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Über Tastwahrnehmungen

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{"created":"2022-01-31T16:46:17.243598+00:00","id":"lit35980","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie","contributors":[{"name":"Skramlik, Emil v.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Sinnesphysiologie 56: 256-280","fulltext":[{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Freiburg i. B.)\n\u2022 \u2022\nUber Tastwahrnehmungen.\nVon\nEmil v. Skbamlik (Freiburg i. B.).\nMit 1 Textabbildung.\nI. Einleitung.\nEs ist eine Erfahrung des t\u00e4glichen Lebens, dafs wir mit Hilfe des Drucksinnes nur dann zu genaueren Bildern von den Gegenst\u00e4nden der Aufsenwelt gelangen, wenn wir ihnen nicht blofs die Tastfl\u00e4chen auflegen, sondern sie unter Bewegungen betasten. Das hat seinen Grund einmal in der Erweiterung des Tastbereichs, der zur Erfassung der Gestalt von Wichtigkeit ist, sodann aber auch gelegentlich in der Erzeugung von Vibrationsempfindungen, die uns \u00fcber die Oberfl\u00e4chenbeschaffenheit Auf-schlufs geben. Auf diese Weise ist wohl die Deutlichkeit der Eindr\u00fccke beim Tasten mit bewegter Haut zu erkl\u00e4ren, es bleibt aber vollst\u00e4ndig offen, warum uns das Tasten mit ruhender Hautfl\u00e4che so unvollkommen \u00fcber die Objekte unterrichtet. Bei Hautstellen, wie z. B. dem Handr\u00fccken oder der Stirnhaut ist dies nicht weiter befremdlich, weil diese zum Tasten nur wenig benutzt werden und ein geringes Lokalisationsverm\u00f6gen besitzen, auf dem bekanntlich die F\u00e4higkeit des Drucksinnes beruht, r\u00e4umliche Vorstellungen von den Gegenst\u00e4nden zu vermitteln. Wohl aber ist es an den Fingerbeeren \u00fcberraschend, die zum Tasten st\u00e4ndig verwendet werden und sich durch ein sehr gutes Lokalisationsverm\u00f6gen auszeichnen.\nDaher sollte es Aufgabe der vorliegenden Untersuchungen sein, neue Erfahrungen \u00fcber den Tastvorgang beizubringen, der bisher weder bei ruhender, noch bei bewegter Tastfl\u00e4che einer","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Tastwahrnehmungen.\n257\nstrengen Analyse unterzogen wurde. Es gelangen aber nicht nur die Wahrnehmungen zur Beschreibung, die in uns beim Betasten von Gegenst\u00e4nden entstehen, sondern auch beim Ber\u00fchren von Hautfl\u00e4chen des eigenen K\u00f6rpers. Im Anschlufs daran soll dargelegt sein, durch welche physiologische Faktoren dieTastwahrnehmungen zu beeinflussen sind.\nII. Eigene Untersuchungen.\nA. Wahrnehmungen bei Aufbringen von Tastfl\u00e4chen auf Gegenst\u00e4nde der Aufsenwelt.\nDas Verfahren war ein vorwiegend subjektives. Nach Auflegen eines bekannten oder unbekannten Gegenstandes auf eine Hautfl\u00e4che mufsten die Tastwahrnehmungen beschrieben, oft auch die vermeintliche Form des Gegenstandes gezeichnet werden, was eine sehr wertvolle Erg\u00e4nzung der Beschreibung ist. Der Gesichtssinn war stets ausgeschaltet, um jegliche Beeinflussung der Tasteindr\u00fccke durch die optischen zu verh\u00fcten. Dies bringt auch den Vorteil, dafs das Versenken in die Tastwahrnehmungen sehr viel besser gelingt.\nGleich an dieser Stelle sei bemerkt, dafs es gar nicht einfach ist, die Bewufstseinsinhalte, die bei solchen Versuchen auftreten, richtig und vollst\u00e4ndig zu erfassen. Es geh\u00f6rt vor allem dazu, dafs man sich von den reinen Empfindungen leiten l\u00e4fst, und alle optischen Vorstellungen verdr\u00e4ngt, die in uns ganz unwillk\u00fcrlich zugleich mit den Tastwahrnehmungen entstehen. Wir sind n\u00e4mlich erfahrungsgem\u00e4fs gewohnt, uns von allen ber\u00fchrten Gegenst\u00e4nden im wahren Sinne des Wortes auch ein Bild zu machen. Erst wenn diese Losl\u00f6sung erfolgt ist, gelangen wirklich nur die reinen Tasteindr\u00fccke zur Verwertung. Deshalb ist zu solchen Versuchen nur ein sehr ge\u00fcbter und sicherer Selbstbeobachter geeignet.\nEs empfiehlt sich f\u00fcrs erste, die Versuchsbedingungen m\u00f6glichst \u00fcbersichtlich zu gestalten, also nur Gegenst\u00e4nde von einfachsten Formen zu verwenden. Hierzu eignet sich am besten eine ebene geschliffene Glasplatte. L\u00e4fst man auf diese unter m\u00e4fsigem Druck die Volarseite der Finger einer Hand auflegen, so hat der Beobachter, wenn auch nicht sofort, so doch sicher nach mehrmaliger Wiederholung des Versuches das Empfinden, dafs die Tastwerkzeuge bis zu einem gewissen","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nEmil v. Skramlik.\nGrade in die Glasplatte eindringen.1 Die Glasplatte erscheint also nicht hart, sondern wie ans nachgiebigem, wachsartigem Material geformt und auch nicht eben, sondern an verschiedenen Stellen deutlich eingedellt, an anderen erhaben. Die Dellen zeigen sich besonders deutlich an der Auflagestelle der Fingerbeeren, aber auch, freilich in weniger auffallendem Grade, an der zweiten und ersten Phalanx. In der Gegend der Gelenke, besonders der articulatio digitorum distalis, weist dagegen die Platte nach oben vorspringende Kanten auf. Gleichartige Gebilde scheinen sich auch zwischen den einzelnen Fingern zu befinden, wodurch der Eindruck der Lagerung der Finger in Dellen, die an einzelnen Stellen eine Unterbrechung aufweisen, ein vollkommener wird. Gr\u00f6fse und Ausdehnung der Dellen und Erhebungen entspricht dabei ann\u00e4hernd der Form eines Abdruckes, wie man ihn gewinnt, wenn man die Finger in eine halbweiche erstarrende Masse, z. B. erw\u00e4rmtes fl\u00fcssiges Paraffin legt.\nLegt man die Hohlhand des Beobachters auf die Glasplatte, so imponiert vor allem eine Vorw\u00f6lbung, die sich in schr\u00e4ger Richtung auf ihr befindet, so zwar, dafs sie (bei der linken Hand) an der Ulnarseite des Handgelenkes beginnt und gegen das Metakarpophalangealgelenk des 2. Fingers streicht. Breite Dellen finden sich jetzt an den R\u00e4ndern, an denjenigen Stellen also, denen die vorgew\u00f6lbten Teile der Radial- und Ulnarseite der palma manus aufliegen.\nDr\u00fcckt man die Platte auf die nach oben zu gerichtete Dorsalseite des Unterarms, so erscheint sie jetzt wieder ausgeh\u00f6hlt. In gleicher Weise ist sie subjektiv deformiert, wenn man sie der Wange oder der Kinngegend auflegt. Eine genaue Beobachtung lehrt indessen, dafs die Form der Platte jedesmal eine andere ist. Bei Auflegen der Dorsalseite des Unterarmes oder des Kinns erscheint sie n\u00e4mlich ann\u00e4hernd wie eine flache Rinne, bei Auf bringen der Wange wie eine runde Schale ausgeh\u00f6hlt. Wir gelangen also durchaus nicht zu den gleichen Eindr\u00fccken von der Oberfl\u00e4chenbeschaffenheit der Platte, ob wir den Unterarm, das Kinn, oder die Wange als Tastfl\u00e4che benutzen.\n1 Einige Versuche dieser Art bringt auch Krass, \u00dcber Tastt\u00e4uschungen. Archiv f. d. gesamte Psychol. 35, 153. 1916 ; 37, 300 und 402. 1918. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 50, 252 und 273. 1919.","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber Tastwahrnehmungen.\n259\nDie merkw\u00fcrdigste Verunstaltung macht sich an der Glasfl\u00e4che bemerkbar, wenn man sie dem Nasenr\u00fccken aufdr\u00fcckt, am besten in der Weise, dafs ein Teil noch auf die Nasenwurzel zu liegen kommt. Sie erscheint dann entlang dem Nasenr\u00fccken in Form einer schmalen, aber tiefen Rinne ausgeh\u00f6hlt, gleichzeitig aber in der Richtung von der Stirn zur Nasenspitze gew\u00f6lbt, so zwar, dafs die konvexe Fl\u00e4che dieser W\u00f6lbung dem Gesicht des Beobachters zugewendet ist. In allen F\u00e4llen hat man genau so, wie bei den Fingern den Eindruck, als ob sich ,die Tastfl\u00e4che an einzelnen Stellen in den Gegenstand eindr\u00fccken liefse. Er erscheint also nicht hart, vielmehr halb weich.