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{"created":"2022-01-31T14:53:25.053480+00:00","id":"lit35951","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Poschoga, N.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 57: 127-143","fulltext":[{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"127\n(Aus dem psychologischen Laboratorium der Universit\u00e4t Kiew.)\nDer einseitige Astigmatismus und sein Einflufs\nauf das binokulare Sehen.\nVon\nDr. phil. et med. N. Poschoga.\nFr\u00fcher Assistent der Universit\u00e4t Kiew, gegenw\u00e4rtig Assistent des russischen\np\u00e4dagogischen Instituts in Prag.\nI.\nDafs mein linkes Auge stark astigmatisch ist, erfuhr ich zuf\u00e4lligerweise w\u00e4hrend einer Untersuchung der Sehsch\u00e4rfe bei den Sch\u00fclern im Gymnasium, wo ich damals lernte. Nachdem ich die Brille zu tragen angefangen hatte, bemerkte ich, dafs das zylindrische Glas mein monokulares Sehen mit dem astigmatischen Auge tats\u00e4chlich bedeutend verbesserte, w\u00e4hrend es das binokulare nicht im mindesten beeinflufste. W\u00e4hrend die erstere Tatsache aus der elementaren Optik begreiflich ist, wird die letztere ihre Erkl\u00e4rung erst bei der L\u00f6sung einer allgemeineren Frage finden. Diese kann so formuliert werden : wodurch unterscheidet sich das Sehen mit dem astigmatischen Auge von dem des normalen sowohl analytisch, d. h. in bezug auf seinen elementaren Tatbestand und die monokularen Wahrnehmungen, wie auch synthetisch, d. h. in bezug auf die binokularen Lichtwahrnehmungen und die Raumauffassungen?\nWas nun das erste Problem anbetrifft, so d\u00fcrfen wir von vornherein vermuten, dafs die Eigent\u00fcmlichkeit des astigmatischen monokularen Sehens sich entweder auf einen Qualit\u00e4ts- oder einen Intensit\u00e4tsunterschied seiner Wahrnehmungen von denen des normalen Auges zur\u00fcckf\u00fchren l\u00e4fst. In der Tat kann ich mich jeden Augenblick, indem ich jedes Auge sukzessiv schliefse, leicht davon \u00fcberzeugen, dafs das astigmatische Auge alles\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 57.\t9","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nN. Poschoga.\ndunkler sieht als das normale. Aber dies klar darzulegen und die Intensit\u00e4tsdifferenz wom\u00f6glich zu messen, das kann nur auf dem Wege des Experimentierens in einem Laboratorium erreicht werden. Zur L\u00f6sung des zweiten Teils des Problems, n\u00e4mlich der Frage nach dem Einflufs auf das binokulare Raum wahrnehmen, brauchte ich dagegen keine besonderen Laboratoriumseinrichtungen. Leider wurde ich aber durch die Bedingungen der Zeit und des Ortes daran verhindert das Problem ersch\u00f6pfend zu untersuchen.\nUm den Unterschied zwischen dem astigmatischen und dem normalen Auge in bezug auf die Lichtintensit\u00e4tswahrnehmung zu ermitteln, ist es zweckm\u00e4fsig sich der sogenannten Gleichungen der entsprechenden Reize zu bedienen. Es gilt mit anderen Worten den Reiz f\u00fcr das astigmatische Auge in ein solches Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnis zum Reiz des normalen Auges zu bringen, dafs er gleich diesem erscheint. Am einfachsten liegen die Verh\u00e4ltnisse, wenn man als Intensit\u00e4tsreize verschiedene Grade von Grau w\u00e4hlt, und zur Herstellung der Intensit\u00e4tsgleichungen sich der sogenannten Farbenkreisel mit verschiebbaren Scheiben bedient. Wenn ein f\u00fcr das normale Auge bestimmter Reiz die Intensit\u00e4t i besitzt, so m\u00fcssen wir, um die Gleichung zu erf\u00fcllen, f\u00fcr das astigmatische Auge einen anderen Graureiz von solcher Intensit\u00e4t \\ w\u00e4hlen, dafs er gleich dem ersten erscheint. Um wieviel il ) i w\u00e4re, um soviel geringer w\u00fcrde die Intensit\u00e4t der Lichtwahrnehmung des astigmatischen Auges in bezug auf das normale Auge sein, d. h. um so dunkler w\u00fcrde das astigmatische Auge, mit dem normalen verglichen, sehen. F\u00fcr die Darbietung der Reize hat sich am geeignetsten die Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle in der Gestalt der Vollreihen erwiesen. Bekanntlich sind dabei die Reizintensit\u00e4ten so abgestuft, dafs sie eine arithmetische Progression bilden.\nII.