangspunkt der Geraden direkt. Indessen sind die Resultate von Peetoki und Sachs nur wegweisend, aber nicht hinreichend zur Formulierung eines entsprechenden Satzes. Denn die graphischen Darstellungen enthalten immer nur drei Gerade, die sich auch zuf\u00e4llig in einem Punkt vereinigen k\u00f6nnen. Nur eine ausgedehntere Variation der Versuche konnte hier Klarheit bringen.2\nBei der Durchf\u00fchrung dieser Variation konnte in der Tat in jedem Falle f\u00fcr jedes von der gleichen Vp. unter Festhaltung aller Versuchsbedingungen gewonnene Geradensystem ein einheitlicher Schnittpunkt nachgewiesen werden. Bei Abb. 3 bestimmen punktierte Verl\u00e4ngerungen der Neutralgeraden, die deren allgemeine Richtung m\u00f6glichst genau festzuhalten suchen, die Lage des f\u00fcr die betreffende Vp. und Farbe charakteristischen Schnittpunktes. Demnach folgt: Bei reiner S\u00e4ttigungs\u00e4nderung des Umfelds gehen die Neutralgeraden durch einen Punkt, m. a. W. sie bilden ein Strahlenb\u00fcschel. (Erster Schnittpunktsatz f\u00fcr den Farbenkontrast.)\nDer Versuch, nun auch f\u00fcr die bei Transformationsversuchen gewonnenen Neutralgeraden etwa vorhandene Schnittpunkte durch\n1\tEs darf nicht unerw\u00e4hnt bleiben, dafs die Arbeit von Peetobi und Sachs z. T. auch aus einem \u00e4ufseren Grunde \u2014 vorzeitige Trennung der beiden Autoren \u2014 unvollendet geblieben ist.\n2\tUntersuchungen dieser Art nehmen notwendig einen Zeitraum in Anspruch, der die normale Versuchszeit wTeit \u00fcberschreitet. Sie k\u00f6nnen daher nur mit solchen Vpn. angestellt werden, die auch nach l\u00e4ngerer Beobachtung keine Erm\u00fcdung zeigen und die keine starke -Neigung zu komplement\u00e4ren Nachbildern besitzen.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n197\n760\\\n140-\n120\n100\nBestimmung vieler Geraden in Evidenz zu setzen, w\u00fcrde wegen der gar zu langen Dauer der Versuche auf un\u00fcberwindliche Schwierigkeiten gestofsen sein. Gl\u00fccklicherweise war ein derartiger experimenteller Nachweis gar nicht n\u00f6tig. Wie schon das eine mitgeteilte (Abb. 2) Geradentripel erkennen l\u00e4fst, zeigen die bei den Transformationsversuchen gewonnenen Neutralgeraden eine unverkennbare Tendenz zur Vereinigung im Koordinatenanfangspunkt. In der Tat w\u00fcrde\nbei einer Vereinigung samt- Summe der W-Valenzen\ni ,\t. .. .\tim Infeld\niicher hierher geh\u00f6riger\nNeutralgeraden zu einem Kurvenbild der Koordinatenanfangspunkt mit hoher Genauigkeit als Schnittpunkt der verl\u00e4ngerten Geraden auftreten.\nMan kann aber sicher Resultate, die unter verschiedenen Bedingungen gewonnen sind, immer dann in einer graphischen Darstellungvereinigen und zur Grundlage eines Gesetzes machen, wenn das betreffende Ergebnis von jenen Bedingungen unabh\u00e4ngig, ihnen gegen\u00fcber \u201einvariant\u201c ist, wenn also die Bedingungen mit R\u00fccksicht auf die gerade vorliegende Fragestellung gar nicht als \u201everschieden\u201c anzusehen sind. Dieser Fall liegt hier vor. Die Lage des Neutralgeradenschnittpunkts ist bei den Transformationsversuchen invariant gegen\u00fcber Vp. und Beleuchtungsfarbe.\nDa nun der fr\u00fcher f\u00fcr die Kontrasterscheinungen auf gestellte erste Schnittpunktsatz irgendwelche Angaben \u00fcber die besondere Lage und eventuelle Variabilit\u00e4t des Schnittpunkts nicht enth\u00e4lt, so sind wir zur Aufstellung eines neuen Parallelgesetzes berech-\nZeitschrift f. Sinnesphvsiol. 52.\t14\nGr\u00fcnsektor des Infelds\nAbbildung 3.\nFarbe: Gr\u00fcn.\tVp. Fri. T.\nKonstante Weifsvalenz des Umfelds == 228\u00b0 a) Gr\u00fcnsektor \u201e\t\u201e\t=60\u00b0\n\u00bb\t=\t120\u00ab\n\u201e\t-\t180\u00b0\n\u201e\t=\t240\u00b0\n\u201e\t=\t300 0\n= 360 0\nb)\nc)\nd)\ne)\nf)","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nOswald Kroh.\ntigt: Die bei reinen S\u00e4ttigungs\u00e4nderungen des Umfelds (der Beleuehtungsfarbe) unter Festhaltung aller sonstiger Versuchsbedingungen* 1 erhaltenen Neutralgeraden gehen durch einen Punkt (B\u00fcschelzentrum des Neutralgeradenb\u00fcschels).\nDie Lage der bei den Kontrastversuchen erhaltenen Schnittpunkte gibt zu einer kleinen Zwischen\u00fcberlegung Anlafs. Bei den meisten Versuchen genannter Art lag der gemeinsame Schnittpunkt der Neutralgeraden links oberhalb des Koordinatenanfangspunktes. In einigen F\u00e4llen lag er rechts oberhalb. Doch scheint auch der Fall, dafs er links unterhalb des Koordinatenanfangspunkts liegt, nicht von vornherein ausgeschlossen werden zu k\u00f6nnen, aber immer liegt er so, dafs die Neutralgeraden bei ihrer Verl\u00e4ngerung positive St\u00fccke der Y-Achse abschneiden. Man denke nun auf der Abszissenachse die komplement\u00e4ren Farbwerte aufgetragen und zwar so, dafs einem Abszissenwert \u2014 x genau das Gr\u00fcn entspricht, das imstande ist, das dem Abszissenwert -f- x zugeh\u00f6rige Rot zu kompensieren. Dann bringt die Tatsache, dafs gewissen negativen Abszissen werten positive Ordi-naten zuzuordnen sind, zum Ausdruck, dafs bei gewissen, allerdings sehr geringen Weifswerten das Infeld in der Farbe des Umfelds erscheint. Das ist aber \u2014 bei einem gr\u00fcnen Umfeld \u2014 gleichbedeutend mit dem Tatbestand der gleichfarbigen Lichtinduktion. Dafs sie nicht immer, z. B. bei Gelb, bei unseren Versuchen direkt beobachtet werden konnte, lag nur daran, dafs der in dem verwandten Tuchschwarz enthaltene Weifswert schon einen Kontrast verursachte, der zur Kompensation der Induktionsfarbe ausreichte. Dagegen best\u00e4tigte sich das Resultat von Aubert und Kuhnt, nach denen simultane Lichtinduktion bei Blau besonders leicht beobachtet werden kann. In der Tatsache, dafs bei unseren Versuchen auch bei kurzer Betrachtungszeit in allen F\u00e4llen simultane Lichtinduktion, wenn auch nicht direkt sichtbar gemacht, so doch auf Grund der graphischen Darstellung erschlossen und sogar mit hoher Sicherheit quantitativ bestimmt werden kann, liegt eine Erweiterung der Ergebnisse jener Autoren.\nBei unseren Transformationsversuchen gehen dagegen die Neutralgeraden s\u00e4mtlich durch den Koordinatenanfangspunkt.\n\u2022 \u2022\n1 Festgehalten wurde u. a. auch die Betrachtungszeit. Ob eine \u00c4nderung derselben die Lage des Schnittpunktes beeinflussen w\u00fcrde, ist nicht, untersucht.","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n199\nDer Fall, dafs einem negativen Abszissenwert eine positive Ordinate entspricht, kann also nicht Vorkommen, d. h. aber: Bei Transformationsversuchen unserer Art spielt die simultane Liehtinduktion keine Rolle. Eigens ange-stellte Kontrollversuche verifizierten dieses Resultat.\nWir haben die erhaltenen Punktreihen als Neutralgerade bezeichnet und dabei abgesehen von allen bei empirisch bestimmten Geraden mehr oder weniger auftretenden Abweichungen, die sich aus Einstellungs-, Ablesungs- und Beobachtungsfehlern hinreichend erkl\u00e4ren lassen. Nun machen schon Pretori und Sachs darauf aufmerksam, dafs ihre Geraden eigentlich am oberen Ende eine Richtungs\u00e4nderung im Sinne einer Aufw\u00e4rtsbiegung erleiden m\u00fcfsten. Empirisch auf gefunden wurde diese Tatsache nicht. Offenbar war der untersuchte Bereich zu klein. Doch zeigen unsere Resultate die Richtigkeit der erw\u00e4hnten Annahme. Eine solche Deformation der Geraden erscheint ja auch an und f\u00fcr sich wahrscheinlich. Auf jedes unter der Wirkung einer beeinflussenden Farbe stehende objektiv farbige Infeld wirken bei unseren Versuchen zwei Faktoren entf\u00e4rbend ein: einmal wirkt erh\u00f6hter Weifszusatz zu einer Farbe an und f\u00fcr sich schon ents\u00e4ttigend, zum anderen ist mit der Zunahme des Weifs auch eine Verst\u00e4rkung der Beeinflussung verbunden. Nun ist aber der Fall denkbar, dafs ein Infeld weder durch seinen objektiven Weifsgehalt noch durch Beeinflussung seitens des Umfeldes vollkommen neutralisiert wird. Der unter den bestehenden Versuchsbedingungen m\u00f6gliche gr\u00f6fste Weifsgehalt reicht dann zur Neutralisation nicht aus. In diesem Sinne k\u00f6nnen wir sagen, dafs f\u00fcr eine gegebene beeinflussende Farbe (Umfeld oder farbige Beleuchtung) stets ein maximaler farbiger Infeldsektor besteht, der gerade noch neutralisiert wird. Alle gr\u00f6fseren farbigen Sektoren werden dann in der Farbe des Umfelds get\u00f6nt erscheinen. Zu dieser Zone der unvollkommenen Neutralisation f\u00fchrt ein stetiger \u00dcbergang: je n\u00e4her man dem oben gekennzeichneten maximalen farbigen Infeldsektor kommt, desto mehr w\u00e4chst die zur Neutralisation notwendige Weifsvalenz hinaus \u00fcber die aus dem \u201eGrundgesetz der farbigen Beeinflussung\u201c folgende Gr\u00f6fse, d. h. : der Weifssektor w\u00e4chst st\u00e4rker, als nach der sonst g\u00fcltigen Proportionalit\u00e4t der Zunahmen der farbigen und weifsen Valenzen zu erwarten w\u00e4re.\n14*","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nOswald Kroh.\nBei unserer graphischen Darstellung mufs das in einer Aufbiegung der \u201eNeutralgeraden\u201c an ihrem oberen Ende zum Ausdruck kommen. In der Tat zeigten denn auch Kontrast- und Transformationsversuche diese Deformation, sobald nur die Einstellungen bis in jenen Bereich fortgesetzt wurden (s. Abb. 2 u. 4).\nSumme der W-Valenzen im Infeld\n\u00f6jq kf e ff\nio 20 30 ifO Jo 60 70 SO 90 WO\nBlausektor des Infelds\nAbbildung 4.\nFarbe: Blau.\t\tVp.\tHerr Dr.\tH.\nKonstante Weilsvalenz\tdes\tUmfelds\t= 75\u00b0\t\na) S\u00e4ttigung\t\u00bb\t55\t= 60\u00b0\tblau\nb)\t\u00bb\t55\t= 120\u00b0\t55\ne)\t\u201e\t\u00bb\t>5\t= 180\u00b0\t55\nd)\t\u00bb\t55\t= 240\u00b0\t55\ne)\t\u00bb\t55\t= 300\u00b0\t55\nf)\t55\t55\t= 360\u00b0\t55\nDoch sind erfahrungsgem\u00e4fs die Einstellungen bei hoher Weifsvalenz des Infelds von ganz besonderer Schwankungsbreite, so-dafs Angaben von gen\u00fcgender Genauigkeit nur auf Grund von Grenzenbestimmung und Mittelwertbildung m\u00f6glich sind. Daher sind nur wenige Versuche dieser Art ausgef\u00fchrt und mitgeteilt worden.\nWesentlich ist hier neben der Best\u00e4tigung der Pretori-Sachs-schen Annahme die Tatsache, dafs die Deformation der Neutralgeraden f\u00fcr Kontrast und Transformation","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n201\ngilt, mithin zu dem erwiesenen Parallelismus beider Erscheinungsgebiete einen neuen Beitrag liefert.\nDie Deformation der Neutralgeraden ist, wie Fig. 4 zeigt, keineswegs abh\u00e4ngig von dem absoluten Weifsgehalt des Infelds. Vielmehr ist \u2014 wenngleich diese Frage nicht zum Gegenstand einer besonderen Untersuchung gemacht wurde \u2014 deutlich erkennbar, dafs die Aufbiegung der Neutralgeraden bei um so geringerem Weifswert des Infelds beginnt, je geringer die S\u00e4ttigung der beeinflussenden Farbe ist. Auch hier zeigen Kontrast und Transformation vollkommenen Parallelismus.\nNoch eine andere Verkn\u00fcpfung liegt nahe. E. A. M\u00fcller beobachtete bei seiner Nachpr\u00fcfung der HESS-PRETORischen Helligkeitskontrastuntersuchungen eine \u00e4hnliche Formver\u00e4nderung seiner Kurven. Nach einem im allgemeinen geradlinigen Verlauf zeigten dieselben eine allm\u00e4hliche Aufw\u00e4rtsbiegung im oberen Teile. Bei einer Vp. nahmen sie dann am oberen Ende wieder den Charakter von Geraden an. Die Verl\u00e4ngerung dieser oberen Kurventeile lieferte ebenso wie die der untersten einen gemeinsamen Schnittpunkt. E. A. M\u00fcller erkl\u00e4rte diese Deformation mit einer Ver\u00e4nderung in der Verhaltungsweise der Vpn. Bei unseren Versuchen beginnt sie immer erst in der N\u00e4he des vorhin gekennzeichneten Maximalwertes und tr\u00e4gt den Charakter einer asymptotischen Ann\u00e4herung an diejenige Ordinate, die auf dem Maximalwert als Abszisse errichtet ist. Insbesondere kann daher von einem geradlinigen Verlauf des oberen Kurvenendes keine Rede sein.\nII. Reine Helligkeits\u00e4nderungen der beeinflussenden Farbe. Ferner untersuchten Pretori und Sachs, welchen Einflufs reine Helligkeits\u00e4nderungen im kontrasterregenden Feld auf die Lage der Neutralgeraden aus\u00fcben. Anordnung und Methode blieben dabei dieselben, wie bei den Versuchen \u00fcber den Einflufs reiner S\u00e4ttigungs\u00e4nderungen. Wie dort die Weifsvalenz, so wurde hier f\u00fcr jede Versuchsreihe die farbige Valenz, genauer der farbige Sektor, des Umfelds konstant gehalten.1 Auch bei diesen Versuchen ergab sich eine Gesetzm\u00e4fsigkeit :\n1 Im Interesse einer einfacheren Darstellung haben wir f\u00fcr diese Variation den von Pretori und Sachs gebrauchten Ausdruck \u201ereine Helligkeits\u00e4nderung\u201c beibehalten, obwohl er unter Umst\u00e4nden irref\u00fchrend sein kann. Bekanntlich \u00e4ndert sich bei einer solchen \u00c4nderung des Weifswertes auch der Eindruck der S\u00e4ttigung und event, der Farbenton.","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nOswald Kroh.\nJe gr\u00f6fser die Weifsvalenz des Umfelds war, desto gr\u00f6fser mufste der zur Neutralisation eines farbigen Infelds notwendige Weifssektor des Infelds gemacht werden, d. h. mit einerZunahme derWeifs-valenz der beeinflussenden Farbe ist eine Abnahme des Kontrastes verbunden.\nDas zeigt auch die graphische Darstellung, bei der als Abszissen wieder die farbigen und als Ordinaten die weifsen Valenzen der neutral erscheinenden Infelder aufgetragen sind. Soweit nun die so erhaltenen Punkte bei einem und demselben Umfeld gewonnen sind, bestimmen sie nat\u00fcrlich eine Neutralgerade. Nun geh\u00f6ren zu demselben farbigen Infeld verschieden\nSumme der W-Valenzen im Infeld\n280\n240\n200\n760\n120\nSO\nw\n40 SO 720 700 \u00a300 247? 280\nGelbsektor des Infelds\nAbbildung 5.\nFarbe: Gelb.\tVp. Fri. A.\nKonstanter Gelbsektor der Beleuchtungsfarbe = 240\u00b0\na)\tGesamtweifsvalenz im beleuchteten Raum = 238\u00b0\nb)\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t= 196\u00b0\n0\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u201e\t= 1310\ngrofse Weifsvalenzen, wenn die Weifsvalenz des Umfelds ge\u00e4ndert wird, d. h. zur gleichen Abszisse treten bei reinen Helligkeits\u00e4nderungen des Umfelds verschieden hohe Ordinaten, und zwar sind diese Ordinaten um so h\u00f6her, je gr\u00f6fser der Weifsgehalt des Umfelds ist. So erhielten Pretori und Sachs auch hier ein System von Neutralgeraden, in dem die bei h\u00f6herer Weifsvalenz des Umfelds gewonnenen Geraden auch die h\u00f6heren Ordinatenwerte aufwiesen.\nParallel versuche an der Beleuchtungsanordnung f\u00fchrten zum gleichen Resultat (Abb. 5). So gelangen wir zu einem neuen","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n203\nim Infeld\n760\\\nParallelgesetz f\u00fcr Kontrast und Transformation : Die zur Neutralisation eines Infelds von bestimmter farbiger Valenz n\u00f6tige Weifsvalenz nimmt mit der Weifsvalenz des Umfelds zu und ab, m. a. W. einer Zu-oder Abnahme der Weifsvalenz des Umfelds entspricht eine Ab- oder Zunahme der Beeinflussung.\nAuch hier legt sowohl die von uns mitge- Summe der W-Valenzen\nteilte (Transformations-) wie die von Pretori-Sachs angegebene (Kontrast-) Kurve die Frage nach der Existenz eines Schnittpunkts nahe. F\u00fcr die Neutral geraden, die bei den Transformationsversuchen erhalten werden , ergaben wieder Experiment und Theorie in \u00fcbereinstimmender Weise den Koordinatenanfangspunkt alsSchnitt-punkt. Aber auch f\u00fcr die Kontrastversuche er gab sich \u2014 wie ja dem fr\u00fcheren zu erwar-\n20 w\nGr\u00fcnsektor des \u00f6O\tInfelds\nAbbildung 6.\nFarbe: Gr\u00fcn. Vp. Fri. J. II. nach Konstanter Gr\u00fcnsektor des Umfelds = 180\u00b0\na)\tGesamtweifsvalenz \u201e\t\u201e\t= 274,5\u00b0\nb)\t\u201e\t\u00bb\t\u00bb\t==\n= 195,5\u00b0 = 156,5\u00b0 == 117\u00b0\nten \u2014 stets ein Schnitt- c) punkt als B\u00fcschelzen- d) trum des Systems der e)\nNeutralgeraden. In dem\neinen mitgeteilten Versuchsresultat (Abb. 6) schneiden sich z. B. die f\u00fcnf erhaltenen Geraden in nahezu idealer Weise in einem Punkte. So gewinnen wir als weiteres Parallelgesetz f\u00fcr Kontrast und Transformation den zweiten Schnittpunktsatz: Die bei reiner \u00c4nderung der Weifsvalenz der beeinflussenden Farbe entstehenden Neutralgeraden schneiden sich in einem Punkte.\nSelbstverst\u00e4ndlich beobachtet man auch hier \u2014 sobald nur die Bestimmung der neutralen Punkte bis in jenen Grenzbereich fortgesetzt wird \u2014 die oben beschriebene Umbiegung der Neutral-","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nOswald Kr oh.\ngeraden im Sinne einer kontinuierlichen Zunahme des Neigungs-winkels. Sie zeigte sich ja als allgemeine Eigenschaft aller Neutralgeraden.\nGegen\u00fcber der uneingeschr\u00e4nkten Invarianz, die das B\u00fcschelzentrum bei den Transformationsversuchen zeigt (Koordinatenanfangspunkt), hat die unbestimmte Lage der bei den Kontrastversuchen gefundenen B\u00fcschelzentren etwas Unbefriedigendes. Wir werden jedoch sehen, wie man auch hier leicht zu einer wesentlichen Vereinfachung kommt.\nIII. Kombinierte \u00c4nderungen der S\u00e4ttigung und Helligkeit der beeinflussenden Farbe. Die Tatsache, dafs sowohl bei reinen \u00c4nderungen der Helligkeit wie bei reinen \u00c4nderungen der farbigen Valenz des Umfelds die Lage des B\u00fcschelzentrums invariant blieb, legte die Annahme nahe, dafs eine solche Invarianz auch besteht, wenn gleichzeitig farbige und weifse Valenz im Umfeld ge\u00e4ndert werden.