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Experimentelle Beiträge zur Untersuchung der Abhängigkeit der Unterschiedsschwelle für Helligkeiten von der antagonistischen Induktion

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{"created":"2022-01-31T15:11:25.083184+00:00","id":"lit35947","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Seffers, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 53: 255-263","fulltext":[{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"255\n(Aus dem psychologischen Institut der Universit\u00e4t G\u00f6ttingen.)\nExperimentelle Beitr\u00e4ge zur Untersuchung der Abh\u00e4ngigkeit der ITnterschiedsschwelle f\u00fcr Helligkeiten von der antagonistischen Induktion.1\nVon\nKael Seffees.\n\u00a7 1. Einleitung und Fragestellung.\nBei seinen Untersuchungen \u00fcber die Wirksamkeit des Binnenkontrastes fand Blachowski (diese Zeitschr. 47, 1913, S. 291 ff.), dafs, wenn er auf der Mitte von kreisf\u00f6rmigen Lichtfl\u00e4chen, deren Sehwinkel zwischen 2\u00b0 und 20\u00b0 betrug, ein kleines helleres Feld herstellte, dieses, um eben merklich heller zu erscheinen als die Lichtfl\u00e4che, um so st\u00e4rker genommen werden mufste, je weniger ausgedehnt diese Fl\u00e4che war. Ferner fand er, dafs, wenn das kleine hellere Feld bei den einen Versuchen in der Mitte und bei den anderen Versuchen am Rande der kreisf\u00f6rmigen Lichtfl\u00e4che hergestellt wurde, bei den letzteren Versuchen die Lichtst\u00e4rke des kleinen Feldes zwecks Erzielung der Ebenmerkbar-keit desselben gr\u00f6fser genommen werden mufste als bei den ersteren Versuchen. Blachowski deutet diese Verhaltungsweisen der Schwellen dahin, dafs infolge der Wirksamkeit des Binnenkontrastes die Erregung in denjenigen Teilen des somatischen Sehfeldes, die der Mitte gr\u00f6fserer Lichtfl\u00e4chen entsprechen, geringer\n1 Vorliegende Arbeit bildet einen Teil einer gr\u00f6fseren Arbeit mit dem Titel \u201eOptische Schwellenbestimmungen\u201c. Die hier nicht abgedruckten Teile enthalten Untersuchungen \u00fcber das Verhalten von Schwellen weifsen Lichtes auf gleichhellen farbigen Fl\u00e4chen. Die gesamte Abhandlung ist yon der Universit\u00e4tsbibliothek G\u00f6ttingen und der Staatsbibliothek Berlin leihweise zu beziehen.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nKarl Seffers.\nsei als in denjenigen Teilen, die der Mitte kleinerer Lichtfl\u00e4chen zugeh\u00f6ren, und dafs ferner die Erregung in den Gebieten des somatischen Sehfeldes, die der Mitte einer Lichtfl\u00e4che entsprechen, geringer sei als in denjenigen Teilen, die den Randpartien dieser Lichtfl\u00e4che zugeordnet sind. Die geringere Erregung in den betreffenden Stellen des somatischen Sehfeldes habe aber zur Folge, dafs die Unterschiedsschwelle niedriger ausfalle, und zwar nach dem Satze, welcher besagt, dafs die auf weifsen Fl\u00e4chen bestimmte Schwelle um so niedriger ausf\u00e4llt, je geringer die vorhandene Erregung ist. Nach Blachowski w\u00e4re also die verschiedene Verhaltungsweise der Unterschiedsschwelle bei, den oben angef\u00fchrten Versuchen lediglich auf die durch den Binnenkontrast hervorgerufene Intensit\u00e4tsverschiedenheit der Erregungszust\u00e4nde in den in Frage kommenden Gebieten des somatischen Sehfeldes zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nDafs indessen der von Blachowski geltend gemachte Gesichtspunkt f\u00fcr die Erkl\u00e4rung dieses Erscheinungsgebietes nicht ausreichend ist, zeigen die Versuchsresultate v\u00f6n Dittmers (diese Zeitschrift 51, 1920, S. 214 ff.), die vor diesem in gewisser Weise auch schon von Coob und Geissler (The Psychol. Review XXI, 1914; S. 23) und von Schjelderup (PsyJce 14, Jahrg. 