\nGanz analogen T\u00e4uschungen wie den bisher beschriebenen begegnet man, wenn man den verschiedenen Tastfl\u00e4chen andersgeformte Gegenst\u00e4nde auflegt, z. B. eine nicht zu scharfkantige Schneide oder eine Kugel. Bei den Versuchen mit der Schneide ist darauf zu achten, dafs keine Verschiebung der Tastfl\u00e4che entsteht, da die Erscheinungen dadurch eine weitere Verwicklung erfahren.1 Legt man die Endphalangen der Finger auf die Schneide, so erscheint sie durchaus nicht gerade, sondern an den Auflagestellen der Fingerbeeren ausgeh\u00f6hlt. Das Gleiche ist der Fall, wenn man blofs einen Finger in seiner L\u00e4ngsrichtung an die Schneide anlegt. Nur ist der Kr\u00fcmmungshalbmesser im ersten Falle sehr viel kleiner als im zweiten. Stellen wir einen Vergleich an mit den Erscheinungen beim Auflegen einer Fingerbeere auf die ebene Glasplatte, so entspricht die Deformation bei der Schneide einem Quer- bzw. L\u00e4ngsschnitte der Delle. Ebenso lassen sich an der Schneide Aush\u00f6hlungen wahrnehmen, wenn man sie dem Unterarm, dem Kinn oder der Wange auflegt. Im Prinzip gleichartige Deformationen werden auch an der Kugel beobachtet, die indessen nach den bisherigen Angaben nichts Auffallendes mehr bieten. Es soll hier nur auf die Gestalts\u00e4nderungen eingegangen sein, die ein walzenf\u00f6rmiger Stab von etwa 5 \u2014 7 mm Durchmesser erf\u00e4hrt, wenn er von den Fingern so gepackt wird, dafs er in der Furche der Articulatio digitorum distalis liegt und ihm die 2. und 3. Phalanx anliegen. Er erscheint nicht zylinderf\u00f6rmig, sondern deutlich gekantet. Die begrenzenden Fl\u00e4chen sind\n1 Vgl. Emil v. Skramlik, \u00dcber Bewegungst\u00e4uschungen im Gebiete des Tastsinns. Zeitschr. f. Sinnesphysiol. 56, 241. 1925. '\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 56.\n18","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nEmil v. Skramlik.\nsubjektiv als eben zu bezeichnen und stofsen unter einem Winkel von etwa 90\u00b0 aneinander.\nDie Zahl dieser Beispiele liefse sich beliebig vermehren, denn T\u00e4uschungen \u00fcber die Gestalt der Gegenst\u00e4nde sind bei jeder Tastfl\u00e4che zu verzeichnen, gleichg\u00fcltig, ob als solche die Haut der Fingerbeere oder des R\u00fcckens verwendet wird. Ein Beweis daf\u00fcr ist die Deformation ebener Gegenst\u00e4nde bei Aufbringen der gesamten Haut der R\u00fcckseite des K\u00f6rpers. Lehnt man sich mit dem R\u00fccken an eine senkrechte Wand oder legt sich auf ein ebenes Brett, so kann man sehr bald wahrnehmen, dafs diese Gegenst\u00e4nde gar nicht eben sind, sondern an einzelnen Stellen Aush\u00f6hlungen, an anderen Buckel auf weisen. So erscheinen sie an der Stelle der Schulterbl\u00e4tter ausgeh\u00f6hlt, zwischen ihnen vorgew\u00f6lbt, ebenso entsprechend dem Ges\u00e4fs ein-gedellt, zwischen Schulterbl\u00e4ttern und Becken aber wieder vorgew\u00f6lbt.\nEin \u00dcberblick \u00fcber die gesamten beobachteten Erscheinungen lehrt, dafs die Gestalt eines Gegenstandes beim Tasten mit ruhender Hautfl\u00e4che wechselnd befunden wird, und zwar verschieden je nach der Hautstelle, die beim Versuche Verwendung findet. Die Beschaffenheit, oder sch\u00e4rfer ausgedr\u00fcckt, die H\u00e4rte der Gegenst\u00e4nde ist aber stets gleich und mit der einer halbweichen Masse zu vergleichen. Daraus l\u00e4fst sich unmittelbar der Schlufs ziehen, dafs die wahrgenommenen Deformationen der Gegenst\u00e4nde nichts mit diesen selbst, sondern nur mit der Tastfl\u00e4che etwas zu tun haben.\nDie Deutung der Erscheinungen verursacht nun keine Schwierigkeiten mehr. Was wir als Deformation an den Gegenst\u00e4nden wahrnehmen, ist nur die Def orm ation der eigenen Tastfl\u00e4che durch den Auflagedruck. Dafs dies tats\u00e4chlich der Fall ist, lehrt unmittelbar die Tatsache, dafs die Deformation der Gegenst\u00e4nde mit steigendem Auflagedruck ausgepr\u00e4gter wird. Die gesamten T\u00e4uschungen haben also auch etwas mit der Eindr\u00fcckbarkeit der Haut zu tun. Je gr\u00f6fser diese ist, um so deutlicher treten sie auf. Das ist der Grund, warum sie ausgepr\u00e4gter auf Hautstellen sind, unter denen sich ein reichliches und verschiebliches Fettpolster befindet; das ist aber auch der Grund, warum manche Menschen mit wenig verschieblicher Haut die T\u00e4uschungen nicht sehr frappant finden.","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Tastwahrnehmungen.\n261\nDurch den Auflagedruck wird die Haut aus einer Normalise herausgebracht, die mit derjenigen identisch ist, die sie auf ihrer Unterlage (Fettgewebe, Muskeln, Sehnen, Knochen) einnimmt, wenn keine \u00e4ufseren Reize auf sie ein wirken, die Fingei also z. B. gestreckt frei in der Luft gehalten werden. Jede Lage\u00e4nderung der Haut wird psychisch aber entweder \u00fcberhaupt nicht oder nur teilweise verwertet. So kommt es, dafs die Haut beim Auflegen auf verschiedene Gegenst\u00e4nde in diese hineinzudringen scheint, und dafs diese ann\u00e4hernd die gleiche Gestalt annehmen, wie sie dem Abgufs der Tastfl\u00e4chen entspricht. Es handelt sich um das gleiche Prinzip, das in den Varianten zur Aristotelischen T\u00e4uschung1 entwickelt wurde. Die Grundlage f\u00fcr alle diese Erscheinungen sind Gewohnheiten, und zwar erstens die einer \u00fcblichen Anordnung der Haut auf ihrer Unterlage (Fettgewebe, Muskeln, Sehnen und Knochen), zweitens die, dafs das Eindringen der Haut in Gegenst\u00e4nde nur dann m\u00f6glich ist, wenn sie aus einer halbweichen Mafse bestehen.\nW\u00e4hrend aber die Beschaffenheit der Gegenst\u00e4nde von jedem Beobachter gleichartig angegeben und als halbweich bezeichnet wird, wechselt die Form, wie man sich auf Grund von Zeichnungen \u00fcberzeugen kann, individuell sehr. Dies h\u00e4ngt damit zusammen, dafs die Tastfl\u00e4che bei jedem anders gestaltet ist.\nAls eine einfache, aber nicht unwichtige Tatsache geht aus diesen Befunden hervor, dafs wir unbewufst eine sehr genaue Kenntnis von der Anordnung unserer Haut auf ihrer Unterlage haben; diese macht sich unter gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnissen gar nicht bemerkbar, sondern erst, wenn auf sie von aufsen ein Druck ausge\u00fcbt wird.\nEs bedarf keiner besonderen Erw\u00e4hnung, dafs die T\u00e4uschungen nur bei Ausschlufs der Augen deutlich sind und sich auch nicht sofort bemerkbar machen, wenn man den Gegenstand zuvor einige Zeit betrachtet hat. Dies hat seinen Grund in einem gewissen Beharrungsverm\u00f6gen der optischen Eindr\u00fccke, das indessen auch den Tastwahrnehmungen nicht abgeht. Man kann sich von dieser Tatsache einfach\n1 Vgl. v. Skramlik, E., Varianten zur Aristotelischen T\u00e4uschung. Pfl\u00fcgers Archiv f. d. ges. Physiol. 201, 250. 1923.\n18*","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nEmil v. Skramlik.\n\u00fcberzeugen, wenn man z. B. die Fingerbeere oder die Nasenspitze einer ebenen Platte aufdr\u00fcckt und sie solange darauf h\u00e4lt, bis der Eindruck einer Aush\u00f6hlung sehr deutlich geworden ist. L\u00e4fst man nun allm\u00e4hlich mit dem Auflagedruck nach und bringt die Tastfl\u00e4che an eine der Delle unmittelbar benachbarte Stelle, so hat man den Eindruck, als ob sich diese Stelle wirklich h\u00f6her befindet, als die zuvor betastete. Legt man hernach den Finger an den fr\u00fcheren Ort, so erscheint er gleich von\nAnfang an deutlich eingedellt.