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{"created":"2022-01-31T14:06:20.972949+00:00","id":"lit35960","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Krauss, Stephan","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 57: 262-279","fulltext":[{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nSt\u00e4bchenfunktion und Farbenkonstanz.\nVon\t,\t1\nDr. Stephan Krauss (Wien).\n1. Die Frage einer Hellfunktion des St\u00e4bchenapp^rates.\nDem noch von Ebbinghaus 1 beklagten Zustand, dafs die Netzhautphysiologie und die Lehre von den Licht- und Farbenempfindungen sich gegen\u00fcberst\u00fcnden \u201ewie zwei kleine Welten, die nichts miteinander gemein haben\u201c, konnte naturgem\u00e4fs keine Dauer bescbieden sein. Die von der v. KRiEsschen Duplizit\u00e4tstheorie und von G. E. M\u00fcllers immer weiter vordringenden Untersuchungen \u00fcber die Farbensinnst\u00f6rungen ausgehende Entwicklung der Bezugnahme begann ihre Fruchtbarkeit auf psychologischem Gebiete durch die KATzsche2 Begr\u00fcndung der \u201eErscheinungsweisen\u201c der Farben und durch die Inangriffnahme einer auf die \u201eBeleuchtungsempfindung\u201c basierten Farbenwahrnehmungslehre durch B\u00fchler zu erweisen. Diese insbesondere, die durch den Begriff der \u201eTiefensonderung\u201c 3 die optische Reizwirksamkeit des Sehraums vor den Wahrnehmungsgegenst\u00e4nden verm\u00f6ge des ihn f\u00fcllenden Quale erkl\u00e4rt, f\u00fchrt mit Notwendigkeit zu einer noch zu begr\u00fcndenden Bezugnahme auf die Netzhautelemente und ihre Funktionen, von denen diejenige des St\u00e4bchenapparates noch immer, obwohl die Sehpurpurforschung nun gerade f\u00fcnf Dezennien z\u00e4hlt, als ein weites Feld der Aufgabe erneuter Untersuchungen erscheint.\nDie Frage, ob dem St\u00e4bchenapparat eine auf Hell- und Dunkeladaptation sich erstreckende Doppelfunktion zuzuschreiben\n1\tHermann Ebbinghaus, Zeitschr. f. Psychol. 5, S. 145. 1893.\n2\tD. Katz, Die Erscheinungsweisen der Farben und ihre Beeinflussung durch die individuelle Erfahrung. Ergb. 7 der Zeitschr. f. Psychol. 1911.\n8 K. B\u00fchler, Handb. d. Psychol. 1. Teil: Die Struktur d. Wahrnehm. 1. H. : Die Erscheinungsweisen der Farben. Jena 1922. S. 35.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"St\u00e4bchenfunktion und Farbenkonstanz.\n263\nsei oder seine T\u00e4tigkeit sich blofs auf das D\u00e4mmerungssehen beschr\u00e4nke, scheint auch durch die neuen Argumente von G. E. M\u00fcller1, die f\u00fcr die Annahme einer blofsen Dunkelfunktion sprechen, noch nicht endg\u00fcltig entschieden zu sein. G. E. M\u00fcller folgt der strengeren v. KaiESschen Anschauung, derzufolge die Funktion des Sehpurpurs im wesentlichen an die Dunkeladaptation gebunden ist. Hering2 3 hatte den Einwand erhoben, dafs aus dem geringen Sehpurpurgehalt der St\u00e4bchen beim Adaptiertsein an eine starke Helligkeit noch kein prinzipiell verschiedenes Verhalten der Sehpurpursubstanz folge; man k\u00f6nne sich vielmehr vorstellen, dafs jeweils gerade eine Kompensation zwischen einer lebhaften Sehpurpurzersetzung und einer ebenso reichlichen Sehpurpurbildung stattfinde; der Adaptationszustand bedinge zwar einen verschiedenen Sehpurpurgehalt, doch sei der Verbrauch immer der gleiche. G. E. M\u00fcller 3 war fr\u00fcher selbst der Anschauung nahegestanden, dafs eine Hellfunktion des St\u00e4bchenapparates sehr wohl denkbar sei; sie ging dahin, dafs \u201eder St\u00e4bchenapparat, von aller Beeinflussung durch Sehpurpurzersetzungen frei gedacht, sich im wesentlichen wie ein Zapfenapparat verh\u00e4lt, und der Sehpurpur, in der Hauptsache nur bei niederen, zum Teil f\u00fcr den Zapfenapparat ganz unwirksamen Helligkeiten seine Funktion aus\u00fcbend, durch seine sensibilatorische Wirksamkeit dazu dient, die Lichtempfindlichkeit des St\u00e4bchenapparates weit \u00fcber diejenige des Zapfenapparates hinaus zu erh\u00f6hen und ihre spektrale Kurve im Sinne der spektralen Kurve der Bleichungswerte zu verschieben. Je mehr nun aber bei steigender Helligkeit die Sehpurpurfunktion zur\u00fccktritt, desto mehr mufs nach dieser Annahme einer D opp elf un ktion des St\u00e4bchenapparates (DH-Hypothese) letzterer Apparat hinsichtlich der spektralen Helligkeitsverteilung, hinsichtlich der Farbengleichungen und hinsichtlich der Verschmelzungsfrequenz mit dem Zapfenapparat \u00fcbereinstimmen.\u201c\nDie Abkehr von diesen Anschauungen scheint in erster Linie\n1\tG. E. M\u00fcller, I. Zur Theorie des St\u00e4bchenapparates und der Zapfenblindheit, Zeitschr. f. Sinnes physiol. 54, 1923; II. Darstellung und Erkl\u00e4rung der verschiedenen Typen der Farbenblindheit. G\u00f6ttingen 1924.\n2\tE. Hering, Grundz\u00fcge der Lehre vom Lichtsinn, in Graefe-Saemischs Handb. d. ges. Augenheilkunde. I. Kap. 12, S. 113f.\n3\tG. E. M\u00fcller, Zeitschr. f. Psychol. 14, 1897, S. 166 ff. ; vgl. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 54, S. 102'f.","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nStephan Kranss.