\nUm diese Frage einer Entscheidung entgegen zu f\u00fchren, stellten wir unter Festhaltung aller Versuchsbedingungen ein-schliefslich der Versuchsfarbe mit derselben Vp. zur selben Zeit Veisuche beider Art an. Es wurden also sowohl Einstellungen vorgenommen, bei denen im Umfeld reine S\u00e4ttigungs\u00e4nderungen stattfanden, als auch solche, bei denen nur die Helligkeit des Umfelds variiert wurde. So wurden zwei Arten von Neutralgeraden gewonnen (in Abb. 7 durch ausgezogene bzw. strichpunktierte Linien kenntlich gemacht). Die ideale Verl\u00e4ngerung aller von derselben Vp. f\u00fcr die gleiche Farbe erhaltenen Neutralgeraden liefert, wie das mitgeteilte Beispiel zeigt, einen gemeinsamen Schnittpunkt. Jeder Schnittpunkt ergibt sich somit als eine f\u00fcr gleiche Vp., Farbe und Untersuchungsbedingungen invariante Gr\u00f6fse.\nDie vorhin aus methodischen Gr\u00fcnden vorgenommene Zerlegung des Schnittpunktsatzes erweist sich nunmehr als unn\u00f6tig. Wir sind daher berechtigt, demselben die allgemeine Form zu geben : Alle f\u00fcr eine Farbe und Versuchsperson unter Eesthaltung aller Versuchsbedingungen (Zeit der Betrachtung, Feldgr\u00f6fse, Beleuchtung usw.) gewonnenen Neu-tralgeraden bilden ein Strahlenb\u00fcschel. (Allgemeiner Schnittpunktsatz, Parallelgesetz f\u00fcr Kontrast und Transformation)*\nDenken wir uns nunmehr f\u00fcr eine bestimmte Farbe und Helligkeit des Umfelds die zugeh\u00f6rige Neutralgerade gewonnen*","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n20\u00a3>\nNehmen wir dann im Umfeld eine reine Steigerung der Weifsvalenz vor, so findet eine Vergr\u00f6fserung s\u00e4mtlicher Ordinaten-werte statt, d. h. die neue Kurve liegt im Koordinatensystem h\u00f6her. Wollte man jetzt unter Festhaltung der neuen Weifsvalenz eine Vergr\u00f6fserung des farbigen Umfeldsektors eintreten lassen, so w\u00fcrde diese eine Ordinatenverkleinerung bewirken.\nSumme der W-Valenzen im Infeld\n/// //\nin n\nfO 20\t30\nGr\u00fcnsektor des Infelds\nAbbildung 7.\nFarbe: Gr\u00fcn.\tVp. Herr Dr. H.\n1. Konstante Weifsvalenz des Umfelds bei a, b und c \u2014 228\u00b0\na)\tGr\u00fcnsektor des Umfelds = 120\u00b0\nb)\t,\t\u00bb\t= 240\u00bb\nc)\t= 360\u00bb\nII. Konstanter Gr\u00fcnsektor des Umfelds bei d, e und f = 180\u00b0\nd)\tGesamtweifsvalenz des Umfelds = 217\u00b0\ne)\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t=1670\nf)\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t=117\u00b0\nBei geeigneter Gr\u00f6fsenwahl dieses neuen farbigen Sektors wird es nun im allgemeinen stets m\u00f6glich sein, diese Verkleinerung so zu bestimmen, dafs sie genau die vorher stattgefundene Ordi-natenvergr\u00f6fserung r\u00fcckg\u00e4ngig macht; d. h. die nunmehr erhaltene Neutralgerade wird \u2014 soweit das bei empirisch gewonnenen Geraden m\u00f6glich ist \u2014 mit der Ausgangsgeraden zu-","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nOswald Kroh.\nsammenfallen. In gleicher Weise kann die Wirkung irgendeiner anderen Zunahme der Weifsvalenz des Umfelds wieder durch entsprechende Zunahme des farbigen Sektors kompensiert werden und nat\u00fcrlich ebenso die Wirkung einer Abnahme der Weifsvalenz durch Abnahme der farbigen Valenz. Solche einander kompensierende gleichzeitige Ver\u00e4nderungen im weifsen und farbigen Gehalt der beeinflussenden Farbe lassen die Neutralgerade unbeeinflufst.\nWir fanden, dafs einer bestimmten beeinflussenden Farbe bei Festhaltung aller Versuchsbedingungen immer nur eine Neutralgerade zugeordnet werden konnte. Dagegen zeigten die eben angestellten \u00dcberlegungen, dafs eine und dieselbe Neutralgerade bei ganz verschiedenen Umfeldern erhalten werden kann. Die Zuordnung von Umfeld und Neutralgerade zeigt sich damit nicht als wechselseitig eindeu tig.\nVon besonderem Interesse mag hierbei die Frage erscheinen, wie sich die Zu- bzw. Abnahme der Weifsvalenz des Umfelds zur Zu- bzw. Abnahme seiner farbigen Valenz verhalten mufs, damit die Einstellungen im Infeld unbeeinflufst bleiben. Diese Frage f\u00fchrt unmittelbar zu einem auch von Peetori und Sachs schon\nber\u00fchrten Problem. Die beiden Autoren untersuchten n\u00e4mlich.\n\u2022 \u2022\nwie \u00c4nderungen der \u201eIntensit\u00e4t\u201c der Umfeldfarbe auf ein Infeld wirkten. Als reine Intensit\u00e4ts\u00e4nderungen bezeichneten sie dabei alle diejenigen Variationen, bei denen die \u00c4nderungen der farbigen Valenz proportional den gleichzeitigen \u00c4nderungen der weifsen Valenz gehen. Die Bezeichnung \u201eIntensit\u00e4ts\u00e4nderung\u201c f\u00fcr die von Peetori-Sachs vorgenommene Variation l\u00e4fst sich rechtfertigen, wenn man den Ausdruck nicht \u2014 wie gew\u00f6hnlich in solchem Zusammenhang \u2014 im psychologischen oder physiologischen, sondern im physikalischen Sinn nimmt.\nBei den Versuchen von Peetori und Sachs wurden gleichzeitig die Weifsvalenz und die farbige Valenz des kontrasterregenden Feldes auf das n-fache gesteigert. Das Pesultat, zu dem sie bei dieser Untersuchung gelangten, war, dafs im allgemeinen eine solche \u201ereine Intensit\u00e4ts\u00e4nderung\u201c merkliche \u00c4nderungen in der Kontrastwirkung nicht hervorruft. Vielmehr macht sich nur bei Variationen der Intensit\u00e4t in weiten Intervallen ein relativ geringes Ansteigen der Kontrastwirkung mit der Zunahme der Intensit\u00e4t geltend.","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n207\nZum gleichen Resultat kamen wir auch bei Untersuchungen an der Beleuchtungsanordnung. Hierbei nahm die Untersuchungsmethode folgende Form an: Zun\u00e4chst wurde mit Hilfe des Infelds dem Umfeld eine Beleuchtungsfarbe von geringer Helligkeit und kleinem Farbsektor gegeben und deren beeinflussende Wirkung durch Bestimmung der zugeh\u00f6rigen Neutralgeraden untersucht. Hierauf wurde ohne Aufhellung des Versuchsraums, d. h. ohne Steigerung der \u201enormalen\u201c Infeldbeleuchtung durch einfache Sektorenver\u00e4nderung im Infeld eine Farbe eingestellt,\nSumme der W-Valenzen im Infeld\n60 60\nGelbsektor des Infelds\nAbbildung 8.\nFarbe: Gelb.\tVp. Fri PI. II.\na)\tWeifsvalenz im beleuchteten Kaum = 246\u00b0\nFarbige Valenz\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t=\t270\u00b0\tgelb\nb)\tWeifsvalenz\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t=\t164\u00b0\t\u201e\nFarbige Valenz\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t=\t180\u00b0\t\u201e\nBei b sind also die weifsen und farbigen Valenzen auf -/3 der bei a\neingestellten Werte herabgesetzt.\nderen weifse und farbige Valenzen dasselbe Vielfache der urspr\u00fcnglich eingestellten Werte betrugen. Nachdem die Beleuchtung des Umfelds auf diese neue, also durch proportionale Ver\u00e4nderung aller Valenzen aus seiner ersten Beleuchtungsfarbe abgeleiteten Farbe gebracht war, wurden wieder die \u00fcblichen Einstellungen auf Neutralit\u00e4t des Infelds vorgenommen. Solange die \u00c4nderungen des Umfelds eine gewisse Variationsbreite nicht \u00fcberschritten, beobachtete man ein ann\u00e4herndes Zusammenfallen der so erhaltenen Neutralgeraden (Abb. 8). Erst dann, wenn die proportionalen \u00c4nderungen aller Valenzen im Umfeld \u00fcber diese Variationsbreite hinausgingen, wurde eine deutliche Sonderung","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nOswald Kroh.\nder Neutralgeraden bemerkbar und zwar zeigte das mit h\u00f6heren Valenzen ausgestattete Umfeld alsdann allemal die st\u00e4rkere Transformation. Unser hier f\u00fcr die Transformationserscheinungen gewonnenes Resultat stimmt somit wieder vollkommen mit den f\u00fcr den Kontrast g\u00fcltigen Ergebnissen von Pretori und Sachs \u00fcberein. Wir bringen diesen Tatbestand in dem Satz zum Ausdruck: Innerhalb weiter Grenzen l\u00e4fst gleichzeitige proportionale \u00c4nderung der weifsen und farbigen Valenzen des Umfelds die Erscheinungsweise des Infelds unge\u00e4ndert (Parallelgesetz f\u00fcr Kontrast und Transformation).\nIV. Gleichzeitige proportionale \u00c4nderung der weifsen und farbigen Valenzen in Infeld und beeinflussender Farbe. Nun sagt aber unser \u201eGrundgesetz der Farbenbeeinflussung\u201c aus, dafs proportionale Zunahmen der farbigen und weifsen Valenzen im Infeld dessen Erscheinungsweise unbeeinflufst lassen (mindestens solange wir nicht in die Zone der Umbiegung der Neutralgeraden kommen). Demnach sind innerhalb weiter Grenzen proportionale \u00c4nderungen aller Valenzen im Umfeld wie im Infeld ohne erhebliche Beeintr\u00e4chtigung der farbigen Erscheinungsweise des Infelds m\u00f6glich, m. a. W. Gleichungen zwischen neutral erscheinenden Infeldern bleiben bei proportionaler \u00c4nderung aller Valenzen g\u00fcltig.\nDamit haben wir aber nichts anderes als den Wortlaut des von Jaensch und M\u00fcller f\u00fcr die Helligkeitsbeeinflussung gefundenen \u201eInvarianzgesetzes\u201c. Unsere \u00dcberlegungen haben somit zu einer einfachen Erweiterung desselben gef\u00fchrt. Die Beleuchtungsanordnung gestattete eine einfache experimentelle Nachpr\u00fcfung dieses erweiterten Invarianzgesetzes:\nZuerst wurde das Fenster des Versuchsraums, welches das Infeld beleuchtete, so stark abgeblendet, dafs die Farbe der Kreiselscheibe im Ausschnitt der R\u00fcckwand noch eben gut erkennbar war. Die Filterl\u00f6sung wurde so eingestellt, dafs die von ihr gelieferte Beleuchtung die R\u00fcckwand in der Farbe und Helligkeit dieses Infelds erscheinen liefs. Alsdann wurde durch systematische Variation der Sektoren der Infeldscheibe die zugeh\u00f6rige Neutralgerade gewonnen. Aufhebung der Verdunkelung des Versuchsraums bewirkte dann proportionales Anwachsen der weifsen und farbigen Valenz des Infelds. Wenn nun die farbige","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n209\nBeleuchtung so ver\u00e4ndert wurde, dafs das Umfeld dem Infeld wieder vollkommen gleich erschien, so war bez\u00fcglich des Umfeldes die verlangte proportionale Steigerung aller Valenzen erreicht. Im Infeld wurden dann unter Festhaltung seines jetzigen Beleuchtungszustandes wieder die bekannten Einstellungen auf neutrale Erscheinungsweise vorgenommen. Es zeigte sich alsdann, dafs \u2014 solange die Steigerung der Umfeldvalenzen gewisse Grenzen nicht \u00fcberstieg, \u2014 die jetzt erhaltenen Neutralgeraden mit den vorher erhaltenen zu sammenfielen. Damit ist die G\u00fcltigkeit des oben abgeleiteten Invarianzgesetzes experimentell erwiesen. N\u00e4herten wir uns aber\nSumme der W-Valenzen im Infeld\nrso\n150\nJ20\n90\n60\n30\nSO 60 90 720 750 /SO 2/0 240\nGelbsektor des Infelds\nAbbildung 9.\nFarbe: Gelb. Vp. Fri. PL II.\na)\tSehr geringe Intensit\u00e4t der Beleuchtungsfarbe.\nb)\t\u201e hohe\t\u201e\t\u201e\t\u201e\nbei diesen Versuchen den f\u00fcr Versuchsraum und -anordnung m\u00f6glichen Variationsgrenzen, so wiesen die bei den gr\u00f6fseren -Valenzen gewonnenen Neutralgeraden den kleineren Neigungswinkel auf, d. h. die Transformation wuchs, wenn die proportionale Steigerung aller Valenzen in Infeld und Umfeld gewisse Grenzen \u00fcberstieg. Wie n\u00f6tig demnach unsere Einschr\u00e4nkung \u201einnerhalb weiter Grenzen\u201c war, zeigt z. B. Abb. 9, bei der die Neutralgerade b bei hohen farbigen und weifsen Werten der Beleuchtung gewonnen ist. Immerhin ist die Abweichung als sehr gering anzusprechen, da bei unseren Versuchen ja mit Absicht extreme F\u00e4lle gew\u00e4hlt wurden, die der Grenze der zul\u00e4ssigen Variabilit\u00e4t nahe stehen und die unter normalen Bedingungen nicht erreicht werden. Zudem zeigt die Kurve nur geringe Neigung; be-","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nOswald Kr oh.\nmerkenswerte Unterschiede aber m\u00fcssen bei schwach geneigten Kurven in besonders starken Drehungen zutage treten.\nDas allgemeine Invarianzgesetz gilt aber auch ebensosehr von den Erscheinungen des Kontrastes. Proportionale \u00c4nderungen aller Valenzen in Infeld und Umfeld waren hier einfach durch Aufhellung bzw. Verdunkelung des Versuchsraums herstellbar. Es zeigte sich auch hier eine weitgehende Unabh\u00e4ngigkeit der Versuchsresultate von der absoluten Gr\u00f6fse der Valenzen. Einfache Schwankungen der Tageshelligkeit \u2014 sofern sie innerhalb gewisser Grenzen bleiben und nicht mit starken Schwankungen in der farbigen Zusammensetzung des Lichtes verbunden sind \u2014 brauchen also bei gew\u00f6hnlichen Kontrastversuchen nicht tragisch genommen zu werden.\nV. Zusammenfassung: Jedenfalls geht deutlich aus unseren Versuchsresultaten hervor, dafs f\u00fcr die Erscheinungsweise eines beeinflufsten Feldes viel weniger die absolute Gr\u00f6fse seiner eigenen Valenzen oder die der Valenzen des beeinflussenden Feldes mafs-gebend ist, als vielmehr deren Verh\u00e4ltnis. Die Abh\u00e4ngigkeit der Erscheinungsweise eines Infelds vom Verh\u00e4ltnis der Zunahmen seiner Valenzen war Inhalt des Grundgesetzes. Die Abh\u00e4ngigkeit seiner Erscheinungsweise vom Verh\u00e4ltnis der Valenzen des Umfelds (im beleuchteten Raum) brachten unsere Neutralgeradens\u00e4tze zum Ausdruck. Dagegen beweist schon das Grundgesetz die Unabh\u00e4ngigkeit der farbigen Erscheinungsweise des Infelds von der absoluten Gr\u00f6fse seiner Valenzen (sofern diese sich nur proportional \u00e4ndern). Bez\u00fcglich des Umfelds (des beleuchteten Raums) bringen unsere im An-schlufs an die Versuche von Peetoei und Sachs \u00fcber den Ein-fluls von Intensit\u00e4ts\u00e4nderungen angestellten Untersuchungen ebenfalls eine weitgehende Unabh\u00e4ngigkeit von der absoluten Gr\u00f6fse der Valenzen zum Ausdruck. Das erweiterte Invarianzgesetz endlich vereinigt diese letzten Resultate und formuliert sie als allgemeine Gesetzm\u00e4fsigkeit.\n\u2022 \u2022\nDaneben bestehen sowohl f\u00fcr die \u00c4nderungen des Infelds wie die des Umfelds (der Beleuchtungsfarbe) gewisse Grenzen. Gehen wir mit der proportionalen Zunahme farbiger und weifser Valenzen im Infeld \u00fcber gewisse Werte hinaus, so \u00e4ndert sich die Erscheinungsweise des Infelds im Sinne einer relativen Abnahme des Kontrastes (der Transformation) (Deformation der Neutralgeraden). Nur durch eine \u00fcber die Proportionalit\u00e4t zur","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n211\nfarbigen Valenz hinausgehende Zunahme der Weifsvalenz kann das Infeld auch hier neutral erhalten werden. Geht man andererseits mit der proportionalen Steigerung aller Valenzen in der beeinflussenden Farbe \u00fcber gewisse Grenzen hinaus, sa entsteht ebenfalls eine ver\u00e4nderte Erscheinungsweise des Infeldsr diesmal im Sinne einer Zunahme der Beeinflussung. Wieder kann, wie aus dem zweiten Neutralgeradensatz ersichtlich istr auch hier die Erscheinungsweise des Infelds gewahrt bleiben, sofern man \u2014 diesmal im Umfeld (beleuchteten Raum) \u2014 eine entsprechende Zunahme der weifsen Valenz \u00fcber die Proportionalit\u00e4t zur farbigen Valenz hinaus herbeif\u00fchrt.\nd) Mathematische Formulierung der Resultate.\nDie aufgestellten Gesetzm\u00e4fsigkeiten sind von so grofser Einfachheit und Regelm\u00e4fsigkeit, dafs sie eine mathematische Formulierung vertragen. Wir fanden, dafs alle bei Transformationsversuchen gewonnene Neutralgeraden durch den Koordinatenanfangspunkt gehen. Sie bilden also ein Strahlenb\u00fcschel, das der Formel\ny =\ngen\u00fcgt. Bei unseren Kontrastversuchen lagen die Verh\u00e4ltnisse-nicht ganz so einfach. Hier ergaben sich, je nach Farbe und Vp., verschiedene Schnittpunkte der Neutralgeradensysteme. Denken wir uns nun aber eine Parallelverschiebung des Koordinatensystems vorgenommen, derart, dafs der Koordinatenanfangspunkt mit dem jeweiligen B\u00fcschelzentrum zusammenf\u00e4llt, so sind wir in der Lage, die angegebene Formel auch auf diese Strahlenb\u00fcschel zu \u00fcbertragen. In unserer Formel ist\ny\nh\u2014\u2014 die Tangente des Neigungswinkels der Neutralgeraden.\nGerade diesen Neigungswinkel haben wir aber in unseren Versuchen als ein Mafs f\u00fcr die St\u00e4rke des Kontrastes bzw. der Transformation kennen gelernt. Sein Wachsen bedeutete eine Zunahme der weifsen Valenzen im Infeld. Eine solche war aber immer nur dann n\u00f6tig, wenn eine Abnahme der Beeinflussung ein trat. Somit gelangen wir zu dem Resultat: W\u00e4chst \u00c0, so nimmt die Beeinflussung ab und umgekehrt. Daraus folgt aber: die Beeinflussung w\u00e4chst und nimmt ab mit dem reziproken Werte von l, also mit In -y haben wir demnach","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nOswald Kr oh.