\nAus allen Beobachtungen geht unzweideutig hervor, dafs bei ruhender H\u00e4utfl\u00e4che die Gesichts- mit den Tastwahrnehmungen von den Gegenst\u00e4nden der Aufsenwelt durchaus nicht \u00fcbereinstimmen, und dafs uns diese im Prinzip nicht von der Gestalt und Beschaffenheit der Objekte, sondern von derjenigen der Haut selbst Aufscblufs geben. Und das ist auch ein Hauptgrund, warum wir beim Tasten mit ruhender Haut so verschwommene Eindr\u00fccke von der Form und Beschaffenheit der Gegenst\u00e4nde bekommen. Denn gelangen auch nicht bei jedem die scheinbaren Deformationen zum Bewufstsein, so beeintr\u00e4chtigen sie doch durch ihre Gegenwart die Erfassung der richtigen Form.\nWir haben gesehen, dafs auch beim Ber\u00fchren von objektiv geraden Gegenst\u00e4nden, z. B. von Schneiden, diese subjektiv niemals gerade, sondern gekr\u00fcmmterscheinen, ausgeh\u00f6hlt oder vorgew\u00f6lbt, je nachdem die rJLastfl\u00e4che an den Auflagestellen sich vorw\u00f6lbt oder einsenkt. Es erhebt sich nun die Frage, wTelche Form ein Gegenstand haben mufs, damit er bei ruhender Tastfl\u00e4che als gerade oder eben wahrgenommen wird. Zu ihrer Beantwortung habe ich Abg\u00fcsse von Tastfl\u00e4chen aus Paraffin vom Schmelzpunkt von etwa 50\u201455\u00b0 C hergestellt, t \u00fcr die Hand geht man am besten so vor, dafs man in einer Schale von 20 X 30 cm Seitenl\u00e4nge, die zuvor mit Glyzerin ausgeschmiert ist, eine Schicht Paraffin von etwa 1 cm Dicke erstarren l\u00e4fst, diese mit fl\u00fcssigem Paraffin \u00fcbergiefst und nun die Hand mit gestreckten Fingern hineindr\u00fcckt. Durch Einbringen in kaltes Wasser l\u00e4fst man das Paraffin erstarren und kann dann leicht die ganze Masse aus der Schale herausl\u00f6sen. Man erzielt so sehr gute Abdr\u00fccke, auf denen die Einzelheiten der Tastfl\u00e4che, alle Erhebungen und Vertiefungen gr\u00f6berer, aber auch feinster Art, wie die Papillenleisten der Haut, wiedergegeben sind. Legt","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Tastivahrnehmungen.\n263\nman nun die Hand in einen solchen Abgufs hinein, so hat man nach ganz kurzer Zeit das Empfinden, als ob sie sich auf einer ganz ebenen Unterlage befinden w\u00fcrde, obzwar man beim Hinwegziehen der Tastteile \u00fcber den Abdruck mit Leichtigkeit alle Un-regelm\u00e4fsigkeiten entdeckt. Dies liefert den Beweis, dafs uns\ndie Haut in der Normallage als vollkommen eben erscheint.\n\u2022 \u2022\nDamit steht auch in \u00dcbereinstimmung, dafs eine frei in der Luft gehaltene Hand uns mit ihrer Volar- und Dorsalseite nahezu als eben erscheint. Wir k\u00f6nnen uns auch nicht die geringste Vorstellung von der Anordnung ihrer einzelnen Teile machen. Selbst wenn wir uns auf Grund von fr\u00fcheren optischen Eindr\u00fccken St\u00fcck um St\u00fcck in unserer Phantasie rekonstruieren, bekommen wir nur ein ganz unsicheres und verschwommenes Bild von der wirklichen Lage der Hautdecke.\nEs fragt sich nun, warum die beschriebenen T\u00e4uschungen beim gew\u00f6hnlichen Tastvorgang nicht st\u00f6ren, bei dem also die Tastfl\u00e4che mit einer gewissen Geschwindigkeit \u00fcber die Gegenst\u00e4nde hinweggef\u00fchrt wird. Dies hat mehrere Gr\u00fcnde. Erstens vollziehen sich die normalen Tastbewegungen bei einem ge-riugen Auflagedruck, der meist gerade so grofs ist, dafs eine Ber\u00fchrung von Tastfl\u00e4che und Gegenstand herbeigef\u00fchrt wird. Bei diesem Auflagedruck machen sich die T\u00e4uschungen aber weniger bemerkbar. Sie werden zweitens auch noch dadurch verschwommen, dafs die Tastfl\u00e4che mit einer gewissen Geschwindigkeit \u00fcber die Gegenst\u00e4nde hinweggleitet. Verf\u00e4llt man aber bei Anwendung eines st\u00e4rkeren Auflagedruckes der T\u00e4uschung, so werden z. B. bei der ebenen Glasplatte die Dellen zu scheinbaren Rillen von Fingerbreite ausgezogen. Dabei ist es gleichg\u00fcltig, ob man \u00fcber die Platte nur in der L\u00e4ngs- oder in der Querrichtung hinwegf\u00e4hrt, Wechselt man aber pl\u00f6tzlich die Streichrichtung, so vermifst man die aufgeworfenen R\u00e4nder der Rillen, die doch unzweifelhaft entdeckt werden m\u00fcfsten, wenn wirklich Furchen vorhanden w\u00e4ren. Ihr Fehlen f\u00fchrt aber zu der Erkenntnis, dafs die Glasplatte offenbar doch eben ist, und dafs wir einer T\u00e4uschung unterlegen sind. Als drittes, aber etwas untergeordnetes Moment kommt hier der Einflufs der fr\u00fcheren optischen Wahrnehmungen in Betracht, die durch ihre St\u00e4rke sehr wohl imstande sind, die taktilen Eindr\u00fccke in den Hintergrund zu dr\u00fccken, ja sogar v\u00f6llig zu verdr\u00e4ngen.","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nEmil v. Skraml\u00efk.\nB. Tastwahrnehmungen von der eigenen Hautfl\u00e4che.\nBevor wir uns den Tastwahrnehmungen zuwenden, die in uns auf kommen, wenn wir verschiedene Tastfl\u00e4chen miteinander in Ber\u00fchrung bringen, sollen hier einige Bemerkungen \u00fcber die Vorstellung eingeflochten sein, die wir uns von der Anordnung unserer Hautfl\u00e4che machen, wenn sie durch \u00e4ufsere Reize nicht beeinflufst wird, und sich in der Normallage befindet. Diese ist bekanntlich gegeben, wenn der Kopf senkrecht auf der Schulterquerverbindung steht, und seine Frontale parallel zu dieser Linie verl\u00e4uft, weiter, wenn die oberen Gliedmafsen vollkommen gestreckt dem K\u00f6rper anliegen und die unteren Gliedmafsen gestreckt nebeneinander ruhen.\n1. Die scheinbare Beschaffenheit unserer Hautfl\u00e4che.\nWirken auf die Tastfl\u00e4che keine \u00e4ufseren Reize ein, und sind alle optischen Eindr\u00fccke ausgeschaltet, so erhalten wir, wie eine genaue Selbstbeobachtung ergibt, nur von ganz bestimmten Anteilen der Hautdecke Nachrichten. Diese erm\u00f6glichen es uns, von der Anordnung und Beschaffenheit der Haut, aber auch in einem gewissen Grade von den darunter befindlichen Teilen ein gewisses Bild zu bekommen. Solche Beobachtungen m\u00fcssen bei unbedecktem K\u00f6rper angestellt werden; jegliches Kleidungsst\u00fcck beeintr\u00e4chtigt durch den Auflagedruck und unvermeidliche Zerrungen der Haut den Versuch.\nDie Beschreibung der Wahrnehmungen bei von aufsen v\u00f6llig unbeeinflufster Haut soll am Kopfe beginnen. Hier haben wir eine gewisse Vorstellung von der Lage der Superciliarbogen, der Nasenwurzel, der Lippen, dem Kinn und den oberen Anteilen des Hinterhaupts. Die Eindr\u00fccke dieser Stellen heben sich von denen der anderen mit einer gewissen Eindringlichkeit ab, da wir z. B. \u00fcber die Lage der Haargrenze, die Anordnung der Haut auf der Stirn, der Nasenspitze und den Wangen, ebenso \u00fcber die Lage unserer Ohren sehr im Unklaren bleiben. Die wahrgenommenen Stellen erscheinen uns nun, wie auf einer ebenen Fl\u00e4che angeordnet; wir haben also nicht den Eindruck, dafs die Nasenspitze vorragt, die Augen eingesenkt sind, die Ohrmuscheln etwas abstehen, wir bekommen auch keine Nachricht von der W\u00f6lbung der Wangen oder des Kinns. Aufserdem erscheint uns der Kopf in der Vertikalachse deutlich etwas","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Tastwahrnehmungen.\n265\nverk\u00fcrzt, in der frontal-horizontalen ann\u00e4hernd wie in der Wirklichkeit ausgedehnt, in der sagittal-horizontalen dagegen ganz erheblich verschm\u00e4lert, so dafs die Entfernung Superciliarbogen\u2014Hinterhaupt scheinbar eine ganz kurze ist. Wir gelangen also auf Grund dieser Wahrnehmungen zu einer ganz falschen Vorstellung von der Form unseres Kopfes. Aufserdem wechseln auf ihm Stellen ab, \u00fcber die wir genauer unterrichtet sind, mit solchen, von denen wir keine rechte Kenntnis haben. Und trotzdem wissen wir, dafs zwischen all diesen Anteilen ein ganz inniger Zusammenhang besteht. Interessant ist, dafs die Kopfhaut subjektiv keinen Hohlraum umschliefst, sondern dafs wir den Eindruck haben, dafs sich zwischen Stirn und Hinterhaupt auch etwas befindet, ohne dafs wir aber einen Aufschlufs von der Beschaffenheit dieses \u201eetwas\u201c geben k\u00f6nnten. Das beruht offenbar darauf, dafs uns von da aus keine Nachrichten zukommen.