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Experimentelle Beiträge zur Lehre von den Beziehungen zwischen den achromatischen und chromatischen Sehprozessen

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{"created":"2022-01-31T16:47:12.742122+00:00","id":"lit35940","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Katona, Georg","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 53: 145-173","fulltext":[{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"145\n(Aus dem psychologischen Institut der Universit\u00e4t G\u00f6ttingen.)\nExperimentelle Beitr\u00e4ge\nizur Lehre von den Beziehungen zwischen den achromatischen und chromatischen Sehprozessen.\nVon\nGeoeg Katoxa.\nNach der I\u00ceERiNGSchen Theorie der Farbenempfindungen vollziehen sich die Erregungen der drei optischen Spezialsinne vollkommen unabh\u00e4ngig voneinander. Tats\u00e4chlich bestehen aber zwischen den achromatischen und den chromatischen Sehprozessen eine Reihe von Beziehungen, die Prof. G. E. M\u00fcllee als Ausgangspunkt seines auf dem 7. Kongrefs f\u00fcr experimentelle Psychologie (Marburg 1921) gehaltenen Vortrages \u00fcber \u201edie Grundz\u00fcge der Theorie der Farbenempfindungen\u201c nahm. Auch die vorliegende Arbeit gilt einer Aufkl\u00e4rung dieser Beziehungen. Die achromatischen Sehprozesse beeinflussen die chromatischen einerseits dann, wenn die Reizung durch weifses Licht der chromatischen Reizung vorhergeht, andererseits aber auch dann, wenn das weifse Licht und das farbige Licht gleichzeitig einwirken. Dem entspricht auch die Zweiteilung meiner Arbeit. Im ersten Teile wird untersucht, welchen Einflufs eine vorausgehende Weifserm\u00fcdung auf die Erscheinungen des farbigen Simultankontrastes aus\u00fcbt, w\u00e4hrend im zweiten Teile der bereits von R\u00e9v\u00e9sz 1 festgestellte schw\u00e4chende Einflufs, den weifses Licht auf die Wirksamkeit der chromatischen Valenz eines gleichzeitig gegebenen farbigen Lichtes aus\u00fcbt, hinsichtlich eines, durch die Untersuchung von R\u00e9v\u00e9sz noch nicht aufgekl\u00e4rten, wichtigen Punktes n\u00e4her untersucht wird.\n1 Zeiischr. f. Sinnesphysiologie 41, S. 102 ff. 1907.","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nGeorg Katona.\nErster Teil.\nWeifserm\u00fcdung und Simultankontrast.\nBei den hier zun\u00e4chst zu besprechenden Versuchen benutzteich zur Herstellung des Kontrastfeldes einen MABBEschen Rotationskreisel, auf welchem in bekannter Weise 3 konzentrische Kreisscheiben von verschiedenen Radien angebracht waren. Zu unterst lag die gr\u00f6fste Scheibe (R = 11 cm), auf dieser die mittlere (R = 6 cm) und endlich zu oberst die kleinste (R = 5,2 cm). Die gr\u00f6fste und die kleinste Scheibe stammten immer von demselben farbigen Papier, w\u00e4hrend die mittlere aus demselben farbigen Papier und aus einem grauen Papier, das mit diesem helligkeitsgleich war, bestand. So ergab sich ein Ring auf farbigem Grunde. Indem ich diesen Ring im nachfolgenden kurz als das Infeld bezeichne, nenne ich die den Ring aufsen und innen umgebenden farbigen Papierfl\u00e4chen kurz das Umfeld. Bei den Versuchen wurde das Verh\u00e4ltnis des farbigen und des grauen Ringteils ge\u00e4ndert und so die St\u00e4rke des Kontrastes, d. h. die Gr\u00f6fse des zur v\u00f6lligen Kompensierung der induziertem Farbe notwendigen farbigen Ringteils, ermittelt. Diese Ermittlung fand wechselweise ohne und nach vorausgehender W-Er-m\u00fcdung (W- statt Weifs-) statt.\nDie W-Erm\u00fcdung wurde in einfacher Weise dadurch hergestellt, dafs die Versuchsperson (Vp.) eine grofse weifse Pappe, die fast das ganze Gesichtsfeld ausf\u00fcllte, fixierte. Die Versuche wurden bei Tageslicht in einem Eckzimmer ausgef\u00fchrt, so dafs das Licht von beiden Seiten gleichm\u00e4fsig auf die Pappe fiel und der Kopf der Vp. keinen Schatten warf. Nach einer Fixation von 15\" erschien hinter der weifsen Pappe die Fl\u00e4che des rotierenden Kreisels. Die Vpn. fanden diese Fixation nicht im geringsten Mafse erm\u00fcdend und waren durch einige Vorversuche ge\u00fcbt, im Urteil nach der Fixation ebenso sicher, wie vor ihr.\nBei jedem Versuche wurde zun\u00e4chst ohne vorausgeschickte W-Erm\u00fcdung der Punkt der v\u00f6lligen Kompensierung des Kontrastes nach der Grenzmethode (mit auf- und absteigendem Verfahren) je zweimal ermittelt. Hierbei wurde die Scheibe jedesmal nur w\u00e4hrend kurzer Zeit beobachtet und nach jeder einzelnen Beobachtung fiel ein grauer Schirm, der die Scheibe f\u00fcr gewisse Zeit verdeckte. Ein solches Vorgehen war notwendig, um die Gleichartigkeit der Versuche vor und nach der","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usw. 147\nW-Erm\u00fcdung zu wahren, denn im letzteren Falle konnte ich nicht die Grenzmethode benutzen. Es wurde n\u00e4mlich festgestellt, dafs der Einflufs der W-Erm\u00fcdung nach sehr kurzer Zeit verschwindet oder mindestens betr\u00e4chtlich ahgenommen hat und deshalb, und auch, um immer dieselben Verh\u00e4ltnisse zu haben, wurde nach jeder W-Erm\u00fcdung der rotierende Kreisel immer nur mit einem einzigen Werte des farbigen Ringsektors f\u00fcr ganz kurze Zeit vorgezeigt, wonach der graue Schirm fiel. Dann begann die W-Erm\u00fcdung von neuem und die Vp. f\u00e4llte wieder ein einziges Urteil an der inzwischen ver\u00e4nderten Kreiselscheibe usf. Infolge dieser Beschr\u00e4nkung gestaltete sich das Versuchsverfahren im Falle der W-Erm\u00fcdung folgendermafsen : es wurde zuerst durch tatonierende Versuche eine m\u00f6glichst enge Strecke festgestellt, in der der gesuchte Punkt der Kompensation ohne Zweifel liegen mufste. Inmitten dieser kleinen Strecke verfuhr ich dann nach der Vollreihenmethode, es wurde also jeder der benutzten, nur um einen Grad differierenden Werte des farbigen Ringsektors, gleich oft vorgezeigt. Diesen Bestimmungen folgten wieder Versuche ohne vorausgegangener W-Erm\u00fcdung. Die benutzten farbigen Scheiben bestanden aus m\u00f6glichst ges\u00e4ttigten, ann\u00e4hernd reinen Farben, die aber verschiedene Helligkeiten besafsen.\nIn s\u00e4mtlichen Versuchen stellte es sich heraus, dafs das Infeld bei ohne W-Erm\u00fcdung erzieltem Betrage des kompensierenden farbigen Ringsektors, im Falle vorausgeschickter W-Erm\u00fcdung noch deutlich in der induzierten Farbe gesehen wurde, und ich mufste nach der W-Erm\u00fcdung betr\u00e4chtlich mehr von der kompensierenden Farbe zumischen, um den Kontrast v\u00f6llig zum Verschwinden zu bringen. Interessant war, dafs den Vpn. das Undeutlichwerden des Kontrastes in den beiden Vergleichsf\u00e4llen ungef\u00e4hr an gleicher Stelle auff\u00e4llig wurde, aber w\u00e4hrend bei fehlender W-Erm\u00fcdung bald danach die Kontrastfarbe v\u00f6llig verschwand, blieb im anderen Falle trotz Zumischung betr\u00e4chtlicher St\u00fccke der kompensierenden Farbe das Urtei limmer dasselbe (z.B. bei der blauen Scheibe : Gelb, aber nicht sehi deutlich). Weiterhin zeigte es sich, dafs die graue Zone, die zwischen dem Verschwinden der Kontrastfarbe und dem Auftreten der kompensierenden Farbe liegt, und die ohne W-Erm\u00fcdung gai nicht oder nur in ganz geringem Mafse vorhanden war, durch die W-Erm\u00fcdung vergr\u00f6fsert wurde.","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nGeorg Katona.\nDie numerischen Resultate dieser Versuche zeigt die folgende Tabelle. Sie enth\u00e4lt die Werte (in Graden), die der farbige Ringsektor einerseits bei fehlender und andererseits bei vorhergegangener W-Erm\u00fcdung im Falle der Kompensation des Kontrastes besafs. Aufserdem wird noch der relative Wert der Differenz dieser beiden Werte (die relative Differenz), d. h. die Differenz dividiert durch den gr\u00f6fseren der beiden Werte angef\u00fchrt. Unter n verstehe ich die Zahl der nach der Vollreihenmethode angestellten Bestimmungen der bei der W-Erm\u00fcdung vorhandenen Kontrastst\u00e4rke. Jede dieser Bestimmungen war, wie es sich schon aus dem obigen ergibt, von 2 vorangeschickten und 2 nachgeschickten nach der Grenzmethode vorgenommenen Bestimmungen der bei fehlender W-Erm\u00fcdung vorhandenen Kontrastst\u00e4rke begleitet.\nTabelle I.\nn \u2014 6.\n\tVp.\tBergemann\t\tj Vp. Dr. Burkamp\t\t\tVp. Seffers\t\t\n\tOhne W Eim.\tNach W-Erm.\tRelat. Differenz 1\t\tOhne W-Erm.\tNach W-Erm.\tRelat. Differenz\tOhne W-Erm.\t1 Nach W-Erm.