\nDie Versuche wurden mit Hilfe zweier Farbenkreisel an-gestellt. Der eine stand vor dem linken, der andere vor dem rechten Auge in der Entfernung von 1 m. In der Mitte zwischen ihnen und senkrecht zu ihrer Fl\u00e4che stand ein Kartonschirm, an dessen vordere Kante ich mich w\u00e4hrend der Versuche mit der Stirn anlehnte. Dank diesem Schirm konnte das linke Auge nur den linken Kreisel, und das rechte Auge nur den rechten","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Der einseitige Astigmatismus und sein Einflu\u00df auf das binokulare Sehen. 129\nKreisel vor sich sehen. Es wurde weiter daf\u00fcr gesorgt, dafs die beiden Kreisel vollkommen gleich beleuchtet w\u00e4ren: sie waren vollkommen symmetrisch in bezug auf das einzige Fenster gelegen. Ich safs vor den Kreiseln, den R\u00fccken gegen das Fenster gekehrt. Der eine Kreisel wurde an der Achse eines Elektromotors befestigt, der andere aber war der Apparat von Marbe. Da der Durchmesser des Triebrades des Motors dem des Marbe-Apparates, mit welchem er mittels eines Triebriemens verbunden wurde, ann\u00e4hernd gleich war, so war auch die Rotationsgeschwindigkeit der beiden Kreisel ann\u00e4hernd gleich. Der Apparat von Marbe stand vor dem rechten (normalen) Auge, der Motor vor dem linken astigmatischen. Die weifsen und schwarzen Scheiben f\u00fcr die beiden Kreisel wurden aus einem und demselben Papierbogen ausgeschnitten und waren also von gleicher Intensit\u00e4t und Qualit\u00e4t.\nDie Versuche wurden zwecks m\u00f6glicher Gleichheit der Beleuchtung immer um eine und dieselbe Stunde bei klarem Himmel vollzogen. Allerdings spielte die Erf\u00fcllung dieser Bedingung keine so grofse Rolle, denn es handelt sich in meinen Versuchen nicht um die Bestimmung der absoluten Schwelle, sondern um die relative Gleichsch\u00e4tzung zweier Reize. Die Versuche zerfallen in zwei Serien. Die erste (Ser. I) bezieht sich auf den Normalreiz f\u00fcr das astigmatische Auge N = 270\u00b0 Schwarz -J- 90\u00b0 Weifs. Die zweite dagegen auf N = 180\u00b0 Schw. + 180\u00b0 Weifs. Jede Serie besteht aus 15 Wiederholungen der im voraus festgestellten Reihe von Werten des Vergleichsreizes V. Jede Reihe bestand aber aus 14 Werten von V, die eine Vollreihe bildeten. So bestand sie f\u00fcr die erste Serie aus den folgenden Werten: (60\u00b0 Weifs-j-300\u00b0 Schwarz), (65\u00b0 W. -f- 295\u00b0 S.), . . . (120\u00b0 W. -f- 240\u00b0 S.), (125\u00b0 W. -f- 235\u00b0 S.); f\u00fcr die zweite aber: <145\u00b0W. + 21\u00df\u00b0S.), (150\u00b0 W. + 210\u00b0 S.), . . . (205\u00b0 W. + 155\u00b0 S.), (210\u00b0 W. + 150\u00b0 S.). Eine solche Reihe von V-Werten wurde gleichzeitig mit dem konstant bleibenden N-Wert binnen einer Stunde zweimal dargeboten. Die soeben angef\u00fchrten Bezeichnungen der Grauintensit\u00e4ten k\u00f6nnen zweckm\u00e4fsig in folgender Weise abgek\u00fcrzt werden: statt (60\u00b0 W. + 300\u00b0 S.) \u2014 einfach 60\u00b0 W., oder statt (140\u00b0 W. + 220 S.) \u2014 140\u00b0 W.\nDie so nach der Gr\u00f6fse der Weifssektoren abgestuften Grade von Grau sind nun allerdings keine absoluten, sondern nur relative Mafsangaben der Lichtintensit\u00e4ten. Man kann sich aber\n9*","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nN. Poschoga.\nleicht davon \u00fcberzeugen, dafs diese relativen Mafsangaben ihren absoluten Gr\u00f6fsen nach doch eine arithmetische Wertreihe darstellen. In der Tat ist die Intensit\u00e4t des Graugemisches nach\ndem Gesetz von Talbot\ni-a\nwenn die Intensit\u00e4t des Weif\u00bb\na + b\u2019\n= i, des Schwarz = o, und die Fl\u00e4che des Weifssektors = a, die des schwarzen aber = b ist. Es sei jetzt r der Radius des Kreisels, a der Zentriwinkel des weifsen Sektors, \u00df der des\n\u00df. Und derSatfc\nschwarzen. Dann ist a\n7t-r2\t, .\t7t-r2\n360\n\u2022 a und b\n360\nvon Talbot nimmt die Gestalt:\n7t-r'\n360\na\n7t r-360\n7t r\na + 3\u00f6\u00d6^\ni-a\na + \u00df\nan, d. h. die Intensit\u00e4t des Mischgrau ist dem Zentriwinkel des weifsen Sektors direkt proportional. Nun ist a\u00b1 + \u00df1 =a2 -\\-\u00df2 ==... = an + \u00dfn = 360\u00b0, und (cq \u2014a2) = (a2 \u2014 a3) = \u2022 \u2022 \u2022 = (an-i \u2014an) gem\u00e4fs der Bedingung. Daraus folgt :\ni-\u00ab! i-a2 i(a!\u2014a2) __________ i (a2\u2014a3)___\t__i(an-i \u2014an)___\na^+\u00dfl ~\t\u201c\t360\t\u201c\t360\t_\t360\u00b0\n= const.