\nein direktes Mals f\u00fcr die St\u00e4rke der Beeinflussung, f\u00fcr Kontrast und Transformation. Nun ist X nichts anderes, als das Verh\u00e4ltnis, in dem die weifse Valenz eines Infelds zu seiner farbigen Valenz stehen mufs, damit dieses bei gegebener beeinflussender Farbe grau erscheine. Dieser Verh\u00e4ltniswert ist bei Konstanthaltung der Untersuchungsbedingungen eine Konstante f\u00fcr jede beeinflussendeFarbe. Die Konstante w\u00e4chst, wenn die beeinflussende Wirkung des Umfelds abnimmt und umgekehrt. Dagegen variiert\n\u00fcer reziproke Wert y \u2014 d. i. das f\u00fcr das Neutralerscheinen eines\nInfelds n\u00f6tige Verh\u00e4ltnis seiner farbigen zur weifsen Valenz \u2014 direkt proportional der Beeinflussung. So wichtig nun aber der\nWert X bzw. y f\u00fcr die quantitative Formulierung der gefundenen\nGesetzm\u00e4fsigkeiten auch ist, ihm fehlt noch jede Bezugnahme auf die Valenzen der beeinflussenden Farbe. Das hindert uns\nauch, y als Beeinflussungs- (Kontrast- oder Transformations-)\nKoeffizienten zu bezeichnen. Er bringt lediglich die M\u00f6glichkeiten der Zuordnung farbiger und weifser Sektoren im Infeld zum Ausdruck, wenn dasselbe der Bedingung unterworfen wird, unter dem Einflufs eines bestimmten Umfelds neutral zu er-\nscheinen. Wir bezeichnen daher im folgenden y als Neu-\ntralisierungskoeffizienten und gem\u00e4fs einer in der Physik vielfach ge\u00fcbten Gewohnheit X als Neutralisierungsmodul. Als Tangente eines Winkels im ersten Quadranten kann X \u2014 rein mathematisch betrachtet \u2014 alle Werte von 0 bis oo an-\nnehmen. Dementsprechend k\u00f6nnte zwischen oo und 0 variieren.\nDen Wert oo nimmt\n1\nX\naber bei endlichem x nur f\u00fcr y = 0 an.\nIn diesem Falle also m\u00fcfste ein farbiges Infeld schon neutral erscheinen, wenn es frei von jeglichem Weifsgehalt w\u00e4re. Nun hat aber jede get\u00f6nte Farbe ihre \u201espezifische Helligkeit\u201c \\ d. h. es existiert keine get\u00f6nte Farbe ohne Weifsgehalt. Der Extremwert y = oo ist somit ausgeschlossen. (In unserer graphischen\n1 F. Hillebrand, \u00dcber die spezifische Helligkeit der Farben. Wiener Sitzungsbericht 98.","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz uud Farbentransformation.\n213\nDarstellung w\u00fcrde die zugeh\u00f6rige Neutralgerade mit der x-Achse\nzusammenfallen.) Den Wert 0 nimmt ~ an, wenn zu einem\nendlichen x ein unendlich grofses y kommt, d. h. wenn ein farbiges Infeld zu seiner Neutralisation einen unendlich grofsen Weifswert braucht. Dieser Fall, dessen experimentelle Realisierung nat\u00fcrlich wegen der Begrenztheit des herstellbaren Weifssektors unm\u00f6glich ist, findet sich nur in gewissen Ausnahmef\u00e4llen n\u00e4herungsweise angedeutet, n\u00e4mlich da, wo sich die Neutralgerade an ihrem oberen Ende auf biegt. F\u00fcr den Bereich der durch Beobachtung und Experiment m\u00f6glichen Kombinationen kommt also weder das eine noch das andere Extrem in Betracht.\nt \u2022\ne) Nachweis der quantitativen \u00dcberlegenheit der Transformation \u00fcber\nden Kontrast.\nZwischen den beiden Extremwerten variiert und somit\nauch l innerhalb weiter Grenzen. Dabei zeigen sowohl die graphischen Darstellungen wie auf Grund der Tabellen ausgef\u00fchrte Berechnungen der Neutralisierungskoeffizienten, dafs\n1.\tdie Neutralisierungskoeffizienten bez\u00fcglich der einzelnen Farben und Vpn. verschiedene Werte annehmen,\n2.\tdafs die bei Transformationsversuchen gewonnenen Neutralisierungskoeffizienten gr\u00f6fser sind als diejenigen, die aus Kontrastversuchen abgeleitet wurden, auch wenn die kontrasterregende Farbe (Umfeldfarbe) der transformierenden Farbe (Beleuchtungsfarbe) objektiv gleich gemacht wurde.\nSoweit das unter 1 angedeutete Resultat mit der Frage der individuellen Differenzen zusammenh\u00e4ngt, wird ihm an sp\u00e4terer Stelle noch ausf\u00fchrlichere Betrachtung zuteil.\nDagegen soll der Gr\u00f6fsenunterschied, der zwischen den bei Transformations- und den bei Kontrastversuchen erhaltenen Neutralisierungskoeffizienten besteht, durch einige Kurven illustriert werden. Je zwei zu vergleichende Kurven sind jedesmal von der gleichen Yp. unter analogen Versuchsbedingungen gewonnen, d. h. die beeinflussenden Felder (kontrasterregendes Umfeld und R\u00fcckwand der Beleuchtungsanordnung) waren bei \u201ereduzierender Betrachtung\u201c von gleicher Farbe und Helligkeit, hatten den n\u00e4mlichen Abstand vom Auge des Beobachters und wurden gleiche Zeit dargeboten. Der geringere Neigungswinkel\nZeitschr. f. Sinnespbysiol. 52.\t15","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nOswald Kr oh.\naller bei Transformationsversuchen gewonnenen Neutralgeraden beweist die quantitative \u00dcberlegenheit der Transformation1 (vgl. Abb. 10). Diese hat sich trotz weitgehender individueller Unterschiede, die sich sowohl f\u00fcr Kontrast- wie Transformationserscheinungen bemerkbar machten, \u00fcberall deutlich ergeben* Es gilt hiernach der Satz: Ein Infeld wird durch eine farbige Beleuchtung immer st\u00e4rker beeinflufst als durch ein farbiges Umfeld von gleicher retinaler Wirksamkeit.\nSumme der W-Valenzen im Infeld\nGr\u00fcnsektor des Infelds\nAbbildung 10.\nFarbe: Gr\u00fcn. Vp. Herr Dr. R.\na)\tTransformationsversuch.\nb)\tKontrastversuch.\nDie beeinflussenden Felder stimmten \u2014 bei reduzierender Betrachtung \u2014 nach Farbton, S\u00e4ttigung und Helligkeit \u00fcberein.\nDiese h\u00f6here Beeinflussung durch eine beleuchtende Farbe liefs sich auch direkt experimentell beweisen. Benutzt wurde wieder die Beleuchtungsanordnung, nur mit der Modifikation dafs jetzt der beleuchtete Raum nicht mehr mit m\u00f6glichst kornfreiem weifsen Zeichenpapier, sondern mit farbigen Papieren bzw. Stoffen ausgekleidet war, die eine deutliche Oberfl\u00e4chenstruktur zeigten. Der so geschaffene Raum wurde einer farbigen Beleuchtung ausgesetzt, die genau komplement\u00e4r zur Farbe des gerade verwandten Papiers oder Stoffes war. Nun lehrt schon ein einfacher Versuch, dafs es ziemlich unm\u00f6glich ist, eine Be-\n1 An diesem Resultat wird, wie eigens angestellte Versuche erwiesen* nichts ge\u00e4ndert, wenn man bei den Kontrastversuchen ein Umfeld verwendet, dessen Sehgr\u00f6fse mit der des beleuchteten Raumes \u00fcbereinstimmt*","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n215\nleuch tun gsfarbe zu gewinnen, die eine vorhandene Farbe bei gew\u00f6hnlicher Betrachtung neutral erscheinen l\u00e4fst. Das leistet im allgemeinen nur vollkommen monochromatisches Licht, wie z. B. gelbes Natriumlicht oder gr\u00fcnes Thalliumlicht. Monochromatische Beleuchtung war aber bei unseren Versuchen nicht m\u00f6glich, weil der beleuchtete Raum auch vom diffusen Tageslicht getroffen werden mufste, schon um \u00fcberhaupt die Eigenfarbe der R\u00fcckwand erkennbar und retinal wirksam zu machen.\nEine solche Neutralisierung bei gew\u00f6hnlicher Betrachtungsweise aber h\u00e4tte \u2014 in Anbetracht der starken \u201eBeleuchtungsber\u00fccksichtigung\u201c \u2014 auch keine M\u00f6glichkeit geboten, einen Schlufs auf die retinale Wirksamkeit der beiden Farben (Eigen* f\u00e4rbe der R\u00fcckwand und Beleuchtungsfarbe) zu tun. Sollte eine einwandfreie Vergleichung der Beeinflussung beider Farben m\u00f6glich gemacht werden, so mufsten sie zun\u00e4chst auf gleiche retinale Wirksamkeit gebracht werden, d. h. sie mufsten so eingestellt sein, dafs sie einander neutralisierten, wenn die Ver\u00e4nderungen, die ihre Erscheinungsweise bei freier Betrachtung erf\u00e4hrt, wegfielen. Das ist aber der Fall bei der sog. \u201ereduzierenden Betrachtung\u201c, wie sie erm\u00f6glicht wird durch den von Katz verwendeten Doppelschirm apparat.1 Es gelang nun in der Tat, die Beleuchtungsfarbe so einzustellen, dafs die Umgebung des Ausschnitts der R\u00fcckwand bei reduzierender Betrachtung neutral erschien. Die Eigenfarbe war gr\u00fcn, die Beleuchtungsfarbe rot. Erstere mufste \u2014 rein theoretisch genommen \u2014 im Infeld rot durch Kontrastwirkung hervorrufen, letztere gr\u00fcn infolge der Transformation. Da die beiden Farben nun als entgegengesetzt gleich angesehen werden d\u00fcrfen, w\u00e4re an und f\u00fcr sich zu erwarten gewesen, dafs ein neutrales Infeld nun auch von beiden gleich stark beeinflufst wurde, also neutral erschien. Das war aber keineswegs der Fall. Vielmehr erschien das Infeld deutlich gr\u00fcn, zwar nicht so gr\u00fcn, wie es bei isolierter Wirkung der Beleuchtungsfarbe erschienen w\u00e4re, aber immer noch deutlich genug, um die \u00fcberlegene Wirkung der Transformation zu erweisen.\nZwar liefs sich bei diesen Versuchen auch erreichen, dafs ein neutrales Infeld neutral erschien. Aber dann war auch die R\u00fcckwand bei reduzierender Betrachtung nicht neutral, vielmehr allemal in ihrer Eigenfarbe noch deutlich erkennbar. Erst dann\n1 Beschreibung desselben siehe bei Katz a. a. O. S. 37.\n15*","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nOswald Kroh.\nalso, wenn die kontrasterregende Farbe sich bei objektiver Betrachtung st\u00e4rker erweist als die Farbe der Beleuchtung, ist sie imstande, eine Beeinflussung von gleicher St\u00e4rke auszu\u00fcben.\nDie Versuche zeigen einmal, dafs die Beeinflussung eines Infelds durch eine transformierende farbige Beleuchtung viel st\u00e4rker ist als die Beeinflussung, die das gleiche Infeld durch ein kontrasterregendes Umfeld erf\u00e4hrt. \u00dcber dieses rein graduelle Resultat hinaus geht ihre theoretische Bedeutung : Die Farbentransformation erweist sich als vom Farbenkontrast unabh\u00e4ngig. Jeder Versuch, die Farbentransformationserscheinungen auf Farbenkontrast zur\u00fcckzuf\u00fchren, ist damit von vornherein zu Aussichtslosigkeit verurteilt. Insofern stellt unser Resultat ein Analogon dar zu dem von Jaensch erbrachten Nachweis der Unabh\u00e4ngigkeit der Helligkeitstransformation vom Helligkeitskontrast.","page":216},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"235\n(Aus dem psychologischen Institut der Universit\u00e4t Marburg.)\n\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\nZweite H\u00e4lfte.\n*\nMit 12 Abbildungen.\nVon\nOswald Kroh.\n4. Versuche \u00fcber reinen Farbenkontrast und reine\nFarbentransformation.\na) Wesen der Versuche.\nBei unseren bisherigen Versuchen waren Infeld und Umfeld (Beleuchtungsfarbe) durchweg verschieden ges\u00e4ttigte T\u00f6nungen derselben Farbe. Dagegen war \u00fcber das Verh\u00e4ltnis der Weilsvalenzen in Infeld und Umfeld (Beleuchtungsfarbe) nichts festgelegt. Vielmehr bewirkte die Notwendigkeit, zur empirischen Bestimmung mehrerer Punkte derselben Neutralgeraden am Infeld ausgiebige Variationen vorzunehmen, dafs sowohl hellere wie dunklere Infelder demselben Umfeld (derselben Beleuchtungsfarbe) zugeordnet wurden. Die Wirksamkeit des Helligkeit s kontrastes (der Helligkeitstransformation) war also keineswegs ausgeschaltet. Eine solche Ausschaltung ist nur dann m\u00f6glich, wenn Infeld und beeinflussende Farbe helligkeitsgleich sind. Will man auch dann noch eine Helligkeitsbeeinflussung \u2014 etwa im Sinne des Binnenkontrastes (St. Blachowski, Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 47, S. 291) \u2014 als wirkend annehmen, so kann diese doch bei einem farbent\u00fcchtigen Individuum auf keinen Fall im Sinne einer Beeintr\u00e4chtigung der Helligkeitsgleichheit von Infeld und Umfeld wirken, vielmehr wird sie alle Teile des Gesamtfeldes gleichm\u00e4fsig umfassen.","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nOsivald Kroh.\nAuf jeden Fall aber kann angenommen werden, dafs die Einfl\u00fcsse, die sich sonst aus der Helligkeitsdifferenz der beiden Felder f\u00fcr die farbige Erscheinungsweise des Infeldes ergeben k\u00f6nnen, bei Versuchen mit helligkeitsgleichen Feldern ausgeschaltet sind. In diesem Sinne seien die im folgenden mitgeteilten Versuche als solche \u00fcber reinen Farbenkontrast und reine Farbentransformation bezeichnet.\nWie die hierbei eliminierten Einfl\u00fcsse bei den Neutralgeraden in die Erscheinung treten, zeigt eine einfache mathematische \u00dcberlegung:\nWeifszusatz im Infeld bewirkte nach unseren bisherigen Ergebnissen Steigerung des Kontrastes (der Transformation), Weifsverminderung Abnahme des(der-)selben, denn ein unter dem Einflufs eines bestimmten Umfelds neutralisiertes Infeld erscheint bei Vergr\u00f6fserung seiner Weifsvalenz in der Komplement\u00e4rfarbe get\u00f6nt, w\u00e4hrend Verringerung der Weifsvalenz von dem Sichtbarwerden der objektiven Farbe des Infelds begleitet ist. Ist das Umfeld dunkler als das Infeld, so tritt infolge des Helligkeitskontrastes ein (subjektiver) Weifszusatz im Infeld auf. Schon Ebbinghaus konnte zeigen, dafs dieser Weifszusatz mit der Differenz der Helligkeiten von Infeld und Umfeld steigt, und Tschermak 1 erbrachte den Nachweis, dafs das Gesetz von Hess und Pretori derselben Tatsache Ausdruck gibt.\nNehmen wir nun an, dafs dieser subjektive Weifszusatz den Grad der farbigen Beeinflussung des Infelds mitbestimmt. Fiele er weg, so k\u00f6nnte er durch einen objektiven Weifszusatz ersetzt werden, der nach dem Gesetz von Ebbinghaus mit wachsender positiver Helligkeitsdifferenz von Infeld und Umfeld zunehmen m\u00fcfste, d. h. aber in der Sprache der graphischen Darstellung: Bei Abzug der Wirkung des Helligkeitskontrastes m\u00fcssen, wenn das Infeld heller ist als Umfeld, alle Ordinatenwerte der Neutralgeraden eine Vergr\u00f6fserung erfahren, die proportional der genannten Helligkeitsdifferenz steigt und f\u00e4llt. Diese Pro-poitionalit\u00e4t aber sichert die Erhaltung des Geradencharakters der Neutralgeraden. Die urspr\u00fcngliche Neutralgerade sei von der Form :\n(1) ax + by + c = 0.\n1 A. v. Tschermak, \u00dcber Kontrast und Irradiation, Ergebnisse der Physiologie. Bd. II, 2, S. 755.","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n237\nErteilt man nun den Ordinaten einen Zuwachs 4 y, so ergibt sich als neue Gleichung:\n(2)\tax + b (y + ^y) + c = 0.\n\u2022 \u2022\nDieses z/y ist aber nach den vorausgegangenen \u00dcberlegungen proportional der Differenz von Infeld- und Umfeldhelligkeit. Da die Umfeldhelligkeit f\u00fcr jede Neutralgerade konstant ist, kann man also setzen:\n(3)\tz/y = k (y \u2014 u), wo k Proportionalit\u00e4tsfaktor und u eine Konstante ist.\nSetzt man diesen Wert in (2) ein, so folgt unmittelbar:\n(4)\tax-f b (k \u2014J\u2014 1) y-bku + c=0, also wiederum die Gleichung einer Geraden.\nF\u00fcr y \u2014 u, d. h. f\u00fcr das dem Umfeld an Helligkeit gleiche Infeld, geht (4) in (1) \u00fcber; d. h. f\u00fcr gleiche Helligkeiten von Infeld und Umfeld besitzen beide Gerade identische Punkte.\nNun gilt Formel (3) auch f\u00fcr den Fall, dais y \u2014 u negativ, das Infeld also dunkler als das Umfeld ist.1 Der Geradencharakter unserer fingierten, durch Ausschaltung der Wirkung des Helligkeitskontrastes erhaltenen, Neutralgeraden bleibt also auch in diesem Falle bestehen. Demnach verl\u00e4uft die neue Gerade \u00fcberall da, wo das Infeld heller als das Umfeld ist, oberhalb der alten Geraden, und da, wo die Weifsvalenz des Infeldes hinter der des Umfelds zur\u00fcckbleibt, unterhalb derselben. Sie geht also durch eine einfache positive Drehung um den f\u00fcr helligkeitsgleiches Infeld und Umfeld bestimmten Punkt aus jener hervor.\nWir nannten eben die im Gedankenexperiment konstruierte Neutralgerade fingiert. In der Tat ist ihre direkte experimentelle Bestimmung unm\u00f6glich, da die Ausschaltung der Wirkung des Helligkeitskontrastes bei der punktweisen Bestimmung der Neutralgeraden praktisch wohl nicht durchgef\u00fchrt werden kann.\n1 Das gilt mindestens nach dem Gesetz von Hess und Pretori, aus dem die obige Form nach der Deduktion von Tschermak folgt. Zwar hatte Ebbinghaus f\u00fcr die Kontrastverdunkelung eine etwas andere Gesetzm\u00e4fsig-keit gefunden als f\u00fcr die Kontrastaufhellung. Mit Recht betrachtet man aber die Resultate von Hess und Pretori, da sie nach einer vollkommeneren Methode gewonnen sind, als die mafsgebenderen, zumal sie auch durch die Untersuchungen von Jaensch und M\u00fcller best\u00e4tigt wurden.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nOswald Kroh.\nb) Unget\u00f6nte Felder bei farbiger Beleuchtung.\n(Erste1 Erweiterung des Indifferenzpunktsatzes von Jaensch\nund M\u00fcller.)\nDer Fall, dafs Infeld und Umfeld helligkeitsgleich sind (Indifferenzpunkt), besafs in den Versuchen von Jaensch und M\u00fcller insofern eine ausgezeichnete Stellung, als dann die Ber\u00fccksichtigung einer Beleuchtung oder Beschattung \u00fcber den durch die Proportionalit\u00e4t zur Weifsvalenz geforderten Grad hinaus stieg. (Satz \u00fcber die Beeinflussung im Indifferenzgebiet a. a. O. S. 300). Es lag der Gedanke nahe, zu untersuchen, ob und in welchem Grade dieses Gesetz eine Erweiterung f\u00fcr die Erscheinungen des Farbenkontrasts und der Farbentransformation zul\u00e4fst. Zun\u00e4chst wurde untersucht, ob das Gesetz auch dann noch gilt, wenn statt der Belichtung oder Beschattung eine farbige Beleuchtung auf ein objektiv neutrales Infeld wirkt.\nDabei bediente ich mich folgender Versuchsanordnung (Abbildung 11). Eine R\u00fcckwand R und eine Zwischenwand Z stehen zueinander senkrecht, so dafs zwei R\u00e4ume Ri und R2 entstehen, die innen vollst\u00e4ndig mit grauem Papier von beil\u00e4ufig 120\u00b0 Weifsvalenz ausgekleidet sind. Rj^ wird durch einen bis unmittelbar an die Vp. heranreichenden Vorhang V vor direktem Tageslicht gesch\u00fctzt, R2 ist dem Tageslicht (Fenster F) freigegeben. In Rx ist direkt vor der R\u00fcckwrand eine Kreiselscheibe Kj angebracht, die nur einen schwarzen und einen weifsen Sektor tr\u00e4gt. Der in R2 befindliche Kreisel K2 tr\u00e4gt aufserdem noch einen farbigen Sektor, dessen Farbton \u00fcbereinstimmt mit dem einer Beleuchtungsfarbe, die auf Rx und somit auch auf K\u00b1 wirkt. Bei unseren Versuchen wurde die Beleuchtungsfarbe durch eine 50 - Kerzenlampe L geliefert, die in einem Holzkasten angebracht war, der an seiner Rj^ zugewandten Vorderseite mit farbiger Gelatine bedeckt war.