\nUber die Anordnung der Haut am Halse sind wir v\u00f6llig im Unklaren. Dies gilt bei Aussetzung der Atmung in gleicher Weise von den meisten Stellen des Rumpfes, der f\u00fcr uns wieder, wie der Kopf, haupts\u00e4chlich eine L\u00e4ngs- und Querausdehnung besitzt, w\u00e4hrend er in der sagittalen Richtung ganz platt zu sein scheint. Eine ganz gute Vorstellung erhalten wir von der Lage der Achseln, des unteren Teils der Schulterbl\u00e4tter, sowie der H\u00fcften. Von den Gliedmafsen aus bekommen wir nur von denjenigen Stellen Nachricht, die sich \u00fcber Gelenken befinden. So unsicher diese Meldungen auch bei Normallage der Gliedmafsen sind, so reichen sie aus, dafs sich diese Stellen von den \u00fcbrigen abheben. Trotzdem haben wir auch hier den Eindruck, dafs die Haut \u00fcberall ein Kontinum bildet, wenn wir uns auch bis auf die wenigen angef\u00fchrten Stellen durchaus kein Bild von ihrer Anordnung machen k\u00f6nnen.\nEs unterliegt keinem Zweifel, dafs die Angaben \u00fcber die Wahrnehmungen von der ruhenden, in keiner Weise beeinflufsten Hautfl\u00e4che individuell schwanken. Die h\u00e4ngt mit der speziellen Anordnung des Knochenger\u00fcsts und der Ausbildung des Fettpolsters an den einzelnen Stellen zusammen. Wohl aber stimmen die Angaben ausnahmslos darin \u00fcberein, dafs wir nur von allen scharfen Umbiegungsstellen der Haut (am Kinn, Achseln usw.) Nachrichten zugeleitet bekommen, sowie von all denjenigen Anteilen, die in st\u00e4rkerem Grade beansprucht werden (Haut \u00fcber","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nEmil v. Skramlik.\nGelenken). Wollen wir aber etwas mehr von unserer Hautfl\u00e4che erfahren, so m\u00fcssen wir sie beanspruchen, was durch Muskelt\u00e4tigkeit geschieht. Aber auch dann werden nur Eindr\u00fccke von gewissen Stellen verst\u00e4rkt, w\u00e4hrend die von unmittelbar benachbarten oder gar zwischen den beanspruchten gelegenen nach wie vor nicht aufkommen oder unzul\u00e4nglich sind. Man beobachte z. B. die Vorg\u00e4nge bei der Fingerkr\u00fcmmung, bei der auch eine Abbiegung im Metakarpophalangealgelenk stattfindet. Wir bekommen dann einen sehr deutlichen Eindruck von der Lage der Gelenkstellen, w\u00e4hrend wir von den zwischen ihnen befindlichen Teilen uns kein Bild zu machen verm\u00f6gen. Durch die Dehnung der Haut und den dadurch bedingten Druck auf die Unterlage wird aber der Eindruck verst\u00e4rkt, dafs sich zwischen diesen ein weiterer Teil befindet.\n2. Wahrnehmungen hei Aufbringung von Tastfl\u00e4chen auf andere.\nAuch bei diesen Untersuchungen sind wir auf eine sehr strenge Selbstbeobachtung angewiesen. Es dauert selbst bei einem Ge\u00fcbten sehr lange Zeit, bevor er in die Wahrnehmungen Ordnung hineingebracht hat, die entstehen, wenn bei geschlossenen Augen eine Tastfl\u00e4che auf eine zweite aufgebracht wird. Aus der F\u00fclle der Kombinationen sollen hier nur die wichtigsten drei hervorgehoben und er\u00f6rtert werden; Ber\u00fchrung von Tastfl\u00e4chen untereinander, welche die gleiche, an n\u00e4hernd die gleiche und verschiedene Raumempfindlichkeit besitzen. Der erste Fall ist gegeben, wenn man z. B. die Fingerbeeren der Mittelfinger der beiden H\u00e4nde aufeinander legt, der zweite, wenn man die Kuppen des 1. und 2. Fingers einer Hand, der dritte, wenn man die Beere des Zeigefingers mit einer beliebigen Taststelle des Kopfes oder Rumpfes in Ber\u00fchrung bringt. Weiter wurde auch die Bedeutung der Unterlage untersucht, auf der die Hautfl\u00e4che ausruht; welches also die Tastwahrnehmungen sind, wenn diese von weicher oder harter Beschaffenheit ist, aus Fettgewebe oder Knochen besteht.\nDr\u00fcckt man die beiden Mittelfinger der rechten und linken Hand mit ihren Kuppen gegeneinander, so ergibt sich, dies lehrt mit aller Bestimmtheit die h\u00e4ufige Wiederholung des gleichen Versuches, der Tasteindruck, dafs je nach der Einstellung der Aufmerksamkeit bald die eine, bald die andere Fingerbeere eingedellt ist. Bemerkenswert ist, dafs stets derjenige Finger","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Tas\u00fcvahrnehmungen.\n267\ndie Eindellung verursacht, auf den man gerade achtet. Die Verh\u00e4ltnisse liegen hier genau so, wie beim Betasten von Dingen der Aufsenwelt ; der beobachtete Finger entspricht dem tastenden, der andere, auf den die Aufmerksamkeit nicht eingestellt ist, dem leblosen Material. Man kann die Einstellung der Aufmerksamkeit durch st\u00e4rkeren Druck vonseiten einer Hand unterst\u00fctzen. Es gewinnt dann jeweils der dr\u00fcckende Finger die Oberhand, was sich darin \u00e4ufsert, dafs er sozusagen seine Form dem anderen aufpr\u00e4gt. Versucht man durch gleichm\u00e4fsigen Druck der Tastfl\u00e4chen gegeneinander den Eindruck zu erzeugen, dafs beide Tastfl\u00e4chen eingedr\u00fcckt sind, wie es den tats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnissen entspricht, so ger\u00e4t man in eine unbeschreibliche Verwirrung. L\u00e4ngere Selbstbeobachtung hat mich gelehrt, dafs es nicht gelingt, einen solchen Eindruck dauernd festzuhalten. Es mag sein, dafs er f\u00fcr kurze Augenblicke besteht; f\u00fcr gew\u00f6hnlich erscheint im Rhythmus der Aufmerksamkeitsschwankungen bald der eine, bald der andere Finger eingedr\u00fcckt.\nNahezu gleichartig verlaufen die Erscheinungen, wenn man zwei Finger einer Hand, also z. B. den zweiten linken auf den ersten dr\u00fcckt. Man kann sowohl den Eindruck erleben, dafs der erste Finger eingedr\u00fcckt ist, wie auch, dafs der zweite eine Delle auf weist. Die letztere Tastwahrnehmung kommt allerdings schwieriger zum Durchbruch.\nDr\u00fcckt man die Fingerkuppe des dritten rechten Fingers gegen die Volarseite der Grundphalanx des 3. linken Fingers, so erscheint die letztere deutlich eingedellt, und es ist nicht m\u00f6glich, die Dinge etwa umgekehrt wahrzunehmen. Analog liegen die Verh\u00e4ltnisse, wenn man die Finger beere gegen die Wange oder gegen den Oberschenkel dr\u00fcckt. Stets beh\u00e4lt der eindringende Finger vollkommen seine Form und die andere Tastfl\u00e4che ist die eingedr\u00fcckte.\nBisher war stets von der wechselseitigen Ber\u00fchrung von Taststellen die Rede, die unter der Haut ein weiches Polster aufweisen. Anders liegen die Verh\u00e4ltnisse, wenn die eine Hautfl\u00e4che unmittelbar dem Knochen aufliegt. Davon kann man sich leicht \u00fcberzeugen, wenn man die Fingerbeere des 2. oder 3. rechten Fingers einmal gegen die Nasenspitze, sodann gegen den Nasenr\u00fccken dr\u00fcckt. In beiden F\u00e4llen handelt es sich um das Zusammen bringen einer Tastfl\u00e4che von hoher, mit einer von geringer Raumempfindlichkeit. Doch ist die Tastwahr-","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nEmil v. Skramlik.\nnehmung eine durchaus verschiedene. Im ersten Fall erscheint n\u00e4mlich die Nasenspitze, im zweiten die Fingerkuppe eingedr\u00fcckt.\nAls allgemeines Gesetz kann aus s\u00e4mtlichen Beobachtungen das folgende hergeleitet werden. Beim Aufdr\u00fccken von Hautfl\u00e4chen gleicher Raumempfindlichkeit gegeneinander wechseln die Tasteindr\u00fccke mit der Einstellung der Aufmerksamkeit. Es ist also nach Belieben m\u00f6glich, bald die eine, bald die andere Tastfl\u00e4che deformiert wahrzunehmen. Bei Zusammenbringen von Tastfl\u00e4chen ungleicher Raumemfindlichkeit wird stets die mit geringerer ausgestattete als deformiert wahrgenommen. Eine Ausnahme von dieser Regel bildet der Fall, dafs die eine gedr\u00fcckte Fl\u00e4che sich auf harter, unnachgiebiger Unterlage befindet. Dann siegt n\u00e4mlich der Eindruck, dafs die auf weicher Unterlage befindliche die eingedr\u00fcckte ist, auch wenn sie die h\u00f6here Raumempfindlichkeit besitzt.