\tRelat. Differenz\nBlau\t! 192 i\t223\ti 0,14\t132\t160\t0,17\t157 i\t201\t0,22\nGr\u00fcn\t! 196\t218\t0,099\t133\t148\t0,095\t170\t192\t0,11\nRot1\t148\t165\t0,10\t105\t115\t0,088\t128\t148\t0,13\nGelb\t232\t250\t0,035\t178\t187\t0,049\t215\t233\t0,08\nEs zeigt sich also in jedem lalle eine Verst\u00e4rkung des Kontrastes verursacht durch die W-Erm\u00fcdung. Der Betrag dieser Verst\u00e4rkung ist bei den verschiedenen Vpn. und bei den verschiedenen Farben ein verschiedener, aber bei allen 3 Vpn. zeigt es sich, dafs der Kontrast bei Blau, der dunkelsten der 4 benutzten Farben, in viel gr\u00f6fserem Verh\u00e4ltnisse verst\u00e4rkt wird, als bei Gr\u00fcn und Rot, w\u00e4hrend die Verst\u00e4rkung bei Gelb, der hellsten der benutzten Farben, die kleinste ist.\nDiese Ergebnisse forderten zu weiteren Versuchen auf; denn zu einer einwandfreien theoretischen. Deutung schienen sie mir\n1 Das bei diesen ersten Versuchen benutzte rote Papier war betr\u00e4chtlich unges\u00e4ttigter als die anderen farbigen Papiere.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usw.\n149\ndamals noch nicht zu gen\u00fcgen. Ich wollte den Einflufs der W-Erm\u00fcdung auf die antagonistische Induktion feststellen; nun aber enthielt der nach der W-Erm\u00fcdung dargebotene Ring auch eine objektive Farbe, und es schien mir der Einwand nicht ausgeschlossen, dafs bei dem erhaltenen Hauptergebnisse die Erm\u00fcdung f\u00fcr diese objektive Farbe eine wesentliche Rolle spiele. Allerdings mufste eine die kompensierende Farbe betreffende Erm\u00fcdung, auch f\u00fcr die kontrasterweckenden farbigen Felder sich geltend machen. Aber immerhin erschien es geboten, die Versuche auch noch so anzustellen, dafs die St\u00e4rke der antagonistischen Induktion ohne Benutzung einer kompensierenden Farbe, und zwar nach der Methode der Kontrastschwellen, untersucht wurde. Zuerst versuchte ich folgende Anordnung: ein unges\u00e4ttigtes farbiges Umfeld umfafst ein in der Helligkeit von ihm stark abweichendes Grau und darauf wird der Kontrast durch Ges\u00e4ttigtermachen des Umfeldes erzeugt. Bei Benutzung dieser Methode ergab sich zwar immer nach der W-Erm\u00fcdung eine Verst\u00e4rkung des Kontrastes, aber bei dem Versuche diese Verst\u00e4rkung quantitativ n\u00e4her zu bestimmen ergaben sich unerwartete Schwierigkeiten.\nSo griff ich zu einer anderen Methode. Wenn ein aus Tuchschwarz bestehendes Infeld von einer hellen Farbe umgeben ist, so ist bekanntlich in der Regel im Infelde keine Kontrastfarbe zu sehen ; es l\u00e4fst sich demgem\u00e4fs durch Zumischen von Grau zu einem tuchschwarzen Infeld der Punkt, wo die Kontrastfarbe eben erkennbar ist, gut bestimmen. Ich benutzte wieder die Anordnung der fr\u00fcheren Versuche ; nur hatte der Ring eine Breite von 1,4 cm und enthielt also Tuchschwarz und ein Grau, das wieder, wie vorher genau festgestellt wurde, helligkeitsgleich mit der induzierenden Farbe war; nun bestimmte ich, wieviel von diesem Grau notwendig war zum Auftreten resp. zum Verschwinden der Kontrastfarbe. Die Methode war dieselbe wie bei den fr\u00fcheren Versuchen; es wurde die Gr\u00f6fse des grauen Ringsektors in Graden gemessen. In der nachstehenden Tabelle sind indessen nicht die mittleren Werte der grauen Ringsektoren, die f\u00fcr die Ebenmerkbarkeit der Kontrastfarbe erforderlich waren, angef\u00fchrt. Es wurden vielmehr die W-Werte dieser Mittelwerte der grauen Ringsektoren (die ja, wie erw\u00e4hnt f\u00fcr die verschiedenen Farben eine verschiedene W-\\ alenz be-safsen) berechnet. Wir bezeichnen die bei vorausgeschickter","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nGeorg Katona.\nW-Erm\u00fcdung und die bei fehlender W-Erm\u00fcdung f\u00fcr die E ben~ -merkbarkeit der Kontrastfarbe erforderliche W-Valenz des In- -feldes kurz mit We und W0. In Tabelle II teile ich die mitt- -leren Werte von W0 und die mittlere Differenz W0\u2014We f\u00fcr die < verschiedenen Farben und f\u00fcr die verschiedenen Vpn. mit.\nTabelle II.\nn = 4.\n\tVp. Rooms\t\tVp. Wachsmuth\t\tVp. Frl. SCHEEDEE\t\tDie graue Scheibe hat\t\n\to \u00a3\t\u00a9 & i c\to\tWo-We\to \u00a3\t\u00a9 l O\tdie Serien- nummer\tden W-Wert\nBlau\t1180\t359\t493\t319\t1131\t285\t26\t29\nGr\u00fcn\t1097\t554\t1650\t497\t1125\t441\t15\t75\nRot\t1927\t367\t1427\t346\t1425\t300\t15\t75\nGelb 1 1\t5057\t427 1\t4126\t412\t6204\t\u2014216\t6\t188\nEs zeigt sich also, dafs W0 > We ist, dafs man also nach einer W-Erm\u00fcdung weniger Grau zum Tuchschwarz zu mischen : brauchte, um das Auftreten der Kontrastfarbe zu erzielen, als ; im Falle fehlender W-Erm\u00fcdung. Also steigert die W-Erm\u00fcdung den Kontrast. Was die Frage anbelangt, ob bzw\u201e in welcher Richtung der Einflufs der W-Erm\u00fcdung auf dr Kontrastwirkung von der Farbe abh\u00e4ngig ist, so lassen die ar gef\u00fchrten W-Werte der Differenz W0\u2014We keinerlei gesetzm\u00e4fsig Abh\u00e4ngigkeit von der Farbe erkennen. Wir kommen weiterhin auf diese Frage zur\u00fcck.\nIch stellte noch eine neue Versuchsreihe an, in welcher be\u2019 . allen 4 Farben dieselben grauen Papiere benutzt wurden. Und zwar benutzte ich die grauen Papiere mit den Seriennummern 15, 20, 26, denen die W-Werte 75, 42, 29 zukommen. Das hellste ! ? Grau der vorigen Versuchsreihe (Seriennummer 6), bei dem sich naturgem\u00e4fs nur sehr kleine Unterschiede zeigen konnten, und . das demgem\u00e4fs nur sehr unbestimmte Resultate liefern konnte, wurde jetzt weggelassen. Ich teile nun in Tab. Ill die numeri- \u25a0 sehen Resultate mit. Und zwar bedeuten hier W0 und We die mittleren Werte der Grausektoren, die bei fehlender, bzw. vorhandener W-Erm\u00fcdung f\u00fcr die Ebenmerkbarkeit der Kontrastfarbe erforderlich waren, in Graden. Da bei den Versuchen,","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usw. 151\n\u00fcber deren Resultate eine Horizontalreihe der Tab. III berichtet, f\u00fcr alle Farben das Grau der grauen Sektoren dieselbe W-Valenz besafs, so war hier eine Umrechnung auf W-Werte der grauen Sektoren nicht erforderlich.\nTabelle III.\nn = 4.\n\t\t\t\tVp. Floors\t\t\t\t\nSerien- nummer\tBlau\t\tGr\u00fcn\t\tRot\t\tGelb\t\nder grauen Scheibe\t\t03 fS 1 o\to\tWo\u2014We ,\tO S\t03 fS 1 O iS\to is\t03 S 1 o iS\n15\t9,25\t6,08\t10\t4,75\t; 13 i\t3,75\t24\t3,39\n20\t29\t8,5\t20\t5.75\t25 i\t4,5\t38\t3,5\n26\t88\t9,25\t31\t6,5\t1 34\t5,86\t49\t3,5\nMittelwerte der Farbe\t\u2014\t7,94\t\u2014\t5,66\t| j II\t4,7\t\u2014\t3,46\n'! Serien- ! nummer der grauen Scheibe i 1\tVp. Szilard\t\t\t\t\t\t\t\n\tBlau\t\tGr\u00fcn\t\tKot\t\tGelb\t\n\tO \u00a3 |\t03 \u2022s 1 o S\to is\t03 iS 1 o iS\to iS\t03 S 1 o S\to S\t03 is i o S\n15\t13,5\t7\t8\t4,5\t! 15,5\t3,5\t33\t3\n20\t18\t8,25\t20\t5\t| 28\t4,25\t49\t3\n26\t25\t11\t33\t6,37\t47 _\t4,63\t63\t3,25\nMittelwerte der Farbe\t\u2014\t8,75\t\u2014\t5,29\t\u2014\t4,12\t\u2014\t3,08\nDiese Tabelle best\u00e4tigt wiederum das Resultat der fr\u00fcheren Versuche, dafs die W-Erm\u00fcdung den farbigen Simultankontrast steigert. Der Unterschied W0\u2014We zeigt bei jeder Vp. einen ausnahmslosen Abfall, wenn man die Farben gem\u00e4fs der durch","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nGeorg Katona.\nihre Helligkeiten gegebenen Farbenfolge Blau, Gr\u00fcn, Rot, Gelb durchl\u00e4uft.1\nIch versuche nun die erhaltenen Resultate auf Grund der Theorie von Prof. G. E. M\u00fcllee zu erkl\u00e4ren. Diese Theorie, \u00fcber welche Prof. M\u00fcllee auf dem letzten Kongresse f\u00fcr experimentelle Psychologie berichtete, besagt, soweit sie hier f\u00fcr uns in Betracht kommt, folgendes. Die Eichtreize k\u00f6nnen drei verschiedene sensibilisatorische Prozesse (Prim\u00e4rprozesse, P-Pro-zesse) deren Intensit\u00e4ten sich in \u00e4hnlicher Weise wie die 3 Komponenten der YouNG-HELMHOLTZschen Theorie nach den Wellenl\u00e4ngen der Lichter bestimmen, in der Netzhaut hervor-rufen. Jeder von diesen 3 Prozessen hat einen innern Weifswert, d. h. von ihm geht ein Erregungsantrieb aus, der im Sinne der Umwandlung eines gewissen Materials (A-Materials) in W-Material sich geltend macht. Die Umwandlung dieses W-Materials in ein drittes Material (V-Material) stellt die W-Er-regung dar. Ferner wirken die 3 PProzesse noch auf gewisse chromatische Schaltsubstanzen der Netzhaut ein, deren Eregungen ihrerseits die chromatischen Sehnervenerreg\u2019ungen hervorrufen. Der Pj-Prozefs wirkt auf die RG-Substanz (Rotgr\u00fcnsubstanz) im Sinne der Entstehung von R-Prozefs und auf die EB-Substanz (Gelbblausubstanz) im Sinne der Entstehung von E-Prozefs ein. Der Pn-Prozefs macht sich im Sinne der Entstehung vom G. Prozefs und E-Prozefs geltend, der Pm-Prozefs nur im Sinne der Erweckung von B-Prozefs. Da nun ein auf Erweckung von R-Prozefs (E-Prozess) und ein auf Erweckung von G-Prozefs (B Prozefs) gerichteter Erregungsantrieb sich gegenseitig nach Mafs-gabe ihrer St\u00e4rkegrade hemmen, so mufs z. B. in dem Falle, dafs der Pj-Prozefs und der Pji-Prozefs mit gewissen St\u00e4rkegraden gegeben sind, ein reiner E-Prozefs resultieren; und bei gewissen St\u00e4rkeverh\u00e4ltnissen der 3 P-Prozesse werden sich alle von ihnen ausgehenden chromatischen Erregungsantriebe gegen-\n1 Merkw\u00fcrdigerweise zeigen die 3 horizontalen Reihen von Unterschieden der Tab. Ill nach ihren W-Werten berechnet nicht die zu erwartende \u00dcbereinstimmung zueinander, indem im allgemeinen f\u00fcr eine hellere Nuance des grauen Ringsektors sich h\u00f6here W-Werte ergeben, als f\u00fcr eine dunklere Nuance. Selbstverst\u00e4ndlich haben wir nicht unterlassen, die W-Werte der benutzten grauen Papiere wiederholt nachzupr\u00fcfen. Es mufs\ndahingestellt bleiben, durch welche zuf\u00e4lligen Einfl\u00fcsse diese Unstimmig-keiten bedingt sind.