\nR\nKi\nR,\n42\nZ R-\nD\n*Vp\nV\nF\nAbbildung 11.\n1 Eine zweite Erweiterung ist auf S. 251 skizziert worden.","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n239\nAuf Kj wurden nacheinander Graut\u00f6ne von verschiedener Weifsvalenz eingestellt. Es leuchtet ohne weiteres ein und ist auch von Katz, dem wir hier folgen, in exakter Weise verifiziert worden, dafs das Infeld Kx bei reduzierender Betrachtung, etwa unter Verwendung des Doppelschirms D, bedeutend farbiger erscheint als bei freier Betrachtung, weil im ersten Fall eine Ber\u00fccksichtigung der Beleuchtung (Transformation) nicht stattfinden kann. Es ist nun m\u00f6glich, auf K2 solche Werte einzustellen, die den bei reduzierender und den bei freier Betrachtung auf K\u00b1 beobachteten ziemlich v\u00f6llig gleich sind (Einstellung auf objektive und subjektive Gleichheit). Mit den so auf K2 erhaltenen Sektorengr\u00f6fsen ist die Erscheinungsweise von gemessen. Bezeichnet f0 die Gr\u00f6fse des farbigen Sektors bei redu-\n\nOO SO 720 760 200 2W 2S0 320 360\nWeifsvalenz der farbig beleuchteten Grauscheibe\nAbbildung 12.\nVpn. Fri. J. I. und Fri. H.\nzierender Betrachtung und fs die Gr\u00f6fse des farbigen Sektors bei\nfreier Betrachtung, so ist\nf0 \u2014 ft\nfo\nein geeignetes Mafs der Beleuch-\ntungsber\u00fccksichtigung. Seiner mathematischen Natur nach kann dieser Wert nicht \u00fcber 1 hinaus wachsen. Tr\u00e4gt man nun die auf Kx eingestellten Weifswerte als Abszissen ab und ordnet\nihnen die zugeh\u00f6rigen echten Br\u00fcche\nfo \u2014ft\nfo\nals Ordinaten zu,\nso liefert die Verbindungslinie der erhaltenen Punkte ein anschauliches Bild von der Gr\u00f6fse der Beleuchtungsber\u00fccksichtigung.\nIn Abbildung 12 sind zwei unter fast identischen Bedingungen von zwei Vpn. gewonnene Kurven dieser Art mitgeteilt. Sie zeigen neben der bekannten Zunahme der Beleuchtungsber\u00fccksichtigung mit wachsendem Weifswert auff\u00e4llige Maxima an der Stelle der Helligkeitsgleichheit von Infeld und Umfeld (120\u00b0).","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nOsivald Kroh.\nDas von Jaensch und M\u00fcllek aufgestellte Gesetz \u00fcber die Gr\u00f6fse der Transformation im Indifferenzgebiet findet somit seine Erweiterung f\u00fcr den Fall der farbigen Beleuchtung neutraler Felder.1\nDamit ist vorl\u00e4ufig die Erweiterung des Indifferenzpunktsatzes abgeschlossen. Insbesondere besteht f\u00fcr eine \u00dcbertragung desselben auf den Fall, wo im Infeld und Umfeld (Beleuchtungsfarbe) helligkeitsgleiche, aber verschieden ges\u00e4ttigte T\u00f6ne derselben Farbe gegeben sind, bei unseren Versuchen vorl\u00e4ufig keine Veranlassung. Bei unseren Neutralgeraden h\u00e4tte sich eine Verst\u00e4rkung der Beeinflussung in einer Abnahme der zur Neutralisation beanspruchten Weifsvalenzen an der Stelle der Helligkeitsgleichheit, d. i. aber in einer Ausbuchtung der Neutralgeraden nach unten \u00e4ufsern m\u00fcssen. Eine solche liefs sich aber weder als zuf\u00e4lliges Versuchsresultat noch im allgemeinen als Ergebnis eingehender Sonderuntersuchungen im \u201eIndifferenzgebiet\u201c nachweisen.2\nc) Get\u00f6nte Felder lei Ausschaltung des Helligkeitskontrastes {der Helligkeitstr ansformation).\nGerade dieser Tatsache wegen gewinnen nun die bei Helligkeitsgleichheit von In- und Umfeld angestellten Versuche \u00fcber reinen Farbenkontrast und reine Farbentransformation eine erh\u00f6hte Bedeutung. Wenn der diesem Sonderfall entsprechende Punkt unserer Neutralgeraden keine Sonderlage besitzt, d. h. nicht aus der Geraden herausf\u00e4llt, so mufs es m\u00f6glich sein, ihn f\u00fcr eine einfache Konstruktion der Neutralgeraden zu verwenden. Insbeson-pere gilt das f\u00fcr die bei Transformationsversuchen erhaltenen Neutralgeraden; sie, deren einer Endpunkt ja der Koordinatenanfangspunkt war, sind dann durch einen weiteren Punkt, als den man zweckm\u00e4fsig den oben erw\u00e4hnten nimmt, eindeutig bestimmt.\nVersuchsanordnung und Methode stimmten mit der fr\u00fcher verwendeten (Abb. 1) (S. 190) ziemlich genau \u00fcberein. Nur konnte jetzt infolge der einschr\u00e4nkenden Bestimmung \u00fcber die Helligkeit des\n1\t\u00dcber die Ursachen der Minimalwerte bei 210 bzw. 240\u00b0 sind Spezialuntersuchungen nicht angestellt wTorden, insbesondere ist nicht nachgepr\u00fcft, ob hier etwa das f\u00fcr die verwandte Farbe kritische Grau (R\u00e9v\u00e9sz) der Vp. lag.\n2\tVon den durch die Einschr\u00e4nkung \u201eim allgemeinen\u201c angedeuteten Ausnahmen wird an einer sp\u00e4teren Stelle die Rede sein (vgl. S. 252).","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n241\nInfeldes jedem Umfeld nur ein neutrales Infeld zugeordnet werden. Diese Tatsache n\u00f6tigte dazu, nach jeder Bestimmung auch das Umfeld zu variieren. F\u00fcr die Transformations versuche bedeutete nat\u00fcrlich diese dichte Folge von schwierigen Einstellungen der Beleuchtungsfarbe auf Gleichheit mit einem vorgegebenen Infeld eine Belastung, die bewirkte, dafs immer nur eine beschr\u00e4nkte Anzahl von Einstellungen vorgenommen werden konnte. Auch die Infeldeinstellungen wurden schwieriger, waren doch die Variationsm\u00f6glichkeiten des Infelds sehr stark einschr\u00e4nkenden Bedingungen unterworfen. Jedes der Vp zur Beurteilung auf eventuelle Neutralit\u00e4t vorgelegte Infeld mufste ja dem Umfeld (der Beleuchtungsfarbe) helligkeitsgleich bleiben.\nIn einem derartigen Falle ist es nat\u00fcrlich aus zeit-\u00f6konomischen Gr\u00fcnden untunlich, bei jeder neuen Einstellung erst auszurechnen, wie grofs der weifse und der schwarze Sektor sein m\u00fcssen, damit sie zusammen mit einem vorgegebenen farbigen Sektor die verlangte Weifsvalenz geben. Die Aufstellung einer Tabelle, die m\u00fchsam und zeitraubend ist, wenn sie alle m\u00f6glichen Kombinationen ber\u00fccksichtigen soll, kann nicht als ideale Hilfe angesehen werden. Deshalb sei hier ein einfacheres Verfahren skizziert, zumal in der einschl\u00e4gigen Literatur anscheinend ein entsprechender Hinweis noch nicht enthalten ist.\nMan bestimmt zun\u00e4chst, was auf jeden Fall n\u00f6tig ist, die Weifsvalenz der farbigen Vollscheibe, etwa nach der von Br\u00fcckner f\u00fcr heterochrome Helligkeitsbestimmungen angegebenen Methode. Indem in Abbildung 13 dargestellten Fall betrug der Weifswert einer Blauscheibe 96\u00b0. Da die Weifsvalenz des Umfelds 162\u00b0 betrug, war der gr\u00f6fste Blausektor, der zur Verwendung kommen konnte, 268\u00b0 grofs, da gerade dann sein Weifsgehalt (70\u00b0) mit den restlichen (360\u00b0 \u2014 268\u00b0) = 92\u00b0 Weifs zusammen 162\u00b0 ergab. Diesem blauen Maximalsektor steht ein Minimalsektor von 0 Grad gegen\u00fcber, bei dem zur Erzielung von 162\u00b0 Weifs ein weifser Sektor von 159\u00b0 mit 201\u00b0 Tuchschwarz (der Weifs wert einer tuchschwarzen Vollscheibe zu 6\u00b0 angenommen) gemischt werden mufs. Tr\u00e4gt man nun die Gradzahlen der beiden so erhaltenen Grenzwerte als Ordinaten auf den Endpunkten einer 268teiligen Geraden ab und verbindet die so erhaltenen Punkte \u2014 wie Abbildung 13 zeigt \u2014 durch Gerade, so kann man die zu jedem zwischen 268\u00b0 und 0\u00b0\n1060\nSchwarz\nAbbildung 13","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nOswald Kroh.\nliegenden Blausektor zugeh\u00f6rigen Weifs- und Schwarzsektoren unmittelbar ablesen. So geh\u00f6ren im vorgelegten Beispiel zu einem Blausektor von 128\u00b0 ein Weifssektor von 126\u00b0 und ein Schwarzsektor von 106\u00b0.\nIn leicht erkennbarer Weise kann dieses Verfahren auch dann zur Anwendung kommen, wenn im Infeld mehrere farbige Sektoren verschiedenen Farbtons und verschiedener Weifsvalenz sich miteinander vereinigen oder dann, wenn es sich um Darstellung der ganzen Skala aller gleichhellen T\u00f6ne eines komplement\u00e4ren Farbenpaares handelt. Das angegebene Verfahren ersetzt l\u00e4stige Gleichungs- und Interpolationsrechnungen und bietet den Vorteil, dafs es f\u00fcr jeden m\u00f6glichen Sektor sofort die gesuchten Werte liefert und jederzeit die Grenzen der Variabilit\u00e4t vor Augen h\u00e4lt. Nat\u00fcrlich bietet es auch die M\u00f6glichkeit, bei der Variation von einem unget\u00f6nten Sektor auszugehen. Will man z. B. von Weifs ausgehen, so hat man im vorgelegten Beispiel auf der Abszisse nur die Gradzahlen von 92\u2014159 in gleichen Abst\u00e4nden abzutragen.\nDie Versuche, die nach den oben entwickelten Prinzipien angestellt wurden, beantworten in erster Linie die Frage: Welche Kontrastwirkung (Transformation) \u00fcbt ein Umfeld (eine Beleuchtungsfarbe) von bestimmter S\u00e4ttigung auf ein gleichhelles Infeld aus? Damit f\u00e4llt die f\u00fcr unsere fr\u00fcheren Untersuchungen charakteristische Bezugnahme auf die Weifsvalenzen des Umfelds weg. S\u00e4ttigung des Umfelds (der Beleuchtungsfarbe) und des von ihm (ihr) gerade neutralisierten Infelds gleicher Helligkeit treten in eine einfache, direkte Abh\u00e4ngigkeit. Tr\u00e4gt man nun die S\u00e4ttigung der beeinflussenden Farbe, genauer die f\u00fcr sie gemessene oder eingestellte Gr\u00f6fse des farbigen Sektors als Abszisse und die Gr\u00f6fse des unter ihrem Einflufs neutralisierten farbigen Infeldsektors als Ordinate auf, so erh\u00e4lt man eine einfache Zuordnung, die ein anschauliches Bild f\u00fcr den Beeinflussungsgrad einer bestimmten S\u00e4ttigungsstufe abgibt.\nVon den bei diesen Versuchen erhaltenen Kurven sind nur vier (zwei f\u00fcr Kontrast, zwei f\u00fcr Transformation) mitgeteilt Abb. 14 und 15). Von einer Geradlinigkeit im ganzen Verlauf der einen oder der anderen Kurve kann kaum die Bede sein. Nur innerhalb gewisser Grenzen scheint sie zu bestehen. Was w\u00fcrde die Geradlinigkeit bedeuten? \u2014 Da ein farbloses Infeld sicher nur in einem farblosen Umfeld (einem nicht farbig beleuchteten Raum) keiner farbigen Beinflussung unterliegen kann, ist der Koordinatenanfangspunkt ohne weiteres als Ausgangspunkt jeder Kurve sowohl bei Kontrast wie Transformation gegeben. Eine geradlinige Kurve w\u00e4re also mit einer durch den Koordinatenanfangspunkt gelegten Geraden identisch. Alsdann","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n243\nw\u00e4re aber das Verh\u00e4ltnis der S\u00e4ttigungsstufen von Infeld und beeinflussender Farbe im ganzen Bereich konstant, d. h. es best\u00fcnde strenge Proportionalit\u00e4t zwischen der S\u00e4ttigungsstufe der beeinflussenden Farbe und ihrer Kontrast- (Transformations-) Wirkung.\nGr\u00fcnsektor des neutral erscheinenden Infelds.\n'\t1,0 so ~720 w 200 240 280 320 360 Gr\u00fcnsektor des Umfelds\nAbbildung 14.\nFarbe: Gr\u00fcn.\nKonstante Weifsvalenz in Infeld und Umfeld = 228\u00b0.\na)\tVp. Fri. PI. II.\nb)\t,,\t\u201e A.\nGr\u00fcnsektor des neutral erscheinenden Infelds.\nGr\u00fcnwerte der Beleuchtungsfarbe.\nAbbildung 15.\nFarbe: Gr\u00fcn.\nKonstante Weifsvalenz in Infeld und beleuchtetem Raum = 228\u00b0.\na)\tVp. Herr M. I.\nb)\t\u201e Fri. A.\nEine derartige Proportionalit\u00e4t ist aber nach der Interpretation von Tschermak1 das Ergebnis der Untersuchungen von Pretori und Sachs. Er nimmt an, dafs \u201ebei Konstanthalten auch der Weifsvalenz des kontrastleidenden Feldes ... die Kontrastwirkung einfach proportional mit der Zunahme der farbigen Valenz\u201c wachse. Es ist anzunehmen, dals das Wort \u201eproportional\u201c hier nur in dem\n1 a. a. O. S. 759.","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nOswald Kroh.\nlaxen popul\u00e4ren Sinne gebraucht ist, wonach von einer proportionalen Steigerung zweier Gr\u00f6fsen schon dann gesprochen wird, wenn sie gleichzeitig zunehmen, einer Zunahme der einen auch eine Zunahme der anderen entspricht. In der Tat liegt der Nachweis einer solchen Proportionalit\u00e4t in den Resultaten von Pretori und Sachs sowie den unsrigen insofern vor, als gezeigt wurde, dafs S\u00e4ttigungszunahmen der beeinflussenden Farbe durchweg Zunahmen der Beeinflussung entsprechen. Diese \u201eProportionalit\u00e4t\u201c ist aber von der Prop, im wissenschaftlichen Sprachgebrauch, bei der gleichen Zuw\u00fcchsen der einen Gr\u00f6fse gleiche Zuw\u00fcchse der ihr proportionalen entsprechen, scharf zu scheiden.\nBei den Versuchen von Pretori und Sachs h\u00e4tte strenge Proportionalit\u00e4t in der Tatsache zum Ausdruck kommen m\u00fcssen, dafs gleichen Zunahmen der S\u00e4ttigung des Umfelds gleiche Abnahmen der Neigungswinkel der Neutralgeraden entsprachen. Wir sahen aber schon an einer fr\u00fcheren Stelle \\ dals die von Pretori und Sachs angedeutete Beziehung auf die Neigungswinkel durch die Versuchsresultate jener Autoren und deren Behandlung nicht gen\u00fcgend gerechtfertigt erscheint; um so weniger kann davon die Rede sein, eine solche nicht gen\u00fcgend scharf gefafste Beziehung zur Grundlage einer Behauptung zu machen, die \u00fcber die Variation des Neigungswinkels so streng umrissene Aussagen macht. In der Tat wird eine leichte \u00dcberlegung zeigen, dafs eine umgekehrte Proportionalit\u00e4t zwischen S\u00e4ttigung der beeinflussenden Farbe und Neigungswinkel der Neutralgeraden im eben charakterisierten wissenschaftlichen Sinne nicht besteht.\nBei unseren Transformationsversuchen z. B. ist eine Neutralgerade durch die Formel definiert : y == l x. Dann ist die Tangente\ndes Neigungswinkels l = die Gr\u00f6fse \u2014 aber ist aus den Ver-\nx\tx\nsuchen \u00fcber reine Transformation zu bestimmen, y ist ja die bei jenen Versuchen konstant gehaltene Weifsvalenz, x der neutralisierte farbige Infeldsektor. Sehen wir nun zu, was eintreten m\u00fcfste, wenn die Proportionalit\u00e4t zwischen S\u00e4ttigung des Umfelds und Gr\u00f6fse der Kontrastwirkung tats\u00e4chlich best\u00fcnde, d. h. wenn x proportional der farbigen Valenz des beeinflussenden Feldes (X) w\u00e4re. Da in diesen Versuchen y = const, war, so folgt daraus\nconst\n\u00c4 =------, und wegen der angenommenen Proportionalit\u00e4t x = m X\nX\n1 s. erste H\u00e4lfte dieser Untersuchung, S. 195.","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n245\nw\u00fcrde l\nconst const'\nm X \u2014 \u2014X\u2014se*n\u2019\ta^er die Tangente des Neigungs-\nwinkels w\u00e4re umgekehrt proportional der Gr\u00f6fse des farbigen Sektors der beeinflussenden Farbe. D. h. nur dann, wenn jene Proportionalit\u00e4t zwischen S\u00e4ttigung der beeinflussenden Farbe und Beeinflussung im streng mathematischen Sinne best\u00e4nde, k\u00f6nnte von einer als umgekehrte Proportionalit\u00e4t zu charakterisierenden Beziehung zwischen S\u00e4ttigung der beeinflussenden Farbe und Tangente des Neigungswinkels der Neutralgeraden die Rede sein. Mit der Geltung jener Voraussetzung wird auch diese Folgerung hinf\u00e4llig. Die fr\u00fcher aufgeworfene Frage, ob die zwischen den Neigungswinkeln der Neutralgeraden und der farbigen Valenz der beeinflussenden Farbe bestehende Abh\u00e4ngigkeit die einer umgekehrten Proportionalit\u00e4t sei, ist hiernach im allgemeinen zu verneinen.\nZwar besteht anscheinend bei gewissen Farben und Versuchspersonen f\u00fcr beschr\u00e4nkte Bereiche eine partielle Proportionalit\u00e4t dieser Art. Sie besteht aber anscheinend nirgends f\u00fcr Umfelder von geringer S\u00e4ttigung, wie im n\u00e4chsten Kapitel noch eingehender dargelegt wird.\nd) Die Transfonnation bei variabler Differenz der farbigen Valenz\nvon Beleuchtungsfarbe und Infeld.\nBei allen im Vorhergehenden beschriebenen Versuchen wurde die Wirkung der Beeinflussung am Infeld selbst gemessen. Das wurde nur dadurch erm\u00f6glicht, dafs das Infeld stets so eingestellt wurde, dafs es unter der Wirkung der beeinflussenden Farbe grau erschien. Jede andere Erscheinungsweise h\u00e4tte zu ihrer quantitativen Bestimmung des Sukzessivvergleichs mit einer aufserhalb des beleuchteten Raums unter normaler Beleuchtung darzubietenden Farbe (Kreiselscheibe) bedurft. Diese als Fehlerquelle \u2018mit Recht gef\u00fcrchtete Behelfsmafsnahme konnte durch die Beschr\u00e4nkung auf den Sonderfall des grau erscheinenden Infelds vermieden werden. Das bedeutete \u00fcberdies eine erw\u00fcnschte Vereinfachung der Versuchstechnik.\nEine andere Frage ist, ob Resultaten, die unter so speziellen Bedingungen gewonnen sind, auch allgemeine Geltung zugesprochen werden kann. Unsere Ergebnisse besagen doch \u2014 genau besehen \u2014 nur, dafs ein Infeld von der und der Beschaffenheit eine so starke Verminderung des Eindrucks seiner Farbigkeit erleidet,\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 52.\t17","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\nOswald Kroh.\ndafs es gerade grau erscheint. Sie besagen aber nichts \u00fcber andere unter dem Einflufs derselben Beleuchtungsfarbe noch farbig (eigenfarbig oder komplement\u00e4r) erscheinende Infelder; im besonderen bleibt g\u00e4nzlich dahingestellt, ob der Grad der Beeinflussung solcher Infelder mit dem \u00fcbereinstimmt, dem neutral erscheinende Infelder unterliegen.