\n\u00c4hnlichen Gesetzen unterstehen auch die Tastwahrnehmungen bei bewegter Tastfl\u00e4che. Betastet man z. B. die Beere des 8. linken Fingers mit der des 3. rechten, so kann man wechselnd \u2014 mit der Einstellung der Aufmerksamkeit \u2014 bald etwas von der Beschaffenheit der einen, bald von der der anderen Fingerkuppe erfahren. Meist wird der bewegte Finger als Beobachter ben\u00fctzt. Man kann sich aber auch ohne Schwierigkeit so einstellen, dafs er dabei beobachtet wird, und wir etwas von seiner Gestalt und Beschaffenheit erfahren.\nBetastet man Stellen, deren Raumempfindlichkeit sich nicht zu sehr von der des tastenden Fingers unterscheidet, so erh\u00e4lt man vorwiegend einen Eindruck von der Beschaffenheit der Stelle mit geringerer Raumempfindlichkeit, es verbleibt aber daneben ein gewisser Rest, der nicht leicht zu deuten ist. Offenbar gelangen auch Nachrichten \u00fcber die Hautfl\u00e4che des tastenden Fingers zum Bewufstsein.\nJe mehr sich die Raumempfindlichkeit der beiden Hautstellen voneinander unterscheidet, um so mehr schwindet dieser Rest, und um so reiner kommt der Eindruck der Oberfl\u00e4chenbeschaffenheit der Stelle geringer Raumempfindlichkeit zur Geltung.\nF\u00fcr den Vorgang des Tastens mit bewegter Hautfl\u00e4che gilt also als allgemeine Regel: Bei zwei Hautfl\u00e4chen gleicher Raumempfindlichkeit entscheidet \u00fcber die Tast-","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Tastwahrnehmungen.\n269\nWahrnehmung die Aufmerksamkeitseinstellung, d. h. man kann willk\u00fcrlich bald \u00fcber die Beschaffenheit der einen, bald \u00fcber die der anderen unterrichtet werden. Bei zwei Hautfl\u00e4chen verschiedener Raumempfindlichkeit gewinnen wir \u00fcberwiegend, ja sogar allein den Eindruck von der Gestalt und Beschaffenheit der Oberfl\u00e4che der Taststelle mit geringer Raumempfindlichkeit.\nC. Die Beeinflussung der Tastwahrnehmungen.\nHier soll nur von denjenigen Einfl\u00fcssen die Rede sein, die sich aus nat\u00fcrlichen Ursachen ergeben, und nicht etwa auf die Anwendung von pharmakologischen Mitteln zur\u00fcckzuf\u00fchren sind. Es kommen hier haupts\u00e4chlich die Innervationsantriebe1 in Betracht, unter denen nichts anderes verstanden sein soll, als die Summe aller zentralnerv\u00f6sen Vorg\u00e4nge, durch deren Zusammenwirken ein bestimmter motorischer Effekt erzielt wird. Die Voraussetzung jeder bewufsten Hand-lung ist, dafs ganz bestimmte Muskeln in einer zweckm\u00e4fsigen Weise und Folge von den entsprechenden motorischen Gehirnzentren erregt werden. Die wiederholte Inanspruchnahme derselben Muskelgruppen lehrt uns das Mafs der Innervationsantriebe kennen, das f\u00fcr die gleiche T\u00e4tigkeit erforderlich ist. Vorzugsweise interessant ist, dafs wir umgekehrt imstande sind, aus diesem die Gr\u00f6fse der \u00e4ufseren Wirkung zu bemessen. Durch die Bezeichnung \u201eInnervationsantriebe\u201c soll vollkommen offen bleiben, ob es uns m\u00f6glich ist, den vom Zentrum gegen die Peripherie ausgesandten Impuls wahrzunehmen, wie auf Grund der fr\u00fcher gebr\u00e4uchlichen Ausdr\u00fccke \u201eInnervationsgef\u00fchle oder -empfindungen\u201c vermutet werden k\u00f6nnte.2\nDie Innervationsantriebe spielen bekanntlich auf dem Gebiete der Gesichtswahrnehmungen eine Rolle: Die Richtung, in der wir die verschiedenen Objekte der Aufsenwelt mit Hilfe des Auges wahrnehmen, wird n\u00e4mlich einerseits durch den Angriffspunkt des Lichtreizes auf der Netzhaut, andererseits durch die jeweilige Stellung des Auges bestimmt. Von dieser werden wir durch eine Anzahl von Vorg\u00e4ngen unterrichtet, die\n1\tVgl. die Abhandlung E. v. Skramlik, Die Beeinflussung der Tastwahrnehmungen durch Innervationsantriebe. Klin. Wochenschr. 3, 967. 1924.\n2\tVgl. L. Kerschner, Zur Theorie der Innervationsgef\u00fchle. Ber. d. naturw. med. Vereins in Innsbruck. 23. Jahrg. S. 47. 1896/97.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nEmil v. Skramlik.\nihrem Wesen nach v\u00f6llig verschieden sind. Wie Helmholtz1 2 3 ausgef\u00fchrt hat, k\u00f6nnen wir gesondert wahrnehmen: Die Intensit\u00e4t der Willensanstrengung, die Spannung unserer Muskeln und endlich den Erfolg der Anstrengung. Es empfiehlt sich nun nach v. Kries 2 die Gr\u00f6fsen, von denen die Sehrichtungen aller Netzhautstellen mitbestimmt werden, unter dem einheitlichen Namen des Stellungsfaktors zusammenzufassen. Wie F\u00e4lle von pl\u00f6tzlich eingetretener L\u00e4hmung der Augenmuskeln gelehrt haben, kommt es aber weniger auf die den verschiedenen Muskeln zukommenden T\u00e4tigkeitsgrade und die Spannungen, als vielmehr die Bewegungsintentionen, also die zentral erzeugten Innervationsantriebe an. Suchen n\u00e4mlich die Kranken ihr Auge nach einer Richtung zu bewegen, in die es nur durch den gel\u00e4hmten Muskel gebracht werden kann, so kommt es zur Wahrnehmung von Scheinbewegungen \u00e4ufserer Objekte, wodurch bei gleichzeitig ge\u00f6ffnetem gesunden Auge Doppelbilder erzeugt werden. Infolge der Willensanstrengung tritt weder eine Bewegung des Auges, noch eine Verk\u00fcrzung und Spannungs\u00e4nderung im Muskel ein, und trotzdem urteilen die Kranken \u00fcber die Richtung der Gesichtslinie so, als w\u00e4ren die normalen Wirkungen ausge\u00fcbt worden. Tats\u00e4chlich aber lag nur die Absicht zur Handlung vor, w\u00e4hrend der Erfolg ausgeblieben ist. Daf\u00fcr sind die scheinbaren Bewegungen der Gegenst\u00e4nde und die Doppelbilder ein Beweis. Aus diesen Befunden l\u00e4fst sich der Schlufs ziehen, dafs die Intensit\u00e4t der Willensanstrengung ein wesentlicher Bestandteil des Stellungsfaktors ist.\nIn der Literatur finde ich eine einzige Angabe, die darauf schliefsen l\u00e4fst, dafs die Innervationsantriebe auch bei den Tastwahrnehmungen von Bedeutung sind, Sternberg beschreibt 2 Versuche an den Fingern, deren Endgliedern flektiert zu sein scheinen, auch wenn keine M\u00f6glichkeit dazu besteht, aber eine entsprechende Bewegung gemacht wird. Er erw\u00e4hnt weiter noch eine Beobachtung von S. Exner, dafs man beim Aufbeifsen auf eine Platte aus hartem Material den Eindruck hat, als ob die\n1\tH. Helmholtz, Handb. d. physiol. Optik. 3. Aufl. S. 204 209.\n2\tv. Kries, J., Handb. d. physiol. Optik von Helmholtz. 3. Aufl. 3, S. 467 und allgemeine Sinnesphysiol. Leipzig 1923. S. 25.\n3\tSternberg, M., Zur Lehre von den Vorstellungen \u00fcber die Lage unserer Glieder. Pfl\u00fcgers Archiv f. d. ges. Physiol. 37, 1. 1885.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Tastwahrnehmungen.\n271\nZ\u00e4hne in sie eindringen w\u00fcrden, w\u00e4hrend dies tats\u00e4chlich nicht der Fall ist nnd sich h\u00f6chstens die Z\u00e4hne in die Alveolen verlagert haben k\u00f6nnen. Auf Grund seiner Versuche kommt er zu dem Schl\u00fcsse, dafs \u201ewir bei aktiven Bewegungen auf die von den bewegten Gliedern uns etwa zukommenden Lageempfindungen nicht notwendig achten, sondern gewohnt sind, mit dem Willensimpulse sofort die Bewegung f\u00fcr ausgef\u00fchrt zu halten\u201c.\nBei der experimentellen Pr\u00fcfung der Frage, ob und in welcher Weise Tastwahrnehmungen durch Innervationsantriebe beeinflufst werden k\u00f6nnen, mufs daf\u00fcr Sorge getragen sein, dafs eine bestimmte Muskelanstrengung ohne \u00e4ufseren Erfolg bleibt. Beurteilt man die Beschaffenheit der Gegenst\u00e4nde dann so, als ob die gewollte Wirkung auch tats\u00e4chlich eingetreten w\u00e4re, so l\u00e4fst sich die Frage bejahen.