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usw.\n153\nseitig in ihrer Wirksamkeit anfheben, so dafs jene Prozesse nur noch mit ihren Weifswerten zur Geltung kommen (der Fall vom weifsen Licht). Die Wirksamkeit, welche die 4 chromatischen Schaltprozesse der Netzhaut im Sinne der Erweckung der 4 chromatischen Sehnervenerregungen, von denen je 2 einander entgegengesetzte Vorg\u00e4nge sind, aus\u00fcben, hat man sich entsprechend den hierauf bez\u00fcglichen Ausf\u00fchrungen, die Prof. M\u00fcller in seinem auf dem Giefsener Kongresse gehaltenen Vortrage1 gegeben hat, zu denken. Was nun aber die chromatischen Sehnervenerregungen selbst anbelangt, so ist es eine fundamentale Eigenschaft derselben, dafs sie sich in Abh\u00e4ngigkeit von der jeweilig vorhandenen Menge des W-Materials abspielen. Man hat sich vorzustellen, dafs ein (mehr oder weniger zusammengesetzter) Bestandteil des W-Materials bei allen chromatischen Sehnervenerregungen in der Rolle eines positiven Katalysators mitbeteiligt ist. Das einfachste Schema hierf\u00fcr ist das folgende. Es sei w ein Bestandteil des W-Materials, der nebst einem Bestandteile a und b das R-Material (das Material f\u00fcr eine Roterregung in der nerv\u00f6sen Sehbahn) bildet. Dann hat ein im Sinne der Entstehung von R-Erregung wirksamer Erregungsantrieb (R-Er-regungsantrieb) zun\u00e4chst zur Folge, dafs sich ein Bestandteil a und ein Bestandteil w zu einem Komplexe aw vereinen. An diesen ersten Teilprozefs schliefst sich als zweiter derjenige an, der darin besteht, dafs unter Zerfall des Komplexes aw der Komplex ab gebildet wird :\na + b + w^aw-)-b aw -f- b ^ ab -f- w\nWirkt ein G-Erregungsantrieb ein, so geht die chemische Umwandlung in der entgegengesetzten Richtung vor sich. In entsprechender Weise ist ein w-Bestandteil auch bei der durch einen E- oder B-Erregungsantrieb erweckten Umsetzung beteiligt. Je grofser die Zahl der vorhandenen w-Bestandteile ist, desto intensiver mufs die, einem R-, G-, E-, oder B-Erregungsantriebe entsprechende chromatische Nervenerregung ausfallen.\nNach vorstehendem ist leicht zu erkennen, in welch doppelter Weise weifses Licht, das in Verbindung mit einem farbigen Lichte, z. B. einem roten Lichte, das nur PpProzefs erweckt, die\n1 Bericht \u00fcber den 1. Kongrefs f\u00fcr experimentelle Psychologie, Leipzig 1904, S. 6 ff.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nGeorg Katona.\nWirksamkeit dieses farbigen Lichtes beeinflussen mufs. Dadurch, dafs das weifse Licht gleichfalls im Sinne der Erweckung von Pj-Prozefs wirkt, also dasselbe Material mit in Anspruch nimmt, schw\u00e4cht es den Erfolg des farbigen Lichtes (der antichromatische Einflufs des Weifs). Dadurch andererseits, dafs das weifse Licht infolge der Weifswerte der von ihm erweckten P-Prozesse die Umsetzung von A-Material in W-Material f\u00f6rdert, also die Menge des AV-Materials und der zu demselben geh\u00f6rigen katalytisch wirksamen w-Bestandteile vermehrt, \u00fcbt es einen g\u00fcnstigen Einflufs auf die dem farbigen Lichte entsprechende chromatische Nervenerregung aus (der prochromatische Einflufs des Weifs).1 Entsprechend machte sich eine Erm\u00fcdung durch weifses Licht f\u00fcr die Wirksamkeit eines nachfolgenden farbigen Lichtes in doppelter Weise geltend, erstens verringert sie die Menge des P-Materials, auf das der farbige Reiz zu wirken hat (die P-Erm\u00fcdung), und zweitens hat sie eine Anh\u00e4ufung von W-Material zur Folge, die bei nicht nachfolgendem anderweitigen Lichtreize sich nur allm\u00e4hlich im Verlaufe des positiven und negativen Nachbildes ausgleicht.\nKehren wir nun zu unseren obigen Versuchsresultaten zur\u00fcck, so ist zur Erkl\u00e4rung der Ergebnisse der nach der Kompensationsmethode angestellten Versuche (Tab. I) folgendes zu sagen. Die durch die W-Erm\u00fcdung bewirkte P-Erm\u00fcdung betrifft sowohl die chromatische Wirkung des farbigen Umfeldes, als auch diejenige des gleichfarbigen Ringsektors und zwar beide vermutlich in ungef\u00e4hr gleichem Verh\u00e4ltnisse, so dafs sich aus der P-Erm\u00fcdung ein bestimmter Einflufs der W-Erm\u00fcdung auf die Gr\u00f6fse des die Kontrastwirkung kompensierenden farbigen Ringsektors nicht mit Sicherheit ableiten l\u00e4fst. Anders steht es mit der durch die W-Erm\u00fcdung bewirkten Vermehrung des W-Materials. Soweit sich dieselbe f\u00fcr das Infeld geltend macht, kann sie auf die Gr\u00f6fse des farbigen Ringsektors, bei welcher die Kontrastwirkung kompensiert ist, keinen Einflufs aus\u00fcben, weil sie ja ebenso wie dem chromatischen Erregungsantriebe,\n1 Der antichromatische Einflufs des Weifs ist st\u00e4rker als der prochromatische, so dafs der Zusatz weifsen Lichtes zu farbigem Lichte die vom letzteren hervorgerufene chromatische Sehnervenerregung etwas schw\u00e4cht. Hierzu kommt noch der Umstand, dafs jede Zunahme der W-Erregung an und f\u00fcr sich eine Verminderung des psychophysischen Gewichtes der vorhandenen chromatischen Erregung bedeutet.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usw.\n155\nder von der Farbe des Ringsektors ansgeht, auch den von dem\nUmfelde ausgehenden chromatischen Induktionen1 2 zugute\nkommt, oder wissenschaftlicher ausgedr\u00fcckt, weil das chemische\nGleichgewicht zwischen zwei entgegengesetzten chemischen Um-\n\u2022 \u2022\nS\u00e4tzen durch eine \u00c4nderung der vorhandenen Menge eines f\u00fcr beide Umsetzungen als Katalysator in Betracht kommenden Stoffes nicht heeinflufst wird. Dagegen mufs die vom Umfelde herr\u00fchrende chromatische Erregung und mithin auch die von dieser Erregung ausgehende Kontrastwirkung auf das Infeld durch die starke Anh\u00e4ufung von W-Material wesentlich gef\u00f6rdert werden, und zwar um so mehr je schw\u00e4cher die W-Valenz des Umfeldes ist, in je gr\u00f6fserem Verh\u00e4ltnisse also die Menge vom W-Material, die in den vom Umfelde erregten Teilen vorhanden ist, sich erh\u00f6ht, wenn wir von dem Falle der nicht vollzogenen W-Erm\u00fcdung zu dem der eingetretenen W-Erm\u00fcdung \u00fcbergehen. Es entspricht also ganz dem zu Erwartenden, wenn nach Tab. I der Einflufs der W-Erm\u00fcdung auf den Kontrast sich bei Blau am st\u00e4rksten und bei Gelb am schw\u00e4chsten zeigt.\nWas die Resultate der Versuche nach der Kontrastschwellenmethode anbelangt, so kann hier nicht gesagt werden, dafs dem schw\u00e4chenden Einfl\u00fcsse der P-Erm\u00fcdung auf die vom Umfeld ausgehende achromatische Erregung ein entsprechender Einflufs der P-Erm\u00fcdung auf die chromatische Wirkung des farbigen Infeldsektors gegen\u00fcberstehe. Denn hier ist ein farbiger Infeldsektor \u00fcberhaupt nicht vorhanden. Hier ist einfach zu sagen, dafs die W-Erm\u00fcdung dazu dient, die vom Umfelde herr\u00fchrende chromatische Erregung und die von dieser auf das Infeld ausge\u00fcbten antagonistischen Erregungsantriebe zu schw\u00e4chen, wie denn in der Tat auch bereits durch vorliegende Versuche, insbesondere die Versuche von F. v. Hauer 2 nachgewiesen ist, dafs eine W-Erm\u00fcdung auch eine Schw\u00e4chung der Wirksamkeit der chromatischen Valenzen nachfolgender farbiger Lichtreize bedeutet. Dieser im Sinne einer Erh\u00f6hung der Kontrastschwelle wirksame Einflufs der W-Erm\u00fcdung wird aber dadurch \u00fcber-\n1\tAuf die Vorstellungen, die man sich nach Prof. M\u00fcller von den in einer jenseits der Gratioletschen Sehstrahlung gelegenen Zone sich abspielenden Kontrastvorg\u00e4ngen zu machen hat, kann hier nicht n\u00e4her eingegangen werden.\n2\tSitzungsberichte der Wiener Akademie 123, Abt. 2a, S. 629ff. 1914.\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 53.\tff","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nGeorg Katona.