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{"created":"2022-01-31T14:56:29.597041+00:00","id":"lit35977","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Kawakami, Riiti","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 56: 203-221","fulltext":[{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Freiburg i. Br.)\n\u2022 \u2022\nUber Entfernungst\u00e4uschungen im Gebiete des\nDrucksinnes.\nVon\nRiiti Kawakami aus Tokio (Japan).\n(Mit 4 Textabbildungen.)\nIn einer Abhandlung \u201eVarianten zur Aristotelischen T\u00e4uschung\u201c hat j\u00fcngst v. Skramlik 1 gezeigt, dafs wir uns bei Ber\u00fchrung zweier Hautstellen in jeder ungewohnten Lage der Tastfl\u00e4che sowohl \u00fcber die Anordnung der Verbindungslinie der beiden Reizorte im Raume, als auch deren L\u00e4nge t\u00e4uschen. Diese T\u00e4uschungen beruhen darauf, dafs bei jeder Verlagerung der Tastfl\u00e4che aus einer Normallage, die durch eine ge-wohnheitsm\u00e4fsige Haltung der Gliedmafsen bestimmt ist, die Lage\u00e4nderung nur teilweise oder \u00fcberhaupt nicht verwertet wird. Die subjektive Lage und L\u00e4nge der Verbindungslinie der beiden Druckreizstellen wird n\u00e4mlich durch zwei Faktoren bestimmt und zwar einmal durch die Lagebeziehung, in der sich die Reizorte in der Normallage der Tastwerkzeuge zueinander befinden, sodann aber auch durch ihre objektive Lage, die nach Verstellung der Tastfl\u00e4che gegeben ist. Diese beiden Faktoren kombinieren sich in einer ganz eigenen Weise miteinander; dadurch wird die Verwertung der Lage\u00e4nderung durchaus verschieden: Sie kann gleich 100 Proz. betragen, in diesem Falle stimmen objektive und subjektive Lage und Entfernung der beiden Taststellen untereinander \u00fcberein; sie kann aber auch alle Stufen bis zu 0 Proz. durchlaufen. In letzterem Falle erreicht die T\u00e4uschung den h\u00f6chsten Grad.\n1 v. Skramlik, E., Varianten zur Aristotelischen T\u00e4uschung. Pfl\u00fcgers Archiv f. d. ges. Physiol. 201, 250. 1923.","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nRiiti Kawakami.\nW\u00e4hrend die Laget\u00e4nschnngen durch y. Skramlik in ganz umfassender Weise studiert wurden, ist dies bei den Entfernungst\u00e4uschungen nicht im gleichen Mafse der Fall gewesen. Ich habe es mir daher zur Aufgabe gemacht, auch diese einer genaueren Bearbeitung zu unterziehen.\nII. Eigene Untersuchungen.\nDie Versuchsmethodik bestand darin, dafs bei anormaler Lage der Tastwerkzeuge zwei Hautstellen mit den abgestumpften Spitzen eines Zirkels m\u00f6glichst gleichzeitig ber\u00fchrt wurden und ihre subjektive Entfernung taktil durch Vergleich mit einer Strecke bestimmt wurde, die an einer anderen, in Normallage befindlichen Hautgegend dargeboten war. Die Vergleichung von solchen \u201eleeren\u201c Strecken \u2014 wie sie genannt werden \u2014 mit Hilfe verschiedener Tastanteile hat zur Voraussetzung, dafs in deren Normallage objektiv gleich grofse Entfernungen auch subjektiv als gleich grofs wahrgenommen werden. Dieser Beweis ist aber, \u2014 soviel mir bekannt ist \u2014 weder f\u00fcr symmetrisch gelegene Tastfl\u00e4chen der rechten und linken Seite, also z. B. beider H\u00e4nde, noch f\u00fcr Tastteile der gleichen Seite, also z. B. f\u00fcr verschiedene Finger der gleichen Hand jemals beigebracht worden. Deshalb war es vor allem notwendig, durch eigene Versuche zu zeigen, welche Tastfl\u00e4chen bei der Beurteilung von Strecken gleichartig arbeiten und zwar f\u00fcr solche, die in der L\u00e4ngs-, als auch der Querrichtung dargeboten werden. Erst dann konnten die Entfernungst\u00e4uschungen n\u00e4her untersucht werden.\nDie Darbietung der beiden Tastreize, durch welche die Grund-und Vergleichsstrecke bestimmt waren, erfolgte im unwissentlichen Verfahren, durch Aufsetzen der Spitzen zweier gew\u00f6hnlicher Zirkel. Grund- und Vergleichsstrecke (wenn mit Strecke die Entfernung der beiden Reizorte bezeichnet wird) wurden nicht gleichzeitig, sondern nacheinander dargeboten; stets im gleichen Intervall, das als optimal befunden wurde. Wie schon von anderer Seite hervorgehoben wurde1, erzeugt die gleichzeitige Darbietung zweier Strecken eine eigent\u00fcmliche psychische Verwirrung, die allerdings bei Exposition auf verschiedenen Seiten geringer ist, als auf der gleichen. Man hat n\u00e4mlich, besonders im letzteren Fall, nicht den Eindruck von blofs zwei Strecken,\n1 8. Fufsnote 1, S. 203.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Entfernungst\u00e4uschungen im Gebiete des Drucksinnes.