\nDie oben angef\u00fchrten Vollreihen von V-Werten wurden nat\u00fcrlich durch die Vorversuche festgestellt. Die letzteren dienten noch anderen Zwecken: 1. der Vp. es zu erm\u00f6glichen, in der Beobachtung ein Maximum der \u00dcbung zu erreichen, 2. die zweck-m\u00e4fsigsten Typen sowohl der Urteile wie der Art des Proto-kollierens auszuarbeiten, 3. die etwaigen Besonderheiten des Beobachter zu bezeichnen. Als die bequemsten Typen der Urteile erwiesen sich die folgenden: \u201erechts dunkler\u201c, wenn V dunkler als N, \u201egleich\u201c, wenn es N gleich, und \u201erechts heller\u201c, wenn es heller als N gesch\u00e4tzt wurde. Um den Fehler der Zeit- oder Raumlage zu beseitigen, habe ich mich w\u00e4hrend der Versuche daran gew\u00f6hnt, in einer Reihe V und N in einer Sukzession, in der zweiten aber in der entgegengesetzten wahrzunehmen.\nDie Gesamtzahl der Versuche, der Charakter der Streuung der Urteile und einige Besonderheiten einzelner Beobachtungen k\u00f6nnen in den folgenden Tabellen anschaulich zusammengefafst werden.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"GQ\no\nO\nl>\n<N\n+\n\u00a3\no\nO\n05\n\u00ef\n\u00bb\nU\n\u00a9\nGQ\nDer einseitige Astigmatismus und sein Einflu\u00df auf das binokulare Sehen. 131\nUrteile: \u201erechts heller\u201c\tX xxxxxxx XX xxxxx xxxRxxRx x xxxxRxx xxxxxxxx xxRx^R* xxxxxx xxxxxxxx xxxxxx X xxxxx xxxxxx xxxxxxxx X XXXXXXR xxxRRxxR xxxxxxxxxx\tUrteile: \u201erechts heller\u201c\tX xxxxxxx XX xxxxxx xxxxxx X XX XXXX xxxxxxxx xxxxx XX xxxxxx xxxxxxx xxxxxxx xxxxxxxx xxxxxx XX xxxxx *XXXR xxxxxxx xxxxxxxx\nUrteile: \u201egleich\u201c\tX X\tXXXX\tX X\tX XXX\tX X XX XX X\tX X\tXXX X Tabelle 2. Ser. II. N = (180\u00ab W. + 180\u00bb S.)\tUrteile: \u201egleich\u201c\tX XX XX XXXX XX X X XX X XX XXX XXX XX XX X X X X XX X X\n\tXXXX\t\tXXX\n\txxxxxx\t\tXXXX\n\tXXXX\t\tXXXX\nSJ\txxxxx\t\tXXXX\n\u00a9 3\tXXXX X\tJh \u00a9 3\txxxxx\nfl fl\tXxxxxx\tC A *\u25a00\txxxxx X\n03\tXXXX\tm\tXXXX\nrfl \u00fc \u00a9\tXXXX\t\u00a9 \u00a9\tXXXX\n\txxxxx\t\u00e9h w*.\tXXXX\n\u00a9 \u2022 H\txxxxxx\tm \u2022 \u00a9\tXXXX\n\u00a9 f-t\tXXX X X\t\"\u00a9 f-l\tXXXX X\nP\txxxxxx\tP\txxxxxx\n\tXXXX X\t\tXXX X X\n\txxxxx\t\txxxxxx\n\tXXXX\t\tXXXX X\n\tooo ooooooooooo O lO O lO o >o O \u00bbO o lO o \u00bbo o \u00bbo\t\u00ce>\tooooooooooooo o lOOtOO^OOiQO^O'OOiOO mmM kr\\ \u00bbPi en c.o i !>\u2022 rr\\\t\u00c7j\n\tCO\tIT* 1/\"*\t\u00f6* Q5\tt\u20141 i\u2014< GM GM t\u2014( t\u2014( 1\u2014H tH 1\u20141 rH\t\ttH rH tH tH tH tH tH rH rH tH (M Ol Ol","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nN. Poschoga.\nDie Tabellen sind nach dem folgenden Prinzip zusammengestellt: Jede horizontale Zeile stellt die Streuung der Sch\u00e4tzungsurteile in bezug auf einen bestimmten Wert von V dar. Jede vertikale Kolonne dagegen stellt eine einzelne Yollreihe von V-Werten dar, die an einem bestimmten Tage dargeboten worden war. Die Gesamtzahl der V-Werte war 14. Die Gesamtzahl der Darbietungen jedes Wertes war 15. Jede Sch\u00e4tzung des V-Werte& oder jedes Urteil ist mit einem Kreuz bezeichnet. Die Ausrufs\u00ab Zeichen bezeichnen, dafs die Unterschieds- oder Gleichheitswahrnehmung besonders deutlich erlebt wurde. Sehr selten kamen Urteile von einem unbestimmten Charakter vor, z. B. \u201egleich oder heller\u201c. Ich rechnete sie zu den Urteilen \u201egleich\u201c. Die in den Tabellen dargestellte Streuung kann nach den \u00fcblichen Prinzipien viel anschaulicher in den folgenden Kurven dargestellt werden:\n60\u00b0 65\u00b0 70\u00b0 75\u00b0 50\u00b0 85\u00b0 90\u00b0 95\u00b0 100\u00b0 105\u00b0 110\u00b0 115\u00b0 120\u00b0 125\nAbbildung 1 (Ser. I).\nAbbildung 2 (Ser. II).\nDie linke Kurve stellt die H\u00e4ufigkeitsstreuung der Sch\u00e4tzungen \u201erechts dunkler\u201c, die mittlere die der \u201egleich\u201c-Urteile, und die rechte die der Urteile \u201erechts heller\u201c dar. Aus den Kurven ist","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Der einseitige Astigmatismus und sein Einflu\u00df auf das binokulare Sehen. 133\nersichtlich, dafs die Sch\u00e4tzung an bestimmten Grenzintensit\u00e4ten von V einen konstanten Charakter annimmt. So wird z. B. in der Ser. I bei V = 70\u00b0 W. u. w. die Sch\u00e4tzung \u201erechts dunkler\u201c konstant. Andererseits wird bei V == 105\u00b0 W. die Sch\u00e4tzung \u201erechts heller\u201c konstant. Die Urteile \u201egleich\u201c haben dagegen kein absolutes, sondern nur ein relatives H\u00e4ufigkeitsmaximum. Derjenige Wert von V, welcher am h\u00e4ufigsten als gleich N gesch\u00e4tzt wird, kann als der gesuchte Wert angenommen werden. Mittels eines Kunstgriffes k\u00f6nnen wir aber diesen Wert auf unseren Kurven viel anschaulicher hervortreten lassen. Zu diesem Zwecke wollen wir die f\u00fcr einen und denselben Wert von V paarweise vorkommenden entgegengesetzten Urteile \u201edunkler\u201c und \u201eheller\u201c als gleichviele Urteile \u201egleich\u201c betrachten und als solche registrieren. So wird die Zahl der Gleichheitsurteile auf Kosten der dunkler- oder heller-Urteile vergr\u00f6fsert. Dementsprechend werden sich unsere Tabellen und Kurven \u00e4ndern.