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{"created":"2022-01-31T15:35:09.929831+00:00","id":"lit35952","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Mitsumoto, Tenzo","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 57: 144-165","fulltext":[{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\n(Aus dem physiologischen Institute der Universit\u00e4t Berlin.)\nOlfaktometrische Untersuchungen.\nVon\nTenzo Mitsumoto.\nMit 8 Abbildungen im Text.\nTrotz mancherlei Ans\u00e4tzen fehlte es bisher an einem einfachen, dabei aber doch exakt arbeitenden Olfaktometer zur Bestimmung der absoluten Reizschwelle. Nachdem vor kurzem F. B. Hofmann und A. Kohlbausch 1 ein solches angegeben hatten, mit dem man rasch, bequem und trotzdem genau arbeiten kann, wurde mir von Herrn Professor Hofmann die Aufgabe \u00fcbertragen, die Verwendbarkeit des Apparates nach verschiedenen Seiten hin zu pr\u00fcfen. Zun\u00e4chst war durch Vergleichs versuche festzustellen, wie sich die Reizschwelle f\u00fcr eine und dieselbe Substanz bei verschiedenen Versuchspersonen verh\u00e4lt; ferner inwieweit sich die so gefundenen Reizschwellen mit denen anderer Autoren decken. Herrn Professor A. Kohlrausch und Herrn Dr. vom Hofe, die mich bei meinen Versuchen unterst\u00fctzten, spreche ich daf\u00fcr auch hier meinen besten Dank aus.\n1. Methodisches.\nBevor ich \u00fcber die Versuche selbst berichte, schicke ich einige Worte \u00fcber den Gebrauch des Apparates voraus, wobei ich mich allerdings nur auf das f\u00fcr das folgende Notwendige beschr\u00e4nke. Die genaue Beschreibung und die Theorie des Apparates, sowie die zu ber\u00fccksichtigenden Fehlerquellen finden sich ausf\u00fchrlicher in der Abhandlung von Hofmann und Kohlrausch. Beim Gebrauch stellte sich ferner die Notwendigkeit\n1 F. B. Hofmann u. A. Kohlrausch, Bestimmung von Geruchsschwellen. jBiochem. Zeitschr. 156, S. 287. 1925.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Olfaktometrische Untersuchungen.\n145\n<einer Ab\u00e4nderung des Apparates heraus, die eine noch vielseitigere Verwendung desselben erm\u00f6glichte, als es seine urspr\u00fcngliche Form gestattete. Auch \u00fcber diese will ich unten berichten.\nDer Apparat, der als Dampfdruck-Olfaktometer bezeichnet werden soll, beruht auf dem Prinzip, dafs der Riechstoff in einen Verdampfungsraum V unter Quecksilberabschlufs eingebracht wird und darin zun\u00e4chst so lange verbleibt, bis sich der Raum mit dem Dampf der Substanz vollst\u00e4ndig ges\u00e4ttigt\nAbbildung 1.\nhat. Aus der bekannten (oder eventuell zu bestimmenden) S\u00e4ttigungsspannung des Dampfes bei dem w\u00e4hrend des Versuchs herrschenden Luftdruck und der Temperatur l\u00e4fst sich unter Ber\u00fccksichtigung des spezifischen Gewichtes des Dampfes die Konzentration in Gramm pro cm3 Luft berechnen. Von der mit dem Dampf des Riechstoffs ges\u00e4ttigten Luft wird durch Senken des Quecksilberspiegels in einer graduierten Mischb\u00fcrette M ein abgemessener Bruchteil abgesaugt. In der ersten Konstruktion war zu diesem Behufe das Glasrohr 3 in Abb. 1 unmittelbar\n10*","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nTenzo Mitsumoto.\nmit 7 verbunden, die R\u00f6hren 4, 5, 6, der Hahn H3 und die B\u00fcrette Z fehlten. Der nach M \u00fcberf\u00fchrte Dampf wird dort mit Luft verd\u00fcnnt, die durch den Ansatz 9 und den Hahn H5 eingesaugt wird. Nach v\u00f6lliger Durchmischung wird nun durch Heben des Quecksilbergef\u00e4fses Nm in der Verd\u00fcnnungsb\u00fcrette M ein \u00dcberdruck erzeugt. Die Versuchsperson f\u00fchrt in sitzender Stellung ein an den Ansatz 9 angesetztes gegabeltes Rohr mit der Olive 0 in ihre beiden Nasenl\u00f6cher ein. Auf ein gegebenes Zeichen hin wird der Hahn H5 ge\u00f6ffnet und ein Teil des Inhalts von M in die Nase der Versuchsperson eingeblasen. Diese hat nun anzugeben, ob und was sie gerochen hat. Selbstverst\u00e4ndlich wird sie \u00fcber den Verd\u00fcnnungsgrad im unklaren gelassen und werden Kontrollversuche mit reiner Luft eingeschaltet; sie weifs nur, welche Substanz zum Versuch verwendet wird.\nDas Einblasen des Dampfes in die Nase, das schon Henning empfohlen hat, hat den Vorteil, dafs es eine recht scharfe Schwellenbestimmung gestattet. Vor allem aber vermeidet man bei diesem Apparat die Fehler, die durch das Abw\u00e4gen des Riechstoffs, seine eventuell nicht ganz vollst\u00e4ndige Verdunstung und seine Adsorption an den W\u00e4nden hereingebracht werden. Er hat dagegen den Nachteil, das der S\u00e4ttigungsdruck mancher Riechstoffe bei Zimmertemperatur so niedrig ist, dafs man ihn nur durch Extrapolation in recht unsicherer Weise berechnen kann. Ist umgekehrt die S\u00e4ttigungsspannung zu grofs, so dafs die einmalige Verd\u00fcnnung nicht ausreicht, so l\u00e4fst sich dem leicht dadurch abhelfen, dafs man zwischen den Verdampfungsraum V und dem Verd\u00fcnnungsraum M eine Zwischenb\u00fcrette Z einschaltet, die durch den Dreiwegehahn H3 einmal mit V und dann mit M verbunden werden kann, und die nach unten ebenfalls durch Quecksilber abgesperrt ist. Man saugt zun\u00e4chst einen aliquoten Teil des Dampfes aus V in die Zwischenb\u00fcrette Z und verd\u00fcnnt dort mit Luft, die man auf dem Wege 9, der Hahn H5 (dem zu diesem Behufe so eingestellt werden mufs, dafs er 9 mit 7 verbindet), 6, H3 und 5 von aufsen einsaugt.. Diesen verd\u00fcnnten Dampf verwendet man dann so, wie sonst den ges\u00e4ttigten Dampf zur weiteren Verd\u00fcnnung in B\u00fcrette M.\nAber auch dieses Verfahren gen\u00fcgt in manchen F\u00e4llen von besonders hohem Dampfdruck (z. B. bei der Essigs\u00e4ure) noch nicht. Dann kann man so Vorgehen, dafs man zun\u00e4chst aps dem Dampf raum V einen kleinen Teil nach Z hin\u00fcbersaugt, in","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Olfaktometrische Untersuchungen.