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Narkoseversuche am Geruchsorgan

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{"created":"2022-01-31T13:48:56.961257+00:00","id":"lit35953","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Mitsumoto, Tenzo","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 57: 166-173","fulltext":[{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\n(Aus dem physiologischen Institute der Universit\u00e4t Berlin.)\nNarkoseversuche am Geruchsorgan.\nVon\nTenzo Mitsumoto.\nBei seinen Versuchen \u00fcber die sog. Geruchserm\u00fcdung hatte F. B. Hofmann1 im Anschlufs an Kaufmann2 3 * * die Vermutung ausgesprochen, die Riechstoffe k\u00f6nnten aufser ihrer erregenden Wirkung auf das Riechepithel auch eine narkotisierende entfalten, die sich nicht blofs auf die direkt gereizten Sinneszellen, sondern dar\u00fcber hinaus auch auf andere nicht gereizte erstreckt. Durch diese Annahme suchte er die sonst sehr schwer zu erkl\u00e4rende sog. \u201eheteronyme Erm\u00fcdung\u201c begreiflich zu machen, d. h. die Erscheinung, dafs Erm\u00fcdung f\u00fcr einen Riechstoff auch den Geruch anderer Riechstoffe zu unterdr\u00fccken vermag. Die Annahme einer solchen Narkose Wirkung war dadurch nahegelegt, dafs die Riechstoffe, wie Beyer8 zeigte, auch auf den motorischen Froschnerven eine narkotisierende Wirkung haben, aber ein direkter Beweis f\u00fcr diese Narkose Wirkung am Riechorgan selbst war nicht erbracht. Um nun zu sehen, wie ein starkes Narkotikum in Wirklichkeit auf die Riechschleimhaut ein wirkt,\nforderte mich Herr Professor Hofmann auf, die Wirkung von \u2022\u2022\n\u00c4ther auf den Geruch zu untersuchen. Die Versuche zerfielen in zwei Reihen, die Vorversuche und eine zweite exaktere Versuchsreihe, in der wir uns die Erfahrungen der Vorversuche\n1\tF. B. Hopmann, \u00dcber die sog. Geruchserm\u00fcdung. Zeitschr. f. Biol. 78, S. 63. 1923.\n2\tM. Kaufmann, \u00dcber eigent\u00fcmliche Geruchsanomalien einiger chemischer K\u00f6rper. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 42, S. 271. 1908.\n3\tH. Beyer, Narkotische Wirkungen von Riechstoffen und ihr Einflufs\nauf die motorischen Nerven des Frosches. Engelmanns Archiv 1902, Suppl.\nS. 208.\t.","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"Narkoseversuche am Geruchsorgan.\n167\nzunutze machten. Bei den Vorversuchen wurde ich von Herrn Dr. Teufer, bei der zweiten Versuchsreihe von Herrn Dr. vom Hofe unterst\u00fctzt, denen ich daf\u00fcr auch hier meinen besten Dank ausspreche.\nDie Vorversuche bestanden darin, dafs ich in gleich grofsen und gleich geformten Riechfl\u00e4schchen eine gr\u00f6fsere Zahl von Riechstoffen in Substanz vorr\u00e4tig hielt, und mir zun\u00e4chst durch Riechen an einem dieser Fl\u00e4schchen ein Bild von der Geruchsst\u00e4rke des betreffenden darin enthaltenen Stoffes zu verschaffen suchte. Dann roch ich wiederholt in gleichm\u00e4fsigem Rhythmus nach dem Takte eines Metronoms an einer Flasche mit \u00c4ther und nach einer bestimmten Zahl von Atemz\u00fcgen (meist 20) roch ich sogleich wieder an dem Fl\u00e4schchen mit dem Riechstoff. Es wurde darauf geachtet und notiert, ob mir der Geruch desselben