1919) erzielt wurden.\nDittmers hat n\u00e4mlich gefunden, dafs, wenn der ebenmerkbare Zuwuchs weifsen Lichtes in der Mitte eines farblosen Infeldes (Durchm. = 3,7 cm), das von einem weifsen Umfeld (Durchm. = 20 cm) umgeben war, bestimmt wurde, diese Schwelle bei zunehmender Helligkeit, aber konstant bleibender Ausdehnung des Umfeldes zun\u00e4chst abnahm, in dem Falle der Helligkeitsgleichheit von In- und Umfeld einen minimalen Wert erreichte und dann bei weiter fortgesetzter Verst\u00e4rkung der Umfeldshelligkeit anwuchs. Es wird also trotz der Erregungsabnahme, die ohne Frage infolge der antagonistischen Induktion bei Steigerung der Umfeldshelligkeit \u00fcber die Helligkeit des Infeldes hinaus in denjenigen Teilen des somatischen Sehfeldes, die dem Infeld entsprechen, stattfindet, der Wert der Unterschiedsschwelle gr\u00f6fser, w\u00e4hrend man bei Anwendung der Erkl\u00e4rungsweise, welche Blachowski f\u00fcr seine Resultate gegeben hat, annehmen m\u00fcf\u00f6te, dafs f\u00fcr diesen Fall die Unterschiedsschwelle kleiner Wtifd\u00e8, als f\u00fcr den Fall gleicher Helligkeit im In- und Umfeld*","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Beitr\u00e4ge zur Untersuchung usw. der antagonistischen Induktion. 257\n? 'Allerdings w\u00fcrden die DiTTMEESschen Versuchsergebnisse auch Unter Festhaltung des von Blachowski geltend gemachten; Gesichtspunktes zu verstehen sein, wenn man annehmen k\u00f6nnte, dafs die von ersterem festgestellte Gesetzm\u00e4fsigkeit nicht nur ein Resultat physiologischer Vorg\u00e4nge sei, sondern auch noch ein psychologischer Faktor mitwirke, der die Unterschiedsempfindlichkeit der Vp. dann herabsetze, wenn zwischen dem Infelde,; f\u00fcr dessen Mitte der ebenmerkliche Lichtzuwuchs zu bestimmen ist, und dem Umfeld eine Helligkeitsdifferenz besteht. Den Einflufs dieses psychologischen Faktors h\u00e4tten wir uns also als eine Gr\u00f6fse zu denken, die der erwarteten Abnahme des Schwellenwertes bei gr\u00f6fserer Helligkeit des Umfeldes entgegenwirke.\nMan k\u00f6nnte z. B. vermuten, dafs durch die im Gesichtsfelde vorhandene Helligkeitsdifferenz zwischen Umfeld und Infeld und die infolge derselben erscheinende, die Grenze zwischen In- und Umfeld bezeichnende, Kontur die Aufmerksamkeit des Beobachters nach Malsgabe der Deutlichkeit jener Helligkeitsdifferenz von der Mitte des Infeldes abgelenkt oder \u00fcber einen gr\u00f6fseren Bezirk ausgebreitet worden sei, was eine Erh\u00f6hung der Unterschiedsschwelle zur Folge gehabt habe.