\n147\nder beschriebenen Weise mit Luft verd\u00fcnnt und von diesem\nverd\u00fcnnten Dampf wieder einen kleinen Teil nach M absaugt.\nDort wird dieser nochmals verd\u00fcnnt, sodann der \u00fcbersch\u00fcssige\nDampf aus der Zwischenb\u00fcrette Z nach aufsen vertrieben und\nder zweimal verd\u00fcnnte Dampf aus M nach Z zur\u00fcckgesaugt.\nDabei kann er, wenn man will, noch einmal verd\u00fcnnt werden.\nErst dieser mehrmals verd\u00fcnnte Dampf wird dann wieder nach\nM \u00fcberf\u00fchrt, dabei eventuell nochmals verd\u00fcnnt und in die\nNase eingeblasen. Dieses Verfahren k\u00f6nnte man beliebig oft\nwiederholen und so zu beliebigen Verd\u00fcnnungen \u00fcbergehen.\nDen Verlust durch Adsorption kann man dabei in engen Grenzen\n\u2022 \u2022\nhalten, wenn man jeder \u00dcberf\u00fchrung erst eine Auswaschung des Raumes mit der betreffenden Dampfkonzentration vorangehen l\u00e4fst. Dagegen war ein anderer Fehler, besonders bei der Essigs\u00e4ure, sehr st\u00f6rend. Das war das Kriechen des Dampfes an den H\u00e4hnen. Wenn man den Essigs\u00e4uredampf einmal \u00fcberf\u00fchrt hatte, rochen alle H\u00e4hne nach Essigs\u00e4ure. Aber auch da liefs sich Abhilfe schaffen, indem man nach jeder \u00dcberf\u00fchrung die entleerte B\u00fcrette mit ihrem Hahn durch das ultraviolette Licht einer Quarzlampe desodorierte. Das Verfahren wird in diesem Falle etwas umst\u00e4ndlicher, bleibt aber immer noch bequemer und vor allen Dingen genauer, als andere Verfahren zur absoluten Schwellenbestimmung. Selbstverst\u00e4ndlich darf man solche Prozeduren, wie das Ablassen des Dampfes in den Aufsenraum nur im Freien oder in einem so gut gel\u00fcfteten Raum vornehmen, dafs der Geruch daraus binnen kurzer Zeit verschwindet. Anwesenheit von Dampf in der Aufsenluft um den Apparat w\u00fcrde nat\u00fcrlich einen groben Fehler in den Messungen bedingen.\nDie Berechnung der Reizschwellenkonzentration r in Gramm\nT) y g\nRiechstoff pro cm3 Luft erfolgt nach der Formel r = p y .1 * Darin\nbedeutet p den S\u00e4ttigungsdruck des Dampfes des Riechstoffs, v das abgemessene Volumen des ges\u00e4ttigten Dampfes, s das spezifische Gewicht des reinen Dampfes, P den Barometerstand, V das Gesamtvolumen (Volumen des ges\u00e4ttigten Dampfes + Verd\u00fcnnungsluft). Das spezifische Gewicht des reinen Dampfes be-\n1 \u00dcber ihre Ableitung vgl, man die Abhandlung von F. B. Hofmann\nmnd A. Kohlrausch, a. a. O. S. 290 ff.","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nTenzo Mitsumoto.\nrechnet man aus dem Molekulargewicht M der Substanz nach der Formel s = 22,4 \u2022 1000 \u2018\n2. Das Dampfdruck-Olfaktometer und die Methode you Passy.\nDas Arbeiten mit dem beschriebenen Apparat geht, wenn keine Komplikationen (wie z. B. das angef\u00fchrte Kriechen der Essigs\u00e4ure) vorliegen, rasch und bequem vor sich. Es fragt sich aber, ob der Apparat auch in bezug auf die Genauigkeit der Bestimmungen das leistet, was man von ihm erwartet. Um das festzustellen, sind Vergleiche mit anderen Verfahren notwendig, mit denen ebenfalls absolute Schwellen bestimmt worden sind. Wenn man aber die Angaben der verschiedenen Autoren \u00fcber derartige Messungen durchsieht, so bemerkt man, dafs die Reizschwelle f\u00fcr einen und denselben Riechstoff bei den verschiedenen Versuchspersonen \u00e4ufserst verschieden gefunden wurde. So wird die Erkennungsschwelle f\u00fcr Kampher von Passy1 zu 5, 10-9 g in 1cm3 Luft, angegeben, von Zwaabde-makes 2 zu 0,016 \u2022 10-9, von Ohma 8 zu 0,06 \u2022 10~9 g. Die Reizschwelle f\u00fcr k\u00fcnstlichen Moschus findet Passy (a. a. O.) bei 0,000001\u20140,00000005 \u2022 10~9 g in 1 cm3 Luft, Zwaaedemakeb bei 0,001 \u2022 10-9 g die f\u00fcr Safrol gibt Tempelaab 4 * * zu 2,0 \u2022 IO-9 g Ohma zu 0,125\u2022IO-9 g in 1 cm8 Luft an usw. Diese Differenzen gehen keineswegs blofs auf Unterschiede in der Methodik zur\u00fcck, denn Zwaaedemakeb, Tempelaab und Ohma bedienten sich der gleichen Methode, der Schwellenbestimmung in der camera odorata von Zwaardemakee, und fanden trotzdem die oben angegebenen weitgehenden Unterschiede in der Schwelle. Es m\u00fcssen demnach wohl grofse individuelle Unterschiede in der Riechsch\u00e4rfe vorhanden sein. Wenn wir also die Frage entscheiden wollen, ob die Schwellenbestimmungen mit unserem Olfaktometer richtig\n1\tJ. Passy, Sur quelques minimums perceptibles d\u2019odeurs. Compt. rend, de P Acad., Bd. 114, S. 786. 1892 (auch Compt. rend. Soc. de Biol. 1892, S. 239).\n2\tH. Zwaardemaker, Geruch und Geschmack. Tigerstedts Handb. d. physiol. Methodik. Bd. 3, 1. H\u00e4lfte, S. 57.\n3\tS. Ohma, La classification des odeurs aromatiques en sous - classes. Arch. N\u00eaerl. de Physiologie 6, S. 567. 1922.\n4\tH. C. G. Tempelaar, Over den invloed van licht op reukstoffen.\nDissert. Utrecht 1913 und Onderzoek. Physiol. Labor. Utrecht, 5. Reihe,\nBd. 14, S. 220. 1914.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Olfaktometrische Untersuchungen.\n149\nsind, k\u00f6nnten wir uns nicht darauf berufen, dafs sie mit den Angaben eines der genannten Autoren \u00fcbereinstimmen. Ebensowenig aber w\u00fcrden Abweichungen im Resultat etwas gegen die Zuverl\u00e4ssigkeit unserer Methode beweisen. Vielmehr m\u00fcssen wir bei einer und derselben Person die Schwellenbestimmung mit unserem Olfaktometer vergleichen mit einer anderen Methode der absoluten Schwellenbestimmung und nachsehen, ob wir in beiden F\u00e4llen \u00fcbereinstimmende Werte finden oder nicht.