\nEin sehr einfacher Fall dieser Art ist gegeben, wenn man bei geschlossenen Augen eine f\u00fcr menschliche Kraft un-verbiegliche und unzerbrechliche Platte (z. B. aus dickem Glas von den Dimensionen L\u00e4nge X Breite XH\u00f6he = 12 X 7 X 0,5 cm) so in beide H\u00e4nde nimmt, dafs die beiden Daumen dem Rande der Unterseite, die \u00fcbrigen Finger der Mitte der Oberseite an-liegen, und nun eine Muskelanstrengung macht, als ob man die Platte nach oben durchbiegen wollte. Die Platte wird dann scheinbar bis zu einem gewissen Grade durchgebogen sein. Eine sehr merkw\u00fcrdige Form Ver\u00e4nderung weist die Platte auf, wenn man sie mit den beiden H\u00e4nden oben und unten in entgegengesetzter Richtung zu verdrehen beabsichtigt. Man erlebt so den Eindruck, als ob sie spiralf\u00f6rmig verbogen w\u00e4re.\nAnaloge T\u00e4uschungen ergeben sich bei jedem Versuch, Gegenst\u00e4nde in irgendeiner Weise zu deformieren, nur m\u00fcssen diese so beschaffen sein, dafs unsere Kraft in keinem Fall zur Durchf\u00fchrung der Absicht ausreicht.\nInteressant sind z. B. Versuche an einem Elfenbeinball. Dr\u00fcckt man diesen mit einer Hand fest zusammen, so erscheint er nach kurzer Kraftanstrengung zu einem Ei verquetscht. Nimmt man ihn zwischen beide H\u00e4nde und dr\u00fcckt auf ihn, so kann man ihn ganz nach Mafsgabe der angewandten Kraft scheinbar bis auf ann\u00e4hernd die H\u00e4lfte des wirklichen Durchmessers zusammenpressen.\nSehr geeignet hat sich f\u00fcr solche Versuche auch die in Abb. 1 wiedergegebene Vorrichtung erwiesen, die man in der","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nEmil v. Skramlik.\nverschiedensten Weise deformieren kann. Packt man sie z. B. mit beiden H\u00e4nden an den Enden der Querst\u00fccke, die dem K\u00f6rper zugewendet gehalten werden, so weist die Eisenstange eine Verkr\u00fcmmung auf, deren Konkavit\u00e4t beim Pressen nach innen, beim Zuge nach aufsen gewendet ist. Fafst man die beiden Handhaben in der Mitte, so wird die Eisenstange beim Gegeneinanderdr\u00fccken deutlich verk\u00fcrzt, beim Ziehen merklich verl\u00e4ngert. Der Eindruck der Ausdehnung der Eisenstange kann noch zwingender gestaltet werden, wenn man an einer der beiden Handhaben zieht, die andere gleichzeitig hinausdr\u00fcckt, also eine Handhaltung wie beim Spannen eines Bogens anwendet. Man kann so, je nach der aufgewendeten Kraft, den Eindruck bekommen, dafs die Stange um die H\u00e4lfte ausgezogen wurde. Dreht man die beiden Handhaben in entgegengesetzter Richtung, so erscheint der in der Mitte befindliche Stab spiralf\u00f6rmig verdreht.\nVorrichtung zur Demonstration scheinbarer Verbiegungen in verschiedener Richtung in J/io der wirklichen Gr\u00f6fse.\nAbbildung 1.\nBemerkenswert ist, dafs man bei solchen Versuchen nicht nur den Eindruck hat, dafs die Eisenstange zusammengedr\u00fcckt oder ausgedehnt wird, sondern man \u201esieht\u201c sie gleichzeitig im ersten Fall durch die Pressung f\u00f6rmlich verdickt, im zweiten durch die Dehnung verd\u00fcnnt vor sich. So zwingend sind die Illusionen, dafs man nicht allein der irrt\u00fcmlichen Wahrnehmung einer Deformation verf\u00e4llt, sondern dafs man auch in seiner Phantasie die Auswirkung der beabsichtigten Handlung vor sich sieht, von der man ja gar nichts wahrnehmen kann. Interessant ist, dafs man auf diese Weise auch eine Wand scheinbar von der Stelle r\u00fccken, oder in geneigte Lage bringen kann. Stemmt man sich unter Anlegung der einen Hand mit der vollen Wucht seines K\u00f6rpers gegen eine Wand, so scheint sie nachzugeben und sich in der Druckrichtung zu neigen. Stellt man den Versuch an einem T\u00fcrrahmen an, so kann man die beiden seitlichen Pfosten scheinbar auseinanderdr\u00e4ngen. Es liefse sich noch eine ganze Anzahl \u00e4hnlicher Erscheinungen anf\u00fchren, doch gen\u00fcgen die angef\u00fchrten Beispiele v\u00f6llig zur Ableitung anderer F\u00e4lle.","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Tastwahrnehmungen.\n273\nEine Analyse dieser merkw\u00fcrdigen T\u00e4uschungen durch Einstellung der Aufmerksamkeit auf die Gegenst\u00e4nde und die Tastwerkzeuge gesondert f\u00fcr sich, lehrt nun vor allem, dafs wir uns bei den Versuchen nicht nur von der Anordnung der Objekte, sondern auch von der Lage der Tastwerkzeuge eine ganz falsche Vorstellung machen. Diese wird n\u00e4mlich ann\u00e4hernd so beurteilt, wie diejenige, die eingenommen wird, wenn die Verbiegung des Gegenstandes wirklich gelungen ist. Fassen wir das erstangef\u00fchrte Beispiel ins Auge, so schliefsen die Finger mit der Platte scheinbar einen Winkel von etwa 45\u00b0 ein, und das Metakarpophalangealgelenk ist gegen\u00fcber der Ausgangsstellung gehoben, so dafs Handr\u00fccken und Finger unter einem rechten Winkel aneinanderstofsen. Im Fall der scheinbaren Verr\u00fcckung der Wand kann man die subjektive Lage von Hand und Fingern auch objektiv zur Darstellung bringen, wenn man den Beobachter auf fordert, den Versuch mit der rechten Hand anzustellen, und gleichzeitig durch Einstellung der linken Hand anzugeben, wie die rechte zu stehen scheint. Dabei ergibt sich ganz unzweideutig, dafs man die Lage der Hand so beurteilt, wie wenn der beabsichtigte Erfolg tats\u00e4chlich eingetreten w\u00e4re.\nHervorzuheben ist, dafs unter den gew\u00f6hnlichen Bedingungen des Versuchs prim\u00e4r nur die scheinbare Ver\u00e4nderung der Gestalt des Objekts, nicht die in der Lage unserer Gliedmafsen zum Bewufstsein gelangt. Erst wenn man im Selbstversuch eigens die Aufmerksamkeit auf die Lage der Tastwerkzeuge lenkt, oder den Beobachter anweist, auf diese zu achten, wird klar, dafs man sich \u00fcber die Lagerung der Gliedmafsen im Raume t\u00e4uscht. Auf Grund dieser Feststellung k\u00f6nnen wir den Schlufs ziehen, dafs auch jede scheinbare Ver\u00e4nderung in der Anordnung der Tastteile zu allererst als Ver\u00e4nderung der Gestalt der Gegenst\u00e4nde beurteilt wird. Denn dafs jede wirkliche Verlagerung der Tastfl\u00e4che ver\u00e4ndernd auf die Form der Gegenst\u00e4nde einwirkt, ist an anderer Stelle auseinandergesetzt worden.1 Bisher war blofs die Rede davon, dafs durch Innervationsantriebe die Form von Gegenst\u00e4nden der Aufsenwelt ver\u00e4ndert werden kann. Um so interessanter ist die Tatsache, dafs wir scheinbar auch Teile unseres eigenen K\u00f6rpers deformieren k\u00f6nnen.\n1 8. Fufsn. 1, S. 259.","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nEmil v. Skramlik.\nDies ist besonders \u00fcberraschend, weil wir von dem Erfolg durch zwei Tastfl\u00e4chen unterrichtet werden, und zwar einmal verm\u00f6ge derjenigen, durch welche der Einflufs geltend gemacht wird, zum zweiten durch die, auf welche er sich bezieht. Man kann sich von der Richtigkeit der Angabe einfach im Selbstversuch \u00fcberzeugen, wenn man z. B. den Kopf zwischen beide H\u00e4nde nimmt und nun einen Druck aus\u00fcbt, als ob man ihn zusammenpressen wollte. Man wird dann oft sofort, manchmal erst nach einigen Versuchen den Eindruck haben, als ob er in Wirklichkeit auch auf etwa zwei Drittel seiner Ausdehnung zusammengedr\u00fcckt w\u00fcrde. Das Gleiche ist der Fall, wenn wir z. B. mit der rechten Hand den Handr\u00fccken der linken packen und ihn fest zusammendr\u00fccken. Scheinbar wird die linke Hand auch auf etwa zwei Drittel, h\u00f6chstens auf die H\u00e4lfte verkleinert. Wir haben, darauf ist besonderer Nachdruck zu legen, in den beiden angef\u00fchrten F\u00e4llen den Eindruck, als ob sich im ersten die H\u00e4nde, im zweiten die zufassenden Finger einander entsprechend gen\u00e4hert h\u00e4tten, obwohl uns eine andere Tastfl\u00e4che unterrichten k\u00f6nnte, dafs dies gar nicht der Fall ist. Unentschieden bleibt vorerst, ob in diesen F\u00e4llen die Nachrichten wirklich v\u00f6llig aus-bleiben oder nur unterdr\u00fcckt werden, so dafs sie in dem gesamten Bewufstseinsinhalt nicht auf kommen. Jedenfalls sind diese Erscheinungen sehr bemerkenswert, um so mehr, als wir den scheinbaren Erfolg \u2014 das Zerdr\u00fccken des Kopfes oder der Hand \u2014 ja gar nicht herbeiw\u00fcnschen.