\nkompensiert, dafs die vom Umfelde ausgehenden antagonistischen Erregungsantriebe in den vom Infelde aus erregten Teilen der Kontrastzone eine infolge der W-Erm\u00fcdung stark vermehrte Menge von W-Material an treffen. Die in dieser Weise resultierende Herabsetzung der Kontrastschwelle durch eine gegebene W-Erm\u00fcdung wird um so ausgepr\u00e4gter sein, je geringer bei fehlender W-Erm\u00fcdung die Menge des W-Materials ist, das sich bei Ebenmerkbarkeit der Kontrastfarbe in den vom Infelde aus erregten Teilen der Kontrastzone vorfindet. Bezeichnen wir die bei vorausgeschickter W-Erm\u00fcdung und die bei fehlender W-Erm\u00fcdung f\u00fcr die Ebenmerkbarkeit der Kontrastfarbe erforderliche W-Valenz des Infeldes wiederum kurz mit We und W0, so repr\u00e4sentiert die bei unseren Versuchen bestimmte Differenz W0\u2014We das Plus an W-Valenz, welches das Infeld bei fehlender W-Erm\u00fcdung enthalten mufs, damit die Menge des W-Materials, in dem vom Umfelde erregten Teilen der Kontrastzone, bei fehlender W-Erm\u00fcdung dieselbe sei, welche sie bei vorhandener W-Erm\u00fc-dung und bei Gegebensein der Infeldweifsvalenz We ist. Die in jenen Teilen der Kontrastzone bei fehlender W-Erm\u00fcdung vorhandene Menge von W-Material mufs bei gleicher auf dag Infeld ausge\u00fcbter S-Induktion um so geringer sein, je kleiner W0 ist, d. h. je st\u00e4rker die von dem Umfelde auf das Infeld, ausge\u00fcbte chromatische Induktion ist. Besitzt also das Umfeld, in verschiedenen F\u00e4llen eine verschiedene Farbe, so wird, falls in allen diesen F\u00e4llen die W-Erm\u00fcdung und die dem Infelde zm teil werdende S-Induktion dieselbe ist, die Differenz W0\u2014We f\u00fcr eine Farbe um so gr\u00f6fser sein, je kleiner das der Farbe zugeh\u00f6rige W0 ist. Ein derartiges Verhalten l\u00e4fst in der Tat Tab. III erkennen. Man darf indessen ein solches Verhalten nicht allgemein erwarten. Denn der Wert W0 h\u00e4ngt ja auch noch von, der vom Umfelde auf das Infeld ausge\u00fcbten S-Induktion abr welche je nach dem gegenseitigen Verh\u00e4ltnisse zwischen dem vom Umfelde und dem vom Infelde ausgehenden W-Erregungs-antriebe in gr\u00f6fserem oder geringerem Mafse im Sinne einer Verminderung oder Vermehrung des W-Materials sich geltend macht, das sich in dem vom Infelde aus erregten Teilen der Kontrastzone befindet und demgem\u00e4fs die Werte W0 und We wesentlich mitbeeinflufst.1 Besitzen also die in den verschiedenen\n1 Ein n\u00e4heres Eingehen auf den Einflufs, den die S-Induktion auf den Gehalt der betroffenen Teile der Kontrastzone an W-Material aus\u00fcbt. und","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usiv.\n157\nF\u00e4llen vorhandenen verschiedenfarbigen Infelder voneinander wesentlich abweichende W-Valenzen, so dafs die von ihnen auf das Infeld ausge\u00fcbte S-Induktion eine wesentlich verschiedene ist, so braucht sich die oben erw\u00e4hnte einfache Beziehung zwischen dem Werte W0 und dem Betrage der Differenz W0\u2014We nicht zu finden. Und in der Tat lassen die in Tab. II mitgeteilten Versuchsresultate, die an anderen Vpn. gewonnen sind als die in Tab. III angef\u00fchrten, das Stattfinden jener einfachen Beziehung vermissen.\nSind die hier angestellten Betrachtungen richtig, so m\u00fcssen die verschiedenfarbigen Umfelder merkbar gleiche Werte von W0\u2014We ergeben, wenn man dem Infelde in allen F\u00e4llen dieselbe W-Valenz gibt, die Umfelder gleich hell macht, so dafs also auch die auf das Infeld ausge\u00fcbte S-Induktion in allen F\u00e4llen ungef\u00e4hr dieselbe ist, und zugleich mit solchen farbigen Valenzen herstellt, dafs auf den gleich hell erscheinenden Infeldern die Kontrastfarbe stets gerade merkbar ist. Unter solchen Umst\u00e4nden ist bei allen Umfeldfarben die Menge von W-Material, welche bei fehlender W- Erregbarkeit und Ebenmerkbarkeit der Kontrastfarbe in den vom Infelde erregten Teilen der Kontrastzone vorhanden ist, ungef\u00e4hr dieselbe, und es wird daher auch die Differenz W0 \u2014 We, welche von dem Einfl\u00fcsse abh\u00e4ngt, den die durch die W-Erm\u00fcdung bewirkte Vermehrung des in jenen Teilen vor der Kontrastzone vorhandenen W-Materials auf die Kontrastschwelle aus\u00fcbt, bei stets gleichstarker W-Erm\u00fcdung f\u00fcr alle Farben ungef\u00e4hr denselben Wert besitzen m\u00fcssen.\nDie im nachstehenden beschriebenen Versuche sollten diese Konsequenz der Theorie pr\u00fcfen. Ich versuchte es folgender-mafsen : zun\u00e4chst stellte ich mit der Vp. Versuche an, bei denen f\u00fcr die gew\u00f6hnliche gelbe Scheibe die Kontrastschwelle (der f\u00fcr das Auftreten der Kontrastfarbe erforderliche graue Bingsektor) ohne W-Erm\u00fcdung bestimmt wurde. Der bei diesen Versuchen erhaltene gr\u00f6fste Wert des grauen Ringsektors wurde dann im Ringe der gelben Scheibe eingestellt. Ferner wurde in das Umfeld der blauen Scheibe so viel Weifs zugemischt, und dem grauen Ringsektor ein solcher Umfang gegeben, dafs\n\u00fcberhaupt auf die Rolle, welche dieselbe bei Versuchen der hier in Rede stehenden Art spielt, w\u00fcrde zu weit abf\u00fchren.\n11*","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nGeorg Katona.\nder Ring dieser Scheibe die gelbe Kontrastfarbe nicht erkennen liefs und trotzdem subjektiv gleich hell erschien wie der Ring der gelben Scheibe. Bei dieser Gleichung der Ringe hatten aber auch die Umfelder ungef\u00e4hr dieselben Helligkeiten. Hierauf wurde an dieser blauen Scheibe die Kontrastschwelle ohne und mit vorausgegangener W*Erm\u00fcdung ermittelt, wobei ich nat\u00fcrlich den grauen Ringsektor noch vergr\u00f6fsern, also den Ring noch heller machen mufste, denn der bei der Helligkeitsgleichung zwischen den Ringen der beiden Scheiben erhaltene Wert zeigte ja keine Kontrastfarbe. Bei der gelben Scheibe, die ja auf die Kontrastschwelle ohne Erm\u00fcdung eingestellt war, liefs sich aber nach vorausgegangener W-Erm\u00fcdung die Kontrastschwelle nur durch Verkleinerung des grauen Ringsektors, also Verdunkelung des Ringes, erreichen. Durch diese Ver\u00e4nderungen wird nat\u00fcrlich die exakte Geltung der Helligkeitsgleichung zwischen den beiden Ringen aufgehoben, aber die bei den vorigen Versuchen vorhanden gewesene Helligkeitsreihenfolge der Farben war ganz ausgeschlossen, denn w\u00e4hrend der ganzen Untersuchung war der Ring der blauen Scheibe heller, als der Ring der gelben Scheibe. Also gab es in der Helligkeit, bei Abweichung von der Helligkeitsgleichung, eine umgekehrte Reihenfolge der Farben, als bei den fr\u00fcheren Versuchen. Nach dem Gelingen dieser Versuche baute ich ein ganzes System auf (siehe Tab. IV). Das eben beschriebene bildet Konstellation III mit Hinzunahme von Versuchen, bei denen mit einer gr\u00fcnen Scheibe und ihrem Ringe in entsprechender Weise verfahren wurde, wie mit der blauen Scheibe und ihrem Ringe. Die Ringe und die Umfelder dieser 3 Scheiben besafsen also ungef\u00e4hr gleiche Helligkeiten; dasselbe gilt von den Scheiben und Ringen der Konst. II und I. Die Scheiben der letzteren Konstellation waren die dunkelsten, dem folgen die 3 Scheiben der Konst. II, w\u00e4hrend die Helligkeit der Scheiben der Konst. III die gr\u00f6fste ist. Die Tab. IV f\u00fchrt in Graden des grauen Ringsektors (das Grau von der Seriennummer 15) ausgedr\u00fcckt, die Werte von W0\u2014We an. Die Werte von W0 sind in Klammern beigef\u00fcgt.\nWir finden also in jeder Konstellation einen ungef\u00e4hr gleichen Wert von W0\u2014We, wie eben nach der obigen theoretischen Ausf\u00fchrung zu erwarten war. Die Tatsache, dafs nach Tab. IV die Differenz W0\u2014We um so kleiner ist, je gr\u00f6fser W0 ist (also in Konst. III kleiner als in Konst. II, und hier wiederum","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usw.\n159\nkleiner als in Konst. I), wird vielleicht nach den obigen Ausf\u00fchrungen zun\u00e4chst nicht befremden. Es ist indessen nicht zu \u00fcbersehen, dais hier eine Komplikation insofern vorliegt, als mit zunehmender Umfeldshelligkeit zugleich auch die S Induktion sich steigert, die vom Umfelde auf das Infeld ausge\u00fcbt wird. Im Grunde spielt hier der Umstand mit eine Rolle, dafs die S-Induktion auch die durch die W-Erm\u00fcdung bewirkte Anh\u00e4ufung von W-Material nicht unber\u00fchrt l\u00e4fst und zwar um desto h\u00f6here Betr\u00e4ge reduziert, je st\u00e4rker sie ist.\nTabelle IV.\nn = 4.\n\tUmfeld\tVp. Floors\tVp. Heller\tVp. Szilard\n1 1 1\tBlan\t\u2014\t8,125 (14)\t7\t(18)\n1 Konstellation I !\tGelb+ 180\u00b0 S.1\t\u2014\t7,5\t(20)\t6,5 (23)\n\tGr\u00fcn + 70 0 S.\t\u2014\t7,705 (17)\t6,66 (12)\n\tBlau 90 0 W.\t5,8 (36)\t4,875 (37)\t4,75 (45)\nKonstellation II\tGelb + 80 0 S.\t5,25 (30)\t4,815 (40)\t4,375 (44)\n\tGr\u00fcn\t\u2014\t4,415 (30)\t4,5\t(22)\n\t; Blau + 160 W.\t3,68 (56)\t3\t(53)\t3,125 (63)\nKonstellation III\tGelb\t3,39 (48)\t2,4\t(49)\t3\t(59)\n\tGr\u00fcn \u2014|\u2014 60 0 W.