\ndurch M\u00fcllers Hemmungstheorie des Sehpurpurs bedingt zu sein, derzufolge die Zapfent\u00e4tigkeit einen hemmenden Einflufs auf die Sehpurpurbildung aus\u00fcben soll (\u201erhodogenetische Hemmung\u201c), wogegen der Ausfall dieser Hemmung die Erscheinungen der Zapfenblindheit sehr wohl erkl\u00e4ren lasse. Der Nachweisbarkeit dieser These im Tierversuch steht M\u00fcller selbst skeptisch gegen\u00fcber, da bei den Tieren (bis hoch hinauf) die f\u00fcr die Perzeption g\u00fcnstige \u201eLichtstellung\u201c, bewirkt durch Formver\u00e4nderung der St\u00e4bchen- oder Z\u00e4pfchenglieder und Pigmentwanderung, das Analogon zu dem reflektorischen Hemmungsvorgang darstelle, der von einer zentralen, die St\u00e4bchen- und Nervenfasern verbindenden Station, seinen Ausgang n\u00e4hme. Jeder Versuch jedoch, die grundlegenden optischen F\u00e4higkeiten der Vertebraten f\u00fcr den Menschen zentraler zu begr\u00fcnden, mufs einem Zweifel begegnen. Was an Versuchsergebnissen gegen die DH-Hypothese auswertbar ist, ist nicht absolut stringent. Hierher geh\u00f6ren die PiPERsche1 Schwellenwertbestimmung f\u00fcr eine peripher abgebildete Lichtfl\u00e4che, f\u00fcr die bei Dunkeladaptation (nicht aber bei Helladaptation) mit zunehmender Gr\u00d6fse der Schwellenwert sank, denn hier kann ja bei zunehmender Exzentrizit\u00e4t f\u00fcr eine Kompensation durch die St\u00e4bchen gesorgt sein; ferner die Tatsache, dafs der Schwellenwert eines die Netzhautperipherie treffenden und eine Gesichtsempfindung liefernden Stromes f\u00fcr beide Adaptationszust\u00e4nde ungef\u00e4hr der gleiche ist, w\u00e4hrend er f\u00fcr den Zapfenapparat beim Helladaptiertsein h\u00f6her ausf\u00e4llt; im letzteren Falle genieist nach M\u00fcller die nerv\u00f6se Substanz nicht den ihre volle Erregbarkeit gew\u00e4hrleistenden Schutz, wie ihn der St\u00e4bchenapparat sowohl durch die D\u00e4mmerung als auch den geringen Sehpurpurgehalt und daher geringe Erregbarkeit bei Helladaptation erh\u00e4lt; der Vergleich bestimmt gewifs die Gr\u00f6fsenordnung der m\u00f6glichen Hellfunktion des von der Sehpurpurt\u00e4tigkeit nicht frei gedachten St\u00e4bchenapparates. Die im ganzen koexistentiale Natur der Hemmungstheorie l\u00e4fst die Akten \u00fcber die DH-Hypothese noch nicht als geschlossen betrachten.\nUnter den St\u00fctzpunkten, die G. E. M\u00fcller bei seiner Gegen\u00fcberstellung der D- und DH-Hypothese f\u00fcr die letztere beitr\u00e4gt, ist derjenige von besonderer Bedeutung, der die biologische\n1 H. Piper, Zeitschr. f. Psychol. 32, S. 104 ff. 1903.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"St\u00e4bchenfunktion und Farbenkonstanz.\n265\nZweckm\u00e4fsigkeit der Doppelfunktion des St\u00e4bchenapparates auf einem Gebiete begr\u00fcnden will, das heute noch ebenso einen theoretischen Kampfboden darstellt wie das St\u00e4bchensehen: d. i. das Problem der Farbenkonstanz. Ausgegangen wird von der Tatsache, dafs weifsliche Farbeneindr\u00fccke bei stark herabgesetzter Helligkeit die Eigent\u00fcmlichkeit aufweisen, bei peripherer Betrachtung eine bl\u00e4uliche T\u00f6nung anzunehmen. Von dieser chromatischen Erregbarkeit der St\u00e4bchen oder dem sog. \u201eD\u00e4mmerungsblau\u201c \u2014 zuletzt von Kroh 1 in exakten Befunden gesichert \u2014 ausgehend, f\u00fchrt M\u00fcller aus : \u201eEs w\u00e4re nun eine sehr befremdende Einrichtung, wenn diese chromatische Erregbarkeit nur dazu diente, auf Grund einer Inanspruchnahme durch Sehpurpurzersetzungen schwachen Lichteindr\u00fccken eine meist zu dem objektiven Sachverhalt nicht stimmende bl\u00e4uliche F\u00e4rbung zu verleihen, und nicht dazu beitr\u00fcge, dafs farbige Gesichtsobjekte auch bei mittleren und hohen Lichtst\u00e4rken farbige Eindr\u00fccke, und zwar solche, die ihren Eigenfarben mehr oder weniger entsprechen, hervorrufen.\u201c 1 2\nDieser Ansatz von G. E. M\u00fcller enth\u00e4lt einen deutlichen Hinweis auf die M\u00f6glichkeit, die DH-Hypothese der St\u00e4bchent\u00e4tigkeit mit dem heute noch nicht g\u00e4nzlich gekl\u00e4rten Tatsachenkreis der Erhaltung der eigentlichen K\u00f6rperfarben in einer von der normalen abweichenden Beleuchtung in Verbindung zu bringen, der eine so vielfach abgewandelte Erkl\u00e4rung gefunden hat, wie dies in der Aufeinanderfolge der HELMHOLTzschen Urteilstheorie, der HERiNGschen Anpassungs- und Ged\u00e4chtnisfarbentheorie, der KATzschen Ber\u00fccksichtigungs- und der JAENSCHschen Transformationslehre zum Ausdruck kommt. Der M\u00dcLLERsche Gedanke m\u00fcfste allerdings zun\u00e4chst in dem Sinne interpretiert werden, dafs unter den \u201emittleren und hohen Lichtst\u00e4rken\u201c solche einer von der normalen qualitativ abweichenden, also verschieden bunten Beleuchtung verstanden werden, w\u00e4hrend als quantitative Beleuchtungsschwankungen vorwiegend die niederen Helligkeiten in Betracht kommen. Eine Erkl\u00e4rung des Zusammenwirkens der beiden Sehapparate auch bei Helladaptation im Sinne der I arben-erhaltung vorzunehmen, erscheint schon darum als angebracht,\n1\t0. Kroh, Die Weifsempfindung des St\u00e4bchenauges. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 53. 1922.\n2\tG. E. M\u00fcller, I. 8. 104.","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nStephan Krauss.\nweil die genetische Vorstufe dieser biologisch nur so zu verstehenden Zusammenarbeit in Form der fr\u00fcheren \u00dcbereinstimmung der spektralen Helligkeitskurven gewissermafsen bereits erwiesen ist: \u201eDie spektrale Helligkeitsverteilung des St\u00e4bchenapparates ist eine solche, dafs sie zu Zeiten, wo der Zapfenapparat noch der chromatischen Sehsubstanzen entbehrte, mit der spektralen Helligkeitsverteilung dieses Apparates ann\u00e4hernd \u00fcbereinstimmte, was f\u00fcr das Erkennen und Wiedererkennen der Gesichtsobjekte bei verschiedenen Beleuchtungen von wesentlicher Bedeutung war.\u201c 1\nVersuche, die ich zur Pr\u00fcfung des Konstanzsatzes an K\u00f6rperfarben in bunter (monochromatischer) Beleuchtung bei Hell- und Dunkeladaptation vorgenommen habe2, veranlafsten mich zwecks geeigneter Erkl\u00e4rung der Ergebnisse, die'DH-Hypothese in dem bereits angedeuteten Sinne fortzuf\u00fchren. Insbesondere war es die Beobachtung des \u201er\u00e4umlichen Weifsph\u00e4nomens\u201c, die auf eine unter ganz bestimmten Bedingungen auftretende Hellfunktion des St\u00e4bchenapparates hinwies und weiterhin den Plan auf-kommen liefs, in der Betrachtung der in Frage stehenden Farben-, bzw. Helligkeitseindr\u00fccke Normalsichtige und Zapfenblinde gegen\u00fcberzustellen.