\nEs ist nunmehr der Beweis zu liefern, dafs die T\u00e4uschungen durch Innervationsantriebe verursacht sind, also durch zentrale Vorg\u00e4nge, und dafs zu ihrer Erkl\u00e4rung nicht etwa begleitende Empfindungen, also peripher ausgel\u00f6ste Prozesse ausreichen, wie die Deformation der Hautfl\u00e4che, bedingt durch Anlegen der Tastteile an den Gegenstand, die Muskelspannungen und endlich die Bewegungen der Gliedmafsen, die bei solchen Versuchen stets in gr\u00f6fserem oder\ngeringerem Umfange auftreten.\nNach den Ausf\u00fchrungen der ersten Abschnitte dieser Abhandlung kommt f\u00fcr diese Erscheinungen der Auflagedruck der Tastfl\u00e4chen und die dadurch bedingte scheinbare Deformation der Gegenst\u00e4nde nicht in Betracht. Diese T\u00e4uschungen treten wohl stets gleichzeitig auf, sie spielen aber bei den hier beschriebenen Verbiegungen der Gegenst\u00e4nde keine Rolle.","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"275\n<4\nTiber Tastwahrnehmungen.\nDer Beweis daf\u00fcr kann geliefert werden, wenn man die Finger, z. B. der Platte in der gleichen Stellung auflegt, oder durch einen Gehilfen aufdr\u00fccken l\u00e4fst, wie beim eigentlichen Versuch, nun aber keine Willensanstrengung macht, den Gegenstand durchzubiegen. Man wird dann wohl unter dem Eindruck stehen, dafs die Platte gegen\u00fcber fr\u00fcher etwas d\u00fcnner geworden ist (durch die scheinbare Eindellung von oben und unten), nicht aber, dafs die Platte durchgebogen, oder die Wand von ihrer Stelle ger\u00fcckt, oder geneigt worden ist. Das gleiche ist der Fall beim Anlegen der Hand an die Mauer, wobei die Finger in diese einzudringen scheinen. Durch das blofse Aufdr\u00fccken der Tastteile unterliegt man noch keiner T\u00e4uschung \u00fcber die Anordnung der Gegenst\u00e4nde oder der Gliedmafsen im Raume. Daraus kann man unmittelbar den Schlufs ziehen, dafs bei den Experimenten dieser Reihe die Verlagerung der Tastfl\u00e4che v\u00f6llig nebens\u00e4chlich ist.\nWeniger leicht ist der Beweis zu liefern, dafs die Wahrnehmung der Muskelspannungen zum Aufkommen des Eindruckes von der Deformation der Gegenst\u00e4nde nicht ausreicht. Denn wir k\u00f6nnen diese im Versuche nicht v\u00f6llig ausschalten. Ein gewisses Mafs von Muskel Verk\u00fcrzung und -Spannung ist ja erforderlich, um z. B. die Platte in den H\u00e4nden zu halten, oder die Hand gegen die Wand zu dr\u00fccken. Sollten aber die T\u00e4uschungen nur durch Vorg\u00e4nge von seiten der Muskeln bedingt sein, so steht zu erwarten, dafs sie um so h\u00f6here Grade annehmen, je st\u00e4rker die Muskeln in T\u00e4tigkeit gebracht werden. Eigene Versuche haben nun gelehrt, dafs eine wirkliche Proportionalit\u00e4t zwischen Muskelanstrengung und scheinbarem Erfolg nicht besteht. Es tritt also nicht der Fall ein, dafs z. B. die beiden aufgebogenen R\u00e4nder der Platte bei kr\u00e4ftigem Muskelzug etwa einen Winkel von 120\u00b0, bei geringem aber von 150\u00b0 miteinander einschliefsen, die Platte also weniger verbogen ist. Man kann im Gegenteil sogar feststellen, dafs der Eindruck der Verbiegung der Platte oft ein sehr viel unsicherer, ja sogar v\u00f6llig zweifelhafter wird, wenn man die Muskeln kr\u00e4ftig anspannt, dafs dagegen schon eine ganz geringe Muskelanstrengung gen\u00fcgt, um die Gegenst\u00e4nde erheblich zu deformieren, wenn man sich psychisch ganz auf den Erfolg einstellt.\nIm allgemeinen ist die T\u00e4uschung am frappantesten, wenn man beim Versuche dasjenige Mafs an Muskelkraft auf-\nZeitschrift f. Sinnesphysiol. 56.","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nEmil v. Skramlik.\nwendet, das bei einem wirklich verbieglichen Gegenstand der gleichen Dicke und Ausdehnung zur Deformation erforderlich w\u00e4re. Sehr feste Gegenst\u00e4nde (dicke Eisenstangen und -platten) sind f\u00fcr diese Versuche ungeeignet, weil man an das Experiment schon unter dem Eindruck herantritt, dafs man durch eigene Kraft die Verbiegung nicht bewerkstelligen kann. Das ist auch der Grund, warum man sich gegen die Mauer nicht allein mit dem Arm, sondern mit dem ganzen K\u00f6rper stemmen mufs, weil sonst ein Erfolg ganz unwahrscheinlich ist. Unter dem Zwange der Vorstellung, dafs die eigene Kraft nicht ausreicht, erweist sich n\u00e4mlich jede Anstrengung als nutzlos.\nAls Beweis daf\u00fcr, dafs die Muskelanspannung f\u00fcr die T\u00e4uschung nicht ausschlaggebend ist, kann auch angef\u00fchrt werden, dafs die scheinbare Deformation der Gegenst\u00e4nde \u00fcberhaupt gewisse Grenzen hat. Sonst ra\u00fcfste es ja gelingen, die Platte bis zum Zusammenklappen der R\u00e4nder zu verbiegen, oder eine Wand umzulegen. Diese Grenzen sind dadurch gegeben, dafs uns jede wirkliche Deformation eines Gegenstandes wieder auf eigene Weise bewufst wird. Hier entscheiden die Bewegungsempfindungen, die uns \u00fcber die tats\u00e4chlich erfolgte Ortsverlagerung der Tastwerkzeuge Aufschlufs geben, und in den F\u00e4llen scheinbarer Deformation zum grofsen Teil \u2014 nicht ganz \u2014 fehlen. Denn geringf\u00fcgige Ortsverlagerungen der Tastwerkzeuge sind bei diesen Versuchen nicht zu vermeiden. Bei jeder wirklichen Deformation, wenn z. B. eine Platte aus verbieglichem Material verwendet wird, merken wir an dem Grade dieser Bewegungen den Erfolg.\nWeiter kann als ein Beweis gegen die Bedeutung der Muskelspannungen die im folgenden beschriebene Erscheinung herangezogen werden. Hat man n\u00e4mlich einmal die Muskeln aufs \u00e4ufserste angespannt, um z. B. die Platte durchzubiegen, und ist dabei der subjektive Erfolg ausgeblieben, so gen\u00fcgt in unmittelbarem zeitlichen Anschlufs daran eine ganz geringe Anstrengung \u2014 eigentlich nur der Wille zur Tat \u2014 um den Eindruck der Deformation aufs Lebhafteste zu erzeugen. In diesem Ph\u00e4nomen handelt es sich offenbar um die Bahnung eines psychischen Prozesses, in dem Sinne, dafs durch die vorangegangene Bet\u00e4tigung das Mafs der Innervationsantriebe deutlicher bewufst wird.\nAls letzten Punkt haben wir noch den Einflufs von","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber Tastwahrnehmungen.\n277\nBewegungen auf die T\u00e4uschungen zu untersuchen. Es ist bereits davon die Rede gewesen, dafs kleine Ortsver\u00e4nderungen der Tastteile beim Anstellen des Fundamentalversuchs nicht zu vermeiden sind. Man kann sich aber mit Leichtigkeit \u00fcberzeugen, dafs durch Bewegungen der an den Gegenstand angelegten Tastwerkzeuge oder in benachbarten Gelenken (im Hand-Ellbogen-, Schultergelenk) allein der Tasteindruck einer Verbiegung nicht aufkommt. Es w\u00e4re daran zu denken gewesen, dafs z. B. bei dem \\ ersuch an der Platte oder an der Mauer eine Bewegung der Hand im Handgelenk nach aufw\u00e4rts, oder eine Erhebung des ganzen Armes im Schultergelenk den Eindruck der Deformation erm\u00f6glicht, zumal es sich um Bewegungen handelt, die beim Gelingen der beabsichtigten Wirkung eintreten m\u00fcssen. Verbiegt man n\u00e4mlich eine Platte nicht nur scheinbar, sondern in Wirklichkeit, so m\u00fcssen allm\u00e4hlich die H\u00e4nde im Handgelenk, und Unter- und Oberarm im Schultergelenk gehoben werden, um den Erfolg \u00fcber ein gewisses Mals hinauszutreiben und zu bewirken, dafs die R\u00e4nder der Platte nicht nur aufgebogen sind, sondern sich auch bis zur Ber\u00fchrung n\u00e4hern. Es hat sich aber gezeigt, dafs Bewegungen f\u00fcr das Zustandekommen des Verbiegungsein drucks allein durchaus nicht gen\u00fcgen.