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Das sogenannte "Schneelandschaftsphänomen"

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{"created":"2022-01-31T16:48:47.651009+00:00","id":"lit35942","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Comberg, Wilhelm","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 53: 179-185","fulltext":[{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"17fr\n(Aus der Universit\u00e4tsaugenklinik Berlin.)\nDas sogenannte \u201eSchneelandschaftsph\u00e4nomen\u201c.\nVon\nWilhelm Comberg.\nIm Archiv f\u00fcr Physiologie, 1912 S. 509 ff., hat Filehne eine Abhandlung \u00fcber die merkw\u00fcrdigen Helligkeitsdifferenzen ver\u00f6ffentlicht, die beim Vergleich zwischen Schneefeldern und dem dar\u00fcber befindlichen Himmel zur Beobachtung kommen. Die allgemeiner bekannte Tatsache, dafs ein Schneefeld oft bedeutend heller erscheint als der dar\u00fcber befindliche Himmel wird in der Zusammenfassung (auf Seite 524) von ihm im Wesentlichen wie folgt erkl\u00e4rt.\nDer Schnee strahlt ein einheitliches schattenloses weifses Licht aus; er wird weifs gesehen, \u201eweil er objektiv weifs, gen\u00fcgend belichtet, reichlich einheitliches Licht in das hierf\u00fcr adaptierte Auge reflektiert\u201c. Dagegen ist das Abbild des Wolkenhimmels \u201eein Mosaik, das aus maximal hellen und aus lichtschw\u00e4cheren und lichtschwachen Fleckchen, \u201eP\u00fcnktchen\u201c, besteht\u201c. Infolge der Umstimmung erscheinen bei Betrachtung \u201edie lichtschw\u00e4cheren Stellen (Punkte) der Wolken schwarz\u201c; \u201edie etwas helleren Wolkenpunkte erscheinen grau, beide also dunkel und die maximal hellen wirken hell\u201c. Die Wolken erscheinen dunkler als der Schnee, \u201eweil die lichtschw\u00e4cheren Partien der Wolken als lichtlos und dunkel, als schwarz und dunkelgrau empfunden werden, woraus f\u00fcr die Gesamthelligkeits empf in dung ein Ausfall resultieren mufs\u201c. \u201eDer Wolkenhimmel mufs also dunkel und grau, der von ihm beleuchtete Schnee dagegen weifs und hell gesehen werden.\u201c\nSoweit Filehne dem Einflufs der Adaptation \u00fcberhaupt eine gewisse Wirkung einr\u00e4umen will, wird man ihm nicht wider-","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nWilhelm Cornberg.\nsprechen k\u00f6nnen. Filehne hat wohl selbst gef\u00fchlt, dafs die Beeinflussung durch die Adaptation nicht gen\u00fcgen kann, um die Tatsache zu erkl\u00e4ren, dafs bei dem \u201eSchneelandschaftsph\u00e4nomen\u201c die Lichtquelle (der Himmel) dunkler erscheint als die beleuchtete Fl\u00e4che (das Schneefeld). Nach seiner Erkl\u00e4rung soll nun das Himmelslicht nicht \u201eeinheitlich\u201c, d. h. der leuchtenden Fl\u00e4che nach nicht gleichm\u00e4fsig, sondern aus \u201eP\u00fcnktchen\u201c zusammengesetzt sein. Er verbindet damit anscheinend die Vorstellung, dafs die durch einzelne Wassertr\u00f6pfchen reflektierten Strahlen in einer Zahl kleinerer Lichtb\u00fcschel auf der Netzhaut getrennt einwirken und dafs hierbei durch irgendeine physiologische Einrichtung eine geringere Gesamthelligkeitsempfindung zustande komme. Dem gegen\u00fcber ist darauf hinzuweisen, dafs auch von den Schneekrist\u00e4llchen getrennte Lichtb\u00fcschel ausgehen, die doch mindestens einen ebenso grofsen Querschnitt haben. Es ist wohl kaum ein derartiger Unterschied in der Einwirkung zu konstruieren. In beiden F\u00e4llen wird die Unzul\u00e4nglichkeit unseres physiologisch optischen Apparats daf\u00fcr sorgen, dafs die Fl\u00e4chen des Netzhautbildes genau so gleichm\u00e4fsig beleuchtet sind, als ob gleichm\u00e4fsig leuchtende Lichtfl\u00e4chen auf sie einwirkten.