\n205\nsondern von sechs, die durch die lineare Verbindung von vier Druckreizstellen Zustandekommen : die Begrenzungsseiten des durch die vier getroffenen Druckpunkte bestimmten Vierecks, sowie dessen beide Diagonalen. Nun ist es sicher m\u00f6glich, sich auf die gew\u00fcnschten zwei Strecken mit der Aufmerksamkeit einzustellen. Doch st\u00f6ren stets in einem gewissen, individuell verschiedenen Mafse die \u00fcbrigen vier. Diese Behinderung wird vermieden, wenn man Normal- und Vergleichsstrecke in einem bestimmten Zeitr\u00e4ume nacheinander darbietet. Das Intervall soll etwa 3\u201c betragen; ist es kleiner, so steht man bei der zweiten Darbietung noch zu sehr unter dem Eindruck der ersten; ist es gr\u00f6fser, so ist das Erinnerungsbild bereits etwas abgeblafst. Es empfiehlt sich, die Reize stets gleichartig zu gestalten, wobei im allgemeinen ein Aufruhen der Zirkelspitzen auf der Hautfl\u00e4che durch 1\u20142\u201c das Richtige ist. Der Druck, unter dem die beiden Spitzen aufgesetzt wurden, war stets ann\u00e4hernd der gleiche und war so bemessen, dafs wohl deutliche Empfindungen erzeugt, jegliche Schmerzreize aber vermieden wurden.\nW\u00e4hrend der Versuche safs die Vp. dem Versuchsleiter mit geschlossenen Augen gegen\u00fcber. Die Tastteile, an denen experimentiert wurde, ruhten in der entsprechenden Haltung m\u00f6glichst bequem dem Experimentiertische auf. Kurz vor der Darbietung wurde die Vp. durch ein Zeichen verst\u00e4ndigt; dies Verfahren ist von Vorteil, denn es gestattet eine gewisse Aufmerksamkeitseinstellung und beugt jeglichem Erschrecken vor. Die Ermittlung der subjektiv gleich lang erscheinenden Strecke erfolgte durch Einengung, in dem einmal die Gr\u00f6fse derjenigen Vergleichsstrecke bestimmt wurde, die subjektiv gerade etwas gr\u00f6fser und die, welche subjektiv gerade etwas kleiner erschien, als der dargebotene Standard. Das arithmetische Mittel dieser beiden L\u00e4ngen ergab dann den gesuchten Wert.\nAls Vpn. waren t\u00e4tig: die Herren 1. Verfasser, 2. Dr. med. Kenmatsu Shimidzu, 3. Dr. med. Adolf Schwab und 4. Fri. Dr. med. Margarete Liebers. Es liegt mir am Herzen, meinen Mitarbeitern f\u00fcr ihre M\u00fchewaltung und das Interesse, das sie an den Versuchen genommen haben, bestens zu danken.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nRiiti Kaw\u00e0kami.\nA. Vergleich von Strecken durch Tastteile in der\nNormallage.\n1. Vergleich von Strecken in der L\u00e4ngsrichtung durch symmetrisch\ngelegene Tastteile der beiden H\u00e4nde.\nAuf der Volarseite des gestreckt gehaltenen zweiten rechten Fingers wurden zwei Druckreize in verschiedener Entfernung voneinander (50, 40, 30, 20, 10 mm) gegeben, und es war Aufgabe, die subjektiv gleich lang erscheinende Strecke auf der Volarseite des zweiten linken Fingers ausfindig zu machen. Im allgemeinen war bei den verschiedenen Strecken der proximale Punkt auf der rechten und linken Hand symmetrisch gelegen. Es wechselte also auf der linken Hand nur der distal gelegene Punkt. Als \u00d6rtlichkeit zur Ausgleichung wurde das Endglied der Finger gew\u00e4hlt, eine Hautgegend von hoher Raumempfindlichkeit. Der Fehler der Messungen ist daher ein kleiner und betr\u00e4gt h\u00f6chstens + 0,25 mm. Aus der Tabelle 1 geht hervor, dafs die subjektiv gleich lang erscheinenden Strecken nur selten auch objektiv gleich lang sind. Wie schon v. Skramlik gefunden hat, mufs in der Mehrzahl der F\u00e4lle die Entfernung der beiden Druckreizstellen auf dem linken Finger objektiv gr\u00f6fser sein, als auf dem rechten, damit beide Strecken subjektiv gleich lang erscheinen. Daraus kann man die Gesetzm\u00e4fsigkeit herleiten, dafs objektiv gleich lange, in der L\u00e4ngsrichtung dargebotene Strecken bei der taktilen Beurteilung durch zwei symmetrisch gelegene Tastfl\u00e4chen der rechten und linken Hand subjektiv nicht von gleicher L\u00e4nge sind, dafs vielmehr die rechtsdargebotene gr\u00f6fser erscheint. Alle Differenzen in der L\u00e4nge der beiden Strecken, die einen halben Millimeter \u00fcbersteigen, sind nach den obigen Angaben bereits als wirkliche Abweichungen zu betrachten, die auf einer ungleichm\u00e4fsigen Funktion der Tastfl\u00e4chen rechts und links beruhen und nicht etwa auf blofsen Fehlern bei der Bestimmung, bedingt durch die Unf\u00e4higkeit, solch geringe Unterschiede wahrzunehmen. Dies lehren vor allem die ferneren Untersuchungen \u00fcber Vergleichung von Strecken in der Querrichtung. Der Quotient: Strecke rechts dividiert durch die subjektiv gleich lang erscheinende links (Sj/Sa) ist bei der gleichen Vp. f\u00fcr Strecken verschiedener L\u00e4nge ann\u00e4herd konstant, bei verschiedenen Vpn. aber verschieden. Er schwankt zwischen 0,83 und 0,90 und erreicht selten 1,0.","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Entfernungst\u00e4uschungen im Gebiete des Drucksinnes.\n207\nTabelle 1.\n\u201e Vergleich von L\u00e4ngsstrecken mit symmetrischen Tastteilen der rechten\nund linken Hand.\nVp.\t81 -\t- 8* r-'Af\tSi 's*\tVp.