\nZur Kl\u00e4rung dieser Sachlage stellte ich unter Benutzung der von Dittmers (a. a. O., S. 215) beschriebenen Versuchsanordnung Versuche an, indem ich in R\u00fccksicht zog, dafs Dittmers bei seinen Versuchen nur eine sehr beschr\u00e4nkte Anzahl verschiedener Umfeldshelligkeiten benutzte und die Gr\u00f6fse des Umfeldes konstant hielt. Es erschien denkbar, dafs bei Anwendung einer gr\u00f6fseren Anzahl von Umfeldshelligkeiten und bei etwaiger Variation der Gr\u00f6fse des Umfeldes er das wirkliche Minimum der Unterschiedsschwelle in einem Falle erhalten haben w\u00fcrde, der dem Falle der Helligkeitsgleichheit von Infeld und Umfeld zwar nahe stand, aber eben doch nicht die ausgezeichnete Eigenschaft besafs, keine Helligkeitsdifferenz und keine Kontur zwischen Infeld und Umfeld darzubieten. Lielse sich nach weisen, dafs das eigentliche Minimum der Unterschiedsschwelle im Falle einer bestimmten Abweichung der Umfeldshelligkeit von der In-feldshelligkeit erhalten wird, so w\u00fcrde die erw\u00e4hnte Vermutung einer wesentlichen Mitwirkung eines psychologischen Faktors der angedeuteten Art hinf\u00e4llig werden und anzunehmen sein, dafs eben gewisse von der seitens des Umfeldes ausgehenden antago-","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nKarl Seffers.\nnistischen Induktion wesentlich abh\u00e4ngige physiologische Vorg\u00e4nge f\u00fcr das Verhalten der Unterschiedsschwelle bei derartigen Versuchen mafsgebend seien.\nUm die bei meinen Versuchen erhaltenen Resultate mit den von Dittmers gefundenen in strenge Parallele setzen zu k\u00f6nnen, behielt ich neben der von ihm benutzten Versuchsanordnung auch das von ihm angewandte Versuchsverfahren bei.\nZur Erzeugung des Reizzuwuchses benutzte ich ebenso wie Dittmers das von einer Projektionslampe in Form eines Spaltbildes auf die Mitte des Infeldes geworfene Licht, dessen Intensit\u00e4t mit Hilfe eines in den Strahlengang der Projektionslampe eingeschobenen, durch einen Motor in schnelle Rotation versetzten Episkotisters variiert werden konnte. Als Mafs f\u00fcr die Gr\u00f6fse der Unterschiedsschwelle diente die halbe Gr\u00f6fse der \u00d6ffnung des Episkotisters, da ja die Intensit\u00e4t des das Spaltbild erzeugenden Lichtes der Projektionslampe proportional ist der Gr\u00f6fse der \u00d6ffnung des Episkotisters. Die f\u00fcr das Infeld und Umfeld verwandten grauen Papiere entstammten derselben Papierserie, welche von Dittmers benutzt worden ist. Gr\u00f6fse und Helligkeit des Infeldes blieben konstant, w\u00e4hrend Gr\u00f6fse und Helligkeit des Umfeldes variiert wurden. Der Durchmesser des Infeldes betrug bei allen Versuchen 3,7 cm.\nAls Vpn. stellten sich mir zur Verf\u00fcgung Fr\u00e4ulein Fischer (F.) und die Herren Kley (Kl.), Niemeyer (N.), K\u00fchlhorn (K.), Stich-noth (St.) und Flechsig (Fg.).\n\u00a7 2, Tabellen mit erkl\u00e4renden Bemerkungen.\nDie in der ersten Spalte der Tabelle stehenden Zahlen geben das Verh\u00e4ltnis der Umfeldshelligkeit (U) zur Infeldshelligkeit (I), letztere gleich 1 gesetzt1, die in der zweiten Spalte aufgef\u00fchrten Zahlen die Gr\u00f6fse des Durchmessers des Umfeldes an. Unter den in Spalte 3 und 4 aufgef\u00fchrten Schwellenwerten habe ich die zu jedem Werte geh\u00f6rige mittlere Variation angegeben, wobei letztere wegen des starken Einflusses der \u00dcbung als Durchschnittswert der auf die einzelnen Versuchstage entfallenen mittleren Variationen berechnet worden ist.\n1 Dieses Verh\u00e4ltnis wurde mittels des WEBERSchen Fl\u00e4chenphotometers ermittelt.","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Beitr\u00e4ge zur Untersuchung usw. der antagonistischen Induktion. 259\nTabelle 1.\nn == 20.\nU : I\td\tVp. Kl.\tVp. N.