\nDie in der Zusammenfassung am Schlufs der Arbeit angegebenen Gr\u00fcnde scheinen in ihrer Gesamtheit nicht so stichhaltig zu sein, dafs sie f\u00fcr eine Erkl\u00e4rung der interessanten Erscheinung gen\u00fcgen k\u00f6nnten, selbst wenn man um andere Gr\u00fcnde zur Erkl\u00e4rung in Verlegenheit w\u00e4re. Es d\u00fcrfen aber einige hierher geh\u00f6rige Tatsachen nicht \u00fcbersehen werden. Ordnet man die verschiedenen Einfl\u00fcsse, die bei dem Zustandekommen des Ph\u00e4nomens mitwirken k\u00f6nnen, in Gruppen, so kommen dabei folgende in Betracht :\n1. Objektive Verschiedenheiten bez\u00fcglich der Lichtzustrahlung zum Beobachter.\nMan mufs unterscheiden zwischen dem Licht, das durch eine gr\u00f6fsere Luftschicht aus weiter Entfernung zum Auge des Beobachters dringt, und dem Licht, das aus n\u00e4herer Entfernung ohne nennenswerte Absorption in den dazwischen liegenden Luftschichten auf uns einwirkt. Betrachten wir zun\u00e4chst die Verh\u00e4ltnisse bei dem vom Himmel zugestrahlten Licht. Dies vermag ganz allgemein am besten die dazwischen liegende Luftschicht in der Richtung zu durchsetzen, in der der Weg am k\u00fcrzesten ist; daher z. B. der grofse Unterschied zwischen der","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"Das sogenannte \u201eSchneelandschaftsph\u00e4nomen\u201c.\n181\nStrahlenwirkung der hochstehenden und tiefstehenden Sonne. Auch die untere Grenzschicht der leuchtenden Wolkendecke sendet Licht aus, das ganz verschieden grofse Strecken von Luft und Wasserdunst zu durchdringen hat, je nach der Richtung, aus der es in das Auge des Beobachters f\u00e4llt. Dementsprechend wird bei gleichm\u00e4fsiger Bew\u00f6lkung ein St\u00fcck Himmelsfl\u00e4che vom Zenit dem Beobachter bedeutend mehr Licht zustrahlen als ein von gleichen Sehwinkeln begrenztes St\u00fcck des Himmels \u00fcber dem Horizont.\nAnders liegen die Dinge bei dem Licht, das von Schneefeldern ausgestrahlt wird. Man kann die Verh\u00e4ltnisse im Versuch in gewissem Sinne \u00e4hnlich machen, wenn man eine gleich-m\u00e4fsig durchleuchtete Milchglasfl\u00e4che oder eine ebenso belichtete, gen\u00fcgend starke homogene Weifspapierfl\u00e4che unter verschiedenen Winkeln betrachtet. In all diesen F\u00e4llen kommt ein \u00fcberallhin ziemlich gleichm\u00e4fsig ausgestrahltes Licht1 in unser Auge, ohne dafs eine gr\u00f6fsere Strecke absorbierender Medien durchsetzt wird. In der Natur bei der Betrachtung von Schneefeldern ist das in ausgesprochenem Mafse allerdings nur dann der Fall, wenn dieses Feld (z. B. im Gebirge) in nicht allzuferner Distanz bei klarer Luft an den Horizont angrenzt, Aber auch wenn dieser extreme Fall nicht verwirklicht wird, ist doch die an den Horizont angrenzende sichtbare Schneefl\u00e4che dem Auge aufserordentlich viel n\u00e4her als das dem Horizont benachbarte St\u00fcck des Wolkenhimmels. Das Licht hat also von der Schneefl\u00e4che auch dicht am Horizont nur eine viel k\u00fcrzere Strecke absorbierender Luft zu durchsetzen, bevor es zum Beobachter gelangt. Das Auge empfangt von der Schneefl\u00e4che nahezu das ganze in Richtung der Pupille ausgestrahlte optisch-physiologisch aktive Lichtquantum, bei dem zum Vergleich unwillk\u00fcrlich herangezogenen Himmelsst\u00fcck aus der N\u00e4he des Horizonts dagegen nur einen Bruchteil.