\nF\u00fchrt man, wie Jaensch es tut, die Transformation auf einen \u201eAbstraktionsprozefs\u201c zur\u00fcck, so folgt daraus unmittelbar, dafs im wesentlichen die Erscheinungsweise des Umfeldes mafsgebend sein mufs f\u00fcr den Grad der Beeinflussung eines Infelds. Erweist sich demnach die St\u00e4rke der Transformation als im grofsen und ganzen unabh\u00e4ngig von der besonderen S\u00e4ttigungsstufe des Infelds und sind etwa vorhandene Schwankungen von der Art und Gr\u00f6fse, dafs sie durch die aufgefundenen Mafsgesetze der Transformation eine hinreichende Erkl\u00e4rung erfahren k\u00f6nnen, so wird man in einem solchen Tatbestand eine wesentliche St\u00fctze der Theorie von Jaensch erblicken d\u00fcrfen.\nDie Versuche wurden wieder nach der Methode der normal beleuchteten \u00c4quivalenzscheiben angestellt und trugen wieder den Charakter reiner Transformationsversuche im fr\u00fcher definierten Sinne.\nIm Infeld waren jetzt zwei farbige (einander komplement\u00e4re) sowie ein schwarzer und ein weifser Sektor angebracht, sodafs hier die verschiedensten S\u00e4ttigungsstufen der Beleuchtungsfarbe sowie der ihr komplement\u00e4ren Farbe eingestellt werden konnten. Eine zweite Scheibe (Vergleichsscheibe) von derselben Zusammensetzung, die aufserhalb des farbig beleuchteten Raumes, aber unter gleichen Belichtungsverh\u00e4ltnissen wie das Infeld angebracht war, wurde so lange variiert, bis sie der dem Einflufs der farbigen Beleuchtung ausgesetzten Infeldscheibe gleich erschien. So lieferte, da bei jedem Versuch die W-Valenz von Infeld und Vergleichsscheibe konstant gehalten wurde, jede Einstellung zwei Werte: 1. den im Infeld objektiv vorhandenen Farhsektor und 2. den Farbsektor der Vergleichsscheibe, der die subjektive Erscheinungsweise des Infelds zum Ausdruck brachte.\nDie Differenz beider Werte ergab alsdann das Mafs f\u00fcr die St\u00e4rke der Transformation. Da unter den zur Verf\u00fcgung stehenden Papiervorr\u00e4ten nur Blau und Gelb in genau komplement\u00e4ren T\u00f6nen vorhanden waren, blieben die Untersuchungen auf diese beiden Farben beschr\u00e4nkt. Es konnte nun bei einer blauen","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n247\nBeleuchtung des Raumes das objektiv blaue Infeld sowohl noch blau als gerade grau oder schon gelb erscheinen; ein objektiv graues Infeld erschien bei blauer Beleuchtung nat\u00fcrlich stets gelb, ein gelbes Infeld in gesteigerter Gelbheit usw.\nWie die Berechnung erfolgte, mag an einem Beispiel gezeigt werden. Die Farbe der Beleuchtung war blau. Der im Infeld zuerst eingestellte Blausektor war 120\u00b0. Gleiche Erscheinungsweise lieferte die Vergleichsscheibe mit 40\u00b0 Blau. Die Differenz, das Mals der Transformation, war 80\u00b0. In einem zweiten Falle war der Blausektor des Infelds 40\u00b0. Zur Erzielung eines gleichen farbigen Eindrucks mufste auf der Vergleichsscheibe diesmal ein Gelbsektor von 30\u00b0 eingestellt werden. Es ist nun nicht ang\u00e4ngig, 40\u00b0 \u2014 (\u2014 30\u00b0) = 70\u00b0 einfach als Differenz der beiden Werte anzusehen. Ein Grad des verwendeten Blau ist eben im allgemeinen nicht = \u2014 1\u00b0 des verwendeten Gelb. Das Gelb\u00e4quivalent f\u00fcr 1\u00b0 Blau mufs erst bestimmt werden. Dazu kombinieren wir die beiden komplement\u00e4ren Farben auf einer Scheibe so, dafs sie sich neutralisieren. Bei den verwendeten Farben gaben 159\u00b0 Gelb und 201\u00b0 Blau ein gutes Grau. Ein Grad Blau erfordert demnach zu seiner Neu-159\ntralisation - = 0,79\u00b0 Gelb, und umgekehrt 1\u00b0 Gelb zu seiner\nNeutralisation 1,26\u00b0 Blau. 30\u00b0 Gelb sind also = \u2014 30 1,26 == \u2014 37,8\u00b0 Blau, sodafs unsere Differenz im angenommenen Falle 40 -f-37,8 = 77,8\u00b0 Blau betr\u00e4gt.\nTabelle I.\nBeleuchtungsfarbe: Blau. Vp. R. II.\nDer beleuchtete Raum zeigte bei reduzierender Betrachtung die Valenzen einer normal beleuchteten Scheibe von 270\u00b0 blau und 90\u00b0 weife.\nKonstante Weifsvalenz im bei. Raum, im Infeld und auf der Vergleichsscheibe = 162\u00b0.\nBlau-(Gelb-)sektor des Infelds :\n270\u00b0 blau 180\u00b0\n110\u00b0\n60\u00b0\nn\n\u00bb\n60\u00b0 gelb =\u2014 76\u00b0 blau 120\u00b0\t\u201e\t= \u2014151\u00b0 \u201e\nBlau-(Gelb )Sektor der gleich erscheinenden Vergleichsscheibe :\n145\u00b0 blau 80o m\n50\u00b0\tgelb\t=\t\u2014 63\u00b0 blau\n110\u00b0\t\u201e\t=\t\u2014138\u00b0\t\u201e\n150\u00b0\t\u201e\t=\t\u2014189\u00b0\t\u201e\n200\u00b0\t\u201e\t=\t\u2014 252\u00b0\t\u201e\nDifferenz beider Werte, in Blaueinheiten gemessen :\n125\u00b0 blau\n100\u00b0 HO\u00ab 123\u00b0 138\u00b0 1 113\u00b0 101\u00b0\nr>\n\u00bb\ny>\nn\nn\nn\nSumme 810\u00b0\n------ Durchschnittsdifferenz = 116\u00b0 blau\nDei Maximalwert liegt hier also beim objektiv grauen Infeld vor.\n17*","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nOswald Kroh.\nTabelle II.\nBeleuchtungsfarbe: Gelb. Vp. v. Sch.\nDer beleuchtete Raum zeigte bei reduzierender Betrachtung die Valenzen einer normal beleuchteten Scheibe von 236\u00b0 gelb und 124\u00b0 schwarz.\nKonstante Weifsvalenz im beleuchteten Raum, im Infeld und auf der\nVergleichsscheibe 138\u00b0.\nGelb (Blau-)Sektor des Infelds :\n200\u00b0 gelb 120\u00b0 \u201e\n40\u00b0\t\u201e\n0\u00b0 \u201e\n120\u00b0 blau = \u2014 95\u00b0 gelb\nGelb-(Blau-)Sektor der gleich erscheinenden Vergleichsscheibe :\n160\u00b0 gelb 80\u00bb \u201e\n0\u00bb\n40\u00b0 blau = \u2014 32\u00b0 gelb 160\u00b0 \u201e == \u2014126\u00b0 \u201e\nDifferenz beider Werte, in Gelbeinheiten gemessen:\n40\u00b0 gelb 40\u00b0\t\u201e\n40\u00bb\t\u201e\n32\u00bb\t\u201e\n31\u00bb\t\u201e\nSumme 183\u00b0 gelb Durchschnittsdifferenz = 37\u00b0 gelb\nIn beiden F\u00e4llen liegt die errechnete Durchschnittsdifferenz sehr nahe bei der am neutralerscheinenden Infeld beobachteten Differenz.\nDie Resultate der beiden mitgeteilten Tabellen zeigen, dafs in einem weiten Bereich die festgestellten Differenzen nahezu konstant sind. Die vorhandenen Schwankungen liegen durchaus innerhalb der Grenzen m\u00f6glicher Versuchsfehler. Wir k\u00f6nnen somit, wenn wir von Infeldern mit hoher Eigenfarbe absehen, von einer angen\u00e4herten Konstanz der untersuchten Differenzenwerte, also von einer durch diebeeinflussende Farbe verursachten \u00e4quidistanten Transformation sprechen, wie sie aus der Theorie von Jaensch1 unmittelbar folgt. Damit beantwortet sich auch gleichzeitig unsere Frage nach der Allgemeing\u00fcltigkeit der bei subjektiv grauem Infeld gewonnenen Transformationsgesetze. Wir sind berechtigt, diesen Gesetzen G\u00fcltigkeit f\u00fcr einen sehr weiten Bereich zuzusprechen.\n5. Die Farbenbeeinflussung bei geringer S\u00e4ttigung\nder beeinflussenden Farbe.\nSo unregelm\u00e4fsig im einzelnen der Verlauf der in \u00a7 4 c erhaltenen Kurven auch war : f\u00fcr die geringen S\u00e4ttigungsstufen der\n\u2022 *\nbeeinflussenden Farbe ergab sich eine bemerkenswerte \u00dcbereinstimmung. Bei den Kontrastkurven (vgl. Abb. 14) trat sie am deutlichsten in die Erscheinung. Hier gestattete die Versuchstechnik eine eingehende Untersuchung der Wirkung gering ge-\n1 E. R. Jaensch, \u00dcber Grundfragen der Farbenpsychologie. Bericht \u00fcber den 6. Kongrefs f\u00fcr exp. Psychologie 1914, S. 53.","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n249\ns\u00e4ttigter Umfelder. Dagegen stiefs die entsprechende Untersuchung bei der Farbentransformation (vgl. Abb. 15), wie bereits erw\u00e4hnt, auf betr\u00e4chtliche Schwierigkeiten, weil die Herstellung gering ges\u00e4ttigter Beleuchtungsfarben nicht immer m\u00f6glich war. So kam es, dafs hier der genannte Bereich nicht \u00fcberall mit der w\u00fcnschenswerten Genauigkeit untersucht werden konnte. Trotzdem ist auch hier die Tendenz zu dem beim Kontrast nachgewiesenen Verhalten unverkennbar. Es liefs sich n\u00e4mlich bei allen Kurven des reinen Kontrastes bzw. der reinen Transformation deutlich das Vorhandensein von Wendepunkten konstatieren. Sie lagen \u2014 wenn wir vom Rot absehen *\u2014 im allgemeinen etwa bei 120\u00b0, in einigen F\u00e4llen merklich h\u00f6her, aber immer im Bereich der mittleren S\u00e4ttigungsstufen. Ein solcher Wendepunkt war jedesmal dadurch gekennzeichnet, dafs die Kurve dort einen geringeren Neigungwinkel zur X-Axe annahm. Was diese Verkleinerung des Neigungswinkels bedeutet, zeigt eindringlicher noch als unsere Kurven deren arithmetische Interpretation. Im vorigen Kapitel wurde die Frage untersucht, ob zwischen S\u00e4ttigung der beeinflussenden Farbe und Kontrastwirkung eine Proportionalit\u00e4t im strengen Sinne besteht. Diesenfalls h\u00e4tte der Quotient farbige Valenz des Infelds ,\t,\t,\t..\n-----r------\u2014----. \u201e _\u2014\u2014 konstant sein m\u00fcssen. Wie weit aber\nf\u00e4rb. Valenz d. beemfl. h arbe\nder Quotient von einer Konstanten entfernt ist, zeigt die Ausrechnung f\u00fcr einige Kurven des reinen Farbenkontrasts (vgl. S. 250 oben).\nDer Quotient kann den Wert 0 nur dann annehmen, wenn\nder Z\u00e4hler \u2014 0 ist, d. h., wenn weder Kontrast noch Transfor-\n\u2022 \u2022\nmation auftritt. Den Wert 1 k\u00f6nnte er nur im Falle der \u00dcbereinstimmung von Z\u00e4hler und Nenner erhalten. Dieser Fall kann bei unserer Methode nicht Vorkommen. In jedem Fall mufs also der Quotient ein echter Bruch sein. Da der ganze Schwankungsbereich zwischen 0 und 1 liegt, m\u00fcssen die Schwankungen der errechneten Verh\u00e4ltnis werte als sehr betr\u00e4chtlich bezeichnet werden. Indes entbehren diese Schwankungen keineswegs der Gesetzm\u00e4fsig-keit. Sie \u00e4ufsern sich in einer starken kontinuierlichen Zunahme der Verh\u00e4ltniswerte vom Wendepunkte an, m. a. Worten: f\u00fcr die geringeren S\u00e4ttigungsstufen der Umfeldfarbe (bzw. der Beleuchtung). Die errechneten Zunahmen des f\u00fcr die Beeinflussung charakteristischen Quotienten von 0/28 bis 0,83 sind so erheblich, dafs sie nicht unber\u00fccksichtigt bleiben k\u00f6nnen.","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nOswald Kroh.\nTabelle III.\nVp.\tFrl. Fl. I.\tFrl. PI. II.\tFrl. A.\tFrl. Schl,\nFarbe\t| Gelb .\tGr\u00fcn\tGr\u00fcn\tBlau\nj Konstante W\u2014Val. im Infeld und Umfeld\t208\u00b0\t228\u00b0\t228\u00b0\t75\u00b0\n. \u00a9 \u00a9\nGO 1 ,_____,\nO ^\t53\nrh! M\nO \u00a9\nO rH\n:c3\n'O CS3 \u25a0+=>\n-\u00b0 fe\n\u2022 r-<\t\u00a9\nfcc\nfH\n-M\n\u00a9\n\u00d6\n\u00d6\n\u00a9\n-t-4>\n\u00d6\n\u00a9\n. \u2014<\nO\nS\nG*\nOD\n\u00a9\nT3\n\u00a9\nGO\niM\nO\n-4-5\n\u00a9\nm\n2\n\"\u00a9\n<4-1\n\u00d6\n\u00a3\n\u00a9\n\u0153\n\u00a9\nO\nH\nc3\nm \u0153\n\u00ab-4 f~\nd o a S\nM (T)\nS J\nd Tu d \u00ab+-( \u00a9 \u00d6 d kh\n\u00a9\nGO\nd \u00a9 5D\nJ-l\n\u00a9\n^4\nC3\n\u00ab4-1\nd d\nU \u00a9 GO \u00a9\n\u00d6 &C \u00a9 t3 \u00a7 1q \"\u00b0\n5 \u00ab \u00bb\n^4\t,\u0153\nH\n\u00a9\nr\u2014y\nGO\n120 360 100 300: 90 240: 80\n180 70 120 60 90 : 50 60 : 25 30\n: 0,33 = 0,33 :0,38 :0,44 0,58 0,67 0,83 0,83\nQ ^ O\n105 360 90 300 70 240: 50 180: 40 120: 40 90 : 40 60 : 25 30 =\n:0,29 = 0,3 = 0,29 : 0,28 :0,33 0,44 0,67 0,83\n100 360 85 300 64 240: 50 180: 40 120:\n3A\n90 : 35 90 : 80 40 : 22\n30\n= 0,28 = 0,28 :0,27 :0,28 : 0,33 :0,39 0,58 0,75 0,73\n90\n360\n70\n300\n55\n240\n40\n180\n48\n120\n40\n60\n35\n45\n= 0,25 :0,23 0,23 : 0,22 0,40 0,67 0,78\nEs wird nicht unberechtigt sein, wenn wir die einer bestimmten Abszisse zugeh\u00f6rige Ordinate als das absolute Mals der \u201ereinen Beeinflussung\u201c (Kontrast- bzw. Transformationswirkung) bezeichnen und das oben erw\u00e4hnte Verh\u00e4ltnis der Ordinate zur zugeh\u00f6rigen Abszisse als das relative Mals der \u201ereinen Beeinflussung\u201c definieren. \u201eDas relative Mafs\u201c gibt also das S\u00e4ttigungsverh\u00e4ltnis von beeinflussender und beeinflufster Farbe an.\nAlsdann gestatten unsere Ergebnisse folgende Formulierung: Die absolute Gr\u00f6fse der reinen Farbenbeeinflussung steigt und f\u00e4llt im allgemeinen mit der S\u00e4ttigung des beeinflussenden Feldes. Dagegen steigt innerhalb eines ge wissen Bereichs die relative Gr\u00f6fse der Beeinflussung mit abnehmender S\u00e4ttigung.\nDer erste Teil des Satzes f\u00e4llt unter den Tatsachenbereich unseres ersten Parallelgesetzes und f\u00fcgt sich somit im wesentlichen den von Pretori und Sachs mitgeteilten Resultaten ein. Der zweite","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n251\nTeil dagegen widerstreitet den Folgerungen, die gelegentlich aus den Ergebnissen von Pketoki und Sachs gezogen worden sind. Die absolute Beeinflussung ist im Gebiete der geringeren S\u00e4ttigungen von Umfeld (farbiger Beleuchtung) st\u00e4rker, als nach der behaupteten Proportionalit\u00e4t zwischen S\u00e4ttigung und Beeinflussung erwartet werden k\u00f6nnte.\nF\u00fcr unsere Neutralgraden bedeutet eine solche Verhaltungsweise, dafs die Tangente ihres Neigungswinkels bei \u00c4nderungen der beeinflufsten Farbe im Gebiete der geringen S\u00e4ttigungen kleinere \u00c4nderungen erf\u00e4hrt, als bei Proportionalit\u00e4t zu erwarten w\u00e4re. Stellen wir dieses Resultat mit den fr\u00fcher f\u00fcr die Beziehung zwischen Neigungswinkel der Neutralgraden und S\u00e4ttigung des Umfelds (der farbigen Beleuchtung) gewonnenen Ergebnissen zusammen, so ergibt sich:\n\u201eEiner Zunahme der S\u00e4ttigung entspricht im allgemeinen eine Abnahme des Neigungswinkels der Neutralgraden. Doch \u00e4ndert sich die Tangente des Neigungswinkels im allgemeinen nicht um gleiche Werte, wenn die S\u00e4ttigung des Umfelds um gleiche Intervalle ge\u00e4ndert wird. Insbesondere sind die Wert\u00e4nderungen, die die Tangente des Neigungswinkels im Gebiete geringer S\u00e4ttigung erleidet, geringer als bei gleichgrofsen \u00c4nderungen im Gebiet h\u00f6herer S\u00e4ttigungen.\u201c\nDie arithmetische Diskussion unserer Kurven f\u00fcr reine Farbenbeeinflussung hatte f\u00fcr den Bereich der geringen S\u00e4ttigungen der beeinflussenden Farbe hohe Werte der relativen Beeinflussung ergeben. Wir schlossen daraus allgemein auf eine relativ st\u00e4rkere Beeinflussung durch gering ges\u00e4ttigte Farben.\nIm Bereich der allergeringsten, d.h. dem neutralen Grau nahestehenden S\u00e4ttigungen kommt noch ein anderer Faktor hinzu, der im gleichen Sinne wirkt. Es ist bekannt, wie wenig ein kleiner farbiger Sektor zur Geltung kommt, wenn er mit grofsen Grausektoren zusammen wirkt. Die Farbe, die eine so zusammengesetzte Scheibe liefert, weicht oft nur wenig von einem reinen Grau ab. Das unter ihrem Einflufs neutral erscheinende Infeld besitzt nat\u00fcrlich einen noch kleineren farbigen Sektor und steht daher dem reinen Grau noch n\u00e4her. Beide Felder besitzen nun bei unseren Versuchen gleiche Weifsvalenz, stellen also der gleichen Graun\u00fc-ance nahestehende, einander sehr \u00e4hnliche Farben dar. Damit","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\nOswald Kroh.\nsind nun durchaus die Bedingungen erf\u00fcllt, unter denen Jaensch und M\u00fcller eine erh\u00f6hte Beeinflussung eines Infelds feststellen konnten (Indifferenzgebiet). Infolgedessen machten sich nun auch analoge Erscheinungen geltend: die Beeinflussung erfuhr eine wesentliche Steigerung. Nat\u00fcrlich kommt dieses Moment nur f\u00fcr die Erkl\u00e4rung der ganz besonders hohen Beeinflussungen im Gebiete der geringsten S\u00e4ttigungen in Betracht.\nWir haben hier also mit der Wirkung einer neuen Komponente zu rechnen, einer Komponente, deren Auftreten unter anderem an die \u00dcbereinstimmung der Weifsvalenzen in Infeld und Umfeld gebunden ist, die dort nicht in Wirksamkeit tritt, wo Infeld und Umfeld voneinander abweichen. Nur das Indifferenzgebiet zeigt diese Verst\u00e4rkung der Kontrastwirkung, die sich dann \u2014 gem\u00e4fs unserer fr\u00fcheren Deduktion \u2014 in einer Ausbiegung der Neutralgraden nach unten \u00e4ufsert. Das Verhalten im Indifferenzgebiet selber aber ist es, welches in unserer Kurve der reinen Farbenbeeinflussung skizziert ist. Der dort erhaltene Wert kann also f\u00fcr die Lage der zugeh\u00f6rigen Neutralgraden nicht als bestimmend angesehen werden. Wir fanden in den Kurven der reinen Farbenbeeinflussung ein einfaches Hilfsmittel zur Konstruktion von Neutralgraden und zur Untersuchung ihrer Lage im Koordinatensystem. F\u00fcr die geringsten S\u00e4ttigungsstufen versagen sie aus dem angef\u00fchrten Grunde den Dienst.