\nAbbildung 3 (Ser. I).\nn5\u00f6 150\u00f6 155\u00b0 760\u00b0 165\u00b0 170\u00b0 175\u00b0 180\u00b0 185\u00b0 190\u00b0 195\u00b0200\u00b0 205\u00b0210\u00b0\nAbbildung 4 (Ser. II).\nIn diesen interpretierten Tabellen und Kurven k\u00f6nnen wir leicht den gesuchten Wert von V finden. Es ist dies der Wert","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"J34\tPoschoga.\n\txxxxxxx\t\t\t\tXXXXXX\n\t'\tX xxxxx\t\t\t\tXXXXXX\n\txxXxxXx\t\t\t\tXXXXXX\n\txxxxxxx\t\t\t53\tXX xxxx\nSh\txxxxxxxx\t\t\tSh \u00a9\txxxxxxx\n\u00a9\txxRxXR\t\t\t'\u00a9 rfl\tXXXXR\nCD\txXxxxx\t\t\tm \u2022+H rfl\tXXXXXX\n\u00a9 \u00a9 fi P\tX XXXXXX\t\t\t\u00a9 \u00a9 Sh\txxxxxxx\n\u00a9\txxxxxxx\t\t\t\u2022 \u2022 \u00a9\txxxxRxx\n^H \u2022 rH <\u00a3>\tx Xxxxx\t\t\t\u2022 rH \u00a9\tXXXXXXXX\nM P\tXXXXXX\t\t\tSh p\tXXXXXX\n\txxxxxxxx\t\t\t\tXX xxxxx\n\txxxxxxX\t\t\t\txxxxx\n\tXxxXxxxX\t\t\t\txxxxxxx\n\txxxxxxxx\t\t\t\txxxxxxxx\n\tXXX\t\t\t\txxxxx\n\tXXX X\t\t\t\txxxx\n\tXXX\t\t00\t\txxxx\n\tXXX\t\t\u00a9 o rri\t\tXXX X\nV# \u25a0\u00ab^ rfl\tXX\t\t\tV\u00ab \u2022n\u00bb rj\tXXX\n\u00a9 \u2022 rH <\u00a3\txxxx\t\t+\tr\u00bbH o \u2022 rH\tXXXX\nr\u2014H &\u00df\txxxx\t\u00a9\t\u00a3\t\u00a9 'He\txxxxx\n.r\tXX X\tr\ti t\t\u25a0<\to o\t\tXXX\n_\u00a9 ; \u2022 rH\t1\tXX\t\u00a9 Si\tGKJ t-H\t\u00a9 r-H\tXXX\n\u00a9 h-j Sh\tX X\t\u00f6S\tII\to \u20224H\tXX\nP\tX XXX\tH\t\u00a3\tp\txxxx\n\t\t\tl-H\t\tX X\n\tXXX\t\t1\u20141\t\tX xxxx\n|\tX\t\tSh \u00a9\t\tXX\n\tXX\t\tGQ\t1\tXX\n\tHRxxx\t\t\t\tXXX\n\txxxx\t\t\t1\txxxx\n\txxxx\t\t\t\txxxx\n>*\txXxx\t\t\tV*\txxxx\n\u00a9 i\u2014( riSl\txxxx\t\t\tSh \u00a9 M\txxxx\n\u00d6 fl\txxxx\t\t\tfl fl \u25a0\u25a0fl\txxxx\nCD\txxxx\t\t\tm\txxxx\nrfl \u00a9 \u00a9\txXxx\t\t\t\u00a9 \u00a9\txxxx\nSh\txxxxx\t\t\tSh er\u00bb-\txxxx\n\u00a9 \u2022rH\tXXXXXX\t\t\t\u2022 \u2022 \u00a9 r-H\txxxx\n\u00a9 -M Sh\tXXX X\t\t\t\u00a9 -+-* Sh\txxxx\nP\tXXXXXX\t\t\tp !\txxxxx\n\txxxx\t\t\t1\tXXX X .\n\txxxxx\t\t\tj\txxXxx\n\txxxx\t\t\t\txxxx\n>\tooooooooooooo\u00a9 OsOO*00>OOiOO*OOiOOl\u00a9 I> QQ cf*\\ fT} (ys ?5\t_\u2014-,\t\t\t>\t\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9oooo\u00a9\u00a9\u00a9\u00a9 iQOOOOO\u00bbQOiQOiOOiOO\n\tf\u2014f \u25a0rH t-H i-H tH rH\t\t\t\thhhhHhHhhhhNIM 03","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Der einseitige Astigmatismus und sein Einflu\u00df auf das binokulare Sehen. 435\nder maximalen H\u00e4ufigkeit der Gleichurteile, F\u00fcr die erste Serie ist das dasjenige Grau, welches durch die Mischung 861 * */2\u00b0W.+ 27372\u00b0 S. entsteht. F\u00fcr die zweite Serie ist das das Grau von 170\u00b0 W. -f- 190\u00b0 S. Es hat sich also in der Tat erwiesen, daJf\u00f6 ein dem normalen Auge dargebotener Reiz nur als dem bedeutend intensiveren f\u00fcr das astigmatische Auge dargebotenen Reize gleich erscheint. Das astigmatische Auge nimmt mit anderen Worten die Lichtreize dunkler wahr als das normale.\nWir k\u00f6nnen aber den gesuchten Wert von V auch ausrechnen. Bekanntlich wird der wahrscheinlichste Wert einer gesuchten Gr\u00f6fse, wenn wir \u00fcber eine Menge von einzelnen Messungen derselben verf\u00fcgen, entweder durch die Mediane, oder durch das arithmetische Mittel, oder schliefslich durch den h\u00e4ufigsten Wert bestimmt.1 Allein der letztere kann mit Hilfe einer einfachen graphischen Methode ermittelt werden. Die h\u00e4ufigsten Werte der Gleichsch\u00e4tzungen von V sind 85\u00b0 W. in der ersten Serie und 170\u00b0 W. in der zweiten. Auf den interpretierten Kurven sind es 86 72\u00b0 W. und 170\u00b0 W. Diese wie auch alle anderen durch die Ausrechnung ermittelten Werte sind aus der Tabelle V zu ersehen.\nTabelle 5.\t\t\t\t\n\tSer Aus der beobachteten Streuung der Urteile\t\u2022\u2022 I Aus der interpretierten Streuung der Urteile\tSer Aus der be-! obachteten Streuung der Urteile 1\t\u2022 II Aus der interpretierten Streuung der Urteile\nI\tder h\u00e4ufigste Wert II\tdie Mediane III\tdas arithmetische Mittel\t85\u00b0 W. 85\u00bb W. 878/26\u00bb W.