\tSi\ts2\tSi/S*\n1\t50\t53\t0,94\t2\t50\t48\t1,04\n\t40\t43\t0,93\t\t40\t38\t1,05\n\t30\t37\t0,81\t\t30\t29\t1,03\n\t20\t21\t0,95\t\t\t\t\n3\t50\t53\t0,94\t4\t50\t52\t0,96\n\t40\t48\t0,83\t\t40\t44\t0,91\n\t30\t36\t0,83\t\t30\t31\t0,97\n\t20\t23\t0,87\t\t20\t21\t0,95\n\t10\t11\t0,91\t\t11\t10\t1,00\n8t ist der auf dem 2. rechten Finger dargebotene Standard, s2 die gleich\ngrofs erscheinende Strecke auf dem 2. linken Finger in mm.\nTabelle 2.\nVergleich von Querstrecken mit symmetrisch gelegenen Tastteilen der\nrechten und linken Hand.\nVp.\tSi\ts2\tSi/S2\tVp.\tSi\ts2\tSi/S*\n1\t40\t40\t1,00\t2\t45\t45\t0,98\n\t30\t31\t0,97\t\t30\t30\t1,00\n\t15\t15\t1,00\t\t\t\t\n3\t50\t48\t1,04\t4\t50\t48\t1,04\n\t30\t32\t0,95\t\t30\t31\t0,97\n\t15\t15\t1,00\t\t20\t21\t0,96\nsx ist der auf den Fingerspitzen der rechten Hand dargebotene Standard, s2 ist die gleich grofs erscheinende Strecke auf den Fingerspitzen der\nlinken Hand in mm.\n2. Vergleich von Strecken in der Querrichtung durch symmetrisch gelegene Tastteile der beiden H\u00e4nde.\nIn der Normallage der rechten Hand, bei gestreckten, nebeneinander liegenden Fingern, bietet man Strecken verschiedener L\u00e4nge in der Querrichtung dar, so zwar, dafs die Kuppen des 2. und 3. oder 4., sowie 2. und 5. Fingers gleichzeitig ber\u00fchrt werden. Sucht man nun auf symmetrisch gelegenen Stellen der","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nRiiti Kawakami.\nlinken Hand die gleich lang erscheinende Strecke auf, so stellt sich heraus, dafs die beiden mit \u00fcberraschender Genauigkeit auch objektiv gleich lang sind (s. Tab. 2). Das Verh\u00e4ltnis s,/sa ist jetzt zumeist gleich 1,00. Auf Grund dieser Feststellungen l\u00e4fst sich also sagen, dafs in der Querrichtung dargebotene Strecken objektiv gleicher L\u00e4nge rechts und links auch subjektiv gleich lang erscheinen, w\u00e4hrend dies f\u00fcr die L\u00e4ngsrichtung nicht gilt.\nTabelle 3.\nVergleich von L\u00e4ngsstrecken mit den Fingern einer Hand.\nVp.\t.81 J > ' r: cf f t\ti-K' s2\tSi/S8\tr S3 r\tr r // fs S-4. $ \u25a0 i/ts : y< f\tSs/S*\n1\t50\t52\t0,96\t50\t56\t0,89\n\t40\t39\t1,02\t40\t47\t0,85\n\t30\t31\t0,97\t30\t36\t0,83\n\t20\t20\t1,00\t20\t25\t0,80\n\t10\t11\t0,91\t10\t11\t0,91\n2\t50\t50\t1,00\t50\t50\t1,00\n\t40\t40\t1,00\t40\t40\t1,00\n\t30\t30\t1,00\t30\t29\t1,03\n3\t50\t50\t1,00\t50\t46\t1,08\n\t40\t39\t1,02\t40\t40\t1,00\n\t30\t30\t1,00\t30\t29\t1,03\n\t20\t21\t0,95\t20\t22\t0,91\n\t10\t11\t0,91\t10\t11\t0,91\n4\t50\t55\t0,91\t50\t51\t0,98\n\t40\t46\t0,87\t40\t43\t0,93\n\t30\t34\t0.88\t30\t29\t1,03\n\t20\t23\t0,87\t20\t20\t1,00\n\t10\t12\t0,83\t10\t11\t0,91\ns, ist der auf dem 2. linken Finger dargebotene Standard, s2 die gleich grofs erscheinende Strecke auf dem 3. linken Finger; s3 ist der auf dem 2. rechten Finger dargebotene Standard, s4 die gleich grofs erscheinende\nStrecke auf dem 3. rechten Finger in mm.\n3. Vergleich von Strecken in der L\u00e4ngsrichtung auf Fingern\neiner Rand.\nGleichartige Versuche auf verschiedenen Tastteilen der gleichen Seite f\u00fchrten zu dem Ergebnis, dafs auf zwei Fingern","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Entfernungst\u00e4uschungen im Gebiete des Drucksinnes.\n209\nder linken wie rechten Seite in der L\u00e4ngsrichtung dargebotene Strecken objektiv gleicher L\u00e4nge bei der Mehrzahl der Vpn. auch subjektiv gleich lang sind (s. Tab. 3). Eine Ausnahme von dieser Regel bildet f\u00fcr die linke Seite Vp. 4, f\u00fcr die rechte Vp. 1, bei der jeweils die Strecke auf dem dritten Finger objektiv etwas gr\u00f6fser sein mufste, um subjektiv gleich lang zu erscheinen.\n4. Vergleich von Strecken, die in der L\u00e4ngs- und Querrichtung\ndargeboten werden.\nVergleicht man auf einer Seite L\u00e4ngs- und Querstrecken, so zeigt sich, dafs subjektiv gleich lange Strecken ungleich lang erscheinen, und zwar ist die in der Querrichtung dargebotene subjektiv bedeutend gr\u00f6fser (s. Tab. 4). Dieses Ergebnis steht in \u00dcbereinstimmung mit den Befunden Webebs \u00fcber die Gr\u00f6fse der Raumschwellen, die in der Querrichtung niedriger sind als in der L\u00e4ngsrichtung. Genaue Vergleiche von in der L\u00e4ngs- und Querrichtung dargebotenen Strecken hat Camebee1 f\u00fcr verschiedene, in unmittelbarem Zusammenhang stehende Hautgebiete durchgef\u00fchrt und dabei festgestellt, dafs die Querstrecke \u00fcberall k\u00fcrzer als die L\u00e4ngsstrecke sein mufs, damit die beiden gleich lang erscheinen. Bemerkenswert an meinen Befunden ist nun, dafs diese Gesetzm\u00e4fsigkeit auch f\u00fcr zwei Finger gilt, also Hautgebiete, welche voneinander vollst\u00e4ndig getrennt sind und zu denen zum Teil Fasern v\u00f6llig verschiedener Nerven (n. ulnaris und radialis) ziehen. Der\n\"******\"*** nil MH\tMNMMWrQ WWj iMWfifTM'\t\u25a0 -\u2022 'v i\t1 - t <,-\u2022 W\u00d6UWWR*1 SW?\nQuotient Quer- zu L\u00e4ngsstrecke ist f\u00fcr eine Vp. f\u00fcr verschieden lange Strecken konstant, f\u00fcr verschiedene Vpn. aber verschieden ; er schwankt zwischen 0,65 und 0,92.