\nAls Vergleichsmethode haben wir die von Passy benutzt, erstens wegen ihrer leichten Durchf\u00fchrbarkeit und zweitens deswegen, weil unsere Zahlen in vielen F\u00e4llen gerade von denen von Passy besonders weit ab wichen und so der Verdacht nahe lag, dafs unsere Methode zu falschen Werten f\u00fchrt. Die Methode von Passy besteht darin, dafs man eine genau abgewogene Menge des Riechstoffs in Alkohol l\u00f6st und die L\u00f6sung mit Alkohol noch weiter verd\u00fcnnt. Von der verd\u00fcnnten L\u00f6sung wird ein Tropfen in einem grofsen Glasgef\u00e4fs unter Erw\u00e4rmen vollst\u00e4ndig verdunstet und festgestellt, bei welcher Verd\u00fcnnung beim Riechen an dem Glasgef\u00e4fs eben noch der Geruch der Substanz erkannt wird. Die Konzentration (g in cm3 Luft) wird hier aus dem Gewicht und der Verd\u00fcnnung direkt berechnet, also in ganz anderer Weise, wie bei unserem Olfaktometer. Der Vergleich beider Methoden mufs also auch dar\u00fcber Aufschlufs geben, ob unsere Berechnung der Konzentration des Dampfes richtig ist. Die Berechnung der Dampfkonzentration aus dem Molekulargewicht setzt n\u00e4mlich voraus, dafs die Molek\u00fcle des Dampfes weder dissoziiert, noch etwa polymerisiert sind. W\u00e4re das der Fall, so w\u00fcrde die berechnete Schwellenkonzentration noch mit dem Dissoziationsfaktor zu multiplizieren, bzw. durch den Polymerisationsfaktor zu dividieren sein. Ich habe die Methode von Passy ebenfalls unter Verd\u00fcnnung mit Alkohol, einige Male auch zur Kontrolle mit Wasser ausgef\u00fchrt. Letzteres nahm ich aus dem Grunde zum Vergleich, weil die M\u00f6glichkeit bestand, dafs die gleichzeitige Anwesenheit von Alkoholdampf, ohne dafs er selbst gerochen wird, dennoch einen Einflufs auf die Schwelle aus\u00fcbt, sie etwa herabsetzt. Die Versuche ergaben allerdings, dafs das im allgemeinen nicht der Fall ist. Nur beim Chloroform, das eine ziemlich hohe Reizschwelle hat, st\u00f6rte der gleichzeitig wahrnehmbare Alkoholgeruch. Bei der Essigs\u00e4ure stimmten die Ergebnisse mit Wasser und mit Alkohol ziemlich miteinander \u00fcber-","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nTenzo Mitsumoto.\nein, bei der Butters\u00e4ure lag der Wert f\u00fcr die w\u00e4sserige L\u00f6sung h\u00f6her, als f\u00fcr die alkoholische. Das beruht aber offenbar darauf, dafs das Wasser sehr schlecht verdunstet, der Wasserdampf sich an der Innenfl\u00e4che des Glasgef\u00e4fses kondensiert und einen Teil des Riechstoffs absorbiert enth\u00e4lt. Wasser als Verd\u00fcnnungsfl\u00fcssigkeit ist daher fehlerhaft, und ich habe es bei den weiteren Versuchen ganz weggelassen.\n3. Versuche und Ergebnisse.\n1. Gibt es eine Durchschnittsschwelle f\u00fcr jeden Riechstoff?\nEhe ich \u00fcber das Ergebnis der Vergleichsversuche zwischen unserem Olfaktometer und der PASSYschen Methode berichte, m\u00f6chte ich vorher noch eine weitere Frage er\u00f6rtern, deren vorherige Erledigung auch f\u00fcr die richtige Beurteilung der Vergleichsversuche erforderlich ist. Das ist die Frage, inwieweit man denn \u00fcberhaupt von einem allgemeiner g\u00fcltigen Schwellenwert f\u00fcr jeden Riechstoff sprechen kann! Die Unterschiede in den Angaben der Autoren, von denen ich oben schon einige anf\u00fchrte, sind n\u00e4mlich bei manchen Riechstoffen so grofs, dafs selbst die Berechnung eines blofsen Durchschnittswertes illusorisch erscheint. Eine praktische Verwertung der Schwellenbestimmung mit unserem \u2014 aber auch mit jedem anderen \u2014 Apparat ist jedoch erst dann m\u00f6glich, wenn es einen Durchschnittswert f\u00fcr die Schwelle gibt, von dem ausgehend man eine eventuelle Herabsetzung oder Erh\u00f6hung der Schwelle zahlenm\u00e4fsig charakterisieren kann. F\u00fcr Kautschuk hat freilich schon Zwaardemaker 1 einen solchen relativen Durchschnittswert der Schwelle bestimmt, absolute Schwellenbestimmungen an einer gr\u00f6fseren Zahl von Personen sind aber bisher noch nicht ausgef\u00fchrt worden. Auch w\u00e4re es m\u00f6glich, dafs man f\u00fcr einzelne Riechstoffe einen solchen Durchschnittswert, um den die Einzelbestimmungen blofs innerhalb enger Grenzen schwanken, findet, f\u00fcr andere hingegen nicht. Ich habe daher, um weitere Unterlagen f\u00fcr die Beurteilung dieser Frage zu gewinnen, mit zwei Riechstoffen, mit Naphthalin und mit n-Butters\u00e4ure, Schwellenbestimmungen an einer gr\u00f6fseren Zahl von Personen ausgef\u00fchrt und zwar habe ich mit Naphthalin 25, mit n-Butters\u00e4ure 20 Personen untersucht. Die Schwellenbestimmungen erfolgten stets binasal (dirrhin) im unwissentlichen\n1 H. Zwaardemaker, Die Physiologie des Geruchs. Leipzig 1895. S. 132.","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Olfaktometrische Untersuchungen.\n151\nVerfahren, wie es oben beschrieben wurde. Dabei wurde stets die Erkennungsschwelle (spezifische Schwelle) bestimmt. Das Ergebnis der Versuche ist in den beiden Tabellen 1 und 2 niedergelegt. Die Reihenfolge der Versuchspersonen ist so angeordnet, dafs die Reizschwelle von den niedrigsten zu den h\u00f6heren Werten ansteigt. Um eine Beurteilung des Grades der Genauigkeit der Bestimmung zu erm\u00f6glichen, ist in den Tabellen auch noch die n\u00e4chst niedrigere Konzentration, bei der die Erkennungsschwelle noch nicht erreicht war, angef\u00fchrt. Die Unterlagen f\u00fcr die Berechnung der Schwellenkonzentration (Barometerstand, Temperatur und Verd\u00fcnnungsgrad) sind in den Tabellen mit enthalten. Ebenso gebe ich in den Abb. 2 und 3 die Kurve wieder, nach denen\nTabelle 1.\n.Riechstoff: Naphthalin. Stamml\u00f6sung 10%.\nVp.\tErkennungsschwelle in 10~9 g/cm3 zwischen\tTem- peratur Cels.\tBaro- meter- stand\tNicht\tWird erkannt bei Verd\u00fcnnung\n1. Frl. Krut.\t2,0 u. 2,4\t16\u00b0\t743\t4 :100,\t5 :100\n2. Frau Mag.\t2,1 \u201e 2,6\t170\t743\t4:100,\t5:100\n3. Hofm.\t2,1 \u201e 2,6\t17 0\t743\t4 :100,\t5:100\n4. Prof. Kohlr.\t2,3 \u201e 2,8\t150\t753\t5:100,\t6:100\n5. Dr. Schr.\t2,4 \u201e 2,7\t15,5\u00b0\t746\t5 :100,\t6:100\n6. Borc.\t2,4 \u201e 2,8\t15,5\u00b0\t748\t5:100,\t6:100\n7. Le vit.\t2,6 \u201e 3,1\t16\u00b0\t743\t5 :100,\t6 :100\n8. Pusch.\t3,1 \u201e 3,5\t16,5\u00b0\t750\t6:100,\t7 :100\n9. Tant.\t3,3 \u201e 3,8\t15,5o\t748\t7 :100,\t8:100\n10. Feussn.\t3,3 \u201e 3,7\t16\u00b0\t760\t7 :100,\t8:100\n11. Grad.