\n2. Das \u201er\u00e4umliche Wei\u00dfph\u00e4nomen\u201c.\nEine Charakteristik des \u201er\u00e4umlichen Weifsph\u00e4nomens\u201c wird die Fragestellung des Parallelversuches am besten verst\u00e4ndlich machen.\nWerden bunte Pigmente (Zimmermannsehe Farbpapiere) monochromatisch beleuchtet, so ergeben sich ph\u00e4nomenologisch neuartige Eindr\u00fccke, f\u00fcr die eine Undefinierbarkeit des Farbentones und eine mangelhafte Oberfl\u00e4chenausgepr\u00e4gtheit bezeichnend sind. Nebst der Tatsache, dafs im zustandekommenden Farbeneindruck die Beleuchtungsfarbe fast immer dominiert, so dafs von einer Farbentonkonstanz nicht die Rede sein kann, ist es eine auff\u00e4llige Erscheinung, dafs allen Farbeneindr\u00fccken eine\n1\tG. E. M\u00fcllee, I. S. 144.\n2\tVgl. meine Arbeit \u201eDas Farbensehen in bunter Beleuchtung und die Farbenkonstanz d.Sehdinge\u201c, Zschr.f.Psychol. 101 (i. Dr.), ferner \u201eBunte Farben in bunter Beleuchtung\u201c (mit H. Bocksch) in Zeitschr. f. Psychol. 99, S. 202 ff., und \u201eEin r\u00e4umliches Weifsph\u00e4nomen in bunter Beleuchtung\u201c in P\u00df\u00fcgers Archiv 212, S. 547 ff. 1926.","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"St\u00e4bchenfunktion und Farbenkonstanz.\n267\nWeifslichkeit oder Gr\u00e4ulichkeit h\u00f6heren oder geringeren Grades beigemischt erscheint. Am st\u00e4rksten zeigt sich dieser Weifslich-keitseindruck bei gleichfarbigen Kombinationen, z. B. einem Rot in roter Beleuchtung, das bei mittlerer Beleuchtungsst\u00e4rke von einem rotbeleuchteten Weifs kaum zu unterscheiden ist. In den Belangen der S\u00e4ttigung und Helligkeit verh\u00e4lt sich diese Weifs-lichkeit ganz anders als ein Objekt- oder Pigmentweifs und scheint von der Betrachtung seiner Lagerung her, bei der sich Tiefeneindr\u00fccke hersteilen, den verdichtungsfl\u00e4chenartigen Charakter der Farbenerscheinungen in bunter Beleuchtung zu konstituieren. In tachistoskopischen Versuchen tritt das Ph\u00e4nomen, in geringerem Ausmafse auf \u2014 es ist dabei an die Tr\u00e4gheit des St\u00e4bchenapparates zu denken \u2014 und l\u00e4fst daf\u00fcr Einblick in seine Entstehung gewinnen, wenn es zu Ende der minimalen Zeitph ase mit dem Farbeneindruck verschmilzt. Eine buntbeleuchtete Farbenreihe zeigt, dafs durch die Helligkeitsabstufungen, an denen die Weifslichkeit mitbeteiligt ist, ein wertvolles Differenzierungsprinzip sich gewinnen l\u00e4fst. Unterstellt man weiterhin etwa eine gleichfarbige Kombination Bedingungen, die eine zunehmende \u00dcbersicht \u00fcber die Beleuchtung ergeben, so stellt sich die zunehmende Weifslichkeit in \u201eAuf-weifsungsschritten\u201c dar, die sich an einer normalbeleuchteten Scheibe schwer messen lassen, weil diese Weifslichkeit mit einem Weifs an der Scheibe nicht zu erzeugen ist, w\u00e4hrend bei Versetzung der Vergleichsscheibe in die verwendete bunte Beleuchtung die Beimischbarkeit des objektiven Weifs mit zunehmender Weifslichkeit abnimmt. Schliefslich erweist es sich noch, dafs jeder Kombination von Farbe und Beleuchtung ein bestimmter Aufweifsungskoeffizient zukommt.\nBei der Deutung des Weifsph\u00e4nomens wird es sich darum handeln, welcher Art diese \u201eWeifsvalenzen\u201c wohl sind und oh ihnen eine Bedeutung im Sinne des Konstanzprinzips zukommt. Hier ist hervorzuheben, dafs Dunkel- und Helladaptation in Grad und Erscheinungsweise des Ph\u00e4nomens absolut keine Verschiedenheit bedingen. Die f\u00fcr eine Hellfunktion der St\u00e4bchen positive Argumentation kann nun daran ankn\u00fcpfen, dafs die G. E. M\u00fclleb 1 f\u00fcr die Dunkeladaptation sehr wohl bekannte Verh\u00fcllung des Rot durch das St\u00e4bchenweifs nun doch unter bestimmten\n1 G. E. M\u00fcller II S. 156.","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nStephan Krauss.\nBedingungen auch bei Helladaptation m\u00f6glich sein mufs, wie es auch keinem Zweifel unterliegen kann, dafs in den erw\u00e4hnten F\u00e4llen der von M\u00fcller 1 charakterisierte Eindruck des St\u00e4bchenfeldes in Form der \u201eden Fl\u00e4chenfarben oder gar den raumhaften Farben nahestehenden\u201c Erscheinungsweise vorliegt. Wenn sich derart eine Deutung der Hellfunktion der St\u00e4bchen im Sinne der Farben- bzw. Helligkeitskonstanz anbahnt, ist der Folgerung aus den v. FRiscnschen Fischversuchen \u201edais die f\u00fcr die Aufnahme der Lichtreize g\u00fcnstigste Stellung der Zapfen aufsenglieder mit Erkennbarkeit der Farben . . dagegen die entsprechende Stellung der St\u00e4bchenaufsenglieder mit Nichterkennbarkeit derselben verbunden ist\u201c 1 2, keine Allgemeing\u00fcltigkeit zuzusprechen. Und was vom reinen St\u00e4bchenseher aus von unserem Ph\u00e4nomen zu halten ist, wird der folgende Versuch, der als Beispiel herausgegriffen wird, erweisen.\n8. Parallelversuch an einer normalsichtigen und einer\nzapfenblinden Yp.\nDie Versuche wurden im Physiologischen Institut der Universit\u00e4t Wien (Abt. Prof. Kreidl) angestellt.\n-L\t,\nKz\n> A Ausschnitt.\n| Bi, B2 Beleuchtungsk\u00f6rper.\n| C Versuchsperson.\n1 c D Scheidewand.\n\\\u00f6\nj F Farbenfilter, i Kt, K2 Farbenkreisel.\nQ\t! S, S Schirmw\u00e4nde.\nXc\nAbbildung 1.