\nAus den gesamten bisherigen Ergebnissen l\u00e4fst sich herleiten, dafs man mit Hilfe des Drucksinnes Entfernungen nicht mit beliebigen, sondern nur ganz bestimmten Tastteilen der Gliedmafsen vergleichen darf. Entfernungen in der Querrichtung sind mit symmetrisch gelegenen Taststellen der rechten und linken Seite, in der L\u00e4ngsrichtung nur mit Fingern der gleichen Seite zu bestimmen. Mit diesen Feststellungen waren die Vorbedingungen f\u00fcr die Ausmessung der Entfernungst\u00e4uschungen gegeben.\n1 W. Camerer, Die Methode der \u00c4quivalente, angewandt zur Mafs-bestimmung der Feinheit des Raumsinnes. Zeitschr. f. Biol. 23, 509. 1887.","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nRiiti Kawdkami.\nTabelle 4.\nVergleich von L\u00e4ngs- und Querstrecken auf dem Finger einer Hand.\nVp.\ts\u2018\ts2\tsi/s2\tVp.\tSi\ts2\tSl/S*\n1\t45\t68\t0,66\t2\t32\t45\t0,70\n\t30\t46\t0,65\t\t30\t38\t0,79\n\t15\t23\t0,65\t\t15\t23\t0,67\n3\t45\t49\t0,92\t4\t45\t52\t0,85\n\t30\t32\t0,94\t\t30\t38\t0,79\n\t20 1\t22\t0,91\t\t20\t30\t0,67\ns,. ist der auf den Fingerkuppen der rechten Hand in der Querrichtung dargebotene Standard, s2 die gleich grofs erscheinende Strecke in der L\u00e4ngsrichtung auf dem 2. rechten Finger in mm.\nB. Vergleich von zwei Strecken, von denen die eine auf gegeneinanderverstelltenTastteilen, die andere auf einer in Normallage befindlichen Tastfl\u00e4che\ndargeboten wird.\nEntsprechend den oben gemachten Angaben erfolgte die Ausmessung der Entfernungen bei verstellter Tastfl\u00e4che bei Querstrecken durch Vergleich von rechter und linker Seite, bei L\u00e4ngsstrecken durch Vergleiche an benachbarten Fingern der gleichen Seite. Die Verstellung der Taststellen geschah in mannigfacher Weise, die bei v. Skramlik ausf\u00fchrlich beschrieben ist und Zweifinger- und Handverlagerung benannt wurde. Als neue Variante kam das Spreizen der Finger hinzu in der Quer- und Sagittalrichtung. Mit diesen soll begonnen werden.\n1. Spreizen der Finger in der Querrichtung.\nDer zweite und dritte rechte Finger wurde in verschiedenem Mafse gespreizt, d. h. in der Querrichtung der Hand voneinander entfernt (s. Abb. 1), wobei das Spreizen durch Einschieben von Keilen entsprechender Gr\u00f6fse zwischen die Finger erleichtert wurde. Auf diese Weise war es f\u00fcr die Vp. auch m\u00f6glich, w\u00e4hrend der Dauer des Versuches die Finger stets in gleichem Abstand zu halten. Bei der Spreizung der Finger erscheint der Abstand der beiden Druckreizstellen auf den Kuppen subjektiv kleiner als der objektive; dies beruht darauf, dafs die Ent-","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"Entfernungst\u00e4uschungen im Gebiete des Drucksinnes.\n211\nfernungs\u00e4nderung der beiden Fingerkuppen psychisch nur teilweise verwertet wird. Das Ausmessen der objektiven Entfernung, sowie der in der Normallage der Taststellen ist ganz einfach. Die Normalentfernung ist durch die Entfernung der beiden Druckreizstellen auf den Fingerkuppen in Normallage der Finger gegeben. Die subjektive Entfernung der beiden Druckreizstellen wurde durch Vergleich mit Strecken ermittelt, die in der Querrichtung auf der linken Hand dargeboten wurden,\n3.r.\nAbbildung 1.\nSpreizen der Finger in der Querrichtung.\n3. t*.\nAbbildung 2.\nSpreizen der Finger in der\nSagittalrichtung.\nwelche sich dabei in Normallage befand. (Finger gestreckt und beisammen gehalten.) Dabei hat sich herausgestellt, dafs sich die Gr\u00f6fse der subjektiven Entfernung der beiden Druckreizstellen stets zwischen ihre objektive o und Normalentfernung n einreiht. Die Verwertung der Entfernungs\u00e4nderung wird durch das Ver-\nh\u00e4ltnis \u2014 zum Ausdruck gebracht. Wie aus der Tabelle \u00f6\nhervorgeht, ist dieser Faktor individuell verschieden, f\u00fcr die gleiche Vp. bei verschiedenen Entfernungen aber ann\u00e4hernd\nZeitschr. f. Sinnesphysiol. 56.\t15","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nRiiti Kawakami.\ngleich. Im allgemeinen kann man aber sagen, dafs die Verwertung der Entfernungs\u00e4nderung gering ist (um 0,5).\nTabelle 5.\nSpreizen der Finger in der Querrichtung.\nVp.\to\tn\ts\t8\u2014n\tVp.\t0\tn\t8\ts\u2014n\n\t\t\t\to\u2014n\t\t\t\t\to\u2014n\n1 1 !\t70\t20\t42\t0,44\t2\t50\t19\t41\t0,71\n\t60\t20\t38\t0,45\t\t40\t19\t30\t0,52\n\t50\t20\t29\t0,30\t\t30\t19\t24\t0,46\n\t40\t20\t25\t0,25\t\t\t\t\t\n\t30\t20\t25\t0,50\t\t\t\t\t\n3\t60\t23\t46\t0,62\t4\t60\t17\tol\t0,79\n\t50\t23\t36\t0,48\t\t50\t17\t43\t0,79\n\t40\t23\t32\t0,53\t\t40\t17\t34\t0,74\n\t30\t23\t27\t0,57\t\t30\t17\t27\t0,77\n\t\t\t\t\t\t20\t17\t18\t0,33\n2. Spreizen der Finger in der Sagittalrichtung.