\t\u2014\t3,125 (50)\t2,75 (46)\nAls Hauptresultat unserer Versuche nach der Methode der Kontrastschwellen steht also folgendes fest: Auch bei Benutzung dieser Methode zeigt sich, dafs eine W-Erm\u00fcdung den farbigen Simultankontrast verst\u00e4rkt. Wenn dieser Einflufs der W-Erm\u00fcdung sich bei verschiedenen Umfeldsfarben verschieden stark herausstellt, so beruht dies darauf, dafs bei den verschiedenen Farben die W-Valenz des Infeldes oder die auf dasselbe ausge\u00fcbte S-Induktion oder beide Faktoren nicht dieselben sind. Sind diese beiden Faktoren f\u00fcr die verschiedene Umfeldsfarben die gleichen, so ist auch der (dure\n1 S. \u2014 Schwarz.\ntr* P","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nGeorg Katona.\ndie Differenz W0\u2014We) gemessene Einflufs, den die gegebene W-Erm\u00fcdung auf den farbigen Simultankontrast aus\u00fcbt, bei allen Umfeldsfarben derselbe.\nIch stellte mir nun auch noch die weitere Frage, wie sich der Einflufs der W-Erm\u00fcdung auf den Kontrast bei Variierung der Zeit der W-Erm\u00fcdung verhalte. S\u00e4mtliche bisherigen Versuche wurden mit der gleichen Erm\u00fcdungszeit von 15\" ausgef\u00fchrt. Bei den Versuchen, auf welche sich die nachstehende Tab. V bezieht, wurde die Erm\u00fcdungszeit in den Grenzen 5\u201450\" variiert. Nat\u00fcrlich wurde nicht unterlassen, den geb\u00fchrenden Wechsel der Zeitlage hinsichtlich der verschiedenen Erm\u00fcdungszeiten eintreten zu lassen. Bei diesen Versuchen wurde ein blaues Umfeld benutzt; die angef\u00fchrten Zahlenwerte sind die mittleren Unterschiede zwischen den bei fehlender und bei vorangegangener W-Erm\u00fcdung erhaltenen Ringsektoren, deren Grau von der Seriennummer 20 war.\nTabelle V.\nn = 6.\nErm\u00fcdungszeit\t5\"\t10\"\t20\"\t30\"\t50\"\nVp. Szilard\t4,96\t5,82\t7,42\t4,8\t3,83\nVp. Boskovitz\t5,67\t6,79\t7,87\t5,1\t3\nVp. Stadie j\t5,17\t6,1\t7,92\t4,69\t3,87\nDen Vpn. sagten die Erm\u00fcdungszeiten von 10 und 20\" am meisten zu; bei 5\" sind die Werte weniger regelm\u00e4fsig und so kamen einzelne nicht \u00fcbereinstimmende Resultate vor. Bei der Fixationszeit von 50\" waren \u00f6fters Zeichen einer allgemeinen Erm\u00fcdung beobachtbar und die Vp. beklagte sich, dafs sie dadurch im klaren Unterscheiden der Farben beeintr\u00e4chtigt sei; daher kam h\u00e4ufig das Urteil \u201eunbestimmt\u201c vor. Dasselbe war der Fall, zwar in viel geringerem Mafse, auch bei 30\". Jedenfalls ist aber aus unseren Resultaten soviel herauszulesen, dafs das H\u00f6chstmafs des Erm\u00fcdungseinflusses bei 15 oder 20\" liegt, w\u00e4hrend es bei weiterer Erh\u00f6hung der Erm\u00fcdungszeit abnimmt. Dafs bei Verl\u00e4ngerung der Erm\u00fcdungszeit der Einflufs der W-Erm\u00fcdung auf den Kontrast zun\u00e4chst gleichfalls zunimmt, erkl\u00e4rt sich nat\u00fcrlich daraus, dafs bei Verl\u00e4ngerung der Erm\u00fcdungszeit die durch die gegebene W-Reizung bewirkte Anh\u00e4ufung von","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usw. 161\nW-Material gleichfalls zunimmt. Was die Tatsache anbelangt, dafs von einem bestimmten Punkte ab eine weitere Verl\u00e4ngerung der Erm\u00fcdungszeit mit einer Verringerung der Kontrastbeeinflussung verbunden ist, so ist folgendes zu bedenken. Eine andauernde W-Reizung hat nicht blofs die Wirkung die Menge des W-Materials zu vermehren, sondern wie schon oben (S. 154) erw\u00e4hnt, zugleich auch noch die andere Wirkung, die Menge der P-Materialien, auf welche das weifse Licht zun\u00e4chst einwirkt und deren photochemische Zersetzungen den Anreiz f\u00fcr die Umwandlung von A-Material in W-Material bilden, immer geringer werden zu lassen. Es wird also, falls die Erm\u00fcdungszeit eine l\u00e4ngere ist, von einem bestimmten Zeitpunkte ab der durch die P-Prozesse angeregte Umsatz von A-Material in W-Material nicht mehr hinreichen, um den Verlust, den das W-Material durch den weiteren Umsatz erleidet, ganz zu ersetzen. Es wird dem-gem\u00e4fs die Menge des W-Materials, welche nach Beendigung der W Erm\u00fcdung und bei Wahrnehmung der das Kontrastfeld enthaltenden Scheibe vorhanden ist, nach \u00dcberschreitung eines bestimmten (von der St\u00e4rke der W-Reizung abh\u00e4ngigen) Wertes der Erm\u00fcdungszeit von ihrer durch Anh\u00e4ufung gesteigerten H\u00f6he um so mehr herabgesunken sein, je l\u00e4nger die Erm\u00fcdung dauert.\nWeiterhin war es nicht ohne Interesse, festzustellen, ob die Vp. im Momente der beendeten W-Erm\u00fcdung sich im Stadium des positiven oder des negativen Nachbildes befinde. Zur Beantwortung dieses Problems wurden nach der W-Erm\u00fcdung von 15\" die x4ugen geschlossen, mit vorgehaltenen H\u00e4nden verdunkelt, und so das subjektive Augengrau beobachtet. Nach einiger \u00dcbung ging das sehr leicht von statten. Ich f\u00fchrte diese Versuche mit der gew\u00f6hnlichen grofsen Pappscheibe (I), mit einer mittelgrofs\u00e8n (II) und einer kleinen (20 cm2, III) aus. Beobachter waren die Vpn. Seeeers, Szilard und ich selbst. Es ergab sich folgendes :\nBei Benutzung von Scheibe I zeigte sich in den meisten F\u00e4llen (bei Vp. S. immer) eine unbestimmte Aufhellung des subjektiven Gesichtsfeldes, die ziemlich rasch verschwand. In seltenen F\u00e4llen wurde keine Ver\u00e4nderung des subjektiven Augengraus beobachtet; eine Verdunklung desselben wurde nie konstatiert.\nBei Verwendung von Scheibe II wurde jedesmal eine Aufhellung bemerkt, die zwar meistens nur kurze Zeit dauerte, aber","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nGeorg Katona.\ndeutlich zu erkennen war. Bei Vp. Sz. und mir endete sie-\u00f6fters mit einer unbestimmten Verdunklung.\nBei Benutzung von Scheibe III zeigte sich eine Aufhellung, die meistens klar und deutlich dieselbe Form besafs, wie das Vorbild. (Wurde der Band der weifsen Scheibe fixiert, so betraf die Aufhellung nur diejenige Seite des Sehfeldes, wo die Scheibe gewesen war.) Nachher erschien das subjektive Augengrau schw\u00e4rzlicher; oft in der Weise, dafs ein die Form des Vorbildes deutlich wiedergebendes negatives Nachbild vorhanden war.\nDie Vpn. befanden sich also in der Zeit, wo sie nach Beendigung der W-Erm\u00fcdung den Blick auf die das Kontrastfeld enthaltende Scheibe warfen, noch im Stadium des positiven Nachbildes. Dafs bei den soeben erw\u00e4hnten Versuchen das positive Nachbild um so weniger deutlich war, je gr\u00f6fser die zur W-Erm\u00fcdung benutzte weifse Pappscheibe war, erkl\u00e4rt sich nach den Anschauungen von Prof. M\u00fcller daraus, dafs jede abklingende Erregung durch die gegenseitigen antagonistischen Induktionen, welche die verschiedenen erregten Teile aufeinander aus\u00fcben, kurz gesagt durch den Binnenkontrast sich selbst um so mehr bremst, je ausgedehnter die gereizte Netzhautpartie ist, je zahlreicher also die sich gegenseitig antagonistisch beeinflussenden Teile sind.\nVollst\u00e4ndigkeitshalber f\u00fchrte ich auch noch einige Versuche zur Beantwortung der Frage aus, ob eine W-Erm\u00fcdung auch auf den Helligkeitskontrast einen Einflufs aus\u00fcbe. Zu diesem Zwecke benutzte ich eine rotierende weifse Scheibe, in der sich ein mittlerer grauer Ring befand ; nebenan wurde aus schwarzen und weifsen Sektoren ein Grau hergestellt, welches mit dem grauen Ring helligkeitsgleich war. Es zeigte sich, dafs die W-Erm\u00fcdung auf den Helligkeitskontrast keinen merkbaren Einflufs aus\u00fcbt, denn die Gleichungseinstellungen fielen mit und ohne W-Erm\u00fcdung ungef\u00e4hr gleich aus; jedenfalls \u00fcberstiegen die Unterschiede nie den mittleren Fehler.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usw. 16S\nZweiter Teil.\nTJber die antichromatische Wirkung gleichzeitigen wei\u00dfen\nLichtes.\nDie schon fr\u00fcher erw\u00e4hnten Versuche von R\u00e9v\u00e9sz1 hatten ergeben, dafs die schw\u00e4chende Wirkung, welche weifses Licht auf die Wirksamkeit eines gleichzeitig dieselben Netzhautteile erregenden farbigen Lichtes aus\u00fcbt, f\u00fcr Blau am gr\u00f6fsten war, hierauf folgte das Gr\u00fcn und das Rot und am schw\u00e4chsten war dieser Einflufs bei dem Gelb. Wir finden hier also einen Einflufs des Weifs, der um so st\u00e4rker ist, je weniger hell die untersuchte Farbe ist. Nachdem es gelungen war, die bei den bisher besprochenen Versuchen hervorgetretene Abh\u00e4ngigkeit, in welcher der Einflufs der W-Erm\u00fcdung auf den Simultankontrast zur Farbenhelligkeit steht, zu erkl\u00e4ren, stellte ich mir die Aufgabe, nun auch dieses auffallende Ergebnis der R\u00c9v\u00c9szschen Versuche n\u00e4her aufzukl\u00e4ren. Bevor man dazu \u00fcberging, dieses Versuchsergebnis auf besondere Verhaltungsweisen und Sonderbeziehungen der verschiedenen chromatischen Prozesse zu den achromatischen Vorg\u00e4ngen zur\u00fcckzuf\u00fchren, war es angezeigt, zu untersuchen, ob nicht hier lediglich die verschiedenen W-Valenzen der verschiedenen Farben ausschlaggebend seien.