unver\u00e4ndert, abgeschw\u00e4cht oder gar vernichtet erschien. Zwischen die Einzelversuche wurden hinreichend lange Pausen eingeschaltet, in denen sich das Geruchsorgan von der Einwirkung des \u00c4thers wieder vollst\u00e4ndig erholte. Da das Versuchsergebnis auf einer blofsen Sch\u00e4tzung beruhte, ergaben die Einzelversuche, wie nicht anders zu erwarten war, nicht immer die gleichen Resultate, so dafs ich mich durch sehr h\u00e4ufige Wiederholung derselben gegen allzu grobe T\u00e4uschungen zu sch\u00fctzen suchte. Das Ergebnis der Gesamtversuche ist in Tabelle 1 zusammengestellt. In ihr sind zun\u00e4chst die benutzten Riechstoffe (chemisch reine Substanzen) angegeben, daneben, wie oft mir der Geruch derselben unver\u00e4ndert, wenig oder stark abgeschw\u00e4cht oder gar vernichtet erschien. Fassen wir das Hauptergebnis in kurzen Worten zusammen, so zeigen sich nach dem Einatmen von \u00c4ther ganz deutliche Unterschiede in der Riechst\u00e4rke der Riechstoffe in Substanz. Der Geruch mancher von ihnen, insbesondere von Kumarin, Menthol, Guajakol, Kampher, Borneol, Valerians\u00e4ure-amylester, Phenol und Naphthalin erweist sich danach als stark abgeschw\u00e4cht, gelegentlich ist er sogar ganz verschwunden. Der Geruch anderer Stoffe hingegen, insbesondere der Propions\u00e4ure und der Butters\u00e4ure bleibt anscheinend ungeschw\u00e4cht bestehen. F\u00fcr die Propions\u00e4ure, Butters\u00e4ure, Guajakol und Naphthalin wurde mein Ergebnis auch von Herrn Dr. J. Teufer best\u00e4tigt.\nWie schon bemerkt, sollten diese einleitenden Versuche blofs\nals Probeversuche dazu dienen, um sich zu vergewissern, ob der \u2022\u2022\n\u00c4ther \u00fcberhaupt auf verschiedene Ger\u00fcche verschieden ein wirkt,","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nTenzo Mitsumoto.\nTabelle 1.\nVp. Dr. T. Mitsumoto. 9. 6. 24.\u201418. 6. 24.\nGeruchst\u00e4rke nach \u00c4thereinwirkung.\n\tverschw.\tstark abg.\tabg.\tsehr wenig abg. oder unver\u00e4nd.\n1. Kumarin\t4\t6\tj\t\n2. Menthol\t3\t7\tj i\t\n3. Guajakol\t3\t7\ti\t\n4. Valerians\u00e4ure-Amylester\t1\t9\t\t\n5. Terpineol\t1\t9\tI A\ti\t\n6. Oktylalkohol\t1\t5\t4 Q\t\n7. Indol\t1\t6\to\t\n8. Linalool\t\t7\ti\t\n9. Phenol\t\t10\t1\t\n10. Kampher\t\t9\t1 '\t\n11. Borneol\t\t9\t1\t\n12. Naphthalin\t\t9\t1\t\n13. Geraniol\t\t7\t3\t\n14. Propylalkohol\t\t7\t3\t\n15. Benzol\t\t5\t5\t\n16. Fenchon\t\t5\t5\t\n17. Vanillin\t\t6\t1\t\n18. Safrol\t\t1\t9\t\n19. Nitrobenzol\t\tI\t9\t\n20. Schwefelkohlenstoff\t\t\t7\tj\n21. Eukalyptol\t\t3\t7\t\n22. Kaprons\u00e4ure\u00e4thylester\t\t1\t9\ti\n23. Koilidin\t\t2\t5\t!\n24. Kaprons\u00e4ure\ti\t2\t4\ti !\n25. Valerians\u00e4ure\t!\t\t4\t1\n26. Butters\u00e4ure\ti\t\t1\t6\n27. Propions\u00e4ure\t\t\t\t10\nund sie sollten ferner eine Auswahl derjenigen Stoffe erm\u00f6glichen, die sich in dieser Beziehung am meisten unterschieden. Nachdem dies geschehen war, konnten wir an die exakteren Versuche herangehen. Bei diesen war zweierlei konstant zu halten, bzw. zahlenm\u00e4fsig festzulegen : 1. die Menge des auf die Riechschleimhaut einwirkenden \u00c4thers, 2. die \u00c4nderung der Reizschwelle durch quantitative Schwellenbestimmungen. Um eine bestimmte Menge ges\u00e4ttigten \u00c4therdampfs gleichm\u00e4fsig in die Nase einzuf\u00fchren und sich dabei von der rhythmisch schwankenden Atmung unabh\u00e4ngig zu machen, wurde derselbe in beide Nasenh\u00e4lften zugleich langsam und gleichm\u00e4fsig w\u00e4hrend 4-5\u201c","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"JSarkoseversuche am Geruchsorgan.