\nDie Beantwortung der Frage, bei welcher S\u00e4ttigung nun die durch die Indifferenzzone bewirkte erh\u00f6hte Beeinflussung beginnt, ist nicht ohne weiteres m\u00f6glich. Sicher gilt sie noch nicht f\u00fcr die S\u00e4ttigungsstufen, die der Abszisse unserer Wendepunkte entsprechen. Hier ist also allein die relativ st\u00e4rkere Beeinflussunginfolge geringer S\u00e4ttigung der beeinflussen-den Farbe mafsgebend. Die genaue Fixierung der Stelle des Beginns der Indifferenzwirkung wird erschwert durch die hohe Labilit\u00e4t, der alle Einstellungen hier unterliegen. Ihre Lage d\u00fcrfte schwanken mit der Farbe, aber auch mit der Weifsvalenz des ihr zugesetzten Graus. So zeigt die Abb. 16 die aus der verst\u00e4rkten Beeinflussung im Indifferenzgebiet resultierende Deformation der Neutralgraden (Ausbiegung nach unten) erst bei einer S\u00e4ttigungsstufe des Umfelds von 30\u00b0. Immerhin sind wir berechtigt, auch hier von einer (der zweiten) Erweiterung des Indifferenzpunktsatzes von Jaensch und M\u00fcller zu sprechen (vgl. S. 238 ff.).","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n253-\nWir k\u00f6nnen auf eine genauere Untersuchung um so mehr verzichten, als es sich hier um einen tats\u00e4chlich sehr eng begrenzten Bereich handelt und noch dazu ein Grenzfall zwischen reiner Farben- und reiner Helligkeitsbeeinflussung vorliegt.\nSumme der Weifsvalenzen im Infeld.\n70\n5\n------ ,______________ Blausektor des\n\u00e2 70 75 20 25 20 22 *0 Infelds\nAbbildung 16.\nFarbe: Blau. Vp. Fri. J. I.\nKonstante Weifsvalenz des Umfeld = 23\u00b0.\na)\tBlausektor des Umfelds = 30\u00b0.\nb)\t\u201e\t,,\t\u201e\t= 60\u00b0.\nc)\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t= 90\u00b0.\nDagegen mag hier noch der \u2014 scheinbar abweichenden \u2014 Yerhaltungs weise des Rot gedacht werden. Gingen wir hier von einer beeinflussenden Farbe h\u00f6herer S\u00e4ttigung (300\u00b0) zu einer solchen niederer S\u00e4ttigung (120\u00b0) \u00fcber, so war \u2014 wenigstens bei dem verwendeten Rot \u2014 keine wesentliche Abnahme der absoluten Beeinflussung zu beobachten. F\u00fcr den Quotientenwert, der die relative St\u00e4rke der Beeinflussung mifst, bedeutet aber eine solche Konstanz des Z\u00e4hlers (Ordinate) bei abnehmender Gr\u00f6fse des Nenners (Abszisse) eine fortgesetzte Wertzunahme, so dafs wir auch oei Rot, allerdings in einem viel weiteren Bereich und schon bei h\u00f6herer S\u00e4ttigung, eine kontinuierliche Zunahme der relativen Beeinflussung mit abnehmender S\u00e4ttigung beobachten k\u00f6nnen.","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nOswald Kroh.\nEs ist bekannt, dafs Helmholtz1 die Anschauung vertrat, dafs gerade gering ges\u00e4ttigten Farben eine erh\u00f6hte Kontrastwirkung zukomme. So sagt er z. B.: \u201eDer Simultankontrast zeigt sich gerade bei geringen Farbenunterschieden des induzierenden und des induzierten Feldes am deutlichsten.\u201c In \u00e4hnlicher Weise behauptet Schmerler:2 \u201eBei meinen Versuchen erhielt ich nicht, wie man annehmen k\u00f6nnte eine um so bessere Kontrastfarbe, je intensiver die induzierende Farbe war sondern im Gegenteil eine viel undeutlichere. Am g\u00fcnstigsten war eine m\u00e4fsige S\u00e4ttigung bei welcher der induzierende Farbton zwar hell aber deutlich erscheint-\u201c Wesentlich anders ist das Ergebnis, zu dem Kirschmann3 kommt. Er untersucht den simultanen Kontrast zwischen einem farbigen und einem grauen Feld gleicher Helligkeit und stellt ein Anwachsen des Kontrastes mit der S\u00e4ttigung der induzierenden Farbe fest, das seiner Annahme nach in einem logarithmischen Verh\u00e4ltnis erfolgt. Zieht man nun noch die schon erw\u00e4hnten Folgerungen Tschermaks zu den PRETORi-SACHSSchen Ergebnissen heran, so erh\u00e4lt man eine Reihe von Anschauungen, die im starkem Widerspruch zueinander stehen. Unsere Versuche haben uns nun zu Resultaten gef\u00fchrt, die mit keiner der vorerw\u00e4hnten Anschauungen ganz \u00fcbereinstimmen. Die Erscheinungen haben sich auch hier als so vielgestaltig erwiesen, dafs eine generell g\u00fcltige einfache mathematische Formulierung, wie sie namentlich Kirschmann versucht, unm\u00f6glich ist. Vielleicht steht das Ergebnis von Kirschmann, das allerdings nur an Feldern gleicher Weifsvalenz gewonnen war und keine \u00fcber die engen Versuchsbedingungen hinausgehende G\u00fcltigkeit beansprucht, unserem Resultat am n\u00e4chsten. Mindestens bringt es sowohl die hohe relative Kontrastwirkung im Gebiete geringer Umfelds\u00e4ttigungen zum Ausdruck wie auch die Tatsache, dafs der Absolutwert der reinen Farbenkontrastwirkung sich gleichsinnig mit der S\u00e4ttigung des Umfelds \u00e4ndert. Am auff\u00e4lligsten ist der Gegensatz unserer Resultate zu den von Helmholtz und Schmerler mitgeteilten. Doch ist der Irrtum dieser Autoren wohl lediglich eine Folge ihrer unzureichenden Versuchsmethoden. Beide Autoren verwandten bei ihren Feststellungen kein einwandfreies Mafs. Ihre Messungen waren Sch\u00e4tzungen, die sich auf suksessiven Vergleich gr\u00fcndeten. Derartige Sch\u00e4tzungen unterliegen aber bekanntlich schweren Fehlerquellen. Sie verwandten als Infelder nur objektiv graue Farben; deren Weifsvalenz ist aber von erheblichem Einflufs auf die Sichtbarkeit der Kontrastfarben (kritisches Grau). Ferner schlofs ihre Mafsmethode durchaus nicht den Faktor der Eindringlichkeit aus. Die Eindringlichkeit eines Feldes nimmt zu, wenn die Eindringlichkeit seiner Umgebung abnimmt und umgekehrt. So mufste der Eindruck der Farbigkeit des durch Kontrast gef\u00e4rbten Infelds zunehmen, wenn die Farbe seiner Umgebung an Eindringlichkeit verlor, wie es bei S\u00e4ttigungsabnahmen der Fall ist. Nehmen wir noch hinzu, dafs tats\u00e4chlich die Kontrastwirkung gering ges\u00e4ttigter Umfelder eine relativ hohe ist, so erscheint es verst\u00e4ndlich, wie die beiden Autoren zu ihren irrigen Anschauungen gelangen konnten. An theoretische Voreingenommenheit braucht man dabei nicht zu denken.\n1\tH. v. Helmholtz, Handbuch der phys. Opt. I, S. 392.\n2\tW. Wundts philos. Stud. Bd. I, S. 390.\n3\tW. Wundts philos. Stud. Bd. VI, S, 495.","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\t255\nDafs vielmehr ihre Resultate sich auf augenf\u00e4llige Beobachtungen st\u00fctzten, bewiesen Versuche, die wir selbst analog den Versuchen Schmerlers vorgenommen haben. Objektiv neutrale Infelder mittleren Graus wurden auf Umfeldern verschiedener S\u00e4ttigung und gleicher Weifsvalenz dargeboten. Die Darbietung erfolgte mit Hilfe rotierender Scheiben. In sehr vielen F\u00e4llen hielten Vpn. das in einem Umfeld geringerer S\u00e4ttigung dargebotene Infeld f\u00fcr st\u00e4rker durch den Kontrast gef\u00e4rbt. Dabei war der Sukzessivkontrast sicher nicht ausschlaggebend; denn das Resultat war von der Reihenfolge der Betrachtung unabh\u00e4ngig.\nIn mehreren F\u00e4llen wurde von einigen Vpn. bei Abnahme der S\u00e4ttigung des beeinflussenden Feldes eine Zunahme der Kontrastwirkung auch dann festgestellt, wenn die Versuche quantitativ gestaltet wurden, wie z. B. bei Einstellungen von Neutralgraden im Gebiete geringer S\u00e4ttigungen. Da diese Angaben sich jedoch auf eine begrenzte Anzahl von Vpn. beschr\u00e4nkten, d\u00fcrfen wflr in ihnen individuell begr\u00fcndete Erscheinungen sehen, deren Darstellung bei Behandlung der individuellen Differenzen erfolgen wTird (vgl.\n5.\t260 ff.).\n6.\tDie Abh\u00e4ngigkeit der Farbenbeeinflussung von\nindividuellen Differenzen.\nWir erkannten es als ein Verdienst von Katz, darauf hingewiesen zu haben, dafs f\u00fcr den Tatsachenbereich der Ber\u00fccksichtigung farbiger Beleuchtungen die von Hering gegebenen physiologischen Erkl\u00e4rungen nicht ausreichen k\u00f6nnen, dafs vielmehr psychischen Faktoren hier ein bedeutenderEinflufs zuerkannt werden mufs. Dem Versuche, auch f\u00fcr den verwandten und \u2014 wie unsere Untersuchungen \u00fcberall zeigten \u2014 gleichen Gesetzen unterliegenden Tatsachenbereich des farbigen Simultankontrastes \u00e4hnliche Erkl\u00e4rungsprinzipien heranzuziehen, erstand eine Reihe von Gegnern. Der von ihnen versuchten Aufrichtung einer Schranke zwischen den Erscheinungen des farbigen Simultankontrastes und denen der Ber\u00fccksichtigung farbiger Beleuchtungen diente als ein wesentliches Argument die Behauptung, dafs die Erscheinungen der Beleuchtungsber\u00fccksichtigung aufserordentlich starke individuelle Differenzen auf weisen, von denen die Kontrasterscheinungen angeblich frei seien. Gerade diese individuellen Differenzen sollen das Charakteristikum der der Erfahrung entstammenden psychischen Faktoren sein, w\u00e4hrend in der relativen Unabh\u00e4ngigkeit der Kontrasterscheinungen von individuellen Differenzen der Beweis f\u00fcr die physiologische Natur des Kontrastes liegen soll.\nSchon in der \u00e4lteren Literatur ist auf diese individuellen Differenzen hingewiesen worden. Helmholtz \u00e4ufserte die Ver-","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nOswald Kroh.\nmu tun g, dafs bzgl. der Gr\u00f6fse der Kontrastwirkung individuel] e Verschiedenheiten wahrscheinlich seien. Auch Hering wies eine derartige Annahme nicht von der Hand. Er dachte aber in erster Linie an abnorme Funktionsweisen in der peripheren Sph\u00e4re. Einen Schritt weiter geht Tschermak, der in seinen Sammelbericht \u201e\u00dcber Kontrast und Irradiation\u201c den individuellen Differenzen beim Simultankontrast ein besonderes Kapitel widmet. Er schreibt : \u201eEs erscheint mir nicht \u00fcberfl\u00fcssig, die Scheidung der Vorg\u00e4nge in photochemischen Reizvermittler oder Absorptionsapparate und der Prozesse im nerv\u00f6sen Apparate (sensu strictiore) zu betonen, von deren mit Bewufst-seinskorrelaten Gesichtsempfindungen, ausgestatteten Gliedern Herings klassische Theorie der Gegenfarben handelt. Damit er\u00f6ffnet sich auch die Perspektive auf eine besondere Gruppe von Anomalien des Licht- und Farbensinns, welche weder im lichtleitenden, noch im nerv\u00f6sen Apparate begr\u00fcndet w\u00e4ren.\u201c 1\nGr\u00fcnsektor des neutral erscheinenden Infelds.\n60 /20 /SO 240 300 360\na)\tYp. Herr Dr. R.\nb)\t\u201e Fri. A.\nGr\u00fcnvalenz der Beleuchtungsfarbe.\nAbbildung 17.\nFarbe: Gr\u00fcn.\nKonstante Weifsvalenz im Infeld und beleuchtetem Raum = 228\u00b0.\nDem ganz entsprechend ergaben unsere Versuche sowohl bei Transformation als auch bei Kontrast erhebliche individuelle Differenzen. Ganz aufserordenlich grofs sind die individuellen Differenzen bei den Transformationskurven (Abb. 17) f\u00fcr Gr\u00fcn, gewonnen an den beiden Vpn. A. und R. Gelegentliche Kontroll-beobachtungen hatten ergeben, dafs Vp. R. ein Infeld schon dann deutlich rot nannte, wenn es von der Vp. A. als noch deutlich gr\u00fcn bezeichnet wurde. Dieser Hinweis auf aufserordentlich starke individuelle Differenzen veranlafste eine Vergleichsuntersuchung beider Vpn. unter gleichen Versuchsbedingungen, die das in Abb. 17\n1 Ffl\u00fcgers Archiv 82, S. 588.","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n257\neingezeichnete Resultat lieferte, wonach also die Transformation bei Vp. R. bedeutend st\u00e4rker war als bei Vp. A.\nDie Frage, ob zu diesem Verhalten bei den Kontrasterscheinungen ein Analogon best\u00e4nde, f\u00fchrte zu Parallelversuchen am Farbenkreisel. Die Untersuchung der beiden Vpn. erfolgte gleichzeitig, d. h. mit Wechsel der Vp. nach jeder Einstellung. Es war daf\u00fcr gesorgt, dafs die Angaben der Vpn. vollkommen unabh\u00e4ngig voneinander und ohne gegenseitige Beeinflussung erfolgten. Diesmal mafsen wir die St\u00e4rke des Kontrasts nicht durch reine Farbenkontrastversuche, sondern am Neigungswinkel der Neutralgraden, eine Variation der Versuchstechnik, deren Berechtigung unsere fr\u00fcheren Betrachtungen erwiesen haben. Das Kurvensystem (Abb. 18), in dem die von der Vp. R. gewonnenen Kurven mit Ir (IIr), die von Vp. A. erhaltenen Kurven mit Ia (IIa) bezeichnet wurden, zeigt starke Verschiedenheiten. Wie aus dem geringeren Neigungswinkel, der von Vp. R. gewonnenen Kurven hervorgeht, besteht auch hier verst\u00e4rkte Beeinflussung des Gr\u00fcn bei Vp. R. In diesen, sowie einer Reihe anderer, teils gelegentlicher Beobachtungen haben wir einen neuen Beweis f\u00fcr die Parallelit\u00e4t der Erscheinungen der Farbentransformation und des Farbenkontrastes zu erblicken, den wir in dem Parallelgesetz aussprechen wollen: Zu individuellen Differenzen im Gebiete der Farbentransformation sind gleichsinnige individuelle Differenzen im Gebiete des Farbenkontrastes auch da nachweisbar, wo eine sorgf\u00e4ltige Untersuchung Anomalien des Farbensinns nicht feststellen kann.\u201c\nDie graphische Darstellung unserer Resultate zeigt die individuellen Differenzen in anschaulicher Weise, und zwar \u00e4ufsert sich eine geringere Beeinflussung bei unseren Kurven reiner Farbenbeeinflussung in einer Abnahme der Ordinatenwerte, bei unsern Neutralgeraden hingegen in einer Zunahme derselben. Graphisch entspricht also einer individuellen Differenz der Beeinflussung immer eine Verschiedenheit der Lage der Kurven im Koordinatensystem. Besonders anschaulich zeigen die Neutralgeraden diese Tatsache. F\u00fcr sie sind \u2014 da ihr vorherrschender Geradencharakter ja durch individuelle Differenzen nicht beeinflufst wird \u2014 im allgemeinen zwei Lagever\u00e4nderungen m\u00f6glich: Drehung und Parallelverschiebung, die nat\u00fcrlich in jeder Kombination Vorkommen k\u00f6nnen, ln der Tat zeigten unsere Versuche zur Feststellung der indivi","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nOswald Kroh.\nduellen Differenzen beide Lage\u00e4nderangen sowohl einzeln wie in Verbindung. Die Neutralgeraden, die die Transformations erschei-nungen darstellen, k\u00f6nnen, da ihr Schnittpunkt (Koordinatenanfangspunkt) konstant ist, nat\u00fcrlich nur eine Drehung erleiden. Dagegen\nGesamt-Weifsvalenz des neutral erscheinenden Infelds.\n300\n280\n180\n120\n60\\\n\u00ef\u00efr Ja/\n:/ /\n.Jr\n\u00ef\u00efat;'\n/\u2022 /,' ;/\u2022*\niV\n/\nIr Vp. Herr Pr. R.\nGr\u00fcnsektor d. Umfelds = 360\u00b0. Hr Vp. Herr Dr. R.\nGr\u00fcnsektor \u201e\t\u201e\t= 180\u00b0.\nla Vp. Fri. A.\n>5\n= 360\u00b0.\nlia Vp. Fri. A.\n\n= 180\u00b0.\n^\u2014\"j2q\tGr\u00fcnsektor des Infelds.\nAbbildung 18.\nFarbe: Gr\u00fcn.\nKonstante Weifsvalenz des Umfelds = 228\u00b0.\nSumme des Weifsvalenz im neutral erscheinenden Infeld.\n00\t80\t120 760\nI Herr M. I. II Fri. A.\nGr\u00fcnsektor des Infelds.\nAbbildung 19. Farbe: Gr\u00fcn.\nKonstantes Umfeld = 240\u00b0 gr\u00fcn, 75\u00b0 weifs, 45\u00b0 schwarz.\nergaben Kontrastuntersuchungen am Farbenkreisel innerhalb gewisser Grenzen jede Art der m\u00f6glichen Lage\u00e4nderung der Neutralgeraden. So geht Kurve II (Abb. 19) aus I durch ziemlich reine Drehung, Kurve II (Abb. 20) aus I durch Parallelverschie-","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n259\nbung hervor. Die Kurvenbilder in Abb. 18 zeigen Kombinationen beider Lage\u00e4nderungen.\nDa in allen F\u00e4llen das B\u00fcschelzentrum sehr nahe an der Y-Axe liegt, so erhellt, dafs eine reine Drehung die Gr\u00f6fse des Abschnitts, welchen die Neutralgerade auf der positiven Y-Axe bildet, nur wenig beeinflussen kann. Erinnern wir uns der Bedeutung dieses Abschnitts, dafs er n\u00e4mlich ein Mafs der Gr\u00f6fse der farbigen Induktion ist, so w\u00fcrde eine reine Drehung f\u00fcr eine angen\u00e4herte \u00dcbereinstimmung der Gr\u00f6fse der farbigen Induktion bei den verglichenen Vpn; sprechen. Andererseits bedingt jede Drehung eine \u00c4nderung des Neigungswinkels, die ihrerseits ein Mafs f\u00fcr die St\u00e4rke der Beeinflussung ist. Somit m\u00fcssen wir dort, wo eine Nentralgerade aus einer anderen \u2014 unter vollkommen gleichen Bedingungen gewonnenen \u2014 durch reine Drehung hervorgeht, den Grund der Lage\u00e4nderung in einer anderen, d. h. gr\u00f6fseren oder geringeren Beeinflussung (Kontrast oder Transformation) sehen.\nSumme der Weifsvalenzen ini neutral erscheinenden Infeld.\n120\n80\nW\nI Vp. Herr V. II Vp. Herr H.\n80\nBlausektor des Infelds.\nAbbildung 20. Farbe: Blau.\nKonstantes Umfeld = 800\u00b0 blau, 11\u00b0 weils, 49\u00b0 schwarz.\nAnders liegt der Fall da, wo bedeutende Abweichungen in der Gr\u00f6fse des Abschnitts auf der Y-Axe vorliegen, also nicht nur reine Drehungen, sondern auch Parallel Verschiebungen Vorkommen. Hier ist nun im Gegensatz zu dem vorigen Fall, wo der Abschnitt auf der Y-Axe nahezu konstant blieb, auch die farbige Induktion variabel. Dem entsprechend zeugten auch gelegentliche Beobachtungen bei unseren Einstellungen f\u00fcr auff\u00e4llige Schwankungen im Betrage der farbigen Induktion. Im besonderen zeigte sich \u2014 mindestens solange das Infeld geringe Weifsvalenz besafs \u2014 eine deutliche Zunahme der zur Neutralisation eines farbigen Infeldsektors n\u00f6tigen Weifsvalenzen, sobald die Betrachtungszeit verl\u00e4ngert wurde. So bezeichnete eine aufserordentlich farbenempfindliche Vp. ein in blauem Umfeld erscheinendes","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nOswald Kroh.\nInfeld bei einer Betrachtungszeit von etwa einer Sekunde noch als gelb, nach zwei Sekunden als grau und nach drei Sekunden schon als blau. Ein solches Heryortreten der beeinflussenden Farbe mit zunehmender Betrachtungszeit ist ein wesentliches Kennzeichen der farbigen Induktion. Hier ist also eine Verschiebung der Farbe im Sinne der beeinflussenden direkt als Induktionswirkung nachzuweisen. Umso berechtigter erscheint es, wenn wir bei unseren Resultaten die gleichartige Verschiebung mit den Induktionswirkungen in Zusammenhang bringen.\nWeifsvalenz des neutral erscheinenden Infelds.\nFarbe: Blau. Vp. Frl. Schl. Konstante Weifsvalenz des Umfelds = 75\u00b0 Farbsektor des Umfelds bei a = 180\u00b0*\n\u201e b = 120\u00b0.