\n2. Objektive Einfl\u00fcsse zugunsten einer relativ gr\u00f6fseren Lichtst\u00e4rke des Netzhautbildes der Schneefl\u00e4che im Vergleich zu der des Himmels.\nEs gibt am Auge eine Blendenwirkung, die sich f\u00fcr die untere H\u00e4lfte der Netzhaut st\u00e4rker bemerkbar macht als f\u00fcr die obere; das ist die Blendenwirkung des Oberlids und der Wimpern des Oberlids. Ihr entspricht nicht eine gleichstarke entgegen-\n1 Bei gen\u00fcgender G\u00fcltigkeit des cos \u00a3 \u2022 cos i - Gesetzes.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nWilhelm Cornberg.\ngesetzte Wirkung des Unterlides, denn nur das Oberlid reicht bei den meisten Menschen auch am normal ge\u00f6ffneten Auge eine mehr oder weniger betr\u00e4chtliche Strecke \u00fcber die Hornhaut. Aufserdem sind die Wimpern des Oberlids ganz betr\u00e4chtlich st\u00e4rker als die des Unterlids und stehen auch mehr zum Augapfel hingeneigt.\nAbbildung 1.\nAbbildung 2.\nErl\u00e4uterung der Blendenwirkung des Oberlides am Auge durch die schematischen Abbildungen 1 und 2.\n(Die Verh\u00e4ltnisse sind absichtlich \u00fcbertrieben gezeichnet.)\nAbb. 1: Wirkung einer von oben zwischen Objekt und Pupille in einen leil des Strahlenganges vorgeschobenen Blende (ohne Ber\u00fccksichtigung\nder Hornhautkr\u00fcmmung).\nAbb. 2: Wirkung einer \u00fcber die gew\u00f6lbte Hornhaut von oben in einen leil des Strahlenganges vorgeschobenen Blende (ohne Ber\u00fccksichtigung der\nnat\u00fcrlichen Pupille).\nIn beiden F\u00e4llen wird das von oben einfallende Licht st\u00e4rker abgeblendet.\nVon den zur Iris\u00f6ffnung hinziehenden Strahlen mufs bei aufrechter Kopfhaltung eine zwischen Objekt und Pupille in merkbarem Abstand vor der Pupille vonoben in einen Teil des Strahlengangs vorgeschobene Blende die Strahlenb\u00fcschel, welche von oberhalb der Horizontalen eintreten, in st\u00e4rkerem Mafse abblenden als die, welche von unterhalb gelegenen Gegenst\u00e4nden herkommen (vgl. Abb. 1). Aufserdem ist, wenn man von der Reflexion ganz absieht, die Lichtmenge, welche die Hornhaut pro Einheit ihrer Oberfl\u00e4che passiert, dem Kosinus des Einfallswinkels an der betreffenden Stelle der Hornhautoberfl\u00e4che proportional und daraus folgt, dafs (ebenfalls bei aufrechter Haltung und Prim\u00e4rstellung der Augen) von dem Licht, das mehr von oben einf\u00e4llt, ein greiserer Teil durch die obere, von dem Licht, das mehr von unten einf\u00e4llt, der gr\u00f6fsere Teil durch die untere H\u00e4lfte der","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Das sogenannte \u201eSchneelandschaftsph\u00e4nomen\u201c.\n183\nHornhaut eintritt. Eine Blende, die, wie das Oberlid \u00fcber der Hornhaut von oben vorgeschoben wird, nimmt f\u00fcr einen aufrechtstehenden, geradeaus sehenden Beobachter also auch noch aus diesem Grunde von dem Licht \u00fcber dem Horizont einen gr\u00f6fseren Anteil fort (vgl. Abb. 2).\nDafs eine derartige Blendenwirkung tats\u00e4chlich besteht, kann man auf verschiedene Weise leicht nachpr\u00fcfen. Wenn man sich z. B. das Nachbild einer Fl\u00e4che erzeugt, die ihre Hauptausdehnung in vertikaler Richtung hatte und gleichm\u00e4fsig belichtet war, so wird man oft wahrnehmen, dafs das Nachbild entsprechend der oberen Netzhauth\u00e4lfte st\u00e4rker oder dauerhafter ist. Wenn man ferner beim Betrachten einer beliebigen gr\u00f6fseren Fl\u00e4che, zumal unter Festhalten des Unterlids das Oberlid nur etwas weiter nach unten \u00fcber die Hornhaut r\u00fccken l\u00e4fst als es beim gew\u00f6hnlichen Blick steht, so sieht man, wie die betrachtete Fl\u00e4che sich in der oberen H\u00e4lfte verdunkelt.