\t3,5 \u201e 4,0\t16\u00b0\t743\t7 :100,\t8:100\n12. Dr. v. H.\t3,5 \u201e 4,0\t16o\t743\t7 :100,\t8 :100\n13. Dr. Oskam.\t3,5 \u201e 4,0\t16\u00b0\t743\t7 :100,\t8 :100\n14. Dr. Mits.\t3,6 \u201e 4,0\t14\u00b0\t746\t7 :100,\t8 :100\n15. Jacobs.\t3,7 \u201e 4,1\t170\t743\t7 :100,\t8 :100\n16. Dr. Fuj.\t3,7 \u201e 4,1\t17o\t743\t7 :100,\t8 :100\n17. Frl. Egg.\t3,7 \u201e 4,1\t17\u00b0\t743\t7 :100,\t8:100\n38. Baume.\t3,7 \u201e 4,1\t17\u00b0\t743\t7:100,\t8:100\n19. Dr. Corsd.\t5,0 \u201e 5,4\t15,5\u00b0\t746\t11:100, 12:100\n20. Frl. Sack.\t5,2 \u201e 5,6\t15,5\u00b0\t748\t11:100, 12:100\n21. Lev.\t5,2 \u201e 6,2\t16,5\u00b0\t750\t11:100, 12:100\n22. Dr. Lour.\t7,8 \u201e 8,6\t15,5o\t748\t17:100, 18:100\n23. Fr. Dr. P.\t9,4 \u201e10,4\t17\u00b0\t743\t18:100, 20: 100\n24. Dr. Elling.\t10,8 \u201e12,0\t15,5\u00b0\t746\t24:100, 25:100\n25. Dr. Holzl.\t10,8 \u201e12,0\t15,5\u00b0\t746\t20:100, 25:100","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nTenzo Mitsumoto.\nTabelle 2.\nRiechstoff: n. Butters\u00e4ure. Stamml\u00f6sung 0,5%.\n\tErkennungs-\tTem-\tBaro-\tNicht\tWird\nVp.\tschwelle in IO\u20149 g/cm3 zwischen\tperatur Cels.\tmeter- stand\terkannt bei Verd\u00fcnnung\n1.\tLevand.\n2.\tShig.\n3.\tHofm.\n4.\tDr. Nied.\n5.\tProf. Kohle.\n6.\tDr. v. H.\n7.\tDr. Mits.\n8.\tDr. F\u00fcj.\n9.\tBind.\n10.\tPusch.\n11.\tProf. Fun.\n12.\tDr. Hie.\n13.\tFeussn.\n14.\tDr. Dieg.\n15.\tSackew.\n16.\tDr. Holzl.\n17.\tDr. Eelling.\n18.\tDr. Loue.\n19.\tFr. Dr. P.\n20.\t\u00d6hlm.\n0,005\tu.\t0,011\n0,01\tn\t0,014\n0,01\tV)\t0,016\n0,01\tn\t0,016\n0,01\tY)\t0,017\n0,01\tn\t0,017\n0,01\t\u00bb\t0,017\n0,012\t\u00bb\t0,017\n0,012\tn\t0,017\n0,012\tY>\t0,017\n0,013\tn\t0,018\n0,013\t\u00bb\t0,018\n0,013\t\u00bb\t0,019\n0,019\t\u00bb\t0,029\n0,019\tn\t0,029\n0,019\tr>\t0,029\n0,03\t\u00bb\t0,039\n0,03\t\u00bb\t0,039\n0,03\t\t0,039\n10,03\tn\t0,1\n22\u00b0\t760\n21o\t764\n18\u00b0\t761\n17\u00b0\t750\nOO o\t758\n18\u00b0\t758\n18\u00b0\t758\n19o\t762\n19\u00b0\t762\n19\u00b0\t762\n25\u00b0\t765\n25\u00b0\t765\n20\u00b0\t759\n20\u00ae\t759\n20\u00b0\t759\n20\u00b0\t759\n20\u00b0\t754\n20\u00b0\t754\n20\u00b0\t754\n21\u00b0\t761\n0,2:\t100,\t0,5:\t100\n0,5:\t100,\t0,7:\t100\n0,7:\t100,\t1,0:\t100\n0,7:\t100,\t1,0:\t100\n0,7 :\t100,\t1,0:\t100\n0,7:\t100,\t1,0:\t100\n0,7:\t100,\t1,0:\t100\n0,7:\t: 100,\t1,0:\t100\n0,7:\to o vH\t1,0:\t100\n0,7:\t: 100,\t1,0:\t: 100\n0,5:\t: 100,\t0,7:\t: 100\n0,5:\t: 100,\t0,7:\t100\n0,7:\t: 100,\t1,0\t: 100\n1,0\t: 100,\t1,5:\t: 100\n1,0:\t: 100,\t1,5 :\t: 100\n1,0:\t: 100,\t1,5:\t: 100\n1,5\ti\u2014*\u2022 o o\t2,0:\t: 100\n1,5:\t: 100,\t2,0\t: 100\n1,5\t: 100,\t2,0\t: 100\n4,0:\t: 100,\t5,0\t: 100\nzi_____________i____________l_-----------l_j om\n10\u00b0\t15\u00b0\t20\u00b0\t25\u00b0\n0.007mm\t0,062mm\t0,080mm\t0,103mm\nAbbildung 2.\nS\u00e4ttigungsdrucke des Naphthalins zwischen 10\u00b0 und 25\u00b0 nach Allen J. chem. Soc. 77, S. 412. 1900. Landolt-B\u00f6bnstein, 4. Aufl. 1912, S. 391).","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Olfaktometrische Untersuchungen.\n153\nich die Zwischenwerte des S\u00e4ttigungsdrucks zwischen den experimentell bestimmten Punkten ermittelt habe. Die Angabe \u00fcber die Konzentration der \u201eStamml\u00f6sung\u201c bezieht sich auf die Konzentration in der Zwischenb\u00fcrette Z, 0,5 \u00b0/0 bedeutet also eine Verd\u00fcnnung des ges\u00e4ttigten Dampfes von 0,5 auf 100 cm3. Daraus und aus den weiteren, in der Tabelle enthaltenen Verd\u00fcnnungsgraden in der Mischb\u00fcrette M berechnet sich das Gesamtvolumen V der Formel.\n0,36mm\n0,76mm Abbildung 3.\n1,5 mm\nS\u00e4ttigungsdrucke der n-Butters\u00e4ure zwischen 10\u00b0 und 30\u00b0 nach Schmidt (Z. physik. Chem. 7, S. 433. 1811. Landolt-B\u00f6rnstein, 4. Aufl. 1912, S. 389).\nTabelle 3.\nReizschwellen f\u00fcr Naphthalin in IO\u20149 g/cm15.\nReizschwelle liegt zwischen\tZahl der Personen\n2,0-2,4\t1\n2,5\u20142,9\t5\n3,0-3,4\t1\n3,5-3,9\t3\ns* o ! ** 'S*\t8\n4,5-5,4\t1\n5,5-6,5\t2\n8,6\t1\n10,4\t1\n12,0\t2","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nTenzo Mitsumoto.\nWie man aus den beiden Tabellen schon sehen kann, findet sich bei der Untersuchung einer gr\u00f6fseren Zahl von Personen in der Tat eine H\u00e4ufung der Schwellenwerte bei gewissen Konzentrationen. Man erkennt das noch leichter, wenn man das Material noch etwas \u00fcbersichtlicher gruppiert, wie es in Tabelle 3 f\u00fcr die Naphthalin versuche geschehen ist. Hier sind in der ersten Vertikalreihe die Reizschwellenschritte, bei den niederen Werten um je 0,5 \u2022 10~9 g/cm3 fortschreitend eingetragen. Bei den h\u00f6heren Werten ist zur Verk\u00fcrzung der Tabelle der Schwellenschritt gr\u00f6fser genommen und schliefslich sind blofs noch die Einzelwerte der Reizschwelle eingetragen. In der zweiten Vertikalreihe steht die Zahl der Personen, die auf das betreffende Reizschwellenintervall entfallen. Man sieht so deutlich, dafs sich zwischen 4,0 und 4,4 \u2022 10\u20149 g/cm8 die Schwellenwerte h\u00e4ufen. Aufserdem aber gibt es Personen, die eine niedrigere Schwelle haben, doch verteilen sich deren Reizschwellen auf einen ver-h\u00e4ltnism\u00e4fsig kleinen Bezirk bis zu 2,4 \u2022 10\u20149 g/cm3 herab. Viel gr\u00f6fser sind die Abweichungen bei jenen Personen, deren Riechsch\u00e4rfe herabgesetzt ist. Ihre Schwellenwerte verteilen sich ganz zerstreut \u00fcber eine lange Reihe hin, die sich bei Massenuntersuchungen voraussichtlich noch viel weiter ausdehnen w\u00fcrde.\n01 03 03 07 TO TZ T5\nAbbildung 4.