\n169\neingeblasen. Zu diesem Behufe wurde folgende Anordnung getroffen. Ein weites Glasrohr von ungef\u00e4hr 100 cm L\u00e4nge, dessen Rauminhalt etwa 3000 cm3 betrug, war von unten nach oben in je 10 cm\u00b0 graduiert. Das obere Ende des Rohres war mit einem Kork verschlossen. Dieser wurde von einer Glaskan\u00fcle durchbohrt, welche durch einen mit einer Klemme versehenen Gummischlauch mit den Nasenoliven verbunden war, die gleichzeitig in beide Nasenl\u00f6cher eingef\u00fchrt werden konnten. Unten endete das Glasrohr in eine seitlich abgebogene Kan\u00fcle aus, welche mittels eines langen, weiten, wiederum mit einer Klemme ab-sperrbaren Gummischlauchs mit dem Tubulus einer grofsen, unten tubulierten Flasche von wieder ungef\u00e4hr 3000 cm8 Inhalt kommunizierte. Diese Flasche, der Gummischlauch und der untere Teil des graduierten Glasrohrs wurden mit Wasser gef\u00fcllt\nund auf dieses im Glasrohr \u00c4ther dar\u00fcber geschichtet, so dafs\n\u2022 \u2022\ndar\u00fcber ein mit Atherdampf ges\u00e4ttigter Raum entstand. Zum\n\u2022 \u2022\nVersuch wird nach Offnen der Klemmen das Fl\u00fcssigkeitsniveau im Glasrohr zun\u00e4chst durch eine entsprechende Einstellung der tubulierten Flasche auf den Teilstrich Null gebracht, die Nasenoliven in die Nase eingef\u00fchrt und nun durch Heben der tubulierten Flasche ein bestimmtes Volumen des ges\u00e4ttigten \u00c4therdampfes \u2014 meist 50 cm3 \u2014 w\u00e4hrend 4\u20145\" in gleichm\u00e4fsigem Strome in die Nase eingetrieben. Da der S\u00e4ttigungsdruck des \u00c4thers je nach der Temperatur wechselt, ist freilich an verschiedenen Tagen nicht immer die gleiche Menge von \u00c4therdampf im gleichen Volumen enthalten. Die verh\u00e4ltnism\u00e4fsig geringen Unterschiede sind aber f\u00fcr unsere Versuche gleichg\u00fcltig. Wir werden unten sehen, dafs selbst beim Eintreiben des Doppelten, ja des Vierfachen der obigen \u00c4thermenge die Reizschwelle ungef\u00e4hr um den gleichen Betrag herabgesetzt wird.\nZu den Schwellenbestimmungen wurden nebeneinander das Dampfdruck-Olfaktometer von Hofmann und Kohlrausch und das ZwAARDEMAKERsche Zylinder-Olfaktometer ben\u00fctzt. Aufser dem Studium der Narkosewirkung wollten wir uns n\u00e4mlich auch davon \u00fcberzeugen, ob bei gleichzeitiger Bestimmung der Herabsetzung der Riechsch\u00e4rfe diese an beiden Olfaktometern in gleicher Weise zum Ausdruck kommt, und speziell, ob man bei einer experimentell hervorgerufenen Herabsetzung der Riechsch\u00e4rfe diese am ZwAARDEMAKERschen Olfaktometer der L\u00e4nge des Olfaktometerzylinders proportional setzen kann. Da sich in","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nTenzo Mitsumoto.