\nIn einem Dunkelzimmer sind zwei Kreiselscheiben von Leuchtk\u00f6rpern (150 Kerzen) in 1 m Entfernung beleuchtet, die eine durch einen der Lichtquelle Vorgesetzten lilt er rot, die andere normal bei mattiertem Leuchtk\u00f6rper. Durch eine schwarze Scheidewand zwischen Lichtquellen und Scheiben entstehen zwei \u201eR\u00e4ume\u201c, an den offenen Seiten durch Schirme vor Lichtverlust\n1\tG. E. M\u00fcller, II, S. 134.\n2\tG. E. M\u00fcller, II, S. 122.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"St\u00e4bchenfunktion und Farbenkonstanz.\n269\ngesch\u00fctzt; sie sind durch einen Ausschnitt simultan zu \u00fcberblicken. Die rotbeleuchtete Scheibe ist voll rot, auf der normalbeleuchteten wird Rot und Weifs gemischt. Die Vp. soll eine Gleichung einstellen.\nI.\nF\u00fcr Vp. A ist der Versuch vollkommen neu.\n1.\tEinstellung: beiderseits 360\u00b0 Rot.\nLinks :\n\u201eDie Scheibe ist blafs-rot, auch etwas violett, verschwommen, als ob sie schlecht angestrichen w\u00e4re. Es kommt mir vor, als ob eine Schichte darauf l\u00e4ge, wenn sie auch nicht dick ist, sie ist neblig, man k\u00f6nnte sagen : weifslich.\u201c\n2.\tEinstellung: Kx ^=360\u00b0 Rot, Links :\n\u201eUnver\u00e4ndert.\u201c\nRechts :\n\u201eDie Scheibe ist rot, unterscheidet sich von der anderen durch die einfache Farbenbestimmtheit, Gl\u00e4tte und gr\u00f6fsere Dunkelheit.\u201c\nEL = 330\u00b0 Rot -f 30\u00b0 Weifs.\nRechts :\t;\n\u201eViel zu rosa, zu hell und zu matt. Es w\u00e4re ein Milchglasrosa zu nennen.\u201c\n3.\tEinstellung:\t=360\u00b0 Rot, K2 = 348\u00b0 Rot -f- 12\u00b0 Weifs.\nLinks:\tRechts:\n\u201eImmer dasselbe. Es hat keine \u201eViel sch\u00e4rfer, schw\u00e4cher an Rot Grenzen, ist plastisch nahezu wie als Links, aber r\u00f6ter als voriges-eine Kugel, schwer zu bezeichnen, mal.\u201c weil es unbestimmt ist. Es schaut aus, als ob vorne etwas herumschwimmen w\u00fcrde, etwas Hervorragendes, Nebelhaftes.\u201c\n4.\tEinstellung: Kx = 360\u00b0 Rot, K2 = 356 0 Rot + 4\u00b0 Weifs.\nLinks:\tRechts:\n\u201eVerschwommen, weifslicher.\u201c\t\u201eGlatter und r\u00f6ter.\u201c\n5.\tEinstellung: Kt =360\u00b0 Rot, K2 = 352\u00b0 Rot + 8\u00b0 Weifs.\nLinks :\tRechts :\t:\n*- \u201eVerschwommen, nur mehr wenig \u201eWeifslicher, klarer, glatter.\u201c . Unterschied, was das Weifs betrifft.\u201c\tt\nWeitere Einstellungen lassen 7\u00b0 Weifs als das Optimum erscheinen.\nKontrolle: Auch f\u00fcr mich besteht Gleichheit, wenn auch das Weifs links vollkommen anders aussieht, verschwommen, wie fingierte Watte, w\u00e4hrend es rechts oberfl\u00e4chenhaft ist.\t\u2022","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nStephan Krauss.\nII.\nVp Sl. ist zapfenblind, Z\u00f6gling eines Blindeninstituts. l\u00f6j\u00e4hr. M\u00e4dchen, batte nie eine Farbenempfindung, liest auf den Stillings eben Tafeln nur m\u00fchsam Tafel I\u2014III, kann bis \u00fcber 3 m Finger z\u00e4hlen, Nystagmus nicht allzustark. Vp. kann die Scheiben erfassen und Helligkeitsdifferenzen genau angeben. Eine Rot-Weifsmischung rechts f\u00fchrt zu keiner Gleichung, da es links immer dunkler bleibt.\nResultat: Vp. Sl. hat keine Auffassung des Weifsph\u00e4nomens.\nVp. A. konnte f\u00fcr dasselbe eine exakte Gleichung einstellen.\nDas Ergebnis des Versuches erscheint zun\u00e4chst als Paradoxon. Sollten wir an der St\u00e4bchennatur des Weifsph\u00e4nomens festhalten d\u00fcrfen, so m\u00fcfste, scheint es, der reine St\u00e4bchenseher, wenn nicht das Ph\u00e4nomen selbst, so doch ein deutliches \u00c4quivalent f\u00fcr dieses aufweisen. So ist es aber allem Anschein nach nicht und kann es aus einfachen Gr\u00fcnden nicht sein. Ob das Auge bei diesem Versuch hell- oder dunkeladaptiert ist, spielt, wie f\u00fcr das \u201eWeifsph\u00e4nomen\u201c erwiesen ist, keine Rolle. Wohl ist das dunkeladaptierte Auge des Zapfenblinden leistungsf\u00e4higer, es ist aber in jedem Falle ein auf eine starre Funktionsweise reduziertes Auge, das all jener Hilf sprinzipien entbehrt, die dem normalen Auge durch die Einrichtung der Duplizit\u00e4t zu Gebote stehen. Insbesondere ist jenem Auge die Funktion der \u201eTiefensonderung\u201c fremd, jener Grundlage aller \u201eBeleuchtungswahrnehmung\u201c, die nach unserer Anschauung auf der Ausstattung des St\u00e4bchenapparates mit fein ausgebauten Auxiliar-funktionen beruht, die bei der gleichsam vergr\u00f6berten Wirkungsform dieses Apparates nicht zur Geltung kommen k\u00f6nnen. Dem Schatten oder \u201eSchattenh\u00e4utchen\u201c bei vorgelagertem Lichtdunkel entspricht bei bunter Beleuchtung unser \u201eWeifsschatten\u201c oder \u201eWeifsh\u00e4utchen\u201c; beide Hilfsprinzipien fehlen dem Auge des St\u00e4bchensehers.1 Alle Beleuchtungsdaten setzen die Duplizit\u00e4t voraus.\nUnser Versuch mag als indirekter Beweis daf\u00fcr gelten, dafs an Hellfunktionen des St\u00e4bchenapparates nur bestimmte Auxiliar-t\u00e4tigkeiten in Betracht kommen. Dafs diesen Funktionsweisen eine biologische Bedeutung zukommt, soll noch gezeigt werden, jedenfalls mufs schon in diesem Sinne die bisher allgemeine\n1 Die Beleuchtungswahrnehmung Zapfenblinder soll Gegenstand einer weiteren Untersuchung sein.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"St\u00e4bchenfunktion und Farbenkonstanz.\n271\nAnnahme, dafs Farbengleichungen von Normalen f\u00fcr Zapfen1 blinde Geltung haben, eine Einschr\u00e4nkung von der bunten Beleuchtung her erfahren.\n4. Anwendung der DH-Hypothese auf das farbenkonstante\nSehen.\nDie bisherigen Theorien der Farbenkonstanz haben die Erkl\u00e4rung dieser lebenswichtigen Leistung entweder im Bereich des peripheren oder zentralen Sehorgans gesucht, nur Hering hatte, wenn auch unzul\u00e4nglich, eine beiden Anteilen (zwischen denen eine Trennungslinie nur fiktiv sein kann) gerecht werdende Verteilung versucht. Dafs der Schwerpunkt allerdings in die peripheren Bestimmungen zu legen ist, ist der entscheidende Schritt, den die B\u00fcHLERsche Theorie unternimmt. Jede zentrale Theorie mufs von der Betrachtung der Zeitverh\u00e4ltnisse und den Tierversuchen her auf bedeutende Schwierigkeiten stofsen.