\nMit dem Olfaktometer hat Zwaardemaker eine \u00e4hnliche Reihenuntersuchung f\u00fcr Kautschuk angestellt, und deren Ergebnis stimmt mit dem unseren bis auf die Einzelheiten \u00fcberein. Um dies anschaulich zu zeigen, gebe ich in Abb. 4 das Resultat der ZwAARDEMAKERschen Untersuchungsreihe graphisch wieder. Auf der Abszisse sind die Schwellenwerte in Olfaktometerl\u00e4ngen, auf denOrdinaten die Zahl der Personen angegeben, deren Reizschwelle bei der unten angegebenen Olfaktometerl\u00e4nge lag. Zum Vergleich habe ich in Abb. 5 aus meiner Untersuchungsreihe mit n-Butters\u00e4ure eine analoge Kurve gebildet. Auf der Abszisse sind wieder die Reiz-","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Olfaktometrische Untersuchungen.\n155\nschwellen in 10~9 g/cm8, auf den Ordinaten die Personenzahl eingetragen. Man sieht, dafs zwischen den beiden Kurven eine weit-\u2022 \u2022\ngehende \u00dcbereinstimmung besteht. Auch hier findet man wieder ein recht scharfes Maximum der Kurve, vor ihm liegen einige niedrigere Schwellenwerte von besonders geruchsempfindlichen Personen, die aber nicht weit herabreichen. Hinter dem Gipfel sinkt die Kurve rasch ab, aber nicht auf Null, sondern sie reicht mit kleinen Schwankungen so weit hinauf, dafs ich sie bei den Butters\u00e4ureversuchen vorzeitig abbrechen mufste, um die Figur nicht allzu lang auszudehnen. Zwaardemaker hat sich nun die Frage vorgelegt, was man denn nun als den eigentlichen Durchschnittswert der Reizschwelle bezeichnen, und wie man ihn aus den Versuchsergebnissen rechnerisch ableiten soll. Meiner Ansicht nach kann man dabei nicht so Vorgehen, dafs man einfach aus allen Zahlen das Mittel nimmt, denn die Befunde sind durchaus nicht gleichwertig. Es ist als gewifs anzusehen, dafs die\n0-025\t0-03\nAbbildung 5.\nbesonders geringe Riechsch\u00e4rfe mancher Personen nicht mehr normal ist, sondern eine Folge \u00fcberstandener Katarrhe oder anderer Sch\u00e4digungen des Riechepithels darstellt. Das geht schon daraus hervor, dafs man in ausgedehnten Versuchen eine ganz lange Reihe zu immer h\u00f6heren Reizschwellen vorfindet. Man wird sich daher f\u00fcr das \u201eNormale\u201c auf den Anfangsteil der Kurve beschr\u00e4nken m\u00fcssen, zu dem allerdings auch noch der nach den h\u00f6heren Reizschwellen zu absinkende Teil der Kurve geh\u00f6rt. Da man aber nicht weifs, wo man hier die Grenze zwischen normaler Variationsbreite und pathologischer Sch\u00e4digung ziehen soll, wird man auch hieraus keine Mittelzahlen ausrechnen k\u00f6nnen. Eine solche Rechnung w\u00e4re willk\u00fcrlich und k\u00f6nnte vielleicht sogar das eigentliche Ergebnis verwischen. Dieses aber ist ganz eindeutig: Es gibt eine Konzentration, bei der die Schwelle zumeist liegt, sie entspricht dem Gipfel der Kurven in den Abb. 4 und 5, und sie gibt uns am besten Aufschlufs \u00fcber die Durchschnittsschwelle. Es gibt aber dar\u00fcber hinaus empfindlichere Geruchsorgane, und hier ist es","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nTenzo Mitsumoto.\nam besten, den Anfang der Kurve, d. h. den Punkt der h\u00f6chsten Empfindlichkeit anzugeben, von dem aus die Kurve bis zum Durchschnittswert ansteigt.\nTabelle 4.\nRiechschwelle f\u00fcr Kautschuk nach Geiesbach.\nSchwelle in cm L\u00e4nge der exponierten Olfaktometerfl\u00e4che\tAnzahl der Befunde\n0,7\t41 mal\n1,0\t6 .\n1,5\t32 \u201e\n2,0\t3 \u201e\n2,5\t1 *\n3,0\t4 \u201e\n5,0\t1 \u00bb\nNicht in \u00dcbereinstimmung mit Zwaardemakers und meinen Befunden stehen die Angaben von Griesbach1, der an einer gr\u00f6fseren Anzahl von normalen Personen die Erkennungsschwelle f\u00fcr den Geruch von Kautschuk mit dem ZwAARDEMAKERschen Olfaktometer bestimmte. Er erhielt dabei die in der Tabelle 4 angegebenen Schwellenwerte.2 Sie zeigen keine so regelm\u00e4fsige Anordnung, wie die von Zwaardemaker. Insbesondere beginnt die Tabelle gleich mit einem Maximum bei 0,7 cm, dem ein zweites bei 1,5 cm folgt. Wenn man diese beiden Zahlen trotz des dazwischen liegenden niedrigen Wertes bei 1,0 cm als den Ausdruck eines breiten, verwaschenen Maximums auffassen wollte, so bliebe immer noch auff\u00e4llig, dafs die vereinzelten, sonst unter dem Maximum liegenden niedrigeren Schwellenwerte hier vollkommen fehlen. Man wird daher die Zahlen von Griesbach kaum als gen\u00fcgend sichere Unterlage f\u00fcr theoretische Folgerungen betrachten d\u00fcrfen.\nDie wichtigste unter diesen Bestimmungen ist jedenfalls die des h\u00e4ufigsten Schwellenwertes. Daf\u00fcr wird man aber, wie schon die angef\u00fchrten Zahlenreihen zeigen, auch mit einer ge-\n1\tGriesbach, Pfl\u00fcgers Arch. f. Physiol. 14ty S. 577 u. 75, S. 365. 1899.\n2\tGriesbach hat die Schwelle bei jeder Person rechts und links gesondert bestimmt, daher sind auch in der Tabelle von jeder Person beide Aufnahmen ber\u00fccksichtigt. Angef\u00fchrt sind oben blofs die Bestimmungen an Nichtrauchern, aufserdem ist eine Vp. mit hypertrophischer Schleimhaut weggelassen worden, so dafs im ganzen 44 Personen ber\u00fccksichtigt sind.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Olfaktometrische Untersuchungen.\n157\nringeren Zahl von Bestimmungen auslangen. 7\u201410 Personen geben in vielen F\u00e4llen schon ein recht deutliches Bild von der durchschnittlichen Riechsch\u00e4rfe f\u00fcr den betreffenden Stoff. Ich habe an einer solchen kleinen Zahl von Personen noch einige weitere Riechstoffe untersucht und zwar Essigs\u00e4ure, Propions\u00e4ure und Kampher, wozu dann noch einige Probeversuche mit Chloroform hinzukommen. Ich gebe in den Tabellen 5\u20148 die f\u00fcr die\nTabelle 5.\nRiechstoff: Essigs\u00e4ure (Eisessig) (Stamml\u00f6sung 0,01 %)\u2022\nVp.\tErkennungsschwelle in IO\u20149 g/cm3 zwischen\tTemp. Cels.\tBaro meter- stand\tWird erkannt bei Verd\u00fcnnung\n1. Prof. Kohlr.\t0,074\t31\u00b0\t765\t1 : 100\n2. Hofm.\t0,34\t21\u00b0\t765\t8 : 100\n3. Dr. y. H.\t0,37\t21\u00ab\t765\t9 : 100\n4. Dr. Mits.\t0,37\t19\u00b0\t758\t10 : 100\n5. Feussn.\t0,37\t21\u00b0\t765\t9 : 100\n6. Sackew.\t0,52\t21\u00b0\t765\t12 : 100\n7. Dr. Yosh.