\n4,22\t20 cm\t18,50\t18,75\n\t\t1,40\t1,70\n4,22\t11,5 cm\t17,00\t17,75\n\t\t1,04\t1,27\n4,22\t8,7 \u201e\t17,00\t17,25\n\t\t1,81\t1,30\n1\t20,0 \u201e\t16,50\t16,50\n\t\t0,86\t0,98\n0,063 1\to o (M\t20,00\t18,50\n(tuchschw.\t1\t2,55\t1,45\nUmfeld)\t1\t\t\nAus obiger Tabelle ergibt sich zun\u00e4chst eine einwandfreie Best\u00e4tigung der DiTTMEEsschen Ergebnisse, wenn man die bei gleichem Durchmesser des Umfeldes erhaltenen Werte der ersten, vierten und f\u00fcnften Zeile miteinander vergleicht. Es zeigt sich ferner, dafs bei Verkleinerung der kontrasterregenden Fl\u00e4che von 20 auf zun\u00e4chst 11,5 und dann 8,7 cm Durchmessergr\u00f6fse unter Konstanthaltung von U eine Verminderung des Schwellenwertes eintritt. Das Minimum des Schwellenwertes wurde jedoch in keinem der 3 F\u00e4lle, wo ein helleres Umfeld vorlag, erreicht.\nIch ging deshalb bei der n\u00e4chsten Versuchsreihe dazu \u00fcber, eine geringere Helligkeitsdifferenz zwischen In- und Umfeld zu w\u00e4hlen, da ja durch die DiTTME\u00dfsschen Versuche nachgewiesen worden war, dafs mit abnehmender Helligkeit des helleren Umfeldes die Unterschiedsschwelle bis zum Falle der Gleichheit von I und U abnimmt (s. Tab. 2).\nAuch hier zeigt sich wieder, dafs mit der Verkleinerung des kontrasterregenden Umfeldes vom Durchmesser 20 cm auf 11,5 cm bei Konstanthaltung von U die Unterschiedsschwelle sinkt. Der Unterschiedsschwellenwert des optimalen Falles bei Gleichheit\n1 Dieser Versuch, bei dem das Umfeld dunkler ist als das Infeld, wurde vergleichsweise hinzugenommen.","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nKarl Seffers,\nyon I und U wurde jedoch bei hellerem Umfeld nur von einer Vp. erreicht.\nTabelle 2.\nn = 20.\n\u00fc : I\td\tVp. F.\tVp. K.\tVp. St.\n2,32\t20,0 cm\t14,50\t11,00\t10,50\n\t\t0,45\t0,48\t0,69\n2,32\t1,5 \u201e\t14,00\t10,50\t9,75\n\t\t0,45\t0,32\t0,61\n1\t20,0 \u201e\t14,00\t10,00\t9,50\n\t\t0,55\t0,42\t0,57\nIn der folgenden Versuchsreihe schritt ich daher zu einer weiteren Verkleinerung des helleren Umfeldes, behielt jedoch dieselbe Differenz zwischen I und U wie bei den vorigen Versuchen bei.\nTabelle 3.\nn = 24.\nU : 1\td\tVp. K.\tVp. St.\tVp. Fg.\n2,32\t8,7 cm\t8,00\t7,75\t10,00\n- \u25a0\t\t0,32\t0,22\t0,69\n2,32\t6,0 \u201e\t8,00\t8,00\t10,00\n\t/\t0,26\t0,33\t0,56\n1\t20,0 \u201e\t8,25 1\t8,251\t11,25\nr ;\t\t0,33\t0,32\t0,59\nMit den Ergebnissen der vorstehenden Tabelle ist das Ziel meiner Untersuchungen erreicht : es hat sich zu dem nach Gr\u00f6fse und Helligkeit gegebenen Infeld ein derartiges helleres Umfeld finden lassen, dafs die im Infeld gemessene Unterschiedsschwelle\n1 Dafs sich f\u00fcr diese beiden Versuchspersonen trotz gleicher Versuchsbedingungen (Gleichheit von I und U) hier niedrigere Werte ergeben haben als in der vorigen Versuchsreihe, ist auf den Einflufs der \u00dcbung im Auffinden der Schwelle zur\u00fcckzuf\u00fchren.","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Beitr\u00e4ge zur Untersuchung usw. der antagonistischen Induktion. 261\nden im Falle der Gleichheit von I und U bestimmten Schwellenwert nicht nur erreicht, sondern sogar noch unter diesen heruntersinkt.\n\u00a7 3. Theoretische Betrachtungen.