\nIn den Kampf um die periphere oder zentrale Bestimmung der Transformation und um die Lostrennung oder Einbeziehung der Farbentransformation tritt unser \u201er\u00e4umliches Weifsph\u00e4nomen\u201c in bunter Beleuchtung als beachtenswertes Novum.\nDie bereits erw\u00e4hnten Erscheinungen der \u201eTiefensonderung\u201c, die bei dem Auftreten der Weifslichkeit und Gr\u00e4ulichkeit zu beobachten waren, lassen keinen Zweifel dar\u00fcber bestehen, dafs eine Perzeption der Lufthelligkeit, als deren ph\u00e4nomenaler Ausdruck die r\u00e4umliche \u201eWeifslichkeit\u201c anzusehen ist, auch bei bunter Beleuchtung erfolgt. Steht man auf dem Boden der \u201eBeleuchtungswahrnehmung\u201c, so ist es eine notwendige Konsequenz, in bezug auf die Perzeption der Lufthelligkeit zwischen quantitativen und qualitativen Beleuchtungsverschiedenheiten keine Grenze zu ziehen. Es erhebt sich allerdings die Fraget welche Bedeutung im biologischen Sinne diesem Vorgang, auf den sich die \u201eHelligkeitstransformation\u201c ohne Schwierigkeiten zur\u00fcckf\u00fchren l\u00e4fst, nunmehr unter bunten Beleuchtungsverh\u00e4ltnissen zukommt; denn es erwies sich, dafs mit der Aufweifsung ein Hervortreten der eigentlichen Farbe nicht verbunden war. Es geben also die Tatsachen Buhler vollkommen darin recht, dafs unter monochromatischen Verh\u00e4ltnissen von einer eigentlichen \u201eFarbentonkonstanz\u201c nicht die Rede sein kann. Hingegen l\u00e4fst das \u201er\u00e4umliche Weifsph\u00e4nomen\u201c die Deutung zu, dafs eine \u201eHelligkeitskonstanz\u201c auch unter diesen Ver-","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nStephan Krauss.\nh\u00e4ltnissen angelegt erscheint. Wenn auch die \u201eLabilit\u00e4t\u201c, die an! allen Farbenerscheinungen in bunter Beleuchtung in auff\u00e4lliger Weise zu beobachten ist, die \u201eKonstanz\u201c auch in diesem Sinne, wenn auch ungleich schw\u00e4cher als in bezug auf den Farbenton, an Pr\u00e4zision herabsetzen wird, so ist zumindest an ein rudiment\u00e4res Hilfsprinzip zu denken. Darin w\u00e4re das \u201eWeifsph\u00e4nomen\u201c ein Analogon zum \u201eSchattenh\u00e4utchen\u201c, wie es Buhler1 deutet. \u201eDas H\u00e4utchen als selbst\u00e4ndiges Sehding ist sozusagen ein Rudiment, ein Notbehelf des Sehapparates, ein Ausgleichsprodukt derjenigen Einrichtung des Sehapparates, die uns vornehmlich die wichtige Farbenkonstanz der Sehdinge im Wechsel der Beleuchtungsst\u00e4rke garantiert.\u201c Es mufs also ge-wissermafsen \u201ekomprimiertes Luftdunkel\u201c als Schattenh\u00e4utchen an die Farbqualit\u00e4t gebunden sein, damit, verbunden mit der Tiefensonderung, das Helligkeitsverh\u00e4ltnis zwischen Sehding und Beleuchtung richtig abgewogen werde. In demselben Sinne kann f\u00fcr die bunte Beleuchtung das \u201er\u00e4umliche Weifsph\u00e4nomen\u201c als \u201ekomprimierte Lufthelligkeit\u201c gelten.\nEs ist eine Erfahrungstatsache, dafs Eigenfarben in bunter Beleuchtung auch ohne Mitwirkung des Weifsph\u00e4nomens hervortreten. Es w\u00e4re absolut nicht die Erf\u00fcllung des biologischen Prinzips der Farbenkonstanz, wenn die \u201eph\u00e4nomenale Auf-weifsung\u201c unter allen Verh\u00e4ltnissen in gleicher Weise und \u00fcberhaupt stattf\u00e4nde. In unseren Versuchen \u00fcbertraf die \u201eph\u00e4nomenale Aufweifsung\u201c bei Dundeladaptation diejenige bei Helladaptation insoferne, als bei ersterer oft vollst\u00e4ndiges Weifs zu sehen war; das Weifsph\u00e4nomen war an isolierten Feldern deutlicher als selbst an kleineren, aber in qualit\u00e4tengegliederter Umgebung angebrachten Feldern. Das Auftreten der \u201eph\u00e4nomenalen Aufweifsung\u201c unter biologisch unzweckm\u00e4fsigen Verh\u00e4ltnissen kann nur als das Rudiment, die genetische Vorstufe, ein wiederhervorgeholtes Hilfsprinzip einer besser angepafsten Funktion angesehen werden; diese mufs eine \u201efunktionelle Aufweifsung\u201c sein. Sehen wir zu, kraft welcher Einrichtung des Sehapparates eine solche verst\u00e4ndlich wird.\nDie beiden Adaptationszust\u00e4nde zeigten f\u00fcr das \u201er\u00e4umliche Weifsph\u00e4nomen\u201c nur einen graduellen Unterschied, wobei der St\u00e4bchenapparat die Erscheinung beg\u00fcnstigte. Andererseits er-\n1 Buhler, a. a. O. S. 83f.","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"St\u00e4bchenfunktion und Farbenkonstanz.\n273\nwies sich in den tachistoskopischen Versuchen eine gewisse Versp\u00e4tung im Auftreten der Weifslichkeits- und Gr\u00e4ulichkeits-erscheinungen, und es liegt nahe, diesen Tatbestand mit der von V. Keies 1 betonten Eigent\u00fcmlichkeit des St\u00e4bchenapparates in Zusammenhang zu bringen, dafs dessen prim\u00e4re Erregung um ein ganz weniges (nach McDougall um 1 2 3/18 Sek.) sp\u00e4ter einsetzt als die des farbent\u00fcchtigen Apparates, daf\u00fcr diese schliefslich betr\u00e4chtlich \u00fcberdauert (\u201eTr\u00e4gheit des St\u00e4bchenapparates\u201c). Es ist unzweifelhaft, dafs unser Weifsph\u00e4nomen mit dem St\u00e4bchenapparat in bedeutendem Mafse zusammenh\u00e4ngt; es ist aber nicht aufser acht zu lassen, dafs der dem Ph\u00e4nomen entsprechende Prozefs derart vorzustellen ist, dafs er sich beiden Adaptationszust\u00e4nden \u00fcberlagern kann und demnach unter die Kategorie der \u201eMomentadaptation\u201c geh\u00f6rt, wobei er nicht wie bei den Weifs-lichkeitsbeobachtungen von Dittlee und Richtee 2 durch die Wechselwirkung der Sehfeldstellen hervorgerufen wird. Als bei monochromatischem Licht auftretende Kompensationserscheinung w\u00e4re er am ehesten als \u201echromatische Adaptation\u201c anzusprechen.