\nBlausektor des Infelds. Abbildung 21.\nIn den Bereich der individuellen Differenzen m\u00f6gen auch einige fr\u00fcher schon gelegentlich erw\u00e4hnte Beobachtungen einbezogen werden. Wir nahmen schon (S. 255) auf gewisse Ausnahmen Bezug. Dazu geh\u00f6rt z. B. eine Kurve des reinen Farbenkontrastes, bei der der Wendepunkt nicht bei 120\u00b0, sondern bei 180\u00b0 lag. Hier war der zur Abszisse 120\u00b0 geh\u00f6rige Punkt der Kurve durch ein relatives Maximum ausgezeichnet. Die sehr genau urteilende Vp. Schl, nannte n\u00e4mlich bei einem farbigen Umfeldsektor von 180\u00b0 ein Infeld mit 40\u00b0 Blausektor noch grau, w\u00e4hrend sie bei einem Umfeld von 120\u00b0 ein Infeld von 48\u00b0 Blau schon grau nannte. (Beides Mittelwerte aus Bestimmungen der oberen und unteren Grenze.) Dieses eigenartige Resultat veranlafste eine Nachpr\u00fcfung, die durch Ermittlung von Neutralgeraden erfolgte, bei denen ja der Grad der Beeinflussung genau bestimmt werden kann, weil er hier durch eine Serie von Punkten bestimmt ist. Wie das Kurvenbild Abb. 21 zeigt, trat nun der zu erwartende Fall ein, dafs die dem Umfeld 180\u00b0 Blau entsprechende Neutralgerade im","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und F arbenir ans formation.\n261\nKoordinatensystem merklich h\u00f6her lag, als die beim Umfeld 120\u00b0 gewonnene Kurve. Mit der A b n\u00e4hme der S\u00e4ttigung fand hier also\u2019 eine Abnahme des Neigungswinkels der Neutralgeraden statt, also eine Zunahme der Beeinflussung. Das Ergebnis zeigt, wie berechtigt es ist, auf Grund der Kurven reiner Farbenbeeinflussung Urteile \u00fcber die Lage der Neutralgeraden im Koordinatensystem zu f\u00e4llen. Gleichzeitig bedeutet dieses \u00fcbrigens vereinzelte Resultat die erste Abweichung von unserem Parallelgesetz S. 195 und rechtfertigt die bedingte Formulierung desselben.\nEine \u00e4hnliche Abweichung beobachteten wir bei der Vp. Dr. H. Bei einer Versuchsreihe, in der es sich um Untersuchung der Kontrasterscheinungen in den Bereichen geringer S\u00e4ttigung des Umfelds mit Hilfe von Neutralgeraden handelte, verlangte Dr. H. zur Neutralisierung des Infelds bei einem Umfeld von 60\u00b0 Blau geringere Weifsvalenzen als bei einem gleichhellen Umfeld von 90\u00b0. So ergibt hier die graphische Darstellung das interessante Bild, dafs die Neutralgerade, die einem Umfeld von 60\u00b0 Blau entspricht, zwischen den Neutralgeraden hegt, die bei S\u00e4ttigungen des Umfelds von 90\u00b0 bzw. 120\u00b0 gewonnen worden sind. Auch einige andere Einstellungen, bei denen Steigerung der absoluten farbigen Beeinflussung bei Abnahme der S\u00e4ttigung des Umfelds \u2014 wenn auch weniger eindeutig, wie in den beiden skizzierten F\u00e4llen \u2014 auftrat, schienen darauf hinzudeuten, das f\u00fcr manche Vpn. unser erstes Parallelgesetz die vorsichtige Fassung verlangt, die wir ihm gegeben haben.\nIn allen diesen F\u00e4llen handelte es sich aber um beeinflussende Farben geringer S\u00e4ttigung; im Bereich h\u00f6herer S\u00e4ttigung kam derartiges nicht vor. Die somit bei geriugen S\u00e4ttigungen gelegentlich zu konstatierende Zunahme der absoluten Beeinflussung macht in Verbindung mit der im vorigen Kapitel geschilderten durchg\u00e4ngigen Zunahme der relativen Beeinflussung im Gebiet geringer S\u00e4ttigungen Helmholtzs Behauptung von der st\u00e4rkeren Kontrastwirkung gering ges\u00e4ttigter induzierender Felder noch verst\u00e4ndlicher.\n7. DerEinflufs desObjektbewufstseins auf den Grad\nder Transformation.\n\u00c4hnliche Abweichungen, wie sie sich bei der Untersuchung der individuellen Differenzen von Individuum zu Individuum ergeben, waren gelegentlich auch bei den Angaben zu beobachten,\nZeitsehr. f. Sinnesphysiol. 52.\t16","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nOswald Kr oh.\ndie eine einzelne Vp. innerhalb der gleichen Versuchs, reihe machte, auch wenn die Vp. sich bem\u00fchte, ihre Verhaltungsweise konstant zu erhalten. Es kam n\u00e4mlich vor, dafs eine Vp. bei einzelnen Einstellungen zur Neutralisation des Infeldes Weifs-sektoren ben\u00f6tigte, die im Vergleich mit den sonst verwendeten\nWeifssektoren sich ohne weiteres als zu grofs ergaben. Und zwar\n\u2022 \u2022\nwar das jedesmal dann der Fall, wenn durch eine \u00c4nderung in der Versuchsanordnung die Homogenit\u00e4t des Infeldes gest\u00f6rt wurde. Das konnte z. B. geschehen, wenn auf das Infeld \u2014 etwa vom Knopf des Kreisels \u2014 ein Schatten fiel oder wenn der Knopf selbst oder der Scheibenrand sichtbar wurden. Da alle diese St\u00f6rungen die Transformation im gleichen Sinne beein-flulsten, wurden systematische Versuche zur Untersuchung des Einflusses dieser St\u00f6rungen angestellt. Die bekannten Einstellungen auf neutrale Erscheinungsweise des Infeldes wurden unter Festhaltung der Beleuchtungsfarbe wiederholt:\na)\tbei vollst\u00e4ndiger Homogenit\u00e4t des Infelds,\nb)\tbei am Infeldrand sichtbarem Kreiselknopf.\nIm skizzierten Fall wirkt die Einf\u00fchrung des Knopfes in das Infejd wie eine Zurtickdr\u00e4ngung der Transformation, die durch den beleuchteten Raum verursacht ist. Gleichzeitig kommt dabei, wie wir gesehen haben, die wirkliche, durch die tats\u00e4chliche Sektorengr\u00f6fse bestimmte und von seiner jeweiligen Beleuchtung abh\u00e4ngige Farbe des Infeldes in verst\u00e4rktem Mafse zur Geltung. Es zeigt sich sofort, dafs der Versuch hier anf\u00e4ngt unrein zu werden, weil er nun auch die nat\u00fcrliche Beleuchtung des Infelds durch das Tageslicht mit hereinzieht, also zwei Beleuchtungen erkennbar nebeneinander stellt.\nDieser Mangel kann beseitigt werden, wenn man untersucht, in welchem Grade die Eigenfarbe eines Objekts zur Geltung kommt, das unter dem Einflufs einer einzigen farbigen Beleuchtung steht und verschiedene Stufen der Homogenit\u00e4t annimmt. Diesem Zweck diente der folgende Versuch : In einem beleuchteten Raum, etwa vor der R\u00fcckwand unserer Versuchsanordnung rotiert ein Kreisel; seine Scheibe ist aus einem schwarzen, einem weilsen und einem farbigen Sektor zusammengesetzt. Komplement\u00e4r zu dessen Farbe wird die den Raum erf\u00fcllende farbige Beleuchtung gew\u00e4hlt. Es ist daher m\u00f6glich, dem farbigen Sektor der Scheibe einen weifsen Sektor von einer solchen Gr\u00f6fse zuzuordnen, dafs die Kreiselfl\u00e4che bei Betrachtung durch einen Doppelschirm grau","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n263\nei scheint. Die Abtragung der farbigen Sektoren als Abszissen und der Weifssektoren als Ordinaten ergibt dann eine bestimmte Kurve. Es fragt sich nun, wie diese Kurve ver\u00e4ndert wird, wenn statt der vollkommen homogenen Fl\u00e4che inhomogene Teile* z. B. der Knopf der Kreiselachse, Unebenheiten der Oberfl\u00e4chenstruktur usw. auftreten. Das Resultat eines derartigen Versuchs zeigt Abb. 22.\nSumme der WeifsValenzen im Infeld.\n<SO Z20 /60 200 2W\nVp. Herr M. II.\na)\tHomogenes Infeld.\nb)\tAm Rand des Infelds ist der Kreiselknopf sichtbar.\nGelbsektor des Infelds.\nAbbildung 22.\nFarbige (blaue) Beleuchtung des Umfelds konstant.\nDie Neutralgerade b liegt, wie zu erwarten war, im Koordinatensystem h\u00f6her als die Neutralgerade a; sie scheint bei einer beleuchtenden Farbe von geringerer S\u00e4ttigung oder h\u00f6herer Weifsvalenz gewonnen zu sein als die Kurve a. Diese Tatsache auf eme von dem schwarzen Kreiselknopf im Infeld ausge\u00fcbte Kontrastwirkung zur\u00fcckf\u00fchren zu wollen, ist nicht ang\u00e4ngig. Der schwarze Kreiselknopf k\u00f6nnte auf das \u00fcbrige Infeld h\u00f6chstens aufhellend d. h. im Sinne eines subjektiven Weifszusatzes wirken. Das w\u00e4re aber ein Faktor, der die \u00dcberf\u00fchrung des Infelds in grau beg\u00fcnstigen m\u00fcfste und daher sich h\u00f6chstens in einer Verkleine-l ung der zur Neutralisation des Infeld notwendigen Weifssektoren \u00e4ufsern k\u00f6nnte, also eine durchaus entgegengesetze Lagerung der Geraden b bewirken m\u00fcfste.\nUm etwaigen Bedenken, die gegen diese Versuche erhoben werden k\u00f6nnten, zu begegnen, wurden dabei die Bedingungen ausgiebig variiert. So wurde der Knopf nacheinander schwarz, weifs, in der Farbe des bunten Kreiselsektors und in seiner Kontrastfarbe gezeigt. Dabei ergab sich, dafs \u2014 gen\u00fcgende Gr\u00f6fse des sichtbaren Scheibenausscbnittes vorausgesetzt \u2014 in allen F\u00e4llen","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nOsivald Kroh.\nin denen dieHomogenit\u00e4tgest\u00f6rt war, ein gr\u00f6fserer Weifssektor zur Neutralisation des Infeldes n\u00f6tig war, als bei homogenem Infeld. (Eine ausreichende Gr\u00f6fse des sichtbaren Scheibenausschnittes wurde dadurch erreicht, dafs die Beobachtungen mit ziemlich grofsen Kreisl\u00f6chern des Doppelschirms angestellt wurden.) Es ergab sich also auch hier, dafs sich die Eigenfarbe eines Objekts gegen\u00fcber der farbigen Beleuchtung st\u00e4rker durchsetzt, wenn Einzelheiten des Objekts sichtbar werden.\nEs fragt sich nun, welchen Einflufs solche Ver\u00e4nderungen am Objekt f\u00fcr die unsere Art zu sehen bestimmende psychische Einstellung haben. Sehen wir nur homogene Teile der rotierenden Scheibe durch das Kreisloch des Doppelschirmes, so wissen wir nicht, welcher Art das Objekt ist, das vor uns erscheint. Wir sind \u00fcberhaupt nicht gehalten, ihm Objektcharakter zuzuschreiben. Es erscheint fast als reines farbiges Quale, Fl\u00e4chenfarbe im Sinne yon Katz. Sehen wir dagegen z. B. die k\u00f6rnige Struktur der ruhenden Scheibe, so bekommt die Scheibe den Charakter des Gegenst\u00e4ndlichen. Auch ohne Kenntnis ihrer Ausdehnung und genaueren Lage sehen wir in ihr ein Objekt der Umwelt. Dazu kommt, dafs nunmehr auch die Art ihrer Beleuchtung st\u00e4rker erkennbar wird. Je mehr Einzelheiten wir an der Scheibe erkennen, desto mehr steigt ihr Objektcharakter. Mit dem Erscheinen des Knopfs, also eines deutlich sich abhebenden Teiles, geht eine steigende Sicherheit der Lokalisierung und eine Zunahme des Objektcharakters der Scheibe Hand in Hand. Unsere Ergebnisse zeigen nun, dafs mit dieser Zunahme des Objektcharakters die Eigenfarbe der Objekte in h\u00f6herem Mafse erkannt wird.\nIm gleichen Sinne k\u00f6nnen Akkommodations\u00e4nderungen wirken ; ein Objekt, das bei genauer Akkommodation deutlich als solches erscheint, kann den Objektcharakter vollkommen oder teilweise durch Akkommodation auf einen vor oder hinter ihm liegenden Punkt verlieren. Es ist daher kein Zufall, wenn Heeing 1 bei mehreren seiner Versuche (bei gewissen Modifikationen des Spiegelkontrastes und des Florkontrastes) unscharfe Akkommodation verlangt. Und es scheint mir ein Irrtum vorzuliegen, wenn er in dem bei unscharfer Akkommodation zu beobachtenden\n1 Pfl\u00fcgers Archiv 41, S. 16, 17 u. 361.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkontrast und Farbentransformation.\n265\nZur\u00fccktreten des Randkontrastes die Ursache des gesteigerten Fl\u00e4chenkontrastes sehen zu m\u00fcssen glaubt. Gewifs pflegt, vor allem bei ruhenden Reizfl\u00e4chen \u2014 also etwa beim gew\u00f6hnlichen Schnitzel versuch \u2014 die Kontrasterscheinung unter der Wirkung des Randes zu leiden. Aber mir will scheinen, dafs daran weniger der vom Rand selbst ausge\u00fcbte Kontrast als die durch den Rand bedingte Erleichterung der Objektauffassung des kontrastleidenden Feldes mafsgebend w\u00e4re. Daf\u00fcr spricht vor allem der Umstand, dafs auch ein deutlich sichtbarer Rand von beliebiger T\u00f6nung die Kontrasterscheinung nur wenig zu beeinflussen vermag, sobald nur die \u00fcbrigen Versuchsbedingungen dahin dr\u00e4ngen, das Infeld nicht als gesondertes Objekt, sondern als Teil des Umfelds aufzufassen. Dieser Fall besteht z. B. beim Kontrastversuch an rotierenden Scheiben, wo die gleiche r\u00e4umliche Erscheinungsweise von Infeld- und Umfeldfarbe sowie der f\u00fcr beide Felder gleiche Bewegungszustand dazu f\u00fchren, dafs das Infeld als Teil eines Ganzen und nicht als besonderes Objekt aufgefafst wird. Hier, wo fast immer mehr oder weniger deutliche R\u00e4nder sich zwischen Umfeld und Infeld einschieben, l\u00e4fst sich \u2014 wie dem Verf. eigens angestellte Versuche bewiesen \u2014 eine merk- * bare Einwirkung auf den Grad der Beeinflussung durch Herstellung oder Tilgung solcher schwachen R\u00e4nder nur selten sichtbar machen, sofern nur der Eindruck, dafs das Infeld mit dem Umfeld eine Objekteinheit bildet, nicht allzusehr gest\u00f6rt ist. G\u00e4nzlich anders dagegen stellt sich das Resultat dar, wenn \u2014 wie das beim Aufkleben dicker Grauringe auf die Umfeldscheibe gelegentlich der Fall sein kann \u2014 das Infeld sich aus dem Umfeld als besonderes Objekt heraushebt. In solchen F\u00e4llen pflegt der Kontrast erheblich schw\u00e4cher auszufallen; doch besteht alsdann immer noch die M\u00f6glichkeit, durch monokulare Akkommodation auf einen vor der Scheibe liegenden Punkt ann\u00e4hernd normale Kontrastst\u00e4rke wieder zu erzeugen.\nDiese Befunde geben Anlafs, auf den berechtigten Kern gewisser, von Helmholtz 1 bei der Erkl\u00e4rung der Kontrasterseheinungen auf kleinen Feldern gemachter Bemerkungen erneut hinzuweisen, deren Widerlegung Hering keineswegs so vollst\u00e4ndig gelungen ist, wie es den Anschein hat.\nIn neuerer Zeit hat Koffka (Zeitschr. f. Psychol. 78, S. 40)\n1 H. v. Helmholpz, Handbuch der physiologischen Optik, 2. Aufl. S. 227ff. (Einfiufs der Vorstellung von der k\u00f6rperlichen Lage der gesehenen Objekte).","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nOswald Kroh.\nfolgenden Versuch Webtheimers mitgeteilt: \u201eAuf einem halb gr\u00fcnen, halb roten Grund befindet sich in der Mitte eine kreisf\u00f6rmige graue Scheibe, die also zur H\u00e4lfte auf dem gr\u00fcnen, zur anderen auf dem roten Felde aufliegt. Wird der Kompl ex so aufgefafst, dafs man zwei aneinanderstofsende Halbkreise auf verschiedenem Grund sieht, so erleiden die beiden Halbkreise sehr starken Kontrast; wechselt man mit der Auffassung so, dafs man statt der zwei Halbkreise einen Vollkreis sieht, so ist dieser nur ganz schwach oder gar nicht kontrastiv gef\u00e4rbt.\u201d\nAVenn auch bei strenger Fixation, die zur Ausschliefsung des Sukzessivkontrastes n\u00f6tig ist, die Kontrastf\u00e4rbung der beiden Halbkreise bei den von mir herangezogenen Beobachtern nicht so stark zu sein schien, wie man auf Grund der Angaben Koffkas erwarten k\u00f6nnte, so zeigte sich doch im allgemeinen bei der \u201eGanzauffassung\u201c des kontrastleidendes Feldes ein merkbarer R\u00fcckgang des Kontrastph\u00e4nomens. Bedenkt man, in welchem Grade mit der \u201eGanzauffassung\u201c ein Beachten des Randes und damit eine Isolierung des Infeldes verbunden ist, so leuchtet ohne weiteres ein, wie sehr das Objektbewufstsein durch die ver\u00e4nderte Einstellung gesteigert werden mufs. Es erscheint mir daher nicht notwendig, die Erkl\u00e4rung des geschilderten Tatbestandes in einer anderen Richtung als der vorhin beim Transformationsversuch (S. 264) eingeschlagenen zu suchen. F\u00fcr eine solche Auffassung lassen sich auch leicht Beobachtungen am Farbenkreisel ins Feld f\u00fchren. Hier l\u00e4fst der kontrastleidende Ring jederzeit eine Ganzauffassung zu, trotzdem scheint mir das Kontrastph\u00e4nomen unter der Ganzauffassung allein nicht zu leiden. Erst, wenn der Ring sich aus dem Umfeld merklich herausl\u00f6st und als getrenntes Objekt gesehen wird, ist der Kontrast stark herabgesetzt.\nDie strenge Analogie dieses Befundes zum vorhin mitgeteilten Resultat unseres Transformationsversuchs ist nicht leicht zu verkennen und berechtigt uns, den oben (S. 264) ausgesprochenen Satz \u00fcber die Steigerung der Erkennbarkeit der Eigenfarbe bei gesteigertem Objektbewufstsein als Parallelgesetz f\u00fcr Transformation und Kontrast zu formulieren.\n8. Anwendung der Resultate.\nDie Geltung der Gesetzm\u00e4fsigkeiten, die sich bei unseren Versuchen ergaben, geht \u00fcber den engen Rahmen k\u00fcnstlicher Labora-","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n267\ntoriumsbedingungen weit hinaus. Ihre generelle Bedeutung erweisen solche Gesetzm\u00e4fsigkeiten erst dann, wenn sie auch f\u00fcr Erscheinungen gelten, die den Einengungen nicht mehr unterliegen, unter denen sie gewonnen sind. Erst dadurch werden die gefundenen S\u00e4tze zu Naturgesetzen.\nNun hat die jahrhundertelange Besch\u00e4ftigung von M\u00e4nnern verschiedenster Geistesrichtung (Physikern, Physiologen, Psychologen und K\u00fcnstlern) mit den Problemen des farbigen Simultankontrastes ein umfangreiches Tatsachenmaterial zusammengebracht, dessen Erkl\u00e4rung oft genug Gegenstand eingehender Untersuchungen und scharfer Kontroversen gewesen ist. An einem solchen Material kann jeder neue Erkl\u00e4rungsversuch seine Brauchbarkeit erproben; denn sicherlich wird eine Erkl\u00e4rung nur dann und solange gelten d\u00fcrfen, wie sie imstande ist, das bekannte Tatsachenmaterial in befriedigender Weise verstehen zu lassen.