\nden Vorversuchen grofse Unterschiede ergeben hatten zwischen\nKampher Naphthalin, Kumarin und Menthol einerseits, die\ndurch \u00c4thereinatmung stark beeintr\u00e4chtigt wurden, und Propion-\nund Butters\u00e4ure andererseits, die durch den \u00c4ther wenig beein-\n\u2022 \u2022\nflufst wurden, so richteten wir unser Augenmerk auf die \u00c4nderung der Reizschwelle gerade bei diesen Stoffen, und zwar wurden Propions\u00e4ure und Butters\u00e4ure vergleichend mit beiden Olfaktometern untersucht, Naphthalin und Kampher blofs am Apparat von Hofmann und Kohlrausch, Kumarin und Menthol nur am ZwAARDEMAKERschen Olfaktometer. Das Ergebnis der Reizschwellenbestimmungen ist aus der Tabelle 2, in der blofs die\nTabelle 2.\nSchwellenerh\u00f6hung (im Mittel) bei 50 cm3 \u00c4ther. Zahl der Einzelversuche in Klammern.\nVp.\tRiechstoff\tHofm.-Kohlr. Olf.\tZWAARDEM. Olf.\nMitsumoto\tKampher Naphthalin Butters\u00e4ure Propions\u00e4ure Menthol Kumarin\t1 : 3,6 (6) 1 : 3,1 (6) 1 : 3,2 (11) 1 : 3,3 (5)\t1 : 3,8 (10) 1 : 3,5 (5) 1 : 3,0 (7) 1 : 3,3 (6)\nDr. v. H.\tKampher Naphthalin Butters\u00e4ure Propions\u00e4ure Menthol Kumarin\t1 : 3,4 (3) 1 : 3,0 (2) 1 : 3,0 (7) 1 : 3,2 (2)\t1 : 4,1 (5) 1 : 3,2 (2) 1 : 3,03 (3) 1 : 3,7 (2)\nMittelzahlen aus den sehr wenig differenzierenden Einzelversuchen eingetragen sind, ganz eindeutig zu ersehen. Es ist kurz gesagt, f\u00fcr alle untersuchten Riechstoffe bei beiden Olfaktometern nach dem Einblasen von \u00c4ther stets die gleiche Schwellenerh\u00f6hung um das 3\u20143,5 fache vorhanden. Dabei macht es kaum einen Unterschied, ob man 50, 100 oder 200 cm3 \u00c4therdampf in der gleichen Zeit von etwa 4\u20145\u201c eintreibt. Dagegen scheint die R\u00fcckkehr zur normalen Schwelle um so mehr verz\u00f6gert zu sein, je mehr \u00c4ther eingeblasen wurde. In mehreren Versuchen mit Butters\u00e4ure fand ich, dafs nach dem Einblasen von 50 cm8 \u00c4therdampf die normale Schwelle durchschnittlich nach 5' wieder","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Narkoseversuche am Geruchsorgan.\n171\nerreicht war, bei 100 cm3 dauerte es durchschnittlich 7', bei 200 cm3 noch l\u00e4nger, bis die St\u00f6rung vor\u00fcber war. Wurde noch mehr Atherdampf eingeblasen, so traten so starke Reflexerscheinungen auf, dafs ich von einer weiteren Vermehrung der \u00c4thermenge absehen mufste.\nDas Ergebnis dieser Versuche steht nun anscheinend in\nschroffem Gegensatz zu dem der Vorversuche. Dort hatten wir\ngefunden, dafs der Geruch der verschiedenen Riechstoffe durch \u2022\u2022\nden \u00c4ther verschieden beeinflufst wird, hier finden wir dagegen eine ganz gleichm\u00e4fsige Herabsetzung der Riechsch\u00e4rfe auch f\u00fcr solche Stoffe, die dort bedeutende Unterschiede aufwiesen. Da es unwahrscheinlich war, dafs die von 2 Personen in gleicher Weise konstatierten Unterschiede in den Vorversuchen blofs auf Versuchsfehlern beruhten, war daher die Frage aufzuwerfen, ob denn die Erh\u00f6hung der Reizschwelle schon einen gen\u00fcgenden Aufschlufs \u00fcber die Ver\u00e4nderungen gibt, welche durch eine schwache Narkose der Riechschleimhaut gesetzt werden. Es w\u00e4re n\u00e4mlich noch denkbar, dafs zwar die Reizschwelle gleichm\u00e4fsig erh\u00f6ht wird, dafs aber bei der Einwirkung \u00fcberschwelliger Reize die Abschw\u00e4chung des Geruchs bei einem Stoff bis zu h\u00f6heren Konzentrationen hinaufreicht, als bei einem anderen. Um