\nVom entwicklungsgeschichtlichen Gesichtspunkt aus stellt sich die Frage der Hellfunktion des St\u00e4bchenapparates folgender-mafsen dar: Der noch farbenunt\u00fcchtige Sehapparat war, wie bereits dargetan wurde, zum Zwecke der Helligkeitskonstanz auf\ndie \u00dcbereinstimmung der spektralen Helligkeitsverteilung im\n\u2022 \u2022\nHell- und Dunkelsehen eingerichtet. Zu dieser \u00dcbereinstimmung scheint die Bleichung des Sehpurpurs im monochromatischen Licht beigetragen zu haben. Teendelenbueg3 untersuchte die Bleichungswerte an Tiernetzh\u00e4uten und fand, \u201edafs die bleichende Wirkung spektraler Lichter auf den Sehpurpur der Wirkung derselben auf das Auge unter den Bedingungen des D\u00e4mmerungssehens mit Ann\u00e4herung proportional verlief\u201c und dafs die Kurven der D\u00e4mmerungswerte und der vom Sehpurpur absorbierten\n1\tJ. y. Kries, Die Gesichtsempfindungen, in Nagels Handb. d. Physiol. Bd. 3, S. 223.\n2\tR. Dittlee u. J. Richter, \u00dcber die von der Farbenempfindlichkeit unabh\u00e4ngige Ver\u00e4nderung der Weifsempfindlichkeit. Zeitschr. f. Sinnes-physiol. 45. 1910/11.\n3\tW. Trendelenburg, Quantitative Untersuchungen \u00fcber die Blendung des Sehpurpurs in monochromatischem Licht, Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol. d. Sinnesorg. 37, S. 1\u201455. 1904.","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nStephan Kr aus s.\nEnergiemengen fast identisch waren. Stellen wir uns die Lichtverh\u00e4ltnisse im Wasserleben unserer Vorfahren in der Entwicklungsreihe vor, so m\u00fcssen wir annehmen, dafs Bedingungen des D\u00e4mmerungssehens vorgeherrscht haben und das zerstreute Sonnenlicht, das jedenfalls mit zunehmender Meerestiefe mehr und mehr monochromatisch wird, eine dem wirksamen Wellenl\u00e4ngenbereich entsprechende Bleichungswirkung ausge\u00fcbt haben mag. So sah aller Wahrscheinlichkeit nach das primitive Sehen \u00fcberhaupt aus, und es verdient betont zu werden, dafs bunte BeleuchtungsVerh\u00e4ltnisse eine viel \u00e4ltere Funktionsweise des Sehapparates in Anspruch nehmen als die normale Tageshelligkeit. Was aber in diesem Zusammenhang das wichtigste ist, so ist es kaum anders denkbar, als dafs die von altersher bestehende Z u -Ordnung der St\u00e4bchent\u00e4tigkeit zur Wahrnehmung des Zwischenmediums auch in der Weiterentwicklung des Sehapparates beibehalten wurde. Der Zapfenapparat vervollkommnte seine Tagessehfunktion durch Erlangung der Farbent\u00fcchtigkeit und durch die F\u00e4higkeit, \u201eOberfl\u00e4chenfarben\u201c zu konstituieren; dieser Entwicklungsfortschritt mufs auch die Zwischenmedienfunktion des St\u00e4bchenapparates im Sinne einer Verfeinerung der \u201eTiefensonderung\u201c als der kardinalen Funktionsweise der \u201eBeleuchtungswahrnehmung\u201c beeinfiufst haben. F\u00fcr die st\u00e4ndigen Beleuchtungsschwankungen im Tagessehen mufs die urspr\u00fcngliche Funktionsweise des St\u00e4bchenapparates eine zu \u201etr\u00e4ge\u201c gewesen sein und es mufs sich vom Zapfenapparat selbst her eine Verfeinerung angebahnt haben, indem eich der Zapfenapparat die Sehpurpurfunktion ankoppelte und sich einen Angriffshebel auf diese schuf, der pr\u00e4ziser arbeiten mufste. Es ist anzunehmen, dafs die Zapfen nie frei von Seh purpur sind. Der Sehpurpurumsatz, insbesondere die gesteigerte Sehpurpurbildung bei Dunkeladaptation, wird immer eine gewisse Menge von Sehpurpur in die Zapfenaufsenglieder eindringen lassen. M\u00fcller 1 ist geneigt, das \u201eD\u00e4mmerungsblau\u201c durch Zersetzung dieses eingewanderten Sehpurpurs zu erkl\u00e4ren. Es ist leicht denkbar, dafs unter dem Einflufs der Zapfent\u00e4tigkeit die sensibilatorische Beschaffenheit dieses Sehpurpurs gef\u00f6rdert wird. Weigert 2 nimmt in seiner photochemischen Anpassungs- oder\n1\tG. E. M\u00fcller, I. S. 144.\n2\tF. Weigert, Ein photochemisches Modell der Retina, Pfl\u00fcgers Archiv 190. 1921.","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"St\u00e4bchenfunktion und Farbenkonstanz.\n275\nAktivierungstheorie des Sehens, derzufolge die Erregung der\nnerv\u00f6sen Sehsubstanz durch mechanische Verschiebungen in den\n\u201eamikroskopischen Sehpurpurmizellen\u201c erfolgt und die Reaktions-\n\u2022 \u2022\nweise des Sehpurpurs grofse \u00c4hnlichkeiten mit der Farbenanpassung des Cyanins aufweist, f\u00fcr den Sehpurpur in den Zapfen eine \u201ehohe Verd\u00fcnnung\u201c an.\nSteht man auf dem Standpunkt der DH-Hypothese der St\u00e4bchent\u00e4tigkeit und nimmt f\u00fcr die Helladaptatien nicht nur den unverminderten Sehpurpurumsatz, sondern auch das Vorhandensein eines in seiner Empfindlichkeit gesteigerten Sehpurpurs in den Zapfen an, so ist die M\u00f6glichkeit zu dem weiteren Schritte gegeben, die peripheren Bestimmungen der Beleuchtungswahrnehmung weiter herauszuarbeiten. Es l\u00e4fst sich f\u00fcr diese folgendes Schema entwerfen : F\u00fcr die nunmehr dominierenden Verh\u00e4ltnisse der normalen Tageshelligkeit hat sieh der Zapfenapparat weitgehend verselbst\u00e4ndigt und \u00fcbt die Perzeption der Lufthelligkeit oder \u201eBer\u00fccksichtigung des Zwischenmediums\u201c vermittels des \u201eZapfenpurpurs\u201c aus, dessen Empfindlichkeit ein rasches und pr\u00e4zises Angreifen an der nerv\u00f6sen Sehsubstanz gestattet. Die Beteiligung des St\u00e4bchenapparates beschr\u00e4nkt