\nKn\u00fcpfen wir an die in \u00a7 1 mitgeteilten \u00dcberlegungen an, die zu den oben beschriebenen Versuchen gef\u00fchrt haben, so m\u00fcssen wir auf Grund der erhaltenen Versuchsresultate schliefsen, dafs die von Dittmers ermittelte Gesetzm\u00e4fsigkeit in der Verhaltungsweise der Unterschiedsschwelle nicht durch einen psychologischen Faktor bedingt wird, sondern lediglich auf die in Betracht kommenden physiologischen Prozesse zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.\nEs erhebt sich die Frage, wie wir uns diese physiologischen Prozesse vorzustellen haben, um die \u00fcber den vorliegenden Gegenstand ermittelten experimentellen Tatsachen erkl\u00e4ren zu k\u00f6nnen. Nach den Ausf\u00fchrungen, die Prof. G. E. M\u00fcller auf dem Marburger Kongrefs (1921) gegeben hat1, bewirkt ein aus den sensibilisatorischen Prozessen entspringender Weifserregungsantrieb zun\u00e4chst die Umwandlung eines bestimmten Ausgangsmaterials (A-Materials) in W-Material (einen AW-Umsatz). Die entstehende Vermehrung letzteren Materiales hat einen Umsatz in ein drittes Material (V-Material) zur Folge, und dieser zweite Umwandlungsprozefs (WV-Umsatz) ist die eigentliche W-Erregung, die f\u00fcr die Intensit\u00e4t der entstehenden W-Empfindung mafs-gebend ist. Bei der antagonistischen Induktion, die ein weifses Umfeld auf ein Infeld aus\u00fcbt, treten in der zerebral gelegenen Kontrastzone die genau entgegengesetzten Prozesse auf: der AW-Umsatz und der WV-Umsatz des Umfeldes wirken im Sinne eines WA- und eines VW-Umsatzes im Infelde. In dem Fall nun, dafs auf einem kleinen farblosen Infeld, das von einem weifsen Umfeld von variabler Helligkeit umgeben ist, die Unter-schiedsschwelle bestimmt wird, hat eine Steigerung der Umfeldshelligkeit zwei Wirkungen, die f\u00fcr den Betrag der Unterschiedsschwelle von Belang sind. Verstehen wir n\u00e4mlich unter K-Infeld die Projektion2 des kleinen Infeldes in die Kontrastzone der Sehbahn, so ist in demselben einerseits wegen der in der Richtung V->W->A stattfindenden stofflichen Umsetzungen die\n1\tMan vergleiche hier\u00fcber auch die Mitteilungen, die sich bei Katona in dieser Zeitschrift 53, 1921, S. 152 ff. finden.\n2\tDiese Ausdrucksweise ist nur in bildlichem Sinne zu verstehen.","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nKarl Seff er s.\nMenge des A-Materials um so gr\u00f6fser, je heller das Umfeld und je st\u00e4rker demgem\u00e4fs die von demselben ausgehende S-Induktion ist. Dies wirkt an und f\u00fcr sich dahin, dafs der gleiche Zuwuchs des Erregungsantriebes im K-Infeld eine um so erheblichere Steigerung des AW-Umsatzes und Vermehrung des W-Materials zur Folge hat, je heller das Umfeld ist. Andererseits dient eine Erh\u00f6hung der S Induktion, der ja nach obigem an und f\u00fcr sich eine F\u00f6rderung des VW-Umsatzes entspricht, im Sinne einer Erschwerung des WV-Umsatzes, so dafs einer bestimmten Menge des W-Materials des K-Infeldes eine um so geringere Lebhaftigkeit des WV-Umsatzes entspricht, je heller das Umfeld ist.\nVon diesen beiden einander in Beziehung auf die St\u00e4rke der W-Erregung entgegenarbeitenden Wirkungen einer Verst\u00e4rkung der Umfeldshelligkeit (Steigerung des W-Materials einerseits und Erschwerung des WV-Umsatzes andererseits) \u00fcberwiegt nun, falls wir uns die Umfeldshelligkeit von einem sehr geringen Anfangswerte aus allm\u00e4hlich erh\u00f6ht denken, zun\u00e4chst die erste Wirkung (Steigerung der von einem gegebenen Erregungsantriebe bewirkten AW-Umsetzung und Vermehrung des W-Materials), der eine Abnahme der Unterschiedsschwelle bei wachsender Umfeldshelligkeit entspricht. Bei weiterer Zunahme der letzteren jedoch gewinnt die zweite Wirkung (die Erschwerung des WV-Umsatzes) das \u00dcbergewicht, so dafs von einem gewissen Punkte ab die f\u00fcr das Infeld g\u00fcltige Unterschiedsschwelle bei zunehmender Umfeldshelligkeit anw\u00e4chst.