auch dieser Frage nachzugehen, wurde untersucht, wie sich die Geruchsschwelle \u00fcberschwelliger Reize nach der \u00c4thernarkose \u00e4ndert. Es wurde also zuerst eine bestimmte hohe Konzentration vom Dampfe des Riechstoffs in die Nase eingeblasen, sodann die Schleimhaut \u00e4therisiert und nun die Riechst\u00e4rke der gleichen Dampfkonzentration mit der fr\u00fcheren verglichen. Zu diesen Versuchen benutzte ich die Butters\u00e4ure als Repr\u00e4sentanten der Stoffe, deren\n\u2022 \u2022\nGeruch durch die Athernarkose am Riechfl\u00e4schchen so gut wie\ngarnicht ver\u00e4ndert wird, und Naphthalin und Kampfer als Stoffe,\n\u2022 \u2022\nderen Geruch, am Riechfl\u00e4schchen gepr\u00fcft, durch die Athernarkose stark abgeschw\u00e4cht wird.\nDabei ergab sich nun folgendes: Nach dem Einblasen von \u2022\u2022\n50 cm3 Atherdampf war beim Naphthalin noch die 6\u20148 fache Riechschwellenkonzentration im Geruch stark abgeschw\u00e4cht, auch die 25\u201430 fache noch merklich, und selbst bei der 60\u201480 fachen Schwellenkonzentration, die nun schon einer Halbs\u00e4ttigung mit Naphthalindampf entsprach, konnte ich die Abschw\u00e4chung noch merken. Auch beim Kampfer war die Abschw\u00e4chung bis zur Halbs\u00e4ttigung mit dem Dampf, die in diesem Falle der 25 fachen","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nTenzo Mit sumo to.\nReizschwelle entsprach, noch sehr deutlich merkbar. Beide Stoffe wurden auch von Herrn Professor F\u00fcnaishi nachgepr\u00fcft, der ebenfalls bei beiden die Abschw\u00e4chung noch bei Halbs\u00e4ttigung des Dampfes wahrnahm. Herr Dr. vom Hofe konnte allerdings schon bei Vs S\u00e4ttigung (30 cm3 des ges\u00e4ttigten Dampfes auf 100 cm3 verd\u00fcnnt) keinen sicheren Unterschied in der Geruchsst\u00e4rke mehr angeben. Bei der Butters\u00e4ure, deren Riechschwelle bei einer viel niedrigeren Dampfkonzentration liegt, als beim Naphthalin und Kampher, konnte ich infolgedessen auch die Schwellenkonzentration noch viel weitgehender \u00fcberschreiten, und da zeigte sich nun wieder, wie beim Naphthalin, dafs be einer Erh\u00f6hung der Dampfkonzentration, in diesem Falle bis auf etwa das 200\u2014600 fache, noch eben eine Abschw\u00e4chung der Geruchsst\u00e4rke zu merken war. Bei noch h\u00f6heren Konzentrationen verschwand sie, die Geruchsst\u00e4rke blieb also dann scheinbar nach der \u00c4thernarkose ganz unver\u00e4ndert. Wenn also ein Unterschied zwischen Naphthalin und Butters\u00e4ure vorhanden ist, so liegt er eher zu ungunsten der Butters\u00e4ure. Bei der Unsicherheit des Vergleichs der Geruchsst\u00e4rken glaube ich aber nicht, dafs ein solcher Unterschied \u00fcberhaupt vorhanden ist. Vielmehr liegen die Verh\u00e4ltnisse offenbar so, dafs die Abschw\u00e4chung des Geruchs bei gen\u00fcgender Erh\u00f6hung der Dampfkonzentration \u00fcberhaupt unmerklich wird. Reicht nun der Dampfdruck eines Riechstoffs im Verh\u00e4ltnis zur Schwellenkonzentration nicht aus, um eine so starke Erh\u00f6hung der Dampf konzentration herbeizuf\u00fchren, wie sie notwendig ist, um die Abschw\u00e4chung des Geruchs zum Verschwinden zu bringen, so merkt man die Abschw\u00e4chung auch beim Riechen an der Substanz selbst. Das ist