\nAls Grundlage f\u00fcr meine Untersuchungen nahm ich die erste Versuchsreihe von R\u00e9v\u00e9sz, die Versuche \u00fcber Farbenschwellen (\u00a7 1), da diese methodisch die einfachsten sind, und da hier die Unterschiede bei den einzelnen Farben am deutlichsten hervortreten (s. S. 106). Ich benutzte also dieselbe Versuchsanordnung und dasselbe Versuchsverfahren wie R\u00e9v\u00e9sz, dessen Versuche ja am selben Orte ausgef\u00fchrt waren. Nach einigen Vorversuchen wurden aber wegen meiner speziellen Zwecke einige Abweichungen notwendig, und ich beschr\u00e4nke mich auf die Mitteilung von diesen, da in sonstiger Hinsicht Anordnung und Verfahren in der zitierten Arbeit nachzulesen sind.\n1. Die Helligkeitsgleichung zwischen den beiden Ringen auf schwarzem und auf weifsem Grund (D- und H-Feld), auf welchen ich nachher die Farbenschwellen bestimmte, wurde am Anfang\n1 A. a. O. Auf diese Arbeit wird auch weiterhin immer Bezug ge-\nnommen.","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nGeorg Katona.\nund am Ende der Versuche immer mittels sukzessiver Fixation hergestellt, bezugsweise kontrolliert, da bei diesem Verfahren das Urteil meiner Versuchspersonen ein viel sichereres war.\n2. Vor den Versuchen wurde die ganze Reihe von Farbennuancen, die vom reinen Grau bis zur vollen Ausgepr\u00e4gtheit der zu benutzenden Farbe f\u00fchrte, der Vp. vorgef\u00fchrt, und ich erteilte die folgende Instruktion: \u201eWir werden jetzt beim reinen Grau beginnen und Sie m\u00fcssen angeben, wann Sie zuerst im Ringe ein Blau (bei anderen Versuchen wurde der Name der anderen Farbe genannt) erkennen oder wahrnehmen. Nachher beginnen wir beim ausgepr\u00e4gten Blau und Sie m\u00fcssen angeben, wann sie zum ersten Male das Blau nicht erkennen oder nicht wahrnehmen.\u201c Die Vpn. fafsten nach der vorausgegangenen Vorf\u00fchrung diese Instruktion in der gleichen Weise auf; bei der Abmessung der angegebenen Werte ergab es sich aber, dafs diese alle betr\u00e4chtlich h\u00f6her waren, als diejenigen von R\u00e9v\u00e9sz. Dies ist darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dafs er sozusagen eine andere Schwelle untersucht hat als ich; seine Instruktion gibt er nicht deutlich an, er schreibt nur: beim aufsteigenden Verfahren \u201ewurde die Sektorgr\u00f6fse notiert, bei der zuerst die Farbigkeit merkbar war\u201c (s. S. 105). Nun mufs ich nach meinen Versuchen annehmen, dafs er die erste qualitative Ver\u00e4nderung des Grau als Merkmal der Farbigkeit betrachtete. Ich konnte aber ihm darin nicht folgen, weil es mir eben auf die Verschiedenheit der Farben ankam und so ihr Erkennen sehr wesentlich war; aufserdem war mir das Gr\u00f6fsersein der Schwellen sehr willkommen, da dadurch die Arbeit an Exaktheit gewinnen mufste.\nDie Empfindungsqualit\u00e4ten \u00e4ndern sich n\u00e4mlich beim aufsteigenden Verfahren folgendermafsen (beschrieben nach Angaben der Vpn. und nach eigenen Beobachtungen bei Blau am H-Felde): Das reine Grau erf\u00e4hrt zun\u00e4chst irgendeine unbestimmte Modifikation, \u201ees wird anders\u201c, \u201ees wird schmutzig\u201c, dann folgt eine Strecke, welche die Vpn., die die Reihe schon kennen, als \u201ekein Blau, aber eine unbestimmte Mischfarbe\u201c, \u201eein unreines Grau\u201c bezeichnen, oder es wird gesagt: \u201ees ist ein Grau, aber wenn ich es malen wollte, w\u00fcrde ich auch ein wenig Blau hinzumischen\u201c ; und nur danach folgt die Stelle, welche durch \u201ejetzt sehe ich Blau\u201c bezeichnet wird. Den hierzu geh\u00f6rigen Wert habe ich notiert. Beim absteigenden Verfahren ging ich vom","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usw. 165\nreinen Blau aus und notierte den Wert, wo zuerst \u201eunbestimmt\u201c angegeben wurde.\n3.\tIch benutzte folgende farbige Papiere: a) ein dunkles Blau (DB1), b) ein helles reines Gelb (HG1), c) ein betr\u00e4chtlich helleres Blau (HB1), um den Einflufs der W-Valenz der Farbe pr\u00fcfen zu k\u00f6nnen, und als viertes wollte ich ein Gelb in der Helligkeit von c benutzen; da mir aber solch ein Papier nicht zur Verf\u00fcgung stand, gebrauchte ich d) ein \u00e4hnlich helles Rotgelb (RG1).\n4.\tDie Beleuchtungsverh\u00e4ltnisse an den einzelnen Versuchstagen wurden nicht ber\u00fccksichtigt. Nach R\u00e9v\u00e9sz sind die Resultate unabh\u00e4ngig von der Helligkeitsstufe der Tagesbeleuchtung, aber er machte seine Versuche wom\u00f6glich bei v\u00f6llig klarem Himmel.1 Nun fand ich, dafs die Farbenschwellen bei niedriger Beleuchtung (also bew\u00f6lktem Himmel, Regen) h\u00f6her ausfallen, wie bei klarem Wetter; aber die von R\u00e9v\u00e9sz mit \u00ab bezeichneten Werte bleiben ungef\u00e4hr gleich. Deshalb habe ich unter \u00ab die Mittelwerte der an den einzelnen Versuchstagen gewonnenen Werte des Verh\u00e4ltnisses zwischen den Schwellen im D- und im H-Felde angegeben und nicht das Verh\u00e4ltnis der aus den Resultaten s\u00e4mtlicher Versuchstage abgeleiteten Schwellenmittelwerte, wie R\u00e9v\u00e9sz es getan. Der Unterschied zwischen den Resultaten, die sich bei den beiden Berechnungsweisen ergeben, betr\u00e4gt bei meinen Versuchen h\u00f6chstens +0,2 bis \u20140,2. Aus demselben Grunde wurde auch die mittlere Variation (M. V.) an den einzelnen Tagen separat berechnet und dann der Mittelwert dieser Tagesvariationen angegeben.\nTabelle VI best\u00e4tigt erstens die Resultate von R\u00e9v\u00e9sz, denn sie zeigt grofse Unterschiede zwischen den \u00ab-Werten von DB1 und HG1. Diese \u00dcbereinstimmung mufs als sehr wertvoll bezeichnet werden, denn wir m\u00fcssen bedenken, dafs R\u00e9v\u00e9sz und ich zwei verschiedenartige Schwellen bestimmt haben und trotzdem ist das Verh\u00e4ltnis meiner Schwellenwerte dasselbe, wie das von ihm angegebene Verh\u00e4ltnis. Weiterhin finden wir in der Tabelle, dafs die \u00ab-Werte der beiden subjektiv gleichhellen Farben HB1 und RG1 ungef\u00e4hr gleich sind und zwischen den Werten von DB1 und HG1 liegen.\n1 Die Versuche von R\u00e9v\u00e9sz wurden, ebenso wie die meinen, in einem Nordzimmer ausgef\u00fchrt. Bei beiden Untersuchungen befanden sich beide Scheiben vor einem mittelgrauen Hintergrund.","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nGeorg Katona.\nTabelle VI.\nn = 20.\n\tFarben\tD-Feld W = 6\u00b0\t\tH-Feld\t\t\n\t\tSchwellen\tM. V.\tSchwellen\tM. V.\t<5\n\tDunkelblau\t5,07\u00b0\t0,43\t32,37 0\t0,48\t6,48\nVp. Creydt\t\t\t\t\t\t\n\tHellblau\t4,44\u00b0\t0,3\t21,74\u00b0\t0,21\t4,885\n(Im H-Felde 1 :\t\t\t\t\t\t\nW = 82 \u00b0)\tRotgelb\t2,23\u00b0\t0,2\t11,19\u00b0\t0,28\t4,995\n\tHellgelb\t3,17\u00b0\t0,36\t11,86\u00b0\t0,44\t3,78\n\tDunkelblau\t3,5\u00b0\t0,4\t32,34 \u00b0\t0,73\t9,39\nVp. Frl. Hebecker\t\t\t\t\t\t\n\tHellblau\t2,7\u00b0\t0,3\t18,05 0\t0,6\t6,59\n(Im H-Felde: i\t\t\t\t\t\t\n\tRotgelb\t1,99\u00b0\t0,2\t12,97 0\t0,6\t6,52\nS~\" CO o* II \u25a0S\t\t\t\t\t\t\n\tHellgelb\t2,24\u00b0\t0,2\t9,48\u00b0\t0,3\t4,21\n\tDunkelblau\t5,13\u00bb\t0,45\t35,65 \u00b0\t1,25\t6,905\nVp. Boskovitz\t\t\t\t\t\t\n\tHellblau\t4,9\u00b0\t0,4\t27,93 0\t0,8\t5,58\n(Im H-Felde:\t\t\t\t\t\t\nW = 72 \u00b0)\tRotgelb\t2,29\u00b0\t0,2\t12,79\u00b0\t0,4\t5,59\n\tHellgelb\t2,82\u00b0\t0,4\t10,12\u00b0\t0,6\t3,57\nUm die Bedeutung dieser Sachlage zu pr\u00fcfen, m\u00fcssen wir zuerst die theoretischen Grundlagen ins Auge fassen. Wir wissen aus den Er\u00f6rterungen des ersten Teiles, dafs das Weifs in der Zone der P-Prozesse auf die Wirkungen der farbigen Lichtreize einen schw\u00e4chenden Einflufs .aus\u00fcbt (der antichromatische Einflufs). Der weifse Sektor ist im H Ringe (im Ringe des H-Feldes) viel gr\u00f6fser als im D Ringe; es geht also von dem Weifs des ersteren Ringes ein viel st\u00e4rkerer antichromatischer Einflufs aus, als von dem Weifs des letzteren Ringes. Diese Tatsache wird durch den Umstand, dafs die beiden Ringe subjektiv gleich hell erscheinen, nicht ber\u00fchrt, da sich ja die Wirksamkeit des Helligkeitskontrastes, durch den die subjektive Gleichheit beider Ringe erst zustande kommt, in einer bedeutend mehr zentralw\u00e4rts gelegenen Zone geltend macht. Wir k\u00f6nnen demgem\u00e4fs das oben angef\u00fchrte Ergebnis der Tab. VI auch in folgender Form aussprechen: Das \u00dcbergewicht, welches der antichromatische Einflufs des Weifs des H-\n1 R\u00e9v\u00e9sz gibt 76 0 als Durchschnittswert an.","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usiv. 167\nRinges \u00fcber den antichromatischen Einflufs des Weifs desD-Ringes besitzt, ist um sogr\u00f6fser, je geringer die Weifsvalenz der geschw\u00e4chten Farbe ist.