\nDer sich ergebende Minimalwert der Unterschiedsschwelle f\u00fcr ein Infeld von gegebener Ausdehnung und Helligkeit ist demnach an einen von der Infeldshelligkeit abh\u00e4ngigen, bestimmten Grad der auf das Infeld ausge\u00fcbten S-Induktion gebunden, der durch verschiedene Kombinationen von Gr\u00f6fse und Helligkeit des Umfeldes hergestellt werden kann.\nEs d\u00fcrfte anzunehmen sein, dafs f\u00fcr den Fall, in dem das Umfeld seine maximale Ausdehnung erreicht, d. h. sich etwa \u00fcber das ganze Gesichtsfeld erstreckt, der minimale Wert der 'Unterschiedsschwelle bei ann\u00e4hernder Helligkeitsgleichheit von Infeld und Umfeld erreicht wird. Diese Vermutung wird best\u00e4tigt durch die Versuche von Blachowski, welche, wie schon in \u00a7 1 ausgef\u00fchrt wurde, ergeben haben, dafs die Unterschiedsschwelle um so geringere Werte annimmt, je ausgedehnter die gleichm\u00e4fsig helle Fl\u00e4che ist, f\u00fcr deren Mitte man die Unter-","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Experim. Beitr\u00e4ge zur Untersuchung usw. der antagonistischen Induktion. 263\nschiedsschwelle bestimmt. Derselbe minimale Wert der Unterschiedsschwelle, der f\u00fcr ein gegebenes Infeld bei einem gleich hellen Umfeld von maximaler Ausdehnung erhalten wird, kann aber nach meinen Versuchsresultaten auch bei weniger ausgedehntem Umfelde gewonnen werden, wenn die Umfeldshelligkeit in einem von der Ausdehnung des Umfeldes abh\u00e4ngigen Grade gr\u00f6fser genommen wird als die Infeldshelligkeit.\nDie Tatsache, dafs die Unterschiedsschwelle im Falle der Helligkeitsgleichheit von Infeld und gr\u00f6fserem Umfeld nur geringe Werte besitzt, d\u00fcrfte als eine zweckm\u00e4fsige Einrichtung anzusehen sein, die dazu dient, auf einem gleichf\u00f6rmig hellen Grunde auch solche Objekte wahrnehmen zu lassen, die sich hinsichtlich ihrer Helligkeit nur wrenig von ihrer Umgebung unterscheiden.\nZum Schlufs m\u00f6chte ich nicht verfehlen, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Geheimrat Prof. G. E. M\u00fclleb, auf dessen Veranlassung diese Arbeit unternommen wurde, und der mich bei ihrer Ausf\u00fchrung in jeder Weise unterst\u00fctzt hat, meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Auch dem Assistenten des Instituts, Herrn Dr. Kboh, sowie allen Versuchspersonen danke ich herzlich f\u00fcr die M\u00fche, die sie aufgewandt haben, um mir die Ausf\u00fchrung meiner Versuche zu erm\u00f6glichen.","page":263}],"identifier":"lit35947","issued":"1922","language":"de","pages":"255-263","startpages":"255","title":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Untersuchung der Abh\u00e4ngigkeit der Unterschiedsschwelle f\u00fcr Helligkeiten von der antagonistischen Induktion","type":"Journal Article","volume":"53"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:11:25.083189+00:00"}

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