z. B. beim Naphthalin und Kampfer der Fall. Bei der Butters\u00e4ure gelangt man dagegen beim Riechen an ihr selbst zu so weit \u00fcberschwelligen Konzentrationen des Dampfes, dafs sich die Abschw\u00e4chung des Geruchs nicht mehr geltend macht. Auf diese Weise l\u00f6st sich der scheinbare Widerspruch zwischen den einleitenden Probeversuchen und den quantitativen Messungen. Dafs der Geruch mancher Stoffe in den Vorversuchen anscheinend manchmal ganz verschwand, kann an verschiedenem liegen, z. T. vielleicht an der st\u00e4rkeren \u00c4therwirkung in jenen Versuchen, z. T. daran, dafs der Geruch mancher Stoffe (z. \u00df. von Kumarin) in Substanz von vornherein nnr schwach ist. Jedenfalls ist hier zum erstenmal der theoretisch schon wiederholt","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Narkoseversuch? am Geruchsorgan.\n173\nangenommene Fall tats\u00e4chlich nachgewiesen worden, dafs eine allgemein gleichm\u00e4fsige Herabsetzung der Riechsch\u00e4rfe beim blofsen Riechen an den Substanzen selbst ohne weitere Kontrolle als partielle Abschw\u00e4chung des Geruchs imponieren kann. Man wird infolgedessen manchen \u00e4lteren Angaben \u00fcber partielle Geruchserm\u00fcdung skeptisch gegen\u00fcberstehen und bei neuen Versuchen stets quantitative Bestimmungen fordern m\u00fcssen. Wie es scheint, gen\u00fcgt dazu die Bestimmung der Reizschwellen\u00e4nderung, wie sie z. B. Zwaakdemakebs Sch\u00fcler Komueo 1 und Ohma 2 an einer Gruppe von Riechstoffen systematisch durchgef\u00fchrt haben.\nZusammenfassung.\nBei der Narkose der Riechschleimhaut durch \u00c4ther erweist sich nach der Schwellenmethode die Reizbarkeit f\u00fcr alle gepr\u00fcften Riechstoffe als gleichm\u00e4fsig herabgesetzt. Eine elektive Wirkung der \u00c4thernarkose auf bestimmte Ger\u00fcche war wenigstens bisher nicht nachweisbar. Damit f\u00e4llt auch ein Bedenken weg, das man gegen die Auffassung unserer Versuche als Narkoseversuche erheben kann, dafs n\u00e4mlich der \u00c4ther selbst ein Riechstoff ist und deshalb unabh\u00e4ngig von seiner Narkose Wirkung auch noch eine andersartige \u201eheteronyme\u201c Erm\u00fcdung f\u00fcr gewisse Ger\u00fcche erzeugen k\u00f6nnte. Wir haben eine solche nicht nach weisen k\u00f6nnen. Es w\u00e4re aber freilich m\u00f6glich, dafs wir nicht die daf\u00fcr geeigneten Riechstoffe ausfindig gemacht haben. Nebenbei lieferten unsere Versuche wiederum einen Beweis daf\u00fcr,\ndafs innerhalb gewisser Grenzen, bei uns im Verh\u00e4ltnis von\n\u2022 \u2022\netwa 1 : 4, die \u00c4nderung der Reizschwelle der \u00c4nderung der exponierten Zylinderl\u00e4nge im ZwAAEDEMAKEEschen Olfaktometer parallel geht und daher durch diese zahlenm\u00e4fsig bestimmt werden kann.\n1\tK. Komuro, L\u2019olfactom\u00e9trie dans l\u2019air parfum\u00e9. Arch. N\u00e9erland. de Thysiol. 6, S. 58. 1921.\n2\tS. Ohma, La classification des odeurs aromatiques en sous-classes. Ebenda S. 567. 1922.","page":173}],"identifier":"lit35953","issued":"1926","language":"de","pages":"166-173","startpages":"166","title":"Narkoseversuche am Geruchsorgan","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:48:56.961263+00:00"}

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