\n\u00c4hnlich liegen die Verh\u00e4ltnisse, wenn man die Finger in der Weise gegeneinander verstellt, dafs der eine in der Normallage bleibt, der andere gestreckt im Metakarpophalangealgelenk in verschiedenem Grade gebeugt wird. Dieser Vorgang soll als Spreizen in der Sagittalrichtung bezeichnet werden, was tats\u00e4chlich zutrifft, wenft man n\u00e4mlich die Hand mit der Volarfl\u00e4che dem K\u00f6rper zugewendet in die Frontalebene stellt (s. Abb. 2). Auch hier wurde die Fingerhaltung durch Einbringung verschiedengeformter Keile erleichtert. Die Ausmessung der subjektiven Entfernung geschah wie bei der 1. Form der Spreizung durch Darbietung von Strecken in der Querrichtung an den Fingerkuppen der in der Normallage befindlichen linken Hand. Die Normalentfernung ist in diesem Fall gleich Null. Der Faktor f\u00fcr die Verwertung der Entfernungs\u00e4nderung ist (s. Tab. 6) wieder individuell verschieden, f\u00fcr eine Vp. aber ann\u00e4hernd gleich. Hervorzuheben ist, dafs der Verwertungsfaktor f\u00fcr diese beiden Tastfl\u00e4chenverstellungen (Spreizen in der Quer- und Sagittalrichtung) bei einer Vp. nicht gleich, sondern verschieden ist. Im allgemeinen ist die Verwertung der Entfernungs\u00e4nderung beim Spreizen der Finger in der Sagittalrichtung eine sehr viel gr\u00f6fsere, als in der Querrichtung. So betr\u00e4gt","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"Entfernungst\u00e4uschungen im G-ebiete des Drucksinnes.\n213\nsie z. B. bei Vp. 4 im ersten Fall im Durchschnitt 0,86, im zweiten 0,77. Dies hat seinen Grund darin, dafs das Spreizen der Finger in der Sagittalrichtung im gew\u00f6hnlichen Leben sehr viel \u00f6fter erfolgt (bei Aus\u00fcbung verschiedenartiger Handwerke), als das in der Querrichtung. Bei allen h\u00e4ufig vorkommenden Tastfl\u00e4chenVerstellungen ist aber die Verwertung der Entfernungs* \u00e4nderung eine sehr viel gr\u00f6fsere.\nTabelle 6.\nSpreizen der Finger in der Sagittalrichtung.\nVp.\t0\tn\ts\tI s\u2014 n !\tVp.\tij 0 |\tn\ts\ts\u2014n\n\t\t\t\to\u2014n\t\t\t\t\to\u2014n\n1\t70\to |\ti 42\t0,60\t2\t60\t0\t43\t0,72\n\t60\t0\t34\t0,57\t\t50\t0\t30\t0,60\n\t50\t0\t26\t0,52\t\t40\t0\t30\t0,75\n\t40\t0\t19\t00 Tf< cT\t\t30\t0\tvO CM\t0,83\n\t30\t0\t16\t0,53\t\t\t\t\t\n!\t20\t0\t12\t0,60\t\t\t\t\t\n3\t60\t0\t39\t0,65\t4\t70\t0\t60\t0,86\n\t50\t0\t36\t0,72\tJ\t60\t0\t53\t0,88\n\t40\t0\t25\t0,63\t\t50 j\t0\t44\t0,88\n\t30\t0\t21\t0,70\t\t40\t0\t35\t0,88\n\t\t\t\t\t\t30\t0\t24 1\t0,80\n\t\t\tI\t\t\t20\t0\t17 i\t0,85\nIn Tabelle 5 und 6 bedeuten: o die objektive, n die Normal-,\ns die subjektive Entfernung in mm, \u2014\u2014\u2014 ist ein Faktor, durch\no\u2014n\t\u2019\nden der Grad der Verwertung der Entfernungs\u00e4nderung ausgedr\u00fcckt wird.\nDie \u00fcbrigen Verstellungen der Tastwerkzeuge entsprachen durchaus den v. Skbamlik angegebenen GliedmafsenVerlagerungen. Es handelte sich um die Zweifingerverlagerungen von der Form 1, 2 und 3, sowie um die Handverlagerung zweiter Form.\n3. Zweifingerverlagerungen.\nDie Verstellung von Fingern kann in sehr verschiedener Weise erfolgen. Man beschr\u00e4nkt sich am besten auf einige ausgew\u00e4hlte F\u00e4lle, aus denen sich alle anderen Verlagerungen herleiten lassen. H\u00e4lt man n\u00e4mlich den einen Finger gestreckt, so\n15*","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nRiiti Kawakami.\nkann nun ein zweiter benachbarter in wechselnder Art verlagert werden, 1. so, dafs er durch zunehmende Beugung mit seiner Kuppe mit verschiedenen Anteilen der Volarseite des gestreckten Fingers in gleicher H\u00f6he zu stehen kommt. Der benachbarte Finger kann aber 2. auch hinter den gestreckten Finger gestellt werden, sodals er mit der Volarseite seiner Kuppe entlang der Dorsalseite des gestreckten Fingers heruntergleitet, und er kann endlich 3. den gestreckten \u00fcberkreuzen, sodafs er mit seiner Radialoder Ulnarseite entlang der Ulnar- oder Radialseite des benachbarten Fingers nach abw\u00e4rts geht. Diese verschiedenen Formen\nAbbildung 3b.\nAbbildung 3a.\nEntfernungst\u00e4uschungen bei der Zweifingerverlagerung von der Form 1 a) Bild zur Erl\u00e4uterung der Normalentfernung 1. Ordnung,\nvon Tastfl\u00e4chenverstellung wurden als Zweifingerverlagerung von der Form 1, 2 und 3 bezeichnet. Bei jeglicher dieser Verlagerungen treten Entfernungst\u00e4uschungen in grofser Zahl auf. Am bemerkenswertesten sind die, wenn ein Punkt auf der Fingerkuppe des gebeugten Fingers mit einem Punkte auf der Kuppe oder der Grundphalanx des gestreckten Fingers kombiniert wird. Die Normalentfernung ist im ersten Fall kleiner als im zweiten (s. Abb. 3a). Die subjektive Entfernung erscheint dann im 1. Fall stets kleiner, im 2. stets gr\u00f6lser als die objektive Entfernung, entsprechend der Regel, dafs sich die subjektive Entfernung stets zwischen die Normal- und objektive Entfernung einreiht. Die Versuche wurden s\u00e4mtlich an der rechten Hand angestellt. Die Bestimmung der subjektiven Entfernung geschah mit Hilfe von","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"Entfernungst\u00e4uschnngen im Gebiete des Drucksinnes.