\nFolgende Anschauung w\u00fcrde das Zustandekommen dieses Resultates im einzelnen erkl\u00e4ren. Wir weisen zun\u00e4chst darauf hin, dafs im H Ringe die W-Valenz des farbigen Zusatzes gegen\u00fcber dem umfangreichen Weifssektor des Ringes keine merkbare Rolle spielt. So betr\u00e4gt z. B. f\u00fcr die Vp. Ca. die W-Valenz des dunkelblauen Zusatzes im H Ringe 4,1\" W und die W-Valenz des gelben Zusatzes 5,7\u00b0 W, w\u00e4hrend der Weifssektor nicht weniger als 82\u00b0 umfafst.1 Hiernach ist zu schliefsen, dafs die Farbenschwellenwerte im H-Ringe wesentlich nur von den Graden der Erkennbarkeit abh\u00e4ngen, welche die Farben auf dem dunkelgrau sich darstellenden Ringe besitzen (nicht aber in zu ber\u00fccksichtigendem Mafse auch von den W-Valenzen der farbigen Zus\u00e4tze abh\u00e4ngen). Bezeichnen wir als Farbwert einer Farbe den Beitrag, den ein Grad der Farbe f\u00fcr die Erkennbarkeit derselben auf dem dunkelgrauen Grunde liefert, so k\u00f6nnen wir also sagen, dafs die reziproken Werte der Farbenschwellenwerte des H-Feldes die Verh\u00e4ltnisse der Farbwerte der . verschiedenen Farben wiedergeben. Also haben gem\u00e4fs Tab. VI HG1 und RG1 den st\u00e4rksten und DB1 den schw\u00e4chsten Farbwert.\n1 Um volle Sicherheit daf\u00fcr zu haben, dafs eine geringe Erh\u00f6hung des W Gehaltes des H-Ringes (z. B. um 3\u00b0 W) keinen merkbaren Einflufs auf die Schwellen des H-Feldes aus\u00fcbt, habe ich noch 3 kleine Versuchsreihen angestellt, in denen der Weifssektor des H-Ringes teils den in der fr\u00fcher angegebenen Weise bestimmten Betrag, teils einen um 3\u00d6 h\u00f6heren Betrag besafs. Nachstehende Tabelle enth\u00e4lt in Gestalt der \u00a3-Werte die Resultate dieser Versuchsreihen und zeigt, dafs die Erh\u00f6hung des Weifssektors um 3\u00b0 keinen f\u00fcr uns in Betracht kommenden Einflufs aus\u00fcbt.\nTabelle VII.\nn = 20.\n\tIm H Ring\te\tIm H-Ring\ts\nYp. K\u00f6hler\tW = 77\u00b0\t6,69\t3 h 00 o \u00a9\t6,79\nVp. David\tW = 78\u00b0\t6,5\tW = 81\u00b0\t6,58\nVp. Bartels\t\u00a9 tH O- II \u00a3\t6,72\tW = 77\u00b0\t6,85\nDie D-Feldschwellen betrugen f\u00fcr die 3 Vpn.: 5,12\u00b0, bzw. 4,93\u00b0, bzw. 5,44*.","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nGeorg Katona.\nAnders als im H-Ringe steht es im D-Ringe; hier spielen die Eigenhelligkeiten der farbigen Zus\u00e4tze eine betr\u00e4chtliche Rolle, und zwar wirkt ein Plus an Helligkeit im D-Ringe im Sinne einer Erh\u00f6hung der D-Feldschwelle, also im Sinne einer Herabsetzung von \u00ab.\nDie nachfolgende Betrachtung soll uns zeigen, dafs die Resultate von Tab. VI sich mit Hilfe dieser Anschauungen vollkommen erkl\u00e4ren. Zu diesem Zwecke mufs ich zuerst auf einige experimentelle Bestimmungen hinweisen. Ich bestimmte n\u00e4mlich die Gr\u00f6fsen der farbigen Valenzen der einzelnen Papiere, um \u2022 festzustellen, wie sich die in den Schwellenwerten des H-Feldes sich \u00e4ufsernden Farbwerte der Farben zu diesen Valenzen verhalten. Ich setzte also das DB1 (HB1) und das HG1 auf einen rotierenden Kreisel und bestimmte dasjenige Mischungsverh\u00e4ltnis dieser beiden Papiere, welches eine von Gelblichkeit und Bl\u00e4ulich-keit ganz freie Farbe ergab. Ich brauchte 195 0 DB1 -j- 165 0 HG1, bzw. 1840 HB1 -j- 17b0 HG1. Also hatte das HG1 eine st\u00e4rkere farbige Valenz als die blauen Papiere. Das bei DB1 erzielte Grau war ein ziemlich neutrales, w\u00e4hrend der f\u00fcr HB1 angegebene Wert zwar den Punkt bezeichnet, bei welchem weder Blau noch Gelb erkennbar war, aber die Mischung war gr\u00fcnlich get\u00f6nt. Ich setzte also noch ein rotes Papier hinzu und bekam bei den folgenden Werten ein reines neutrales Grau: 153\u00b0 HB1 + 157\u00b0 HG1 -j- 600 Rot. Auch die mit einem Spektroskop ausgef\u00fchrte Untersuchung der Spektren, welche die beiden blauen Papiere entwerfen, ergab, dafs das hellere Blau eine viel st\u00e4rkere Gr\u00fcnvalenz hat als das dunklere. Wir sehen also, dafs die Reihenfolge der Farben (HG1, HB1 und DB1) nach ihrer farbigen Valenz geordnet, mit der Reihenfolge der nach obigem Prinzipe bestimmten Farbwerte \u00fcbereinstimmt1 ; es bleibt aber noch eine Frage, ob die nicht \u00fcberm\u00e4fsig grofsen Unterschiede in den Betr\u00e4gen der farbigen Valenzen die grofsen Unterschiede der Farbwerte bedingen k\u00f6nnen. Es ist sehr wahrscheinlich, dafs bei den letzteren auch noch ein psychologischer Faktor mitspielt, n\u00e4mlich der Umstand, dafs die Unterscheidbarkeit einer Farbe von einem dunkelgrauen Grunde sich wesentlich mit nach ihrer spezifischen Helligkeit bestimmt, so dafs Gelb hinsichtlich dieser\n1 F\u00fcr EG1 liefs sich die Grofse seiner farbigen Valenz in \u00e4hnlicher Weise nicht bestimmen.","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usw.\n169\nUnterscheidbarkeit am meisten bevorzugt ist, hierauf Rot und Gr\u00fcn folgen und an letzter Stelle das dem Dunkelgrau am meisten \u00e4hnliche Blau folgt.\nIch bestimmte weiterhin die W-Valenzen der benutzten F\u00e4rben und zwar nach der Methode der Peripheriewerte mit der von Hess zu dieser Methode angegebenen Versuchsanordnung. Es ergaben sich folgende W-Werte f\u00fcr 360\u00b0 Farbe: HG1 \u2014 170\u00b0 W, RG1 \u2014 74 0 W, HB1 \u2014 71 0 W, DB1 \u2014 43 0 W. Betrachten wir demgem\u00e4fs die Ergebnisse von HG1 und DB1 am D-Felde. Es hat z. B. der f\u00fcr die Vp. Ca. erhaltene Schwellenwert des HG1 (3,17\u00b0) eine W-Valenz von 1,58\u00b0, und der f\u00fcr DB1 gefundene Schwellenwert (5,07\u00b0) eine Valenz von 0,62\u00b0. Die sich hier zeigende Differenz der W-Valenzen hat nach dem Obigen die Wirkung, dafs wir bei HG1 einen viel kleineren 6-Wert erhalten.1\nDie merkbar gleichen e-Werte der beiden mit gleichen W-Valenzen ausgestatteten Farben HB1 und RG1 sind eine schwerwiegende Best\u00e4tigung der oben gegebenen Erkl\u00e4rungen. Wir finden eine weitere Best\u00e4tigung, wenn wir die Schwellenwerte von RG1 und HG1 vergleichen. F\u00fcr 2 Vpn. (Vp. H. und B.) ist die Schwelle am H-Feld f\u00fcr RG1 gr\u00f6fser (also hat RG1 einen kleineren Farbwert), w\u00e4hrend es im D-Felde umgekehrt steht. Dieses abweichende Verhalten im D Felde erkl\u00e4rt sich nach Obigem einfach daraus, dafs die W-Valenz des HG1 bedeutend gr\u00f6fser ist als diejenige des RG1, was notwendig f\u00fcr HG1 einen\n1 Gegen\u00fcber dem Einwande, dafs eine W-Valenz von 1,58\u00b0, die zu einer W-Valenz von 6\u00b0 (Gr\u00f6fse des weifsen Sektors im D-Ringe) hinzukommt, keine erhebliche Steigerung der W-Valenz und damit auch der Farbenschwelle bedeute, ist zu bemerken, dafs der Ring im D-Felde keineswegs ein Ring ist, der aller S Induktion entzogen ist. Denken wdr uns die 6\u00b0 W aus dem Ringe entfernt, so steht derselbe unter dem Einfl\u00fcsse einer S-Induktion, die durch die Lichtst\u00e4rken der ganzen Umgebung des Ringes (nicht blofs des D-Feldes, sondern auch des fr\u00fcher \u2014S. 165\u2014 erw\u00e4hnten grauen Hintergrundes) bedingt ist und die Helligkeit des Ringes erheblich unter die Helligkeit des kritischen Grau her abdr\u00fcckt. Um diese S-Induktion zu kompensieren, wird ein gewisser Bruchteil des weilsen Sektors von 6\u00b0 (z. B. 4 \u00b0) erforderlich sein, so dafs nur etwa 2\u00b0 W \u00fcbrig bleiben, um im Sinne einer Erh\u00f6hung des Schwellenwertes \u00fcber denjenigen Betrag hinaus zu wirken, der dem Falle, dafs der Ring die Helligkeit des kritischen Grau bes\u00e4fse, entspricht. Kommt nun zu diesem geringen Betrage (von z. B. 2 0 W) noch eine W-Valenz von 1,58\u00b0 hinzu, so mufs dies in der Tat im Sinne einer bedeutenden Erh\u00f6hung der Farbenschwelle wirken.","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nGeorg Katona.\nh\u00f6heren Schwellenwert im D-Felde ergeben mufs. F\u00fcr Vp. Ce. ist bereits im H-Felde die Schwelle f\u00fcr HG1 etwas gr\u00f6fser, als f\u00fcr RG1; der Einflufs der h\u00f6heren W-Valenz des HG1 tritt dem-gem\u00e4fs darin hervor, dafs im D-Felde die Schwelle f\u00fcr HG1 im betr\u00e4chtlich h\u00f6heren Grade als bei den beiden anderen Vpn. die Schwelle f\u00fcr RG1 \u00fcbertrifft.