\t0,57\t22\u00b0\t763\t13 : 100\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t220 21-0 20-0 19-0 18-0 17-0 16-0 15-0 n-o 13-0 12-0 11-0 10-0 9-0 8-0 7-0 6-0 t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u2014\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t;\t\t\n10\u00b0 1Z n 16 18 20\u00b0 2Z ZV- 26 28 30\u00b0 3i\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n6,6mm\t71,6mm\t20,0mm\nAbbildung 6.\nS\u00e4ttigungsdrucke der Essigs\u00e4ure zwischen 10\u00b0 und 32\u00b0 nach Schmidt (,Z. physik. Chemie 7, S. 433. 1891. Landold-B\u00f6rnstein, 4. Aufl. 1912, S. 388).","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nTenzo Mitsumoto.\nTabelle 6.\n\u2022\t\u25a0\t1\t-\t\u2022\tI\nRiechstoff: Propions\u00e4ure. 0,5\u00b0/0 Stamml\u00f6sung.\ni Vp.\tErkennungs-Schwelle in 10 -9 g/cm3 zwischen\tTemp. Cels.\tBaro- meter- stand\t;\t; f; Nicht\tWird erkannt v. Tr : f\t\n1. Prof. Kohlr.\t0,23-0,49\t16o\t761\t0,5:100, 1\t100\n2. Hofm.\t0,3 \u20140,49\t190\t759\t0,5:100, 0,8\t100\n3. Feussn.\t1,37\u20141,7\t11\u00b0\t770\to' o o \u00abN\t100\n4. Sackew.\t1,8 \u20142,25\t15\u00b0\t769\t4,0:100, 5\t100\n5. Dr. y. H.\t2,0 \u20142,36\t16\u00b0\t761\t4,0:100, 5\t100\n6. Dr. Schr.\t1,9 \u20142,38\t15,5\u00b0\t762\t! 4,0:100, 5\t100\n7. Dr. Mits.\t2,18\u20142,55\t12\u00b0\t770\t6,0:100, 7\t100\n8. Dr. Niederh.\t2,58\u20143,0\t170\t769\t5,0:100, 6\t100\nmm\n30\nn 16\t18\t20\u00b0\n3,0mm\nAbbildung 7.\n10\u00b0 12 1.3mm\nS\u00e4ttigungsdrucke der Propions\u00e4ure zwischen 10\u00b0 und 20\u00b0 nach Schmidt [Z. f. physik. Chemie 7, S. 433. 1891. Landolt-B\u00f6rnstein, 4. Aufl. S. 388).\nTabelle 7.\nRiechstoff: Kampher.\nVp.\tErkennungsschwelle in IO\u20149 g cm3 zwischen\tTemp. Cels.\tBaro- meter- stand\tNicht\tWird erkannt\t\n1. Prof. Kohlr.\t2,2\u2014 4,4\t13,5\u00b0\t770\t0,2\t90,2, 0,4 : 90,4\n2. Dr. Mits.\t10,7-21,4\t15 \u00bb\t762\t1\t100 ,2 :100\n3. Dr. y. H.\t11,4\u201422,6\t14,5\u00b0\t770\t1\t91 ,2 : 92\n4. Dr. Schr.\t22,4\u201433,3\t14,5\u00b0\t776\t2\t92 ,3 : 93\n5. Dr. Fuj.\t22,4-33,3\t14,5\u00b0\t776\t2\t92 ,3 : 93\n6. Sackew.\t33,3\u201444,0\t14,5\u00b0\t776\t3\t93 ,4 : 94\n7. Feussn.\t33,9\u201445,0\t15 0\t771\t3\t93 , 4 : 94","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Olfaktometrische Untersuchungen.\n159\nmm\n0-15\no-n\n0-13\n0-12\n0-11\n0-10\nn is i\u00df\n0-12mm\n015mm\nAbbildung 8,\nS\u00e4ttigungsdrucke des nat\u00fcrlichen Kamphers zwischen 10\u00b0 und 20\u00b0 nach Allen (J. chem. Soc. 77, S. 416. 1900. Landolt-B\u00f6rnstein. 4. Aufl. S. 391). Die Kurve ist in der Reproduktion bei 10\u00b0 etwas zu tief gezeichnet.\nTabelle 8.\nRiechstoff: Chloroform. Stamml\u00f6sung 1%.\nS\u00e4ttigungsdruck bei 21 0 C nach Regnaults Messungen (M\u00e9m. de l\u2019Acad. Bd. 26, S. 393. 1862 ; Landolt-B\u00f6rnstein 4. Aufl. 1912)\nzu 168 mm angenommen.\nVp.\tErkennungsschwelle in 10\u20149 g/cm3\tTemp. Cels.\tBaro- meter stand\tWird erkannt\nDr. v. H.\t353,8\t21\u00b0\t755\t3 : 100\nProf. Kohlr.\t589,0\t21\u00b0\t755\t5 : 100\nMits.\t589,0\t21\u00b0\t755\t5 : 100\nDr. Kiederh.\t825,5\t21\u00b0\t755\t7 : 100\nBerechnung notwendigen Daten so vollst\u00e4ndig wieder, dafs eine Nachpr\u00fcfung m\u00f6glich ist. Die Bezeichnungen sind dabei dieselben, wie in den Tabellen 1 und 2. Bei der Propions\u00e4ure und dem Chloroform mufste zur Herstellung der Stamml\u00f6sung von 0,5 % bzw. 1 % die Zwischenb\u00fcrette Z benutzt, bei der Essigs\u00e4ure mufste, um auf eine Stamml\u00f6sung von 0,01 \u00b0/0 zu kommen, eine zweimalige Verd\u00fcnnung vorgenommen werden. Bei Kampher gen\u00fcgte es, den ges\u00e4ttigten Dampf aus V unmittelbar nach M zur Verd\u00fcnnung zu \u00fcberf\u00fchren. Die Kurven der S\u00e4ttigungsdrucke sind in den Figuren 5\u20147 wiedergegeben. Um Platz zu sparen, habe ich hier wie in den fr\u00fcheren Figuren nicht den\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 57.\t11","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nTenzo Mitsumoto.\nganzen .Kurvenzug wiedergegeben, sondern blofs jene St\u00fccke, die f\u00fcr die Versuche selbst in Betracht kamen. F\u00fcr Chloroform ist der S\u00e4ttigungsdruck bei 21\u00b0 C in der Tabelle selbst mit angegeben.\nSo klein die Reihen auch sind, so kommen doch die h\u00e4ufigsten Werte in den meisten F\u00e4llen ganz deutlich zum Vorschein, so f\u00fcr Essigs\u00e4ure bei 0,37.10~9 g/cm3, f\u00fcr Propions\u00e4ure zwischen 2,25 und 2,55 \u2022 10~9 g/cm3. Nur beim Kampher ist der H\u00e4ufigkeitswert undeutlich, und es scheint, insbesondere nach Vergleich mit Tabelle 9, dafs hier unter den Versuchspersonen zuf\u00e4llig mehrere mit etwas zu hohem Schwellenwert getroffen worden sind. Dieser Fall m\u00fcfste also jedenfalls noch genauer weiteruntersucht werden. Eine Versuchsperson (Prof. Kohle.) zeichnete sich durch einen meist niedrigeren Schwellenwert vor den anderen aus. Sehr grofs ist allerdings der Unterschied nicht. Er geht bei der Propions\u00e4ure und bei der Essigs\u00e4ure nur auf etwa */6 des Durchschnittswertes herab. In den Kautschukolfaktometerversuchen von Zwaardemaker betrug der niedrigste Schwellenwert, den die Person mit der gr\u00f6fsten Riechsch\u00e4rfe erreichte, 0,1 cm, also */7 des Durchschnittswertes von 0,7 cm. So weit gehende Verfeinerungen der Riechsch\u00e4rfe d\u00fcrfen wir demnach als reell vorkommend betrachten. Noch gr\u00f6fsere Unterschiede in den Bestimmungen der Riechsch\u00e4rfe, und das 100-, ja 1000 fache, wie sie in der Literatur Vorkommen, haben wir dagegen in unseren Versuchen nie gefunden. Es versteht sich aber von selbst, dafs sich diese relativ geringen Unterschiede nur auf die Erh\u00f6hung der Riechsch\u00e4rfe gegen\u00fcber der Norm beziehen. Eine Herabsetzung derselben kann sich nat\u00fcrlich in beliebigem Ausmafs bis zum v\u00f6lligen Verlust des Riechverm\u00f6gens erstrecken.