\nDafs die Blendenwirkung des Oberlids und seiner Wimpern beim Aufenthalt im Freien eine beachtenswerte physiologische Rolle spielt und dafs die Lichteinwirkung des Himmels durch geringf\u00fcgige Ver\u00e4nderung in der Stellung des Lides in ziemlich weitgehender Weise abged\u00e4mpft werden kann, ist kaum zu bezweifeln. Der Einflufs dieser Bien den Wirkung beim Vergleich einer Schneefl\u00e4che mit einem St\u00fcck des dar\u00fcber hegenden Himmels wird im allgemeinen in dem Sinne erfolgen, dafs dadurch die Schneefl\u00e4che an Weifslichkeit gewinnt und der Himmel dunkler erscheint.\n3. In der Sinnessubstanz des Sehorgans vorhandene physiologische Einfl\u00fcsse, die gew\u00f6hnlich zugunsten relativ gr\u00f6fserer Helligkeit unter dem Horizont gelegener Fl\u00e4chen im Vergleich mit der Fl\u00e4che des Himmels wirksam werden.\nHier verdient zun\u00e4chst die Tatsache Ber\u00fccksichtigung, dafs die Fl\u00e4chen unter dem Horizont im allgemeinen noch viel weniger gleichm\u00e4fsiges und an vielen Stellen schw\u00e4cheres Licht ausstrahlen als die Fl\u00e4che des Himmels. Die obere H\u00e4lfte der Netzhaut ist aus diesem Grunde meist weniger hell adaptiert als die untere H\u00e4lfte. Wenn man z. B. in der D\u00e4mmerung nach Sonnenuntergang auf freiem Felde stehend den Himmelsreflex in einem kleinen See oder einem Teich betrachtet, kann er bei geradeaus gerichtetem Blick allein aus diesem Grunde heller er-","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nWilhelm Cornberg.\nscheinen als der Himmel selbst. Der Eindruck der Helligkeit wird in diesem Falle noch durch den Kontrast vermehrt, der an den Begrenzungsfl\u00e4chen des reflektierenden Wassers mit den viel dunkleren Wiesen oder Feldern ausgel\u00f6st wird. Auch bei der Betrachtung von Schneefeldern k\u00f6nnen \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse wirksam werden, wenn man vorher bei langen Wanderungen auf die Wegspur achtend nach unten gesehen und auf der oberen Netzhaut durch die dunkle Fl\u00e4che seiner Kleider eine relative Dunkeladaptation gegen\u00fcber der \u00fcbrigen Netzhaut zustande gebracht hat. Es ist \u00fcbrigens auch zu unterscheiden, ob man nur mit dem Blick geradeaus in der Horizontalen die Stellen nahe \u00fcber und unter dem Horizont vergleicht, wobei haupts\u00e4chlich die bei der Beobachtung von Schneefeldern meist objektiv geringere Lichtst\u00e4rke des betreffenden Himmelsst\u00fccks und die Blendenwirkung des Oberlids ihren Einflufs aus\u00fcben, oder ob man von dem Horizont gegen den Zenit aufblickt. Man wird in letzterem Falle schon aus mehreren anderen Ursachen geneigt sein, die Lichtst\u00e4rkendifferenz zwischen dem Himmel \u00fcber dem Horizont und dem Himmel am Zenit zu untersch\u00e4tzen.\nEinmal aus einem psychologischen Grund, weil man n\u00e4mlich bei\n\u25a0 \u2022\nder Betrachtung des Horizonts die \u00dcberzeugung gewonnen hatte, dafs der Himmel dunkler sei als das darunter liegende Feld und dies f\u00e4lschlich auf die Gegend des Zenits an wendet. Zweitens aus physiologischen Gr\u00fcnden, wTeil die Pupille einen Teil des vermehrten Lichtes durch Verengerung abblendet und wegen der gleichzeitig erh\u00f6hten Momentadaptation an Weils.