\nIst unsere obige Erkl\u00e4rung des Verh\u00e4ltnisses der Farbenschwellen und der \u00ab-Werte richtig, so m\u00fcssen offenbar folgende Konsequenzen sich durch die Erfahrung best\u00e4tigen lassen. Es mufs der Unterschied der zwischen zwei Farben hinsichtlich der W-Valenz besteht, einen um so geringeren Einflufs auf die f\u00fcr beide Farben im D Felde sich ergebenden Farbenschwellen aus\u00fcben, je umfangreicher der weifse Ringsektor des D-Feldes ist. Es ist selbstverst\u00e4ndlich, dafs z. B. der Unterschied, der zwischen den W-Valenzen des HG1 und des DB1 besteht, sich f\u00fcr die D-Feldschwellenwerte beider Farben weniger geltend machen mufs, wenn der weifse Ringsektor des D-Feldes 12\u00b0 umfafst, alsdann wenn er nur 6 0 oder gar 2 0 betr\u00e4gt. Demgem\u00e4fs mufs sich die Differenz der \u00ab-Werte von HG1 und DB1 (ich w\u00e4hlte absichtlich die beiden extremen F\u00e4lle, um deutlichere Ergebnisse zu erhalten) verringern, wenn der weifse Ringsektor des D-Feldes von 6\u00b0 auf 12\u00b0 erh\u00f6ht wird, dagegen vergr\u00f6fsern, wenn dieser Ringsektor von 6\u00b0 auf 2\u00b0 herabgesetzt wird.1 Die nachstehende Tabelle VIII enth\u00e4lt die Resultate der Versuche, die ich in der hier angegebenen Richtung angestellt habe.\nTabelle VIII.\nn = 20.\nKonstellation I. W \u2014 12\u00b0 im D-Ringe.\n\tVp. K\u00f6hler\t\t\tVp. David !\t\t\tVp. Bartels\t\t\n\tD\tH W = 126\u00b0\t\u00a3\tD\tH W = 139\u00b0\t\u00a3\tD\to co\t\u00a3\nDunkelblau\t9,32\t39,9\t4,29\t8,46\t37,71\t4,49\t7,88\t38,7\t4,93\nHellgelb\t3,35\t13\t3,79\t3,85\t13,85\t3,43\t3,86 1\t14,98\t3,88\n1 Wird der weifse Ringsektor des D-Feldes in der oben angegebenen Weise vergr\u00f6fsert oder vermindert, so mufs nat\u00fcrlich auch der weifse Ringsektor des H-Feldes entsprechend vergr\u00f6fsert bzw. vermindert werden. Diese \u00c4nderungen des Weifs-Gehaltes des H-Ringes sind aber f\u00fcr die hier in Rede stehenden Verh\u00e4ltnisse der e-Werte nicht von Belang, weil sie die verschiedenen Farben in gleichem Mafse betreffen.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usiv.\n171\nUnterschiede zwischen den beiden \u00ab-Werten : Vp. K = 0,5, Vp. D = 1,06, Vp. B = 1,05.\nKonstellation II. W = 6 0 im D-Ringe \u2014 s. Tab. VI und VII. Konstellation III. W = 2 0 im D Ringe.\n\tVp. K\u00f6hler\t\tl Vp. David\t\t\t\tVp. Vogt\t\n. 1\t[ D ! h u ; W = 47 0 \t1\t\t\u00a3\tD\tH W = 52\u00b0\ts\tD\tH W = 54\u00b0\t\u00a3\nDunkelblau\ti 3,27\t32,34\t9,89\t! 3,67\t37,71\tH 10,36\t4,37\t41\t9,37\nHellgelb\t1,54\t7,41\t4,8\t1,75 i\t9,12\t5,21!\t12,22\t10,48\t4,72\nUnterschiede zwischen den beiden \u00ab-Werten : Vp. K = 5,09, Vp. D = 5,15, Vp. V = 4,65.\nDiese Ergebnisse stimmen mit unseren Erwartungen vollkommen \u00fcberein; die Differenz der beiden \u00ab-Werte ist f\u00fcr den D-Ring mit 120 W (Konst. I) betr\u00e4chtlich kleiner als f\u00fcr den Ring mit 6\u00b0 W (Tab. VI), und auch f\u00fcr diesen kleiner als f\u00fcr den Ring mit 2 0 W (Konst. III). Unsere oben gegebene Erkl\u00e4rung f\u00fcr die Abh\u00e4ngigkeit, in welcher die \u00ab-Werte zu den W-Valenzen der benutzten Farben stehen, ist also durch diese Versuche vollkommen best\u00e4tigt.\nTab. VIII enth\u00e4lt noch ein weiteres Resultat, das wir bisher unber\u00fccksichtigt liefsen; die absoluten Werte von \u00ab sind bei Konst. III betr\u00e4chtlich gr\u00f6fser als bei Konst. I. Dieses Ergebnis erkl\u00e4rt sich daraus, dafs die weifsen Sektoren im D- und im H-Ringe bei der Konst. I 12 0 und ca. 135\u00b0, bei der Konst. III 2\u00b0 und ca. 500 betrugen. Es kommt hier der Satz in Betracht, dafs der Zuwachs des antichromatischen Einflusses des Weifs, der durch eine bestimmte Steigerung des Weifsgehaltes eines Feldes bewirkt wird, um so betr\u00e4chtlicher ist, je geringer der zun\u00e4chst vorhandene Weifsgehalt des Feldes ist. Wird ein Feld mit dem Weifsgehalt von 2\u00b0 um einen bestimmten Betrag erh\u00f6ht, so gibt dies nat\u00fcrlich eine ganz andere Steigerung des antichromatischen Einflusses des Weifs, als dann eintritt, wenn ein Feld von dem Weifsgehalt von 12\u00b0 einen gleichen oder auch noch gr\u00f6fseren Zuwachs an Weifsgehalt erf\u00e4hrt.\nDie oben gegebene Erkl\u00e4rung f\u00fcr das verschiedene Verhalten der dunklen und der hellen Farben hinsichtlich des \u00ab\nZeitscltr. f. Sinnesphys. 53.\t12","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nGeorg Katona.\ngilt nat\u00fcrlich nicht nur f\u00fcr meine Versuche, sondern auch f\u00fcr die entsprechenden Versuche von R\u00e9v\u00e9sz (\u00a7 1, S. 102 ff)). \u00dcber die R\u00c9v\u00c9szschen Versuche mit \u00fcberschwelligen Farbenreizen (\u00a7 2) ist folgendes zu sagen. Auf Tab. II ist unsere bisherige Erkl\u00e4rung \u00fcbertragbar. (Wir nehmen als Beispiel die von Vp. Jacobs gelieferten Werte). Nehmen wir an, dafs wir im H-Felde die Unterschiede der W-Valenzen der einzelnen Farben wieder als sehr geringf\u00fcgig vernachl\u00e4ssigen k\u00f6nnen1, so sind nach unserer obigen Er\u00f6rterung die Farbwerte von 27\u00b0 Gelb und 50\u00b0 Blau die gleichen. Im D-Ringe ist aber die Differenz der W-Valenzen dieser beiden Farben recht betr\u00e4chtlich; bei Gelb haben wir einen W-Wert von 11*/3 \u00b0, bei Blau einen solchen von 7 \u00b0. Dieser Unterschied mufs nach obigem im Sinne einer Herabsetzung des \u00ab-Wertes von Gelb wirken, was tats\u00e4chlich der Fall ist. In den Versuchen, \u00fcber deren Resultate Tab. III bis VI berichten, sind ungef\u00e4hr gleiche e-Werte wie bei den eben besprochenen Versuchen erhalten worden, obwohl bei diesen weiteren Versuchen der farbige Sektor im D-Ringe im allgemeinen ein erheblich gr\u00f6fserer war als bei den Versuchen der Tab. II. Auch dieser Tatbestand f\u00fcgt sich unserer Erkl\u00e4rung, wenn man ber\u00fccksichtigt, dafs bei diesen letzteren Versuchen der W-Gehalt des H-Ringes f\u00fcr die verschiedenen Farben nicht mehr als ungef\u00e4hr gleich grofs angesetzt werden kann. \u2014 Auf die in den Tabellen von \u00a7 3 von R\u00e9v\u00e9sz enthaltenen Resultate gehe ich hier nicht mehr ein, da eine sichere Erkl\u00e4rung derselben nur dann gegeben werden kann, wenn die Gr\u00f6fsen. der weifsen Ringsektoren des H-Feldes gegeben sind; leider sind dieselben in den Tabellen nicht enthalten und aus \u00e4ufseren Gr\u00fcnden war es Prof. R\u00e9v\u00e9sz nicht m\u00f6glich, mir dieselben nachtr\u00e4glich mitzuteilen.\nDas Hauptergebnis dieses zweiten Teiles hat auch Hermann 2 best\u00e4tigt und aufserdem gefunden, dafs das s mit der Helligkeit des kontrasterregenden Feldes w\u00e4chst, was nach unseren Anschauungen selbstverst\u00e4ndlich ist.\n1\tLegen wir die von R\u00e9v\u00e9sz in Ztsckr. f. Sinnesphysiologie 48, 1909, S. 354 angegebenen W-Werte der verschiedenen farbigen Papiere zugrunde, so besafs der H Ring bei Gelb die W-Valenz von 94\u00b0 und bei Blau eine solche von 82 \u00b0.\n2\tZtschr. f. Sinnesphysiologie 47, 1913, S. 97 ff.","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen usw.\n173\nZum Schl\u00fcsse habe ich das Bed\u00fcrfnis, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Geheimrat Prof. Dr. G. E. M\u00fcller meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen; auf seine Anregung hin wurde diese Arbeit unternommen, mit Hilfe seiner Ratschl\u00e4ge wurde sie ausgef\u00fchrt. Auch dem Assistenten des Instituts, Herrn Dr. O. Kroh und s\u00e4mtlichen Versuchspersonen danke ich herzlich f\u00fcr ihre grofse M\u00fche.\nAnhang.\nIch f\u00fchrte noch einige Versuche zur exakten Ermittelung des Einflusses aus, den die Entfernung, in welcher sich eine mit einem mittleren grauen Ring versehene farbige Scheibe zum Beobachter befindet, auf die St\u00e4rke des in dem Ringe auftretenden Simultankontrastes aus\u00fcbt. Das Resultat, dafs der Kontrast aus gr\u00f6fserer Entfernung beobachtet, also bei kleinerem Netzhautbild der Scheibe, deutlicher ist, ist schon von R\u00e9v\u00e9sz angegeben worden (Ztschr. f. Sinnesphysiol. 43, 190t), S. 351). Mir lag es nur daran, dies einmal numerisch festzustellen. Ich benutzte dieselbe Anordnung, wie bei den Versuchen der Tab. I, bediente mich also der Kompensationsmethode. In der nachstehenden Tabelle sind die Winkelbreiten angegeben, welche der kompensierende Ringsektor bei den verschiedenen Entfernungen durchschnittlich besafs.\nTabelle IX.\nn = 20\n1 Entfernung : . 1\t50 cm\t125 cm\t200 cm\t275 cm\nj Vp. E. M\u00fcller\t42,17\t92,84\t124,09\t151,54\nVp. Sefeers\t31,89\t80,02\t120.61\t142,40\nHier steigt also die antagonistische Induktion fast proportional zu der Entfernung. Selbstverst\u00e4ndlich w\u00fcrde bei Benutzung noch weit gr\u00f6fserer Entfernungen diese ann\u00e4hernde Proportionalit\u00e4t sich nicht mehr gezeigt haben.\n12*","page":173}],"identifier":"lit35940","issued":"1922","language":"de","pages":"145-173","startpages":"145","title":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Beziehungen zwischen den achromatischen und chromatischen Sehprozessen","type":"Journal Article","volume":"53"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:47:12.742128+00:00"}

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