\nVergleicht man die vom Durchschnittswert abweichenden Zahlen bei einer und derselben Versuchsperson untereinander, so ergibt sich ferner, dafs die Riechsch\u00e4rfe einer und derselben Person durchaus nicht f\u00fcr alle Ger\u00fcche in gleicher Weise \u00fcber den Durchschnitt gesteigert ist. Selbst wenn man einen Fehler, der durch mangelhafte \u00dcbung gegeben sein kann, in Rechnung zieht, stellt sich doch gerade bei ge\u00fcbten Personen heraus, dafs die Riechsch\u00e4rfe f\u00fcr bestimmte Ger\u00fcche \u00fcber dem Durchschnitt liegen kann, w\u00e4hrend sie bei anderen nur die durchschnittliche","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"Olfaktometrische Untersuchungen.\nIst. So finden sich in der von van der Hoeven Leonhard1 mitgeteilten Tabelle nicht blofs die enormen Unterschiede, die sich auf die Herabsetzung seiner Riechsch\u00e4rfe f\u00fcr einzelne Ger\u00fcche beziehen, sondern in anderen F\u00e4llen hat er sogar eine Steigerung der Riechsch\u00e4rfe gegen\u00fcber den Werten der anderen \u201enormalen\u201c Versuchspersonen aufzuweisen. Beispielsweise betr\u00e4gt die Riechsch\u00e4rfe von van der Hoeven Leonhard f\u00fcr Safrol das 3 1/2 fache vom Mittelwert der \u00fcbrigen \u201enormalen\u201c Vergleichspersonen, f\u00fcr Nitrobenzol das 3 */4 fache, f\u00fcr Skatol sogar das 23 fache, w\u00e4hrend sie f\u00fcr die \u00fcbrigen untersuchten Riechstoffe zum Teil ganz aufserordentlieh herabgesetzt ist. Aber auch unter den drei normalen Vergleichspersonen Z., N. und K. finden sich \u00e4hnliche Unterschiede. So ist die Schwelle f\u00fcr Zitral bei Z. \u00fcber 7 mal niedriger als bei K., f\u00fcr Skatol umgekehrt bei K. 6 mal niedriger als bei Z. Aus einer gesteigerten Riechsch\u00e4rfe f\u00fcr einen oder selbst f\u00fcr mehrere Ger\u00fcche kann man also nicht ohne weiteres auf eine allgemeine Steigerung der Riechsch\u00e4rfe schliefsen. Immerhin halten sich diese Unterschiede immer in verh\u00e4ltnis-m\u00e4fsig engen Grenzen. Die gr\u00f6fste Differenz ist zahlenm\u00e4fsig die oben f\u00fcr Skatol angegebene. Sie verliert aber etwas an Bedeutung, wenn man die sehr wahrscheinliche Annahme macht, dafs der Wert bei Z. wohl auf einer gegen den Durchschnitt etwas herabgesetzten Riechsch\u00e4rfe f\u00fcr diesen Stoff beruht. Dann w\u00e4re es n\u00e4mlich richtiger, diesen Wert beim Vergleich beiseite zu lassen, und blofs den Wert von K. mit dem von van der Hoeven Leonhard zu vergleichen. Dann aber betr\u00e4gt die Erh\u00f6hung der Riechsch\u00e4rfe f\u00fcr Skatol bei van der Hoeven Leonhard blofs noch das 7 1/2 fache, und das pafst sehr gut in die \u00fcbrigen Zahlen hinein.\n2. Vergleich der Ergebnisse bei verschiedenen Methoden.\nNachdem wir auf diese Weise die Grunds\u00e4tze f\u00fcr die Beurteilung der individuellen Unterschiede in der Reizschwelle kennen gelernt haben, gehen wir dazu \u00fcber, die am Olfaktometer gefundenen Schwellenwerte mit denen zu vergleichen, die wir nach der Methode von Passy an denselben Versuchspersonen ermittelt haben. Diese Werte sind in der Tabelle 9 \u00fcbersicht-\n1 J. yan der Hoeven Leonhard, \u00dcber ein abweichendes Geruchssystem. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 42, S. 210. 1908.\n11*","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nTenzo Mitsumoto.\nTabelle 9.\nReizschwelle in 10-9 g/cm3.\ni Riechstoff\tVp.\tOlfaktom.\tPASSYSche Methode\n\t\t\t , Dr. v. H.\t2,36\t2,0\n\tMits.\t2,55\t2,0\nPropion-\tFeussn.\t1,7\t4,0\ns\u00e4ure\tDr. Yosh.\t\u2014\t2,0\n\tPassy\t\u2014\t0,05\n\tProf. Kohle.\t0,017\t0,004\n\tDr. y. H.\t0,017\t0,02\n\ti Mits.\t0,017\t0,02\nButters\u00e4ure\tHofmeist.\t0,016\t0,02\n\tProf. Fun.\t\u2014\t0,02\n\tPassy\t\u2014\t0,001\n\tProf. Kohle.\t0,074\t0,4\n\tMits.\t0,37\tcT\n\tHofmeist.\tCO cT\t0,4\nEssigs\u00e4ure\tDr. Yosh.\t0,57\t2,0\n\t! Sackew.\t0,52\t2,0\n\tPassy\t\t !\t5,0\n\tMits.\t21,4\t10,0\n\tSackew.\t44,0\t25,0\n\tFeussn.\t45,0\t50,0\nKampher\tDr. Yosh.\t\u2014\t10,0\n\tHofmeist.\t\u2014\t5,0\n\tProf. Kohle.\t4,4\t\u2014\n\tPassy\t1\t5,0\n\tDr. y. H.\t353,8\t200,0\n\tMits.\t589,0\t200,0\nChloroform\tDr. Yosh.\t\u2014\t400,0\n\tFeussn.\t\u2014\t400,0\n\tPassy\t\u2014\t0,3\nlieh zusammengestellt. Zum Vergleich sind dazu noch einige Bestimmungen hinzugef\u00fcgt, die blofs nach der PASSY-Methode aus-gef\u00fchrt wurden, und endlich auch die von Passy selbst angegebenen Schwellenwerte. Wie man sieht, ist in vielen F\u00e4llen die \u00dcbereinstimmung der Werte am Olfaktometer und nach der Methode","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Olfaktometrische Untersuchungen.\n163\nvon Passy bei einer und derselben Versuchsperson eine recht gute. Das gilt besonders f\u00fcr die Propions\u00e4ure und die Butters\u00e4ure, obwohl auch da gelegentlich etwas gr\u00f6fsere Abweichungen Vorkommen. Es ist aber dabei zu ber\u00fccksichtigen, dafs die Schwellenbestimmung nach der Methode von Passy nicht sehr genau sein kann. Beim Riechen an den Glasgef\u00e4fsen zieht man ja nicht nur die den Dampf des Riechstoffs enthaltende Luft aus dem Gef\u00e4fs in die Nase, sondern auch immer etwas und je nach den Umst\u00e4nden wechselnd viel Nebenluft aus der Umgebung des Gef\u00e4fses. Ferner wird die zur Wirkung gelangende Dampfmenge auch je nach der Tiefe und der Art des Einatmens (Schn\u00fcffelns) wechseln. Das bemerken die Versuchspersonen im Versuch selbst sehr deutlich. Die Versuche sind daher recht unsicher, und die Olfaktometermethode kann dem gegen\u00fcber als die viel sch\u00e4rfere bezeichnet werden.