\n215\nVergleichsstrecken, die auf dem 3. r. gestreckt gehaltenen Finger dargeboten wurden.\nDie Ausmessung der subjektiven Entfernung stellt hohe Anforderungen an die Aufmerksamkeit der Vp. ; besonders st\u00f6rend wirkt oft die Vorstellung, dafs die Entfernung, die man subjektiv empfindet, doch nicht objektiv zutrifft. Dadurch wird f\u00fcr einige Augenblicke der Gang der Messung in erheblicher Weise beeintr\u00e4chtigt, man findet pl\u00f6tzlich ganz andere Werte und mufs erst einige Zeit zuwarten, bis die st\u00f6rende Vorstellung verdr\u00e4ngt ist.\nWie die Untersuchungen v. Skramlik\u2019s gelehrt haben, geht die Bestimmung der Entfernungs\u00e4nderung durchaus in jener Ebene vor sich, in der sich die Volarfl\u00e4che des gestreckten Fingers befindet. Dies besagt, dafs bei den Entfernungst\u00e4uschungen, abgesehen von der objektiven Entfernung nur die sog. Normalentfernung 1. Ordnung eine Rolle spielt. Die genaue Stellungsanalyse ergibt n\u00e4mlich, dafs zwei Normalentfernungen in Betracht kommen: zu derjenigen 1. Ordnung, die durch die Entfernung der beiden Reizorte bei gestreckten Fingern bestimmt wird, kommt noch die zweite Ordnung hinzu, die durch den H\u00f6henunterschied der beiden Reizstellen bei der \u00fcblichen Fingerkr\u00fcmmung bedingt ist. Unter gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnissen wird n\u00e4mlich der Finger in der Weise gekr\u00fcmmt, dafs er mit seiner Kuppe bei nach aufw\u00e4rts gerichteter Hohlhand \u00fcber der Volarseite des gestreckten steht (s. Abb. 3 b). Diese Normalentfernung ist aber von keinem Einflufs; es gelang mir und meinen Mitarbeitern niemals, mich mit der Aufmerksamkeit auf sie einzustellen.\nIm ersten Teil der Tabelle 7 sind die Werte zusammengestellt, die gefunden werden, wenn man einen Punkt der Kuppe des gebeugten Fingers mit einem der Kuppe des gestreckten gleichzeitig ber\u00fchrt, die Normalentfernung also eine kleine ist; im zweiten Teil die, wenn ein Punkt der Kuppe des gebeugten Fingers mit einem Punkt der Grundphalanx des gestreckten getroffen wird, die Normalentfernung also eine grofse ist. Wenden wir uns der Betrachtung der beiden F\u00e4lle zu, so ist vor allem zu bemerken, dafs der Grad der Entfernungs\u00e4nderung, der wieder\ndurch den Faktor \u2014\u2014\u2014 ausgedr\u00fcckt wird, f\u00fcr die gleiche Vp.\no\u2014n\ndurchaus verschieden ist. Im allgemeinen wird die Entfernungs-","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nRiiti Kawakami.\n\u00e4nderung im ersten Falle besser verwertet als im zweiten. So betr\u00e4gt sie f\u00fcr Vp. 1 im Durchschnitt 0,66 gegen\u00fcber 0,29\u20140,54. Hervorzuheben ist, dafs f\u00fcr eine Vp. und eine bestimmte Kombination der Grad der Verwertung der Entfernungs\u00e4nderung bei abnehmender objektiver Entfernung w\u00e4chst (Vp. 1 und 4 im ersten Fall), bei anderen dagegen pl\u00f6tzlich in ganz auff\u00e4lliger Weise sinkt, z. B. Vp. 2 und 3 im ersten Fall. So geht der\nFaktor \u2014\u2014\u2014 bei Vp. 2 ganz pl\u00f6tzlich von 0,59 auf 0,08 herab, o\u2014n\nd. h. es ist nur noch die Normalentfernung f\u00fcr die Gr\u00f6fse der subjektiven Entfernung mafsgebend. Diese merkw\u00fcrdige Erscheinung, die ich wiederholt beobachtet habe, soll noch an sp\u00e4terer Stelle besprochen werden.\nTabelle 7.\nZweifmgerverlagerung von der Form 1.\nVp.\to\tn\ts\ts\u2014n\to\tn\t8\ts\u2014n\n\t\t\t\to\u2014n\t\t\t\to\u2014n\n1.\t\t\t\t\t60\t67\t65\t0,29\n\t50\t20\t39\t0,63\t50\t67\t61\t0,35\n\t40\t20\t33\t0,65\t40\t67\t54\t0,48\n\t30\t20\t27\t0,70\t30\t67\t47\t0,54\n2.\t50\t18\t37\t0,59\t50\t63,5\t59\t0,33\n\t40\t18\t31\t0,59\t40\t63,5\t50\t0,57\n\t30\t18\t19\t0,08\t30\t63,5\t44\t0,58\n3.\t50\t19\t30\t0,35\t50\t6(\t56\t0,40\n\t40\t19\t26\t0,59\t40\t60\t50\t0,50\n\t30 1\t19\t19\t0,08\t30\t60\t42\t0,60\n4.\t\t\t\t\t60\t67\t60\t1,00\n\t50\t17\t46\t0,88\t50\t67\t54\t0,77\n\t40\t17\t39\t0,96\t40\t67\t46\t0,77\n\t30\t17\t30\t1,00\t30\t67\t37\t0,81\nIn der Tabelle bedeuten: o die objektive, n die Normal*, s die subjektive\ng__\nEntfernung in mm, -\u2014\u2014 ist ein Faktor, durch den der Grad der Verwertung der Entfernungs\u00e4nderung ausgedr\u00fcckt wird.\nDie bei der Zweifingerverlagerung zweiter Ordnung gefundenen Werte sind, in gleicher Weise wie in Tabelle 7 geordnet, in Tabelle 8 zusammengestellt. Bemerkenswert ist, dafs bei kleiner","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Entfernungst\u00e4uschungen im Gebiete des Drucksinnes.