sich hier auf die Beisteuer des Sehpurpurmaterials. F\u00fcr die zentraleren Stationen sind unter diesen Verh\u00e4ltnissen die einfachsten Bedingungen f\u00fcr eine Verarbeitung der von der Lufthelligkeit gelieferten Erregungen gegeben. Diese Verarbeitung wird um so mehr erschwert, je mehr die Beleuchtung von der normalen abweicht. F\u00fcr diese Verh\u00e4ltnisse ist die Funktionsweise des Zapfenpurpurs keine ad\u00e4quate mehr; der St\u00e4bchenapparat wird mit seiner spezifischen Sehpurpurfunktion in Anspruch genommen und gesellt sich dem Zapfenapparat als Auxiliarorgan zu, wobei ihm in dieser Verbindung eine den Umst\u00e4nden angemessene bestimmende Rolle und bei Luftdunkel schliefslich eine weitgehende Selbst\u00e4ndigkeit zuf\u00e4llt. Bildlich gesprochen, macht sich der St\u00e4bchenapparat in allen drei Eigenschaften des Dieners, Gesellschafters und Chefs im Ordnungsgesch\u00e4ft der Beleuchtungswahrnehmung brauchbar.\nEs mufs nach dem Vorhergehenden in der biologischen Skala der Beziehungen zwischen Objekt und Beleuchtung eine Stelle resp. eine Zone geben, wo die der \u201eFarbentonkonstanz\u201c entsprechende \u201efunktionelle Aufweifsung\u201c \u00fcbergeht in eine\nZeitsehr. f. Sinnesphysiol. 57.\t19","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nStephan Kr aim.\n\u201eph\u00e4nomenale Aufweifsung\u201c, die an die St\u00e4bchent\u00e4tigkeit gekn\u00fcpft ist. Die \u00c4hnlichkeit des Weifsph\u00e4nomens zu den Schattenerscheinungen wurde bereits hervorgehoben. Es ist leicht denkbar, dafs sich die \u201eBer\u00fccksichtigung des Zwischenmediums\u201c in Form des \u201eSchattenprinzips\u201c sowohl bei den qualitativen als auch bei den quantitativen Abweichungen von der Normalbeleuchtung, sobald sie in st\u00e4rkerem Ausmafs auf treten, zustande kommt durch die urspr\u00fcngliche Funktionsweise des St\u00e4bchenapparates. Es sind wohl in entscheidendem Mafse die St\u00e4bchenerregungen, welche die im Zentralnervensystem als fixiert anzunehmende Funktionsweise jener Umschaltungsprozesse, die eigentlich das Substrat f\u00fcr eine \u201eTransformation\u201c darstellen, anregen. Diese Funktionsweise ist derart aufzufassen, dafs sie, mit den Worten von v. Kries 1 ausgedr\u00fcckt, \u201emit den mannigfaltigen Grundlagen der \u00c4hnlichkeitsbeziehungen zusammenh\u00e4ngt\u201c und auf diese Weise die Grundlage f\u00fcr alle Arten der \u201eWiedererkennung\u201c, kurz die sog. \u201eDingkonstanz\u201c abgibt. Entsprechend der Sonderung der Helligkeiten von K\u00f6rperstrahlen und beleuchtetem Sehraum, die unsere Anschauungen involvieren, kommt es bei der \u201eFarbentransformation\u201c nur auf die Schaffung von Helligkeitsbeziehungen an, die wir in der Mitbeteiligung der St\u00e4bchenfunktion verb\u00fcrgt sehen. Dafs die K\u00f6rperstrahlung nat\u00fcrlich durch die Beleuchtung bedingt wird, macht unsere Anschauung nicht hinf\u00e4llig, da wir das Prinzip der \u201eSonderung\u201c nur auf die Lufthelligkeit beziehen. Auf welche Weise nun unter den Verh\u00e4ltnissen der Dunkeladaptation die Sonderung der Lufthelligkeit durch den St\u00e4bchenapparat m\u00f6glich ist, entzieht sich noch unserer Kenntnis. Stellen wir uns konsequent auf den Boden des gesonderten Reizes, so sind wir berechtigt, auch eine spezifische Reizleitung anzunehmen, die sowohl der St\u00e4bchen- als auch der Zapfenpurpur in Anspruch nehmen kann. Das Prim\u00e4re w\u00e4re die Sehpurpurfunktion, aber es verbleibt die Schwierigkeit, die Sonderung auf den Chemismus des Sehpurpurs zu \u00fcbertragen. Weigerts Aktivierungshypothese scheint ein Wegweiser zumindest f\u00fcr die Richtung zu sein, die aus dieser Schwierigkeit hinausf\u00fchrt.\nOb nun die Schaffung der Helligkeitsbeziehungen, die wohl die biologische Funktion des r\u00e4umlichen Weifsph\u00e4nomens dar-\n1 J. v. Kries, Allgemeine Sinnesphysiologie. S. 279. 1923.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"St\u00e4bchenfunktion und Farbenkonstanz.\n277\nstellt, auf die strenge Einhaltung eines Prinzipes der \u201eHelligkeitskonstanz\u201c, d. h. auf die Erhaltung der der Objektfarbe bei Normalbeleuchtung eigent\u00fcmlichen Helligkeit hinausl\u00e4uft, oder \u201eHelligkeitsrelationen\u201c von der Art herbeif\u00fchrt, dafs Umgebungseinfl\u00fcsse mitwirken, eine mehr oder weniger qualit\u00e4tengegliederte Umgebung mehr oder weniger mitbestimmend eingreift, dieser F ragenkomplex findet noch keine Beantwortung durch die bisherigen Versuche, die in dieser Hinsicht fortgesetzt werden sollen. Auch die Frage, auf welche Weise die auch bei der \u201efunktionellen Aufweifsung\u201c geschaffenen Helligkeitsbeziehungen durch eine \u201etransformatorische Auswertung\u201c schliefslich doch auf ein bestimmtes Farbenzentrum angreifen, wird bei dem Stand unserer Erkenntnisse noch der L\u00f6sung harren m\u00fcssen. Wenn aber bisherige Theorien der \u201eFarbentransformation\u201c sich im geradezu behaglich weiten Bereich der zentralen Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeiten mit allgemeinen Annahmen begn\u00fcgt haben, so darf der Versuch nicht gescheut werden, in der St\u00e4bchent\u00e4tigkeit einen peripheren Schwerpunkt f\u00fcr das Problem zu sichern und durch die Annahme von Helligkeitsbeziehungen auch die zentrale Fragestellung vorw\u00e4rtszutreiben.