\nWohl aber wird der bereits erzielte Eindruck einer Verbiegung verst\u00e4rkt, die T\u00e4uschung also frappanter, wenn man hernach die Arme im Schultergelenk hebt, wie dies geschieht, sowie die Platte tats\u00e4chlich nachgibt. Diese Beg\u00fcnstigung beruht offenbar darauf, dafs jeder Vorgang, der sich bei der wirklichen Deformation eines Gegenstandes abspielt, die Erinnerung an das dabei notwendige Geschehen weckt und verst\u00e4rkt.\nHier kommt unterst\u00fctzend hinzu, dafs bei jeder Lage\u00e4nderung der Arme \u00fcbersehen wird, dafs die Stellung der Tastwerkzeuge zum Gegenstand unver\u00e4ndert geblieben ist. Werden n\u00e4mlich beim Plattenversuch die Arme im Schultergelenk bewegt, so kommt es gleichzeitig zu einer Dorsalbeugung der Hand im Handgelenk, da ja der Gegenstand in Wirklichkeit nicht nachgibt. Gewohnheits-gem\u00e4fs bleibt aber die Lage der H\u00e4nde zu den Unterarmen gegen\u00fcber der Ausgangsstellung unver\u00e4ndert, wenn man die Arme im Schultergelenk bewegt, und dies ist auch der Fall, wenn die Platte tats\u00e4chlich verbieglich ist. Da diese Lage\u00e4nderung\naber psychisch nur teilweise oder \u00fcberhaupt nicht verwertet wird,\n19*","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nEmil v. Skraml\u00efk.\nso steht man auch bei dem Versuch v\u00f6llig unter dem Eindruck, dafs sich die Hand in der gleichen Weise bewegt hat, wie der Unterarm, dafs also bei einer Aufw\u00e4rtsbewegung des Unterarms auch die Handr\u00fccken schr\u00e4g nach aufsen und aufw\u00e4rts stehen. Dadurch wird aber der Eindruck von der scheinbaren Verbiegung der Gegenst\u00e4nde verst\u00e4rkt.\nAus den gesamten Beobachtungen und den anschliefsenden Besprechungen geht mit Sicherheit hervor, dafs die Ursache f\u00fcr die beschriebenen merkw\u00fcrdigen T\u00e4uschungen in zentralen Faktoren, n\u00e4mlich den Innervationsantrieben zu erblicken ist. Dies lehrt auch die leichte Beein-flufsbarkeit dieser Erscheinungen durch Vorstellungen, die sich bei Vorg\u00e4ngen peripheren Ursprungs lang nicht in dem Mafse bemerkbar macht. Schon der blofse Gedanke \u201edie Deformation ist ja nicht durchf\u00fchrbar,\u201c oder \u201esie hat ja gar nicht stattgefunden\u201c beeintr\u00e4chtigt den Eintritt der T\u00e4uschung ganz erheblich. Es kann dies sogar soweit gehen, dafs die Wahrnehmung der Deformation eines Gegenstandes gar nicht mehr aufkommt.\nMan kann also sagen, dafs auch die Tastwahrnehmungen durch Innervationsantriebe zu beeinflussen sind. Als vorzugsweise interessant hebt sich die Tatsache heraus, dafs unter ganz bestimmten Umst\u00e4nden der Wille zur Tat schon als Tat selbst genommen wird.\nEine Parallele zwischen Tast- und Gesichtswahrnehmungen lehrt, dafs sich die beiden Sinnesgebiete hier nur insofern voneinander unterscheiden, als wir beim Getast den Einflufs der Innervationsantriebe jederzeit verfolgen k\u00f6nnen, w\u00e4hrend wir vorerst beim Gesicht auf gelegentliche F\u00e4lle von Augenmuskell\u00e4hmungen angewiesen sind, die \u00fcberdies nur selten im Anfangsstadium zur Untersuchung gelangen.\nIII. Zusammenfassung.\nAufgabe der vorliegenden Untersuchungen war vor allem, die Tas twahrnehmungen zu beschreiben, die in uns beim Betasten von Gegenst\u00e4nden und von Hautfl\u00e4chen des eigenen K\u00f6rpers entstehen.\nBei ruhenderTastfl\u00e4che gelangen wir weniger zu einem Eindruck von dem Gegenstand, auf dem die Haut aufruht, sondern vorwiegend zu einem von der Gestalt, Oberfl\u00e4che und der Beschaffenheit der verwendeten Hautfl\u00e4che, die in","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"I\u00bb\nUber Tastwahrnehmungen.\n279\ndie Gegenst\u00e4nde scheinbar eindringt. Dies beruht auf der Gesetz-m\u00e4fsigkeit, dafs jede, auch die durch den geringen Auflagedruck beim Tasten bedingte Verlagerung der Tastfl\u00e4che aus einer Normallage psychisch nur teilweise oder \u00fcberhaupt nicht verwertet wird. Als Normallage der Haut kommt hier diejenige in Betracht, die eingenommen wird, wenn keine \u00e4ufseren Reize auf sie einwirken, die Hand also z. B. frei in der Luft gehalten wird. In allen diesen Wahrnehmungen steckt noch ein nicht ganz gut bestimmbarer Rest, der darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, dafs uns Nachrichten \u00fcber die Beschaffenheit des Gegenstandes zukommen.\nBei Betasten von Tastfl\u00e4chen des eigenen K\u00f6rpers h\u00e4ngt der psychische Erfolg von dem Verh\u00e4ltnis der Raumempfindlichkeit der beiden Tastteile ab. Ist diese gleich grofs, so wechseln die Tasteindr\u00fccke mit der Einstellung der Aufmerksamkeit. Es ist also nach Belieben m\u00f6glich, bald die eine, bald die andere wahrzunehmen, doch ist \u2014 vollkommen entsprechend den Feststellungen beim Betasten von Gegenst\u00e4nden der Aufsen-welt \u2014 die beobachtete Tastfl\u00e4che jeweils durch die tastende deformiert. Bei Zusammenbringen von Tastfl\u00e4chen ungleicher Raumempfindlichkeit wird stets die mit geringerer ausgestattete als deformiert wahrgenommen. Eine Ausnahme von dieser Regel bildet der Fall, dafs die eine gedr\u00fcckte Fl\u00e4che sich auf harter, unnachgiebiger Unterlage befindet. Dann siegt n\u00e4mlich der Eindruck, dafs die auf weicher Unterlage befindliche eingedr\u00fcckt ist, auch wenn sie die h\u00f6here Raumempfindlichkeit\nbesitzt.\n\u2022 \u2022\n\u00c4hnlichen Gesetzen unterstehen auch die Tast wahrnehmungen bei bewegten Hautteilen des eigenen K\u00f6rpers. Bei Tastfl\u00e4chen gleicher Raumempfindlichkeit entscheidet \u00fcber die Tastwahrnehmung die Aufmerksamkeitseinstellung, d. h. man kann willk\u00fcrlich bald \u00fcber die Beschaffenheit der einen, bald \u00fcber die der anderen unterrichtet werden. Bei Betasten zweier Hautfl\u00e4chen ungleicher Raumempfindlichkeit gewinnen wir \u00fcberwiegend, ja sogar allein, den Eindruck von der Gestalt und Oberfl\u00e4chenbeschaffenheit der Tastteile geringerer R a u m e m p-findlichkeit.\nVon den physiologischen Faktoren, durch welche die Tastwahrnehmungen beeinflufst werden k\u00f6nnen, sind die Innervationsantriebe die wichtigsten und interessantesten. Unter","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nEmil v. Skramlik, \u00dcber Tastwahrnehmungen.\nihnen soll die Summe aller zentralnerv\u00f6sen Vorg\u00e4nge verstanden sein, durch deren Zusammenwirken ein bestimmter motorischer Effekt erzielt wird. Die Innervationsantriebe beeinflussen die Tastwahrnehmungen in dem Sinne, dafs der Wille zur Tat f\u00fcr die Tat selbst genommen wird, wenn man die Tastteile in einer Weise zu gebrauchen beabsichtigt, die sonst zu einem Erfolge f\u00fchrt. Bemerkenswert ist, dafs man sich unter den angegebenen Bedingungen nicht allein \u00fcber die Gestalt der Gegenst\u00e4nde t\u00e4uscht, sondern auch \u00fcber die Anordnung unserer Tastwerkzeuge im Raume.\nDie vorliegenden Untersuchungen wurden mit Hilfe einer Spende der Rockefellerstiftung durchgef\u00fchrt, der auch an dieser Stelle herzlichst gedankt sein soll.","page":280}],"identifier":"lit35980","issued":"1925","language":"de","pages":"256-280","startpages":"256","title":"\u00dcber Tastwahrnehmungen","type":"Journal Article","volume":"56"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:46:17.243603+00:00"}

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