\t86 V W. 85\u00bb W. 86V W.\t. 170\u00b0 W. . 170\u00bb W. 17223/26\u00bb W.\t170\u00bb W. 170\u00bb W. 172\u201c/VW.\nDie drei f\u00fcr den gesuchten Wert von V erhaltenen Gr\u00f6fsen sind infolge der verh\u00e4ltnism\u00e4fsig kleinen Zahl von Versuchen nicht einander gleich. Es ist anzunehmen, dafs die Differenz zwischen ihnen bei allm\u00e4hlicher Vergr\u00f6fserung der Zahl von Versuchen sich allm\u00e4hlich der Null n\u00e4hern w\u00fcrde. Wie aus der Tabelle weiter zu ersehen ist, mufs man bei der Vergr\u00f6fserung\n1 G. E. M\u00fcller. Die Gesichtspunkte und die Tatsachen der psycho-\nphysischen Methodik. Wiesbaden 1904, S. 9. G. Tschelpanow. Einf\u00fchrung\nin die experimentelle Psychologie. Moskau 1916, S. 32 (russisch).","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nN. Poschoga.\ndes Normalreizes N um 2 mal, z. B. von (90\u00b0 W. ~j~ 270\u00b0 S.) auf (180\u00b0 W. + 180\u00b0 S.) auch den Vergleichsreiz V ebenfalls beinahe genau 2 mal gr\u00f6fser machen, damit er N gleich gesch\u00e4tzt wird. Dementsprechend mufs nat\u00fcrlich auch der konstante Fehler der subjektiven Sch\u00e4tzung von V im Vergleich zu N die analoge \u00c4nderung erleiden.\nTabelle VI.\n\t\t\t\tSer. I.\t\tSer. II.\t\nKonstanter Fehler als eine Differenz zwischen N und\tAus der beobachteten Streuung der Urteile\tAus der interpretierten Streuung der Urteile\tAus der beobachteten Streuung der Urteile\tAus der interpretierten Streuung der Urteile\nI dem h\u00e4ufigsten Wert von V\t\u2014 5\u00b0W. j\t\u2014 3V*\u00b0 W.\t\u2014 10\u00b0 W.\t\u2014 10\u00b0 W.\nII der Mediane\t\u2014 5\u00b0 W.\t\u2014 5\u00b0 W.\t10\u00f6 W.\t\u201410\u00b0 W.\nIII dem arithmetischen Mittel\t-218/26\u00b0 W.\t\u2014 3l/*\u00b0 W.\t\u2022 & O M o 1\t-72Vs2 W. i\nAus dieser Tabelle sieht man, dafs s\u00e4mtliche Werte des konstanten Fehlers negativ sind, d. h. dafs derjenige Reiz, welcher dem Reiz N f\u00fcr das astigmatische Auge gleich erscheint, immer kleiner als der letztere ist, oder dafs das astigmatische Auge immer dunkler sieht als das normale.\nWir k\u00f6nnen jetzt die Ergebnisse der Versuche in den folgenden S\u00e4tzen zusammenfassend darstellen:\n1.\tDas astigmatische Auge nimmt die Lichtreize in der Tat\ndunkler wahr, als das normale.\n2.\tDer konstante Fehler der Gleichsch\u00e4tzung des Reizes f\u00fcr das astigmatische Auge mit dem f\u00fcr das normale, d. h. die Differenz zwischen der objektiven und subjektiven Gleichung der Intensit\u00e4ten dieser Reize bleibt nicht konstant bei jeder Intensit\u00e4t des Reizes N, sondern \u00e4ndert sich proportional der Intensit\u00e4t des letzteren.\nWas nun die Erkl\u00e4rung dieser Erscheinung anbetrifft, so ist sie nur in dem Refraktionsdefekt des astigmatischen Auges zu finden. Man merkt in der Tat, dafs bei der Korrektion des Defektes mittels einer passenden Linse die Lichtreize viel heller erscheinen.\nIII.\nDas hier aufgeworfene Problem ist, soweit es mir bekannt ist, rein theoretisch noch nicht untersucht worden. Aber auch","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Der einseitige Astigmatismus und sein Einflu\u00df auf das binokulare Sehen. 137\nin der auf rein praktische Zwecke gerichteten Literatur, n\u00e4mlich der ophthalmologischen, finden wir nur eine sehr geringe Zahl von Arbeiten, welche in irgendeiner wenn auch sehr entfernten Beziehung zu unserem Problem stehen w\u00fcrde. Einige von diesen Arbeiten sind f\u00fcr uns nur in methodologischer Hinsicht von Interesse, so z. B. die Arbeit von Hering, \u201eDie Untersuchung einseitiger St\u00f6rungen des Farbensinnes mittels binokularer Farbengleichungen\u201c. 1 Hering benutzt in dieser Arbeit n\u00e4mlich dieselbe von ihm als binokulare Gleichung bezeichnete Methode der Gleichung zweier Lichtreize, deren auch ich mich bedient habe. Nur handelte es sich bei Hering um die Gleichung einer Farbe f\u00fcr das farbenblinde Auge mit dem Grau f\u00fcr das normale Auge.