\nW\u00e4re freilich der eben genannte Fehler der einzige, so m\u00fcfste man nach der Methode von Passy immer h\u00f6here Werte f\u00fcr die Reizschwelle finden, als nach der Olfaktometermethode. Das ist gelegentlich der Fall (Versuchsperson F. bei der Propions\u00e4ure), es kommt aber auch das Gegenteil vor (K. bei der Butters\u00e4ure), und das ist sehr schwer zu erkl\u00e4ren. Immerhin sind das bei den angef\u00fchrten Riechstoffen Ausnahmen, w\u00e4hrend im \u00fcbrigen die \u00dcbereinstimmung eine gute ist. Auch bei der Essigs\u00e4ure, beim Chloroform und beim Kampher liegen die Werte nach beiden Methoden in derselben Gr\u00f6fsenordnung, wenn auch da die Schwankungen schon betr\u00e4chtlicher sind. Sie treten vorwiegend bei den viel schwierigeren Bestimmungen nach der\nMethode von Passy auf. Sehen wir aber von diesen unvermeid-\n\u2022 \u2022\nliehen Schwankungen ab, so k\u00f6nnen wir sagen, dafs die \u00dcbereinstimmung der nach beiden Methoden gefundenen Werte eine solche ist, dafs die eingangs gestellte Frage nach der Brauchbarkeit des Dampfdruck-Olfaktometers von Hofmann und Kohlrausch f\u00fcr Schwellenbestimmungen bejaht werden kann.\nGanz anders steht es hingegen, wenn wir die von uns gefundenen Zahlenwerte mit den von Passy selbst angegebenen vergleichen. Allenfalls k\u00f6nnte man da noch die Werte f\u00fcr die Essigs\u00e4ure, die Butters\u00e4ure und den Kampher als \u00fcbereinstimmend gelten lassen, wenn man f\u00fcr erstere unseren h\u00f6chsten, f\u00fcr die beiden letzteren unseren niedrigsten Wert dem Vergleich zugrunde legt. Dagegen weichen Passys Abgaben \u00fcber die Reiz-","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nTenzo Mitsumoto.\nschwelle bei der Propions\u00e4ure und besonders beim Chloroform soweit von den unseren ab, dafs von einer auch nur angen\u00e4herten \u00dcbereinstimmung keine Rede mehr sein kann. Beim Chloroform k\u00f6nnte das daran liegen, dafs sich, wie schon bemerkt wurde, neben dem Chloroformgeruch ganz deutlich auch der Alkoholgeruch bemerkbar macht, und es daher sehr schwer ist, eine einigermafsen genaue spezifische Schwellenbestimmung nach der Methode von Passy auszuf\u00fchren. F\u00fcr die Propions\u00e4ure versagt aber auch dieser Erkl\u00e4rungsversuch. Auch ist der Unterschied so grofs \u2014 unsere Werte f\u00fcr die Reizschwelle betragen das 40\u201480 fache dessen von Passy \u2014, dafs man an individuelle Unterschiede in der Riechsch\u00e4rfe nach dem oben Gesagten nicht denken kann.1 * Ja noch mehr. W\u00e4hrend f\u00fcr Kampher die Schwellenwerte bei unseren Versuchspersonen und bei Passy wenigstens in der Gr\u00f6fsenordnung \u00fcbereinstimmen, erhielt Ohma (a. a. O.) f\u00fcr Kampher einen Schwellenwert von blofs 0,06 \u2022 10~9 g/cm3 * * *, Zwaardemaker (a. a. O.) sogar blofs von 0,016-10~9 g/cm3, also rund blofs 1jso oder sogar Vsoo von Passys und unserem niedrigsten Wert. Hier mufs also noch irgendein Fehler vorhanden sein. Er kann aber nicht etwa der Berechnungsmethode von Hoemann und Kohlrausch zugeschrieben werden, denn die Methoden von Passy und von Zwaardemaker beruhen beide auf W\u00e4gungen, die Berechnung aus dem Dampfdruck f\u00e4llt also bei beiden fort und dennoch bestehen die angef\u00fchrten grofsen Abweichungen zwischen beiden. Man k\u00f6nnte noch daran denken, dafs bei der Methode von Zwaardemaker, bei der der Dampf des Riechstoffs in einem grofsen Raum, der Camera odorata, verbreitet ist, sich die Nase vollst\u00e4ndiger mit ihm f\u00fcllt, w\u00e4hrend sich bei den Ein-atmungs- und Einblasemethoden der Dampf in unkontrollierbarer Weise mit der Luft in der Nasenh\u00f6hle mischt. Infolgedessen k\u00f6nnte die Methode mit der Camera odorata zu niedrigeren Schwellenwerten f\u00fchren, als die anderen. Es ist aber fraglich, ob sich allein daraus die so bedeutenden Unterschiede in den Schwellenbestimmungen erkl\u00e4ren lassen. Eine Entscheidung\n1 Anm. bei der Korrektur: Backmann (Upsala l\u00e4karef\u00f6r. f\u00f6rh., N. F.,\nBd. 22, S. 329. 1917) fand mit der ZwAARDEMAKERSchen Methode der camera\nodorata als Reizschwelle f\u00fcr Essigs\u00e4ure 5,0, f\u00fcr Propions\u00e4ure 0,5, f\u00fcr Butter-\ns\u00e4ure 0,02 \u2022 10\u20149 g/cm8. Die letzte Zahl stimmt mit der meinigen \u00fcberein,1\ndie f\u00fcr Essigs\u00e4ure mit der von Passy, die f\u00fcr Propions\u00e4ure steht in der\nMitte zwischen Passys und unserem Befund.","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Olfaktometrische Untersuchungen.\n165\ndar\u00fcber, k\u00f6nnte wieder nur durch Vergleichs versuche an einer und derselben Person getroffen werden. In dieser Beziehung k\u00f6nnen uns also die bisherigen Versuche nur den Weg zeigen, der k\u00fcnftighin einzuschlagen ist.\nZusammenfassend\nl\u00e4fst sich sagen, dafs die Methode der Schwellenbestimmung mit dem Dampfdruckolfaktometer von Hofmann und Kohlrausch nicht blofs wegen ihrer Einfachheit den Vergleich mit der Methode von Passy aush\u00e4lt, sondern dafs sie ihr an Sch\u00e4rfe jedenfalls \u00fcberlegen ist. Ob man freilich mit beiden Methoden wirklich die eigentliche absolute Schwelle bestimmt, l\u00e4fst sich zurzeit noch nicht mit Sicherheit sagen, weil wir die Verd\u00fcnnung in der Nasenh\u00f6hle nicht mit in Rechnung stellen k\u00f6nnen. Abgesehen davon aber haben die Reihenversuche an vielen Personen von neuem gezeigt, dafs man sehr wohl von einem Durchschnittswert der Riechschwelle f\u00fcr einen Stoff sprechen kann, von dem aus Abweichungen nach den niedrigeren Schwellenwerten nur in beschr\u00e4nktem Umfang Vorkommen, w\u00e4hrend sie nach oben hin nat\u00fcrlich unbegrenzt sind. Durch diese Feststellung eines Durchschnittswertes ist es m\u00f6glich, die Abweichungen davon nach oben und unten zur zahlenm\u00e4fsigen Charakterisierung der Riechsch\u00e4rfe zu benutzen. Es wird der Vorschlag gemacht, jenen Wert der Riechschwelle als Durchschnittswert zugrunde zu legen, der bei der gr\u00f6fsten Zahl der Versuchspersonen gefunden wird, also den Gipfel der \u201eH\u00e4ufigkeitskurve\u201c, dagegen von einer Berechnung des Mittelwertes unter Ber\u00fccksichtigung der abweichenden Werte abzusehen.","page":165}],"identifier":"lit35952","issued":"1926","language":"de","pages":"144-165","startpages":"144","title":"Olfaktometrische Untersuchungen","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:35:09.929836+00:00"}