\nDen in der Einteilung unter 2. und 3. genannten Einfl\u00fcssen kann man \u00fcbrigens sehr einfach dadurch eine andere Wirkung geben, dafs man die Kopfhaltung \u00e4ndert, indem man sich z. B. b\u00fcckt und die zu vergleichenden Fl\u00e4chen zwischen den Beinen hindurch sehend betrachtet oder indem man den Kopf stark seitlich beugt. Durch solche einfache Mafsnahme konnte ich gelegentlich bei der Beobachtung einer Wasserfl\u00e4che, die mir vorher gleich hell erschienen war, wie der dar\u00fcber befindliche, in der Abendd\u00e4mmerung leuchtende Himmel, sofort erreichen, dafs sie nun um einen ganz erheblichen Grad dunkler aussah als das angrenzende Himmelsst\u00fcck.\nInsgesamt d\u00fcrfte die zun\u00e4chst paradox anmutende Tatsache erkl\u00e4rt sein, dafs beim Schneelandschaftsph\u00e4nomen die beleuchtete","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"Das sogenannte \u201eSchneelandschaftsph\u00e4nomen11.\t185\nFl\u00e4che heller erscheint als die leuchtende Fl\u00e4che. Es kann dadurch zustande kommen:\na)\tdafs beim nat\u00fcrlichen Sehen nur ein lichtschw\u00e4cherer Teil des Himmels (die Fl\u00e4che nahe dem Horizont) mit den Schneefeldern direkt verglichen werden kann. Ein Vergleich zwischen Zenit und Schneefeld ist ohne weiteres nicht m\u00f6glich, weil der Winkel zwischen beiden Beobachtungsrichtungen viel zu grofs ist:\nb)\tdafs die Blendenwirkung des Oberlids und der Wimpern den Eindruck gr\u00f6fserer Helligkeit bei allen Fl\u00e4chen beg\u00fcnstigt, die (bei Beobachtung in aufrechter Haltung) unter dem Horizont gelegen sind;\nc)\tdafs gelegentlich durch die Einwirkung der Adaptation und des Kontrastes unter dem Horizont gelegene Felder an Helligkeit gewinnen.\nEine genauere Absch\u00e4tzung des jeweiligen Anteils, den die aufgez\u00e4hlten Faktoren im einzelnen Falle haben, ist nicht so leicht. Der unter b angef\u00fchrte Faktor l\u00e4fst sich durch \u00c4nderung der Kopfhaltung, wie schon erw\u00e4hnt, in der Wirkung ab\u00e4ndern. Der unter a angef\u00fchrte Faktor l\u00e4fst sich im Versuch leicht dadurch eliminieren, dafs man mit einer einfachen Vorrichtung im Spiegelbild gleichgrofs erscheinende kleine Ausschnitte der Schneefl\u00e4che und bestimmter Stellen des Himmels nebeneinander bringt; durch Einschalten geeichter Grauglasscheiben l\u00e4fst sich dabei der Betrag der Lichtabschw\u00e4chung feststellen, der n\u00f6tig ist, um beide Felder auf gleiche Lichtst\u00e4rke zu bringen.\nDa geeignete Graugl\u00e4ser nicht zur Hand waren, konnte ich selbst nur eine Untersuchung ohne diese unter Verwendung zweier kleiner Spiegel anstellen. Es zeigte sich, dafs das Spiegelbild der Himmelsfl\u00e4che aus der Gegend des Zenits stets betr\u00e4chtlich heller war als ein gleichzeitig (zur Vermeidung eines Fehlers unter gleichen Winkeln) gespiegeltes St\u00fcck der Schneefl\u00e4che, ja sogar meist merklich heller als die Schneefl\u00e4che selbst, wenn diese als Umfeld des Spiegels mit dem Spiegelbild des Himmels am Zenit verglichen wurde. Es geht daraus hervor, dafs f\u00fcr das Zustandekommen des Schneelandschaftsph\u00e4nomens der unter a angef\u00fchrte Faktor oft allein gen\u00fcgt.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n","page":186}],"identifier":"lit35942","issued":"1922","language":"de","pages":"179-185","startpages":"179","title":"Das sogenannte \"Schneelandschaftsph\u00e4nomen\"","type":"Journal Article","volume":"53"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:48:47.651015+00:00"}

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