\nDie anderen Arbeiten sind schon ihrem Gegenstand nach der meinigen bis zu einem gewissen Grade verwandt. So studierten z. B. A. Steiger und Seggel die Ph\u00e4nomene der einseitigen Sehschw\u00e4che. A. Steiger untersuchte die Sehsch\u00e4rfe des astigmatischen Auges und gelangte zu folgenden Ergebnissen :\n. . . \u201eDie schw\u00e4chsten und mittleren Grade des Hornhautastigmatismus (bis zu 1,75 D) zeigen (im jugendlichen Alter) im allgemeinen eine gute Sehsch\u00e4rfe . . . Die hohen Grade von Astigmatismus (> 2 D) haben im allgemeinen eine schlechte Sehsch\u00e4rfe (\u2014 1I2) und erlangen oder \u00fcberschreiten auch mit bester Korrektion ein bescheidenes Mittel nicht allzuh\u00e4ufig . . . Einseitige Astigmatismen setzen die Sehsch\u00e4rfe meistens mehr herab als doppelseitige vom gleichen Grad und korrigieren sich schlechter\u201c2 . . . Mit diesen Ergebnissen stehen auch meine Beobachtungen vollkommen im Einklang. Zwar unternahm ich keine Messung der Sehsch\u00e4rfe an meinem astigmatischen Auge. Aber die aufserordentliche Undeutlichkeit der von ihm betrachteten Gegenst\u00e4nde ist ohne Zweifel eine \u00c4ufserung der stark herabgesetzten Sehsch\u00e4rfe. Die Undeutlichkeit der Umrisse scheint aber der Schw\u00e4chung des Lichtsinnes proportional zu sein. Das ist um so annehmbarer, dafs die beiden Erscheinungen eine gemeinsame Ursache haben : n\u00e4mlich einen Refrak-\n1\tA. v. Graefes Archiv f\u00fcr Ophthalmologie 36, Abt. III. Leipzig 1890.\n2\tArchiv f\u00fcr Augenheilkunde 44. Erg\u00e4nzungsheft 1901, S. 15 (Pfl\u00fcger-Festschrift.)","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nN. Poschoga.\ntionsdefekt.1 In seiner Arbeit \u201eSch\u00e4digung des Lichtsinnes bei den Myopen\u201c2 kommt Seggel zur \u00dcberzeugung, dafs die Sehsch\u00e4rfe und der Lichtsinn \u00fcberhaupt bei alten Refraktions-anomalien, besonders aber bei der Myopie, herabgesetzt sind. Wenn wir jetzt die Grundeigenschaften des monokularen Sehens mit dem astigmatischen Auge auf Grund meiner Untersuchung und der Ergebnisse der soeben angef\u00fchrten Arbeiten noch einmal zusammenfassend darstellen wollten, so k\u00f6nnten wir sagen, dafs nicht nur die Sehsch\u00e4rfe, sondern ihr parallel auch der Lichtsinn bei dem astigmatischen Auge, wie \u00fcbrigens bei allen anderen Refraktionsanomaiien, und zwar durch diese, herabgesetzt ist.\nDie erw\u00e4hnten Arbeiten beziehen sich auf die jeder Refraktionsanomalie zukommenden Eigenschaften des monokularen Sehens. Von den Arbeiten, die sich mit den Eigenschaften des binokularen Sehens bei einem einseitigen Refraktionsfehler befassen, ist meinem Thema die Untersuchung L. Kugels \u00fcber Eigenschaften des binokularen Sehens bei einigen einseitigen Defekten verwandt. Er ist dabei von einem ganz speziellen Problem ausgegangen \u2014 warum n\u00e4mlich ein Schielender, der im allgemeinen ja alles doppelt sieht, unter bestimmten Bedingungen die Gegenst\u00e4nde doch einfach sieht: so z. B. warum er die Buchstaben nicht doppelt, sondern einfach sieht?3 Es hat sich aus seinen Versuchen erwiesen, dafs das schielende Subjekt dann doppelt sieht, wenn sich die Bilder (die Buchstaben) seines schielenden Auges auf dem reinen buchstabenlosen Hintergr\u00fcnde lokalisieren. Wenn dagegen das Bild von einem Buchstaben des normalen Auges mit dem Bild von einem anderen Buchstaben des schielenden Auges an einem und demselben Ort des Sehfeldes sich deckt, dann sieht der Schielende einfach. Und das kommt dadurch zustande, dafs das Bild des schielenden Auges von dem des normalen verdr\u00e4ngt wird. Weiter sucht Kugel mittels spezieller Versuche diese Verdr\u00e4ngung auf die Herabsetzung\n1\tL. Fredericq et J. P. Nuel. El\u00e9ments de Physiologie humaine. Paris 1910, p. 663. R. Tigerstedt. Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Leipzig 1911. Bd. II, S. 213 ff.\n2\tGraefes Archiv f\u00fcr Ophthalmologie 59. 1904.\n3\tL. Kugel. \u00dcber Extinktion der Netzhautbilder des schielenden Auges beim doppel\u00e4ugigen Sehen. Graefes Archiv f\u00fcr Ophthalmologie 36. 1890.","page":138},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nN. Poschoga..\nalle, dafs wir binokular die Gegenst\u00e4nde heller als monokular sehen. J\u00fcerin und Haeeis dr\u00fccken sogar diesen Unterschied in Ziffern aus: nach Jurrin ist das binokulare Sehen um 1 2I10, nach Haeeis um 1I39\u2014Vio heller als has monokulare. Auch Fechner hat diese Beobachtung teilweise best\u00e4tigt1 : die Mehrzahl der Beobachter hat monokular dunkler als binokular, die \u00fcbrigen aber ganz gleich gesehen. Nach Attbert dagegen findet die Summation der Helligkeiten nicht statt (S. 282). Dasselbe behauptet auch Hering. 