\n217\nNormalentfernung (Darbietung von Strecken auf den Kuppen der beiden Finger) die Entfernungs\u00e4nderung v\u00f6llig oder nahezu v\u00f6llig verwendet wird (Vp. 1, 2 und 4), dafs dagegen bei grofser Normalentfernung die Verwertung sehr gering ist, der bestimmende Einflufs der Normalentfernung sich als ein sehr grofser erweist. Die gleichen Bemerkungen gelten auch im grofsen und ganzen f\u00fcr die Zweifingerverlagerung dritter Ordnung, f\u00fcr die in analoger Weise wie in Tabelle 7 und 8 einige Messungen in Tabelle 9 wiedergegeben sind. Die Ausmessung der Entfernung bereitet hier keine geringen Schwierigkeiten, die vor allem darauf beruhen, dafs die Lage der Verbindungslinie der beiden Tastteile im Raume subjektiv v\u00f6llig verstellt ist.\nTabelle 8.\nZweifingerverlagerung von der Form 2.\nVp.\to\tn\t8\ts\u2014n\to\tn\t8\ts\u2014n\n\t\t\t\to\u2014n\t\t\t\to\u2014n\n1.\t40 i\t20\t40\t1,0\t50\t70\t65\t0,32\n\t30\t20\t40\t1,0\t40\t70\t58\t0,44\n\t20\t20\t21\t1,1\t30\t70\t51\t0,50\n2.\t30\t19\t28\t0,75\t50\t64\t56\t0,57\n3.\t30\t21\t24\t0,33\t50\t61\t58\t0,27\n4.\t30\t17\t29\t0,9\t50\t68\t56\t0,67\n\t20\t17\t20\t1,0\t40\t68\t51\t0,61\nIn der Tabelle bedeuten: o die objektive, n die Normal-, s die subjektive\ng__n\nEntfernung in mm,----- ist ein Faktor, durch den der Grad der Verwertung\no\u2014n\nder Entfernungs\u00e4nderung ansgedr\u00fcckt wird.\nBei der Ausmessung der subjektiven Entfernung bei den bisher beschriebenen Formen von Tastfl\u00e4chenverstellung ist mir aufgefallen, dafs die Bestimmung in mannigfacher Weise durch Vorstellungen beeinflufst wird. Besonders st\u00f6rend ist, dafs man sich bei einiger \u00dcberlegung auf die Normalentfernung und, wenn man die objektive Entfernung durch Zufall einmal zu Gesicht bekommen hat, auch auf diese einstellen kann. In diesem Falle erh\u00e4lt man pl\u00f6tzlich ganz andere Werte f\u00fcr die subjektive Entfernung, die mit den zuvor erhaltenen gar nicht mehr \u00fcbereinstimmen; sie weichen von ihnen ab, so zwar, dafs entweder mit","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nRiiti Kawakami.\ngrofser Ann\u00e4herung nur die Normal- oder aber die Objektiventfernung ausgemessen wird. Ausdr\u00fccklich zu bemerken ist, dafs diese Einstellung nicht jedem ausnahmslos gelingt; vor allem aber ist es nicht m\u00f6glich, l\u00e4ngere Zeit hindurch diese beiden Entfernungen festzuhalten. Es macht sich zuletzt doch immer der kombinierte Einflufs der Normal- und objektiven Entfernung geltend. Hervorzuheben ist aber, dafs die Kombination dieser beiden Faktoren (Objektiv- und Normalentfernung), die in der subjektiven Entfernung zur Geltung kommt und das Ausmafs der T\u00e4uschungen bestimmt, nicht v\u00f6llig unl\u00f6sbar ist, wie man annehmen k\u00f6nnte.\nTabelle 9.\nZweifingerverlagerung von der Form 3.\nVp. 1\t0\tn\t8\ts\u2014n\t0\tn\t8\ts\u2014n\n\t\t\t\to\u2014n\t\t\t\to\u2014n\n1.\t\t\t\t\t60\t80\t78\t0,1\n\t30\t20\t27\t0,7\t50\t80\t66\t0,5\n2.\to CO\t19\t21\t0,18\t50\t71\t62\t0,33\n3.\t30\t0 01\t26\t0,6\t50\t72\t55\t0,77\n4.\t\t1 1\t\t\t50\t71\t59\t0,57\n\t30\t1 17\t29\t0,9\t40\t71\t53\t0,58\nIn der Tabelle bedeuten: o die objektive, n die Normal-, s die subjektive\ng_\nEntfernung in mm, ---- ist ein Faktor, durch den der Grad der Verwertung\no\u2014n\nder Entfernungs\u00e4nderung ausgedr\u00fcckt wird.\n4. Handverlagerung.\nIch habe auch einige Messungen bei der Handverlagerung 2. Ordnung angestellt, die darin besteht, dafs die beiden H\u00e4nde mit gestreckten gegeneinander gerichteten Fingern einander soweit gen\u00e4hert werden, dafs die Finger verschr\u00e4nkt sind, v. Skeamlik hat bei dieser Handverlagerung einige sehr merkw\u00fcrdige Entfernungst\u00e4uschungen beschrieben, die auf dem bestimmenden Einflufs einer Normallage beruht, die offenbar durch die Haltung der beiden H\u00e4nde beim Schreiben bedingt ist. Diese besteht darin, dafs die Unterarme und H\u00e4nde mit dem K\u00f6rper und den Oberarmen ein Dreieck einschliefsen, dessen Basis durch K\u00f6rper und Oberarme, dessen Spitze durch die Finger-","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Entfernungst\u00e4uschungen im Gebiete des Drucksinnes.\n219\nspitzen gebildet wird, die fast bis zur Ber\u00fchrung einander gen\u00e4hert sind.\nTabelle 10.\nHandverlagerung von der Form 2.\nVp.\to\t\tSi\t0\t\u00b02\ts2\tn2/n!\tS2/S1\n1.\t25\t40\t17\t25\t73\t39\t1,8\t2.3\n2.\t25\t40\t16\t25\t70\t25\t1,8\t1,6\n3.\t25\t42\t12\t25\t70\t16\t1,7\t1,3\n4.\t25\t40\t22\t25\t71\t37\t1,8\t1,7\nIn der Tabelle bedeuten : o die objektive, und n2 die Normal-, und s2 die\nsubjektiven Entfernungen in mm.\nAbbildung 4.\nEntfernungst\u00e4uschung bei der Handverlagerung von der Form 2 (aus v. Skramlik, Pfl\u00fcgers Archiv f. d. ges. Physiol. 201, S. 300.\t1923).