\nDie Theorie von Helmholtz, die vorzugsweise \u00e4sthetisch gedacht war, konnte nicht mehr befriedigen, als Hering nachwies, dafs f\u00fcr die Erscheinungen des Simultankontrastes Bewufstseins-vorg\u00e4nge h\u00f6herer Art (Urteilst\u00e4uschungen) als Entstehungsursachen nicht in Betracht kommen k\u00f6nnen. Demgegen\u00fcber stellte Hering seine Theorie auf, die, was Einfachheit und Einheitlichkeit der Erkl\u00e4rungsprinzipien anbetrifft, sicher kaum \u00fcberboten w7erden kann. Sie sieht in den Kontrasterscheinungen Naturgesetzlich-keiten, die nach Entstehung und biologischer Bedeutung allgemeinen Lebensgesetzen der nerv\u00f6sen Substanz entsprechen. Dann beschrieb Katz jene F\u00fclle von Tatsachen der \u201eBeleuchtungsber\u00fccksichtigung\u201c, die er nur aus der psychischen Sph\u00e4re erkl\u00e4ren konnte\u00ab Trotzdem gelangte er nicht zu einem Umbau der HERiNG\u2019schen Theorie, vielmehr liefs er dieselbe in ihrem bisherigen Geltungsbereich unangetastet. Diese strenge Scheidung, derzufolge im einem Falle lediglich das Resultat psychischer, im anderen Fall physiologischer Ph\u00e4nomene vorliegt, verliert ihre \u00fcberzeugende Kraft, nachdem unsere Untersuchungen in einer Reihe von Parallelgesetzen f\u00fcr Farbenkontrast und Farbentransformation den Strukturzusammenhang beider Erscheinungsgebiete eindringlich gelehrt haben. F\u00fcr zwei Vorg\u00e4nge, die in ihrer Erscheinungsweise\nso nahe verwandt sind, die im ganzen und einzelnen ihres Auf-\n\u2022 \u2022\ntretens und Ablaufs einen solchen Grad von \u00dcbereinstimmung aufzeigen, die zudem teleologisch gleich gedeutet werden m\u00fcssen, mufs notwendig auch eine Kausalerkl\u00e4rung gefunden werden, die","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nOswald Kr oh.\ndieser Verwandtschaft Rechnung tr\u00e4gt. Es liegt nahe, die eine Erscheinung auf die andere zur\u00fcckzuf\u00fchren. Den Kontrast zur Erkl\u00e4rung der Transformation heranzuziehen, ist, wie unsere Untersuchungen uns zeigten, nicht m\u00f6glich. Dagegen hat eine Erkl\u00e4rung des Kontrastes mit Hilfe der Transformation, wie Jaensch gezeigt hat, sehr viel f\u00fcr sich. Jaensch stellt die Kontrasterscheinungen in die Reihe der primitiven Ged\u00e4chtniserscheinungen, indem er sie als Engramme der Transformationserscheinungen deutet. Daneben besitzt ein gewisses Mafs von Wahrscheinlichkeit eine Erkl\u00e4rung, die sowohl den Erscheinungen des Kontrastes wie denen der Transformation eine gewisse Selbst\u00e4ndigkeit l\u00e4fst. Diese Theorie sieht in der Transformation ein zentrales Analogon zum Kontrast. Die Unterordnung unter gleiche Gesetze erkl\u00e4rt sich aus der parallelgesetzlichen Struktur der verschiedenen Stufen des menschlichen Bewufstseins 1 ; nur ist die Transformation in der zentralen Sph\u00e4re verankert, w\u00e4hrend der Kontrast mehr peripherer Herkunft ist. Damit w\u00fcrde f\u00fcr das Gebiet der Farbenbeeinflussung eine Staffelung der Erscheinungen angenommen, die ebenso wie die vorher mitgeteilte Theorie die aufserordentlich hohe Abh\u00e4ngigkeit der Transformationserscheinungen von psychischen Faktoren befriedigend erkl\u00e4rt. Die Frage, welche dieser beiden Theorien am meisten Anspruch auf Geltung besitzt, wird aus einem anderen Zusammenhang heraus beantwortet werden m\u00fcssen. Sie soll daher einstweilen zur\u00fcckgestellt bleiben.\nHier soll zun\u00e4chst lediglich die allgemeine Geltung der aufgestellten Gesetzm\u00e4fsigkeiten durch Anwendung auf bekanntes Tatsachenmaterial gepr\u00fcft und dargetan werden. Dabei wird sich im besonderen ergeben, dafs es nicht m\u00f6glich ist, alle bislang als Kontrasterscheinungen bezeichneten Tatsachen ohne Zuhilfenahme der Transformation ausreichend zu erkl\u00e4ren. Im besonderen gilt\u2019das von der Erscheinung der farbigen S ch att e n. Schon der oberfl\u00e4chlichen Betrachtung mufs sich die Tatsache auf dr\u00e4ngen, dafs in den farbigen Schatten ein Tatbestand vorliegt, der ph\u00e4nomenologisch mit einem sogenannten reinen Kontrastversuch, wie z. B. dem Schnitzelversuch, nur wenig zu tun hat. Die Beeinflussung wird hier ja nicht von der Eigenfarbe eines Objekts, also einem \u201efarbigen Umfeld\u201c ausge\u00fcbt, sondern durch\n1 Vgl. die Lehre von den verschiedenen Ged\u00e4chtnisstufen, P. Busse, Zeitschr. f. Psychol. 84, S. Iff.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n269\neine farbige Beleuchtung. Damit r\u00fcckt aber der Versuch mit dem farbigen Schatten ganz in den Bereich unserer Transformationsversuche. Hier wie dort erscheint ein normal beleuchtetes Infeld unter dem Einflufs einer farbigen Beleuchtung gegen die Komplement\u00e4rfarbe dieser Beleuchtung verschoben. Dafs bei unserer Beleuchtungsanordnung das Infeld sich hinter dem farbig beleuchteten Raum befand, bedeutet dabei keinen prinzipiellen Unterschied.1 Bei Herrichtung der Versuchsanordnung wurde ja im Gegenteil so verfahren, dafs die Vpn. im allgemeinen das Infeld in der Ebene der beleuchteten R\u00fcckwand zu sehen glaubten. Nur der Wunsch, das Infeld vollkommen unabh\u00e4ngig vom Umfeld variieren zu k\u00f6nnen, war f\u00fcr diese besondere Anbringung des Infelds mafsgebend gewesen. Unsere Transformationsversuche sind somit nichts anderes, als S c h a 11 e n v e r s u c h e mit mefsbaren, der Variation zug\u00e4nglichen Bedingungen. Die besondere vom gew\u00f6hnlichen Simultankontrast unabh\u00e4ngige Natur der Farbentransformation ist aber durch fr\u00fcher mitgeteilte Versuche (S. 216) erwiesen worden. Somit ist es nicht ang\u00e4ngig, die unseren Transformations versuchen wesensgleichen Versuche mit farbigen Schatten \u2014 wie Katz es tut \u2014 den angeblich rein physiologisch zu erkl\u00e4renden Kontrasterscheinungen unterordnen zu wollen. Es ist bekannt, wie aufserordentlich stark die Beeinflussung des Infelds bei Versuchen mit farbigen Schatten zu sein pflegt. Die HEEmo\u2019sche Theorie gibt daf\u00fcr keine zureichende Erkl\u00e4rung. H\u00f6chstens k\u00f6nnte sie darauf hinweisen, dafs hier im allgemeinen st\u00f6rende Wirkungen durch einen Rand irgendwelcher Art zwischen Infeld und Umfeld nicht aufzutreten pflegen. Doch reicht dieser Erkl\u00e4rungsversuch nicht aus. Versieht man z. B. bei unseren Transformationsversuchen den Rand des Ausschnitts der Hinterwand mit Konturen, sodafs Infeld und Umfeld dadurch deutlich getrennt sind, so setzt eine solche Mafsnahme die Beeinflussung des Infelds kaum herab.\nAuch bei merkbarem Rand bleibt die Beeinflussung eines im beleuchteten Raum erscheinenden Infeldes immer noch st\u00e4rker, als die eines noch so sorgf\u00e4ltig ausgestanzten Papierschnitzels auf eigenfarbigem Grunde. Farbige Schatten sind eben nicht \u201eErscheinungen des Simultankontrastes\u201c, sondern Ergebnisse der \u201eBeleuchtungsber\u00fccksichtigung\u201c.\nDen Charakter von Beleuchtungsber\u00fccksichtigungen erhalten bei\n1 Vgl. die Ausf\u00fchrungen von Jaensch, diese Zeitschr. 52, S. 170 ff.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\n0 sic aid Kroh.\nn\u00e4herem Zusehen mehr oder weniger auch alle anderen besonders starken \u201eKontrasterscheinungenBeim Spiegelkontrast z. B. wird diese farbige Beleuchtung geliefert durch das vom Spiegel reflektierte farbige Licht. Auch wenn dieser Spiegel \u2014 worauf Hering so grofses Gewicht legt1 \u2014 nicht gesehen wird, dafs eine Beleuchtung besteht, wird gesehen. Die Farbe erscheint nicht mehr als Eigenfarbe eines Umfelds ; der Tatbestand ist also auch nicht der einer reinen Kontrasterscheinung, sondern der einer Beleuchtungsber\u00fccksichtigung. Und nur diese Tatsache allein erkl\u00e4rt hinreichend die auff\u00e4llige St\u00e4rke der Beeinflussung beim Spiegelkontrastversuch. Hering macht geltend, dafs bei unscharfer Einstellung auch vor der reflektierenden Scheibe liegende Graupapiere Kontrastf\u00e4rbung zeigen. Aber eben diese mangslhafte Akkommodation bewirkt, dafs der Beobachter eine sichere Angabe dar\u00fcber, ob das Infeld sich vor oder im \u201ebeleuchteten Raume\u201c befindet, keine Aussage machen kann, so dafs das \u00dcbergreifen der Transformation auf diese Infelder auch auf die unscharfe Akkommodation und nicht auf das Verschwinden des Randes allein zur\u00fcckgeht.\nGleiches gilt nat\u00fcrlich vom Versuch am Apparat von Ragona Scina. Hier ist die Tatsache einer farbigen Beleuchtung unverkennbar. Dafs sie und nur sie die auffallend starken Beeinflussungserscheinungen, die hier auftreten, zu erkl\u00e4ren imstande ist, beweist eine kleine Ver\u00e4nderung der Versuchsanordnung. Legt man auf den Boden des Apparats statt des weifsen Kartons ein farbiges Papier und verwendet man statt der farbigen eine m\u00f6glichst d\u00fcnne vollkommen durchsichtige Glasscheibe, so ist die Beeinflussung der auf den farbigen Grund aufgelegten Grauschnitzel eine recht geringe, auch wenn die Schnitzel noch so sorgf\u00e4ltig ausgestanzt und aufgeklebt sind. Sobald man nun die bis dahin unbedeckte also noch schwarze vertikale Hinterwand des Apparats mit einem weifsen Karton versieht, so entstehen Kontrastfarben von hoher Eindringlichkeit, die auch dann nur wenig von ihrer St\u00e4rke verlieren, wenn man die R\u00e4nder der Grauscheibchen mit deutlich sichtbarem Rande (Bleistrichen) versieht. Sobald n\u00e4mlich der weifse Karton aufgestellt wird, wirft die unter 45 Grad geneigte Glasscheibe weifses Licht in das Auge des Beobachters, so dafs nunmehr dieses weifse Licht zusammen mit der Eigenfarbe des\n1 Pfl\u00fcgers Archiv 41, S. 361.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n271\nGrundes zu einer gering ges\u00e4ttigten Farbe verschmilzt, die den Charakter einer Beleuchtungsfarbe tr\u00e4gt. Der Versuch zeigt gleichzeitig, dafs bei abnehmender S\u00e4ttigung der beeinflussenden Farbe eine Steigerung derBeeinflussung ein-treten kann, wenn nur gleichzeitig die Eigenfarbe des Objekts den Charakter einer Beleuchtungsfarbe annimmt, d. h. der Kontrastversuch \u2014 mindestens ann\u00e4herungsweise \u2014 den Charakter eines Transformationsversuchs annimmt. Denselben Grund haben wohl z. T. auch die auffallend starken Kontrasterscheinungen beim Florkontrast versuch. Die mit der \u00dcberdeckung durch weifses Florpapier verbundene Abnahme der S\u00e4ttigung der beeinflussenden Farbe bewirkt auch hier nicht etwa eine Abnahme der Beeinflussung, sondern eine Steigerung derselben. Nun zeigt aber jede Betrachtung eines solchen Umfelds, in wie hohem Grade auch hier der Eindruck einer Beleuchtungsfarbe erzeugt ist. Diesem Umstand in erster Linie und nicht der geringeren Randerkennbarkeit allein ist die verst\u00e4rkte Beeinflussung zuzuschreiben.\nDie beiden letzten F\u00e4lle, die schon zeigten, dafs eine Abnahme der S\u00e4ttigung der beeinflussenden Farbe keineswegs immer eine Abnahme der Beeinflussung zu bewirken braucht, legen auch die Erkl\u00e4rung der relativ hohen Wirkung gering ges\u00e4ttigter Umfelder nahe. Geringe S\u00e4ttigung bedeutet eine weniger dichte Verteilung der farbigen Pigmente. Damit bekommt aber zweifellos die ganze Farbe ein lockeres Gef\u00fcge, sie erscheint als mehr oder weniger schwache Nuancierung eines gleichhellen Grau, kurzum, sie n\u00e4hert sie in ihrer Erscheinungsweise einer Beleuchtungsfarbe. In dieser Ann\u00e4herung der Eigenfarbe an die Beleuchtungsfarbe scheint die Ursache der relativ starken beeinflussenden Wirkung gering ges\u00e4ttigter farbiger Umfelder zu liegen. \u2014 Von der verschiedenen \u201eoptischen Vergangenheit\u201c sowie der Einstellung der einzelnen Individuen wird es abh\u00e4ngig sein, bei welchem Erscheinungsgrad der farbigen Beleuchtung der einzelne den Eindruck der Beleuchtung am deutlichsten hat, was wieder zu einer ausreichenden Erkl\u00e4rung f\u00fcr die individuellen Differenzen f\u00fchren kann. So er\u00f6ffnen sich erst dadurch, dafs wir die Transformationserscheinungen zur Erkl\u00e4rung der \u201eKontrastph\u00e4nomene\u201c heranziehen, die vollen M\u00f6glichkeiten zu deren befriedigender Erkl\u00e4rung.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nOswald Kr oh.\n9. Zusammenfassung der Untersuchungsresultate.\n1.\tDer S\u00e4ttigungszunahme bzw. -abnahme einer beeinflussenden Farbe entspricht im allgemeinen eine Zunahme bzw. Abnahme der Beeinflussung.\n2.\tDer Zunahme bzw. Abnahme der Weifsvalenz einer beeinflussenden Farbe entspricht eine Abnahme bzw. Zunahme der Beeinflussung.\n3.\tEin neutral erscheinendes Infeld bleibt im allgemeinen neutral, wenn die farbigen und weifsen Valenzen der beeinflussenden Farbe proportionale Ver\u00e4nderungen erleiden.\n4.\tIm Zusammenhang mit dem von Jaensch auigestetlten Grundgesetz der Farbenbeeinflussung (diese Zeitschr. 52, S. 179) folgt aus 3 : Gleichungen zwischen neutral erscheinenden Infeldern bleiben bei proportionaler \u00c4nderung aller Valenzen innerhalb weiter Grenzen g\u00fcltig (Invarianzsatz f\u00fcr die Farbenbeeinflussung).\n5.\tBez\u00fcglich der S\u00e4tze 3 und 4 gilt noch folgende Einschr\u00e4nkung: Steigt die proportionale \u00c4nderung aller Valenzen im Infeld (im beeinflussenden Feld) \u00fcber einen gewissen Betrag hinaus, so \u00e4ndert sich die Erscheinungsweise des Infelds. Uber die gekennzeichnete Proportionalit\u00e4t hinausgehender Weifszusatz im Infeld (in der beeinflussenden Farbe) ist imstande, dem Infeld seine neutrale Erscheinungsweise wiederzugeben.\n6.\tTr\u00e4gt man als Abszissen die farbigen Valenzen und als Ordinaten die Weifsvalenzen neutral erscheinender Infelder, die derselben Beeinflussung unterliegen, auf, so liefert die Verbindungslinie der gefundenen Punkte eine Grade. Von diesen \u201eNeutralgeraden\u201c gilt folgender Satz: L\u00e4fst man die weifsen und die farbigen Valenzen der beeinflussenden Farbe wachsen oder abnehmen, so bilden die diesen Einstellungen zugeordneten Neutralgeraden \u2014 sofern nur alle \u00fcbrigen Versuchsbedingungen konstant gehalten werden \u2014 Geradenb\u00fcschel, deren Zentren bei Transformationsversuchen im Koordinatenanfangspunkt, bei Kontrastversuchen in der N\u00e4he derselben, aber stets so liegen, dafs die geradlinigen Verl\u00e4ngerungen der Neutralgeraden positive St\u00fccke der y-Achse abschneiden. (Mafs f\u00fcr die Wirkung der farbigen Induktion beim Kontrast.)\n7.\tBei gleicher retinaler Wirksamkeit der beeinflussenden Farbe ist die Transformation stets st\u00e4rker als der Kontrast.\n8.\tWird ein graues Infeld einer farbigen Beleuchtung unterworfen, so steigt im Indifferenzgebiet die Transformation \u00fcber","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation.\n273\ndie f\u00fcr ihre St\u00e4rke sonst mafsgebende Proportionalit\u00e4t zur Weifsvalenz hinaus.\n9.\tDer Grad der Beeinflussung ist im allgemeinen nicht \u2014 oder nur h\u00f6chstens innerhalb eines beschr\u00e4nkten Bereichs \u2014 direkt proportional der S\u00e4ttigung der beeinflussenden Farbe;\n10.\tDie absolute Gr\u00f6fse der reinen Farbenbeeinflussung steigt und f\u00e4llt im allgemeinen mit der S\u00e4ttigung der beeinflussenden Farbe. Dagegen steigt im Gebiete der geringen S\u00e4ttigungen die relative Gr\u00f6fse der Beeinflussung mit abnehmender S\u00e4ttigung der beeinflussenden Farbe.\n11.\tWerden unter dem Einflufs einer farbigen Beleuchtung gleichhelle Infelder dargeboten, die verschiedene S\u00e4ttigungsstufen der Beleuchtungsfarbe oder der ihr komplement\u00e4ren Farbe darstellen, so erleiden sie \u2014 innerhalb eines weiten Bereichs \u2014 nahezu gleiche Formationswirkungen.\n12.\tZu individuellen Differenzen im Gebiete der Farbentransformation sind gleichsinnige individuelle Differenzen im Gebiete des Farbenkontrasts auch da nachweisbar, wo Anomalien des Farbensinns sich nicht feststellen lassen.\n13.\tDie Eigenfarbe eines unter der Wirkung einer beeinflussenden Farbe stehenden Objekts wird um so besser erkannt, je deutlicher sein Objektcharakter in die Erscheinung tritt.\n14.\tErst dann, wenn man die Tatsachen der Beleuchtungsber\u00fccksichtigung in ausgedehntem Mafse an die Kontrastph\u00e4nomene herantr\u00e4gt, ergibt sich f\u00fcr manche derselben eine befriedigende Erkl\u00e4rung.\nAm Schl\u00fcsse meiner Ausf\u00fchrungen sei es mir verg\u00f6nnt, meinen Vpn., die sich mit anerkennenswerter Geduld ihrer oft anstrengenden Aufgabe hingaben, zu danken. Es waren die Damen: Frl. stud. phil. Ascher (A.), stud. phil. Hay, stud. phil. Heine (H.), stud. med. Jonen (J. I), stud. phil. Junck (J. II), stud. phil. Knoop, stud. phil. E. Pleines (PI. I), H. Pleines (PL II.), stud. phil. Rudau, stud. phil. Schl\u00f6pke (Schl.), stud. phil. Schnuer f, stud. math. Toussaint (T.), sowie die Herren: Dr. Herwig (Dr. H.), Hess (H.), stud. med. Mothes (M. I), Mittelschullehrer M\u00fcller (M. IL), Ranck (R.), Dr. Reich (Dr. R.), Schmidt, von Schenck (v. Sch.), V\u00f6hl (V.) und Vogt.\nBesonders herzlichen Dank schulde ich meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Jaensch, f\u00fcr mannigfache Anregungen und st\u00e4ndige F\u00f6rderung.","page":273}],"identifier":"lit35930","issued":"1921","language":"de","pages":"181-216, 235-273","startpages":"181","title":"\u00dcber Farbenkonstanz und Farbentransformation. [Erste und zweite H\u00e4lfte]","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:03.087105+00:00"}