2 Die Revision dieser Lehren unternimmt schliefs-lich H. Pipee. Indem er n\u00e4mlich die absoluten Schwellen f\u00fcr den Lichtsinn bei der Dunkeladaptation mafs 3, fand er, dafs die Schwelle f\u00fcr das binokulare Sehen beinahe zweimal kleiner ist als f\u00fcr das monokulare. Es fand also bei diesen an der Reizschwelle liegenden Werten die Summation der Reize statt. Bei der Helladaptation dagegen waren die Reizschwellen sowohl f\u00fcr das binokulare wie f\u00fcr das monokulare Sehen einander vollkommen gleich. In einer neueren Arbeit4 sucht Piper die allgemeine Frage zu erl\u00e4utern, ob die Summation monokularer Lichtreize beliebiger Intensit\u00e4t bei der beliebigen Adaptation stattfindet. Seine Versuche bestanden in den Intensit\u00e4tsgleichungen zwischen der monokularen und der binokularen Wahrnehmung. Es hat sich auch aus diesen Versuchen herausgestellt, dafs wir bei der Helladaptation monokular und binokular gleich hell sehen, bei der Dunkeladaptation dagegen binokular bedeutend heller als monokular. Die Tatsache, dafs die fr\u00fcher erw\u00e4hnten Beobachter binokular heller sahen als monokular, f\u00fchrt Pipee auf die einseitige Anomalie ihres Sehens, deren sie sich aber nicht bewufst waren, zur\u00fcck.\nDie Beobachtungen Pipers werden auch von meinen Versuchen best\u00e4tigt. In der Tat : wenn keine Summation stattfindet, so mufs bei einer einseitigen Schw\u00e4che des Sehens die Helligkeit der binokularen Wahrnehmung der Objekte mit der des normalen Auges zusammenfallen. Piper bewies dies f\u00fcr den\n1\tZitiert nach Piper. S. u.\n2\tHermanns Handbuch der Physiologie. Bd. Ill, S. 597.\n3\tH. Piper. \u00dcber Dunkeladaptation. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 31.\n4\tH. Piper. \u00dcber das Helligkeitsverh\u00e4ltnis monokular- und binokular ausgel\u00f6ster Lichtempfindungen. Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32. 1903, S. 169.","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Der einseitige Astigmatismus und sein Einflu\u00df auf das binokulare Sehen. 141\nFall, wo die Differenz der HelligkeitsWahrnehmung zwischen den beiden Augen unbedeutend war. Meine Versuche best\u00e4tigen, dafs keine Summation stattfindet, wenn diese Differenz sehr grofs ist.\nPiper ber\u00fchrt noch eine andere Frage, die f\u00fcr uns von Interesse sein kann. Er macht uns n\u00e4mlich darauf aufmerksam, dafs der Vorgang der Beobachtung selbst sich in zwei Momenten vollzog. Seiner Meinung nach hing das damit zusammen, dafs die Darbietung der Reize auch in zwei Momenten verlief. Wie ich es sp\u00e4ter zeigen werde, darf man aber annehmen, dafs der Beobach tungs- oder Vergleichungsvorgang auch bei einer gleichzeitigen Darbietung der Reize in zwei oder mehreren Momenten verlaufen mufs.\nIV.\nF\u00fcr die L\u00f6sung der Frage nach dem Einflufs des einseitigen Astigmatismus bediente ich mich, wie schon oben bemerkt wurde, der einfachsten Versuche. Andererseits suchte ich auch die Ergebnisse und Gesichtspunkte der oben besprochenen Untersuchungen auszunutzen.\nMein binokulares Sehen unterscheidet sich von dem eines Subjektes mit beiden normalen Augen weder in bezug auf den Einheitscharakter, noch in bezug auf die Konfiguration des Sehfeldes. Meine binokularen Empfindungen sind einheitlich, und in ihrem unmittelbaren Erleben sind in die Empfindungen des linken und rechten Auges unzerlegbar, wie das auch bei jedem normalen Sehen der Fall ist. In bezug auf die Qualit\u00e4t und Intensit\u00e4t aber fallen sie mit den Empfindungen nur des gesunden Auges zu sammen. Ich sehe binokular genau so wie auch monokular mit dem normalen Auge allein. In diesem Sinne darf ich behaupten, dafs die binokulare Synthese bei mir nicht stattfindet. Die Lehre von der Summation der monokularen Eindr\u00fccke bricht also zusammen.\nEbenso findet bei mir keine Synthese in bezug auf die Lokalisation der Lichtreize statt. Das Gesetz der identischen Sehrichtungen trifft bei mir nicht zu. Denn wenn ich meine Augen das eine nach dem anderen schliefse und es wieder \u00f6ffne, \u00fcberzeuge ich mich sofort davon, dafs die Lokalisation in beiden F\u00e4llen eine verschiedene ist. Die binokulare Lokalisation existiert bei mir als solche gar nicht, sondern wird durch die monokulare Lokalisation des normalen Auges ersetzt, und entspricht auf diese","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nN. Poschoga.