\nDie Unterscheidung von \u201eHelligkeitstransformation\u201c und \u201eFarbentransformation\u201c verliert durch die Annahme des Prinzips des \u201eHelligkeitsabstands\u201c in beiden F\u00e4llen an Sinngehalt; nur mit Hinsicht auf einen Schlufsakt im Transformationsgeschehen soll die Bezeichnung \u201eFarbentransformation\u201c als sinn-gem\u00e4fs weiter aufrecht erhalten werden. Im Prinzip nat\u00fcrlich ist die \u201eFarbentransformation\u201c zur\u00fcckzuf\u00fchren auf die \u201eHelligkeitsformation\u201c; eine \u201eFarbentransformation\u201c sui generis gibt es nicht. Es ist bedeutungsvoll, dafs das Prinzip des \u201eHelligke its ab stands\u201c eine Parallele findet auf dem Gebiete des farbigen Simultankontrastes, f\u00fcr den Eberhardt 1 die Bedeutung dieses Prinzipes festgestellt hat. Dieses Prinzip erm\u00f6glicht es, in Hinsicht auf das Wiedererkennen entsprechend der biologischen Zweckm\u00e4fsigkeit der Beleuchtungsverh\u00e4ltnisse verschiedene Stufen der Farbenkonstanz zu unterscheiden : vom Gleicherkennen auf Grund des Farbentons \u00fcber das Wiedererkennen auf Grund des Helligkeits-\n1 M. Eberhardt, \u00dcber Wechselwirkungen zwischen farbigen und neutralen Feldern. Psychol. Forschg. 5, S. 169. 1924.\n19*","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nStephan Krauss.\nZusammenhanges und evtl, noch das Auseinander kennen zum Nichterkennen, wie es bei der monochromatischen Beleuchtung isolierter Felder der Fall ist.\nDie Anwendung der DH-Hypothese auf das farbenkonstante Sehen ist schon aus dem Grunde keine willk\u00fcrliche, weil sie eine Schwierigkeit ausschliefst, die der KATzschen Theorie anhaftet. In dieser ist n\u00e4mlich die \u201eBer\u00fccksichtigung der Beleuchtung\u201c bedingt durch das \u201eOberfl\u00e4chenfarbensehen\u201c, das als eine Leistung des Zapfenapparates unter Mitwirkung zentraler Faktoren gilt.1 Sind auch die Farbenerscheinungen bei Dunkeladaptation mit dem Charakter der Labilit\u00e4t behaftet, worin sie sich allerdings, wie aus der Arbeit von Allesch2 hervorgeht, von denen bei Helladaptation nur graduell unterscheiden, so geht es doch nicht an, sie von dem Prinzip der Farbenkonstanz nahezu g\u00e4nzlich auszuschliefsen, wie es die strenge Konsequenz aus den KATzschen Ansichten ergibt. Katz mufs die Farbenkonstanz bei Dunkeladaptation auszuschalten trachten, weil er nicht den Primat einer peripher bestimmten \u201eBeleuchtungswahrnehmung\u201c kennt, von der das Oberfl\u00e4chenfarbensehen ebenso abh\u00e4ngig ist wie die \u201eBer\u00fccksichtigung der Beleuchtung\u201c. Zu dieser kommt das Oberfl\u00e4chenfarbensehen nur als ein Hilfsprinzip, peripher durch die Zapfen der Fovea centralis bestimmt, hinzu. F\u00fcr die \u201eBeleuchtungswahrnehmung\u201c kommt aber gerade dem St\u00e4bchenapparat eine nicht zu untersch\u00e4tzende Bedeutung zu, und f\u00fcr den gr\u00f6fsten Teil des Bereiches der Beleuchtungsverh\u00e4ltnisse beruht die \u201eBeleuchtungswahrnehmung\u201c auf der Zusammenarbeit der beiden Anteile des Sehapparates.\nVogelsang3 folgert aus Versuchen \u00fcber den Erregungsablauf bei farbigen Pr\u00fcflichtern in Dunkeladaptation, dafs die nerv\u00f6sen Zentren, welche mit den St\u00e4bchen und Z\u00e4pfchen verbunden sind, in enger funktioneller Beziehung stehen und \u201eunter gewissen Reizbedingungen bei allen Adaptationszust\u00e4nden wie ein einheitliches Organ funktionieren\u201c. Dafs eine farblose Valenz mit allen unseren Farbenempfindungen verkn\u00fcpft ist, ist eine von Heeing begr\u00fcndete Ansicht, der die Trennung dieser farblosen Valenz als einer selbst\u00e4ndigen Komponente, insbesondere bei DA, den\n1\tKatz, a. a. O. S. 261.\n2\tJ. G. v. Allesch, Die \u00e4sthetischen Erscheinungsweisen der Farben.\nPsychol. Forschg. 4. 1924.\n8 K. Vogelsang, Pfl\u00fcg. Arch. 208, S. 1\u201435. 1924.","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"St\u00e4bchenfunktion und Farbenkonstanz.\n279\nSt\u00e4bchen zuschrieb. Dies ist der historische Ankn\u00fcpfungspunkt, wenn wir in monochromatischer Beleuchtung die St\u00e4bchen die Lufthelligkeit gesondert von der farbigen Strahlung perzipieren lassen, aber auch f\u00fcr die Verselbst\u00e4ndigungen der farblosen Valenzen, die wir f\u00fcr das Prinzip des \u201eHelligkeitsabstands\u201c annehmen.\nWas die Arbeit der St\u00e4bchen anbelangt, so sollen Konstanzversuche an Zapfenblinden ihre Funktionsweise genauer erfassen. Vielleicht ergeben sie dann mit Sicherheit das Resultat, das heute als Hypothese bereits vorweg genommen werden darf, dafs aus der KRiEsschen Duplizit\u00e4tstheorie und der neueren B\u00fchler-schen Duplizit\u00e4tstheorie, welch' letztere sich zun\u00e4chst auf das Hintereinander im Sehraum bezieht, eine \u201eallgemeineDupli-zit\u00e4tstheorie\u201c f\u00fcr die Beleuchtungswahrnehmung und alle ihre Spezialfunktionen resultiert.\nZusammenfassung.\nDas \u201er\u00e4umliche Weifsph\u00e4nomen\u201c, das, vom Adaptationszustand unabh\u00e4ngig und mit verdichtungsfl\u00e4chenartigen oder raumhaften Eindr\u00fccken verbunden, an Farbenerscheinungen in bunter Beleuchtung auf tritt, ist der Ausdruck einer Funktion des St\u00e4bchenapparates, durch die neben der Verwertung der Farbstrahlung durch den Zapfenapparat die der bunten Beleuchtung entsprechende raumf\u00fcllende Helligkeit in Form eines \u201eWeifsh\u00e4utchens\u201c an die Farbqualit\u00e4t herangebracht wird, wodurch eine auf Helligkeitsbeziehungen beruhende Vorstufe der Farbenkonstanz erm\u00f6glicht wird. Dem St\u00e4bchen apparat der Zapfenblinden ist diese Auxiliareinrichtung fremd. Hellfunktionen dieser Art kann der St\u00e4bchenapparat nur aus seiner Auxiliarrolle heraus entwickeln.","page":279}],"identifier":"lit35960","issued":"1926","language":"de","pages":"262-279","startpages":"262","title":"St\u00e4bchenfunktion und Farbenkonstanz","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:06:20.972955+00:00"}