\nBer\u00fchrt man in der angegebenen Lage der H\u00e4nde auf den Volarseiten zweier benachbarter Finger gleichzeitig z. B. zwei Punkte auf den Grundphalangen und zwei auf den Fingerkuppen (s. Abb. 4), so erscheint die erste Strecke wesentlich gr\u00f6fser als die zweite, obzwar die beiden objektiv gleich grofs sind. Auch in diesem Falle konnte die subjektive Entfernung quantitativ bestimmt werden mit Hilfe einer Vergleichsstrecke, die auf dem 3. r. Finger dargeboten wurde. Die objektive Entfernung betrug stets 25 mm. Die Werte f\u00fcr die Normalentfernung sind etwas unsicher, da ja die Haltung der H\u00e4nde beim Schreiben nicht v\u00f6llig fixiert ist, sondern im Gegenteil etwas schwankt. Ich habe sie unter den oben angegebenen Bedingungen bestimmt, wenn sich n\u00e4mlich die Fingerspitzen ber\u00fchren und die Unterarme und H\u00e4nde einander unter einem Winkel von ann\u00e4hernd 90\u00b0 zustreben. Wie weit das Einsetzen dieser Normalentfernungen statthaft ist, lehrt die Bildung der beiden Quotienten n2 , s\nund \u2014, die einander gleich sein m\u00fcfsten. Tats\u00e4chlich stimmen\nni\tsi\ndiese beiden Werte nur bei den Vpn. 2 und 4 untereinander","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nRiiti Kawakami.\n\u00fcberein, w\u00e4hrend sie bei den beiden anderen differieren. Diese Differenz ist nun nicht etwa in den Messungsfehlern begr\u00fcndet, sondern beruht offenbar darauf, dafs die Normalhaltung der H\u00e4nde f\u00fcr diesen Fall nicht exakt bestimmbar ist.\nIII. Zusammenfassung.\nDie Ergebnisse der Untersuchung lehren, dafs bei jeglicher Verstellung der Tastfl\u00e4chen aus der Normallage, die durch die anatomische Gliederung und die gewohnheitsm\u00e4fsige Haltung der Gliedmafsen bestimmt ist, T\u00e4uschungen \u00fcber die Entfernung zweier Reizorte auftreten. Diese T\u00e4uschungen \u00e4ufsern sich darin, dafs die subjektive Entfernung der beiden Reizstellen nicht mit der objektiven \u00fcbereinstimmt. Die Ausmessung der subjektiven Entfernung geschah auf taktilem Wege durch Vergleich mit einer Strecke, die auf einer anderen in Normallage befindlichen Tastfl\u00e4che dargeboten wurde.\nDiese Art von Bestimmung hatte eine genaue Untersuchung der Leistungen der Tastfl\u00e4chen in der Normallage zur Voraussetzung. Dabei hat sich gezeigt, dafs man mit Hilfe des Drucksinnes Strecken nur unter ganz bestimmten Bedingungen vergleichen kann. Objektiv gleiche Strecken erscheinen bei Begutachtung selbst durch symmetrisch gelegene Tastteile nicht unter allen Umst\u00e4nden auch subjektiv gleich. So sind in der L\u00e4ngsrichtung dargebotene Strecken objektiv gleicher L\u00e4nge auf den gleichen Fingern rechts und links nicht gleich, sondern sie erscheinen den meisten Personen rechts gr\u00f6fser. Zu vergleichen sind Strecken in der L\u00e4ngsrichtung nur auf den Fingern einer Hand. Strecken der Querrichtung k\u00f6nnen dagegen mit symmetrisch gelegenen Tastteilen der rechten und linken Seite verglichen werden. Strecken in der L\u00e4ngs- und Querrichtung sind an den Fingern ebensowenig zu vergleichen, wie an den \u00fcbrigen K\u00f6rperstellen. Von zwei objektiv gleich langen Strecken erscheint die in der Querrichtung dargebotene subjektiv gr\u00f6fser.\nAuf dieser Grundlage konnte die Ausmessung der Entfernungst\u00e4uschungen vor sich gehen. Sie ergab eine volle Best\u00e4tigung des von v. Skr Amlik auf gestellten Satzes, dafs sich die subjektive Entfernung stets zwischen die objektive und Normalentfernung einreiht. Die Entfernungs\u00e4nderung wird psychisch nur teilweise oder \u00fcberhaupt nicht verwertet. Die Verwertung der Ent-","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Entfernungst\u00e4uschungen im Gebiete des Drucksinnes.\n221\nfemungs\u00e4nderung ist f\u00fcr eine Art von Tastfl\u00e4chenverstellung individuell verschieden, f\u00fcr eine Vp. aber ann\u00e4hernd konstant. Die subjektive Entfernung wird durch zwei Faktoren beeinflufst, durch die objektive und die Normalentfernung der beiden Reizstellen, die sich in eigenartiger Weise miteinander kombinieren. Bemerkenswert ist, dafs man sich f\u00fcr eine Zeitlang mit der Aufmerksamkeit auf Grund von \u00dcberlegungen auf die Normal-, oder aber, wenn man die Strecke optisch wahrgenommen hat, auch auf die objektive Entfernung einstellen kann. Die Kombination der objektiven und Normalentfernung, wie sie in der subjektiven zum Ausdruck kommt, ist also keine v\u00f6llig unl\u00f6sbare. Doch ist ausdr\u00fccklich hervorzuheben, dafs die zur Trennung dieser beiden Faktoren erforderliche Aufmerksamkeitseinstellung nicht jedem ausnahmsweise gelingt. Aber auch wenn dies der Fall ist, so lassen sich Normal- oder Objektiventfernung nur f\u00fcr kurze Zeit festhalten.\nZum Schlufs danke ich Herrn Geheimrat v. Kries f\u00fcr die Aufnahme im Institut, Herrn Professor v. Skramlik f\u00fcr die Anregung zu dieser Arbeit.","page":221}],"identifier":"lit35977","issued":"1925","language":"de","pages":"203-221","startpages":"203","title":"\u00dcber Entfernungst\u00e4uschungen im Gebiete des Drucksinnes","type":"Journal Article","volume":"56"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:56:29.597047+00:00"}