\nWeise nicht dem Gesetze der binokularen Blicklinie des zyklopischen Auges. Hinsichtlich der Lokalisation und des Lichtsinnes bei dem einseitigen Astigmatismus kommen wir auf diese Weise zu Ergebnissen, welche der Lehre Kugels sehr \u00e4hnlich sind, wenn wir von den bei Kugel sehen Versuchen beobachteten Doppelbildern absehen. Hier wie dort wird es bewiesen, dafs das Bild des normalen Auges vollkommen ignoriert wird, und das binokulare Sehen durch das monokulare des normalen Auges ersetzt wird.\nIn bezug auf die anderen Formen der Lichtwahrnehmungen unterscheidet sich mein binokulares Sehen von dem normalen nicht: ich sehe die Gegenst\u00e4nde einfach und k\u00f6rperlich. Wenn wir die beschriebenen Beobachtungen verallgemeinern wollten, so k\u00f6nnten wir den folgenden Satz aufstellen : bei dem einseitigen Defekt des Sehens (Schw\u00e4chung der Intensit\u00e4t, Unklarheit der Konturen) wird die binokulare Wahrnehmung von der monokularen des gesunden Auges ersetzt hinsichtlich derjenigen Wahrnehmungen, f\u00fcr welche der Defekt als ein wesentlicher erscheint.\nV.\nIn den soeben besprochenen Eigenschaften des binokularen Sehens offenbart sich gleichsam die Zweckm\u00e4fsigkeit einerseits der binokularen Synthese (die Wahrnehmung der Tiefe und der K\u00f6rperlichkeit), andererseits aber der Verdr\u00e4ngung des binokularen Sehens durch das monokulare (der Lichtsinn und die Lokalisation). Der Zweckm\u00e4fsigkeitscharakter dieser doppelten Anpassung f\u00fchrt uns auf die Frage \u00fcber den Mechanismus, der ihr zugrunde liegen soll. Ist er physiologischer oder psychologischer Natur? Wenn er rein physiologischer Natur w\u00e4re, dann d\u00fcrften wir eine Summation oder arithmetisches Mittel der Intensit\u00e4t bei der Lichtwahrnehmung erwarten. In Wirklichkeit aber haben wir keine Synthese, sondern eine Ersetzung des binokularen Sehens durch das monokulare des normalen Auges gefunden. Insofern w\u00fcrde es wohl erlaubt sein, hier eine unbe-wufste T\u00e4tigkeit mit dem Charakter der Gew\u00f6hnung zu vermuten. Die analoge Erscheinung, d. h. die Vernachl\u00e4ssigung von einer Komponente beobachtet man bekanntlich auch in den F\u00e4llen, wo das Subjekt mit vollkommen normalen beiden Augen vor die Aufgabe gestellt wird, nur mit einem Auge etwas zu betrachten ohne das andere zu schliefsen. So gew\u00f6hnt man sich z. B. beim","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Der einseitige Astigmatismus und sein Einflu\u00df auf das binokulare Sehen. 143\nMikroskopieren erst allm\u00e4hlich, das Bild des anderen Auges zu vernachl\u00e4ssigen, und sp\u00e4ter sieht man tats\u00e4chlich nur dasjenige, was das hier t\u00e4tige Auge zu betrachten hat.\nEs bleibt mir noch \u00fcbrig eine Frage zu besprechen, die schon oben ber\u00fchrt worden ist, n\u00e4mlich die Frage, wie denn der Beobachtungsvorgang selbst verl\u00e4uft? Diese Frage wurde auch von Piper erhoben und wie wir es schon gesehen haben von ihm in dem Sinne gel\u00f6st, dafs die Vergleichung in zwei Perioden vor sich geht. Piper konnte diese Tatsache dadurch erkl\u00e4ren, dafs der Beobachter bei seinen Versuchen zuerst einen Beiz und nachher den zweiten wahrnehmen mufste. Aber auch bei meinen Versuchen, wo die beiden Beize gleichzeitig dargeboten wurden, verlief die Vergleichung unver\u00e4ndert immer in zwei Momenten : der Beobachtung und der Vergleichung. Die Beobachtung selbst verl\u00e4uft aber auch sukzessiv: zuerst wird ein Inhalt und nachher ein anderer wahrgenommen. Erst darauf folgt die Vergleichung selbst. Die letztere kann als psychischer Vorgang dem Anschein nach von verschiedener Zusammengesetztheit sein, mit verschiedener Geschwindigkeit, mit oder ohne Hemmung verlaufen. Sie folgt aber immer unmittelbar auf die Wahrnehmung und kann nie mit der letzteren gleichzeitig sein. Mit anderen Worten vollzieht sich der Vergleichungsakt immer nach dem unmittelbaren Ged\u00e4chtnis und f\u00e4llt mit dem Erleben des beobachteten Inhaltes selbst nie zusammen.\nZum Schlufs ist es mir eine angenehme Pflicht, den Herren A. N. Bayevsky, B. I. Tschiranowsky und D. I. Tschischewsky, welche in den Versuchen als Experimentatoren t\u00e4tig waren, meinen innigsten Dank f\u00fcr ihre Liebensw\u00fcrdigkeit und Selbstaufopferung auszudr\u00fccken.\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 57.\n10","page":143}],"identifier":"lit35951","issued":"1926","language":"de","pages":"127-143","startpages":"127","title":"Der einseitige Astigmatismus und sein Einflu\u00df auf das binokulare Sehen","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:53:25.053485+00:00"}